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Landesherrliche Kanzleien im Spätmittelalter

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Source : Landesherrliche Kanzleien … Landesherrliche Kanzleien im Spätmittelalter. Referate zum VI. Internationalen Kongreß für Diplomatik, München, 1983, 2 t., Münich, (Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung, 35).

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Landesherrliche Kanzleien im Spätmittelalter. Referate zum VI. Internationalen Kongreß für Diplomatik, München, 1983, éd. G. Silagi, 2 t., Münich, Arbeo-Gesellschaft, 1984 (Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung, 35).

[p. 37] Derzeitige Lage und künftige Aufgaben der Diplomatik

Der ehrenvolle Auftrag, den mir das „Bureau‟ der „Commission internationale de diplomatique‟ erteilte, auf dem diesjährigen VI. internationalen Kongreß der Kommission in München gemeinsam mit Präsident Bautier ein Grundsatzreferat über „Derzeitige Lage und künftige Aufgaben der Diplomatik‟ zu halten, hat zwiespältige Gefühle in mir ausgelöst: mit dem Gefühl der Dankbarkeit für das entgegengebrachte Vertrauen verband sich sogleich die Besorgnis, ob meine notwendig knappen Darlegungen zu einem Thema, das vorzüglich für ein mehrtägiges Kolloquium geeignet wäre, die Akzente nicht vielleicht zu einseitig setzen und so statt einer wohlausgewogenen Übersicht womöglich ein Zerrbild vermitteln würden. Ich bin mir dieses Dilemmas stets bewußt geblieben und bitte daher, meine Ausführungen nicht als eine „deliberatio ex cathedra‟, sondern als einen Diskussionsbeitrag aufzufassen, der gewiß noch der Ergänzung und Vertiefung bedürfen wird.

Doch bevor wir den Blick in die Zukunft richten, gilt es zunächst, über den gegenwärtigen Stand der Diplomatik Klarheit zu gewinnen, was uns unweigerlich vor die Frage nach dem woher stellt, die dem Historiker ja ohnehin die vertrauteste ist. Natürlich kann es nicht meine Absicht sein, hier die altbekannten historischen Fakten noch einmal aufzuzählen1. Erinnern wir uns lediglich der Tatsache, daß die Diplomatik von Hause aus eine juristische und keine historische Hilfswissenschaft war und daß die „bella diplomatica‟ des 17. und 18. Jahrhunderts als Prozeßhilfen und nicht als Beiträge zur Erforschung der historischen Wahrheit verstanden sein wollen. Diese juristischen Ahnen im Stammbaum der Diplomatik sind nicht so bedeutungslos, wie es heute vielleicht scheinen mag; sie haben dieses Fach stärker geprägt als viele Historiker sich selbst einzugestehen bereit sind. Die politischen Umwälzungen im Gefolge der Französischen Revolution beseitigen allenthalben in Europa die materiellen Voraussetzungen für eine Diplomatik als juristische [p. 38] Hilfswissenschaft, konkret gesprochen: die alten Urkunden hatten ihren prozessualen Zeugniswert verloren und waren fortan nur noch von antiquarisch-historischem Interesse.

Nicht beseitigt wurde damit jedoch die Denkweise des Diplomatikers, dem es nach wie vor einseitig um das „discrimen veri ac falsi‟ ging, wobei die zu untersuchende Urkunde häufig genug in die Rolle eines seine Unschuld zu beweisen habenden Angeklagten gedrängt wurde, derweilen der Diplomatiker sich die Rolle des unerbittlichen Staatsanwalts anmaßte. Um es mit den Worten des Historikers zu sagen: die diplomatischen Untersuchungen beschränkten sich im 19. Jahrhundert vorzugsweise auf den reinen Fälschungsnachweis; war dieser erbracht, so interessierte das Stück nicht mehr, denn es war ja „falsch‟. Diese Mentalität wurde noch gefördert durch das sich gerade im 19. Jahrhundert durchsetzende Editionsprinzip der „Editionen nach Herrschern‟, die einer sorgsamen Untersuchung großer archivalischer Fonds natürlich hemmend im Weg standen2. Auch die globale Einteilung der Diplome in Königs-, Papst- und „Privat‟-Urkunden läßt noch die juristische Denkweise erkennen, orientiert sich diese Klassifizierung doch noch eindeutig an der Beweiskraft der Urkunden im mittelalterlichen Prozeß.

So sehr sich aber auch juristische Denkkategorien als ein Hemmschuh bei der völligen Integration der Diplomatik in die Historie erwiesen – ein Hemmschuh übrigens, dessen sich die Zeitgenossen kaum bewußt waren –, so bleibt es dennoch eine Tatsache, daß das 19. Jahrhundert ein wahres „siècle des lumières‟ der Diplomatik gewesen ist. Und dies aus zwei Gründen: einmal bewirkte die Öffnung fast aller bedeutenden Archive, nicht zuletzt des vatikanischen vor fast genau hundert Jahren – im Jahre 1881 –, eine wahre Flut von Editionen, deren wissenschaftlicher Wert in den meisten Fällen zwar noch sehr zu wünschen übrig ließ, denen aber nichtsdestoweniger das Verdienst zukam, die gelehrte Welt mit einer Fülle bis dahin unbekannten Materials vertraut gemacht zu haben.

Darüber hinaus erlaubte der freie Zugang zu den Archiven und in Verbindung damit die ungewöhnlich hohe Zahl neu veröffentlichter Urkunden erstmals eine doch wenigstens angenäherte Übersicht über die vorhandenen und zumindest potentiell noch zu edierenden Urkundenbestände. Daß man sich dabei im Überschwang der ersten Begeisterung der Schwierigkeiten für [p. 39] so manche kritische Edition nicht recht bewußt war, war eher von Vorteil, denn die heutigen Diplomatiker kennen diese Schwierigkeiten nur zu genau, und man wird schwerlich behaupten wollen, daß sich dieses Wissen befruchtend auf ihre Editionstätigkeit ausgewirkt habe, wovon noch zu sprechen sein wird.

Neben den Urkundeneditionen im vollen Wortlaut begann man sehr bald auch mit größeren Regestenpublikationen, die z. T. neben, z. T. an Stelle vollständiger Texteditionen einen selbständigen Rang behaupteten; es sei hier nur an Namen wie Ph. Jaffé, A. Potthast, P.F. Kehr, die „École Française de Rome‟ für die Papst-, J.F. Böhmer und seine „Regesta Imperii‟ für die Kaiser- und Königsurkunden erinnert3. Die ungeheure Fülle neuen Materials forderte diplomatische Detailstudien ja geradezu heraus, die sich mit der Zeit nicht mehr allein auf das „discrimen veri ac falsi‟ beschränkten, sondern diplomatische Fragestellungen allgemeiner Natur, wie etwa der nach Entstehung der Urkunde, dem Funktionieren einer Kanzlei usw., aufgriffen und so die Diplomatik erst zu einer historischen Hilfswissenschaft machten.

Und dies scheint mir der zweite Grund, warum gerade das 19. Jahrhundert zu einem „klassischen‟ Jahrhundert der Diplomatik geworden ist. Ich muß es mir an dieser Stelle naturgemäß versagen, auf Einzelheiten einzugehen4 und mich auf die großen Linien der Entwicklung beschränken, doch kann es nicht zweifelhaft sein, daß die historisch-kritische Methode der Diplomatik erst im 19. Jahrhundert ausgebildet und seitdem ständig verbessert worden ist. Der deutschen Geschichtswissenschaft fiel hierbei unstreitig die führende Rolle zu, doch sollen daneben die großen Leistungen der französischen Diplomatik, [p. 40] die sich mit dem Namen der „École des Chartes‟ verbinden, nicht vergessen werden5. Es war auch ein deutscher Diplomatiker, Theodor v. Sikkel, der erstmals die für kritische Editionen literarischer und historiographischer Texte seit langem gültigen Regeln auf Urkundeneditionen übertrug und mit seiner Ausgabe der Diplome Heinrichs I. und Ottos I. (1879/84) für die neue Diplomata-Serie der „Monumenta Germaniae Historica‟ bahnbrechend wirkte6. Die Editionstechnik konnte seither laufend verfeinert werden mit dem Ergebnis, daß gerade die Sickelschen Diplomata-Editionen am dringendsten einer Neubearbeitung bedürfen, doch ändert dies nichts an der Tatsache, daß er es war, der die bis heute unangefochtenen Grundlagen diplomatischer Editionen schuf7 und so wesentlich zur „Historisierung‟ der Diplomatik beitrug.

Nach diesen notwendig knappen Bemerkungen zur Geschichte der Diplomatik sei nunmehr die Frage nach der gegenwärtigen Lage unserer Disziplin gestellt. Es versteht sich, daß ich mich hierbei auf die Herausarbeitung bestimmter „Trends‟ beschränken muß. Was die Editionen anbelangt, so ist leider zu sagen, daß ihre Zahl im Vergleich zu der Blütezeit in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg nicht unbeträchtlich zurückgegangen ist. Diese Tatsache kann nicht genug bedauert werden, und es verlohnt sich daher wohl, die Frage nach den Gründen für diese Fehlentwicklung zu stellen, zumal man ja gerade hier Ursachen für eine Krise der Diplomatik gefunden zu haben glaubte8. Jeder Versuch einer monokausalen Antwort wäre von vornherein zum Scheitern verurteilt angesichts der vielfältigen Erklärungen, die sich hierfür anbieten. Da ist zum einen der unstreitig gesunkene Stellenwert von Editionen – und keineswegs nur der diplomatischen – in einer Zeit, die im Zeichen einer übersteigerten Geistes- und Kulturgeschichte nur allzu leicht geneigt war, in Editoren nichts weiter als „primitive‟ Positivisten zu erblicken. Es erfordert daher von einem jungen Gelehrten ein hohes Maß an Selbstüberwindung [p. 41] und geistiger Askese, viele Arbeitsjahre in eine Edition zu investieren, wenn er befürchten muß, daß diese weniger gewürdigt wird als eine aus zweiter Hand geschriebene Darstellung. Hinzu kommt ein weiteres: die Anforderungen, die heute an kritische Editionen gestellt zu werden pflegen – in erster Linie natürlich von Gelehrten, die noch nie eine Edition vorgelegt haben – übersteigen oft jedes vernünftige Maß und führen so zu unberechtigt harten und negativen Rezensionen9, die ihre abschreckende Wirkung nicht verfehlen.

Schließlich ist gerade unter den jüngeren Historikern die Meinung weit verbreitet, daß ja eigentlich schon alles getan und für sie nichts mehr übrig sei. So grundfalsch diese Ansicht auch ist, wovon sogleich noch ein Wort zu sagen sein wird, ihre negative Auswirkung auf die Bereitschaft, eine Edition zu übernehmen, sollte nicht unterschätzt werden. Ich habe mit Absicht zuerst von den Editionen gesprochen, weil hier die Diplomatik gegenüber der Geschichtswissenschaft im Wort steht: Verfassungs- und Rechts-, Wirtschafts- und Sozialhistoriker harren gleichermaßen des enormen Materials, das noch der Erschließung durch den Diplomatiker bedarf. Es ist die vornehmste Aufgabe der Diplomatik, das ihrer Kompetenz anvertraute Quellenmaterial den Historikern aller Sparten möglichst rasch und möglichst umfassend zugänglich zu machen10. In diesem Sinne ist und bleibt die Diplomatik eine echte Hilfs wissenschaft der Geschichte.

So sehr ich auch an diesem „hilfswissenschaftlichen‟ Aspekt der Diplomatik festhalte, so wenig verkenne ich doch den eigenständigen Charakter des Fachs, dessen nur ihm eigene Methodik es in den Rang einer selbständigen Wissenschaft erhebt, zu der neben den Editionen bedeutende literarische Untersuchungen wesentlich beigetragen haben; sie im einzelnen zu würdigen, kann hier nicht der Ort sein. Es war jedoch gewiß keine positive Entwicklung, daß die diplomatische Methode im 19. Jahrhundert von übereifrigen Adepten als eine Art wissenschaftlicher Heilslehre mißverstanden worden ist, deren Anhänger H. v. Fichtenau mit feinsinniger Ironie als den „ordre de la stricte observance‟ charakterisiert hat11.

Glücklicherweise ist die Zahl der „strikten Observanten‟ seit geraumer Zeit rapide im Abnehmen begriffen, und die überwältigende Mehrheit der heutigen Diplomatiker betrachtet die von ihnen angewandte Methode ganz nüchtern als eine wissenschaftliche Methode unter vielen, die weder eines [p. 42] besonderen Charismas bedarf noch ein solches verleiht. Als ein deutliches Kennzeichen dieser Nüchternheit im Umgang mit der diplomatischen Methode werte ich die Tatsache, daß das wissenschaftliche Oeuvre auch und gerade der führenden Vertreter des Fachs einen beträchtlichen Anteil nicht-diplomatischer Arbeiten aufweist, m.a. W., der wissenschaftliche Stil eines Julius v. Ficker12 hat sich gegenüber dem Absolutheitsanspruch eines Theodor v. Sickel und noch eines Paul Fridolin Kehr heute allgemein durchgesetzt.

Umfassende Handbücher in der Art eines Bresslau oder Giry, eines Redlich oder de Boüard sind heute kaum noch vorstellbar13. Im übrigen sind der diplomatischen Literatur die Wege weitgehend von der Sache her gewiesen: zum einen Abhandlungen zur Vorbereitung oder Erläuterung einer Edition, wobei das „discrimen veri ac falsi‟ auch heute noch eine beträchtliche Rolle spielt, wie natürlich auch bei den an zweiter Stelle zu nennenden Untersuchungen einzelner Urkundengruppen oder -fonds. Schließlich kommt den Kanzleistudien nach wie vor zentrale Bedeutung zu. Unter diesen drei Oberbegriffen läßt sich mindestens 90 % der literarischen Produktion subsumieren. Es war daher ein besonderes Verdienst H. v. Fichtenaus und seiner Schule, eine neue Fragestellung in die Forschung eingeführt zu haben. Aber so anregend und wertvoll Fichtenaus Studien zur Arenga, Wolframs Untersuchungen zur „Intitulatio‟ u.a. zweifellos sind14, so können sie doch aus Gründen, die ich schon anderwärts dargelegt habe15, eine Neuorientierung der Diplomatik nicht bewirken, und es scheint mir überdies sehr die Frage, ob dies überhaupt wünschenswert wäre. Mit allgemeinem Krisengerede, [p. 43] von dem auch die Diplomatik nicht verschont geblieben ist16, werden die Probleme nicht gelöst, und damit komme ich zum Kern meiner Ausführungen, zu den künftigen Aufgaben der Diplomatik.

Präsident Bautier und ich haben das Thema dergestalt aufgeteilt, daß mir die Aufgabe zufiel, die Zeit bis ca. 1250 zu behandeln, während Präsident Bautier sich der Problematik der folgenden Jahrhunderte widmen wird. Es ist dies nicht nur eine Gliederung aus praktischen Erwägungen, vielmehr ist diese Aufteilung auch sachlich gefordert: der einzelnen Urkunde kommt im 14.–15. Jh. ein wesentlich niedrigerer quellenkritischer Stellenwert zu als im Früh- und Hochmittelalter, während die Bedeutung der Kanzlei als Behörde im Spätmittelalter unvergleichlich viel höher einzustufen ist als in den Jahrhunderten zuvor. Doch von alledem wird Präsident Bautier zu sprechen haben, ich beschränke mich im folgenden auf das Frühe und Hohe Mittelalter.

Auf den ersten Blick mag es scheinen, als ob das Frühe und Hohe Mittelalter mit kritischen Editionen besonders gut ausgestattet sei und gerade hier dem Gedanke, es sei schon alles getan, eine gewisse Berechtigung nicht abgesprochen werden könne. Doch bei näherem Zusehen ergibt sich ein differenzierteres Bild: zum einen bezieht sich dieser gute Eindruck vor allem auf die Editionen der Königsurkunden, und zum andern täuscht der scheinbar so gute Eindruck selbst bei diesen; denn lediglich für das Frankenreich und dessen Nachfolgestaaten Deutschland und Frankreich kann von einer annähernd vollständigen Editionsreihe der Herrscherurkunden bis ca. 1200 gesprochen werden, zumal die derzeit noch vorhandenen Lücken wohl in absehbarer Zeit geschlossen sein werden17. Richten wir den Blick jedoch auf die Staaten außerhalb des karolingischen Imperiums (die iberischen und die angelsächsischen [p. 44] Reiche, ferner Ungarn, Polen, die nordischen Staaten usw.), so harrt unser eine große Enttäuschung, denn hier ist bis zum heutigen Tag wenig oder nichts geschehen18.

Wenn also selbst am grünen Holz der Königsurkunden noch viele Wünsche offen bleiben, wie viel schlechter muß es da erst um die Fürstenurkunden bestellt sein, die nach der verfehlten Gliederung unserer Handbücher zu allem Überfluß der Kategorie der sogen. Privaturkunden zugerechnet werden. Man denke: die Urkunde eines Herzogs von Apulien, von Aquitanien, von Bayern, von Benevent, der Bretagne, von Burgund: eine „Privaturkunde‟! Die Absurdität dieser Unterscheidung läßt sich am Beispiel der Normannen besonders anschaulich verdeutlichen: eine Urkunde Wilhelms des Eroberers als Herzog der Normandie wäre nur eine Privat-, eine Urkunde als König von England dagegen eine Königsurkunde! Ähnlich steht es mit Roger II. von Sizilien: seine Urkunden aus der Grafen- und Herzogszeit wären allesamt Privat-, die nach der Krönung in Palermo selbstverständlich Königsurkunden. Es bedarf kaum des Hinweises, daß solch formalistische Distinktionen der historischen Realität keinerlei Rechnung tragen.

Die Bedeutung einer Edition etwa der Urkunden der Herzöge von Benevent19 stände der einer Edition der Urkunden eines angelsächsischen Teilkönigs, wenn es sie gäbe20, gewiß nicht nach, und dies gilt natürlich auch für die Urkunden der Grafen von Barcelona, der Champagne, von Flandern, von Sizilien, von Toulouse usw. usw. Von wenigen löblichen Ausnahmen abgesehen21, bleibt hier noch so gut wie alles zu tun, und ich kann nur hoffen, daß die MGH nach dem Abschluß der Diplomata-Reihe bis zum Jahre 1250 [p. 45] sich energisch den Urkunden der deutschen Territorialfürsten widmen werden22.

Von den geistlichen Fürsten war dabei bisher noch nicht einmal die Rede, auch nicht vom Papsttum, dessen zentrale historische Bedeutung jedermann einsichtig ist. Um so mehr mag es den Laien überraschen, daß eine Edition der Papsturkunden für den hier interessierenden Zeitraum noch nicht einmal ernsthaft erwogen worden ist, was allerdings nicht überraschen kann, wenn man weiß, daß das um die Jahrhundertwende begonnene, gewaltige Regestenunternehmen von P.F. Kehr, das sich die Erfassung aller Papsturkunden bis 1198 zum Ziel gesetzt hat, bis heute noch nicht abgeschlossen ist und in diesem Jahrhundert auch mit Sicherheit nicht abgeschlossen werden wird23. Hier ist fraglos die Masse des vorhandenen Urkundenmaterials ein gewichtiges Hemmnis24, doch bleibt zu fragen, warum man sich noch nicht einmal dazu entschließen konnte, die Papsturkunden für einen engeren Zeitraum – etwa vom 7.–10. Jahrhundert – zu veröffentlichen. Die Initiative hierzu müßte allerdings vom Vatikanischen Archiv ausgehen. Ich möchte die Aufzählung der wünschenswerten, z. T. dringend erforderlichen Editionen nicht weiter vertiefen; sie könnte seitenlang fortgesetzt werden25.

Es bleibt mir noch, kurz auf zwei Aspekte einzugehen, die m. E. in der modernen Diplomatik nicht genügend beachtet worden sind. Alle bisher besprochenen [p. 46] oder als wünschenswert bezeichneten Editionen sind solche nach dem sogen. Ausstellerprinzip, d.h., der Editor ist bemüht, die Urkunden eines Königs, Herzogs, Erzbischofs usw. aus allen ihm zugänglichen Archivfonds zu sammeln und in chronologischer Folge zu edieren. Dies hat gravierende Konsequenzen für das Erkennen von Fälschungen, da das „discrimen veri ac falsi‟ notwendigerweise eine Beschränkung auf die jeweilige Persönlichkeit erfordert, der die Edition gewidmet ist. Jeder Editor befaßt sich folglich nur mit den Spuria, die „seinen‟ König, Papst, Herzog usw. betreffen. Diese Verengung des Blickfelds bedingt u. U. eine erhebliche Unsicherheit in der Beurteilung der für die Edition einschlägigen Stücke. Die Technik eines Fälschungsateliers, die Einordnung des betreffenden Spuriums in die Gesamtheit der Fälschungen, solche und ähnliche Fragen lassen sich bei der Beschränkung auf nur einen Aussteller häufig nicht oder nur sehr unvollkommen beantworten. So unbefriedigend dieser Sachverhalt aber auch ist, er sollte nicht als Vorwand dienen, dringend erforderliche Editionen „ad Kalendas Graecas‟ zu vertagen.

Aus dem Gesagten wird jedoch deutlich, daß die kritische Untersuchung großer Fälschungszentren eine zentrale Aufgabe der Forschung in den nächsten Jahrzehnten sein wird. Nach meinen bisherigen Erfahrungen bin ich zu der Auffassung gekommen, daß wir von den Urkundenfälschungen des Mittelalters bisher nur die Spitze des Eisbergs gesichtet haben. Mit dieser Feststellung will ich übrigens kein moralisches Urteil abgeben: in der weitaus überwiegenden Zahl der Fälle handelt es sich nicht um dolose, sondern um sogen. feststellende, d.h. zur Absicherung legitimen Besitzes angefertigte Spuria26. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache formaler Fälschungen, die nur allzu oft von der Forschung nicht erkannt worden sind. Große Fälschungszentren wie Montecassino, San Vincenzo al Volturno, St-Denis, St-Martin de Tours, Trier–St. Maximin, um einige herausragende zu nennen, bedürften umfassender, wahrscheinlich mehrbändiger Studien, die viele Jahre geduldigen Forschens erfordern; Montecassino allein könnte die Lebensarbeit eines Gelehrten sein27. Bei diesen Forschungen steht zugleich die Tragfähigkeit der diplomatischen Methode auf dem Prüfstand, doch bin ich guten Muts, daß die Diplomatik diese Probe bestehen wird.

[p. 47] Zusammenfassend wäre festzustellen, daß unser noch große Aufgaben harren, sowohl auf dem Felde der Editionen, als auch auf dem der kritischen Forschung. Ich hoffe und wünsche, daß sich künftige Forschergenerationen der Größe der Aufgabe gewachsen zeigen werden.


1 Vgl. etwa Harry Bresslau: Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien, t. I (Berlin 19694) S. 11 ff.; noch immer nützlich R. Rosenmund: Die Fortschritte der Diplomatik seit Mabillon, vornehmlich in Deutschland – Österreich, Münster-Leipzig 1897 (Historische Bibliothek, t. 4).

2 Diesen Mißstand hob schon Robert-Henri Bautier hervor: Leçon d’ouverture du cours de diplomatique à l’École des chartes, in: BECh. 119 (1961) S. 194–225, bes. S. 211–13; vgl. auch Carlrichard Brühl: Gli atti sovrani, in: Atti del Congresso Internazionale tenuto in occasione del 90° Anniversario della fondazione dell’Istituto Storico Italiano, 1883–1973 (Roma 1974) S. 19–40, bes. S. 31–32 (im folgenden zitiert: Brühl, Atti sovrani).

3 Philipp Jaffé: Regesta Pontificum Romanorum ab condita ecclesia ad annum post Christum natum MCXCVIII. Editionem secundam correctam et auctam auspiciis Gulielmi Wattenbach curaverunt Samuel Loewenfeld, Ferdinand Kaltenbrunner, Paul Ewald, 2 Bde., Leipzig 1885–1888 (Nachdruck: Graz 1956); August Potthast: Regesta Pontificum Romanorum inde ab a. post Christum natum MCXCVIII ad a. MCCCIV, 2 Bde., Berlin 1874–1875 (Nachdruck: Graz 1957); Italia Pontificia sive Repertorium privilegiorum et litterarum a Romanis pontificibus ante annum MCXCVIII Italiae ecclesiis… concessorum, t. I–VIII: ed. Paul F. Kehr, Berlin 1906–1935, t. IX: ed. Walter Holtzmann, Berlin 1962; t. X: ed. Dieter Girgensohn, Zürich 1975; Johann Friedrich Böhmer: Regesta chronologico-diplomatica regum atque imperatorum Romanorum inde a Conrado I. usque ad Heinricum VII., Frankfurt 1831; ders.: Regesta chronologico-diplomatica Karolorum, Frankfurt 1833; ders.: Regesta Imperii inde ab anno 1314 usque ad annum 1347, Frankfurt 1939. Zu den Neubearbeitungen der „Regesta Imperii‟ und den Papstregesten der „École Française‟ vgl. etwa die Übersicht bei Raoul C. Van Canegem – François-Louis Ganshof: Kurze Quellenkunde des Westeuropäischen Mittelalters (Göttingen 1964) S. 185, 210–212, 246.

4 Vgl. aber Brühl, Atti sovrani, S. 25–29.

5 Am besten dokumentiert in der Reihe der „Chartes et diplômes relatifs à l’histoire de France‟, hgg. von der „Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, Paris 1908 ff. Vgl. dazu noch unten Anm. 17.‟

6 MGH, Diplomata regum et imperatorum Germaniae, t. I: Die Urkunden Konrad I., Heinrich I. und Otto I., ed. Theodor Sickel, Hannover 1879–1884 (Nachdruck: 1956). Von grundsätzlicher Bedeutung ist die Einleitung zu dieser Edition. Vgl. auch ders.: Programm und Instructionen der Diplomata-Abteilung, in: NA. 1 (1876) S. 427–82.

7 Vgl. etwa die Würdigung von Wilhelm Erben in: Mitteldeutsche Lebensbilder, t. III (Magdeburg 1928) S. 431–68 (mit Schriftenverzeichnis) sowie Brühl, Atti sovrani, S. 27–29.

8 Heinrich v. Fichtenau: La situation actuelle des études de diplomatique en Autriche, in: BECh. 119 (1961) S. 5–20, bes. S. 11–13.

9 Vgl. schon die Feststellung von Fichtenau, aaO., S. 13: „Si l’on veut la perfection, la parution d’un recueil deviendra un événement très rare; si l’on renonce à cette perfection, on sera la cible de critiques sévères‟.

10 In diesem Sinn bereits Brühl, Atti sovrani, S. 25.

11 Fichtenau (oben Anm. 8) S. 9.

12 Julius Ficker: Ausgewählte Abhandlungen zur Geschichte und Rechtsgeschichte des Mittelalters, 3 Bde., hgg. von Carlrichard Brühl, Aalen 1981; vgl. insbes. mein Vorwort: ebd. t. I, S. 10.

13 Bresslau: oben Anm. 1, 2 Bde., Berlin 1912–19152; Registerband bearb. von Hans Schulze, Berlin 1960; 2. Nachdruck des Gesamtwerkes – zitiert als 4. Aufl. – Berlin 1969; Arthur Giry: Manuel de diplomatique, 2 Bde., Paris 1894 (Nachdruck 1925); Oswald Redlich: Die Privaturkunden des Mittelalters, München 1911 (Handbuch der mittelalterlichen und neueren Geschichte, Abt. IV, Teil 3); Alain de Boüard: Manuel de diplomatique française et pontificale, 2 Bde., Paris 1948.

14 Heinrich von Fichtenau: Arenga. Spätantike und Mittelalter im Spiegel von Urkundenformeln, Graz-Köln 1957 (MIÖG., Erg. Bd. 18); Herwig Wolfram: Intitulatio, t. I: Lateinische Königs- und Fürstentitel bis zum Ende des 8. Jahrhunderts, Graz-Wien-Köln 1967; t. II: Lateinische Herrscher- und Fürstentitel im neunten und zehnten Jahrhundert, mit Beiträgen von Karl Brunner, Heinrich v. Fichtenau, Elisabeth Garms-Cornides und Herwig Wolfram, Wien-Köln-Graz 1973 (MIÖG, Erg. Bde. 21 und 24).

15 Vgl. schon Brühl, Atti sovrani, S. 24.

16 Armando Petrucci: Diplomatica vecchia e nuova, in: Studi medievali, 3a ser., t. 4 (1963) S. 785–98. Dagegen findet Alessandro Pratesi: Diplomatica in crisi? in: Miscellanea in memoria di Giorgio Cencetti (Torino 1973) S. 443–55, zu einer positiven Standortbestimmung. Die tiefe Resignation von Fichtenau (oben Anm. 8), passim, teile ich nicht; vgl. Brühl, Atti sovrani, S. 21, 29–30.

17 Für die Diplome Ludwigs des Frommen ist noch kein neuer Bearbeiter bestellt. Die Edition der Urkunden Heinrichs V. wird von Peter Acht und Alfred Gawlik im Rahmen der Diplomata-Serie der MGH vorbereitet. Von den Urkunden Barbarossas sind bereits zwei von Heinrich Appelt und seinen Mitarbeitern herausgegebene Bände erschienen: Diplomata regum et imperatorum Germaniae, t. X/1–2, Hannover 1975–79, der dritte Band ist in Druck, der vierte weitgehend abgeschlossen. Mit der Edition der Urkunden Heinrichs VI. ist Peter Csendes, Wien, beauftragt, während Rainer Maria Herkenrath, Wien, die Urkunden Ottos IV. und Paul Zinsmaier, Karlsruhe, die Urkunden Philipps von Schwaben bearbeiten. Eine Neuausgabe der Merowingerurkunden, die die wissenschaftlich unbenutzbare Folioausgabe von Karl Pertz (1872) ersetzen soll, wird z. Zt. von Carlrichard Brühl, Gießen, vorbereitet. In der für Westfranken/Frankreich maßgeblichen Reihe der „Chartes et diplômes‟ sind zuletzt erschienen: Recueil des actes de Louis II le Bègue, Louis III et Carloman II, rois de France, edd. Félix Grat, Jacques de Font-Réaulx, Georges Tessier und Robert-Henri Bautier, Paris 1978; Recueil des actes de Robert Ier et de Raoul, ed. Jean Dufour, Paris 1978; Recueil des actes de Philippe Auguste, roi de France, t. IV, ed. Michel Nortier, Paris 1979. Die Edition der Urkunden Hugos Capet, Roberts II. und Heinrichs I. (Bearbeiter: Olivier Guyotjeannin), Ludwigs VI. (Bearbeiter: Jean Dufour) und Ludwigs VII. (Bearbeiter: Michel Nortier) unter Leitung von R.-H. Bautier sind in Vorbereitung. Mit der Publikation der Urkunden Ludwigs VI. ist bis 1985 zu rechnen.

18 Vgl. schon Brühl, Atti sovrani, S. 19–21.

19 Die Edition der Urkunden bis 787 wird als Band IV/2 des „Codice diplomatico langobardo‟ derzeit von Herbert Zielinski, Gießen, vorbereitet.

20 Zum Forschungsstand vgl. jetzt Anton Scharer: Die angelsächsische Königsurkunde im 7. und 8. Jahrhundert, Wien-Graz 1983 (Veröffentlichungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, t. 26). Vgl. noch Brühl, Atti sovrani, S. 20 m. Anm. 12–13.

21 Émile G. Léonard: Catalogue des actes des comtes de Toulouse, t. III: Raymond V (1149–1194), Paris 1932 (mehr nicht erschienen); Fernand Vercauteren: Actes des comtes de Flandre 1071–1128, Bruxelles 1938 (Publications de la Commission royale d’histoire); Marie Fauroux: Recueil des actes des ducs de Normandie (911–1066), Caen 1961; Olivier Guillot: Le comte d’Anjou et son entourage au XIe siècle, t. II: Catalogue d’actes (975–1109), Paris 1972; Hubert Guillotel: Les actes des ducs de Bretagne (944–1148), thèse en droit Paris 1973; Léon-Robert Ménager: Recueil des actes des ducs normands d’Italie (1046–1127), t. I: Les premiers ducs (1046–1087), Bari 1981 (Società di Storia Patria per la Puglia. Documenti e monografie, t. 45) u.a.m.

22 Unter der Rubrik „Laienfürsten- und Dynastenurkunden der Kaiserzeit‟ firmiert bei den MGH bislang nur die Edition der Herzogsurkunden Heinrichs des Löwen: ed. Karl Jordan, Leipzig-Weimar 1941–49 (Nachdruck: Stuttgart 1957–1960).

23 Zwei Ergänzungsbände zur „Italia Pontificia‟, von denen der erste bereits 1984 erscheinen soll, wird Raffaello Volpini, Rom, vorlegen. Vgl. im übrigen Theodor Schieffer: Der Stand des Göttinger Papsturkunden-Werkes, in: Jahrbücher der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, 1971, S. 68–79 sowie die regelmäßigen Jahresberichte im DA.

24 Die bei weitem unvollständigen Regesten von Jaffé: oben Anm. 3, enthalten 17.679 Nummern sowie 331 Nachträge. Nach dem Abschluß von Kehrs Regestenunternehmen wird man wohl mit einer Verdopplung dieser Zahl zu rechnen haben.

25 Hier wäre etwa auch zu sprechen von Bischofsurkunden, die zwar z. T. in Regestenform erfaßt, aber kaum einmal in modernen, wissenschaftlichen Ansprüchen genügenden Editionen greifbar sind.

26 Zu diesem Begriff vgl. Carlrichard Brühl: Der ehrbare Fälscher. Zu den Fälschungen des Klosters S. Pietro in Ciel d’Oro zu Pavia, in: DA. 35 (1979) S. 209–18, bes. S. 218.

27 Auf das mehrfach angekündigte dreibändige Werk von Herbert Bloch: Monte Cassino in the Middle Ages, warten wir schon seit langen Jahren. Wie der Titel erkennen läßt, handelt es sich jedoch keineswegs um eine Spezialarbeit zu den Urkunden der Abtei. Vornehmlich den literarischen Fälschungen gewidmet ist die Studie von Erich Caspar: Petrus Diaconus und die Monte Cassiner Fälschungen, Berlin 1909. Teilbereiche behandeln Erich Caspar: Echte und gefälschte Karolingerurkunden für Monte Cassino, in: NA. 33 (1908) S. 53–73; Carlrichard Brühl: Studien zu den langobardischen Königsurkunden (Tübingen 1970) S. 184–93 (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom, t. XXXIII); ders.: La cancelleria e i diplomi di re Ruggero II di Sicilia (Palermo 1983) S. 137–45.

[p. 49] Propositions méthodologiques pour la Diplomatique du Bas Moyen Age et des débuts des temps modernes

La Diplomatique est une discipline scientifique dont les enseignements de base sont valables pour toutes les époques et même toutes les civilisations, puisque sa finalité est l’étude des documents en eux-mêmes. Elle s’intéresse, en effet – comme chacun le sait –, à la manière dont les documents nous sont parvenus – le mode de tradition de l’acte –, à leur forme, aux mécanismes qui ont permis leur élaboration et leur ont conféré l’authenticité. Par cette critique interne de l’acte, elle rend possible son interprétation correcte; elle dégage de la gangue des formules stéréotypées le noyau que l’historien doit exploiter; elle permet de déterminer, le cas échéant, l’autorité qui l’a effectivement commandé ou rédigé, et de dater, éventuellement, le texte qui ne comporte pas de date. Par toutes ces potentialités, elle est essentielle pour l’archiviste qui a à traiter des ensembles de documents – les fonds d’archives – et en élabore les inventaires, aussi bien que pour l’érudit qui procède aux éditions documentaires ou à l’établissement de regestes. Elle demeure aussi non négligeable pour l’historien dès lors que c’est sur des sources documentaires que repose son travail de reconstruction du passé.

Mais si donc les fondements généraux de la technique diplomatique sont applicables à tous les documents de toutes les époques, comme on se plait à le répéter, il n’en est pas moins évident que des méthodes différenciées doivent être mises en oeuvre selon les diverses périodes de l’histoire, la quantité de sources dont on dispose, la nature des documents, leur typologie, la complexité relative des institutions qui leur ont donné naissance.

Tant que les documents nous sont parvenus en quantités limitées, tant qu’ils répondent à un nombre plus ou moins restreint de types dont les caractères formels sont relativement bien arrêtés, tant qu’ils sont issus d’organismes simples, il va de soi que l’accent est mis sur l’étude de la forme des actes, sur la critique de leurs caractères externes et internes. Publications intégrales ou, au moins, corpus de regestes, demeurent possibles, sinon souhaitables. C’est d’ailleurs ce qui s’est toujours fait depuis qu’est née la diplomatique au temps de Mabillon et surtout depuis qu’elle s’est faite science au cours du XIXe siècle. C’est aussi ce qu’il conviendrait de faire pour les civilisations antiques [p. 50] du Proche-Orient qui nous ont livré leurs archives sous forme de tablettes.

Mais cela deviendrait bien peu concevable dès qu’on aborde l’époque moderne, où l’exploitation des archives volumineuses qui nous ont été conservées requièrent surtout, de la part du diplomatiste, un démontage aussi précis que possible des mécanismes qui ont assuré la production des documents. A plus forte raison, une étude diplomatique traditionnelle serait totalement impensable pour l’époque contemporaine: elle doit bien plutôt servir de support à une compréhension globale d’archives dont l’océan risque de submerger le chercheur – à moins que l’historien ne veuille entreprendre la publication ou l’examen de certains types bien particuliers de sources.

Il ne saurait donc y avoir une Diplomatique, mais, dans le cadre d’une approche technique du document, il convient de déterminer des méthodes qui se différencient selon les époques considérées. Celles qui peuvent s’appliquer au Bas Moyen Age et aux débuts de l’époque moderne seront donc, de toute nécessité, différentes de celles que les diplomatistes ont eu jusqu’ici coutume d’appliquer au Haut Moyen Age et même au Moyen Age classique.

Certes, le retard dans le développement d’institutions complexes et dans la professionnalisation croissante de leur personnel, ou encore les aléas de la conservation archivistique, font que dans certaines aires de civilisation il conviendra encore d’appliquer aux documents des XIVe, XVe et même XVIe siècles les méthodes qui ont fait leurs preuves pour les siècles précédents, en matière de critique et d’édition, dans des pays plus favorisés. C’est le cas, notamment, pour l’ensemble de l’empire byzantin, comme pour la Russie et certains pays de l’Europe orientale, comme aussi pour la Turquie ou la plupart des pays arabes ou encore pour certaines régions de l’Europe occidentale qui n’ont pas eu la chance de pouvoir conserver les masses documentaires qui ailleurs nous sont parvenues.

Ailleurs, au contraire, c’est une autre méthodologie qui doit être conçue et appliquée. Sans doute est-ce parce qu’on n’a pas encore une idée suffisamment claire de cette nécessité que, dans la plupart des pays de l’Europe occidentale, la diplomatique de ces époques n’a pas encore fait l’objet des travaux qui s’imposeraient. A l’heure présente, en effet, il est permis de dire que la diplomatique mérovingienne, carolingienne ou ottonienne, compte tenu des sources limités dont on dispose, n’a plus de secrets pour nous; bien des actes issus de ces chancelleries ont fait l’objet d’études critiques particulières, et on peut estimer qu’il n’y a plus guère aujourd’hui en ce domaine que des broutilles à glaner dans des champs que nous devons abandonner. De même, dans quelques années, grâce aux éditions et aux études qui s’achèvent, les historiens pourront disposer d’instruments de travail d’une valeur indiscutable sur les [p. 51] XIe–XIIe siècles, et même sur le XIIIe, que ce soit Frédéric Barberousse, les premiers Capétiens jusqu’à la mort de Philippe Auguste, les Plantagenêts ou les papes jusqu’à la papauté d’Avignon.

Mais, à partir d’une date variable selon les pays, on ne peut plus guère songer aux grands corpus exhaustifs d’éditions documentaires dès lors qu’on jouit d’une pléthore de registres de chancellerie et que, de plus, en dehors même de ceux-ci, il existe des centaines de fonds d’archives institutionnelles, ecclésiastiques, municipales et seigneuriales où les documents doivent être collectés. Par exemple, les 6500 registres de la chancellerie aragonaise aux Archives de la Couronne d’Aragon à Barcelone – dont 1000 pour le seul règne de Pierre le Cérémonieux – avec leurs quatre millions d’actes, sont là pour attester le gigantisme de la documentation royale dès cette époque. Les centaines de milliers de « lettres communes » et de suppliques enregistrées posent, en ce qui concerne la chancellerie pontificale, des problèmes analogues. Et si, à côté des « actes » (Urkunden) proprement dits, on songe à la masse des autres « documents » que renferment les archives judiciaires et financières et qui ressortissent de façon évidente à la diplomatique, il faut bien avouer que la diplomatique classique est désarmée et que ses méthodes sont inopérantes.

Continuer à vouloir identifier le style des rédacteurs à une époque où les actes ont pris une forme de plus en plus stéréotypée selon les catégories auxquelles ils appartiennent, serait une tâche bien vaine. Quel intérêt présenterait l’étude du dictamen et, plus encore, l’identification des mains des notaires, quand l’écriture de chancellerie devient de plus en plus impersonnelle et conforme à des canons impératifs? Et surtout quand on sait, par exemple, qu’il y avait à la chancellerie royale française de Philippe VI 98 notaires et que Louis XI fixa leur nombre à 1201, sans compter le fait que beaucoup recouraient à des clercs ou à des commis pour tenir matériellement la plume à leur place, sans oublier aussi que, si les notaires avaient le monopole de la signature des actes, les divers services disposaient aussi de maîtres et de clercs qui ne se privaient pas pour rédiger des pièces ou au moins pour les préparer. Lorsque sous le seul sceau royal, la chancellerie de France expédiait bon an mal an dès la première moitié du XIVe siècle environ 60 000 actes2, une identification des [p. 52] écritures serait aussi discutable que celle des machines à écrire des dactylos de nos administrations contemporaines!

Les chancelleries souveraines du Bas Moyen Age ne sont pas les seules à souffrir de la désaffection des diplomatistes à leur égard: les études sur les principautés territoriales en ont pâti au moins autant. Par un curieux paradoxe, nous connaissons mieux, en France, les actes de ces principautés féodales pour l’époque où celles-ci ne disposaient pas encore de chancellerie organisée: tels les ducs de Normandie jusqu’à l’accession de Guillaume le Conquérant au trône d’Angleterre, les comtes de Toulouse jusqu’à la fin du XIIe siècle, les comtes de Flandre jusqu’au début du XIIIe siècle, les comtes de Savoie jusqu’au milieu de ce siècle. Autrement dit, dès que la documentation commence à prendre quelque ampleur, les études de diplomatique et les corpus prennent fin. Qui aurait le courage de s’attaquer, en usant des méthodes traditionnelles, à la paperasserie expédiée par un Amédée VIII de Savoie ou plus encore à celle d’un Philippe le Bon duc de Bourgogne, avec les registres de l’Audience et les milliers de pièces dispersées à travers des centaines de fonds d’archives de destinataires répartis sur le territoire de plusieurs États actuels?

Pour ces époques, il devient donc essentiel de repenser très sérieusement toute notre méthodologie.

***

Une question préalable vient aussitôt à l’esprit: peut-on déterminer l’époque à laquelle une rupture de méthode devrait intervenir? La réponse vient d’elle-même: ce sont les sources disponibles et surtout leur masse qui conditionnent notre attitude à leur endroit. Du jour où la chancellerie et les institutions sont bien organisées, à partir du moment où sont tenus régulièrement des registres de chancellerie qui renferment une masse documentaire importante, sinon totale, à plus forte raison quand les minutes des actes viennent aussi à être conservées, quand les destinataires de leur côté s’appliquent à garder une part appréciable de leurs archives, les méthodes pour les traiter doivent, de toute nécessité, être transformées. Mais cela varie, évidemment, d’un « État » à un autre.

De toute façon, un des problèmes importants de la diplomatique ne se pose plus dans les mêmes termes que pour le Haut Moyen Age: celui des faux. On sait bien la part relativement importante qu’ils avaient dans la tradition documentaire des hautes époques, et avec quelle passion les diplomatistes font leurs délices de les détecter, de les disséquer, de rechercher les éventuels éléments de possibles documents sincères que le faussaire a pu utiliser. Il n’en est plus de même par la suite: dès la fin du XIIe siècle, le nombre des faux décroît [p. 53] singulièrement. A partir du XIVe siècle, il s’agit beaucoup plus d’actes dits « subreptices », c’est-à-dire d’actes expédiés à l’insu de l’autorité compétente en usant de subterfuges divers ou en tentant d’échapper au paiement des taxes; il s’agit aussi d’actes régulièrement expédiés, mais obtenus sur de faux exposés. Par les moyens classiques, il devient pratiquement impossible de les découvrir, sauf lorsqu’on a affaire à des faux éhontés ou à ceux qu’ont réalisés des faussaires modernes, car la plupart se présentent dans la forme même des actes sincères, avec tous leurs caractères externes et internes. A l’époque même il était déjà difficile de les repérer. Un exemple: en 1343, le roi de France, constatant l’abondance de tels actes, aboutissant à la nomination de plusieurs officiers à un même office ou bien à l’octroi de privilèges ou d’avantages sans que les services compétents en aient été informés, décida de demander à tous les bénéficiaires de représenter leurs actes afin qu’on les vérifiât et qu’on les enregistrât3.

L’étude de la forme présente un intérêt décroissant à mesure que les catégories diplomatiques, allant de pair avec une précision accrue dans l’expression juridique des actes, sont allées en se caractérisant de mieux en mieux. C’est dès lors l’étude des formulaires qui peut présenter de l’intérêt pour le diplomatiste, à cette réserve près que, si le nombre de ces formulaires s’élève, ils ont surtout de l’importance pour nous renseigner sur les différentes espèces d’actes que la chancellerie est appelée à expédier; leur principal intérêt est même de nous informer sur des actes de caractère éphémère qu’on n’a pas normalement conservés dans les archives4.

Autrement dit, puisque l’étude du « Diktat » et de l’écriture est devenue vaine et celle de la forme secondaire, un déplacement s’opère dans le champ de travail du diplomatiste: celui-ci se tourne de plus en plus vers l’histoire des institutions. L’organisation interne de la chancellerie, la compétence propre des services et des officiers, la filière suivie par les actes doivent retenir sans cesse davantage son attention. Attributions et pouvoirs du chancelier, modes d’instruction des affaires à la chancellerie et dans les divers services dont elle est chargée d’expédier les actes, répartition du travail entre les employés de ces services et ceux de la chancellerie elle-même, différenciation dans l’établissement [p. 54] des différents actes, dans leur mode de validation, dans leur enregistrement, constituent dès lors pour le diplomatiste des éléments d’un intérêt tout particulier.

Dès lors qu’il existe un enregistrement des actes, il importe d’étudier de très près ce que nos collègues allemands appellent le « Registerwesen ». Procède-t-on à l’enregistrement systématique de tous les actes ou bien cet enregistrement n’est-il que partiel? En ce cas, quels en sont les critères? A-t-il lieu d’office ou bien à la requête des intéressés? Y a-t-il une ou plusieurs séries de registres et quelles sont les raisons de l’entrée des actes dans ces diverses séries? Les pièces de caractère politique ou confidentiel font-elles l’objet d’un enregistrement séparé? Y a-t-il enregistrement successif dans le service d’origine et à la chancellerie, et dans celle-ci y a-t-il un enregistrement provisoire, puis un autre, définitif? Se fait-il sur la minute ou sur l’expédition au net? et à quel moment: avant ou après le scellage ou la signature? Si l’enregistrement se fait par fournée, lors du scellage, quel est le délai entre la date de l’acte – qui est normalement celle de son commandement – et l’enregistrement qui va en permettre l’exécution? S’agit-il d’une copie intégrale ou procède-t-on à des coupures de certains éléments de l’acte? Chacun sait l’importance que revêtent les réponses à chacune de ces questions, et à d’autres encore que les circonstances amènent à se poser, pour juger des qualités de l’enregistrement d’une chancellerie donnée, pour donner confiance à la complétude des sources documentaires qui en proviennent, pour connaître enfin la marche même des services.

Le problème de la vérification des actes par des autorités adéquates, des corrections qu’elles peuvent y apporter, des refus éventuels, de la rétention plus ou moins longue qu’elles peuvent opérer dans les documents qui leur sont transmis, est bien loin de nous laisser indifférents.

Il est également intéressant de déterminer si la mesure a été sollicitée ou bien si elle résulte de la seule volonté de son auteur, s’il a agi motu proprio, réellement ou de façon fictive; si la demande a été exaucée en tous points ou si des réserves ont été exprimées par l’auteur de l’acte. La confrontation entre la supplique, si on la possède, et l’acte qui en résulte, devient dès lors fort éclairante; a fortiori, la comparaison avec d’autres pièces ou même avec un dossier se rapportant à l’affaire. Autrement dit, à mesure qu’on avance dans le temps, le document doit être de moins en moins considéré en lui-même, mais bien davantage dans le contexte d’autres documents qui permettent de l’interpréter.

J’attache personnellement un prix de plus en plus grand, sinon essentiel, à la détermination de l’autorité qui a, en fait, commandé l’acte. Car au Bas Moyen Age, comme à l’époque moderne, il est évident que, si les actes publics [p. 55] sont normalement intitulés au nom du souverain, l’affaire a été, dans la plupart des cas, instruite par le service compétent ou par un officier à qui délégation a été donnée pour prendre la décision. Il devient dès lors capital de savoir qui, en réalité, a agi: cela conditionne la portée de la mesure que comporte l’acte et, de plus, nous donne des informations sur la compétence de qui a donné l’ordre de mise par écrit, sur ses activités, voire sur la politique qu’il entendait suivre. Or à partir d’une date variable selon les chancelleries – grosso modo vers 1300 à la chancellerie royale française – les notaires ont pris l’habitude d’indiquer au pied de l’acte le nom de qui leur avait donné l’ordre de l’établir. Bientôt cela devint une règle, hors de laquelle l’acte n’aurait pas été tenu pour valable. Aussi ces mentions dites « hors teneur » (ou extra sigillum) sont-elles le plus souvent transcrites à la suite de l’acte dans le registre où cet acte est inséré. L’éditeur se doit de les relever avec soin. C’est ainsi que le relevé systématique des actes commandés par le roi en personne, mieux encore des mentions telles que l’acte a été dicté ou relu par lui ou encore corrigé par son ordre, devient d’un poids considérable pour juger de la politique personnelle du souverain, voire de sa psychologie. C’est ce que j’ai tenté de faire pour Philippe le Bel et ses fils5. En contre-partie, il n’est pas moins intéressant de noter que telle lettre de Boniface VIII à Philippe le Bel porte la mention qu’elle a été décidée par le pape en personne6.

Un autre aspect important pour l’étude du Bas Moyen Age et qui me parait relever de la diplomatique, est de tenter d’apprécier l’activité d’une chancellerie donnée par l’évaluation du nombre d’actes qu’elle expédiait en un an, et d’examiner, quand cela est possible, l’évolution de ce chiffre selon les règnes, et éventuellement sa répartition par service. Pour ce faire, on peut recourir aux registres de la chancellerie si l’on a pu conclure à leur exhaustivité ou, tout au moins, estimer la proportion relative des actes qui échappent à l’enregistrement. Ailleurs, les comptes de la chancellerie, s’ils sont conservés, peuvent fournir des chiffres valables, mais on peut aussi tirer des enseignements des versements faits au Trésor par la chancellerie quant au produit de l’émolument du sceau. On peut encore, si l’on connaît le poids approximatif des différents types de sceau et si l’on sait par les comptes la quantité de cire ou [p. 56] de plomb dont l’achat a été effectué pour la chancellerie, en déduire, de façon au moins approchée, le nombre des actes ainsi scellés7.

Il conviendrait encore de s’attacher, bien plus qu’on ne l’a fait jusqu’ici, à la personne même des chanceliers et des notaires, à leur formation intellectuelle et professionnelle, à leur carrière, à leur rôle hors la chancellerie et qui peut être fort important, à leurs activités dans le domaine littéraire. Je ne veux nullement anticiper sur ce qui sera dit lors des séances de la Commission internationale de diplomatique au cours du Congrès international des sciences historiques de Stuttgart en 1985, puisque ce sera précisément le thème même de nos travaux. Toutefois, je ne peux pas ne pas rappeler ici ce que fut l’apport du personnel des chancelleries pontificale, florentine, milanaise, française, impériale etc. au pré-humanisme des XIVe et XVe siècles et ensuite à l’humanisme de la Renaissance. Tels un Coluccio Salutati ou un Lorenzo Valla, un Nicolas de Clamanges ou un Jean de Montreuil ou encore un Guillaume Budé. Grande fut aussi la part de ce milieu des notaires et des secrétaires des princes, non seulement dans la production juridique de leur temps ou dans celle des libelles de caractère politique, mais aussi dans la rédaction des ouvrages historiographiques ou dans la littérature. On peut citer, entre tant d’autres exemples, le cas du secrétaire de Philippe le Bel Jean Maillard, qui fut l’auteur d’un roman bien connu le « Roman du comte d’Anjou », et celui de son collègue Geoffroy du Bus qui écrivit un des « best sellers » de ce temps, le « Roman de Fauvel »8. C’est là certainement un des secteurs les plus prometteurs de l’histoire de la chancellerie qu’il conviendra de prospecter avec grand soin en raison de l’intérêt qu’il présente pour l’histoire générale de la culture.

***

J’en arrive à la question qui peut-être présente le plus d’intérêt immédiat pour l’avenir des travaux de diplomatique: peut-on continuer à préparer et à publier des corpus d’actes de chancellerie pour le Bas Moyen Age et, a fortiori, est-il encore utile d’éditer des registres d’actes notariés ou des recueils d’actes de juridiction gracieuse pour ces époques?

Disons que la question se pose en termes totalement différents selon les pays et les époques et qu’il faut tenir compte des cas particuliers. Comme je le disais au début de cet exposé, il y a bien des cas où la masse des archives ayant disparu et seules des épaves subsistant, dispersées à travers les chartriers des destinataires, il conviendrait de façon évidente de traiter ce qui a survécu un [p. 57] peu comme on le fait ailleurs pour des documents d’une époque beaucoup plus reculée. Cela est heureusement loin d’être le cas général, et c’est ordinairement l’inverse qui se produit: dès lors qu’il y a pléthore, toute publication intégrale de la documentation sous les formes traditionnelles devient impensable, d’autant plus que l’immanquable répétition du formulaire rendrait une telle édition aussi inutile qu’absurdement coûteuse. Seuls des regestes pourraient alors se concevoir, et encore les analyses devraient-elles se borner à l’essentiel: cote du document, date, nature de l’acte, noms et qualités des intéressés, lieux concernés …, sans entrer dans les détails de formulaire qu’exigeraient des documents d’une époque moins avancée. En fait, de tels regestes pourraient fort bien prendre souvent la forme de véritables tableaux, d’une consultation d’ailleurs beaucoup plus aisée. Le principal pour le chercheur est de pouvoir retrouver facilement ce qui l’intéresse directement: d’où l’importance fondamentale des index de noms de personne, de lieu et aussi de matière. Si cela est fondamentalement vrai pour toutes les époques, cela devient plus essentiel encore et on pourrait concevoir, à la rigueur, que certains inventaires prissent directement la forme d’un index. On l’avait déjà conçu, depuis bien longtemps, pour le Repertorium germanicum qui embrasse les actes des Archives Vaticanes concernant les pays d’Empire depuis le Grand Schisme de la fin du XIVe siècle.

Il faut évidemment admirer l’esprit de suite d’une entreprise que mène en France depuis des générations l’Académie des Sciences morales et politiques pour nous donner avec patience l’irremplaçable série des volumes du Catalogue des actes de François Ier et le Recueil des Ordonnances royales de ce règne et maintenant le Catalogue des actes de Henri II9, quarante années cruciales du XVIe siècle. Toutefois il faut bien se persuader que de tels efforts ne peuvent être qu’exceptionnels. Les techniques d’aujourd’hui ont, de façon générale, rendu périmées les méthodes de naguère; le recours à l’ordinateur s’impose de plus en plus à nous, dès lors qu’on a à traiter des masses documentaires considérables et surtout quand il s’agit de documents en partie répétitifs. Certes les diplomatistes classiques, ceux qui ont procédé, par exemple, à la publication si patiente des registres pontificaux des XIIIe et XIVe siècles, seraient bien étonnés de découvrir les possibilités de notre époque. Mais aurait-on encore aujourd’hui le droit de procéder, par exemple, à la publication imprimée des lettres communes des papes du XIVe ou du XVe siècle ou à celle des suppliques de la chancellerie pontificale alors [p. 58] que suffisent des bordereaux normalisés et leur entrée en ordinateur, lequel peut à volonté sortir, avec toutes les références croisées, toutes les informations souhaitées, et même la liste complète des documents dans l’ordre chronologique ou dans celui du registre? C’est ainsi que procède dès à présent une équipe de recherche conjointe du Centre national de la recherche scientifique et de l’École française de Rome pour les centaines de milliers de lettres communes des papes d’Avignon qu’il reste à éditer10, et une autre équipe traite de façon analogue les registres de sentences du Parlement de Paris au XIVe siècle11.

A plus forte raison devra-t-on procéder de même en ce qui concerne les registres de notaires, et l’on a un peu partout commencé à le faire. Sans aucun doute, il était bon que les registres des actes des notaires génois des XIIe et XIIIe siècles fussent publiés in extenso, ainsi que les registres qui subsistent des activités notariales génoises ou vénitiennes en Orient. Mais il serait inconcevable qu’on poursuivit l’entreprise postérieurement à la fin du XIIIe siècle. Et qui pourrait songer à publier jamais les 20 000 registres de notaires antérieurs à 1500 que j’ai dénombrés dans le sud-est de la France, et notamment pour les villes de Marseille, Aix, Arles et Avignon?

A partir d’une certaine époque – variable selon les régions – l’édition des documents est donc appelée à passer par le recours aux procédés automatisés, d’autant plus que le chercheur disposant de cotes précises pourra obtenir microfilms, photocopies ou microfiches des documents qu’il désire étudier plus à fond.

Une réserve doit cependant être faite, et elle me parait fondamentale: on doit tenir pour indispensable que l’auteur du dépouillement fournisse une notice précise de la manière dont les actes se présentent et dont l’enregistrement a été fait, ainsi qu’une analyse codicologique mentionnant éventuellement les lacunes. Il faut aussi, ce qui n’apparaît pas moins essentiel, que des spécimens des différents types d’actes soient donnés ou encore, s’il s’agit de documents comptables, qu’une page type soit reproduite. Ainsi l’esprit de la critique diplomatique est nécessaire pour que ces types d’édition rendent tous les services que l’historien est en droit d’en attendre.

[p. 59] D’autre part, les techniques nouvelles ne doivent pas supprimer le recours aux méthodes traditionnelles d’édition ou aux regestes pour tout ce qui sort de l’ordinaire: les actes d’un contenu rare, ceux dont la complexité et l’intérêt rendent d’autant plus nécessaire une publication qu’ils entrent mal dans les grilles de la normalisation informatisée, les textes réglementaires, les traités, et surtout, en ce qui provient des chancelleries princières, les actes émanés directement de la personne du prince ou ses missives.

En raison de l’absence fréquente de date d’année ou de mois dans ces dernières et pour bien d’autres raisons, je continue aussi à tenir comme extrêmement souhaitable l’établissement des itinéraires princiers, dressés non seulement à l’aide des actes datés, mais aussi de tous les autres documents dont on peut disposer et notamment des comptes. Mais ces itinéraires ne doivent pas se borner, comme on l’a fait trop souvent, à la date, au lieu et à la référence de la source utilisée: il me parait bon qu’ils soient accompagnés d’une note rapide sur le contenu des actes que le prince a effectivement commandés lui-même ou qui l’ont été par des personnes de son entourage au cours des déplacements12.

Jusqu’à présent la diplomatique a mis l’accent essentiellement sur les époques les plus anciennes, celles pour lesquelles on ne disposait que d’un nombre tout restreint de documents que la critique ne se lasse pas de brasser et rebrasser sans plus guère faire avancer notre connaissance des textes. Elle a le devoir maintenant de s’appliquer aux masses documentaires qu’elle a trop négligées et qu’elle doit livrer à l’historien avec des méthodes renouvelées mais avec la même exigence de rigueur dans l’analyse et dans la recherche de leur élaboration.

L’historien a besoin de disposer d’actes parfaitement datés, interprétés, replacés dans leur contexte, et pas seulement des actes de chancellerie ni de ceux des notaires, mais de tout cet immense stock de documents du Bas Moyen Age comme aussi du XVIe ou du XVIIe siècle, masse à peine reconnue de documents issus du fonctionnement des administrations, des services financiers, des juridictions, des municipalités… Ce devra être, en liaison étroite avec l’histoire même des institutions, la tâche de la diplomatique de demain, plus que jamais associée au progrès des études historiques.


1 Sue le nombre des notaires à la chancellerie royale française, cf. R.-H. Bautier, Les notaires et secrétaires du roi des origines au milieu du XVIe siècle, en introduction à Andrè Lapeyre et Rémy Scheurer, Les notaires et secrétaires du roi sous les règnes de Louis XI, Charles VIII et Louis XII (1461–1515), Paris, 1978 (Collection de documents inédits sur l’histoire de France), spéc. p. XI–XVIII (sous Charles IX, ce nombre s’éleva à 200, en 1587).

2 Nous nous permettons de renvoyer à notre article en préparation sur les données chiffrées de l’activité de la chancellerie royale française.

3 Cf. R.-H. Bautier, Recherches sur la chancellerie royale au temps Philippe VI, « La confusion à la chancellerie et les efforts du roi pour y porter remède », p. 154–172, spéc. p. 166–167 (ou Bibliothèque de l’École des chartes, t. CXXIII, 1965, 2, p. 378–396, spéc. p. 390–391).

4 Description de formulaires « modernes » de chancellerie par Hélène Michaud, Les formulaires de grande chancellerie, 1500–1580, dans Notices et extraits des manuscrits de la Bibliothèque nationale… publ. par l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, Paris, 1972, p. 1–217.

5 Cf. R.-H. Bautier, Critique diplomatique, commandement des actes et psychologie des souverains du Moyen Age, dans Académie des Inscriptions et Belles-Lettres. Comptes rendus des séances, 1978, 1, p. 8–26 (voir aussi: Diplomatique et histoire politique: ce que la critique diplomatique nous apprend sur la personnalité de Philippe le Bel, dans Revue historique, CCLIX, 1, 1978, p. 3–27).

6 La constitution Etsi de statu (31 juillet 1297): « De mandato domini ». Cf. R.-H. Bautier, Le jubilé romain de 1300 et l’alliance franco-pontificale au temps de Philippe le Bel et de Boniface VIII, dans Le Moyen Age, 1980, 2, p. 207.

7 Cf. supra note 2, et l’ouvrage cité note 3, p. 18–19.

8 Cf. le mémoire cité supra note 8, p. XXXIII–XXXVIII.

9 Le Catalogue des actes de François Ier, compte 10 gros volumes in-4°, publiés de 1887 à 1908; le recueil des Ordonnances royales de ce règne 7 vol. et 2 fasc. publiés de 1903 à 1965. Le Catalogue des actes de Henri II a commencé de paraître en 1979 (XV-693 p., in-4°) et compte près de 2000 actes pour les trois derniers trimestres de 1547.

10 Sur cette entreprise, cf. Bernard Guillemain, L’informatique aux Archives du Vatican, dans Académie des Inscriptions et Belles-Lettres. Comptes rendus des séances, 1977, 1, p. 86–94.

11 Sur diverses entreprises de traitement informatique des documents diplomatiques, cf. Informatique et histoire médiévale. Communications et débats de la Table ronde C.N.R.S. organisée par l’École française de Rome et l’Institut d’histoire médiévale de l’Université de Pise, 1975 (Collection de l’École française de Rome, 31, 19 p.).

12 C’est selon ce système que j’achève l’Itinéraire de Philippe le Bel, 1285–1314, dont la publication est prévue pour 1985.

[p. 61] Die Entfaltung der deutschen Territorien im 14. und 15. Jahrhundert1

Ein allgemeinhistorischer Vortrag über die Entfaltung der deutschen Territorien im 14. und 15. Jahrhundert besitzt am Anfang eines Kongresses über die landesherrlichen Kanzleien Europas im späten Mittelalter vor allem eine dienende Funktion, als Einführung in die Besonderheiten dieser Periode in Deutschland, als Unterstützung für die Spezialisten, damit sie von einigen Aussagen entlastet sind, und womöglich auch als Angebot zur wünschenswerten Verbindung der Grund- und Hilfswissenschaft „Diplomatik‟ mit der allgemeinen Geschichte2.

Angesichts des großen Umfangs des Themas sind selbstverständlich Beschränkung und Auswahl bei Stoff und Deutung notwendig und kann der Gefahr der groben Vereinfachung kaum ausgewichen werden. In den hier zu überschauenden zwei Jahrhunderten ist im Hinblick auf die Thematik und auf ihre Rahmenbedingungen viel geschehen3; diese Übersicht verbindet auch [p. 62] ein besser durchforschtes (das 14.) und ein schlecht erschlossenes (das 15.) Jahrhundert. Gleichwohl wird man sich um einigermaßen allgemeingültige oder jedenfalls um nicht nur partielle Aussagen bemühen, also nicht aus der Perspektive eines einzigen Territoriums, sondern gewissermaßen als Neutraler beobachten. Man kann dabei in drei Schritten vorgehen. Zunächst ist von einigen Erläuterungen und einigen Rahmenbedingungen der territorialen Entfaltung die Rede, sodann in relativ abstrakter und zusammenfassender Form von den wichtigsten Wesenszügen der territorialen Entwicklung und drittens wieder eher konkretisierend von einigen typischen und einigen besonderen Ausformungen des Territoriums in der historischen Wirklichkeit4.

[p. 63] I

Zunächst ist die Thematik zu umreißen und ist von einigen Rahmenbedingungen zu sprechen. Dabei geht es um fünf Punkte:

1. Es ist aus methodischen Gründen erforderlich, den Titelbegriff „deutsch‟ nicht von den Verhältnissen der Gegenwart abzuleiten, sondern auf den ganzen Umfang des spätmittelalterlichen Regnum nördlich der Alpen zu beziehen, vom gleichsam überseeischen Livland bis zum Alpensüdrand und darüber hinaus, teilweise selbst unter Einschluß der aus dem zerfallenden Regnum Arelatense an das engere Regnum gezogenen Territorien. Was hier gemeint ist, hat mit der jeweils gebrauchten Sprache, zumal mit der Sprache der politisch Unbeteiligten, nur wenig zu tun. Etwas enger war unter Umständen der Bereich, den die Geschichtsschreiber des 14. Jahrhunderts „Alemannia‟ und Nikolaus von Kues im 15. Jahrhundert „Imperium Germanicum‟ nannten und was in der Reichsmatrikel von 1422 und in späteren Matrikeln aufgeführt ist. Das Ganze bezeichnete die königliche Kanzlei traditionell-legitimistisch weiterhin als „Römisches Reich‟5. Man dachte vom Kern, nicht vom Rand aus und vermochte daher Randpositionen ebenso gut zu akzentuieren wie zu vergessen – ohne Präjudiz für die nächste Generation. Einen Grenzfall stellt bekanntlich das Ordensland Preußen dar, das nicht zum Regnum gehörte, obwohl man dem Hochmeister in der Stauferzeit reichsfürstengleichen Rang zuerkannt hatte und obwohl Livland, in welchem der Deutsche Orden eine große Rolle spielte, ein Teil des Regnum war. Die Position Preußens, das unter Friedrich II. den beiden höchsten Gewalten, dem Papst und dem Universalkaiser, zugeordnet worden war, wurde im späten Mittelalter verschiedenartig verstanden: im Zeitalter der päpstlichen Oberherrschaftsbestrebungen, bis tief ins 14. Jh. hinein, als Zuordnung zum Papsttum, im 15. Jh. auch als Zuordnung zum Regnum, das man vom Imperium kaum mehr unterschied.

Zwei Tatsachen verdienen im Zusammenhang mit der großen Ausdehnung des Alten Reiches Aufmerksamkeit.

Zunächst: Die Erinnerung an dieses Gebilde und seine Glieder wird heute ungefähr von einem Dutzend modernstaatlicher Geschichtstraditionen verwaltet [p. 64] und unterschiedlich geformt6, denen sie für unseren Zweck gleichsam wieder entzogen werden muß – ebenso wie man verfassungsgeschichtlich gesehen Entstehung und Entfaltung der Territorien von den modernen Vorstellungen vom abstrakten Anstaltsstaat abrücken wird oder wie man die Sympathie des schreibenden Historikers für den schreibenden Kanzleibeamten kontrollieren muß, wenn man seine Rolle im Territorium mit derjenigen eines nicht schriftkundigen Amtmanns vergleicht. Man wird geduldig an solchen Korrekturen arbeiten, die sich schwerlich sogleich vollständig durchsetzen werden.

Zum Zweiten: Am Anfang des Weges zum Territorium haben im Regnum sehr verschiedene Voraussetzungen bestanden. Es mag genügen daran zu erinnern, daß sich der eine Reichsfürst nach einer Stadt benannte, die einst stark bevölkerte Hauptstadt des Römischen Reiches der Spätantike mit einer im 2. Jahrhundert begründeten Christengemeinde gewesen war (Erzbischof von Trier); ein anderer Reichsfürst richtete sich in einem Landstrich ein, der mehr als tausend Jahre später christianisiert wurde und das Städtewesen kennenlernte (Bischof von Dorpat). Beide Fürsten haben spätmittelalterliche Territorien gebildet.

2. Die Anzahl der Territorien, deren Entfaltung zu beobachten ist, kann nicht ein für alle Mal genau angegeben werden. Dies hängt nicht nur mit den äußeren Veränderungen zusammen, die im Ablauf von zwei Jahrhunderten eingetreten sind, sondern auch mit der Sache selbst. In dieser Situation wird der Historiker definierend eingreifen. Als Territorien gelten für diese Analyse nur reichsfürstliche Landesherrschaften. Damit sind gräfliche Territorien, auch bedeutende (z. B. Holland, Mark, Katzenelnbogen), auch die Territorien gefürsteter Grafen (z. B. Henneberg, Cilli) ausgeschlossen. Unberücksichtigt bleiben erst recht die Territorien edelfreier Herren (z. B. Geroldseck, Lippe) oder ehemaliger Ministerialen (z. B. Weinsberg, Waldburg), städtische Territorien (z. B. Ulm, Nürnberg, Zürich) und diejenigen Gebilde im Gebirge und am Meer, die besondere Verfassungsformen aufwiesen (Eidgenossenschaft, Friesland, Dithmarschen). Es empfiehlt sich, gelegentlich kompromißhaft [p. 65] vorzugehen gegenüber den Mediatfürsten und Mediatbischöfen, die es im Reich in nicht geringer Zahl gegeben hat: als Fürsten die schlesischen Herzöge, der Markgraf von Mähren samt den Fürsten von Troppau-Jägerndorf und die Bischöfe unter der böhmischen Krone, als Mediatbischöfe diejenigen des Erzbischofs von Salzburg, des Herzogs von Österreich und des Ordenslandes Preußen und wohl auch die Bischöfe von Lebus, gewiß von Kurland (Reichsfürst 1520) und Reval (bis 1346 dänisch). Nicht alle von ihnen haben ein Territorium gebildet (nicht Prag, Leitomischl, Chiemsee, Lavant, Reval). Ausgeschlossen sind ferner die Fürstabteien (Fulda, Kempten, St. Gallen, Propstei Ellwangen und 41 oder 42 weitere), von denen viele kein Territorium gebildet haben (z. B. Lorsch, Reichenau, Weißenburg). Was verbleibt, kann für den weltlichen reichsfürstlichen Bereich infolge der häufigen dynastischen Teilungen und Wiedervereinigungen für einen längeren Zeitraum nicht genau angegeben werden. Als Anhaltspunkt kann man zuletzt mit 30 bis 40 Fällen rechnen. Genau bekannt ist die Zahl der geistlichen Reichsfürstentümer, die zu beachten sind; es sind 49 vom Patriarchat Aquileja bis zum Hochstift Cambrai7.

Während im späten Mittelalter nur noch die Neugründung von Mediatbistümern möglich war, erwies sich die Erhebung weltlicher und nichtbischöflicher geistlicher Reichsfürstentümer als politisch bedeutsames, noch nicht genügend gewürdigtes Mittel des Königs (z. B. Hessen 1292, Luxemburg und Bar 1354, Berg 1380, Savoyen 1416, Kleve 1417, Holstein 1474, Deutschmeistertum des Deutschen Orden 14948, Württemberg 1495).

Erst im späten Mittelalter ist übrigens die Geschichte weltlicher und geistlicher Fürstentümer wirklich parallelisierbar; denn die Niederlage der Staufer entschied endgültig darüber, daß Besitz- und Hoheitsrechte von Bischöfen und Äbten ohne Überlagerung durch eine überlegene Königsmacht territorialisierbar sein mochten. In den meisten Gebilden dieser Art bestand ein Dualismus zwischen bischöflicher Gewalt und den Rechten des Domkapitels: das Kapitelland konnte im Extremfall selbst zum Territorium werden (altpreußische Bistümer).

Der bei dieser Übersicht wohl durchschimmernde quantitative und qualitative Anflug von Ungenauigkeit9, der an sich verfassungsgeschichtlich unerwünscht [p. 66] ist, ist Teil der Sache selbst. Immer ist der juristische Tatbestand von nichtjuristischen Größen überformt worden, unter denen wohl die Größe „dynastisches Verhalten‟ die wichtigste war. Demgemäß ist man auch nur scheinbar inkonsequent, in Wirklichkeit im Sinne der Zeit konsequent, wenn man eine Grafschaft in fürstlicher Hand wie ein Fürstentum behandelt (Tirol).

Auch an diesen zweiten Punkt sind zwei Bemerkungen anzuschließen.

Zunächst: Was nach den erfolgten Abgrenzungen im Blickfeld verbleibt, war die neben dem Königtum zweifellos verfassungstechnisch und machtpolitisch, auch nach Einwohnerzahl und Fläche weitaus wichtigste Kraft des Regnum. Auch ein staufisches Spätmittelalter hätte zumindest das weltliche Fürstentum nicht mehr beseitigen können10, und erst recht mündete die Entwicklung im Zeitalter des Wahlkönigtums mit seinem Kontinuitätsproblem in ein Reich ein, das auch als Verband von Territorien charakterisiert werden kann (Heinz Angermeier). Jedoch auch eine nach Kräften definitorisch „bereinigte‟ Schar von Fürstenterritorien ist zunächst nur ein formales Gebilde, das dringlich mit Wirklichkeitsgehalt aufgefüllt werden muß. So darf man die sehr beträchtlichen Gewichtsunterschiede von Fürstentum zu Fürstentum nicht aus den Augen verlieren, und es ist die Frage zu stellen, ob und gegebenenfalls von wann an die Fürsten im weitgedehnten Reich wirklich eine kohärente Gruppe gebildet haben.

Zum zweiten: Auch die Geschichte der individuellen Landesherrschaft muß nicht frei von späteren Umbiegungen und Umdeutungen geblieben sein. Die Territorien zum Beispiel, die im binnendeutschen Raum moderne Landesgeschichte mit gutem Erfolg förderten, waren öfter diejenigen, die erst Napoleon neu geformt hatte und die der Etatismus des 19. Jahrhunderts kraftvoll prägte. Wo das Risiko nationalstaatlich pointierten Verständnisses oder Mißverständnisses fehlte, konnte das landesstaatlich pointierte Verständnis oder Mißverständnis eintreten. Als Vorgeschichte verstandene Geschichte begünstigte die Erforschung der in der Moderne weiterbestehenden Staaten11, untergegangene Gebilde waren historiographisch benachteiligt.

3. Im bisher behandelten Gefüge fehlt der König12. Er, gewöhnlich ein besonders [p. 67] erfolgreicher Landesherr, darf jedoch nicht übergangen werden. Es treten sogar bei ihm bestimmte Probleme territorialer Existenz besonders scharf hervor, nicht nur wegen der häufig besseren Überlieferung. Die Räson des Königs war zweifellos zuerst dynastisch, dann hausmachtbezogen und dann reichsbezogen; zunächst handelte er also wie ein Fürst. Deutlicher als jeder kleinere Herr führt er auch die Bedeutung des Hofes13 vor Augen, der entscheidenden Emanation hochgeborener Existenz, des Ortes adeliger Selbstverwirklichung. Der Hof war in gewisser Weise ein Selbstzweck, dem jedenfalls andere, uns heute näherstehende Zwecke ohne Zögern untergeordnet wurden. Daß man einen Hof besaß, verband den kleinsten Reichsfürsten mit Papst und König. Dieses bietet wenigstens an einem Punkt die Möglichkeit korrekten Vergleichs und erlaubt auch die wesentliche, wohl zu selten gestellte Frage zu bedenken: Wie bedeutsam und wie angesehen war eigentlich in einer solchen adelig-unbürokratischen Gesellschaft, was die Diplomatik interpretiert: die Kanzlei, ihre Produkte und die Produzenten, die Kanzleiglieder? Da man das Territorium auch von der Mitherrschaft und dem Mitunternehmertum des Landesadels her auffassen wird, wenigstens im späten 14. und im 15. Jahrhundert, wird man beachten, daß die Kanzleiglieder nicht mitgeherrscht haben.

Auch die Verfestigung des Territoriums auf seinem langen Weg von 1300 bis 1500 kann an der Rolle des Königs als Herr seiner Erbländer unmittelbar abgelesen werden, ohne daß man allgemeiner, zum Teil hypothetischer Erwägungen bedarf, wie anderswo bei dieser Frage. Hier liefert u.a. die Geschichte der königlichen Kanzlei ein durchschlagendes Argument. Immer hatte es nur eine einzige Hofkanzlei gegeben, die gleichermaßen die drei Hauptbereiche herrscherlicher Aktivität bearbeitete: den Hof, das Erbland oder die Erbländer und das übrige Reich. Seit 1438/39 und wieder wohl seit 1442 gab es jedoch zwei Hofkanzleien14. Die Habsburger Albrecht II. und Friedrich III. haben sich – so wird man dies erläutern – nicht mehr der Anstrengung unterziehen wollen oder können, unterschiedliche Personalinteressen und Traditionsströme aus der Hausmacht und dem übrigen Reich, wie bisher, zusammenzuführen und sich damit notwendigerweise mit nicht geringen Problemen zu belasten. Fortan bestanden die Österreichische Hofkanzlei und die für das übrige Reichsgebiet zuständige Reichs-Hofkanzlei nebeneinander. Einer jener für die Zukunft so wesentlichen Dualismen, von dem noch die Rede sein wird, war für jedermann sichtbar geworden.

[p. 68] Für viele Territorien im Reich war schließlich das Wahlkönigtum, als Gegenstand der Rivalität von drei und zuletzt von zwei großen Dynastien15, ein aufmerksam beobachteter Orientierungspunkt und für eine Anzahl von Territorien mehr als dieses. Insbesondere die sieben Kurfürstentümer besaßen gewisse Vorteile im territorialen Wettbewerb. Durch diesen Rang war zwar kein ständischer, jedoch ein verfassungsrechtlicher Vorsprung vor allem dadurch gegeben, daß derjenige territoriale Bereich, auf welchem die Kurwürde aufruhte (Kurpfalz: „Kurpräzipuum‟, Kursachsen: „Kurkreis‟), seit 1356 unteilbar war und nach dem Erstgeburtsrecht vererbt wurde. Ferner wurden im Rhythmus der Königswahl als „Wahlgeschenk‟ neben finanziellen auch territoriale Zuwendungen (Reichspfandschaften) gemacht.

Vor und um 1300 befand sich der Herrscher im Südwesten und Westen. Es war als Folge staufischer Tradition und staufischer Niederlage ein regional verhaftetes Grafenkönigtum, d.h. ein unterfürstliches Königtum oder jedenfalls kein Königtum alter Fürstenhäuser. Um 1500 bestand mit der „Dreieckssituation‟ der Habsburger vom Südosten über den Südwesten zum Nordwesten des Reiches eine in jeder Hinsicht veränderte Lage. Es handelte sich jetzt, wenn man so sagen darf, bei der Königsdynastie um eine europäische Großmacht. Zwischen diesen Grenzdaten hat es mehrmals weitere unterschiedliche Konstellationen gegeben. Wichtig ist dabei, daß sich im Laufe der Zeit immer mehr Territorien, wenn auch nicht in kontinuierlicher Zunahme, auf den jeweiligen Verlauf solcher Kraftlinien eingestellt haben.

4. Damit ist es nur noch ein kurzer Schritt zu der Einsicht, daß auch das Gesamtreich als Rahmenbedingung territorialer Existenz auf die Bühne gerufen werden muß16. Dies bezieht sich nicht nur auf die allgemeine methodische Erkenntnis, daß die Erzübel von Landesgeschichte Linearität und Isolation und der Verzicht auf Konstellationsanalysen sind. Es geht vielmehr um ganz konkrete Tatbestände, im Extremfall um die Frage nach der Erhaltung oder dem Verlust der Bindung an das größere Ganze. Im Zeitalter der „Offenen Verfassung‟ strebten Territorien und Städte nach einem Höchstmaß von Bewegungsfreiheit. Die Herzöge von Brabant und Lothringen haben zeitweise [p. 69] mit dem Gedanken gespielt, ihre Lehnsbindungen abzuschütteln; die Freien Städte haben sich ihrer bischöflichen Herren de facto entledigt und beanspruchten, im Sinne von Herrenlosigkeit „frei‟ zu sein; es gab in bestimmten Gegenden die Theorie, nicht der König, sondern erst der Kaiser dürfe als Herr etwa von Reichsstädten auftreten17. Das Zeitalter der „Offenen Verfassung‟ ist dann am Ende des Mittelalters durch ein Zeitalter der „Verdichtung‟ abgelöst worden. Jedoch ist es zweckmäßig, hierfür zwischen den Randbereichen, vor allem im Westen, und dem Binnenreich zu unterscheiden. Der spätmittelalterliche Verfassungswandel des Reiches vollzog sich nämlich geographisch betrachtet ungleichmäßig. Was aus der Stauferzeit und als Folge der Niederlage der Staufer als „Offene Verfassung‟ überkommen war, betraf zunächst das ganze Reich: ein angenehmer Zustand für die Starken beinahe ohne Bindungen und Verpflichtungen außer derjenigen der Fortführung der Legitimierungsinstanz „Königtum‟ – mit der Möglichkeit, den territorialen Daseinskampf auch militärisch fast ungestört auszufechten. Diese offene Situation wurde durch das neue, stärkere Königtum der großen Dynastien trotz des einen oder anderen Anlaufs nicht im allgemeinen überwunden, sondern nur in einigen, vor allem in den vom König hegemonial bestimmten Bereichen. Im Vergleich zum Umfang des Reiches und gegenüber den Ergebnissen der territorialen Entfaltung war der König wohl prinzipiell überfordert. Jedoch hat man sich den großen Herausforderungen des 15. Jahrhunderts (Hussiten, Türken usw.) dessenungeachtet gestellt, um den Glauben zu verteidigen und auch um neuen patriotischen Gefühlen zu entsprechen. So kam es im 15. Jahrhundert zur Selbstorganisation des politischen Dualismus und um 1500 zum Sieg der dualistischen Verfassung18. An dieser beteiligten sich auf seiten der Fürsten vor allem diejenigen, die von den Vorteilen eines verdichteten Reiches für sich selbst überzeugt waren (Kurmainz wegen seiner besonderen Verfassungsposition oder die Schwächeren, die im Überlebenskampf Hilfe erhofften), und diejenigen, die sich den allmählich geschaffenen Zwangsläufigkeiten nicht entziehen konnten – auch aus geographischen Gründen. Dies spielte sich besonders im Binnenreich ab. Am Rande und in bestimmten Sondersituationen19 konnte es beim alten Zustand der „Offenen Verfassung‟ bleiben.

[p. 70] Dieses Verständnismodell erlaubt es, die allmähliche Ablösung von Randgebieten des neuzeitlichen Reiches emotionsärmer zu beurteilen; denn als Ergebnis zuerst von fremdbestimmten Tatsachen, kaum jemals von Willensentscheidungen der Betroffenen20 hielt der unverdichtete Bereich den neuen Herausforderungen, dem „schneidenden Luftzug der neueren Geschichte‟, vielfach nicht stand. Besonders das Binnenreich und im dualistischen Verhältnis zu ihm die habsburgischen Erbländer21 traten in eine modernere Lebensform ein, die für eine längere Zukunft stabil blieb.

Im Binnenreich brachte die neue Verdichtung widersprüchliche Konsequenzen für die Territorien mit sich. Positiv aus ihrer Sicht war, daß die bisher schwer kalkulierbaren, theoretisch allumfassenden Königsrechte mehr oder weniger eingeschränkt wurden. Als negativ mußte erscheinen, daß dem natürlichen Streben nach Abschließung nach außen und nach der Verwendung der eigenen Steuer- und Militärleistungen für selbstbestimmte Zwecke Gefahr drohen konnte. Es war im 15. Jahrhundert noch nicht erkennbar, daß die erstgenannte Sorge gegenstandslos sein sollte und daß die von nun an tatsächlich getragenen Geld- und Kriegslasten der Fürstentümer für das Reich mit territorialer Selbstbestimmung vereinbar blieben22.

Nicht die endlich gescheiterten Einbruchsversuche in das Territorialgefüge, sondern die am Ende gelungene Heranführung der Fürsten des Binnenreiches an gemeinsame Aufgaben waren bemerkenswerte Ergebnisse der Reichsverdichtung des 15. Jahrhunderts. Bisher hatten sich im wesentlichen nur die Kurfürsten, und darunter vor allem die rheinischen, als Königswähler [p. 71] und nur ganz wenige Fürsten, darunter vor kurzem erhobene (Hohenzollern), oder Reichsbischöfe mit geringer Macht an gemeinsamen Aufgaben, jeweils aus wohlverstandenem Eigeninteresse, beteiligt. Aus der einzig zulässigen Perspektive der „Offenen Verfassung‟ des 14. Jahrhunderts gesehen, als sich in größerer Zahl nur Gefolgsleute des Königs an seinem Hofe einfanden oder (seit 1397) auf Königslosen Tagen Oppositionelle auftraten, ist das Entstehen der mittleren Reichstagskurie (zwischen Kurfürsten und Städten) noch vor 1500 als eine recht erstaunliche Wandlung anzusehen. Damit handelte man im Grunde der eigenen Räson zuwider, und man konnte sich wirklich aus den Sachzwängen, die eine kleine Selbstverpflichtung nach der anderen geschaffen hatte, nicht mehr befreien.

So wird man beide Möglichkeiten der Reichsorganisation, die monistische, die Karl IV. vergeblich versucht hatte23, und die dualistische, die sich schließlich durchsetzte, als „Verdichtung‟ des Binnenreiches verstehen und in Gegensatz zur „Offenen Verfassung‟ treten lassen. Es stellte sich der paradoxe Zustand ein, daß sich das durchgebildete Territorium nach 1500 den Reichsverpflichtungen weniger leicht entziehen konnte als das sich erst entwickelnde Territorium der Offenen Verfassung vor 1300. In den Territorien und im Reich haben sich die staatlichen Wesenszüge gemehrt. Der naheliegenden Verlockung, dieses Mehr beim Territorium als gleichmäßigen, konsequenten Modernisierungsprozeß zu verstehen und beim Reich auf eher zufällige Herausforderungen zu verweisen, sollte man nicht zu rasch nachgeben. So geradlinig ist weder die Territorialentwicklung vor sich gegangen noch darf man die erst wenig bekannte Fiskalisierung und Verrechtlichung im Reich unterschätzen, die sich vor allem unter Friedrich III. zugetragen hat.

5. Gegen die allzu scharfe Akzentuierung eines solchen Gegensatzes spricht auch eine letzte Gruppe von Rahmenbedingungen, auf die man nur noch im allgemeinen hinweisen kann: die für Territorien und Reich gleichermaßen gültigen Basistatbestände und Basisprozesse des geistigen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens. Daß es beim Hinweis bleibt, erzwingen die Kompliziertheit der Materie und der Forschungsstand. Es scheint für die Mitte Europas außerordentlich schwierig zu sein, die territoriale Entfaltung im 14. und 15. Jahrhundert im allgemeinen zwingend oder auch nur mit Plausibilität mit solchen Grundvorgängen oder auch mit entsprechenden Einschnitten, wie demjenigen des Schwarzen Todes oder der Agrarkrise um und nach 1350, in Zusammenhang zu bringen. Ebenso gelingt dies auch kaum mit der Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte im großen. Aufgrund regionaler Forschungsergebnisse [p. 72] kann man sich höchstens Aussagen zutrauen wie diejenige, daß sich am Niederrhein in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine Verlangsamung der territorialen Dynamik beobachten läßt24, oder auch, daß sich in Oberdeutschland (Altbayern) der Neueinsatz solcher Dynamik um und nach 145025 koordinieren ließe mit gleichzeitigen aufwärtsweisenden demographischen und ökonomischen Entwicklungen. Wie problematisch weitreichende Erwägungen derzeit sind, zeigt auch die kontrovers beurteilte Frage, ob das im 16. Jahrhundert erkennbare, sich womöglich im späten Mittelalter vorbereitende Abrücken des äußeren Niederrheins vom Binnenreich zuerst auf eine unterschiedlich rasche wirtschaftlich-soziale Entwicklung zurückzuführen sei oder vorwiegend dynastisch-politische Ursachen und damit ein geringeres Maß von Zwangsläufigkeit besessen habe26. Unsicher ist auch, ob das Verschontbleiben Böhmens, des damaligen Kernlandes der Königsdynastie, vom großen Pestzug um 1350 politische und soziale Folgen nach sich zog oder andere nichtpolitische Faktoren sich dann bis hin zur Hussitenzeit politisch ausgewirkt hatten27. Hingegen ist mit einiger Sicherheit festgestellt worden, daß in kleinen Gebieten des deutschen Südwestens ungünstige Agrarverhältnisse und Vereinheitlichung der Untertanenschaft, d.h. territoriale Verdichtung (als Versuch, die Notlage zu überwinden), miteinander zu tun hatten28.

Offenbar läßt sich bis auf weiteres ein Vergleich großer Regionen nur schwer durchführen. Man wird mit bescheideneren Ergebnissen – wohl zuerst aus der Sozialgeschichte – zufrieden sein, z. B. mit einer zu erhoffenden besseren Analyse des Angebots, das die wachsende Zahl der Universitäten für das Verwaltungspersonal der Territorien bereitstellte29.

[p. 73] II

Wir kommen zum zweiten Schritt und handeln in allgemeiner Form von den Wesenszügen der territorialen Entwicklung im spätmittelalterlichen Reich. Die Forschung ist sich einig darüber, daß in der Mitte Europas der moderne Staat im Territorium entstanden sei. Einige Generationen von Forschern haben sich mit diesem Thema befaßt und sich öfter kontrovers geäußert. Derzeit kann man wohl einen verhältnismäßig ausgeglichenen Meinungsstand feststellen. Zweckmäßigerweise spricht man ausführlicher von der Entwicklung im Altsiedelland30, da hier im Vergleich zum Bereich der Ostsiedlung31 die komplizierteren Verhältnisse vorliegen, die anderswo bestehende einfachere Bedingungen miterklären.

Für die Situation im Neusiedelland kann man wohl beim Anfang der Territorialisierung im 12. und 13. Jahrhundert im großen zwei Zonen feststellen: diejenige mit (den Zeitumständen gemäß) ansehnlich ausgeformten Gemeinwesen in Böhmen, Mähren und Schlesien, die fortbestanden und fortwirkten, und die Zone der mitteldeutschen Slawenstämme und der baltischen Völker – mit älteren, einfachen Gemeinschaftsformen, die für das hier behandelte Thema kaum von Bedeutung sind. Die unter Umständen raschere Territorialentwicklung im Neusiedelland, die wenigstens, was die politische Selbstbehauptung betraf, in den meisten Fällen um oder nicht lange nach 1300 zum Gleichstand mit dem Altsiedelland geführt zu haben scheint, ist im Detail ein Thema für sich und kann hier nicht besprochen werden. Unterschiede zwischen West und Ost blieben vielfach bestehen in der Bevölkerungsdichte, [p. 74] in der Dichte der Städte- und Adelslandschaft und deshalb auch im Hinblick auf die Großräumigkeit oder Kleinräumigkeit der territorialen Verhältnisse.

Der Weg zur Landesherrschaft im Altsiedelland hatte längst vor 1300 begonnen, wohl zuerst im Nordwesten und Westen, besonders am Niederrhein, früh auch im bayerisch-österreichischen Raum. Die Anfänge interessieren hier nicht. Um 1500 war der Weg noch nicht zu Ende. Einheitliche Zeitgrenzen lassen sich auch für diesen Abschluß nicht angeben. Denn neben ursprünglichen Entwicklungsunterschieden von Region zu Region spielte es bald eine wichtige Rolle, ob es sich um einen mächtigen oder einen schwachen Herrn, um ein großes oder ein kleines Gebilde handelte. Mächtiges und Großes entwickelten sich im Durchschnitt schneller, während es bei Schwachen und Kleinen zu territorialen Kümmerformen kommen konnte, dergestalt daß auch am Ende des Alten Reiches die Landesherrschaft noch nicht ausgebildet war.

Landesherrschaft kann man als den Höhepunkt adeliger Herrschaft auffassen. Sie in erster Linie war – so darf man sagen – neben elementaren Vorgängen, wie demjenigen der Bevölkerungsvermehrung, der Ausdruck jener Verdichtung des sozialen Lebens im weitesten Sinne, die das alteuropäische Zeitalter deutscher Geschichte vom 12. Jahrhundert an kennzeichnete. In diesem Zeitalter dürfte die Entstehung samt Durchformung der Landesherrschaft neben der Ausbildung der Stadt und der Ostsiedlung die wichtigste Neuerung sein. Alle drei Phänomene waren miteinander verknüpft.

Landesherrschaft ist aus verschiedenen Wurzeln, mit und ohne Zusammenhang mit dem Königtum, entstanden. Daher ist sie am besten aufzufassen als ein Bündel von Einzelrechten in der Hand eines Herrn. Dieses Bündel war in jedem konkreten Fall etwas anders zusammengesetzt und gewann dann gerade durch diese Bündelung eine neue Qualität. Den Regelfall eines deutschen Territoriums gibt es nicht. So hat jede werdende Landesherrschaft ein individuelles Gesicht und weist andere Entwicklungsphasen auf. Die Gewohnheit, vom Territorium her zu formulieren, darf dabei nicht vergessen lassen, daß die Rechtebündelung im Bewußtsein der Zeitgenossen die Angelegenheit eines hochgeborenen Herrn war. Dieses Bündel enthielt jeweils mehrere der folgenden Bestandteile:

  • Eigengüter, d.h. ererbter Adelsbesitz an Grund und Boden, auch an Wäldern, samt der Herrschaft über die das Land bebauenden Leute, in den verschiedenen Ausprägungen der Grundherrschaft und ihrer Folgeformen.

  • Landesausbau und dessen Organisation, d.h. die Umwandlung unbesiedelten Landes in besiedeltes Land (Rodung, Entwässerung, Deichbau u.ä.).

  • Eine verfassungsmäßige Verbindung mit dem Königtum, die über das [p. 75] Lehnswesen, auch gern über die Rechtsform der hochmittelalterlichen Grafschaft verlief; hierbei wirkten sich vornehmlich die mit dem Grafenamt verbundenen hohen Gerichts- und Bannrechte aus, die als eigene Rechte (Gerichtsherrschaft) aufgefaßt wurden und zur Blutgerichtsbarkeit fortentwickelt werden konnten.

  • Die Niedergerichtsbarkeit, d.h. vor allem die Sühne der mit Geldstrafen bedrohten Vergehen; auch diese Berechtigung war entwicklungsfähig.

  • Regalien, d.h. alte wirkliche oder nur theoretische Königsrechte (Markt, Zoll, Bergbau, Münze, Geleit usw.) als Hoheitsrechte und Quellen baren Geldes, auch Reichspfandschaften.

  • Die Position eines Herzogs, zugunsten des werdenden Landesherrn (in Bayern; schwächer anderswo), oder das Fehlen einer herzoglichen Position als Erleichterung des Aufstiegs für andere.

  • Vogteien, d.h. Schutzgewalten zumal über alte Klöster und Stifte mit reichem Besitz an Land und Leuten, mit der Fortentwicklung zum Kirchenregiment und zur „Landeskirche‟ schon vor der Reformation.

Die Entstehung der Landesherrschaft darf jedoch bei weitem nicht nur als juristisches Problem aufgefaßt werden. Damit würde man ihre Dynamik verkennen. Es kamen zumindest hinzu das Durchsetzungsvermögen guter oder aggressiver Verwaltung und politisch-militärischer Erfolg, damit auch kaum verhüllte Gewalt, Unermüdlichkeit beim Streben nach dem Erwerb immer neuer Güter und Rechte, auch ganz kleiner, durch alte und neue Mittel, z. B. durch Lehnsrecht und durch Geld, schließlich dynastische Planungen, die Gunst des biologischen Zufalls und andere unkalkulierbare Umstände. Je älter Herrschaftsgrundlagen waren, die im Westen womöglich in die Merowingerzeit zurückwiesen, umso größer war ihre Zersplitterung. Man konnte sich durch Königsdienst oder durch Widerstand gegen den König territorial verbessern. Daß dem, der hat, hinzugegeben wird, beschreibt schließlich auch erfolgreiche Landesherrschaft.

Vor allem im Gegenüber der Nachbarn, weniger in Berührung mit dem König, führte demnach alte Adelsherrschaft in einem Ausleseprozeß für die Minderzahl der Erfolgreichen zur Landesherrschaft und in der Neuzeit zur juristisch einigermaßen abgeklärten Landeshoheit. Die Unterlegenen und Einbezogenen schienen sich ganz allmählich in Richtung auf private Grundherren zu bewegen, jedoch verloren sie ihre angeborene Qualität nicht und werden, sobald das vom Herrn geschaffene „Land‟ einigermaßen verfestigt war, den Anspruch erheben, als Vertreter dieses Landes dem Herrn gegenüberzutreten. Der große Landesherr strebte schließlich auch nach Hegemonie in seinem Umland. Auch dieses vollzog sich mit Hilfe unterschiedlicher Rechts-, Gesellschafts- und Gewaltformen. Solche verdichtende Aktivität in der Nähe [p. 76] trat häufig zugleich ein mit dem Abstoßen alter, „dünner‟, kaum mehr realisierbarer Berechtigungen in der Ferne. Dies alles führte eine vergleichsweise erhöhte Mobilität von Gütern und Rechten herbei, die als ein Kennzeichen des Zeitalters gelten kann.

Diesem „Bündelungsmodell‟, das die Rolle des Landesherrn in den Mittelpunkt stellt, steht das Verständnismodell Otto Brunners gegenüber, der für den Südosten das „Land‟, einen Bereich gleichen Rechts und einer Gemeinde von Rechtsträgern, als Voraussetzung für die Herrschaftsbildung auffaßte32. Heute wird diese Lehre außerhalb des Südostens übergangen und abgelehnt, sie soll auch den komplizierten Verhältnissen im benachbarten Böhmen nicht gerecht werden und wird selbst für das östliche Österreich vorsichtig kritisiert33. Eine allzu scharfe Gegenüberstellung beider Verständnismodelle freilich wäre schwerlich im Sinne Brunners selbst, zumindest nicht nach den letzten Auflagen von „Land und Herrschaft‟. Er hat die Unterschiede selbst abgeschwächt, z. B. von einem Rechtsbewußtsein statt von konkreten Rechtsinhalten im „Land‟ gesprochen. Man wird heute beim Reden vom „Land‟ wohl etwas höhere Anforderungen an die begriffsgeschichtliche Differenzierung im Zeitablauf und an die Rücksichtnahme auf das Nebeneinander zweier Sprachen stellen als in Brunners Generation. Man darf daher das „Bündelungsmodell‟ mit gutem Recht als relativ beste Verständnisgrundlage für die Entstehung und Entwicklung der Landesherrschaft betrachten. Es bleibt freilich zu beachten, daß man angesichts der unverkennbaren Unterschiede zwischen den einzelnen Landschaften des Reiches (z. B. schon zwischen Franken und Baiern) weiterer vergleichender Forschung bedarf. Forschungsergebnisse und Forschungstraditionen sind dabei nicht so leicht zu sondern, wie sich dies eine positivistische Haltung wünschte; man wird beides zusammensehen müssen. Richtig bleiben sicherlich die forschungskritischen Grunderkenntnisse Brunners, und wichtig bleibt der Hinweis auf die Verflechtung des „Landes‟, wo es dieses gegeben hat, in die Aktivitäten seines Herrn in jeweils [p. 77] unterschiedlicher Weise. Zeugnisse von rechtlicher Vereinheitlichung im „Land‟ und eines Landesbewußtseins liegen vor, die in ambivalenter Weise als Herrschaftsmittel des Herrn oder gegen diesen gebraucht worden sind34. Ohnehin konnte erfolgreiche Landesherrschaft in etwas paradoxer Weise zu dem Ergebnis führen, daß sich das entstehende Zusammengehörigkeitsgefühl der Beherrschten verselbständigte oder gegen den Herrn wandte.

Landesherrschaft, auch die erfolgreichste, war somit beschränkt, nach „oben‟ durch unterschiedliche Pflichten gegenüber dem König und dem dualistischen Reich, nach „unten‟ durch fortbestehende oder neuerworbene Freiheiten der vornehmeren Beherrschten, die sich gern in Ständen organisierten, wenn sie nicht wieder aus dem Territorium ausschieden. Auch dies war von Fall zu Fall verschieden.

Nach alledem kann man Landesherrschaft kaum definieren, eigentlich nur beschreiben. Sie wird heute nicht in erster Linie als Abbau von Königsrechten verstanden, zumal es den einst erträumten Einheitsstaat am Anfang der deutschen Geschichte nicht gegeben hat, sondern wird vor allem aufgefaßt als Folge wachsender Aufgaben und Notwendigkeiten, auch als Folge des Zerfalls der alten Organisationsform „Grundherrschaft‟35 oder als Folge wachsender Bevölkerung, die auf bisher unerschlossenem Boden erstmals organisiert wurde. Die Landesherrschaft übernahm Funktionen, die das oft weit entfernte Königtum angesichts seiner äußeren Bedingungen nicht oder nicht gänzlich hätte übernehmen können; dem Zeitalter war das Handeln aus der Nähe angemessen. Die Entfaltung der Landesherrschaft ist allerdings durch die Schwächeperioden des Königtums begünstigt worden.

Gerade angestrengte und erfolgreiche Landesherrschaft führte, falls nicht sehr günstige Voraussetzungen vorlagen, zunächst zu einer recht ungleichmäßigen Innengestaltung des Landes. Man kann dabei prinzipiell die Domäne, das Kammergut des Herrn, in welchem ihm die vollen Herrenrechte zukamen, von denjenigen Bereichen unterscheiden, in welchen er diese Rechte mit minderen, überherrschten Herren teilte oder sich mit einer bevogteten Kirche auseinandersetzte. Auch Städte konnten besondere Rechte erwerben; insbesondere wurden geistliche Territorien im 14. und 15. Jahrhundert durch den Anspruch der Freien Städte in bedenklicher Weise durchlöchert (z. B. [p. 78] Köln, Speyer, Straßburg). Ihrem Beispiel vermochten weitere Städte (z. B. Erfurt, Lüneburg, Rostock) zu folgen und hatten jahrhundertelang nicht geringen, zumeist aber nicht durchschlagenden und endgültigen Erfolg36. Auch die Freien Städte mußten sich als Folge der Reichsverdichtung um 1 500 dem schlechteren Status der Reichsstädte anbequemen. Wo der Adel am Ende keinen Anteil am Territorium besaß, wie in der Kurpfalz, in Kurmainz, Würzburg oder Bamberg, war dieses einheitlicher beschaffen. Dafür wirkte es in seiner äußeren Form zersplitterter und zerrissener. Die Kontrolle des in der Nähe ansässigen Adels wurde dann auf andere Weise, in hegemonialer Form, bewerkstelligt.

In vielen Fällen, gerade im Südwesten, bringt die Arbeit an einer spätmittelalterlichen Territorialkarte, die von Dorf zu Dorf fortschreiten muß, auch noch unter solchen Voraussetzungen große Schwierigkeiten mit sich37. Man bedarf immer wieder des Rückgriffs auf neuzeitliche Befunde und einer definitorischen Festlegung, was schon Landesherrschaft sei und was noch nicht. Die flächenhafte Darstellung der Geschichtskarte übertreibt daher vielfach die Gleichförmigkeit des spätmittelalterlichen Territoriums. Ungeachtet solcher Bedenken wird man als ein Endziel von Landesherrschaft die Angleichung der Einwohner in Gestalt eines Untertanenverbandes und das Streben [p. 79] nach einem Gewaltmonopol gegenüber diesem Verband auffassen. Nur eben ist beides häufig erst in der Neuzeit erreicht worden.

Von den verschiedenen Aspekten der Entfaltung (u. U. auch Retardierung) der Landesherrschaft, vom Lehnswesen und von „Rat und Hilfe‟ der Vasallen38, von Finanzen und Steuern39, von der Gerichtsbarkeit und deren Abgrenzung gegenüber König, Feme und geistlicher Jurisdiktion40, von den Anfängen der Gesetzgebung41 und der „Polizei‟42, von Ständen43 und [p. 80] Domkapiteln44, von der gesellschaftlichen Anziehungskraft des Herrn und seinen Residenzen45, von Burgen46 und Landfrieden47, vom Kirchenregiment48 und von der Universität49, von Landesheiligen und Herrschaftstheorien50 ließe sich an dieser Stelle im einzelnen handeln. Jedesmal stellt sich dabei die Frage, [p. 81] ob es sich um die Intensivierung alter Mittel oder um wirklich neue Mittel handelte und inwiefern sie der Verfestigung oder auch der Bedrohung von Landesherrschaft dienten.

Angesichts des Themas dieses Kongresses soll nur von der Verwaltung51 die Rede sein. Verwaltung ist ein besonders wichtiges Merkmal der Landesherrschaft. Verwaltungsgeschichte ist auch eine besondere Herausforderung [p. 82] an die Diplomatik als Wissenschaft von der Kanzlei, wenn diese für das späte Mittelalter als ein Teil der Verwaltung begriffen und nicht wie für das hohe Mittelalter als gleichsam freischwebend verstanden wird.

Der einschlägige Grundbegriff „Amt‟52 – hier am Beispiel der Lokalverwaltung53 erörtert – ist verschieden gedeutet worden, zum Teil nicht ohne anachronistische Überformung. Am besten ist das Amt genetisch als Stellvertretung des Herrn aufzufassen, der nicht überall gleichzeitig anwesend sein konnte. Damit wird auch die öfter diskutierte Kompetenz- und Ressortproblematik zugunsten der anfänglichen einen, allumfassenden Zuständigkeit aufgelöst. Ferner wird hierdurch das Amt und sein Amtsrecht nicht von abstrakten Kriterien aus bestimmt, etwa vom Gesichtspunkt der Absetzbarkeit her, was ein schwankendes und problematisches Kriterium ist, sondern von der konkreten Amtsausübung aus. In diesem Fall macht es auch keine Schwierigkeiten, das Amt wenn nötig auch ökonomisch-kommerziell und damit unter dem Gesichtspunkt der Mitunternehmerschaft des Adels oder des Großbürgertums zu verstehen. Ebenso kann man unter sozial- und verfassungsgeschichtlichem Gesichtspunkt dem adeligen Amtmann die Möglichkeit der Mitherrschaft oder der Erpfändung des Amtes ohne Skrupel einräumen. Damit wächst zwar der Abstand zum modernen Beamten, aber die Schwierigkeiten mit den Quellen werden geringer. Der quellentechnisch benachteiligte niederadelige Laie, also nicht zuerst das paläographisch ausführlich nachgewiesene durchschnittliche Kanzleimitglied als Kleriker wohl oft bürgerlicher Herkunft, wird damit zu einer Hauptfigur der landesherrlichen Verwaltung, die in erster Linie Verwaltung für eine adelige Hofgesellschaft war54. Dieses scheint insbesondere im 14. Jahrhundert zu gelten. Im 15. Jahrhundert [p. 83] konnten mit zunehmender Zahl der Amtsträger auch Gesichtspunkte des Aufstiegs durch Eignung und Ausbildung und der Wunsch nach stärkerer Abhängigkeit der Amtsträger vom Herrn und damit in dieser Hinsicht ein Zurücktreten des adeligen Elements eine größere Rolle spielen. Obwohl das Amt nach dieser Interpretation, wenn man so sagen darf, mittelalterlicher erscheint als anderswo, bleibt der deutliche Einschnitt bestehen, den die flächenhaft verstandene Ämterverfassung im Vergleich zum hohen Mittelalter mit sich brachte. Sie war der Anknüpfungspunkt für den Weg in die staatliche Zukunft, zur immer stärkeren Verdichtung. Man mag dies auch daraus ersehen, daß die ältesten Belege für lokale Amtsträger, die immer wieder „vicedominus‟ heißen, häufig relativ weite Räume umspannten, während die Zukunft immer kleinere Einheiten schaffen wird (Vogteien, Ämter, Pflegen, Gerichte)55.

Zuletzt mag hier auch die für das moderne Verwaltungsverständnis recht erstaunliche, zu wenig beachtete Tatsache eingeordnet werden, daß die Finanzverwaltung ganzer Territorien (Böhmen, Österreich, wettinische Lande) für einige Jahre in die Hände von Einzelpersonen gelegt werden konnte, offenkundig zur Sanierung wie durch einen Generalunternehmer56.

Als interessantester Aspekt der landesherrlichen Verwaltung wird für einen Diplomatikerkongreß die Kanzlei57 gelten. Gerade aus der Perspektive der Landesherrschaft verliert der Kanzleibegriff der Diplomatik, der seit der Rezeption [p. 84] der Erkenntnisse von Hans-Walter Klewitz unproblematisch geworden war, zwischen 1300 und 1500 an Eindeutigkeit. Die Anfänge der (Urkunden-) Kanzleien der größeren Landesherrn liegen vor 1300. Für diese Phase und überwiegend auch noch einige Zeit danach dürften die Maßstäbe klassischer [p. 85] Diplomatik ohne weiteres anwendbar sein. Dieser Zustand schwindet für das frühere 14. Jahrhundert offenbar zuerst im Bereich der großen geistlichen Landesherrschaft. In den Kirchen ist ohnehin ein Hauptvorbild „modernen‟ Schriftwesens zu suchen. Wichtige Erzbischöfe und Bischöfe gewannen zunächst einen Vorsprung infolge der Tatsache, daß die geistliche Gerichtsbarkeit und die Spiritualienverwaltung (Offiziale, Vikare) sowie der Kontakt mit dem Papsttum qualitativ und quantitativ hohe Anforderungen stellten, offenbar höhere als das normale Urkundenwesen. Bis zur Herauslösung jener Sphäre aus der üblichen Kanzleiarbeit und auch noch danach gab es Unklarheiten in der Abgrenzung. Ein gutes Beispiel für diese Verhältnisse scheint Kurtrier zu sein, aber auch beim Erzbischof von Prag kann man Ähnliches beobachten58. Unklar auch unter dem Blickpunkt der Diplomatik und [p. 86] ihres Kanzleibegriffs, konsequent hingegen aus der Perspektive des Hofes war ferner der Tatbestand, daß die bei größeren geistlichen Landesherren im ausgehenden 13. Jahrhundert schon in der Mehrzahl auftretenden gelehrten Juristen teils in der Kapelle, teils in der Kanzlei, teils als „clerici‟ oder anderweitig Dienst taten. Dies läßt sich am Beispiel Salzburgs oder wiederum Triers zeigen59. Unklar schließlich konnte sich der Kanzleibegriff auch insofern darstellen, als der geistliche Landesherr u. U. ein ganz persönliches Interesse an der Kanzleiarbeit nahm60, was bei weltlichen Herren wohl nur sehr selten auftrat.

In anderer Weise stellt sich beim weltlichen Landesherrn die Rolle der Kanzlei im Vergleich zu ihrer Nachbarschaft am Hofe in einem gewissen Zwielicht dar. Die Kanzlei bot mit ihrer für jedermann sichtbaren Kerntätigkeit als Schreibstube ein Tätigkeitsfeld dar, in dem sich der Herr im Sinne des gerade erörterten Amtsgedankens zweifellos nicht vertreten sehen wollte. Vielmehr war dies ein Dienst für besondere Kräfte, die aber aus diesem Anlaß schwerlich hervorgehoben werden mußten. So vermochte die Kanzlei aus dieser Sicht kaum sehr hohen Rang zu beanspruchen. Daß dieser Aspekt in der wissenschaftlichen Diskussion wenig beachtet wird und stattdessen das „naive‟ Moment der Quellenhäufigkeit obsiegt, zeigt schon die übliche Erörterung des Rates an zweiter Stelle hinter der Kanzlei, obwohl nach der Rangordnung des politischen Gewichts natürlich umgekehrt verfahren werden müßte und auch die Gerichtsbarkeit oder selbst die Kammer vor der Kanzlei einzuordnen wäre. Es tritt hinzu, daß wohl die Anzahl wesentlicher Aktionen des Landesherrn, die weiterhin nicht urkunden- und nicht schriftbezogen waren, größer war, als man sich gern vergegenwärtigt. Dies galt fast stets für seine Herren-Darstellung gegenüber den Abhängigen und gegenüber anderen Herren als Haupt- und Selbstzweck herrscherlichen Seins und galt noch lange Zeit für wichtige Teile des Hoflebens, der Gerichtsbarkeit, des Friedensschutzes, des Militärwesens, der Nutzung des Kammerguts und für anderes.

Demgegenüber steht die bekannte, von der Landesgeschichte, der Verwaltungsgeschichte und auch von der Diplomatik herausgearbeitete Position der Kanzlei zumal des weltlichen Landesherrn als entscheidender Faktor der Modernisierung des Staatswesens und als Regierungsinstrument. Dies geschah in Gestalt der Vermehrung der Schriftlichkeit und neuer Formen des Schriftwesens [p. 87] und seiner Ausweitung in neue Bereiche. Neue Herausforderungen wurden hier beantwortet. Der Weg zur Verwaltung der Neuzeit sei vorzüglich hier zurückgelegt worden.

Allein aus der Perspektive der Diplomatik und erst recht an dieser Stelle vermag man diese Diskrepanz nicht aufzulösen. Bestenfalls kann man Wege vorschlagen, auf denen dies geschehen könnte. Es stellt zunächst schon einen Gewinn dar, wenn man sich überhaupt dieser Problematik bewußt wird. Ihre langwährende Nichtbeachtung mag zuletzt in der organisatorischen Trennung von mittelalterlicher und neuerer Geschichte und in der ungenügenden Rezeption überbrückender landesgeschichtlicher Ergebnisse wurzeln. Mehr bemühen könnte man sich auch um die Korrektheit der Begriffssprache. Den großen Wandlungen im Schriftwesen zwischen 1300 und 1500 ist sodann der kaum geringere Wandel der „Staatsauffassung‟ im Territorium gegenüberzustellen, der durch neue Herausforderungen und stark wachsenden Geldbedarf gefördert wurde. Vor allem erforderlich sein dürfte schließlich ein genetisches oder dynamisches Verständnis der Kanzlei anstelle einer statischen Auffassung von ihr. An den Platz des „Schwebens‟ der Kanzlei innerhalb einer vagen Vorstellung von Zentralverwaltung gehört das freilich nicht risikolose Suchen nach einem möglichst zutreffenden Modell höfischer Landesherrschaft. Innerhalb dieser sind deren Institutionen unabhängig von den Quantitäten der Überlieferung und den Sympathien der Historiker gemäß zeitgenössischer Gewichtsverteilung anzuordnen. Für eine entsprechende Standortbestimmung der Kanzlei ist eine Mehrzahl von Methoden, nicht nur die diplomatische, vonnöten, sowie der Blick über zeitliche und räumliche Grenzen hinaus. Im späten Mittelalter könnten sich hochmittelalterlich geprägte Diplomatik und neuzeitlich bestimmte Verwaltungsgeschichte und Verwaltungswissenschaft fruchtbar begegnen. Nicht eben selten ist aber der Fall, daß beide voneinander überhaupt keine Notiz nehmen.

Hinsichtlich der Begrifflichkeit könnte es vorteilhaft sein, zwischen landesherrlichem Schriftwesen und landesherrlicher Kanzlei zu unterscheiden. Die landesherrliche Kanzlei, die um 1300 mit geringen Ausnahmen als Urkundenkanzlei im klassischen Sinn (Urkunden- und Registerwesen, Konzepte, Formelbücher, Archiv) zu verstehen ist, befand sich auf dem Weg zur Verwaltungskanzlei (beide Begriffe von Hans Patze). Dies darf jedoch nicht so verstanden werden, daß auf die Dauer jegliche Schriftlichkeit der Landesherrschaft in der Kanzlei verblieb. Vielmehr sollten zunächst sämtliche nicht am Hofe (oder auch zum Ende des hier behandelten Zeitraums hin: nicht in der Hauptresidenz) befindlichen Schreibstellen der Kanzlei entzogen und damit eine gewisse Einheit des Ortes festgehalten werden. Dies gilt etwa für die Schreibstuben der Viztum- oder vergleichbarer Ämter oder der Zollstellen. [p. 88] Eine am Ort der Hauptresidenz befindliche Schreibstelle der Lokalverwaltung mochte hingegen, wie die Praxis zeigt, mit der Kanzlei verbunden bleiben. Die Verwaltungskanzlei konnte während eines mehr oder weniger langen Übergangsstadiums die Pflege der verschiedenen Arten neuer Schriftlichkeit (Urbare, Lehnbücher, Steuerbücher u.a.) in sich schließen, gelegentlich auch an Lokalschreiber delegieren. Früher oder später jedoch – je nach der Größe der Landesherrschaft – sonderten sich auch am Hofe spezialisierte Schreibstellen (Kammer, Küche, Gericht, Hofmeister) ab, die man nicht mehr unter den Kanzleibegriff fassen wird. Sie sind freilich nicht immer leicht zu identifizieren und abzugrenzen und sind an großen Höfen, z. B. am Königshof, der hier das Leitbild der Forschung darstellen könnte, deutlicher und früher zu erkennen als anderswo. Diesen Wandel wird man summarisch am besten in Gestalt einer „Tendenz‟ beschreiben. In der gleichen Weise lassen sich andere wesentliche Veränderungen des landesherrlichen Kanzleiwesens im allgemeinen ansprechen: am Anfang des hier behandelten Zeitalters insbesondere die Ablösung von der Kapelle61 und am Ende der Periode die Zuordnung der Kanzlei zu dem sich immer deutlicher als Institution mit behördlichen Merkmalen herausbildenden Rat.

Für alle diese Aspekte, besonders für eine verhältnismäßig zurückhaltende Handhabung des Kanzleibegriffs, sollten die konkretesten Angaben der Quellen Richtschnur sein. Ungeachtet des beklagenswerten Mangels an Hof- und Kanzleiordnungen62 weisen verstreute Zeugnisse auf relativ kleine Personalzahlen hin63. Dieser Zustand ließ andere schriftführende „Beamte‟ mit spezialisiertem Fachwissen außerhalb der Kanzlei zu, was freilich gegenseitige Aushilfe nicht ausschloß.

Somit ist eine Quellenkunde des gesamten Schriftwesens der Landesherrschaft wünschenswert, um das Besondere der Kanzlei erfassen zu können. Geboten sind auch ein verstärktes Bewußtsein davon, daß offensichtlich nur ein geringer Teil zeitgenössischer Schriftlichkeit erhalten ist, und die Rücksichtnahme darauf, daß damalige Verwaltung auch ganz abgesehen vom Verhalten [p. 89] des Herrn in wesentlichen Teilen mündlich vonstatten gegangen ist. Beides lehrt vor allem das bemerkenswerte Beispiel des luxemburgischen Görlitz64. Hier war der territoriale Urkundenverkehr (d.h. vor allem Mandate und Briefe) eingeordnet in einen praktisch regelmäßigen Kontakt des Prager Hofes mit dieser größeren Stadt in Gestalt des direkten Gesprächs der Zuständigen. Es ist in diesem glücklichen Fall aus den Stadt(reise-)rechnungen erschließbar.

Schon nach alledem, aber endlich auch infolge ganz allgemeiner Erwägungen wird man die Rolle der landesherrlichen Kanzleien des späten Mittelalters etwas anders beurteilen als die Rolle der Kanzleien des Hochmittelalters. Man wird sich hierfür vor Augen stellen, um wieviel größer der Wandel der Schriftlichkeit zwischen 1300 und 1500 gewesen ist als innerhalb jedes beliebigen anderen gleichlangen Zeitraums zuvor. Vom Ende des Mittelalters besitzen wir gewaltige Textmengen, die nicht aus Kanzleien stammen. Damals lag die Erfindung der Buchdruckerkunst schon zwei Generationen zurück, und es gab im Reich mehr als ein Dutzend Universitäten mit tausenden Studenten. Wer annimmt, dies alles sei ohne Einfluß auf die Rolle herrscherlicher Kanzleien gewesen und man könne so von ihnen sprechen wie von stauferzeitlichen Gebilden, der stellt eine kühne Behauptung auf.

Ein anderer, noch wenig begangener Weg zur besseren Ortsbestimmung der landesherrlichen Kanzlei führt über die Analyse des ganzen Hofes und seines sozialen Gefüges. Diese ist nach dem Stand der Vorarbeiten vorerst exakt nur für die Landgrafschaft Hessen möglich, wo man seit kurzer Zeit das gesamte Personal im Fürstendienst überblicken und auf seinen sozialen Rang und auf Patronatsverflechtungen überprüfen kann (3471 Personen zwischen etwa 1170 und etwa 1500)65. Auch sozialgeschichtlich gesehen ging die mittelalterliche Landesherrschaft gleichsam von der Person des Herrn aus und mündete wieder in diese ein, auch insofern war die wichtigste unmittelbare Emanation des Herrn sein Hof. Den Hof wird man sich patriarchalisch und nahezu grundherrschaftlich geordnet vorstellen66, so daß es gewissermaßen [p. 90] zuerst darauf ankam, an welchem Tisch man nach ständischer Ordnung aß und trank. Unter solchen Voraussetzungen konnte, solange das territoriale Mittelalter währte, im Regelfall keine Zentralverwaltung im abstrakt-bürokratischen Sinn entstehen67. Denn der Herr selbst war die „Zentrale‟, er hat beim normalen Lauf der Dinge deren Aufgaben selbst erledigt oder an den Rat oder an jeweils neu zusammengesetzte Kommissionen fallweise übertragen68. Die Hofrechnung von Geldern (1342/43)69, ein seltenes Quellenstück, zeigt die ganze Vielfalt der politischen Bewegungen an einem Hofe auf. An ihnen hatte die Kanzlei als Institution bei weitem nicht sämtlich, wohl nicht einmal an vorderer Stelle Anteil. Man wird vielmehr unterscheiden: das Haupt der Kanzlei, Protonotar oder Kanzler, kann im Ablauf des 14. und 15. Jahrhunderts immer häufiger als Mitgestalter des Hofgeschehens und der Außenbeziehungen beobachtet werden. Durch Herkunft, durch ein geistliches Amt oder durch ein Studium, das oft bürgerliches Geld in Sozialprestige und Fachkenntnisse verwandelt hatte, war er hervorgehoben, d.h. den anderen höfischen Handlungsträgern angepaßt. Daß es noch keine scharfe Ressorttrennung gab, erleichterte dem Kanzleihaupt die Mitwirkung. Für die meisten übrigen Kanzleiglieder wird man eine sehr untergeordnete Stellung vermuten, wie sie auch Enea Silvio am Hofe Kaiser Friedrichs III. beklagte. Wenn recht belanglosen Schreibern infolge umfangreicher (methodisch notwendiger) paläographischer Analysen ein Gewicht zuzukommen scheint, das die Zeitgenossen sehr erstaunt hätte, während dem viel wichtigeren Kanzleihaupt mangels paläographischer Daten nur wenig oder überhaupt kein Raum gegönnt wird, dann besteht die Gefahr des Realitätsverlustes. Entscheiden muß die Gewichtsverteilung der Vergangenheit, an welche man sich nicht „naiv‟, sondern durch Methodenvielfalt und das Denken in Modellen herantastet.

So war die Verbindung von Kanzlei und Territorium nach dem hier vorgetragenen Verständnismodell verfassungsgeschichtlich gesehen zunächst indirekt, d.h. durch den Herrn vermittelt. Erst die immer stärker werdende, schließlich überwältigend starke Rolle der Tatsachen, die vorzüglich durch Verwaltung geschaffen worden waren, hat im Hauptland des Herrn de facto ein direktes Verhältnis von Kanzlei und Territorium geschaffen: durch die [p. 91] wachsende Verflechtung von Verwaltenden und Verwalteten. Daran sind die Hofverhältnisse offiziell und behördlich wohl in der Regel erst in der frühen Neuzeit, öfter unter Schwierigkeiten, angepaßt worden. Jener Tatbestand wird durch die ungünstige Quellensituation leicht verwischt. Er wird besonders am großen Hof dann offenbar, wenn der Herr über mehrere Territorien verfügte, insofern als auf das Nebenland in der „Behördenstruktur‟ keinerlei Rücksicht genommen wurde70, oder auch wenn sich das Hauptland der Sprache nach vom Hofmilieu unterschied. Dann wurde keine Rücksicht auf die Verhältnisse im Lande genommen, sondern allein nach Hofregeln verfahren, was am Ende den Widerstand oder gar den Umsturz mit herausfordern mochte71. Der verfassungsgeschichtlich bemerkenswerte Weg der landesherrlichen Kanzlei von ihrer hochmittelalterlich-höfischen Ausgangssituation zu „rationaleren‟ Verhältnissen, die dem modernen Verwaltungsbegriff näherstehen, wurde vorzüglich in dem hier behandelten Zeitraum durchschritten; jedoch reicht der Gesamtablauf beiderseits über die Grenzdaten von 1300 und 1500 hinaus.

Die Periodisierung und der Vergleich einzelner Positionen der landesherrlichen Kanzleigeschichte im ganzen Reich dürften lohnende Aufgaben der Zukunft sein. Sie dienen zunächst dem Ziel, die Fixierung der regionalen Forschung auf das jeweils zufällig überlieferte Material zu lockern. Durch vorsichtige überregionale Ergänzung kann dann allmählich ein möglichst zuverlässiges Modell eines Hofes und seiner Kanzlei entstehen, das wiederum der heuristischen Kontrolle des Einzelfalls aufhilft. Periodisierung und Vergleich machen aber auch überregionale Phasenunterschiede sichtbar, die ihrerseits auf Phasenunterschiede im allgemeinen Entwicklungsstand in West und Ost, Süd und Nord verweisen mögen. Es gibt hierfür verschieden gut geeignete Merkmale, die man alle behutsam handhaben wird.

Recht problematisch ist die naheliegende Frage nach dem ersten Auftreten bestimmter Titulaturen (Protonotar = Oberster Schreiber, Kanzler, secretarius, Notar = Schreiber, auf der oft schwer erkennbaren untersten Stufe „Geselle‟ o.ä.), so wertvoll behördengeschichtlich gesehen der Aufweis einer inneren Hierarchie auch sein mag. Man wird solches auf die am besten bezeugten Kanzleien beschränken, etwa im Vergleich zur königlichen Kanzlei. Sonst könnten Quellenlücken zu schweren Fehlern führen. Den relativ höchsten Wert mag man dem Neu- (oder Wieder-)auftreten des Kanzlertitels vom zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts an zumessen, weil man hier bei allgemein verbesserter Überlieferung schon eine gegenseitige Beobachtung der [p. 92] Kanzleien annehmen darf, auch infolge der z. B. durch Personalwechsel dichter gewordenen Kommunikation untereinander72.

Einen zweiten Weg bietet die vergleichende Beobachtung des ersten Auftretens der wichtigsten sachlichen Neuerungen, zumal der Registrierung, der Urbare, Lehnbücher, Dienerbücher usw.73, dann der Einführung der Kanzleivermerke74 und zuletzt der freilich nicht leicht erkennbaren ersten Anlage von aktenartigen (Konzept-) Sammlungen ungefähr von der Mitte des 15. Jahrhunderts an75. Gerade die Erfahrung mit dem Detail des Kanzleivermerks warnt freilich davor, solchen Neuerungen vorschnell den Charakter eines geplanten Rationalisierungsfortschritts zuzusprechen. Zumindest um 1400 ist der Kanzleivermerk im Westen auch als besonderer Ausweis des Königtums verstanden worden, zu welchem man als territoriale Kanzlei Abstand hielt76.

Den besten Maßstab bietet bis auf weiteres ein Moment, das gleichermaßen dem Prestige und der Praxis dienlich war und infolge seiner Kosten eine Unterscheidung von großen und kleinen Territorien andeutete: die Juridifizierung der Kanzlei. Hier befindet man sich zeitlich gesehen bei vielen Kanzleien schon im Zeitalter besserer Überlieferung. Es lohnt sich demnach festzustellen, von wann an und in welcher Dichte u. U. schon Magistri artium, dann aber im besonderen Studenten der Rechte und Graduierte der Rechte, am Ende Doktoren beider Rechte in den landesherrlichen Kanzleien erschienen – vorbehaltlich des Tatbestandes, daß Juristen auch außerhalb der Kanzlei am Hofe wirken konnten und zwar am leichtesten in geistlichen Territorien und in solchen mit einer Universität77.

[p. 93] In der Hofkanzlei des ersten spätmittelalterlichen Königs, Rudolfs von Habsburg (1273–1291), trifft man schon im ersten Regierungsjahr auf einen Protonotar, der Doktor des Kirchenrechts gewesen ist. Auch fortan haben die Herrscher kaum jemals auf gelehrte Rechtsberatung am Hofe verzichten müssen. Die Zahl der Juristen nahm recht gleichmäßig zu, bis sie unter Friedrich III. (1440–1493) einen beachtenswerten Höhepunkt erreichte78. Bis dahin war die Kanzlei, außer bei Sigismund (1410–1437), das wichtigste Zentrum der Hofjuristen. Ein so früher Erstbeleg für einen promovierten Juristen und erst recht eine in solcher Dichte fortgesetzte Belegkette dürften sich – soweit man bisher sieht – für eine binnendeutsche landesherrliche Kanzlei nicht leicht auffinden lassen; eine Sonderstellung nahm womöglich der vom Westen beeinflußte äußere Niederrhein ein79. Was sich vorerst für das Binnenreich an Anhaltspunkten zur Kanzlei zusammentragen läßt und einer kommenden einschlägigen Monographie nicht vorgreifen soll, deutet darauf hin, daß sich das gelehrte Recht zumindest in der dem Königtum strenggenommen allein vergleichbaren weltlichen Landesherrschaft später einstellte als an der Spitze80. Im allgemeinen dürfte die Juridifizierung der Kanzlei bei geistlichen Landesherren früher als bei weltlichen, bei den großen früher als bei den kleinen und bei den im Verfassungsrang höchststehenden, königsbezogenen und günstig gelegenen offenbar ebenfalls früher eingetreten sein als bei den abgelegenen. Kurmainz, Kurtrier und Salzburg sind anscheinend gute Beispiele für die frühe Aufnahme des gelehrten Rechts in die Kanzlei81, auch kleinere Hochstifte mögen ähnliche Belege aufweisen. Unter den weltlichen [p. 94] Landesherrschaften scheint man in Böhmen und Österreich recht früh gelehrte Juristen in die Kanzlei berufen zu haben, später einzuordnen sind offenbar die Wittelsbacher und Wettiner82. Kleine Fürstentümer bildeten den Schluß83, als große königsnahe Reichsstädte und andere Städte wohl schon vorausgegangen waren84.

Kaum weniger wichtig als dieses ist ein zweites damit verbundenes Phänomen: nicht der Jurist als Einzelperson, sondern der Zusammenhang der Rechtsgelehrten. Wenn man von dem seit jeher herrschenden Adel absieht, bildeten gelehrte Juristen die erste weitübergreifende, neuartige „politische Gruppe‟ im Gesamtreich; sie waren die ersten, die im eigentlichen Sinne von der „Politik als Beruf‟ lebten85. Diese Gruppe hat auch in beachtenswerter Weise zur Umgestaltung des Reiches beigetragen, auch im Sinne einer Verdichtung, von der schon die Rede war, und wohl ebenso zur Umgestaltung der Territorien. In den Anfängen schon um 1300 (Kurmainz), in der [p. 95] Breite dann im 15. Jahrhundert beobachtet man den Dienstwechsel dieser Fachleute von Hof zu Hof, was wiederum, nach öfter gemeinsamen Studienerlebnissen, ein Netz von Personenbeziehungen über weite Teile des Reiches spannte. Einige Wesenszüge des interterritorialen schriftlichen Verkehrs der Fürsten und Juristen von etwa 1450 an wirken beinahe schon neuzeitlich. Die neue Rolle von Verwaltung dieser Qualität ist von den Landesherren spätestens am Ende des Mittelalters akzeptiert worden86, und zwar offenbar auf einer höheren gesellschaftlichen Ebene, als sie das herkömmliche Urkundenwesen der Notare und Protonotare zu erreichen vermocht hatte.

III

Beim dritten und letzten Schritt dieser Thematik sei nach der mehr juristischen und der mehr verfassungspraktischen Frage die eher realpolitische Frage gestellt. Der erste und zweite Teil des Vortrags mochten den Eindruck erwekken, es handle sich aufgrund des Territorialisierungsprozesses bei den Landesherrschaften um verhältnismäßig gleichartige Gebilde. Diesen Eindruck vermitteln auch die Geschichtskarten und die Rechtsgeschichten87, die traditionell die fehlenden Verfassungsgeschichten ersetzen. Das letzte Kapitel handelt davon, daß dieser Eindruck modifiziert werden sollte. Es bietet auch die erwünschte Gelegenheit, ein in gewisser Hinsicht „vernünftiges‟ oder wenigstens vernünftig erklärbares Geschehen – die Entstehung der Landesherrschaft – zu ergänzen um die Komponenten des Zufälligen und Unkalkulierbaren, des Unregelmäßigen und Überraschenden.

Begonnen sei mit zwei Versuchen zur Ordnung der großen Zahl der Fürstenterritorien im Reich, um dabei auch jene Gesichtspunkte hervortreten zu lassen, die das Ordnen erschweren. Sucht man für eine solche Ordnung nach einem Blickpunkt von außen, so kommt dafür zuerst das Königtum in Frage. Eine derartige Ordnung kann in Analogie zu einer Zonengliederung des Reiches treten, die vor einiger Zeit vorgeschlagen worden ist, eher um die nichtfürstlichen Kräfte zu bestimmen88. Unter dem Gesichtspunkt der fürstlichen Landesherrschaften wären wohl im Reich zu unterscheiden 1. das Territorium [p. 96] oder der Territorienkomplex des Königs, 2. die entsprechenden Gebilde der rivalisierenden Großdynastien, 3. die Territorien der Kurfürsten, 4. die königsnahen Fürstentümer und 5. die königsfernen Fürstentümer. Jedes der Objekte, von denen hier gesprochen wird, läßt sich zum gewünschten Zeitpunkt einer dieser fünf Gruppen zuordnen und von daher mit interpretieren89.

Ein anderes Einteilungsprinzip, das unmittelbar von den politischen Lebensäußerungen der Fürstentümer in ihrem Nahbereich den Anfang nimmt, führt nach einigen Versuchen zu dem Vorschlag, das gesamte Reichsgebiet samt dem Ordensland Preußen in vierzehn Bereiche zu gliedern. Diese sind 1. Äußerer und innerer Niederrhein, 2. Westfalen, 3. Niedersachsen – Nordalbingien, 4. Brandenburg-Mecklenburg-Pommern, 5. Wettiner Lande – Mittlere Elbe, 6. Böhmen-Mähren-Schlesien-Lausitzen, 7. Mittelrhein – Hessen-Oberrhein, 8. Lothringen und Nachbarn, 9. Franken, 10. Schwaben-Elsaß, 11. Baiern und Umland, 12. Österreichische Lande, 13. Burgund-Savoyen, 14. Preußen-Livland. Die beiden letztgenannten Bereiche waren bekanntlich etwas weiter abgerückt. Auch bei diesem Versuch versteht sich die heuristische Zielsetzung, die alle notwendigen Relativierungen zuläßt, von selbst. Immerhin kann man feststellen, daß diese Bereiche zwar von unterschiedlichen, jedoch in ihrer Auswirkung nicht unvergleichbaren Faktoren bestimmt wurden: vor allem entweder durch eine Führungsmacht oder eine (mehr oder weniger einige) Führungsdynastie oder durch einen Konflikt um die Vorherrschaft. Seltener wird man von einem (zeitweise dissonanten) „Konzert‟ einiger ungefähr gleichstarker territorialer Partner oder von einem eher passiven Gebilde sprechen, in das vorzugsweise von außen hineingewirkt wurde. Der eine oder andere Bereich konnte mehr als eine dieser vier Eigenschaften nach- oder nebeneinander aufweisen. Wesentlich ist, daß diese Bereiche von ihrem Kern oder ihrem Kernproblem her bestimmt werden, so daß sie durch die unvermeidlichen Unschärfen am Rande nicht in Frage gestellt sind. Selbstverständlich ist die Situation nicht immer so anschaulich zu machen wie 1462, als sich Friedrich der Siegreiche von der Pfalz als damaliger Hegemon mehreren Fürsten des mittel- und oberrheinischen Systems auf dem Schlachtfeld von Seckenheim gegenübersah. Es waren Verbündete oder Besiegte; an der Spitze der Besiegten stand der Erzbischof von Mainz. In erster Linie prägte ein Konflikt von jahrhundertelanger Dauer zwischen den beiden Kurfürstentümern diesen Bereich, daneben bestanden die Hegemonialprobleme [p. 97] dieser beiden Kräfte je für sich. Es lassen sich die vierzehn Bereiche immer wieder in Teile zerlegen, so daß man z. B. sinnvoll von einem Kurmainzer und einem Kurpfälzer Teilbereich sprechen kann. Es gab auch einige wenige besonders starke, bereichsübergreifende Kräfte. Im einzelnen Bereich bestanden orientierende, polarisierende und hegemoniale Wirkungen, die die Kleinen dem oder den Größeren zuordneten. So wird die im Gang befindliche und noch bevorstehende Verkleinerung der Zahl der Territorien in diesem Modell gewissermaßen vorweggenommen.

Ihrer Funktion nach kann man nach alledem diese zunächst geographischen Bereiche als politische Systeme auffassen. Dabei mag man bestimmte gleichförmige Richtungen des Handelns über längere Zeiträume hinweg beobachten, z. B. nach innen eine stärkere Beziehungsdichte als nach außen. Nach außen hin wurden diese Systeme wohl überwiegend von der Vormacht oder den Vormächten vertreten. Am Ende sollte tatsächlich ein „Konzert‟ weniger Großer, ein System von „Systemführern‟, die Reichsgeschichte bestimmen oder mitbestimmen90.

[p. 98] Unter den Gesichtspunkten, die sich aus einer solchen Orientierung im Reich ergeben, seien ausgewählt die Stichworte „Dynastie‟, „Teilung‟, „Territorienkomplex‟, „Nebenland‟, „Hegemonie‟, „relatives Alter der Territorien‟ und „überfürstliche Position‟.

Die Dynastie91 ist diejenige maßgebliche Triebkraft der Territorialgeschichte, die bei einem Erklärungsversuch, wie er hier unternommen wird, auf keinen Fall entbehrt werden kann, vielmehr an erster Stelle genannt werden muß. Sie wandelte in vielfältiger Weise das prinzipiell recht geradlinig erscheinende Geschehen bei der Entstehung der Landesherrschaft ab und öffnete die Türe für das Unvorhersehbare und für den unwillkommensten Gast, ja bösen Feind des Historikers, den Zufall. Die neue Landesherrschaft und die alte Dynastie waren die wohl wichtigsten Wirkkräfte des politischen Lebens im Nahbereich. Im großen führte die dynastische Rivalität um das höchste Ziel im Reich, die Krone des Wahlkönigtums, zu Wirkungen auf jeweils mehrere, zeitweilig auf fast jeden der Bereiche des Regnum. Es war die wichtigste weiträumig polarisierende Situation des deutschen Spätmittelalters, in einer im übrigen noch stark regionalisierten politischen Gesellschaft. Das Gegenüber Wittelsbach-Luxemburg z. B. bildete Fronten von der Ostsee bis in die Alpen. Daß Mecklenburg ein Reichsfürstentum wurde (1348), war eine Folge dieses dynastischen Zweikampfs und kein Ergebnis, das sich gerade damals aus der immanenten Logik der Entfaltung der Landesherrschaft ergeben [p. 99] hätte. Auch 1495, auf dem Reichstag der Reichsreform, sah das Haus Wittelsbach im habsburgischen König zuerst den dynastischen Rivalen. Dynastische Pläne (Heirat, Testament) und dynastische Zufälle (Geburt, Tod) haben in allgemein anerkannter Form öfter größere territoriale Veränderungen mit sich gebracht als landesherrliche „Modernisierung‟. Daß die aus dem Grafenmilieu zum Königtum gelangten Luxemburger auch reichsfürstlichen Rang gewannen (böhmisches Königtum 1310), hatten sie einer vom dynastischen Zufall herbeigeführten Situation zu verdanken (Aussterben der Przemisliden 1306). Dynastische Rivalitäten wie beim Ringen um die Krone wiederholten sich auf der Ebene der Kurfürstentümer. In den Häusern Wittelsbach und Sachsen rangen je zwei Linien um den Kurhut, und Habsburger und Welfen bekundeten ihren Unmut über die Entscheidung der Goldenen Bulle von 1356, die sie unberücksichtigt ließ, und ihr Streben nach Gleichrangigkeit mit den Kurfürsten. Das Wettrennen um das Erbe erlöschender Häuser wurde nach dynastischen Regeln entschieden (im Falle Katzenelnbogens 1479 obsiegte Hessen gegen Kurpfalz und Baden).

Die Begegnung von Dynastie und Territorium stellte die alte Familienräson der heranwachsenden territorialen Räson gegenüber. Dies geschah zumal in Gestalt des „privatrechtlichen‟ Strebens nach Teilung92 des Territoriums unter die erbberechtigten Söhne einerseits und andererseits in Form des Wunsches der Stände nach Landeseinheit, auch des lehnsrechtlichen Grundgedankens der Unteilbarkeit oder endlich des Primogeniturrechts der Goldenen Bulle für die Kurfürstentümer. Wohl am äußeren Niederrhein (Brabant) beginnend, jedenfalls dort früh bezeugt, begab sich das alleinige Erbrecht des ältesten Sohnes auf seinen Weg in das territoriale Leben, setzte sich aber erst tief in der Neuzeit fast gänzlich durch. Dynastische Phantasie hat eine Fülle von Möglichkeiten des Kompromisses zwischen Teilung und Unteilbarkeit entwickelt und hat sich darum bemüht, die negativen Folgen einer Teilung abzuschwächen. Man hat etwa unorganisch und ungleichmäßig geteilt [p. 100] und hat gemeinsame Rechte und Institutionen geschaffen, so daß die politische Zusammenarbeit der Abgeteilten geradezu erzwungen werden sollte (z. B. 1378 Testament Kaiser Karls IV. im Hinblick auf das neue Fürstentum Görlitz, 1410 neue Grenzziehung nach Teilung in der Oberpfalz). Auch solches konnte freilich eine Fehlkalkulation sein (Wettin 1485). Auch nach 1356 wurden Kurfürstentümer geteilt (1410 Kurpfalz), allerdings in der Weise, daß zuvor eine unteilbare Einheit als Rechtsträgerin der Kurwürde ausgesondert und dem ältesten Sohn vorab zugewendet wurde. Jedenfalls mahnt das weiterbestehende Prinzip der Teilung von einer allzu modernen, „machtpolitischen‟ Auffassung des Territorialstaats ab, jedoch wird man bei der Beobachtung der Teilungsgrundsätze von einer im Laufe der Zeit zunehmenden Rationalität sprechen können. Teilung konnte durch das Entstehen eines neuen Hofes zur Intensivierung der Landesherrschaft im kleineren Raum führen. Eine politische Schwächung im großen war freilich fast stets die kaum vermeidbare Folge; auch der König drohte öfter einzugreifen oder griff wirklich ein.

Dem Prinzip des geteilten Landes gleichsam gegenüber steht die Figur des Territorienkomplexes. Dieser ist ein wesentliches, noch kaum systematisch beachtetes Element der Reichsverfassung insgesamt und territorialer Gestaltung insbesondere weltlicher Fürstentümer; Bistumskumulationen sind vorgefallen, blieben jedoch ohne Dauer. Der übermächtige Territorienkomplex hätte die einzige konkrete Möglichkeit dargestellt, das Wahlkönigtum zu überwinden und nach einem sicherlich erbitterten Konkurrenzkampf eine mit der Zentralisierung Frankreichs vergleichbare Entwicklung einzuleiten. Dieses war wohl nicht prinzipiell unmöglich, sondern ist durch diese oder jene erkennbaren Einzelumstände vereitelt worden. Gleichwohl war die Bedeutung dieser Verfassungsfigur beträchtlich; denn das Königtum stützte sich immer mehr auf Gebilde dieser Art, und andere wetteiferten mit ihm. Im Falle der Habsburger erwuchs dann seit 1493 aus dem wiedervereinigten Territorienkomplex dieser überaus erfolgreichen Dynastie ein Dualismus zwischen deren Erbländern und dem übrigen Reich der Fürsten93, mit Folgen, die bis in die Gegenwart hineinwirken. Vorgebildet war diese Situation schon im böhmisch-luxemburgischen Komplex des 14. Jahrhunderts94. Aber auch [p. 101] einfacher gelagerte Fälle verdienen Aufmerksamkeit bis hinab zur Frage nach der Reaktion am Hofe auf das Nebeneinander mehrerer Territorien in der Hand des einen Herrn unter verschiedenen Rechtstiteln. Deutlich wird dies im Gegenüber von Hauptland und Nebenland, also von Böhmen, Mähren, den Lausitzen, Schweidnitz-Jauer und dem Fürstentum Breslau, von Pfalz und Oberpfalz, von Nieder- und Oberösterreich, von Steiermark, Kärnten und Krain, auch von den rheinischen und westfälischen Gebietsteilen Kurkölns95. Das Bemühen, die Fürstenresidenz dem eigenen Land zu sichern, was z. B. im Fall des Habsburgers Ladislaus um die Mitte des 15. Jahrhunderts zu einem heftigen Tauziehen zwischen Böhmen, Ungarn und dem Herzogtum Österreich geführt hat, war bei weitem nicht nur eine Prestigefrage, sondern besaß ganz konkrete Ursachen. Wesentlich war die Nähe oder Ferne zum Hof. Das Nebenland96 war am Hof des im Hauptland residierenden Herrn normalerweise hoffnungslos benachteiligt. Der Adel des Nebenlandes wurde abgedrängt; es blieb, wie schon erwähnt, die Kanzlei König Wenzels gänzlich unverändert, als sie von 1411 an auch für Mähren zuständig wurde. König Maximilians Anläufe zu gemeinsamen Organisationsformen für die wiedervereinigten österreichischen Erbländer von 1493 an haben am Ende nur bei den Hofbehörden Erfolg gehabt. Übergreifende Landesbehörden oder Landtage blieben Stückwerk, die einzelnen Ständestaaten banden den Herrn jeweils an ihr Landesrecht, ein „partikulares‟ Landesbewußtsein ist bis heute lebendig. Am Beispiel der böhmischen Länder zeigte sich, daß das große Bürgertum [p. 102] der beste Verbündete des Herrn bei seinen übergreifenden Bemühungen im Territorienkomplex gewesen ist. Der jeweilige Landesadel war der wichtigste Gegenspieler. Nicht anders als im großen im Süden erging es im kleineren Maßstab dem Hause Mark am Niederrhein mit seinen ererbten und erheirateten Landen; auch hier kam kein einheitlicher „Staat‟ zustande. Die Personalunion blieb das Grundmodell des Territorienkomplexes. Daher gab es das sehr große Territorium im Reiche nicht. So wird man auch die Machtmittel gerade des großen spätmittelalterlichen Landesherrn nicht analog zur Fläche seiner Territorien bemessen, immer sind beträchtliche Reibungsverluste zu berücksichtigen. Oder anders gewendet: das wirklich kompakte, von einem Herrn und Hof wirklich durchorganisierbare Territorium war im späten Mittelalter von mittlerer Größe97. Das Problem „Territorienkomplex‟ ist ungelöst an die Neuzeit weitergegeben worden98.

Nicht mehr weit ist der Weg zum Stichwort „Hegemonie‟, bei welchem Theorie und Praxis der Reichsverfassung deutlich auseinandertreten. Es sei fortan nur auf nebeneinander bestehende Reichsfürstentümer bezogen, die nicht der gleichen Dynastie angehörten. Man kann feststellen, daß ein hegemoniales Verhältnis nicht seltener, sondern häufiger war als ein Verhältnis unter machtpolitisch einigermaßen Gleichen. Vorherrschaftsstreben dürfte eine selbstverständliche Eigenschaft des erfolgreichen Landesherrn gewesen sein. Die Anzahl der Fürsten, die unabhängig handlungsfähig waren, mag sich bei strengem Maßstab auf weniger als ein Drittel der Gesamtzahl reduzieren.

Vor allem haben viele geistliche Fürstentümer ihre Selbständigkeit in der Praxis verloren; oder anders formuliert, es war ein Kennzeichen des erfolgreichen weltlichen Reichsfürsten, reichsfürstliche geistliche Satelliten – zunächst ohne Rechtstitel – zu besitzen (Habsburger, Luxemburger, pfälzische und bayerische Wittelsbacher, Wettiner, brandenburgische Hohenzollern)99. [p. 103] Die konsequenteste Politik betrieb das Haus Habsburg, das sich vom Papst nach Vorstufen von 1447 und 1469 im Jahre 1479 für 17 Bistümer, darunter auch Mediatbistümer, das Präsentationsrecht verbriefen ließ. Für diesen Bereich, aber nicht nur hier, sind Canossa und selbst Worms gewissermaßen rückgängig gemacht worden und wurde das Landeskirchentum des 16. Jahrhunderts vorweggenommen. Wegen der Überschneidung weltlicher und geistlicher Rechte, die bei weiterem Fortschreiten der Landesherrschaft einander immer klarer entgegenstanden, war dies in gewisser Weise ein unvermeidlicher Vorgang. Diente der geistliche Reichsfürst seinem weltlichen „Kollegen‟ noch als Kanzler, gar in Umkehrung der Zielrichtung eines weiterbestehenden Lehnsverhältnisses (Speyer-Kurpfalz), so war der Sieg der neuen Praxis über die alte Theorie vollständig.

Es gab auch eine Anzahl weltlicher Reichsfürstentümer, darunter selbst Kurfürstentümer, die nicht nur zeitweise Nebenland waren (wie Brandenburg), sondern hegemonial zugeordnet wurden (Anhalt, Baden)100. Gelegentlich war dies aufgrund von Verwandtschaftsbeziehungen der Erzbischöfe (Onkel-Neffe) im Verhältnis von zweien der drei geistlichen Kurländer der Fall, und noch krasser erwies sich dies im Gegenüber von Böhmen und Sachsen-Wittenberg schon vor dem Zeitalter Karls IV.; an dessen Hof weilte [p. 104] dann der sächsische Kurfürst für alle Welt sichtbar wie ein einheimischer Baron jahrelang. Ja es trat der unerhörte Fall ein, daß sich Rudolf I. von Sachsen-Wittenberg im Prager Veitsdom beerdigen lassen wollte, was sein Sohn dann doch (man würde heute sagen aus Staatsräson) verhindert hat101.

Diese und weitere Fälle der Zuordnung von Reichsfürstentümern an stärkere Kräfte erlauben es, die realpolitische Landkarte des spätmittelalterlichen Reiches im Vergleich zur üblichen Buntscheckigkeit drastisch zu vereinfachen. Für Grafschaften und Herrschaften, Freie Städte und Reichsstädte, nichtterritoriale Klöster und Stifte mit ihren durchschnittlich schwächeren Kräften galt solche Abhängigkeit ohnehin in noch höherem Maße102. Eine Option für den einen oder den anderen Starken war noch die günstigste Möglichkeit. Man darf annehmen, daß den handelnden Zeitgenossen eine derartige „machtpolitische‟ Landkarte bewußt war. Die Anziehungskraft eines Hofes z. B. könnte ein zeitgemäßer Ausdruck der Vorherrschaft von dessen Herrn sein. Wer sie nicht akzeptierte, dürfte bald zu dieser Einsicht gebracht worden sein. Es genügte demnach der Wille des Hegemons, der sich seinerseits durch ein räumlich weitergespanntes Interesse oder auch durch eine Partnerschaft mit dem König auszeichnete, um eine ganze Gruppe kleiner Kräfte von beschränktem Gesichtskreis im Hinblick auf das Reichsganze zu organisieren. In dieser Hinsicht sind im späten Mittelalter längst neuzeitliche Verhältnisse aufzufinden, ohne welche auch Reichsreform und Reformation nicht denkbar gewesen wären; der Vorgang hat offenbar etwas Prozeßhaft-Unumkehrbares an sich.

Die beiden letzten Denkanstöße oder Schlüsselbegriffe, die man den an der Entfaltung der deutschen Landesherrschaft Interessierten an die Hand geben könnte, betreffen das relative „Alter‟ der Territorien und die „überfürstlichen‟ Positionen im Reich. Der klassische Fall eines „alten‟ Territoriums ist Kurmainz103. Den Unterschied zu einer „jungen‟ Landesherrschaft kann man sich am besten am Konflikt des Mainzer Erzbischofs mit dem Landgrafen von Hessen verdeutlichen. Es handelte sich dabei um eine Konstante der deutschen Innenpolitik vom 13. bis zum 15. Jahrhundert. Der Emporkömmling Hessen konzentrierte sich ganz auf den Nahbereich, mit einer intensiven Territorialpolitik gegenüber kleinen und kleinsten Nachbarn, abseits der [p. 105] großen Bewegungen des Zeitalters, gleichsam in einem toten Winkel auch des königlichen Interesses. Auf der anderen Seite befand sich Kurmainz mit uralten vorterritorialen Rechten in einem riesigen Raum. Es wurde in die Probleme von Königtum und Papsttum unablässig neu verstrickt und war mit einer großen Zahl von territorialen Partnern oder besser Gegnern beschäftigt. Ebenso wie beim Königtum erwiesen sich ältere extensive Herrschaftsformen immer mehr als untauglich und als nicht kompakt genug für die neue Intensivierung; Kurmainz war überfordert wie der König selbst. Am Ende, 1427, siegte Hessen auch militärisch und schickte sich an, in die zweite Rangstufe der Territorien aufzusteigen, in welche Kurmainz gleichzeitig zurücksank. Seine angestrengten Bemühungen um eine gleichsam konstitutionelle Reichsreform (1495) sind auch als Versuche zu deuten, den eigenen Machtverfall aufzuhalten oder zu verdecken104. Kurköln hatte schon in der Schlacht von Worringen (1288) von weiträumigen und lockeren vorterritorialen Vorherrschaftsbemühungen Abschied nehmen müssen und sah sich fortan gezwungen, in den kleinräumigeren intensiven Existenzkampf mit etwa gleichstarken unmittelbaren Nachbarn einzutreten. Die Soester Fehde von 1440 hat daran nichts mehr zu ändern vermocht. Auch in Westfalen waren alte Dukatsrechte nicht wirksam genug, um ein Kölner Territorium zu bilden. In ähnlicher Weise hatte sich die Kurpfalz in ihrem Außenbereich sehr lange Zeit auf räumlich locker gestreute, auch „informelle‟ Elemente von Hegemonie verlassen. Sie erwiesen sich als umso problematischer, je weiter die Zeit fortschritt. Die neuzeitliche Zukunft gehörte den kompakten Gebilden, mit der Verfestigung der neuen Rechte ging eine Rückbildung alter, nichtterritorialer Ansprüche einher.

Das weltliche Kurfürstentum am Rhein, die Kurpfalz105, nahm im Reich neben Böhmen und den habsburgischen Ländern, zum Teil auch neben Kurmainz, [p. 106] einen besonderen Rang ein. Man könnte diese Positionen als „überfürstlich‟ bezeichnen, sie befanden sich ungefähr auf halbem Wege zwischen dem König und den übrigen Fürsten. In allen Fällen handelte es sich um eine altberechtigte und zugleich um eine im Spätmittelalter zu Recht oder Unrecht weiter ausgebaute Sonderstellung. Sie beruhte jeweils auf einer Anzahl von Rechten oder Ansprüchen, die außergewöhnlich waren. An die österreichischen Privilegia minus und maius und ihre Begleitumstände muß nur kurz erinnert werden106. König Johann von Böhmen trieb als Kaisersohn und Träger einer Krone Politik mit den Wesenszügen der Politik eines römischen Königs107. Die Kurpfalz konnte auf ungefähr ein halbes Dutzend besonderer Vorrechte verweisen (Reichsvikariat, Richteramt über den König und an seiner Stelle usw.). Der dreimalige ehrgeizige Anlauf der pfälzischen Wittelsbacher vom 14. bis zum 17. Jahrhundert zum Königtum oder zu königsgleichen Positionen ist ein sprechendes Zeugnis für die Ungleichheit der Reichsfürsten. Er ist auch ein Beleg für das Fortdauern spätmittelalterlicher Tatbestände bis tief in die Neuzeit hinein. Das dreimalige Scheitern bezeugt freilich auch die Tatsache, daß das mittelgroße Territorium, der in seiner Art und in seinem Umkreis erfolgreiche, auf den Prozeß der Entfaltung der Landesherrschaft zugeschnittene „Staat‟, für wirklich große Aufgaben, zuletzt für das neuzeitliche Mächteeuropa, zu schwach war108.

IV

Der Weg zur Landesherrschaft ist – wie wir sahen – aufgrund unterschiedlicher Ausgangs- und Rahmenbedingungen und infolge verschiedenartigen Vorgehens bei der Realisierung mit ungleichmäßiger Geschwindigkeit zurückgelegt worden. Die Forschung hat, ohne bisher zu einem breiten Überblick [p. 107] zu gelangen, z. B. festgestellt, daß das Rheinland mindestens zeitweise rascher voranschritt als Westfalen oder daß sich innerhalb des Rheinlandes Geldern und Kurköln eine Zeitlang schneller entfalteten als Kleve, Jülich und Berg109. Vormodernes hat sich aber auch dort lange gehalten. Andererseits lassen mancherlei Tatbestände darauf schließen, daß modern-staatliche Wesenszüge und Verhaltensweisen bereits aus der Welt der territorialen Entfaltung zwischen 1300 und 1500 stammten. Es gab, das hat sich gezeigt, weder an diesem noch an jenem Datum scharfe Einschnitte, besser ist es, arbeitshypothetisch eine zusammenhängende, wie auch immer im einzelnen abgewandelte, retardierte oder beschleunigte Entwicklung zugrundezulegen. Während man mit aller gebotenen Zurückhaltung wohl sagen kann, daß bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts hinein ein verhältnismäßig rasches Voranschreiten zu beobachten ist, konnte sich im folgenden Jahrhundert das Geschehen verlangsamen oder stehenbleiben oder gar sich krisenhaft-rückwärts entwickeln. Ungefähr seit 1460 mag man eine dritte Phase mit wiederum wachsender territorialer Entfaltung ansetzen. Dabei ist zusätzlich darauf hinzuweisen, daß die Verdichtung des Reiches am Ende des Mittelalters individuelle Entwicklungen solcher Art wieder „klassenweise‟ vereinheitlichte. Die Situation um 1500 und danach schuf in Gestalt der Zuordnung in Steuerlisten, zum Status des kreisausschreibenden Fürsten, als Einreihung bei den armierten und nichtarmierten Ständen u.ä. eine beschränkte Zahl von Territoriengruppen, die diesem ihrem Rang gemäß am Verfassungsleben des Reiches teilnahmen und zu seinem Charakter als politisches System beitrugen. Auch die Erhebungsakte, die zu neuen Fürstentümern geführt hatten, waren nicht nur Ausdruck politischer Taktik des Königs, sondern Ergebnis einer gewissen Standardisierung, insofern man einem bestimmten Maß von Größe und Einfluß auch einen entsprechenden ständischen Rang zuwies. Das sich verfestigende Rechtsgebäude „Reich‟ sicherte in der frühen Neuzeit selbst den Kleinen, wenn sie die agonale Phase des späten Mittelalters überstanden hatten, eine im großen und ganzen stabile Existenz, was ihren formalen Status betraf. Das war freilich nur die eine Seite. Daß das Bewußtsein davon nicht geschwunden war, daß die Territorien weithin vielfach via facti ausgeformt worden waren, lehrt die Geschichte ihrer juristischen Rechtfertigungsbemühungen vom 16. Jahrhundert an. Bis zum Ende des Alten Reiches gelang es nicht, allgemein anerkannte Grundsätze über die Inhalte der Landeshoheit zu fixieren110.

[p. 108] Gleichwohl hat sich die Organisationsform „Landesherrschaft‟ als zählebig erwiesen. Das Reich blieb jahrhundertelang, bis an die Schwelle der Moderne, ein dem Kaiser dualistisch gegenübertretender Verband von Territorien; ja es gelang gelegentlich, den Herrscher in seiner Rolle als Herr seiner Territorien, ungefähr als gleichen unter gleichen, vertraglich einzubinden. Dies alles, so darf man folgern, läßt die Annahme zu, daß es sich bei der Landesherrschaft trotz aller Unvollkommenheiten und Krisenmomente um eine nach den Zeitumständen zweckmäßige und angemessene Organisationsform des Gemeinwesens gehandelt hat, wenn man sie innenpolitisch betrachtet. Daß die deutsche Geschichte in dieser Weise zwischen Kaiser und Fürsten doppelpolig war und blieb, führte allerdings auch zu Konsequenzen nach außen, die man anders beurteilen könnte. In der Mitte Europas entschied es sich in kleinen Schritten, daß vorerst keine überwältigend starke einheitliche Kraft den Kontinent mitgestalten würde. Das Territorium mittleren Umfangs, die der Entfaltung der Landesherrschaft offenbar am besten angepaßte Größe, konnte sich machtpolitisch gesehen in der Neuzeit kaum mehr selbständig behaupten. Mit Hilfe des einzig möglichen Kumulationsvorgangs in der Konsequenz landesherrlicher Entfaltung, der Addition von Landesherrschaften zum Territorienkomplex, gelang der Sprung zum monarchischen Zentralstaat der Neuzeit nicht. Ebensowenig ist dies auf dem anderen Weg, durch Mehrung und Intensivierung der Rechte des Reiches, verwirklicht worden. Zunächst eine Überfülle und dann immer noch eine zu große Zahl von Einzelkräften standen beide Male solchen Bestrebungen, soweit sie überhaupt versucht wurden, entgegen.

Im ganzen und von später her betrachter blieb die deutsche Geschichte vergleichsweise unvollendet111. Sie weist im Hinblick auf die Folgen der spätmittelalterlichen Verdichtung des Reiches, die lebensnotwendig war und zugleich auf nicht wenige distanzierend wirkte, sowie angesichts der einen oder anderen dynastischen Entscheidung wohl tragische Wesenszüge auf. Partikulare Geschichtstraditionen, die heute teilweise nationale, teilweise landesgeschichtliche Geschichtstraditionen sind, haben dies anders gesehen und sehen dies anders. So steht die Entfaltung der deutschen Landesherrschaft im 14. und 15. Jahrhundert in einem eigentümlichen Zwielicht. Unter Fachleuten wird man sich am leichtesten verständigen können, wenn man sich streng auf die zeitgenössischen Proportionen, Rahmenbedingungen und Denkhorizonte konzentriert.


1 Abkürzungsverzeichnis: AfD = Archiv für Diplomatik. AÖG = Archiv für österreichische Geschichte. AUF = Archiv für Urkundenforschung. HRG = Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Bll. = Blätter. HZ = Historische Zeitschrift. Jb. = Jahrbuch. JGMOD = Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands. MIÖG = Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. RH = Revue historique. Rhein Vjbll = Rheinische Vierteljahrsblätter. RTA = Deutsche Reichstagsakten (Ältere Reihe). ZBLG = Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. ZGORh = Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. ZHF = Zeitschrift für historische Forschung. Zs. = Zeitschrift.

2 Vgl. zum Pariser Diplomatikerkongreß über die Königsurkunden des Spätmittelalters (1977) Robert-Henri Bautier, Diplomatique et histoire politique: ce que la critique diplomatique nous apprend sur la personnalité de Philippe le Bel. In: RH 259, 1978, S. 3–27, Ders., Critique diplomatique, commandement des actes et psychologie des souverains du moyen âge. In: Académie des inscriptions et belles-lettres. Comptes rendus des séances de l’année 1978, S. 8–26, u. Peter Moraw, Grundzüge der Kanzleigeschichte Kaiser Karls IV. Künftig in: ZHF 12, 1985.

3 Dies mag für den wichtigen Aspekt der Kommunikation des Landesherrn mit seiner Umwelt ins Auge springen durch die Gegenüberstellung des Codex epistolaris Johannis regis Bohemiae. Hg. v. Theodor Jacobi, Berlin 1841 (1. Hälfte des 14. Jhs.), und der Politischen Correspondenz des Kurfürsten Albrecht Achilles, 3 Bde. Hg. v. Felix Priebatsch. Leipzig 1893–98 (Publik. a. d. K. Preuß. Staatsarchiven 59, 67, 71) (2. Hälfte des 15. Jhs.).

4 Die Quellen, selbst die gedruckten, sind unübersehbar; nur eine winzige Auswahl in: Urkunden zur Geschichte der Territorialverfassung. Hg. v. Paul Sander u. Hans Spangenberg. 4 Hefte, Stuttgart 1922–1926. (Ausgew. Urkk. z. dt. Verfassungs- u. Wirtschaftsgesch. 2). Die gleiche Situation gilt für die Literatur. Zum allgemeinen: Julius Ficker, Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck 1, 1861; 2, 1–3. Hg. u. bearb. v. Paul Punschart, 1911–1923. Geschichte der deutschen Länder. „Territorien-Ploetz‟. Hg. v. Georg Wilhelm Sante und A.G. Ploetz-Verlag. Bd. 1. Würzburg 1964. Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Bde. 1–11, 1.–4. Aufl. Stuttgart 1959–1980. Handbuch der historischen Stätten Österreichs. Bde. 1–2, 1.–2. Aufl. Stuttgart 1966–78. Handbuch der historischen Stätten. Ost- und Westpreußen. Schlesien. Stuttgart 1966, 1977. Der Deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert, 2 Bde. Hg. v. Hans Patze. Sigmaringen 1970/71 (Vortr. u. Forsch. 13–14). Dazu: Wilhelm Janssen, Der Deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert. In: Der Staat 13, 1974, S. 415–426, u. Peter Moraw, Fragen der deutschen Verfassungsgeschichte im späten Mittelalter. In: ZHF 4, 1977, S. 59–101, bes. 78 ff. Friedrich Uhlhorn u. Walter Schlesinger, Die deutschen Territorien. In: Bruno Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte. Bd. 2, 9. Aufl. Stuttgart 1970, S. 546–764. Hans Patze, Die Herrschaftspraxis der deutschen Landesherren während des späten Mittelalters. In: Histoire comparée de l’administration (IVe–XVIIIe siècles). Publié par Werner Paravicini et Karl Ferdinand Werner. München 1980, S. 363–391 (Beihefte der Francia 9). Peter Moraw, Geistliche Fürstentümer (Mittelalter). In: Theologische Realenzyklopädie XI, Lief. 4/5, Berlin New York 1983, S. 711–715. – Reinhard Oberschelp, Die Bibliographien zur deutschen Landesgeschichte und Landeskunde, 2. Aufl. Frankfurt/M. 1977. – Die Blätter für deutsche Landesgeschichte (zuletzt 119, 1983), hg. v. Hans Patze, berichten regelmäßig über die Neuerscheinungen. – Auch die später folgenden Literaturangaben stellten fast stets nur einen ganz kleinen Ausschnitt aus den vorliegenden Veröffentlichungen dar. Sie bevorzugen grundlegende und neueste Literatur, ohne daß damit eine Wertung verbunden sein muß.

5 Ernst Schubert, König und Reich, Göttingen 1979, S. 226 ff. (Veröff. d. Max-Planck-Inst. f. Gesch. 63). Peter Moraw, Politische Sprache und Verfassungsdenken bei ausgewählten Geschichtsschreibern des deutschen 14. Jahrhunderts. Künftig in: Geschichtsschreibung und Geschichtsbewußtsein im späten Mittelalter. Hg. v. Hans Patze. Sigmaringen 1985 (Vortr. u. Forsch.), und Ders., Reich (Antike und Mittelalter). Künftig in: Geschichtliche Grundbegriffe. Hg. v. Otto Brunner, Werner Conze u. Reinhart Koselleck. Bd. 5, Stuttgart 1984. – Deutsche Reichstagsakten (Ältere Reihe), Bd. 8, hg. v. Dietrich Kerler, Gotha 1883, Nr. 145 ff. S. 156 ff.

6 Mehr oder weniger zufällig ausgewählt: Alphons Lhotsky, Der österreichische Staatsgedanke. In: Ders., Aufsätze und Vorträge. Bd. 1, hg. v. Hans Wagner u. Heinrich Koller, München 1970, S. 365–388. Erich Zöllner, Formen und Wandlungen des Österreichbegriffes. In: Historica. Friedrich Engel-Janosi… dargeboten. Wien usw. 1965, S. 63–89. Ders., Bemerkungen zu den Gesamtdarstellungen der Geschichte Österreichs. In: Siedlung, Macht und Wirtschaft. Festschrift Fritz Posch z. 70. Geburtstag. Graz 1981, S. 295–304 (Veröff. d. Steiermärk. Landesarchivs 12). Oder in anderen Himmelsrichtungen: Franz Petri, Zur Geschichte und Landeskunde der Rheinlande, Westfalens und ihrer westeuropäischen Nachbarländer. Bonn 1973. Přehled dějin Československa I, 1 (do roku 1526). Praha 1980.

7 Von den burgundischen Bistümern sind Basel, Besançon und Genf (dieses mit freilich problematischem Territorium) als reichsfürstlich mitberücksichtigt, nicht jedoch Lausanne und Sitten. Lebus ist hier nicht mitgezählt.

8 Der livländische Landmeister des Deutschen Ordens wurde 1526 Reichsfürst.

9 Die Markgrafschaft Baden z. B. kann erst von etwa 1350 an als Reichsfürstentum gelten (Meinrad Schaab, Grundzüge und Besonderheiten der südwestdeutschen Territorialentwicklung. In: Bausteine zur geschichtlichen Landeskunde von Baden-Württemberg. Stuttgart 1979, S. 129–155, bes. 134).

10 Hans Patze, Herrschaft und Territorium. In: Die Zeit der Staufer. Bd. 3, Stuttgart 1977, S. 35–49, bes. 49.

11 Ein klassisches Beispiel dafür ist Bayern, vgl. das im übrigen hervorragende Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Max Spindler, bes. Bde. 1–3, 1.–2. Aufl. München 1977–81.

12 Schubert, ssim. Peter Moraw, Organisation und Funktion von Verwaltung im ausgehenden Mittelalter (ca. 1350–1500) §§ 1–4. In: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Bd. 1. Stuttgart 1983, S. 21–65.

13 Ebd., S. 32 ff.

14 Ebd., S. 38 ff.

15 Ebd., S. 23 f.

16 Die Einbindung der Territorialgeschichte in die Reichsgeschichte ist bisher mit unterschiedlichem Erfolg gelungen. Vgl. z. B. Peter Moraw, Hessen und das deutsche Königtum im späten Mittelalter. In: Hess. Jb. f. Landesgesch. 26, 1976, S. 43–95, u. Ders., Landesgeschichte und Reichsgeschichte im 14. Jahrhundert. In: Jb. f. westdt. Landesgesch. 3, 1977, S. 175–191. Ein prinzipielles Bemühen in dieser Richtung soll wenn möglich zur Geltung kommen in: Ders., Offene Verfassung und Verdichtung. Das Reich im späten Mittelalter 1250 bis 1490. Berlin 1985 (Propyläen Geschichte Deutschlands 3).

17 Heinz Thomas, Die lehnrechtlichen Beziehungen des Herzogtums Lothringen zum Reich von der Mitte des 13. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. In: Rhein Vjbll 38, 1974, S. 166–202. Peter Moraw, Reichsstadt, Reich und Königtum im späten Mittelalter. In: ZHF 6, 1979, S. 385–424. Fritz Kern, Die Reichsgewalt des deutschen Königs nach dem Interregnum. Darmstadt 1959.

18 Moraw, Organisation, S. 57 ff.

19 Die wichtigste dieser Sondersituationen war das (erfolgreiche) Bestreben des Königs, sich mit seinen Erbländern jener Verdichtung zu entziehen. Er wollte, wie auch die Eidgenossen und andere, selbstverständlich im Reich bleiben, jedoch zu den alten, für die Starken angenehmen Bedingungen.

20 Ein überzeugender Beleg dafür ist uns nicht bekannt.

21 Den besten Beleg für die ihrerseits kraftvolle Verdichtung der Erbländer bietet die Integration Böhmens von 1526 an, das trotz seiner Eigenschaft als Kernland des luxemburgischen Königtums (von 1346 an) infolge der Hussitenkrise der zwanziger und dreißiger Jahre des 15. Jhs. und ihrer ständepolitischen Folgen an der Reichsverdichtung nicht teilnahm, dafür aber fester denn je der habsburgischen Hausmacht verbunden wurde.

22 Ein gutes Beispiel für die Bedrohung der Territorialstruktur durch übergreifende Kräfte bieten das Jahr 1427 und die unmittelbare Folgezeit. Schon fünf Jahre zuvor hatten päpstlicher Legat, Kurfürsten und Reichsstädte in Gestalt der ersten Reichsmatrikel eine Bestandsaufnahme auch der Uninteressierten geschaffen (oben Anm. 4). Von den fünf Städten, in denen die Reichssteuer von 1427 gesammelt werden sollte, Köln, Nürnberg, Erfurt, Salzburg und Breslau, gehörten die drei letztgenannten ansehnlichen Landesherren an. Kollegiale Behörden sollten durch Mehrheitsbeschluß über die Verwendung der Gelder entscheiden. (RTA 9, hg. v. Dietrich Kerler, Gotha 1887, Nr. 75, S. 90 ff.).

23 Peter Moraw, Kaiser Karl IV. im deutschen Spätmittelalter. In: HZ 229, 1979, S. 1–24.

24 Wilhelm Janssen, Die niederrheinischen Territorien in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. In: Rhein Vjbll 44, 1980, S. 47–67.

25 Andreas Kraus, Sammlung der Kräfte und Aufschwung. In: Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Max Spindler, Bd. 2, 2. verb. Nachdruck München 1977, S. 268–294.

26 Franz Petri, Territorienbildung und Territorialstaat des 14. Jahrhunderts im Nordwestraum. In: Der Deutsche Territorialstaat (wie oben Anm. 3). Bd. 1, S. 383–483. Vgl. auch mehrere Aufsätze dess. Verf. in: Ders., Geschichte (wie oben Anm. 5).

27 František Graus, Das Spätmittelalter als Krisenzeit. In: Mediaevalia Bohemica, Supplementum, 1, 1969. Rostislav Nový, K otázce krize v předhusitských Čechách. In: Jenštejn 1977 (Sborník), S. 5–19.

28 Claudia Ulbrich, Leibherrschaft am Oberrhein im Spätmittelalter. Göttingen 1979 (Veröff. d. Max-Planck-Inst. f. Gesch. 58).

29 Kommende Arbeiten an der Universität Gießen.

30 Außer wie oben und unten in den Anm. 3, 23, 30, 32, 40 ff. z. B. Hans Patze, Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen. 1. Teil, Köln Graz 1962 (Mitteldt. Forsch. 22). Pankraz Fried, Grafschaft, Vogtei und Grundherrschaft als Grundlagen der wittelsbachischen Landesherrschaft in Bayern. In: ZBLG 26, 1963, S. 103–130. Quellen zur Entstehung der Landesherrschaft. Eingel. u. zusammengestellt v. Hans Patze. Göttingen 1969 (Hist. Texte Mittelalter 13). Wilhelm Janssen, Niederrheinische Territorialbildung. Voraussetzungen, Wege, Probleme. In: Soziale und wirtschaftliche Bindungen im Mittelalter am Niederrhein. Hg. v. Edith Ennen u. Klaus Flink. Kleve 1981, S. 95–113 (Klever Archiv 3). Dietmar Willoweit, Die Entwicklung und Verwaltung der spätmittelalterlichen Landesherrschaft. In: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Bd. 1. Stuttgart 1983, S. 66–143.

31 Außer wie in Anm. 29 z. B. Heinrich von Loesch, Die Verfassung im Mittelalter. In: Geschichte Schlesiens. Bd. 1, 3. Aufl. Stuttgart 1961, S. 304–400. Manfred Hamann, Das staatliche Werden Mecklenburgs. Köln Graz 1962 (Mitteldt. Forsch. 24). Wolfgang Podehl, Burg und Herrschaft in der Mark Brandenburg. Köln Wien 1975 (Mitteldt. Forsch. 76). Aus der Perspektive der am Ende Unterliegenden: Walter Schlesinger, Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg. Münster Köln 1954 (Quellen u. Stud. z. Verfassungsgesch. d. Dt. Reiches in MA u. Neuzeit IX, 1).

32 Otto Brunner, Land und Herrschaft. 5. Aufl. Darmstadt 1965. Vgl. David M. Nicholas, New Paths of Social History and Old Paths of Historical Romanticism. In: Journal of Social History 3, 1969/70, S. 277–294.

33 Vgl. z. B. Marlene Nikolay-Panter, Terra und Territorium in Trier an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter. In: Rhein Vjbll 47, 1983, S. 67–123. – František Graus, Adel, Land und Herrscher in Böhmen vom 10. bis 13. Jahrhundert. In: Nachr. d. Gießener Hochschulges. 35, 1966, S. 131–153. Ferdinand Seibt, Land und Herrschaft in Böhmen. In: HZ 200, 1965, S. 284–315. – Karl Lechner, Die Bildung des Territoriums und die Durchsetzung der Territorialhoheit im Raum des östlichen Österreich. In: Der Deutsche Territorialstaat (wie Anm. 3). Bd. 2, S. 389–462. Vgl. Michael Mitterauer, Formen adeliger Herrschaftsbildung im hochmittelalterlichen Österreich. In: MIÖG 80, 1972, S. 265–338.

34 Wilhelm Janssen, Landesherrliche Verwaltung und landständische Vertretung in den niederrheinischen Territorien 1250–1350. Bonn 1971, S. 24 f. (Ges. f. Rhein. Geschichtskde., Vortr. 20). Ders., Territorialbildung, S. 112. Hans Patze, Verfassungs- und Rechtsgeschichte im hohen und späten Mittelalter. In: Geschichte Thüringens. Hg. v. dems. u. Walter Schlesinger. Bd. 2, 1. Köln Wien 1974, S. 215–310, 330–382, 422–449, bes. 220 f. (Mitteldt. Forsch. 48/II, 1).

35 Janssen, Territorien, S. 48 f.

36 Von diesem großen Thema, dessen Folie einerseits das Territorium, andererseits die Königsstädte bildeten, die zu Reichsstädten wurden, soll wenn möglich anderswo die Rede sein. Die Literatur ist gänzlich zersplittert. Vgl. z. B. Karl H. Schwebel, Die bremische Freiheit, In: Jb. d. Bremischen Wissenschaft 1, 1955, S. 307–334. Heinrich Reincke, Hamburgs Aufstieg zur Reichsfreiheit. In: Zs. d. Vereins f. hamburg. Gesch. 41, 1961, S. 17–34. Helge Bei der Wieden, Rostock zwischen Abhängigkeit und Reichsunmittelbarkeit. In: Pommern und Mecklenburg. Hg. v. Roderich Schmidt. Köln Wien 1981, S. 111–132 (Veröff. d. Hist. Komm. f. Pommern V, 19). Hans Joachim Behr, Zur Landesherrschaft der Herzöge von Kleve in Soest. In: Soest. Stadt, Territorium, Reich, hg. v. Gerhard Köhn. Soest 1981, S. 115–150 (Soester Beiträge 41). Auch Moraw (wie oben in Anm. 16). Hinzu kommen Danzig, Elbing und Thorn im Ordensland Preußen. – Im ganzen Spätmittelalter darf für das Problem der Landesherrschaft die Rolle der großen Städte nicht übersehen werden. So hatte die Anziehungskraft Kölns Anteil an der Orientierung Westfalens zum Rhein oder waren Nürnberg und Frankfurt am Main eine Art auswärtiger Hauptstädte für die Kurpfalz, die selbst über keine große Stadt verfügte, und spielten Basel und Straßburg eine ähnliche Rolle für die oberrheinischen Anfänge der Habsburger.

37 Meinrad Schaab u. Peter Moraw, Territoriale Entwicklung der Kurpfalz. In: Pfalzatlas. Hg. v. Willi Alter. Textbd. 11. Heft, Speyer o. J., S. 393–428. Vgl. auch Alfons Schäfer, Der Anspruch der Kurpfalz auf die Herrschaft über den Rhein von Selz i. E. bis Bingen. In: ZGORh 115, 1967, S. 265–329. Für Bayern etwa: Erwin Riedenauer, Die Methode des Historischen Atlaswerkes von Bayern. In: Bll. f. dt. Landesgesch. 113, 1977, S. 1–18.

38 Gerhard Theuerkauf, Land und Lehnswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert. Köln Graz 1961 (Neue Münstersche Beiträge z. Geschichtsforschung 7). Bernhard Diestelkamp, Lehnrecht und spätmittelalterliche Territorien. In: Der Deutsche Territorialstaat (wie Anm. 3). Bd. 1, S. 65–96. Walter Martini, Der Lehnshof der Mainzer Erzbischöfe im späten Mittelalter. Diss. Mainz 1971. Karl-Heinz Spieß, Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafen bei Rhein im Spätmittelalter. Wiesbaden 1978 (Gesch. Landeskde. 18). Ders., Das älteste Lehnsbuch der Pfalzgrafen bei Rhein vom Jahr 1401. Stuttgart 1981 (Veröff. d. Komm. f. gesch. Landeskde. in Baden-Württemberg A 30). Kurt Andermann, Das älteste Lehnbuch des Hochstifts Speyer von 1343/47 bzw. 1394/96. In: ZGORh 130, 1982, S. 1–70. Willoweit, Entwicklung, S. 75 (ebd. auch zu den meisten hier unmittelbar folgenden Anm.). Ders., Allgemeine Merkmale der Verwaltungsorganisation in den Territorien. In: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Bd. 1, Stuttgart 1983, S. 289–346.

39 Pankraz Fried, Zur Geschichte der Steuer in Bayern. In: ZBLG 27, 1964, S. 570–599. Georg Droege, Die Ausbildung der territorialen Finanzverwaltung. In: Der Deutsche Territorialstaat. Bd. 1, S. 325–345. Gérard Sivery, L’évolution des documents comptables dans l’administration hennuyère de 1287 à 1360 environ. In: Bulletin de la Commission royale d’Histoire 141, 1975, S. 133–235. Walter Ziegler, Studien zum Staatshaushalt Bayerns in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. München 1981. Kersten Krüger, Entstehung und Ausbau des hessischen Steuerstaates vom 16. bis 18. Jahrhundert – Akten der Finanzverwaltung als frühneuzeitlicher Gesellschaftsspiegel. In: Hess. Jb. f. Landesgesch. 32, 1982, S. 103–125. Bernhard Sikken, Landesherrliche Einnahmen und Territorialstruktur. Die Fürstentümer Ansbach und Kulmbach zu Beginn der Neuzeit. In: Jb. f. fränk. Landesforschung 42, 1982, S. 153–235.

40 Walter Heinemeyer, Die Territorien zwischen Reichstradition, Staatlichkeit und politischen Interessen. In: Säkulare Aspekte der Reformationszeit. Hg. v. Heinz Angermeier. München 1983, S. 77–89 (Schriften d. Hist. Kollegs, Kolloquien 5). Wolfgang Reinhard, Die Verwaltung der Kirche. In: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Bd. 1. Stuttgart 1983, S. 143–176, bes. 167 ff.

41 Armin Wolf, Die Gesetzgebung der entstehenden Territorialstaaten. In: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte. Hg. v. Helmut Coing, Bd. 1, München 1973, S. 517–800, bes. 586 ff., 731 ff., 752 ff., 757 ff. Walter Jaroschka, Das oberbayerische Landrecht Ludwigs des Bayern. In: Die Zeit der frühen Herzöge. München Zürich 1980, S. 379–387 (Wittelsbach und Bayern I, 1). Bernhard Diestelkamp, Einige Beobachtungen zur Geschichte des Gesetzes in vorkonstitutioneller Zeit. In: ZHF 10, 1983, S. 385–420.

42 Heinz Lieberich, Die Anfänge der Polizeigesetzgebung des Herzogtums Baiern. In: Festschr. f. Max Spindler z. 75. Geburtstag. München 1969, S. 307–378. Wilhelm Brauneder, Der soziale und rechtliche Gehalt der österreichischen Polizeiordnungen des 16. Jahrhunderts. In: ZHF 3, 1976, S. 205–220. Georg-Christoph von Unruh, Polizei, Polizeiwissenschaft und Kameralistik. In: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Bd. 1. Stuttgart 1983, S. 388–427.

43 Herrschaftsverträge des Spätmittelalters. Bearb. v. Werner Näf. Bern 1951 (Quellen z. neueren Gesch. 17). Herbert Helbig, Der wettinische Ständestaat. Münster Köln 1955 (Mitteldt. Forsch. 4). R. van Uytven, W. Blockmans, Constitutions and their application in the Netherlands during the Middle Ages. In: Revue belge de philologie et d’histoire 47, 1969, S. 399–424. Heinz Quirin, Landesherrschaft und Adel im wettinischen Bereich während des späteren Mittelalters. In: Festschrift für Hermann Heimpel. Bd. 2, Göttingen 1972, S. 80–109 (Veröff. d. Max-Planck-Inst. f. Gesch. 36/II). Janssen, Verwaltung. Ulrich Lange, Der ständestaatliche Dualismus – Bemerkungen zu einem Problem der deutschen Verfassungsgeschichte. In: Bll. f. dt. Landesgesch. 117, 1981, S. 311–334.

44 Paul Kirn, Die Nebenregierung des Domkapitels im Kurfürstentum Mainz und ihr Ausdruck im Urkundenwesen des 15. Jahrhunderts. In: AUF 9, 1926, S. 141–153. Lawrence G. Duggan, Bishop and Chapter. The Governance of the Bishop of Speyer to 1552. New Brunswick 1978 (Studies presented to the International Commission for the History of Representative and Parliamentary Institutions LXII). Rudolf Holbach, Stiftsgeistlichkeit im Spannungsfeld von Kirche und Welt. 2 Teile, Trier 1982 (Trierer hist. Forsch. 2).

45 Heinrich Koller, Die Residenz im Mittelalter. In: Jb. f. Gesch. d. oberdt. Reichsstädte 12/13, 1966/67, S. 9–39. Walther Hubatsch, Hochmeister-Residenzen des Deutschen Ordens. In: Württembergisch Franken 60, 1976, S. 3–13. Paul de Ridder, Brussel, residentie der herzogen van Brabant onder Jan I (1267–1294) en Jan II (1294–1312). In: Revue belge de philologie et d’histoire 57, 1979, S. 329–341. Hans-Joachim Fey, Reise und Herrschaft der Markgrafen von Brandenburg (1134–1319). Köln Wien 1981 (Mitteldt. Forsch. 84). Hans Patze u. Gerhard Streich, Die landesherrlichen Residenzen im spätmittelalterlichen Deutschen Reich. In: Bll. f. dt. Landesgesch. 118, 1982, S. 205–223.

46 Friedrich Bennighoven, Die Burgen als Grundpfeiler des spätmittelalterlichen Wehrwesens im preußisch-livländischen Deutschordensstaat. In: Die Burgen im deutschen Sprachraum. Hg. v. Hans Patze, Bd. 1, Sigmaringen 1976, S. 565–601 (Vortr. u. Forsch. 19, 1). Wolf-Rüdiger Berns, Burgenpolitik und Herrschaft des Erzbischofs Balduin von Trier (1307–1354). Sigmaringen 1980 (Vortr. u. Forsch., Sonderbd. 27).

47 Pankraz Fried, Zur „staatsbildenden‟ Funktion der Landfrieden im frühen bayerischen Territorialstaat. In: Festschrift f. Max Spindler z. 75. Geburtstag. München 1969, S. 283–306. Wolf-Dieter Mohrmann, Der Landfriede im Ostseeraum während des späten Mittelalters. Kallmünz 1972 (Regensburger Hist. Forsch. 2). Gerhard Pfeiffer, Die politischen Voraussetzungen der fränkischen Landfriedenseinungen im Zeitalter der Luxemburger. In: Jb. f. fränk. Landesforsch. 33, 1973, S. 119–166. Winfried Leist, Landesherr und Landfrieden in Thüringen im Spätmittelalter 1247–1349. Köln Wien 1975 (Mitteldt. Forsch. 77). Quellen zur Geschichte der fränkisch-bayerischen Landfriedensorganisation im Spätmittelalter. Bearb. v. Gerhard Pfeiffer. München 1975 (Schriftenreihe z. bayer. Landesgesch. 69 = Veröff. d. Ges. f. fränk. Gesch. II, 2).

48 Gerda Koller, Princeps in ecclesia. Untersuchungen zur Kirchenpolitik Herzog Albrechts V. von Österreich. Graz Wien Köln 1964. Johanna Naendrup-Reimann, Territorien und Kirche im 14. Jahrhundert. In: Der Deutsche Territorialstaat. Bd. 1, S. 117–174. Helmut Rankl, Das vorreformatorische landesherrliche Kirchenregiment in Bayern (1378–1526). München 1971 (Miscellanea Bavarica Monacensia 34). Peter Michael Hahn, Kirchenschutz und Landesherrschaft in der Mark Brandenburg im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert. In: JGMOD 28, 1979, S. 179–220.

49 Peter Moraw, Heidelberg: Universität, Hof und Stadt im ausgehenden Mittelalter. In: Studien zum städtischen Bildungswesen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Hg. v. Bernd Moeller, Hans Patze u. Karl Stackmann. Göttingen 1983, S. 524–552 (Abh. d. Akad. d. Wiss. in Göttingen, Phil.-hist. Kl. 3. F. 137). Ders., Die Juristenuniversität in Prag (1372–1419), verfassungs- und sozialgeschichtlich betrachtet. Künftig in: Studium und Gesellschaft im sozialen Wandel des hohen und späten Mittelalters. Hg. v. Johannes Fried. Sigmaringen 1985 (Vortr. u. Forsch.).

50 Der Hedwig-Codex von 1353. Hg. v. Wolfgang Braunfels, 2 Bde. Berlin 1972. František Graus, Die Nationenbildung der Westslawen im Mittelalter. Sigmaringen 1980, bes. S. 58 ff. (Nationes 3). Die heilige Elisabeth in Hessen. Bearb. v. Walter Heinemeyer. Marburg 1983 (700 Jahre Elisabethkirche in Marburg 1283–1983. Katalog 4). – Dietmar Willoweit, Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt. Köln Wien 1975 (Forsch. z. dt. Rechtsgesch. 11). Ders., Entwicklung, S. 79 ff.

51 Hierzu außer wie in Anm. 3, 23, 25, 29 ff., 33, 37 ff., 53 ff. z. B. Gerhard Theuerkauf, Zur Typologie spätmittelalterlicher Territorialverwaltung in Deutschland. In: Annali della Fondazione italiana per la storia amministrativa 2, 1965, S. 37–76. Henry J. Cohn, The Government of the Rhine Palatinate in the Fifteenth Century. Oxford 1965. Ludwig Zimmermann, Die Zentralverwaltung Oberhessens unter dem Hofmeister Hans von Dörnberg. Darmstadt Marburg 1974 (Qu. u. Forsch. z. hess. Gesch. 28). André Uyttebrouck, Le gouvernement de duché de Brabant au moyen âge (1355–1430). Bruxelles 1975. Wolf-Dietrich Penning, Die weltlichen Zentralbehörden im Erzstift Köln von der ersten Hälfte des 15. bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts. Bonn 1977 (Veröff. d. Hist. Vereins f. d. Niederrhein 14). Besondere Aspekte z. B.: Irmgard Kothe, Der fürstliche Rat in Württemberg im 15. und 16. Jahrhundert. Stuttgart 1938 (Darstell. a.d. württ. Gesch. 29). Eberhard Klafki, Die kurpfälzischen Erbhofämter. Stuttgart 1966 (Veröff. d. Komm. f. gesch. Landeskde. in Baden-Württemberg B 35). Gerhard Oestreich, Das persönliche Regiment der deutschen Fürsten am Beginn der Neuzeit. In: Ders., Geist und Gestalt des frühmodernen Staates. Berlin 1969, S. 201–234.

52 Willoweit, Entwicklung, S. 81 ff.

53 Lokalverwaltung meint in der Sprache der Verwaltungsgeschichte die regionale Verwaltung im Unterschied zur Hof- bzw. Zentralverwaltung.

54 Selten umfassen die Quellen eine ganze Hofgesellschaft (Wilhelm Janssen, Ein niederrheinischer Fürstenhof um die Mitte des 14. Jahrhunderts. In: Rhein Vjbll 34, 1970, S. 219–251); dann zeigt sich, daß man mit den Amtleuten auch am Hofe rechnete (ebd. S. 239). Vgl. auch Christoph Frhr. v. Brandenstein, Urkundenwesen und Kanzlei, Rat und Regierungssystem des Pfälzer Kurfürsten Ludwig III. (1410–1436). Göttingen 1983, S. 403 (Veröff. d. Max-Planck-Inst. f. Gesch. 71). Die vorerst besser bekannten Verhältnisse beim Königtum (Moraw, Organisation, S. 35 ff.) mögen auch hier für die Territorien eine gewisse Orientierung bieten.

55 Willoweit, Entwicklung, S. 97 ff. Als Einzelarbeit etwa: Karl E. Demandt, Bemerkungen über die hessische oberste Amtmannschaft im Mittelalter. In: Hess. Jb. f. Landesgesch. 4, 1954, S. 278–285. – Einzelne Ämter: Theodor Karst, Das Kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Hardt. Speyer 1960 (Veröff. z. Gesch. v. Stadt u. Kreis Neustadt a.d. Weinstr. 1). Walter Grube, Vogteien, Ämter, Landkreise in der Geschichte Südwestdeutschlands. 2. Aufl. Stuttgart 1960. Rolf Sprandel, Die territorialen Ämter des Fürstentums Würzburg im Spätmittelalter. In: Jb. f. fränk. Landesforsch. 37, 1977, S. 45–64.

56 Vorzugsweise um 1360/70: Patze, Verfassungsgeschichte, S. 224. Peter Moraw, Zur Mittelpunktsfunktion Prags im Zeitalter Karls IV. In: Europa slavica – Europa orientalis. Festschrift f. Herbert Ludat. Berlin 1980, S. 445–489, bes. 469 ff. Das Thema bedarf vergleichender Untersuchung. (Endlich eine der so mühsam aufzufindenden Folgen der Krise um 1350?). – Es ist vorerst unklar, ob sich solches im Detail nur auf das Kammergut (auch die Lokalverwaltung?) bezog.

57 Die folgende Literaturauswahl betont die Verschiedenartigkeit der landesherrlichen Kanzleien des Reiches: Franz Kürschner, Die Urkunden Herzog Rudolfs IV. von Österreich (1358–1365). In: AÖG 49, 1872, S. 1–88. F. Wagner, Kanzlei und Archivwesen der fränkischen Hohenzollern von Mitte des 15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. In: Archiv. Zs. 10, 1885, S. 18–53. Ludwig Lewinski, Die brandenburgische Kanzlei und das Urkundenwesen während der Regierung der beiden ersten hohenzollerischen Markgrafen (1411–1470). Diss. Straßburg 1893. Hermann Bier, Das Urkundenwesen und die Kanzlei der Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause Wittelsbach 1323–1373. I. Diss. Berlin 1907. Otto H. Stowasser, Die österreichischen Kanzleibücher vornehmlich des 14. Jahrhunderts und das Aufkommen der Kanzleivermerke. In: MIÖG 35, 1914, S. 688–724. Otto H. Stowasser, Beiträge zu den Habsburger Regesten. In: MIÖG Erg.-Bd. 10, 1, 1916, S. 1–80. Ivo Luntz, Urkunden und Kanzlei der Grafen von Habsburg und Herzoge von Österreich von 1273 bis 1298. In: MIÖG 37, 1916, S. 411–478. Erich Weise, Das Urkundenwesen der Bischöfe von Samland. In: Altpreuß. Monatsschrift 59, 1922, S. 1–48, 157–209. Paul Kirn, Das Urkundenwesen und die Kanzlei der Mainzer Erzbischöfe im fünfzehnten Jahrhundert. In: Archiv f. hess. Gesch. u. Altertumskunde NF 15, 1929, S. 302–347. Max Hein, Die Ordenskanzleien in Preußen 1310–1324. In: Altpreuß. Forsch. 9, 1932, S. 9–21. Gottfried Opitz, Urkundenwesen, Rat und Kanzlei Friedrichs IV. (des Streitbaren) Markgrafen von Meißen und Kurfürsten von Sachsen 1381–1428. Diss. München 1938. Theodor Fruhmann, Studien zur Kanzlei und zum Urkundenwesen der Erzbischöfe von Mainz im späten Mittelalter 1298–1373. Diss. Frankfurt/M. 1940. Max Hein, Das Urkundenwesen des Deutschordensstaats unter Hochmeister Dietrich von Altenburg (1335–1341). In: Altpreuß. Forsch. 18, 1941, S. 1–20. Gretl Vogelgesang, Kanzlei und Ratswesen der pfälzischen Kurfürsten um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert. Masch. Diss. Freiburg Br. 1942. Wilhelm Volkert, Kanzlei und Rat in Bayern unter Herzog Stephan II. 1331–1375. Masch. Diss. München 1952. Inge Turtur(-Rahn), Regierungsform und Kanzlei Herzog Stephans III. von Bayern (1375–1413). Masch. Diss. München 1952. Felix Wintermayr, Andreas Planck, ein österreichischer Kanzler. In: Jb. d. Vereins f. Landeskde. v. Niederösterreich NF 31, 1953/54, S. 81–90. Peter Gerrit Thielen, Die Verwaltung des Ordensstaates Preußen vornehmlich im 15. Jahrhundert. Köln Graz 1965 (Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart 11). Heinz Lieberich, Klerus und Laienwelt in der Kanzlei der bayerischen Herzöge des 15. Jahrhunderts. In: ZBLG 29, 1966, S. 239–258. Jiří Spěváček, Die Anfänge der Kanzlei Karls IV. auf italienischem Boden in den Jahren 1332/33. In: MIÖG 76, 1968, S. 299–326. Ivan Hlaváček, Das Urkunden- und Kanzleiwesen des böhmischen und römischen Königs Wenzel (IV.) 1376–1419. Stuttgart 1970 (Schriften der MGH 23). Ders., Česká panovnická kancelář a listina v letech 1310–1526. In: Česka diplomatika do r. 1848. Praha 1971, S. 109–133. Hans Patze, Neue Typen des Geschäftsschriftgutes im 14. Jahrhundert. In: Der Deutsche Territorialstaat. Bd. 1, S. 9–64. Klaus von Andrian-Werburg, Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzoge Johann II., Ernst und Wilhelm III. von Bayern-München (1392–1438). Kallmünz 1971 (Münchener hist. Studien, Abt. Gesch. Hilfswiss. 10). Ludwig Schnurrer, Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzoge von Niederbayern 1255–1340. Kallmünz 1972 (Münchener hist. Studien, Abt. Gesch. Hilfswiss. 8). Marianne Popp, Das Handbuch der Kanzlei des Bischofs Nikolaus von Regensburg (1313–1340). München 1972 (Quellen u. Erört. z. Bayer. Gesch. NF 25). Patze, Verfassungsgeschichte, S. 247 ff. Jiří Spěváček, Významní notářidiplomaté prvních Lucemburků v Čechách. In: Československý Časopis historický 12, 1973, S. 711–758. Ders., Vavřinec Mikulášův z Dědic, notář Karla IV. jako markraběte moravského, In: Sborník historický 20, 1973, S. 5–53. Ders., Protonotář Velislav, přední rádce a diplomat na dvoře Karla IV. Ebd. 22, 1974, S. 5–51. Alois Schütz, Beiträge zur Verwaltung des Bistums und Hochstifts Regensburg unter Bischof Nikolaus von Ybbs (1313–1340). In: Verh. d. Hist. Vereins f. Oberpfalz u. Regensburg 115, 1975, S. 65–109. Hans Rall, Urkundenwesen, Kanzlei und Rat der Wittelsbacher Pfalzgrafen bei Rhein und Herzoge von Bayern (1180/1214–1436/1438). In: Grundwissenschaften und Geschichte. Festschrift f. Peter Acht. Kallmünz 1976, S. 274–294 (Münchener hist. Studien, Abt. Gesch. Hilfswiss. 15). Peter Wiesinger, Zur deutschen Urkundensprache des österreichischen Herzogs Friedrich des Schönen (1308–1330). In: Festschrift Friedrich Hausmann. Graz 1977, S. 559–602. Ingrid Heike Ringel, Studien zum Personal der Kanzlei des Mainzer Erzbischofs Dietrich von Erbach (1434–1459). Mainz 1980 (Quellen u. Abh. z. mittelrh. Kirchengesch. 34). P. Alfons Sprinkart, Urkundenwesen, Kanzlei, Rat und Regierungssystem der Pfalzgrafen bei Rhein und Herzoge von Bayern Rudolf I. und Ludwig IV. von 1294 bis 1314 bzw. 1317. Diss. München 1981. Brandenstein (wie Anm. 53). Die Fürstenkanzlei des Mittelalters. Anfänge weltlicher und geistlicher Zentralverwaltung in Bayern. Bearb. v. Joachim Wild, unter Mitarbeit von Klaus Frhr. v. Andrian-Werburg u. Karl-Ernst Lupprian. München 1983 (Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayern 16). Willoweit, Entwicklung, S. 106 ff. Ders., Die Entwicklung des öffentlichen Dienstes. In: Deutsche Verwaltungsgeschichte Bd. 1, Stuttgart 1983, S. 346–360. Vgl. auch unten Anm. 57, 72, 81 f.

58 Paul Richter, Die kurtrierische Kanzlei im späteren Mittelalter. Leipzig 1911 (Mitt. d. K. Preuß. Archivverw. 17). Fritz Michel, Zur Geschichte der geistlichen Gerichtsbarkeit und Verwaltung der Trierer Erzbischöfe im Mittelalter. Trier 1953 (Veröff. d. Bistumsarchivs Trier 3). Jiří Pražák, Písemnosti církevní správy v r. 1310–1526. In: Česka diplomatica do r. 1848. Praha 1971, S. 144–155. Zdeňka Hledíková, Zum Studium der Prager erzbischöflichen Urkunden aus der Zeit Johanns von Jenštejn. In: Folia diplomatica 2, Brno 1976, S. 149–157. Zur landesherrlichen Kapelle: Alfred Strnad, Die Hofkapelle der österreichischen Landesfürsten. Masch. Hausarbeit am Inst. f. österr. Geschichtsforschung, Wien 1962. Hans-Günther Langer, Urkundensprache und Urkundenformeln in Kurtrier um die Mitte des 14. Jahrhunderts. In: AfD 16, 1970, S. 350–505, 17, 1971, S. 348–435.

59 Vgl. Anm. 57 u. Winfried Stelzer, Gelehrtes Recht in Österreich. Wien Köln 1982, S. 166 ff. (MIÖG Erg.-Bd. 26).

60 Dies gilt z. B. für Balduin von Trier (vgl. Anm. 57: Langer) oder auch viel später für dessen Nachfolger Jakob von Sierck (Ignaz Miller, Jakob von Sierck 1398/99–1456. Mainz 1983, S. 258 (Qu. u. Abh. z. mittelrhein. Kirchengesch. 45).

61 In der Kurpfalz war noch um 1400 das Archiv einem Kapellan anvertraut, der auch das Lehnbuch führte (Peter Moraw, Kanzlei und Kanzleipersonal König Ruprechts. In: AfD 15, 1969, S. 428–531, bes. 525 f. Spieß (wie oben Anm. 37 S. 31, 138), während das erste Kopialbuch von einem Lokalschreiber hergestellt wurde (ebd. S. 23).

62 Willoweit, Entwicklung, S. 107, 117, 125, 132 ff. Ders., Merkmale (wie oben Anm. 37), S. 289 ff.

63 Sehr selten finden sich mehr als ein halbes Dutzend Bediensteter gleichzeitig, öfter weniger. Es ist dabei zu beachten, daß ein secretarius im 14. Jahrhundert nicht zur Kanzlei gehörte, sondern eine ratsgleiche oder ratsähnliche Position am Hofe innehatte. Erst im 15. Jahrhundert erschienen secretarii in den Kanzleien.

64 Ivan Hlaváček, König Wenzel und Görlitz. In: Beiträge zur Archivwissenschaft und Geschichtsforschung. Weimar 1977, S. 379–396 (Schriftenreihe d. Staatsarchivs Dresden 10).

65 Der Personenstaat der Landgrafschaft Hessen im Mittelalter, v. Karl E. Demandt. 2 Teile, Marburg 1981 (Veröff. d. Hist. Komm. f. Hessen 42).

66 Klassisch die brandenburgische Hofordnung von 1470. Vgl. Gerhard Schapper, Die Hofordnung von 1470 und die Verwaltung am Berliner Hofe zur Zeit Kurfürst Albrechts im historischen Zusammenhang betrachtet. Leipzig 1912. Werner Vogel, Brandenburg-Preußen A. Die Entwicklung der brandenburgischen Verwaltung bis zum Regierungsantritt König Friedrich Wilhelms I. (1713). In: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Bd. 1, Stuttgart 1983, S. 858–889, bes. 862. – Kaum anders war es nach den Berichten Enea Silvios am Kaiserhof Friedrichs III. etwa zur gleichen Zeit.

67 Anders verhielt es sich, wenn der Herr ersetzt werden mußte oder sollte: in Nebenländern ohne Hof und bei Herrschaftskrisen zumal unter Ständedruck.

68 Ziegler (wie oben Anm. 38), S. 54.

69 Janssen, Fürstenhof (wie oben Anm. 53).

70 Hlaváček, Urkundenwesen, S. 168.

71 Moraw (wie oben in Anm. 1).

72 Abzusehen ist dafür von den frühen Kanzlertiteln im Süden: Salzburg, Tirol, Österreich (stabilisiert 1349), Bayern.

73 Zum Registerwesen neben schon anderwärts genannter Literatur z. B.: Kurt Forstreuter, Zur Frage der Registerführung in der zentralen Deutschordenskanzlei. In: Archiv. Zs. 52, 1956, S. 49–61. Joachim Wild, Beiträge zur Registerführung der bayerischen Klöster und Hochstifte im Mittelalter. Kallmünz 1973 (Münchener hist. Studien, Abt. Gesch. Hilfswiss. 12). Joachim Lehmann, Das Registerwesen der Kanzlei der Markgrafen von Brandenburg in der Zeit von 1411 bis 1470. In: Jb. f. Gesch. d. Feudalismus 4, 1980, S. 229–257. Die Balduineen. Bearb. v. Johannes Mötsch. Koblenz 1980 (Veröff. d. Landesarchivverw. Rheinland-Pfalz 33). – Fürstenkanzlei S. 96 ff. – Woldemar Lippert, Die deutschen Lehnbücher. Leipzig 1903. Im übrigen Willoweit, Entwicklung, S. 106 ff.

74 Als Anhaltspunkt unter Vorbehalt: Böhmen 1314, Kurtrier 1335/36, Österreich 1347, Kurköln 1355.

75 Zum Königtum vgl. Moraw, Organisation, S. 41.

76 Ders., Kanzlei (wie oben Anm. 60), S. 450.

77 Vgl. oben Anm. 48. Es bleibt jedoch legitim, diese Frage auch speziell an die Kanzlei zu richten.

78 Peter Moraw, Gelehrte Juristen im Dienst der deutschen Könige des späten Mittelalters (1273–1493). Künftig in: Die Rolle der Juristen bei der Entstehung des modernen Staates. Hg. v. Roman Schnur. Berlin 1985. – Die Verhältnisse der Stauferzeit und des Interregnums bleiben unbeachter.

79 Fernand Vercauteren, Henri de Jodoigne, légiste, clerc et conseiller des princes († 1352). In: Bulletin de l’Institut belge de Rome 27, 1952, S. 451–505 (wieder in: Ders., Etudes d’histoire médiévale, o. O. 1978, S. 93–147).

80 Vgl. z. allgem. Winfried Trusen, Anfänge des gelehrten Rechts in Deutschland. Wiesbaden 1962, S. 215 ff. (Recht und Gesch. 1). Franz Wieacker, Privatrechtsgeschichte der Neuzeit. 2. Aufl. Göttingen 1967, bes. S. 97 ff. Norbert Horn, Soziale Stellung und Funktion der Berufsjuristen in der Frühzeit der europäischen Rechtswissenschaft, In: Rechtsgeschichte. Hg. v. Gerhard Dilcher u. Norbert Horn, München 1978, S. 125–144 (Sozialwiss. im Studium des Rechts IV). Karl Kroeschell, Die Rezeption der gelehrten Rechte und ihre Bedeutung für die Bildung des Territorialstaates. In: Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. 1, Stuttgart 1983, S. 279–288.

81 Vgl. oben Anm. 57 f. und aus Anm. 56 Kirn, Fruhmann, Ringel. Ferner: Nova Alamanniae. Hg. v. Edmund E. Stengel u. Klaus Schäfer, 2 Bde. Berlin und Hannover 1921–1976.

82 Ferdinand Tadra, Kanceláře a písaři v zemích českých za králů z rodu Lucemburského Jana, Karla IV. a Václava IV. (1310–1420). Praha 1892 (Rozpravy České Akademie r. 1., tř. 1, č. 2). Ders., Kulturní styky Čech s cizinou až do válek husitských. Praha 1897. Elli Hanke-Hajek, Martha Wieden, Heinz Zatschek, Die völkische Zusammensetzung der böhmischen Hofkapelle bis 1306. In: Zs. f. sudetendt. Gesch. 4, 1940, S. 25–168. Jindřich Šebánek, Sáša Dušková, Das Urkundenwesen König Ottokars II. von Böhmen. In: AfD 14, 1968, S. 302–422, u. 15, 1969, S. 251–427. Dies., Česká listina v době přemyslovské. In: Česká diplomatika do r. 1848. Praha 1971, S. 82–108. Vgl. Peter Acht, Ein Registerbuch des Bischofs Nikolaus von Regensburg (1313–1340). In: Mitt. d. Österr. Staatsarchivs 4, 1951, S. 98–117, und Ludwig Morenz, Magister Nikolaus von Ybbs. In: Verh. d. Hist. Vereins f. Oberpfalz u. Regensburg 98, 1957, S. 221–308. – Erich Lindeck, Magister Berthold von Kiburg. Protonotar der Herzoge von Österreich. In: MÖIG 54, 1941, S. 59–102. Sven Stelling-Michaud, Les juristes suisses à Bologne (1255–1330). Genève 1960, S. 102 ff. (Travaux d’humanisme et Renaissance 38). Stelzer, S. 244. Trusen, S. 215 ff. Heinz Lieberich, Die gelehrten Räte. In: ZBLG 27, 1964, S. 120–189. Patze, Verfassungsgeschichte, S. 248 f. Spieß, S. 24.

83 Gottfried Wentz, Das Bistum Havelberg. Berlin 1933, S. 76 f. (Germania sacra I, 2). Wolfgang Leiser, Markgraf Christof I. von Baden, seine Beamten, seine Gesetze. In: ZGORh 108, 1960, S. 244–255, bes. 247 f. Personenstaat, Teil 2, S. 1129.

84 Trusen, S. 222 ff. Ludwig Erich Schmitt, Untersuchungen zur Entstehung und Struktur der „neuhochdeutschen Schriftsprache‟. Teil 1, Köln Graz 1966, z. B. S. 658 (Mitteldt. Forsch. 36/I). Klaus Wriedt, Das gelehrte Personal in der Verwaltung und Diplomatie der Hansestädte. In: Hansische Geschichtsbll. 96, 1978, S. 15–37.

85 Moraw, Organisation, S. 30. Ders., Juristen. – Beispiele für Monographien: Georg Schrötter, Dr. Martin Mair. Diss. München 1896. Hartmut Boockmann, Laurentius Blumenau. Göttingen usw. 1965 (Göttinger Bausteine zur Geschichtswiss. 37). – Vgl. auch: Beamtentum und Pfarrerstand 1400–1800. Hg. v. Günther Franz, Limburg 1972 (Dt. Führungsschichten in der Neuzeit 5).

86 Vgl. oben Anm. 2 (Politische Correspondenz). Über konkrete Wirkungen im engeren juristischen Feld ist man sich noch unsicher (vgl. Kroeschell passim).

87 Großer Historischer Weltatlas. 2. Teil. Mittelalter. München 1970. Richard Schröder, Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte. 7. Aufl. fortgeführt v. Eberhard Freiherr von Künßberg. Leipzig 1932. Hermann Conrad, Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. 2. Aufl. Karlsruhe 1962. Heinrich Mitteis – Heinz Lieberich, Deutsche Rechtsgeschichte. 16. Aufl. München 1981.

88 Moraw, Hessen (wie oben Anm. 15), S. 63 f.

89 Selbstverständlich gelten die in dem in Anm. 87 genannten Beitrag erwähnten Unbestimmtheiten und Übergangssituationen sinngemäß auch für diesen Gruppierungsversuch.

90 Vgl. Meinrad Schaab, Bergstraße und Odenwald. 500 Jahre Zankapfel zwischen Kurmainz und Kurpfalz. In: Oberrheinische Studien 3, Karlsruhe 1975, S. 237–265. – Ein Beispiel für einen fast hilflosen Kleinen ist Baden. Vgl.: Konrad Krimm, Baden und Habsburg um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Stuttgart 1976 (Veröff. d. Komm. f. gesch. Landeskde. in Baden-Württemberg B 89). – Zum Teil bestehen natürliche Grenzen zwischen diesen Systemen, z. B. ein Abschnitt des Vogesenhauptkammes zwischen Mittelrhein und Lothringen. Vgl.: Hans-Walter Herrmann, Territoriale Verbindungen und Verflechtungen zwischen dem oberrheinischen und lothringischen Raum im Spätmittelalter. In: Jb. f. westdt. Landesgesch. 1, 1975, S. 129–176. Andererseits konnten Territorien zwischen zwei Bereichen hin und her gezogen werden, wie Salzburg zwischen Österreich und Baiern (Geschichte Salzburgs, I, 1. Hg. v. Heinz Dopsch. Salzburg 1981). – Ein wesentliches Wendedatum am Niederrhein war bekanntlich die Schlacht von Worringen 1288, als die kurkölnische Hegemonialpolitik scheiterte. Vgl. u.a. Franz-Reiner Erkens, Siegfried von Westerburg (1274–1297). Die Reichs- und Territorialpolitik eines Kölner Erzbischofs im ausgehenden 13. Jahrhundert. Bonn 1982 (Rhein. Archiv 114). Später: Sabine Picot, Kurkölnische Territorialpolitik am Rhein unter Friedrich von Saarwerden (1370–1414). Bonn 1977 (Rhein. Archiv 99), Georg Droege, Verfassung und Wirtschaft in Kurköln unter Dietrich von Moers (1414–1463). Bonn 1957 (Rhein. Archiv 50) und wie unten Anm. 108. – Zum Pfälzer Teilsystem vgl. Ludwig Petry, Das politische Kräftespiel im pfälzischen Raum vom Interregnum bis zur französischen Revolution. In: Rhein Vjbll 20, 1955, S. 80–111. – Die Außenbeziehungen von Territorien sind bisher verhältnismäßig wenig bekannt, vgl. z. B. W. Jappe Alberts, Die Beziehungen zwischen Geldern und Münster im 14. und 15. Jahrhundert. In: Westfäl. Forsch. 9, 1956, S. 83–95. Alfred A. Strnad, Die Habsburger und Savoyen im späteren Mittelalter. In: Österreich in Gesch. u. Lit. 7, 1963, S. 154–161. Theodor Straub, Herzog Ludwig der Bärtige von Bayern-Ingolstadt und seine Beziehungen zu Frankreich in der Zeit von 1391 bis 1415. Kallmünz 1965 (Münchener hist. Studien, Abt. Bayer. Gesch. 7). Ulrich Müller, Die politischen Beziehungen zwischen der Kurpfalz und der Grafschaft Wirtemberg im 15. Jahrhundert. Stuttgart 1970 (Bibliothek d. südwestdt. Gesch. 1). Paul Harsin, Liège entre France et Bourgogne au XVe siècle. In: Liège et Bourgogne. Actes du colloque tenu à Liège les 28, 29 et 30 octobre 1968. Paris 1972, S. 193–256 (Bibliothèque de la Faculté de philosophie et lettres de l’Université de Liège, fasc. 203). Bernard Demotz, La politique internationale du Comté de Savoie durant deux siècles d’expansion (début XIIIe-début XVe siècles). In: Cahiers d’histoire 19, 1974, S. 29–64. Heinz-Dieter Heimann, Zwischen Böhmen und Burgund. Zum Ost-Westverhältnis innerhalb des Territorialsystems des Deutschen Reiches im 15. Jahrhundert. Köln Wien 1982 (Diss. z. ma. Gesch. 2). – Ein inhaltlich etwas abweichender Ordnungsversuch, da auch von den hier zugunsten der zeitgenössischen „Machtpolitik‟ absichtlich vernachlässigten Forschungstraditionen mitbestimmt, im Territorien-Ploetz (wie oben Anm. 3). Vgl. auch die Beiträge in: Der Deutsche Territorialstaat (wie oben Anm. 3).

91 Hierzu z. B.: Die Zeit der frühen Herzöge. Hg. v. Hubert Glaser. München Zürich 1980 (Wittelsbach und Bayern I, 1), die Beiträge in: Das Haus Wittelsbach und die europäischen Dynastien = ZBLG 44, 1981; oder anderswo: Heinrich Koller, Zur Bedeutung des Begriffs „Haus Österreich‟. In: MIÖG 78, 1970, S. 338–346. Paul de Ridder, Dynastisches und nationales Gefühl in Brabant während der Regierungszeit Herzogs Jan I. (1267–1294), des Siegers der Schlacht von Worringen. In: Jb. d. Kölnischen Geschichtsvereins 50, 1979, S. 193–220.

92 Hans Patze, Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert. In: Der Deutsche Territorialstaat. Bd. 2, S. 7–99. Günther Wüst, Pfalz-Mosbach (1410–1499). Diss. Heidelberg 1976. Hans-Walter Herrmann, Das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken. In: Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes. Bd. 2. Saarbrücken 1977, S. 344–375. Reinhard Härtel, Über Landesteilungen in deutschen Territorien des Spätmittelalters. In: Festschrift Friedrich Hausmann. Graz 1977, S. 179–205. Dietmar Willoweit, Landesteilung. In: HRG 2 (1978), Sp. 1415–1419. Thomas Klein, Verpaßte Staatsbildung? Die Wettinischen Landesteilungen in Spätmittelalter und früher Neuzeit. In: Der dynastische Fürstenstaat. Hg. v. Johannes Kunisch. Berlin 1982, S. 89–114 (Hist. Forsch. 21). Vgl. Karl E. Demandt, Die Grafen von Katzenelnbogen und ihr Erbe. In: Hess. Jb. f. Landesgesch. 29, 1979, S. 1–35.

93 Volker Press, Die Erblande und das Reich von Albrecht II. bis Karl VII. (1438–1740), In: Deutschland und Österreich. Wien München 1980, S. 44–88. Christoph Link, Die habsburgischen Erblande, die böhmischen Länder und Salzburg. In: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Bd. 1, Stuttgart 1983, S. 468–552.

94 Ferdinand Seibt, Die Zeit der Luxemburger und der hussitischen Revolution. In: Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder. Hg. v. Karl Bosl. Bd. 1, Stuttgart 1967, S. 349–568. Přehled (wie oben Anm. 5), bes. S. 285 ff.

95 Martin Reuther, Verfassung und Verwaltung in der Oberlausitz bis zum Beginn des Sechsstädtebundes 1346. In: Oberlausitzer Forschungen. Hg. v. dems., Leipzig 1961, S. 81–107. – Karl Bosl, Das kurpfälzische Territorium „Obere Pfalz‟. In: ZBLG 26, 1963, S. 3–28. Volker Press, Die Grundlagen der kurpfälzischen Herrschaft in der Oberpfalz 1499–1621. In: Verh. d. Hist. Vereins f. Oberpfalz u. Regensburg 117, 1977, S. 31–67. – Hans Erich Feine, Entstehung und Schicksal der vorderösterreichischen Lande. In: Vorderösterreich. Hg. v. Friedrich Metz, 2. Aufl. Freiburg i. Br. 1967, S. 47–65. Karl Gutkas, Die Stellung der österreichischen Länder in Spätmittelalter und früher Neuzeit, In: Der österreichische Föderalismus und seine historischen Grundlagen. Wien 1969, S. 43–65. Heinrich Koller, Zentralismus und Föderalismus in Österreichs Geschichte. In: Föderalismus in Österreich. Salzburg München 1970, S. 99–155. Tausend Jahre Oberösterreich. Beitragsteil und Katalogteil. Linz 1983. – Vgl. Wilhelm Janssen, Die Erzbischöfe von Köln und ihr „Land‟ Westfalen im Spätmittelalter. In: Westfalen 58, 1980, S. 82–95. Köln und Westfalen 1180–1980. Bd. 1, Lengenich 1980.

96 Die Organisation der Verwaltung eines Nebenlandes ohne Hof ist ein bemerkenswertes Problem für sich. Vgl. die Lit. in Anm. 94, Hlaváček, König Wenzel (wie in Anm. 63) und Ders., Prolegomena do historii kancelarii i dyplomatyki czeskiego królewskiego urzędu starościńskiego we Wrocławiu w czasach przedhusyckich. In: Śląski kwartalnik historyczny Sobótka 36, 1981, S. 103–115.

97 Selbst das so kompakt erscheinende Böhmen ließ sich in Krisenzeiten nicht mehr von der Prager Mitte aus beherrschen, wie u.a. die Schwierigkeiten zeigen, die den Gesandtschaften an König Wenzel am Ende des 14. Jahrhunderts widerfuhren.

98 Als ein kommunikationsgeschichtliches Datum für den Beginn der Neuzeit kann in diesem Zusammenhang die Einrichtung der habsburgischen Postlinie Tirol-Niederlande kurz vor 1500 gelten, die die Briefbeförderung außerordentlich beschleunigt hat. Vgl. Peter Moraw, Wesenszüge der „Regierung‟ und „Verwaltung‟ des deutschen Königs im Reich (ca. 1350–1500). In: Histoire comparée de l’administration (IVe–XVIIIe siècles). Publié par Werner Paravicini et Karl Ferdinand Werner. München 1980, S. 149–167, bes. 159.

99 Wilhelm Engel, Passio dominorum. In: ZBLG 16, 1951, S. 265–316. Naendrup-Reimann (wie oben Anm. 47). Heinz Quirin, Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach als Politiker. In: Jb. f. fränk. Landesforsch. 31, 1971, S. 261–308. Meinrad Schaab, Territoriale Entwicklung der Hochstifte Speyer und Worms. In: Pfalzatlas, Textband 20. Heft. Speyer 1972, S. 760–780. Ders. u.a., Entwicklung ausgewählter geistlicher Territorien in Südwestdeutschland. In: Historischer Atlas von Baden-Württemberg. Erläuterungen VI, 8. Stuttgart 1977. Walter Schlesinger, Verfassung und Wirtschaft des mittelalterlichen Bistums Meißen. In: Das Hochstift Meißen. Hg. v. Franz Lau. Berlin 1973 (Herbergen der Christenheit, Sonderbd.). Heinz Dopsch, Friedrich III., das Wiener Konkordat und die Salzburger Hoheitsrechte über Gurk. In: Mitt. d. österr. Staatsarchivs 34, 1981, S. 45–88. – Bedrohung: Geschichte Salzburgs. I, 1, bes. S. 437 ff. – Im kleineren Maßstab: Theodor Niederquell, Im Kampf um die Reichsunmittelbarkeit. Die Geschichte der Deutschordensballei Hessen vornehmlich im 16. Jahrhundert. In: Hess. Jb. f. Landesgesch. 5, 1955, S. 193–232. Peter Neu, Die Abtei Prüm im Kräftespiel zwischen Rhein, Mosel und Maas vom 13. Jahrhundert bis 1576. In: Rhein Vjbll 26, 1961, S. 255–285. Karl E. Demandt, Geschichte des Landes Hessen. 2. Aufl. Kassel Basel 1972 (Fulda S. 328 ff., Hersfeld S. 347 ff., Lorsch S. 359 ff.). Klaus Schreiner, Altwürttembergische Klöster im Spannungsfeld landesherrlicher Territorialpolitik. In: Bll. f. dt. Landesgesch. 109, 1973, S. 196–245. – Die Erhebung der Steuern des dualistisch-institutionalisierten Reiches hat hier, häufig nach dem Recht des Stärkeren, weitere Klarheit gebracht. Die Reformation hat weithin den Vorgang abgeschlossen.

100 Konkret wirkte sich dies so aus, daß Friedrich der Siegreiche von der Pfalz Baden und Württemberg dazu zwang, auf ihr Bündnis zu verzichten und ein Heiratsabkommen zu löschen. Das badische Konnubium wurde ins kleinere Grafenmilieu hinabgedrückt und auch in anderer Weise ein gräfliches Verhalten, nämlich der Königsdienst, herbeigeführt (Krimm, wie oben Anm. 89).

101 Moraw (wie oben Anm. 55), S. 465 f.

102 Die radikalste Selbstaufgabe: Hans Patze, Landesherrliche Pensionäre. In: Historische Forschungen für Walter Schlesinger. Köln Wien 1974, S. 272–309.

103 Außer oben Anm. 89 vgl. Ernst Vogt, Mainz und Hessen im späteren Mittelalter. In: Mitt. d. Oberhess. Geschichtsvereins NF 19, 1911, S. 1–41, NF 21, 1914, S. 12–53. Manfred Stimming, Die Entwicklung des weltlichen Territoriums des Bistums Mainz. Darmstadt 1915 (Quellen u. Forsch. z. hess. Gesch. 3).

104 Auch die von den Diplomatikern aufmerksam registrierte zeitweilige Übernahme der Römischen Hofkanzlei Friedrichs III. durch den Mainzer Erzbischof ist im Lichte der Mainzer Domkapitelsprotokolle weniger als aktive Zurückdrängung des Königtums zu verstehen denn als aus Finanznot geborener Sanierungsversuch. Vgl. Die Protokolle des Mainzer Domkapitels, Bd. 1, bearb. v. Fritz Hermann, Darmstadt 1976, und Moraw, Organisation, S. 39.

105 Fritz Trautz, Die Pfalz am Rhein in der deutschen Geschichte. Neustadt a.d. Weinstraße 1959. Meinrad Schaab, Die Festigung der pfälzischen Territorialmacht im 14. Jahrhundert. In: Der Deutsche Territorialstaat. Bd. 2, S. 171–197. Schaab-Moraw (wie oben Anm. 36). Meinrad Schaab, Grundlagen und Grundzüge der pfälzischen Territorialentwicklung 1156–1410. In: Gesch. Landeskde. 10, 1974, S. 1–21. Peter Moraw, Die kurfürstliche Politik der Pfalzgrafschaft im Spätmittelalter, vornehmlich im späten 14. und im frühen 15. Jahrhundert. In: Jb. f. westdt. Landesgesch. 9, 1983, S. 75–97.

106 Heinrich Fichtenau, Von der Mark zum Herzogtum. München 2. Aufl. 1965 (Österreich Archiv). Alphons Lhotsky, Privilegium maius. München 1957 (Österreich Archiv).

107 Zuletzt: Jiří Spěváček, Král diplomat. Praha 1982.

108 Gerhard Denecke, Society and Politics in Germany 1500–1750. London 1974 (Studies in Social History). Gerhard Taddey, Macht und Recht im späten Mittelalter. In: Württembergisch Franken 61, 1977, S. 79–110. Volker Press, Das römisch-deutsche Reich – Ein politisches System in verfassungs- und sozialgeschichtlicher Fragestellung. In: Spezialforschung und „Gesamtgeschichte‟. Hg. v. Grete Klingenstein u. Heinrich Lutz. Wien 1981, S. 221–242 (Wiener Beitr. z. Gesch. d. Neuzeit 8). Paul-Joachim Heinig, Kaiser Friedrich III. und Hessen. In: Hess. Jb. f. Landesgesch. 32, 1982, S. 63–101. Horst Rabe, Bernd Moeller, Fürstliche Landesherrschaft und städtisches Regiment vor der Reformation. In: Martin Luther und die Reformation in Deutschland. Frankfurt/M. 1983, S. 131–160. Volker Press, Kaiser, Reich und Reformation bis 1531. Ebd. S. 185–218. Heinemeyer (wie Anm. 39).

109 Janssen, Territorien (wie oben Anm. 23). Georg Droege, Die Territorien am Mittel- und Niederrhein. In: Deutsche Verwaltungsgeschichte. Bd. 1, Stuttgart 1983, S. 690–720. Ders., Die westfälischen Gebiete und Friesland westlich der Weser. Ebd. S. 720–741.

110 Willoweit (wie oben Anm. 49).

111 Theodor Schieder, Grundfragen der neueren deutschen Geschichte. In: HZ 192, 1961, S. 1–16.

[p. 109] Die Kanzlei der Wittelsbacher im Spätmittelalter (Tafel I–VII)

Die schriftliche Exekutive durch den Herzog von Bayern wird schon zwischen 744 und 782 aus Urkundenwiedergaben und 777 durch die in Abschrift fast vollständig überlieferte Urkunde des Agilofinger Herzogs Tassilo III. bezeugt1, der Kremsmünster gründet2; bereits 769 machte er in Scharnitz eine Schenkung zur Gründung eines Klosters in Innichen. Herzog Arnulf von Bayern (907–937) – der vermutliche Ahnherr der Wittelsbacher – stellte ebenfalls Urkunden aus. In solchen sagt Arnulf seine Besiegelung an. Von ihnen sind uns die von 908 und von 927 in Abschrift, die letztere sogar mit zweimaliger Erwähnung der Besiegelung, erhalten3.

[p. 110] Die älteste im Original erhaltene Herzogsurkunde4 stellte am 11. November 1045 in Regensburg, damals Bayerns Hauptstadt, Heinrich VII. (1042–1047), ein Graf von Lützelburg, aus, den Kaiser Heinrich III. eingesetzt hatte. Von Bayerns Welfenherzogen5 sind eine Reihe von Originalurkunden erhalten. Heinrich der Löwe hatte seine Kanzlei freilich in Braunschweig. Doch waren 21 Urkunden, etwa ein Sechstel der erhalten gebliebenen, für Empfänger in Bayern bestimmt. Als er 1154 auf dem Reichstag in Goslar seine Ansprüche auf Bayern anerkannt bekommt, stellt er in der Intitulatio den bayerischen Herrschertitel (dux Bavarie et Saxonie) regelmäßig voran.

Sein Nachfolger in Bayern war der Wittelsbacher Otto, der natürlich die Kanzlei in Braunschweig nicht übernehmen konnte. Otto, höchstwahrscheinlich ein Nachkomme des Luitpoldingers Herzog Arnulf von Bayern, war vor 1180 bereits Pfalzgraf in diesem Herzogtum. Eine Urkunde, die er 1179 in dieser Rechtsstellung ausstellte6, ist bis heute erhalten. Seine Urkunden als Herzog kennen wir nur aus Traditionsnotizen. Er urkundete in dieser Weise nachweisbar zwanzigmal für Klöster, viermal für die Grafschaft Falkenstein in seinem Herzogtum7.

Ludwig I. (1183–1231), sein Sohn und Nachfolger, entwickelte die schriftliche Exekutive entscheidend. Eine heute noch erhaltene undatierte Urkunde von vor dem 26. März 1191 wurde durch den Schreiber der Traditionsnotizen des Klosters Raitenhaslach geschrieben, als der Herzog von dem Kloster den Hof Bergham gegen das Gut Tiefenau (?) eintauschte. Ludwig ließ sie durch sein Siegel als reitender Herzog, das mit violetten Seidenfäden angehängt wurde, mit Rechtskraft versehen. Diese Herzogsurkunde ist also eine Empfängerausfertigung. Der Schreiber beeinflußte auch das Formular der Urkunde8. Von der Kanzlei des Herzogs selbst ausgestellte Urkunden stammen aus etwas späteren Jahren. Die Herzogskanzlei selbst weist S. Hofmann9 seit 1209 eindeutig nach. Der Wechsel unter den Orten, wo die uns erhaltenen Urkunden Ludwigs ausgestellt wurden, läßt uns annehmen: die von ihm über [p. 111] Landshut errichtete Residenzburg war wohl der Stammsitz der oft mit dem Herzog auf Reisen arbeitenden Kanzlei gewesen.

Herzog Ludwig wurde im Oktober 1214 Pfalzgraf bei Rhein. Alle Wittelsbacher führen seitdem den Titel: Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Bayern (Bild 1). Durch seinen Schreiber C ließ Ludwig frühestens damals ein wohl absichtlich undatiertes Schreiben, das versiegelt war, an Eigenleute abgehen10, die ihm offenbar ein Herr in Schwaben abwarb. Durch denselben Schreiber C stellte Ludwig 1230 in sehr einfacher Form dem Kloster Riedenburg ein Privileg aus. Die urkundliche Form der Herzogskanzlei war 1230 bereits entsprechend entwickelt11.

Ludwig führte nachweisbar noch 1230 den Zackenbalken als Wappen, sein Sohn Otto II. den Löwen; er hatte diesen schon zu Lebzeiten seines Vaters 1229 in sein Wappen aufgenommen, als er in Heidelberg persönlich zu regieren begonnen hatte – nach seiner Schwertleite 1228. Noch 1224 zeigte sein Münzsiegel ebenfalls den Zackenbalken. Am 22. Februar 1230 beurkunden Ludwig und sein Sohn Otto12, daß der Bischof von Passau einen Teil der Grafschaft Windberg dem Stiefbruder Ottos13 zu Lehen gegeben habe (Bild 2 a und b). Die in schwungvollen Buchstaben geschriebene Urkunde hat ein festes eigenes Formular.

Dieser Thronfolger Otto, Gatte der welfischen Erbpfalzgräfin Agnes, machte bereis 1228 Heidelberg, wo er zu regieren begann, zum Sitz einer landesherrlichen Kanzlei14. Früh begannen im Wittelsbacher Herzogtum Bayern auch Aufschreibungen über Besitz und Einkünfte. Besitz war stets mit der Funktion von Rechten verbunden. Das heute noch erhaltene Urbar, [p. 112] das unter Ludwig I. und Otto II. niedergeschrieben wurde, hat verlorene ältere Vorgänger15. Die Produkte der schriftlichen Exekutive können auch mißbraucht werden. Um mißbräuchlicher Benutzung vorzubeugen, bestimmte Otto II. 1240, daß alle Schriftstücke zu verbrennen seien16, die während seines Streites mit dem Bischof von Freising entstanden waren. Otto II. führte den spätestens 1229 übernommenen Löwen auch als einziges Wappensymbol für das Herzogtum Bayern weiter, als er dort 1231 seinem Vater nachfolgte (Bild 3 a und b). Der Zackenbalken entfiel dadurch als Wappensymbol. Erst nach 1242 übernahm er, als seine Stiefbrüder, die Grafen von Bogen, ausstarben, deren Rauten auch in sein Wappen. Seit dem späteren 13. Jahrhundert führen die Wittelsbacher als Helmzier Büffelhörner mit Kleestengeln.

Als Vorbild wirkte auf die Wittelsbacher Urkunden die Königsurkunde, seit 1239 auch die Papsturkunde17. Unter Ludwig II. festigte sich die Kanzlei in München und Heidelberg für Oberbayern und die Pfalz, unter seinem Bruder Heinrich für Niederbayern in Landshut. Schon unter deren Vater Otto II. lassen sich (außer dem Herzogsurbar von um 1230) verschiedene Schriftgruppen (durch Erwähnung in einer Urkunde von 124018) nachweisen. Joachim Wild weist auf eine Vorstufe der Registerführung hin, als Pfalzgraf und Herzog Ludwig II. mit dem englischen König Richard von Cornwall verhandelte, um dessen Nichte zu heiraten und ihn zum deutschen König zu wählen. Ludwig II. sicherte sich den Wortlaut dieser wichtigen Urkunden durch Abschriften (rescripta), bevor sie ausliefen19. Er will überhaupt Kontrolle. In Tirol wurden seit 1253 Register geführt, wie Richard Heuberger schon 1915 zeigte. Die komplizierten Herrschaftsverhältnisse in der punktweise zum Landesfürstentum entwickelten Pfalzgrafschaft bei Rhein, die lehenrechtliche Verknüpfung der Pfälzer Burgmannen mit dem Wittelsbacher Landesherrn, die zu einer unkontrollierten Reichsunmittelbarkeit tendierenden Kräfte ließen es offenbar geraten erscheinen, eine Urkunde in eindeutig gesicherter Weise rechtskräftig zu machen. Deshalb wurde dort – vielleicht auf Wunsch des die Urkunde empfangenden Pfalzgrafen und Herzogs Ludwig II. – auf der Rückseite des Pressels eines Siegels ein kleines r angebracht, [p. 113] vielleicht mit der Bedeutung recte, das sich auf die rechtmäßige Besiegelung bezog. Das kleine s auf der Vorderseite des Pressels bezieht sich wohl auch auf den Akt der Besiegelung. Propst Otto von St. Guido in Speyer benützte für seine Urkunde einen Schreiber im Dienst Ludwigs, den Notar L. Besitz-Verzeichnisse und Rechnungsbücher kennzeichnen weitere Fortschritte der schriftlichen Exekutive. Die Viztume (vicedomini) in Bayern (1204), in der Pfalzgrafschaft zuerst procurator genannt (1231), arbeiten auch als Notare der Kanzlei und vertreten in Gericht und Verwaltung den Landesherrn.

Verfahren und Stand der Forschung

Bevor wir auf die Kanzlei der Wittelsbacher im Spätmittelalter eingehen, sei festgestellt: Durch Dissertationen meiner Schüler wurde die Zeit 1180 bis 1314 bzw. 1317 für Pfalz und Bayern20 bewältigt, außerdem für Bayern die Zeit 1347 bis 143821 teilweise und für die Pfalz22 1410 bis 1436. Die Kanzleien der Pfälzer von 1329 bis 1398 sind in sehr fortgeschrittener Bearbeitung, 1436 bis 1449 in Bearbeitung, Bayern-Landshut wird in fortgeschrittener Weise bis 1479, Bayern-München bis 1460 erforscht23. Ausgespart wurden die mit dem Reich verknüpften Epochen König Ruprechts und Ludwigs des Bayern. Die Kanzlei geistlicher Wittelsbacher Fürsten kann nur in Zusammenhang mit der ihres geistlichen Fürstentums überhaupt erforscht werden. So [p. 114] brachte Peter Acht24 in seinem Mainzer Urkundenbuch auch die Kanzlei des Wittelsbacher Kardinals und Mainzer Erzbishofs Konrad, des Bruders des ersten Wittelsbacher Bayernherzogs Otto.

Kanzlei und Land

Das Land, für das die Kanzlei des Landesherrn zuständig ist, muß besonders ins Auge gefaßt werden. Zu den Landesteilungen, etwa von 1310 und 1329, bestimmen die Wittelsbacher verschiedene ihrer Räte, die zugleich Landstände sind, keineswegs aber Träger einer Mitherrschaft, damit sie ihnen Vorschläge unterbreiten, welche Städte und Gerichtsgebiete zu dem Land des einen oder des anderen Wittelsbachers gehören sollen. Diese Vorschläge werden unter verschiedenen Abänderungen aber doch weitgehend übernommen. Nur in diesem Sinn können sie als eine Art Vorurkunden zu einer Landesteilungsurkunde bezeichnet werden. Das ist auch bei der Teilung des bis 1392 von den drei Brüdern gemeinsam regierten Herzogtums Bayern der Fall, die von ihrem Vater Stephan II. das wiedervereinigte Ober- und Niederbayern 1375 übernommen hatten.

Am 14. Mai 1410 beauftragte König Ruprecht in seiner Eigenschaft als Kurfürst Ruprecht III. von der Pfalz, da er seinen baldigen Tod ahnte, seinen Kanzler Raban von Helmstat, Bischof von Speyer, und sechs Räte weltlichen Standes, die allodialrechtliche Teilung seines Pfälzer Landesfürstentums vorzubereiten. Die Edlen von Helmstat waren ein Pfälzer Rittergeschlecht, aus dem schon der Rat Wiprecht von Helmstat stammte, der Ruprecht II. diente. Ich zeige das Nähere zusammen mit meinen Schülern in einer Edition25 der Wittelsbacher Hausurkunden von 1310, 1329, 1392, 1410 usw. auf. Obwohl Ernst und Wilhelm von Bayern – München gemeinsam regierten, hatte jeder von beiden eine eigene Kanzlei, wie Klaus von Andrian-Werburg zeigt, außerdem der Erbfolger Albrecht (später Albrecht III.). Dieser schrieb in Regierungssachen an Ernst auch einen eigenhändigen Brief, den er in sein Kanzleiregister eintragen ließ, und den wir als von G.M. Lucha geführten Beweis einer gut geregelten Kanzlei einschätzen dürfen. In Bayern-München wurden seit 1424 zwei Auslaufregister geführt. Zu diesen ergriff die Initiative der aus Bayern-Ingolstadt übernommene Kanzler Oswald Tuchsenhauser, wo [p. 115] schon unter Stephan III. Register geführt worden waren. Die Wittelsbacher Kanzleien lernten also auch voneinander.

Kanzlei und Land wurden ein schwieriges Problem, als in zwei weit voneinander entfernt liegenden Ländern ein und derselbe Wittelsbacher regieren sollte. Ludwig der Brandenburger, der älteste Sohn Ludwigs des Bayern, hatte solche Aufgaben in der Markgrafschaft Brandenburg und in Oberbayern zu Lebzeiten seines Vaters wahrzunehmen. Dazu kam, daß er in dem 1342 von ihm erheirateten Tirol die Regierungsgeschäfte führen sollte. Er unterhielt eine Kanzlei für Brandenburg, dann eine brandenburgisch-tirolische Kanzlei seit 1342. Als er Brandenburg 1351 zweien seiner jüngeren Brüder überließ, wirkte 1351 bis zu seinem Tod 1361 eine bayrerisch-tirolische Kanzlei. Seine Kanzlei in München mußte als reisige (reisende) Kanzlei ihn oft auf seinen Regierungsreisen begleiten. Sein jüngerer Bruder Stephan (II.) hatte als Beauftragter seines kaiserlichen Vaters 1343–1347 in der Landvogtei in Schwaben die Landvögte zu kontrollieren und führte dafür eine eigene Kanzlei. Als Stephan 1347 Niederbayern übernahm, 1363 auch Oberbayern, vereinigte er in München unter dem Geistlichen Erhard Möringer als Kanzler die beiden Kanzleien, beließ aber den Rat für Niederbayern als eigene Einrichtung, da das Eigenbewußtsein Niederbayerns erforderte, seit es durch die Landesteilung von 1255 ein selbständiges Herzogtum geworden war. Das erforschte Wilhelm Volkert26.

Zwei der jüngeren Söhne Ludwigs des Bayern, Wilhelm und Albrecht, erhielten, als alle Brüder 1349 die gemeinsame Regierung aufgaben, 1353 Niederbayern-Straubing und Holland. Albrecht mußte 1358 auch Holland übernehmen. Dadurch wurde das Problem Kanzlei und Land ebenfalls aufgerollt. Albrecht und seine Nachfolger regierten in Niederbayern-Straubing meist durch Statthalter und konzentrierten sich auf Holland. Über die Finanzverwaltung und Kanzlei der Grafen von Holland und Seeland aus dem Haus Bayern und dem ihrer holländischen Mutter schrieb bereits 1908 Th. von Riemsdijk27 ein dem Stand der damaligen Methoden entsprechendes Werk. Die Kaisersöhne Ludwig der Römer und Otto regierten unter Rücksicht auf das allgemein anerkannte allodiale dortige Recht auch der älteren Brüder in Brandenburg, traten aber 1351 ihre allodialen Rechte in Oberbayern an Ludwig den Brandenburger ab und erhielten dafür eine alleinige Regierungsberechtigung in Brandenburg. Ihr Bruder Ludwig der Brandenburger widmete sich nun ausschließlich Oberbayern und Tirol.

[p. 116] Ein Prüfstein der Kanzlei: das Register

Die Führung eines Registers über die auslaufenden und auch über die einlaufenden Schriftstücke war seit der Antike das Kennzeichen einer höher entwickelten öffentlichen Gewalt, die sich auch der schriftlichen Exekutive bediente. Die Päpste Gregor I. und Gregor VII. ließen aus juristischen wie theologischen Gründen Register anlegen. Dasselbe geschah im 12./13. Jahrhundert bei den Päpsten und im Königreich Sizilien. König Philipp der Schöne von Frankreich28 und seine Nachfolger veranlaßten Register, die von 1307 bis 1568 für die lettres patentes in immer mehr durchdachter Weise geführt wurden. Wie stand es in den Wittelsbacher Kanzleien mit Registern?#29

Wie Joachim Wild zeigte, ließ Pfalzgraf und Herzog Ludwig II. 1256 drei wichtige von seiner Kanzlei auslaufende Urkunden von einer Hand und in einem Zuge auf einem unregelmäßig zugeschnittenem Pergamentblatt eintragen. Der zeitgenössische Rückvermerk Rescripta (Abschriften) privilegiorum datorum in Angliam erweist diese Abschriften der Urkunden vor ihrem Auslauf als Vorstufe zur Führung eines Registers, das mit dem 1253 beginnenden Register in Tirol zu vergleichen ist.#30

Heinrich (XIII.) von Niederbayern und seine Nachkommen, deren Linie 1340 erlosch, führten mindestens über Verpfändungen Register. Das ergibt sich aus einer Sammlung von Urkundenkopien, die um 1360 Albrecht von Niederbayern-Straubing-Holland (1353–1404) anlegen ließ. Darin wurden Urkunden von 1318 bis 1320 und von 1324 bis 1338 verzeichnet und zwar in einer für damalige Registerbücher durch Kürzung der Eingangs- und Schlußformeln typischen Weise. Sie waren wohl aus einem damals noch erhaltenem Registerbuch der niederbayerischen Kanzlei kopiert worden. Von der Sammlung Albrechts, der von Holland aus Regierungsakte in Bayern-Straubing veranlaßte, ist auch eine nicht sehr lange nach 1360 entstandene Abschrift erhalten.#31

Ruprecht von der Pfalz, der durch die Goldene Bulle von 1356 einseitig mit dem Wittelsbacher Kurrecht ausgestattet wurde, nachdem er 1353 zur Regierung gekommen war, veranlaßte damals in seiner Kanzlei ein Kopialbuch32. Schon in der Zeit Ludwigs des Bayern entstand ein Register in der [p. 117] Kanzlei des Viztumamtes Lengenfeld33. In Ludwigs Königskanzlei ist bis jetzt von 1322 bis 1327 ein Register nachweisbar, in seiner Kanzlei als Kaiser 1330 bis 1332. Berthold von Tuttlingen führte das Königsregister von Ende November 1322 bis 1327 in drei Teilen, einem für Reichssachen, einem für Urkunden in Angelegenheiten des Herzogtums Bayern und in einem Sonderheft für die Ersten Bitten34. Da König Ludwig in eben diesem November 1322 in Augsburg mit Heinrich zusammentraf, der Herzog von Kärnten und Graf von Tirol war, empfing Berthold aus der gut entwickelten Tiroler Kanzlei die Anregung zur Registerführung. Neben dem Register durch Berthold wurde höchstwahrscheinlich noch ein anderes geführt. Von den Registern, die in der Pfälzer Linie der Wittelsbacher geführt wurden, läßt sich weiter aufgrund der die Linie bis 1398 erfassenden Forschungen Joachim Spiegels bereits vor deren Abschluß sagen, daß Register geführt wurden, daß Ruprecht II. solche noch als Erbfolger mindestens 1388 begann und auch seit 1390 führte. Nach den Forschungen von Klaus Gatz und von Christoph von Brandenstein könnte angenommen werden, daß schon unter Ruprecht I. und Ruprecht II. ein registrum temporale für Urkunden mit beschränkter Geltungsdauer getrennt geführt wurde. Brandenstein weist diese Unterscheidung in den Registern des Pfälzer Kurfürsten Ludwig III. (1410–1436) nach.

Die im Herzogtum Oberbayern geführten Register lassen sich nur durch Erforschung zugleich des Registerwesens in Brandenburg und Tirol feststellen. Denn vor und unter Ludwig dem Brandenburger, der in diesen drei Ländern regierte, gab es für die Jahre 1314 bis 1354 ein wohl mit dem 1353 verstorbenen Tiroler Hausschreiber in Zusammenhang stehendes Spezialregister des Judicium Aychach mit Kopien bayerischer Herzogsurkunden. Es war schon vor dem Mitte Mai 1315 geborenen Ludwig begonnen worden – immerhin in einem Bereich, wo sich seit 1208 aus dem an Ludwig I. gefallenen Reichslehen des Wittelsbachers Otto VIII. (des Königsmörders) über die Verwaltung des Allod ein Wittelsbacher Landgericht und ein Wittelsbacher Kastenamt bildeten. Oder wurden die mit 1314 beginnenden Urkundenkopien von einem späteren Zeitpunkt an nachgetragen? Doch hatte der 1321 als [p. 118] Hausschreiber auf Schloß Tirol bezeugte Albert den Hof, den ihm Ludwig zur Widerlegung bestätigte, noch von Kaiser Heinrich VII. erhalten, den Rudolf, der ältere Bruder Ludwigs des Bayern, unterstützt hatte. Die Urkundenkopien von 1314 bis 1354 dieses Registers, das Helmut Schmidbauer in dem vormaligen Archivbestand Staatsverwaltung Nr. 3520 im Bayerischen Hauptstaatsarchiv feststellte, stehen wohl in Zusammenhang mit dem erwähnten Register, das der zum König gewählte Ludwig der Bayer und dessen Bruder Rudolf nachweisbar für die Zeit zwischen dem 25. November 1314 bis zum 28. Februar 1315 anlegen ließen, als sie seit dem 13. Juni 1313 wieder gemeinsam regierten. Die 1314 bis 1354 in das Aichacher Landgerichtsregister eingetragenen Kopien von Herzogsurkunden sind später leider in willkürlicher und teilweise sinnstörender Weise mit Registern aus dem von Ludwig dem Brandenburger seit 1342 regierten Tirol zusammengebunden worden, wie Helmut Schmidbauer vor etwa 15 Jahren feststellte. Die Urkunden waren ursprünglich in lose Quaternen und Quinternen eingetragen worden. Bezeichnender Weise enthält der Band, in den später diese losen Hefte eingebunden wurden, auch Register der Landgerichte Landsberg und Neunburg mit Urkunden der Jahre 1344 bis 1355 und eine „Registratur‟ Stephans III. von 1392 bis 1394.

Bevor wir uns mit dem Bruchteil dieses Registers befassen, den meine Schülerin Inge Turtur im wesentlichen für das Jahr 1394 fand und in ihrer leider ungedruckt gebliebenen Dissertation von 195235 behandelte, sei auf das im Druck erschienene Kapitel der Dissertation von Hermann Bier von 1907 hingewiesen, die das Urkundenwesen und die Kanzlei der Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause Wittelsbach sehr gut würdigte. Leider verscholl der ungedruckte Teil dieser Berliner Doktorarbeit. Bier und Schmidbauer kommen auf die 1342 bis 1345 arbeitende einheitliche brandenburgisch-tirolische Kanzlei zu sprechen. Sie wurde 1346 bis 1351 uneinheitlich weiter geführt. Die Ludwig auf seinen Reisen begleitende Kanzlei arbeitete unter Leitung des bisherigen Protonotars zwar einheitlich, war aber für die Führung der Siegel nicht mehr ausschließlich zuständig. Denn Ludwig erteilte im Fall seiner Abwesenheit seinen Landeshauptleuten weitgehende Regierungsvollmachten. In der Mark Brandenburg stellt Ludwigs Landeshauptmann Friedrich von Lochen seit Sommer 1347 Urkunden aus, in Tirol wirkt seit April 1347, in Oberbayern seit 1349 als sein Landeshauptmann Herzog Konrad von Teck. Ludwig führte für Oberbayern kein besonderes Siegel. Da er 1351 Brandenburg zweien seiner jüngeren Brüder überließ, arbeitete für seine Regierung 1351 bis 1361 in Oberbayern und Tirol eine gemeinsame – reisende – Kanzlei.

Tafel I. Bild 1: Schreiben Ludwigs I., worin er öffentlich versichert, seine Eigenleute nicht dem Herrn Hermann in Schwaben als Lehen gegeben zu haben noch das in Zukunft zu tun. Bayer. Hauptstaatsarchiv, Benediktbeuern, Urkunde 24.
Tafeln II-III. Bild 2, a und b: Zackenbalken als Wappensymbol Ludwigs I., Löwe als das Ottos. Die Pfalzgrafen bei Rhein und Herzoge von Bayern, Ludwig I. und Otto II., beurkunden am 22. Februar 1230, daß der Bischof von Passau dem Grafen Albert von Bogen einen Teil der Grafschaft Windberg zu Lehen gegeben habe. Bayer. Hauptstaatsarchiv, Hochstift Passau, Urkunde 72.
Tafeln IV-V. Bild 3, a und b: Das Reitersiegel an der Urkunde, durch die Heinrich XIV. von Niederbayern den Münzern in Regensburg am 10. April 1339 ihre Rechte bestätigt, weist neben Löwen und Rauten als Helmzier Büffelhörner und Kleestengel als allgemeine Wittelsbacher Symbole auf, nachweisbar seit dem späten 13. Jahrhundert. Bayer. Hauptstaatsarchiv, Reichsstadt Regensburg, Urkunde 592.
Tafel VI. Bild 4: Der Kanzleivermerk dominus dux per se in suo consilio audivit auf der Urkunde vom 26. Februar 1433 beweist das Verfahren in Rat und Kanzlei. Ernst gewärhrt dem Kloster Schäflarn Befreiung vom Zoll au Lebensmittel und Wein bei Eigenbedarf und weist deshalb auch seine Amtleute an, denen die Urkunde vorgezeigt wird. Bayer. Hauptstaatsarchiv, Schäftlarn, Urkunde 133.
Tafel VII. Bild 5: Handzeichen des Herzogs Ludwig im Bart von Ingolstadt auf einer Urkunde vom 8. Juli 1429, worin er dem Pfleger von Mitterfels befiehlt, die Burg und das Gericht dort aufgrund eines Befehls des Königs dem Herzog Ernst von Bayern-München zu übergeben. Bayer. Hauptstaatsarchiv, Kurbayern, Urkunde 25 364.

[p. 119] Die Register der Landgerichte Aichach, Landsberg und Neunburg müssen mit Schmidbauers Rekonstruktion eines chronologischen Hauptregisters der Kanzlei Ludwigs des Brandenburgers für die Zeit von 1347 bis 1358, seinen „Aktformen‟ bayerischer Urkunden von 1360 und der von ihm festgestellten „Registratur‟ Stephans III. 1392 bis 1394 verglichen und der ungedruckten Dissertation von Inge Turtur an die Seite gestellt werden. Wenn in der Kanzlei des Viztumamtes Lengenfeld in der Zeit Ludwigs des Bayern und in den Landgerichten Aichach, Landsberg und Neunburg Register festgestellt werden konnten, so darf Register-Führung in der Herzogskanzlei selbst in dem seit Stephan II. 1361 wiedervereinigten Herzogtum Bayern vermutet werden. Freilich kennen wir nur das Register, das von Ende 1392 bis 1394 reicht und für 1393 so wenig enthält, daß seine Entdeckerin nur von einem Register von 1394 spricht. Es ist ein Register der Herzogskanzlei Stephans III. nach der Landesteilung Bayerns von 1392. Dieser hatte nach dem Tode seines Vaters Stephan II. 1375 fast zwanzig Jahre mit seinen beiden Brüdern Friedrich und Johann gemeinsam regiert und 1392 statt der mit Johann gemeinsamen eine eigene Kanzlei begonnen. Das Kanzleibuch enthält 29 in den Formeln gekürzte Abschriften von Urkunden, einer vom 6. Dezember 1392, zweier von 1393 und 26 von 1394. Von Januar bis Mai trugen acht Schreiber diese 26 Urkunden ein. Ihre acht Schreiber lassen sich 1394 überhaupt als Kanzleischreiber nachweisen. Der damit gegebene Umfang der schriftlichen Exekutive Stephans III. ist beträchtlich. Das Wasserzeichen auf den 10 Blättern des Registerbruchstückes zeigt einen Hundekopf mit heraushängender Zunge, einen Typ aus Italien, woher die Mutter und die erste Gattin Stephans stammte. Von zwei Einträgen existiert noch die Originalurkunde selbst.

Friedrich von Bayern-Landshut (gest. 1393) ließ durch Registrata-Vermerke auf der Rückseite der Urkunde erwiesene Register führen. Ein herzogliches Urkundeninventar unter dem Nachfolger Stephans III., dem Herzog Ludwig im Bart, ist für 1440 bezeugt36. In Bayern-München dagegen ließen Ernst und Wilhelm seit 1424 zwei Auslaufregister37 führen, als sie Oswald Tuchsenhauser aus dem Ingolstädter Dienst übernahmen. Auf den Rückseiten der Urkunden wurden Registrata-Vermerke angebracht, nicht aber auf den Briefen. Der Erbfolger Albrecht ging hier noch genauer vor. Er ließ sogar einen eigenhändigen Brief an Vater Ernst in sein Register eintragen, worin er ihm aufgetragene Regierungsgeschäfte erörterte.

[p. 120] Kurfürst Ludwig III. von der Pfalz (1410–1436), dessen technisches Regierungssystem Christoph von Brandenstein38 erforscht hat, ließ nicht weniger als sechs Register führen, die nach dem Beurkundungszweck unterschieden wurden. Doch weist keine der doch dispositiven Urkunden einen Kanzleivermerk auf.

Sowohl die Register unter Ludwig III. wie die der Herzoge Ernst und Wilhelm von Bayern-München wurden schon deshalb getrennt angelegt, weil ein Register für Urkunden von begrenzter Wirksamkeit und ein solches für Urkunden von mehr oder minder unbegrenzter Wirksamkeit benötigt wurde. Ludwig III. ließ in einem Amtsbuch außer Beurkundungen auch von ihm geschriebene Briefe festhalten. Die Oberpfälzer Kanzlei führte ein eigenes Register in Amberg wie einst das Viztumamt Lengenfeld.

Das Verfahren des Wittelsbacher Landesherrn bei seinen Entscheidungen39

Als Wahrer des Friedens nach außen und innen traf der Landesherr Entscheidungen. Da er sein Landesfürstentum vom Kaiser bzw. König zu Lehen nahm, war er im Rahmen des Reichslehenrechts an ihn gebunden, aber als Königswähler auch von Einfluß auf ihn. Auf der Ebene des Landesrechts und als Lehenherr entschied er in zwei verschiedenen Rechtskreisen und hatte sich außerdem als Grundbesitzer an Möglichkeiten seiner Einkünfte zu halten. Aufgaben des Kirchenschutzes und das kanonische Recht banden ihn nicht zuletzt durch das ausschließlich kirchliche Eherecht gesellschaftlich und gesellschaftspolitisch an die Kirche. Alle diese Aufgaben und Rechte tauchen auch in seiner schriftlichen Exekutive auf. Der Herzog waltete bis 1209 als Pfalzgraf in Bayern; sein Nachfolger in dem 1248 untergegangenem Amt war zugleich Truchsess des Herzogs und dadurch an ihn gebunden. Der Herzog besetzte seine Hofämter40 mit seinen Ministerialen.

Als Pfalzgraf bei Rhein machte Ludwig I. Werner von Alzey (II.) zu seinem Truchsessen, dessen Vater noch bei dem welfischen Pfalzgrafen als Truchseß nachweisbar ist. Die Hofämter entwickelten die Wittelsbacher in der Pfalzgrafschaft anders als im Herzogtum, wo sie neben dem erblichen Inhaber eines Hofamtes einen Mann zur praktischen Dienstleistung bei Hof bestellten. Der Hofmeister in Nieder- und dann Oberbayern gewann in dem [p. 121] Rat41 Bedeutung. Einen Rat zogen die Wittelsbacher Landesherren nachweisbar seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zu Entscheidungen bei Beurkundungen heran. Aus diesem an sich nur zur Beratung dienenden Gremium bestimmten sie auch Schiedsrichter, die sie zur Entscheidung von Streitigkeiten ihres Gefolges ernannten. In dem 1255 bis 1340 bestehenden Herzogtum Niederbayern spielten Ministerialen des Gefolges eine besondere Rolle. In dem jüngeren Herzogtum Niederbayern seit 1392, dessen Kanzlei eben erforscht wird, nahmen Kanzlei und Rat eine besondere Entwicklung. Sie wäre ohne die bis 1340 durch Ludwig Schnurrer geklärte Kanzleitätigkeit nicht zu verstehen. Der Bedeutung der Ministerialen in Bayern entsprach die der Pfälzer Burgmannen, da sich die Pfalzgrafschaft nur punktweise zu einem Territorium entwickelte.

Ruprecht I. (1353–1390) baute das Pfälzer Landesfürstentum weiter aus, erweiterte es bis nach Zweibrücken und schuf eine Kanzlei mit Registerführung schon seit 1353 oder 1354. Sie wird von Joachim Spiegel erforscht. Dem ersten Ruprecht folgte sein gleichnamiger Neffe, der ihn besonders in seinen letzten Jahren sehr unterstützte. Seine Kanzlei kann nur in Zusammenschau mit der Ruprechts I. wissenschaftlich erfaßt werden. Ruprecht III., der 1400 bis 1410 als deutscher König regierte, teilte noch vor seinem Tode sein Pfälzer Territorium unter seine vier Söhne. Sein ältester Erbe, Kurfürst Ludwig III. (1410–1436) hatte eine gut entwickelte landesherrliche Kanzlei. Kennzeichnend für die Rechtsverhältnisse in seinen landesherrlichen Gebieten ist die Tatsache, daß er in 36 % seiner Beurkundungen, die heute noch erhalten sind, Lehenurkunden ausstellte. Er ließ dazu eine Art Formulare verwenden. Auch dem Lehenempfänger stand dazu die Kanzlei des kurfürstlichen Lehengebers zur Verfügung, der durch zwei Kanzleischreiber seit 1410 ein künstlerisch ansprechend angelegtes Lehenbuch mit Initialen führen ließ.

Die Kapläne der herzoglichen Kapelle42 wurden für ihre Kanzleidienste ebenso wie andere in der Kanzlei tätige Geistliche auch mit Propsteien ausgezeichnet und bevorzugt versorgt. Dasselbe taten die Wittelsbacher in Heidelberg. Als Kanzleivorstand faßte Erhard Möringer43 die Kanzleien des Herzogtums Bayern 1367 in München zusammen, die beiden Ratskollegien bestanden aber getrennt weiter. Kurfürst Ludwig III. und sein Bruder Otto wie schon die Wittelsbacher des 13. Jahrhunderts verknüpften Kanzlei und Rat. Bei Ludwig war jeder Kanzleivorstand Rat. Zu der Entscheidung 1417 im [p. 122] Streit mit seinem Bruder Otto von Mosbach rief er mehr als 60 Räte heran. Als Ludwig Otto und seinen Bruder Stephan von Simmern-Zweibrücken als Räte heranzog, mußten diese trotz ihrer Stellung als regierende Landesfürsten offenbar auch den üblichen Ratseid leisten44. Für besondere Fälle bildete Stephan III. besondere Ratsausschüsse. Gelegentlich machte er (1385 zusammen mit seinen mitregierenden Brüdern) einen Rat zum Bürgen seines Zahlungsversprechens. Stephans Räte werden auch zu Verhandlungen mit anderen Staaten oder als Schiedsrichter sogar zwischen Herzogen herangezogen. Sein Sohn Ludwig im Bart ernennt 1407, als er in Frankreich ist, nicht weniger als 10 Herren aus seinem und seines Vaters Rat, die für ihn handeln, schaffen, „vordern und verantwurten‟ sollen und bestimmt für die Wahrnehmung seiner Rechte am Regierungsanteil in Bayern zugleich seinen Vater selbst und seinen illegitimen Halbbruder Bischof Johann von Regensburg. Diese Vollmacht gilt nach seinem ausdrücklichen Willen aber nicht für Vereinbarungen mit seinen Vettern in Landshut und in München45.

Andrian weist als Verfahren bei der Beurkundung46 in der Kanzlei der Herzoge von Bayern-München nach, daß der Herzog mit oder ohne Beiziehung des Rates die Kanzlei, der ja entsprechend gebildete Männer angehörten, beauftragte, Konzepte zu verfassen; dasselbe geschah auch in Heidelberg. Der Landesherr bekam das Konzept vorgezeigt oder vorgelesen, bevor die Urkunde verbindlich ausgefertigt wurde und auslief (Bild 4). Im Gegensatz zu Heidelberg saßen in München im Rat offenbar keine dem regierenden Herrn verwandten Wittelsbacher, wenn sich Ernst auch mit Wilhelm oft besprochen haben dürfte, soweit dieser in München und nicht auswärts im Dienst des Konzils oder des Kaisers tätig war. In Konrad von Regensburg zogen der Pfälzer Ludwig III. und Ernst von Bayern-München denselben Fürstbischof aus Bayerns einstiger Hauptstadt heran. Reichsunmittelbare wurden in Bayern nicht so oft wie in der Pfalzgrafschaft als Räte herangezogen, wo Matthias Ramung nach dem Studium beider Rechte 1457 Kanzler des Kurfürsten Friedrich I. des Siegreichen, 1464 sogar Bischof von Speyer wurde und Pfälzer Kanzler blieb.

Der Pfälzer Ludwig III. ließ das Konzept der Urkunde, die die Fassung zum Auslauf erhalten hatte, in ein Register eintragen, prüfte es in seinem Rat und ließ es je nach dem verbessern. Er wählte aus dem Kreis der Räte diejenigen, die er an die Spitze der Oberämter stellte. Da diese auch Einnahmen [p. 123] brachten, verpfändete er gelegentlich das Vogtamt zu Germersheim für Jahresabgaben und auf Wiederkauf. Denn er hatte keine Landstände, wie seine bayerischen Vettern, die sich von solchen auf Landtagen Geld bewilligen ließen. Doch richtete er Mandate an Amtleute, Personengruppen und Einwohner eines Ortes überhaupt und Offene Briefe, die angeschlagen wurden, etwa wenn er vier eines Totschlags angeklagte Heidelberger Bürger vor das aus ihm und seinen Räten bestehende Gericht forderte. Auch in Bayern saß der Landesherr zu Gericht, hatte aber in seinen Landrichtern in den Landgerichten, die im Gegensatz zu Pfälzer Ämtern geschlossene Bereiche waren, durch die Viztume besser kontrollierbare „Beamte‟. Die Hofmarken mit niederer Gerichtsbarkeit waren den Landrichtern untergeordnet. Der Kammermeister verwaltete in Bayern Einnahmen, bezahlte, hatte aber auch mit Verpfändungen und Wiedereinlösungen zu tun.

Der Aktionsradius einer Kanzlei muß auch an der Zahl der gleichzeitig tätigen Schreiber gemessen werden. Die Untersuchung der Hände fixiert Gelegenheitsschreiber. Kurfürst Ludwig III. nahm in seiner ganzen Regierungszeit im Jahr nebeneinander nicht mehr als vier bis gelegentlich fünf Schreiber in Anspruch, Ernst von Bayern-München seit 1426 sechs Schreiber, seit dem Tod seines Bruders drei. Sie waren alle zugleich Konzipienten in Zusammenarbeit mit den Räten.

Die Besiegelung der Urkunden vollzog schon Ludwig I. (1183–1231) durch das Reitersiegel. Das blieb neben anderen hinzukommenden Siegeln, im älteren Niederbayern dem einfachen Rautensiegel, auch bei Ludwig III., der von seinen vier Testamenten drei mit dem Reitersiegel, eines mit dem Wappensiegel versah. Außerdem siegelte er persönlich mit seinem Ringsiegel. Otto II. hatte den Pfälzer Löwen und die von seinen Stiefbrüdern, den Grafen von Bogen, übernommenen Rauten zum bis zur Gegenwart fortwirkenden Wappensymbol erhoben. Bayern als Ausgangsland der Wittelsbacher Herrscher kam in der Pfalz immer wieder zum Ausdruck. So führt Ludwig III. den in der Geschäftssprache abgekürzten Titel „Herzog‟47.

Stephan II. von Bayern waren zur Zeit des kaiserlichen Vaters Inhaber der Oberaufsicht in der Reichslandvogtei Schwaben mit eigener Kanzlei gewesen, Ludwig III. vor 1410 Reichslandvogt im Elsaß mit eigener Kanzlei. So konnten sie sich beim Regierungsantritt als Landesherr bereits auf besondere Erfahrung stützen.

Die Kenntnis des Regierungsverfahrens in einem anderen Land konnte natürlich Bedeutung für das eigene gewinnen. Wurde die französische Königskanzlei [p. 124] Karls VI. von Einfluß auf Bayern-Ingolstadt, nachdem im Jahr 1385 die Tochter Herzog Stephans III., Isabel (Isabeau), diesen König geheiratet hatte und ihr Bruder, Ludwig im Bart, dem erkrankten königlichen Schwager jahrelang in den verschiedensten Regierungsgeschäften beistand? Das im Zusammenhang mit der Frage nach den Registern aufgerollte Problem, ob Ludwig im Bart, der Sohn Stephans III., infolge seiner Tätigkeit am französischen Hof auch seine Kanzlei in Ingolstadt weitergestaltete, ist zu bejahen. Es ist sogar möglich, daß schon Friedrich, der Vater des ersten der drei Reichen Herzöge von Landshut, solche Formen kennenlernte, als er am 1. November 1383 anläßlich seines Zuges nach Flandern in ein Dienst- und Pensionsverhältnis zu König Karl VI. trat. Jedenfalls nahm dieser König, der, wie erwähnt, im Jahr 1385 die Schwester des Ingolstädter Erbfolgers, Ludwig, heiratete, diesen seinen Schwager frühzeitig (1392) in ein analoges Pensionsverhältnis. Dieser französische König, der an sich sehr beliebt war, fiel nämlich immer mehr einer Art zeitweiliger geistiger Umnachtung zum Opfer. Er hielt Ludwig im Bart viele Jahre hindurch in Paris in den verschiedensten Hof- und Ehrenämtern. Hof- und Staatsdienst waren damals weder in Frankreich noch sonstwo getrennt. So gewann ein Großteil seiner Leute, die später in Ingolstadt in Rat, Kanzlei und Verwaltung wichtige Ämter übernahmen, mehr oder weniger intensive Erfahrungen am französischen Vorbild. Hieraus erklären sich manche der zahlreichen frühmodernen Neuerungen im Ingolstädter Landesteil. Aus Frankreich brachte der Herzog die Methode der Urkundensignatur mit nach Deutschland48. Er und sein Sohn Ludwig d. J. unterzeichneten künftig – über die französische Fürstenpraxis hinausgehend, nach dem Vorbild der französischen Kanzleisekretäre jede ausgehende Urkunde mit ihrer – französischen – Unterschrift „Loys‟ und einem beigesetzten spezifischen Chirogramm (Bild 5). Ja, mehrere der Ingolstädter Hofbeamten gingen – zumindest vorübergehend – zu der nämlichen Praxis über. Der Landshuter Heinrich49 unterschreibt in Urkunden z. B. von 1437, 1450 mit den Worten „wult gott H(erzog) H(einrich)‟, sein Sohn und Nachfolger Ludwig der Reiche „ay, du freyst mich H(erzog) L(udwig)‟, dessen Sohn und Nachfolger wieder ähnlich seinem Großvater Heinrich unterschreibt mit den Worten „so gott wyll H(erzog) G(eorg)‟. Ludwigs Unterfertigung weist meine Schülerin Beatrix Ettelt bis jetzt 1453 bis 1477 achtmal nach, die Georgs bereits 1479. Waren das Wahlsprüche, Devisen? Da es im Frankreich Karls VI. noch nicht die Formel der Zustimmung „car tel est notre plaisir‟ [p. 125] gab, kann sie nicht damals von Ludwig im Bart übernommen worden sein. Nach Theo Straub gibt es auch in den Urkunden dieses Ingolstädters entsprechende deutsche Formulierungen nicht.

Zusammenfassend kann man die Wittelsbacher Kanzleien im Spätmittelalter durch ihre Urkunden, Mandate, Briefe und Registerbruchstücke wie Register als ziemlich fortschrittlich kennzeichnen. Von Einfluß auf sie waren neben der heimischen Traditionsnotiz die vereinfachte Königs- und Kaiserurkunde des Reiches, 1239 zeitweilig die Papsturkunde, im 14. Jahrhundert auch die Tiroler Kanzlei, im 15. Jahrhundert die französische Königskanzlei. Die Erörterung der Wittelsbacher Kanzleien im Spätmittelalter erforderte einen weiten Weg in die vorausgehende Zeit, denn es gab Urkunden der Herzoge von Bayern im 8. Jahrhundert, dann im frühen 10. Jahrhundert und schließlich bereits vor und in Bayerns Welfenzeit. Dazwischen liegen große Zäsuren, die aber die Staatlichkeit Bayerns selbst nicht ganz vernichteten. Ein besonderer Weg zur Wittelsbacher Kanzlei im Spätmittelalter ergab sich daraus, daß 1209 in Bayern, 1228 in Heidelberg Ludwig I. und Otto II. Kanzleien einrichteten. So müssen die Kanzleien des Herzogtums und der Pfalzgrafschaft bei Rhein erfaßt werden, bevor man von Wittelsbacher Kanzleien im Spätmittelalter spricht. Wir haben sie in den Landesfürstentümern der Pfalz und Bayern vor allem auf Grund der Arbeiten Brandensteins und Andrians für die Jahre 1410 bis 1436 an der Kurpfälzer Kanzlei und für die Jahre 1397 bis 1438 an der Kanzlei des Herzogtums Bayern-München gewürdigt. Die Wittelsbacher Kanzleien im Spätmittelalter lassen den Forscher Einblick in meist sehr fortschrittliche Verfahren in der schriftlichen Exekutive gewinnen. Die Landesherren waren sich auch der Verantwortung bewußt, die sie und ihre Mitarbeiter trugen. Das geht schon aus den besonderen und zwar von einander verschiedenen Eiden hervor, die Räte und andererseits die in der Kanzlei Bediensteten zu leisten hatten.

Ein Vergleich mit anderen deutschen Fürstenkanzleien des späten Mittelalters ist schwierig, denn es gibt kaum50 moderene Arbeiten darüber. Die Vorträge auf dem VI. Internationalen Kongreß für Diplomatik im Oktober 1983 gehen nicht auf die Kanzleien kleinerer Königreiche ein, da sie sich mit Fürstenkanzleien [p. 126] beschäftigen. Die bayerische Herzogskanzlei des 13. Jahrhunderts kann aber bereits durchaus mit den Kanzleien der Könige Schwedens, Dänemarks, ja Englands verglichen werden. Der Grad der Staatlichkeit, der durch die schriftliche Exekutive erwiesen wird, ist das Richtmaß für die auf dem Kongreß behandelten Fürstenkanzleien. Die Staatlichkeit des Herzogtums Bayerns, eines territorium clausum, und der Pfalzgrafschaft bei Rhein, eines territorium non clausum, entspricht bereits der fortschrittlichen schriftlichen Exekutive, die wir in anderen Fürstenkanzleien zu verschiedenen Entwicklungsstufen verfolgen.

Durch die Diplomatik wird methodische Grundlagenforschung betrieben, die ideologisch unabhängig ist. Die rechtzeitige Veröffentlichung dieser Grundlagenforschungen im Druck ist dringend erforderlich. Das Schicksal der Dissertation Hermann Biers51 sollte zu denken geben. Außerdem sind Neufassungen von Quellenwerken wie der „Regesten der Pfalzgrafen am Rhein 1214 bis 1400‟, die von Adolf Koch und Jakob Wille 1894 begonnen und 1939 von Graf L. von Oberndorff und Manfred Krebs bis 1410 fortgesetzt wurden, eine Notwendigkeit, die für jede wissenschaftliche Erforschung mittelalterlicher Themata von heute und morgen besteht. Grundlagen sind dafür die in dieser Abhandlung genannten Forschungen meines Schülerkreises. Sie bringen durch die vollständige Sammlung aller Urkunden der Pfalzgrafen bei Rhein und Herzoge von Bayern die Möglichkeit, daß aus diesem Kreise ein jüngerer Forscher wie Joachim Spiegel mit Hilfe von landesgeschichtlichen Kommissionen das von Koch und Wille sowie Oberndorff und Krebs für die Zeit von 1214 bis 1410 verfaßte Werk erneuert und ausgehend von 1180 über 1410 hinaus bis in den Zeitraum als Urkundenedition bearbeitet, der bereits erfaßt wurde. Wo nicht der Staat wie seit Generationen im Königreich Schweden von allen Dissertationen das Inhaltsverzeichnis, das der Quellen und Literatur sowie 160 Seiten vom Text in einem vom Verfasser frei gewählten Verlag druckt und Stiftungen den Druck weiterer Seiten übernehmen können, verschließt sich oft der Büchermarkt oder stellt wissenschaftlich nicht vertretbare Bedingungen. Auch im Kreis der hier behandelten Forschungen ist zu beklagen, wenn Arbeiten ohne Urkundenverzeichnisse erscheinen oder solange nicht veröffentlicht werden, daß die Autoren, die sich anderen Arbeits- und Berufsgebieten zugewandt haben, nicht mehr für eine Umarbeitung ihrer Jahrzehnte zurückliegenden Arbeiten für eine Drucklegung zu gewinnen sind.


1 Alexandra Kanoldt, Studien zum Formular der ältesten Freisinger Schenkungsurkunden. – Ein Beitrag zur Formgeschichte der bayerischen Herzogsurkunde, Diss. Masch. Würzburg 1950, zeigt, daß die Urkunde der Agilolfinger Herzoge von langobardischen Urkunden beeinflußt wurde. Der Agilolfinger Herzog datierte nach eigenen Regierungsjahren, nicht wie verschiedene Alemannenherzoge nach den Regierungsjahren der fränkischen Könige. Der Herzog führte Ring und Siegel (Lex Baiuvariorum Tit. II, 13). Trotz nachgewiesener Empfängerausfertigungen hatte er in Regensburg offenbar eine Schreibstube. Über die Funktionen seines erwiesenen Kanzlers wissen wir freilich nichts. Vgl. weiteres in meiner Abhandlung: Die Urkunde der Herzoge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein als verfassungsgeschichtliche Aussage. Sie ist die Einleitung zur Dissertation von Siegfried Hofmann, Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzoge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein von 1180 bzw. 1214 bis 1255 bzw. 1294, Münchener Historische Studien, Abt. Geschichtliche Hilfswissenschaften, Bd. 3, Kallmünz 1967, 1–23; H. Rall, Urkundenwesen, Kanzlei und Rat der Wittelsbacher Pfalzgrafen bei Rhein und Herzoge von Bayern, in: Grundwissenschaften und Geschichte, Festschrift für Peter Acht, Münchener Historische Studien, Abt. Geschichtliche Hilfswissenschaften, Bd. 15, Kallmünz 1976, 274–294.

2 Heinrich Fichtenau, Die Urkunden Herzog Tassilos III. und der „Stiftbrief‟ von Kremsmünster, MIÖG Bd. 71, 1963, 1–32; ders. „Carta‟ et „Notitia‟ en Bavière du VIII.e au Xe siècle, in: Le Moyen Age Bd. 69, 1963, 105–120; ders., Das Urkundenwesen in Österreich vom 8. bis zum frühen 13. Jahrhundert, in: MIÖG, Erg. Bd. 23, 1971; Erich Zöllner, Der bairische Adel und die Gründung von Innichen, MIÖG, Erg. Bd. 68, 1960, 362–387.

3 Rall (Anm. 1, Die Urkunde der Herzoge. 1967) 5 ff.

4 Ebd. 9; Die Fürstenkanzlei des Mittelalters, Anfänge weltlicher und geistlicher Zentralverwaltung in Bayern, Katalog zur Ausstellung des Bayer. Hauptstaatsarchivs anläßlich des VI. Internationalen Kongresses für Diplomatik, München 1983 (Ausstellungskataloge der staatlichen Archive Bayerns), 25 (Nr. 1).

5 Rall (Anm. 1, Die Urkunde der Herzoge … 1967) 9–11; Katalog (Anm. 4) 25 f. (Nr. 2 und 3).

6 Rall (Anm. 1, Urkundenwesen … 1976) 275.

7 Hofmann (Anm. 1) 213 f.

8 Edgar Krausen, Die Urkunden des Klosters Raitenhaslach 1034–1350 (QE N.F. 17/1) München 1959, 39 (Nr. 41); Katalog (Anm. 4) 30 (Nr. 8).

9 Hofmann (Anm. 1) 29 ff.

10 Hofmann (Anm. 1) 48; Katalog (Anm. 4) 31 (Nr. 9).

11 Katalog (Anm. 4) 31; (Nr. 10).

12 Katalog (Anm. 4) 32; (Nr. 11).

13 Graf Albert von Bogen; Herzog Ludwig I. hatte 1204 die Witwe des Grafen Albert III. von Bogen geheiratet, die als Tochter des Herzogs Friedrich von Böhmen geboren worden war. Die nunmehrige Herzogin Ludmilla von Bayern überlebte auch ihren zweiten Gatten, als sie 1240 starb. Ihre Söhne aus erster Ehe starben zwischen 1242 und 1247 kinderlos. Ihr Wappen, die Rauten, übernahm darauf Otto II. zu seinem bisher als einziges Wappensymbol geführten Löwen. Er übernahm diesen zwar von der Familie seiner Frau, der welfischen Pfalzgräfin Agnes, als 1227 der letzte Sohn Heinrichs des Löwen, Pfalzgraf Heinrich der Lange kinderlos gestorben war, doch war dieser Löwe von dem Staufer Pfalzgrafen, einem Stiefbruder Barbarossas, von den Welfen übernommen worden, vgl. G. Braun v. Stumm, Der Münzfund von Merzig, Bericht 6 der Staatlichen Denkmalspflege im Saarland 1953, 145 f. und Wilhelm Volkert, Der Landesfürst, in: Max Spindler, Handbuch der bayerischen Geschichte II 1977, 492 f. An der Urkunde Nr. 72 Hochstift Passau (Bayer. Hauptstaatsarchiv) zeigt das Reitersiegel Ludwigs den Zackenbalken, das Ottos den Löwen.

14 Hofmann (Anm. 1) 29 ff., 6 ff.

15 Zusammenfassende Hinweise von Joachim Wild im Katalog (Anm. 4) 34 f.

16 Darauf weist Karl-Ernst Lupprian im Katalog (Anm. 4) 32 f. hin.

17 Katalog (Anm. 4) 34 (Nr. 15 und 16); die Papsturkunde des 12./13. Jahrhunderts beeinflußt auch die damalige schwedische Königsurkunde, ja schon die Urkunde des dux Sueorum Birger jarl Brosa, die zwischen 1180 und 1202 an weltliche Empfänger ausgestellt wurde, wie die Grußformel am Anfang (salutem et amiciciam) und am Ende (Valete) beweist (Kgl. Schwedisches Reichsarchiv Stockholm, SD 824).

18 Katalog (Anm. 4) 32 f. (Nr. 13).

19 Katalog (Anm. 4) 39. (Nr. 23); Hofmann (An. 1) 130.

20 Hofmann (Anm. 1), Ludwig Schnurrer, Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzöge von Niederbayern 1255–1340, Münchener Historische Studien, Abt. Geschichtliche Hilfswissenschaften, Bd. 8 Kallmünz 1972; Alfons Sprinkart, Urkundenwesen, Kanzlei, Rat und Regierungssystem der Pfalzgrafen bei Rhein und Herzoge von Bayern Rudolf I. und Ludwig IV. von 1294 bis 1314 bzw. 1317, Dissertation München 1981; sie wird von der Deutschen Kommission für die Bearbeitung der Regesta Imperii bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz soeben gedruckt.

21 Wilhelm Volkert, Kanzlei und Rat in Bayern unter Herzog Stephan II. 1331–1375, Dissertation München 1952 (Masch.); Inge Turtur geb. Rahn, Regierungsform und Kanzlei Herzog Stephans III. von Bayern 1375–1413, Dissertation München 1952 (Masch.), Klaus Frhr. von Andrian-Werburg, Urkundenwesen, Kanzlei, Rat und Regierungssystem der Herzöge Johann II., Ernst und Wilhelm von Bayern-München (1392–1438), Münchener Historische Studien, Abt. Geschichtliche Hilfswissenschaften Bd. 10. Kallmünz 1971.

22 Christoph Frhr. von Brandenstein, Urkundenwesen und Kanzlei, Rat und Regierungssystem des Pfälzer Kurfürsten Ludwig III. (1410–1436), Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte Bd. 71, 1983.

23 Über die Forschungen meiner Schüler, die nicht als Dissertation abgeschlossen wurden, und die Dissertationen berichte ich in: Rall, Urkundenwesen … 1967 (Anm. 1), über die laufenden Dissertationen in ZBLG 1984.

24 Peter Acht, Mainzer Urkundenbuch Teil I, Darmstadt 1968, Teil II, 1972.

25 Die haus- und staatsrechtlichen Urkunden der Wittelsbacher von 1310, 1329, 1392/93, 1410 und 1472 – Denkmäler des Rechts, des Landes und der Sprache, bearbeitet von Christa Fischer, Werner Gericke, Rudolf Heinrich, Wolfgang Killermann, Benedikt Mayer und Joachim und Uta Spiegel; eingeleitet und hg. von Hans Rall.

26 S. Anm. 21.

27 Th. van Riemsdijk, De Tresorie en kanselarij van de graven van Holland en Zeeland mit het heneguwsche huis, Gravenhagen 1908.

28 Georges Tessier, Diplomatique Royale Française, Paris 1962.

29 S. Anm. 15.

30 Sprinkart (Anm. 20); Helmut Bansa, Die Register Ludwigs des Bayern: Edition des jüngeren Registers QE NF 25, München, 1972.

31 Schnurrer (Anm. 20) 266.

32 Rall (Anm. 1, Urkundenwesen … 1976) 285; Max Josef Neudegger, Geschichte der Pfalz-bayerischen Archive der Wittelsbacher Bd. IV., München 1890, 14 f.

33 Bayer. Hauptstaatsarchiv München, Oberpfälzer Literale Nr. 1; Wilhelm Erben, Ein Oberpfälzisches Register aus der Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern, München und Berlin 1908.

34 Helmut Bansa, Studien zur Kanzlei Kaiser Ludwigs des Bayern vom Tag der Wahl bis zur Rückkehr aus Italien (1314–1329), Münchener Historische Studien, Abt. Geschichtliche Hilfswissenschaften, Bd. 5, Kallmünz 1968, 300 f.; ders., Die Register der Kanzlei Ludwigs des Bayern, QE Bd. 24, Teilbd. 1, München 1971, Teilbd. 2, München 1974; ders., Zum Problem des Zusammenhangs von Formular und Registereintrag, in: DA 29, 1973, 529–550; vgl. oben Anm. 30.

35 Turtur (Anm. 21) 55 f.

36 Theodor Straub, Herzog Ludwig der Bärtige von Bayern-Ingolstadt und seine Beziehungen zu Frankreich in der Zeit von 1391 bis 1415, Münchener Historische Studien, Abt. Bayerische Geschichte, Bd. 7, 1965, 250 Anm. 197.

37 Andrian-Werburg (Anm. 21) 26 f., 87.

38 Brandenstein (Anm. 22) 93–121, 171–195.

39 Zu allen Angaben dieses Abschnittes sind die in den Anmerkungen 1, 4, 20, 21 und 22 genannten Forschungsarbeiten heranzuziehen.

40 Hofämter wurden in allen in Anmerkung 20, 21 und 22 genannten Dissertationen behandelt.

41 Der Rat des Landesherrn und die häufig mit dem Rat verknüpfte Kanzlei des Landesherrn sind in allen in Anmerkung 20, 21 und 22 genannten Dissertationen behandelt.

42 Die Kapelle des Landesherrn behandelt Hofmann (Anm. 1) 67–70, 92.

43 Volkert (Anm. 21) 103, 163.

44 Brandenstein (Anm. 22) 232 f.

45 Bayer. Hauptstaatsarchiv, Pfalz-Neuburg Urkunden, Landesteilungen und Einungen Nr. 308.

46 Die in den Anmerkungen 1, 20, 21 und 22 genannten Dissertationen würdigen jeweils ausführlich dieses Verfahren.

47 Sogar in einer Urkunde (von 1425) spricht Pfalzgraf und Herzog Stephan von unserem „lieben bruder herczog Ludwig‟: Brandenstein (Anm. 22) 432.

48 Straub (Anm. 36); ders. Isabeau de Bavière, Legende und Wirklichkeit, in: ZBLG 44, Heft 1, 1981, (Das Haus Wittelsbach und die europäischen Dynastien) 131–155 bes. 151 f.

49 Hinweis meiner Doktorandin Jutta Niederlechner.

50 Gottfried Opitz, Urkundenwesen, Rat und Kanzlei Friedrichs IV. (des Streitbaren), Markgrafen von Meißen und Kurfürsten von Sachsen, Diss. München 1938 (bei Rudolf von Heckel); Hermann Bier, Das Urkundenwesen und die Kanzlei der Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause Wittelsbach, Dissertation, Berlin 1907. Davon wurde leider nur die Einleitung und das Kapitel I gedruckt. Das Schreibmaschinenmanuskript ist seit dem letzten Krieg verschollen; Oskar von Mitis, Studien zum älteren österreichischen Urkundenwesen, Wien 1912; Richard Heuberger, Das Urkunden- und Kanzleiwesen der Grafen von Tirol, Herzoge von Kärnten aus dem Hause Görz, in: MIÖG Erg. Bd. 9, 1915, 50–177, 265–394.

51 S. Anm. 50.

[p. 127] Zu den Anfängen der Akten- und Registerführung am bayerischen Herzogshof

Im Sommer 1240 schien es, als würden die Gegensätze, die das wittelsbachisch-staufische Verhältnis seit langem belasteten, in allernächster Zeit zum Krieg führen. Herzog Otto II. von Bayern hatte 1239 auf die Kunde von der erneuten Bannung Friedrichs II. durch Gregor IX. hin sofort die Partei des Papstes ergriffen1. Mit einem solchen Schritt war zu rechnen gewesen; stand der Wittelsbacher doch schon seit längerem in engen freundschaftlichen Beziehungen zur Kurie2. Dagegen war der Mord an Herzog Ludwig I., dem Vater Ottos II., im Jahre 1231 noch immer nicht aufgeklärt und bestand weiterhin der Verdacht einer staufischen Mitwisserschaft, wenn nicht sogar einer kaiserlichen Urheberschaft des Attentats3.

Im Frühjahr 1240 hatte Herzog Otto begonnen, Truppen zu sammeln, und es war unschwer zu erkennen, gegen wen sich diese Kriegsvorbereitungen richteten: gegen die staufischen Anhänger im süddeutschen Raum und insbesondere gegen den auf kaiserlicher Seite stehenden bayerischen Episkopat4; hatte Gregor IX. doch bereits im März des Jahres dem Abt von Raitenhaslach [p. 128] für den Fall, daß sich der Herzog wegen tätlicher Übergriffe auf geistliche Personen oder wegen Niederbrennens kirchlicher Gebäude den Kirchenbann zuziehen sollte, gewissermaßen vorsorglich Vollmacht erteilt, den Landesherrn an seiner Stelle von dieser Strafe loszusprechen5.

Herzog Otto hatte sich wohl nur deshalb zum Anwalt der päpstlichen Sache gemacht, weil er zunächst davon ausgehen konnte, im Ernstfall an König Wenzel von Böhmen und Herzog Friedrich von Österreich Rückhalt zu finden. Diese Hoffnung sollte jedoch trügen. Zwar hatten der Böhme, der Babenberger und der Wittelsbacher im März 1238 ein Bündnis geschlossen, das sich gegen Kaiser Friedrich II. und König Konrad IV. richtete6. Doch war die staufische Partei nicht untätig geblieben. Einen ersten Erfolg konnte sie bereits im Herbst 1239 erzielen, als es ihr gelang, Herzog Friedrich von [p. 129] Österreich mit dem Kaiser zu versöhnen7. Wenige Monate später, im Sommer 1240, hatte es nun aber sogar den Anschein, als könnten die Staufer den Wittelsbacher vollends einkreisen. War König Wenzel doch bereit, Gesandte Kaiser Friedrichs und König Konrads zu empfangen, und trug er sich mit dem Gedanken – so konnte man wenigstens vermuten –, einen Bündnis- und Freundschaftsvertrag mit dem bisherigen Gegner zu schließen. Quasi morte perterritus, schrieb wenige Wochen später der Passauer Archidiakon Albert an Gregor IX., habe der Herzog diese Nachricht aufgenommen, um sogleich mit nur wenigen Begleitern an den böhmischen Hof zu eilen und den bisherigen Verbündeten in letzter Minute noch von einem Übertritt zur feindlichen Partei abzuhalten8.

Ihrem Höhepunkt trieb die Krise Anfang August zu, als in der Nacht vom 8. auf den 9. des Monats – Otto II. weilte damals noch in Böhmen – Boten des Freisinger Bischofs auf der herzoglichen Burg zu Landshut erschienen und den Waffenstillstand aufkündigten, der bislang zwischen Bischof und Herzog bestand. Sie waren freilich nicht allein gekommen; in ihrer Begleitung befanden sich Gesandte König Konrads IV., die unmißverständlich zu erkennen gaben, daß kaiserliche Truppen bereitstünden, das Herzogtum zu verwüsten9.

Das war eine letzte Warnung: sie besagte, daß die Staufer die Auseinandersetzung des Freisinger Bischofs mit dem päpstlichen Parteigänger zum Anlaß nehmen würden, um das Land mit Krieg zu überziehen und den Wittelsbacher auszuschalten.

Jetzt tat Eile not und es galt fürs erste, dem Gegner den Anlaß zum Eingreifen zu nehmen. So kam es schon am 28. August zu einem freisingischbayerischen Ausgleich: Herzog Otto verzichtete nun auf alle Rechte, die bislang zwischen ihm und der Freisinger Kirche strittig waren; dazu versprach er, 800 Pfund Regensburger Pfennige als Buße zu bezahlen10.

[p. 130] Muß der Friedensschluß vom 28. August 1240 und seine Vorgeschichte auch in erster Linie im Zusammenhang der staufisch-päpstlichen Auseinandersetzung sowie der Ausbildung des spätmittelalterlichen Territorialstaates gesehen werden, so ist dieses Ereignis doch auch insofern für die bayerische Archivgeschichte von Bedeutung, als hier zum ersten Mal von acta die Rede ist, die sich – zeitweilig wenigstens – in herzoglichem Besitz befanden.

Wenige Monate nach dem Friedensschluß wurde Bischof Konrad von Freising nämlich von Seiten des Herzogs eine Urkunde übergeben, in der dieser versicherte, er habe am 19. Dezember 1240 omnia scripta inter dominum Frisingensem episcopum Chunradum et nos concepta, die quandocunque a principio nostre dissensionis usque ad finem verfaßt worden waren – sive fuerint originalia sive sumpta vel acta –, verbrennen lassen; sollten aber in Zukunft noch derartige Unterlagen auftauchen, seien diese als vacua, cassa et inutilia zu betrachten: nec aliquas vires habeant11.

Diese Maßnahme war im August des Jahres zweifellos in der Absicht vereinbart worden, eine Wiederaufnahme des eben erst beigelegten Streites mit Hilfe geistlicher Gerichte für alle Zeiten unmöglich zu machen. Bischof und Herzog hatten nämlich in früheren Jahren nicht nur mit kriegerischen Mitteln ihre Positionen verteidigt; sie hatten sich auch an den Papst gewandt und um die Ernennung päpstlicher Richter nachgesucht. Die Kurie war damals den Wünschen der Petenten auch nachgekommen; doch hatte sie, weil Bischof und Herzog sich allem Anschein nach unabhängig voneinander an den apostolischen Stuhl gewandt hatten, sowohl auf Antrag des Wittelsbachers als auch auf Bitten des Freisinger Bischofs hin jeweils verschiedene Kleriker mit der Untersuchung des Streites betraut und zu delegierten Richtern ernannt. Diese außerordentlichen Richter aber waren in der Folgezeit dann jeweils zugunsten jener Partei tätig geworden, die sie impetriert hatte12.

[p. 131] Im Frühjahr 1239 war versucht worden, diesen letztlich unhaltbaren Zuständen ein Ende zu bereiten: damals waren der Bischof von Seckau sowie der Abt des Zisterzienserklosters Walderbach und der Dominikanerprior von Friesach mit der Überprüfung der vorausgegangenen Verfahren betraut worden13. Eine solche Überprüfung bot keine unüberwindlichen Schwierigkeiten: schließlich waren in früheren Jahren sowohl die für den Herzog als auch die für den Freisinger Bischof tätigen Richter verpflichtet gewesen, Gerichtsprotokolle oder acta iudicialia führen zu lassen, die dem Bischof von Seckau und seinen Mitrichtern vorzulegen waren14.

Im August 1240 konnte aber Bischof Konrad weder an einer Wiederaufnahme früherer Prozesse noch an einem abschließenden Urteil kurialer Richter interessiert sein; er hatte ja auf außerprozessualem Weg sein Ziel erreicht. Mehr noch: ein Tätigwerden der päpstlichen Bevollmächtigten hätte für ihn als kaiserlichen Parteigänger nur bedeutet, das bereits vertraglich Errungene aufs Spiel zu setzen, um es unter Umständen wieder zu verlieren. Um eine solche Gefahr auszuschließen, hatte sich daher Herzog Otto II. im August 1240 verpflichten müssen, alle Prozeßunterlagen – die Originale und beglaubigten Abschriften der päpstlichen Reskripte sowie sonstiger Gerichtsurkunden, dazu insbesondere die acta iudicialia der von „seinen Richtern‟ eröffneten Verfahren – in den kommenden Wochen und Monaten an sich zu bringen und zu vernichten.

Ende 1240 wurden somit keineswegs „Akten‟ im modernen archivtechnischen Sinn – Sammlungen von Schriftstücken verschiedener Aussteller, die nach methodischen Gesichtspunkten angelegt worden waren15 – verbrannt; [p. 132] bei jenen acta handelte es sich vielmehr um acta iudicialia, um Unterlagen, die von Seiten des geistlichen Gerichts erstellt dem Herzog und seinen Beamten zunächst lediglich in Form beglaubigter Abschriften ausgehändigt worden waren16. Stammten diese Protokolle auch nicht von herzoglichen Beamten, so sollten sie dennoch im Rahmen einer Verwaltungsgeschichte der wittelsbachischen Territorien Beachtung finden; schließlich gehörten sie einmal zum herzoglichen Registraturgut, das dann freilich nicht archiviert, sondern alsbald vorsätzlich vernichtet wurde. Ein Zweites kommt aber noch hinzu: die auf Einrichtung des antiken römischen Prozeßwesens zurückgehenden acta iudicialia17, deren Führung bei geistlichen Gerichten seit dem vierten Laterankonzil zwingend vorgeschrieben war18, wurden im Laufe des 13. Jahrhunderts mit dem Eindringen des römischen und kanonischen Rechts in den Gebieten nördlich der Alpen heimisch19 und beeinflußten hier – begünstigt durch die Entstehung eines gelehrten Beamten- und Richterstandes – zusammen [p. 133] mit einer verwandten Schriftgutart, den ebenfalls schon in der Antike bekannten gesta oder – wie sie im Mittelalter zumeist genannt wurden – registra20, entscheidend die Führung von Amtsbüchern und die Anlage von Akten in den spätmittelalterlichen Kanzleien des deutschen Sprachraumes21.

Was für die acta iudicialia galt: daß sie auch ohne Siegel und ohne Unterschriften öffentliche Glaubwürdigkeit beanspruchen konnten22, traf in gleicher Weise auf die gesta oder registra zu: auch sie besaßen ungeachtet des Fehlens von Beglaubigungsmitteln öffentliche Beweiskraft, zählten zum authentischen Schriftgut, sofern sie von authentischen Personen oder Behörden angelegt worden waren und in der Folgezeit in deren Archiven sicher aufbewahrt wurden23.

Wir kennen nicht den Zeitpunkt, zu dem man am bayerischen Herzogshof – möglicherweise nach dem Vorbild geistlicher Behörden – mit der Führung [p. 134] von acta und registra begann24. Obwohl wir erst seit dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts von herzoglichen Gerichtsschreibern hören25 und Hofgerichtsprotokolle sogar erst aus dem 15. Jahrhundert erhalten geblieben sind26, kann dennoch nicht ausgeschlossen werden, daß noch im 13. Jahrhundert damit begonnen wurde, Aufzeichnungen – in welcher Gestalt auch immer – über die am herzoglichen Hof anhängigen Verfahren zu machen. Da dem älteren Verwaltungsschriftgut, soweit es in Form von acta bzw. gesta und registra vorlag, nicht nur im Gebiet des bayerischen Herzogstums, sondern generell im Raum nördlich der Alpen zunächst kein sehr günstiges Schicksal beschieden war27, können nähere Angaben nicht gemacht werden. Doch sollte man nicht außer Acht lassen, daß gerade seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Schriftlichkeit im Gerichtswesen allgemein an Bedeutung gewann und die Siegelurkunde als prozessuales Beweismittel zunehmend in den Vordergrund rückte28.

Gleiches gilt für die Registerführung. Zwar sind weder Fragmente herzoglicher Register aus dem 13. Jahrhundert noch Nachrichten über solche erhalten geblieben; dafür ist jedoch zu bedenken, daß die Registerführung damals schon in vielen bayerischen Klöstern heimisch war29, so daß die Vermutung, auch die herzogliche Kanzlei habe sich schon im 13. Jahrhundert dieses „modernen‟ Verwaltungshilfsmittels bedient, keineswegs von der Hand zu weisen ist.

Angesichts der immensen Verluste, die gerade auf dem Gebiet des spätmittelalterlichen Verwaltungsschriftgutes zu verzeichnen sind, verwundert es [p. 135] nicht, daß das älteste erhaltene Register des Herzogtums erst aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts stammt. Als Ludwig der Bayer im Herbst 1314 zum König gewählt wurde, gebot er nur über einen Teil des alten wittelsbachischen Herzogtums30. Zur Königsherrschaft gelangt, löste er deshalb seine herzogliche Kanzlei auf31 und übertrug die von ihr bislang wahrgenommenen Aufgaben den Notaren der Reichskanzlei32. Aus seiner Zeit sind zwei Register erhalten, die zumeist als „Älteres‟ und „Jüngeres Register‟ Ludwigs bezeichnet werden. Das „Jüngere Register‟, ein Fragment mit Einträgen aus den Jahren 1330 bis 1332 und einem Nachtrag aus dem Jahr 1335, kann in diesem Zusammenhang unberücksichtigt bleiben, da es nur Texte zur Geschichte der Reichsverwaltung enthält33. Anders liegen die Dinge dagegen beim sogenannten „Älteren Register‟ mit seinen vorwiegend finanzpolitisch relevanten Aufzeichnungen aus den Jahren 1322 bis 132734. Die allem Anschein nach ziemlich vollständig erhaltene Handschrift besteht aus zwei annähernd gleich starken Abschnitten: einer „Reichsabteilung‟ sowie einer „herzoglichen Abteilung‟, die vom registerführenden Beamten mit den Worten Registratura regni bzw. Registratura Bawarie eingeleitet wurden.

Diese Aufteilung mag auf den ersten Blick verwundern; doch spiegelt sich in ihr letztlich nur ein Stück spätmittelalterlicher deutscher Verfassungsgeschichte. Machte das Wahlkönigtum nachstaufischer Prägung, das das Entstehen einer Erbmonarchie verhinderte, doch eine strikte Trennung von Reichsgut und Hausbesitz des jeweiligen Herrschers notwendig. Da die Handschrift, die im übrigen nicht nur das früheste Beispiel eines bayerischen Herzogsregisters, sondern gleichzeitig auch das älteste im Original erhaltene Amtsbuch eines deutschen Herrschers darstellt, vor nicht allzu langer Zeit [p. 136] eingehend beschrieben wurde35, sei hier nur erwähnt, daß die Führung dieses „Mischregisters‟ einem Notar namens Berthold übertragen war, der jedoch neben seiner Tätigkeit als Registrator noch weitere Aufgaben im Rahmen der Reichskanzlei wahrzunehmen hatte36. Als Vorlage für seine Einträge im Register dienten ihm teilweise die bereits mundierten Originale, teilweise lagen ihm aber auch Konzepte seiner Mitnotare oder eigene Aufzeichnungen vor37.

Ein neues Kapitel bayerischer Archiv- und Behördengeschichte begann mit dem Tod Ludwigs des Bayern am 11. Oktober 1347. Nun traten seine Erben – insbesondere die beiden ältesten Söhne: Ludwig V. und Stephan II. – die Regierung im Herzogtum an. Zu den Aufgaben, die sich ihnen zunächst stellten, gehörte neben der Sicherung der Herrschaft insbesondere der Aufbau eigener Kanzleien; hatte sich die Reichskanzlei mit dem Tod ihres Vaters doch aufgelöst38. Aus der Verwaltung Ludwigs V. stammen denn auch die ältesten landesherrlichen Akten und Amtsbücher. Die Stellung des Kaisersohnes als Markgraf von Brandenburg, Graf von Tirol und bayerischer Herzog brachte es mit sich, daß das von seinen Beamten geschaffene Registraturgut heute an verschiedenen Orten lagert39. Da eine eingehende diplomatische Untersuchung dieses weitgehend unerschlossenen Materials noch aussteht, können zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine näheren Angaben über den Geschäftsgang in der Verwaltung Ludwigs V. gemacht werden. Doch steht soviel fest, daß bei den Behörden des Brandenburgers nicht nur verschiedene [p. 137] Arten von Amtsbüchern wie etwa Haupt- oder Kommunregister, Spezialregister und Konzepthefte geführt wurden, sondern auch frühe Formen echter Sachakten in Gebrauch waren.

Schrift und Inhalt der Konzeptregister lassen erkennen, daß sie zum Entwerfen und Korrigieren der auszustellenden Urkunden dienten; Vermerke zu den einzelnen Einträgen wie etwa ad obligationes – ad collationes Bauarie – ad montes – ad transitoria Bauarie – conductus – communia et transitoria oder deputationes Bauarie, um nur einige zu nennen, zeigen darüber hinaus, daß sie gleichzeitig die Arbeitsgrundlage für den Registrator bildeten, der das Hauptsowie die verschiedenen Spezialregister zu führen hatte. Schriftbild und Datum der hier registrierten Texte beweisen, daß Haupt- und Spezialregister keineswegs fortlaufend Tag für Tag geführt wurden, sondern daß man sich damit begnügte, das anfallende Material von Zeit zu Zeit „bündelweise‟ einzutragen. Dazu kamen die bereits erwähnten Sachakten. Sie dienten der Buchung bestimmter Einzelvorgänge und wurden häufig auf den Namen von Kaufleuten oder Hofbeamten angelegt, um den Stand der Guthaben oder, was weitaus häufiger der Fall war, die Höhe der Schulden des Herzogs und seiner Regierung bei den betreffenden Personen zu dokumentieren.

Vergleichbare Unterlagen aus den Kanzleien der Brüder des Markgrafen fehlen; doch sind Nachrichten erhalten, die zeigen, daß auch dort einmal Register geführt wurden40. Erhalten geblieben ist jedoch erst aus dem letzten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts das Fragment eines solchen Amtsbuches41. Daran läßt sich wiederum ablesen, welch große Rolle der Zufall gerade bei der Überlieferung spätmittelalterlicher Verwaltungsunterlagen spielte.

Warum aber war dieses Schriftgut so gefährdet? Hier spielte zweifellos die Tatsache eine Rolle, daß in der Regel Papier und nicht Pergament als Beschreibstoff benützt wurde. Die äußerst lückenhafte Überlieferung wird man freilich auch darauf zurückführen müssen, daß in den Gebieten nördlich der Alpen von der Mitte des 13. bis weit in das 15. Jahrhundert hinein die Siegelurkunde bei der Sicherung der Rechtstitel die entscheidende Rolle spielte. Das hatte aber wiederum zur Folge, daß auf andere Beurkundungsformen – dazu zählten neben Akten und Amtsbüchern insbesondere die Notariatsinstrumente – nur selten zurückgegriffen wurde und das Interesse an einer sicheren Aufbewahrung solcher Unterlagen dementsprechend gering war.


1 Zur Exkommunikation Friedrichs II. im Jahre 1239 vgl. Reg. Imp. 6 Nr. 7225a–7229. – Zur Parteinahme Herzog Ottos II. vgl. Max Spindler, Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 26) (München 1937) S. 59 ff. sowie Gerhard Schwertl, Die Beziehungen der Herzöge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein zur Kirche (1180–1294) (= Miscellanea Bavarica Monacensia 9) (München 1968) S. 17 ff.

2 Vgl. dazu die Papstbriefe für Herzog Otto II. von 1235 (September/Oktober) (Druck: MGH Ep. saec. XIII, 1 S. 562 Nr. 665) und 1239 Februar 9 (Druck: Monumenta Wittelsbacensia. Urkundenbuch zur Geschichte des Hauses Wittelsbach 1, hrsg. von Fr. M. Wittmann [= Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte 5] [München 1857] S. 72/3 Nr. 32).

3 Zur Ermordung Herzog Ludwigs I. vgl. Max Spindler, Die Auseinandersetzungen mit Landesadel, Episkopat und Königtum unter den drei ersten wittelsbachischen Herzögen (1180–1253), in: Handbuch der Bayerischen Geschichte, hrsg. von Max Spindler, 2 (München 21977) S. 34–36.

4 Zu den Rüstungen des Herzogs vgl. das im Nachlaß Aventins auszugsweise überlieferte Schreiben des Passauer Archidiakons Albert an Gregor IX. aus dem August 1240 (Druck: Andreas Felix Oefele, Rerum Boicarum Scriptores 1 [Augsburg 1763] S. 787/8 [hier S. 787] nach Aventins Autograph in München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 1204; Constantin Höfler, Albert von Beham und Regesten Pabst Innocenz IV. [= Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart 16,2] [Stuttgart 1847] S. 14–17 [hier S. 14] nach Oefele; J.-L.-A. Huillard-Bréholles, Historia diplomatica Friderici Secundi 5,2 [Paris 1859] S. 1023–1027 [hier S. 1024] nach Oefele und Höfler. Regest: Reg. Imp. 5 Nr. 11 294) – Zum Absender vgl. Winfried Stelzer, Albert Böheim (Bohemus), in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 1 (Berlin-New York 21978) Sp. 116–119. – Zur Stellung des Bayerischen Episkopats vgl. vor allem das Schreiben Alberts an den Papst von 1240 September 5 (A.F. Oefele 1 S. 795–797; C. Höfler S. 19–23; J.-L.A. Huillard-Bréholles 5,2 S. 1031–1035; Reg. Imp. 5 Nr. 11 297): ihm ist zu entnehmen daß der Erzbischof von Salzburg und seine Suffragane von Passau, Freising und Regensburg bereits im Frühjahr 1240 durch den Passauer Archidiakon gebannt worden waren. Da Gregor IX. bereits 1239 unter Strafe der Exkommunikation verboten hatte, dem gebannten Kaiser consilium, auxilium oder favorem zu gewähren (vgl. dazu die in den Annalen Hermanns von Niederaltaich überlieferten Mandate des Papstes an den Archidiakon Albert und an Philipp von Assisi, päpstlichen Nuntius in Deutschland, von 1239 November 23 und 24 [Druck: A.F. Oefele 1 S. 670; C. Höfler S. 6–9; MGH SS 17 S. 390/1; Regest: Reg. Imp. 5 Nr. 7277 und 7278] sowie die in allgemeiner Form erlassenen Verbote [MGH Ep. saec. XIII, 1 S. 637–641 Nr. 741/2] von 1239 April 7), zählten demzufolge die genannten Kirchenfürsten nach Meinung Alberts zu den Anhängern des Staufers. An der Kurie galten aber noch im August 1240 nur der Erzbischof von Salzburg sowie die Bischöfe von Freising und Passau, nicht jedoch Bischof Siegfried von Regensburg als gebannt (vgl. dazu die Ladungsschreiben des Papstes zu einem allgemeinen Konzil von 1240 August 9: MGH Ep. saec. XIII, 1 S. 679–683 Nr. 781). Zum Verhalten des Regensburger Bischofs in jenen Monaten vgl. auch die Reg. Imp. 5 Nr. 11 247, 11 258, 11 260, 11 273, 11 276, 11 280, 11 281, 11 290 und insbesondere 11 313 verzeichneten Schreiben aus den Jahren 1240 und 1241.

5 Druck: Die Urkunden des Klosters Raitenhaslach 1034–1350, hrsg. von Edgar Krausen (= Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte NF 17) (München 1959/60) S. 110/1 Nr. 123. Zu den kirchenrechtlichen Voraussetzungen dieser Vollmacht vgl. Paul Hinschius, Das Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten in Deutschland, 5 (Berlin 1893) S. 361 ff.

6 Vgl. Reg. Imp. 5 Nr. 11 215 a und 11 216.

7 Vgl. Reg. Imp. 5 Nr. 11 234 b und c.

8 Vgl. das Schreiben des Passauer Archidiakons an Gregor IX. aus dem August 1240 (wie Anm. 4): A.F. Oefele 1 S. 787; C. Höfler S. 14; J.-L.-A. Huillard-Bréholles 5,2 S. 1024.

9 Vgl. den Bericht Alberts an Gregor IX. vom August 1240 (wie Anm. 4) (A.F. Oefele 1 S. 788; C. Höfler S. 17; J.-L.-A. Huillard-Bréholles 5,2 S. 1027): Dein VI. id. augusti noctu media nuntii reguli cum nuntiis episcopi Frisingensis Landshutam venere absente duce, qui tum in Bojemia erat pro negotiis ecclesiae romanae, treugas solvere. Reguli nuntii duci et suis minati procacissime, omnes imperiales ad Bojorum terram devastandam intrabunt.

10 Vgl. den Druck der Urkunden bei Karl Meichelbeck, Historia Frisingensis 2,1 (Augsburg 1729) S. 17/18 (betr. Zahlung von 800 Pfund Regensburger Pfennigen) (Reg. Imp. 5 Nr. 11 292) und in Monumenta Wittelsbacensia 1 (wie Anm. 2) S. 69–72 Nr. 31 (betr. Verzicht auf strittige Rechte) (Reg. Imp. 5 Nr. 11 293). – Über den Friedensschluß berichtet auch Albert in seinem Brief an Gregor IX. von 1240 September 5 (wie Anm. 4).

11 Druck: Monumenta Wittelsbacensia 1 (wie Anm. 2) S. 72/3 Nr. 32. Vgl. auch Karl-Ernst Lupprian, in: Die Fürstenkanzlei des Mittelalters. Anfänge weltlicher und geistlicher Zentralverwaltung in Bayern. Ausstellung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs anläßlich des VI. Internationalen Kongresses für Diplomatik (= Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns 16) (München 1983) S. 32/3 Nr. 13. Die Abbildung der Originalurkunde ebd. S. 33.

12 Vgl. die Urkunde Erzbischof Eberhards II. von Salzburg und Bischof Siegfrieds von Regensburg von 1237 Juni 9 (Druck: Monumenta Wittelsbacensia 1 (wie Anm. 2) S. 60–64 Nr. 26; hier S. 62): die beiden Kirchenfürsten verfügen als Schiedsrichter zwischen Bischof Konrad von Freising und Herzog Otto II., daß alles, quidquid de statu cleri et ecclesiarum per sententias excommunicationis et interdicti in ducem et eius terram sive per episcopum sive per iudices super hoc a sede apostolica impetratos, actum est, und alles, quidquid etiam a parte altera per iudices a duce impetratos super eadem controversia auctoritate sedis apostolice in episcopum et suos dinoscitur esse factum, von Seiten der Kurie überprüft werden solle. Vgl. auch das Mandat Gregors IX. an den Bischof von Seckau sowie den Abt von Walderbach und den Dominikanerprior von Friesach von 1239 April 15 (Druck: MGH Ep. saec. XIII, 1 S. 641 Nr. 743), in dem auf die diversas litteras … hinc inde ad iudices diversos a nobis obtentas Bezug genommen wird.

13 Vgl. dazu das in Anm. 12 erwähnte Mandat Gregors IX. von 1239 April 15 sowie den zeitlich vorangehenden Brief des Passauer Archidiakons an seinen Vertreter an der Kurie (Druck: A.F. Oefele (wie Anm. 4) S. 795; C. Höfler (wie Anm. 4) S. 6; erwähnt: Reg. Imp. 5 Nr. 7230).

14 Vgl. dazu c. 11 X de prob. 2,19: statuimus, ut tam in ordinario iudicio quam extra-ordinario iudex semper adhibeat aut publicam, si potest habere, personam aut duos viros idoneos, qui fideliter universa iudicii acta conscribant. Daß im Streit zwischen Bischof und Herzog tatsächlich Gerichtsprotokolle geführt wurden, beweist die in Anm. 12 zitierte Verfügung von 1237 Juni 9.

15 Zum modernen Aktenbegriff vgl. Adolf Brenneke, Archivkunde, bearb. von Wolfgang Leesch (Leipzig 1953) S. 8; Eckhart G. Franz, Einführung in die Archivkunde (Darmstadt 1974) S. 45; Heinrich Otto Meissner, Aktenkunde (Berlin 1936) S. 6; ders., Archivkunde vom 16. Jahrhundert bis 1918 (Göttingen 1969) S. 44/5 sowie Johannes Papritz, Archivwissenschaft 1 (Marburg 1976) S. 255 ff. Zur Diskussion um den Aktenbegriff vgl. auch Heinrich Otto Meissner, Das Begriffspaar Urkunden und Akten, in: Forschungen aus mitteldeutschen Archiven. Zum 60. Geburtstag von Hellmut Kretzschmar (Berlin 1953) S. 34–47; Kurt Dülfer, Urkunden, Akten und Schreiben in Mittelalter und Neuzeit. Studien zum Formproblem, in: Archivalische Zeitschrift 53 (1957) S. 11–53 sowie Jürgen Reetz, Zur Bedeutung des Wortes „acta‟ im 14. Jahrhundert, in: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 38 (1958) S. 135–137.

16 Vgl. c. 11 X de prob. 2,19: Et omnia sic conscripta (gemeint sind die Gerichtsprotokolle) partibus tribuantur ita, quod originalia penes scriptores remaneant, ut, si super processu iudicis fuerit suborta contentio, per hoc possit veritas declarari.

17 Vgl. Leopold Wenger, Die Quellen des römischen Rechts (= Österreichische Akademie der Wissenschaften, Denkschriften der Gesamtakademie 2) (Wien 1953) S. 149 sowie Max Kaser, Das römische Zivilprozeßrecht (= Handbuch der Altertumswissenschaft Abteilung 10: Rechtsgeschichte des Altertums III,4) (München 1966) S. 380 und S. 447/8 sowie Theodor Mommsen, Römisches Strafrecht (= Systematisches Handbuch der Rechtswissenschaft, hrsg. von Karl Binding I,4) (Leipzig 1899) S. 512 ff.

18 Vgl. dazu Willibald M. Plöchl, Geschichte des Kirchenrechts 2 (Wien-München 21962) S. 354/5.

19 Vgl. dazu etwa die Urkunden und Akten zum Prozeß zwischen dem Magister Heinrich von Kirchberg und dem Domkapitel von Naumburg um ein Kanonikat an der dortigen Domkirche aus den Jahren 1256/7 (Druck: Urkundenbuch des Klosters Paulinzelle 1, hrsg. von Ernst Anemüller [= Thüringische Geschichtsquellen NF 4] [Jena 1889] S. 89–99 Nr. 81 und 83–85; vgl. dazu auch Aloys Schmidt, Untersuchungen über das Carmen satiricum occulti Erfordensis, in: Sachsen und Anhalt 2 [1926] S. 76 ff. und insbes. S. 112–118) sowie die Unterlagen zum Prozeß zwischen dem Dortmunder Kleriker Goswin und dem Dekan von St. Maria zu den Stufen in Köln um eine Altarpfründe zu Dortmund aus den Jahren 1272/3 (Druck: Dortmunder Urkundenbuch I, 1, bearb. v. Karl Rübel [Dortmund 1881] S. 73–80 Nr. 142).

20 Vgl. dazu L. Wenger, Quellen (wie Anm. 17) S. 417 ff. und S. 538 ff. sowie Max Kaser, Das römische Privatrecht (= Handbuch der Altertumswissenschaft Abteilung 10: Rechtsgeschichte des Altertums III,3,2) (München 21975) S. 80/1 und ders., Das römische Zivilprozeßrecht (wie Anm. 17) S. 490.

21 Vgl. dazu Hans Patze, Neue Typen des Geschäftsschriftgutes im 14. Jahrhundert, in: Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert 1, hrsg. von Hans Patze (= Vorträge und Forschungen 13) (Sigmaringen 1970) S. 9–64.

22 Vgl. dazu etwa Tancredi Bononiensis ordo iudiciarius, in: Pillii, Tancredi, Gratiae libri de iudiciorum ordine, hrsg. von Friedrich Bergmann (Göttingen 1842), pars III tit. 13 S. 249: Quarto dicitur publicum, quod in iudicio scribitur apud acta publica; et valet, per quemcumque scriptum sit sowie die bei Heinz Lieberich, Baierische Hofgerichtsprotokolle des 15. Jahrhunderts, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 36 (1976) S. 7 genannten Beispiele vom Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts aus dem Bereich des süddeutschen Gerichtswesens.

23 Vgl. dazu Innozenz IV, Apparatus super quinque libris decretalium (Lyon 1535) zu c. 1 X de proc. 1, 38 ad v. „gestisque‟: gesta quoque dicuntur aliqua facta, que nullo modo scripta sunt, sed, sicut gesta sunt, in mentes hominum retinentur; et hec gesta aliquando publicantur … Item dicuntur gesta quedam facta in scriptis redacta vel potius ipse scripture, in quibus gesta referuntur, et iste scripture apud sedem apostolicam dicuntur registra et ista gesta, si sunt bene custodita et inveniantur in archivis autenticarum personarum, puta eorum, qui habent potestatem autenticas scripturas faciendi, fidem faciunt … si autem non essent bene custodita vel persone non essent autentice, non crederem eis. Diese Definition wurde in der Folgezeit von Hostiensis, Abbas antiquus, Guido von Baysio, Johannes Andreae und anderen Kanonisten – teilweise wörtlich – übernommen. Zum Erfordernis der archivalischen Aufbewahrung vgl. Ernst Pitz, Beiträge zur Geschichte des Jus Archivi, in: Der Archivar 16 (1963) Sp. 279–286; Friedrich Merzbacher, Jus Archivi. Zum geschichtlichen Archivrecht, in: Archivalische Zeitschrift 75 (1979) S. 135–147 sowie Heinz Lieberich, Archive, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte 1 (Berlin 1964–1971) Sp. 211–217.

24 Zur Bedeutung der geistlichen Gerichtsbarkeit für die Frührezeption des gelehrten Rechts vgl. Winfried Trusen, Die gelehrte Gerichtsbarkeit der Kirche, in: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hrsg. von Helmut Coing, 1 (München 1973) S. 667–504 sowie ders., Anfänge des gelehrten Rechts in Deutschand. Ein Beitrag zur Geschichte der Frührezeption (Wiesbaden 1962) S. 34 ff.

25 Vgl. dazu Hans Schlosser, Spätmittelalterlicher Zivilprozeß nach bayerischen Quellen. Gerichtsverfassung und Rechtsgang (= Forschungen zur deutschen Rechtsgeschichte 8) (Köln-Wien 1971) S. 129 ff.

26 Vgl. dazu Heinz Lieberich, Baierische Hofgerichtsprotokolle (wie Anm. 22) S. 7–22.

27 Vgl. dazu Hans Patze, Neue Typen des Geschäftsschriftgutes (wie Anm. 21) S. 22 ff.

28 Vgl. dazu J.W. Planck, Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter 2 (Braunschweig 1879) S. 193 ff. sowie Hans Planitz, Deutsche Rechtsgeschichte, bearb. von Karl August Eckhardt (Graz-Köln 21961) S. 229.

29 Vgl. dazu Joachim Wild, Beiträge zur Registerführung der bayerischen Klöster und Hochstifte im Mittelalter (= Münchener Historische Studien Abteilung Geschichtliche Hilfswissenschaften 12) (Kallmünz 1973).

30 Vgl. dazu Max Spindler, Gefährdung der politischen Grundlage. Der innere Fortschritt. Die Anfänge der Ständebildung. Ludwig IV., in: Handbuch der Bayerischen Geschichte (wie Anm. 3) S. 131–137 sowie Heinz Angermeier, Bayern in der Regierungszeit Kaiser Ludwigs IV. (1314–1347), in: Handbuch der Bayerischen Geschichte (wie Anm. 3) S. 144 ff.

31 Zur Herzogskanzlei Ludwigs des Bayern vgl. Alfons Sprinkart, Urkundenwesen, Kanzlei, Rat und Regierungssystem der Pfalzgrafen bei Rhein und Herzöge von Bayern Rudolf I. und Ludwig IV. von 1294 bis 1314 (1317) (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Beihefte zu J.F. Böhmer, Regesta Imperii 4) im Druck.

32 Vgl. dazu Helmut Bansa, Studien zur Kanzlei Kaiser Ludwigs des Bayern vom Tag der Wahl bis zur Rückkehr aus Italien (1314–1329) (= Münchener Historische Studien Abteilung Geschichtliche Hilfswissenschaften 5) (Kallmünz 1968).

33 Druck: Helmut Bansa, Die Register der Kanzlei Ludwigs des Bayern. Darstellung und Edition (= Quellen und Erörterungen zur Bayerischen Geschichte NF 24) (München 1971–1974) S. 275–516; vgl. die Beschreibung ebd., Einleitung S. 83 ff.

34 Druck: H. Bansa, Register (wie Anm. 33) S. 11–229.

35 H. Bansa, Register (wie Anm. 33) Einleitung S. 30 ff.

36 Vgl. dazu H. Bansa, Studien (wie Anm. 32) S. 134–146.

37 Vgl. dazu H. Bansa, Register (wie Anm. 33), Einleitung S. 49 ff.

38 Eine Darstellung der Kanzlei Ludwigs V. fehlt; zur Kanzlei Herzog Stephans II. Vgl. Wilhelm Volkert, Kanzlei und Rat unter Herzog Stephan II. 1331–1375 (Studien zur Verfassungsgeschichte Bayerns im 14. Jahrhundert), Diss. mschr. München 1952.

39 Zu den heute in Innsbruck (Landesregierungsarchiv für Tirol), Merseburg (Deutsches Zentralarchiv, Historische Abteilung II), München (Bayerisches Hauptstaatsarchiv) und Wien (Österreichisches Staatsarchiv, Abteilung I: Haus-, Hof- und Staatsarchiv) lagernden Akten und Amtsbüchern vgl. Hermann Bier, Das Urkundenwesen und die Kanzlei der Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause Wittelsbach 1323–1373. Teil 1: Die Register (Berlin 1907); ders., Die Siegel der Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause Wittelsbach 1323–1373 (= Märkische Siegel I: Die Siegel der Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg 2) (Berlin 1933) S. 133 ff. und insbes. S. 174 ff.; Constantin von Böhm, Die Handschriften des Kaiserlichen und Königlichen Haus-, Hof- und Staatsarchivs (Wien 1873) S. 137–139; Max J. Neudegger, Geschichte der Bayerischen Archive 3 a: Die organische Umgestaltung der drei Haupt-Archive in München seit 1799 (München 1904) S. 100–109 sowie Otto Stolz, Geschichte und Bestände des Staatlichen Archives (jetzt Landesregierungs-Archives) zu Innsbruck (= Inventare österreichischer staatlicher Archive 6) (Wien 1938) S. 109/110.

40 Vgl. dazu Karl-Ernst Lupprian, in: Die Fürstenkanzlei des Mittelalters (wie Anm. 11) S. 53/4 Nr. 40/41.

41 Vgl. dazu Inge Turtur, Regierungsform und Kanzlei Herzog Stephans III. von Bayern, 1375–1413, Diss. mschr. München 1952, S. 55/6 und S. 90–93 sowie Joachim Wild, in: Die Fürstenkanzlei des Mittelalters (wie Anm. 11) S. 55/6 Nr. 46.

[p. 139] Kanzlei, Registratur und Archiv des Hochstifts Würzburg im 15. Jahrhundert

Das Hochstift Würzburg1 war das größte geistliche Territorium in Franken. Seine wichtigsten Nachbarn waren das Erzstift Mainz im Westen2, die sächsischen Staaten im Norden, das Hochstift Bamberg im Osten und die Markgrafschaft Ansbach im Süden. Neben seiner Funktion als geistlicher und Landesherr war der Bischof von Würzburg auch Herzog von Ostfranken3. Sichtbarer Ausdruck der Herzogswürde waren das Schwert, das die Bischöfe als Symbol neben dem Hirtenstab führten4, und das kaiserliche Landgericht Würzburg, das unter dem Vorsitz des Bischofs selbst oder eines von ihm bestellten Landrichters tagte; beides, Dukat und Landgericht, gehen nach Würzburger Tradition bis auf Karl den Großen, in Wahrheit bis ins 12. Jahrhundert zurück5.

In dieser Form bestand das Hochstift bis zur Säkularisation, in der es an Bayern fiel6. Bei dieser Gelegenheit wurde der letzte fürstbischöfliche Archivar, Andreas Sebastian Stumpf, als erster bayerischer Archivar übernommen. Diese personelle Kontinuität bedeutete aber nicht etwa eine Kontinuität auch der Archiventwicklung, sondern ganz im Gegenteil: Stumpf hat die bisherige [p. 140] Archivordnung nahezu völlig zugunsten einer neuen Systematik verändert7. Rückschlüsse auf die ältere Ordnung sind daher nur anhand zeitgenössischer Verzeichnisse und anhand der Rückvermerke der Urkunden möglich, nicht aber aufgrund der heutigen Ordnung8. Würzburger Bischofsregesten sind bisher noch nicht publiziert worden9, die älteste eindeutig datierbare Würzburger Kanzleiordnung stammt erst aus dem Jahr 154610.

Zu diesen mehr technischen Problemen kommt aber ein Zweites hinzu: die politischen Zustände im Hochstift Würzburg waren im 15. Jahrhundert einer ruhigen Entwicklung der Kanzleitätigkeit alles andere als förderlich. Die Bischöfe Johann II. und Sigmund gerieten mit ihren Domkapiteln in derart heftige Auseinandersetzungen, daß nur noch das Eingreifen König Friedrichs III., der 1442 den Bischof absetzte, zu einer Lösung führen konnte. Eine Folge dieses Streites war der scharfe Gegensatz zwischen dem Hochstift und dem Markgrafen von Ansbach, Albrecht Achilles, der unter Bischof Johann III. [p. 141] in einen förmlichen Krieg zwischen den beiden Nachbarn mündete.

Mit diesen politischen Auseinandersetzungen ging der finanzielle Ruin des Hochstifts einher: war es 1402 noch möglich, in Würzburg eine Universität zu gründen, so war der Bischof 1442 bankrott, und das Domkapitel versuchte, das Hochstift an den Deutschen Orden abzutreten. Unter Bischof Gottfried betrugen die liquiden Einnahmen 10 fl. pro Jahr; alles andere war verkauft oder verpfändet. Eine Stabilisierung trat erst ein, als 1466 Rudolf von Scherenberg zum Bischof gewählt wurde. Als Übergangsbischof gedacht – er war schon 65 Jahre alt –, hat er dennoch 29 Jahre lang regiert, und zwar so erfolgreich, daß er als zweiter Gründer der Diözese Würzburg nach dem hl. Burkard gilt. Ihm gelang vor allem mit Hilfe des sog. Guldenzolls die Sanierung der Hochstiftsfinanzen und die Auslösung fast aller Pfänder11.

Angesichts dieser etwas verwickelten Verhältnisse möchte ich, wenn ich im Folgenden näher auf Kanzlei, Registratur und Archiv zu sprechen komme, rückwärts vorgehen, also mit dem Archiv beginnen, weil dieses noch am ehesten zu fassen ist, und erst anschließend über die Registratur und die eigentliche Kanzleitätigkeit berichten.

Das Archiv des Hochstifts war, wie üblich, aufgeteilt in das Archiv des Domkapitels und das Archiv des Bischofs. Daneben gab es, womöglich seit Bischof Rudolf, ein gesondertes Archiv des geistlichen Rates12. Ferner besaßen die Stadt, die Stifter, Klöster und Hospitäler in der Stadt und auch das Landgericht ihre eigenen Archive, auf die ich hier aber nicht näher eingehen kann13.

Die Einrichtung eines gesonderten bischöflichen Archivs geht wahrscheinlich auf das späte 13. Jahrhundert zurück; für die Zeit um 1300 läßt sich seine [p. 142] Existenz nachweisen14. Die Trennung der beiden Archive ist auch eine räumliche: das Domkapitelsarchiv wurde im oder beim Dom verwahrt15, das bischöfliche auf der Festung Marienberg auf der anderen Mainseite16. Für das bischöfliche Archiv besitzen wir ein Verzeichnis aus dem Ende des 14. Jahrhunderts: es zeigt eine wohlgegliederte Einteilung in 10 Kästen, die mit den Buchstaben A–K bezeichnet sind; diese Buchstaben lassen sich als Rückvermerke auf den Originalen nachweisen. Im 15. Jahrhundert kamen je ein Kasten für die Urkunden Johanns I. und Johanns II. hinzu17. Unter diesem Bischof geriet das Archiv aber schnell in Unordnung. Das Chaos war schließlich so groß, daß Schulden des Bischofs wiederholt bezahlt werden mußten, nur weil im Archiv die Quittung nicht aufzufinden war18. Spätestens unter Bischof Gottfried war eine gründliche Neuordnung erforderlich, die aber über einige Ansätze nicht hinauskam19. Dabei muß man bedenken, daß das Archiv jährlich gewiß um mehrere hundert Stück zunahm. Eine solche Menge von Urkunden ließ sich nicht zusätzlich zu den normalen Kanzleigeschäften nebenbei ordnen; der Bischof hätte also eigens zu diesem Zweck jemanden einstellen müssen, und dazu waren wenigstens Gottfried und Johann III. einfach [p. 143] finanziell nicht in der Lage20. Das Archivchaos nahm erst ein Ende, als sich im 16. Jahrhundert ein Mann fand, der sich den Urkunden und Akten mit Leib und Seele verschrieb: Magister Lorenz Fries21. Er hat – neben anderen Arbeiten, so der Geschichte des Bauernkrieges in Franken22, der Würzburger Bischofschronik23 und der „Hohen Registratur‟, einem systematischen Staatshandbuch24 – in über 20jähriger Arbeit das bischöfliche Archiv vollständig neu geordnet; es gibt kaum ein Würzburger Archival aus der Zeit vor seinem Tode, das nicht irgendeine Bemerkung in seiner höchst charakteristischen Handschrift trägt. Fries’ Systematik teilt die Archivalien in fünf große Gruppen, für die jeweils ein Archivschrank angeschafft wurde: Privilegiorum, Quientantiarum, Proprietatis, Lehen und Contractuum; innerhalb jeder Gruppe ist die Ordnung weitgehend alphabetisch. Trotzdem wissen wir nicht, welche Stücke das Archiv damals im einzelnen enthalten hat: wir besitzen zwar eine ausführliche Beschreibung der Archivsystematik25, wir besitzen sogar farbige [p. 144] Zeichnungen der Archivschränke von der Hand des Lorenz Fries26, aber kein Verzeichnis, in dem jede einzelne Urkunde aufgeführt ist. Ein solches Verzeichnis hat vielleicht existiert27, aber es ist nicht erhalten. Übrigens gibt es auch für die folgende Zeit bis zum Ende des Hochstifts keinen Gesamtindex des bischöflichen Archivs28.

Im Gegensatz zum Archiv war die Kanzlei mitsamt der Registratur in der Stadt untergebracht29. Die Registratur umfaßte zur Zeit des Lorenz Fries, also um 1540, nicht weniger als 61 verschiedene Serien30. Wenn man davon aber alle die Kategorien ausscheidet, die ihrer Natur nach bzw. nach den Angaben von Fries erst im 16. Jahrhundert entstanden sein können31, bleiben im wesentlichen nur drei größere Serien übrig, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen, nämlich die Lehenbücher32, die Gebrechenbücher33 und die Libri diversarum formarum et contractuum, eine allgemeine Serie34. Diese drei Serien entsprechen nun in auffälliger Weise den Bestimmungen der späteren Kanzleiordnungen, daß unter dem Kanzler ein Lehenschreiber, ein Gebrechenschreiber und ein Ratsschreiber arbeiten sollen35. Die Vermutung liegt [p. 145] also nahe, daß zunächst eine Differenzierung der Registerführung stattfand und daß dann, bei steigendem Geschäftsanfall, die Differenzierung der Schreiberämter folgte. Die Dinge liegen aber komplizierter: eine nähere Untersuchung der erhaltenen Gebrechenbücher zeigt, daß alle Bände, die das 15. Jahrhundert betreffen, in Wahrheit erst im 16. Jahrhundert entstanden sind; dabei sind teils lose Akten zusammengebunden, teils Abschriften angefertigt und teils andere Registerserien exzerpiert worden. Die Gebrechenschreiber des 16. Jahrhunderts haben sich ihre Registratur also erst selbst hergestellt. Auch ein Teil der Libri diversarum formarum et contractuum, die auf Bischöfe des 15. Jahrhunderts lauten, ist erst im 16. Jahrhundert entstanden36. Einzig die Lehenbücher sind kontinuierlich geführt worden und seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts nahezu vollständig erhalten. Der Zeitpunkt, zu dem die Gebrechenbücher angelegt worden sind, läßt sich aber noch genauer bestimmen: zwar stammt die älteste, eindeutig datierbare Kanzleiordnung erst aus dem Jahre 154637, aber die Ernennungsurkunde für den Kanzler Dr. Marsilius Preuninger von 152538 enthält eine detaillierte Aufzählung seiner Pflichten; dazu gehört auch die Sorge für die Registratur, namentlich Alle vnnsere Salbucher, Als Contractuum, Dhienerschafft, Geprechenn, Lehenn vnd andere vnserer Cantzleybuchen vnd schriefften. Wichtige Stücke, nämlich Vorderung, Vhedbrief, Vrphede, Vrgicht, Quietanzen oder anderes […], darann vnnß vnnd vnnserm Stifft ettwas gelegenn, Als sonderlich die schrifftten vnnsers Stieffts geprechen belangend, sind sofort zu registrieren; über weniger wichtige Stücke soll der Kanzler jeweils am Ende eines Vierteljahres entscheiden, was registriert wird und was nicht39. Die Ernennungsurkunde verweist auch auf eine Kanzleiordnung des regierenden Bischofs, die demnach zwischen 1519 und 1525 erlassen wurde. [p. 146] Es ist zu vermuten, daß in dieser Ordnung das erste Mal die Einrichtung der Gebrechenbücher vorgeschrieben wurde40.

Über die Einrichtung der Kanzlei selbst läßt sich nur wenig sagen. Die Entscheidungen fielem im täglichen Rat, der, wie ein Register von 1524/941 zeigt, tatsächlich täglich tagte. Die Zahl der Räte wird 1493 mit 12 aus dem Adel und sonst andere hochgelahrte Rathe, geistliche und weltliche angegeben42. Die Ausfertigung der Urkunden besorgten unter Leitung des Kanzlers zwei Sekretäre und mehrere Kopisten. Kanzleivermerke wurden in der Regel nicht angebracht43; Namen von Kanzleimitgliedern lassen sich aber gelegentlich aus anderen Quellen ermitteln44. Mehr als das war über die Kanzlei des 15. Jahrhunderts schon um 1550 nicht mehr bekannt; vielmehr galten die damaligen Verhältnisse geradezu als Idylle, wie folgendes Zitat von Schätzler, dem Nachfolger des Lorenz Fries, zeigt45: Nachdem vor Zeitten die welt etwas gots forchtiger, from, schlicht vnd gerecht, vnd nit also ruchlos, vntrew, spitzfindig vnd arglistig als itzt bey vnsern Zeitten gewest […], (haben) die alten regierenden Hern vnd Bischoffen zu Wirtzburg und Hertzogen zu Franken in iren Cantzleien und Camern nit vil zuthun, vnd einen Domhern zu einem Cantzler vnd einen gelerten Rath oder zween, desgleichen ein oder zween Secretari vnd ein Cantzleischreiber, zwei oder drei, gehabt, vnd mit denen den Stift, Land vnd Leut regirt, vnd ein schlichte Registratur gehalten.


1 Zur Würzburger Geschichte des 15. Jh. vgl. Alfred Wendehorst, Das Bistum Würzburg, Teil 2 und 3, Berlin 1969 und 1978 (Germania Sacra, Neue Folge 4 und 13). Die Bischöfe des 15. Jh. sind Johann I. von Egloffstein (1400–1411), Johann II. von Brunn (1411–1440), Sigmund von Sachsen (1440–1443), Gottfried Schenk von Limburg (1443–1455), Johann III. von Grumbach (1455–1466), Rudolf von Scherenberg (1466–1495) und Lorenz von Bibra (1495–1519).

2 Das sog. Mainzer Oberstift mit dem Zentrum Aschaffenburg.

3 In den Urkunden wird der Herzogstitel (Francie Orientalis dux bzw. hertzog von francken) regelmäßig erst seit Johann III. geführt.

4 Vgl. etwa die Bischofsgrabmäler im Dom. Besonders bekannt sind diejenigen der Bischöfe Rudolf und Lorenz, von Tilman Riemenschneider.

5 Vgl. dazu Friedrich Merzbacher, Iudicium Provinciale Ducatus Franconiae. Das kaiserliche Landgericht des Herzogtums Franken–Würzburg im Spätmittelalter. München 1965 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 54).

6 Im August 1802. Die spätere Zwischenperiode von 1806–1814 als „Großherzogtum Würzburg‟ unter dem ehemaligen Großherzog von Toskana kann hier außer Betracht bleiben.

7 Zur Problematik dieser Ordnung vgl. Walter Scherzer, Das Ordnungsprinzip der Archivalien des ehemaligen Hochstifts Würzburg, Jahrbuch für fränkische Landesforschung 25 (1965) 407–420. Im 19. Jahrhundert mußten die Urkunden vor 1401 nach München abgegeben werden; vgl. dazu Hermann Hoffmann, Die Geschichte der „Würzburger Urkunden‟ in den letzten 150 Jahren, Würzburger Diözesangeschichtsblätter 16/17 (1954/5) 388–398. Für die heutige Sicht der Gesamtproblematik vgl. Walter Jaroschka, Beständebereinigung mit Franken, Mitt. f.d. Archivpflege in Bayern 20 (1974) 2–21 und ders., Franken in Geschichte und Gegenwart der staatlichen Archive Bayerns, Jahrbuch für fränkische Landesforschung 40 (1980) 1–8.

8 Zur älteren Ordnung der Archive ist demnächst eine umfangreichere Untersuchung von mir zu vergleichen, die voraussichtlich in den Würzburger Diözesangeschichtsblättern erscheinen wird.

9 Ein solches Projekt ist seit 1982 im Gange; eine erste Schätzung läßt allein für das 15. Jh. mindestens 40 000 Nummern erwarten. – Arbeiten zum Würzburger Kanzlei- und Urkundenwesen im frühen und hohen Mittelalter: Peter Johanek, Die Frühzeit der Siegelurkunde im Bistum Würzburg, Würzburg 1969 (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 20); Kurt-Ulrich Jäschke, Zum Würzburger Urkundenwesen im hohen Mittelalter, Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 34 (1971) 374–389; Peter Johanek, Die Gründung von St. Stephan und Neumünster und das ältere Würzburger Urkundenwesen, Mainfränkisches Jahrbuch 31 (1979) 32–68.

10 Die „Kanzleiordnung‟ von 1506 (StA. Würzburg, Liber diversarum formarum 19, S. 193–198) enthält keine Detailbestimmungen. Über eine mögliche Kanzleiordnung von 1526 vgl. unten Anm. 38. Die Ordnung von 1546 steht in StA. Würzburg, Liber diversarum formarum 28 S. 333–338. Gedruckt ist erst die Ordnung Julius Echters von 1574; vgl. Hans Eugen Specker, Die Kanzleiordnung Fürstbischof Julius Echters von 1574, Würzburger Diözesangeschichtsblätter 35/36 (1974) 275–317. – An älteren Arbeiten zur Würzburger Kanzleigeschichte ist zu verweisen auf Friedrich Heinrich, Das fürstlich-würzburgische Gebrechenamt, Archiv für Unterfranken 68 (1929) 1–142.

11 Zu diesem und dem vorigen Absatz vgl. Wendehorst (wie Anm. 1) passim, ferner Peter Herde, Johann III. von Grumbach, Bischof von Würzburg (1455–1466) und Papst Kalixt III., Würzburger Diözesangeschichtsblätter 41 (1979) 121–140, sowie Thomas Frenz, Ratsbuch 2 im Würzburger Stadtarchiv – eine „flankierende Maßnahme‟ im Streit zwischen Bischof Sigmund von Sachsen und dem Würzburger Domkapitel, Würzburger Diözesangeschichtsblätter 42 (1980) 11–66.

12 Darauf deuten Querverweise (z. B.: originale apud consilium ecclesiasticum) in den bischöflichen Registern. Die Teile des Archivs des geistlichen Rates, die der Säkularisation entgangen sind, liegen heute im Diözesanarchiv.

13 Zum Stadtarchiv vgl. Paul Glück, Das Stadtarchiv in Würzburg, Frankenland I (1914) 327–330. Näheres über die Beziehungen zwischen städtischem und bischöflichem Archiv, die sehr intensiv waren – es gab unter Bischof Gottfried sogar eine Art Bestandsbereinigung –, in dem in Anm. 8 angekündigten Aufsatz. Ältere Repertorien des städtischen Archivs sind: Stadtarchiv Würzburg, Ratsbücher 6, 62, 65 und 66 sowie StA. Würzburg, Liber diversarum formarum 28 S. 771–794. Zum Archiv des Landgerichts vgl. Merzbacher (wie Anm. 5) S. 25 ff.

14 Vgl. dazu die subtile Untersuchung von Walter Scherzer, Die Anfänge der Archive der Bischöfe und des Domkapitels zu Würzburg, Archivalische Zeitschrift 73 (1977) 21–40, sowie, im gleichen Zusammenhang, Sabine Krüger, Untersuchungen zum sogenannten Liber privilegiorum des Lupold von Bebenburg, Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 10 (1953/4) 96–131, und Alfred Wendehorst, Zur Überlieferung und Entstehung der Fälschung D. Karol. 246 nebst Mitt. über zwei neu aufgefundene Handschr. v. Lupold von Bebenburgs Liber privilegiorum, Westfalen 51 (1973) 1–5.

15 Wenigstens die wichtigeren Stücke lagerten in der sog. Heiltumskammer hinter dem Hochaltar, von wo sie 1525 unter dramatischen Umständen in Sicherheit gebracht wurden. Näheres ist nicht mehr festzustellen, da der Dom im Anfang des 17. Jh. umgebaut wurde und ältere Pläne nicht existieren (frdl. Auskunft von Herrn Dr. E. Schneider, Schweinfurt). Repertorien des Domkapitelsarchivs sind: StA. Würzburg, Liber diversarum formarum 16 S. 477–533, Standbücher 39, 56, 57, 60, 69 und 1009. Das Verzeichnis aus dem Ldf 16 ist (teils fehlerhaft) gedruckt im Archiv für Unterfranken 31 (1888) 13–104.

16 Im Obergeschoß des sog. Randersackerer Turms. Vgl. auch unten Anm. 25.

17 Das Verzeichnis (StA. Würzburg, Standbuch 772 fol. 108r–136v und Standbuch 1012 fol. 212r–257v) ist datiert auf 1407, die Einteilung muß aber noch aus der Zeit des vorigen Bischofs stammen, da die Urkunden Johanns I. in einer eigenen Lade außerhalb des Alphabets liegen. Diese ist mit dem Wappen des Bischofs bezeichnet, dem Bärenhaupt, das sich ebenfalls als Rückvermerk vermerkt findet. Die Lade Johanns II. ist im Verzeichnis nicht mehr enthalten und läßt sich nur aus Rückvermerken in Form seines Wappens (der Wolfsangel) erschließen.

18 Vgl. Specker (wie Anm. 10) S. 277.

19 Es wurden einige Urk. an die Stadt zurückgegeben; vgl. Stadtarchiv Würzburg, Ratsbuch 6 fol. 84r.

20 Ordnungsarbeiten unter Bischof Rudolf sind zwar nicht für das bischöfliche, wohl aber für das Domkapitelsarchiv nachweisbar (vgl. die in Anm. 15 zitierten Verzeichnisse), sind aber offenbar auch steckengeblieben, da Querverweise aus dem Jahre 1536 (in StA. Würzburg, Liber diversarum formarum 73) das Domkapitelsarchiv noch in derselben Ordnung zeigen wie um 1480.

21 Zu ihm vgl. Wilhelm Engel, Magister Lorenz Fries 1491–1550, Würzburg 1951 (Mainfränkische Hefte 11); ders., Lorenz Fries, Neue deutsche Biographie 5 (1961) 610 f.

22 Die Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken, hg. v. August Schäffler und Theodor Henner, 2 Bde., Würzburg 1883.

23 Historie, Nahmen, Geschlecht, Wesen, Thaten, gantz Leben und Sterben der gewesenen Bischoffen zu Wirtzburg und Hertzogen zu Francken […], durch Lorenzen Frieß von Mergentheim … Anno 1544. In: Johann Peter Ludewig (Hg.), Geschicht-Schreiber von dem Bischoffthum Wirtzburg […], Frankfurt/Main 1713, S. 373 ff. Mit modernisierter Orthographie gedruckt als: Geschichte, Namen, Geschlecht, Leben, Thaten und Absterben der Bischöfe von Würzburg und Herzoge zu Franken […], 2 Bde., Würzburg 1924.

24 Vgl. August Schäffler, Die „hohe Registratur‟ des Magisters Lorenz Fries, Archiv für Unterfranken 22/1 (1873) 1–32; ferner ders., Erste Publikation aus der „hohen Registratur‟: Magister Lorenz Fries zum fränkisch-wirzburgischen Münzwesen a.a.O. 33–188; außerdem Ludwig Rockinger, Magister Lorenz Fries zum fränkisch-wirzburgischen Rechts- und Gerichtswesen, in: Abh. d. hist. Cl. der K. bayer. Akad. d. Wiss. 11, 3 (1870) S. 147–254.

25 StA. Würzburg, Standbuch 1011 fol. XXr–XXVv, Liber diversarum formarum 17 S. 37–45 und Ms. 43 (unfoliiert). Gedruckt bei August Schäffler, Die Urkunden und Archivalbände des hochstiftisch wirzburgischen Archives im 16. Jh., Archivalische Zeitschrift 10 (1885) 141–157 und 11 (1886) 19–52. Der Freundlichkeit von Herrn Dr. Braun vom BayHStA. (Kriegsarchiv) verdanke ich einen Grundrißplan des Archivraums auf der Festung aus dem 19. Jh.; anhand der Friesschen Beschreibung lassen sich die fünf Schränke dort einordnen.

26 In Ms. 43 (wie Anm. 25).

27 Einige Querverweise, die von Fries stammen können, verweisen auf einen „Index maior‟, z. B. StA. Würzburg, Liber diversarum formarum 8 S. 436.

28 Teilverzeichnisse stammen von 1618/20, Ende des 17. und Ende des 18. Jh., sämtlich in der Serie der Standbücher im StA. Würzburg. Die Archivsystematik des Lorenz Fries ist übrigens offenbar schon bald nach seinem Tode wieder aufgegeben worden zugunsten einer rein geographischen Pertinenzgliederung.

29 Im Kürschnerhof zwischen Dom und Neumünster; dort hatte auch das Landgericht seinen (gewöhnlichen) Sitz.

30 StA. Würzburg, Standbuch 1011 fol. Ir–XIXv, ferner Ms. 43.

31 Z.B. Baurenkrieg, Bundt zu Schwaben oder auch Fries’ eigene Chronik. Viele der genannten Serien bzw. Bände sind heute nicht mehr vorhanden bzw. betreffen erst das 16. Jh.

32 Serie im StA. Würzburg unter diesem Titel; Publikation: Hermann Hoffmann, Das älteste Lehenbuch des Hochstifts Würzburg 1303–1345, Würzburg 1972/3.

33 Unter Gebrechen versteht man in der Würzburger Kanzlei die Differenzen mit den Nachbarstaaten. In der Serie der Standbücher im StA. Würzburg sind erhalten: Bambergische Gebrechenbücher (Nr. 717–719), Brandenburgische (720–724, 769, 770), Fuldische (725–730e), Hennebergische (731–736), Limburgische (738), Mainzische (739–760), Sächsische (761), Schwarzenbergische (762), Wertheimische (763–767) und Wormsische (768). Fries nennt außerdem noch Hohenlohische, Leuchtenbergische, Rieneckische und Schweinfurtische Gebrechenbücher.

34 Im StA. Würzburg in der Serie „Libri diversarum formarum‟. Bis auf Johann III. getrennt als Libri diversarum formarum und Libri contractuum, seit Rudolf einheitliche Reihe.

35 Die anderen Schreiberämter, deren Bezeichnungen häufig wechseln, können hier außer Acht bleiben.

36 So Ldf 1, 3, 6, 9, 11 (auf S. 94 datiert: 26. 11. 1582), 17 und 18, alle erst nach dem Tode des Lorenz Fries entstanden. Ldf 4 stammt frühestens aus dem 18. Jh.

37 StA. Würzburg Miscell. 6811 enthält eine abschriftliche Kanzleiordnung, die auf dem ursprünglich nicht zugehörigen Deckblatt auf 1526 datiert ist. Der Text stimmt fast wörtlich mit der Ordnung von 1546 (wie Anm. 10) überein. Ausstellender Bischof ist Konrad (von Thüngen, 1519–1540, oder von Bibra, 1540–1544?). Für Konrad von Thüngen spricht, daß in der Schlußpassage der Ordnung von 1546 auf eine Ordnung dieses Bischofs verwiesen wird; außerdem ist für die Ablage eine Kategorie des bunds zu schwabenn vorgesehen, die nach 1540 sinnlos wäre (der Schwäbische Bund wurde 1534 aufgelöst) und 1546 auch fehlt. Gegen Konrad von Thüngen spricht, daß Lorenz Fries in der Hohen Registratur (Standbuch 1011 fol. 89v, Stichwort: Cantzlei ordnung) nur die Ordnungen von 1506 und 1546 kennt, nicht aber eine solche von 1526, mit der er doch zwanzig Jahre lang gearbeiter haben müßte. Vgl. weiter unten Anm. 40.

38 StA. Würzburg, Würzburger Urk. 92/48, von 1525 November 9.

39 Die Registrierung war demnach nicht vollständig und erfolgte anhand der Konzepte.

40 Die Formulierungen der Ernennungsurkunde von 1525 stimmen wörtlich mit den entsprechenden Passagen aus Miscell. 6811 (wie Anm. 37) überein, so daß doch die Vermutung naheliegt, es handele sich dabei um die Ordnung Konrads von Thüngen, die dann jedenfalls aber nicht 1526, sondern zwischen 1519 und 1525 erlassen wurde.

41 StA. Würzburg, Standbuch 1010.

42 Fries (wie Anm. 23) S. 860.

43 Ausnahmen bilden Relatoren-Vermerke, die rechts auf der Plica stehen können, aber, soweit ich bisher sehe, nur unter Johann I. und Johann II., z. B. Ad relacionem Iohannis Sculteti Herbipolen. auf StA. Würzburg, Würzburger Urk. 112/185 von 1430 April 20. In der zweiten Jahrhunderthälfte steht gelegentlich rechts unter der Plica ein Vermerk folgender Form: Iohannes Grae procurator fisci subscripsit (Würzburger Urk. 87/91 von 1489 März 26). Ganz selten findet sich die eigenhändige Unterschrift Lorenz von Bibras links unter dem Text (so Würzburger Urk. 10/183 von 1497 Mai 29).

44 Vgl. Heinrich (wie Anm. 10) passim. Unterhalb der Ebene der Kanzler sind zu nennen: Io. Hobachs, Sekretär 1482 und schon unter Johann III. (StA. Würzburg, Würzburger Urk. 90/346); Heinr. Geuninger, Sekretär 1509 (ebd. 90/293); Clas von Dettelbach, Registrator 1510 (ebd. 90/54); Io. Platz, Schreiber 1518 (ebd. 92/44); sowie im Jahre 1525 Diez Siebner, Schreiber (Fries, wie Anm. 23, Bd. II S. 53), die Sekretäre Peter Clarman (Fries, wie Anm. 22, Bd. I S. 182, 246) und Conrad Weinaug (ebd. 48, 69, 184, 237) und die Schreiber Ditz Eyb (ebd. 242 = Diez Siebner?), Niclas Fleck (ebd. 184), Jobst Pantaleon (ebd. 183) und Gregor Reynisch (ebd. 187).

45 Zit. nach Heinrich (wie Anm. 10) S. 9 f.

[p. 147] Die Kanzlei der Erzbischöfe von Köln im Spätmittelalter

Der Überblick über die kurkölnische Kanzlei des späteren Mittelalters, den ich Ihnen vortragen will, kann sich leider nicht auf Vorarbeiten stützen, sondern beruht notgedrungen auf mehr oder minder eingehenden Quellenstudien während der letztvergangenen Monate. Der völlige Mangel an einschlägigen kanzleigeschichtlichen Untersuchungen wird zwar keineswegs wettgemacht, aber doch um einiges gemildert durch die Tatsache, daß die Regesten der Erzbischöfe von Köln inzwischen bis zum Jahre 1390 erschienen sind1. Es liegt also wenigstens eine zuverlässige Materialübersicht vor. Regestenwerke sind aber zuvörderst auf die inhaltliche Erschließung der Quellen hin ausgerichtet; formale Fragen treten demgegenüber zurück, und manche Information, die für hilfswissenschaftliche Fragestellungen von Interesse sein kann, wird unterschlagen. Dies alles hat zur Folge, daß anschließend über weite Strecken keine soliden Ergebnisse, sondern eher Impressionen geboten werden, die erst durch eine spätere intensive Forschungsarbeit als Fakten zu erhärten oder als Irrtümer zu entlarven sind. Der vorläufige Charakter der folgenden Ausführungen darf also nicht aus dem Blick verloren werden.

I

Der erste in jeder Hinsicht spätmittelalterliche Kölner Erzbischof: Konrad von Hochstaden (1238–1261)2 hatte von seinen Vorgängern eine Kanzlei übernommen, die äußerlich – d.h. hinsichtlich der verwendeten Titulaturen – nach dem Vorbild der Reichskanzlei organisiert war. Kanzleichef war der [p. 148] cancellarius, der aber seit dem 12. Jahrhundert vornehmlich als erzbischöflicher capellarius oder capellanus in den Quellen erscheint3. Noch in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts tritt er häufig als Datar erzbischöflicher Urkunden auf4, scheint also damals am Beurkundungsgeschäft tatsächlich beteiligt gewesen zu sein. Darauf deutet auch das Verlangen des Domkapitels hin, die cancellaria que vulgo capellaria vocatur einem Domkanoniker vorzubehalten – ein Verlangen, dem Erzbischof Engelbert I. von Berg 1219 hatte stattgeben müssen5. Unter dem Kapellar arbeiteten in der Regel noch zwei Notare, von denen einer gelegentlich den Titel eines prothonotarius führte6. Er war also der Leiter der Kanzlei im täglichen Routinebetrieb, was durch die Tatsache, daß er neben dem capellarius hin und wieder als Urkundendatar fungierte7, unterstrichen wird. Ob es außerdem noch ständige Hilfskräfte gab, entzieht sich unserer Kenntnis. Allerdings ist sicher, daß mit dem ganzen Schreibgeschäft mehr Leute als nur die wenigen namentlich bekannten notarii archiepiscopi befaßt waren. Das bezeugen die vielen Schreiberhände in den erhaltenen erzbischöflichen Urkunden der Zeit, und diese Hände können nicht mehr – wie noch ein halbes Jahrhundert vorher – ausschließlich oder auch nur in der Mehrzahl im Kreis der Urkunden empfänger gesucht werden8.

Außer der Kanzleiorganisation übernahm Konrad von seinen Vorgängern auch das Kanzleipersonal, vor allem den Kanoniker von St. Andreas in Köln Pilgrim, der seit 1213 als notarius, scriptor oder scriba im Kanzleigeschäft tätig war und unter Erzbischof Engelbert I. 1225 einmal mit dem Titel eines Protonotars ausgezeichnet wurde9, außerdem einen Magister Gottschalk, der [p. 149] 1236 zum ersten Mal als erzbischöflicher notarius begegnet10 und der dann bis in die 50er Jahre der Kanzleichef des Erzbischofs Konrad gewesen ist. Er wird sehr häufig genannt11, zweimal auch in einer Datum per manus – Formel12, die Konrad übrigens als letzter der Kölner Erzbischöfe verwendet hat.

Weist dies alles noch auf Kontinuität im Kanzleibetrieb trotz des akzentuierten Wechsels im Episkopat hin, so fällt eine Neuerung sofort ins Auge: Der Kapellar wurde nun von den Kanzleigeschäften ferngehalten – die späte Konsequenz aus dem Versuch des Domkapitels von 1219, über das Amt des Kapellars Einfluß auf die Verwaltung des Erzstifts zu gewinnen. Das Offizium des capellarius oder „Kepplers‟ blieb zwar erhalten, wurde aber je länger je mehr zu einer bloßen Ehrenstellung für einen Edelkanoniker am Kölner Dom. Die Folge war, daß die – ohnehin schon lockere – Verbindung zwischen erzbischöflicher Kapelle und erzbischöflicher Kanzlei, die in der Figur des capellarius ihren sichtbaren Ausdruck gefunden hatte, nun vollends gelöst wurde. Während noch jener von 1213–1241 als notarius archiepiscopi tätige Pilgrim zugleich auch erzbischöflicher Kaplan gewesen war13 – zweimal wird er ausdrücklich als noster notarius et capellanus tituliert14 –, gab es von 1238 an keinen Notar des Erzbischofs mehr, der auch zu seinen Kaplänen gehört hätte. Es hat sogar den Anschein, als habe Konrad versucht, der Trennung von Kapelle und Kanzlei organisatorisch Rechnung zu tragen. Im Jahre 1249 erscheint zweimal ein Magister Johannes als cancellarius domini archiepiscopi Coloniensis in den Urkunden15, einmal führte er diesen Titel selbst, das andere Mal bezeichnete ihn der Erzbischof damit. Johannes war Kölner Domkanoniker, gehörte jedoch – wie der Magister-Titel anzeigt – zu den studierten sieben Priesterkanonikern, die zusammen mit den Edelkanonikern das Domkapitel bildeten und deren Präbenden die Erzbischöfe gern ihren clerici zuschanzten. Sollte Konrad mit dem Gedanken gespielt haben, sich einen tatsächlichen wie nominellen Kanzleichef zuzulegen, der kein capellarius, sondern nur noch cancellarius war, ohne dabei das Domkapitel zu sehr vor den Kopf zu stoßen? Wie dem auch gewesen ist, nach 1249 verschwand in Kurköln der cancellarius-Titel wieder, nicht nur für Konrads Regierungszeit, sondern für ganze 200 Jahre: bis um 1440. Das Kanzlei- bzw. Kanzellariats-Problem wurde von [p. 150] Konrad anders, und zwar nach erprobtem Vorbild gelöst. Der erzbischöfliche Notar Gottfried, der seit 1247 neben dem Notar Gottschalk unter den Urkundszeugen häufiger erscheint und später Kanoniker und Dekan von St. Kunibert in Köln wurde16, avancierte 1260 zum prothonotarius17. Das blieb für Jahrhunderte der vornehmste Titel, der einem kölnischen Kanzleibeamten gegönnt wurde. Das Amt des Kepplers ging – wie gesagt – zwar nicht unter, es wurde weiterhin von einem hochadligen Domkanoniker bekleidet, der aber mit der Kanzlei nur noch auf eine geistlich-zeremoniale Weise verbunden blieb. Er war nämlich der Vorsteher der 1248 von Erzbischof Konrad bestätigten Lupusbruderschaft, der neben dem Erzbischof und vornehmen Kölner Bürgern auch das gehobene Kanzleipersonal angehörte18, das hier seine neue geistliche Heimat fand, nachdem in der capella des Erzbischofs dafür kein Platz mehr war. Die Zuordnung von Lupusbruderschaft und Kanzlei ist noch für das Ende des 14. Jahrhunderts belegt19.

Neben den schon genannten erzbischöflichen Notaren Gottschalk und Gottfried gab es anfangs der 50er Jahre des 13. Jahrhunderts noch einen weiteren solchen Notar: den Domkanoniker Heinrich von Duisburg, für den aber nur ein Beleg existiert20. Damit ist wenigstens für kurze Zeit eine Besetzung der Kanzlei mit drei Leuten bezeugt. Und das dürfte auch das personelle Volumen gewesen sein, mit dem zu rechnen ist. Es war für die Bewältigung der Arbeit ausreichend, hatte aber auch keine Langeweile; denn der Urkundenausgang war mit ca. 30 erhaltenen Stücken pro Jahr von Konrads Regierungszeit relativ hoch. Berücksichtigt man, daß auch die im Interesse der ecclesia Coloniensis eingehenden Urkunden in der Mehrzahl von der erzbischöflichen Kanzlei diktiert und geschrieben wurden, so kann man durchaus von einem regen Geschäftsverkehr sprechen. Die zumeist in einer gepflegten Kursive geschriebenen Stücke21 und der Mangel an wirklich routinemäßig eingefahrenen [p. 151] Formularen deuten an, welche Mühe man sich mit jedem Schreiben machen mußte und machte. Das gilt insbesondere für die wenigen deutschsprachigen Urkunden22, die unter Konrad zum ersten Mal in Köln erscheinen. Obwohl sie zahlenmäßig noch verschwindend gering sind, wird sich der jeweilige Verfasser damit nicht wenig gequält haben.

II

Nach Konrads Tode sind für viele Jahrzehnte die Nachrichten über die erzbischöfliche Kanzlei sehr dürftig. Zunächst ging die Urkundenproduktion – aus welchen Gründen auch immer – merklich zurück. Für die Jahre 1284–86 z. B. sind nicht mehr als 43 erzbischöfliche Urkunden bekannt. Überdies normiert sich die Vielfalt der überkommenen, nach dem Vorbild von Diplomen und/oder Papstschreiben stilisierten Urkundentypen immer stärker auf die mehr oder minder gleichförmige „litera patens‟ hin, die in der Regel mit Nos und dem Titel des Ausstellers (oder auch einfach mit diesem) beginnt und unter weitgehendem Verzicht auf das Formelwerk wie Arengen, Zeugenlisten u. dgl. sich auf den dispositiven Teil des Schriftstücks beschränkt23. Die unzeremoniöse Schlankheit der Urkundentexte ist sicherlich mit ein Grund dafür, daß uns zwischen 1261 und 1320 nur wenige erzbischöfliche Schreiber oder Notare bekannt sind, und zwar werden sie fast durchweg nicht mehr als einmal genannt24, um dann wieder im Schweigen der Quellen zu verschwinden. Das gilt auch für den erzbischöflichen clericus und Protonotar Heidenreich des Jahres 130025, der immerhin als weiterer Zeuge dafür stehen könnte, daß die Kanzlei eine Institution war, die auch personell den Wechsel der Bischöfe überdauerte und nicht beliebig und jederzeit für bischöfliche protégés und Vertrauensleute offenstand. Es ist jedenfalls verwunderlich, daß der Notar Gerhard des Kölner Domdekans Wikbold nicht unter den erzbischöflichen Notaren erscheint, nachdem sein Herr 1297 zum Erzbischof aufgerückt war. An mangelnden Qualitäten kann es bei diesem Gerhard nicht gelegen haben, wie die Belohnung beweist, die ihm der [p. 152] englische König für seine Vermittlung im Fall des deutsch-englischen Bündnisses von 1297 gezahlt hat26.

Erst in der zweiten Hälfte der Regierungszeit des Erzbischofs Heinrich von Virneburg (1306–1332) begegnet mit dem erzbischöflichen Notar Tilmann von Unna, der zwischen 1320 und 1331 mehrfach erwähnt wird27, wiederum ein Kanzleichef, der in der Regelmäßigkeit und Häufigkeit seiner Bezeugungen in etwa den langdienenden notariides Erzbischofs Konrad vergleichbar ist. Er verkörpert zugleich den im 14. und 15. Jahrhundert sich durchsetzenden Typ des fürstlichen clericus wenigstens in einer Hinsicht: als Pfründenjäger. 1329 besaß er drei Kanonikerpräbenden und war wegen dieser Pfründenkumulation in Schwierigkeiten geraten28.

Immerhin muß sich unter den flüchtig erwähnten oder ungenannten erzbischöflichen Notaren des ausgehenden 13. Jahrhunderts ein findiger und modernen Verwaltungspraktiken gegenüber aufgeschlossener Kopf befunden haben, wenn wir das Verdienst nicht gar dem Erzbischof Siegfried von Westerburg (1275–1297) selbst zuschreiben wollen: Dieser ließ nämlich gegen Ende seines Episkopats im Jahre 1295 ein Kopiar der wichtigsten Urkunden anlegen, die er während seiner Zeit für die Kölner Kirche erworben hatte29 – ein schriftliches Monument seiner Regierung, ein Vermächtnis für seinen Nachfolger und ein frühes Beispiel für ein territoriales Kopiar in Deutschland und Nordwesteuropa.

Noch eine andere zukunftswirksame Entwicklung hat sich in diesen für die Kölner Kanzleigeschichte quellenarmen Jahrzehnten abgespielt. Der Erzbischof entledigt sich für seine Person immer mehr der geistlichen Obliegenheiten, insbesondere der Funktion als ordentlicher geistlicher Richter. Schon Erzbischof Konrad hatte die Wahrnehmung seiner Aufgaben als iudex ordinarius einem Beamten, dem Offizial, übertragen30. Innerhalb eines halben Jahrhunderts war aus diesem Offizial eine ganze stattliche Behörde, das Offizialat, geworden, in der um 1320 mehr als 40 Leute – darunter gut 20 Notare – fest [p. 153] angestellt waren. Schon 1319/21 – 150 Jahre früher als die weltliche Verwaltung – erhielt das Offizialat ein Organisationsstatut und eine Geschäftsordnung31. Mit der Ausgliederung der geistlichen Verwaltung und Jurisdiktion aus der allgemeinen bischöflich-landesherrlichen Verwaltung entlasteten die Erzbischöfe sich und ihren Beamtenapparat von den mächtig anschwellenden Quisquilien- und Routinegeschäften, glichen sich in temporalibus den Praktiken weltlicher Territorien an, verfügten aber stets über ein Reservoir von im kirchlichen Verwaltungsdienst eingearbeiteten jungen Leuten, aus dem sie ihre eigenen clerici auswählen konnten.

Über die Kanzleibeamten, die für Heinrichs Nachfolger Walram von Jülich (1332–1349) zu Beginn seines Pontifikats tätig waren, wissen wir nichts. Gegen Ende der 30er Jahre des 14. Jahrhunderts beginnt sich dann eine Entwicklung in den Quellen abzuzeichnen, die vielleicht am besten als die Herausbildung eines den Wechsel der Herrscher überdauernden bürokratischen Apparats zu kennzeichnen ist. Dieser Apparat wurde von ungefähr einem Dutzend clerici iurati des Erzbischofs gebildet32; er war in sich insofern wenig differenziert, als es weder klare Zuständigkeiten noch fachspezifische Einengungen gab: ein Wechsel in den Funktionen war verbreitet. Bei der Auswahl der clerici, die fast durchweg aus dem kleinen Adel oder Bürgertum herkamen, spielten verwandtschaftliche Beziehungen eine Rolle; die erprobten und gestandenen, dem Fürsten unentbehrlichen Fachleute zogen vielfach ihre jungen Neffen in die Subalternpositionen nach33, von wo aus sie dann je nach Eignung und Glück weiter aufrücken konnten. Dabei scheint die Kanzlei für viele der clerici der Ort gewesen zu sein, wo sie ihre Fähigkeiten erproben und Erfahrungen und Kenntnisse sammeln konnten. Der erste Einstieg in die landesherrliche Beamtenlaufbahn erfolgte zumeist aber nicht am bischöflichen Hof, sondern an der bischöflichen Kurie34.

[p. 154] Für Erzbischof Walram sind drei notarii bezeugt: zunächst Heinrich Beyer von Boppard, notarius, secretarius und consiliarius des Erzbischofs, später Scholaster von St. Kunibert in Köln, Ratgeber des Administrators Kuno von Falkenstein35 und noch in verantwortlicher Stellung, aber ohne Amtsbezeichnung an der Verwaltungsreform des Erzbischofs Friedrich von Saarwerden mitwirkend, von der nachher noch zu sprechen ist36; dann ein gewisser Bodewin, Kanoniker am Kölner Kollegiatstift St. Aposteln, der von 1339–1343 erzbischöflicher Notar war37, bevor er 1345 in die Spitzenposition eines erzbischöflichen Rentmeisters (reddituarius) aufrückte38; und schließlich Gottfried von Rheinberg, der seine Laufbahn 1348 unter Walram begann39, seine große Zeit als Kanzleichef aber erst unter Walrams Nachfolger Wilhelm von Gennep (1349–1362) erlebte, der ihm zwar ein Kanonikat am Bonner Cassiusstift verschaffte40 und ihn mit heiklen politischen Aufträgen betraute41, aber doch nur schlicht unsen scriver nannte42. Daß er gleichwohl ein Mann von Einfluß und Reputation war, zeigt das ansehnliche Weinpräsent, das ihm die Stadt Wesel 1354 zukommen ließ43.

Außer diesem Gottfried beschäftigte Erzbischof Wilhelm noch einen zweiten Notar: Sibert von Dülken44, der einen Ehrenplatz in der kurkölnischen Kanzleigeschichte verdient. Er war nämlich der erste, der einen Kanzleivermerk auf eine erzbischöfliche Urkunde setzte und damit – zumindest symbolisch – die Kanzlei auf die Höhe der allgemeinen Entwicklung brachte. Im [p. 155] Juni 1355 schrieb er rechts unter den Text einer Urkunde für den Grafen von Nassau-Hadamar: Per Sybertum notarium de mandato domini45, und im Dezember des gleichen Jahres wiederholte er auf einem kurfürstlichen Willebrief: Per Sybertum notarium ad relacionem mag. Gerardi Foet decani46.

In Anbetracht der engen Verbindungen, die gerade um diese Zeit zwischen Kaiser Karl IV. und Erzbischof Wilhelm geknüpft wurden47, kann es keinen Zweifel daran geben, daß es die Reichskanzlei48 gewesen ist, die als anregendes Vorbild für die neue Praxis der kölnischen Kanzlei gedient hat. Als der dienstältere Notar Gottfried 1357 ebenfalls einen Kanzleivermerk anbrachte49, war diese neue Praxis rezipiert. Allerdings: Wenn auch unter den Erzbischöfen aus dem märkischen Hause Adolf und Engelbert III. (1363–1366) die Kanzleivermerke zunehmen50, zur Regel sind sie nicht geworden, verschwinden sogar unter dem Administrator Kuno (1366–1370) ganz, sind unter Erzbischof Friedrich von Saarwerden (1370–1414) ausnehmend selten51 und werden erst unter Dietrich von Moers (1414–1463) wieder häufiger52. Es ist beim heutigen Kenntnisstand schwierig, dafür eine Erklärung zu finden. Vielleicht darf man vermuten, daß die Notare es nur dann für notwendig erachteten, [p. 156] auf solche Weise unzweideutig die Verantwortlichkeiten festzuhalten, wenn diese aus der Organisation der Verwaltung und der Entscheidungskompetenzen selbst nicht klar hervorgingen. Nicht umsonst wird unter dem schwachen Engelbert III. häufig auf die commissio consilii53 verwiesen. Bei übersichtlichen und stabilen Verhältnissen glaubte man offenbar auf solche Vermerke verzichten zu können, obwohl man – wie gezeigt – seit der Mitte des 14. Jahrhunderts mit ihnen vertraut war54.

Die Kanzleivermerke waren im übrigen nicht die einzige Neuerung, die um diese Zeit nach fremdem Vorbild übernoomen wurde. Die moderne Form der „litera clausa‟ mit der über dem Textblock plazierten, grammatisch mit diesem nicht verbundenen Intitulatio, mit Rückadresse und Datierung ohne Jahresangabe55 fand immer ausgedehntere Verwendung in der politischen und administrativen Korrespondenz. Die deutsche Sprache und mit ihr der Zwang zur Ausbildung eigener volkssprachlicher Formulare56 für die verschiedenen Schriftstückarten breiteten sich aus. Unter Erzbischof Wilhelm sind schon 40 % der Kanzleiproduktion deutsch, unter Erzbischof Friedrich III. werden es 60 % sein.

III

Diese auf ihre Art „modernen‟ Tendenzen in der Kanzlei wurden aber bei weitem überboten durch ein anderes: die Aufnahme der Registerführung57, angeregt durch Vorbilder teils aus Lüttich, teils aus Trier.

[p. 157] Für den Kölner Elekten Adolf von der Mark, der 1363 den Bischofsstuhl bestieg, um 1364 schon wieder darauf zu verzichten, ist das erste Lehnsregister erhalten, eine Aufzeichnung der Belehnungsakte in chronologischer Folge58. Für Adolfs Nachfolger und Onkel Engelbert III., vordem Bischof von Lüttich, und für seinen Koadjutor und Administrator, den Trierer Erzbischof Kuno von Falkenstein, haben sich Lehnsprotokolle zwar nicht erhalten, müssen aber geführt worden sein, wie aus Vasallenlisten des 15. Jahrhunderts59 rückgeschlossen werden kann. Von den nachfolgenden Bischöfen sind solche chronologischen Register ebenfalls überliefert, z. T. ergänzt und weitergeführt durch systematisch nach Ämtern untergliederte Aufzeichnungen60. Diese Lehnsregister sind – wie gelegentliche Schreiber- und Zeugenvermerke beweisen – in der Kanzlei vom Kanzleipersonal geführt61, dort zu Beweis- und Verwaltungszwecken aufbewahrt und – wo nötig – durch Verweise und [p. 158] Randnotizen auf dem laufenden gehalten62 worden. Es ist gewiß kein Zufall, daß diese Lehnsregisterführung gerade unter den Bischöfen einsetzt, die in Lüttich unter dem Mentor Levold von Northof groß geworden sind und denen die dortige Praxis63 vertraut war.

Diesen internen, nur dem Verwaltungsgebrauch dienenden Aufzeichnungen folgt schon bald die Registrierung im engeren Sinne: die Sammlung und buchförmige Zusammenstellung von Abschriften aller oder ausgewählter Schriftstücke, die in der Kanzlei produziert wurden.

Der Trierer Erzbischof und Koadjutor bzw. Administrator von Köln Kuno hat – heimische Gepflogenheiten übertragend – ein solches Register für die Zeit seiner Administration (1367–1371) geführt. Es handelt sich um ein Auswahlregister im Sinne der Trierer Perpetualia bzw. Temporalia, in dem jene Urkunden festgehalten sind, die nach Meinung des Kanzleichefs auf Dauer oder wenigstens für eine gewisse Zeit von Bedeutung sein würden, und zwar beschränkt sich die Registrierung auf kölnische Kanzleiprodukte; denn auch diejenigen Stücke, die andere Aussteller aufweisen und sich also formal als Eingänge geben – wie etwa die Lehns- und Bestallungsreverse sowie die Urkunden über den Ankauf der westfälischen Grafschaft Arnsberg – sind dort hergestellt worden. Überliefert ist das Register in zwei Exemplaren: das Original eingebunden in das Trierer Temporale IIb64, die um die mit einem vacat-Vermerk versehenen Urkunden verminderte und für die kölnische Kanzlei bestimmte Abschrift im kurkölnischen Kartular 265. Da diese Abschrift sonst alle Vermerke des Originals samt den für Nachträge vorgesehenen leeren Zwischenräumen66 übernommen hat, muß sie noch zur Zeit von Kunos Administration, also spätestens im ersten Halbjahr 1371, angelegt worden sein, wenn wir dem Kopisten nicht ein extremes Maß an Stupidität [p. 159] unterstellen wollen. Im Originalregister steht hinter mehreren Urkunden – vor allem solchen, die mit Arnsberg zu tun haben – der Buchstabe „B‟67. Da die Kopien von verschiedenen Händen stammen, kann es nicht das Sigel des Kopisten bzw. Registrators, sondern nur das des für die ausgefertigte Urkunde verantwortlichen Notars sein. Es bezieht sich in der Tat auf Burchard von Westerholt, Kleriker aus einem westfälischen Ministerialengeschlecht, der mit den Märkern nach Köln gekommen war, seit 1363 in der Kanzlei diente68 und als schriver des Administrators Kuno69 die Verhandlungen über den Ankauf der Grafschaft Arnsberg für das Erzstift Köln geführt hat70; Kunos Neffe und Nachfolger Erzbischof Friedrich III. hat ihn, der inzwischen die Scholasterie von Soest erworben hatte, als Kanzleinotar übernommen71. Da die einschlägigen Urkundenoriginale, sofern sie erhalten sind72, keine Kanzleivermerke oder Schreiberzeichen aufweisen, muß der Registereintrag demnach vom abgezeichneten Konzept angefertigt worden sein.

Ob es sich bei den zeitlich anschließenden Kanzleiregistern auch durchgängig um Konzeptregister dieser Art handelt, ist allerdings fraglich. Ohnehin spalter sich die Registerführung unter Erzbischof Friedrich von Saarwerden auf. Es existiert von ihm ein sogenanntes registrum minus (heute Teil des kurkölnischen Kartulars 2)73 und ein registrum maius (heute als „Lehenskopiar‟ Fridericus maior firmierend)74. Beide Register unterscheiden sich in der Anlage voneinander nicht, bewahren eine grobe chronologische Ordnung und berücksichtigen auch echte Eingänge, fungieren also als Kopiar und Register zugleich; es ist kein Gesichtspunkt auszumachen – er sei formaler, sachlicher oder regionaler Art –, nach welchem die eine Urkunde hier, die andere dort registriert wurde. Nur eines ist gewiß: von verschwindenden Ausnahmen [p. 160] abgesehen haben beide Register verschiedene Stücke, weisen also keine Überschneidungen auf! Wie ist dies zu erklären?

Erzbischof Friedrich III. beschäftigte mehrere Notare, davon jeweils zwei nebeneinander, deren häufiges ranggleiches75 gauftreten in den Quellen darauf schließen läßt, das sie einander gleichgeordnet mit der Führung der Kanzleigeschäfte betraut waren. Bis 1374 waren es die von seinen Vorgängern ererbten Burchard von Westerholt76 und Johann Hirzelin77, späterhin Petrus von Westerholt78 und Wilhelm de Duobusmontibus79. Die Ausdehnung des Territoriums und das Bedürfnis, der Kanzlei einen stabilen und einen mit dem Fürsten umherziehenden mobilen Part zu geben, mögen eine solche Lösung nahegelegt haben. Dieser Verdoppelung der Kanzleispitze entspricht die doppelte Registerführung. Dabei ist an keinerlei Kompetenzabgrenzungen zu denken, jeder machte jedes, wie es Notwendigkeit und Gelegenheit fügten. Zum Jahre 1386 berichtet der erzbischöfliche Kellner von Godesberg in seiner Jahresrechnung: Item 1.1. venerunt Gudensbergh d. Wilhelmus notarius et Johannes de Erpel cum 4 equis causa registracionis litterarum, steterunt ad 5 dies80. So haben wir uns die Registrierung in der Tat vorzustellen: Von Zeit zu Zeit erschienen Kanzleibeamte auf den bischöflichen Residenzburgen und trugen von den dort aufbewahrten Urkunden und Urkundenkonzepten diejenigen auf lagenmäßig gehefteten Pergamentblättern ein, die ihnen von Wichtigkeit erschienen, wobei der Einsicht und der Urteilskraft des einzelnen ein weiter Spielraum gelassen war. Nach getaner Arbeit zogen sie sich dann wieder – die Vorlagen liegenlassend81 – zu ihren anderen Geschäften zurück. Diese schubweise [p. 161] und nicht kontinuierliche Registrierung erklärt im übrigen die Ungereimtheiten innerhalb der Chronologie, die wir in allen Registern antreffen.

Die beiden angeführten Hauptregister bildeten noch zu Friedrichs Zeiten die Grundlage für ein selektiertes, auf die Rechtstitel der ecclesia Coloniensis konzentriertes, im wesentlichen also aus wenigstens formalen Eingängen bestehendes „Register‟, das gelegentlich als novum registrum bezeichnet worden ist82 und heute als Fridericus minor im Bestand „Kurköln, Lehen‟ des Hauptstaatsarchivs in Düsseldorf liegt83. Es war wohl als Fortsetzung der beiden großen Kopiare vom Anfang der 70er Jahre des 14. Jahrhunderts: der kurkölnischen Kartulare 1 und 4 gedacht84, von denen nachher noch zu sprechen ist. Auch Registerauszüge zu bestimmten Sachkomplexen sind zusammengestellt worden: so zu den Auseinandersetzungen mit den benachbarten Kleve85 und Berg86 etwa, oder mit dem Kölner Edelvogt Gumpert von Alpen87. Es handelt sich hier zweifellos um Arbeitsexemplare für Verwaltung und Politik; sie stellen demnach so etwas wie Vorläufer einer Sachaktenregistratur dar.

[p. 162] Die etwas unorthodoxe, manches dem Zufall überlassende Registerführung unter Erzbischof Friedrich wurde von seinem Nachfolger Dietrich von Moers (1414–1463) zugleich gestrafft und eingeschränkt. Künftig wurden zwei Register geführt: das eine für die Lehnsurkunden, zeitgenössisch das registrum magnum d. Theoderici de feudis88 genannt89, das andere für die Amtmannsbestallungen und Ämterverschreibungen; ihm haben die neuzeitlichen Archivneuordnungen so übel mitgespielt, daß es heute teilweise verloren, der Rest in mehreren Teilen über das ganze kurkölnische Archiv verstreut ist90.

Bereits unter Dietrich, verstärkt unter seinen Nachfolgern ging man dazu über, die Papierkonzepte nicht mehr zu vernichten, sondern aufzubewahren: der Übergang zur Aktenführung und Registraturbildung, die das Registerwesen allmählich verdrängten und überflüssig machten. Nur im Bereich des Lehnswesens hat es in Kurköln überdauert91. Ein bemerkenswertes Zwitterprodukt des Übergangs vom Register zur Registratur ist das kurkölnische Kartular 12 aus der Zeit Hermanns von Hessen (1475/80–1508). Dabei haben wir es mit gehefteten und schön eingebundenen Blattkonzepten zu tun, in die vereinzelt auch eingegangene Ausfertigungen eingestreut snd. Man hat also versucht, einer Auslaufserie den Anschein eines buchförmigen Registers zu geben – Ergebnis eines Streites zwischen moderner Kanzleitechnik und traditionellem Geschmack.

Gleichzeitig mit der Anlage eines Registers hatte der Administrator Kuno auch eine kopiale Zusammenfassung der im erzbischöflichen Archiv vorhandenen Urkunden in die Wege geleitet. Wie weit er dabei – von dem bereits erwähnten Kopiar des Erzbischofs Siegfried von 1295 abgesehen92 – an Vorarbeiten anknüpfen oder auf sie zurückgreifen konnte, ist nicht sicher zu entscheiden. Mehrfach allerdings sprechen Aufzeichnungen um 1400 von einem registrum antiquum (pergameneum)93, das aber so alt auch nicht gewesen sein kann, da es noch Urkunden des 14. Jahrhunderts enthielt. Auch von einem [p. 163] registrum papireum ist die Rede94, das ebensowenig wie das alte Pergamentregister mit einem der vorhandenen Codices oder Codicesteile identisch ist. Wie dem auch sei: das Ergebnis der kopialen Erfassung des erzbischöflichen -Archivs liegt in dem kurkölnischen Kartular 4 vor95, einem Papiercodex, bei dem es sich in der vorliegenden Form vermutlich um die Abschrift einer Vorlage handelt, die vor 1372 fertig war96, während die Abschrift selbst vor 1374 von einer Hand angefertigt sein muß97. Dieses durchnumerierte Kopialbuch enthält im wesentlichen Urkunden bis 1364, also bis zum Beginn der Regierung des Erzbischofs Engelbert III., und ist im Lehnsregister des Erzbischofs Friedrich häufig als registrum pilosum zitiert98. Die Masse der Stücke stammt aus den Episkopaten Walrams von Jülich und Wilhelms von Gennep (1332–1362). Angebunden sind zwei Nachträge von 1374, in denen die erzbischöflichen Notare Johann Hirzelin und Burchard von Westerholt die Urkunden, die sich vorher noch in ihrer Obhut befanden, registriert haben99, darunter auch Ausgänge aus der Zeit des Erzbischofs Engelbert, die dann folgerichtig mit dem Vermerk versehen sind: Non est inter literas domini. Beide Nachträge werfen noch einmal ein Schlaglicht auf die selbständige und unkoordinierte Arbeitsweise der Kanzleibeamten sowie die [p. 164] Archiv- und Registraturbildung; zugleich liefern sie ein Indiz dafür, daß eine Registerführung ansatzweise offenbar schon unter Engelbert III. (1364–1366) begonnen hat.

Aus diesem registrum pilosum sind dann zu Beginn der Regierungszeit des Erzbischofs Friedrich III. zwischen 1372 und 1375 die wichtigeren Stücke extrahiert und mit den im Domkapitelsarchiv liegenden Privilegien und Dokumenten zu einem Liber privilegiorum et iurium ecclesiae Coloniensis – wie der spätere Titel lautet – zusammengestellt worden (seit dem 16. Jahrhundert: Coreaceus maior). Von ihm existieren zwei nicht völlig identische Exemplare100. In den späteren Marginalnotizen der Kanzlei firmiert er als registrum clausum101 und deutet schon mit dieser Bezeichnung an, daß mit ihm die Aufarbeitung des überkommenen Urkundenbestandes – also die rückwärts gewandte Aktivität der Kanzleireform aus der Zeit um 1370 – abgeschlossen war. Diese Gesamtkopiare haben – wie gesagt – nur für die Zeit Friedrichs von Saarwerden noch einen etwas schmalbrüstigen Nachfolger gefunden: den oben bereits erwähnten Fridericus minor. In ihm fehlen die Papst- und Kaiserurkunden; insofern ist es ein Dokument der Provinzialisierung und Territorialisierung zugleich.

Zeitlich parallel mit der Anlage der Kopiare lief eine Aufzeichnung der erzbischöflichen Gerechtsame in den verschiedenen Teilen des Landes. Sie ist im ersten Teil des heutigen kurkölnischen Kartulars 2 überliefert102. In einem größeren Rahmen fortgesetzt wurden diese Arbeiten in der Mitte des 15. Jahrhunderts mit dem Ziel, für jedes Amt einen Gesamtüberblick über die herrschaftlichen Rechte, Einkünfte und Machtpositionen zu bekommen. Herausgekommen sind bei diesen Bemühungen zwei große Pergamentcodices, einer (das kölnische Kartular 3) für das Gebiet links, der andere (das münsterische Manuskript I 182) für das Gebiet rechts des Rheins103. Es handelt sich dabei um eine Verarbeitung und Aufbereitung des in den voraufgegangenen Registern gesammelten Materials, im Prinzip also um eine Überlieferung aus zweiter Hand. Der Quellenwert dieser Quasi-Urbare besteht [p. 165] vor allem darin, daß ein Teil der Vorlagen – wie z. B. die Lehnsregister des Erzbischofs Engelbert III. und des Administrators Kuno – verloren sind104.

Resümierend sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich betont, daß die kurkölnischen Register und Kopiare Produkte einer strengen Auslese unter dem Gesichtspunkt der Bedeutung für das fürstliche dominium und domanium sind. Der angelegte Maßstab ist allerdings im einzelnen oft schwer verständlich. Es gibt viele Urkunden, die nicht registriert und kopiert worden sind, ohne daß sich heute dafür ein Grund erschließen ließe. Durchweg nicht registriert worden sind die Reskripte, Mandate (sofern als verwaltungsinterne Dienstanweisungen, nicht als Privilegien verwendet) und Missiven: die politische und administrative Korrespondenz. Sie aber bildete die Masse des die Kanzlei verlassenden und in sie einkommenden Schriftwerks, die weitgehend verloren ist, wenn sich nicht Teile davon in besonders sorgfältig geführten Empfängerregistraturen – wie etwa der der Stadt Köln – erhalten haben.

In der erzbischöflichen Kanzlei hat man sich vor 1450 – also vor den Anfängen einer Aktenführung – um diese Art von Schriftgut wenig gekümmert, während man für Urkunden von befristetem Wert immerhin knapp rubrizierende Verzeichnisse anfertigte. Eine Auflistung der Quittungen aus den Regierungszeiten Friedrichs III. und Dietrichs II. ist auf uns gekommen105, ein registrum abiurationum domini Friderici wird zitiert106.

Sehr erschwert werden detaillierte Untersuchungen über die verschiedenen Registerarten und -typen dadurch, daß in der Kanzlei offenbar kein Wert auf eine systematische Verzahnung von Originalen und Registern gelegt worden ist. Registrata-Vermerke begegnen zwar nicht selten107, aber keineswegs nur bei registrierten Urkunden, sie finden sich auch bei unregistrierten Stücken. Hier scheinen Planlosigkeit, Inkonsequenz und Nachlässigkeit eine nicht geringe Rolle gespielt zu haben.

IV

Es hat den Anschein, als sei die skizzierte beträchtliche Arbeitsleistung von einer personell relativ schwach besetzten Kanzlei bewältigt worden. Für das letzte Viertel des 14. Jahrhunderts sind nicht mehr als vier erzbischöfliche notarii [p. 166] bezeugt108, und das dürfte in der Tat wohl auch das ganze Personal gewesen sein – den einen oder anderen bei Bedarf herangezogenen Gelegenheitsschreiber nicht eingerechnet. Es fällt aber auf, daß die beiden führenden Notare, Petrus von Westerholt und Wilhelm de Duobusmontibus, über 30 Jahre lang im Geschäft geblieben sind und damit beweisen, welche Effektivität eine kontinuierliche Arbeit besitzt. Außerdem scheint der Erzbischof sie – im Gegensatz zu ihren Vorgängern – nur wenig für diplomatische und politische Missionen und andere Verwaltungsaufgaben109 in Anspruch genommen zu haben, so daß sie sich konzentriert ihren Kanzleiaufgaben widmen konnten. Das Bild der Stabilität und gediegenen Qualität, das die Kanzlei unter Erzbischof Friedrich III. zeigt, ändert sich unter seinem Nachfolger Dietrich von Moers.

In rascher Folge begegnet in den Quellen eine Anzahl von Leuten, die zumindest zeitweise irgendwie mit Schreib- und Registerarbeiten beschäftigt waren110. Es drängt sich der Eindruck von Unstetigkeit und Desorganisation auf – und zwar nicht nur dem rückschauenden Beobachter, sondern schon den Zeitgenossen. Aus den Jahren um 1440 hat sich ein Gutachten über eine Neuordnung der Hof- und Landesverwaltung erhalten111, das die erzbischöflichen [p. 167] Räte ihrem Fürsten erstattet haben und dessen Ziel es war, Kosten zu sparen und das ins Chaos führende persönliche Regiment des Herrschers einzuschränken, der sich selbst sogar um den Ankauf von Papier, Pergament und Tinte kümmerte112. In diesem Gutachten ist auch die Kanzlei berücksichtigt. Vorgesehen war ein Kanzler, der eyn bestendich gestijchtz man sy, die deutsche und lateinische Sprache beherrschte und von dem der Erzbischof erwartete, daß er expertus in spiritualibus et temporalibus wäre; ihm wurde ein Sekretär – eyn schriver – zugestanden. Unter dem Kanzler sollte als sein Stellvertreter ein Erster Notar – eyn schrijver dar na – tätig sein; außerdem gehörten zur Kanzlei noch drei andere schrijver und vier reitende Boten. Allen diesen Leuten war eine bestimmte Anzahl Pferde zugestanden113: die Kanzlei war noch so mobil wie der Erzbischof selbst. Deshalb brauchte man auch ein Tragtier, eynen somer, der die register drage ind die capelle (das geistliche Gerät). Auf dem Rücken dieses Saumtieres sollte sich die alte Verbindung von erzbischöflicher Kanzlei und erzbischöflicher Kapelle also auf eine fast groteske Weise noch einmal wiederherstellen. Aus dem Gutachten geht nicht nur der personelle Umfang der Kanzlei hervor – wobei wir annehmen dürfen, daß hier lediglich jahrzehntelange Erfahrungswerte fixiert worden sind –, sondern es gibt den frühesten Hinweis auf die Wiedereinrichtung oder besser: Neueinrichtung des Kanzleramtes in Kurköln. Kurze Zeit später (1444) ist dann mit dem Magister Johann von Linz auch tatsächlich der erste kurkölnische Kanzler des Spätmittelalters bezeugt, der in einschlägigen Quellen als solcher bezeichnet wird114, sich selbst in zwei Kanzleivermerken von 1450 aber prothonotarius nennt115. Vermutlich klang das vornehmer und gelehrter.

Wie weit sich der Kanzler überhaupt um die Kanzleigeschäfte kümmern konnte, ist übrigens die Frage. Wir finden ihn hauptsächlich bei diplomatischen Missionen außerhalb des Hofes. Umso wichtiger war es dann für ihn, daß er Leute seines Vertrauens – Verwandte – zurücklassen konnte. Außer Johann von Linz waren in den 30er Jahren des 15. Jahrhunderts noch ein H. [p. 168] und ein Gerhard von Linz in der Kanzlei tätig116. Diesem Trio entsprechen seit den 70er Jahren des 14. Jahrhunderts andere Familien-„Clans‟: Burchard und Petrus von Westerholt117; Johann, P., Heinrich und Christian von Erpel118; Konrad und Peter von Sobernheim119. Wenn wir den Blick über die Kanzlei hinaus auf die gesamte territoriale und diözesane Verwaltung ausdehnen, begegnen uns noch andere Träger dieser Namen. Ebenfalls jenseits der Landesgrenzen: in Trier z. B.120. Die fürstlichen clerici beginnen sich zu einer durch verwandtschaftliche Bindungen zusammengehaltenen, interterritorialen Schicht von gelehrten Verwaltungsfachleuten zu verfestigen121. Es stellt sich ein gewisser Standard der Kenntnisse, Erfahrungen, Verwaltungstechnik ein, der die Unterschiede zwischen den Territorien immer mehr einebnet.

Das gilt nicht zuletzt für die erste kölnische Hof- und Kanzleiordnung von 1469, die Erzbischof Ruprecht von der Pfalz mit Hilfe pfälzischer Räte erlassen hat122. Sie schreibt für die Kanzlei die stabilitas loci in Brühl vor und markiert damit eine wichtige Etappe in der kurkölnischen Behördenentwicklung. Sonst ist es bei der herkömmlichen Organisation geblieben: ein Kanzler, ein Erster Notar als sein Stellvertreter, eine ungenannte Zahl einfacher Schreiber. Der Kanzleichef wird für die Überprüfung der Ein- und Ausgänge verantwortlich gemacht, er verwahrt die Siegel. Kanzlei und Rat sind eng, auch räumlich eng, einander zugeordnet. Es sollen Register über die Ausgaben [p. 169] der erzbischöflichen Beamten und Diener sowie über die landesherrlichen Einnahmen in den einzelnen Ämtern – also Unterlagen für die Haushaltsführung – angelegt und griffbereit verwahrt werden. Der Erzbischof verzichtet darauf, aus seiner „Kammer‟ an der Kanzlei vorbei Briefe zu expedieren, wie es vor allem Erzbischof Dietrich von Moers in so exzessiver Weise zum Schaden des Landes getan hatte. Vor allem wird gefordert: es soll auch sunderlich in der cantzelly uff die registratoir, register und brieff acht gehabt haben und underscheydlich zo legen, das man die – so man der bedarff – furderlich fynden moige123.

Diese Ordnung mit ihrer Tendenz, die Kanzlei aus dem unmittelbaren Zugriff des Fürsten zu lösen, sie als Behörde zu etablieren und zum wichtigsten Instrument der Landesverwaltung zu machen, ist in ihrer Zielsetzung und in ihrer Diktion schon recht unmittelalterlich. Die Kanzlei, die sie anstrebt, ist die des frühneuzeitlichen deutschen Territorialstaats von mittlerer Größenordnung, unbedeutendem politischen Gewicht und wenig differenzierter Zentralverwaltung124.


1 Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, 1. Bd. bearb. v. F.W. Oediger, Bonn 1954–61, 2. Bd. bearb. v. R. Knipping, Bonn 1901, 3. Bd. bearb. v. R. Knipping, Bonn 1909–13, 4. Bd. bearb. v. W. Kisky, Bonn 1915, 5. Bd. bearb. v. W. Janssen, Köln/Bonn 1973, 6. Bd. bearb. v. W. Janssen, Köln/Bonn 1977, 7. Bd. bearb. v. W. Janssen, Düsseldorf 1982, 8. Bd. bearb. v. N. Andernach, Düsseldorf 1981, 9. Bd. bearb. v. N. Andernach, Düsseldorf 1983 (zit.: REK).

2 H. Stehkämper, Konrad von Hochstaden, Erzbischof von Köln (1238–1261), in: JbKölnGV 36/37, 1962, S. 95–116. – E. Wisplinghoff, Konrad von Hochstaden, Erzbischof von Köln (1205–1261), in: Rhein. Lebensbilder 2, Düsseldorf 1966, S. 7–23.

3 Vgl. R. Knipping, Beiträge zur Diplomatik der Kölner Erzbischöfe des 12. Jh., Bonn 1889, S. 16 f., dazu Haider, Kapellanat (wie Anm. 4), S. 121, 137 ff., 339. – Einige Belege: REK II 926, 1013, 1190, 1221, 1361, 1364, 1367, 1439, 1520, 1632; REK III 48, 139–153, 186, 227, 291, 509.

4 Etwa REK III 35, 49, 73, 76, 89, 90, 91, 93, 162, 232 u.ö. – 1235 „gibt‟ der Propst Gottfried von Münstereifel als vicecapellarius eine Urkunde (REK III 842), während ein Jahr vorher einmal vermerkt ist: per manum Godefridi Monasteriensis prepositi vicecancellarii hec pagina est sigillata, was die damalige Bedeutung der per manum-Formel genau umschreibt (REK III 821). – Zur kölnischen Kanzlei und zur Entwicklung des Kapellariats in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gründlich und erschöpfend: S. Haider, Das erzbischöfliche Kapellanat. I Von den Anfängen bis in das 13. Jh. (MIÖG Erg. H. 25), Wien-Köln-Graz 1977, S. 338–360.

5 REK III 235.

6 Z.B. REK II 1600, REK III 567.

7 REK III 486, 494, 612, 752.

8 J. Heimen, Beiträge zur Diplomatik Erzbischof Engelberts des Heiligen von Köln (1216–1225), Paderborn 1903, S. 38.

9 REK III Register unter „Pilegrimus‟.

10 REK III 865.

11 REK III 1013, 1025, 1042, 1068, 1288, 1300, 1362, 1376, 1394, 1420, 1495, 1639.

12 REK III 1063, 1131.

13 REK III 509, 860.

14 REK III 293, 365.

15 REK III 1507, 1527; Haider, Kapellanat (wie Anm. 4), S. 346.

16 REK III 1362, 1376, 1608, 1903, 1999, 2046, 2056, 2094, 2110.

17 REK III 2136.

18 REK III 1376.

19 REK VIII 1514: EB. Friedrich III. überträgt seinem Notar und Tischgenossen Petrus von Westerholt das durch den Tod des Borchard von Westerholt erledigte schriiampt. Da es zu den Pflichten der Lupusbrüder gehörte, an der Bahre eines verstorbenen Erzbischofs die Totenwache zu halten, hießen sie auch „Schreibrüder‟. Zur Kölner Lupusbruderschaft vgl. F.W. Oediger, Die Geschichte des Erzbistums Köln, Bd. I, 2Köln 1972, S. 185 f., zu den beiden Westerholts s. unten S. 159 f.

20 REK III 1715.

21 H. Cardauns, Konrad von Hochstaden, Erzbischof von Köln (1238–61), Köln 1880, S. 132 f.

22 REK III 1641 (zweisprachig!), 1992 f., 2014, 2147.

23 Vgl. O. Redlich, Die Privaturkunden des Mittelalters (Handbuch Below-Meinecke IV 3), München-Berlin 1911, S. 123. – K. Dülfer, Urkunden, Akten und Schreiben in Mittelalter und Neuzeit. Studien zum Formproblem, in: AZ 53, 1957, S. 16 f.

24 REK III 2189, 2261, 2771, 2849 (die beiden letzten Stücke beziehen sich auf einen notarius), 3763, 3788, REK IV 242.

25 REK III 3763.

26 V. Samanek, Der angebliche Verrat Adolfs von Nassau, in: HistVjschr 29, 1935, S. 337.

27 REK IV 1201, 1235, 1693, 1933, 2040.

28 REK IV 2040.

29 Nordrhein-Westfälisches Hauptstaatsarchiv, Düsseldorf (zit. HStAD), Depositum Stadt Köln II: Erzstift B 4. – L. Korth, Ein Kopiar des Erzbischofs Siegfried von Köln, in: MittStadtarchKöln 12, 1887, S. 41–54. – F.-R. Erkens, Siegfried von Westerburg 1274–1297 (RheinArch 114), Bonn 1982, S. 360.

30 F. Gescher, Das Offizialat der Erzbischöfe von Köln im 13. Jh., in: AnnHistVNdRh 115, 1929, S. 136–166.

31 F. Gescher, Das älteste Kölner Offizialatsstatut, in: ZRG KA 14, 1925, S. 475–485. – Ders., Um die älteste Satzung des erzbischöflichen Offizialats von Köln (um 1320), in: AnnHistVNdRh 131, 1937, S. 24–62. – Späterhin wurde die Organisation zwar gestrafft und das Personal verringert, doch überstieg die Zahl der notarii curie die der notarii episcopi weiterhin ganz beträchtlich; vgl. H. Foerster, Die Organisation des erzbischöflichen Offizialatsgerichts zu Köln bis auf Hermann von Wied, in: ZRG KA 11, 1921, S. 254–350.

32 1355 erbittet EB. Wilhelm vom Papst Befreiung von der Residenzpflicht für 12 clerici in seinen Diensten (REK VI 656).

33 Siehe unten S. 167 f.

34 Als notarii curie haben z. B. Wilhelm de Duobusmontibus (REK VIII 78, Hist. Archiv der Stadt Köln (zit. HAStK), Domstift, Urk. 1305) und Petrus von Westerholt (REK VIII 487) angefangen, bevor sie später zu geschworenen erzbischöflichen Notaren aufrückten.

35 REK V 660, 754, 951, REK VII 1051 (?), 1063. – Die Bezeichnung secretarius ist hier noch als „vertrauter Ratgeber‟ („Heimlicher‟) zu verstehen, sie nimmt erst gegen das Ende des Jahrhunderts die uns geläufige Bedeutung „Sekretär‟ an. Vgl. dazu W. Janssen, Zur Verwaltung des Kölner Erzstifts unter Erzbischof Walram von Jülich (1332–1349), in: Festschrift A. Güttsches (VeröffKölnGV 29), Köln 1969, S. 16, 20 ff.

36 Siehe unten S. 163.

37 REK V 662, 981.

38 REK V 1183, 1209. – Zu Bodewin vgl. Janssen, Verwaltung (wie Anm. 35), S. 16, 24.

39 REK VI 1573 f.

40 secretarius: REK VI 52, notarius bzw. notarius iuratus: REK VI 78, 175, 188, 399, 631, Kanoniker in Bonn: REK VI 399, 431.

41 1354 handelte er eine diffizile Übereinkunft mit dem Grafen von Arnsberg aus: REK VI 585.

42 REK VI 431.

43 REK VI 545.

44 REK VI 52, 436, 1452; er war Kanoniker in Rees (REK VI 1452) und an St. Severin in Köln (W. Schmidt-Bleibtreu, Das Stift St. Severin in Köln, Siegburg 1982, S. 257).

45 REK VI 660.

46 REK VI 716.

47 W. Janssen, Karl IV. und die Lande an Niederrhein und Untermaas, in: BllDtLdG 114, 1978, S. 216 ff. – B.-U. Hergemöller, Fürsten, Herren und Städte zu Nürnberg 1355/56. Die Entstehung der „Goldenen Bulle‟ Karls IV. (Städteforschung A 13), Köln-Wien 1983, bes. S. 39 ff., 134–138 u.ö.

48 Zu den Kanzleivermerken in der Reichskanzlei zur Zeit der Luxemburger s. I. Hlaváček, Das Urkunden- und Kanzleiwesen des römischen und böhmischen Königs Wenzel (SchrrMGH 23), Stuttgart 1970, S. 239–261.

49 REK VI 916: Per Go. notarium de mandato domini.

50 REK VII 47, 64, 151, 154, 165, 167, 280, 305, 315, 345, 366, 371, 373, 490, 509–512, 529, 530. – Darunter verdient der Vermerk auf einer Urkunde von 1365: Ad relationem Burchardi cam. Johannes (REK VII 371) eine besondere Erwähnung. Ich hatte dies cam. mit camerarii aufgelöst, später aber kamen Zweifel, ob statt cam. nicht canc. zu lesen sei. Jedenfalls würde ein cancellarius Burchardus sachlich besser passen als ein camerarius. Die um „Rat und Hilfe‟ gebetene Kollegenschaft des Stadtarchivs Köln bestand aber darauf, daß der paläographische Befund nur die Lesung cam. zulasse. Schade – denn ein kurkölnischer Kanzler von 1365 wäre schon etwas besonderes gewesen.

51 Etwa HAStK HUA 3/3712, HUA 1/3937 a, Domstift, Urk. 1400; HStAD Berg, Urk. 781 u. Jülich, Urk. 541, 579.

52 Wenige Beispiele: J. Hansen, Westfalen und das Rheinland im 15. Jh. I: Die Soester Fehde (PubllPreußStaatsarch 34), Leipzig 1888, Nr. 11; HAStK HUA 1/10838, 10999, 11224; HStAD Kleve-Mark, Urk. 1756, 1758, 2037, Jülich-Berg, Urk. 510, 738, 770, 1047, Dep. Stadt Köln II: HUA 11159.

53 REK VII 47, 151, 165, 167, 366, 373, 509–511.

54 So haben auch die lang gedienten Notare EB. Friedrichs III., Petrus von Westerholt und Wilhelm de Duobusmontibus, Kanzleivermerke gekannt und gelegentlich verwendet: HAStK Univ. A 52, Domstift, Urk. 1397; HStAD Kleve-Mark, Urk. 622.

55 Vgl. K. Dülfer, Urkunden, Akten und Schreiben (wie Anm. 23), S. 44 ff. – I. Hlaváček, Urkunden- und Kanzleiwesen (wie Anm. 48), S. 55 f., 100.

56 Die damit zusammenhängenden Probleme hat an der benachbarten kurtrierischen Kanzlei erörtert H.-G. Langer, Urkundensprache und Urkundenformeln in Kurtrier um die Mitte des 14. Jh. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschsprachigen Urkunde in der kurtrierischen Kanzlei während der Tätigkeit Rudolf Losses und seines Kreises, in: AfD 16, 1970, S. 350–505 u. 17, 1971, S. 348–436.

57 Die einschlägige Literatur ist zusammengestellt bei H. Bansa, Die Register der Kanzlei Ludwigs d. Bayern. Darstellung und Edition. 2 Bde., München 1971 u. 1974 und I. Hlaváček, Urkunden- u. Kanzleiwesen (wie Anm. 48). – Den kurkölnischen Registern und Kopiaren des Mittelalters ist von den Archivaren und Registratoren des 16./17. Jh. – und auch noch von einigen ihrer jüngeren Kollegen – übel mitgespielt worden. Zum einen Teil sind sie aufgelöst und die Fragmente in die Sachaktenregistratur eingeordnet oder mit anderen Heften zu inhaltlich heterogenen Folianten zusammengebunden worden. Zum andern Teil wurden selbständige Register im 16. Jh. mit anderen Verzeichnissen zu Buchbindersynthesen zusammengefügt, dann aber durch eine neue Seitenzählung und Durchnumerierung mit dem Anschein der Homogenität versehen, nachdem man zuvor die ursprünglichen Foliierungen und Numerierungen getilgt hatte. Auf diese aber beziehen sich die Zitate und Querverweise, mit denen die mittelalterlichen Register untereinander verbunden waren. Eingehendere Untersuchungen zu diesem ganzen Komplex fehlen. Die folgenden Ausführungen, die die Resultate einer eher beiläufigen Beschäftigung mit diesen Fragen zusammenfassen, sind also mit besonderer Vorsicht aufzunehmen.

58 HStAD Kurköln, Kartular 2, S. 84–90.

59 Wie sie vor allem in dem großen urbarialen Kartular 3 im Bestand Kurköln des HStAD und in dem parallel dazu angelegten Codex „Staatsarchiv Münster (zit.: StAM), Msc. I 182‟ des EB. Dietrich von Moers aus der Zeit um 1450 (s. unten S. 164) erhalten sind. Vgl. REK VII 235–241, 244–253, 274 f., 388, 554–569, 744, 871 f., 1073–1102.

60 HStAD Kurköln, Lehen Gen. 1 u. 2. – Lehen Gen. 1 zerfällt in zwei ursprünglich selbständige Teile: S. 1–49 enthält Aufzeichnungen über Belehnungen 1371–1384 in chronologischer Folge, die aber nicht streng eingehalten ist; vermutlich erfolgten die Eintragungen mit einiger Verzögerung gegenüber den Belehnungsakten nach Zettelnotizen. S. 50–203 ist eine um 1380 angelegte Zusammenstellung der Lehnsleute und Belehnungen nach Ämtern, die bis zum Tode EB. Friedrichs III. (1414) laufend fortgeführt worden ist. – Bei Lehen Gen. 2 handelt es sich wie beim ersten Teil von Lehen Gen. 1 um ein Protokoll über die von 1414–1451 erfolgten Belehnungen.

61 Z.B. HStAD Kurköln, Lehen Gen. 1 S. 89 u. 91: Ego Petrus de Westerholt interfui requisitus notarius, S. 99: presentibus … et me Petro de Westerholte, S. 128 u. 150: Johannes de Erpel notarius. – HStAD Kurköln, Lehen Gen. 2 S. 28: presentibus … Christiano de Waldorpp notario, S. 26: presentibus … et me preposito s. Severini Coloniensis (Heinrich von Erpel).

62 Als Beispiele s. HStAD Kurköln, Lehen Gen. 1 S. 50: invenitur in registro albo papireo nr. XCII, S. 51: de quo sunt litere d. Wilhelmi marchionis Juliacensis in turri Brulensi in scrineo signato cum litera B, S. 75: nemo recepit feudum, S. 165: habet literas desuper.

63 E. Poncelet (Bearb.), Le livre des fiefs de l’église de Liège sous Adolphe de la Marck, Brüssel 1898, bes. S. LXVII f.

64 Landeshauptarchiv Koblenz (zit. LHAK), Best. 1 C Nr. 8 Bl. 246–314. – Dazu P. Richter, Die kurtrierische Kanzlei im späten Mittelalter (MittPreußArch Verwalt 17), Leipzig 1911, S. 90 f.

65 HStAD Kurköln, Kartular 2 S. 96–163; in späteren kölnischen Registervermerken wird dieses Exemplar als registrum domini Treverensis mit Folioangabe zitiert (etwa HStAD Kurköln, Kart. 4 Bl. 111 b, Lehen Gen. 1 S. 115, Lehen Gen. 8 I Bl. 46 a).

66 LHAK Best. 1 C Nr. 8 Bl. 309 a und HStAD Kurköln, Kart. 2 S. 143 folgt an gleicher Stelle der Vermerk: Maneat spatium istud pro aliis quitanciis, und in beiden Registern ist ein solches spatium auch freigelassen.

67 LHAK Best. 1 C Nr. 8 nr. 870, 872–74, 878–79, 881–83, 885–86, 906–11. HStAD Kurköln Kart. 4 hat dieses „B‟ nur für 2 Urkunden (S. 139 f.) übernommen.

68 REK VII 47, 64, 280, 345, 512, 529 f.

69 REK VII 910, 1016.

70 REK VII 1068.

71 REK VIII 870, 1094, 1107 u. unten Anm. 99.

72 REK VII 817, 887, 901, 909, 928, 936, 952.

73 HStAD Kurköln, Kart. 2 S. 164–199. – Als registrum minus (a tempore domini nostri d. Friderici moderni) zitiert in HStAD Kurköln, Lehen Gen. 8 I Bll. 38 a, 47 a u.ö. und StAM Msc. I 182 (dazu unten S. 164) S. 18, 37.

74 HStAD Kurköln, Lehen Gen. 8 I. – Als registrum magnum oder maius genannt: StAM Msc. I 182 S. 5, 7 und HStAD Kurköln, Lehen 8 I Bl. 46 ff. u.ö. – Die Bll. 1–50 dieses Bandes sind später dazu gebunden; sie enthalten ein Verzeichnis von Urkunden aus verschiedenen Registern nach systematischen Gesichtspunkten – vermutlich eine Vorarbeit zu HStAD Kurköln, Lehen Gen. 8 II (dazu unten S. 161).

75 REK VIII 1094, 1107, 1956, 1976, REK IX 61, 142, 181, H. Frick, Quellen zur Geschichte von Bad Neuenahr, der Grafschaft Neuenahr und der Geschlechter Ahr, Neuenahr und Saffenberg, Bad Neuenahr 1933, Nr. 875.

76 Siehe Anm. 71.

77 REK VIII 884, 1094, 1107 u. unten Anm. 99. Vorher war Johann schon notarius und secretarius EB. Engelberts III.: REK VII 128, 130, 305, 315, 366, 371, 373, 430, 490. Späterhin scheint er sich als Propst von St. Kunibert in Köln vom täglichen Verwaltungsgeschäft zurückgezogen zu haben.

78 REK VIII 1514, 1656, 1976, 2069, REK IX 61, 142, 181, 590, 626, 628, 649, 744, 1188, HAStK Domstift, Urk. 1397, HStAD Kurköln, Lehen Gen. 8 I Bl. 317 b, Bl. 423 a–b, Kartular 2 Bl. 423 b u.ö.

79 REK VIII 1956, REK IX 61, 142, 181, 950, 1493, 1642 u. ö.

80 E. Wisplinghoff (Bearb.), Die Kellnereirechnungen des Amtes Godesberg aus den Jahren 1381–1386, in: BonnGBll 15, 1961, S. 258.

81 Vereinzelte Bemerkungen lassen erkennen, daß zumindest die Urkunden recht verstreut lagen. Die wichtigsten verwahrte das Domkapitel, wie noch Kuno von Falkenstein in seinem Koadjutorie-Vertrag von 1366 (REK VII 545) anerkennen mußte; das übrige blieb dort, wo man es zuletzt gebraucht hatte: HStAD Kurköln, Kart. 5 Bl. 35 a: Litera est Arnsberg, Lehen Gen. 1 S. 117: Privilegium super eo est Brule in scrineo A. – EB. Dietrich von Moers scheint den Versuch gemacht zu haben, in Godesberg eine Art Privilegienarchiv anzulegen. In einem Protokoll von 1445, das im Zusammenhang mit der Beendigung der Soester Fehde aufgesetzt worden ist, heißt es: … Quodquidem iuramentum idem Johannes (registrator domini archiepiscopi Coloniensis) subivit atque tactis per eum scripturis sacrosanctis et ymagine crucifixi expresse iuravit, huiusmodi sua exhibita de dicto archivo publico, videlicet de turri castri Gudesberg, in quo iura et privilegia archiepiscopi Coloniensis servari vidit et audivit, per eum fideliter extracta fore et nobis presentata (HStAD Kurköln II 4375 Bl. 157 b).

82 HStAD Kurköln, Kart. 2 S. 423, 428, Kart. 3 S. 253.

83 HStAD Kurköln, Lehen Gen. 8 II. – Ältere Benennung (Fridericus maior und minor) und moderne Signierung (Lehen Gen. 8 I und II) suggerieren zwischen beiden Bänden eine Verwandtschaft oder Zuordnung, die nicht vorhanden ist. Der Fridericus minor steht dem Fridericus maior ebenso nah oder fern wie dem registrum minus im Kartular 2. Diesen beiden Geschäftsregistern gegenüber repräsentiert er den Typ des gepflegten Auswahlkopiars im Sinne der Trierer Perpetualia und Temporalia.

84 Im Gegensatz zu den Registern ist das Kopiar – wie schon das Kartular 1 – in große Sachgruppen eingeteilt, nämlich: 1. Allodialia, 2. Pronunciaciones, 3. Castra aperta, 4. Feuda simplicia, 5. Feuda castrensia. – Vorarbeiten für diesen Codex haben wir wahrscheinlich in HStAD Kurköln, Lehen Gen. 8 I Bl. 1–50 und Lehen Gen. 388 vor uns.

85 HStAD Kurköln, Kart. 5.

86 HStAD Kurköln II 4375 B. 98–127. – Wahrscheinlich handelt es sich hier um das Kart. 2 S. 572 genannte registrum Montense.

87 HStAD Kurköln, Kart. 11 III Bl. 123–147.

88 StAM Msc. I 182 S. 4 f.

89 HStAD Kurköln, Lehen Gen. 9 I (Theodericus maior).

90 1. Teil (Bl. 1–90): HStAD Kurköln, Lehen Gen. 9 II (Theodericus minor), 2. Teil (Bl. 191–232): HStAD Kurköln, Kart. 11 III Bl. 148–189, 3. Teil (Bl. 312–331): ebda., Kart. 11 II, 4. Teil (Bl. 353–366): ebda., Kart. 11 III Bl. 190–203, 5. Teil (Bl. 441–456): ebda., Kart. 11 III Bl. 114–128.

91 Vgl. F.W. Oediger, Das Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und seine Bestände. II: Kurköln, Herrschaften, Niederrhein.-Westf. Kreis, Siegburg 1970, S. 17.

92 Siehe oben S. 152.

93 HStAD Kurköln, Lehen Gen. 1 S. 51, 54, Kart. 1 Bl. 115 (Randzählung), 230, Kart. 2 S. 88, Kart. 4 Bl. 137 a.

94 HStAD Kurköln, Lehen Gen. 1 S. 50, 67.

95 Vgl. dazu Oediger, Das Hauptstaatsarchiv Düsseldorf II (wie Anm. 91), S. 36, dessen Angabe, das Papier stamme aus der Mitte des 15. Jh., doch mit einem großen Fragezeichen versehen werden muß.

96 Die späteste Urkunde des ursprünglichen Textes, der bis Bl. 161 b reicht, stammt von 1364 (Bl. 119 b–121 a). Auf Bl. 56 a sind 2 Privilegien Karls IV. von 1372 eingeschoben, die von der gleichen Hand eingetragen worden sind, die auch das übrige geschrieben hat. Dies erweckt den Eindruck, als seien in der Vorlage – an der wahrscheinlich mehrere Schreiber beteiligt waren – diese Stücke auf ein freies Blatt nachgetragen worden.

97 Siehe Anm. 99.

98 HStAD Kurköln, Lehen Gen. 1 S. 51, 53, 75, 96, 104 u.ö.

99 HStAD Kurköln, Kart. 4 Bl. 162 a beginnt mit dem Vermerk: Registrum literarum, quas ego Johannes Hircelin penes me habui et quas tradidi d. H. Bauro scolastico eccl. s. Cuniberti de mandato d. Coloniensis. Es folgen dann bis Bl. 177 a von einer Hand, die nicht den Hauptteil des Kopiars geschrieben hat, Urkunden aus den Jahren 1362–1365. Die Stücke werden noch von der laufenden Numerierung erfaßt, nach der im Lehnsregister Gen. 1 (s. Anm. 98) zitiert wird. – Auf Bl. 178 a steht rechts oben die von der gleichen Hand, die auch den Vermerk auf Bl. 162 a geschrieben hat, stammende Notiz: Registrum literarum traditum cum literis per Borchardum de Westerholte notarium domini feria secunda post Marie Magdalene anno 74 (arabische Ziffern!) domino H. Bauro. Es folgen wiederum von anderer Hand Urkunden aus den Jahren 1343–1366 mit gesonderter Numerierung. – Zu Heinrich Beyer, der 1377 nicht mehr lebte, siehe oben S. 154.

100 HStAD Kurköln, Kart. 1 und StAM Msc. I 178. – Dazu L. Korth, Liber privilegiorum maioris ecclesiae Coloniensis, in: WestdtZGKunst, Erg.-H. 3, Trier 1886, S. 109–111.

101 HStAD Kurköln, Kart. 4 Bl. 32 a, 123 a, Lehen Gen. 83 Bl. 1 a, StAM Msc. I 182 S. 5.

102 Bll. 1–79; vgl. Oediger, Hauptstaatsarchiv II (wie Anm. 91), S. 35.

103 HStAD Kurköln, Kartular 3 und StAM Msc. I 182; dazu Oediger, Hauptstaatsarchiv II (wie Anm. 91), S. 36.

104 Vgl. oben S. 157.

105 HStAD Kurköln, Lehen Gen. 19.

106 StAM Msc. I 182 S. 5, 9.

107 Vgl. etwa REK VI 1350, REK VII 674, 676–679, 928, REK VIII 1597, 1623, 1656, 1740, 1753, 1758, 1771, 1798, 1810. – Hier sind eingehendere Untersuchungen noch besonders notwendig.

108 Außer Petrus von Westerholt und Wilhelm de Duobusmontibus (s. Anm. 78 u. 79) waren das Konrad von Sobernheim (REK IX 61, HAStK HUA 3/3712, REK IX 1493, HAStK HUA 1/3937 a) und Johann von Erpel (Anm. 80, HStAD Kurköln, Kart. 2 S. 488, II 2216 Bl. 26 a, Lehen Gen. 1 S. 127, 150, Berg, Urk. 781, HAStK Domstift, Urk. 1400, REK VIII 1753, AnnHistVNdRh 64, 1897, S. 66).

109 Zeitweise zog Petrus von Westerholt für seinen Herrn die Landfriedenssteuer in Westfalen ein (HStAD Kurköln, Lehen Gen. 8 I Bl. 412 b: … ratione collectionis pecuniarum de pace olim generali Westfalie mihi tunc commisse).

110 Bis 1440 erscheinen als Notare in erzbischöflichen Diensten oder als Verfasser von Schreiben und Registereinträgen: Mag. Heinrich von Brilon, Heinrich von Limburg, Christian von Waldorf, Heinrich von Erpel, ein gewisser Liechtensteyn, Walramus, H. de Lyns, Gerardus Lynss. Häufiger tritt davon nur Christian von Waldorf hervor, den der Erzbischof 1436 seinen secretarius und lieven andechtigen nennt (Kelleter, Urkundenbuch des Stifts Kaiserswerth nr. 416 f.). Er war offenbar der persönliche Sekretär des Erzbischofs, als der er noch 1443 erscheint (Hansen, Soester Fehde [wie Anm. 52], S. 74 ff.). Sein Aktionsfeld war wohl mehr die „Kammer‟ und nicht die Kanzlei des Erzbischofs. – Zum Typ und zur Funktion des fürstlichen Sekretärs vgl. etwa Ch. Reydellet-Guttinger, La chancellerie d’Humbert II, dauphin de Viennois (1333–1349), in: AfD 20, 1974, S. 364 ff.

111 HStAD Kurköln II 3085. – Dazu H. Aubin, Ein Gutachten über die Verbesserung der kurkölnischen Zentralverwaltung von etwa 1440, in: Festgabe f. Friedrich v. Bezold, Bonn-Leipzig 1921, S. 150–164 u. W.-D. Penning, Die weltlichen Zentralbehörden im Erzstift Köln von der ersten Hälfte des 15. bis zum Beginn des 17. Jh. (VeröffHistVNdRh 14), Bonn 1977, S. 27–33.

112 Ebda. Bl. 1 a–b: Item als man cleyne sachen uyssrichten sal umb boideloyn, umb ynck, pergament ind papijr ind ouch andere trefliche ind cleyne sachen: die mandate underschrijvent uyre genade, da vijl arbeidz, synne ind gedenckens hyngeyt.

113 Ebda. Bl. 3 b, 7 a.

114 HAStK St. Andreas, Urk. 323 (1444), Hansewie Anm. 52), S. 261, 279, 336 (1447), HStAD Kurköln II 4157 Bl. 52 b, AnnHistVNdRh 64, 1897, S. 42; vgl. W. Schmidt-Bleibtreu, St. Severin (wie Anm. 44), S. 231. – Für die Jahre 1448/49 ist – neben oder anstelle Johanns? – der Kanoniker an St. Andreas und Doktor iuris civilis Engelbert von Daun als prothonotarius bzw. cancellarius des Erzbischofs bezeugt (Hansen, Soester Fehde S. 344 u. HStAD Kurköln II 4375 Bl. 155 a).

115 HStAD Kornelimünster, Urk. 108 u. Jülich-Berg, Urk. 738.

116 HAStK HUA 1/10999, HStAD Kaiserswerth, Urk. 404, Jülich-Berg, Urk. 770, Hansen, Soester Fehde S. 344, 423.

117 Siehe oben S. 160.

118 Siehe oben Anm. 108, MittStadtarchKöln 16, 1889, S. 51 u. 18, 1889, S. 65, HStAD Kurköln, Lehen Gen. 2 S. 18, 26 u. Lehen Gen. 19 II Bl. 9 a; vgl. auch W. Schmidt-Bleibtreu, St. Severin (wie Anm. 44) S. 220.

119 Siehe oben Anm. 108, HStAD Kleve-Mark, Urk. 1756, 1758; vgl. D. Höroldt, Das Stift St. Cassius zu Bonn (BonnGBll 11), Bonn 1957, S. 251.

120 Hier ist vor allem der Propst von St. Florin in Koblenz, Tilmann Joel von Linz, zu nennen, der kurtrierischer Kanzler war, bevor er als einflußreicher Ratgeber in kölnische Dienste trat (Richter, Die kurtrierische Kanzlei [wie Anm. 64], S. 28–31; T. Diederich, Das Stift St. Florin zu Koblenz (Veröff. d. Max-Planck-Inst. f. Gesch. 16), Göttingen 1967, S. 228). Ihm und dem Heinrich von Erpel sollte nach einer Randbemerkung zu dem oben erwähnten Gutachten (s. Anm. 111) von 1440 die Auswahl des Kanzlers und die Neuordnung der Kanzlei aufgetragen werden. Umso weniger ist es verwunderlich, daß der neue Kanzler Johann von Linz hieß. – Ein gewisser Frauenberg ist Mitte der 20er Jahre in der Trierer Kanzlei, 1444 in der Kölner Kanzlei nachzuweisen (Richter, Die kurtrierische Kanzlei S. 28, HStAD Jülich-Berg, Urk. 510).

121 Vgl. dazu P. Moraw, Kanzlei und Kanzleipersonal König Ruprechts, in: AfD 15, 1969, S. 530.

122 F. Walter, Das alte Erzstift und die Reichsstadt Cöln, Bonn 1866, S. 405–416.

123 Ebda. S. 412.

124 Eine Dienstanweisung für den erzbischöflichen Kanzler Dr. Johann Menchyn (zu ihm vgl. W. Schmidt-Bleibtreu, St. Severin [wie Anm. 44], S. 231) aus der Zeit um 1490 (HStAD Kurköln II 3075) bestätigt die Ruprecht’sche Ordnung im wesentlichen, betont die Stellung des Fürsten aber wieder etwas stärker und regelt ausführlich die Frage der Kanzleigefälle. Zu dieser Ordnung vgl. Penning, Weltliche Zentralbehörden (wie Anm. 111), S. 58 f. – Ihre wichtigsten, Geschäftsablauf und Verantwortlichkeit regelnden Bestimmungen lauten: … Item sal man bestellen alle brieve, das sy eynem cantzler und vort vur unsern gnedigsten herren ader uff syner gnaden sunderlich bevelhe vur den reeden gelesen werden. Desglichen sal es mit der antwort gehalden werden. Alles uff gefallen unsers gnedigsten herren. – Item was die reede brieve bevelen und nyt gelt ader groiß sachen belangenn, sal man schriven under das siegel ad relationem desselven und doch dieselven brieffe nyt laissen uyßgain, unser gnedigster herre have sy dan gehort ader dem cantzler sunderlich bevolhen, das die reede horen zo laissen in stede syner gnaden zo beß. – Item was brieve gelt belangenn, wil unser gnedigster herre selfs underschriven. … – Item das eyn cantzler van allen verschrivongen, die unser gnedigster herre van eme geven wirt, copie by sich behalde, bescheit davan zu geven, ind die registriere … Item das keyne privilegien ader hantfesten in der cantzley uyßgehe, unser gnedigster herre ader der cantzler have sy dan mit eygener handt subscribiert. – Item das keyn bevelhe ader mandaitbrieffe, ampter zo veranderen, ader die gutt ader gelt belangenn, uyßgehe, unser gnedigster herre have sy dan mit eygener hand underschreven.

Die Kanzlei der Grafen und Herzöge von Kleve im 14. und 15. Jahrhundert

Von den Kanzleien der weltlichen Territorien Nordwestdeutschlands ist die der Grafen und Herzöge von Kleve die einzige, die bereits seit der Mitte des 14. Jahrhunderts eine umfangreiche Registerführung praktizierte1 und damit auch im Vergleich zu größeren und bedeutenderen Territorien beachtlich früh, wie es scheint, zu einer stabilen Organisation und zu Rationalität und Kontinuität in der Verwaltung des Territoriums fand2. Allein wegen dieser [p. 172] Register verdient die klevische Kanzlei also zweifellos einige Aufmerksamkeit. Umso erstaunlicher ist es, daß diese Register bis heute weder eingehend untersucht noch erschlossen worden sind, obwohl Th. Ilgen schon 1909 nachdrücklich auf ihren hohen Wert hingewiesen hat3 und sie seitdem in den diplomatischen Lehr- und Handbüchern hervorgehoben werden4. Die Struktur und Entwicklung der klevischen Kanzlei ist ebenso wie die fast aller übrigen Territorien dieser Region5 bis heute noch so gut wie unbekannt. Das hat seinen Grund sicher nicht zuletzt darin, daß für diese Territorien eigene Urkunden- oder Regestenwerke fehlen und damit die grundlegenden Voraussetzungen für Untersuchungen, die dem heutigen Methodenstand der Diplomatik angemessen wären6. Da der für solche Untersuchungen unumgängliche Überblick über die Kanzleiproduktion und die Schriftguteingänge nur über eine Durcharbeitung des bekanntlich für das Spätmittelalter umfangreichen und [p. 173] selbst über Archivrepertorien kaum hinreichend zu erfassenden Materials zu erreichen ist, haben sich die wenigen Arbeiten, die bisher überhaupt im Rahmen übergreifender Themenstellungen Fragen der Kanzleientwicklung angeschnitten haben7, auf die Zusammenstellung einiger direkter Aussagen über Notare und Kanzlei beschränkt. Demgegenüber geht der folgende Versuch, die Entwicklung der klevischen Kanzlei zu umreißen, aus von einer ersten systematischen Durchsicht des dem Vortragenden im Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf zur Verfügung stehenden Urkunden- und Registermaterials. Das bedeutet, daß zwar der wichtigere Teil der Überlieferung erfaßt, daß aber die Basis auch dieser Skizze, die in dem gegebenen Rahmen ohnehin nur eine erste Annäherung an das Thema sein kann, immer noch lückenhaft ist. Dennoch dürften die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen schon ein in den Grundzügen den Verhältnissen entsprechendes Bild der Entwicklung bieten und, wie ich hoffe, für die Teilnehmer an dieser Tagung von Interesse sein.

Die Anfänge schriftlicher Tätigkeit der Grafen von Kleve reichen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht über die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück8. 1162 setzt die Reihe der in ihrem Namen ausgestellten Urkunden zögernd ein, nimmt aber erst von der Mitte des 13. Jahrhunderts an deutlicher zu. Aber auch dann bleibt mit einem Durchschnitt von etwa 2 Urkunden pro Jahr die Zahl der Ausfertigungen noch so gering, daß für ihre Herstellung die Unterhaltung einer eigenen Kanzlei zweifellos unnötig oder doch entschieden [p. 174] zu aufwendig gewesen wäre9. Bedauerlicherweise liegen über die Kanzleien der Empfänger dieser Urkunden – mit einer Ausnahme10 – keine Untersuchungen vor, so daß uns eine sichere Basis für die Bestimmung des Ausstellungsmodus fehlt. Der bisher allein mögliche Vergleich der erhaltenen Ausfertigungen untereinander läßt jedoch kaum einen Zweifel daran zu, daß es sich – wie in dieser Zeit nicht anders zu erwarten – überwiegend, wenn nicht sogar ausschließlich um Empfängerausfertigungen handelt11. Es spricht somit einiges dafür, daß die Grafen von Kleve zumindest bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts keine Kanzlei gehabt haben, nicht einmal in der rudimentären Form eines einzelnen kontinuierlich beschäftigten Schreibers. Wieweit die Kapläne der Grafen, die seit 1162 in den Zeugenreihen gelegentlich genannt werden12, also vermutlich wohl an der Führung der Geschäfte mitbeteiligt waren, auch die Urkundsgeschäfte mitgestaltet haben, ist nicht erkennbar. Die sonst übliche oder doch gemeinhin angenommene Identität von Kaplan und Notar13 ist für Kleve jedenfalls nicht belegt.

[p. 175] Ein Notar ist in Kleve erst 1277/78 bezeugt14. Die auffällige Koinzidenz dieser ersten Erwähnung eines Schreibers mit dem Regierungsantritt Dietrichs VIII. (1275–1305) läßt vermuten, daß die Einrichtung einer Schreibstube im Sinne eines ständig beschäftigten Notars eine bewußte Innovation dieses Grafen gewesen ist, die von da an, wie die nicht mehr abreißende Kette der namentlich belegten Notare zeigt, zur festen Einrichtung geworden ist15. Da seit Beginn des 14. Jahrhunderts Kapläne und Notare am klevischen [p. 176] Hof eindeutig nebeneinander tätig waren, wobei die Kapläne dem sich herauskristallisierenden Rat angehören16, ist anzunehmen, daß diese Notare von vornherein nur die eigentlichen Schreibarbeiten erledigten – wie auch die für sie üblich prägnantere deutsche Bezeichnung „scriver‟ andeutet –, während die Aufsicht und Durchführung der Geschäfte beim Rat und innerhalb dessen in erster Linie beim Kaplan lag. Die Einrichtung der Schreiberstelle gegen Ende des 13. Jahrhunderts scheint also eine, wenn auch noch rudimentäre Differenzierung in Verwaltungsspitze und Expeditionsstelle anzudeuten, auf jeden Fall den Beginn einer neuen Form der Zentralverwaltung zu signalisieren.

Deutlichere Konturen gewinnt die klevische Schreibstube aber erst in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Sicheres Zeichen für die geänderte Einstellung zur Schriftlichkeit und zu den Erfordernissen einer intensiveren Verwaltung, die den Aufbau einer Kanzlei forderte und förderte, ist auch in Kleve das Auftreten von internem Schriftgut: Um 1319 ließ Dietrich IX. (1310–1347) das erste Urbar der Grafschaft anlegen17, etwa 1338 das erste Kopiar18. Hatte man sich um die Ausgänge der gräflichen Urkunden bisher gar nicht, um die Eingänge kaum gekümmert, so wurde jetzt der Urkundenbestand geordnet und die noch wesentlichen Urkunden analog zu dieser Ordnung nach Sachgruppen [p. 177] getrennt kopiert und durch einen Index zusätzlich erschlossen19. Die sachthematische Anlage des Kopiars wie die offensichtlich bewußte Auswahl der aufgenommenen Urkunden läßt deutlich erkennen, daß man mit dem Kopiar wie auch mit dem Urbar die umfangreicher gewordenen Besitzungen und Rechte überschaubar und für die Durchsetzung der Territorialherrschaft verfügbar machen, d.h. Verwaltungsinstrumente schaffen wollte20. Die Anregung für diesen ersten wichtigen Schritt in Richtung auf eine schriftliche und damit kontinuierliche und kontrollierbare Verwaltungspraxis haben sich die Grafen von Kleve vermutlich bei ihrer habsburgisch-kiburgischen Verwandtschaft geholt, bei der solche Verwaltungsinstrumente bekanntlich schon seit einigen Jahrzehnten in Gebrauch waren21.

Die Hauptaufgabe der Kanzlei bestand in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts wohl noch eher in dieser Sicherung und Aufbereitung der Rechtstitel als in der Urkundenausfertigung, bei der, wie es scheint, die Empfängerausfertigung weiterhin gebräuchlich blieb22. Sie verliert erst in der Regierungszeit [p. 178] Graf Johanns (1347–1368) an Bedeutung, unter dem die Konstituierungsphase der Kanzlei ihren Abschluß findet. Kennzeichnend für die neue Situation ist etwa, daß die klevische Kanzlei bei einem Ministerialentausch zwischen Graf Johann und dem Abt von Werden 1367 sowohl die Urkunde des Grafen als auch die Gegenurkunde des Abtes ausfertigte, die noch in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts zweifellos in Werden selbst ausgestellt worden wäre23. Anders als zu den Zeiten der Empfängerausfertigungen lag jetzt das primäre Interesse an der schriftlichen Fixierung des Rechtsgeschäftes beim Territorialherrn, dessen Kanzlei zur Urkundsstelle für beide Parteien wird, nicht nur da, wo der Empfänger über keine eigenen Schreibkräfte verfügt24, sondern auch gegenüber anderen kanzleifähigen Partnern.

Die neue Praxis, die Urkundenfertigung grundsätzlich selbst zu übernehmen, führte zwangsläufig zu einer erheblichen Steigerung der Kanzleiproduktion25, die wiederum personelle wie organisatorische Konsequenzen nach sich ziehen mußte. War die Kanzlei bisher kaum mehr als ein Ein-Mann-Betrieb gewesen, so arbeiten jetzt mindestens 3 Notare gleichzeitig nebeneinander26. Die auffälligste Folge dieses Ausbaus für die Urkunden selbst war die jetzt deutlich erkennbare Verwendung eines – sehr schlicht gehaltenen – Formulars27, das die Kanzlei in der jetzt entwickelten Form nahezu unverändert [p. 179] bis zum Ende des 15. Jahrhunderts beibehalten hat28; erst dann kam mit dem Auftreten der eigenhändigen Unterschrift ein wesentlich neues Element hinzu29.

Die wichtigste organisatorische Neuerung, in der sich alle anderen spiegeln und in der die jetzt erreichte Formierung der Kanzlei als festorganisierte Verwaltungsinstitution am deutlichsten zum Ausdruck kommt, war aber zweifellos der Übergang zur Registerführung, der die weitere Entwicklung der klevischen Kanzlei entscheidend prägte. Woher der Anstoß zu dieser für ihre Zeit ja noch durchaus ungewöhnlichen Praxis kam, wird sich kaum präzis feststellen lassen. Wahrscheinlich hat der geistlich gebildete und in der geistlichen Verwaltung erfahrene Graf Johann Anregungen aus diesem Bereich, etwa von der römischen Kurie mitgebracht30. Die Form der ersten Registerbände legt jedoch nahe, nicht nur an äußere Einflüsse zu denken, sondern auch an eine eigenständige Entwicklung aus den sachlichen Zwängen der umfangreicheren Geschäftsführung und der eigenen Kanzleitradition. Schon [p. 180] in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts war die Kanzlei dazu übergegangen, von wichtigeren Ausgängen Einzelkopien zu fertigen oder auch Konzepte als Belege zu verwahren31. Bei größeren Mengen bedurfte eine solche Sammlung einer gründlichen Organisation, wollte man sie benutzbar halten. Vielleicht ging man deshalb in den 50er Jahren dazu über, Kopien bzw. Konzepte nach Sachgruppen geordnet auf einzelnen Lagen zusammenzuschreiben32. Das Vorbild für die formale Anlage dieser Abschriftensammlungen hatte man in der eigenen Kanzlei in dem Kopiar Dietrichs IX., von dem man auch die Gliederung in einzelne Sachbereiche übernahm33. Diese ließ sich dann aber bei einer laufenden Kopierung parallel zur Geschäftsführung, die seit ca. 1360 praktiziert wurde34, offenbar nicht mehr durchhalten, so daß die Kanzlei sie [p. 181] gegen Ende der Regierungszeit Graf Johanns aufgab zugunsten einer einfachen chronologischen Reihung; gleichzeitig beschränkte sie sich mehr und mehr auf die Kopierung der Ausgänge, so daß die Abschriftensammlungen sich zu laufend geführten Auslaufregistern wandelten35. Entscheidend für die Registrierung einer Urkunde war aber auch weiterhin nicht der formale, sondern der funktionale Aspekt. Die Registerführung beschränkte sich – und das gilt in gleichem Maße auch für das 15. Jahrhundert – auf die Bereiche der Vermögens- und der Güter-, der Lehen-, Ämter- und Regalienverwaltung. Wenn sich auch heute noch nicht feststellen läßt, ob alle in diesem Bereich anfallenden Urkunden registriert worden sind oder die Kanzlei bzw. ihre einzelnen Mitglieder noch einmal eine Auswahl trafen, so läßt sich doch festhalten, daß das Ziel der Register offenbar darin bestand, die wirtschaftlichen und rechtlichen Verpflichtungen und Verbindlichkeiten festzuhalten, die man eingegangen war und auf die man nach bestimmten Fristen zurückkommen mußte. Es ging der Kanzlei bei der Anlage der Register allein darum, im eigenen Interesse der Gefahr vorzubeugen, daß die ausgegebene Urkunde und/oder das Konzept in der eigenen Registratur verlorenging und damit die einzig sichere Grundlage für die weitere Abwicklung des Geschäftes36. Darüberhinaus [p. 182] ermöglichte die buchmäßige Organisation und die Erschließung durch Kopfregesten37, später dann auch durch Indices38 ein gezieltes Suchen und ein zügiges Auffinden; was bei dem ständigen Anwachsen des Geschäftsvolumens zweifellos zur unverzichtbaren Organisationshilfe wurde. Es ist bezeichnend für die genannte spezifische Funktion der Register, daß man bei den Schriftstücken des politischen wie des privaten Bereichs auf die Registrierung verzichtete und sich auf die Sammlung der Eingänge beschränkte, die – sofern es sich um Urkunden handelte – mit Rückvermerken versehen und in Kisten gelagert39, im übrigen wohl weitgehend unorganisiert aufbewahrt wurden40.

Gegen Ende der Regierungszeit Graf Johanns (1368) verfügte die klevische Kanzlei über eine Schriftgutorganisation, die in einer Einlaufserie, den Auslaufregistern und einer vermutlich wenig geordneten Ablage sonstigen Schriftgutes bestand. Diesem relativ hohen Organisationsgrad entspricht, daß die Kanzlei jetzt auch rein äußerlich büromäßig faßbar wird. 1367 wird die [p. 183] „scryvecamer‟ (der Begriff „Kanzlei‟ wird in Kleve erst von der Mitte des 15. Jahrhunderts an gebräuchlich41) erstmals erwähnt, als dort Quittungen für Zahlungen eingehen, die der klevische Drost Heinrich von Issum an verschiedene Gläubiger des Grafen geleistet hatte42. Schon zu diesem Zeitpunkt war sie demnach nicht nur Schreibbüro und Registratur, sondern auch Anlaufstelle für die nachgeordneten Beamten und die sonst an den Grafen herantretenden Parteien, also bereits Kanzlei im Sinne eines Geschäftslokals der Zentralverwaltung; die man sich allerdings noch nicht allzu behördenmäßig vorstellen sollte. Graf Johann selbst umschreibt die Gruppe am Hof, die u.a. auch die anfallenden Verwaltungsgeschäfte erledigte, 1366 als „nostrorum capellanorum et clericorum consortio‟43 und macht damit deutlich, daß der Hof noch mehr eine Lebensgemeinschaft als eine Behörde war, daß man eben doch noch in den Kategorien der mittelalterlichen Familia und nicht in den denen der modernen Beamtenverwaltung dachte.

Die Organisation der Kanzlei, wie sie unter Graf Johann ausgebildet worden war, blieb im Prinzip bis weit ins 15. Jahrhundert unverändert. Der Dynastiewechsel 136844 brachte für die Kanzlei nur eine Neuerung mit sich, nämlich die Führung von Lehensregistern. Bis dahin waren, wie allgemein üblich, über den im Prinzip mündlichen Belehnungsakt nur bei besonderen Anlässen seit dem 13. Jahrhundert Urkunden ausgestellt worden45, die dann [p. 184] im 14. Jahrhundert auch wie die übrigen zur Geschäftsführung notwendigen Stücke im Register eingetragen wurden. Grundsätzlich wurde dieses Verfahren bis ins 15. Jahrhundert beibehalten, seit 1370 aber zusätzlich Lehenaktregister angelegt, wie sie im Laufe des 14. Jahrhunderts in Deutschland weithin üblich geworden waren46. Den Anstoß für die Anlage dieser Register hat aller Wahrscheinlichkeit nach Graf Adolf (1368–1394) selbst gegeben, der bei seinem Lehrer Levold von Northoff in Lüttich die Führung solcher Lehenaktregister als jüngste Errungenschaft kennengelernt tatte47; der eigentliche Grund für ihre Einführung dürfte aber wohl darin zu suchen sein, daß der neue Herr die Verhältnisse nicht mehr persönlich kannte und deshalb der Aufzeichnung bedurfte, um Doppelbelehnungen oder Lehensentfremdung zu vermeiden. Den Vorbildern und der prinzipiellen Schriftlosigkeit des Verfahrens entsprechend wurden zunächst ausschließlich Aktnotizen in die Register [p. 185] eingetragen. Von 1410 an kommen Abschriften von Belehnungsurkunden und Reversen hinzu48, dann auch Korrespondenzen und interne Vermerke, so daß sich bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts das Aktregister zu einer Geschäftsregistratur in Buchform entwickelt hat49.

Eine ähnliche Entwicklung nehmen auch die überkommenen Urkundenregister, in die seit dem Ende des 14. Jahrhunderts neben Kopien der Ausläufe zunehmend Notizen über mündlich vorgenommene Akte und auch wieder Eingänge eingetragen werden. Die Auslaufregister wandeln sich demnach zu Aufzeichnungen über die vom Herzog und seinem Rat verhandelten Geschäfte, unabhängig davon, ob diese zur Ausstellung einer Urkunde führten oder nicht50. Charakteristisch für die Register bleibt aber, daß sie nur einen Teil des anfallenden Schriftgutes aufnehmen, d.h. daß sie weiterhin nach der Relevanz für die weitere Geschäftsführung selektieren51. Den organisatorisch logischen [p. 186] Schritt zur Führung einer regelrechten Serienregistratur hat die Kanzlei also nicht vollzogen; ganz im Gegenteil ist die Entwicklung in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts wieder rückläufig, d.h. Eingänge und internes Schriftgut werden in den Registern wieder seltener, die erneut in zunehmendem Maße zu reinen Auslaufregistern werden; eine Entwicklung, die aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Aufkommen der Sachaktenführung in Verbindung steht52.

In dem skizzierten Strukturwandel der Register spiegelt sich die Intensivierung der schriftlichen Geschäftstätigkeit in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts, die zu einer Vervielfachung des anfallenden Schriftgutes führte53. Das damit auftauchende Mengenproblem bewältigte die Kanzlei mit einer durchgreifenden Reform der überkommenen Schriftgutverwaltung. 1429 wurde die Serie der Eingänge mit Kurzregesten in einem speziellen Archivrepertorium verzeichnet und damit das Kopiar von 1368 zeitgemäß ersetzt. Die Urkunden lagen jetzt in einem eigenen Archivraum in 5 signierten Kisten nach Pertinenzen geordnet, die nach einem mnemotechnischen System gekennzeichnet waren54. Das zweite „Bein‟ der Schriftgutführung, die Register, wurden in den folgenden Jahren ebenfalls neu strukturiert. Von 1432 an wurden je eigene [p. 187] Register für die Lehen und die Präsentationen angelegt55 und damit die bisherige allgemeine Registerführung in die Teilserien registra causarum, feudorum und presentationum aufgespalten, in denen sie bis ins 18. Jahrhundert geführt worden sind. Die bis dahin entstandenen älteren Registerbände wurden zu einer Serie zusammengestellt und durchsigniert und so nach rückwärts an die neugebildeten Teilserien angebunden, woraus unmittelbar deutlich wird, daß sie für die Verwaltung keineswegs totes Registraturgut waren56. Die Anlage von Indices sowohl für die einzelnen Bände wie auch übergreifend für ganze Gruppen57 und schließlich die Anlage von Parallelserien für die märkischen Lehen und causae nach der endgültigen Angliederung der Grafschaft Mark 146158 vollendeten die Neuorganisation der Register, die in der 1463 neu erbauten Kanzlei aufgestellt wurden59. Dort dienten sie, wie die zahlreichen Streichungen und Zusätze unmittelbar deutlich machen, bis weit [p. 188] in die Neuzeit als Grundlage der laufenden Geschäftsführung. Sie waren, was allein schon der ungewöhnliche Aufwand der Serienbildung verdeutlicht, seit der Mitte des 14. Jahrhunderts das Pro-Memoria der Kanzlei, hatten also die Funktion, den Überblick über die getätigten Geschäfte zu ermöglichen und als Informationsspeicher für die zukünftige Geschäftsführung zu dienen60. Spätestens seit der Mitte des 15. Jahrhunderts kam ihnen darüber hinaus aber auch noch eine gewisse juristische Beweisfunktion zu, deren genauer Umfang noch eingehender Analyse bedarf61.

Während die Schriftgutorganisation somit in Kleve um die Mitte des 15. Jahrhunderts zu einem relativ hoch differenzierten und allem Anschein nach effizienten Verwaltungsinstrument ausgebaut worden war, blieb die Geschäftsorganisation der Kanzlei erstaunlich lange nahezu unverändert. Das Personal bestand bis zum Ende des Jahrhunderts im Kern aus 4 „secretarii‟, zu deutsch nach wie vor schlicht „scriver‟ genannt, war also kaum umfangreicher als zur Zeit des Grafen Johann62. Es sind weiterhin in der Regel, wenn [p. 189] auch nicht durchweg Geistliche63 bürgerlicher, ja bäuerlicher Herkunft, die im landesherrlichen Dienst Karriere machen64. Entscheidend war die, zumindest zum Teil schon akademische Vorbildung65, nicht der geistliche Stand, der dem Herzog nur die nützliche Möglichkeit bot, diese Leute mit Pfründen zu versorgen, während er Laien auf eigene Kosten unterhalten mußte. Eine Differenzierung innerhalb der Gruppe der Sekretäre wird es dem Ansehen nach gegeben haben; auch eine gewisse Arbeitsteilung ist zu erkennen. Andererseits sind dieselben Hände gleichzeitig in den verschiedenen Registern und bei den Ausfertigungen nachzuweisen, so daß es eine grundsätzliche Trennung nach Aufgabenbereichen nicht gegeben haben kann, vielmehr die Sekretäre nach Bedarf und Verfügbarkeit für alle anfallenden Schriftgeschäfte eingesetzt worden sind; darüber hinaus hatten sie auch die sachliche Vorbereitung der Ratsverhandlungen zu leisten, fungierten als Zeugen z. B. bei Belehnungen und als Geschäftsträger des Herzogs bei verschiedensten Geschäften66. Ein eigentlicher Kanzleichef, wie er anderswo als cancellarius oder prothonotarius [p. 190] erscheint, ist in Kleve nicht faßbar. Von der Mitte des 14. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts ist der Spitzenbeamte der Zentralverwaltung, wie es scheint, der Landrentmeister67, ansonsten ist man organisationsmäßig mit Herzog und Rat als Entscheidungsgremium68 und der Kanzlei, d.h. der Summe der verfügbaren Schreiber, als ausführendem Organ ausgekommen, wobei vermutlich die persönliche Geschäftsführung des Herzogs eine weitere Differenzierung und Kompetenzregelung überflüssig machte. Erst als die häufigere Abwesenheit des Herzogs in den 40er Jahren es nötig machte, die Geschäftsführung öfter den Räten zu übertragen, profilierte sich das mit der inhaltlichen wie technischen Seite der Geschäfte am besten vertraute Mitglied des Rates, der Rentmeister Heinrich Nyenhuis, soweit als Chef der Verwaltung, daß er von den Zeitgenossen als „secundus dominus territorii Clivensis‟ [p. 191] apostrophiert wurde69. Es ist kennzeichnend für die noch unverfestigte Struktur, daß es in Kleve für diese neue Position des „Altrentmeisters‟ keinen Titel gab, so daß er, wie auch noch sein Nachfolger Hermann von Brakel, nur als „die praist‟ bezeichnet wird#70, nach der 1442 eigens als Amtspfründe für den Verwaltungschef eingerichteten Propstei Kleve71. Erst gegen Ende des Jahrhunderts wird der Titel „Kanzler‟ für diesen neuen Spitzenbeamten der Verwaltung gebräuchlich72, zur selben Zeit als in Kleve auch erstmals die Geschäftsordnung der Zentralverwaltung in den Grundzügen schriftlich fixiert wurde73. Die bis dahin auf persönlicher Weisung statt fester Kompetenzenregelung [p. 192] basierende Geschäftsführung hatte zur Folge gehabt, wie aus den Klagen der Räte 1486 deutlich hervorgeht74, daß die Kanzlei fallweise auf direkten Befehl des Herzogs oder einer von diesem tatsächlich oder vermeintlich beauftragten Person arbeitete, wodurch es zu Doppelaufträgen, Widersprüchen, unkontrollierten Beeinflussungen des Kanzleipersonals und anderen Willkürlichkeiten kam. Auf Drängen der Räte wurde das Kanzleipersonal deshalb 1486 dem Rat direkt unterstellt und darauf vereidigt, nur auf dessen Befehl zu arbeiten75. Alle Eingänge mußten, wenn sie nicht direkt an den Rat gelangten, einem der Schreiber übergeben werden, der sie nach entsprechender Vorbereitung an den Rat zur weiteren Geschäftsbehandlung weiterleitete. Auch der Herzog selbst hatte die an ihn unmittelbar gelangenden Eingänge in diesen Geschäftsgang zu geben, in den selbst die mündlichen Verhandlungen mit einbezogen wurden76. Die Einführung fester Bürostunden für Räte und Schreiber77 markiert auch äußerlich, daß sich 1486 in Kleve Rat und Kanzlei zu einer von der persönlichen Geschäftsführung des Herzogs unabhängigen Zentralbehörde formiert haben, die in ihrer Kompetenz umfassend, in ihrer Struktur noch wenig gegliedert ist, aber behördenmäßig der Ausgangspunkt für die differenzierte landesherrliche Regierung des 16. Jahrhunderts war.


1 Die Serie der Kanzleiregister setzt ein mit dem Kopiar von ca. 1338 bzw. dem seit 1360 laufend geführten, aber bis 1349 zurückreichenden registrum comitis Johannis; vgl. dazu noch unten. Einen zwangsläufig recht groben Überblick über die erhaltenen Bände gibt: Das Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und seine Bestände, Bd. 5, bearb. von F.W. Oediger, Siegburg 1972, S. 197–207 für die registra causarum; Bd. 1, Siegburg 1957, S. 234 für die registra presentationum; Bd. 1, S. 215 und Bd. 2, Siegburg 1970, S. 491 f. sowie Bd. 8, Siegburg 1974, S. XI–XIV für die registra feudorum. Zusammen umfaßt die Serie, die bis ins 18. Jh. lückenlos erhalten ist, bis 1521 ohne Doppelstücke und Abschriften 36 starke Foliobände.

2 Diese Wertung der Registerführung für die Kanzleientwicklung ist unbestrittenes Allgemeingut der Forschung, vgl. z. B.O. Redlich, Die Privaturkunden des Mittelalters, München-Berlin 1911, S. 162; oder prägnanter H. Bansa, Die Register der Kanzlei Ludwigs des Bayern, Bd. 1, München 1971 (Quellen und Erörterungen zur bayer. Gesch. NF 24, 1) S. 15*: „Wenn eine Kanzlei anfängt … Register zu führen, so ist dies ein Zeichen dafür, daß sie sich von einer einfachen Produktionsstelle für Beweismittel … zu einer Verwaltungsinstitution entwickelt hat‟.

Früher als in Kleve setzt die Registerführung im weltlichen Bereich (abgesehen von den Königskanzleien), soweit ich sehe, ein in den Grafschaften Hennegau (nach Ansätzen 1294/1300 laufend ab 1306, vgl. M. Bruwier, Etudes sur les cartulaires de Hainaut, in: Bulletin de la commission royale d’histoire 115, 1950, S. 173–217), Tirol (1308, vgl. A. Lhotsky, Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs, Köln-Graz 1963 (MIÖG Erg.-Bd. 19, S. 78); Holland (vor 1317, vgl. Th. v. Riemsdijk, De tresorie en kanselarij van de graven van Holland en Zeeland uit het Henegouwsche en Beiersche huis, La Haye 1908, bes. S. 477 ff.); Flandern (erhalten ab 1330, vgl. J. Buntinx, De XIVe-eeuwse kanselarij-registers van het graafschap Vlaanderen, in: Bulletin de la commission royale d’histoire 113, 1948, S. 205–221); ferner in Brandenburg (1333, vgl. Redlich, a.a.O., S. 163) und in der Dauphiné (1336, vgl. Ch. Reydellet-Guttinger, La chancellerie d’Humbert II dauphin de Viennois 1333–1349, in: AD 20, 1974, S. 241–383, bes. S. 337 ff.). Etwa gleichzeitig mit Kleve setzt sie ein in Österreich (1353, allerdings mit einem vereinzelten Vorläufer 1313/15, vgl. O. Stowasser, Die österreichischen Kanzleibücher vornehmlich des 14. Jh. und das Aufkommen der Kanzleivermerke, in: MIÖG 35, 1914, S. 688–724) und in der Pfalz (1354, vgl. H. Rall, Urkundenwesen, Kanzlei und Rat der Wittelsbacher Pfalzgrafen bei Rhein und Herzoge von Bayern 1180/1214–1436/1438, in: Grundwissenschaften und Geschichte, Fs. P. Acht, hg. v. W. Schlögl und P. Herde, Kallmünz 1976, S. 274–294, bes. S. 285).

3 Th. Ilgen, Die wiederaufgefundenen Registerbücher der Grafen und Herzöge von Cleve-Mark, Leipzig 1909 (Mitt. d. kgl. preuß. Archivverwaltung 14). Diese noch immer grundlegende Übersicht diente nur dazu, den Bestand vorzustellen und seinen Quellenwert zu erläutern. Die für ein Verständnis der Registerführung notwendige Analyse der einzelnen Bände konnte und wollte Ilgen an dieser Stelle nicht leisten, wenn er auch manche wichtige Detailbeobachtung mitgeteilt hat; sie ist ein Desiderat geblieben.

4 Verwiesen sei nur auf H. Bresslau, Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien, Bd. 1, 2. Aufl. Leipzig 1912, S. 143.

5 Eine diplomatisch fundierte Untersuchung liegt bisher nur für die Grafschaft Arnsberg vor: F. Zschaeck, Das Urkundenwesen der Grafen von Arnsberg, in: AUF 8, 1923, S. 281–327.

6 Ausnahmen sind das Urkundenbuch der Stadt Krefeld und der alten Grafschaft Moers, bearb. von H. Keussen, 5 Bde., Krefeld 1938–1940, das aber in vieler Hinsicht unvollkommen ist; und das Oorkondenboek der graafschappen Gelre en Zutfen tot op den slag van Woeringen, uitgeg. door L.A.J.W. Baron Sloet, 2 Bde., S’Gravenhage 1872–1876, das aber nur bis 1288 reicht. Die übergreifenden Urkundenbücher, wie besonders das Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, hg. v. Th. J. Lacomblet, 4 Bde., Düsseldorf 1840–1858 (im folgenden zitiert: UB Niederrhein) und das Westfälische Urkundenbuch, hg. vom Verein für Gesch. und Altertumskunde Westfalens, bisher 10 Bde., Münster 1847–1978 (im folgenden zitiert: WUB) können diese Lücke nicht schließen.

7 Zu nennen ist hier für die klevische Kanzlei: K. Schottmüller, Die Organisation der Centralverwaltung in Cleve-Mark vor der brandenburgischen Besitzergreifung 1609, Leipzig 1897, S. 40–60; dazu die Rez. von Küch in Düsseldorfer Jb 12, 1897, S. 283–288. E. Knecht (-Stachelscheid), Die Verwaltungsorganisation im Territorium Kleve und ihre Reformen unter dem Grafen und späteren Herzog Adolf (1394–1448), Diss. Köln 1958, S. 38–48. D. Kastner, Die Territorialpolitik der Grafen von Kleve, Düsseldorf 1972 (Veröff. d. Hist. Vereins für den Niederrhein 11) S. 170 f. W. Janssen, Landesherrliche Verwaltung und landständische Vertretung in den niederrheinischen Territorien 1250–1350, in: AnnHistVNiederrh 173, 1971, S. 85–122, bes. S. 92–94. Für den nordwestdeutschen Raum insgesamt faßt den derzeitigen dürftigen Forschungsstand neuerdings zusammen G. Droege, in: Dt. Verwaltungsgeschichte, hg. von K.G.A. Jeserich u.a., Bd. 1: Vom Spätmittelalter bis zum Ende des Reiches, Stuttgart 1983, S. 690–741.

8 Früher liegt nur ein Bericht des Grafen Arnold an den Abt von S. Vaast d’Arras von 1120 März 7 (vgl. Th. Ilgen, Quellen zur inneren Geschichte der rhein. Territorien, Herzogtum Kleve I: Ämter und Gerichte, 2 Bde., Bonn 1925 [Publ. d. Ges. f. rhein. Gesch.-kde. 38], Bd. 2, 1 S. 4–6). Die Urkunde ist aber ausgefertigt vom Propst von S. Vaast und gesiegelt von Hg. Gottfried VII. von Lothringen und belegt damit m. E. direkt, daß den Grafen von Kleve zu dieser Zeit das Ausstellen von Urkunden noch fremd war.

9 Bis 1200 sind mir bisher nur 11 Urkunden der Grafen von Kleve bekannt, davon ist eine (WUB 2 Nr. 330 von 1163) nach M. Petry, Die ältesten Urkunden und die frühe Geschichte des Prämonstratenserstiftes Cappenberg, in: AD 18, 1972, S. 168 und 283 f. gefälscht, so daß sich für 1162–1200 ein Schnitt von 0,25 pro Jahr ergibt. Der Anstieg erfolgt dann deutlich in der Regierungszeit Dietrichs VI.: 1202–1219: 1; 1220–1229: 4; 1230–1239: 9; 1240–1249: 9; 1250–1259: 16. In der 2. Hälfte des Jahrhunderts bleibt die Produktion dann fast konstant: 1260–1275: 31; 1275–1305: 57, also durchschnittlich ca. 2 pro Jahr, wobei selbstverständlich offen bleibt, wie vollständig unsere Überlieferung ist. Wesentliche Lücken sind aber wohl kaum anzunehmen, da die Zahlen in etwa den Produktionsziffern anderer weltlicher Kanzleien entsprechen. Nach den bei Redlich (wie Anm. 2) S. 130 f. angegebenen Zahlen ergibt sich für Meißen z. B. 1200–1250 ein Schnitt von 0,72 pro Jahr, 1250–1300 von 4,96; für Kärnten in derselben Zeit 0,68 bzw. 1,06 pro Jahr.

10 S. die Anm. 9 genannte Arbeit über Cappenberg, nach der die genannte Fälschung von 1163 und eine undatierte Urkunde Dietrichs V. von ca. 1190 dem Cappenberger Schreiber C 1 zuzuordnen sind (a.a.O., S. 166–168, 283 f.).

11 Zum Verhältnis von Aussteller- und Empfängerausfertigungen in verschiedenen Kanzleien 1150–1300 s. die Tabelle bei Redlich (wie Anm. 2) S. 130 f. Danach sind z. B. auch für die Markgrafen von Meißen bis 1250 ausschließlich Empfängerausfertigungen belegt.

12 Vgl. UB Niederrhein, Bd. 1 Nr. 404.

13 Vgl. Redlich (wie Anm. 2) S. 156. Für die niederrheinischen Territorien ist diese Identität generell nur sehr selten belegt, so einmal für Geldern 1233 und einmal für Jülich 1320, vgl. die Belege bei Janssen (wie Anm. 7) S. 93 Anm. 31. Die Unterstellung, jeder genannte Kaplan sei auch Notar gewesen, die den Angaben zum Kanzleipersonal bei Janssen a.a.O. und bei Kastner (wie Anm. 7) S. 170 f. zugrundeliegt, ist nur zu halten, wenn man voraussetzt, daß es am Hof jeweils nur einen Geistlichen und nur einen Kaplan gegeben hat. Diese Prämisse aber ist fragwürdig, da z. B. die Grafen von Kleve gleichzeitig Kapläne auf den Burgen Monterberg und Kleve gehabt haben! Es bleibt zu untersuchen, seit wann man von einer Klerikergruppe am Hof ausgehen kann, wie sie 1366 in Kleve belegt ist (vgl. unten Anm. 43), und ob das Verhältnis Kapelle/Kanzlei dann nicht dem entspricht – selbstverständlich in bescheidenerem Rahmen –, das J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Könige, 2 Bde., Stuttgart 1959–1966 (Schriften der MGH 16) für die Königskanzlei herausgearbeitet hat. Vgl. dazu auch noch unten Anm. 16.

14 Stadtarchiv Wesel Urk. 1277 Juli 20: Gerlacus notarius noster. Derselbe dann 1278 Jan. 18 UB Niederrhein Bd. 4 Nr. 673.

15 Es würde an dieser Stelle zu weit führen, alle Notare bis zum Ende des 15. Jh. nachzuweisen; ich beschränke mich deshalb auf die bis zum Ende des 14. Jh. genannten, um die Kontinuität zu verdeutlichen. Die angegebenen Jahreszahlen beziehen sich auf das Jahr der ersten und letzten Nennung als Notar.

1290–1307 Johann von Klarenbeck; vgl. die Belege bei Kastner (wie Anm. 7) S. 171 Anm. 429 und Janssen (wie Anm. 7) S. 93 Anm. 31, die zu ergänzen sind um Hauptstaatsarchiv Düsseldorf (im folgenden zitiert: HStAD) Wesel Franziskanessen Urk. 1 und R. Scholten, Die Stadt Cleve, Cleve 1879, S. 39 Anm. 2.

1316–1321 Arnold gen. Schincke von Boderbergh; vgl. Kleve-Mark Urkunden 1223 bis 1368, Regesten des Bestandes Kleve-Mark Urkunden im NW Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, bearb. von W.-R. Schleidgen, Siegburg 1983 (im folgenden zitiert: Regesten Kleve-Mark), Nr. 151; L.A.J.W. Baron Sloet, Het hoogadelijk vrij wereldlijk stift te Bedbur bij Kleef, Amsterdam 1879, Oorkonde Nr. 61.

1342 Konrad Scholleken; vgl. W. Classen, Das Erzbistum Köln, Archidiakonat Xanten (Germania Sacra III, 1) Berlin 1938, S. 371.

vor 1350 Jordan Propst von Wissel; vgl. Regesten Kleve-Mark Nr. 346.

1354–1358 Henricus; vgl. F. Gorissen, Regesten zur politischen Geschichte des Niederrheins I: Stadtrechnungen von Wesel, 4 Bde., Bonn 1963 (Publ. d. Ges. f. rhein. Gesch.-kde. LV) Bd. 1, S. 103, 111, 126; er ist wahrscheinlich identisch mit

1359–1364 Henricus Boto; vgl. Gorissen, a.a. O., S. 131, 144, 161 und HStAD, Hs. A III 7 Bl. 44 b.

1360–1364 Hermann Sobbeken, vgl. Janssen, a.a. O.

1372–1393 Wessel Swartkopp, vgl. Gorissen, a.a. O., S. 200, Classen, a.a. O., S. 318 f.

1379–1383 Adolf von Suitkamen; vgl. HStAD Hs. A III 10 Bl. 92 b, A III 12 Bl. 30 b.

1396–1401 Johann von Wengern; vgl. Gorissen, a.a. O., Bd. 2 S. 213, 238, 240, Bd. 3 S. 50; Classen, a.a. O. S. 127, 369. Selbstverständlich sind damit nicht alle Notare erfaßt, wie allein die wechselnden Hände in den Registern der 2. Hälfte des 14. Jh. zeigen. 1361 Juli 24/25 z. B. lassen sich an einer Gruppe von 4 Ausfertigungen und den dazugehörigen 7 Registereinträgen 3 Hände nachweisen, wobei teils Ausfertigung und Registereintrag von derselben Hand geschrieben sind, teils die Ausfertigung von der einen, der Registereintrag von der anderen (HStAD, Kleve-Mark Urk. 428–431 und Hs. A III! Bl. 14 a und 61). Neben den oben genannten Henricus Boto und Hermann Sobbeken hat es 1361 also noch einen dritten Notar gegeben; ähnliches dürfen wir für die übrige Zeit annehmen.

16 Die Behauptung von Kastner (wie Anm. 7) S. 170, die Kapläne von Kleve und Monterberg hätten als Notare gedient, ist in dieser Form nicht zu halten. Keiner der Anm. 14, 15 genannten Notare ist auch als Kaplan belegt und andererseits keiner der von Kastner angeführten Kapläne als Notar. Dagegen ist das Nebeneinander von Notar und Kaplan z. B. 1321 April 25 direkt bezeugt: „Acta sunt hec presentibus … Johanne capellano castri Clivensi … Arnoldo investito de Appeldaren notario nostro‟ (Sloet, wie Anm. 15, Oorkonden Nr. 61). Das schließt natürlich nicht aus, daß auch die Kapläne sich an den Kanzleigeschäften noch beteiligt haben, aber dann nicht als Notar, sondern als schreibkundiger Rat! Zum Kaplan als Mitglied des Rates vgl. z. B. UB Niederrhein 3 Nr. 297: „by rade … hern Riquins van Birt ons capellains‟ (1335) und ebda. Nr. 373 (1342), wo derselbe Riquin unter den „nostros fideles et consiliarios‟ aufgeführt wird. Zur Entstehung des Rates in Kleve in der 1. Hälfte des 14. Jh. vgl. Ilgen (wie Anm. 8) Bd. 1 S. 596 f., Kastner, a.a. O., S. 168 und Janssen (wie Anm. 7) S. 107 ff.

17 Vgl. Quellen zur inneren Geschichte der rheinischen Territorien, Grafschaft Kleve 2: Das Einkünfteverzeichnis des Grafen Dietrich IX., hg. von F.W. Oediger, 2 Teile, Düsseldorf 1982 (Publ. d. Ges. f. rhein. Gesch.-kde. 38).

18 HStAD Hs. A III 2. Zur Datierung vgl. Regesten Kleve-Mark S. VII Anm. 4.

19 Das Kopiar ist gegliedert in die Abschnitte: littere regales, collegiorum, ministerialium, de castris, feodalium, speciales, Westphalorum captivorum. Die Urkunden lagen in einzelnen Kästen in einer Kiste, wie aus einer Bemerkung des Kopisten über nicht aufgenommene Urkunden hervorgeht: „Diverse et multe littere non necessarie nec copiate iacent reposite in cista sculpta et depicta … alie … in den eyndelscrijn maioris ciste‟ (HStAD Hs. A III 2 Bl. 2 a). Die Parallelität von Lagerordnung und Kopiar läßt sich aus dem Index erschließen, in dem – allerdings nur bei der ersten Gruppe – zu jeder Urkunde ein Kennbuchstabe gesetzt ist.

20 Darauf hat schon Ilgen (wie Anm. 3) S. 13 aufmerksam gemacht: „Eine Anordnung des Stoffes, die offenbar dem Stand und den Bedürfnissen der damaligen Regierung und Verwaltung angepaßt ist‟.

21 Dietrich VIII. von Kleve hatte 1290 Margarete von Kiburg, die Tochter Eberhards von Habsburg-Laufenberg und der Anna von Kiburg geheirater (vgl. Kastner, wie Anm. 7, S. 61 f., 188). Die ältesten landesherrlichen österreichischen Urbare reichen aber bis in die 2. Hälfte des 12. Jh. zurück (vgl. Lhotsky, wie Anm. 2, S. 102); in der Grafschaft Kiburg wurde das erste 1264 angelegt (vgl. Redlich, wie Anm. 2, S. 159); und unter Kg. Albrecht, zu dem Dietrich VIII. enge Beziehungen hatte (vgl. Kastner, a.a. O., S. 77 ff.), entstand 1303/08 das große habsburgische Urbar (vgl. Lhotsky, a.a. O.).

22 Dafür spricht auch die immer noch geringfügige Zahl der von der Kanzlei besorgten Ausfertigungen. Für Dietrich IX. (1310–1347) sind bisher 121 bekannt, das entspricht einem Schnitt von ca. 3,3 pro Jahr. Zu beachten ist allerdings, daß die Kanzlei jetzt auch Empfängerausfertigungen schreibt. So hat eine klevische Kanzleihand, die mehrfach im Kopiar nachzuweisen ist (z. B. HStAD Hs. A III 2 Bl. 64 a, 85 b) auch die Ausfertigungen der Lehensreverse des Johann von Hagenbeck von 1338 April 7 und des Rutger von Dungelen von 1338 April 23 (vgl. Regesten Kleve-Mark Nr. 230, 233) geschrieben und die Urkunden selbst im Kopiar eingetragen (HStAD Hs. A III 2 Bl. 56 b–57 b)! Die Kanzleiproduktion muß also insgesamt höher angesetzt werden; genaue Zahlen werden sich aber wohl nie geben lassen.

23 Vgl. Regesten Kleve-Mark Nr. 536. Die Urkunde des Abtes Heinrich von Werden ist von derselben Hand geschrieben wie der Registereintrag der Gegenurkunde Graf Johanns in HStAD Hs. A III 9 Bl. 12 a. Obwohl sich die Gegenurkunde des Grafen im Werdener Archiv nicht erhalten hat, kann kein Zweifel daran bestehen, daß derselbe Notar beide Ausfertigungen und den Registereintrag geschrieben hat.

24 In solchen Fällen hat die Kanzlei schon in den 30er Jahren die Ausfertigung übernommen, vgl. die Anm. 22 genannten Lehensreverse. Die gleichzeitige Ausfertigung dieser Reverse und ihre Eintragung ins Kopiar rücken das Kopiar strukturell deutlich in die Nähe der ersten Register, da es sich bei diesen Urkunden genaugenommen um Kanzleiausgänge handelt, wenn auch auf den Namen des Empfängers ausgestellt. Bezeichnenderweise ist im übrigen der letzte Eintrag im Kopiar eine Urkunde Dietrichs IX. von 1343 Okt. 9 (HStAD Hs. A III 2 Bl. 31 b), also ein ‚regelrechter‛ Ausgang. Es ergibt sich hier eine gerade Entwicklung vom Kopiar zum ersten Register Graf Johanns! Vgl. dazu auch noch unten.

25 Allein in den Registern Graf Johanns, die, wie weiter unten gezeigt ist, nur einen Teil des angefallenen Schriftgutes erfassen, sind für 1348–1368 rund 700 Ausfertigungen überliefert; das ergibt im Durchschnitt rund 35 pro Jahr, also etwa eine Verzehnfachung gegenüber der 1. Hälfte des Jahrhunderts, vgl. Anm. 22.

26 Vgl. oben Anm. 15.

27 Es ist an dieser Stelle nicht möglich, den Nachweis dafür im einzelnen zu führen. Ein einfaches, aber deutliches Indiz für die Verwendung eines festen Formulars durch die Kanzlei ist die Ersetzung der Formularteile von Publicatio, Corroboratio und Datumszeile durch „etcetera‟ in den Registern. So schon, wenn auch noch selten, im ersten Register z. B. HStAD Hs. A III 4 Bl. 7, Bl. 18 usw.; fast regelmäßig dann im letzten Register Graf Johanns, z. B. HStAD Hs. A III 9 Bl. 5: „Wi Johann greve etcetera … In orconde etcetera‟.

28 Soweit aus den im HStAD im Bestand Kleve-Mark erhaltenen Ausfertigungen ersichtlich, ist die einzige Änderung im Formular, abgesehen von geringfügigen stilistischen Varianten, die Erweiterung der Intitulatio um „van goidz gnaden‟ nach der Erhebung zum Herzogtum 1417. Auch in den äußeren Merkmalen sind im 15. Jh. nur geringfügige Änderungen festzustellen, so eine etwas üppigere Gestaltung der Eingangsinitiale, die Verwendung feineren Pergaments, die Vergrößerung des Umbugs und Verbreiterung der Pressel. Abweichungen von der Norm sind sehr selten und haben dann deutlich erkennbar besondere Ursachen, wie z. B. HStAD Kleve-Mark Urk. 1963 (1450 März 13) und Urk. 2224 (1464 Sept. 10), die beide nach burgundischem bzw. französischem Vorbild gefertigt sind, offensichtlich nach dem Geschmack der Empfänger, des Herrn von Ravenstein bzw. des Grafen von Charleroi.

29 Erster Beleg ist eine Quittung für den Hofmarschall Henrich Staill von 1485 Sept. 16, HStAD Kleve-Mark Urk. 2572. Die eigenhändige Zeichnung bleibt aber doch bis zum Ende des Jahrhunderts noch die Ausnahme.

30 Graf Johann, der vor seinem Regierungsantritt 1347 Kanonikate in Köln, Trier, Mainz, Utrecht, Rees und Xanten innegehabt hatte, päpstlicher Kaplan, Domscholaster in Mainz und Domdekan in Köln gewesen war (vgl. Janssen, in: NDB 10, Berlin 1974, S. 491 f.), hat zweifellos über so weitreichende und vielfältige Kontakte verfügt, daß eine Beeinflussung von vieler Seite her möglich ist; die Kurie scheint mir aber hier noch am ehesten als Vorbild in Frage zu kommen. Zu Einflüssen vgl. auch Ilgen (wie Anm. 3) S. 15 f., der z. B. an Holland denkt; aber auch Flandern und Österreich kämen in Frage, vgl. oben Anm. 2 und Anm. 21. Die Tendenz zur Registerführung war in der Kanzlei jedenfalls schon vor dem Regierungsantritt Johanns vorhanden, vgl. oben Anm. 24, so daß beide Elemente, die äußeren Einflüsse wie die eigenständige Entwicklung zweifellos zusammengesehen werden müssen.

31 Z.B. Regesten Kleve-Mark Nr. 178 (1325), 267 (1343). Ein besonders schönes Beispiel ist die Urkunde über die Erneuerung der Stadtprivilegien von Orsoy 1351 (vgl. Regesten Kleve-Mark Nr. 354), deren Ausfertigung sich ordnungsgemäß im Archiv der Stadt befindet (HStAD, Dep. Stadt Orsoy Urk. 1), ein zweites, nicht vollzogenes Mundum aber im klevischen Archiv (HStAD, Kleve-Mark Urk. 330), offensichtlich als Registraturbeleg. Ein Konzept z. B. Regesten Kleve-Mark Nr. 540.

32 Die Register sind in der heute vorliegenden Form erst im 16. Jh. gebunden worden (vgl. Ilgen, wie Anm. 3, S. 12). Dabei wurde gerade bei den ersten Bänden (HStAD Hs. A III 4, 7, 9) die ursprüngliche Ordnung z. T. empfindlich gestört. Die Anfänge der Registerführung werden deshalb exakt erst nach einer genauen codicologischen und inhaltlichen Analyse zu bestimmen sein, die einer eigenen Untersuchung vorbehalten bleiben muß. Auf die Anlage als Abschriftensammlung weist aber schon die Überschrift der ersten Lage des ersten Registerbandes direkt hin: „Copie collationate et conscripte‟ (HStAD Hs. A III 4 Bl. 4 a). Da die Eintragungen zunächst nicht gleichzeitig erfolgten, vielmehr die Ausstellung der kopierten Urkunde oft mehr als 10 Jahre zurückliegt, muß die Kanzlei Kopien bzw. Konzepte zur Verfügung gehabt haben. Dem Titel entsprechend werden unterschiedslos Ein- und Ausgänge kopiert. Der dann erfolgende Übergang von der Abschriftensammlung zur laufenden Registerführung ist besonders augenfällig im nächsten Band (HStAD Hs. A III 7): Bl. 61–64 sind von einer Hand in einem Zuge Ein- und Ausgänge von Lehensurkunden aus der Zeit 1350–1363 eingetragen worden; Bl. 65–75 folgen darauf ausschließlich Ausgänge in chronologischer Folge von wechselnden, offenbar gleichzeitigen Händen.

33 Ebenso wie im Kopiar (vgl. oben Anm. 19) finden sich HStAD Hs. A III 7 Überschriften zu den einzelnen Sachgruppen: littere patentes de bonis (Bl. 7), littere feodalium et viteductum (Bl. 61), littere officiorum (Bl. 77), littere theoloneorum et illorum qui habent conductum (Bl. 89). In den beiden anderen Registern Graf Johanns (HStAD Hs. A III 4 und 9) fehlen solche Titel zwar, doch ist auch dort eine adäquate sachliche Gliederung unverkennbar. Zur Kontinuität von Kopiar zu Register s.a. oben Anm. 24.

34 Für die annähernd gleichzeitige Führung der Register gibt es von ca. 1360 an vielfach Hinweise. So ist z. B. eine Lehensurkunde Graf Johanns für Goedert von Hönnepel von 1361 Juli 24 (vgl. Regsten Kleve-Mark Nr. 460) zusammen mit dem Revers Goederts von derselben Hand im Register eingetragen (HStAD Hs. A III 4 Bl. 61 b), die auch die Ausfertigung des Reverses geschrieben hat. In Hs. A III 4 Bl. 67 b–68 ist eine Schuldurkunde Graf Johanns für Engelbert von der Mark von 1362 mit dem Vermerk kanzelliert: „non est sigillata copia precedens quia non procedebatur in tractatu habito‟. Schon Ilgen (wie Anm. 3, S. 16) hat das als Beleg dafür angeführt, daß die Registrierung gleichzeitig, u. zw. nach Anfertigung der Reinschrift und vor deren Besiegelung erfolgt sein muß.

35 Im letzten Register Graf Johanns (HStAD Hs. A III 9) hat die erste Hand zunächst noch eine sachliche Ordnung angelegt: eine Lage mit Urkunden der Güterverwaltung, unter sich wieder gegliedert in Barschulden (Bl. 4–7), Eigenleute (Bl. 7, 10), Grundbesitzverschreibungen (Bl. 10–11); daneben eine zweite Lage für Lehenssachen (Bl. 18+25, der Rest ist ausgeschnitten). Von August 1367 an wird dann auf den freien Seiten der ersten Lage und neu hinzugefügten von wechselnden Händen kontinuierlich eingetragen ohne Rücksicht auf die sachliche Gruppierung, aber in eindeutig chronologischer Folge, die allenfalls einmal durch die Aufnahme von Vorurkunden unterbrochen wird.

36 Ein besonders instruktives Beispiel für diese funktionale Anlage bieten die ersten Blätter des ersten Registers Graf Johanns (HStAD Hs. A III 4). Dort ist Bl. 4 zu Anfang einer Serie von Abschriften aus dem Zeitraum 1356–1360 eine Schuldurkunde Graf Johanns für Johann von Strowich von 1356 eingetragen worden. Als 1365 eine Abrechnung des Gläubigers erfolgte und der Graf darüber einen Recess ausstellte, wurde dieser auf ursprünglich freigebliebenem Raum hinter der Schuldurkunde eingetragen, wobei der Schreiber des Recesses noch über die alte Schuldurkunde setzte: „Copie Johans van Strowich‟. Als 1365 und 1367 weitere Urkunden in derselben Sache folgten, wurden sie – u. zw. sowohl Ein- wie Ausgang –, da kein Raum mehr frei war, auf eigenen Blättern kopiert und beigefügt, so daß fast so etwas wie eine Sachakte entstand.

37 In der Regel in der Form: „Copia domini NN‟, gelegentlich aber doch auch mit Kennzeichnung der Sache, wie z. B. „van cuermudschen luden‟, „van sinen broeke gebetert‟ (HStAD Hs. A III 9 Bl. 4 b).

38 Sie werden seit der Mitte des 15. Jh. in Form von kombinierten Orts-, Personen- und Sachindices angelegt, so erstmals im Registrum causarum ducis Adolphi 1428–1441 (HStAD Hs. A III 16) und im Generalindex zu den Lehenssachen von 1456 (HStAD Kleve Lehen Gen. 43).

39 Vgl. zur Lagerung oben Anm. 19 und unten Anm. 54; zu den Rückvermerken, die seit der 2. Hälfte des 14. Jh. vorliegen, Regesten Kleve-Mark, passim.

40 Von dem nicht urkundlichen Geschäftsschriftgut des 14. Jh. ist so gut wie nichts erhalten. Immerhin zeigen die wenigen Reste, daß es solches gegeben haben muß, vgl. z. B. Ilgen (wie Anm. 8) Bd. 2, 2, S. 3: Niederschrift über Beschwerdepunkte des Grafen Johann gegen den Erzbischof von Köln 1355/57; ebda. S. 259: Niederschrift über ein Grenzweistum, Mitte 14. Jh. Vgl. dazu generell auch H. Patze, Neue Typen des Geschäftsschriftgutes im 14. Jh., in: Der dt. Territorialstaat im 14. Jh., hg. v. H. Patze (Vorträge und Forschungen 13) Sigmaringen 1970, S. 9–64, bes. S. 22 ff. Ein besonders interessantes Bruchstück aus der klevischen Registratur ist eine Rechnung des Rentmeisters der Gräfin Mechtild vom Hof Eyck a.d. Maas mit drei Quittungen, zusammen vier Zettel Papier unterschiedlichen Formats (wohl erst später mit einer Nadel zusammengeheftet: HStAD Kleve-Mark Akten 12, o. D., nach 1342, vor 1371). Es könnte als Indiz dafür anzusehen sein, daß man sich bereits im 14. Jh. gelegentlich um eine gewisse sachbezogenen Organisation des anfallenden Schriftgutes bemüht hat. In der Regel hat man aber wohl die Schriftstücke nur einfach lose nach Anfall zusammengelegt, wie einer der wenigen erhaltenen Faszikel „Litteralien‟ aus dem 15. Jh. belegt, in dem ohne jede erkennbare Ordnung Eingänge verschiedenster Korrespondenzpartner, Konzepte von Ausgängen, zurückgelaufene Schreiben, Kopien und Notizen zusammengefaßt sind (HStAD Kleve-Mark Akten 70).

41 Erstmals belegt 1451 Jan. 8 (HStAD Kleve-Mark Akten 1378 fol. 4 a), doch bleibt die Bezeichnung „scryvecamer‟ auch dann noch in Gebrauch, vgl. z. B. Oediger (wie Anm. 17) Teil 2 S. 65 Anm. 4 und S. 208.

42 HStAD, Hs. A III 9 Bl. 12 b: „want Henrich van Ysem unse drossate… voer ons betaelt heft LXXIIII alde schilde… van wilken vurs. gelde quitancien ontfangen sijn tot onser behoef in der scryvecameren…‟.

43 HStAD, Hs. A III 7 Bl. 71 b, Anstellungspatent Graf Johanns für Gerhard Foet von 1366 März 12: „ipsum in nostrum gratiose recepimus capellanum domesticum et clericum commensalem, ut nostrorum capellanorum et clericorum consortio favorabiliter aggregamus‟. Zum Begriff des „clericus‟ als „studierter Verwaltungsgehilfe‟ vgl. Janssen (wie Anm. 7) S. 94. Zum Bedeutungsgehalt von „consortio‟ als „Klerikergemeinschaft‟ im engeren und „Lebensgemeinschaft‟ im weiteren Sinne vgl. J.F. Niermeyer, Mediae Latinitatis lexicon minus, Leiden 1954–1976, S. 257.

44 Mit Johann († 19. 11. 1368) starb das ältere klevische Grafenhaus der sog. Flamenses aus (vgl. Janssen, in: ADB 10, Berlin 1974, S. 419 f.). Die Nachfolge trat der 2. Sohn Graf Adolfs II. von der Mark, Adolf, an (1368–1394, vgl. Dahm, in: ADB 1, Berlin 1951, S. 80 f.). Er begründete die klevische Dynastie aus dem Hause Mark, die bis 1609 regierte.

45 Über das Belehnungsverfahren und seine Verschriftlichung vgl. allgemein K.-H. Spieß, in: HRG, Bd. 2, 1978, Sp. 1701 und ders., Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafen bei Rhein im Spätmittelalter (Geschichtliche Landeskunde 18), Wiesbaden 1978, S. 26 f. E. Klebel, Territorialstaat und Lehen, in: Studien zum mittelalterlichen Lehenswesen, hg. von Th. Mayer (Vorträge und Forschungen 5), Sigmaringen 1960, S. 195–228, bes. S. 198. Für den nordwestdeutschen Raum: G. Theuerkauf, Land und Lehenswesen vom 14.–16. Jh. Ein Beitrag zur Verfassung des Hochstifts Münster und zum nordwestdeutschen Lehnrecht, Köln-Graz 1961, S. 62 ff. Die ältesten Lehenbücher der Grafen von der Mark, hg. von M. Westerburg-Frisch (Veröff. der Hist. Kommission Westfalens 28), Münster 1967, S. XV f.

Beispiele für die seit 1234 in Kleve belegten Lehensurkunden vgl. Regesten Kleve-Mark. Die Ausstellung einer Urkunde erfolgte zunächst wohl immer nur dann, wenn sich die Rechtsqualität eines Lehens änderte und eine der Parteien ein besonderes Interesse an einer zusätzlichen Sicherung hatte; so z. B. häufig, wenn das Lehen gleichzeitig als Offenhaus aufgetragen wurde (= Sicherungsinteresse des Lehensherrn) oder zur Beleibzuchtung der Ehefrau diente (= Sicherungsinteresse des Lehensmannes).

46 HStAD Kleve Lehen Gen. 1 Bl. 1–30, Abschrift von ca. 1440. Vgl. Ilgen (wie Anm. 3) S. 20, der das Stück aber nach der Aufschrift Bl. 1 a auf 1378 datiert. Er hat übersehen, daß die chronologische Ordnung bei der Abschrift nicht eingehalten worden ist: Bl. 6–8 und 26–30 enthalten Eintragungen von 1370–1374. Das Stück bedarf im einzelnen noch genauer Analyse. E. Dösseler und F.W. Oediger, Die Lehnregister des Herzogtums Kleve (Das Hauptstaatsarchiv Düsseldorf und seine Bestände Bd. 8), Siegburg 1974, haben den Band ganz unberücksichtigt gelassen und setzen deshalb S. XVII den Beginn der Lehenregister erst auf 1432 an. Irreführend sind die Angaben bei Westerburg-Frisch (wie Anm. 45) S. XII.

Zur Verbreitung der Lehnbücher in Deutschland vgl. W. Lippert, Die dt. Lehnbücher, Leipzig 1903, S. 8 ff. und 124 ff.; dazu für unseren Raum ergänzend Theuerkauf (wie Anm. 45) S. 64 Anm. 11 und Westerburg-Frisch, a.a. O., S. XII f.

47 Zum Verhältnis Graf Adolfs zu Levold und zum Aufenthalt Adolfs in Lüttich s. N. Reimann, Die Grafen von der Mark und die geistlichen Territorien der Kölner Kirchenprovinz 1313–1368 (Monographien zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 4), Dortmund 1973, bes. S. 67 ff.; zum Lütticher Lehenregister Levolds s. Les feudataires de la principauté de Liège sous Englebert de la Marck, ed. E. Poncelet, Brüssel 1949, und Reimann, a.a. O. S. 34 f.

48 1412 beträgt das Verhältnis zwischen Aktaufzeichnung, Kopie der Belehnungsurkunde und Kopie des Reverses bereits 3:4:3 (HStAD Kleve Lehen Gen. 1 Bl. 66–69).

49 Als die Kanzlei 1448 beim Regierungsantritt Johann I. einen neuen Band anlegte, umschrieb sie im Titel den Inhalt mit „so wat brieve off schrifften bij des tijden van beleningen ind anderen saken an lene treffende gegeven ind geschiet sijn, dat volght hier na beschreven‟ (HStAD Kleve Lehen Gen. 3 Bl. 2a), und bezeichnete damit exakt, daß es nicht mehr um die Kopierung der Ein- und Ausläufe ging, sondern um die Registrierung der laufenden Geschäfte.

50 Die Regel bleibt selbstverständlich die Kopie des Ausgangs als die Normalform des Registraturbelegs über einen Geschäftsvorgang, bei der allerdings seit Ende des 14. Jh. die übliche Vollabschrift immer häufiger durch ein Regest ersetzt wird. Besonders prägnant ist dieser Rationalisierungsvorgang bei den Rechnungslegungen der Rentmeister zu beobachten: bis 1380 (HStAD Hs. A III 10) wird der Recess des Grafen stets im vollen Wortlaut kopiert; von 1386 an (HStAD Hs. A III 12 Bl. 64 b) grundsätzlich nur noch das Ergebnis der Rechnungslegung fixiert. Von der Jahrhundertwende an (HStAD Hs. A III 13, 1394–1406) nimmt dann die Zahl regelrechter Aktennotizen zu, in denen das Sachergebnis mündlicher Verhandlungen festgehalten wird, wie z. B. (HStAD Hs. A III 13 Bl. 116) „Anno domini 1394 ipso die exaltationis S. Crucis resignavit dominus Everardus Ottonis presbiter altarem suum‟; oder (Bl. 12 a): „In deser maten is Henrich van Wischel stat, hues ind ampt van Orsoy bevalen to verwaren…‟

51 So ist z. B. HStAD, Hs. A III 16 Bl. 72 ff. einer Urkunde Hg. Adolfs über die Verleihung des Erbmarschallamtes an Goswin Stecke von 1434 Jan. 22 ein Schreiben Arnts v. Brempt an den Herzog mit Erläuterungen der Pflichten des Marschalls und ein Schreiben des Erbmarschalls von Jülich mit Aufzeichnungen über die Rechte und Pflichten dieses Amtes in Jülich angefügt. Offensichtlich hat die Kanzlei hier nicht das gesamte angefallene Schriftgut aufgenommen, denn dazu hätten ja z. B. auch die Konzepte der Ausgänge gehört, vielmehr nur die Stücke, die für die künftige Verleihung des Amtes und evtl. Auseinandersetzungen mit dem Amtsinhaber wesentliche Informationen enthielten.

52 Die Anfänge der Sachaktenführung sind exakt nicht zu bestimmen. Zu Ansätzen im 14. Jh. s.o. Anm. 40. Einen direkten Beleg für die Formierung von Akten in der Kanzlei bietet erst ein Urteil des Hofgerichts von 1473 Jan. 27, in dem vermerkt ist: „To weten, dat die acta, anspraeck ind antwort deser saicken… und dat urdel vurs. darup geweest, is tosamen bijeenander gebonden ind gelacht syn to Cleve up der cantzleyen in der ordelkiste‟ (Ilgen, wie Anm. 8, Bd. 2, 1 S. 430). Ob und in welcher Form die Register mit den Akten verzahnt waren, ist unklar. Deutlich wird eine organisatorische Differenzierung erst im 16. Jh., vor allem bei der Lehensregistratur. Dort werden seit 1530 die Register als reine Auslaufregister für die Belehnungsurkunden geführt (HStAD, Kleve Lehen Gen. 5), daneben Protokolle über die vorgenommenen Belehnungsakte (HStAD, Kleve Lehen Gen. 45) und Sachakten zu den einzelnen Lehen, in denen die sonstigen Korrespondenzen erfaßt wurden (HStAD, Kleve Lehen Spezialia; vgl. Oediger, wie Anm. 1, Bd. 1 S. 216), während die Reverse in die allgemeine Urkunden-Einlaufserie eingereiht waren.

53 Genaue Zahlen über den Umfang des Schriftgutes im 15. Jh. lassen sich zwar nicht geben, doch läßt sich die Steigerung in der Tendenz in etwa abschätzen an der Zunahme der Registereinträge und der Eingänge; wenn damit auch nur ein Teil des tatsächlich angefallenen Schriftgutes erfaßt ist. 1380–1388 schrieb die Kanzlei 80 Blatt Register (HStAD Hs. A III 12 Bl. 2–79), 1440–1448 aber 300 Blatt (HStAD, Hs. A III 18 Bl. 3–240, Kleve Lehen Gen. 2 Bl. 31–70, 82–86, 96–114). An Eingängen gab es 1380–1388 96 (HStAD, Kleve-Mark Urk. 615–710), 1440–1448 aber 306 (Kleve-Mark Urk. 1604–1909).

54 HStAD, Hs. A III 1. Zum System vgl. z. B. Bl. 2 a: „In der irsten kisten geteyckent myt A is eyn scrynen myt G geteyckent bedudende Gelresche brieve…‟

55 HStAD, Kleve Lehen Gen. 2 Bl. 12–70: Lehen 1432–1448; Bl. 92–114: Praesentationen 1437–1448. Die beiden Stücke sind erst nachträglich zusammengebunden worden.

56 Diese Serienbildung ist erkennbar an den den Einbänden des 16. Jh. aufgeklebten Pergamentzetteln mit Titeln und Signaturen, die von der Schrift her ins 15. Jh. zu datieren sind (vgl. Ilgen, wie Anm. 3 S. 12). Als terminus ante quem für die Vergabe dieser Signaturen ist die Anlage des Index von 1456 (vgl. oben Anm. 38) anzusehen, der bereits mit diesen Signaturen arbeitet; als terminus post quem 1441, da der gesamten Serie ein Lehenkompendium mit Eintragungen bis zu diesem Jahre vorangestellt wurde, das die Signatur „A‟ erhielt (HStAD, Kleve Lehen Gen. 1).

57 Vgl. oben Anm. 38.

58 Die Registerführung in der Grafschaft Mark beginnt erst nach dem Tod Graf Engelberts III. (21. 12. 1391) mit der Regierungsübernahme durch Graf Adolf von Kleve: HStAD Hs. A IV 3 Bl. 107–117 = Lehenregister (vgl. dazu Westerburg-Frisch, wie Anm. 45), Bl. 120–132 = registrum causarum; sie ist also direkt aus Kleve importiert worden. Von 1393–1461 ist die Grafschaft als Sekundogenitur teils selbständig, teils von Kleve aus verwaltet worden, was zur Folge hat, daß es einerseits eigene märkische Register gibt (HStAD Hs. A IV 1–4; vgl. Oediger, wie Anm. 1, Bd. 5, S. 205 und NW Staatsarchiv Münster (zit.: StAM), Grafschaft Mark Lehen Nr. 6), andererseits märkische Belange mit in den klevischen Registern behandelt sind. Von 1461 an laufen die Serien dann parallel, wie sich aus den Altsignaturen ergibt: HStAD Kleve Lehen Gen. 3 (Altsignatur „O‟) – StAM Kleve Lehen Gen. 7 (Altsignatur „O‟) usw.; gleichzeitig werden die älteren märkischen Register mit in die Gesamtserie eingebaut: so z. B. HStAD Hs. A IV 2 Band „IX‟ usw. Die beiden Landesteile wurden also gemeinsam von Kleve aus verwaltet, von der Verwaltung aber registraturmäßig getrennt behandelt.

59 Zum Bau der Kanzlei vgl. Die Denkmäler des Rheinlandes, hg. von R. Wesenberg und A. Verbeck, Bd. 6: Kreis Kleve, Teil 4, bearb. von P. Hilger, Düsseldorf 1967, S. 14 f.; und HStAD Kleve-Mark Akten 375. Zur Aufstellung der Register „up der cancelrien‟ vgl. Ilgen (wie Anm. 8) Bd. 2, 1 Nr. 416.

60 Vgl. ähnlich J. Lehmann, Registraturgeschichtliche und quellenkundliche Aspekte älterer Kanzleiregister, dargestellt am Beispiel der brandenburgischen Register von 1411–1470, in: Archivmitteilungen 26, 1976, S. 13–18, bes. S. 15, der in der Funktion der Register als Informationsfonds für die Verwaltung „ihre gesellschaftliche Grundfunktion‟ sieht. Er betont damit zwar zu Recht das Primat des Verwaltungsinteresses, doch haben die Register in ihrer rechtlichen Beweisfunktion auch über die Verwaltung hinaus eine gesellschaftlich relevante Funktion gehabt; vgl. die folgende Anm.

61 Einen deutlichen Hinweis auf den Beweiswert der Register gibt z. B. ein Eintrag HStAD Kleve Lehen Gen. 3 Bl. 98b, nach dem Elbert van Eyll 1452 seine Lehen vom Herzog erhalten habe, „woewaell [!] Elbert nyet bybracht enheifft myt brieve ind men des oich in den registeren nyet enbevyndt [!], dat Elbert vurs mit den lene… beleent sy, as Elbert doch sacht… ind sine gnaden hebn dat bevolen aldus in das register to schriven‟. 1512 entschied der klevische Hofrat in einem Zehntstreit zwischen Kloster Marienbaum und Dietrich Tack unter Berufung auf die Register zugunsten des Klosters, vgl. Ilgen (wie Anm. 8) Bd. 2, 1 Nr. 416; d.h. die Register dienten als juristisches Beweismittel und wurden als solches offenbar auch anerkannt.

62 Zum Personalbestand des 14. Jh. s.o. Anm. 15. 1429 sind z. B. gleichzeitig belegt: Winand Belle, Johann von Beynhem, Johann von Ringenberg (HStAD, Hs. A III 1 Bl. 2 a) und Heinrich Nyenhuis (Gorissen, wie Anm. 15, Bd. 4, S. 76). Ein Verzeichnis des Hofgesindes von 1471 (HStAD, Hs. A III 23 Bl. 255 b–257 a) nennt als Personal der „cancelrie‟: Gerhard van der Schuren, Konrad, Arnold up den Kelre, Arnold van den Dam und einen Schreiberknecht. Die Angaben von Schottmüller (wie Anm. 7) S. 41 f. über die Zusammensetzung der Kanzlei im 15. Jh. sind an den von ihm zitierten Quellen nicht zu verifizieren; die von ihm genannte, von Knecht (wie Anm. 7) S. 41 wiederholte Zahl von 10 Kanzleimitgliedern ist irreführend, da Schottmüller nicht zwischen Rat und Kanzlei trennt, s. dazu auch unten Anm. 71.

63 Laie war z. B. der als Chronist bekannte Gerhard van der Schuren, der seit 1440 als öffentlicher Notar tätig war, bevor er um 1450 in den Dienst des Herzogs trat, vgl. Clevische Chronik des Gerhard van der Schuren, hg. von R. Scholten, Cleve 1884, Einleitung.

64 Vgl. die Beispiele bei F. Gorissen, Klever Führungsschichten im 14. und 15. Jh., in: Soziale und wirtschaftliche Bindungen im Mittelalter am Niederrhein, hg. von E. Ennen und K. Flink, Kleve 1981 (Klever Archiv 3), S. 115–146, bes. S. 139–141.

65 Der 1404–1431 als scriver belegte Sewellus Paep (vgl. Gorissen, wie Anm. 15, Bd. 3, S. 82, 87, 94; Bd. 4, S. 104) hatte 1386 in Wien studiert (vgl. Gorissen, wie Anm. 64, S. 140 Anm. 112); der spätere Rentmeister Henrick Dubbel 1380 in Heidelberg (vgl. Die Matrikel der Universität Heidelberg, bearb. v. G. Toepke, Bd. 1, Heidelberg 1884, S. 25 und Gorissen, wie Anm. 63, S. 141). Es bedarf dies noch eingehender prosopographischer Untersuchungen, doch zeigen die Beispiele bereits, daß das gelehrte Bürgertum nicht erst seit 1420 (Knecht, wie Anm. 7, S. 8 f.) oder gar erst seit Ende des 15. Jh. (Willoweit, in: Dt. Verwaltungsgeschichte, wie Anm. 7, S. 112) in die landesherrliche Verwaltung eingedrungen ist, sondern, wie Janssen (wie Anm. 7, S. 122) beiläufig und entsprechend pointiert bemerkt hat, „dergleichen Leute unter anderem Namen von Anfang an darin gewesen‟ sind.

66 Eine gewisse Differenzierung ergibt sich aus den unterschiedlichen Versorgungsleistungen für einzelne Kanzleimitglieder; so hat z. B. nach dem Anm. 62 genannten Verzeichnis von 1471 Gerhard v.d. Schuren Anspruch auf Verköstigung für sich und einen Knecht, die übrigen Kanzleimitglieder nur für sich selbst. Auf die Arbeitsteilung weist ein Vermerk des Sekretärs Heinrich Coeppen (HStAD, Kleve Lehen Gen. 3 Bl. 1 a), nach dem er 1449 bei zwei Belehnungen anwesend war „ind die doe teykenden ind die teykenynge Johann van den Damme avergaff to registriren‟. Eine Trennung in Sekretäre und Kopisten, wie sie Schottmüller (wie Anm. 7) S. 42 und Knecht (wie Anm. 7) S. 45 (ohne Kenntnis dieser Stelle) vermuten, darf man aber daraus wohl nicht ableiten. Dagegen spricht, daß noch die Geschäftsordnung von 1486 (s.u. Anm. 73) für alle mit der schriftlichen Erledigung der Geschäfte Beschäftigten nur die Bezeichnung „scriver‟ kennt. Dem entspricht, daß z. B. der Secretarius Albert van den Dam 1444 die Ausfertigung eines Vidimus schreibt (HStAD, Kleve Lehen Spezialia 41 a Urk. 1 a) und gleichzeitig im Lehenregister (HStAD, Kleve Lehen Gen. 1 Bl. 1 ff.) wie im Registrum causarum (HStAD, Hs. A III 18, Bl. 84 b, 90 b usw.) nachweisbar ist. Der Sekretär Dietrich Nederhave schreibt 1441 die Privatkorrespondenz des Herzogs (HStAD, Kleve-Mark Akten 70 Bl. 5), gleichzeitig aber auch im Registrum causarum (HStAD, Hs. A III 18, Bl. 43 ff.). Zur Vorbereitung der Ratsgeschäfte durch die Sekretäre vgl. z. B. einen Eintrag HStAD, Kleve Lehen Gen. 2 Bl. 31 a, nach dem der Herzog 1439 dem Godert van den Dairn eine Frist zum Nachweis seines Lehens gesetzt und die Kanzlei angewiesen hatte „men sal darenbynnen synre gnaiden registeren daraff oich besien ind dair inne doin ast geboirt‟. Als Zeuge bei einer Belehnung fungierte z. B. der secretarius Hermann Swager 1447 (HStAD, Kleve Lehen Gen. 2 Bl. 91 b). Für die Verwendung der Sekretäre als ‚Gesandte‛ des Herzogs bieten die Weseler Stadtrechnungen zahlreiche Beispiele, vgl. Gorissen, wie Anm. 15, Index.

67 Vgl. Gorissen, wie Anm. 64, S. 140, dessen globale Behauptung, die Landrentmeister seien „bis zur Errichtung eines besonderen Kanzleramtes die Chefs der Landesverwaltung‟ gewesen, aber noch der inhaltlichen wie zeitlichen Präzisierung bedarf. Ob der Rentmeister tatsächlich die Kanzlei geleitet hat, wieweit seine Kompetenzen reichten, wie seine Stellung im Rat war, ist noch nicht hinreichend geklärt. Die Frage muß vor allem auch zeitlich differenziert werden, da der Rentmeister ein „westlicher Import des 14. Jh.‟ ist (vgl. Janssen, wie Anm. 7, S. 97 f.), der erst im Laufe der 1. Hälfte des 14. Jh. an Bedeutung gewinnt und, wie es scheint, den Kaplan als Spitzenmann der Verwaltung im Rat (vgl. oben Anm. 16: Riquin von Borth!) ablöst. Zum Rentmeisteramt in Kleve vgl. auch Knecht, wie Anm. 7, S. 48 ff. Das Amt eines Sekretärs des Rentmeisters, wie dort S. 52 f. behauptet wird, hat es allerdings wohl nicht gegeben, vielmehr bediente sich der Rentmeister eines der in der Kanzlei tätigen Schreiber. So ist etwa der von Knecht angeführte Albert van den Dam in verschiedensten Geschäften nachweisbar, vgl. Anm. 66.

68 Zum Rat s. die oben Anm. 16 gen. Literatur.

69 Zitiert bei Classen, wie Anm. 15, S. 364. Zur Position des Henrik Nyenhuis als Stellvertreter des Herzogs und damit als Chef der Zentralverwaltung vgl. z. B. den Vermerk HStAD, Kleve Lehen Gen. 3 Bl. 81 b, daß Bernd Velen 1450 sein Lehen von Nyenhuis erhalten habe „na den bevele, as hie to Cleve vernam, dat die praist vurs. in affwesen myns hern had‟. Nyenhuis ist 1427–1431 als scriver des Herzogs belegt (vgl. Gorissen, wie Anm. 15, Bd. 4, S. 57, 76, 80, 104), 1432–1448 als Rentmeister (HStAD Hs. A III 16, fol. 60; Kleve Lehen Gen. 2, Bl. 23 a; Hs. A III 21, Bl. 36 b), seit 1442 als Propst von Kleve und Rat (HStAD Kleve Lehen Gen. 2 Bl. 101 b). Vgl. zu ihm auch Gorissen, wie Anm. 64, S. 141.

70 Nyenhuis hat das Amt des Landrentmeisters 1448 abgegeben und erscheint bis zu seinem Tod 1455 nur noch in seiner Funktion als Verwaltungschef (vgl. Anm. 69) unter dem Titel „die praist‟. Organisatorisch wurde das Amt des Kanzlers = Chefs der Verwaltung also in Kleve 1448 geschaffen, faktisch aber wohl schon einige Jahre früher. Vgl. auch Gorissen, wie Anm. 64, S. 141 Anm. 112.

71 Zur Einrichtung der Propstei vgl. Classen, wie Anm. 15, S. 351 f. Die Behauptung von Schottmüller, wie Anm. 7, S. 41 f. und Knecht, wie Anm. 7, S. 41 ff., der jeweilige Propst von Kleve sei „Kanzleivorstand‟ gewesen, ist zu ungenau. Das Anm. 62 genannte Verzeichnis von 1471 führt Propst und Rentmeister unter der Rubrik „die raide‟ auf und davon getrennt die „cancelrie‟. Auch in anderen Verzeichnissen (HStAD Hs. A III 21 Bl. 71 b; Kleve-Mark Akten 4102, 4104) wird der Propst stets unter den Räten geführt, nie, wie Schottmüller behauptet, an der Spitze der Kanzlei. Der Propst war, wie die Karriere des Nyenhuis (vgl. Anm. 69) zeigt, der aus den Reihen der Schreiber aufgestiegene Verwaltungsfachmann im Rat und wird als solcher Vertreter des Herzogs; daraus resultiert selbstverständlich dann auch die Leitung der Kanzlei, aber doch in einem ganz anderen Sinne! Der Propst nimmt von Anfang an die Stellung ein, die die Kanzleiordnung des 16. Jh. dem Kanzler zuschreibt, nämlich Chef der gesamten Verwaltung zu sein (vgl. G. v. Below, Quellen zur Geschichte der Behördenorganisation in Jülich-Berg im 16. Jh., in: ZBergGV 30, 1894, S. 63 ff.), nur daß diese Position um 1450 noch die Ausnahme ist, eine Sonderregelung bei Abwesenheit des Herzogs.

72 Der Titel „ducalis cancellarius‟ ist erstmals 1484 für den Nachfolger des H. Nyenhuis als Propst von Kleve, Hermann von Brakel, belegt, vgl. Die Schriften des Arnold Heymerick hg. von F.W. Oediger, Bonn 1939 (Publ. d. Ges. f. rhein. Gesch.-kde. 49), S. 143.

73 In der „Ordinantie van einem staite mins gnedigen heren avermits s. gn. vrienden van raide verraempt‟, ediert bei Schottmüller, wie Anm. 7, S. 84–88; dazu die Verbesserungen bei Ilgen, wie Anm. 8, Bd. 2, 2 S. 86 f. Zum Entstehungshintergrund vgl. Schottmüller S. 7 ff. und korrigierend Knecht, wie Anm. 7, S. 138 f.

74 Ordinantie, a.a. O., Kap. 3, 4, 10.

75 Ordinantie, a.a. O., Kap. 3.

76 Ordinantie, a.a. O., Kap. 10, 16.

77 Ordinantie, a.a. O., Kap. 14.

[p. 193] Urkundenwesen und Kanzlei der Wettiner bis 1485

Die Wettiner gehörten im späten Mittelalter zu den bedeutenden Fürstenhäusern im deutschen Reiche. Seit ihrem endgültigen Fußfassen in der Markgrafschaft Meißen im Jahre 1123 bauten sie zielstrebig an der mittleren Elbe ein Territorium auf und traten seit dem Niedergang der staufischen Macht in einen lange andauernden Aufstieg ein. Dabei war die Erwerbung der Landgrafschaft Thüringen im Jahre 1247 ein besonders wichtiger Erfolg, denn sie dehnte den wettinischen Machtbereich weit nach Westen bis an die Werra aus. Während des 14. Jahrhunderts wurden mehrere Burggrafschaften und andere reichslehnbare Herrschaften ebenso wie Teile des von Friedrich Barbarossa aufgebauten Reichsterritoriums erworben. 1423 wurde den Wettinern mit dem Herzogtum Sachsen die Kurwürde übertragen, so daß sich ihr Herrschaftsbereich nunmehr bis in den Berliner Raum erstreckte und sie als Kurfürsten in den obersten Rang der deutschen Reichsfürsten aufgestiegen waren. Der Name „Sachsen‟ übertrug sich seitdem auf ihr gesamtes Territorium, das als Kurfürstentum Sachsen in der beginnenden Neuzeit seine große Entfaltung und die Zeit seiner hohen geschichtlichen Bedeutung erlebte. Der wettinische Territorialstaat der Reformationszeit war das Ergebnis einer bewußten und erfolgreichen Territorialpolitik.

In dieser Politik fehlten freilich auch nicht die Schwächen, die vor allem in den aus familiären Gründen vorgenommenen Landesteilungen lagen. Die Chemnitzer Teilung von 1382 hat das Territorium auf Jahrzehnte hinaus geteilt, bis es erst 1482 zur Wiedervereinigung kam. Die Leipziger Teilung von 1485 hat dann zwei selbständige Territorialstaaten entstehen lassen, die niemals wieder vereinigt wurden. Die Formierung der Landstände im Jahre 1438 brachte zwar auch eine gewisse Einschränkung der landesfürstlich-monarchischen Gewalt, doch erwiesen sie sich andererseits als eine einheitsstiftende Kraft, indem sie gegen die Sonderwünsche einzelner Glieder der fürstlichen Familie die Einheit des Territoriums zu erhalten suchten.

Die innere Lage dieses Territoriums war durch die Tatsache gekennzeichnet, daß sein markmeißnischer Kern und der größere Teil seiner Fläche östlich der Elbe und Saale sich auf Kolonialboden befanden, der gegenüber den alten deutschen Stammesgebieten eine in spürbarem Maße geringere kulturelle Entfaltung aufzuweisen hatte. Erst seit Mitte des 12. Jahrhunderts war hier [p. 194] im Zuge der bäuerlichen Kolonisation und der Stadtentstehung ein allgemeiner Aufschwung gestaltender Kräfte eingetreten, dem es aber bis zum Beginn der Neuzeit nicht gelang, den Rückstand zu überwinden. Immerhin entwikkelte sich gerade während des späten Mittelalters das Städtewesen im meißnisch-sächsischen Raum besonders kraftvoll, so daß um 1300 bereits 20 % und um 1500 sogar 33 % der gesamten Bevölkerung in Städten wohnten. Besondere Mittelpunkte waren dabei die Städte Freiberg mit seinem seit dem 12. Jahrhundert aufgeblühten Silberbergbau und Leipzig als wichtiger Platz des europäischen Handels und Sitz einer Universität seit 1409.

Das Wachsen des wettinischen Territoriums wirkte sich auf seine Zentralverwaltung aus, die in der üblichen Weise in den Händen des Fürsten lag. Zu seiner Verfügung standen dabei stets einige herausgehobene Männer, die ihm aus dem Kreise der Adligen und der Amtleute seines Herrschaftsbereiches als Räte dienten. Eine feste Körperschaft bildeten diese Räte anfangs nicht, vielmehr wechselten sie je nach dem Aufenthaltsort des Fürsten, der noch ohne feste Residenz war und in seinem Territorium von einer Barg zur anderen zog. 1240 werden die familiares, 1270 die consiliarii als diejenigen genannt, die im Gefolge des Markgrafen als Räte auftraten. Im wechselnden Kreis der Räte gab es aber einen stabilen Kern: die Kanzlei.

Zum Jahre 1291 werden genannt nobiles viri dominus Henricus de Zweyn nostrae curiae protonotarius et Herwicus de Hurslegowe plebanus sancti Petri in Vriberch nostrae curiae notarius et plures alii fide digni. Die obersten Kanzleibeamten wurden also unter den Räten aufgeführt, die in den Urkunden mit der Formel plures alii fide digni gekennzeichnet wurden.

Diese wettinische Kanzlei hatte am Ende des 13. Jahrhunderts schon eine längere Tradition hinter sich. Zum ersten Male wird sie mit der Nennung von Notaren im Jahre 1196 greifbar, seit 1235 erscheint die markmeißnische Kanzlei in den Quellen, während diejenige der Landgrafen von Thüringen schon 1218 zu greifen ist. An der Spitze stand jeweils ein Protonotar. Die älteste von einem meißnischen Markgrafen ausgestellte Urkunde führt jedoch noch weiter zurück, sie stammt aus dem Jahre 1130. An ihr hängt auch das älteste bekannte Siegel eines Markgrafen von Meißen.

Zweifellos waren es zuerst die markgräflichen Kapläne, die als Schriftkundige für die Erledigung der anfangs nur wenigen Schreibarbeiten und zur Kontrolle der ein- und ausgehenden Urkunden herangezogen wurden. Die Empfängerurkunden überwogen zunächst durchaus, noch unter dem Markgrafen Heinrich (1230–1288) machten die Empfängerausfertigungen zwei Fünftel, unter dessen Sohn Albrecht mehr als die Hälfte aller ausgestellten Urkunden aus. Eine eigene markgräfliche Schreiberhand ist erst aus dem Jahre 1243 nachzuweisen.

[p. 195] Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts läßt sich von einer Frühgeschichte des wettinischen Kanzleiwesens sprechen. Um die Wende zum 14. Jahrhundert traten dann Entwicklungen ein, die einen weiteren Ausbau notwendig machten. In der Mark Meißen hörten die Landdinge auf, die das höchste Gericht für die markgräflichen Ministerialen darstellten, aber auch von Reichsministerialen und Edelfreien dieses Raumes besucht wurden. Anstelle der dort üblichen mündlichen Verhandlungen trat nun das markgräfliche Hofgericht, was eine Zunahme des Schriftverkehrs im Umkreis des Markgrafen zur Folge hatte. Der bisher nur locker an den Markgrafen gebundene oder noch ganz selbständige Adel wurde stärker in das Territorium eingebaut, so daß die Rolle des Landesherrn als Lehnherr an Bedeutung zunahm und die Belehnungen häufiger wurden, die man jetzt mehr und mehr in schriftlicher Form festhielt. Die landesherrlichen Vogteien wurden jetzt straffer zusammengefaßt, einer häufigeren Kontrolle unterworfen und zur regelmäßigen Rechenschaftslegung veranlaßt. Sie wandelten sich zu den „Ämtern‟, die als die untersten Organe des sich herausbildenden Territorialstaates eine immer größer werdende Bedeutung erlangten. Schließlich wurde die Geldwirtschaft auch für die Ausübung der Landesherrschaft immer wichtiger, was eine Steigerung des schriftlich geführten Rechenwerkes zur Folge hatte.

Unter diesen Voraussetzungen entwickelte sich die wettinische Kanzlei in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu einer lebhafteren Tätigkeit. Zeugnisse hierfür sind die Bedeverzeichnisse einzelner Ämter aus den Jahren 1335 und 1347, ein Heerwagenverzeichnis und einige Namenlisten der Herren und Edlen in Meißen, dem Osterland und Thüringen von 1347 und das Bruchstück einer Hofhaltungsrechnung vom Ende des Jahres 1330 unter der Verantwortung des Marschalls. Die Bedeverzeichnisse gelten als die zufällig erhaltenen Reste einer allgemeinen Aufzeichnung der damals neu aufkommenden Steuer, die für die Herausbildung des Territorialstaates von grundlegender Bedeutung war. Die Heerwagen wurden von Städten und Klöstern für den Transport militärischer Güter bei Feldzügen gestellt. Die nach Landschaften gegliederten Übersichten über die Angehörigen des höheren Adels zeigen das Bemühen der Markgrafen, diese Geschlechter stärker an ihr Territorium heranzuziehen. Das Auftreten des Marschalls als des Leiters der markgräflichen Hofhaltung läßt eine bessere Durchbildung der Zentrale mit einer angemessenen Arbeitsteilung erkennen. Alle diese Maßnahmen dienten dazu, die Stellung des Landesherrn zu verbessern und die Leistungsfähigkeit der Zentralverwaltung zu erhöhen. Im Jahre 1349 trat dann mit dem frühen Tode des Markgrafen Friedrichs II. des Ernsthaften jenes Ereignis ein, das an die meißnische Kanzlei verstärkte Anforderungen stellte und sie in eine erste Hochform brachte.

[p. 196] Der mit 39 Jahren verstorbene Markgraf Friedrich hinterließ vier Söhne, von denen der älteste gerade achtzehn Jahre alt und daher volljährig und regierungsfähig war. Dieser war als Vormund seiner jüngeren Brüder ihnen gegenüber rechenschaftspflichtig und daher zu sorgfältiger Haushalts- und Rechnungsführung veranlaßt. Der verstorbene Vater hatte als Schwiegersohn Ludwigs des Baiern dessen Partei ergriffen, weshalb er sich nun als unmittelbarer Nachbar des Königreiches Böhmen der Aufgabe gegenübersah, zu Karl IV. ein erträgliches Verhältnis zu gewinnen und in den schwierigen territorialpolitischen Verhältnissen seinen Besitz zu bewahren. Die familiäre wie auch die politische Lage stellte also erhöhte Anforderungen an die wettinische Kanzlei als ein wichtiges Instrument zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben.

Es spricht für den guten Zustand der Kanzlei in jener Zeit, daß sich seit 1333 in lückenloser Rehe die Kanzleivorsteher nachweisen lassen, die zunächst durchweg Kleriker waren. Der bedeutendste unter ihnen war Konrad von Wallhausen. Er war 1333 als Notar in den Kanzleidienst eingetreten, 1344 erscheint er im Amte eines Landschreibers. Im Herbst 1345 wurde er an der Universität Bologna immatrikuliert und dort mit der Bezeichnung als canonicus ecclesiae Misnensis am 6. Januar 1348 zum Prokurator der deutschen Nation gewählt. Am 10. April des gleichen Jahres legte er jedoch schon wieder die Schlußrechnung seiner Prokuratur ab, weil er nach Sachsen zurückberufen worden war, wo er am 24. August als Protonotar bezeugt ist. Er war Inhaber reicher Pfründen, stand nur bis 1350 an der Spitze der meißnischen Kanzlei und wurde 1370 zum Bischof von Meißen gewählt. Er gilt in der Forschung als der Mann, mit dem die Blütezeit der markmeißnischen Kanzlei begann, fiel doch seine Amtszeit gerade in jene oben gekennzeichneten Jahre erhöhter Anforderungen.

Das drückt sich in der Tatsache aus, daß zu jener Zeit ein differenziertes Schriftwerk allein für den Innenlauf der Kanzlei vorhanden gewesen ist. Fünf verschiedene Kanzleibücher lassen sich feststellen:

  • das Registrum perpetuum von 1349 als ältestes bekanntes Register für Lehnbriefe, Leibgedinge, Schenkungen und Privilegien, also für die wichtigeren Beurkundungen von bleibendem Wert;

  • das Registrum temporale für Verpfändungen, die nur für eine begrenzte Zeit gültig waren;

  • der Liber computationum für das Rechnungswesen der Landesverwaltung und der Hofhaltung, die beide noch nicht voneinander getrennt waren;

  • das um 1350 einsetzende Copiale mit den Abschriften kaiserlicher und königlicher Urkunden;

  • das Lehnbuch des jungen Markgrafen Friedrichs III. des Strengen von 1349/50.

[p. 197] Auf das zuletzt genannte Lehnbuch ist besonders hinzuweisen. Es stellt das älteste zusammenfassende Verzeichnis aller von den Wettinern ausgetanen Lehen dar, dem allerdings Bruchstücke älterer Lehnsregister und nicht mehr vorhandene, aber in den Quellen erwähnte antiqua registra vorausgingen. Es ist eine außerordentlich wichtige Quelle für die Kenntnis des wettinischen Territorialbesitzes im 14. Jahrhundert.

Wie schon die Bezeichnungen der Register zeigen, herrschte bis über die Mitte des 14. Jahrhunderts hinaus im Kanzleigebrauch die lateinische Sprache. Dann allerdings setzte bald auch die Verwendung des Deutschen ein, das sich schnell fortschreitend durchsetzte. Bald nach Konrad von Wallhausen kam auch die Bezeichnung „Kanzler‟ für den Leiter der Kanzlei auf; der von 1353 bis 1364 amtierende Heinrich von Kottwitz war der erste Träger dieses Titels, seit 1428 war er dann ständig im Gebrauch.

Das wettinische Kanzleiwesen hat die um die Mitte des 14. Jahrhunderts erreichte Höhe nicht halten können. Zwar wurde mit dem Registrum dominorum marchionum Missnensium von 1378 noch einmal eine Glanzleistung spätmittelalterlicher Kanzleiarbeit zustandegebracht, denn mit ihm entstand eine bis in die örtlichen Einzelheiten reichende Aufstellung aller Einkünfte und Rechte der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen im weiten Raum zwischen Eisenach, Coburg und Dresden. Aber eben dieses Verzeichnis war auch die Grundlage für die Chemnitzer Teilung von 1382, aus der drei Landesteile hervorgingen, an deren Spitze je einer der Wettiner stand. Jeder von ihnen hatte seine eigene Kanzlei mit einem verkleinerten Umfang, so daß das wettinische Kanzleiwesen insgesamt einen Niedergang erlebte. Erst nach dem Aussterben einer der drei Linien im Jahre 1407 kam es wieder zu einer Konsolidierung des Territorialbesitzes und damit verbunden zu einem neuen Aufschwung der Kanzleitätigkeit.

Dabei brachte naturgemäß die Übertragung der Kurwürde an die Wettiner im Jahre 1423 eine vermehrte Geschäftigkeit, war sie doch mit einem beachtlichen Territorialgewinn verbunden. Allerdings schlug sich die Rangerhöhung und der Aufstieg in eine höhere Ebene der Reichspolitik nicht in einer Neuorganisation der Kanzlei nieder, es wurden lediglich gesonderte Register für die Kurlande geführt, die reichsrechtlich eine andere Stellung als die wettinischen Erblande innehatten und daher verwaltungsmäßig nicht mit diesen vermengt werden durften. In jener Zeit treten auch die ersten Kanzleileiter auf, die nicht aus dem geistlichen Stande kamen: 1396–1407 Magister Meltzer und 1426–1428 Dr. Leubing.

Der innere Kanzleibetrieb entsprach den allgemeinen Gewohnheiten. Der Fürst faßte einen Beschluß allein oder im Rat, er gab den Befehl zur Ausstellung der entsprechenden Urkunde, das daraufhin geschriebene Konzept wurde [p. 198] geprüft, die Reinschrift angefertigt und das Siegel durch den Kanzler oder in dessen Auftrage angehängt. Die Eintragungen in die Register müssen in der Regel längere Zeit nach dem Abgang der Urkunden geschehen sein, denn sie beruhen durchweg auf dem Text des Konzepts, der sogen. notula, weshalb Abweichungen zwischen den Texten der Registereintragungen und den ausgehändigten Urkunden festzustellen sind. Längst nicht alle ausgegangenen Originalurkunden wurden in ein Register eingetragen, so daß in den Jahren 1381 bis 1418 von 107 überprüften Originalurkunden 60 nicht registriert worden sind. Umgekehrt sind aber auch viele Urkunden nur bis zum Konzept und zum Registereintrag gediehen, ohne daß dann auch eine Urkunde ausgefertigt worden wäre. Daraus läßt sich schließen, daß bereits der Registereintrag als beweiskräftig galt und es einer Urkundenausfertigung nicht unbedingt bedurfte. Gegenüber den ausgefertigten Urkunden zeigen die Registertexte Kürzungen und Auslassungen von Formeln, z. T. geben sie den Inhalt einer Urkunde nur in knapper Form wieder, wobei die Person des Empfängers in der dritten Person steht.

Über das Ausmaß der Tätigkeit der wettinischen Kanzlei in den Jahrzehnten um 1400 gibt die folgende Übersicht über die bekannten Urkunden der Wettiner Auskunft:

  • von 1381 bis 1395 in 16 Jahren etwas weniger als 1000 Urkunden,

  • von 1396 bis 1406 in 11 Jahren etwas mehr als 1000 Urkunden,

  • von 1407 bis 1418 in 12 Jahren etwa 1200 Urkunden,

  • von 1419 bis 1427 in 9 Jahren etwa 1200 Urkunden.

Die durchschnittlich in einem Jahre festzustellende Zahl ausgefertigter Urkunden ist demzufolge in den fraglichen 46 Jahren etwas mehr als auf das Doppelte gestiegen.

Dabei muß bedacht werden, daß gleichzeitig auch das Rechnungswesen an Umfang zunahm. Vor allem die Amtleute wurden immer häufiger zur Rechnungslegung veranlaßt, denn die landesherrliche Lokalverwaltung war eine wesentliche Grundlage für den Aufbau des Territorialstaates. Ein Teil des niederen Adels, die sogen. Amtssassen, wurde völlig den Ämtern unterstellt und verlor damit die unmittelbare persönliche Bindung an den Fürsten. Mit Hilfe der Ämter wurden alte mittelalterliche personale Beziehungen in institutionelle Unterordnung umgewandelt.

Schließlich ist neben der Zunahme der bloßen Zahl noch eine Ausweitung der Urkundentexte festzustellen, die seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts auf dem billigeren Papier ausführlicher als auf Pergament gehalten waren. Auch in den Registern ging man dazu über, anstelle der regestenartigen Eintragungen des 14. Jahrhunderts den vollen Urkundentext abzuschreiben, was zu einem Aufschwellen der Bücher führte. Das betrifft namentlich die Lehnsregister, [p. 199] in die nun alle in den Lehnbriefen aufgeführten Besitzstücke eines Lehnsträgers in aller Ausführlichkeit eingetragen wurden.

Das Personal der Kanzlei stand nicht in einer festen Besoldung. Es sind nur Trinkgelder bezeugt, die von den Urkundenempfängern offenbar nach eigenem Ermessen und mit Rücksicht auf den Wert des Urkundeninhalts gegeben wurden. So zahlte die Stadt Dresden 1407 für die Bestätigung ihrer Privilegien dem Kanzler die stattliche Summe von 8 Gulden 8 Schock 24 Groschen und den Schreibern 2 Schock. Eine Bürokratie im eigentlichen Sinne war noch nicht ausgebildet, die Schreiber waren zumeist nur wenige Jahre in der Kanzlei tätig, so daß der Fall häufig auftritt, daß ein Schreiber nur eine einzige Urkunde geschrieben hat. Man wird in der Regel ortsansässige Schreiber dort beschäftigt haben, wo sich die Kanzlei gerade befand, denn da es noch keine feste Residenz gab, mußte die Kanzlei dem Markgrafen auf seinen Reisen überallhin folgen. Sie war oft unterwegs, wobei das Schriftgut und die ganze Kanzleieinrichtung in Säcke und Laden verpackt und auf Wagen transportiert wurde.

Unter diesen Bedingungen kam dem Kanzler eine besondere Bedeutung zu, denn er war das stabile Element inmitten aller Beweglichkeit. Er hatte seinen Platz in dem sich formierenden landesherrlichen Rat und wuchs immer stärker in politische Aufgaben hinein, besonders die Rechtssprechung wurde sein Feld. Die Folge dieses Aufrückens war eine gewisse Entfernung von der praktischen Kanzleiarbeit. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts treten Kanzler bürgerlichen Standes auf, im 15. Jahrhunderts gehörten sie vorwiegend dem Bürgertum an, während die Räte normalerweise aus dem Adel kamen. Der 1464 eingestellte erste Kanzler weltlichen Standes trug den bezeichnenden Namen Johann Stadtschreiber. Sein Nachfolger war Johannes Mergenthal, der besonders auf dem Gebiet der Finanzwirtschaft begabt war und 1469 Landrentmeister wurde. Als solcher richtete er die oberste Finanzverwaltung Kursachsens ein und sorgte für eine übersichtliche und regelmäßige Rechnungslegung. Unter seiner Amtsführung begann das Finanzwesen, sich aus der allgemeinen Hof- und Zentralverwaltung zu lösen und sich im Sinne der Ressorttrennung zu verselbständigen. Die Herauslösung eines weiteren Ressorts kündigte sich mit der stärkeren Spezialisierung des Kanzlers auf die Justizangelegenheiten an, denn er entwickelte sich zum höchsten Justizbeamten des werdenden Territorialstaates; zumeist kam er als Jurist von der Universität Leipzig.

Ein geordnetes Urkunden- und Kanzleiwesen schließt notwendigerweise das Bestehen eines Archivs ein. Bei den Wettinern ist die archivarische Verwahrung von Urkunden erstmals zum Jahre 1293 bezeugt. Die älteste bei den Wettinern eingegangene und erhalten gebliebene Urkunde stammt aus dem [p. 200] Jahre 1243, ältere Urkunden sind im Original verlorengegangen. Im Staatsarchiv Dresden, das den größten Teil der schriftlichen Überlieferung aus der wettinischen Kanzleitätigkeit aufbewahrt, sind bis zum Jahre 1300 nur 36 Urkunden aus der Provenienz der Markgrafen von Meißen erhalten geblieben, wobei es sich nur um einen Bruchteil des ursprünglichen Bestandes handeln kann.

Die Urkunde von 1243 trägt ein Dorsualregest, das etwa 100 Jahre später angebracht wurde. Es steht mit einem deutlich erkennbaren archivarischen Bemühen im Zusammenhang, denn bis 1329 sind an 71 Urkunden Dorsualien als Zeichen bewußter archivarischer Tätigkeit festzustellen. Sie sind auf Johann von Eisenberg zurückzuführen, der als Kleriker aus dem niederen Adel der Wettiner stammte, 1324 als Notar in der wettinischen Kanzlei festzustellen ist und 1333–39 als Protonotar an der Spitze der Kanzlei stand; 1340 wurde et Dompropst von Meißen. Die davon betroffenen Urkunden zeigen alle einen Inhalt, der in jenen Jahren von aktueller Bedeutung war: politische Angelegenheiten, Familienverträge, Gebietserwerbungen, Bündnisse und Pfandschaften. Eine 1330 angefertigte Liste von Urkunden mit besonderem Wert, die in den Jahren 1323 bis 1329 eingegangen waren, stammt von der gleichen Hand wie die Dorsualien, so daß hier von einer gezielten Archivarbeit gesprochen werden kann.

Der geschichtliche Hintergrund ist durch den Tod des Markgrafen Friedrich I. im Jahre 1323 gegeben. Dessen Sohn Friedrich II. stand bis 1329 unter der Vormundschaft eines Herren Reuß, um sodann in selbständiger Regierung seine Herrschaft zu festigen. Dazu diente ihm nicht zuletzt die sorgfältige Aufarbeitung des Urkundenbestandes.

Nachdem man am markgräflich meißnischen Hofe im Zusammenhang mit den Archivarbeiten von 1330 ein engeres Verhältnis zu den eingegangenen Urkunden erhalten und ihren Wert für die Territorialpolitik erkannt hatte, wurde auf der Wartburg bei Eisenach, dem Stammsitz der Landgrafschaft Thüringen, ein Urkundendepot eingerichtet. Die besondere Wehrhaftigkeit dieser Burg bot die nötige Sicherheit für einen so wertvollen Bestand. Nach der Chemnitzer Teilung von 1382 hatte jeder der drei Teilfürsten die ihm zustehenden Urkunden gesondert aufbewatrt, aber die Altenburger Örterung von 1436 schuf wiederum ein gemeinsames Archiv der damals drei wettinischen Fürsten, die in den zwei Hauptteilen Meißen und Osterland regierten. Der Bestand war in einem eigenen Repertorium verzeichnet. Als dann 1482 die thüringische Hauptlinie ausstarb, kamen auch deren Urkunden zu dem gemeinschaftlichen wettinischen Archiv, das nunmehr in Leipzig errichtet wurde, jedoch im Jahre 1554 nach Wittenberg gelangte, wo es als „Wittenberger Archiv‟ bis zu seiner Auflösung im Jahre 1802 verblieb.

[p. 201] Damit ist die Darstellung bereits am Ende der ins Auge gefaßten Zeit angelangt. Die Leipziger Teilung von 1485 ließ zwei selbständige wettinische Fürstentümer entstehen; die je ihr eigenes Urkunden- und Kanzleiwesen ausbildeten. Mit der oben schon angedeuteten Verselbständigung der Kammerverwaltung und der Errichtung des Oberhofgerichts in Leipzig 1483 begann die Auflösung der einheitlichen Zentralverwaltung, womit sich die Ressorttrennung des 16. Jahrhunderts ankündigte. Gegen das Ende des 15. Jahrhunderts legten sich die Kurfürsten und Herzöge von Sachsen auf dauerhafte Residenzen fest, so daß die nunmehr ortsfesten Kanzleien sich intensiver ausbilden konnten. Der in Sachsen seit etwa 1470 mächtig aufblühende Frühkapitalismus veränderte das gesellschaftliche Gefüge und wirkte sich auch auf die landesherrliche Regierungs- und Verwaltungstätigkeit aus. Das Mittelalter ging zu Ende, die Neuzeit kündigte sich an und mit ihr der moderne Staat, der nicht mehr mit dem einfachen Instrumentarium der spätmittelalterlichen Territorialverwaltung auskommen konnte. Aber daß an der Wende zum 16. Jahrhundert die Grundlagen für die Ausbildung des modernen Staates geschaffen waren, ist der aufbauenden Tätigkeit der spätmittelalterlichen landesherrlichen Kanzlei zu danken und darf als deren geschichtliche Leistung gewürdigt werden.

Literaturhinweise

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K. Wenck, Johann von Eisenberg, Kanzler Friedrichs des Ernsthaften. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte Bd. 21 (1900).

[p. 203] Das öffentliche Kanzellariat in der Westschweiz (8.–14. Jh.)1

Das Gebiet, das heute „Suisse romande‟, „Romandie‟, „welsche‟ oder „französische Schweiz‟ genannt wird, das von 888–1032 die Kernlandschaft des Königreichs Burgund bildete, sich dann im lockeren Rahmen des Reiches [p. 204] in zahllose Herrschaften aufsplitterte und nacheinander unter zähringisch-kyburgischen, im 13. Jh. savoyischen und seit dem 15. Jh. zunehmend unter den Einfluß alemannischer Städte, insbesondere Berns geriet, ist erst nach den Kriegen gegen Karl den Kühnen von Burgund und den antisavoyischen Eroberungen der Reformationszeit (1536) zur Westschweiz geworden2. Im Raum zwischen Jura und Großem St. Bernhard3, zwischen Genfersee, Aare und Rhein gab es zu keiner Zeit ein einheitliches Kanzleiwesen4. Der meridionalen Ausrichtung der Nachbarbistümer Genf und Sitten nach Vienne und Tarentaise steht die nordburgundische von Lausanne und Basel nach Besançon gegenüber. Auch die von Norden nach Süden verlaufende Sprachgrenze – westlich von Basel über den Jurakamm nach Biel, Murten, Freiburg, die Vor- und Hochalpenketten bis ins mittlere Wallis – definiert keine geschlossene Urkundenprovinz5. Es ist nur der südliche, rhodanische Teil des Gebiets, zwischen Sitten und Genf, mit Ausstrahlungen über die Patria Vuaudi (Waadt)6, der das Terrain für eine regionale Diplomatik abgeben kann. [p. 205] Hier bestehen bei allen Verwandtschaften und Beziehungen, die mit Burgund, Savoyen, Piemont, Rätien und Alemannien zu jeder Zeit herstellbar sind, einige Originalitäten im Urkunden- und Aktenwesen. Man kann vereinfachend sagen, daß die Hauptimpulse über das erste Jahrtausend hinaus aus dem provenzalischen Rhoneraum stammen, die späteren aber mehr von Westen und Norden eindringen; charakteristisch bleibt jedoch – ablesbar an der Komposition der wichtigsten Bestände (Lausanne, Sitten, Saint-Maurice) – das ausgeprägt regionalistische Netz urkundlicher Beziehungen. Trotzdem findet man im lemanischen Raum, am konzentriertesten im Umfeld der Straße zum Gr. St. Bernhard, einen im Vergleich zu alemannischen Gebieten ungewöhnlich hohen Grad von Verwaltungsschriftlichkeit. Dabei handelt es sich – unter Berücksichtigung der katastrophalen Überlieferungslage bibliothekarischer Quellen im protestantischen Westschweizer Raum7 – nicht um einen höheren Schriftlichkeitsgrad schlechthin, eine größere Nähe francoprovenzalisch sprechender Menschen zur schriftlichen Latinität, und es gibt kein Indiz dafür, daß hier im hohen und späten Mittelalter mehr ‚Literatur‛ produziert worden wäre als in benachbarten alemannischen Gebieten8. Der höhere Schriftlichkeitsgrad ist trotz „droit coutumier‟ allein im Bereich von Recht und Verwaltung gegeben, in den Privaturkunden des 10.–12. Jh., im Notariat und in der Aktenführung seit dem 13. Jh.

Die Statistiken, die 1869 im Anhang zu Hidbers „Schweizerischem Urkundenregister‟ für die Zeit von 700–1200 publiziert wurden, lassen die regionale Verteilung des Überlieferten nicht erkennen9. Sieht man ab von der bis gegen 930 übermächtigen, dann aber fast gänzlich versiegenden St. Galler Provenienz, so stellt man für die Westschweiz eine wesentlich höhere Dichte von Privaturkunden fest als für die alemannische Schweiz. Zwischen 950 und [p. 206] 1100 machen Königs- und Kaiserurkunden etwa ein Drittel der Überlieferung aus, während die Papsturkunden vor dem Ende des 11. Jh. kaum ins Gewicht fallen. Schon von 951–1000 sind aber aus der Westschweiz doppelt soviele Privaturkunden erhalten wie aus der größeren alemannischen Schweiz. Für die Jahre 1001–1050 stammen 90 % der Binnenproduktion (80 % der Privaturkunden) aus der Westschweiz, und auch in der zweiten Hälfte des 11. Jh. überwiegt deren Anteil mit 60 % noch deutlich. Bei allen Zufällen der Erhaltung ist klar, daß die romanischen Gebiete der heutigen Schweiz einer anderen Urkundenlandschaft angehören als die alemannischen, daß hier keine Rede sein kann von einer urkundenlosen Zeit im 10. und 11. Jh.10.

Bemerkenswert ist dabei, wie längst nicht in allen, aber in zahlreichen Urkunden cancellarii und Schreiber, die vice cancellarii fertigen, genannt sind. Insgesamt erweist sich die Westschweiz damit als Teil einer breiten Zone, die sich von Tirol über den Zentralalpenraum nach Burgund, Lothringen und Flandern erstreckt11. Die regionale Besonderheit ist seit langem bekannt, [p. 207] doch bestehen trotz der Fortschritte, die Theodor Schieffers Untersuchungen im Zusammenhang mit der Monumenta-Ausgabe der „Urkunden der burgundischen Rudolfinger‟ gebracht haben, noch unklare Vorstellungen über das hochmittelalterliche Kanzleiwesen im burgundischen Raum. Für die Zeit nach 1032 ist die Forschung kaum über die Feststellungen hinausgelangt, die Oswald Redlich schon 1911 getroffen hatte12. Nach Redlich, der sich auf Arbeiten Bresslaus13, Voltelinis14 und Schiaparellis15 stützte, hielten sich die fränkischen cancellarii als amtliche Gerichtsschreiber im Reichsgebiet allgemein bis in die ersten Jahrzehnte des 9. Jh., an der romanischen Sprachgrenze auch ein Jahrhundert länger, nirgendwo im deutschsprachigen Raum jedoch länger als in Zürich (964), „viel länger und intensiver dagegen auf currätischem und burgundischem Gebiet‟. In Rätien fand er für Vintschgau und Unterengadin ein Fortleben bis ins 12., für das Oberengadin bis ins 13. Jh., „in Wallis, in Lausanne, Genf und Hochburgund‟ gar bis ins späte Mittelalter „in ganz ähnlicher Funktion‟, wobei das Kanzellariat in Sitten im 12. Jh. vom Bischof an das Domkapitel, in Lausanne und Genf im 13. Jh. an die Offizialate übergegangen sei.

Bei der ungleichmäßigen Überlieferung läßt sich der Vorgang kaum verallgemeinernd beschreiben. Während die St. Galler Tradition für den rätischen Urkundenkreis bis ins 8. Jh. zurückreicht, beginnen die Quellen in Lausanne erst um die Mitte des 9. Jh. zu fließen, bis um 1050 ausschließlich in kopialer Überlieferung. Für das Jahrhundert von ca. 950 bis 1050 sind vor allem die Bestände von Romainmôtier und St. Maurice bedeutend. Kurz nach 1000 setzen die bis 1150 spärlichen Belege in Sitten und Aosta ein, erst im letzten Drittel des 11. Jh. dagegen in Genf. Überall klafft zwischen 1050 und 1180 eine unterschiedlich ausgeprägte Lücke, die nicht Verlusten zuzuschreiben ist, wie sie für die Frühzeit angenommen werden müssen. Wo Kartulare sich erhalten haben wie für Romainmôtier (12. Jh.)16, Lausanne (ca. 1200–1240)17 [p. 208] und St. Maurice (um 1400)18, bleibt die frühe Dokumentation dichter19. Sie ist im 11. Jh. vorwiegend cluniazensisch und betrifft hauptsächlich Romainmôtier – nur marginal Payerne –, so wie sie unter diplomatisch neuen Charakteristika seit dem zweiten Drittel des 12. Jh. überwiegend zisterziensisch (Bonmont, Lucelle, Hauterive, Hautcrêt, Montheron, Frienisberg) und in viel geringerem Maß prämostratensisch sein wird (Lac-de-Joux, Humilimont, Fontaine-André, Bellelay).

Außer einigen Tälern im Süden Graubündens, wo cancellarii bis ins 14. Jh. auftreten20, bleiben die Kanzellariate nach 1250 einzig in den alpinen Reliktzonen [p. 209] des Wallis mit der chartra (chertre) der Kapitelskanzlei von Sitten und der Siegelurkunde von St. Maurice sowie in der charta augustana für das Aostatal von Bedeutung21. Im Zuflußgebiet des Rheins, zu dem die ganze nördliche Waadt und die nördlichen, sehr schlecht dokumentierten Teile des Königreichs Burgund gehören, verschwinden sie vor 110022. Im reichen Bestand [p. 210] von Romainmôtier ist um 1050 ein abruptes Erlöschen der Einrichtung zu konstatieren. Alle späteren Erwähnungen wurden den bischöflichen Kanzleien von Genf, Lausanne und Sitten oder der Kapitelskanzlei von St. Maurice zugeschrieben. Man findet cancellarii in Genf und Savoyen bis ins letzte Drittel des 12. Jh., in Lausanne bis ins letzte Drittel des 13. Jh., in St. Maurice bis ins 14. Jh., in Aosta bis ins 15. Jh. und in Sitten bis in die frühe Neuzeit. Es scheint ein Rückzug von Norden nach Süden, von der Rhein- zur Rhonelinie, dann ein solcher von Westen nach Osten stattgefunden zu haben.

Der folgende Versuch, einen ersten Überblick über die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Kanzellariats in der Westschweiz zu gewinnen, kann bei der Fülle des Materials und dem Mangel an kritischen Editionen und Studien nur ein vorläufiger sein. Es soll zuerst die Rolle der Kanzler in den wichtigsten Urkundszentren skizziert, die Unterscheidung von weltlichem und kirchlichem Kanzellariat verdeutlicht und herausgestellt werden, wie der cancellarius nicht als Kanzleichef, sondern als Rechtsfigur zu verstehen ist, die am besten mit ius cancellariae umschrieben wird23. Abschließend geht es um die Frage, warum die alten Kanzellariate um 1050 verschwinden und auf welchen Grundlagen die neuen um 1180 errichtet werden.

[p. 211] Romainmôtier und der Norden: cancellarii als öffentliche Gerichtsschreiber

Die reichste Originalüberlieferung der hochmittelalterlichen Westschweiz stammt aus dem seit dem 5. Jh. bestehenden Kloster Romainmôtier am waadtländischen Jurafuß24. Wenn auch ihre paläographisch-diplomatische Kritik noch aussteht und einige vor 1100 datierte Stücke (wie in St. Maurice) Nachschriften des 12. Jh., vermutlich aus der Zeit der Kartularanlage sind25, so bleiben doch allein für die Jahre von ca. 980 bis 1050 mehr als fünfzig originale Privaturkunden, die in der Regel den Schreiber26, kaum je und erst nach 1000 einen Kanzler nennen, obwohl sie sich dann meist als vice (a vice, ad vicem) cancellarii geschrieben vorstellen. Wo Kanzler wie Genoerius [p. 212] (1003–1005)27, Senbertus (1008)28, Durandus (1013–1042)29 und Wicardus (1046)30 namentlich genannt sind, geben sie sich mit wenigen Ausnahmen auch als Schreiber aus.

Romainmôtiers Usanzen sind zu vergleichen mit jenen Burgunds und Clunys, deren Skizze Jean Richard vorgelegt hat31. Im Jahr 888 von König Rudolf I. im ersten Rudolfingerdiplom an seine Schwester Adelheid32 und von ihr 928/29 dem jungen Cluny übergeben33, wurde das Priorat fortan von dessen Äbten in Personalunion verwaltet. Schon die Übergabeurkunde von 928 – sie bedürfte einer gründlichen diplomatischen Kritik – schließt nach dem Kalendertag mit Ego Ildebrannus sacerdos ad vicem cancellarii scripsi et subscripsi (folgen Regierungsjahr und Indiktion) Actum publice in villa Bolaco; Ildebrand, [p. 213] von 928–944 als Urkundenschreiber in Cluny bezeugt, stand unter der Aufsicht des Grafschaftskanzlers von Mâcon34. Wenn nach Richards Ansicht hinter den in Cluny ad vicem cancellarii firmierenden Schreibern gar kein Kanzler der großen Abtei und hinter den in anderen nichtbischöflichen Privaturkunden Burgunds auftretenden Kanzlernamen immer derjenige der zuständigen Kathedralkirche gestanden hat35, so ist dies für die Westschweiz im 11. Jh. nicht der Fall. Es läßt sich zwar mangels ähnlich dichter Lausanner Überlieferung nicht nachweisen, daß die genannten Kanzler nicht auch im Dienst des Bischofs wirkten, aber man wird kaum einen ‚bischöflichen‛ Kanzler Reginold im Jahr 1031 neben einem ebenfalls bischöflichen Kanzler Durandus (1013–1042) postulieren dürfen. Wie hätte Durandus, der 1037 seine Distanz zum deutschen Königtum in einer Datierung mit annorum V post hobitum regis nostri Rodulfi manifestiert36, gleichzeitig Kanzler der Lausanner Bischöfe Hugo (1019–1037) – des einzigen Sohnes König Rudolfs III.37 – und Heinrichs II. von Lenzburg (1039–1050?) sein können, der 1039 der Beisetzung Konrads II. in Speyer beiwohnte?38

Die Gau- und Grafschaftsgliederung der Westschweiz und insbesondere der Waadt ist in rudolfingischer Zeit im einzelnen schwer erkennbar, aber es besteht kein Zweifel an ihrem Bestand in der ersten Hälfte des 11. Jh.39. Die Kompetenz der für Romainmôtier wirkenden cancellarii beruhte kaum auf der trotz der Übergabe an Cluny fortdauernden königlichen Herrschaft über das frühere Eigenkloster40; gerade ihr Auftreten nach dem Jahr 1000 ist angesichts des Verhältnisses Rudolfs III. zum Regionaladel ein Indiz dafür, daß sie – anders als in St. Maurice – nicht „Klosterkanzler‟ waren. Als solche wären sie öfter persönlich in Klostergeschäften tätig gewesen oder mit Namen [p. 214] genannt worden. Sie werden aber zitiert oder wirken persönlich bei Grundstücksbewegungen und Freilassungen in einem bestimmten pagus oder comitatus und nicht in verschiedenen Distrikten; als Zeugen ihrer Geschäfte fungieren Grafen und Gerichtsherren. Es besteht kein Grund, in ihnen etwas anderes als öffentliche Gerichtsschreiber zu sehen. Die letzte mir bekannte Schreiber- und Kanzlernennung im Bestand Romainmôtier betrifft Guitelmus bzw. Tetmarus in einem meist zu 1059 datierten, weltlichen Geschäft, durch das ein Heberinus seinem Bruder Anselm Erbbesitz in der Gegend von Morges sowie Leibeigene vermacht41, der klassische Fall von alienatio perpetua und testamentum, wie er dem ius cancellariae unterliegt42; bei der Namensgleichheit mit einem gleichzeitig in St. Maurice auftretenden Kanzler-Dictator-Paar wird die Urkunde aber noch genauer untersucht werden müssen, auch weil nach 1050 in den weiterhin zahlreichen Urkunden von Romainmôtier nicht nur keine Kanzler-, sondern auch keine Schreibernennungen mehr zu finden sind. Wie in Burgund herrscht bis um die Mitte des 12. Jh. die siegellose, meist mit Zeugenliste versehene Notitia vor, die dann von der Siegelurkunde abgelöst wird43.

Nicht nur für die Kanzler, auch für manche Schreiber ist die Zugehörigkeit zum Konvent von Romainmôtier sogar da nicht selbstverständlich, wo sie sich als Priester oder Leviten bezeichnen. Die seit 964 mit dem Priester Ebbo belegte Formel Ego in dei nomine N. (rogi[ta]tus seit 996) scripsi(t) datavi(t)44 hilft nicht weiter, da sie allgemeinem Usus entspricht. Auch die Priester Adzo (966)45 und Genoerius46, die untitulierten Schreiber Pontius (1004/05)47, Meinardus (1005–1017)48, Ioannes [p. 215] (1009–1017)49 und Salaco (1039)50 sowie der Kanzler Senbertus (1008) verwenden sie, und zumindest für Genoerius, Meinardus, Ioannes und Senbertus ist die Zugehörigkeit zum Konvent von Romainmôtier mehr als zweifelhaft. Auch für den notarius Herenbert, der zwischen 981 und 986 ohne geistlichen Titel fünf Urkunden firmiert, drei Freilassungen (ingenuitates) und zwei Grundstücksverkäufe im pagus Lausanne, ist sie nicht anzunehmen51; er präsentiert sich ohne Devotio mit bloßem Namen, dem er wie andere nach ihm manchmal ein einfaches (et) Ego voranstellt. Für Klosterschreiber halte ich dagegen den Priester Teutbald (996)52 und die Leviten Humbert (1008)53, Adalbert (1013)54 und Syronus (1013)55, die als einzige die data per manu(m)-Formel benutzen, ausschließlich in vice cancellarii gefertigten Stücken. Klosterschreiber sind auch der Priester Petrus (996)56 [p. 216] und die Mönchspriester Hugo und Warnerius (1026/27)57, Ingelbert – qui et praenomine vocito Rigizo – (1028)58, der Priester Langerius (1041)59 und der Levite Stephanus (1042–1051)60, der letzte mir namentlich bekannte Schreiber, wenn man von sporadischen Ausnahmen wie Benedictus (1084) absieht, deren Namensnennung keinen Beglaubigungscharakter mehr zu haben scheint61. Schieffer hält auch Rotbertus notarius (1009/10)62 für einen Klosterangehörigen; daß sich Ebrardus 1015 mit dem auf das Signum folgenden scribsit et subscribsit, das die Zeugenreihe einleitet, als Urkundenschreiber ausweist, ist anzunehmen63.

Schrift- und Formularvergleich wird manche der angeschnittenen Fragen klären; hier geht es darum, das Erlöschen der weltlichen Kanzellariate in der Waadt um die Mitte des 11. Jh. zu konstatieren. Die älteste Privaturkunde für das an frühen Stücken sehr arme Priorat Payerne schließt noch 1085 mit Ego frater Pontius vice cancellarii scripsi ut vidi et audivi anno MLXXXV indictione VIII, regnante gloriosissimo imperatore Heinrico IIII°, temporibus domni Hugonis abbatis Cluniac(‹iensis)64. Es ist möglich, daß es sich bei der vom bisherigen [p. 217] Brauch abweichenden Formel um paterniazensisches Gewächs und beim Verweis auf den Kanzler um eine Fiktion handelt, doch ist die Frage ebensowenig zu entscheiden wie jene nach der Bedeutung der Kanzler- und Schreibernennung in der bekannten Gründungsurkunde für Payerne, dem erst im 12. Jh. geschriebenen sog. Testament der Königin Berta aus dem Jahr 961/2: Ego Sunehardus hanc cartam ad vicem Ponezoni cancellarii scripsi data die …, actum vero Lausona civitate65. Nachdem unmittelbar vorher genannte Zeugen dieser Urkunde um 961 im Raum Lausanne nachweisbar sind, gibt es keinen Grund, den sonst nicht belegten Kanzler Bonizo abzutun als „einen jener mönchischen Urkundenschreiber, die sich gerne cancellarius nannten‟66, dies umso weniger, als in der Westschweiz vor dem Jahr 1000 keine solchen zu finden sind. Da Bonizo als königlicher Kanzler nicht in Betracht zu fallen scheint67, wird man ihn als Lausanner Grafschaftskanzler für das Jahr 961 annehmen.

In den nördlichen Teilen des Königreichs Hochburgund, im Aareraum, im Jura und im Fürstbistum Basel, ist die Quellenlage vor dem 12. Jh. schlecht68. Ein vereinzeltes Zeugnis für das öffentliche Kanzellariat gibt die Schenkung des Teinardus an das königliche Jurakloster Moutier-Grandval von 969: Ego in dei nomen Ruhodolfus cancellarius subscripsi et subscripsi69. Die ungewöhnlich schöne Buchminuskel des mangelhaft formulierten Stücks stammt von einem Mönch, der Kontext, Signateil und Datum in einem Zug [p. 218] abschrieb, aber wie in anderen Fällen weist das scripsi auch hier nicht auf den tatsächlichen Schreiber, und Rudolf muß als cancellarius nicht der Abtei, sondern des pagus betrachtet werden.

Im burgundisch-schwäbischen Grenzbereich sind cancellarii nach 964 nicht mehr belegt70, aber die Tradition des öffentlichen Schreibertums lebte auch hier bis über 1000 hinaus weiter. Davon zeugt Graf Ulrichs von Lenzburg Übergabe des Stifts Beromünster an seinen Enkel Arnolf vom Februar 1036, die – wiewohl nach Form und Sprache ein Stiftsprodukt – in Rohr bei Aarau vor dem Grafengericht gefertigt wurde: Hec carta traditionis advocati acta et levata est in publico mallo Rore, sub comite Ůlrico et testibus, quorum nomina hec sunt (…). Ego igitur Ozo scripsi et sub (Signum) scripsi, notavi diem et annum71. Vom Kanzellariat ist auch in einer gleichzeitigen Urkunde (1036/37) aus Zürich, die als letztes Zeugnis für „die alte Geschäftsurkunde öffentlich-rechtlichen Charakters‟ im schwäbischen Bereich gilt72, nicht die Rede: Actum est in lapidea domo castri coram advocato Ǒdelrico et comite Eberhardo subnotatis aliis testibus (…) Ego Adalhardus scripsi (Signum) et subscripsi, notavi diem (…)73. Die Subskriptionen der Mönche Otino, Giselbert, Ebbo, Wernher und Markward, die zwischen 1083 und 1116 die Traditionen für Allerheiligen in Schaffhausen schrieben74, illustrieren aber deutlich genug, wie auch im alemannischen Bereich alte Urkunds- und Beurkundungsformen fortleben konnten.

Lausanne: Das kirchliche Kanzellariat der Dekane und Kantoren

Die Schreiber- und Kanzlerliste der bischöflichen Kirche von Lausanne ist insofern die interessanteste, als sie, von der Mitte des 9. bis ins späte 13. Jh. reichend, die Zeitspanne von fast einem halben Jahrtausend umfaßt75. Als [p. 219] Schreiber begegnen Ayriboldus diaconus (852/75)76, Lanpertus presbyter (881)77, Rodovuinus presbyter (885)78, zweimal Bernardus diaconus (890–892)79, der als erster kirchlicher Schreiber der Westschweiz – in einer Urkunde des Grafen Manasses von Genf für das Domstift – den Kanzlertitel führt (diaconus sive cancellarius, 890). Da auch sein oft erwähnter Nachfolger Saturninus presbyter (896–921?)80 den Kanzlertitel (presbyter sive cancellarius u. ä.) nie allein und nur unregelmäßig benutzt – meist in Urkunden von Laien für das Domstift, darunter auch einem Diplom König Rudolfs I. von 90881 – dürfte dieses Kanzellariat nicht ein fest an die Person gebundenes Amt, sondern ein von Fall zu Fall aus dem weltlichen Bereich entlehnter Titel gewesen sein, dies umso mehr, als einige als Schreiber bekannte Domstiftsangehörige in Zeugenlisten von Urkunden auftreten, für die andere Schreiber firmieren. Auch spätere Schreiber führen den Kanzlertitel nur sporadisch: Evo nennt sich presbyter (900/923)82, Berold83 schreibt 929 als levita sive sacrista84, ein namenloser Nachfolger 943 als sacrista sive cancellarius85, Hiringus dagegen zweimal als presbyter (961–963)86, einmal als presbyter cancellarius (968)87, Adalvuinus endlich zweimal als presbyter (971–972)88.

Nach ihm wird die Liste der Lausanner Schreiber und cancellarii für zwei Jahrhunderte so lückenhaft, daß die grundlegenden Wandlungen des Kanzellariats [p. 220] im Dunkel bleiben; für die Zeit um 1000 wird abzuklären sein, ob die in Romainmôtier belegten Schreiber nach Lausanne gehören. Ich sehe in den ohne geistlichen Titel in nicht bischöflichen Urkunden firmierenden cancellarii Reginold (1031)89 und Othelm (1056–1059)90 Grafschaftskanzler, wobei offen bleibt, wieweit die 1011 von König Rudolf III. an den Lausanner Bischof übergebenen Grafschaftsrechte in der Waadt reichten, ausgeübt werden konnten und die Bestallung des öffentlichen Gerichtsschreiberamtes implizierten91. Kaum zufällig stammt die letzte Kanzlernennung aus der Zeit, da auch im Bestand von Romainmôtier das Institut verschwindet; als es achtzig Jahre später wieder auftaucht, liegt es in der Hand von Dekanen.

Weitere Untersuchungen sind nötig, bevor der Übergang öffentlicher Kanzellariatsrechte an die Kirche geklärt ist; er ist nicht begründbar mit dem Hinweis auf Karls d. Gr. Verfügung von 805, nach der neben Grafen auch Bischöfe und Äbte Notare engagieren sollten92, sondern mit dem viel älteren Ausbau bischöflicher Jurisdiktion im Immunitätsbereich93. Schon in der ersten [p. 221] Hälfte des 9. Jh. tragen Priester, Diakone und Leviten in Lothringen, im Rheinland und in Rätien den Kanzlertitel, seit 887 in Langres, seit 890 in Lausanne und kurz nach 900 auch in Mâcon94. Es ist zu beachten, daß der Kanzlertitel in der Region vorher gar nicht begegnet, daß er sich andererseits um das Jahr 1000 nicht nur in der päpstlichen Kanzlei95, sondern auch in südlichen Bistümern einbürgert, um die gleiche Zeit, da auch die weltlichen Kanzellariate in der Westschweiz aufzuleben scheinen. Deren baldiger Zerfall ist aber, wenn die Institutionen des Königreichs dafür den Rahmen geboten haben sollten, weder in diesen noch in der Angliederung Burgunds an das Reich begründet, sondern in der Aushöhlung der öffentlichen Geltung der Grafschaftsgerichte in der ersten Hälfte des 11. Jh., die in den reichen Beständen von Mâcon und Cluny deutlicher erkennbar ist als in der Waadt96. Die Treuga Dei, die um 1040 in Lausanne verkündet worden sein soll97, gehört zu den Versuchen, einen Ersatz für die öffentlich garantierte Sicherheit zu schaffen, eine Bewegung, von der kirchliche Institutionen nur profitieren konnten.

Für die Entwicklung der kirchlichen Kanzellariate ist die in Lausanne 929 erstmals belegte Verbindung des Schreiberamtes mit der Sakristei, d.h. mit Tresor, Archiv, Skriptorium und Bibliothek wegweisend. Der erste im 12. Jh. bekannte Kanzler der Lausanner Kirche, Dekan Petrus de Ponte [p. 222] (1140–1147), war zugleich Thesaurar98, sein Nachfolger, Dekan Gerald Carbo (ca. 1154–1168), vorher Kantor99. Alle Anzeichen – vom gemeinsamen Auftreten der cancellarii mit den Dekanen in Genf zur Verbindung von Dekanat und Kanzellariat in Sitten und der Kanzlerfunktion der genannten Dekane in Lausanne – weisen darauf hin, daß Befugnisse öffentlicher Kanzellariate über die Dekanate (bzw. Archidiakonate) in die Hände der Domkapitel gelangt sind. Es ist auch für die Westschweiz nicht geklärt, wo und wieweit die Dekanatssprengel mit den pagi übereinstimmten, aber es gibt keinen Zweifel an der (etwa in Cluny früh dokumentierten) Bedeutung der dekanalen Jurisdiktion100, die um 1180 in allen Westschweizer Bistümern in Konflikten mit der bischöflichen Autorität sichtbar und – beginnend in Genf – seit 1225 mit der Schaffung der Offizialate zugunsten der Bischöfe geschwächt wird, ohne deshalb als regionale Trägerin der fides publica auszuscheiden. Die Übernahme von Kanzellariatsrechten durch die Dekane dürfte im 11. Jh. erfolgt sein, und schon früh scheint sich auch eine Delegation vom [p. 223] Dekan an den in der Dignitätenfolge hinter ihm stehenden Kantor angebahnt zu haben. Die Verbindung Kantorei-Kanzlei ist für Kapitelskanzellariate sowohl in der Westschweiz wie in Frankreich charakteristisch; in Besançon ist der Kapitelskantor von St. Etienne schon seit der Mitte des 11. Jh. erzbischöflicher cancellarius101. Damit scheinen die literarischen Kompetenzen der cancellarii in den Vordergrund zu treten, doch sind die arithmetischen Kenntnisse mittelalterlicher cantores nicht zu vergessen; es ging um die Güterverwaltung, und das Kantorenkanzellariat darf auch im 12. Jh. nicht gleichgesetzt werden mit der Leitung des bischöflichen Urkundenwesens102. Die Vorstellung einer Kanzleiorganisation mit Chef und Schreibern ist ohnehin abwegig bei einer jährlichen Produktion von drei bis vier Urkunden.

In Lausanne hat dieses neue Kanzellariat, dessen erste bekannte Vertreter Petrus und Gerald sind, nur allmählich feste Formen angenommen, und hier wie anderswo ist der entscheidende Umbruch vom dekanalen zum Kapitelskanzellariat erst nach dem dritten Laterankonzil (1179) erfolgt. Wir begegnen 1179–97 dem Kantor-Kanzler Wilhelm103, 1182–84 dem bischöflichen camerarius und Vizekanzler Abicellus104, 1196 dem Vizekanzler und 1199–1209 dem Kantor-Kanzler Enguicius Dapifer105, aber die meisten [p. 224] Urkunden des mit dem Kapitel auf Kriegsfuß lebenden Toskaners Roger von Vico Pisano (1178–1212) nennen weder Schreiber noch Kanzler; der Genfer Bischof Arducius (1135–85), der zeitlebens Dompropst in Lausanne blieb, dürfte seinen Mitbruder kaum zu Konzessionen an das Kapitel ermuntert haben. Erst unter Bischof Berthold von Neuchâtel (1212–1220), verstärkt aber erst seit 1224 unter (dem früheren Sittener Dekan) Wilhelm von Ecublens (1221–29) beginnt die nunmehr sehr dichte Kette der Belege für die Kantor-Kanzler, den nachmaligen Bischof von Genf (1215–60) Aimo von Grandson (1210–15)106, den Kreuzfahrer Rudolf von Fruence (1215–28)107, den späteren Bischof (1240–73) Johann von Cossonay (1231–1240)108, den Grafensohn Wilhelm von Gruyère (1240–72), den späteren Bischof von Verdun (1284–89) Heinrich von Grandson (1275–76), nach dessen Ausscheiden das Kanzleramt kaum mehr genannt ist. Zur selben Zeit, als in Sitten das Kanzellariat von der Kantorei gelöst wird, verschwindet es in Lausanne. Die Auseinandersetzungen zwischen Bischof und cancellarius, die in Genf mit dem Sieg des Bischofs, in Sitten mit dem Sieg des Kapitels enden, bleiben in Lausanne längere Zeit unentschieden, gehen auch nur vordergründig zugunsten des Bischofs aus, denn die von ihm als cancellarii nostri bezeichneten und ausschließlich unter dem Bischofssiegel firmierenden Kantoren stehen nicht für bischöfliche Kanzleikontrolle, sondern für die Kontrolle des Kapitels über die bischöfliche Vermögensverwaltung109. [p. 225] Das Kanzellariat der Dekane, Sakristane und Kantoren ist kein öffentliches und bleibt auf das bischöfliche Urkundenwesen beschränkt, aber ihr im 12. Jh. auf bestimmte Geschäfte begrenztes Wirken beweist, daß Attributionen des früheren Grafschaftskanzellariats in den Kapitelskanzellariaten aufgegangen waren, und die Anweisung, die der Churer Bischof 1244 seinem weltlichen cancellarius im Oberengadin gibt, trifft dem Sinn nach – wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen – die Aufsichtsrolle des Kantor-Kanzlers: nec permittat extra societatem eiusdem comitatus predium aliquod alienari110.

Wie in Sitten ist das Kanzellariat des Kantors im 13. Jh. vor allem eine Pfründe; eine direkte Beteiligung an der Kanzleiarbeit ist – im Unterschied zum 12. Jh. – nicht mehr nachzuweisen. Als Vizekanzler erscheint 1221–22 der Propst und Kartularredaktor Cono von Estavayer111, 1228 der Subkantor Joseph112, 1255 der Subkantor Lambert113. Aber das wesentliche Attribut sowohl des frühmittelalterlichen cancellarius wie des spätmittelalterlichen Kanzleichefs, die Kontrolle über die Authentifikationsmittel, bleibt in Lausanne in der Hand des Kantor-Kanzlers, wie er selbst im Jahr 1236 dem Bischof entgegenhält: Dicebat enim quod ille qui sigillum episcopi portabat, debebat cantori iurare quod sigillum custodiret bona fide ad opus episcopi et cantoris et non dimitteret carta de manu sua exire sine licencia cantoris114. Auf die letztere Bestimmung verweist die Formel data (datum) per manum N. cantoris et cancellarii nostri (bzw. Lausannensis) anno …, die stereotyp die vom Kantor-Kanzler firmierten bischöflichen Urkunden des 13. Jh. beschließt. Es sind nun zwar die meisten bischöflichen Urkunden firmiert – wo das nicht der Fall ist, liegt in der Regel Empfängerfertigung durch Zisterzienser, Domstift u. a. vor, oder der Bischof tritt nur als Siegler/Mitsiegler auf –, aber das Kanzellariat erstreckt sich keineswegs auf das Kapitel. In dessen zahlreichen Urkunden treten [p. 226] Kantoren oft als Zeugen, aber nie als cancellarii auf; für seine Urkunden beanspruchte das Kapitel Kanzleihoheit, und es scheint, daß man dabei (wie später in St. Maurice) in der Zeit von ca. 1210–1240 mit der Registratur der Rechtsakte im Kapitelskartular experimentierte. Wie in Aosta, Sitten, St. Maurice und Genf war auch in Lausanne die Kathedralkirche mit Kreuzgang und Kapitelssaal ein locus publicus des Urkundenwesens, und so wie die öffentliche Schreibstätte in St. Maurice 1168 neben dem monasterium liegt, lassen sich auch in Lausanne die Schreiber um die Kathedrale nieder. Zum 27. August 1235 notiert Propst Cono im Kartular: ad preces amicorum P. Eliot sustinuit capitulum quod ipse faceret quoddam scriptorium ante monasterium in loco ubi P. de Arraz habuerat fabricam ad faciendas ad opus monasterii vitreas fenestras, et debet edificium suum inde auferre quam cito capitulo placeret115.

Wieweit aber der Bischof und sein cancellarius, wieweit andererseits das Kapitel Organe freiwilliger Gerichtsbarkeit waren, kann im Rahmen dieser Untersuchung nicht geklärt werden. Jedenfalls war der Offizial nicht der Vollerbe des cancellarius: Galther von Prangins, der erste bekannte Offizial des Bistums, wirkt seit 1244 neben dem Kanzler Wilhelm von Gruyère als Inhaber des kleinen Siegels, während dem Kanzler die Obhut über das große verbleibt116.

Genf: Die unterdrückung des Kanzellariats durch den Bischof

In Genf vermochte sich ein Kapitelskanzellariat nicht zu entfalten; seine Spuren verschwinden hier schon, bevor es in Lausanne festere Formen gewinnt, gegen Ende des 12. Jh., und 1225, als die Lausanner Kanzler-Kantoren – vermutlich auch in Abwehr der Genfer Neuerungen – ihre Ansprüche erst richtig durchzusetzen beginnen, sitzt in Genf schon ein bischöflicher Offizial117. Die Situation ist im 12. Jh. gekennzeichnet durch ständige Auseinandersetzungen [p. 227] zwischen dem Bischof und dem Grafen von Genf, dessen Macht sich über die Vogtei auch auf das Bistum Lausanne erstreckt.

Die äußerst spärliche Überlieferung erlaubt kaum Einblicke in die frühere Entwicklung118. Es ist möglich, daß der in einem königlichen Placitum Rudolfs II. von 926 auftretende Maiolus, wie Schieffer vermutet, ein Grafschaftsschreiber war: Ego in dei nomine Maiolus cancellarius hanc iudicium scripsi, datavi die mercoris XV kal. februarii, anno XV regnante domno nostro Rodulfo rege119. Ihn jedoch zu identifizieren mit dem angeblich 912 belegten Leviten Maiolus scheint mir zu gewagt, weil die als ältestes Dokument des Genfer Staatsarchivs geltende Schenkung der Gräfin Eldegard für das Priorat Satigny kein Original, sondern im besten Fall eine Nachzeichnung ist, die nicht vor dem Ende des 11., vermutlich aber erst um die Mitte des 12. Jh. geschrieben wurde: Ego in dei nomine Maiolus levita ad vicem Uuidrici archicancellarii eo presente atque dictante hanc cessionem scripsi et datavi die veneris X kal. martii anno XXIII regnante donno nostro Rodulfo rege120. Obwohl man über die burgundische Königskanzlei zwischen 910 und 940 kaum etwas weiß, findet der sonst unbekannte Erzkanzler Widricus in ihr sicher keinen Platz121; der Erzkanzlertitel ist auch außerhalb ihrer in der Region zu treffen und meint den ersten Domkleriker, so in einer vom Herausgeber zu 929 gesetzten [p. 228] bischöflichen Urkunde von Mâcon: Ayminius cunctorum devotissimus clericorum atque archicancellarius dictando scripsit et datavit122.

Für 150 Jahre hören wir dann nichts mehr von bischöflichen oder grafschaftlichen Schreibern. Bei der um 1090 datierten Urkunde des Grafen Aimo für S. Michele di Chiusa, die als Schreiber den gräflichen Kaplan Andreas nennt, handelt es sich um eine Fälschung um 1200123; im Unterschied zu Savoyen ist mir vor dem 14. Jh. kein Fall bekannt, wo sich Notare des Grafen von Genf als cancellarii bezeichnet hätten124.

Schwieriger ist die Frage zu entscheiden, ob die in Genf im späteren 11. und in der ersten Hälfte des 12. Jh. auftretenden cancellarii solche des pagus (nicht des Grafen), solche der civitas, solche des Bischofs oder solche des Kapitels waren. Maurice de Tribolet hat in seiner die Zeit von 1093–1197 umfassenden Untersuchung über die Kanzlei der Bischöfe von Genf das Problem nicht angesprochen125. Die Genfer cancellarii erscheinen zwar ausschließlich in bischöflichen oder für das Domstift ausgestellten Urkunden – es gibt kaum andere Genfer Privaturkunden vor 1150 –, aber die Tatsache, daß sie so selten auftreten und in den meisten Urkunden nicht genannt sind, ist mit der Vorstellung einer ständigen Kanzleileitung nicht vereinbar. Den ersten Beleg bietet m. W. eine in Genf ausgefertigte Güterschenkung Bischof Friedrichs (1030–1073) für Romainmôtier aus dem Jahr 1073: Ego Algodus advocatus cartam de terra levavi et scribere et firmare rogavi (folgen Zeugen und Sanctio). Ego Amselmus iussu Vuilelmi cancellarii regnante iuniore rege Henrico anno septimo decimo scripsi Geneve di veneris126. Anselm kann bischöflicher Schreiber gewesen sein, aber daß Wilhelm bischöflicher und nicht öffentlicher Kanzler war, ist keineswegs sicher. Dasselbe gilt für die späteren, von de Tribolet aufgeführten cancellarii, die alle Amaldricus heißen (1093–1167?). [p. 229] Ein Amaldricus cancellarius schreibt 1093 für St. Viktor in Genf zwei Schenkungen des Bischofs Wido (Guy) von Faucigny (1083–1119), die mit Zustimmung von Dekanen erfolgt waren, über Güter im pagus Genf127. Derselbe (?) Amaldricus cancellarius ist 1113 – nach drei Dekanen – Zeuge in einer Schenkung von Genfer Grundbesitz an die Abtei Ainay (Lyon), die der gleiche Bischof mit Zustimmung des Grafen Aimo gemacht haben soll128, und gibt in einer anderen, 1113 mit Zustimmung des Kapitels an das Kloster Aulps gerichteten, dem Schreiber Vivianus den Befehl zur Ausfertigung129. Ein Amaldricus cancellarius Gebennensis beauftragt 1148, gemeinsam mit Bischof Arducius (1135–1185)130, den Schreiber Witbertus mit der Ausfertigung der Tradition der Similia an das Domstift durch Aimo von Saint-Gervais131, und erscheint in einem undatierten Vergleich desselben Bischofs zwischen den Zisterziensern von Bonmont und den Kartäusern von Oujon um Weideländereien als erster Zeuge132, vermutlich in einer diplomatischen Mission von der Art, wie sie 1079 der Kanzler Vuitbert von Lyon zum Lob seines Vorgängers schildert: tractante hoc ipso et multum insudante Rainardo tunc temporis cancellario, qui haec omnia per multas familiaritates et magnas collationes rerum sibi commissarum diu praeparaverat133. Die Genfer cancellarii treten also als Schreiber oder solche Beauftragende nur in Urkunden auf, die zur Domäne öffentlicher Gerichtsschreiber gehören: alienationes von ‚steuerpflichtigem‛ Grundbesitz und Unfreien im Bereich des pagus, dessen gewählte Funktionäre sie ursprünglich waren134. Die Versuchung, eine bischöfliche Kanzlerdynastie der Amaldrici zu konstruieren und für 1093 (–1113?) einen ersten, für 1113–1148 (1167) einen zweiten Amaldricus anzunehmen, liegt um so näher, als von 1134–1167 ein Kantor [p. 230] und Dekan Amaldricus begegnet, der nach den vergleichbaren Verhältnissen in Lausanne und Sitten mit dem zweiten Amaldricus cancellarius identisch sein könnte135, deshalb aber nicht als bischöflicher Kanzleichef eingestuft werden darf. Vielmehr wird in keinem Bistum deutlicher, wie die dekanale Jurisdiktion sich mit den Kompetenzen der öffentlichen Gerichtsschreiber verband, zweifellos nicht im Interesse des Bischofs. Schon der Doppelauftrag von 1148 signalisiert, wie Bischof Arducius das Kanzellariat des Amaldrich höchstens duldete, und offensichtlich war er nicht bereit, nach dessen Ausscheiden eine Neubesetzung des Amtes zuzulassen, denn in den Jahren 1178–1181 tritt er persönlich als Vertreter des cancellarius auf: Ego N.N. scripsi (et feci) hanc cartam iussu domini Arducii Gebennensis episcopi gerentis (habentis) vices cancellarii136. Später ist der Titel nicht mehr belegt. Die bischöfliche Regie über das Kanzellariat, die möglicherweise schon nach dem Regalienstreit in den 60er Jahren begonnen hatte, nun aber – in einer Zeit schärfster Konflikte mit dem Grafen und wohl auch mit dem Kapitel – die endgültige Durchsetzung der Stadtherrschaft begleitete137, kann nur bedeuten, daß das Kanzellariat wie in Sitten und Aosta als Teil der Regalien galt und vorher nicht unter bischöflicher Kontrolle stand. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß die Genfer cancellarii des 11. und 12. Jh. mit der fides publica ausgestattete Organe freiwilliger Gerichtsbarkeit in der Nachfolge der öffentlichen Gerichtsschreiber waren; wie die Verbindung mit dem Jurisdiktionsbereich der Dekane zustande kam und wie das Kanzellariat zum Grafen stand, bleibt aber unklar. Man muß annehmen, daß es sich unter Arducius (als beneficium?) in der Hand der Amaldrici befand und in ihrer Familie vererbt wurde; Dynastien von cancellarii sind auch hinter den Turumberti in St. Maurice, vielleicht auch hinter den Durandi in der Waadt zu vermuten138. Als aufstrebender Landesherr konnte der Graf den Fortbestand des Kanzellariats an sich ebenso wenig wünschen wie der Bischof, aber es ist wohl denkbar, daß er ähnlich wie der Graf von Savoyen mit Richardus cancellarius (1147–1173)139 in den Amaldrici nützliche Instrumente für den Ausbau der Herrschaft gefunden hatte.

[p. 231] Andere Genfer cancellarii sind nicht bekannt, wohl aber einige Mitarbeiter an bischöflichen Urkunden. Unklar ist die Funktion eines von Edouard Mallet als Sakristan bezeichneten Mannes, der 1099 mit data manu Bernardi magistri Gebennensis ecclesie firmiert140. Unter Bischof Arducius diktiert 1156 ein Kaplan Galter141, in den kritischen Jahren 1178–1181 schreibt ein canonicus (et magister) Guitbertus (Gilbertus)142, der wohl identisch ist mit dem Schreiber von 1148 und mit dem 1191 als Domherr und Dekan und 1195 wiederum als magister titulierten Urkundenschreiber Guitbertus143, dazu 1181 ein Petrus144, der identisch sein kann mit dem Petrus Savers, welcher 1196 im Auftrag des Kantors Wilhelm von Clets eine Urkunde schreibt und damit den m. W. einzigen expliziten Nachweis liefert für die Kanzleiaufsicht durch den (auch hier ohne Kanzlertitel agierenden) Genfer Kantor145. Ähnlich wie dem Grafen von Savoyen war es den Genfer Bischöfen gelungen, die Kontrolle über das Urkundenwesen zu behalten und es in die Hände von Leuten zu legen, die ihnen persönlich verpflichtet waren. Eine doppelt ausgefertigte Schlichtungsurkunde der Bischöfe Nanthelm von Genf und Nanthelm von Sitten für Graf Thomas von Savoyen und die Abtei St. Maurice schließt 1198 mit: Ego Ubaldus episcopi Gebennensis capellanus hoc instrumentum dictavi (scripsi) ipso et domino Sedunensi iubente, wobei die eine, in der diplomatischen Minuskel von St. Maurice geschriebene Ausfertigung dictavi, die zweite, in moderner Kursive geschriebene aber scripsi sagt und damit Ubaldus als versierten Spezialisten ausweist146.

Saint-Maurice und Savoyen: cancellarius publicus – publicum sigillum

Die älteste Privaturkunde der Westschweiz, 765 für die über einem frühen Heiligtum vom Burgunderkönig Sigismund im Jahr 515 gestiftete Abtei St. [p. 232] Maurice (Agaunum)147 ausgestellt, ist nicht allein für die Kenntnis der vom König eingerichteten laus perennis148 und die Organisation der Mönche in turmae von Bedeutung; die Schenkung des Ayroenus bietet auch die erste Schreibernennung: Ego Uuandalmarus hanc donationem a sacrosancto loco rogitus scripsi et subscripsi149. Der Wortlaut läßt auf einen öffentlichen Schreiber schließen, aber die isolierte Urkunde erlaubt kaum weitere Aussagen über die Funktion des Wandalmar. Vor dem 10. Jh. bleibt das Kanzleiwesen des um 830 in ein weltliches Chorherrenstift umgewandelten Klosters umso schwerer faßbar, als auch die Produkte des Skriptoriums fehlen. Wenige Urkunden mit Nennungen von Schreibern sind schon aus der Zeit vor dem Sarazenensturm (um 940) überliefert, zuerst 878 – das älteste Original – mit Berthold, dem der Priester Balther diktiert150. Wie anderswo firmieren sie in der Folge als Presbiter, Diakone, Leviten und Kanoniker – in einem Fall als notarius (942/43)151 – und erst gegen Ende des 10. Jh. findet man cancellarii des Klosters, erst nach dem Jahr 1000 und nur vereinzelt Schreiber, die [p. 233] vice cancellarii N. subskribieren152, so daß hier eine Übernahme der Titulatur aus der rudolfingischen Kanzlei möglich ist. Spätere Berufungen auf altes Kanzleirecht dürften in der Stellung der Abtei als vornehmstem königlichem Eigenkloster begründet sein153.

Ich verzichte darauf, die ältere Geschichte der von ca. 940 bis 1032 weitgehend mit der burgundischen Königskanzlei identischen Klosterkanzlei zu erörtern154; die Reihe der von Schieffer genannten Schreiber und Kanzler läßt sich ergänzen und über 1032 hinaus fortführen. Belegt sind der Kanzler Turumbert (1043–46?) mit den Priestern Arnold und Poppo als Schreibern155, der Kanzler Tietmar (um 1070) mit dem Diakon Anselm, der [p. 234] einmal dem Diktat des Witelmus folgt156, nochmals ein Kanzler Turumbert (1108) mit dem Schreiber Odolricus157. Nach der Mitte des [p. 235] 12. Jh. bestand beim Kloster eine öffentliche Schreibstelle (scripta)158. Obwohl alle genannten Belege für das Kloster geschrieben sind, ist es unwahrscheinlich, daß das Kanzellariat der Turumberti und des Tietmar nur in klösterlichen Rechten verankert war, denn nachdem die Grafen von Maurienne (Savoyen) 1034 mit den sakralen auch die politischen Zentralortfunktionen des rudolfingischen St. Maurice übernommen hatten, blieb jede Autonomie des Stifts aufgehoben. Graf Amadeus III. (1103–1148) machte es 1128 zum regulierten Augustinerstift, gab ihm 1143 die von seinem Bruder okkupierte Propstei zurück und stellte 1147 den Abtstitel wieder her, bevor er zum Kreuzzug aufbrach, aber die Konflikte dauerten unter seinem Sohn Humbert III. (1147–1189) an, und wenn das Skriptorium in der Folge aufblühte, so sind doch kaum Elemente eines stiftischen Kanzleistils zu erkennen, die die spätere Entwicklung andeuten würden.

Die Kanzellariatsrechte von St. Maurice erstreckten sich im 13. Jh. auf das Chablais ([pagus] caput laci) und dürften schon im 11./12. Jh. nicht nur auf sakral und grundherrlich begründeten Privilegien der Abtei, sondern auch auf pagus-Rechten beruht haben. Die Humbertiner versuchten schon früh, die alten Kanzellariatsrechte zu vereinen und auf ihren ganzen, die pagus-Ordnung durchkreuzenden Herrschaftsbereich im Westalpenraum auszudehnen. Die Bestrebung steckt hinter dem Ego Ricardus cancellarius scripsi einer am 16. Januar 1147 in Turin von Graf Amadeus III. für Aosta ausgestellten Urkunde159; derselbe Ricardus cancellarius erscheint 1150 zweimal als Zeuge im Gefolge Graf Humberts III. in St. Maurice160, 1172 als erster Zeuge und comitis capellanus in einer von Willelmus notarius domini comitis für Staffarda geschriebenen Urkunde161 und 1173 als Richardus comitis cancellarius [p. 236] und Unterhändler des ersten Vertrags zwischen Savoyen und England162. Wenn eine Urkunde des Grafen Thomas für den Gr. St. Bernhard im April 1189 mit Datum Aquaebellae per manus Bernardi capellani et Mauritii cancellarii nostri schließt163, so handelt es sich bei Mauritius, der noch im gleichen Jahr und später nur als comitis notarius auftritt164, genauso wie bei Aymo capellanus et cancellarius Sedunensis episcopi, der im selben Jahr 1189 in St. Maurice begegnet165, um den Versuch des Landesherren, die öffentliche cancellaria zu einem Hofamt zu machen, die Garantie der fides publica, die das alte Kanzellariat impliziert, den Funktionen seines Kanzleichefs einzuverleiben. Dem Grafen ist der Versuch gelungen, dem Bischof von Sitten nicht. Vor diesem Hintergrund ist auch der Titel Auguste cancellarius zu sehen, den Stephanus (1149–90) und Petrus (1190–95) als Schreiber der chartae augustanae führen166. Es ist ausgeschlossen, daß die Savoyer in Aosta ein Kanzellariat duldeten, das lehensrechtlich von ihnen unabhängig war, aber sie ließen bis ins 14. Jh. Gewohnheitsrechte gelten, die auch später die [p. 237] Sonderstellung Aostas (und der Waadt) im Rahmen der Statuta Sabaudiae begründen sollten167. Die Richterfunktion, die seit der zweiten Hälfte des 10. Jh. in der Titulatur norditalienischer Notare (iudex et notarius) und seit der zweiten Hälfte des 12. Jh. in derjenigen der cancellarii der Grafen von Toulouse in ihren provenzalischen Territorien (iudex/causidicus et cancellarius) öfter zum Ausdruck kommt, dürfte auch in Savoyen im 12. Jh. – in St. Maurice vermutlich schon im 11. Jh. – ein wesentliches Attribut der cancellarii gewesen sein. Und nicht zu übersehen ist bei Ricardus cancellarius die politischdiplomatische Funktion, die auch bei den Amaldrici in Genf und in den Bistumskanzellariaten gegeben ist; sie wird, verbunden mit der des Siegelbewahrers und Ratspräsidenten, den savoyischen cancellarius im 14. Jh. zum eigentlichen Ministerpräsidenten machen168.

Die Bedrohung der Kanzleirechte im savoyischen Unterwallis ging vom Bischof von Sitten aus. Anlaß war vermutlich die 1187 gegen Graf Humbert III. verhängte Reichsacht, die Abt Wilhelm (ca. 1179–1184?) die Mittel in die Hand gab, auch nach seiner Erhebung zum Bischof von Sitten (?1184–1196) das Regiment über das von einem gleichnamigen Abt geleitete St. Maurice zu behalten169. Sobald sie um 1189 konkreter faßbar wird und bis 1224 steht die Stiftskanzlei unter dem Diktat von Sitten, während umgekehrt die Sittener Kanzlei – wie Leisibach beim Vergleich der Codices richtig vermutete170 – unter dem Einfluß der im Skriptorium von St. Maurice gepflegten Minuskel steht. Es ging um die Kontrolle über die einzige Abtei in dem bei seinen knappen Landreserven von den monastischen Reformbewegungen unberührten Bistum. Erste Versuche der Emanzipation fallen in das Abbatiat des Gunther (?1198–1203), eines Chorherren von St. Ursus in Aosta, und wie in Sitten wird auch hier das auf lange Tradition bauende Valdostaner Kanzellariat Anregung geboten haben. Schon 1199 firmiert der Stiftskantor mit Ego Aymo sanctae Agaunensis ecclesie cantor scripsi hoc cyrographum [p. 238] sigillo Agaunensis capituli praemunitum171; es ist vielleicht der gleiche Aymo, der schon 1179 als Stiftsherr unter Abt Wilhelm von Ecublens auftrat172, sicher derselbe, der 1189, nachdem sein Abt Bischof in Sitten geworden war, im Chablais als dessen capellanus et cancellarius firmiert173 und dann bis 1199 im Dienst des Sittener cancellarius das Urkundenwesen im Unterwallis bestimmt174, wenn auch in der Zwischenzeit andere Schreiber wie der canonicus Girold Quartery für das Kloster schrieben175. Zwischen 1199 und 1202 zeichnet Aymo als Agaunensis ecclesie cantor et cancellarius176. Ob er identisch ist mit Gunthers Nachfolger im Abbatiat (1204–1223) oder mit dem seit 1203 als Kantor und 1207 als Kanzler in Sitten bekannten Aymo, vermag ich nicht zu entscheiden. Unter dem Abt Aymo scheint es in St. Maurice kein Stiftskanzellariat gegeben zu haben177; es taucht erst unter seinem Nachfolger Nanthelm (1224–58) wieder auf, und man kann annehmen, daß die 1224 zwischen Graf Thomas und Bischof Landrich getroffenen Vereinbarungen hinter dieser Entwicklung stehen178. Unter Nanthelm war die Abtei wieder savoyisch; erst unter ihm entstand in St. Maurice ein von Sitten unabhängiges Kanzellariat.

Wie in Genf, Lausanne und Sitten war eine wichtige Entscheidung in St. Maurice um 1180 gefallen. Bis zu diesem Jahr scheint es kein Abteisiegel gegeben zu haben; die Urkunden sind entweder unbesiegelt – was für das Fortleben einer früheren Kanzellariatstradition sprechen mag – oder mit Siegeln von Bischöfen und weltlichen Herren bekräftigt. Seit 1180 erscheinen Siegel sowohl des Kapitels (ein rundes Reitersiegel des hl. Mauritius)179, mit dem [p. 239] jedoch vor 1230 nur wenige Urkunden versehen sind, wie auch der Äbte, die manchmal gemeinsam mit dem Kapitelssiegel verwendet werden180. Auch in St. Maurice wird die übliche Rivalität zwischen Abt und Konvent in diesen Jahren ausgetragen, doch ist sie sekundär gegenüber der Tatsache, daß die Stiftsurkunden vor 1224 in aller Regel vom Bischof von Sitten besiegelt oder gar als Sittener Kanzleiurkunden gefertigt sind181. Die Entscheidung für das Siegel machte die Klosterurkunden zu authentischen Instrumenten, die des cancellarius eigentlich nicht bedurften. Die seit 1232 gängige, seit 1224 bisweilen verwendete Beglaubigungsformel Ad maiorem huius rei (facti u.a.) firmitatem (oder: ad preces vero utriusque partis) appositum est huic scripto sigillum capituli Agaunensis182 macht denn auch das Siegel zum alleinigen Beglaubigungsmittel und nennt in der Regel weder Kanzler noch Schreiber; die stark spatiiert geschriebenen Worte sigillum capituli Agaunensis, die die letzte Zeile oft in so auszeichnender Weise ausfüllen wie das N. episcopante N. imperante der siegellosen Sittener Kanzleiurkunde, betonen eine Eigentümlichkeit, die beim Vergleich mit den ähnlich gestalteten Kapitelsurkunden von Lausanne viel von ihrer Originalität verliert. Mit Berufung auf „alte und bewährte Gewohnheit‟ gelang es dem Kloster 1245, seine auctoritas conficiendi sive creandi cartas seu publica instrumenta durch Amadeus IV. für das ganze savoyische Unterwallis inkl. [p. 240] Entremont und Chillon bestätigen zu lassen183 und sein Siegel als publicum sigillum zu etablieren184, aber die kurze Blüte, die das Minutarium maius zwischen 1232 und 1290 widerspiegelt, vermag nicht hinwegzutäuschen über die Unfähigkeit der Chorherren, in einem Kerngebiet savoyischer Herrschaft ein Kanzleimonopol aufrechtzuerhalten, das in savoyischer Sicht in erster Linie dazu diente, die Sittener Kanzleihoheit im Chablais auszuschalten und die eigene durchzusetzen. Niemand hat das Kanzleiprivileg früher und erfolgreicher außer Kraft gesetzt als die savoyischen Beamten und Lehensleute, als die von den gräflichen Judikaturen längst domestizierten Notare; die besiegelte Kanzellariatsurkunde von St. Maurice ist auf dem Feld freiwilliger Gerichtsbarkeit eine Sonderform der von savoyischen iudices praktizierten „Amtsurkunde‟185.

Die zwei Minutarien der Kapitelskanzlei von St. Maurice sind aus ungleichen Pergamentheften zusammengesetzte Konvolute186. Einzelne Hefte sind kontinuierlich geführte Register, andere Kopialhefte ohne chronologische Ordnung, in die Kanzleiurkunden und schon besiegelte Urkunden Dritter zwecks größerer Sicherheit nachträglich registriert wurden187. Die angekündigte Edition des aus zahlreichen Heften bestehenden Minutarium maius wird im einzelnen Klarheit schaffen. Das Minutar enthält auf 239 Folien 1378 Urkunden der Jahre 1232–1312, dazu fünf vereinzelte Stücke zu 1228, 1313, 1316, 1322 und 1332188. Aus dem Kanzellariat des Kantors Nicolaus von Commugny (1232–1248) stammen nicht über fünf Einträge pro Jahr; sie sind vermutlich nach 1250 registriert worden. Die unregelmäßige Registerführung erhellt aus der Anzahl der Stücke, die unter jedem neuen Kanzler nach einem raschen Start rapide sinkt. Unter Petrus von Saint-Gingolph (1248–1261) und Jacobus von Vufflens (1260–1272) übersteigt die Zahl nur einmal zwanzig (27 Stücke zu 1262). Zu Beginn der 70er Jahre folgt ein Hoch (43 Stücke zu 1275) und bis 1285 bleibt die Zahl [p. 241] in der Regel über zwanzig. Das Maximum liegt in den Jahren 1286–1289 (mit 103, 51, 67, 64 Stücken), gefolgt von einem Abfall auf ca. dreißig Stücke von 1290–1298, auf weniger als zwanzig nach 1300, weniger als zehn von 1305–1312. Das Minutarium maius ist also in keiner Weise repräsentativ für die Menge der im Chablais produzierten Urkunden. Bis zur Mitte des 13. Jh. sind die Kantoren bisweilen als Schreiber genannt, nachher als levatores und Schreiber zugleich. Seither treten – nach dem Vorbild Sittens – als levatores vice cantoris (kaum je: cantoris et cancellarii) Ortsgeistliche auf189, seit 1280 gewinnen die öffentlichen Notare im Dienst der Abtei das Übergewicht; sie stellen um 1300 schon erheblich mehr Instrumente unter der Regie der savoyischen Judikatur Chablais aus als unter derjenigen des Klosters190.

Der Titel des cancellarius publicus, den der stiftische Kantor-Kanzler nach 1245 zuweilen führt, postuliert wohl ein Kanzellariats-, aber kein Beurkundungsmonopol191. Wie in Aosta neben der charta augustana192 gibt es auch im Chablais neben seinen Produkten weiterhin die Siegelurkunde anderer Herrschaftsinhaber, abgesehen von den chertras der Sittener Kanzlei im bischöflichen Wallis oberhalb von St. Maurice und von den Instrumenten der geschworenen und freien Notare. Die Titulatur cartarius Agaunensis193, die später vom Kanzler verwendet wird, ist insofern genauer als die des cancellarius publicus, als sie dessen Wirkungsfeld auf ganz bestimmte, dem stiftischen Kanzellariat vorbehaltene und wie in Sitten und Aosta vornehmlich Grundstücksgeschäfte betreffende Urkunden von dauernder Wirkung (contractus perpetui et testamenta) einschließt194.

So unstabil wie die Einrichtung selbst bleibt auch das Formular195, das erst seit 1232 mit dem Kantor Nicolaus feste Gestalt annimmt, jedoch – wie Partsch gezeigt hat196 – seit 1260 zunehmend dem Einfluß römischrechtlicher [p. 242] Formen unterworfen ist. Wie in Sitten sind die meist kleinen Pergamente sorgfältig fast bis zum Rand vollgeschrieben – unter Nicolaus in einer charakteristischen gotischen Buchminuskel; zur Unterscheidung von Sitten zieht man seit ca. 1235 quadratische und hochformatige Stücke vor. St. Maurice weist auch im Formular zunehmende Verwandtschaften mit Aosta auf, die seine Urkunden deutlich von denen der Sittener Kanzlei abgrenzen. Der Text ist zwar auch hier sehr knapp gehalten, ohne Inscriptio und Arenga von der Notificatio (Noverint universi presens scriptum inspecturi, quod…, mit Varianten) direkt überleitend auf die – im Unterschied zu Sitten meist objektive – Nennung der Parteien, bzw. des Vorgangs oder Vertragsgegenstands (mit Delimitation, Preis, Garantien). Es folgen meist die Handlungszeugen vor dem Datum (Actum), nach diesem jedoch oft in eigenen Reihen die fide iussores (Bürgen) und die laudatores197. Den Schluß bildet meist die obgenannte Beglaubigungsformel – sie kann auch vor dem Datum stehen – mit der Siegelankündigung. Ein wesentlicher Unterschied zur Sittener Kanzleiurkunde liegt nicht nur im Fehlen einer Sanctio mit Bußandrohung198, sondern auch jeglicher Anrufung einer höheren Autorität – des Königs oder des Grafen – im Datum. Ebenso ist der (schreibende) Kantor-Kanzler unter Nicolaus von Commugny nur selten genannt. Man verließ sich ganz auf SANCTUS MAURICIUS LEGIONIS THEBEE DUX (Siegelumschrift), eine spirituelle Autorität, aber nicht auf den Papst. Mit der Führung des Minutarium maius begann die Anpassung an die Erfordernisse der fides publica. Bußandrohung und Nennung von Schreiber (Levator) und Kantor reichten aber nicht aus; den Chorherren fehlte nicht nur das politische Gewicht, das die Domherren in Sitten beim Ausbau ihrer Kapitelskanzlei in die Waagschale warfen, ihr Haus war anders als Valeria den Strömungen der Welt und dem Einfluß des Machtzentrums Chillon ausgeliefert.

Sitten: Die unbesiegelte chertra cancellariae des Domkapitels

Ähnlich wie in Genf bestimmt die Rivalität zwischen der weltlichen Macht des Grafen – hier des Savoyers an der Süd-Nord-Straße des Gr. St. Bernhard mit den Zentren St. Maurice und Chillon (Villeneuve) – und der weltgeistlichen [p. 243] Macht des Bischofs von Sitten im Ost-West-Tal den Verlauf der Walliser Geschichte im hohen und späten Mittelalter. Seit fränkischer Zeit waren die Bischöfe öfter zugleich Äbte von St. Maurice, im hier interessierenden Zeitraum Aymo von Savoyen (1046–1054), und die personellen Verbindungen zwischen dem Kloster des hl. Mauritius und dem Domstift in Sitten haben das Urkundenwesen beider nachhaltiger beeinflußt, als hier gezeigt werden kann.

Das Sittener Kanzellariat199, von allen das langlebigste (11.–17. Jh), scheint 1005 mit Adalber cancellarius belegt, der sich als Schreiber der ältesten im Kapitelsarchiv liegenden Urkunde, eines Tauschs zwischen den Bischöfen Hugo von Sitten und Hugo von Genf um Güter in comitatu Vualdense vorstellt200. Die gepflegte karolingische Buchminuskel des zeugenlosen und nicht lokalisierten Stücks mit der schwer erklärlichen Rasur zu dux Ruodolfus201 stammt von einem geübten Geistlichen, und es ist wahrscheinlich, daß Adalber Kanzler des Domstifts von Sitten war, obwohl die Urkunde waadtländischen Besitz betrifft und die Kanzleizuständigkeit nicht eindeutig ist.

Unter dem genannten Bischof Aymo (im Bistum 1037–1054) ist dann der Kanzler Durandus (1043–1053) bekannt aus drei bischöflichen und einer Domstiftsurkunde über Güter im Wallis; die älteste hat er selbst geschrieben202, während die anderen von Aimo diaconus… sub vice Durandi [p. 244] cancellarii203, von Ǒdalricus presbiter … iubente et dictante Durando cancellario204 und von Hugo vice Durandi cancellarii205 mundiert sind. Die beiden ersten Urkunden stammen nicht von der gleichen, aber von schulverwandten, an Buchschrift orientierten Händen, die des Udalrich ist nur in einer Kopie des späteren 12. Jh. überliefert, und die letzte hält sich mit ihren hohen, verschleiften s, den Unterlängen und den Elongatateilen im abgesetzten Rekognitionsblock trotz fehlender Besiegelung ganz an den Stil der Diplome, so daß eine paläographische Einheit der Gruppe nicht erkennbar wird. Obwohl Bischof Aymos Nachfolger, der bekannte päpstliche Legat und spätere burgundische Kanzler (1082–1087) Heinrichs IV.206, Ermenfried (1055–1087), vor seinem Episkopat während vierzehn Jahren als erzbischöflicher Kanzler Hugos von Salins in Besançon gewirkt hatte, sind aus seiner Zeit keinerlei Zeugnisse der Sittener Kanzlei erhalten207, und bis 1180 bleibt die Überlieferung so dürftig, daß über die Kanzleiorganisation nur Vermutungen möglich sind. Zu 1131 ist eine einschlägige Schenkung des früheren Dekans Burkhard an das Domstift überliefert: Ego Burchardus hanc cartam levavi die sabbati et scribere eam rogavi XVI kal. ianuarii. Factum est autem anno M° C° XXX° I° ab incarnatione domini. Ego Fulcherius hanc cartam scripsi vice Petri cancellarii, Leuterio rege VII anno regnante208.

[p. 245] Nachdem der Bischof 999 die Grafschaftsrechte im Wallis von König Rudolf III. empfangen hatte209, dürfte das ius cancellariae, das er später dem Domkapitel zu Lehen gab, schon um 1050 seiner Kontrolle nicht entgangen sein, obwohl man beim Öffentlichkeitsanspruch des Kanzellariats die freie Verfügung ohne das consilium baronum terrae210 ausschließen muß. Wenn es auch keinen Beweis gibt für die Zugehörigkeit des Durandus zum Kollegium der fratres, so steht sie doch außer Zweifel, und die Verwandtschaft der Schrift des Diakons Aimo mit der seines cancellarius macht es wahrscheinlich, daß Durandus – ähnlich wie sein Kollege in Chartres von Bischof Fulbert (1006–1028) – scolarum ferulam et cancellarii tabulas gleichzeitig empfangen hatte211. Wie später in Sitten war in Besançon die Oberaufsicht der Domschulen – nicht deren unmittelbare Führung – schon früh Sache der Kantoren; Ermenfrieds dortiger Nachfolger Hugo ist der erste im Kreis der hier zu vergleichenden Bistümer belegte Kantor-Kanzler (um 1060)212, doch ist die Union auch dort nicht obligatorisch. Entscheidend ist für die Zuerkennung der kirchlichen Kanzellariate nicht, wer jeweils mit der Ausbildung des Klerikernachwuchses betraut war, der Sakristan, der Kantor oder der Dekan, sondern wer jurisdiktionelle Funktionen ausübte, wie es für die genannten Dignitäre in Sitten belegt ist zum Jahr 1196, als der Kardinallegat Bernhard dem Elekten Nanthelm und dem Kapitel – zweifellos im Anschluß an Bestimmungen des dritten Lateranums – verbot: ne aliquis in ecclesia vestra sive sit decanus, sacrista vel cantor seu quilibet alius, accepta vel promissa pecunia obtentu alicuius consuetudinis causas matrimoniales vel alias nisi coram episcopo si presens fuerit vel capitulo de cetero audeat terminare213. Es ist anzunehmen, daß [p. 246] schon Durandus im 11. und Petrus im 12. Jh. das Kanzellariat von Sitten im Rahmen einer dieser Dignitäten verwalteten; die Verbindung wird besonders deutlich mit dem Kantor und Kanzler Bernardus, der gleichzeitig Archidiakon von Aosta gewesen sein soll (1168)214. Es gab also schon vor 1180 ein Kantorenkanzellariat in Sitten; seine Entwicklung wird aber erst faßbar nach dem dritten Laterankonzil (1179).

Im Jahr 1181 besiegelte Bischof Cono (1179–1181) eine Abmachung mit dem Kapitel, die schon weitestgehend das Formular der späteren siegellosen Kanzleiurkunde aufweist und von Amadeus vice Seguini cancellarii geschrieben ist215, demselben Amadeus, der 1195 Kanzler Wilhelm kurzfristig vertreten wird216; da die Urkunde bald beschädigt und ihr Siegel zerbrochen war, hat Bischof Landrich (1206–1237) sie transumiert und – ohne neue Schreiber- und Kanzlernennung – mit seinem Siegel bekräftigt. Der 1181 ohne Stiftsamt genannte Kanzler Seguinus ist von 1189–1203 mehrfach belegt als Dekan von Valeria (d.h. des unteren, romanischen Wallis), der höchsten Kapitelsdignität und letzten Stufe eines cursus honorum, der oft in der Folge canonicus-sacrista-cantor-decanus abläuft217. Vermutlich war Seguinus [p. 247] bis 1188 Sakristan (oder Kantor) und Vorgänger des Guillelmus, der in diesem Jahr in einem vom bischöflichen Kaplan Aymo geschriebenen und von Bischof Wilhelm besiegelten Chirographen über Güter in Ouchy (Lausanne) erstmals erwähnt ist218. Die Urkunde illustriert, wie das Kanzellariat ausschließlich für landesinterne Geschäfte zuständig war, und so wie sie sind auch später bischöfliche Urkunden für auswärtige Empfänger bzw. über nicht dem ius cancellariae unterworfene Rechtsgeschäfte als Siegelurkunden ausgefertigt219. Während Wilhelm in der Urkunde von 1188 nur als sacrista auftritt, wird er ein Jahr später vom gleichen bischöflichen Schreiberkaplan Aymo als cancellarius angerufen in einem vor dem Kapitel in Gegenwart Bischof Wilhelms gefertigten Grundstücksgeschäft des Abtes Wilhelm von St. Maurice über Güter bei Bex, das – ebenfalls als Chirograph gestalter – sowohl vom Bischof wie vom Sittener Kapitel besiegelt wurde und wie die Seguinus-Urkunde von 1181 weitgehend das spätere Kanzleiformular aufweist220. Die Urkunde von 1189 belegt nicht bloß, daß das Sittener Kanzleiformular um 1180 in den Hauptzügen festgelegt war – m.E. wurde es nicht vor 1179 geschaffen –, sondern auch für Geschäfte im savoyischen Chablais verwendet wurde.

Das Jahr 1189 war für die Machtstellung des früheren Abtes von St. Maurice und nunmehrigen Bischofs von Sitten, Wilhelm von Ecublens [p. 248] (1184–1196), von entscheidender Bedeutung. Graf Humbert III. war in Reichsacht, als er im März 1189 starb, sein Sohn Thomas (1189–1233) noch minderjährig. Im Zug der staufischen Westalpenpolitik, die 1186 auch den Genfer Grafen in die Reichsacht und den dortigen Bischof Arducius in eine vorteilhafte Lage versetzte, verlieh König Heinrich VI. am 7. Mai 1189 in Basel dem Bischof von Sitten die Regalien, deren Investitur Graf Humbert (manifestus hostis imperii) an sich gerissen hatte, und machte die bischöfliche Herrschaft damit reichsunmittelbar221. Wenn das Bistum die Regalieninvestitur schon unter Landrich von Mont (1206–1237) wieder an Graf Thomas verkaufen oder abtreten mußte222, so gewann es doch für drei Jahrzehnte eine bedeutende Macht, die sich auch über die Abtei St. Maurice erstreckte; bis 1224 tritt der Bischof von Sitten im Unterwallis als eigentlicher Herr auf. In diese Periode fällt nicht nur die Ausgestaltung der Kanzellariate von St. Maurice und Sitten, sondern auch die Belehnung des Domkapitels mit der Sittener cancellaria, die in späteren Auseinandersetzungen als Teil der von Karl d. Gr. an Bischof Theodul verliehenen Regalien dargestellt wird, eine Legende, die eben um 1189 entstanden sein dürfte223. Obwohl das Formular der Sittener Kanzleiurkunde schon 1181 fertig erscheint mit der später stereotypen Beglaubigung aus Schreiber- und Kanzlernennung, Bußandrohung, actum publice (mit Ort) und den (in den Originalen) stark spatiiert geschriebenen Autoritäten N. (feliciter) episcopante, N. regnante (imperante), ist die Seguinus-Urkunde von 1181 noch mit dem bischöflichen, die erste Urkunde des Kanzlers Wilhelm von 1189 zusätzlich mit dem Kapitelssiegel bekräftigt. Allen folgenden Kanzleiurkunden fehlt dagegen das Siegel, so daß ich annehme, die Belehnung des Domkapitels mit der cancellaria sei 1189 oder kurz danach während Wilhelms Episkopat, d.h. zwischen 1189 und 1196 erfolgt. Sie gehört m. E. zu den Arrangements, wie sie der Bischof mit den barones terrae – denen die Domherren zuzurechnen sind – in einem frühen Landfrieden treffen mußte, als dessen Schreiber Gottfried Partsch den bischöflichen Kaplan Aymo namhaft gemacht hat224.

Es scheint, daß Aymo darüber hinaus die Schlüsselfigur in der Geschichte der Walliser Kanzellariate sowohl in St. Maurice wie in Sitten gewesen ist. [p. 249] Im gleichen Jahr 1189 ist er als Aymo capellanus et cancellarius Sedunensis episcopi erster Zeuge vor dem Klostersakristan Petrus und anderen Leuten aus dem Chablais in einer Urkunde, die mit dem Bischof von Sitten nichts zu tun hat225. Aymo – vermutlich schon 1179 Chorherr in St. Maurice226 – versteht sich hier nicht als Sittener Kanzler, denn dort amtierte Sakristan Wilhelm, sondern als von seinem Bischof kommissarisch im Chablais eingesetzter Garant der fides publica. In der Folge bleibt Aymo Urkundenschreiber für das Unterwallis unter der Aufsicht des Sittener Kanzlers, wie u.a. ein 1199 vor dem Kapitel in Sitten von Bischof Nanthelm ausgestelltes Chirograph für die Chorherren vom Gr. St. Bernhard illustriert: Ego Aymo canonicus Agaunensis iussus a Villielmo sacrista et cancellario Sedunensi hoc scripsi cirographum227. Nach dem Schriftvergleich halte ich Aymos Identität mit dem Schreiber Aymo für gesichert, der sich um 1200 als Agaunensis ecclesie cantor und Agaunensis ecclesie cantor et cancellarius präsentiert und möglicherweise identisch ist mit dem nachmaligen Abt Aymo von St. Maurice (1204–1223)228. Die von Aymo zwischen 1188 und 1202 geschriebenen Urkunden sind besiegelte Chirographen, alle Originale entsprechen nach innerer und äußerer Form der Sittener Kanzleiurkunde des 13. Jh., alle sind mit außerordentlicher Disziplin und Sparsamkeit geschrieben und formuliert, in der Regel kleine Querformate mit einem Seitenverhältnis von 1: > 2. Wenn die spezifische Gestalt autochthon sein mag, so gehört sie doch in den Rahmen eines seit der Mitte des 12. Jh. von Frankreich aus verbreiteten Typus von charte courte229, die in Schrift und Formular als Produkt der von den magistri propagierten scholastischen Rationalität zu verstehen ist.

Bei der verwirrenden Namensgleichheit jeweils mehrerer Kapitelsmitglieder in St. Maurice und Sitten (Aymo, Wilhelm) ist es ohne eine umfassende prosopographische Studie schwierig, die Karrieren der um 1200 mit dem Kanzleigeschäft befaßten Personen zu verfolgen230. Sicher ist zwischen 1203 und [p. 250] 1208 in Sitten ein Revirement in Kapitel und Kanzlei erfolgt. Das Kanzellariat wurde von der Sakristei gelöst und Sakristan Wilhelm, der bis 1203 beide verwaltete, blieb auch nach seiner Beförderung zum Dekan (Nachfolger des Seguinus) Kanzler bis 1205/06231, als der seit 1203 wirkende Kantor Aymo das Amt kurzfristig übernahm (1207)232. Aymos Nachfolger im Kantorenamt waren alle gleichzeitig Kanzler: Wilhelm von Ecublens (1208–21), Boso von Granges (1221–22), Aimo von Venthône (1222–32), Heinrich von Raron (1232–37), Jakob von Monthey (1237–43), Walter von Chouson (1244–48), Reynerius (1248) und Normand von Aosta (1249–85), nach dessen Tod cancellaria et carte von der Kantorei getrennt und von wechselnden Domherren zum Profit des Gesamtkapitels verwaltet wurden233. Stellung und historische Wurzeln des Kanzellariats sind erkennbar in den Lebensläufen der dem Regionaladel angehörenden cancellarii: Wilhelm von Ecublens wurde Bischof von Lausanne (1221–28), Boso von Granges erst Dekan, dann Bischof von Sitten (1237–43), Aimo von Venthône Dekan (1235–67), Heinrich von Raron Dekan und Bischof von Sitten (1243–71). Das Kanzellariat war die hohe Schule der Politik.

Das Sittener Kanzleiformular234 bleibt nicht unverändert im 13. Jh., aber [p. 251] immer sehr knapp und in ähnlicher Weise so gestaltet, daß der Notificatio (Notum sit omnibus [Christi fidelibus] quod) die meist subjektive Nennung des Gebers (Ego N.N.) – oft mit laudatio parentum235–, der Art des Rechtsgeschäfts (vendidi et finavi, dedi et concessi u.a.) und der Name des Nehmers (N.N. et heredibus suis) folgt, wobei der Grund für das Geschäft – d.h. eine Narratio – kaum je gegeben ist. Es folgt die Nennung des Objekts (mit Delimitation), des Preises und der Garantien, darauf die Rogatio des Gebers (Inde rogavi cartam fieri et testes apponi qui sic vocantur) mit den Zeugen, in der Regel drei oder vier, deren letzter seit 1234 gewöhnlich der levator carte ist (et N. qui cartam levavit)236, der auch mit dem Schreiber oder mit dem den Schreibbefehl erteilenden identisch sein kann und wie diese vice N. cantoris et cancellarii Sedunensis, bzw. seit 1285 vice capituli Sedunensis cancellariam tenentis handelt. Bis 1234 folgt auf die Zeugen Sanctio mit Pön ([quam] si quis [hanc cartam] infringere attemptaverit, maledictionem dei omnipotentis incurrat et LX libras cum obolo aureo regie potestati persolvat); sie wird nachher, weil der Schreiber dann unmittelbar auf den Levator folgt, zwischen Kanzlernennung und Actum gesetzt. Bis 1234 folgt auf die Sanctio die Nennung von Schreiber und Kanzler (Ego [autem] N. hanc cartam scripsi vice… [wie oben]), dann das Actum [publice], das sich im Lauf des 13. Jh. vom öffentlichen Ort (vor der Kirche, im Kapitelsaal, oder bloß in der Ortschaft) mehr und mehr in die Nähe der Parteien verlegt, aber die Fiktion gerichtlicher Öffentlichkeit wachhält. Das Datum beschränkt sich anfänglich auf das Inkarnationsjahr, fügt dann den römischen Kalendertag hinzu und schließt mit der Nennung von Bischof und König (ohne Regierungsjahre), während der Papst in Kanzleiurkunden nie (in bischöflichen Siegelurkunden nur gelegentlich) angerufen wird.

Formalien der fränkischen carta237 sind erkennbar, doch wird es auch nach den wertvollen Beiträgen von Gottfried Partsch über die allmähliche Ablösung der die Kanzleiurkunde auszeichnenden Rechtsformen, die weder als burgundische, noch als fränkische, noch als vulgarrömische, noch gar als ligurische eindeutig zu charakterisieren sind, weiterer Untersuchungen bedürfen, bis die spezifische Mischung begreifbar wird, die selbst innerhalb des Wallis regional unterschiedlich ausgeprägt erscheint. Die neuen römisch-rechtlichen Elemente fließen erst seit Mitte des 13. Jh. von Westen nach Osten und vom Haupttal in die Seitentäler ein und drängen das Kanzellariat ab in die Reduits, [p. 252] aus denen uns die meisten seiner Zeugnisse bekannt sind. Noch in dieser Zeit ist nicht der in seiner Vermittlerbedeutung – auch für den Warentransport – überschätzte Gr. St. Bernhard, sondern das provenzalische Rhonetal der wichtigste Infiltrationsweg.

Die Frage, warum die Sittener Kanzleiurkunde, die außerhalb des bischöflichen Wallis keine Authentizität beanspruchen konnte, auf die Verwendung des Siegels verzichtet, ist nicht leicht zu beantworten. Wie die siegellose charta augustana, deren Kreis auch die mit Sitten und St. Maurice verbundene Propstei vom Gr. St. Bernhard zugehört, bezieht sie ihre fides publica aus der königlichen Autorität, derselben, der auch die Bußgelder zu entrichten waren. Neben dem König beruft sie sich immer auf den Bischof von Sitten als Regalieninhaber, 1212/13 und sporadisch auch später sogar auf ihn allein238, während man sich in Aosta nur auf den König, in St. Maurice – nach einem Intermezzo bischöflicher Oberhoheit und gelegentlichen Anrufungen der regia potestas – weder auf Bischof noch König, auch nicht auf die landesherrliche Gewalt des Grafen von Savoyen berief. Die Sittener Kanzleiurkunde steht damit wohl in der Tradition der siegellosen Kanzellariats-Carta, aber man wird nach dem Gesagten kein ungebrochenes Fortleben, sondern eine forcierte Renaissance um 1180 annehmen, die als Reaktion gegen die ihr Siegel als Herrschaftszeichen durchsetzenden Landesherren, den Bischof von Sitten und den Grafen von Savoyen, zu verstehen ist. Gewiß hat die kleinräumige Zirkulation und das bis heute ausgeprägte Autonomiebewußtsein der Walliser Talschaften wie in Aosta das Überleben eines Urkundentyps gefördert, der auf der auch im provenzalischen Raum noch lebendigen Vorstellung einer starken öffentlichen Gewalt beruht, gewiß haben die Juristen, die man hinter manchen Walliser magistri vermuten darf, die fides publica im landes- und gerichtsherrlichen Siegel nicht ausreichend garantiert gefunden und dabei auch auf die Praxis der piemontesischen notarii sacri palatii verweisen können, deren Instrumente seit dem mittleren 12. Jh. im Wallis erscheinen239, und vermutlich haben die Siegeltaxen manche Vertragspartner [p. 253] dazu veranlaßt, der siegelfreien Kanzleiurkunde den Vorzug zu geben240. Schon 1221 erließ der camerarius des Grafen von Savoyen, der dessen Siegeleinkünfte zu Lehen hatte, der Propstei vom Gr. St. Bernhard und der Abtei St. Maurice die Siegelgebühren für gräfliche Urkunden241. Was sich im Wallis abspielt, ist aber jenseits aller juristischen und fiskalischen Erwägungen ein Kampf um die Macht. Wer sie besaß, konnte sein Siegel als Marke der Authentizität in seinem Sprengel durchsetzen. Für die Sittener Kanzleiurkunde kam weder das bischöfliche noch das Kapitelssiegel in Betracht, in St. Maurice mußte man das Kapitelssiegel dem des Abtes vorziehen.

Die konsequenteste Politik betrieb der Graf von Savoyen. Nachdem er schon vor der Mitte des 12. Jh. die Kanzellariatsrechte an seine curia gezogen hatte, unterwarf er auch die Notare deren Oberaufsicht. Die notarii sacri palatii haben zwar formal reine Instrumente mit Signet, Anfangsdatierung usw. gefertigt, aber schon 1229 muß ein von Notar Petrus in Villeneuve rezipierter Vergleich zwischen Anna von Sembrancher und der Propstei vom Gr. St. Bernhard, dem Graf Thomas als fideiussor beisteht, dessen Siegel akzeptieren: et ad maiorem captelam instrumentum iussit sigilli sui munimine corroborari242. Zehn Jahre später wird Graf Amadeus die franchises von Sembrancher besiegeln, deren Schreiber Jacobus sacri palatii et comitis Sabaudie notarius et scriptor schon in der Titulatur ausweist, wie rasch der Graf sein Ziel erreicht hatte243. Es wird in Savoyen kein von der gräflichen Gewalt unabhängiges Notariat geben. Die Versuche des Bischofs von Sitten, im Unterwallis eine ähnliche Politik zu betreiben, sind gescheitert, und im Bereich seiner Landesherrschaft mußte er sich im Unterschied zu den Bischöfen von Genf und Lausanne den Ansprüchen des Kapitels beugen.

So wurde das 13. Jh. zur goldenen Zeit des Sittener Kanzellariats. Aus den [p. 254] bescheidenen Anfängen um 1180 wuchs bald ein weitverzweigter Dienstleistungsbetrieb in Sachen fides publica, der neben Hauptschreibern aus dem Kapitel244 zunehmend kurzfristig engagierte clerici, iurati, notarii beschäftigte. Schon 1234 ging man dazu über, Ortsgeistliche kommissarisch als levatores cartarum einzusetzen, bzw. ihnen cancellaria et carte in bestimmten Distrikten auf begrenzte oder Lebenszeit zu verpachten und sie ihrerseits Unterschreiber anstellen zu lassen245. Sie sollten die Willenserklärungen der Parteien aufnehmen in einer noch in der Eidesformel von 1345 geforderten Weise: Item quod in presentia partium scribet levaciones chartrarum quas levabit, videlicet formam contractus prout poterit et diem et testes et sic levatas leget partibus contrahentibus246. Levacio bedeutet sowohl Imbreviatur wie Ausfertigung; im Unterschied zu den Dorsualimbreviaturen der charta augustana sind so entstandene Vorakte aus Sitten bisher nicht bekannt geworden. Die levatores sollten sie – je nach Distanz – innert zwei bis vier Monaten nach Sitten bringen und hier ausformuliert in Register eintragen lassen; erst dann wurden sie bei Bedarf für die Parteien ausgefertigt. Das umständliche Verfahren konnte nicht befriedigen, und so sind denn auch die meisten Register von den levatores an ihren jeweiligen Standorten geführt worden mit der Verpflichtung zur jährlichen Ablieferung an die Kanzlei247. Betrachtet man den Vorgang aus der Optik des 14. Jh., dann liegt es nahe, die notariale Registerpraxis als Modell anzunehmen. Die besondere Gestalt, die die charta augustana im Rahmen des frühmittelalterlichen Gebrauchs von Konzept und Ausfertigung erfand, indem sie das Dorsualkonzept als Teil der Ausfertigung, diese aber als [p. 255] Ergänzung des Dorsualkonzepts betrachtete248, scheint in der Zweistufigkeit von Aktaufnahme durch die levatores und Registratur bei der Sittener Kanzlei unter dem Einfluß des Notarswesens fortgebildet worden zu sein. Die ältesten und bekanntesten Walliser Register sind das oben besprochene Minutarium maius der Stiftskanzlei von St. Maurice (seit ca. 1250) und das schon auf Papier geschriebene Minutar des kaiserlichen Notars Magister Martinus de Seduno (seit 1275)249, denen dann gegen Ende des 13. Jh. die nach Levationsbezirken getrennten Minutare der Sittener Kapitelskanzlei folgen250. Die nachweislich auch in Aosta geführten Minutarien scheinen dagegen verloren zu sein251. Bei der frühen Anlage der Minutarien in Buchform – es ist ungewiß, ob schon 1234 damit begonnen wurde252 – dürften die Register der öffentlichen [p. 256] Notare in Norditalien und in der Provence nicht die ersten Vorbilder gewesen sein253. Die älteren Traditionseinträge des Kartulars von Hauterive254, insbesondere aber der zweite Teil des Lausanner Kapitelskartulars (ca. 1210 bis 1240)255 stellen aktenkundlich nicht untersuchte Registerformen dar, denen das Minutarium maius von St. Maurice näher steht als den späteren Notariatsregistern, ganz zu schweigen etwa von den Schreinskarten des 12. und den Schreinsbüchern des 13. Jh. in Köln256, die ebenfalls zu den Einrichtungen freiwilliger Gerichtsbarkeit gehören, die zwischen 1150 und 1250 – vor dem Durchbruch der italienischen Praktiken – in unterschiedlichen Registerformen zutagetreten, deren Reduktion auf italienische Vorbilder die entscheidenden Wandlungen im nordalpinen Urkundenwesen des Hochmittelalters verschleiern würde.

Wenn das Kapitelskanzellariat in wenigen Pfarreien des zentralen Wallis bis ins 17. Jh. fortbestand257, begann seine nie gesicherte Monopolstellung doch schon seit der zweiten Hälfte des 13. Jh. von Westen her abzubröckeln, in erster Linie zugunsten der Siegelurkunde gerichtsherrlicher Gewalten, in zweiter Linie zugunsten des freien, hier bald bischöflicher Kontrolle unterworfenen Notariats und des erst 1271 vor allem gegen die dekanale Jurisdiktion geschaffenen Offizialats258, und schon im 14. Jh. regte sich auch der Widerstand politischer Körperschaften wie der Gemeinden und Zenden, die die freie Wahl des Notars durch die Parteien forderten. Die Zeit um 1300, aus der entlegene Bergtäler mit Tausenden von Kanzleiurkunden ein Material hinterlassen haben, wie man es vor dem 15. Jh. selbst in Städten der Westschweiz vergeblich sucht259, ist schon die Zeit des Rückzugs. Besonders erhellend [p. 257] ist hier der Prozeß, den das Kapitel von 1320–1326 über alle Etappen von Rechtsgutachten, Offizialats- und Schiedsverfahren bis zum Metropoliten von Tarentaise und zu Papst Johannes XXII. in Avignon gegen den bischöflichen Neffen und Vasallen Johann von Anniviers, Gerichtsherrn im Val d’Anniviers, um die Behauptung des ius cancellariae gegen das gerichtsherrliche Siegel in dieser Talschaft führte – und verlor: gegen eine jährliche Entschädigung in der Höhe der früher vom Ortspfarrer geleisteten Pacht mußte das Kapitel dem vir potens, der seine Leute dazu gebracht hatte, sein Siegel der chartra des Kanzellariats vorzuziehen, das ius cancellariae über Pfarreiangehörige abtreten260. Die Eindämmung der tabelliones, denen das Kapitel nur ganz bestimmte Schriften und Vertragsarten mit einer Laufzeit von erst höchstens fünf, dann acht Jahren zubilligen wollte261, war trotz bischöflicher und kaiserlicher Intervention nur partiell möglich. Man war sich bewußt, im Kanzellariat eine anachronistische Einrichtung zu bewahren, und stilisierte sie 1331 zur „legitimen vaterländischen Eigenart‟: Quoniam non est novum, sed est consonum rationi iuris scripti et non scripti ac consuetudinarii, quod unaqueque provincia in suo sensu habundet et quod principes terrarum circa confectiones et autorizationes publicorum instrumentorum aut litterarum super contractibus inhiendis conficiendarum suis utantur consuetudinibus laudabilibus262. Die laudabilis consuetudo dicte patrie [Vallesii] ab antiquo servata wurde 1355 von Karls IV. vicarius, 1365 von ihm selbst bestätigt263. Schon 1335 hatten die nobiles und syndici von Martigny gegen den Monopolanspruch der Sittener Kanzlei auf Verträge von mehr als acht Jahren Laufzeit mit dem Beschluß rebelliert: quod nulla cherta cancellarie Sedunensis fiat in districtu Martigniaci in casu testamenti, in casu [p. 258] matrimonii, in casu donationis, in casu escambii, in casu confessionis debiti, in casu manifestationis feudorum, in casu venditionis perpetue vel aliquo alio contractu264.

In ständiger Sorge um Kundschaft befahl das Kapitel seinen geschworenen Schreibern, bei den Parteien für die Kanzleiurkunde zu werben (inducendo partes ad faciendum chartras cancellarie) und sie nicht durch zu hohe Gebühren abspenstig zu machen265. Aus der reichen Dokumentation zu diesen Auseinandersetzungen wird deutlich, wie sich das alte Kanzellariat zu einem kapitelseigenen Konkurrenzbetrieb gegen das freie Notariat gewandelt hatte. Seine nun cancellarii genannten clerici, iurati, levatores, die selbst sehr oft dem Stand der tabelliones angehörten, lebten im Zwiespalt zwischen Eigennutz und Kapitelsinteresse, aber auch zwischen zwei Welten des Rechts, die in den instrumenta cum signis seu notis notariorum, que appellantur carte de noe und den chartre cancellarie aufeinanderprallten266. Der weitere Verlauf des Konflikts im späten Mittelalter ist, wenn auch oberflächlich, bekannt267.

Vom Kanzellariat zum Notariat: Wandlungen im Hochmittelalter

Der Nachweis der Kontinuität vom fränkischen zum hochmittelalterlichen Kanzellariat ist für die Westschweiz kaum zu führen. Von der Urkunde des Wandalmar für St. Maurice im Jahr 765 bis zu jenen des Diakons Bernhard für das Lausanner Domstift um 890 erscheint der Kanzlertitel nie, und es ist nach den vergleichbaren Verhältnissen in Burgund anzunehmen, daß er im kirchlichen Bereich vor dem ausgehenden 9. Jh. gar nicht und auch im 10. Jh. nur in Verbindung mit einem geistlichen Titel geführt wurde. Ein hervorragendes Zeugnis des öffentlichen Schreibertums in der karolingischen Burgundia bietet jedoch die von Wandalgar im November 793 abgeschlossene Niederschrift der Lex Romana Visigothorum (Breviarium Alarici), der Lex Salica und der Lex Alamannorum im Codex Sangallensis 731, wo sich Wandalgar nicht bloß mit notariellem Rekognitionszeichen im datierten Kolophon, sondern auch in einer bildlichen [p. 259] Selbstdarstellung mit Stab und Schreibtafel präsentiert268, die beim Inhalt der Handschrift wohl weniger als scholarum ferula et cancellarii tabulae269 denn als Insignien eines cancellarius-iudex, bzw. nach der Terminologie des Breviars eines tabularius-iudex zu interpretieren sind270. Es spricht zwar nichts gegen eine westschweizerische Herkunft Wandalgars – St. Maurice läge dann bei den Beziehungen seines Abt-Bischofs Altaeus zu Karl d. Gr.271 näher als Genf –, aber es gibt für die heute übliche Lokalisierung bisher keinen Beweis, wenn auch jüngst von Josef Leisibach in der Bibliothek des Gr. St. Bernhard entdeckte, nur wenig jüngere Fragmente eines Breviarium Alarici, die u.a. von der fides publica der tabularii handeln272, die Bedeutung dieses Gesetzeswerks in der Region eindrücklich illustrieren.

Erst im 10. Jh. sind mit Maiolus in Genf (926), Bonizo in Lausanne (? 961) und Rudolf in Moutier-Grandval (969) cancellarii ohne geistlichen Titel belegt, die man als Grafschaftskanzler verstehen kann. Gleichzeitig tauchen mit Heinrich in St. Maurice (942/43) und Herenbert in Romainmôtier (981–86) notarii auf, die in einem Begegnungsraum fränkischer und alemannischer Rechtsordnungen jenen cancellarii gleichzustellen sind273. Zwischen 1000 und 1060 sind in der Waadt (Romainmôtier und Lausanne) eine ganze Reihe von cancellarii nachzuweisen, in denen ich öffentliche Kanzler sehe. Als gemeinsamer Nenner aller frühen Kanzellariate stellt sich die Garantie der fides publica durch die von der Staats-, bzw. Königsgewalt abgeleitete Kompetenz [p. 260] der cancellarii heraus; sie tragen ihren Titel nicht, weil sie Urkunden produzieren oder einer Kanzlei vorstehen, sondern als Inhaber des ius cancellariae, Organe freiwilliger Gerichtsbarkeit insbesondere im Bereich des Immobiliarverkehrs: Kanzellariat heißt niemals Beurkundungsmonopol. Der genaue Umfang der Kanzellariatsrechte dürfte aber zeitlich und örtlich variiert haben. Die Wurzeln der Kanzellariate in der Westschweiz sind schwer faßbar. Das Formular der älteren Urkunden erlaubt – auch in Aosta – keine Zweifel an fränkischer Tradition, doch muß deren Gewicht im Vergleich zur spätantik-burgundischen Eigentradition274 wie auch im Rahmen einer provenzalischen „Renaissance‟ im 10./11. Jh. erst noch untersucht werden. Zwar ist die Schriftlichkeitsforderung, die von der Lex Alamannorum schon im ersten Artikel für Vergabungen an die Kirche erhoben wird (carta firmata), noch in spätkarolingischer Zeit auch im alemannischen Bereich geläufig275, doch verschwinden entsprechende Arengen nach dem öffentlichen Gerichtsschreibertum schon bald. Nach spätantiken Mustern hat man dagegen in der Provence und in Burgund noch im 11. Jh., in der Kanzlei von St. Maurice auch über 1032 hinaus die Schriftlichkeit speziell für Grundstücksübertragungen (Tausch, Kauf, Schenkung) gefordert, einprägsam etwa in der Formel von 1028: Cum antiquissimae semper fuerit consuetudinis, res donabiles, donatas, donandas usu litterario corroborare276. Und noch 1108 werden hier [p. 261] bei solchen Übertragungen litterae testatoriae verlangt277. Vismara hat auch gezeigt, wie die Anrufung rechtlicher Autoritäten, die altem Arengenbrauch entspricht278, in der Sonderform gleichzeitiger Anrufung von leges und canones vorwiegend im Rhoneraum fortlebte bis ins 11. Jh. und erst von dort wieder in die lombardischen Formulare Eingang fand279. Zahlreiche Elemente spätantiken Rechts sind in hochmittelalterlichen Quellen der Westschweiz schon aufgezeigt worden280. Es ist diese consuetudo mehr als die fränkische Tradition, die auch das Kanzellariat trug; das Rückzugsgebiet des Kanzellariats entspricht dem Rückzugsgebiet der consuetudo281.

Georges Duby hat im Mâconnais nach 1030 einen rapiden Schwund urkundlicher Schriftlichkeit festgestellt und ihn wie das Wiederaufleben um [p. 262] 1180 mit der évolution des institutions judiciaires begründet282. Die Feststellung des Zusammenbruchs des öffentlichen Schriftwesens gilt ab 1050 auch in der Westschweiz, sichtbar im Erlöschen der weltlichen Kanzellariate in der Waadt, in der Formlosigkeit der Urkunden von Romainmôtier, in der Spärlichkeit der Überlieferung selbst in den kirchlichen Zentren. Im Wallis (St. Maurice) und in Aosta ist der Umbruch weniger spürbar, der nicht bloß die Burgundia erfaßt – auch die reichen Überlieferungen von St. André-le Bas in Vienne und Cluny machen keine Ausnahme283 –, sondern weite Teile der Francia. Der überall festzustellende Verlust des öffentlichen Charakters der Grafschaftsgerichte und damit des Kanzellariats ist nur die Folge eines tiefgreifenden, von Robert Fossier als eigentliche Revolution beschriebenen284 politisch-ökonomischen Strukturwandels, den für die Waadt des 11. Jh. schon Heinrich Büttner festgestellt hatte285. An die Stelle der pagi und comitatus treten die potestates der Feudalherren und Klöster. Der Zerfall der karolingischen Grafschaftsverfassung, der schon im 9. Jh. einsetzte, beschleunigte sich um das Jahr 1000 und fand um 1050 seinen Abschluß auch in einem Gebiet, wo der Begriff der autorité publique als Erbe der Spätantike länger wachgeblieben war als in fränkisch-alemannischen Territorien.

In die Lücke trat die Kirche. Das Seilziehen um die Garantie der fides publica, das während des ganzen Mittelalters andauert, scheint in einer ersten Phase (9.–10. Jh.) zugunsten der Kirche, in einer zweiten (11. Jh.) zugunsten der weltlichen Gewalten, in einer dritten (12. Jh.) wiederum zugunsten der Kirche ausgegangen, dann aber sogleich zu einem solchen zwischen den in den Kapiteln vertretenen Feudalherren und den nach Landesherrschaft strebenden Bischöfen geworden zu sein, das zwar auf lange Sicht – in Genf schon um 1180 – zum Vorteil der Bischöfe ausgehen sollte, zwischen 1180 und 1280 aber zumindest in Lausanne und darüber hinaus im Wallis von den Kapitelsherren dominiert wurde. Das im Immunitätsbereich gewachsene kirchliche [p. 263] Kanzellariat, wie es seit 890 in Lausanne erscheint, hat seinen Einfluß ausgeweitet und über die dekanale Jurisdiktion Kompetenzen der weltlichen Kanzellariate aufgesogen; um 1130 liegen diese allenthalben in den Händen von Stiftsdignitären, insbesondere von Dekanen. Die Probleme, die das dritte, von allen Westschweizer Bischöfen (außer Basel) besuchte Laterankonzil von 1179 lösen sollte286, sei es nun bezüglich der manus publica und der scripta authentica, des competens aliquod beneficium für die Schulleiter, der Beschränkung der archidiakonalen und dekanalen Jurisdiktion, besonders aber der Veräußerung von Kirchengut durch die beim Kathedralenbau verschuldeten Bischöfe (die in Basel zur Absetzung des Bischofs, in Lausanne zu schweren Konflikten zwischen Bischof und Kapitel geführt hatten) lagen schon längst in der Luft, aber es ist sicher, daß das Konzil in allen Bistümern als Katalysator wirkte, denn anders ist die Gleichzeitigkeit nicht zu erklären, mit der in Genf das Kanzellariat unterdrückt, in Lausanne das Kantorenkanzellariat etabliert, in Sitten die siegellose Kanzleiurkunde entwickelt und in St. Maurice das Kapitelssiegel zum Beglaubigungsmittel gemacht wurde. Wie die oben skizzierte Entwicklung in der Grafschaft Savoyen, der bedeutendsten weltlichen Macht des Raumes, zeigt, bestand neben den kirchlichen auch das weltliche Kanzellariat als ein wesentliches Mittel beim Ausbau der Landesherrschaft. Die Frage ist, warum die Auseinandersetzung um 1180 so akut wurde.

Das Anschwellen der Urkunden- und Aktenproduktion seit dem letzten Drittel des 12. Jh. ist ein allgemein beobachtetes Phänomen des westeuropäischen Mittelalters287. Als das Marburger „Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden‟, wo die Westschweizer Bestände gut vertreten sind, seinen Sammelzeitraum von 1200 auf 1250 ausdehnte, hat sich sein Sammelvolumen vervielfacht288. Zwischen 50 bis 100 Prozent der bis 1250 erfaßten Originalüberlieferung fallen je nach Bestand in die Zeit nach 1200289. Man verschätzt sich [p. 264] kaum wesentlich mit der Annahme, drei Viertel aller im Reichsgebiet zwischen 900 und 1250 entstandenen Urkunden seien nach dem Jahr 1200 produziert worden, und die Hälfte der früher ausgefertigten Stücke gehöre in das letzte Drittel des 12. Jh.290. Für die Westschweiz gilt, wiewohl sie von einem hohen Sockel ausgeht, ähnliches. Hier wie anderswo liegen die Wachstumsraten nach 1100 um 2 Prozent291, so daß sich die jährliche Urkundenproduktion etwa alle 30 Jahre verdoppelt, d.h. pro Jahrhundert verzehnfacht, und eine aktive Kanzlei mit einem mittleren Jahresausstoß von einer Urkunde um 1100 deren zehn um 1200 und deren hundert um 1300 produzieren wird292. Das Wachstum setzt sich fort nach 1300, wird durch die Krisen des [p. 265] 14. Jh. eher stimuliert als gebremst, verlagert sich jedoch zunehmend zugunsten der Akten, so daß die Menge der Siegel- und Notarsurkunden des Spätmittelalters kein Indikator für die gesamte Aktenproduktion ist. Für das Verständnis des Phänomens ist damit ein Anhaltspunkt gewonnen: Die hochmittelalterliche „Bevölkerungsexplosion‟, die auch bei optimistischen Schätzungen Wachstumsraten von einem halben Prozent kaum übersteigt293, erklärt nur einen geringen Teil des Multiplikators294. Der wachsende Abstand zwischen Dokumentations- und Bevölkerungskurve umschreibt den Raum, in dem die Kanzleien des Spätmittelalters sich breitmachen.

In der Westschweiz steht an der Schwelle zum neuen Zeitalter der Dokumentation das außerordentliche Kartular des Domkapitels von Lausanne, zwischen 1200 und 1240 angelegt von Propst und Vizekanzler Cono von Estavayer († 1243), in einer Zeit, als Peter II. von Savoyen, der künftige Graf († 1268) und große Promotor schriftlicher Administration, dort Domherr war. Hält man sich die dynastischen Beziehungen des Savoyers nach der Provence, nach Flandern und Frankreich sowie den Umstand vor Augen, daß seine englischen Besitzungen ebenso einträglich waren wie die alpenländischen, betrachtet man weiterhin das Interesse von Propst Cono, der von seiner Teilnahme am Begräbnis König Philipp Augusts mit Notizen über das Budget der französischen Monarchie heimkehrte, nicht für zufällig, dann wird der administrative Eifer spürbar, der um 1200 am Genfersee herrschte. Von den über tausend Urkunden, Aktenstücken, chronikalischen und andern Einträgen, die Cono dem Kartular einverleibte, fallen etwa 50 ins 9. u. 10. Jh., nur ganz wenige zwischen 1001 und 1150, über neunhundert aber in den Ausgang des 12. und die erste Hälfte des 13. Jh.295.

[p. 266] Man schreibt kirchlichen Bestimmungen entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung zu. Ohne Zweifel war die Kirche ebenso wie das städtische Bürgertum und die Kaufleute am Schutz interessiert, den die Schriftlichkeit bot, und ihre Ablehnung irrationaler Beweismittel hat die rationalen Formen der Schriftlichkeit begünstigt296. Die Masse der kirchlichen, überwiegend klösterlichen Grundbesitz betreffenden Urkunden seit der Reformzeit ist eine Folge der massenhaften Neugründungen monastischer und kanonikaler Einrichtungen297. Die Haltung der aufstrebenden châtelains und milites andererseits, deren violencia in mancher Arenga angeprangert wird298, schwankt gegenüber den mönchischen Beweismitteln lange Zeit zwischen Mißtrauen und Verachtung, und es ist offensichtlich, daß sie der instrumenta vorerst nicht bedürfen299, die sie den Klöstern als Defensivwaffen zubilligen wie Graf Ulrich von Neuenburg in einer Urkunde von 1189 für Bellelay: Claustralium universitas imbecillitatem suam et pacem scriptis premuniri gaudet et exoptat, quatenus rei geste memoria de facili deleri non valeat et ab eis occasiones malignandi penitus sopiantur300. Nichts illustriert aber besser den Zwang zur neuen Schriftlichkeit als die Fälschungswellen des 12. Jh. Die kirchliche Gesetzgebung hat den Prozeß nicht initiiert. Obwohl an manchen Stellen auf die Notwendigkeit schriftlicher Form hinweisend, behandelt etwa das Decretum Gratiani (um 1140) den Urkundenbeweis ebenso wenig wie die um 1150 in Mailand entstandenen Libri feudorum: Das Verfahren bleibt mündlich301. Man muß unterscheiden zwischen Beweiskraft der Urkunde und schriftlicher Prozeßführung. Papst Alexanders III. Dekretale Meminimus von 1167/69, die [p. 267] als Bedingung für die Beweiskraft von Urkunden nach dem Tod der Zeugen die manus publica (des Notars, bzw. Gerichts) oder – was nördlich der Alpen wichtiger war – das sigillum authenticum fordert, hat keine Neuerung gebracht302, sondern versucht, eine Praxis zu kanalisieren und der öffentlichen Gewalt die Kontrolle über die Beweismittel vorzubehalten. Es ging nach 1150 weniger um scriptura und memoria303 als vielmehr um probatio und auctoritas. Zwischen 1150 und 1250 bestand aber in der Praxis wie bei den Juristen eine große Unsicherheit bezüglich der fides publica304. Übermäßige Vorsicht war am Platz, abundans cautela, wie gelehrte Legisten seit 1160/70 nach einem Erlaß der Kaiser Arcadius und Honorius aus dem Jahr 396 in Arengen und Corroborationen ihrer Urkunden zu sagen pflegen; die Wendung taucht an verschiedensten Stellen Europas auf, im Jahr 1201 auch in einer Kapitelsurkunde von Sitten305. In dieser Zeit des Suchens [p. 268] nach Sicherheit bietet auch das Kanzleiwesen der Westschweiz ein verwirrendes Bild, und mannigfache Formen bestehen nebeneinander: siegellose Kanzellariatsurkunden neben besiegelten und unbesiegelten Chirographen306, formlose Notitiae neben dispositiven Siegelurkunden. Ein halbes Jahrhundert vor dem Auftreten freier Notare war man sich des Wandels bewußt. Bischof Roger von Lausanne konnte 1197 in einer Arenga postulieren, die Schriftlichkeit allein mache Verträge rechtskräftig: contractus ex ipsa scriptura recipiat firmitatem. Und eine Sittener Kapitelsurkunde von 1203 beginnt mit den Worten: In negociis hominum instrumenta per manum tabellionis confecta plurimum sunt necessaria307.

Ebenso folgenreich wie das Ringen um rechtsverbindliche Urkundenformen wurde für das spätmittelalterliche Aktenwesen die Verschriftlichung des Prozeßverfahrens. Die 38. Konstitution des vierten Laterankonzils (1215) regelte sie bis in Einzelheiten: De scribendis actis ut probari possint308. Die Bestimmungen haben die Attraktivität und Effizienz der Offizialate – auch in der spätmittelalterlichen Westschweiz die produktivsten Urkundsbehörden – ebenso unterstützt wie Innozenz’ IV. Bulle Romana Ecclesia von 1246309, aber auch hier hat die römische Kurie Fragen aufgegriffen, die die „Provinz‟ schon weitgehend entschieden hatte. Das Genfer Offizialat bestand schon 1225, das von Lausanne 1244, das von Sitten aber erst 1271310. Und eine Basler [p. 269] Arenga scheint schon 1187 auf eine Selbstverständlichkeit hinzuweisen mit den Worten: Quoniam iuxta canonum et legum auctoritatem ea que in iudiciis actitantur in scriptis redigi solent311.

Kirchliche Bestimmungen bieten demnach keine ausreichende Erklärung für die Neubelebung der Schriftlichkeit nach 1150; sie reagieren auf Ereignisse, die – wie etwa die Walliser Verhältnisse zeigen – weniger in wirtschaftlichen als vielmehr in politischen und administrativen Wandlungen begründet sind. Trotz der Nähe der Lombardei ist auch die Richtung, aus der die Anstöße zur Renaissance des Urkundenwesens im späten 12. Jh. kamen, ebenso unklar wie die Etappen der Formulierung und Verbreitung der Gedanken von Legisten und Kanonisten. Ich glaube nicht, daß sie in erster Linie in Italien zu suchen sind. Das neue Urkundenwesen der Burgundia des 12. Jh. ist so stark an die Siegelurkunde geknüpft312, die Schrift so deutlich von der Frühgotik geprägt, das Offizialat so eindeutig aus Burgund importiert, das savoyische Aktenwesen so sehr vom westeuropäisch-englischen inspiriert, daß man annehmen muß, von den politischen Polen, dem Reich und seinem zähringischen Rektorat, vor allem aber von Frankreich seien nun auch die entscheidenden Impulse ausgegangen, die vorher aus dem Rhonetal stammten313.

In der zweiten Hälfte des 12. Jh. treten die Spezialisten auf, als magistri zwischen 1160 und 1190 geradezu inflationär. Sie werden zu Exekutoren der Erneuerung, und ihnen ist auch die Reorganisation der Kanzellariate zuzuschreiben, die um 1180 überall greifbar wird. Was sie aufbauen, ist eine Konkurrenzorganisation gegen das die Feudalordnung brechende freie Notariat. [p. 270] Zahlreiche, meist von Juristen verfaßte Arbeiten sind dem Notariat in der Westschweiz gewidmet worden, aber man ist noch weit davon entfernt, das Phänomen zu durchschauen314. Es ist zu unterscheiden zwischen dem Titel des Notars und seiner Funktion. Notare, ob in Bologna ausgebildete Juristen oder in der Praxis geformte clerici, ob von Kaisern, Pfalzgrafen, Päpsten, Offizialaten oder Städten kreiert, gehören zu den genannten Spezialisten. Es ist irreführend, wenn das Auftreten der notarii publici und eines bestimmten Urkundentyps, des unbesiegelten, vom iustinianischen Recht geprägten italienischen Notariatsinstruments, mit dem Aufkommen des Notariats gleichgesetzt wird. Das freie, öffentliche Notariat ist zwar als Titulatur und in der Form des Instruments seit der Mitte des 13. Jh. in der Westschweiz nachweisbar, naturgemäß vor allem bei „interherrschaftlichen‟ Geschäften, aber es hat sich in dieser Ausprägung nicht durchgesetzt. Vielmehr ist die Westschweizer Notarsurkunde genau wie die savoyische mit dem Siegel der Behörde bekräftigt, in deren Distrikt und mit deren Autorisation der Notar arbeitet. Die Notare nennen sich iurati, sie sind geschworene Schreiber einer oder mehrerer Behörden, zu denen wegen der Vorteile des größeren Reviers meist das Offizialat der Diözese gehört. Im Hinblick auf die Organisation der Kanzleien scheint mir das eigentlich Neue nicht im Auftreten der Notare, sondern in der Produktionsweise der Akten durch bezahlte Spezialisten zu liegen. Die iudices delegati, die Offiziale, die clerici computorum, die commissarii extentarum (Urbarrenovatoren) sind wie die levatores cartarum im Wallis Kommissare, deren Bedeutung für die allgemeine Verwaltungsgeschichte Otto Hintze schon 1910 herausgestellt hat315.

Es ist hier nicht der Ort, die vor allem im savoyischen Herrschaftsbereich von diesen Spezialisten für die Güter- und Fiskalverwaltung produzierten Akten vorzustellen, deren mit alemannischen Verhältnissen unvergleichliche Dichte immer wieder erstaunt; sie sind nun durch das Repertorium von Robert-Henri [p. 271] Bautier und Janine Sornay überblickbar und in ihrem Reichtum erkennbar geworden. In diesem Zusammenhang ist aber festzustellen, daß die besondere Urbarform mit notariell voll ausformulierter recognitio des Besitzers gegenüber dem Grundherrn, welche die Westschweizer terriers (grosses de reconnaissances) so grundlegend unterscheidet von den alemannischen Urbaren, nur auf dem Hintergrund jener consuetudo verständlich wird, die von den cancellarii bewahrt, und jener Kanzleipraxis, die von den magistri geschaffen wurde. Die oft gestellte Frage, warum das öffentliche Notariat die romanisch-alemannische Sprachgrenze in der Schweiz im Mittelalter kaum überschritt und sich so lange auf den rhodanischen Raum und die Patria Vuaudi beschränkte, findet hier ihre Antwort. Als Organ freiwilliger Gerichtsbarkeit hat sich das öffentliche Notariat nur da niedergelassen, wo das öffentliche Kanzellariat mit der Vorstellung von der Notwendigkeit schriftlicher Form für die contractus et conventiones hominum ihm das Terrain offengehalten hatte. Obwohl das in der alemannischen Schweiz zum Teil bis heute allein zugelassene Beamtennotariat und Amtsschreibertum (z. B. Zürich) dem savoyischen Beamtennotariat wie auch dem hochmittelalterlichen Kanzellariat nahe verwandt ist, hat dieses in der Westschweiz des Spätmittelalters zusätzlich ein wesentliches Element von romanitas vermittelt: Insofern ist der notarius iuratus der romanischen Westschweiz der bürgerliche Erbe des feudalen cancellarius.


1 Abkürzungen (außer den geläufigen): AAEB = Archives de l’Ancien Evêché de Bâle, Porrentruy; AASM = Archives de l’Abbaye, St. Maurice; AChs = Archives du Chapitre, Sion/Sitten; ACV = Archives cantonales vaudoises, Lausanne; AEF = Archives de l’Etat, Fribourg/Freiburg; AEG = Archives d’Etat, Genève/Genf; AEN = Archives d’Etat, Neuchâtel/Neuenburg; ASTO = Archivio di Stato, Torino/Turin; AVS = Archives cantonales du Valais, Sion/Sitten; Bautier-Sornay = R.H. Bautier – J. Sornay, Les sources de l’histoire économique et sociale du Moyen Age, I: Provence – Comtat Venaissin – Dauphiné – Etats de la Maison de Savoie, 3 Bde., Paris 1968–1974; Brackmann = Helvetia pontificia, Berlin 1927 (Germania pontificia II/2); Bresslau = H. Bresslau, Handbuch der Urkundenlehre, 2 Bde., Berlin 31958; DRud. = Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger, bearb. v. Th. Schieffer unter Mitw. v. H.-E. Mayer, München (MGH) 1977 (unter dieser Sigle sowohl Urkunden wie Einleitung); Forel = F. Forel, Régeste soit répertoire chronologique de documents relatifs à l’histoire de la Suisse romande (–1316), Lausanne 1862 (MDR 19); Gremaud = J. Gremaud, Documents relatifs à l’histoire du Vallais, 8 Bde., Lausanne 1875–1898 (MDR 29–33, 37–39); Gremaud CS = J. Gremaud, Chartes sédunoises, Lausanne 1863 (MDR 18, S. 333–524); HBLS = Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, 7 Bde., Neuchâtel 1921–1937; Hidber = B. Hidber, Schweizerisches Urkundenregister 700–1200, 2 Bde., Bern 1863–1877; HPM = Historiae Patriae Monumenta, Bd. 1 (Chartarum I) u. 6 (Chartarum II), Turin 1835–1853; MDG = Mémoires et documents publ. par la Société d’histoire et d’archéologie de Genève, Genf 1 (1841) ff.; MDR = Mémoires et documents publ. par la Société d’histoire de la Suisse romande, Lausanne 1 (1838) ff., bisher 3 Serien; MSHD = Mémoires de la Société pour l’histoire du droit et des institutions des anciens pays bourguignons, comtois et romands (Dijon); Reymond = M. Reymond, Les dignitaires de l’Eglise Notre-Dame de Lausanne jusqu’en 1536, Lausanne 1912 (MDR2 8); RG = Régeste genevois ou répertoire chronologique et analytique des documents imprimés relatifs à l’histoire de la ville et du diocèse de Genève avant l’année 1312, Genf 1866; Roth = Ch. Roth (Hg.), Cartulaire du Chapitre de Notre-Dame de Lausanne, Lausanne 1948 (MDR3 3); SMAH = Scriptoria medii aevi helvetica, bearb. von A. Bruckner (Bd. XIII von J. Leisibach), Bde. XI–XIII, Genf 1967–1973; SZG = Schweizerische Zeitschrift für Geschichte (vorher ZSG); Trouillat = J. Trouillat, Monuments de l’histoire de l’ancien Evêché de Bâle, 5 Bde., Porrentruy 1852–1867; ZSG = Zeitschrift für schweizerische Geschichte (vgl. SZG); ZSKG = Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte.

2 Allgemeine Orientierung in Nouvelle histoire de la Suisse et des Suisses, 1, Lausanne 1982, 97–198 (G.P. Marchal). Karten in HBLS, passim, dazu H. Ammann – K. Schib, Historischer Atlas der Schweiz, Aarau 21958, für die Westschweiz wichtiger Atlas historique français: Savoie, par J.-Y. Mariotte et A. Perret, Paris 1979. Grundlegend für die hier behandelte Epoche R. Poupardin, Le royaume de Bourgogne (888–1038), Paris 1907.

3 Die Wendung „inter Iurum et montem Iovis‟, die nur die fränkische Interessenachse des Raums treffend beschreibt, stammt von Regino von Prüm (Chronicon, zum Jahr 859) und wird bei Otto von Freising wieder aufgenommen (Gesta Friderici, II, cap. 48 zu 1156).

4 Vgl. P. Ladner, Problèmes d’une diplomatique de la Bourgogne transjurane, in: Publication du Centre européen d’études burgondo-médianes 7, 1965, 31–37; F. Wigger, Die Anfänge des öffentlichen Notariats in der Westschweiz bis zur Mitte des 14. Jh., Diss. Fribourg, Schüpfheim 1951; Ph. Marguerat, Pratiques juridiques et usages linguistiques dans le domaine francoprovençal du XIIIe au XVIe s., in: (Actes du) Colloque de dialectologie francoprovençale, publ. p. Z. Marzys, Neuchâtel 1971 (Univ. de Neuchâtel: Recueil de travaux publ. p. la Faculté des lettres, 34), 151–161; A. Schmid, Zur Überlieferung der schwäbischen und elsässischen Privaturkunde im Hochmittelalter, in: Festgabe H. Nabholz, Aarau 1944, 45–77; H. Rennefahrt, Zum Urkundswesen in heute bernischem Gebiet und dessen Nachbarschaft während des Mittelalters, in: Archiv des hist. Vereins des Kantons Bern 44/2, 1958, 5–124; P. Rück, Die Anfänge des Archivwesens in der Schweiz (800–1400), in: Mitteilungen der Vereinigung schweiz. Archivare 26, 1975, 5–40. Die im vorliegenden Beitrag diskutierte Problematik ist in den zitierten Arbeiten nicht behandelt.

5 St. Sonderegger, Die Ausbildung der deutsch-romanischen Sprachgrenze in der Schweiz m Mittelalter (mit 30 Karten), in: Rheinische Vierteljahrsblätter 31, 1966/67, 223–290 (aufgrund von namenkundlichem Material).

6 Umschreibungen des seit ca. 1200 als Patria Vuaudi begriffenen Raumes aus dem Jahr 1437 in: Les sources du droit du Canton de Vaud, A: Coutumes, 1, publ. par J.-F. Poudret, Aarau 1972, 17–80.

7 Vgl. A. Bruckner in der Einleitung zu SMAH XII; B.M. v. Scarpatetti, Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz, 2, Zürich 1983, passim; P. Rück, La dispersion des archives ecclésiastiques en Suisse romande après la Réforme, in: Archiva Ecclesiae 12/17, 1969/74, 230–239.

8 V. Rossel, Histoire littéraire de la Suisse romande des origines à nos jours, Neuchâtel 21903. Zur Historiographie – stets ein guter Indikator der Schriftlichkeit – C. Santschi, Les évêques de Lausanne et leurs historiens des origines au XVIIIe s., Lausanne 1975 (MDR3 11). Einen Eindruck vom Niveau der frühmittelalterlichen Schriftlichkeit vermitteln die christlichen Inschriften der Westschweiz, von denen ein Drittel aus St. Maurice stammt (mit Höhepunkten im 6./7. Jh.), vgl. Ch. Jörg, Die Inschriften des Kantons Wallis bis 1300, Fribourg 1977 (Corpus inscriptionum medii aevi Helvetiae, hg. v. C. Pfaff, Bd. 1; den zweiten Band mit den übrigen Gebieten der Westschweiz – außer Südjura – konnte ich im Manuskript einsehen).

9 Hidber, Bd. 2, S. 512–518; Forel ist zu unvollständig für eine statistische Übersicht.

10 Vgl. DRud. S. 66 f.

11 Den besten Überblick gibt Bresslau I, 591 ff., für Frankreich außer L. Perrichet, La grande Chancellerie de France des origines à 1328, Paris 1912, zahlreiche, wenig reflektierte Belege bei E. Fournier, L’origine du vicaire général et des autres membres de la curie diocésaine, Paris 1940, 35 ff., dazu A. de Boüard, Manuel de diplomatique française et pontificale, Paris 1929–48, I, 114 ff., II, 128 ff., bes. 135 f.; vgl. auch M. Amelotti – G. Costamagna, Alle origini del notariato italiano, Rom 1975 (Studi storici sul notariato italiano, II), 185 ff.; für Savoyen P. Duparc, La pénétration du droit romain en Savoie, in: Revue hist. de droit français et étranger 4e sér. 43, 1965, 22–86, bes. 29–52 (le notariat); für Burgund J. Richard, La mention du chancelier dans les actes privés du XIe s. en Bourgogne, in: BECh 112, 1954, 67–80; Beispiele aus der Provence bei E.G. Léonard, Chanceliers, notaires comtaux et notaires publics dans les actes des comtes de Toulouse, in: BECh 113, 1955, 37–74 (mit Heraushebung der iudex-Funktion der cancellarii), während M.-L. Carlin, La pénétration du droit romain dans les actes de la pratique provençale (XIe–XIIIe s.), Paris 1967, 41 ff., das Institut übergeht; für Besançon B. de Vregille, Hugues de Salins, archévêque de Besançon 1031–1066, thèse Besançon 1976, 3 Bde., Lille-Besançon 1982, 369 ff. mit Belegen in Bd. 3 (die Buchausgabe in einem Band, Besançon 1981, ist weniger ausführlich), dazu R. Fiétier, La cité de Besançon de la fin du XIIe au milieu du XIVe s., thèse Nancy 1976, Lille-Paris 1978, 924 ff. u. 943 ff.; für Lothringen M. Parisse, Les chartes des évêques de Metz au XIIe s., in: AD 22, 1976, 272–316, bes. 275 ff., sowie P. Acht, Die Cancellaria in Metz, Frankfurt 1940, 17 ff.; für Straßburg G. Rösch, Studien zu Kanzlei und Urkundenwesen der Bischöfe von Straßburg (1082–1162), in: MIÖG 85, 1977, 285–315, bes. 287 Anm. 6 (betr. frühes 10. Jh.); für Köln M. Groten, Untersuchungen zum Urkundenwesen unter den Erzbischöfen Arnold I. u. Arnold II. von Köln (1138–1156), in: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 50, 1979, 11–38; für Flandern W. Prevenier, La chancellerie des comtes de Flandres dans le cadre européen à la fin du XIIe s., in: BECh 125, 1967, 34–93; nordwestfranzösische Bistümer sind besprochen bei C.R. Cheney, English Bishop’s Chanceries 1100–1250, Manchester 1950, 22 ff.

12 O. Redlich, Die Privaturkunden des Mittelalters, München 1911, 65 f.

13 H. Bresslau, Urkundenbeweis und Urkundenschreiber im älteren deutschen Recht, in: Forschungen zur deutschen Geschichte 26, 1886, 1–66.

14 H. von Voltelini, Spuren des räto-romanischen Rechtes in Tirol, in: MIÖG Erg.-Bd. 6, 1901, 145–171.

15 L. Schiaparelli, Charta Augustana, in: Archivio storico italiano, ser. V, 39, 1907, 253–351.

16 Lausanne, Bibl. cant. MS 5011, Teilfaksimile A. Bruckner, Liber cartularis S. Petri principis apostolorum monasterii Romanensis, Amsterdam 1962 (Umbrae codicum occidentalium, 6), ed. F. de Gingins-La Sarra in MDR 3 (1844), 417–572.

17 Bern, Burgerbibl. Cod. B 219, ed. Roth in MDR3 3 (1948); zur Gliederung E. Meyer-Marthaler, Das Chartular des Domkapitels von Lausanne, in: ZSG 28, 1948, 366–369, und P. Rück, Les registres de l’administration capitulaire de Lausanne (XIIIe–XVIe s.), in: Revue historique vaudoise 1975, 135–186, bes. 143 ff.; ausführlich Santschi, Les évêques, 79–135. Über ein älteres bischöfliches Kartular berichter Cono von Estavayer, Roth Nr. 16a. Reste eines weiteren bischöflichen Kartulars um 1270 sind erhalten in ACV C Ib Nr. 7, darüber H.-E. Mayer, Zwei Fragmente des Chartulars des Bistums Lausanne, in: SZG 9, 1959, 465–488.

18 ASTO Sez. I (Corte), Bénéfices de là les monts, Mazzo 5 Nr. 2ter, ungenügend ediert in HPM, passim.

19 Die übrigen Kartulare sind für die privaturkundliche Überlieferung der Frühzeit weniger bedeutend; aus dem Ende des 12. Jh. das von Hauterive O. Cist. (Berlin, Staatsbibl. Preuß. Kulturbesitz Ms. lat. oct. 222, ed. E. Tremp in MDR3 15 [1984]), aus dem Anfang des 13. Jh. das von Hautcrêt O. Cist. (ACV Ad 5, ed. J.-J. Hisely in MDR 12/2 [1852], 1–316); um 1260 das von Oujon O. Cart. (ACV Ad 16, ed. J.-J. Hisely in MDR 12 [1852], 1–223). Die bischöflichen Kartulare von Sitten, Genf und Basel entstanden erst seit dem ausgehenden 13. Jh.: zum Kartular des Bistums Sitten (AChS Min. A 1, ed. Gremaud, 1–2, passim) vgl. J. Leisibach in SMAH XIII, 33; zu den Kartularen des Bistums Genf (ASTO Sez. I [Corte], Ville de Genève Cat. I Paq. 3 Nr. 1, und AEG Titres et droits, Mand. Thiez, Grosse Nr. 1, ed. E. Mallet in MDG 14 [1862]) P. Rück, Notes sur les cartulaires de l’évêché (vers 1307) et sur les premiers inventaires des archives du chapitre (1334) et du comté de Genève (1337), in: Bulletin de la Société d’histoire et d’archéologie de Genève 14, 1969, 185–203. Das Kartular des Bistums Basel aus dem Ende des 13. Jh. (AAEB Chanc. 102/I) ist von Trouillat, passim, veröffentlicht, vgl. Bruckner in SMAH XII, 15 u. Taf. 11 b.

20 Für die von der burgundischen klar zu unterscheidende rätische Urkunde ist grundlegend E. Meyer-Marthaler, Römisches Recht in Rätien im frühen und hohen Mittelalter, Zürich 1968 (Beih. z. SZG 13), bes. 26 u. 203 ff., dazu Dies., Die Gamertingerurkunden, in: ZSG 25, 1945, 491–519, bes. 494 ff., sowie A. Helbok, Regesten von Vorarlberg, Innsbruck 1920/25, 36 ff. (kritisch dazu bezüglich der Kontinuitätsfrage H. Fichtenau, Das Urkundenwesen in Österreich, Wien 1971 [MIÖG Erg.-Bd. 23], 162). Für das 13./14. Jh. O.P. Clavadetscher, Zum Notariat im mittelalterlichen Rätien, in: Festschrift Friedrich Hausmann, Graz 1977, 81–92. Die rätischen cancellarii des 12.–14. Jh. sind Laien, die ihre Funktion als bischöfliches Lehen (beneficium cancellariae) innehaben, vgl. die Investitur des Andreas Planta von Zuoz im Oberengadin am 19. Mai 1244 mit zum Teil sicher aus Vorgängen um den in dieser Urkunde als abgesetzt genannten Kanzler Tobias von Pontresina erklärlichen Auflagen: … ut … iura comitatus nostri … (im Oberengadin) inviolabiliter studeat observare nec permittat extra societatem eiusdem comitatus predium aliquod alienari, quoniam ad hoc sibi nullam concedimus auctoritatem, ut super hoc litteras conficiendi sive tribuendi aliquam habeat potestatem, immo potius per sententiam ad ipsum modis omnibus inhibemus (Bündner Urkundenbuch 2, Chur 1973, Nr. 807). Tobias von Pontresina und Andreas Planta sind nur in dieser Urkunde erwähnt; über andere Kanzler Clavadetscher, a. O., der auch in einem späteren Aufsatz (Öffentliche Notare in der Bischofsstadt Chur im 14. Jh., in: Tradition und Gegenwart, hg. von P.-J. Schuler, Karlsruhe 1981, 85–94) nicht eingeht auf die u.a. von Voltelini, a. O., 162, erwähnten cancellarii der Stadt Chur, über die einige m. E. nicht adäquat interpretierte Belege zu finden sind bei H. Killias, Zur Entstehung der Churer Stadtverfassung, Zürich 1949, 122–125.

21 Schiaparelli, a. O.; die jüngere Forschung bei G. Cencetti, La „Charta augustana‟ e il documento notarile italiano, in: La Valle d’Aosta. Relazioni e comunicazioni pres. al XXXI Congresso storico subalpino di Aosta (1956), 2, Turin 1959, 831–885 (mit einigen neu edierten und abgebildeten Originalen). Der von beiden Autoren vertretenen Ansicht, es handle sich beim cancellarius Auguste um einen Kanzler der Stadt (Schiaparelli, 260: „Dunque cancellaria di Aosta, della città di Aosta, non del conte, non del vescovo.‟), vermag ich nicht zuzustimmen, denn auch dieses Kanzellariat wurde von Regalien abgeleitet und als Lehen vergeben; der Bischof hatte es 1075/1090 sogar selbst inne (ebda. 340 mit Anm. 3: Gosfredus a vice Anselmi episcopi sive cancellarii). Im Jahr 1295 gelangte es von den Challant an die Grafen von Savoyen (R. Mariotte-Löber, Ville et seigneurie. Les chartes de franchises des comtes de Savoie [fin XIIe s. – 1343], Annecy-Genève 1973 [Mém. et doc. publ. par l’Académie Florimontane, 4], 109), die in den Urkunden ab 1318 als Kanzler genannt sind: N. gerens vicem N. comitis Sabaudie cancellarii scripsit et subscripsit, so bis zum Erlöschen des Instituts unter Amadeus VIII. (1408). Bei den Nachbarbistümern im Raum der Westalpenpässe ist nach den mir zugänglichen Quellen (Gallia christiana, HPM, Guichenon, Besson) kein mit Aosta und Sitten vergleichbares öffentliches Kanzellariat belegt; Maurienne am Mont-Cenis steht früh unter dem Einfluß des piemontesischen Notariats, in Tarentaise (Moûtiers), dem Metropolitansitz von Aosta und Sitten, ist wohl ein Kapitelskanzellariat um die Mitte des 12. Jh. belegt (vgl. unten Anm. 89 u. 96), nicht aber ein Kantorenkanzellariat nach 1180; J. Roubert, La seigneurie des archévêques de Tarentaise du Xe au XVIe s., in: Mémoires de l’Académie de Savoie, 6e série 5, 1961, 33–235, und L. Gros, Histoire du diocèse de Maurienne, Chambéry 1948, gehen nicht auf die Frage ein, doch sind ähnliche Einrichtungen vor 1180 bei beiden Bistümern anzunehmen.

22 Aus Basel, das bis ins 12. Jh. zur Burgundia zu zählen ist, sind Urkunden erst aus dem späten 11. Jh. überliefert, abgesehen von der ältesten Bischofsurkunde von 1008 (1010), die von Erzkaplan Leo im Diplomstil geschrieben ist: Leo archicapillanus iussu episcopi rescripsi, vgl. P. Rück, Die Urkunden der Bischöfe von Basel bis 1213, Basel 1966, 32 ff., ebda. 191 ff. zur Kanzlei, deren Schreiber nicht mehr namentlich genannt sind. Auch A. Gössi, Das Urkundenwesen der Bischöfe von Basel im 13. Jh., Basel 1974, 163 ff., findet nie eine Kanzler- und nur selten eine Schreibernennung, so wie auch im benachbarten Bistum Konstanz kein Kanzellariat nachgewiesen ist bei B. Heinemann, Beiträge zum Urkundenwesen der Bischöfe von Konstanz im 13. Jh., Berlin 1909, 18 ff., was aber in beiden Fällen nicht fehlende Kanzleiorganisation bedeutet. Gerade der Basler Erzkaplan Leo (nach S. Haider, Das bischöfliche Kapellanat, I: Von den Anfängen bis in das 13. Jh., Wien 1977 [MIÖG Erg.-Bd. 25], 110 „der erste, dessen Beziehung zum Urkundenwesen offenkundig ist‟) illustriert die seit der zweiten Hälfte des 12. Jh. auch in der Westschweiz belegte Zugehörigkeit des bischöflichen – wie übrigens auch des gräflichen – Kanzleipersonals zur Kapelle; archicapellanus könnte auch (vgl. unten Anm. 120) durch archicancellarius ersetzt sein, wie ein von Cheney, a. O., 22, aus Bayeux zitierter Beleg des 13. Jh. zeigt: cancellarius, qui olim archicapellanus vocabatur. Bei besserer Überlieferung wären auch in Basel cancellarii zu finden; in Straßburg sind Schreiber seit dem 8. Jh., cancellarii im 10. und notarii seit dem 11. Jh. belegt, vgl. Rösch, a. O., 286 ff.

23 Zum Bedeutungswandel des Begriffs cancellarius seit der Spätantike vgl. Bresslau I, 378., gute Quellenübersicht bei Niermeyer, Mediae latinitatis lexicon minus, Leiden 1976, s.v., dazu Mittellateinisches Wörterbuch II, 144–146 und Lexikon des Mittelalters II, 1428. Belege aus Provence und Burgund bei St. Scoones, Les noms de quelques officiers féodaux des origines à la fin du XIIe s., Paris 1976, 105–114. Auf die Problematik hat H.-W. Klewitz, Cancellaria, in: DA 1, 1937, 44–79, bes. 72 ff., schon hingewiesen; auch P. Acht s. v. Kanzlei in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, II, 1978, 609–613, spricht vom officium cancellariae, aus dem sich erst gegen Ende des 12. Jh. die Kanzleileitung entwikkelt, ohne jedoch die jurisdiktionelle Kompetenz des cancellarius zu erwähnen, wie sie etwa aus – für die Westschweiz maßgeblichen – provenzalischen Belegen hervorgeht, die bei Léonard, a. O., 45 f., zitiert sind (iudex et cancellarius, causidicus et cancellarius; vgl. zur Bedeutung von iudex und causidicus in Norditalien im 11./12. Jh. J. Fried, Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jh., Köln-Wien 1974, 24 ff.). In der kanonistischen Literatur wird der bischöfliche cancellarius durchwegs als Kanzleichef gesehen, vgl. Dictionnaire de droit canonique III (1942), 457; W. Plöchl, Geschichte des Kirchenrechts, 2, Wien-München 21962, 153–155; G. Le Bras, Institutions ecclésiastiques de la chrétienté médiévale (Fliche-Martin, Histoire de l’Eglise, 12 (1964)), 397 f.

24 Hist. Überblick in HBLS 5, 689 f., ältere Lit. bei Brackmann, 190–196, inskünftig Helvetia Sacra, Zum Hochmittelalter J.P. Cottier, L’abbaye royale de Romainmôtier et le droit de sa terre (du Ve au XIIIe s.), Lausanne 1948; zahlreiche Hinweise gibt Schieffer in DRud., passim, nur wenige A. Bruckner in der Einleitung zur Faksimileedition des ersten Teils des Kartulars aus dem 12. Jh., vgl. oben Anm. 15, sowie Ders. in SMAH XI, S. 12 u. Taf. 2. Die Urkunden liegen größtenteils in Lausanne ACV C VII a, eine partielle Liste bei Cottier, 173–185 (im Lausanner Bestand C VII a fehlten laut Findbuch schon 1929 einige Stücke). Das Kartular ist (mit ergänzenden Stücken im Anhang) publiziert von F. de Gingins-La Sarra, Cartulaire de Romainmôtier, Lausanne 1844 (MDR 3), 417–477 der erste Teil mit Urkunden des 10.–12. Jh. (fol. 1–29v des Kartulars, die Bruckner faksimiliert herausgab), S. 477–572 der jüngere Teil mit Stücken vorwiegend des 13. Jh. (fol. 30–45 des Kartulars). Über 50 Urkunden bei F. de Charrière, Les dynastes de Grandson, Lausanne 1866, 87 ff., und Ders., Mélanges, Lausanne 1870 (MDR 26).

25 Dazu gehören ACV C VII a Nr. 58 (Hidber Nr. 1338 mit Schreiber Salaco, vgl. unten), Nr. 64 (Hidber Nr. 1230, ohne Schreibernennung).

26 Einige Urkunden vor 1050 sind ohne Schreiber- und Kanzlernennung (bei einzelnen handelt es sich um unfertige Stücke), so z. B. ACV C VII a Nr. 11 (Hidber Nr. 1229), 12 (H. 1228), 16, 17, 21 (H. 1240), 26, 35, 41, 42, 44, 45 (H. 1317), 55 (H. 1333), 59, 62 (H. 1215), 64 (H. 1230), 66 (H. 1356), 68 (H. 1334), dazu ACV C Ia Nr. 17 (H. 1298, vgl. DRud. Nr. 167). Der Anteil nicht firmierter Stücke steigt gegen 1050.

27 Vom Priester Genoerius stammen schon die Urkunden ACV C VII a Nr. 6 von 979 (Hidber Nr. 2848, teilw. ed. DRud. Nr. 68) und – nach Formularvergleich – DRud. Nr. 48 aus dem gleichen Jahr. In den Vorbemerkungen zu dieser Urkunde identifiziert Schieffer den (S. 68 irrtümlich zu St. Maurice gestellten) Schreiber mit dem Genoerius, der als Priester in ACV C VII a Nr. 9 (Hidber Nr. 1140 zu 987?) und Nr. 10 (Hidber Nr. 2853 zu 989), als notarius in Nr. 15 (Hidber Nr. 1217 zu 1007/1001, nach Schieffer 998) firmiert, und vermutet in ihm einen bischöflichen oder Grafschaftsschreiber. Der gen. Genoerius kann trotz Schriftunterschied identisch sein mit dem Schreiber Iaenoerius cancellarius in ACV C VII a Nr. 20 (Hidber Nr. 1224 zu 1008/1003) und dem vom Schreiber Mehinnerdus genannten Genoarius cancellarius in Nr. 24 (Hidber Nr. 1211) von 1005. Da sich alle zitierten Übereignungsgeschäfte im pagus Lausanne abwickeln, muß Genoerius als öffentlicher Schreiber dieses Gaues angenommen werden. Trotz seines geistlichen Standes ist die Verbindung mit dem Bischof von Lausanne nicht notwendig; um ein „bischöfliches‟ Grafschaftskanzellariat kann es sich nicht handeln, da die Übergabe von Grafschaftsrechten in der Waadt an den Lausanner Bischof erst 1011 erfolgte, vgl. DRud. Nr. 102.

28 Senbertus cancellarius erscheint ein einziges Mal in pago Equestrico (Nyon) in ACV C I a Nr. 12 (Hidber Nr. 1222, teilw. ed. DRud. Nr. 154).

29 Durandus cancellarius schreibt im Comitat Waadt Freilassungsurkunden (ingenuitates), Tausch- und Übereignungsgeschäfte: ACV C VII a Nr. 32 von 1013 (Hidber Nr. 1243), Nr. 39 von 1018 (Hidber Nr. 1254), Nr. 48 von 1028 (Hidber Nr. 1291), Nr. 50 von 1032 (Hidber Nr. 1301), Nr. 51 von 1037 (Hidber Nr. 2834, ed. Ders., Dipl. helv. varia, Nr. 11, irrtümlich zu 916). Vom Schreiber Stephan wird er als Kanzler genannt in ACV C VII a Nr. 53 von 1042 (Hidber Nr. 1325).

30 Wicardus cancellarius schreibt ACV C VII a Nr. 57 (Hidber Nr. 1336) im pagus Yverdon in der Grafschaft Waadt.

31 Richard, a. O., kennt sowenig wie die übrige Forschung die ungedr., Cluny und Mâcon betreffende Diss. von G. Ackermann, Die burgundische Privaturkunde des 9.–12. Jh. mit bes. Berücksichtigung des Grafschaftsschreiberamtes, Leipzig 1921 (resümiert in: Jahrb. der phil. Fak. zu Leipzig 1922/1, 48–50).

32 DRud. Nr. 3 mit der Literatur.

33 AEF Romainmôtier Nr. 1 (Hidber Nr. 1000, ed. mit franz. Übers. Cottier, a. O., 27–36); vgl. die Bemerkungen Schieffers zu DRud. Nr. 3, dazu DRud. Nr. 61 mit der Restitution Romainmôtiers an Cluny durch Kg. Konrad, zwischen 966 und 990.

34 Ackermann, a. O., 42.

35 Richard, a. O., 75.

36 ACV C VII a Nr. 51, von Hidber Nr. 2834 zu 916 gesetzt, offenbar in Anlehnung an eine unter Nr. 984 zu 921 verzeichnete Datierung mit anno VIII post obitum Ruodolfi regis, regnante filio suo domino Rodolfo rege. Die Datierung nach dem Tod des 1032 verstorbenen Rudolf III. ist im Gebiet seines Königreichs nicht selten, vgl. die unten Anm. 48 zitierte Urkunde des Salaco sowie andere Belege bei H. Beumann, Der deutsche König als „Romanorum rex‟, in: SB der Wiss. Gesellschaft Frankfurt 18/2, 1981 (Sep.), bes. 61 Anm. 123.

37 Vgl. Schieffer zu DRud. Nr. 136.

38 Nach Wipo, Gesta Chuonradi, cap. 39, dazu H9 Bresslau, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Konrad II., 2, Leipzig 1884, 335.

39 Am besten M. Chapuis, Recherches sur les institutions politiques du Pays de Vaud du XIe au XIIIe s. (1032–1218), Lausanne 1940 (Bibl. historique vaudoise, 2), 11–38, 116 ff. Zum Verhältnis comitatus-pagus in Alemannien (das auch für die Westschweiz zu gelten scheint) vgl. H.K. Schulze, Die Grafschaftsverfassung der Karolingerzeit in den Gebieten östlich des Rheins, Berlin 1973, 119 f.

40 Poupardin, a. O., 331; vgl. DRud. Nr. 39, 61, 146, 155, 167.

41 ACV C VII a Nr. 73 (Hidber Nr. 1386): Ego Guitelmus rogatus loco Tetmari cancellarii scripsi die veneris. Zum Kanzler Tietmar von St. Maurice vgl. unten Anm. 154.

42 Gremaud III, Nr. 1460 (1323).

43 Auch ein placitum der curia von Lausanne aus dem Jahr 1120 (Hidber Nr. 1606) ist unbesiegelt und nennt weder Schreiber noch Kanzler. Ein gewisser Niedergang der Kanzleidisziplin scheint in Romainmôtier festgestellt worden zu sein, wenn eine Urkunde über Streitigkeiten um Besitz in Salins im Jahr 1087 bemerkt: De quo licet sollempnis pagina non haberetur, propter indigentiam scriptorum predicti monasterii, memoria tamen huiuscae rei non potuit aboleri (Kartular fol. 27v, ed. Gingins, a. O., S. 472).

44 ACV C VII a Nr. 1 (Hidber Nr. 2843, ed. Ders., Dipl. helv. varia, Nr. 12) im pagus Lausanne.

45 DRud. Nr. 39. Nach Schieffer war Adzo „ohne Zweifel Stiftsherr von Romainmôtier‟; unter den Zeugen konsentiert auch ein Adzo(no) presbyter.

46 Vgl. oben Anm. 26.

47 ACV C VII a Nr. 22 (Hidber Nr. 1218, ed. Ders., Dipl. helv. varia, Nr. 22). Die von Abt Odilo (von Cluny und Romainmôtier) ausgestellte Präkarie betrifft Güter im pagus Waadt und ist von Pontius ad vicem cancellarii geschrieben; er ist möglicherweise identisch mit dem konsentierenden Propst Pontius.

48 ACV C VII a Nr. 19 von 1003 (Hidber Nr. 1207, ed. Ders., Dipl. helv. varia, Nr. 21 zu 1005), Nr. 23 von 1005 (Hidber Nr. 1206), Nr. 24 von 1005 (Hidber Nr. 1211) und zwölf Jahre später Nr. 38 (Hidber Nr. 1251). Die Identität der Hände ist nicht gesichert. Maynardus, Meinardus, Mehinnerdus tritt – stets ohne Titel – als Schreiber nur im pagus Lausanne, einmal mit Verweis auf Kanzler Genoarius auf und dürfte wie dieser nicht dem Konvent angehört haben.

49 Von einer Hand stammen ACV C VII a Nr. 27 von 1009 (Hidber Nr. 1227, ed. DRud. Nr. 157) und Nr. 37 von 1017 (Hidber Nr. 1250). Die zweite Urkunde nennt ausdrücklich den Gau Lausanne in der Grafschaft Waadt und hat mit St. Maurice nichts zu tun; die Annahme Schieffers, der Schreiber der ersten, waadtländischen Besitz von St. Maurice betreffenden Urkunde, stamme aus St. Maurice, ist hinfällig.

50 ACV C VII a Nr. 58 (Hidber Nr. 1338 zum 16. Mai 1047) ist eine sorgfältig geschriebene Kopie des späten 12. Jh.: Et Ego in dei nomine Salaco rogitus scripsi hanc cartam et dictavi (statt: datavi?) die sabbati septimo decimo kal. Iunii octava Xa luna, regnante rege nostro Henrico primo a Rodulfo septimo anno. Die Tageselemente stimmen zu 1047 überein, doch gebe ich der Datierung nach Königsjahren, die eindeutig auf 1039 weist, den Vorzug, obwohl die Tageselemente für dieses Jahr, in dem der 16. Juni (nicht Mai) auf einen Samstag fällt, nicht stimmen, und das Mondalter XVIII nur für Samstag, 17. März (= XVI kal. april.) in Betracht kommt.

51 ACV C VII a Nr. 4–8 (Hidber Nr. 1124, 2849, 1125, 2851, 2852).

52 ACV C I a Nr. 8 (Hidber Nr. 1165, ed. DRud. Nr. 91 im Vorspann). Der von Schieffer vorgeschlagene Name Teutbald ist nicht gesichert.

53 ACV C VII a Nr. 25, ed. teilw. DRud. Nr. 155. Die Vergabung betrifft Güter im pagus Lausanne und ist im Kloster gefertigt und – wie die andern Urkunden – öffentlich geschrieben (publice scripta).

54 Adelbertus levita firmiert vice cancellarii eine Güterverleihung in pago Equestrico, ACV C VII a Nr. 31 (Hidber Nr. 1246), bzw. in finibus Ponti, Nr. 33 (Hidber Nr. 1244). Beide Eschatokolle beginnen mit Actum Romanum(i) monasterium(i) publice scripta.

55 ACV C VII a Nr. 34 (Hidber Nr. 1238 zu 1011); für die Herkunft gilt das in den beiden vorausgehenden Anmerkungen Gesagte.

56 Petrus sacerdos scripsit für Romainmôtier in ACV C I a Nr. 7 (Hidber Nr. 1163, ed. teilw. DRud. Nr. 146).

57 Hugo (Ugo) firmiert ad vicem cancellarii als monachus, bzw. sacerdos et monachus Grundstücksübertragungen in der Waadt in ACV C VII a Nr. 46 von 1026 (Hidber Nr. 1278), Nr. 43 von 1026 (Hidber Nr. 1319 zu 1040/47), Nr. 47 von 1027 (fehlt bei Hidber). Warnerius monacus et sacerdos schreibt 1027 eine Schenkung für Romainmôtier über Güter in der Grafschaft Pontarlier ohne Verweis auf einen Kanzler, Kopie im Kartular fol. 24 (Hidber Nr. 1284).

58 ACV C VII a Nr. 49 (Hidber Nr. 1292, ed. Ders., Dipl. helv. varia, Nr. 25, hier zur Datierung).

59 Schon die Schrift des Klageverzichts ACV C VII a Nr. 52 (Hidber Nr. 1322 u. 1323) weist Langerius als Klosterschreiber aus; er firmiert vice cancellarii, vermutlich für Durandus.

60 In ACV C VII a Nr. 53 vom 21. Dez. 1042 (Hidber Nr. 1325) nennt Stephanus zum letzten Mal Kanzler Durandus (Durannus), den er wohl auch in Nr. 56 vom 22. Mai 1042 meint (Hidber Nr. 1321); Nr. 69 von 1051 (Hidber Nr. 1365) über Güter in pago Equestrico verweist nicht mehr auf einen Kanzler, so daß man annehmen kann, es habe zu dieser Zeit keinen mehr gegeben.

61 Signum Benedicti qui hanc cartam fecit, im Kartular fol. 24v. Vgl. ACV C VII a Nr. 135 (Forel Nr. 962) von 1223: Huius rei testes sunt: Heinricus monachus qui hoc scripsit.

62 DRud. Nr. 95.

63 ACV C VII a Nr. 36 (Hidber Nr. 1248). Die Verzichtserklärung ist zweifellos im Kloster entstanden.

64 ACV C VII b Nr. 2 (Hidber Nr. 1429 nach Kopie, ed. mit Abbildung u. Kommentar A. Bruckner, A propos du problème d’un „scriptorium‟ de Payerne, in: L’abbatiale de Payerne, Lausanne 1966 [Bibl. hist. vaud., 39], 205–219, zit. 215 ff.). Das Stück ist nicht erwähnt bei H.E. Mayer, Die Peterlinger Urkundenfälschungen und die Anfänge von Kloster und Stadt Peterlingen, in: DA 19, 1963, 30–129, hier auch über die Verluste an Archivalien im 13. Jh., 33 ff.; die von Mayer als älteste bezeichneten Urkunden ACV C VII b Nr. 6 u. 8 aus dem 12. Jh. sind jünger als die hier besprochene. Zur skriptoristischen Überlieferung Bruckner in SMAH XI, S. 12 f. und im zitierten Aufsatz.

65 Nach ACV C Ia Nr. 3, der ältern der beiden Fälschungen (A1 in DRud. Nr. 55), während die jüngere in AEF Payerne Nr. 1 (A2 in der Edition) den Kanzlernamen zwar nicht in Panehonis, sondern in Panezonis verändert, dazu vgl. Mayer, a. O., S. 53 und 66 Anm. 138, den Schreibernamen aber zu Suneardus. Faksimiles der beiden Stücke bei A. Bruckner, Diplomata Karolinorum, Basel 1974, Nr. + 120 u. + 121.

66 Mayer, a. O., 66 Anm. 138.

67 Schieffer übergeht die Frage in den Vorbemerkungen zu DRud. Nr. 55; von 958–967 wirkt Bischof Kerold (Gerold) von Genf als Erzkanzler, während der seit 943 als notarius firmierende Heinrich erst 967 den Kanzlertitel führt, vgl. DRud. S. 45 f.

68 Rennefahrt, Zum Urkundswesen, 10 f., kennt keine Schreiber- und Kanzlernennung dieser Gebiete.

69 AAEB Urkunden Nr. 1 b (Hidber Nr. 1088, ed. Trouillat I, Nr. 82 zum 14. Mai 967; das Datum die lunis prid. [id. ist irrtüml. repetiert] kl. iun. anno XXX … ist nur mit 31. Mai 969 [Pfingstmontag] korrekt auflösbar, vgl. zur Epoche Konrads DRud. Nr. 67. Bruckner, SMAH XII, 16 f., erwähnt das Stück nicht). Privaturkunden des Klosters sind erst wieder aus dem 12. Jh. bekannt, vgl. Trouillat I Nr. 221 (1160). Zu den Diplomen (8.–12. Jh.) und Fälschungen des 12. Jh. vgl. P. Ladner, Die älteren Herrscherurkunden für Moutier-Grandval, in: Festgabe A. Bruckner, Basel 1974, 41–68.

70 Bresslau, Urkundenbeweis, 47 u. 64.

71 Solothurner Urkundenbuch I, Nr. 7.

72 Schmid, Zur Überlieferung, 52.

73 Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich I, Zürich 1888, Nr. 231 (mit Abb.): auch diese Urkunde, von einer Hand in schöner Buchschrift mundiert, ist ein Stiftsprodukt.

74 F.L. Baumann, Die ältesten Urkunden von Allerheiligen in Schaffhausen, Basel 1883 (Quellen z. Schweizer Geschichte, 3), 6–85 u. 174 ff.; vgl. A. Bruckner in SMAH VI, Genf 1952, 39 ff. u. Taf. 1–6; gute Übersicht bei Schmid, Zur Überlieferung, 57 ff.

75 Vgl. die Liste bei Reymond, 65 f., mit Ergänzungen S. 471 und (unvollständigen) biographischen Notizen zu den einzelnen Namen; Reymond zitiert das Kapitelskartular (vgl. oben Anm. 16) nach der Ausgabe von Martignier 1851 (MDR 6), während im folgenden nach der Neuedition von Roth 1948 (MDR3 3) zitiert wird. Zur Bistumsgeschichte vgl. die ältere Literatur bei Brackmann, 163–175, in Zukunft Helvetia sacra.

76 Roth Nr. 220 (Bischof Hartmann für Domstift zu 852–75, Reymond zu 856). Der bei Reymond zu 867/68 angeführte Arulfus diaconus erscheint bei Roth Nr. 221 als Zeuge, nicht als Schreiber.

77 Roth Nr. 433 (Priester Vualdramnus für Domstift).

78 Roth Nr. 334 (wie hievor).

79 Roth Nr. 341–342, vgl. DRud. Nr. 15 zu 888–890.

80 Roth Nr. 31 (Priester Aymo für Domstift), Nr. 32 (= DRud. Nr. 21: Pfalzgraf Fredarius für Priester Aymo), Nr. 40 (Fredarius für Domstift), Nr. 41 (Graf Gerlandus für Domstift), Nr. 50 (Bischof Boso für Domstift), Nr. 175 (= DRud. Nr. 10: König Rudolf I. für Domstift), Nr. 435–436 (Ansterius für Domstift).

81 Roth Nr. 175 (= DRud. Nr. 10, vgl. Schieffers Einleitung S. 42).

82 Roth Nr. 222 (Graf Turimbert u. Bischof Boso, zu 900?, möglich auch 912 u. 923).

83 Reymond, 270: Die Identifikation des Schreibers Ber(t)oldus mit Bischof Bero (Roth Nr. 16 m) ist hypothetisch, vgl. zu Bero DRud. Nr. 23.

84 Roth Nr. 265 (Bischof Libo für Priester Vitalis); als sacrista auch 927 belegt, vgl. ebda. Nr. 17 f. (DRud. Nr. 25).

85 Roth Nr. 51 (Cristina für Domstift).

86 Roth Nr. 42 (Eliradus für Domstift), Nr. 48 (Bischof Meinarius für Domstift).

87 Roth Nr. 338 (Levite Amico für Domstift).

88 Roth Nr. 98 (Bischof Eginulf für Domstift), Nr. 336 (Priester Auspertus für Domstift).

89 Hidber Nr. 2854. DRud. Nr. 165 nennt zu 1025 in Lausanne Kanzler Pandulf, den Schieffer mit dem königl. Kanzler Paldolf (vgl. Schieffers Einleitung S. 55 ff.) identifiziert, zusammen mit dem Schreiber Subdiakon Frochardus, doch ist die Schreibung für beide unsicher und zu überprüfen.

90 Roth Nr. 229 (1056, Urkunde des Grafen Bucco), dazu die älteste original überlieferte Urkunde des Domstifts, ACV C Va Nr. 1bis (1059), Abb. bei Bruckner in SMAH XI, Taf. 1, dazu S. 113 Anm. 6, wo Othelm (irrtümlich als Ochelmus gelesen) als Grafschaftsschreiber eingestuft ist. Aussteller der Urkunde ist Dompropst Adalbero mit seinem (gerichtlichen) Vertreter Rudolf; die Zeugenreihe ist eingeleitet mit Signum Adalberonis et Rodulfi huius rei advocati sui qui hanc cartam de terra levaverunt et scribere et firmare rogaverunt. Signum ipsi Rubdulfi testis (folgen 6 weitere Zeugen). Zur levatio cartae vgl. unten Anm. 243.

91 ACV C I a Nr. 14, ed. DRud. Nr. 102; vgl. Poupardin, a. O., 430–457 u. Chapuis, Recherches, 125 ff. In Vienne, wo die Übergabe der gräflichen Rechte 1023 erfolgte (DRud. Nr. 115), firmiert der Kanzler 1057 ausdrücklich mit Actum Viennę manu Petri cancellarii sanctę ecclesię Viennensis (DRud. Nr. 142, mit weitern Belegen zu Petrus). In Tarentaise, wo die Grafschaftsrechte dem Bischof schon 996 übertragen wurden (DRud. Nr. 78), firmiert der Kanzler (des Bischofs?) 1051 mit Facta est haec carta a cancellio Adam (HPM 1 Nr. 335); zu Sitten vgl. unten Anm. 207.

92 Bresslau I, 593 nach MGH Capit. I, S. 121 Nr. 43 c. 4 (notae). Daß Priester zu dieser Zeit als cancellarii publici fungierten, erhellt aus dem entsprechenden Verbot des Konzils von Chalon 813, MGH Conc. II, 282.

93 Zum Problem (ohne Berücksichtigung der Kanzellariatsfrage) R. Kaiser, Bischofsherrschaft zwischen Königtum und Fürstenmacht. Studien zur bischöflichen Stadtherrschaft im westfränkisch-französischen Reich im frühen und hohen Mittelalter, Bonn 1981 (Pariser Hist. Studien, 17), passim; vgl. für die hier behandelten Bistümer B. Bligny, L’église et les ordres religieux dans le royaume de Bourgogne aux XIe et XIIe s., Grenoble 1960, bes. 93 ff.

94 Zu Burgund Fournier, L’origine, 34 ff., vgl. G. Drioux, Aux origines des chancelleries d’églises: Les chanceliers de St-Mammès de Langres, in: MSHD 11, 1946/47, 149–153, und Richard, La mention du chancelier, 79. Zu Lothringen Bresslau, Urkundenbeweis, 31 ff., zu Rätien Helbok, Regesten, 43; in St. Gallen schon im 8. Jh., vgl. Chartae latinae antiquiores 2, ed. A. Bruckner, Olten 1956, XVI f. Die Titelverbindung häuft sich auch in diesen Regionen erst seit Beginn des 10. Jh.

95 Bresslau I, 216 f.

96 G. Duby, Recherches sur l’évolution des institutions judiciaires pendant le Xe et le XIe siècle dans le sud de la Bourgogne, in: Le Moyen Age 52, 1946, 149–194 und 53, 1947, 15–38.

97 Roth Nr. 16 q (Datierungen zwischen 1032–1041), vgl. J.-P. Poly – E. Bournazel, La mutation féodale Xe–XIIe s., Paris 1980 (Nouv. Clio, 16), 234 ff., Karte S. 243, wo der Lausanner Text nicht erwähnt ist, den R. Bonnaud-Delamare, La pseudo-trêve de Dieu de Montherond, in: Le Moyen Age 53, 1947, 261–270, als Kopie aus Gregors IX. Dekretalen (I 34 c. 1) dargestellt hatte. Die Frage ist nicht geklärt, vgl. O. Dessemontet, La Trêve de Dieu proclamée à Montriond sous Lausanne, in: Revue historique vaudoise 76, 1968, 35–54, u. Santschi, Les évêques, 117.

98 Vgl. Gallia christiana XV, Instr. Sp. 143 (zu 1140); ACV AVL Montheron Nr. 2 (1142, Kopie 1285); AEF Hauterive I, Nr. 4 (1143); ACV C VII a Nr. 124 (1147, Hidber Nr. 1881 zu 1148), vgl. Reymond, 416. Petrus firmiert immer als cancellarius ohne geistlichen Titel, ist aber Dekan und 1144 Thesaurar. Die eigenhändig geschriebene Urkunde von 1147 weist ihn als Kenner der modernen diplomatischen Minuskel aus. Zur gleichen Zeit wirkt in Tarentaise als Schreiber einer erzbischöflichen Urkunde für St. Maurice der Dekan Matthäus, vgl. Gallia christiana XII, Instr. Sp. 380 f. zu 1140; er ist wohl identisch mit dem Matheus cancellarius einer etwa gleichzeitigen Urkunde des Kathedralarchivs Aosta, ungenügend ed. J. Boson in: Miscellanea Augustana II, 1953, Nr. 16. Vgl. Belege aus Belley mit dem Archipresbiter Constantinus zu 1000 und 1003 bei D. Carrutti, Il conte Umberto I, Rom 21884, S. 181 f. Nr. 7 u. 8, dazu Gallia christiana XV, Instr. Sp. 305 f. zu 1032: Ego frater Gauzbertus levita et monachus hanc cartam ad vicem cancellarii subscripsi rogatus.

99 ACV AVL Montheron Nr. 5 (1154, expl.: Ego Geraldus cancellarius Lausannensis relegi); AEF Humilimont C Nr. 1 (1145–1159, expl.: Signum Geraldi decani cognomento Carbunci atque cancellarii); ACV AVL Montheron Nr. 482 (Chirograph 1160, expl.: Data Lausanne per manum Giraldi cancellarii); ACV Inv. Blanc L. 73 Nr. 11 (1168: Giroldus cancellarius cartam istam dictari precepit, frater Petrus ecclesie Sancti Marii prior composuit; vgl. schon 1160 eine Urkunde Bischof Landrichs von Lausanne für St. Maurice, ed. HPM 6 Nr. 843: Huius rei testes sunt Petrus prior Sancti Marii qui rogatus a domino Giroldo Carbone cancellario fecit hanc cartam). Zu Girold vgl. Reymond, 286: er ist 1140–41 als Kantor belegt.

100 Zu Cluny Duby, a. O., Bd. 52, 1946, 170 f., zur allg. Entwicklung P. Hinschius, System des katholischen Kirchenrechts, 2, Berlin 1878, 183 ff. u. 269 ff. Für Lausanne vgl. Reymond, 63 ff. u. 136 ff. u. Ders, Un conflit ecclésiastique à Lausanne à la fin du XIIe s., in: ZSKG 1, 1907, 98–111, bes. 111; D. Anex-Cabanis, Rapports entre l’évêque et le Chapitre de N.-D. de Lausanne au sujet de leurs droits respectifs de juridiction, in: MSHD 34, 1977, 97–105; zur Dekanatsgliederung der Diözese nach Roth Nr. 15 (1228) L. Waeber, Les décanats et paroisses de l’ancien diocèse de Lausanne, in: ZSKG 35, 1941, 270–308, vgl. P. Rück, Die Entstehung der nachreformatorischen dekanalen Jurisdiktion in der Diözese Lausanne, in: ZSKG 59, 1965, 297–327. Zu Genf und Sitten vgl. unten, für Besançon grundlegend R. Locatelli – R. Fiétier, Les archidiacres dans le diocèse de Besançon (fin XIe–fin XIIIe s.), in: MSHD 34, 1977, 51–76, bes. 56 f. u. 67 ff.

101 R. Fiétier, La cité de Besançon, t. III, 924 ff. u. 943 ff.; B. de Vregille, Hugues de Salins (dreibändige Ausgabe 1982), 369 ff.; der Großkantor von Saint-Etienne beansprucht noch 1441 die Kanzleirechte der Kirche von Besançon, ebda. S. 1030 Anm. 70, doch ist die schon seit 1230 schwache Aktivität des Kantorkanzlers nach 1251 nicht mehr belegt, vgl. Fiétier, a. O., 943.

102 Zum Kantorenamt Lexikon des Mittelalters II, 1464 ff. Meines Erachtens ist auch die bekannte Ernennung des Propstes von St. Donatian in Brügge zum Kanzler und Finanzchef des Grafen von Flandern im Jahr 1089 als Beleg für die mit dem Kanzellariat verknüpfte Kontrolle über den Grundstücksverkehr zu sehen (so auch Fournier, L’origine, 21), vgl. F.-L. Ganshof in F. Lot – R. Fawtier, Histoire des institutions françaises au Moyen Age, I, Paris 1957, 381–384, dazu Prevenier, a. O., 35 ff.

103 AASM Tir. 1 Paq. 3 Nr. 1 von 1179 (Hidber Nr. 2409, Abb. Leisibach in SMAH XIII, Taf. 51): Actum est hoc per manum Guillelmi cantoris Lausannensis et cancellarii; ACV AVL Montheron Nr. 23 (1190: Datum per manum Willermi cantoris et cancellarii nostri;) ein weiterer Beleg zu 1197 ACV C Va Nr. 4 Nach Reymond, 360, ist Wilhelm 1180 und 1190 als Kantor belegt.

104 ACV AVL Montheron Nr. 965 (1182: Data per manum Abicelli vice cancellarii), ebda. Nr. 2 (1184, Kopie 1285: Data Lausanne in domo episcopali per manum Abicelli vice cancellarii). Nach Reymond, 251, ist der Vizekanzler vermutlich identisch mit dem 1176 und 1203 vom Bischof als camerarius noster bezeichneten Abicellus, eine Annahme, die bei der Seltenheit des Namens und der Funktionsverwandtschaft plausibel ist.

105 Reymond, 310, mit Belegstellen; vgl. auch den Zeugen Johannes scriptor in ACV C Va Nr. 4 (1197: unter den subdiaconi) und Nr. 7 (1199: unter den clerici).

106 Reymond, 352; Helvetia sacra I/3, 80 f. Aimo fertigt die sog. Franchises von Neuchâtel vom April 1214, vgl. G.-A. Matile, Monuments de l’histoire de Neuchâtel, I, Neuchâtel 1844, Nr. 72: Datum Novicastri per manum venerabilis cancellarii nostri Haymonis, wo die Titulatur vermutlich schon auf seine sonst nicht belegte Stellung als Elekt von Genf hinweist.

107 Ich verzichte darauf, für die folgenden Kanzler die sehr zahlreichen Belege einzeln aufzuführen; man vergleiche die biographischen Notizen bei Reymond, passim. Die ersten mir bekannten Belege für Kantor-Kanzler Rudolf stammen aus dem Jahr 1216, ACV C Va Nr. 16 (Orig., modifizierte Kopie ohne Rekognitionsteil im Kartular, Roth Nr. 311) und AEF Hauterive U Nr. 1 (J. Gumy, Regeste de l’abbaye de Hauterive, Fribourg 1923, Nr. 342). Im Jahr 1220 bricht er mit seinem Bruder zum Kreuzzug auf (Roth Nr. 453), während Propst Cono ihn als Kanzler vertritt, doch ist er später wieder im Amt, vgl. L. Philipona, Histoire de Châtel-St-Denis en Fruence, Châtel-St-Denis 1917, 33–44.

108 Reymond, 307. Die ersten Urkunden des Elekten Johannes (1240–43) sind nicht vom Kantor-Kanzler (Wilhelm) firmiert. Eine vom Kantor (-Kanzler) Johann unter eigenem Siegel ausgestellte Urkunde von 1233 findet sich in ACV C XVI/89; es handelt sich um eine Vermittlung in einem Streit um Grundbesitz zwischen Kaplan Peter von Joulens einerseits, den Rittern Wilhelm von Ecublens und Peter von Saint Germain andererseits, die als Beleg dienen kann für die Fortdauer der von den cancellarii ausgeübten freiwilligen Gerichtsbarkeit.

109 Vgl. G.P. Marchal, Die Dom- und Kollegiatsstifte der Schweiz, in: Helvetia sacra II/2, Bern 1977, 29–102, bes. 44 ff. zum Konsensrecht.

110 Vgl. oben Anm. 19.

111 AASM Tir. 50 Paq. 1 Nr. 1 (15. 12. 1221) expl.: Data per manum Cononis prepositi Lausannensis tunc vicecancellarii; auf einen weitern Beleg von 1222 im Bestand Saint-Sulpice, der sich in Dijon, Arch. dép. Côte d’Or befindet, machte mich freundlicherweise Dr. Ansgar Wildermann in Lausanne aufmerksam, a. O. 7 H 1632: Datum per manum C. prepositi vicecancellarii.

112 ACV C IV Nr. 25 bis und C Xc Nr. 28, beide 1228 für Lac-de-Joux: Datum per manum Joseph succentoris Lausannensis vices agentis Rodulphi cancellarii nostri.

113 Reymond, 204.

114 Roth Nr. 888, mit andern wichtigen Hinweisen zu den jurisdiktionellen Kompetenzen des Kantors, der darüber mit dem Bischof streitet. Eine entsprechende Auseinandersetzung zwischen Thesaurar und Kapitel über die Obhut des Kapitelssiegels im Jahr 1226 bei Roth Nr. 732.

115 Roth Nr. 876.

116 Reymond, 199, zum Offizialat 74 ff., vgl. Y. Lehnherr, Das Formularbuch des Lausanner Offizialates aus dem frühen 16. Jh., Diss. Fribourg 1972. Zur freiwilligen Gerichtsbarkeit der Basler Offiziale vgl. Th. Gottlob, Die Offiziale des Bistums Basel im Mittelalter in: ZRG Kan. 38, 1952, 113–157, bes. 138 ff.

117 Zur Diözesangeschichte L. Binz in Helvetia sacra I/3, Bern 1980, 19 ff. (mit der Literatur), hier S. 23 u. 33 zur bischöflichen Kanzlei, die für das 12. Jh. ausführlicher vorgestellt ist von M. de Tribolet, L’organisation de la chancellerie épiscopale et l’entourage de l’évêque de Genève au XIIe s., in: SZG 18, 1968, 401–421. Zum Offizialat Binz, a. O., 187 ff., zum Kapitel und zum Kantorenamt S. 221. Für die Grafschaft P. Duparc, Le Comté de Genève IXe–XVe s., Genf 21978 (MDG 39), bes. 391, 471 ff.

118 Die beste Übersicht bietet RG, mit nicht immer ausreichender Wiedergabe der Rekognitionsteile der Urkunden; die jüngste Urkundenedition (mit Lit.): Sources du droit du Canton de Genève, publ. par E. Rivoire et V. van Berchem, I, Aarau 1927.

119 DRud. Nr. 22 (nach Abschriften des 18. Jh.); RG Nr. 122.

120 Schieffer zu DRud. Nr. 22; RG Nr. 116 mit Hinweisen auf frühere Datierungsversuche, die das in AEG P.H. Nr. 1 aufbewahrte Stück (Abb. C. Santschi, Guide des Archives d’Etat de Genève, Genf 1973, Taf. III nach S. 8) zu 935, bzw. 1015/16 setzten. Die von Binz, a. O. 70 (zu Bischof Riculph) angekündigte Untersuchung der Urkunde von J.-E. Genequand ist nicht erschienen. Trotz der offenen a und anderer ins 10. Jh. verweisender Elemente sind die schon stark gebrochenen Buchstabenformen (vgl. s, c, h) wie die Ligaturen vor dem ausgehenden 11. Jh. ebenso undenkbar wie der Duktus insgesamt; die offenen a und die Rekognitionszeichen der Zeugen und des Schreibers bestätigen aber die Benutzung von Vorlagen des 10. Jh. Zur inhaltlichen Echtheit habe ich mich nicht zu äußern.

121 DRud. erwähnen Widricus nicht. Es gibt keinen diktierenden Erzkanzler in der königlichen Kanzlei. Die Unterfertigungsformel ist nicht kanzleimäßig; die Verwandtschaft ihrer Einleitung und ihrer Datierungsform – beide sind allgemeiner verbreitet – mit denen der Maiolus-Urkunde von 926 ist kein Beweis für die Identität der beiden Schreiber. Sollten sie identisch sein, müßte man auch den Maiolus von 926 für einen bischöflichen Kanzler halten; sein ohne geistlichen Titel geführter cancellarius- Titel hätte in dieser Zeit Parallelen in Burgund, nicht aber in der übrigen Westschweiz.

122 Zitat nach Fournier, L’origine, 44 (vgl. Ackermann, a. O., 52 u. 96 f. [Ayminus]); aus Lyon zum Jahr 949 vgl. A. Bernard, Cartulaire de l’abbaye de Savigny, I, Paris 1853, Nr. 38: iussu Eilmari archicancellarii (vgl. zu DRud. Nr. 47 u. 144), aus Chalon zum Jahr 924: Trutbaldus archicancellarius, vgl. Ackermann, 98, und zu 1006 Frodegarius archicancellarius, zit. bei Richard, La mention du chancelier, 73. Zum Basler archicapellanus Leo von 1010 vgl. oben Anm. 21.

123 RG Nr. 219, Abb. und Kommentar J.-Y. Mariotte, Les origines du prieuré de Chamonix, in: BECh 136, 1978, 241–269. Auch die Nennung eines gräflichen Schreiberkaplans spricht für die Zeit um 1200.

124 Vgl. Duparc, op. cit.

125 Vgl. oben Anm. 115.

126 RG Nr. 210 nach dem Kartular von Romainmôtier (oben Anm. 15) fol. 13v–14. Undatiert und ohne Kanzler- und Schreibernennung, aber mit Monogramm (FRIDERICUS) ist die Tradition der Eufemia an Romainmôtier durch denselben Bischof überliefert in ACV C VII a Nr. 71 (RG Nr. 207, zum Monogramm ebda. S. 52); das Stück dürfte in Romainmôtier geschrieben sein.

127 RG Nr. 225–226.

128 RG Nr. 252, zur Echtheit de Tribolet, a. O., 405.

129 RG Nr. 253.

130 Über ihn Binz, a. O., 76 ff. Arducius ist gleichzeitig Dompropst von Lausanne.

131 RG Nr. 322; de Tribolet, a. O., 411, identifiziert Witbertus mit dem unten genannten Guitbertus.

132 RG Nr. 359, eingereiht zu Stücken um 1160, doch dürfte die Urkunde etwas früher liegen.

133 Bernard, Cartulaire de Savigny, I, Nr. 757.

134 Bresslau, Urkundenbeweis, 49, nach MGH Capit. I, Nr. 40 c. 3 (803), Nr. 158 c. 12 u. 15 (823). Für die Westschweiz wichtiger scheinen mir entsprechende spätantike, in das Breviarium Alarici (vgl. unten Anm. 270) aufgenommene Bestimmungen, wonach für die Wahl der tabularii bzw. cancellarii, welche chartas publicas (rationes publicas, causas publicas) fertigen, weder coloni noch servi, sondern nur liberi homines in Frage kommen: ingenui a provincialibus ordinentur, vgl. Lex Romana Visigothorum, ed. G. Haenel, Leipzig 1844, 152 f. (Cod. Theod. VIII, tit. 1).

135 So de Tribolet, a. O., 407 f. nach RG Nr. 283 (1134), 312 (1144), 344 (1156), 381 (1167).

136 RG Nr. 402 (1178), 411 (1179), 423 (1181); zum Kanzellariat des Bischofs bzw. des Grafen in Aosta vgl. oben Anm. 20.

137 Vgl. Duparc, a. O., 124 ff.; Binz, a. O., 28 ff. Zum Regalienstreit RG Nr. 367–370 von 1162, dazu DDFriedrich I, Nr. 388.

138 Beispiele von Erblichkeit schon um 800, vgl. Bresslau, Urkundenbeweis, 50.

139 Vgl. unten zu St. Maurice Anm. 157 ff.

140 RG Nr. 230, dazu de Tribolet, a. O., 409, der in Bernhard einen Kanzler und möglicherweise Schulvorstand sieht.

141 RG Nr. 344.

142 RG Nr. 402 (1178), 411 (1179).

143 RG Nr. 454 (1191), 459 (1195), dazu Zeuge als magister in Nr. 387 (um 1170), 414 (1179), 477 (1197), und als canonicus in Nr. 429 (1184) und 444 (1188).

144 RG Nr. 423.

145 RG Nr. 463.

146 Beide Stücke AASM Tir. 8 Paq. 1 Nr. 4 (Hidber Nr. 2732, ed. L. Cibrario – D.C. Promis, Documenti, sigilli e monete … della Monarchia di Savoia, Turin 1833, S. 110–113).

147 Ältere Literatur und Quellen bei Brackmann, 115–147, jüngere bei Bautier-Sornay II, 819-826, 1357 f.; zu den älteren Papsturkunden H.H. Anton, Studien zu den Klosterprivilegien der Päpste im frühen Mittelalter, unter bes. Berücksichtigung der Privilegierung von St. Maurice d’Agaune, Berlin 1975. Zur Geschichte J.-M. Theurillat, L’Abbaye de Saint-Maurice d’Agaune des origines à la réforme canoniale (515–830), Sitten 1954 (SD aus: Vallesia); E. Aubert, Trésor de l’abbaye de Saint-Maurice, Paris 1872; für das späte 12. Jh. am besten V. van Berchem, Un conflit d’avouerie au XIIe s.: Commugny et l’abbaye de Saint-Maurice, in: SZG 1, 1921, 425–447; für das frühe 13. Jh. L. Dupont Lachenal, L’abbé Nantelme et la Rélévation des Martyrs de 1225, in: Annales valaisannes 2e sér. 31, 1956, 393–444. Karten in Atlas historique français: Savoie, Pl. IX/3, XI/2, XIV/1. Zur Schreibtätigkeit vgl. Jörg, Die Inschriften, 17 ff. u. passim sowie Leisibach in SMAH XIII, 121 ff. mit Taf. 45–56, vgl. die Reliquienauthentiken des 6.–8. Jh. bei Theurillat, a. O., 86–87 u. Taf. 3. Für die Kanzleigeschichte bis 1032 Schieffer in der Einleitung zu DRud., S. 66–72, für die spätere Zeit M. Mangisch, De la situation et de l’organisation du notariat en Valais sous le régime épiscopal, Diss. iur. Fribourg, St. Maurice 1913, 142–147; G. Partsch, Les premiers contacts du droit romain avec le droit valaisan 1250–1280, in: Relazioni e comunicazioni pres. al XXXI Congresso storico subalpino di Aosta, I, Turin 1958, 317–331, bes. 320–327; G. Partsch – J.-M. Theurillat, Du registre de chancellerie à l’acte notarié: A propos du Minutarium maius de la chancellerie de St. Maurice, in: Vallesia 27, 1972, 1–10, bes. 7 ff.

148 F. Prinz, Frühes Mönchtum im Frankenreich, München-Wien 1965, 102 ff.

149 Nur im Kartular (vgl. oben Anm. 17) fol. 14 (urspr. 145) überliefert, ed. HPM 6 Nr. 1, besser, aber mit z. T. willkürlichen Korrekturen M. Besson, La donation d’Ayroenus à Saint-Maurice, in: ZSKG 3, 1909, 294–296.

150 DRud. Nr. 1, dazu S. 67, Abb. Bruckner, Diplomata Karolinorum, Basel 1974, Taf. 114.

151 DRud. Nr. 64 u. 65, vgl. zum königlichen Notar Heinrich ebda. S. 46–49 u. 67.

152 Als Klosterkanzler firmiert zuerst 983 der nachmalige Kanzleischreiber Kg. Konrads in DRud. Nr. 49 (dazu S. 52, 68, 70): Anselmus diaconus et almi Mauritii sociorumque eius cancellarius hanc commutationem complevit et dedit. Anselm ist schon 976 als Klosterschreiber belegt, vgl. HPM 6 Nr. 30. Vice Leutoldi (Lettoldi) cancellarii schreiben zuerst unter Abt Burchard (1001–1031), dem Bruder Kg. Rudolfs III., der Priester Wilhelm (HPM 6 Nr. 65) und ein ohne Titel firmierender Petrus (HPM 6 Nr. 66 und HPM 1 Nr. 263, vgl. DRud. S. 69). Gleichzeitig taucht in einer ebenfalls in St. Maurice kopial überlieferten Urkunde des Bischofs Burchard von Aosta (Neffe des gen. Abtes) und des Grafen Humbert I. Weißhand mit dem wahrscheinlichen Datum des 16. Nov. 1026 (HPM 6 Nr. 96 zu 1025) der erste cancellarius von Aosta auf (Ego Dodo presbiter a vice Mannoni prepositi et cancellarii scripsi), der schon 1024 als Propst und Kanzler mit demselben Schreiber belegt ist, vgl. DRud. S. 26 Anm. 19, u. Schiaparelli, Charta augustana, 334 ff. mit Anm. 3 u. 4. In St. Maurice treten vice cancellarii firmierende Schreiber erst 1043 wieder auf.

153 Poupardin, a. O., 328 ff.

154 Schieffer hat weder die in HPM 1 u. 6 oft undatiert publizierten Urkunden, die z. T. nur im Kartular von ca. 1400 (vgl. oben Anm. 17) überliefert sind, noch die Bestände des Stiftsarchivs systematisch ausgewertet. Eine von mir angeregte Dissertation des aus St. Maurice stammenden heutigen Stadtarchivars von Lausanne, Gilbert Coutaz, soll das frühe Westschweizer Urkundenwesen (bis 11. Jh.) eingehend untersuchen.

155 Im Kartular sind überliefert die Schenkung Abt Burchards II. († 1046) vom 13. Okt. 1043 (Hidber Nr. 1310, zu 1038/9, ed. HPM 6 Nr. 105: Et ego Arnoldus presbiter vice Terumberti cancellarii …) und die Schenkung Bischof Aymos von Sitten (Propst von St. Maurice, † 1054) vom 22. Febr. 1046 (Hidber Nr. 1335, ed. HPM 6 Nr. 112: Ego Poppo presbiter vice Turiberti cancellarii …). Zu ihnen gehört die irrtümlich zu 921 datierte Schenkung des Reinfredus in AASM Tir. 27 Paq. 1 Nr. 1 (Hidber Nr. 982, ed. HPM 6 Nr. 15, im Ausschnitt abgebildet bei Leisibach in SMAH XIII, Taf. 45 [vgl. ebda. S. 123]): Ego Arnoldus vice Turumberti cancellarii scripsi die iovis octavo decimo kalendas mai, regnante rege Heinricho anno secundo (neuzeitl.: Christi DCCCCXXI) actum Agauno feliciter. Die Inkarnationsdatierung ist im 10. Jh. an sich formularwidrig, deutsche Königsjahre sind in St. Maurice vor 1032 unmöglich; das Stück gehört aber auch nach der Schrift ins 11. Jh. und muß der Schenkung Burchards angenähert werden, die auch zum zweiten Jahr Heinrichs gesetzt ist (Henrico rege regnante in Burgundia anno secundo). Dessen Festlegung ist schwierig, denn obwohl Heinrichs III. burgundische Herrschaft noch zu Lebzeiten Konrads II. im September 1038 begann (vgl. H. Steindorff, Jahrbücher des deutschen Reichs unter Heinrich III., I, Leipzig 1874, 43 ff., zum ersten Burgundzug 1042 ebda. 133 ff.), war sie längst nicht allgemein anerkannt (vgl. zu den Datierungen in Burgund Beumann, Der deutsche König als „Romanorum rex‟, 14 ff. u. 29 ff.), dürfte sich aber seit 1042, als Heinrich auch in St. Maurice urkundete (DH III. 90 vom 25. Jan. 1042), durchgesetzt haben, obwohl gerade Abt Burchard von St. Maurice zu den scharfen Gegnern Konrads II. gehört hatte (vgl. R. Schmidt, Königsumritt und Huldigung in ottonisch-salischer Zeit, in: VuF 6, Konstanz 1961, 206 f., zu Burchard auch H.-D. Kahl, Die Angliederung Burgunds an das mittelalterliche Imperium, in: Schweiz. numismat. Rundschau 1974, 13–105, bes. 93 f., u. H. Bitsch, Das Erzstift Lyon zwischen Frankreich und dem Reich im hohen Mittelalter, Göttingen 1971, 33, wonach Burchard erst 1044 auf den Erzbischoftitel verzichtet, den er in der hier besprochenen Urkunde noch führt). Nachdem die Datierungselemente der Reinfred-Schenkung nur zu 1043 übereinstimmen (14. April = Donnerstag), diejenigen der Burchard-Schenkung in der fraglichen Zeitspanne nur zu 1038, nehme ich für die letztere einen Fehler im Mondalter an und setze sie zum 13. Okt. 1043, die Reinfred-Schenkung aber zum 14. April 1043. Für die Urkunde Bischof Aymos von 1046 muß dagegen trotz Unstimmigkeiten in der Datierung (das Kartular gibt fol. 24v–25 [urspr. fol. 155v–156] luna XI anno VII, eine von Hidber Nr. 1335 benutzte, mir nicht zugängliche Kopie in AASM aber luna XIII anno VIII) für die Regierungsjahre Heinrichs III. die Epoche 1039 – Regierungsantritt im Reich – angenommen werden, die auch in Burgund bald die übliche wurde.

156 Zwei bisher zwischen 1016 (1051) und 1068 angesetzte Prästarien des Abtes Burchard III. (1064–1087), deren erste Hidber Nr. 1249 sicher unrichtig zu Heinrich II., HPM 6 Nr. 119 zu Heinrich III. setzt: Ego Anselmus scripsi vice Tietmari cancellarii luna XXIX Henrico rege regnante anno quarto decimo (im Kartular fol. 25–25v, urspr. 156–156v); sie kann nur zu Heinrich IV. gehören, da 1051 Aymo Abt. war. Die zweite ist orig. überliefert (ACV C XII a Nr. 1, Hidber Nr. 1399), bietet aber einige Unsicherheiten in der Datierung: Ego Anselmus diaconus rogatus a Tietmaro cancellario scripsi dictante Uuitelmo anno ab incarnato Christo millesimo LX° (folgt kleine Rasurstelle) VIII° regnante rege Heinrico in Burgundia VX° (V auf Rasur), luna sexta die sabato. Actum Agauno feliciter; als Tagesdatum kommt mit luna sexta = Samstag 1068 nur der 12. April in Frage, doch ist die Datierung nur korrekt, wenn man für Heinrichs Regierungsjahre die Ordination von 1054 als Epoche nimmt, was nach G. Scheibelreiter, Der Regierungsantritt des römisch-deutschen Königs (1056–1138), in: MIÖG 81, 1973, 1–62, bes. 3 ff. u. 11 ff., in Burgund ebenso wenig üblich war wie die Epoche 1065 (vermutlicher Herrschaftsantritt in Burgund). Geht man von der üblichen Epoche 1056 aus (Regierungsantritt), dann gehören die Prästarien Abt Burchards in die Jahre 1070–1072.

157 Kopie um 1200 AASM Tir. 55 Paq. 1 Nr. 1 (Hidber Nr. 1538, neu ed. J.-Y. Mariotte, Note sur la seigneurie monastique en Savoie, in: MSHD 34, 1977, 93–94): Propst und Konvent von St. Maurice für das Stift Abondance: Ego Odolricus vice donni Turumberti cancellarii …

158 Siegellose Urkunde AASM Tir. 42 Paq. 2 Nr. 1 (1168): Factum est hoc apud Agaunum in scripta iusta monasterium. Die Datierungselemente stimmen nur zu 1168 überein, nicht zu 1140; der letzte Name im abgesetzten Zeugenblock, frater Maynerius canonicus et sacrista, meint möglicherweise den Schreiber.

159 Ed. mit Abb. J. Boson, Paléographie valdôtaine, I, Aoste 1950, 14–15, irrtümlich zu 1116. Zum Datum auch A.P. Frutaz, Le fonti per la storia della Valle d’Aosta, Rom 1966, 295; die Zweifel an der Echtheit scheinen mir nicht begründet.

160 Urkunden Graf Humberts und Bischof Amadeus von Lausanne für St. Maurice, beide hier geschrieben im Beisein des Bischofs von Sitten, AASM Tir. 8 Paq. 1 Nr. 1–2 (Hidber Nr. 1902–1903).

161 Abb. in: Monasteri in alta Italia dopo le invasioni saracene e magiare (sec. X–XII), Torino 1966 (Relazioni e comunicazioni presentate al XXXII Congresso storico subalpino, Pinerolo 1964), 213: Die Urkunde – mit Anfangsdatierung, Notum sit … quod ego V. comes de Moriana – illustriert die Verbindung von italienischer Notarsurkunde mit der savoyischen Siegelurkunde: Insuper meo notario hanc cartam scribere et meo sigillo munire precepi ‹ Willelmo ›. Testes fuere: Richardus capellanus ipsius comitis … Et hoc factum est in presentia et in manibus M. abbatis de Stapharda et V. de Casa nova. Ego W. notarius domini comitis hanc cartam scripsi et tradidi.

162 Ed. L. Wurstemberger, Peter der Zweite, Graf von Savoyen, Bd. 4, Bern 1858, Nr. 31 zit. S. 11, auch (in Gesta Regis Henrici Secundi) W. Stubbs in: Rerum Britannicarum Scriptores 49/1, London 1867, 36–41, zit. 40. Zur Interpretation S. Hellmann, Die Grafen von Savoyen und das Reich bis zum Ende der staufischen Periode, Innsbruck 1900, 56 ff.

163 Gremaud I Nr. 174.

164 Zahlreiche Belege bei Duparc, La pénétration, 35 f., andere bei P. Cancian, Conradus imperialis aule notarius. Un notaio del XIII secolo nell’ assestamento politico della Val di Susa, in: Bollettino storico-bibliografico subalpino 80, 1982, 5–34, bes. 17 ff. Auch später tragen die notarii comitis den Kanzlertitel, der in den engern Kreis der curia comitis gehört, nicht mehr, vgl. C.W. Previté Orton, The early history of the house of Savoy (1000–1223), Cambridge 1912, 435 f. Die Beziehung zwischen capella, curia und Kanzlei der Grafschaften ist zu wenig erforscht für das 12. Jh.; man muß davon ausgehen, daß sie spätestens mit der Siegelführung der Grafen beginnt. Zur parallelen Entwicklung in Burgund vgl. J.-Y. Mariotte, Le comté de Bourgogne sous les Hohenstaufen (1156–1208), Paris 1963, 126, u. J. Richard, Les ducs de Bourgogne et la formation du duché du XIe au XIVe s., Paris 1954, 398 f.; für andere französische Fürstentümer vgl. die Beiträge in F. Lot – R. Fawtier, Histoire des institutions françaises au Moyen Age, I, Paris 1957, Index s.v. chancelier. Aufschlußreich ist eine 1234 zwischen Kapitel und Graf von Neuchâtel geschlossene Übereinkunft betr. Wahl, Pfründenansprüche und Pflichten des Nachfolgers des verstorbenen Kapellans und Chorherrn Magister Guillelmus, der dem Grafen (seit 1196) als Schreiber, Siegelbewahrer und Diplomat gedient hatte, AEN X. 5 Nr. 3, ed. G.-A. Matile, Monuments de l’histoire de Neuchâtel, I, Neuchâtel 1844, Nr. 100.

165 Vgl. unten Anm. 171.

166 Schiaparelli, Charta augustana, 260, 342 ff.

167 Vgl. P. Rück, Die Ordnung der herzoglich savoyischen Archive unter Amadeus VIII. (1398–1451), in: AZ 67, 1971, 11–101, bes. 32 ff. (mit der Lit.).

168 Vgl. Costamagna in: Amelotti-Costamagna (zit. oben Anm. 10), 200 für Italien; Léonard (zit. ebda.), 39 ff. u. 45 ff. für die Provence; Rück, Die Ordnung, 30 f. für die savoyischen cancellarii des 14. Jh.

169 Die u.a. in HBLS (vgl. zu St. Maurice und Sitten) vorgenommene Identifikation des Abtes Wilhelm von St. Maurice mit dem gleichnamigen Bischof von Sitten in der Zeit von 1184–1196 steht im Widerspruch zu den Quellen, wie die ältere Literatur richtig feststellte, so Gremaud I, Anm. zu Nr. 189. Zur Reichsacht Hellmann, a. O., 66 ff., dazu unten Anm. 219.

170 SMAH XIII, 125 f.

171 Hidber Nr. 2752, ed. Ders., Diplomata helvetica varia, Bern 1873, Nr. 97. Ähnlich eine Urkunde von 1200, Gremaud I Nr. 197 (mit Petrus sacrista Agaunensis). Der Sittener Kanzler ist in beiden Stücken nicht erwähnt.

172 AASM Tir. 1 Paq. 3 Nr. 1 (Hidber Nr. 2409, Abb. Leisibach in SMAH XIII Taf. 51): Die von Bischof Roger von Lausanne besiegelte und von seinem Kantor-Kanzler Wilhelm gefertigte Urkunde wurde in St. Maurice geschrieben, vermutlich von Aymo.

173 Vgl. unten Anm. 223.

174 Vgl. unten Anm. 225.

175 AASM Tir. 60 Paq. 1 Nr. 3 (Hidber Nr. 2701 zu 1184–1196).

176 Als Kantor 1199/1200, vgl. hievor Anm. 169, als cantor et cancellarius 1201/02 in AASM Tir. 34 Paq. 1 Nr. 4.

177 Seine Urkunden sind meist mit dem bischöflichen Siegel von Sitten (vgl. unten Anm. 179) oder mit dem Kapitelssiegel von St. Maurice bekräftigt wie AASM Tir. 33 Paq. 2 Nr. 1 (1217) und Tir. 21 Paq. 2 Nr. 1 (1214). Das bedeuter nicht, daß es ein Kantorenamt unter Abt Aymo nicht gegeben hätte.

178 Vgl. unten Anm. 220.

179 Abb. HBLS 6 (1931), 4, und D.L. Galbreath, Sigilla Agaunensia, Lausanne 1927 (Sep. aus Archives héraldiques suisses 1925 u. 1926), 32 ff., beide nach Abdrükken des 13. Jh.; der älteste, fragmentarisch erhaltene Abdruck von 1189 in Staatsarchiv Zürich C II 7 Embrach Nr. 1 (Hidber Nr. 2602), die erste Ankündigung des Konventssiegels (das nicht erhalten ist) 1180 in AASM Tir. 1 Paq. 3 Nr. 2 zusammen mit dem (erhaltenen) ersten Kapitelssiegel von Lausanne. Die Konventssiegel, die in der Regel dem heiligen Patron gewidmet sind, erscheinen in der Burgundia allgemein um 1180 (vgl. Rück, Die Urkunden, 229 f.), d.h. spät im Vergleich zum Norden (E. Kittel, Siegel, Braunschweig 1970, 413 ff.). Ein Siegel von Abt Wilhelm von St. Maurice AASM Tir. 60 Paq. 1 Nr. 134 (Hidber Nr. 2727 zu 1179–98, Galbreath, a. O., Nr. 95).

180 Abt Nanthelm und Kapitel in AASM Tir. 68 Paq. 1 Nr. 2–3 (1228), Tir. 7 Paq. 1 Nr. 5 (1234) u.a.

181 Vgl. u.a. AASM Tir. 60 Paq. 1 Nr. 3 (Hidber Nr. 2701 zu 1184–96), ebda. Nr. 4 (Hidber Nr. 2609 zu 1189: von Aymo geschriebene Sittener Kanzleiurkunde, vgl. unten Anm. 218); Tir. 16 Paq. 5 Nr. 2/1–2 (Hidber Nr. 2663 [1192]); Tir. 60 Paq. 1 Nr. 6 (1196–1203: Aymo de Saillon Agaunensis canonicus qui hoc donum in manu sua recepit ist möglicherweise identisch mit dem Stiftskantor und Kanzler Aymo); Tir. 9 Paq. 1 Nr. 1 (1206); Tir. 44 Paq. 1 Nr. 4 (1211); Tir. 35 Paq. 1 Nr. 2 (1221). Vgl. dagegen das gräfliche Siegel an AASM Tir. 9 Paq. 3 Nr. 1 (1208, betr. Val de Bagnes) und die siegellose Sittener Kanzleiurkunde Tir. 46 Paq. 4 Nr. 1 (1216).

182 AASM Tir. 27 Paq. 2 Nr. 1 (1224: Aussteller Abt Nanthelm).

183 AASM Tir. 1 Paq. 2 Nr. 7 (im Mittelteil teilw. unleserlich), Forel Nr. 1283, ed. (mit Fehlem) Mangisch, a.O., 144–145, teilweise Partsch-Theurillat, a.O., 7 Anm. 16.

184 Z.B. AASM Tir. 19 Paq. 2 Nr. 1 von 1267: publicum sigillum capituli ecclesie Agaunensis.

185 Wigger, Die Anfänge, 8 f., 21 f.

186 AASM ohne Signatur; das Minutarium minus enthält ca. 300 Urkunden der Jahre 1312–1345.

187 Vgl. Partsch-Theurillat, a.O., 8, zur Registratur von nicht durch die Kapitelskanzlei ausgestellten Urkunden des Johann von Aigle (in hoc registro ne perirent continue registravit).

188 Die folgenden quantitativen Angaben stützen sich auf eine chronologische Übersicht, die Chanoine J.-M. Theurillat mir freundlicherweise zur Verfügung stellte.

189 Eine Liste von 33 (z. T. identischen) levatores der Jahre 1270–80, darunter auch Elemosinar Petrus (1272) und Kantor-Kanzler Petrus (1278), gibt Partsch, Les premiers contacts, 323 f. Anm. 11; ebda. 322 Anm. 10 zu 13 levatores zwischen 1260 und 1270.

190 Partsch-Theurillat, a.O., 9 f.

191 Partsch, Les premiers contacts, 322 Anm. 10 (1260): et ego Jacobus cantor et cancellarius publicus eiusdem ecclesie Agaunensis qui hanc cartam scripsi et levavi; Gremaud II Nr. 707 (1264): Actum Agauni per manum Jacobi cantoris et cancellarii publici predicte ecclesie.

192 Cencetti, a.O., 847 Anm. 62.

193 Gremaud II Nr. 873 (1276): vice Jacobi cartarii monasterii Agaunensis, Nr. 844 (1276): nomine Jacobi cartarii Sancti Mauricii Agaunensis, Nr. 991 (1289): coram … Petro de Fraciis cantore et cartario Agaunensi.

194 Partsch-Theurillat, 9 f.

195 Mangisch, a.O., 146 f., sieht die Unterschiede zu Sitten nicht, vgl. dort.

196 Partsch, Les premiers contacts, 320 ff.

197 Schiaparelli, Charta augustana, 287. Zu den laudatores vgl. die unten Anm. 233 zitierte Studie von Partsch, zu den fideiussores Ders., Zur Entwicklung der Rechtsmängelhaftung des Veräußerers nach mittelalterlichen südfranzösischen und spanischen Quellen, in: ZRG Germ. 77, 1960, 87–153 (mit Hinweisen zur Westschweiz S. 87 u. 109), bes. 104 ff.

198 Seit den 40er Jahren kommen Bußandrohungen gelegentlich, nach 1260 öfter vor (z. B. … penam decem librarum se noverit incursurum solvendam regie potestati); die Buße beträgt – im Unterschied zu Sitten – immer 10 Pfund.

199 Zur Bistumsgeschichte Brackmann, 125–130 mit der älteren Literatur, inskünftig Helvetia Sacra. Zur Schreibtätigkeit und zur Kanzlei vgl. die oben Anm. 145 zitierten Autoren Ch. Jörg, 20 u. passim; J. Leisibach in SMAH XIII, 13 ff. und 31 ff. mit den Tafeln; für das 13. Jh. G. Partsch, Les premiers contacts, bes. 327 ff., allgemeiner Partsch-Theurillat, bes. 4–7. Zum Kanzellariat am ausführlichsten, aber ungenügend Mangisch, dazu schon Gremaud I, Einl. S. XIV ff. und R.R. Hoppeler, Das Unterwallis und dessen Beziehungen zum Hochstift Sitten während des 13. Jh., Diss. Zürich 1897, 155–158. Zu den Beständen des bedeutendsten Walliser Archivs P. Rück, Das Archiv des Domkapitels von Sitten, in: ZSKG 65, 1971, 114–120, für das Spätmittelalter ausführlich Bautier-Sornay II, 813 ff. u. 1358 ff.

200 AChS Litt. G 71, Hidber Nr. 1212, ed. Gremaud CS Nr. 1.

201 So im Original (?) und bei Gremaud a.O., während F. de Gingins, L’avouerie de Vevey, im selben Bd. von MDR 18, S. 92 f. Nr. 1, nach einer Abschrift von A.-J. de Rivaz († 1836) Dominus Rodulfus hat: Der nur im unechten sog. Testament der Königin Berta von 961 (DRud. Nr. 55) als dux bezeichnete Sohn König Rudolfs II. und der Berta, den man als Vater des Bischofs Hugo von Genf genannt hat (vgl. Poupardin, 118 Anm. 8), oder Rudolf von Rheinfelden?

202 AChS Litt. B 190, Hidber Nr. 1328, ed. Gremaud CS Nr. 2, verkleinerte Abb. Leisibach in SMAH XIII, Taf. 5: Ego Durandus scripsi hac tempestate cancellarius, quando hanc cartam iussit sibi facere episcopus cum fratribus Xmo kal. ianuarii, aneno Vto regnante rege Heinrico feliciter. Die Datierung zum 23. Dez. 1043 ist nur richtig, wenn Heinrichs III. Regierungsantritt im Reich (4.6.1039) als Epoche genommen wird, was nach den vergleichbaren Stücken aus St. Maurice (vgl. oben Anm. 153) nicht sicher ist.

203 AChS Tir. 7 Nr. 1, Hidber Nr. 1344, ed. Gremaud CS Nr. 3 zum 24. April 1049 (1050), zur Datierung vgl. die vorstehende Anm.

204 AChS Tir. 20 Nr. 1 (Kopie Ende 12. Jh., Buchschrift) u. Nr. 2 (Auszug aus der Vorlage von Nr. 1, Ende 12. Jh. in diplom. Minuskel); Hidber Nr. 1369, ed. Gremaud CS Nr. 4 (nach der Kopie) zum 12. Juni 1052. Ich halte den geschwätzigen Text für eine Fälschung des späten 12. Jh.; vgl. die Anm. zu Gremaud CS Nr. 8.

205 AChS Tir. 7 Nr. 2, Hidber Nr. 1373, ed. Gremaud CS Nr. 5 zum 13. März 1053.

206 Zwischen den Kanzlerfunktionen der Bischöfe von Lyon, Besançon, Genf, Sitten und Lausanne in der rudolfingischen und später in der burgundischen Kanzlei des Reiches und den lokalen Kanzleigeschichten ist ein Zusammenhang nicht erkennbar, vgl. DRud., Einleitung, und Bresslau I, 442 ff., 513.

207 Einige Quellen bei Gremaud I, Nr. 96–111. Vgl. Th. Schieffer, Päpstliche Legaten in Frankreich, Berlin 1935, 80; Bresslau I, 478; W.-A. Liebeskind, Un prélat médiéval: Ermanfroid, évêque de Sion, in: Mélanges P.-E. Martin, Genf 1961, 161–179. Zur Tätigkeit in Besançon B. de Vregille, Hugues de Salins, archévêque de Besançon 1031–1066, Besançon 1981, 279 f. (ausführlicher in der dreibändigen Ausgabe der Thèse, Lille/Besançon 1982, mit den Dokumenten in Bd. 3, 43*ff.), Beispiel einer Urkunde Kanzler Ermenfrieds auch bei Trouillat I, Nr. 112 (1041).

208 Gremaud CS Nr. 10.

209 DRud. Nr. 86 (verunechtet); vgl. zur interpolierten Legende, nach der die Verleihung der Grafschaftsrechte auf Karl d. G. zurückgeht, die Arbeiten von M. Werder, Das Nachleben Karls des Großen im Wallis, Diss. Bern, in: Blätter aus der Walliser Geschichte 16, 1976/77, 307–490, bes. 346 ff., sowie R. Walpen, Studien zur Geschichte des Wallis im Mittelalter (9.–15. Jh.), Diss. Zürich, Bern 1983, bes. 59 ff.

210 Nach dem von Partsch (Anm. 222 unten) publizierten Landfrieden, S. 95 Art. 4.

211 Zitiert nach Ph. Delhaye, L’organisation scolaire au XIIe s., in: Traditio 5, 1947, 211–268, zit. 247; vgl. R.M. Herkenrath, Studien zum Magistertitel in der frühen Stauferzeit, in: MIÖG 88, 1980, 3–35.

212 B. de Vregille, a.O., 280, einige Belege Gallia christiana XV, 7 ff. Zu den kirchlichen Funktionen des Kantors in Sitten F. Huot, L’ordinaire de Sion, Fribourg 1973 (Spicilegium Friburgense, 18), 129 ff., die Schulmeisterliste seit 1279 bei Leisibach SMAH XIII, 117 f.

213 AChS Litt. B 21; Hidber Nr. 2704; Brackmann S. 129 f. Nr. 8; ed. Gremaud CS Nr. 28. Formularparallelen zum Schulkanon (can. 18) des 3. Lateranums vgl. Conciliorum oecumenicorum decreta, Bologna 31973, 220. Zur dekanalen (archidiakonalen) Jurisdiktion in Sitten D. Imesch, Die Würden und Würdenträger des Domkapitels von Sitten, in: Blätter aus der Walliser Geschichte 8, 1938, 283–396, bes. 340 ff.

214 Gremaud CS Nr. 16 (Bestätigung des Besitzes der Kirche von Martigny für die Propstei vom Gr. St. Bernhard durch Bischof Amadeus von Sitten): Convocatis itaque fratribus Montis Iovis, assistentibus et preces nobis porrigentibus domno Petro Darendasiensi archiepiscopo et domno Bernardo, archidiacono Augustensi, cantore nostro et cancellario Sedunensi, pariterque decanis nostris Galileo et Bartholomeo. Bemerkenswert die Interzession des hl. Petrus von Tarentaise und eines Archidiakons Bernhard von Aosta, der namens- und funktionsgleich ist mit dem heiligen Gründer des Hospizes, dessen Augustaner Archidiakonat erst im ausgehenden 12. Jh. erwähnt wird, vgl. R. Volpini in: Dizionario biografico degli Italiani IX, Rom 1967, 259–263, die Vita bei Frutaz, Le fonti, 167–177. Eine Kritik der Urkunde ist mir nicht bekannt. Schon 1107 ist mit Stephanus, archidiaconus et cantor vermutlich ein cancellarius von Sitten gemeint, vgl. Gremaud I Nr. 115.

215 AChS Litt. B 195, Hidber Nr. 2459, ed. Gremaud CS Nr. 18.

216 AChS Tir. 80 Nr. 127, Hidber Nr. 2692, ed. Gremaud CS Nr. 26: Ego autem Amadeus vice Guillermi sacriste cancellarius, ebenso Gremaud CS Nr. 27, beide von 1195. In der ersten Urkunde erscheint als Zeuge vor dem Sakristan-Kanzler Wilhelm der Kantor Wilhelm.

217 Zuerst AASM Tir. 36 Paq. 1 Nr. 1 (Hidber Nr. 2607 zu 1189), dann in einer unbesiegelten Urkunde des Ritters Wilhelm von Turn für das Domstift AChS Litt. B 194 (Hidber Nr. 2501 zu 1184–1196, Abb. Leisibach SMAH XIII Taf. 10, ed. Gremaud CS Nr. 23), in den in der voranstehenden Anm. zitierten Urkunden von 1195 sowie in Gremaud I Nr. 194 zu 1199 und Nr. 205 zu 1203. Seguinus ist wohl 1203 gestorben, da beide Dekanate in diesem Jahr neubesetzt wurden, vgl. Gremaud I Nr. 208.

218 ACV C VIj Nr. 1; Hidber Nr. 2592, ed. Gremaud CS Nr. 20: Ego Aimo eiusdem episcopi capellanus hoc scripsi cyrographum. Willermus sacrista ist zweiter Zeuge nach dem Dekan Bartholomäus.

219 Vor 1180 sind die Urkunden unbesiegelt, so ein Chirograph Bischof Amadeus’ (1163–1168) über seine Rechte an der Kirche St. Sigismund in St. Maurice, die er außer der Gastung dem dortigen Stift abgibt, AChS Tir. 41 Nr. 3 (ebda. eine flüchtige Ausfertigung ohne Invocatio, beide Stücke bei Hidber Nr. 2133, ed. Gremaud CS Nr. 15). Eine undatierte und unbesiegelte Urkunde Ulrichs von Lenzburg für das Domstift, AChS Litt. B 189, die als Original zu 1037/47 gesetzt wird (vgl. die Druckorte in Solothurner Urkundenbuch I, Nr. 8), gehört nach Schrift und Terminologie eindeutig zu Bischof Amadeus und Graf Ulrich IV. von Lenzburg († 1173); die darauf fußenden Notizen zu den Zeugen Propst Harmann von Beromünster und Propst Rudolf von Schönenwerd in Helvetia Sacra II/2, Bern 1977, S. 179 u. 474, sind um 120 Jahre zu deplazieren. Nach 1180 sind die bischöflichen Urkunden regelmäßig besiegelt, vgl. z. B. AChS Litt. B 200 (Hidber Nr. 2502) und die oben Anm. 177 zitierte Urkunde von 1189 mit dem Siegel Bischof Wilhelms von Ecublens und dem ersten bekannten Abdruck des Mauritius-Reitersiegels der Abtei St. Maurice.

220 AASM Tir. 36 Paq. 1 Nr. 1 (Hidber Nr. 2607, ed. Gremaud I Nr. 178): Ego Aimo memorati episcopi capellanus vice Willelmi cancellarii hanc scripsi cartam; ähnlich AASM Tir. 60 Paq. 1 Nr. 4 (Hidber Nr. 2609, ed. Gremaud CS Nr. 22 zum selben Jahr 1189): Ego Aimo vice Willelmi cancellarii hanc scripsi cartam. Vgl. auch Gremaud CS Nr. 24 (1190), Gremaud I Nr. 181 (1191).

221 Gremaud I Nr. 176, Kommentar Walpen, a.O., 129 ff. mit weiterer Literatur.

222 Entgegen Walpen, a.O., 134 f., vermutlich doch, zwischen 1224 u. 1233, vgl. Gremaud CS Nr. 40 (1224) u. 49 (1233) sowie Gremaud I Nr. 309 (1224).

223 U. a. Gremaud III Nr. 1468; vgl. Werder, a.O., 346 ff., und Walpen, a.O., 118–140.

224 G. Partsch, Ein unbekannter Walliser Landfrieden aus dem 12. Jh., in: ZRG Germ. 75, 1958, 93–107 nach AASM Tir. 47 Paq. 4 Nr. 2.

225 B. Hidber, Diplomata helvetica varia, Bern 1873, Nr. 77.

226 Vgl. oben Anm. 170.

227 Gremaud I Nr. 194 (nach Kopie).

228 Vgl. oben Anm. 175 u. 179.

229 Vgl. zur Frage der charte courte J. Stiennon, L’écriture diplomatique dans le diocèse de Liège du XIe au milieu du XIIIe s., Paris 1960, 211 ff. mit Verweis auf die Arbeiten von G. Despy. Der Terminus ist gut gewählt; die Kanzleiurkunden sind auch im Wallis als Kurzformen verstanden worden, vgl. Gremaud IV Nr. 1925 (1347): communis usus consuetudinarius et pro lege servatus … introduxit certas formas breves, que chertre cancellarie appellantur, hier zur Unterscheidung von Notariatsurkunden.

230 Zu den Dignitäten vgl. Imesch, Die Würden, 379 ff.; H.A. von Roten, Zur Zusammensetzung des Domkapitels von Sitten im Mittelalter, in: Vallesia 1, 1946, 43–68; 2, 1947, 45–62; 3, 1948, 81–126; F. Vannotti, Le Chapitre cathédral de Sion (1043–1399), Thèse de l’Ecole des Chartes 1969 (ungedr., vorhanden in AVS oder bei der Autorin in AChS).

231 Vgl. oben Anm. 19 u. 21; weitere Belege zum Kanzellariat des Sakristans und Dekans Wilhelm, deren Identität durch AASM Tir. 7 Paq. 1 Nr. 1 von 1203 belegt ist (Ego Willelmus Branchies vice Willelmi Sedunensis decani et cancellarii hanc dictavi cartam; Wilhelm Branchiez ist nach Aymo Hauptschreiber der Sittener Kanzlei zwischen 1202–1210), vgl. bei Gremaud I, Nr. 194–212 (1199–1205). Die zuletzt in Bündner Urkundenbuch II (1973), Nr. 501 a zu 1203 publizierte und in der Literatur als früher Beleg für den Furkaverkehr ausgewertete Urkunde AVS ABS 164/1 mit dem widersprüchlichen Beglaubigungsteil und der imitierten Schrift ist eine Fälschung, die nicht vor der zweiten Hälfte des 13. Jh. entstand.

232 Der einzige mir bekannte Beleg für Aymos Kanzellariat zu 1207 bei Gremaud I Nr. 217, Abb. des Originals bei Leisibach in SMAH XIII, Taf. 11.

233 Gremaud II Nr. 934 (Testament des Normand 1285) und Nr. 935 vom 22. Mai 1285 mit dem Kapitelsbeschluß, der die Rücknahme u.a. mit den geringen Distributionen für die Domherren und den ohnehin hohen Einkünften des Kantors begründet; dabei wird auch behauptet, durch die Sorglosigkeit eines Kantors sei ein Register teilweise verloren gegangen, womit wohl ein Kanzleiminutar gemeint ist. Der neue Kantor Johann von Chamoson verzichtet auf alle Ansprüche auf Einkünfte aus cancellaria et cartis.

234 Die Erörterung des Formulars bei Mangisch, a.O., 98–112, ist ebenso unbefriedigend wie die der Datierungsweise bei L. Meyer, Zur Chronologie der Walliser Kanzlei im Mittelalter, in: ZSG 16, 1936, 203–208. Wesentliche Hinweise gibt Partsch, Les premiers contacts, 328 ff.

235 G. Partsch, Das Mitwirkungsrecht der Familiengemeinschaft im älteren Walliser Recht (laudatio parentum et hospicium), Diss. iur. Zürich, Genf 1955, bes. 19 ff.

236 Vgl. unten Anm. 243.

237 Vgl. H. Zielinski in Lexikon des Mittelalters II, 1737 ff. s.v. charta.

238 Die gewöhnliche Reihenfolge ist Bischof-König, doch kommt die umgekehrte oft vor. Die Formel gibt Hinweise über die Aufnahme der Reichsangelegenheiten im Wallis, vgl. z. B. Gremaud I Nr. 218 (1208): Philippo rege crudeliter interfecto, Nr. 225 (1211) mit der letzten Anrufung Ottos IV., Nr. 235 (1213) mit der ersten Friedrichs II., die ab 1239 durch Frederico locum imperii occupante (Nr. 437 ff.), 1245 durch imperio vacante (Nr. 488–518), seit 1249 unregelmäßig durch Wilhelmo rege regnante (Nr. 522 ff.) ersetzt wird bis März 1256 (II Nr. 629), um dann bei imperio vacante zu bleiben bis 7. Jan. 1275 (Nr. 822: Rodulpho comite electo in regem Alemanie promovendum in imperatorem et prefato Petro electo Sedunensi existente).

239 Gremaud I Nr. 595 (Ivrea 1165) und passim.

240 Zu den Kosten der Kanzleiurkunde und den Einkünften des Kapitels vgl. Gremaud II Nr. 866 (1278), IV Nr. 1702 (1329/37), dazu Mangisch, a.O., 66 f.; Partsch-Theurillat, a.O., 4 f.; L. Carlen, Einkünfte des Domkapitels von Sitten aus dem Notariat im Mittelalter, in: ZSKG 58, 1964, 205–210.

241 AASM Tir. 1 Paq. 2 Nr. 4 (HPM I Nr. 850) für St. Maurice: quod ab omni exaccione sive prestacione seu servicio aliquo faciendo nomine sigilli domini comitis Maurianensis vel successorum eius in perpetuum sint liberi et immunes quocienscunque prefatus dominus comes vel aliquis successorum suorum litteras suas concesserint iamdicte ecclesie Sancti Mauricii. Die Urkunde für den Gr. St. Bernhard (Gremaud I Nr. 604) lauter fast wörtlich gleich, bezieht sich aber nicht auf die Nachfolger des Grafen Thomas. Ähnliche Siegeltaxbefreiungen schon 1206 für Aillon und 1227 für Oulx, vgl. Duparc, La pénétration, 31.

242 AVS S. Bernard Nr. 195.

243 AVS Franchises B I Nr. 1; Gremaud III Nr. 1609, vgl. Mariotte-Löber, a.O., 180.

244 Vgl. neben den obengenannten die von Leisibach in SMAH XIII erwähnten; zwischen 1180 und 1250 sind etwa 20 Schreiber nachzuweisen.

245 Vgl. die Belege bei Gremaud I, passim. Schon 1219–1225 vertritt Haimo dominus ecclesie de Leuca den Kanzler im Oberwallis (Nr. 281, 291, 308, 314, 327). Die levatio ist seit 1234 erwähnt (Nr. 394); Partsch-Theurillat, a. O., 4 ff., schreiben sie einem „romantisme historiquedu mouvement coutumier zu. Zur levatio cartae im obern Rhoneraum und in Rätien vgl. Voltelini, Spuren, 165 f.; Bresslau II, 87 Anm. 1; Redlich, Privaturkunden, 50 ff., bes. 51 mit Anm. 4; E. Goldmann, Cartam levare, in: MIÖG 35, 1914, 1–59, bes. 27 f. Der bis heute übliche Ausdruck lever un instrument im Sinn von Ausfertigung aufgrund einer Notarsminute (nach vorheriger Verlesung vor den Parteien) steht durchaus im Zusammenhang mit der levatio im spätmittelalterlichen Wallis; wieweit diese noch das cartam de terra levare beinhaltet, das im 11. Jh. in der Westschweiz öfter belegt ist, sei dahingestellt. Zur Bestallung der levatores cartarum und ihren Pflichten Gremaud II Nr. 1063 (1295), III Nr. 1268–1269 (1308), IV Nr. 1674 (1334).

246 Gremaud IV Nr. 1889.

247 Gremaud III Nr. 1268 (1308) zur jährlichen Ablieferung der Register.

248 F. Kern, Dorsualkonzept und Imbreviatur, Stuttgart 1906, 3–11 u. passim; Schiaparelli, Charta augustana, 267 f.; Cencetti, La „charta augustana‟, 839 ff., wo – ohne Berücksichtigung der burgundischen Verhältnisse – die Analogien zur Notarsurkunde des 11. Jh. in Bologna aufgezeigt sind. Natürlich bestehen Beziehungen zur italienischen Praxis, doch ist die in Aosta wie im Wallis als chertre deutlich von der carta notarii unterschiedene Kanzellariatsurkunde in ihren wichtigsten Eigenheiten und Rechtsfiguren unzweifelhaft im fränkisch-burgundischen Raum beheimatet. „Die Vorakte der älteren St. Galler Urkunden‟ (hg. v. A. Bruckner, St. Gallen 1931) sind zu wenig entwickelt, um als Vergleichsmaterial zu dienen; vgl. auch A. Bruckner, Zum Konzeptwesen karolingischer Privaturkunden, in: ZSG 11, 1931, 297–315.

249 AChS Min. A 2 (eine Bearbeitung des Minutars ist als thèse de l’Ecole des Chartes im Gang); eine Urkunde von der Hand des Martinus ist abgebildet bei Leisibach SMAH XIII, Taf. 12. Zu Martinus de Seduno auch Partsch, Les premiers contacts, 329 f. (irrtümlich als Kanzler bezeichnet), mit der Unterscheidung der Vertragsarten, für die der Notar im gleichen Register die Kanzleiurkunde (Kauf- u. Pfandgeschäfte) und das Notarsinstrument (Testamente, Schiedsurkunden, Nominationen usw.) nebeneinander verwendet.

250 Am besten Partsch-Theurillat, a.O., 4 f. Im 13. Jh. zählt man um 15 Levationsbezirke, die in der Regel aus zwei Pfarreien bestehen. Verzeichnis der überlieferten Register, die meisten ab 1298, bei Bautier-Sornay II, 1358 ff.; Fragmente liegen im Staatsarchiv Ludwigsburg, vgl. K.-O. Müller, Kanzleiregister des Domkaitels zu Sitten von 1282–1327, in: ZRG Kan. 13, 1924, 532–533. Zu den Minutarien des späten 13. Jh. Partsch, Les premiers contacts, 327.

251 Schiaparelli, a.O., 267 f. Anm. 3; vgl. auch ebda. 254 Anm. 2 zu den Kartularen von Aosta. Das in der ältern Literatur oft als Kalendarium zitierte Kartular von S. Orso (15. Jh.), das über 450 chartae augustanae registriert, ist inzwischen von O. Zanolli, Cartulaire de Saint-Ours (XVe s.), Aosta 1975 (Bibl. de l’Archivum Augustanum, 5), veröffentlicht.

252 Das Auftreten der levatores seit 1234 impliziert nicht notwendig die Registerführung; Konzepte in Einzelblatt- oder Rotulusform sind denkbar. Verluste sind zwar nachgewiesen (vgl. oben Anm. 231 u. 248), aber es ist wenig wahrscheinlich, daß Spuren von ältern Registern ganz fehlten, wenn solche schon vor 1250 geführt worden wären. In Savoyen sind die ersten abbreviata 1245 in Susa, die ersten publica abreviamina 1260 bei Chambéry erwähnt, vgl. Duparc, La pénétration, 45 f. Es ist nicht anzunehmen, daß die Registerführung in Sitten früher begann als in St. Maurice.

253 Vgl. die Überblicke bei Bautier-Sornay II, 1141 ff. mit der Karte nach S. 1356.

254 Vgl. oben Anm. 18.

255 Vgl. oben Anm. 16.

256 Vgl. die Editionen von R. Hoeniger, Kölner Schreinsurkunden des 12. Jh., 2 Bde., Bonn 1884–94 (Publ. der Ges. f. Rhein. Geschichtskunde, 1) und H. Planitz-Th. Buyken, Die Kölner Schreinbücher des 13. und 14. Jh., Weimar 1937 (in der gleichen Reihe, 46), Abbildungen bei Chroust, Monumenta palaeographica II, Lfg. 8, Taf. 9–10, Lfg. 9, Taf. 2–3.

257 Mangisch, a.O., 155 ff.

258 L. Carlen, Zum Offizialat von Sitten im Mittelalter, in: ZRG Kan. 77, 1960, 221-238.

259 Partsch, Les premiers contacts, 327, nennt für Val d’Anniviers und Vercorin 2400 Urkunden aus 13 Jahren (1298–1310), vgl. zu diesem Minutarium L. Meyer, Untersuchungen über die Sprache von Einfisch im 13. Jh., Diss. Fribourg, Erlangen 1914, 7 ff.

260 Der Verlauf ist geschildert bei Mangisch, a.O., 82–97, der sich auf 30 Dokumente stützt, die Gremaud III aus dem umfangreichen Dossier publizierte: Nr. 1422 (1320), Nr. 1425, 1426, 1428 (1321), Nr. 1452–1455 (1322), Nr. 1457–1463, 1468, 1469, 1471–1475, 1477–1479, 1490 (1323), Nr. 1496, 1503 (1324), Nr. 1531, 1535 (1326); einige Zitate bei Werder, Das Nachleben, 346 ff. Wie sehr der Urkundentyp zum Politikum geworden war, erhellt u.a. aus dem bischöflichen Schiedsspruch vom 30.6.1323 (Gremaud III Nr. 1471), über den sich die Kapitelsvertreter beim Notar Johann von Montmélian eine chartra, der Vitztum Johann von Anniviers aber ein publicum instrumentum ausfertigen ließen.

261 Gremaud II Nr. 1027 (1292), III Nr. 1414 (1319), IV Nr. 1725 (1338/40), Nr. 1798 (1340).

262 Gremaud IV Nr. 1625.

263 Gremaud V Nr. 2026 (1355), Nr. 2096–2097 (1365); vgl. B. Truffer, Das Wallis zur Zeit Bischof Eduards von Savoyen-Achaia (1375–1386), Diss. Fribourg 1971, 28 ff., bes. 33.

264 Gremaud IV Nr. 1682; vgl. ebda. Nr. 1683 die Solidarisierung der übrigen Walliser Landstände mit den Leuten von Martigny, Nr. 1684–1685 die vom Bischof ausgesprochenen Exkommunikationen. Zum Verlauf Mangisch, a.O., 74 ff.

265 Gremaud IV Nr. 1889 (1345), vgl. Gremaud II Nr. 1063 (1295).

266 Gremaud V Nr. 2026 (1355); „carta de noe‟, vermutlich von noe = nota im Sinn von Merkmal (vgl. Tobler-Lommatzsch, Altfranzösisches Wörterbuch 6, 1963, 692), denn wegen des erst später nachweisbaren Verschwindens des v ist die Dialektableitung noe = novum (nova) wenig wahrscheinlich (è de noé = c’est du nouveau).

267 Mangisch, a.O., 155 ff.

268 Vgl. E.A. Lowe, Codices latini antiquiores VII, Oxford 1956, Nr. 950 (mit Literaturhinweisen S. 59). Abb. der Selbstdarstellung (S. 234 der Hs.) u.a. bei Chroust, Mon. palaeographica I, 17 Taf. 6, Transkription des Kolophons auch bei F. Steffens, Lateinische Paläographie, Trier 21909, zu Taf. 43 c.

269 Vgl. oben zu Anm. 209.

270 L. Carlen, Stab und Stabträger in der Schweiz, in: Festschrift Nikolaus Grass zum 60. Geburtstag, I, Innsbruck-München 1974, 29–52, zit. 49 f., interpretiert den Stab als Kennzeichen des Notars.

271 Vgl. Jörg, Die Inschriften, Nr. 31.

272 Freundliche Mitteilung von Dr. Leisibach in Fribourg, der die Fragmente s. IX1 gelegentlich publizieren wird, die er kurz erwähnt in: Iter Helveticum IV: Die liturgischen Handschriften des Kantons Wallis (ohne Kapitelsarchiv Sitten), v. J. Leisibach u. F. Huot, Fribourg 1984 (Spicilegii friburgensis subsidia, 18), Kat.-Nr. 20 (vier Doppelbll., als Spiegel-, Vor- und Nachsatzbll. im Missale Montisiovis Anf. 16. Jh.). Auf einem der Blätter die angesprochene Stelle aus der Lex Romana Visigothorum, ed. G. Haenel, Leipzig 1840, 152 ff. (Cod. Thedos. VIII, tit. 1: De tabulariis, logographis et censualibus); die Redaktion der Fragmente stimmt mit keiner der von Haenel publizierten Versionen genau überein.

273 Bresslau I, 591 f.: notarii auf salischem, cancellarii auf ribuarischem und alemannischen Gebiet mit Überschneidungen in Grenzgebieten.

274 Vgl. die Einleitung zur Lex Gundobada (MGH Leges II/1, 31 c. 5): Sciant itaque optimates, consiliarii, domestici et maiores domus nostrae, cancellarii etiam …, deren Interpretation m. W. bezüglich der cancellarii nicht hinausgelangt ist über Th. Mommsen, Ostgothische Studien, in: NA 14, 1889, 478–480. Das Fortleben burgundischer Rechtstradition in der Westschweiz ist oft angesprochen, aber nie umfassend untersucht worden; einige Hinweise bei E. Huber, System und Geschichte des schweizerischen Privatrechts, 4, Basel 1893, 22 ff. u. 837 ff., die Literatur bei G. Chevrier – G. Piéri, La loi romaine des Burgondes, Mailand 1969 (Ius romanum medii aevi I 2 b aa/d), 6; die bisher wichtigste auf urkundliches Material gestützte Untersuchung bietet J.-F. Poudret, La succession testamentaire dans le Pays de Vaud à l’époque savoyarde (XIIIe–XVIe s.), Lausanne 1955, bes. 35 ff., vgl. Ders., Survivance du droit burgonde dans la Suisse romande médiévale en matière du communauté familiale, in: Publication du Centre européen d’études burgondo-médianes 17, 1976, 123–134. Ein Beleg für die Geltung der Lex Gundobada von 1055 bei Hidber Nr. 1377 (aus der Region Murten); die oft zitierte Stelle bei Wipo, Gesta Chuonradi, cap. 38 (Solothurn 1038: diu desuetam atque pene deletam legem tunc primum Burgundiam praelibare fecerat) bezieht sich nicht auf eine Wiederbelebung burgundischen Rechts.

275 Vgl. Form. Argentinenses Nr. 3 und Form. Sangallenses Nr. 3 bei Zeumer, Formulae (MGH), S. 338 u. 381.

276 DRud. Nr. 119, vgl. auch Nr. 123 u. 171. Weitere Belege aus Provence und Burgund bei de Boüard, Manuel II, 85 ff. und G. Vismara, ‚Leges‛ e ‚Canones‛ negli atti privati dell’ Alto Medioevo: influssi provenzali in Italia, in: Studia Gratiana 20, 1976, 397–436, bes. 415 ff.; St. Weinberger, Cours judiciaires, justice et responsabilité sociale dans la Provence médiévale IXe–XIe s., in: Revue historique 267, 1982, 273–288, zitiert S. 275 Anm. 2 eine gleichzeitige Formel aus St. Viktor in Marseille: antiquitus nihil valebat datum nisi esset incartatum, die wie die Beispiele aus St. Maurice mehr an Renaissance denn an Fortleben denken läßt.

277 Vgl. die oben Anm. 155 zitierte Urkunde; ihre Arenga stimmt weitgehend überein mit derjenigen in DRud. Nr. 171 (1025–1031). In dieselbe Kategorie gehört die Arenga der oben Anm. 153 besprochenen Schenkung des Reinfred von 1043, für die es ebenfalls zahlreiche ältere Beispiele gibt.

278 H. Fichtenau, Arenga, Graz-Köln 1957 (MIÖG Erg.-Bd. 18), 136; vgl. K. Kroeschell, Recht und Rechtsbegriff im 12. Jh., in: VuF 12, 1968, 309–336, bes. 333 f.

279 Vismara, a.O., 424 ff.; A. Giry, Manuel de diplomatique, Paris 1894, 545 Anm. 2 führt u.a. ein Beispiel aus St. Viktor in Marseille von 1080 an.

280 E. Meyer-Marthaler, Einflüsse des römischen Rechts in den Formeln und in der Praxis: Schweiz, Mailand 1975 (Ius romanum medii aevi I 2 b dd/d), bes. 9–13 mit Verweis auf ältere Literatur, ist wenig informiert über die Westschweiz; exakter die ungedruckte Studie von F. Gilliard, L’influence du droit romain sur les coutumes vaudoises au Moyen Age, Lausanne 1961 (vorhanden in UB Lausanne), bes. 7–17; vgl. für das Spätmittelalter S. Stelling-Michaud, La diffusion du droit romain en Suisse, Mailand 1977 (Ius romanum medii aevi V 12).

281 Für den alemannischen Raum A. Beck, Römisch-vulgarrechtliche Elemente in schweizerischen Schenkungs- und Kaufurkunden des frühen Mittelalters, in: Festschrift K.S. Bader, Zürich 1965, 41–64, sieht die Gründe für den Verfall der „Disziplin der Urkunde‟ im 10./11. Jh. in der „Anarchie, dem Bildungs- und Sprachverfall‟ (S. 62), ein oft vorgebrachtes, oberflächliches Argument, spricht andererseits von den „rätischen Urkunden, die von den cancellarii als Nachfolger der alten Kurialen verfaßt wurden‟ (S. 64). Einen guten Einblick in die Benutzung des Codex Theodosianus, bzw. des Breviarium Alarici gibt A. v. Wretschko, De usu Breviarii Alariciani, in: Cod. Theodosianus, ed. Th. Mommsen, I/1: Prolegomena, Berlin 31962 (11904), CCCVII–CCCLXXVII, bes. CCCXX ff. mit Belegen aus Provence und Burgund aus dem 11./12. Jh.

282 G. Duby, La société au XIe et XIIe s. dans la région mâconnaise, Paris 1953, XII–XV, mit nähern Erläuterungen im oben Anm. 94 zitierten Aufsatz. Wertvolle diplomatische und quantitative Hinweise bei B. Vigneron, La vente dans le Mâconnais du IXe au XIIIe s., in: Revue historique de droit français et étranger, 4e série 37, 1959, 17–47, bes. 28 ff. Für Südfrankreich vgl. P. Ourliac, La tradition romaine dans les actes toulousains des Xe et XIe s., in derselben Zts. 60, 1982, 577–588.

283 Cartulaire de l’Abbaye de Saint-André-le Bas de Vienne, ed. C.-U.-J. Chevalier, Vienne-Lyon 1869: nach 1050 kommen Schreibernennungen nur mehr selten vor. Für Cluny vgl. Vigneron, a.O.

284 R. Fossier, Enfance de l’Europe, 2 Bde., Paris 1982 (Nouv. Clio 17); vgl. Poly-Bournazel, La mutation féodale, 71 ff.

285 H. Büttner, Waadtland und das Reich im Hochmittelalter, in: DA 7, 1944, 79–132, bes. 100 ff.; Chapuis, Recherches, 195 ff.

286 Mansi XXII, 209 ff.; Conciliorum oecumenicorum decreta, cur. J. Alberigo e.a., Bologna 31973, 205–225.

287 Vgl. F. Rörig, Mittelalter und Schriftlichkeit, in: Die Welt als Geschichte 13, 1953, 29–41, bes. 33 ff., zum Urkundenwesen am besten Bresslau I, 635 ff., bes. 651 ff., zur Buchproduktion B. Bischoff, Paläographie …, Berlin 1979, 280 ff., für das deutsche Spätmittelalter H. Patze, Neue Typen des Geschäftsschriftguts im 14. Jh., in: VuF 13, 1970, 9–64.

288 W. Heinemeyer, 50 Jahre Forschungsinstitut Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden Marburg, in: Archiv für Diplomatik 25, 1979, 328–344.

289 Von den 570 Stücken aus dem Staatsarchiv Lausanne gehören 56 % in den Zeitraum 1201–1250, von den 176 Stücken des Staatsarchivs Fribourg 81 %. Zum Vergleich: von den 300 Stücken aus dem Staatsarchiv Zürich sind 75 %, von den 135 Stükken des Staatsarchivs Aarau 91 % zwischen 1201 und 1250 entstanden.

290 Vgl. die Zahlen bei Heinemeyer, a. O., 333, wonach die Schätzung E.E. Stengels im Gebiet des mittelalterlichen Reiches (ohne Italien) mit 8000 Originalen bis 1200, weiteren 20 000 bis 1250 und weiteren 25 000 bis 1275 rechnete. Mit ähnlichen Progressionen rechnet H. Steinacker, Diplomatik und Landeskunde, in: MIÖG 32, 1911, 385–434, bes. 407 ff.: 8000 überlieferte Originale im Reichsgebiet bis zum Jahr 1200, 70 000 für das 13. Jh. und 1 Million für das 14./15. Jh. Zur Zeit archiviert das Lichtbildarchiv Aufnahmen von ca. 11 000 Urkunden, wobei z. T. auch kopiale Überlieferung erfaßt ist und die meisten Archive nur bis 1200 aufgenommen sind. Ich halte die Schätzungen Stengels und Steinackers für die Zeit bis 1250 für zu niedrig.

291 M.T. Clanchy, From Memory to Written Records: England 1066–1307, London 1979, 29 ff. (The proliferation of documents), bes. 41 ff. Die Zahlen sind ohne Quellenangabe geboten und beruhen für die päpstliche Kanzlei z. T. auf Jaffé und Potthast, z. T. auf Schätzungen; wie unzuverlässig sie sind – selbst bei Einbezug der Kanzleiregister – zeigen die jährlich ca. 150 bei Potthast verzeichneten Papsturkunden Bonifaz VIII. (1294–1303), denen Clanchy Fawtiers Schätzung von jährlich 50 000 (!) gegenüberstellt (die 50 000, die W. Ullmann, A short history of the papacy in the Middle Ages, London 1972, 248, für das ganze 13. Jh. angenommen hatte), oder die jährlich ca. 175 bei Jaffé-Löwenfeld verzeichneten Stücke Alexanders III. (1159–1181), denen bei Potthast ca. 290 für Innozenz III. (1198–1216) und Honorius III. (1216–1227) folgen, während für den letzteren bei P. Pressutti, Regesta Honorii papae III., Rom 1888, doppelt soviele Urkunden verzeichnet sind. Die Unzuverlässigkeit von Zählungen bei großen Kanzleien wie der päpstlichen erweist sich auch im Fall der Schweiz etwa bei A. Largiadèr, Die Papsturkunden des Staatsarchivs Zürich, Zürich 1963 und: Die Papsturkunden der Schweiz von Innozenz III. bis Martin V. ohne Zürich, Bd. 1, Zürich 1968, wonach von den ca. 800 für den Zeitraum 1198–1303 verzeichneten Originalen (inkl. Kopien für Zürich) 280 Stücke allein von Innozenz IV. (1243–1254) stammen; eine unsinnige Relation. Die Originalüberlieferung ist in keinem Falle als repräsentative Stichprobe der Gesamtproduktion zu betrachten. Einige Vergleichszahlen zu deutschen und französischen Königsurkunden bietet C. Brühl, Fodrum, gistum, servitium regis, I, Köln-Graz 1968, S. 221; zur Produktion der königlichen Kanzleien Frankreichs im 14.–16. Jh. vgl. G. Tessier, Diplomatique royale française, Paris 1962, 181 f., dazu R.H. Bautier, art. Chancelier, chancellerie in: Lexikon des Mittelalters, II, München/Zürich 1983.

292 Vgl. etwa die in RG verzeichneten Stücke aus der Zeit von 1100–1311, oder Gremaud I–II für die Zeit von 1100–1300 (inkl. chronikalische Nachrichten), für die Basler bischöfliche Kanzlei Rück, Die Urkunden, 10, und Gössi, Das Urkundenwesen, 21 f. mit Vergleichszahlen. Von Interesse ist die tabellarische Übersicht zu den Bistümern Cammin, Hildesheim, Merseburg, Gurk, Minden und Osnabrück bei F. Schillmann, Beiträge zum Urkundenwesen der älteren Bischöfe von Cammin (1158–1343), Marburg 1907, 92. In keinem Fall beträgt die Wachstumsrate weniger als 1,3 %.

293 Zur Diskussion des demographischen Wachstums nun am besten Fossier, Enfance, bes. 97–107; dazu L. Génicot, Le XIIIe siècle européen, Paris 1968 (Nouv. Clio, 18), 49 ff. und H. Kellenbenz (Hg.), Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 2, Stuttgart 1980, 14 ff., 298 f., 509 f. Das klimatisch-demographische Argument wird im Zusammenhang mit dem Schriftlichkeitszuwachs etwa von P. Renucci in: Storia d’Italia, 2/2, Turin 1974, 1126 f., in den Vordergrund gerückt.

294 Ein Schlüsselbegriff in vielen Büchern von P. Chaunu, u.a. in: Le temps des Réformes, Paris 1975, 78 ff., bes. 88 zur Alphabetisierung im Hochmittelalter.

295 Zum Kartular vgl. oben Anm. 16; zu Peter II. J.-P. Chapuisat, A propos des relations entre la Savoie et l’Angleterre au XIIIe s., in: Bulletin philologique et historique du Comité des travaux hist. et scient., année 1960, Paris 1961, 429–34 mit weiterer Literatur; die Notizen zum französischen Haushalt bei Roth Nr. 681 (1222).

296 R.C. van Caenegem, La preuve dans le droit du Moyen Age occidental, in: La Preuve, Bruxelles 1965 (Recueils de la Société Jean Bodin, 17), 691–753, bes. 745 ff.

297 Mit Ausnahme des Bistums Sitten ist das Netz der Neugründungen in der burgundischen Schweiz dichter als in der alemannischen, vgl. für den ersten Überblick R. Pfister, Kirchengeschichte der Schweiz, Bd. 1, Zürich 1964, mit Karte Nr. 54. Genauere Daten bieten die Bände der Helvetia Sacra, vgl. für die Westschweiz B. Bligny, L’église et les ordres religieux dans le royaume de Bourgogne aux XIe et XIIe s., Grenoble 1960.

298 Urkundenbuch der Stadt Basel, 1, Basel 1890, Nr. 55 (1180–1183): Ad hoc sepius rei veritas in scriptis redigitur, ut per violenciam seu oblivionem difficilius impugnetur.

299 Bresslau I, 651 f.; Fossier, a. O., 805.

300 Solothurner Urkundenbuch, 1, Solothurn 1952, Nr. 234.

301 E. Jacobi, Der Prozeß im Decretum Gratiani und bei den ältesten Dekretisten, in: ZRG Kan. 3, 1913, 223–343, zit. 262 f.; zum weitgehend urkundenfreien Lehenswesen und den Libri feudorum P. Classen, Fortleben und Wandel spätrömischen Urkundenwesens im frühen Mittelalter, in: VuF 23, 1977, 13–54, bes. 34 ff., 52 f.; vgl. Redlich, Privaturkunden, 210.

302 J.-L. 13162. Die Datierung der an Bischof Roger von Worcester gerichteten Dekretale ist nicht gesichert, wird aber aufgrund der Ortsangabe (Benevent) in einer Abschrift meist zu 1167/69 gesetzt seit St. Kuttner, Repertorium der Kanonistik, Città del Vaticano 1937 (Studi e testi, 71), 287; zur frühen Verbreitung ebda. S. 521 (Index zu J.-L. 13162) und Holtzmann-Cheney, Studies in the collections of twelfth-century decretals, Città del Vaticano 1979 (Mon. iuris canon., ser. B 3), 321 (Index zu J.-L. 13162). Seit 1234 durch die Dekretalensammlung Gregors IX. im Liber Extra, Buch 2, tit. 22: De fide instrumentorum, verbreitet, vgl. Corpus Iuris Canonici, ed. Friedberg, II, Leipzig 1881, Sp. 344–345. Die ausschlaggebende Wirkung der Dekretale wurde schon von H. v. Voltelini, Die Südtiroler Notariatsimbreviaturen des 13. Jh., 1. Teil, Innsbruck 1899 (Acta Tirolensia, 2/1), S. XXII, zugunsten der Glossatoren abgeschwächt, dagegen Bresslau I, 656 ff., und W. Trusen, Zur Urkundenlehre der mittelalterlichen Jurisprudenz, in: VuF 23, 1977, 197–219, zit. 206 f., mit Einschränkungen ebda. P. Johanek, Zur rechtlichen Funktion von Traditionsnotiz, Traditionsbuch und früher Siegelurkunde, 131–169, zit. 159.

303 Vgl. den Lausanner Vers aus einem (literarischen?) Epitaph des Bischofs Heinrich bei Roth S. 30: Vox ubi nulla sonat littera stare rogat (11. Jh.).

304 Zur Definition von sigillum authenticum und instrumentum publicum am besten A. Dumas, Etude sur le classement des formes des actes, in: Le Moyen Age 43, 1933, 145–182, bes. 150 ff. mit zahlreichen Belegen, ebenso W. Ewald, Siegelkunde, München/Berlin 1914, 42 ff. Der Ausdruck instrumentum (bzw. scriptum) autenticum ist in der Westschweiz schon vor 1200 belegt, vgl. z. B.E. Usteri, Westschweizer Schiedsurkunden bis zum Jahre 1300, Zürich 1955, Nr. 6 (1185, Papsturkunde) und Nr. 7 (1188).

305 Gremaud I, Nr. 199. Die Wendung erscheint zuerst in dem gen. Erlaß von 396 an Aeternalis, Prokonsul von Asien, über formale Erfordernisse für die Rechtsgültigkeit von Testamenten: … cum superflua non noceant, namque necessaria praetermissa imminuunt contractus et testatoris officiunt voluntati, non abundans cautela, vgl. Cod. Iustinianus VI 23, 17 [ähnlich schon Cod. Theodosianus IV 4, 3] ed. Krüger, Corpus iuris civilis, 2, Berlin 101963, 254. Sie ist mir zuerst in einer Gruppe von Aachener Arengen von 1168 bis 1185 begegnet (Aachener Urkundenbuch, bearb. v. E. Meuthen, Bonn 1972, Nr. 23, 38–40, 169), ebenso in Pommern seit 1182 (G. v. Buchwald, Bischofs- und Fürstenurkunden des 12. und 13. Jh., Rostock 1882, 445 f.).

306 Chirographen sind in der Westschweiz häufiger als im alemannischen Raum, vgl. Schmid, Zur Überlieferung, 62 ff., aber seltener als etwa in Lothringen, vgl. Bresslau I, 671 ff.; sie häufen sich im letzten Drittel des 12. Jh. vor allem im Wallis und illustrieren die Rechtsunsicherheit in der Zeit der Etablierung der Sittener Kapitelskanzlei. Die Verbreitung im 12. Jh. ist noch nicht untersucht worden, vgl. W. Trusen, Chirographum und Teilurkunde im Mittelalter, in: AZ 75, 1979, 233–249.

307 Bischof Roger für Montheron in MDR2 10, 206; die Sittener Urkunde bei Gremaud I, Nr. 204, hier auch Nr. 194 (1199) zur Schriftlichkeit der contractus et conventiones hominum.

308 Conciliorum oecumenicorum decreta, a. O., 252.

309 Vollst. ed. von P.-J. Kessler, Untersuchungen über die Novellengesetzgebung Papst Innozenz IV., in: ZRG Kan. 31, 1942, 142–320, zit. 156–182, mit der Literatur.

310 Zu Genf Helvetia sacra I/3, 187 ff., danach in Lyon seit 1214, in Basel seit 1252 (vgl. Helvetia sacra I/1, 241 f.). Zu Lausanne Reymond, 74 ff., zu Sitten vgl. Carlen (oben Anm. 256). In Besançon seit 1223 (Fiétier, La cité de Besançon, 944 ff.), in Chalon 1213, in Mâcon 1226 (vgl. Duby, La société, 573). Zu beachten sind die Bemerkungen von W. Trusen in H. Coing (Hg.), Handbuch der Quellen und Literatur der neuern europäischen Privatrechtsgeschichte, 1, München 1973, 467–504, zit. 468 zum Begriff officialis, den schon P. Fournier, Les officialités au Moyen Age, Paris 1880, 2 ff., untersucht hatte. So spricht der Bischof von Lausanne schon 1214 von seinen familiares sive officiales (AASM Tir. 48 Paq. 4 Nr. 1) und Graf Amadeus IV. von Savoyen 1245 von seinen officiales im Unterwallis (vgl. oben Anm. 181); er beschäftigt 1252 auch einen officialis curie comitis (HPM 6 Nr. 1903).

311 P. Wentzcke, Ungedruckte Urkunden zur Geschichte der Bischöfe von Straßburg im 12. Jh., in: MIÖG 29, 1908, 583 ff. Schriftliche Prozeßführung ist um diese Zeit auch in der Westschweiz üblich, vgl. Usteri, a. O., Nr. 5 (1184). Zur Anrufung von leges und canones Vismara, a. O., 424 f.

312 Obwohl für manche Siegel nur späte Beispiele beschrieben und abgebildet sind, bietet den besten Überblick für die ganze Westschweiz D.L. Galbreath, Inventaire des sceaux vaudois, Lausanne 1937. Das älteste Siegel der Region ist das des Bischofs von Basel von 1010 (vgl. Rück, Die Urkunden, 215). Siegel der Bischöfe von Genf, Lausanne und Sitten sind erst aus dem 12. Jh. bekannt.

313 Vgl. z. B. zur Rechtsschule um 1130 im Dauphiné A. Gouron, Die Entstehung der französischen Rechtsschule, in: ZRG Rom. 93, 1976, 138–160.

314 Für das 12./13. Jh. am besten Duparc, La pénétration, 29–52, auch für die Nachbargebiete Savoyens. Vgl. F. Wigger, Die Anfänge des öffentlichen Notariats in der Westschweiz bis zur Mitte des 14. Jh., Diss. phil. Fribourg, Schüpfheim 1951, die neuere Literatur bei F. Elsener, Notare und Stadtschreiber. Zur Geschichte des schweizerischen Notariats, Köln-Opladen 1962 (Arbeitsgem. f. Forschung des Landes Nordrhein-Westf., Geisteswiss., 100), 29 ff.; P.-J. Schuler, Geschichte des südwestdeutschen Notariats, Bühl/Baden 1976, 46–50; L. Carlen, Notariatsrecht der Schweiz, Zürich 1976, 1 ff. Für die benachbarte Franche-Comté vgl. Fiétier, La cité de Besançon, 976 ff. Überblick über Quellen und Literatur Bautier-Sornay II, 1141 ff., zur Westschweiz 1353 ff.

315 O. Hintze, Der Commissarius und seine Bedeutung in der allgemeinen Verwaltungsgeschichte, jetzt in: Staat und Verfassung, Gesammelte Abh. z. allg. Verfassungsgeschichte, I, Göttingen 31970, 242–273, bes. 254 ff.

[p. 273] Bemerkungen zur spätbabenbergischen und ottokarischen Kanzlei in Österreich und Steier (1198–1278) (Tafel VIII–X)

Die Beantwortung der Frage nach den Anfängen der landesfürstlichen Kanzlei in den babenbergisch-ottokarischen Donau- und Alpenländern führt zu einer leicht modifizierten Bestätigung der vor fast fünfzig Jahren formulierten Ergebnisse von Hans-Walter Klewitz; vereinfacht wiederholt lauten sie: 1. lange vor der cancellaria war der cancellarius; 2. die Kanzlei ist aus der Kapelle hervorgegangen1. Zum ersten Punkt ist für unser Gebiet zu ergänzen: nicht nur die Begriffe cancellaria und capella sind nicht zu belegen, auch nicht der cancellarius, wenn man vom böhmischen Kanzler König Ottokars absieht2. Die landesfürstliche Verwaltung kannte den notarius bzw. protonotarius3, unter besonderen Bedingungen den scriba bzw. scriptor4. In einer Empfängerausfertigung [p. 274] sind einmal consiliarii („Ratgeber‟) genannt5. Bemerkenswert ist ferner die Adaption der Begriffe an die zeitgenössischen Bedingungen in Übersetzungen und Fälschungen: da wird, um zwei Beispiele herauszugreifen, der protonotarius zum obristen schreiber6, der notarius zum secretarius7.

Zum zweiten: Bei sorgfältiger Durchsicht der Babenbergerurkunden waren 68 Namen von Kaplänen festzustellen, die mehr als einmal urkundlich aufscheinen. Etwa zehn davon begegneten häufig als Notare bzw. Protonotare – die Begriffe wurden sehr oft synonym verwendet –, mehrere andere unternahmen Reisen im Auftrag des Herzogs, waren gewissermaßen im diplomatischen Dienst tätig. Auch sie verfaßten gelegentlich Urkunden, die mit ihrem speziellen Auftrag in Zusammenhang standen oder ihrem eigenen Interesse dienten.

Um über diese allgemeinen Feststellungen hinaus zu einer Charakteristik des babenbergisch-ottokarischen Kanzleiwesens zu gelangen, zunächst einige Worte zur besonderen kirchlichen und politisch-dynastischen Situation der Länder Österreich und Steier.

Das babenbergische Stammland Österreich lag kirchlich im Bereich der Diözese Passau; der Versuch zur Errichtung eines eigenen Landesbistums scheiterte. Die Steiermark war kirchlich Teil der Metropole Salzburg, die 1218 in Seckau ein Eigenbistum errichtete. Ferner ist festzuhalten, daß sich seit 1192 zwei Herzogtümer unter babenbergischer Herrschaft befanden, Österreich und Steier, und daß sich in der letzten Babenbergerzeit die Bildung eines neuen Landes abzeichnete, des Landes ob der Enns. Von der dynastischen Situation seien einige wesentliche Tatsachen erwähnt8: Leopold VI., [p. 275] seit 1194 Herzog von Steier, seit 1198 auch von Österreich, galt als der glanzvollste babenbergische Fürst, als Förderer von Kunst, Wissenschaft und – Wirtschaft: von ihm stammen die Stadtrechte für Enns und Wien, unter seiner Herrschaft wurde ein neuer Handelsweg nach Venedig ausgebaut, er nahm teil an Kreuzfahrten, knüpfte und intensivierte Verbindungen zu den Mächtigen seiner Zeit. Zu den Früchten dieser Politik zählten die Ehe seiner Tochter Margarete mit dem Kaisersohn Heinrich, seine Stellung als Vermittler zwischen Kaiser und Papst, zunehmender Wohlstand in seinen Ländern, aber auch eine Straffung der landesherrlichen Gewalt. Angesichts dieser vielfältigen Aktivitäten ist es nicht verwunderlich, daß mit seiner Regierung auch eine „Kanzlei‟ ihren Anfang nahm. Leopolds Sohn Friedrich II., zunächst vom Kampf um die Behauptung des väterlichen Erbes in Anspruch genommen, riskierte eine bewaffnete Auseinandersetzung mit dem Kaiser, der 1238/39 fast ganz Österreich eroberte. Schließlich gelang dem Herzog Sicherung und Ausbau seiner Landesherrschaft; 1246 fiel er kinderlos in der Schlacht an der Leitha im Kampf mit seinem Vetter, König Bela IV. von Ungarn. Die überlebenden weiblichen Verwandten, seine Nichte Gertrud und seine Schwester Margarete, wurden mehr oder minder freiwillig in den Kampf um das babenbergische Erbe verwickelt: nach zwei kurzen Ehen mit dem Prěmysliden Wladislaw und Hermann von Baden heiratete Gertrud schließlich 1252 Roman von Halicz und wurde durch den Gang der Entwicklung auf die Steiermark und Ungarn verwiesen. Die österreichischen Landherren riefen 1250 den mährischen Markgrafen Ottokar, den Bruder des Wladislaw, ins Land, der seine Herrschaft durch die Ehe mit der um fast 30 Jahre älteren Margarete legitimierte. Seine Herrschaft endete zunächst im Süden bei den Höhen der nördlichen Kalkalpen. Die Steiermark war von den Ungarn besetzt. Nach deren Vertreibung (1260) blieb Ottokar Herr über das gesamte babenbergische Erbe bis zu seinem gewaltsamen Ende. Entscheidende Machtfaktoren stellten zudem die mächtigen Landherren dar; das Verhältnis der Landesfürsten zu ihnen gestaltete sich wechselhaft, doch schließlich immer konfliktreicher.

Die wechselnde politische Lage spiegelt sich in der Geschichte der Kanzlei, oder – korrekter – der babenbergischen und ottokarischen Notare. Ihre [p. 276] Geschichte ist zudem ein verläßlicher Gradmesser für Machtstellung und -verfall der Landesfürsten. Die Quellenlage zu ihrer Erforschung ist nicht ungünstig: 386 Siegelurkunden sind von den letzten Babenbergern bekannt, 328 aus der donau- und alpenländischen Beurkundungstätigkeit Ottokars. Sie alle liegen in neueren und neuesten Editionen vor: Im Babenberger-Urkundenbuch9, im Codex diplomaticus Bohemiae10 und im Urkundenbuch der Steiermark11. Dazu kommen zu den heute noch unentbehrlichen Arbeiten von Mitis12 und Groß13 neuere kanzleigeschichtliche Untersuchungen von Fichtenau14, Šebánek und Duškova15. Trotz allem bleibt noch manche Frage offen.

Zunächst ein Überblick über das Material in chronologischer Hinsicht: naturgemäß fließt am Anfang von Regierungen oder in Zeiten fieberhafter politischer Aktivität der Urkundenstrom reichlicher. Nicht uninteressant ist auch die Verteilung auf Empfängergruppen, auf Österreich, Steier und Andere in [p. 277] babenbergischer, auf die ehemals babenbergischen und auf die böhmischen Länder in ottokarischer Zeit16:

Babenberger-Urkunden:

Jahre1198/9912000102030405060708091011121314
Empfänger:
österr.4314124133111
steir. (mit Traungau)317122212312412
andere41542221
gesamt114212932473664623
Jahre1215161718192021222324252627282930313233
Empfänger:
österr.133123411322249
steir. (mit Traungau)212312341254
andere22113512133361211
gesamt566251165263397364155
Jahre12343536373839404142434445464748Summe
Empfänger:
österr.341371646111108
steir. (mit Traungau)211410855612109
andere4328105411298
gesamt72811925191613131413316

[p. 278] Ottokar-Urkunden:

Jahre12474849505152535455565758596061626364
Empfänger:
böhm. Gruppe31441041269106848131297
österr. Gruppe14201098935131771034
gesamt3144242422151719913172520221211
Jahre126566676869707172737475767778Summe
Empfänger:
böhm. Gruppe727812861056111164233
österr. Gruppe11107324405581812174296
gesamt181214113648111513242328104529

Bei etwa einem Drittel aller Urkunden – dieser Prozentsatz bleibt während des gesamten Zeitraums annähernd konstant – handelt es sich um reine Empfängerausfertigungen; dem Rest ist man mehr oder minder Kanzleimäßigkeit zuzubilligen bereit. Daß Privilegien den höchsten Anteil an Kanzleimäßigkeit aufweisen – etwa die Hälfte aller ausgefertigten Stücke –, dürfte nicht überraschen.

Zur besseren Übersicht sei das Verhältnis von Kanzlei- und Empfängerausfertigungen17 sowie das der einzelnen diplomatischen Formen zueinander18 [p. 279] statistisch aufgelistet. Eine Statistik anhand des überlieferten Materials ist ein Wagnis; nicht nur der Zufall der Überlieferung ist in Rechnung zu stellen, auch die diplomatische Zuordnung ist angesichts der zahlreichen Mischformen oft nicht eindeutig zu treffen. Als signifikante Ergebnisse aus der Babenbergerzeit können genannt werden: das allmähliche Aufkommen der Nos-Urkunde, besonders seit 1242, sowie der Mandate. Das älteste Mandat ist zu 1219/29 zu datieren (BUB 215), die älteste Nos-Urkunde von angeblich 1232 für Lilienfeld (BUB 298) muß zu den Fälschungen aus habsburgischer Zeit gerechnet werden.

Jahre98/990001020304050607080910111213141516
Kanzlei83143213325122212
Empfänger311751233413434
andere11111
Jahre171819202122232425262728293031323334
Kanzlei3341131284436
Empfänger32163413113441021
andere112111421
Jahre3536373839404142434445464748Summe
Kanzlei141721191411111311183
Empfänger131112111106
andere111311229
Jahre4748495051525354555657585960616263Summe
Kanzlei3143651059104811510134111
Empfänger11819121089556201098140
Kanzlei Böhmen31436185563832810379
Kanzlei Österreich424418323132
Empfänger Böhmen143414431652644
Empfänger Österreich141689452551457296

[p. 280] Babenberger-Urkunden:

Jahre1198/9912000102030405060708091011
Priv. K.73144133341
Priv. E.2452212112
Briefe K.
Briefe E.1121
andere K.1
andere E.1111111
Nos-Urk. K.
Nos-Urk. E.
Jahre12121314151617181920212223242526
Priv. K.2211121412
Priv. E.112231132111
Briefe M.K.111
Briefe M.E.11
andere K.111
andere E.111121122
Nos-Urk. K.
Nos-Urk. E.
Jahre12272829303132333435363738394041
Priv. K.411224161616
Priv. E.13151111
Briefe M.K.13121143
Briefe M.E.131
andere K.311
andere E.1111211
Nos-Urk. K.111
Nos-Urk. E.1
Jahre12424344454647484951525355Summe
Priv. K.8871111211135
Priv. E.11158
Briefe M.K.21123
Briefe M.E.113
andere K.1111
andere E.11129
Nos-Urk. K.432221219
Nos-Urk. E.113

[p. 281] Ottokar-Urkunden:

Jahre4748495051525354555657585960616263Summe
Große B.K.342518546251169264
Große B.E.1331231161628
Große Ö.K.132232215
Große Ö.E.2242311541530
M. u. Briefe B.K.111115
M. u. Briefe B.E.221128
M. u. Briefe Ö.K.33
M. u. Briefe Ö.E.54141126125
Übrige B.K.1112212111
Übrige B.E.111317
Übrige Ö.K.4112131114
Übrige Ö.E.71033313432241
Jahre646566676869707172737475767778Summe
Feierl. Priv. B.K.131361174443491162
Feierl. Priv. B.E.22112102012003017
Feierl. Priv. Ö.K.15011151023000020
Feierl. Priv. Ö.E.02100041001010010
Nos-Urkunden B.K.01010000301403215
Nos-Urkunden B.E.0000000000000000
Nos-Urkunden Ö.K.111117122108541045
Nos-Urkunden Ö.E.00220670124150030
Mand. u. Briefe B.K.1000000010020004
Mand. u. Briefe B.E.2002001000012019
Mand. u. Briefe Ö.K.01220120211421019
Mand. u. Briefe Ö.E.014121080112250037
Übrige B.K.1100000020000004
Übrige B.E.0000000001010002
Übrige Ö.K.1100002001001107
Übrige Ö.E.0100001101000004
Priv. = Privilegien, M. = Mandate, B. = Böhmen, Ö. = Österreich, K. = Kanzlei, E. = Empfänger

Es ist im Rahmen dieses Überblicks nicht möglich, Diktateigenheiten zu analysieren; diesbezüglich sei auf die subtilen Untersuchungen von Groß, Mitis, Fichtenau, Šebánek und Dušková verwiesen. Der Angelpunkt der [p. 282] Kanzleimäßigkeit liegt nicht so sehr in einem u. U. durch ein Formelbuch vermittelten einheitlichen Diktat der landesfürstlichen Urkunden; er ist vielmehr in der Eigenart und in den Gewohnheiten der einzelnen Notare zu suchen. Ihre spezifische Karriere bestimmte im wesentlichen die Ausformung des „Kanzleidiktats‟ und seine Berührungspunkte mit anderen Kanzleien. Schon Mitis und Groß ist etwa die enge Verwandtschaft von babenbergischen mit passauischen Beurkundungsgewohnheiten aufgefallen.

Die vielfältigen Verflechtungen zwischen der Passauer und landesfürstlichen Kapelle, zwischen dem Dienst in der Finanzverwaltung, Diplomatie und Beurkundungsgeschäft lassen sich anhand von konkreten Lebensläufen schildern. Möglichkeiten, Tätigkeit und Entwicklung der Kanzlei soll an den Karrieren von vier Trägern des Namens Ulrich aufgezeigt werden:

Im Jahr 1193 bestätigte Herzog Leopold V. in Enns auf Bitten des Abtes von Seitenstetten seinen Ministerialen ausdrücklich das Recht, dem Kloster Seelgerätstiftungen zu machen. Auf der Plica der darüber ausgestellten Urkunde findet sich der Satz: Ego Vlricus sigillavi ex mandato domini Livpoldi ducis Austrie Styrieque presentem hanc paginam presente Hartungo camerario, der als eigenhändig angesehen wurde19. Dieser Satz, im gesamten babenbergischen Material singulär, würde den Anfang für den Brauch markieren, verantwortliche Notare namentlich zu nennen – wenn die Urkunde echt wäre.

Im echten Material scheint Ulrich zum erstenmal in einer Besitzbestätigung Herzog Friedrichs für Heiligenkreuz aus dem Jahre 1196 als Notar auf – und zwar gleich zweimal: unter den Zeugen und in der hier erstmals nachweisbaren Datum-per-manus Formel, die entgegen späterem Brauch als eine Art Nachtrag an das Ende der Datumzeile gerückt wurde20. Wer war nur dieser Ulrich? Wie auch später fast die Regel, wissen wir nichts über seine Herkunft. Verschiedentlich unternommene Versuche, ihn genealogisch einer der großen bayerischen oder schwäbischen Hochadelsfamilien (Andechser, Grafen [p. 283] v. Berg) zuzuordnen, sind gescheitert21. Adelige Abkunft ist allerdings nicht unwahrscheinlich. Über zwanzig Jahre lang war dieser vielseitige und gebildete Mann im Dienste des Landesfürsten tätig. Mit vorsichtiger Beziehung verschiedener Nennungen des nicht gerade seltenen Namens auf den Notar ergeben sich folgende Stationen seiner Karriere:

Seine Haupttätigkeit in der babenbergischen Kanzlei fiel in die Jahre 1196–1204; aus diesem Zeitraum konnten 23 Urkunden seinem Diktat zugeschrieben werden, 19 Stücke davon weisen die Dpm-Formel auf22. Bis 1215 als Notar nachzuweisen, trat die Tätigkeit in der Kanzlei zugunsten seiner Agenden als oberster landesfürstlicher Finanzbeamter in den Hintergrund23. Da die Sorge für das Beurkundungsgeschäft von der für die landesfürstlichen Finanzen nicht institutionell getrennt war, wurden auch die Begriffe scriba und notarius häufig synonym verwendet. Wie anders wäre es sonst zu verstehen, daß im Jahre 1222 der Bischof von Passau, Gebhard, seine von seinem Vorgänger übernommenen Schulden entweder dem herzoglichen Richter in Enns oder dem Notar in Wien (vel iudici suo in Anaso seu notario eius in Winna …) bezahlen sollte?24 Der Vorgänger Bischof Gebhards war niemand anderer als unser Notar Ulrich, der, seit etwa 1204 Pfarrer von Falkenstein, seit unbekannter Zeit auch Kanoniker von Passau, im Jahre 1215 gegen den heftigsten Widerstand des überwiegenden Teils des Domkapitels und der Passauer Bürgerschaft von Leopold VI. unter Mithilfe der Häupter der Christenheit als Bischof durchgesetzt werden konnte. Erst als Elekt empfing er die Priesterweihe25. Wenn Leopold VI. auch mit seinem Plan der Gründung eines Landesbistums [p. 284] in Wien gescheitert war26, so war ihm nun der umgekehrte Weg geglückt, wenigstens einen Mann seiner Wahl als Vorsteher der Diözese zu etablieren. Allein diese Zeit der im Sinne des Herzogs idealen Übereinstimmung bzw. Abhängigkeit währte nicht lange. Schon sechs Jahre später starb der Bischof auf der Rückkehr aus Ägypten, wohin er Subsidien gebracht hatte. Während des ägyptischen Unternehmens des Herzogs 1218/19 allerdings war er im Lande geblieben und hatte de facto die Regierung geführt, d.h. die Herzogin Theodora unterstützt. Man kann vermuten, daß die Einsetzung in das Amt des scriba mit den Kreuzzugsplänen des Herzogs in ursächlichem Zusammenhang stand, der für die Zeit seiner Abwesenheit die Verwaltung der herzoglichen Einkünfte in sicheren Händen wissen wollte27.

Seine Tätigkeit hat Ulrich sichtbare Wohlhabenheit beschert: aus einer Urkunde des Bischofs Manegold von Passau von 1214 (Juli 12, Passau) wissen wir, daß er ein Haus in Wien besaß, denn daneben ließ er eine Kapelle zu Ehren der heiligen Katharina erbauen, die er mit einem Weingarten in Grinzing bestiftete28.

Über die eigentliche materielle Grundlage der Notare werden wir etwas später hören, doch scheint Weingartenbesitz in Grinzing zur zusätzlichen Ausstattung der Notare vorgesehen gewesen zu sein. Dafür ein schönes Beispiel: Propst Marquard von Klosterneuburg gab im Jahr 1226 dem herzoglichen Notar Ulrich von Witzelsdorf (domino Vlrico domini ducis notario et in Wezlinsdorf tunc plebano) mehrere Weingärten in Grinzing und Umgebung, die vorher der magister Heinricus Zobelinus zu Leibgeding gehabt hatte, dann weitere Weingärten, deren Nutzgenuß dem magister Heinricus physicus, Ulrichs Amtsvorgänger und herzoglichem Leibarzt, zugeflossen war29.

[p. 285] Dieser Ulrich, seit 1227 Protonotar und scriba, ist der einzige babenbergische Notar, von dem wir ein Siegel kennen, das er allerdings offensichtlich in seiner Eigenschaft als Landschreiber geführt hat. Es hängt an zwei Göttweiger Urkunden30 und unter anderem auch an einem publicum instrumentum über einen Schiedsspruch aus dem Jahre 122731. Weitere Mitglieder des Schiedsgerichtes in einem Streit zwischen Reichersberg und den Herren von Ternberg waren Abt Walter von Melk, Propst Ulrich von St. Nikola als archidiaconus [p. 286] Austrie, Domdekan Chuno von Salzburg und Pfarrer Heinrich von Wien32.

Ulrich ist unter den von Bischof Gebhard von Passau abgesetzten österreichischen Pfarrern und Prälaten zu finden, gegen die der Bischof einen Prozeß angestrengt hatte, der vor delegierten Richtern (Bischof, Propst und Dekan von Prag) am 13. Dezember 1229 verhandelt wurde – allerdings ohne Ergebnis. Die in vieler Hinsicht bemerkenswerte Quelle wirft auch ein Licht auf die nicht eben zarten Umgangsformen der Klerisei. Die Prager hatten u.a. auch deswegen resigniert (d.h. den Prozeß an den päpstlichen Stuhl verwiesen), weil sie nicht einmal litterae citatoriae nach Österreich senden konnten, ohne um Gesundheit und Leben der Gesandten fürchten zu müssen: quidam clerici iam sint in vituperium dei et ecclesie Romane male tenti et viliter tractati et timemus eis in futurum etiam vite periculum imminere33. Weiter ist über diesen Fall nichts mehr überliefert; in der Mehrzahl dürften die „aufsässigen‟ Österreicher ihre Pfründen behalten haben. Zum Termin, der für die Verhandlung in Rom vorgesehen war, befand sich Leopold VI. bereits in Italien auf dem Wege zum Papst. Vermutlich hat er auch den Kirchenstreit bereinigt; es fehlt allerdings jede Quelle darüber.

Nach diesen und anderen Anzeichen zu schließen, dürfte sich der österreichische Klerus mit allen Finessen kanonischen Rechtes gewehrt haben, seine Prokuratoren waren aber abgelehnt worden. Daß man, wahrscheinlich sowohl aufseiten der Notare wie der geistlichen Empfänger, mit den neuesten Entwicklungen des Dekretalenrechtes wohl vertraut war, ist neuerdings von Hageneder aufgezeigt worden34. Damit im Zusammenhang sei auf den Magistertitel hingewiesen, den die Notare seit den Zwanzigerjahren des 13. Jahrhunderts fast in der Regel führten und der doch auf ein akademisches Studium zurückzuführen sein wird, sei es der Medizin, der Jurisprudenz oder von beidem35.

[p. 287] Unter den 1229 genannten aufmüpfigen Geistlichen der Passauer Diözese sind unter anderen genannt: der Wiener Schottenabt, der Propst von Klosterneuburg, der Abt von Kleinmariazell, die Pröpste von St. Andrä und St. Georgen (Herzogenburg), die Äbte von Göttweig, Altenburg, Melk, Seitenstetten …, die Dechanten in Enns, Krems und Herzogenburg, Magister Marquard von Ried, Magister Marquard, Pfarrer in Spitz, die Pfarrer Siegfried von Hainburg, Ulrich von Witzelsdorf, Eberhard von Lassee, Konrad von Rußbach, Marquard von Gars, Danielvon Alt-Pölla, Friedrich von Weitersfeld, Wernhard von Sitzendorf, Heinrich von Rappoltenkirchen, Rüdiger von Kilb, Reinbert von Asparn und Heinrich, Siegfried von Wels, Siboto von Gramastetten, von Fallbach, Ulrich von St. Andrä sowie die Wiener Pfarrgeistlichen Pernold, Erchenbold, Albert und Rapoto36.

Wir begegnen hier nicht nur dem Landesklerus, sondern auch Leuten, die an hervorragender Stelle in der Landesverwaltung, in der babenbergischen Kanzlei tätig waren, wie Konrad von Rußbach, dem vorhin besprochenen Protonotar Ulrich von Witzelsdorf, ferner Daniel von Pölla. Einen Großteil der genannten Pfarren kennen wir als Kanzleipfründen. Schon in einer Urkunde aus dem Jahre 1135 sind mehrere Pfarren genannt, auf deren Zehent der Bischof von Passau seinen Anspruch energisch anmeldete; darin scheinen bereits die Namen (Groß) Rußbach, Gars, (Alt) Pölla und Weitersfeld auf37. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Einkünfte aus diesen Pfarren zur Entlohnung für Kanzleitätigkeit dienten. Ja, innerhalb der unterschiedlich reichen Pfarren können wir eine gewisse Hierarchie feststellen; Gipfel der Karriere war es offensichtlich, Inhaber der Pfarre Probstdorf zu werden38. Bemerkenswert bleibt die Tatsache, daß eine Verfügung über die genannten Einkünfte unter unterschiedlichen Titeln sowohl dem Bischof von Passau wie dem Herzog von Österreich zustand. Ein Kandidat für eine solche Pfarrerstelle mußte daher mit beiden Gewalten ein gewisses Einvernehmen hergestellt haben; auch von diesem Gesichtspunkt aus wird die große Bedeutung des Nach- bzw. Nebeneinanders von passauischem und österreichisch-landesfürstlichem [p. 288] Dienst verständlich, die sich in vielen individuellen Lebensläufen feststellen läßt.

Betrachtet man die geographische Lage der Pfarrorte, so fällt das Fehlen im Kerngebiet des Landes, dagegen die Massierung an seinen nördlichen und östlichen Rändern auf39 – ein Indiz dafür, daß ihre Entstehung einer letzten Ausbauphase der Binnenorganisation des Landes angehört, zu einer Zeit, als landesfürstliche Macht bereits merklich als gestaltende Kraft der Organisation in Erscheinung trat. Mit Passau mußte von Fall zu Fall ein Arrangement getroffen werden; das spiegelt sich in urkundlichem Material reichlich wider. Von dieser Situation her wird erklärlich, daß die gleichzeitige Inhabung von Passauer Kanonikat und Kanzlei-Pfarr-Pfründe für die babenbergischen Notare fast zur Regel wurde. Eine Regel, die ihrerseits in der zeitweise sehr engen an der Papsturkunde orientierten Verwandtschaft zwischen passauischen und babenbergischen Beurkundungsgewohnheiten ihren Ausdruck fand; der Höhepunkt der Gemeinsamkeiten fällt in das letzte Jahrzehnt der Regierung Leopolds VI.40.

Auf einen augenfälligen Unterschied allerdings möchte ich hinweisen: der Bischof von Passau datierte nach eigenen Amtsjahren, der Herzog von Österreich nicht41.

Was über die Verbindung der österreichischen Notare mit Passau gesagt wurde, dürfte für die Steiermark auf die Verbindung mit Salzburg bzw. Sekkau zutreffen; sie läßt sich personengeschichtlich belegen, etwa an Propst Bernhard von St. Bartholomä in Friesach, der 1211–17 Notar in Salzburg war, der erzbischöflichen wie der herzoglichen Kapelle angehörte, und, wohl [p. 289] versorgt mit den Einkünften der Pfarre Fischau, für den Herzog eine allerdings erfolglose diplomatische Mission nach England unternahm42.

Noch ein kurzes Wort über die babenbergische Sekundogenitur, über eine Kanzlei des „Herzogs‟ Heinrich von Mödling und seines gleichnamigen Sohnes. Die Mödlinger verfügten über eine eigene Hofhaltung, eigene Ministerialen; ihr Einflußgebiet umfaßte große Teile des späteren Viertels unter dem Wienerwald43. Soweit die spärliche Überlieferung Anhaltspunkte bietet, überwiegt die Empfängerausfertigung. Immerhin ist als Kaplan und Notar Heinrichs des Älteren von Mödling der Pfarrer Walther von Gumpoldskirchen nachgewiesen44. In manchen Fällen ist an eine Mitwirkung des Pfarrers von Mödling bei der Beurkundung zu denken. Besonders Otto, seit den Zwanzigerjahren des 13. Jahrhunderts Inhaber der Mödlinger Pfarre, war nacheinander Kaplan Heinrich des Jüngeren von Mödling, der Herzogin Theodora und Friedrichs II., bevor er in der Kanzlei der Herzogin Gertrud, der Nichte des letzten Babenbergers, tätig wurde.

Herzogin Gertrud, ebenso in direkter Linie Nachkommin des ersten österreichischen Herzogs, Heinrich Jasomirgott, wie die Königin Margarete, hat sich zur Durchsetzung ihres Herrschaftsanspruches offensichtlich auf die Erbfolgebestimmungen des Privilegium minus berufen. Daß der Text des Privilegium minus an ihrem Hof bekannt war, geht aus der Verwendung der Minus-Arenga in einer Urkunde Gertruds für den steirischen Landschreiber Witigo aus dem Jahr 1255 hervor. Das Diktat dieser Urkunde stammt von Pfarrer Otto von Mödling45. Eine Beteiligung dieses Mannes an der Anfertigung [p. 290] der einzigen erhaltenen Abschrift des Privilegium minus nach dem Original ist mit guten Gründen vermutet worden46.

Mit diesen Feststellungen haben wir bereits einige Argumente im Kampf um das babenbergische Erbe berührt, die auch Anhaltspunkte für die Existenz eines landesfürstlich-babenbergischen Archivs liefern47. Daß die Parteiungen und die Trennung der Länder in verschiedene Einflußsphären Rückwirkungen auf die „Kanzlei‟ hatten, versteht sich von selbst:

Wer die Zeit des letzten Babenbergers und Ottokars erlebte, stand ständig vor Entscheidungen, konnte alles oder nichts erreichen. Ulrich, der offenbar hochbegabte Passauer Kanoniker und Pfarrer von Kirchberg, Archidiakon von Österreich, wurde nach einer beispielslosen Aktivität im Dienst Friedrich II. nach 1239 – er wird in den Jahren 1239–1244 nicht weniger als 47 mal genannt – auf Betreiben des Herzogs Bischof von Seckau, trat sein Amt aber erst nach dessen Tod an48. Wir finden ihn in keiner einzigen Urkunde der Herzogin Gertrud – er dürfte zwischen den Parteien laviert haben. Diese politische Haltung und seine zweifellose Tüchtigkeit empfahlen ihn als Kompromißkandidaten gegen den suspendierten Metropoliten, den Elekten Philipp von Spanheim, Bruder Herzog Ulbrichs von Kärnten und Vetter König Ottokars. Obwohl 1258 in Rom geweiht, konnte er sich im Erzbistum Salzburg nicht durchsetzen; nach wechselnden Schicksalen resignierte er in Erkenntnis seiner Machtlosigkeit (1264) und blieb in der Folge selbst im Bistum Seckau und im Besitz der Pfarre Piber nicht ungestört. Er starb 126849.

Ein weiteres Streiflicht aus der Zeit politischen Umbruchs: 1245 waren [p. 291] Protonotar Leopold und Notar Gottschalk nach Lyon zu Innozenz IV. gesandt worden, um wieder einmal wegen eines österreichischen Bistums zu verhandeln. Magister Leopold, Pfarrer von Wien, brachte als dilecti filii nobilis viri ducis Austrie protonotarius die Erlaubnis mit, noch eine zweite Pfarre innehaben zu dürfen50. Nach erfolgreichem Engagement im Dienste Margaretes und Hermanns von Baden 1250 plötzlich ohne fürstlichen Schutz, traf ihn die Verfügung des päpstlichen Legaten Konrad von St. Guido, daß die Wiener Pfarre wegen unerlaubter Pfründenakkumulation vakant sei. Das sei sie übrigens ipso iure wegen Leopolds defectus natalis, zudem sei er wegen Häresie, Mord, Ehebruch, Meineid und Simonie vor die Synode geladen51. Anders Gottschalk. Vielleicht als Pfarrer von Klamm Salzburger Notar, dann Notar Friedrichs II. und Pfarrer von Niederhollabrunn, war er möglicherweise an der Vermittlung der Ehe Gertruds mit Wladislaw beteiligt und diente Ottokar als Protonotar von dessen ersten Schritten in Österreich an. Sein Tod um 1255/56 bewahrte ihn vor weiteren Konflikten52.

[p. 292] Wenden wir uns nun kurz der Urkundentätigkeit König Ottokars in Österreich zu: in seinen ersten beiden österreichischen Jahren läßt ein unverhältnismäßig hoher Anteil an Empfängerausfertigungen auf eine gewisse Unsicherheit im Beurkundungsgeschäft schließen. Erst nach 1254 (Frieden von Ofen), als die Machtverhältnisse zunächst geklärt waren, setzte die Pflege alter babenbergischer Kanzleitraditionen wieder ein, verkörpert durch den bereits genannten Notar Gottschalk und durch Arnold, der besonders 1254–1263 hervortritt und schon in der Kanzlei König Wenzels tätig war. Daß er aus Österreich stammte, konnten Šebánek und Dušková aufgrund subtiler paläographischer und Diktatanalysen feststellen53.

Zum Inbegriff selbständiger österreichischer Kanzleitradition in ottokarischer Zeit wurde jedoch Magister Ulrich, Exponent einer österreichischen Kanzleiabteilung König Ottokars – der letzte der in diesem Überblick genannten Ulriche –, der vielleicht aus Bayern stammte54. Jedenfalls begann er seine Karriere als Kanoniker von Freising und Prokurator des Freisinger Bischofs sowie als Kanoniker von Passau. Unter Umständen war er identisch mit einem 1240 genannten Notar des Herzogs Otto von Bayern55. 1259 wurde er Pfarrer von Probstdorf und ist seit dieser Zeit neben Arnold häufig als Notar/Protonotar Ottokars genannt. 1260 wurde er notarius Stirie und avancierte seit 1264 zum Kanzleichef für österreichische Belange neben dem Kanzler Peter56. Wie kein anderer zuvor akkumulierte er Pfründen: er war Pfarrer von Herrnstein, Probstdorf, Hartberg, Piber und Wien. An der Urkundenexpedition dieses Mannes läßt sich Höhepunkt und allmählicher Machtverlust Ottokars in den babenbergischen Ländern ablesen: 39 Urkunden wurden von ihm ausgehändigt, die meisten stammen aus den Jahren 1267–1270. In dieser Zeit wird er allein in allen Urkunden für österreichische [p. 293] Empfänger genannt57. Nach 1271 und vollends nach 1273 wurde es still um ihn – ein signifikantes Zeichen für Ottokars Machtverlust. Ulrich nahm an den Friedensverhandlungen mit König Rudolf 1276 teil; daß Ottokar seine Parteigänger bzw. ausführenden Organe zu schützen suchte, zeigt deutlich die Bestimmung des Wiener Vertrages vom 26. November 1276, nach der den Pfarrern die Beibehaltung ihrer Pfründen zugesichert wurde58. Trotzdem dürfte der Kanzleileiter alsbald die Wiener Pfarre verloren haben59; er war weiterhin als Unterhändler für König Ottokar tätig, doch erst 1279 verstummen die Nachrichten über ihn gänzlich60.

Mit dem Ende seiner Tätigkeit erlischt eine in mehreren Generationen langsam eingeübte Beurkundungstradition, für die vor allem persönliche Unterweisung durch die Notare maßgebend war. Zu den Besitztümern der Notare dürften allerdings auch vom Vorgänger überlieferte und selbst gesammelte Textierungen für bestimmte Inhalte gezählt haben; für die Verleihung der weltlichen Gerichtsbarkeit zum Beispiel ist ein Formularbehelf [p. 294] nachzuweisen61. Ein eigentliches Kanzleiformular für verschiedene Betreffe existierte nicht, es gab keine Kanzleivermerke, kein Register. Auch aus der Tätigkeit der Notare in der Finanzverwaltung sind sehr lange keine unmittelbaren schriftlichen Spuren überliefert – die Anlage eines landesfürstlichen Urbars fällt erst in ottokarische und habsburgische Zeit, eine Zeit, in der ein völlig neuer Kanzleistil eingeführt wurde, der einheimische Traditionen kaum berücksichtigte62.

Vergegenwärtigen wir uns noch einmal das österreichische ottokarische Material anhand der Zusammenstellungen von Šebánek und Dušková, so ergibt sich darin im Gegensatz zum böhmischen Material eine auffallende Mehrheit von einfachen Formen. Besonders das Verhältnis der Nos-Urkunden 75: 15 gibt zu denken63. Bei den feierlichen Privilegien dagegen ist das Verhältnis umgekehrt – 30: 79.

Damit sei abschließend die Frage nach dem Problem der Fortschrittlichkeit gestellt. Für die babenbergischen Länder ergibt sich zwar, daß manche bisher herangezogenen frühen specimina einer besonderen Kanzleitradition sich als Fälschung erwiesen haben und damit die Urkundenausfertigung österreichischer Landesfürsten nicht in der ersten Reihe der Rezeption neuer Gewohnheiten steht. Dennoch: die vielleicht aus der Not geborene Reduktion der Formen, entstanden in einer Zeit schwacher Zentralgewalt und damit ohne Notwendigkeit zu fürstlicher Repräsentation, hatte Zukunft. Fortschrittlichkeit läßt sich so feststellen nicht aufgrund des Wollens der Zeitgenossen, sondern aus der Kenntnis der weiteren Entwicklung und in der Beurteilung späterer Forschung.

Tafel VIII. Siegel des Notars und Landschreibers Ulrich, Pfarrers von Witzelsdorf, an einer Ausgleichsurkunde zwischen Abt Heinrich von Göttweig und dem genannten Landschreiber vom 7. Juni 1232, Edd. vgl. Anm. 31. Ungefärbtes Wachs, 50x33 mm, an gelb-violetter Seide.
Umschrift: + SIGILLV(M) VLRICI SCRIBE
Or.: Göttweig, Stiftsarchiv
Photo: Göttweig, Stiftsarchiv64
Tafel IX
Tafel X

[p. 295] Abkürzungen

  • AD = Archiv für Diplomatik

  • AföG = Archiv für österreichische Geschichte

  • BUB = Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, vgl. Anm. 9

  • CCl = Codex Claustroneoburgensis

  • CDB = Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae, vgl. Anm. 10

  • DA = Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters

  • FRA II = Fontes rerum Austriacarum, II. Abt.: Diplomataria et acta

  • MG Const. = Monumenta Germaniae Historica, Constitutiones

  • MG SS = Monumenta Germaniae Historica, Scriptores

  • MIÖG = Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung

  • MÖSTA = Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs

  • N.F. = Neue Folge

  • NÖ = Niederösterreich

  • StUB = Urkundenbuch der STEIERMARK, VGL. Anm. 11

  • UB = Urkundenbuch

  • UBoE = Urkundenbuch des Landes ob der Enns


1 Hans Walter Klewitz, Cancellaria. Ein Beitrag zur Geschichte des geistlichen Hofdienstes. DA 1 (1937) 44–79, bes. 56 ff., 77.

2 Es scheint eine stillschweigende Übereinkunft darüber geherrscht zu haben, daß ein Kanzler nur der königlichen Hofhaltung zukomme. Erst als die österreichischen Landesfürsten königsgleichen Rang beanspruchten, taucht der Kanzler auf, vgl. Winfried Stelzer in diesem Band, 303 ff. Zum böhmischen Kanzler Ottokars vgl. die unten Anm. 15 genannten Arbeiten von Šebánek und Dušková.

3 Der Begriff notarius begegnet im babenbergischen Material erstmals in einer Urkunde von 1196, vgl. unten Anm. 20, protonotarius 1217, BUB II 206 (unter den Zeugen: Heinricus protonotarius ducis). Capellani dagegen sind bereits in den Dreißigerjahren des 12. Jahrhunderts überliefert (vgl. etwa FRA II 4 n. 119/20 = FRA II 87 n. 1107), während capella immer nur auf die Baulichkeit bezogen wird, vgl. die Glossare zu BUB I (S. 337) und II (S. 428). Über die babenbergische Kapelle bereite ich eine größere Arbeit vor.

4 Der erste Beleg für scriba 1216, BUB II 203 (unter den Zeugen: Heinricus Patauiensis canonicus et scriba noster), scriptor findet sich im echten babenbergischen Material nur zweimal: 1217 für Viktring, wo sich der Schreiber Ortolf unter den Zeugen nennt (BUB II 210), und 1221 für Klosterneuburg (BUB II 235, an letzter Stelle einer umfangreichen Zeugenreihe: Wisinto scriptor). Der Begriff scriba bezeichnete sehr bald den Schreiber der landesfürstlichen Einkünfte, den Landschreiber, ein Amt, das wesentlich früher als das des Notars auch von Laien bekleidet wurde. Eine Zusammenstellung der Nennungen bei Alfons Dopsch, Beiträge zur Geschichte der Finanzverwaltung Österreichs im 13. Jahrhundert. II. Die Organisation der landesfürstlichen Finanzverwaltung. Das Landschreiber- und Hubmeisteramt insbesondere. MIÖG 18 (1897) 233–340, bes. 247 ff. Vgl. auch unten Anm. 22.

5 BUB I 168 (bestätigt BUB II 287) für Lilienfeld 1209, von einer Heiligenkreuzer Hand, die öfter Zisterzienserurkunden schrieb: hier ist ganz allgemein von consiliarii et ministeriales die Rede.

6 BUB II 431, eine Übersetzung des Hainburger Stadtrechtes von 1244, unter den Zeugen: maister Leupold pharrer ze Wienn, unser obrister schreiber; ähnlich wird in der Übersetzung des Salzburger Lehensbekenntnisses Friedrichs II. (BUB II 396; 1242) der Notar Magister Gottschalk zu maister Gotschalkchen schreiber. Über diesen vgl. unten 291.

7 In der im 15. Jahrhundert angefertigten Urkunde Herzog Friedrichs für Siegfried von Perchtoldsdorf (BUB II 297) von angeblich 1232 heißt es: datum … per magistrum Stephanum plebanum in Schrembs secretarium et scriptorem nostrum

8 Einen Überblick über die erwähnten historischen Ereignisse bieten Georg Juritsch, Geschichte der Babenberger und ihrer Länder (976–1246). (Innsbruck 1894), Karl Lechner, Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976–1246 (= Veröffentlichungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 23, Wien-Köln-Graz 1976), Ottokar Lorenz, Geschichte König Ottokars II. von Böhmen und seine Zeit (Wien 1866), Hans Pirchegger, Geschichte der Steiermark bis 1282 (2Graz-Wien-Leipzig 1939), Heinz Dopsch (Hrsg.), Geschichte Salzburgs. Stadt und Land. 1 (1981), August v. Jaksch, Geschichte Kärntens bis 1335, 2 Bde. (Klagenfurt 1928–29). Vgl. ferner die Jahrbücher für Landeskunde von Niederösterreich N.F. 42 (1976, Babenberger-Forschungen), 44/45 (1978/79, Ottokar-Forschungen). Vgl. ferner die Verwandtschaftstafel unten 297 auf der Grundlage der Babenberger-Stammtafel K. Lechners (Babenberger, nach 478) mit eigenen Änderungen und Ergänzungen.

9 Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, vorber. v. Oskar Frh. v. Mitis, Bd. I, II: Die Siegelurkunden der Babenberger, bearb. v. Heinrich Fichtenau und Erich Zöllner, Bd. III: Die Siegel der Babenberger, v. Oskar Frh. v. Mitis, erg. und mit einer Einleitung versehen v. Franz Gall (= Publikationen des Instituts f. österreichische Geschichtsforschung, hrsg. v. Leo Santifaller, III/1–3, Wien 1950–55, 1954).

10 Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae, condidit Gustavus Friedrich, Tomi IV 1 (1241–1253), 2 (Indices, Exempla scripturae, Sigilla, Concordantiae), V 1 (1253–1266), 2 (1267–1278), 3 (1253–1278) (Acta complementaria regestorum ratione), ed. Jindřich Šebánek et Sáša Dušková (Pragae 1962, 1965, 1974, 1981–82). Diese großangelegte Edition wird mit Vorliegen des Registers zu Bd. V abgeschlossen sein.

11 Urkundenbuch des Herzogtums Steiermark IV (1260–1276). Unter der Leitung von Heinrich Appelt m. Benützung der Vorarbeiten v. Heinrich Appelt und Berthold Sutter bearb. v. Gerhard Pferschy (Wien 1975). Aus der Ungarnzeit in Steier ist keine Urkunde König Bélas IV. für einen steirischen Empfänger erhalten, von dem iunior rex und Herzog von Steier, Stephan, nur sechs Stücke, vgl. Urkundenbuch des Herzogtums Steiermark III (1246–1260), bearb. v. Josef. v. Zahn (Graz 1903), nn. 233 (1257), 269, 271–274 (1259).

12 Oskar Frh. v. Mitis, Studien zum älteren österreichischen Urkundenwesen (Wien 1912).

13 Lothar Groß, Über das Urkundenwesen der Bischöfe von Passau im 12. und 13. Jahrhundert. MIÖG Erg.-Bd. 8 (1911) 505–673.

14 Heinrich Fichtenau, Die Kanzlei der letzten Babenberger. MIÖG 56 (1948) 239–286; überarbeiteter Neudruck in: Ders., Beiträge zur Mediävistik. Ausgewählte Aufsätze. 2 (Stuttgart 1977) 212–257. Die folgenden Zitate aus dieser Arbeit beziehen sich auf die Neufassung.

15 Jindřich Šebánek, Zum österreichischen Urkundenwesen Ottokars II. in den Jahren 1251–1253. MIÖG 72 (1964) 110–121, Jindřich Šebánek – Sáša Dušková, Das Urkundenwesen König Ottokars II. von Böhmen, I (1247–1263), II (1264–1278). AD 14 (1968) 302–422; 15 (1969) 251–424.

16 Die Grundlage für die Statistik des babenbergischen Materials bilden die in BUB I, II gedruckten Siegelurkunden; die Statistiken der Jahre 1251–1263 bzw. 1264–78 sind Šebánek-Dušková, Urkundenwesen I 411 Tab. 1 bzw. II 376 entnommen.

17 Die Statistik der Babenbergerurkunden erfolgte nach eigenen Zusammenstellungen; es erwies sich als notwendig, noch eine dritte Komponente zu berücksichtigen: Ausstellung durch Dritte. Besonders ist in diesem Zusammenhang auf einen Heiligenkreuzer Schreiber hinzuweisen, der für mehrere österreichische Zisterzienserklöster Urkunden schrieb, vgl. zusammenfassend Fichtenau, Kanzlei 221 f. Die Aufstellungen der ottokarischen Urkunden sind Šebánek-Dušková, Urkundenwesen I, 414 Tab. 2, Urkundenwesen II, 392, Tab., entnommen.

18 Bezüglich der babenbergischen Stücke gilt das Anm. 17 Bemerkte; die Belege aus Ottokarischer Zeit: Šebánek-Dušková, Urkundenwesen I, 420 Tab. 5, II 393, Tab. Bei genauer Durchsicht des ihnen zugrundeliegenden Materials ist eine Relativierung der vorgelegten Statistiken unumgänglich; nehmen sie doch keine Rücksicht auf die vielen feinen Übergänge von reiner Kanzleiausfertigung zu einem Zusammenwirken mehrerer Faktoren beim Zustandekommen des Textes bis zum reinen Empfängerdiktat. Es läßt sich daraus nicht entnehmen, ob die Zuweisung aufgrund einer charakteristischen Wendung in der Arenga oder aufgrund der Nennung des ausfertigenden Notars erfolgt ist. Trotzdem scheint mir die sparsame statistische Auflistung für die Zwecke der hier gebotenen knappen Zusammenfassung aussagekräftig.

19 BUB I 87. Abb.: Anton Chroust, Monumenta palaeographica II 16, Taf. 10 a. In der Edition wird das Stück als Empfängerausfertigung charakterisiert, doch sprechen zahlreiche Momente gegen seine Echtheit; wahrscheinlich wurde es in Kenntnis von BUB I 134 (1203, für Seitenstetten) angefertigt; eine Detailuntersuchung ist in Vorbereitung. Auf die Problematik des Seitenstettner Materials hat Heinrich Koller hingewiesen: Die Gründungsurkunden für Seitenstetten. Zugleich ein Beitrag zu den Anfängen des Herzogtums Österreich. AD 16 (1970) 51–141, doch sind seine Thesen noch kaum diskutiert worden.

20 BUB I 96 (1196 April 23): Ulrich wird erster geistlicher Zeuge nach einer Reihe von Ministerialen genannt, ihm folgen noch Ulrich, Pfarrer von Zwettl, und der Kaplan Konrad. Die Datumzeile: Dat. est anno … in eadem domo Sanctae Crucis per manus Vlrici notarii.

21 Fichtenau, Kanzlei 229 ff., über sein Diktat Mitis, Studien 385–388.

22 Die datum-per-manus-Formel weisen folgende Stücke auf (von der oben Anm. 20 genannten Urkunde abgesehen): BUB I 98, 100, 110, 111, 113, 114, 116, 132, 145, 147, 162, 166, 167, 168, 173, 181, 183, 188, 189, 196.

23 Es fällt auf, daß Ulrich in keiner Babenbergerurkunde als scriba bezeichnet wird, überliefert ist in Abschrift eine Urkunde des Bischofs Manegold von Passau vom 9. Dezember 1213, deren Subscriptio lautet: Ego Ulricus scriba ducis Austrie et canonicus Pataviensis subscribo (UB des aufgehobenen Chorherrenstiftes Sanct Pölten 1, ed. Josef Lampel, Wien 1891 (= N.Ö. UB I/1), n. 24), ferner heißt es in den Garstener Annalen zum Jahr 1215: Uodalricus scriba ducis Austrie Everdinge eligitur in contradictione (MG SS IX 595). Beide Stellen sind nicht völlig beweiskräftig; bei der Annalenstelle wäre eine Verwechslung mit Ulrich von Witzelsdorf denkbar. Vgl. unten 285 f.

24 BUB II 243 (1222 Juli 6, Kierling). Die Schulden waren nicht unbeträchtlich: 600 Mk. Silber und 80 Mark Gold Wiener Gewicht. Es scheint, daß der Herzog seinen einstigen Protonotar nicht unerheblich finanziell unterstützt hat, damit dieser seine Schwierigkeiten in Passau meistern konnte.

25 Vgl. Josef Oswald, Das alte Passauer Domkapitel (München 1933) 69 f. Anm. 8 die Quellenbelege über den turbulenten Anfang Ulrichs als Bischof. Über seine Zugehörigkeit zum Passauer Domkapitel 1192–1215 ebd. 52 f. m. Anm. 1, 5.

26 Hermann Krabbo, Die Versuche der Babenberger zur Gründung einer Landeskirche in Österreich. AfÖG 93 (1905) 1–40, bes. 15 ff., Herta Hageneder, Die Beziehungen der Babenberger zur Kurie in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. MIÖG 75 (1967) 2 f., Lechner, Babenberger 200 ff.

27 Über die verschiedenen Kreuzzüge und Kreuzzugspläne Leopolds VI. kurz Lechner, Babenberger 197 ff., über die Rolle Ulrichs Fichtenau, Kanzlei 231.

28 Quellen zur Geschichte der Stadt Wien I/1 (1895) n. 717: Bischof Manegold von Passau bestätigt, daß confrater noster Patauiensis ecclesie canonicus, ducis Austrie et Stirie prothonotarius Ulrich mit Zustimmung des Pfarrers Sighard von Wien eine Kapelle zu Ehren der hl. Katharina neben seinem Haus gebaut und mit angegebenen Einkünften (Weingarten in Grinzing, der jährlich 3 Fuder Wein liefert) bestiftet habe, verleiht dem Ulrich das Präsentationsrecht eines Priesters und genehmigt die Entschädigung des Wiener Pfarrers durch den Stifter.

29 BUB II 258; über Ulrich vgl. Fichtenau, Kanzlei 242 f. Heinrich Zobelinus war Passauer Kanoniker ebenso wie Heinricus scriba, beide Zeugen in der oben Anm. 24 genannten Urkunde Bischof Gebhards von Passau. Sie sind in den Quellen oft schwer zu unterscheiden. Heinricus scriba, Notar und Protonotar des Herzogs, Pfarrer von Retz, dann von Probstdorf, ist identisch mit dem Leibarzt, vgl. Michael Mitterauer, Magister Heinricus phisicus, Protonotar Herzog Leopolds VI. Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg N.F. 3 (1963) 49–62 und Fichtenau, Kanzlei 235–237. Zwischen etwa 1200 und 1225 sind mehrere herzogliche Kapläne mit Namen Heinrich bekannt, Pfarrer von Graz, von Mistelbach, von Buchbach; von Pettau, scriba Styrie, deren Identität nicht in allen Fällen sicher abzugrenzen ist. Magister Heinricus physicus war nicht der einzige Arzt, der auch als Notar tätig war; ein in Urkunden Friedrichs II. als Symon phisicus(noster) genannter Zeuge (BUB II 351; 1240 Jänner 31, 355; 1240 März 27) taucht ein Vierteljahrhundert später als Notar der Königin Margarete auf, allerdings ohne Nennung seines Arztberufs; die Identität ist daher nicht völlig sicher, vgl. BUB II 464 (1264: Symon notarius), FRA II 81 (Gerhard Winner, Die Urkunden des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1111–1892) n. 63: Symon notarius der Königin.

30 Fichtenau, Kanzlei 242 f. Es fällt auf, daß Ulrich als domini ducis notarius (BUB II 258), als magister Ulricus protonotarius ducis Austrie (UBoE II S. 665 n. 459) bezeichnet wird, während die scriba- bzw. scriba Austrie-Nennungen (unten Anm. 31, 32) nur den Bereich bezeichnen, nicht die Zuordnung zu der Person des Herzogs, vgl. bes. Dopsch, Finanzverwaltung 249 f., neuerdings Max Weltin, Kammergut und Territorium. Die Herrschaft Steyr als Beispiel landesfürstlicher Verwaltungsorganisation im 13. und 14. Jahrhundert. MÖSTA 26 (1973) 1–55, bes. 10 f., 13, 18. Die Bezeichnung notarius Austrie dagegen findet sich erst in ottokarischer Zeit (CDB IV 428: magister Gottschalcus notarius Austrie). Meines Erachtens hängt die Bereichsbezeichnung mit der Teilung der Zuständigkeiten, mit der Notwendigkeit zur Unterscheidung zusammen; es gab eben nicht nur einen scriba, sondern scribae Austrie, Styrie, Marchie, Anaso … und erst als notarii für bestimmte Empfängergruppen zuständig waren, wurde ihr Zuständigkeitsbereich angegeben.

31 BUB II 300 = FRA II 51 n. 105 (1232 Juni 7): Abt Heinrich und der Konvent von Göttweig überlassen dem dominus Vlricus plebanus de Wizilinsdorf tunc scriba Austrie Zehentrechte, die er bereits widerrechtlich besaß, gegen anderweitige Entschädigung; FRA II 51 n. 107 (dat. 1232 Wien, Schottenstift, dürfte wegen der Zeugennennungen gleichzeitig mit der ersten Urkunde sein): Eine Richardis gibt einen Weingarten zu Chorherren presentibus … notario domini ducis domino Vlrico de Wizleinstorf …; neben Ulrich siegelt noch der Schottenabt. Das spitzovale Siegel zeigt eine Schwurhand, an beiden Seiten je einen Stern, darunter ein Monogramm: ?? Umschrift: + SIGILLV(M). VLRICI SCRIBE. Abb.: BUB III S. 102 n. 99. Vgl. auch die dieser Arbeit beigegebene Abb. Ulrich wird in zwei weiteren Babenbergerurkunden für Göttweig als scriba bezeichnet (BUB II 295, 1232 März 3, l.c. 296, 1232 März 23). Auffällig, daß die Beifügung von scriba nur in Göttweiger Betreffen zu finden ist.

32 UBoE II 665 n. 459 (1227 Mai 11, Wien). Von den ursprünglich sechs Siegeln sind nur mehr drei erhalten, das des magister Ulricus protonotarius ducis Austrie befindet sich nicht darunter. Daß die Vorfälle von 1229 keinen Verlust der Pfarrpfründe nach sich zogen, zeigt BUB 319 vom 7. Dez. 1234, worin Ulricus de Wezelinsdorf, qui fuit nuncius huius facti, genannt wird.

33 UBoE II (1856) 680 n. 473 = CDB II (1912, ed. Gustavus Friedrich) 338 n. 331. Vgl. Mitis, Studien 120 f., erw. auch bei Othmar Hageneder, Die geistliche Gerichtsbarkeit in Ober- und Niederösterreich von den Anfängen bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs 10, 1967) 33.

34 Othmar Hageneder, Lehensvogtei und Defensorenamt in den babenbergischen Herzogsurkunden. Jahrb. f. Landeskunde v. NÖ.N.F. 42 (1976) 70–94, bes. 91 f.

35 Vgl. zum Begriffswandel Rainer M. Herkenrath, Studien zum Magistertitel in der frühen Stauferzeit. MIÖG 88 (1980) 3–35. Eine Übersicht über die seit dem Ende des 12. Jahrhunderts sprunghaft anwachsende kanonistische Literatur bei Winfried Stelzer, Gelehrtes Recht im spätbabenbergischen Österreich, Jahrb. wie Anm. 34, 255–275.

36 Über diese in vielfacher Hinsicht interessante, bisher wenig beachtete Urkunde bereite ich eine eigene Arbeit vor, die besonders den formalen und den landeskirchlichen Aspekt beleuchten wird.

37 BUB IV 1 n. 674. Vgl. Heide Dienst, Niederösterreichische Pfarren im Spannungsfeld zwischen Bischof und Markgraf nach dem Ende des Investiturstreites. MÖSTA 34 (1981) 1–44.

38 Fichtenau, Kanzei 216.

39 Vgl. die Karte im Anhang. Unterstrichen wurden die Pfarrorte, die als sehr häufig in Anspruch genommene Kanzleipfründen festgestellt wurden. Auffallend ist das Überwiegen von niederösterreichischen Pfarren gegenüber den wenigen steirischen Pfründen.

40 Vgl. Groß, Urkundenwesen 597 ff., Mitis, Studien 389 ff. und passim, über die personelle Seite bes. Oswald, Domkapitel 52 ff. mit den Anm. 1 und 5 und die materialreiche Arbeit von Ludwig Hans Krick, Das ehemalige Domstift Passau und die ehemaligen Kollegiatstifte des Bistums Passau (Passau 1922) 20 ff., dazu neuerdings Siegfried Haider, Das bischöfliche Kapellanat, Bd. 1: Von den Anfängen bis in das 13. Jahrhundert. MIÖG Erg.-Bd. 25 (1977) 127–148, 199–209.

41 Groß, Urkundenwesen 606 ff., Die Babenberger datieren mitunter nach Herrscherjahren; jedenfalls ein Indiz für ihre politische Einstellung: der meist stauferfreundliche Leopold VI. datierte sogleich nach Philipps Ermordung nach den Jahren Ottos IV., vgl. BUB I 162 (1208 Okt. 15: anno vero imperii cesaris Ottonis primo – eine Schwierigkeit ergibt sich durch die Tatsache, daß Otto erst am 4. Oktober 1209 zum Kaiser gekrönt worden ist. Sie fällt m. E. nicht allzusehr ins Gewicht, weil caesar nicht sosehr ein Synonym für imperator darstellt, sondern allgemein „Herrscher‟ meint, so wird etwa 1108 Heinrich V. als caesar bezeichnet, FRA II 4 n. 116 = 87 n. 104*).

42 Vgl. Erich Zöllner, Das Projekt einer babenbergischen Heirat König Heinrichs III. von England. AfÖG 125 (1966) 54–75.

43 Über die Mödlinger vgl. Franz Gall, Die „Herzoge‟ von Mödling, AföG 120 (1954) 3–44. Während Heinrich d. Ältere und seine Gemahlin, die Přemyslidin Richza, Klosterneuburg zu ihrem Begräbnisplatz wählten, verlagerte sich der geistliche Mittelpunkt in der nächsten Generation nach Heiligenkreuz.

44 BUB I 89, II 228 von 1220 Juli 10: Data in Gumpoldeschirchen per manus Waltheri plebani de Gumpoldeschirchen tunc notarii. Vgl. auch Anm. 45.

45 BUB II n. 457 (1255 Jänner 10, Voitsberg); vgl. die Nennung des Otto plebanus de Medelich notarius noster in der Zeugenreihe einer Gertrud-Urkunde vom 6. Feber 1251, BUB II n. 453. Seinem Diktat, unter Umständen seiner Schrift, sind ferner BUB II 448, 456, 460 zuzuweisen, vgl. Fichtenau, Kanzlei 252. Kaplan Heinrich des Jüngeren von Mödling: BUB II 245, 307, der Herzogin Theodora: BUB II 293, 305, Herzog Friedrichs: BUB II 336, 365, 366, in den letzten beiden Urkunden als Otto notarius bezeichnet. Nach Ottos Tod um 1260/61 ist ein Meinhard als Kaplan Gertruds bezeugt (BUB II 461, 463).

46 Vgl. MG DF I. 151 mit Vorbemerkung, dazu zusammenfassend Heinrich Appelt, Privilegium minus (Böhlau-Quellenbuch, 1973) 20 ff. Da der Text der Privilegium-minus-Abschrift im heutigen Klosterneuburger Codex 929 gegenüber dem der Urkunde von 1255 eine zwar verwandte, aber kürzere Arenga bietet, ist das Verhältnis der beiden Texte nicht so klar zu bestimmen, wie es lange versucht wurde. Es wäre möglich, daß CCl 929 ursprünglich in Heiligenkreuz zusammengestellt worden ist, vgl. Heide Dienst, Der Grazer Vertrag von 1225 zwischen Herzog Leopold VI. von Österreich und Steier und König Andreas II. von Ungarn, MIÖG 90 (1982) 1 ff., 42.

47 Auf den wesentlichsten Urkunden, die die Babenberger betrafen, wurden bereits um 1180 Archivvermerke angebracht, Mitis, Studien 260 ff., dazu kurz Heinrich Fichtenau, Das österreichische Urkundenwesen von den Anfängen bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts. MIÖG Erg. Bd. 23 (1975) 242. Das Archiv lag ursprünglich in Klosterneuburg, wurde aber in den kritischen Jahren 1238/39 auf die Burg Starhemberg verlagert.

48 Fichtenau, Kanzlei 246 f.

49 Fichtenau, Kanzlei 246–50, Heinz Dopsch, Premysl Ottokar II. und das Erzstift Salzburg, Jahrbuch f. Landeskunde v. NÖ.N.F. 44/45 (1978/79) 470–508, bes. 483–487.

50 Reg. Inn. IV. n. 1047, AföG 93, 39 n. 2, Quellen z. Gesch. d. Stadt Wien I/1 n. 200; über Leopold allgemein Fichtenau, Kanzlei 244 ff. Bei der zweiten Pfarre könnte es sich um Stadlau gehandelt haben. Die „Pfründenstationen‟ Leopolds: Probstdorf (belegt 1239) – Wien (ab 1240). Gleichzeitig lebte ein Leopold, Pfarrer von Hainburg. Gottschalk, Leopolds Begleiter nach Lyon, wurde zusätzlich zu seiner Pfründe Nieder-Hollabrunn auch Inhaber der salzburgischen Pfarre Klamm, Hageneder, Beziehungen 4. Am 7. Dezember 1249 noch wurde Leopold von Wien auf Bitten des Herzogs Hermann unter die päpstlichen Kapläne aufgenommen, s. Albert Starzer – Oswald Redlich, Eine Wiener Briefsammlung zur Geschichte des Deutschen Reiches und der österreichischen Länder in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (= Mitt. aus dem Vaticanischen Archiv 2, 1894) 3 n. 3, dazu Hageneder, Beziehungen 23.

51 Quellen zur Geschichte der Stadt Wien I/1 n. 2: Konrad von St. Guido teilt als päpstlicher Legat allen Rittern und Bürgern von Wien mit, daß er folgende Bestimmungen erlassen habe: 1. kein Geistlicher dürfe mehrere Kirchen oder Dignitäten in seiner Hand vereinigen, 2. Kinder von Klerikern und andere unehelich Geborene können keine Pfründe besitzen. Daraus folgen die oben angeführten Bestimmungen bezüglich des Pfarrers Leopold. Dieses Beispiel von Aufstieg und Fall zeigt, daß im Gegensatz zu der Zeit, als ein schreibgewandter adeliger Angehöriger eines Klosters die herzoglichen Urkunden verfaßte, nun diese Tätigkeit in den Händen nichtadeliger Akademiker lag, die in wesentlich höherem Maß von der politischen Konstellation und der Gunst ihres Arbeitgebers abhängig waren. Niedere Herkunft und uneheliche Geburt stellten solange keine Karrierehindernisse dar, als der Kleriker einen mächtigen Herrn hinter sich hatte. Uneheliche Geburt war bei Angehörigen dieser Schicht nicht selten, wie die zahlreichen diesbezüglichen päpstlichen Dispense zeigen, vgl. die Beispiele bei Hageneder, Beziehungen 4.

52 Fichtenau, Kanzlei 250; Šebánek, Österr. Urkundenwesen 117 ff., Šebánek-Dušková, Urkundenwesen I, 314 ff.

53 Šebánek, Österr. Urkundenwesen 112 ff., Šebánek-Dušková, Urkundenwesen I, 316–330.

54 alle Daten vgl. Šebánek-Dušková, Urkundenwesen I, 364 ff., II, 349–358.

55 Monumenta Wittelsbacensia 1, ed. Martin Wittmann (= Quellen zur bayerischen und deutschen Geschichte 5, 1857) 73 Nr. 32, zit. bei Fichtenau, Kanzlei 254 A. 280.

56 Peter wurde 1265 Kanzler, Šebánek-Dušková, Urkundenwesen II 351. Zunächst wurden beide als Datare genannt, die Reihenfolge richtete sich nach der von den Empfängern her bestimmten Kompetenz der Datare. Daß Ulrich durch seine Nennung als Datar manchmal Empfängerausfertigungen die Form der Kanzleimäßigkeit verlieh, zeigen vier Stücke für St. Lambrecht vom 29./31. Jänner 1270, die alle von derselben St. Lambrechter Hand geschrieben worden sind (StUB V nn. 363, 365, 369, 370, davon sind 365 und 369 im Verzeichnis der Ottokar-Urkunden bei Šebánek-Dušková, Urkundenwesen II 422 genannt, keines jedoch in CDB V/2).

57 Šebánek-Dušková, Urkundenwesen II 351; allem Anschein nach wurde er nach 1271 seines Amtes als Datar enthoben, ohne daß eine andere Persönlichkeit seine Funktionen übernahm. In der Folge kommt es zu einem Nebeneinander zwischen Ulrich, Kanzler Peter und einem Notar Heinrich, Šebánek-Dušková w.o. 352 f.; w.o. 398 f.: „in der österreichischen Abteilung wuchs die Zerfahrenheit immer mehr an; die Arbeit lag in den letzten Regierungsjahren Ottokars überwiegend in den Händen von Kanzleinebenschreibern‟ … „seit 1270 verlor die österreichische Kanzlei die letzten Spuren einer festen Organisation‟.

58 MG Const. III 105 n. 114 c. 10: Item specialiter arbitramur, quod magister Ulricus notarius in ecclesia Wiennensi per regem Boemie presentatus, notarii, capellani et alii clerici in terra Austrie, Styrie et alibi ecclesias vel ecclesiastica beneficia et possessiones alias obtinentes contra ius nullatenus offendantur, possessione vel quasi preter iuris ordinem spolientur.

59 Josef Emler, Die Kanzlei der böhmischen Könige Premysl Ottokars II. und Wenzels II. und die aus derselben hervorgegangenen Formelbücher (= Abh. d. königl. böhm. Gesellschaft d. Wissenschaften 6, 9, Prag 1878) II, 1057 (1276 Dez.): … ne fortasse ex parte nostra pacis ordinacio corrupta in aliquo videretur, que inobservata est in magistro Ulrico, prothonotario nostro. Nam cum cautum esset expresse in forma composicionis, ne idem possessione Wienensis ecclesie privaretur, tamen spoliatus existit. Quare petimus, ut retractetur, et si postmodum ius aliquod episcopus Pataviensis … l.c. 1070 (1277 März): Preterea sicut pluries excellentiam vestram monuimus de Wyenensiecclesia pro magistro Ulrico, sic adhuc eciam vos monemus, petentes affectuose, quatenus eundem magistrum Ulricum, de possessione ecclesie ipsius in preiudicum concordie sic deiectum, dignemini facere retractari, nec non et quod nobis vestram super eo voluntatem reserare velitis.

60 l.c. 2271 (1277 Mai 6?) = MG Const. III 123 ff. n. 129/30: … et magister Ulricus predicti super hoc plenum habentes mandatum in animam ipsius regis Boemie domini nostri regis fide data sollempniter promiserunt. Const. III n. 131 (1277 Mai 6): … magistro Ulrici plenum mandatum habentibus … (Unterhändlereinigung). Emler, Kanzlei 23: 1279 wird Ulrich als Pfarrer von Hartberg genannt, zit. Šebánek-Dušková, Urkundenwesen II 358.

61 Fichtenau, Kanzlei 223 ff.

62 Alphons Dopsch, Die landesfürstlichen Urbare von Nieder- und Oberösterreich aus dem 13. und 14. Jahrhundert (= Österreichische Urbare I 1, Wien-Leipzig 1904); zu den Neuerungen vgl. Ivo Luntz, Urkunden und Kanzlei der Grafen von Habsburg und Herzöge von Österreich von 1273–1298. MIÖG 37 (1916) 411–540.

63 Šebánek-Dušková, Urkundenwesen II 383 ff., 390 ff. Zur Diplomatik der Nos-Urkunde mit vielen österreichischen Beispielen vgl. Oswald Redlich, Die Privaturkunden des Mittelalters (München-Leipzig 1911) 256 ff.

64 Die bereitwillige und unbürokratische Anfertigung des Photos ist der Freundlichkeit des Stiftsarchivars, P. Dr. Ildefons Fux, zu danken.

[p. 297] Zur Kanzlei der Herzoge von Österreich aus dem Hause Habsburg (1282–1365)

Mit dem Herrschaftsantritt der Habsburger beginnt ein völlig neuer Abschnitt im landesfürstlichen Urkundenwesen der Herzogtümer Österreich und Steiermark. Im Gegensatz zu anderen Bereichen der Verwaltung, wo die neue Dynastie durchaus auf Einrichtungen König Ottokars II. Přemysl zurückgriff, wurde im Bereich des Urkundenwesens und der Kanzlei, des wichtigsten Instrumentes der landesherrlichen Regierung, bewußt jegliches Anknüpfen an ottokarische Traditionen1 vermieden. Bezeichnend ist die enge Anlehnung an die Kanzlei König Rudolfs von Habsburg: Der Leiter (Protonotar) und die ersten Mitarbeiter der herzoglichen Kanzlei, über die Albrecht I. von allem Anfang an – auch schon als Reichsverweser – verfügte, rekrutierten sich aus der Reichskanzlei2.

Der Herrschaftskomplex der Habsburger als Landesfürsten umfaßte von Anfang an neben den Herzogtümern Österreich und Steiermark auch Krain und die Windische Mark sowie eine ansehnliche Zahl kleinerer Herrschaften der Habsburger im deutschen Südwesten, in dem territorial so außergewöhnlich zersplitterten Raum Schwabens und am Oberrhein. Gerade in diesem Gebiet, für das später die Bezeichnung „vorderösterreichische Lande‟ oder Vorlande aufkam, baute die Dynastie ihre Machtstellung im Laufe des Spätmittelalters beharrlich aus; es gelang ihr allerdings nicht, daraus ein geschlossenes Landesfürstentum zu machen. Als bedeutendster Zuwachs der „Herrschaft zu [p. 298] Österreich‟ sind schließlich die Erwerbungen des Herzogtums Kärnten im Jahre 1335 und der gefürsteten Grafschaft Tirol 1363 zu nennen. Die Vorstellung von der Einheit und Zusammengehörigkeit all dieser Fürstentümer und Herrschaften findet ihre charakteristische Ausprägung im Ausdruck „domus Austrie‟ – „Haus Österreich‟ als Gesamtbezeichnung nicht nur für die Dynastie, sondern auch für die von ihr beherrschten Gebiete3. Und stets führen alle Mitglieder des Hauses, gleichgültig welcher Linie, den Titel eines Herzogs von Österreich.

Bevor wir uns dem eigentlichen Thema zuwenden, müssen die Hauptschwierigkeiten aufgezeigt werden: Eine der wichtigsten Voraussetzungen, die Sammlung und Erschließung des Quellenmaterials im Rahmen der „Regesta Habsburgica: Regesten der Grafen von Habsburg und Herzoge von Österreich aus dem Hause Habsburg‟, ist in den Anfängen steckengeblieben. Außer den Regesten für die Jahre 1314–1330, die für die Urkunden, die Herzog Friedrich der Schöne als römisch-deutscher König (Friedrich III.) ausgestellt hat, zugleich an die Stelle der Regesta imperii traten4, ist vor inzwischen 50 Jahren nur noch eine Lieferung erschienen. Sie reicht bis 1288 und deckt nicht einmal die ganze Herzogszeit Albrechts I. ab5. Es wäre ein dringendes Desideratum, dieses Unternehmen wieder in Schwung zu bringen! Aber auch Kanzlei und Urkundenwesen sind trotz wichtiger Ansätze wie der ausgezeichneten, als „Vorbemerkung‟ titulierten Skizze Otto Stowassers über das habsburgische Urkundenwesen in Chrousts Monumenta Palaeographica sowie seiner kenntnisreichen Erläuterungen zu den umsichtig ausgewählten Faksimiles6 und trotz verschiedener wertvoller Untersuchungen über das Urkundenwesen [p. 299] einzelner Herzoge, die Siegel, Kanzleibücher, einzelne Register, die Kanzleivermerke, das Archiv der Herzoge usw.7 noch bei weitem nicht ausreichend erforscht. Vor allem gibt es keine modernen systematischen Untersuchungen über Kanzlei, Regierungspraxis und Urkundenwesen, wie sie in beneidenswerter Weise in den Arbeiten aus der Schule von Hans Rall für Bayern vorliegen8. Es ist nicht einmal eine Zusammenstellung der Vorstände der Kanzlei greifbar9, die eine erste Orientierung erleichtern könnte.

Wenden wir uns zunächst den Anfängen der Kanzlei der habsburgischen Herzoge von Österreich zu. Es wurde schon darauf hingewiesen, daß König Rudolf von Habsburg seinem ältesten Sohn Albrecht I. als „Starthilfe‟ Kräfte der Reichskanzlei zur Verfügung stellte. Albrecht, der übrigens entgegen weitverbreiteter Anschauung durchaus selbst des Schreibens kundig war10, hatte als Urheber der Urbaraufnahme der habsburgischen Hausgüter in den 1270er Jahren Erfahrung in Verwaltungsangelegenheiten11. Eine Verbindung mit der „Kanzlei‟ der Grafen von Habsburg scheint allerdings nicht gegeben12, erst nach dem Tod König Rudolfs wurde die Regierung des habsburgischen Besitzes in Schwaben und am Oberrhein von der herzoglichen Kanzlei [p. 300] Albrechts besorgt13. Es ist ein selbstverständlicher und bezeichnender Ausdruck der Regierungspraxis, daß trotz keineswegs gleichgeschalteter Rechts- und Verfassungszustände in den einzelnen Territorien und trotz ausgeprägten individuellen Landesbewußtseins z. B. in der Steiermark und in Österreich eine einzige Kanzlei für alle Fürstentümer und Herrschaften Albrechts zuständig war.

Ein Bild von Umfang und Organisation der Kanzlei läßt sich nur schwer gewinnen. Für den Zeitraum bis 1298, der Erhebung Albrechts I. zum römisch-deutschen König, wurden aufgrund des Schriftvergleiches zwar 21 mehrfach auftretende Schreiber festgestellt, aber nur sieben von ihnen sind als sichere, einander ablösende Kanzleikräfte einzustufen, die übrigen 14 als gelegentliche Kräfte14. Jedenfalls stand jeweils regelmäßig zumindest eine Kanzleikraft als Schreiber zur Verfügung. Namen von Notaren bzw. Schreibern sind allerdings sehr selten belegt15. Es spricht für die Leistungsfähigkeit der Kanzlei, daß Empfängerausfertigungen zu den Ausnahmen zählen. Bei den Kanzleiausfertigungen lassen sich unabhängig vom Inhalt im wesentlichen drei, nach Größe und Ausstattung unterschiedliche Urkundentypen feststellen; feste Normen sind nicht nachzuweisen, möglicherweise richtete sich die Ausstattung nach dem Wunsch der Empfänger und den geforderten Taxen16.

Die ersten beiden Kanzleileiter Benzo von Worms und Magister Gottfried stammten aus dem Westen, aber schon der nächste, der von 1295 bis zu Albrechts Königswahl 1298 tätige Protonotar Otto von Mödling, stammte aus Österreich17. Nach der Erhebung Albrechts zum König verlor die herzogliche Kanzlei an Bedeutung. Der König installierte bei Herzog Rudolf III., den allein er trotz Gesamthandbelehnung aller Brüder als Herzog von Österreich erklärte, mit Berthold von Kiburg einen Kanzleileiter seiner Wahl und wohl auch seines Vertrauens18. Als Rudolf 1306 nach Böhmen zog, um dort die Königskrone zu erwerben, nahm er zwar einen erprobten Notar mit sich, Berthold aber blieb als Leiter der herzoglichen Kanzlei bei Herzog Friedrich dem Schönen, der in Österreich die Regierung übernommen hatte19. Nach [p. 301] der Ermordung König Albrechts sank die „Kanzlei‟, wofern sie diesen Titel zu diesem Zeitpunkt überhaupt verdiente, zur Bedeutungslosigkeit ab. Wenn für den Zeitraum von Mai 1310 bis März 1311 keine einzige Urkunde Herzog Friedrichs bekanntgeworden ist20, so wird die Situation anschaulich illustriert. In manchem war freilich nur eine Schwerpunktverlagerung erfolgt, Herzog Leopold I., der Bruder Herzog Friedrichs, der sich schon zu Lebzeiten des Vaters in den Vorlanden umgetan hatte, übernahm hier nach Albrechts Ermordung die Regentschaft. Magister Burkhard von Fricke, ein Schreiber König Albrechts, der durch die Anlage des großen habsburgischen Urbars bekannt ist und auch die Lehensverzeichnisse der Vorlande aufnahm21, war nun in seine Dienste getreten; im Herbst 1313 ist er – übrigens in einer Urkunde des Herzogs Friedrich – als Protonotar Herzog Leopolds bezeugt22. Leopold verfügte also mit Wissen des herzoglichen Bruders über eine von diesem wohl unabhängige Kanzlei. Dabei hatte Friedrich wenige Monate zuvor die grundsätzliche Unteilbarkeit des Länderkomplexes festgesetzt und die jüngeren Brüder, darunter auch Leopold, zum Verzicht veranlaßt. Leopold hatte freilich die Verzichtserklärung bis in den Herbst 1313 hinausgezögert23.

In den Jahren nach seiner Wahl zum römisch-deutschen König sind mehrere Kanzleivorstände Friedrichs nachweisbar, es gab aber nur eine einzige „königlich-herzogliche‟ Kanzlei, ohne Komplikationen bei Kompetenzüberschneidungen. Beachtung verdient, daß Friedrich in den 20er Jahren den Straßburger Bischof Johann von Zürich als Kanzler gewonnen hatte24; das Streben nach Kontinuität und Tradition hat dabei sicher eine Rolle gespielt, Bischof Johann war ja Kanzler König Albrechts I. gewesen!

Im April 1323 – nach der Schlacht bei Mühldorf und während der Gefangenschaft König Friedrichs – tritt daneben Magister Heinrich Visler, Pfarrer von Wien, als Protonotar bzw. oberster Schreiber der Herzoge Albrecht II. und Otto, der jüngeren Brüder des gefangenen Königs, auf25, die noch im Januar 1321 über kein eigenes Siegel verfügt hatten26. Mag. Heinrich war vorher Notar König Friedrichs gewesen; im Juni 1322, nur wenige Monate vor [p. 302] der Entscheidungsschlacht, wurde er mit dem anspruchsvollen Titel „imperialis aule notarius‟ bezeichnet27.

In den letzten Jahren Friedrichs des Schönen scheint es drei Kanzleien nebeneinander gegeben zu haben: Als Leiter sind Piterolf von Gortschach für Friedrich bzw. Heinrich von Winterthur für den in den Vorlanden schaltenden Albrecht II. faßbar, die Agenden Herzog Ottos wurden zunächst vermutlich weiterhin von Heinrich Visler betreut, da Hermann von München erst nach Heinrichs Tod als Protonotar Ottos begegnet28.

Nach dem Tod Friedrichs des Schönen gab es nur noch zwei Kanzleien und das Ableben Herzog Ottos führte 1339 zur Herrschaftskonzentration unter Albrecht II. Unter ihm ist dann auch in den 40er Jahren des 14. Jahrhunderts so etwas wie eine Konsolidierung längst routinemäßiger einrichtungen eingetreten. Sicher hat dabei eine gewisse Rolle gespielt, daß der gebildete, ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmte Herzog seit seiner Lähmung (1330) hauptsächlich in Wien residierte. Das Archiv, dem für die Regierungspraxis und die Kanzlei doch einige Bedeutung zukam, befand sich nun in der Wiener Burg29, nachdem zuvor seit 1299 verschiedene wichtige Urkunden im niederösterreichischen Zisterzienserkloster Lilienfeld verwahrt worden waren30, nach einem bisher unbeachteten Beleg übrigens noch im Dezember 133731! Wenn ein allgemeines Register auch erst seit den 1380er Jahren unter Albrecht III. († 1395) nachweisbar ist, so waren in der Kanzlei Albrechts II. schon verschiedene Spezialregister vorhanden, ein Lehenbuch und Pfandregister, die seit Albrecht II. fortlaufend geführt wurden – ein erstes war 1313 angelegt worden32. Seit 1347 begegnen die als Indiz für einen [p. 303] fortschrittlichen Kanzleibetrieb so wertvollen Kanzleivermerke, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann33. Am deutlichsten führt uns eine Bemerkung Johanns von Viktring den Stellenwert der Kanzlei vor Augen. Der Kärntner Zisterzienserabt, ein in solchen Dingen durchaus kompetenter Mann, der es wohl in habsburgischem Auftrag unternommen hatte, eine Geschichte des durch die Erwerbung Kärntens erweiterten Länderkomplexes der Herzoge von Österreich zu verfassen und damit ein historiographisches Fundament für ein gemeinsames Landesbewußtsein und Zusammengehörigkeitsgefühl zu legen, berichtet, Herzog Albrecht II. habe Johann Windlock das „officium cancellarie‟ übertragen „ad omnium suorum principatuum expedienda negotia‟34. Ein singuläres Zeugnis für den „Charakter der Kanzlei als Zentralbehörde‟35! Zugleich liegt hier einer der frühesten Belege für die Anwendung des Terminus „cancellaria‟ für die Einrichtung vor, von der wir nun schon die ganze Zeit als herzoglicher Kanzlei sprechen. Dazu paßt in bezeichnender Weise, daß sich seit 1349, noch während der Amtszeit Johann Windlocks, die Titulatur „cancellarius‟ – „Kanzler‟ in der herzoglichen Kanzlei durchsetzte36. Der Begriff „cancellaria‟ wird zunächst auch weiterhin [p. 304] nicht sehr häufig gebraucht. 1363 wird ein Notar als „notarius cancellarie ducis Austrie‟ bzw. 1368 als „notarius in cancellaria‟37 bezeichnet, zu Beginn der 1380er Jahre begegnet dann ein „notarius et locumtenens cancellarie‟ Herzog Leopolds III.38. 1391 liegt die erste Nachricht über die örtliche Unterbringung der Kanzlei vor; zu diesem Zeitpunkt wurde in Wien ein eigenes Haus für die Kanzlei erworben39.

Hier ist nun der Ort, einige Worte über die Kanzlei und ihre Organisation zu sagen40. Wie in anderen Kanzleien auch, läßt sich bis ins 15. Jahrhundert kaum etwas über Personalstand41, Arbeitsteilung, Zuständigkeiten u.ä. aussagen. Namen von Schreibern sind wiederholt belegt, sie werden in lateinischen Quellen als „notarii‟, in deutschen als „Schreiber‟ bezeichnet. Die Bezeichnung „scriba‟ darf hingegen nicht auf einen Kanzleischreiber bezogen werden, hier handelt es sich vielmehr um den „Landschreiber‟, den obersten Chef der Finanzverwaltung42. Der Leiter der Kanzleigeschäfte führt zunächst [p. 305] in der Regel bis 1349 den Titel „Protonotar‟, in deutschen Quellen heißt er meist „obrister Schreiber‟. Über seinen Einfluß auf die Kanzleigeschäfte und allfällige Mitwirkung ist – dies sei gleich vorweggenommen – buchstäblich nichts bekannt43. Der Titel „cancellarius‟ begegnet zunächst ganz vereinzelt, einmal im Januar 1289 noch in der Herzogszeit Albrechts I. für Magister Gottfried44, das andere Mal bei dem schon erwähnten Bischof Johann von Straßburg45, der vielleicht in Anlehnung an seine Stellung als Kanzler König Albrechts nun unter König Friedrich ebenfalls diesen Titel führte46. Nur in italienischen Quellen wird der auf einer diplomatischen Mission nach Treviso bei einem Überfall der Leute des Cangrande im Januar 1319 ums Leben gekommene Kanzleileiter König Friedrichs, Magister Konrad von Meinwang, als „supracancellarius aulae regis‟ bezeichnet47, die offiziöse Titulatur – z. B. in seinem Beglaubigungsschreiben48 – lautete stets „Protonotar‟. Wiederum vereinzelt und ohne eine Tradition zu begründen, war Magister Heinrich von Winterthur 1331 einmal als „summus notarius‟ tituliert worden49. Seit 1349, während der Amtszeit Johann Windlocks, der bis dahin gleichfalls die erwähnten Titel „Protonotar‟ bzw. „oberster Schreiber‟ führte, bürgerte sich die fortan gebräuchliche Bezeichnung „cancellarius‟ bzw. „Kanzler‟ ein50. Bemerkenswert ist die Selbstbezeichnung „primus cancellarius‟ [p. 306] durch Magister Johann Ribi von Platzheim bzw. Lenzburg in seinen Rekognitionsformeln in den Urkunden Rudolfs IV.51. Wenn in der Literatur gelegentlich behauptet wird52, er sei unter Albrecht II. zur Würde eines „Vizekanzlers‟ aufgestiegen, so entbehrt sowohl der Sachverhalt als auch die Funktionsbezeichnung jeglicher Quellengrundlage.

Es muß in diesem Rahmen nicht näher ausgeführt werden, daß die Kanzlei weit mehr war als nur eine Schreibstube und Beurkundungsstelle. Sie war ein ganz wesentliches Instrument, um eine zentrale Regierung auszuüben, die Kanzleivorstände mußten demgemäß in Verwaltung, Diplomatie und Politik universell einsetzbare Persönlichkeiten sein, die dem Herzog in entsprechender Weise zur Seite standen.

Peter Moraw hat in seinem Referat auf die Bedeutung der „Juridifizierung der Kanzlei‟ hingewiesen und das Phänomen gewürdigt, daß nun die Juristen in alle Bereiche der Verwaltung vordringen53, ein uns Heutigen selbstverständlicher, oft gar nicht ästimierter Zustand, der damals seinen Anfang nahm. Die Verhältnisse in den Kanzleien der Habsburger können als anschauliches Beispiel dafür dienen. Der 1314 verstorbene Protonotar der Herzoge Rudolf III. und Friedrich I., Berthold von Kiburg, hatte nachweislich in Bologna studiert54, Johann von Zürich, Bischof von Straßburg, der Kanzler König Albrechts I. und dann König Friedrichs, war von 1290 bis 1296 in Bologna55, von ihm sind sogar kanonistische Schriften erhalten56. Magister Heinrich Visler, Pfarrer von Wien, Protonotar der Herzoge Albrecht II. und Otto, finden wir 1304 und 1320/21 in Bologna57. Magister Hermann von [p. 307] München, Pfarrer von Graz, der Protonotar Herzog Ottos, begegnet nach des Herzogs Tod 1344/45 in der Bologneser Matrikel58, vermutlich hat er aber nur frühere Studien wieder aufgenommen. Magister Johann Windlock war schon vor seinem Übertritt in die Dienste Albrechts II. Konstanzer Generalvikar gewesen und wurde als „iurisperitus‟ bezeichnet59. Magister Heinrich Sachs, der Nachfolger Windlocks als Kanzler, scheint 1324 in den Bologneser Acta auf und war „licentiatus in iure canonico‟60.

Die Zahlen sprechen für sich: In der Zeitspanne von 1299 bis 1365 waren von insgesamt 11 Kanzleileitern sechs Juristen; bei zwei weiteren sind juristische Kenntnisse anzunehmen61, von den übrigen wissen wir es nicht62. Aus dem Magistertitel allein darf bekanntlich nicht auf ein Studium oder auf Rechtskenntnisse geschlossen werden.

Aber auch unter den Notaren bzw. Schreibern in der Kanzlei begegnen wir Juristen, die dann Karriere machten. Der schon genannte Magister Heinrich Visler, Pfarrer von Wien, war 1322, also nach seinem Studium, Notar König Friedrichs und wurde im Jahr darauf Protonotar der jüngeren Brüder des Königs. Der ebenfalls schon erwähnte Magister Heinrich Sachs von Enns war „secretarius‟ und „notarius‟ bei dem 1344 jung verstorbenen Herzog Friedrich, dem Sohn Herzog Ottos, gewesen, wurde dann von Albrecht II. [p. 308] für diplomatische Missionen u.a. an die päpstliche Kurie herangezogen und begegnet am Ende der Regierungszeit Albrechts II. als dessen Kanzler63. Die beiden Beispiele mögen zur Illustration genügen. Es wird daran deutlich, daß die Schreiber-Notare keineswegs nur mit der Abfassung von Urkunden, Briefen und anderen Geschäftsstücken befaßt waren.

Zahlreiche Belege für die Verwendung von Notaren und Protonotaren bzw. Kanzlern gerade in diplomatischen Missionen – das tragische Beispiel des auf einer solchen Mission ums Leben gekommenen Magisters Konrad von Meinwang wurde ja erwähnt – unterstreichen den Sachverhalt, daß sie wichtige Träger der Administration und des Managements waren, auch dies willkommene Indizien dafür, in welchem Ausmaß die Kanzlei als Koordinationsstelle für die Ausübung der herzoglichen Regierung diente.

Daneben wird meist weniger beachtet, daß die Kanzlei auch eine Stätte der Bildung und Kultur war. Als Beispiel sei dafür eine Gruppe von Briefsammlungen und Formularbüchern angeführt, die in engem Zusammenhang mit der neuerrichteten herzoglichen Kanzlei der ersten Habsburger entstand64. Ein noch im 17. Jahrhundert im Zisterzienserkloster Heiligenkreuz vorhandenes, heute leider verlorenes Formularbuch wurde vermutlich von Benzo von Worms kompiliert65, die berühmte Wiener Briefsammlung stammt von Magister Gottfried66, das sog. Formelbuch Albrechts I. wurde neuerdings Otto von Mödling zugeschrieben67 und ein weiteres Formularbuch [p. 309] (cvp. 2493) aus der Frühzeit Herzog Friedrichs I. dürfte von Berthold von Kiburg angelegt worden sein68. Die Namen der Autoren bzw. Kompilatoren sind schon alle in anderem Zusammenhang genannt worden: Es waren die ersten vier Protonotare der habsburgischen Kanzlei. Schon Oswald Redlich hat betont, in welchem Ausmaß die Kanzlei als „Schule für Männer der Geschäfte und der Feder‟ angesehen werden muß69. In diesem Zusammenhang mag auch noch auf Otto von Wien hingewiesen werden, der ausdrücklich als Schüler Magister Burkhards von Fricke, des Protonotars Herzog Leopolds I., bezeichnet wird: Der Kleriker, dem die Herzoge Friedrich und Leopold eine Pfarre verschafften, trug sich damals offenbar mit dem Gedanken, ein Studium – wohl der Jurisprudenz – anzutreten70. Als ein Höhepunkt muß schließlich der in der Kanzlei Herzog Rudolfs IV. produzierte Fälschungskomplex um das Privilegium maius gelten71, zweifellos ein Meisterwerk, freilich mehr der Diplomatik als der Diplomatie.

Rudolf IV. ist zugleich ein herausragendes Beispiel dafür, in welchem Ausmaß man sich der Kanzlei und des Mediums der Urkunde zur Durchsetzung seiner politischen Vorstellungen unter gleichzeitiger Entfaltung des fürstlichen Splendors bedienen konnte. Der junge Fürst ging freilich von Anfang an radikal vor, die Zwettler Annalen berichten, er habe alle Kurialen seines Vaters entfernt, „et novos officiales instituit‟72. Mit der ihm eigenen Phantasie und zweifellos unterstützt und gefördert durch seinen Kanzler Johann Ribi von Platzheim bzw. Lenzburg, hat er mit seinem „Sinn für fürstliche Prunkentfaltung‟ (Stowasser) seinem Urkundenwesen ein unverwechselbares Gepräge verliehen, das in krassem Gegensatz zu der bisher üblichen Herzogsurkunde [p. 310] steht. Die sonst ganz ungewöhnliche, ausführliche eigenhändige Unterfertigung des Herzogs, in je nach Urkundenart abgestuften Formen, und die Rekognition durch seinen Kanzler, sind hier vor allem zu nennen73. In diesem Zusammenhang mag auch noch gestreift werden, daß der Herzog 1365 bestimmte, der Propst des von ihm gegründeten Allerheiligen-Pfalzkapitels zu St. Stephan in Wien sollte „des landes ze Österreich ewiger und obrister ertzchantzler‟ sein74. Als Vorbild für diesen Ehrenrang, der mit der eigentlichen herzoglichen Kanzlei nichts zu tun hatte, diente zunächst wohl der Titel eines „Kanzlers von Böhmen‟, den der Propst von Vyšehrad führte; der Titel „Erzkanzler‟ sollte freilich nicht weniger darstellen als eine Entsprechung zur Erzkanzlerwürde der geistlichen Kurfürsten.

Nach dem frühen Tod Rudolfs IV. († 1365) erlosch nicht nur die äußerst kurzlebige Würde des Erzkanzlers von Österreich, die Kanzlei verlor ganz allgemein an Bedeutung, beim Urkundenwesen kehrte man zu den bescheideneren Formen zurück, die unter Albrecht II. üblich gewesen waren75. Die Rivalitäten zwischen Rudolfs IV. jüngeren Brüdern, den Herzogen Albrecht III. und Leopold III., führten bald zu einer zunächst vorläufigen, 1379 schließlich zur endgültigen Teilung der habsburgischen Territorien mit entsprechenden Konsequenzen für die Kanzlei. Rudolfs Kanzler Johann Ribi blieb unter den neuen Herren bis zu seinem Tod im August 1374 im Amt76, dann treten uns jeweils eigene Kanzler, Johann von Ehingen77 bei Albrecht III., Friedrich von Erdingen78 bei Leopold III. entgegen.

[p. 311] ANHANG

Die Leiter der Kanzlei 1282–1374

Albrecht I. (1282–1298)

Benzo von Worms, 1282–1287, dann (1290–1298) Abt von Heiligenkreuz79

Mag. Gottfried, 1287–1295, † 1295 Mai 2380

Otto von Mödling, 1296 (1295?)–1298, † 131381

Rudolf III. (1298–1306)

Mag. Berthold von Kiburg, 1299–1306

Friedrich I. (1306–1330)

Mag. Berthold von Kiburg, 1306–1312 Dezember, † 131482

Mag. Konrad von Meinwang, 1317 Dez. – † 1319 Januar83

Johann von Zürich, Bischof von Straßburg, 1320, 1321, 1326, † 1328 November 1684

Mag. Piterolf von Gortschach, 1327, † nach 1350 November 1185

[p. 312] Leopold I. († 1326)

Mag. Burkhard von Fricke, 1313 September/Oktober86

Albrecht II. und Otto

Mag. Heinrich Visler, Pfarrer von Wien, 1323 April, 1328 März, † 1336 Juni 1187

Albrecht II. (als Verwalter der Vorlande nach Leopold I.)

Mag. Heinrich von Winterthur, 1328 März 688

Albrecht II. (1330–1358)

Mag. Heinrich von Winterthur, 1331 Mai 8; 1333 Bischof von Lavant, † 1338 Juli 3187

Mag. Johann Windlock, seit 1339 April 4, seit 1349 mit dem Titel „cancellarius‟, 1352 Bischof von Konstanz, † 1358 Januar 2189

[p. 313] Mag. Heinrich Sachs, Dekan von Enns, 1356 Juli 12, 1358 Juni 30, † 1366 Juli 490

Otto († 1339)

Mag. Hermann von München, Pfarrer von Graz, 1337 Juni 2491

Rudolf IV. (1358–1365)

Mag. Johann Ribi von Platzheim bzw. Lenzburg, 1358–1374, 1359 Bischof von Gurk, 1363 Bischof von Brixen, † 1374 August 692.


1 Vgl. Jindřich Šebánek, Zum österreichischen Urkundenwesen Ottokars II. in den Jahren 1251–1253, MIÖG 72 (1964) 110–121; Jindřich Šebánek – Sáša Dušková, Das Urkundenwesen König Ottokars II. von Böhmen, AfD 14 (1968) 302–422 und AfD 15 (1969) 251–427; Othmar Hageneder, Ottokar II. Přemysl und das Land ob der Enns im Spiegel des Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae V 1 (1253–1266), Jb. des oberösterr. Musealvereines 120 (1975) I 111–130; Sáša Dušková, Wollte Přemysl Ottokar II. im Jahre 1270 eine neue Abteilung seiner Kanzlei errichten? Folia diplomatica 2 (1976) 65–75.

2 Ivo Luntz (†), Urkunden und Kanzlei der Grafen von Habsburg und Herzoge von Österreich von 1273 bis 1298, MIÖG 37 (1916) 411–478, hier 427 ff. („Die Kanzlei Herzog Albrechts I.‟).

3 Vgl. dazu Alphons Lhotsky, Was heißt „Haus Österreich‟? Anzeiger der Österr. Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 93 (1956) 155–174, wiederabgedruckt in Lhotsky, Aufsätze und Vorträge 1 (1970) 344–364; zuletzt vgl. dazu – speziell für die Zeit König Albrechts II. – Heinrich Koller, Zur Herkunft des Begriffes „Haus Österreich‟, Festschrift Berthold Sutter (Graz 1983) 277–288 (mit weiteren Literaturhinweisen 280 Anm. 15).

4 Regesta Habsburgica III: Die Regesten der Herzoge von Österreich sowie Friedrichs des Schönen als deutschen Königs von 1314–1330, bearb. von Lothar Groß (1924). Zum freilich nicht zeitgenössischen Beinamen vgl. Alphons Lhotsky, Geschichte Österreichs seit der Mitte des 13. Jh. (1281–1358) (Österr. Akademie der Wissenschaften, Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte Österreichs 1, Wien 1967) 169.

5 Regesta Habsburgica II/1: Die Regesten Albrechts I. von 1281–1298, bearb. von Harold Steinacker, 1. Lieferung (bis 1288) (1934). Als Behelf für die Zeit bis 1298 kann das Urkundenverzeichnis bei Luntz (wie Anm. 2) 461–478 dienen.

6 Die „Vorbemerkung‟ zu Anton Chroust, Monumenta palaeographica I, II. Serie Lieferung 17 (1914) Tafel 7 a (407 a des Gesamtwerks), die Erläuterungen zu Tafeln der Lieferungen 17–19.

7 Vgl. etwa die Literaturhinweise bei Karl und Mathilde Uhlirz, Handbuch der Geschichte Österreich-Ungarns 1 (21963) 321–326 sowie Alphons Lhotsky, Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs (MIÖG Erg. 19, 1963) 76–80, Ergänzungen bei Paul Uiblein, Die Quellen des Spätmittelalters, in: Die Quellen der Geschichte Österreichs, hg. von Erich Zöllner (Schriften des Institutes für Österreichkunde 40, 1982) 80, über Siegel Lhotsky, Quellenkunde 69 bzw. Uiblein 74; zu ergänzen wären etwa Huter (wie Anm. 72), Mühlberger (wie Anm. 32) sowie Peter Wiesinger, Zur deutschen Urkundensprache des österreichischen Herzogs Friedrich des Schönen (1308–1330), in: Festschrift Friedrich Hausmann, hg. von Herwig Ebner (1977) 559–602.

8 Vgl. in diesem Band Die Kanzlei der Wittelsbacher im Spätmittelalter, oben S. 109–126.

9 Vgl. nun die behelfsmäßige Übersicht im Anhang. – Nicht erreichbar ist zur Zeit Alfred Strnad, Die Hofkapelle der österreichischen Landesfürsten. Vorarbeiten zu einer Geschichte des geistlichen Hofdienstes im späteren Mittelalter (Hausarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsforschung [Masch.], Wien 1962). Der Autor hat das einzige Belegexemplar der von ihm in seinen verschiedenen Aufsätzen wiederholt zitierten Arbeit an sich genommen, der Bitte der Institutsbibliothek um Rückstellung bzw. Überlassung einer Kopie wurde bisher leider nicht entsprochen.

10 Vgl. die eigenhändige Unterfertigung „Ego Albertus domini R. Romanorum regis primogenitus interfui et subscripsi‟ in der Urkunde König Rudolfs für Papst Nikolaus III. vom 14. Februar 1279 (MGH Const. 3, Nr. 204 S. 206; Faksimile in Kaiserurkunden in Abbildungen VIII/10). – Lhotsky, Geschichte Österreichs (wie Anm. 4) 45 war dieser entscheidende Beleg entgangen.

11 Luntz 415 Anm. 1.

12 Luntz 417, 419, 421.

13 Luntz 421 f.

14 Luntz 422 ff.

15 Vgl. Luntz 431, wo allerdings die für den Notar Konrad herangezogenen Belege zum Teil mit solchen für den von Luntz (bzw. den Herausgebern, vgl. 411–413 die Vorbemerkung Redlichs) nicht genannten Notar Mag. Rudolf kontaminiert sind.

16 Luntz 433 f. sowie Stowasser, Vorbemerkung (wie Anm. 6).

17 Vgl. Luntz 430 sowie Lhotsky, Geschichte Österreichs 70 und 127 (hier wird statt Mag. Gottfried irrig Mag. Ulrich genannt).

18 Lindeck (wie Anm. 81) 61, Lhotsky, Geschichte Österreichs 127.

19 Vgl. Lindeck 71.

20 Vgl. den Hinweis bei Lhotsky, Geschichte Österreichs 196.

21 Vgl. über ihn Paul Schweizer in: Das habsburgische Urbar II/2 (Quellen zur Schweizer Geschichte 15/2, 1904) 501 ff.

22 Vgl. dazu Schweizer 503, die Urkunde verzeichnet jetzt auch Winner (wie Anm. 31) 142 Nr. 330 (1313 Oktober 1 Ulm).

23 Vgl. Lhotsky, Geschichte Österreichs 214 f.

24 Vgl. unten 305 f. bzw. 311 Anm. 83.

25 Siehe Anm. 86.

26 Regesta Habsburgica III Nr. 1041.

27 Hartmann Zeibig, Urkundenbuch des Stiftes Klosterneuburg I (Fontes rerum Austriacarum II/10, 1857) 184 Nr. 195 und 185 Nr. 196 (1322 Juni 2 bzw. 10).

28 Vgl. dazu unten 313.

29 Ausdrücklich erwähnt wird das herzogliche Archiv (nostra scrinia secretorum nostrorum) zum ersten Mal 1358, vgl. Otto Stowasser, Das Archiv der Herzoge von Österreich, in: Mitteilungen des Archivrates 3 (1919) 15–62, hier 19.

30 Stowasser, Das Archiv 17; Lhotsky, Geschichte Österreichs 104 und 300 Anm. 669.

31 Vgl. Gerhard Winner, Die Urkunden des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1111–1892 (Fontes rerum Austriacarum II/81, 1974) 241 Nr. 626 sowie den Hinweis in meiner Rezension in Unsere Heimat. Zeitschrift des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 47 (1976) 182.

32 Vgl. dazu vor allem Otto Stowasser, Die österreichischen Kanzleibücher vornehmlich des 14. Jh. und das Aufkommen der Kanzleivermerke, MIÖG 35 (1915) 688–724 sowie Lhotsky, Quellenkunde (wie Anm. 7) 76–79, wo die einzelnen Register mit der einschlägigen Literatur verzeichnet sind. Zu ergänzen ist mittlerweile etwa Christoph Tepperberg, Das Lehensbuch Herzog Albrechts III. von 1380–1394, in: Unsere Heimat. Zeitschrift des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 48 (1977) 221–233, Uiblein (wie Anm. 7) 80 sowie zuletzt Kurt Mühlberger, Das ältere Lehenbuch Herzog Albrechts V. von Österreich 1411–1418 (Prüfungsarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsforschung [Masch.], Wien 1983), darin 6–16: „Die landesfürstlichen Lehenbücher in Österreich bis 1455.‟

33 Vgl. dazu Kürschner (wie Anm. 72) 63 ff., Alfred Ritter von Wretschko, Das österreichische Marschallamt im Mittelalter (Wien 1897) 162 ff., Redlich, Privaturkunden (wie Anm. 39) 167 ff., Stowasser, Kanzleibücher (wie Anm. 32) 707 ff., Stowasser, Beiträge zu den Habsburger Regesten I: Die Kanzleivermerke auf den Urkunden der Herzoge von Österreich während des 15. Jh., MIÖG Erg. 10 (1915) 1–19, Franz Wilhelm, Deutung und Wertung der Kanzleivermerke auf den älteren Urkunden der österreichischen Landesfürsten, MIÖG 38 (1918) 39–63, Otto Stowasser, Die Kanzleivermerke auf den Urkunden der österreichischen Landesfürsten von ihrem Aufkommen bis zum Jahre 1437, MIÖG 38 (1918) 64–92, Hans Spangenberg, Die Kanzleivermerke als Quelle verwaltungsgeschichtlicher Forschung, AUF 10 (1928) 469–525, hier 483 ff., zuletzt Huter (wie Anm. 72) 37.

34 Iohannis abbatis Victoriensis Liber certarum historiarum ed. Fedorus Schneider, II (MGH SS. rer. Germ. in us. schol., 1910) 171 f.

35 Lhotsky, Geschichte Österreichs 332 Anm. 108.

36 Vgl. dazu unten Anm. 49. – Beachtung verdient die vereinzelte Nennung „Mag. Iohannes, cancellarius ducis Alberti‟ in der Klosterneuburger Gästeliste zum 8. November 1340 (Hartmann Zeibig, Urkundenbuch des Stiftes Klosterneuburg II [Fontes rerum Austriacarum II/28, 1868] 266). Der Titel dürfte damals allerdings noch nicht ausschließlich auf den Kanzleileiter bezogen worden sein, denn bei den „cancellarii‟, die sich am 12. Juli 1343 gemeinsam mit dem Protonotar Johannes Windlock zum Begräbnis eines herzoglichen Notars einfanden („Magister Iohannes et omnes cancellarii ducis Alberti propter sepulturam domini Ulrici‟, Zeibig II 237; vgl. auch den Hinweis bei Strnad, Zur Biographie Johannes Windlocks [wie Anm. 88] 129), kann es sich nur um Angehörige der Kanzlei handeln und nicht um mehrere Kanzleileiter.

37 Vgl. Kürschner (wie Anm. 72) 60 f. – In beiden Fällen handelt es sich um den Notar Heinrich Hueber.

38 Repertorium Germanicum 1 (1916) 63. – Es handelt sich um Ulrich Reicholf, den nachmaligen Kanzler Herzog Leopolds IV. und Bischof von Brixen (1396–1417). Vgl. über ihn Leo Santifaller, Das Brixner Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung im Mittelalter (Schlern-Schriften 7, 1924) 430 Nr. 259 sowie Anselm Sparber, Die Brixner Fürstbischöfe im Mittelalter. Ihr Leben und Wirken (Bozen 1968) 125 f.

39 Stowasser, Kanzleibücher (wie Anm. 32) 693 Anm. 1, hier auch der Text der Urkunde. – Inwiefern ein Haus in der Wallnerstraße in Wien, das dem Lavanter Bischof Heinrich von Winterthur gehört hatte und am 4. April 1339 Johann Windlock übertragen wurde, „zur Ausstattung des jeweiligen herzoglichen Kanzleileiters in Wien gehörte‟ (Strnad, Zur Biographie Johannes Windlocks [wie Anm. 88] 125), läßt sich schwer entscheiden. Die Tatsache, daß es Windlock „und seinen erben‟ übertragen wurde (Urkundenbuch des Landes ob der Enns 6 [1872] 295 f. Nr. 291 bzw. Strnad, Zur Biographie 138 Anhang Nr. 1), spricht eher dagegen.

40 Vgl. auch die grundsätzlichen Ausführungen bei Oswald Redlich, Die Privaturkunden des Mittelalters (W. Erben – L. Schmitz-Kallenberg – O. Redlich, Urkundenlehre III. Teil, 1911) 153 ff. sowie Harry Bresslau, Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien 1 (21912) 603 ff.

41 Die früheste Information über einen Personalstand der herzoglichen Kanzlei dürfte in der „Tischordnung‟ für den Innsbrucker Hof Herzog Friedrichs IV. aus dem Jahre 1434 vorliegen, vgl. den Hinweis bei Otto Stolz, Geschichtliche Beschreibung der ober- und vorderösterreichischen Lande (Quellen und Forschungen zur Siedlungs- und Volkstumsgeschichte der Oberrheinlande 4, Karlsruhe 1943) 58.

42 Über die Situation am Ende des 13. Jh. und das Verhältnis zur Kanzlei vgl. Alfons Dopsch, Zur Geschichte der Finanzverwaltung Österreichs im 13. Jh., in: Dopsch, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters. Gesammelte Aufsätze (1928, ursprünglich in MIÖG 18, 1897) 385–505, hier bes. 487 f., 499–501.

43 Zur „Datum per manus‟-Formel, die etwa unter Herzog Albrecht I. als seltene Ausnahme in nur 11 Urkunden vorkommt und regelmäßig den Protonotar nennt, für den Beurkundungsvorgang aber ohne Bedeutung zu sein scheint, vgl. Luntz (wie Anm. 2) 432 f. und Lindeck (wie Anm. 81) 84. – Über die verschiedenen Funktionsbezeichnungen vgl. – am Beispiel Bertholds von Kiburg – Lindeck 100. Bemerkenswert ist dabei die vereinzelte, nicht auf den Herzog, sondern auf das Land bezogene Benennung „Protonotarius Austrie‟ (1305), zu der die deutsche Entsprechung „von Österreich obrister schreiber‟ (1311; Lindeck 97 Nr. 28) zu ergänzen ist.

44 Vgl. Luntz 429; die Urkunde ddo 1289 Januar 22 Krems im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Allg. Urkundenreihe.

45 Vgl. oben 301 bei Anm. 24.

46 MGH Const. 5, 484 f. Nr. 605 („Nos … aule dicti regis cancellarius‟) und 606, Regesta Habsburgica III Nr. 1022, 1047, 1698. – Vgl. über ihn Anm. 83.

47 Regesta Habsburgica III Nr. 766.

48 Regesta Habsburgica III Nr. 648.

49 Zeibig (wie Anm. 27) 241 Nr. 245.

50 Die ersten Belege: Regesta episcoporum Constantiensium 2: 1293–1383, bearb. von Alexander Cartellieri (1905) 223 Nr. 4920 und 4924 (1349 August 3 und 24) sowie Strnad, Zur Biographie Johannes Windlocks (wie Anm. 88) 138 Anhang Nr. 2 (1349 August 22). – Vgl. auch oben Anm. 35.

51 Kürschner (wie Anm. 72) 34 f. und 60.

52 Zuletzt Jakob Obersteiner, Die Bischöfe von Gurk 1072–1822 (Aus Forschung und Kunst 5, 1969) 165. – Zu anderen durch falsche Terminologie irreführenden Angaben vgl. unten Anm. 82 und 89.

53 In diesem Band S. 61 ff. – Vgl. dazu auch Winfried Stelzer, Gelehrtes Recht in Österreich. Von den Anfängen bis zum frühen 14. Jh. (MIÖG Erg. 26, 1982) 166–186 („Am Beispiel Salzburg: Gelehrte Juristen im Fürstendienst‟) und 234–237.

54 Lindeck (wie Anm. 81) 63; Sven et Suzanne Stelling-Michaud, Les juristes suisses a Bologne (1255–1330). Notices biographiques et Regestes des actes bolonais (Travaux d’Humanisme et Renaissance 38, Genève 1960) 102.

55 Gustav C. Knod, Deutsche Studenten in Bologna (1289–1562). Biographischer Index zu den Acta nationis Germanicae universitatis Bononiensis (1899) Nr. 1134 (Johannes de Gibisdorfe); Stelling-Michaud, Les juristes suisses 179.

56 Vgl. dazu Bernouilli (wie Anm. 83) 297, Stelling-Michaud, Les juristes suisses 181.

57 Knod Nr. 4001 (Heinricus Viselere bzw. Vislarius); Stelzer, Gelehrtes Recht 244 Nr. 20. Über ihn vgl. Anm. 86.

58 Knod Nr. 1205 (Hermann, Pfarrer in Graz); vgl. über ihn Anm. 90.

59 Generalvikar nach Joh. Vict. II (wie Anm. 34) 171, als „iurisperitus‟ z. B. 1342: Josef Lenzenweger, Acta Pataviensia Austriaca 1: Klemens VI. (1342–1352) (Publikationen des Österreichischen Kulturinstituts in Rom II/4,1, 1974) 308 Nr. 10. Vgl. über ihn Anm. 88.

60 Knod Nr. 791 (Heinrich von Enns); Stelzer, Gelehrtes Recht 248 Nr. 87. „Licentiatus in iure canonico‟ z. B. 1344: Lenzenweger, Acta Pataviensia Austriaca 406 Nr. 121. – Vgl. über ihn Anm. 62.

61 Vgl. den Hinweis auf kanonistische Kenntnisse Burkhards von Fricke bei Schweizer (wie Anm. 21) 502. – Piterolf von Gortschach ist späterhin belegt als Generalvikar des Bischofs von Freising (1342: Krick [wie Anm. 84] 32) bzw. als Passauer Offizial in Wien 1348: Krick 32 bzw. 216 sowie Othmar Hageneder, Die geistliche Gerichtsbarkeit in Ober- und Niederösterreich von den Anfängen bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts (Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs 10, 1967) 262.

62 Johann Ribi von Platzheim bzw. Lenzburg, der Kanzler Herzog Rudolfs IV., war jedenfalls nicht „doctor legum‟, wie verschiedentlich – etwa von Tröster (wie Anm. 91) 261 oder Obersteiner (wie Anm. 51) 165 – kolportiert wurde. Der vom Gewährsmann Rudolf Czumpelik, Die persönlichen Verhältnisse der Bischöfe von Gurk im Mittelalter (phil. Diss. [Masch.] Wien 1947) 243 bzw. 247 Anm. 7 zitierte Beleg: Lang, Acta I/2 (wie Anm. 90) 510 Nr. 713 (1361 Februar 4) bezieht sich nicht auf Johann Ribi, sondern auf Johann Bredenscheid.

63 Vgl. über ihn Krick (wie Anm. 84) 34, Josef Lenzenweger, Pfarre und Dekanat Lorch im kurialen Einflußbereich, in: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 11 (1974) 72–74 bzw. Lenzenweger, Acta Pataviensia 182 f., 218 f., 223 f., zuletzt Rudolf Zinnhobler, Die Inhaber von Pfarre und Dekanat Enns im Mittelalter, in: Rudolf Zinnhobler und Johannes Ebner (Hg.), Die Dechanten von Enns-Lorch (Linz 1982) 24–52, hier 34–36. – Belege für seine Kanzlerwürde Urkundenbuch des Landes ob der Enns 7 (1876) 466 Nr. 459 (1356 Juli 12) bzw. Quellen zur Geschichte der Stadt Wien I/1 (1895) 165 Reg. 792 (1358 Juni 30); vgl. auch den Hinweis bei Strnad, Libertas ecclesiae (wie Anm. 91) 90 Anm. 81.

64 Vgl. dazu Oswald Redlich, Eine Wiener Briefsammlung zur Geschichte des Deutschen Reiches und der österreichischen Länder in der 2. Hälfte des 13. Jh. (Mittheilungen aus dem Vaticanischen Archive 2, Wien 1894) S. XXIV ff., XXXV–XXXVIII sowie Lhotsky, Quellenkunde (wie Anm. 7) 81 f.

65 Vgl. dazu zuletzt Watzl, Benzo (wie Anm. 78) 36.

66 Vgl. Redlich, Wiener Briefsammlung XXIII f.

67 Watzl, Benzo 37. – Bei Lhotsky, Geschichte Österreichs 70 wird ohne nähere Begründung Mag. Gottfried als Urheber der Anlage genannt, während etwa Redlich XXXVIII den herzoglichen Protonotar Gottfried und den Kompilator des sog. Formelbuches Albrechts nebeneinander anführte, sie also nicht als miteinander identisch auffaßte.

68 Lhotsky, Quellenkunde (wie Anm. 7) 82.

69 Redlich, Wiener Briefsammlung XXXVI.

70 Vgl. oben Anm. 22 bzw. Winner (wie Anm. 31) 142 Nr. 329 und 330 (1313 September 30 bzw. Oktober 1 Ulm). Aus einer Urkunde Ottos (Winner 142 Nr. 331: 1313 Oktober 22 Wien) geht hervor, daß es sich dabei um preces primariae der Herzoge und Kaiser Heinrichs VII. gehandelt hat; sie müssen freilich schon früher deponiert worden sein, da Kaiser Heinrich am 24. August 1313 verstorben war.

71 Vgl. dazu Alphons Lhotsky, Privilegium maius. Geschichte einer Urkunde (Österreich Archiv, Wien 1957), Heinrich Appelt, Zur diplomatischen Beurteilung des Privilegium maius, in: Grundwissenschaften und Geschichte. Festschrift für Peter Acht (Münchener Historische Studien, Abt. Geschichtliche Hilfswissenschaften 15, 1976) 210–217, Derselbe, Die Bedeutung des Titels „archidux palatinus Austriae‟, in: Festschrift Friedrich Hausmann, hg. von Herwig Ebner (1977) 15–20, Derselbe, Anregungen zu einem Kommentar der österreichischen Hausprivilegien, in: Festschrift Berthold Sutter (Graz 1983) 9–16.

72 MGH SS 9, 688.

73 Vgl. dazu Franz Kürschner, die Urkunden Herzog Rudolfs IV. von Österreich (1358–1365). Ein Beitrag zur speciellen Diplomatik, in: Archiv für österreichische Geschichte 49 (1872) 1–88, Derselbe, Herzog Rudolph’s IV. Schriftdenkmale, in: Mittheilungen der k.k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale 17 (1872) 71–80, Stowasser in Chroust (wie Anm. 6), zuletzt Franz Huter, Herzog Rudolf der Stifter und die Tiroler Städte (Tiroler Wirtschaftsstudien 25, 1971) (mit 20 Faksimiles), dazu die Rezension von Heinrich Fichtenau MIÖG 80 (1972) 240 mit der Aufforderung, daß „nun, hundert Jahre nach Kürschners Untersuchung‟ eine Diplomatik Rudolfs IV. „wohl neuerlich versucht werden sollte‟.

74 Nikolaus Grass, Zur Rechtsgeschichte des Allerheiligen-Pfalzkapitels, des Vorgängers des Metropolitankapitels zu St. Stephan in Wien, in: Collectanea Stephan Kuttner 4 (= Studia Gratiana 14, 1967) 459–494, hier 474–477.

75 Vgl. Stowasser, „Vorbemerkung‟ (wie Anm. 6).

76 Vgl. über ihn Anm. 91.

77 Vgl. über ihn die Hinweise bei Sparber, Die Brixner Fürstbischöfe (wie Anm. 37) 122 f.

78 Vgl. über ihn Sparber, Die Brixner Fürstbischöfe 122–125.

79 Luntz (wie Anm. 2) 427–429, zuletzt Hermann Watzl, Benzo von Worms, Protonotar Herzog Albrechts I. von Österreich als Abt von Heiligenkreuz, 1290–1298, in: Sancta Crux. Zeitschrift des Stiftes Heiligenkreuz 32 (1970) 29–46.

80 Luntz 429 f., Watzl, Benzo 35.

81 Luntz 430 f., Watzl, Benzo 36–39. – Zum Todesjahr vgl. die Cont. Vindobonensis, MGH SS 9, 722 Z. 13 f.

82 Erich Lindeck, Magister Berthold von Kiburg, Protonotar der Herzoge von Österreich (1299–1314), MIÖG 54 (1941) 59–102, zuletzt Stelling-Michaud, Les juristes suisses (wie Anm. 53) 102–104 Nr. 107.

83 Regesta Habsburgica III Nr. 648, 766, 769 f., 782. – Obersteiner (wie Anm. 51) 134 läßt den Gurker Bischof Heinrich (von Haus) im Jahre 1314 „Kanzler oder Geheimschreiber von Herzog Friedrich‟ sein; in der Quelle ist nur vom „secretarius‟ die Rede.

84 Die Belege als Kanzler Friedrichs vgl. oben Anm. 45. – Über ihn vgl. Johannes Bernouilli, Propst Johann von Zürich, König Albrechts I. Kanzler, Jb. für Schweizerische Geschichte 42 (1927) 281–334, zuletzt Stelling-Michaud, Les juristes suisses 179–184 Nr. 216 bzw. Joseph Fuchs in NDB 10 (1974) 537 sowie oben 306.

85 „Prothonotarius regalis aule‟ z. B. Lang, Acta I/1 (wie Anm. 90) 112 Nr. 123 a (1327). Vgl. über ihn Ludwig Heinrich Krick, Das ehemalige Domstift Passau und die ehemaligen Kollegiatstifte des Bistums Passau (1922) 32 f., den Hinweis oben Anm. 60 sowie Josef Lenzenweger, Albrecht II., der Lahme, Herzog von Österreich, und die Päpste von Avignon, in: Römische Historische Mitteilungen 6/7 (1964) 29–71, hier 31 mit Anm. 8 bzw. Alfred Strnad, Das Bistum Passau in der Kirchenpolitik König Friedrichs des Schönen (1313–1320), Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 8 (1964) 188–232, hier 199 Anm. 41 sowie 201 f.

86 Vgl. oben Anm. 22.

87 Regesta Habsburgica III Nr. 1285, 1910. – Über ihn Lang, Acta I/1 (wie Anm. 90) 80 Nr. 64 Anm., Krick 32 sowie oben 301 f. mit Anm. 27 und 306 mit Anm. 56.

88 Urkundenbuch des Landes ob der Enns 5 (1868) 501 (1328 März 6) als Protonotar, Zeibig (wie Anm. 27) 241 Nr. 245 (1331 Mai 8) als „summus notarius‟. Heinrich war bis zu seinem Tode Kanzler, vgl. Joh. Vict. II (wie Anm. 34) 171 bzw. 210. Vgl. über ihn Heinrich Ritter von Zeissberg, Zur Geschichte der Karthause Gaming, in: Archiv für österreichische Geschichte 60 (1880) 594 Anm. 1 (die hier zusammengestellten Notizen über das Ableben im Jahre 1342 und die Grabstätte bei den Wiener Minoriten [jetzt MGH Necr. 5, 182, 198, 211 Nr. 36] beziehen sich allerdings nicht auf ihn, sondern auf Heinrich Mer von Leis, doctor decretorum, seinen Nachfolger als Bischof von Lavant).

89 Vgl. über ihn Regesta episcoporum Constantiensium 2 (wie Anm. 49) 240 f., Hinweise auf seine Tätigkeit als Kanzler 241 f. Nr. 5070 f., die ersten Belege für den Titel „cancellarius‟ siehe oben Anm. 49 bzw. 35. Vgl. weiters Alfred Strnad, Zur Biographie Johannes Windlocks, Bischof von Konstanz, in: Freiburger Diözesan-Archiv 84 (1964) 116–141, bes. 122–129, Lenzenweger, Albrecht II. (wie Anm. 84) 57–59, Josef Lenzenweger, Johann Windlock, Bischof von Konstanz, und die vergessene Pankraz-Kapelle am Hof zu Wien, in: Festschrift Franz Loidl 3 (Wien 1971) 121–159, bes. 122–129, derselbe, Acta Pataviensia Austriaca (wie Anm. 58) 192–195. – Bei Johann von Viktring (wie Anm. 34) 235 wird zu 1343 Bischof Ulrich von Chur als Kanzler Albrechts II. genannt, doch läßt sich diese nur in der Recensio D, der späteren Ableitung des sog. Anonymus Leobiensis, überlieferte Information nicht verifizieren.

90 Über ihn vgl. Krick (wie Anm. 84) 34 sowie oben Anm. 59 und 62. – Nach Obersteiner (wie Anm. 51) 160 soll auch der Gurker Bischof Paul von Jägerndorf (1351–1359, † 1377 als Bischof von Freising) Kanzler der Herzoge von Österreich gewesen sein, doch läßt sich die Angabe nicht verifizieren.

91 Urkunde ddo 1337 Juni 24 Wien (Orig. im Stadtarchiv Wien), vgl. auch die Erwähnung in der Urkunde Albrechts II. ddo 1358 März 6 (Orig. im Steiermärkischen Landesarchiv Graz, Urkundenreihe) als „bone memorie quondam incliti ducis Ottonis germani nostri carissimi prothonotarius‟. Hermanns Funktion war mit dem Tode Herzog Ottos erloschen. Dies wird aus der Eintragung in die Klosterneuburger Gästeliste zum 8. November 1340 deutlich: „Magister Iohannes, cancellarius ducis Alberti, cum domino Hermanno‟ (Zeibig II [wie Anm. 35] 266). Zu seinem Rechtsstudium vgl. oben Anm. 57, über ihn vgl. Alois Lang, Acta Salzburgo-Aquilejensia I/1 (1903) 220 Nr. 261 und I/2 (1906) 378 Nr. 501 sowie den Hinweis bei Lenzenweger, Albrecht II. (wie Anm. 84) 48 f.

92 Über ihn vgl. Lang, Acta I/1, Einleitung S. XLVII–L, Alois Pittioni, Bischof Johann von Gurk und Brixen, ein österreichischer Kanzler und Kirchenfürst des 14. Jh. (phil. Diss. [Masch.], Wien 1927), Johann Tröster, Johann IV. von Lenzburg, Fürstbischof von Brixen (1364–1374), Kanzler der Herzoge Rudolf IV., Albrecht III. und Leopold III. von Österreich, in: Der Schlern 26 (1952) 260–263, Alfred A. Strnad, Libertas ecclesiae und fürstliche Bistumspolitik. Zur Lage der Kirche in Österreich unter Herzog Rudolf IV., in: Römische Historische Mitteilungen 6/7 (1964) 72–112, hier 87–90 (89 f. über den Beginn des Kanzleramtes) und 107 ff., Sparber, Die Brixner Fürstbischöfe (wie Anm. 37) 119–122, Obersteiner, Die Bischöfe von Gurk (wie Anm. 51) 164–173, zuletzt Alfred A. Strnad in NDB 10 (1974) 483. – Vgl. auch oben Anm. 50 und 61.

[p. 315] Die Rechnungsbücher der Tiroler Landesfürsten

Im mittleren Alpenraum entstand im Laufe des 13. Jahrhunderts ein neues territoriales Gebilde, für das sich die Bezeichnung „Grafschaft Tirol‟ einbürgerte. Den maßgeblichen Anteil am Werden dieses Landes muß man Graf Meinhard II. von Tirol-Görz (1258–1295) zuschreiben. Er baute auf dem Erbe der mit seinem Großvater mütterlicherseits, Graf Albert III., im Jahre 1253 in männlicher Linie ausgestorbenen Grafen von Tirol auf und schuf, im wesentlichen auf Kosten der Hochstifte von Trient und Brixen, das neue Territorium. Die Oberhirten der beiden genannten Kirchen hatten seit dem 11. Jahrhundert die Grafengewalt am Oberlauf der Etsch, am Eisack sowie im mittleren Inntal übertragen erhalten, und diese sowie andere damit zusammenhängende Rechte wurden ihnen nun vom werdenden Tiroler Landesfürstentum entwunden.

Ein entscheidendes Moment bei der inneren Ausgestaltung des Landes stellte für Meinhard II. eine geordnete Verwaltung dar, die besonders im finanziellen Bereich offensichtlich äußerst effektiv arbeitete. Geld bildete neben Gewalt das wirksamste Element der erfolgreichen Politik dieses Reichsfürsten – dieses Epitheton stand Meinhard als von König Rudolf von Habsburg bestelltem Herzog von Kärnten seit dem Jahre 1286 zu. Und gerade in den Zusammenhang mit der Ausbildung einer geregelten Finanzverwaltung gehören auch die an dieser Stelle kurz zu würdigenden Rechnungsbücher der Tiroler landesfürstlichen Kanzlei.

Unter diesem Titel – manchmal auch unter der spätmittelalterlichen Bezeichnung „Raitbücher‟, entsprechend dem mittelhochdeutschen Wort „raiten‟ für „zählen‟, „rechnen‟, – sind an die zwanzig Codices überliefert, die Eintragungen aus den Jahren 1288 bis in die 60er Jahre des 14. Jahrhunderts enthalten. Die Originale sind heute zerstreut auf das Tiroler Landesarchiv in Innsbruck, das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München und das Staatsarchiv Trient, wo vor einigen Jahren ein Codex wieder aufgefunden wurde, der seit etwa 1920 im Tiroler Landesarchiv als verschollen galt. Von einer weiteren, ebenfalls seit dem Ende des Ersten Weltkriegs aus Innsbruck abgängigen Handschrift, existiert nur noch eine Kopie aus dem Beginn unseres Jahrhunderts. In der skizzierten, verstreuten Überlieferung spiegelt sich das bewegte [p. 316] Schicksal des Tiroler landesfürstlichen Archivs, in dem sich alle Originale bis zum Jahre 1812 befunden hatten1.

Die Codices unterscheiden sich sehr in Umfang und Format. Die meisten weisen Abmessungen auf, die in etwa unserem heutigen Oktavformat entsprechen, manche kommen einem Quartblatt nahe, vereinzelt begegnen auch ausgesprochene Schmalfoliomaße. Nicht immer entsprechen die jetzigen Bucheinheiten dem ursprünglichen Bestand. So lassen sich zum Beispiel in der ältesten Handschrift von Rechnungen aus den Jahren 1288 bis 1290 jüngere Eintragungen klar trennen, die um 1306/08 erfolgt sind. Diese Blätter gehören auch nicht zum primären Umfang des Codex. Die Einbände der Originale stammen vereinzelt aus der Entstehungszeit; die Innsbrucker Bestände wurden jüngst neu gebunden. Als Beschreibstoff diente durchwegs Papier, das damals in unseren Gegenden verhältnismäßig selten war und aus dem Süden importiert wurde. Einschlägige Ausgaben dafür finden sich eben in den Rechnungen vermerkt. Der Umfang der Codices schwankt von einigen wenigen bis zu mehreren hunderten Blättern; ebenso variiert die Zahl der eingetragenen Raitungen zwischen einer und mehr als 300. Dementsprechend verschieden ist auch der zeitliche Umfang der Rechnungen in den Handschriften. Er kann bis zu einem Vierteljahrhundert umfassen.

Die Schrift der Eintragungen ist durch eine betonte Schlichtheit im Duktus gekennzeichnet. Manche Schreiber – besonders solche in den frühen Raitbüchern des ausgehenden 13. Jahrhunderts – sind mit dem Beschreibstoff auffällig sparsam umgegangen, indem sie mit sehr kleinen, zierlichen Buchstaben die Blätter bis zum Rande anfüllten und zahlreiche Kürzungen verwendeten. Die Lesbarkeit des Textes leidet kaum darunter, da die Schrift an sich sehr deutlich und der verwendete Wortschatz eher beschränkt sind. Schwierigkeiten ergeben sich am ehesten bei der Auflösung von Eigennamen oder bei der Lesung seltener, insbesondere deutscher Worte, die relativ häufig in die ansonsten durchwegs lateinischen Aufzeichnungen eingestreut sind (z. B. [p. 317] „expensa super prenneholtz‟). Die in den Rechnungen verständlicherweise häufig gebrauchten Zahlzeichen bzw. Ziffern finden sich nach dem römischen Usus (I, V, X, L usw.). Nur selten sind auch arabische Ziffern anzutreffen, wie etwa bei der Numerierung der einzelnen Rechnungen, die in manchen Handschriften auf einem vorgesetzten Blatt in einer gleichzeitigen, fortlaufenden Übersicht geboten wird.

Die einzelnen Rechnungen folgen seit 1288, also seit den ältesten erhaltenen Stücken, einem mehr oder weniger einheitlichen Schema, das nur geringfügigen Wandlungen unterworfen war. Auf die genaue Datierung, bestehend aus Jahr, Monat und Tagesangabe mit fortlaufender „ineunte‟ oder „exeunte‟ Zählung, also nach der sogenannten Consuetudo Bononiensis, oder nach dem Heiligenkalender, folgen zumeist die Ortsangabe sowie der Name und die Funktion des Rechnungslegers, „qui fecit recionem‟, wie der Terminus technicus für diesen Vorgang lautet. Selten bereits unter Meinhard II., jedoch fast immer unter seinen Söhnen (also seit 1295), finden sich an dieser Stelle auch die Namen von Zeugen, die bei diesem Akt zugegen waren. Schließlich bürgerte sich auch die Gewohnheit ein, in diesem Zusammenhang das Datum der vorhergehenden Raitung des gleichen Rechnungslegers anzuführen, so daß man in günstigen Fällen an Hand der Abrechnungen eine lückenlose Reihe von Amtsträgern und deren finanzielle Verpflichtungen über einen längeren Zeitraum hinweg erstellen kann.

Nach diesem Eingangsprotokoll – ich glaube, diese Bezeichnung ist angebracht – folgt im Hauptteil jeder Abrechnung eine Zusammenstellung der Soll-Einnahmen des Funktionärs, also der Einnahmen des Richters („iudex‟, „officialis‟) aus einem Gericht an Steuern und Abgaben, des landesfürstlichen Urbarverwalters („prepositus‟) aus dem Urbar eines bestimmten Sprengels, des Kellermeisters („caniparius‟) über die Weinablieferungen, des Münzmeisters („monetarius‟) in Meran oder der Zöllner („thelonearii‟) in Bozen, an der Töll bei Meran und am Lueg (zwischen Brenner und Steinach) über die Einnahmen bzw. Pachtsummen dieser Unternehmen oder des Salzmeisters („magister salis‟) in Hall über das gesottene Salz usw. Diese Soll-Einnahmen können sowohl aus Geld wie auch aus Naturalien bestehen. Sie werden am Ende dieses Absatzes summiert und gegebenenfalls berichtigt, wenn etwa eine Woche hindurch kein Salz gesotten wurde oder einem Bauern wegen einer Überschwemmung der Zins erlassen oder eingeschränkt worden war. Auch der positive oder negative Rest aus der vorhergehenden Rechnung findet an dieser Stelle Berücksichtigung.

Der zweite große Komplex des Hauptteiles umfaßt die Ausgaben, die der Rechnungsleger entweder direkt an den Landesfürsten oder an dessen Beauftragte, an andere Amtleute oder an private Dritte geleistet hat. Dabei wird [p. 318] sehr oft der ausdrückliche, bisweilen auch schriftliche Befehl des Landesherrn hervorgehoben; die Leistungen erfolgten „per litteras domini‟. Solche „litterae‟ haben sich in geringer Zahl im Original erhalten, manchmal als Beilagen in die Codices eingebunden. Im 14. Jahrhundert werden Ausgaben fallweise thematisch geordnet, etwa zuerst solche an den Fürsten, dann an andere Empfänger. Bei den einzelnen Absätzen zieht man eine „Summa‟, am Ende die „Summa summarum omnium expeditorum‟. Diese wiederum in Relation gesetzt zur Gesamtsumme der Einnahmen ergibt den Rechnungsrest, der sich seit etwa 1300 mit der ökonomischen Krise der Söhne Meinhards II. fast durchwegs zugunsten des Rechnungslegers belief. Das bedeutete, daß die Amtleute mehr ausgegeben als eingenommen, dem Landesfürsten somit einen Vorschuß oder ein Darlehen eingeräumt hatten. In der Realität dürften die meisten Richter, Urbarsverwalter, Kellermeister, Zöllner, Salz- und Münzmeister und anderen Spezialbeauftragten durchaus auf ihre Rechnung gekommen sein – um eine adäquate Terminologie zu gebrauchen – und gerne wiederum die Bürde eines Amtes auf sich genommen haben, das Einfluß und wohl auch Einnahmen versprach, die in der offiziellen Abrechnung nicht aufschienen. Über das Ergebnis der Rechnungslegung stellte man schließlich eine eigene Urkunde aus, die aber in das Raitbuch selbst nicht Aufnahme fand.

Die allgemeine historische Bedeutung der Tiroler Rechnungsbücher liegt in ihrer verhältnismäßig frühen Entstehungszeit und in ihrer nahezu geschlossenen Überlieferung über einen längeren Zeitraum hinweg. Sie ermöglichen einen Einblick in die fortschrittliche Finanzverwaltung eines Territoriums und bieten darüber hinaus unzählige Angaben zur regionalen Geschichte des Tiroler Raumes und seiner Nachbargebiete. Besonders reichhaltig sind die Nachrichten wirtschafts-, sozial- und kulturgeschichtlicher Art. Um nur zwei sehr verschiedene Beispiele herauszugreifen: In diesen Tiroler Quellen begegnen um 1300 nicht weniger als 16 Namen von Städten im nordfranzösischen, flandrischen und niederrheinischen Gebiet, aus denen Tuche in die Alpen importiert worden waren; oder die Tatsache, daß der Burggraf von Schloß Tirol im Jahre 1337 Kosten verzeichnete „pro barbitonsione‟, also für den Bartschnitt, des Markgrafen Karl von Mähren, des späteren Kaisers Karl IV., der in diesen Jahren längere Zeit in Tirol weilte.

Die hilfswissenschaftliche Würdigung der Rechnungsbücher hat von der formalen Gestaltung und von den Schreibern der Eintragungen auszugehen. Die Form der Niederschrift hat man treffend als Rechnungsprotokolle charakterisiert. Sie entspricht keinem herkömmlichen Urkundenformular; am ehesten könnte man sie formal als Aktnotiz bezeichnen. Neben schriftlichen Unterlagen (Zahlungsaufträge, Rechnungsquittungen) dienten offensichtlich [p. 319] die mündlichen Ausführungen bei der Rechnungslegung direkt als Grundlagen für die Eintragung in die Codices. Als Beweis für diese Feststellung lassen sich die sogenannten Doppelausfertigungen anführen, d.h. manche Abrechnungen sind doppelt oder sogar dreifach überliefert, wobei der Sachinhalt keine, die Wortwahl jedoch nicht unbedeutende Unterschiede aufweisen. Offensichtlich erfolgte die Protokollierung parallel zu der mündlich, wahrscheinlich deutsch geführten Rechnungslegung, wobei die anwesenden Schreiber die Ausführungen fallweise etwas divergierend ins Lateinische übersetzten.

Als Schreiber der Codices ließen sich verschiedene Notare der „Kanzlei‟ Meinhards II. und seiner Söhne eruieren, die neben der Protokollierung der Abrechnungen gleichzeitig auch die Ausfertigung von Urkunden besorgten. Es wurden vor allem besonders qualifizierte Mitarbeiter für derartige Aufgaben herangezogen, mit denen ja auch eine Vertrauensposition in der Finanzverwaltung verbunden war. Der gleiche Personenkreis sorgte wohl auch für die Anlage der landesfürstlichen Urbare, wie sie in Tirol seit 1274 überliefert sind, und auf ihn geht das älteste Tiroler Kanzleiregister aus dem beginnenden 14. Jahrhundert zurück. Schließlich enthalten die Rechnungsbücher sowie eine Reihe ähnlicher Codices auch Eintragungen über Ämterverleihungen, Verpfändungen, Inventare und Steuerverzeichnisse. Besonders hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auf die Übersichten über die Gesamteinkünfte aller Erträgnisse des Tiroler Landesfürstentums um 1300 („Summa omnium reddituum dominorum ducum Karinthie in officio in Tyrolis‟), die ebenfalls bezeichnenderweise nicht Ist- sondern Solleinnahmen ausweisen und damit Zeugnisse für eine vorausblickende Finanzpolitik bilden. Alle diese Produkte der landesfürstlichen Kanzlei vermitteln das Bild einer hochentwickelten Organisation, deren Agenden weit über das Konzipieren und Ausfertigen von Urkunden hinausgingen, die vielmehr als zentrales Instrument der Verwaltung, insbesondere auch der Finanzverwaltung, fungierte.

Damit drängt sich von selbst die Frage nach dem Ursprung dieser fortschrittlichen Einrichtung auf. Zunächst einmal ist festzuhalten, daß die Rechnungsbücher in Tirol zweifellos nicht erst mit dem Jahre 1288, aus dem die ältesten erhaltenen Aufzeichnungen stammen, begonnen haben. Bereits in diesen Eintragungen wird ausdrücklich auf frühere „raciones‟ Bezug genommen. Noch weiter zurück führt eine isoliert überlieferte Zusammenstellung auf einem länglichen Pergamentblatt aus dem Jahre 1280, in dem für einen beschränkten lokalen Rahmen ebenfalls schon Ausgaben und Einnahmen eines landesfürstlichen Funktionärs verzeichnet sind, und in der vorhergehende „computaciones‟ erwähnt werden.

Es liegt nun nahe, nach älteren Vorbildern für die Tiroler Rechnungsbücher [p. 320] zu fragen, sei es im Lande selbst, sei es in der unmittelbaren oder mittelbaren Nachbarschaft. Vor dem Jahre 1288 kennen wir im mitteleuropäischen Raum nur wenige einigermaßen vergleichbare Aufzeichnungen. Wohl existieren detaillierte Verzeichnisse von Ausgaben einzelner Beauftragter im Dienste von Fürsten, wie etwa aus den 60er Jahren des 13. Jahrhunderts die im friaulischen Cividale überlieferten, bruchstückhaften Aufzeichnungen zweier Notare des sponheimischen Kärntner Herzogssohnes Philipp. Sie unterscheiden sich aber von den Tiroler Rechnungsbüchern nicht nur hinsichtlich der äußeren sondern auch in den inneren Merkmalen, da sie auf Einzelblättern kontinuierlich geführt wurden und keine Endabrechnungen vor dem Landesherrn oder seinen Beauftragten darstellen.

In ihrer Funktion kommen den Tiroler Stücken die Abrechnungen nahe, welche einzelne Amtleute der Grafen von Savoyen erstatteten, und die mehr oder weniger fragmentarisch seit der Mitte des 13. Jahrhunderts erhalten geblieben und vor etwa fünfzig Jahren auch ediert worden sind. Die Frage nach dem savoyischen Vorbild für die Tiroler Rechnungsbücher muß aber wohl mit einem klaren „Nein‟ beantwortet werden. Die Differenzen zwischen beiden frühen Zeugnissen fortschrittlicher landesfürstlicher Finanzverwaltung beginnen bei der äußeren Form: In Savoyen benutzte man lange, schmale Pergamentstreifen, auf denen jeweils die Rechnungslegung eines Funktionärs festgehalten wurde und die man dann aneinanderheftete, so daß „rotuli‟ von beträchtlicher Länge entstanden. In Tirol verwendete man hingegen Papiercodices. Die einschlägige Terminologie ist verschieden: Dem „reddere compotum‟ in Savoyen entspricht das „facere racionem‟ in Tirol. In Savoyen fehlt das für Tirol typische Eingangsprotokoll mit genauer Datierung und Ortsangabe; die Aufzeichnung beginnt mit dem Namen und der Funktion des Rechnungslegers sowie der Angabe des Zeitraumes, über den sich die Abrechnung erstreckt. Während in Savoyen nun sehr detailliert das Verzeichnis aller Ist-Einnahmen aufscheint, begnügt man sich in Tirol mit der Angabe der für das entsprechende Amt fixierten summarischen Soll-Einnahmen, gegebenenfalls richtiggestellt durch den jeweiligen „defectus‟. Übereinstimmung herrscht hingegen bei der Abfolge Einnahmen–Ausgaben und bei der abschließenden gegenseitigen Aufrechnung dieser beiden Summen – doch entspricht das Schema dieses Aufbaues wohl jeder sinnvollen Buchführung, und es kann nicht als Beweis für eine Übernahme gelten. Gegen eine derartige Auffassung einer direkten Abhängigkeit spricht ferner das Fehlen eines jeglichen Hinweises auf direkte Beziehungen zwischen Savoyen und Tirol in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Beide Gebiete waren damals und sind auch heute noch durch eine Reihe dazwischenliegender Herrschaftsbereiche getrennt; es gab in dieser Epoche keine verwandtschaftlichen Bindungen zwischen [p. 321] den Grafen von Tirol-Görz und dem savoyischen Grafenhaus. Die Gemeinsamkeiten in der topographischen Situation in Tirol und Savoyen, als ein die Alpen übergreifender Paßstaat, kann man wohl nicht als Basis für eine Zusammenarbeit in der Finanzverwaltung in Betracht ziehen.

Die geographische Lage Tirols ließe auch an einen Einfluß aus dem im Rechnungswesen hoch entwickelten italienischen Raum denken. Doch leider existieren meines Wissens keine vergleichbaren Denkmäler der Finanzverwaltung eines italienischen Territoriums oder einer italienischen Kommune aus dem 13. Jahrhundert, so daß auch Indizien für derartige Zusammenhänge fehlen. Ebenso ist eine direkte Vermittlung durch Kaufleute aus dem Süden mit größter Wahrscheinlichkeit auszuschließen. Zwar reichen die ältesten Belege der Buchführung großer Kaufmannsgesellschaften in der Toskana in den gleichen Zeitraum zurück, in dem auch in Tirol die Rechnungsbücher einsetzen, und Florentiner Unternehmer betätigten sich nachweislich um 1300 an Etsch und Inn. Sie haben sich aber zum größten Teil erst knapp vor der Jahrhundertwende in Tirol niedergelassen, und – was wohl wichtiger ist – die erhaltenen Raitbücher stammen mit Sicherheit von der Hand landesfürstlicher, einheimischer Notare und nicht von zugewanderten toskanischen Kaufleuten.

Als Alternative zu den nicht nachweisbaren auswärtigen Vorbildern bleibt die Möglichkeit einer autochthonen Entwicklung in Tirol selbst, wobei indirekte Einflüsse aus dem Süden sehr wohl eine Rolle gespielt haben könnten. Etwa durch das vom Süden her auch in Tirol sehr verbreitete Notariatsinstrument mit der bekannten Anfangsdatierung, die auf die Gestaltung des Eingangsteiles des Rechnungsprotokolles eingewirkt haben mag. Oder ganz allgemein in einer größeren Aufgeschlossenheit gegenüber der Schriftlichkeit und in einer stärker entwickelten, beruflich abgesicherten „Bürokratie‟ und schließlich in der Hochschätzung des Geldwesens. Gerade für diese Belange scheint Meinhard II. eine große Vorliebe an den Tag gelegt zu haben. Er baute die wirkungsvolle Organisation des von ihm geschaffenen Territoriums auf eine neue Beamtenschicht auf und stützte sich nicht mehr auf die Adeligen, deren Sonderrechte dem Prozeß der Landeswerdung im Wege standen.

Die weitere, notwendige Diskussion über Entstehung, Inhalt und Funktion der Tiroler Rechnungsbücher soll schließlich der seit längerer Zeit geplanten Editionen dieser in vielerlei Hinsicht äußerst bemerkenswerten Geschichtsquelle zugute kommen. Vorarbeiten für die kritische Herausgabe der zum allergrößten Teil noch unpublizierten Texte sind im Gange. Die Verwirklichung des Projektes in absehbarer Zeit wäre auch deshalb zu begrüßen, da der Erhaltungszustand der Originale eine allzu häufige direkte Benutzung mehr und mehr verbietet.

[p. 322] LITERATUR (in Auswahl)

Allgemein:

Heuberger Richard, Das Urkunden- und Kanzleiwesen der Grafen von Tirol, Herzoge von Kärnten, aus dem Hause Görz, in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. 9. Erg. Bd. (1913) 51–177 und 265–394

Stolz Otto, Der geschichtliche Inhalt der Rechnungsbücher der Tiroler Landesfürsten von 1288–1350 (Schlern-Schriften 175) Innsbruck 1957

Hye-Kerkdal Franz Heinz, Geschichte der tirolisch-kärntnerischen Kanzlei unter der Regierung der Herzoge Otto, Ludwig und Heinrich aus dem Hause Görz-Tirol 1295–1310. Maschinschriftliche Prüfungshausarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung Wien 1965

Köfler Werner, Studien zum Kanzlei- und Urkundenwesen Meinhards II. (1271–1295). Maschinschriftliche Prüfungsarbeit am Institut für österreichische Geschichtsforschung Wien 1968; teilweise gedruckt unter dem Titel: Beiträge zum Urkundenwesen Meinhards II. in den Jahren 1271 bis 1295, in: Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs 26 (1973) 56–93

Editionen ähnlicher früher Quellen:

Heger Hedwig, Das Lebenszeugnis Walthers von der Vogelweide. Die Reiserechnungen des Passauer Bischofs Wolfger von Erla. Wien 1970 (enthält auch die Rechnungen der Notare Philipps von Sponheim)

Chiaudano Mario, Il più antico rotolo di rendiconti della finanza sabauda (1257–1259). Casale Monferrato 1930

Chiaudano Mario, La Finanza Sabauda nel sec. XIII. 3 Voll. (Biblioteca della società storica subalpina 131–133 = Fonti e studi di storia Sabauda 1–3) Torino 1933–1937

Beispiele für die Auswertung der Tiroler Rechnungsbücher:

Kogler Ferdinand, Das landesfürstliche Steuerwesen in Tirol bis zum Ausgang des Mittelalters. I. Teil: Die ordentlichen landesfürstlichen Steuern, in: Archiv für österreichische Geschichte 90 (1901) 419–712

Davidsohn Robert, Beiträge zur Geschichte des Reiches und Oberitaliens aus den Tiroler Rechnungsbüchern des Münchner Reichsarchivs (1311/12–1341), in: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 37 (1917) 189–233 und 364–410

[p. 323] Riedmann Josef, Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335 (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Phil.-hist. Kl. Sitzungsberichte 307) Wien 1977

Riedmann Josef, Adelige Sachkultur Tirols in der Zeit von 1290 bis 1330, in: Adelige Sachkultur des Spätmittelalters (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Phil.-hist. Kl. Sitzungsberichte 400 = Veröffentlichungen des Instituts für mittelalterliche Realienkunde Österreichs 5) Wien 1982, 105–131


1 Die Originalcodices tragen heute folgende Signaturen: Tiroler Landesarchiv Innsbruck, Handschrift Nr. 62, 277, 279, 280, 282–288; München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv I: Allgemeines Staatsarchiv, Bestand Auswärtige Staaten, Tirol; Lit. 3, 4, 8–15; Trient, Archivio di Stato: Archivio del principato vescovile, Codex 48 (= ehemals Tiroler Landesarchiv Innsbruck, Handschrift Nr. 281). Von der Innsbrucker Handschrift Nr. 278, die seit ca. 1920 verschollen ist, existiert wie von den meisten anderen Rechnungsbüchern eine Abschrift aus der Zeit um 1900 im Besitz der Historischen Kommission des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum Innsbruck (derzeit im Tiroler Landesarchiv deponiert); vgl. die Übersicht bei Otto Stolz, Der geschichtliche Inhalt der Rechnungsbücher der Tiroler Landesfürsten von 1288–1350 (Schlern-Schriften 175) Innsbruck 1957, S. 8–10.

[p. 325] Die Kanzleien der Arpaden-Dukate

Das ursprüngliche Thema dieses Kongresses: „Die landesfürstlichen Kanzleien des Spätmittelalters‟ wirft ein terminologisches Problem auf. Was verstehen wir unter Landesfürstentum, bzw. principauté, das im Latein des 10.–13. Jahrhunderts im allgemeinen mit dem Ausdruck ducatus bezeichnet wird?1

Für das ungarische Königtum ist dieser Ausdruck ziemlich klar umgrenzbar: Der Dukat war ein Territorium, dessen Herr im allgemeinen ein nicht regierendes Mitglied der königlichen Familie, in erster Linie der Thronfolger, bzw. ein jüngerer Herzog, ausnahmsweise ein eingeheirateter fremder Prinz oder die Königin-Mutter war; sie genossen die Einkünfte des Dukats als Apanage. Der Dukat war prinzipiell kein souveränes Land, sondern gehörte zur königlichen Krone2. Nach unten kann man den Dukat gegen jene Territorien abgrenzen, zu deren Verwaltung der König je einen Würdenträger (den Palatin, Hofrichter, Truchsess, Banus, Woiwoden, usw.) oder einen Gespan (comes) ernannte. Diese genossen ein Drittel der Einkünfte eines Komitats, Banats oder der Woiwodschaft, nicht infolge des dynastischen Rechtes und auf eine längere Zeit, sondern aufgrund der Ernennung und nur einige Jahre lang. Als ein charakteristisches Beispiel für die territoriale Verwaltung des 13. Jahrhunderts kann Jula de genere Kean, ein Gutsherr der Draugegend angeführt werden, der während seiner 35 jährigen Laufbahn 21 verschiedene Würden bekleidet hatte: zweimal war er Palatin, zweimal Woiwode Siebenbürgens, dreimal slawonischer Banus, einmal königlicher Hofrichter, zweimal Hofrichter und einmal Obersttürhüter der Königin, und nebst diesen Würden bekleidete er gleichzeitig auch die Gespanschaft eines Komitats: abwechselnd [p. 326] sieben Gespanschaften während seiner Laufbahn3. Obwohl man das Apanage-Herzogtum von dem souveränen Königtum und von der Lokalverwaltung prinzipiell klar unterscheiden kann, kam es dennoch zu Überschneidungen. An der Spitze je eines Komitats, bzw. Banats stand zwar immer ein Comes bzw. Banus, trotzdem konnten die Herzöge die Einkünfte, das königliche Zweidrittel und die Regierung eines oder mehrerer Komitate bzw. Banate erhalten, was keineswegs die Aufhebung des entsprechenden Landesamtes, Komitats oder Banats bedeutete.

An dieser Stelle behandeln wir weder die Urkundengebung der vom König ernannten, administrativen Landesverwalter, noch diejenige der Bischöfe. In Ungarn hatten nämlich die geistlichen Fürsten keine zusammenhängenden Territorien. (Nur zwei Ritterorden verfügten eine Zeit lang im 13. Jahrhundert über Territorien: der deutsche Ritterorden im Burzenland und in einem Teil des benachbarten Kumaniens und der Templerorden im Komitat Dubica; die Urkundengebung ihrer Meister ist aber nicht bekannt.)

Was die Apanage-Herzogtümer der Arpaden anbelangt, können sie der Herkunft und der territorialen Lage nach in drei Typen eingeteilt werden: 1. Stammesherzogtum. 2. Erobertes und der ungarischen Krone untergeordnetes, annektiertes Land. 3. Durch eine zeitweilige Landesteilung (divisio regni) entstandener Dukat, wodurch der König dem Thronfolger Herrscherrechte zukommen ließ.

Die landnehmenden Ungarn bestanden aus sieben ungarischen Stämmen und aus drei gegen die Khasaren revoltierenden und den Ungarn angeschlossenen nomadischen Stämmen, den sogenannten Kowaren. 893 stand Arpads ältester Sohn an der Spitze der drei kowarischen Stämme, und nach Konstantinos Porphyrogennetos existierte dieses System auch noch um 9504. Der ungarischen Überlieferung gemäß, welche der als „Anonymus‟ bezeichnete Verfasser der Gesta Hungarorum um 1200 aufgezeichnet hat, stand Arpads Thronfolger, Zolta, an der Spitze des von Khasaren und Seklern bewohnten Dukats von Bihar, und der Dukat von Neutra wurde von den Söhnen des Onkels von Arpad, namens Hülek (Hulec), erobert. Im Laufe des 10. und 11. Jahrhunderts erhielten die Herzöge gewöhnlich die Herrschaft der Dukate von Bihar und Neutra, weiterhin eines an der unteren Donau gelegenen Dukates, [p. 327] obwohl die ethnische Absonderung der Bevölkerung am Ende des 11. Jahrhunderts schon aufgehört hatte: Bruno von Querfurt und Ademar von Chabannes unterschieden noch die weißen Ungarn von den mit den Kowaren identifizierbaren schwarzen Ungarn und ihrem Gebiet. Die Verfügung des Königs Andreas I., als er seinem Bruder Dux Bela um 1050 den ein Drittel des Landes bildenden Dukat mit 15 Komitaten und mit dem Recht der selbständigen Münzprägung übergab, hatte schon keinen ethnischen Grund. (Dies wird später in den Chronica Hungarorum als eine divisio regni erwähnt.) Nach dem Tod von Andreas besaßen seine Söhne und Enkel die Dukate von Bihar und Neutra getrennt, bis König Koloman der Bücherfreund um 1110 diese innere Streitigkeiten verursachende Institution einstellte5.

Die Herzöge des 11. Jahrhunderts verfügten über Notare, aber ihre Urkunden sind in authentischer Form nicht erhalten. Dux Bela ließ 1060 eine Urkunde ausstellen, als sein Bruder, König Andreas, schon gestorben und sein Sohn, der gekrönte Salomon, nach Deutschland geflüchtet war. Dieser Donationsbrief für die Abtei von Tihany ist nur in Form eines Palimpsestes erhalten geblieben. Seinen nur dem Inhalt nach bekannten Text hat man am Anfang des 14. Jahrhunderts abgeschabt und den Text der interpolierten Stiftungsurkunde der Abtei darüber geschrieben, das Siegel aber ließ man unversehrt. Die übriggebliebenen Bruchstücke des Siegels zeigen der Form nach ein Thronsiegel, das auf die souveräne Herrschaft eines die Hoheitsrechte ausübenden Fürsten hinweist6. Aus dem 11. Jahrhundert sind zwei Urkundentexte mit herzoglichen Verfügungen bekannt; der eine, die um 1090 ausgestellte Originalurkunde des Dux David für dieselbe Tihanyer Abtei ist eine Empfängerausfertigung, die von König Ladislaus besiegelt wurde7, wogegen der andere Urkundentext die Verfügung des Colomannus episcopus princeps nur in einem vielfach transkribierten fehler- und lückenhaften Texte auf uns blieb. Dux David schenkte von der zerstreuten Gutsorganisation des Dukates Dienstleute und Güter, wohingegen Koloman, noch als Biharer bzw. Wardeiner Bischof, auf dem Territorium des Dukats Exemptionen ausstellte8. Da [p. 328] beide Texte in objektiver Form verfaßte breves notitiae sind, die keine Hinweise auf den Schreiber enthalten, können wir aus ihnen auf die Urkundengebung des Dukates im 11. Jahrhundert keine Folgerungen ziehen.

Die neuere Form des Dukates entstand um 1110 dadurch, daß König Ladislaus I. 1091 einen großen Teil des am Meer liegenden Alt-Kroatien einnahm, das er in seinem 1091 verfaßten Briefe Sclavonia nannte. Hier setzte Ladislaus seinen Vetter Álmos als König ein, nach seinem Tode aber folgte ihm nicht Álmos auf dem Throne von Ungarn, sondern dessen älterer Bruder, Koloman. Koloman ließ den gegen ihn mehrmals rebellierenden Álmos blenden, den aus dem Stammesherzogtum entstandenen Dukat aufheben und setzte seinen eigenen Sohn, Stephan II. als König von Kroatien und des im Jahre 1105 dazu eroberten Dalmatien ein. Von da an haben die Arpaden das am Meer liegende Alt-Kroatien und Dalmatien, falls sie nicht unter byzantinischer oder venezianischer Herrschaft standen, als Apanage dem Thronfolger-Herzog zugeordnet9. Wenn es keinen Thronfolger reifen Alters gab, stand dieses Gebiet unter der Leitung eines ernannten Banus; die Banus-Würde wurde nach 1142 vom Schwager des Königs Bela II., dem serbischen Belos bekleidet10. Dalmatien und Kroatien wurden als herzogliche Rechte betrachtet, dafür ist charakteristisch, daß, als Herzog Bela III., Verlobter der Tochter des Kaisers Manuel Komnenos, als Thronfolger nach Byzanz kam, Dalmatien und Kroatien als seine Mitgift unter byzantinische Herrschaft gerieten11. Nach dem Tod Manuels aber eroberte sie Bela III., schon als König Ungarns von Byzanz zurück, ließ sie anfangs durch einen Banus, später durch den zum Gubernator ernannten Kalan, Bischof von Fünfkirchen, mit den Gebieten südlich der Drau zusammen regieren12, bis Prinz Emmerich heranwuchs und die Herrschaft über Dalmatien und Kroatien übernahm.

Nach der Eroberung Galiziens (1188) setzte zwar Bela III. seinen jüngeren Sohn, Andreas in dieses Gebiet ein, dieser aber wurde nach zwei Jahren verjagt13. Nachdem Emmerich 1196 den Thron Ungarns bestieg, wurde sein jüngerer Bruder Andreas mit dem Titel Dalmatie, Chroatie, Rame, Chulmeque dux14 Herr der Meeresküste; aus seinen Urkunden geht aber klar hervor, daß auch das Gebiet des Agramer Bistums dazu gehörte.

[p. 329] Wir kennen 10 Urkunden des Herzogs Andreas15, ihre Kritik aber wird dadurch erschwert, daß nur fünf Originale übriggeblieben sind; von diesen können zwei aufgrund der Schrift und des Inhaltes als gefälscht betrachtet werden, obwohl sie nach glaubwürdigen Original-Urkunden verfaßt wurden16. Die zwei bekannten Notare bzw. Kanzler des Herzogs (1198: Petrus filius Misca, 1200: Jacobus) waren Pröpste eines nicht näher bezeichneten Stiftes. Letzterer, aus seinem Attribut magister … ducis bzw. magister noster folgend, könnte der Erzieher des jungen Herzogs gewesen sein17. Die zwei frühesten Urkunden aus dem Jahr 1198 repräsentieren das dalmatinische, letzten Endes venezianische Urkundenwesen: nach der Invocatio folgt sofort das Datum mit dem Incarnationsjahr und Indiction, danach folgt die Intitulatio; in der frühesten Urkunde werden die regierten Länder, an der Spitze mit Zara, Residenz des einstigen byzantinischen Statthalters, aufgezählt (Ego tercii Bele regis filius dei gratia Jadere, totius Dalmacie et Chroacie Chulmeque dux), in den späteren taucht zweimal auch Rama (in Serbien) auf18, meistens kommen aber nur Dalmatien, Kroatien und Hulm (auf dem Gebiet der neuzeitlichen Hercegovina) in der Reihe der zum Dukat gehörigen Länder vor.

Die Mehrheit der Urkunden folgt der Praxis der königlichen Kanzlei: nach der Intitulatio die Arenga, Promulgatio und Dispositio; auf die Sanctio folgt die auf die Besiegelung hinweisende Corroboratio, danach die Namensliste der anwesenden Zeugen mit dem Namen des Banus. Name und Titel des Kanzlers wird mit dem Ausdruck Datum per manus eingeführt; die nach ungarischer Praxis ausgestellte Urkunde wurde mit dem Incarnationsjahr beendet.

Der Dux Andreas gebrauchte zur Besiegelung ein Reitersiegel; ein Bruchstück dessen kann man auf einer verdächtigen Urkunde nachträglich angehängt [p. 330] erkennen. Das Siegel wurde in Spalato im 17. Jahrhundert mit folgenden Wörtern beschrieben: cum sigillo cereo magno pendenti cum cordula sericea rubri et crocei coloris, in cuius medio est effigies viri equo insidentis, dextera gladium vibrantis19.

Im Zeitalter des Königs Andreas II. wiederholte sich dieselbe Bekleidung der Herzogtümer, wie in der Zeit von Bela III. Der ältere Sohn, der in seiner Kindheit gekrönte Bela IV. führte auch selber den Titel rex, filius regis oder primogenitus regis Hungarie, usw., von 1220 bis 1226 aber regierte er als dux totius Sclavonie die von der Drau bis zum Adriatischen Meer sich erstreckenden Länder. Seine nach der Praxis der königlichen Kanzlei ausgestellten Urkunden wurden folgenderweise datiert: Datum per manus Mathie prepositi Zagrabiensis aule nostre cancellarii, meistens mit Aufzählung der Würdenträger und Gespane seines eigenen Hofes, woraus klar wird, daß der Wirkungskreis des Herzogs Bela auch auf die nördlich der Drau liegenden ungarischen Komitate sich erstreckte20. Sein jüngerer Bruder, Koloman nahm mit der wiederholten Eroberung Galiziens den Titel rex Ruthenorum an, nach seiner Verjagung im Jahre 1226 aber trat er unter Beibehaltung des besagten Titels das Erbe seines Bruders als dux Dalmatie et Chroatie, mit anderen Worten als dux totius Sclavonie an, Herzog Bela jedoch erhielt den für das ganze Land gültigen Wirkungskreis. Von den Urkunden Kolomans sind 17 dem Text nach bekannt, fünf von ihnen im Original21. Sie widerspiegeln die Entwicklung der königlichen Kanzlei am Anfang des 13. Jahrhunderts: nach der Intitulatio kommt die Adresse mit folgenden Wörtern: Omnibus ad quos presens scriptum pervenit oder Universis tam presentibus quam futuris oder Omnibus Christi fidelibus, danach die Salutatio, die Promulgatio und Dispositio; im Eschatokoll steht die auf das Siegel hinweisende Corroboratio, weiter in demselben Satz mit den Worten consilio et consensu eingeflochten die Namen der Würdenträger. Abgesehen von der ersten Urkunde, die Datum Spaleti in archiepiscopali palatio … per manus [p. 331] Barnabe aule regis vicecancellarii ausgestellt wurde, sind sämtliche Urkunden mit Datum per manus aule nostre cancellarii signiert; dieses Amt bekleidete anfänglich der Erlauer Bischof Paschasius, später der Agramer Propst File.

Nach den Verwüstungen des Tartarenzuges im Jahre 1241 nahm König Bela IV. gewisse Modifikationen bei der Einrichtung der Dukate vor. Herzog Koloman war gestorben, die Kinder des Königs waren zu jung, deshalb hatte der König den slawonischen Dukat nicht besetzt, er ernannte nur einen Banus zum Dux22. Da der pannonische Teil des Landes unter den Verwüstungen weniger litt, wählte er zu Stützpunkten der königlichen Macht die befestigten Städte Ofen und Agram. Den östlich der Donau liegenden, verödeten Teil des Landes besiedelte er mit Kumanen, seinen Sohn, den iunior rex Stephan V. verheiratete er mit der Tochter des kumanischen Khans, und damit gab er ihm auch das zwischen Kumanien und den auf der Ungarischen Tiefebene angesiedelten Kumanen liegende Siebenbürgen, mit dem Titel dux Transilvanus et dominus Cumanorum. Stephan V. baute als iunior rex nicht eine herzogliche, sondern eine königliche Kanzlei aus, mit dem Erzbischof von Kalocsa als Kanzler und mit dem Propste eines königlichen Stiftes als Vizekanzler. Daher werden die 175 Urkunden des iunior rex von der ungarischen Diplomatik zu den königlichen Urkunden gezählt. Mit Recht, da Stephan V. seinen Landesteil durch eine divisio regni, mit Hochheitsrechten besaß23.

Der jüngere Sohn von Bela IV., der Herzog Bela erhielt erst in den 1260er Jahren den ganzen slawonischen Dukat; in seinen zwischen 1260 und 1269 ausgestellten 15 Urkunden führte er den Titel Bela dei gratia dux totius Sclavonie, Dalmatie et Croatie24; sein Kanzler war Ladislaus, der Bischof von Tinnin bzw. Knin. Seine Urkunden, welche nach dem Vorbild der königlichen Urkunden, am Ende mit Angabe der Regierungsjahre ducatus nostri anno verfertigt wurden, hatte er je mit einem Doppelsiegel beglaubigt25.

Man muß noch bemerken, daß während der Herrschaft von Bela IV. mehrere in das Arpaden-Haus eingeheiratete fremde Herzöge als Apanage Dukate erhielten. So bekam Kalo-Johannes, der Sohn des byzantinischen Kaisers Isaak Angelos das in der Save-Gegend liegende Sirmien mit einem Komitat (1235–1254), da seine Mutter die Tochter von Bela III. war26. Nach seinem [p. 332] Tod, im Jahre 1254, gab Bela IV. das mit Süd-Sirmien identische Banat Machov (Mačva) seinem Schwiegersohn Rostislaw, dem nach Ungarn geflüchteten Sohn des russischen Fürsten von Tschernigow, Michael, der noch im selben Jahre Bosnien und in dem darauffolgenden Jahre, als die bulgarische Asenidendynastie ausstarb, den nordwestlichen Teil Bulgariens dazu eroberte. Um Galizien zu erobern, führte er zwei erfolglose Feldzüge27, und obwohl allein der um Macsó und Bosnien liegende Dukat dauerhaft unter seiner Herrschaft stand, gebrauchte er in seiner einzigen, sine anno ausgegebenen Urkunde den Titel Nos Razlaus, dux Galacie et imperator Bulgarorum. Die mit ungewöhnlichen Formeln verfaßte lateinische Urkunde, ohne Namen des Notars, endet mit den Wörtern: litteras nostras sub sigillo nostro roboratas, von seinem Siegel ist leider nur die rote Seidenschnur erhalten geblieben28. Nach seinem 1263 erfolgten Tode erbte sein Sohn, Herzog Bela, seine Provinzen in der Save-Gegend, mit dem bescheideneren Titel dux de Machov et de Bozna. Als Stephan V. starb und nur zwei minderjährige Söhne hinterließ, ergriff die Macht seine Witwe, die Tochter des kumanischen Khans. Diese energische und stolze Frau, die auf ihr Siegel den Titel regina Ungarie et filia imperatoris Cumanorum eingravieren ließ, ließ ihren älteren, damals 10jährigen Sohn krönen, von einem ihrer Anhänger den vermutlich sich um den Thron bewerbenden Herzog Bela von Machov töten und in dem Dukat mehrere Banus ernennen29. Die Königin genoß auch selber die den Königinnen zukommenden Komitate Segesd, Verőce (Virovitica) und Posega in der Drau- und Save-Gegend, sowie die Zips30. Als ihr jüngerer Sohn 8 Jahre alt war, setzte sie ihn in dem slawonischen Dukat ein. Die einzige, aus dem Jahr 1278 stammende Urkunde von Andreas, mit der Intitulatio Andreas dei gratia dux totius Sclavonie, Dalmatie et Chroatie ist nur in einem Transsumpt übriggeblieben31, welches wegen der im Text vorkommenden, auffallend großen Immunität und der ungewöhnlichen Struktur, – Anathema anstatt Corroboratio mit Siegel, Fehlen des datum per manus – wahrscheinlich eine Fälschung ist. Herzog Andreas ist in demselben Jahr gestorben. Die Königin nahm nicht nur Machov und Bosnien – als ducissa de Machou et de Bozna –, sondern auch Slawonien in ihren Besitz32. Ihren Platz mußte sie aber nach einigen Jahren ihrer Tochter und deren Gatten, dem vom Throne Serbiens verjagten König Stephan Dragutin [p. 333] übergeben, da nämlich König Ladislaus IV. den Dukat von Machov und Bosnien seinem Schwager geschenkt hatte33.

Als Ladislaus IV. 1290 getötet wurde, hatte er keinen Nachfolger. Die letzten Abkömmlinge der Arpaden waren Stephan Posthumus, der durch seine Mutter, Beatrix von Este nach Italien gelangte, und die Venezianerin Tomassina Morosini heiratete. Der in Italien lebende Stephan nahm den den ungarischen Thronfolgern zukommenden Titel dux Sclavonie an und vererbte alle seine Rechte an seinen Sohn Andreas III., wie dies sein 1271 in Venedig von einem öffentlichen Notar verfaßtes Testament bezeugt34.

Andreas III. wurde 1290 durch die Großen Ungarns ins Land zurückgerufen. Er hatte keinen Sohn, und da er danach trachtete, die Einheit des Landes zu bewahren, ließ er in den ersten fünf Jahren seiner Regierung wegen des Aufstands der den Thronanspruch der neapolitanischen Anjou anerkennenden örtlichen Feudalherrn den Dukat nicht besetzen. 1295–96 stellte er seine Mutter, die venezianische Thomassina Morosini zur ducissa totius Sclavonie et maritimarum partium principissa, sogar zur gubernatrix Citra-Danubialium partium35, und danach, von 1297 bis 1300 besetzte er die Würde des dux totius Sclavonie et comes de Possega mit seinem Onkel Albertino Morosini36.

Nach dem Aussterben des Arpadenhauses im Jahre 1301, inmitten der Streitigkeiten der Anjou-Könige mit den Feudalherrn war es nicht wünschenswert, die Einrichtung der Apanage-Herzogtümer wiederzubeleben.

Obiges zusammenfassend ist zu sagen: in dem 12. u. 13. Jahrhundert betrachteten die Arpaden Dalmatien und Kroatien, später das angeschlossene Slawonien bzw. Süd-Pannonien als den Dukat des Thronfolgers, welchen, wenn es keinen Thronfolger gab, auch ein anderes Mitglied der königlichen Familie als Apanage erhalten konnte. Neben diesen bildeten Bosnien und das mit ihm benachbarte Süd-Sirmien, das heißt Machov (Mačva) den Kern eines anderen Dukates, den zumeist in das Arpaden-Haus eingeheiratete fremde – byzantinische, russische, serbische – Prinzen oder die Königin-Mutter erhielten. In der Reihe der zeitweiligen Eroberungen tauchen auch Galizien und die Steiermark als Dukate auf. Siebenbürgen mit Ost-Ungarn kommt nur in einem einzigen Falle als Dukat vor, nämlich unter der Herrschaft des iunior rex Stephan V. Da er über eine königliche Hofhaltung und eine königliche Kanzlei verfügte, haben wir seine Urkunden in den Kreis unserer Untersuchungen [p. 334] nicht aufgenommen. Was die drei letzteren Dukate anbelangt, so sind die Urkunden der in Galizien regierenden Herzöge nicht erhalten; die regelmäßige Urkundengebung des Dukates von Machov-Bosnien ist auch nur von der Zeit bekannt, in der die Königin-Mutter dieses Gebiet besaß. Ein vollständiges Bild können wir allein von der Urkundengebung der Kanzlei des slawonischen Herzogs entwerfen. Abgesehen von den ersten, nach dalmatischem Protokoll ausgestellten Urkunden, richtete sich die Urkundengebung nach der königlichen Kanzlei, was auch damit erklärt wird, daß die Kanzler im allgemeinen aus solchen Kirchen kamen, welche königliche Kaplane regierten.

Die überwiegende Mehrheit der erhaltenen Urkunden sind mit hängendem Siegel beglaubigte litterae privilegiales. Mandate sind nur in Ausnahmefällen erhalten.

Die Invocatio ist nur bis 1231 gebräuchlich. Das Hauptelement der Intitulatio schloß sich anfänglich dem dei gratie Dalmatie, Croatie, Rame, Chulmeque dux an, später kam zu Dalmatien und Kroatien Sclavonia hinzu, oder diese drei wurden einfach durch totius Sclavonie ersetzt und mit der Formel in perpetuum beendet. Die Arenga ist nur in den früheren Jahrzehnten gebräuchlich, von 1226 an beginnt die Urkunde im allgemeinen mit der Adresse und der Salutatio; die mit einer Promulgatio eingeführte Narratio ist selten.

Aus den früheren Zeiten sind nur Verfügungen zum Wohle der Kirchen erhalten, dies macht 40 % der Urkunden aus. 1229 fangen die Gutsdonationen für Private, 1231 die Immunitätsbriefe für die Hospites an. Das Wirkungsgebiet der Verfügungen ist vor allem das mittelalterliche Slawonien, das heutige Kroatien, in selteneren Fällen Dalmatien und die ungarländischen Komitate, wo die Herzöge mehrere Höfe und zu ihnen gehörende, mit der Distinktion ducatus bezeichnete, zerstreute Güter besaßen.

Bis 1240 folgt nach der Formel der Corroboratio die Aufzählung der Zeugen, oder der ihren „consensus‟ kundgebenden Banus und Gespane, nach 1240 bleibt dies weg. Die Urkunde endet nach den Worten Datum per manus mit dem Namen des Kanzlers und dem Jahre der Inkarnation; Ausstellungsort, Tagesdatum und ducatus anni werden manchmal angegeben. An die Privilegien wurde das Reitersiegel des Herzogs angehängt.

Im allgemeinen kann man feststellen, daß die herzoglichen Urkunden auf die Weise der königlichen Urkunden ausgestellt wurden. Es bleibt noch hinzuzufügen, daß die durch die Banus Slawoniens ausgegebenen Urkunden sich immer mehr den herzoglichen Urkunden angenähert haben. Diese Tendenz wurde dadurch bestärkt, daß der Dukat, wenn es keinen Arpaden-Thronfolger gab, temporär auch von einem Magnat regiert werden konnte, der ausnahmsweise den Titel dux führte, so z. B. von 1241 bis 1245 Dionysius dei gratia [p. 335] dux et banus totius Sclavonie. Dies ist aber eine Ausnahme, und die Urkunden der zur administrativen Verwaltung ernannten Banus, Gespane, usw. haben eine einfachere Struktur, zur gleichen Zeit enthalten sie ausführlichere rechtliche Verfügungen. Deren Auslegung mag zum Themenkreis eines anderen Kongresses gehören.


1 Vgl. die begriffsgeschichtlichen Untersuchungen: Les principautés au Moyen-âge. Bordeaux 1976. (Actes des congrès de la Société des Historiens Médiévistes de l’enseignement supérieur public.); Goetz H.-W.: „Dux‟ und „Ducatus‟. Bochum 1981.

2 Györffy Gy.: A dukátus. Századok 92 (1958) 47; was die Anfänge und das Wesen des ungarischen „Ducatus‟ anbelangt, schreibt darüber vollkommen verfehlt Kristó Gy.: A XI. századi hercegség története Magyarországon. Budapest 1974.

3 Wertner M.: Die Wojwoden Siebenbürgens im Zeitalter der Arpaden. Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde. 28 (1898), 41 ff.; Karácsonyi J.: A magyar nemzetségek a XIV. század közepéig. Budapest 1901. II. 282; vgl. noch die Angaben bei Szentpétery E.: Regesta regum stirpis Arpadianae critico-diplomatica. Budapest 1923. (kurz: Szentpétery: Regesta.) I. 527.

4 Vgl. Marquart J.: Osteuropäische und ostasiatische Streifzüge. Leipzig 1903. 52–53, 522.

5 Siehe Anm. 2. Vgl. noch Györffy Gy.: Formation d’États au IXe siècle suivant les „Gesta Hungarorum‟ du Notaire Anonyme. Nouvelles Études Historiques. Budapest 1965. 40–41. 47 ff.; Göckenjan H.: Hilfsvölker und Grenzwächter im mittelalterlichen Ungarn. Wiesbaden 1972. 44; Györffy Gy.: A kabar kérdés. Forrás 25 (1983) 20–28.

6 Györffy Gy.: Ein ungarischer Palimpsest aus dem 11. Jh. Byzantinische Forschungen 1 (1966) 150–157.

7 Szentpétery: Regesta nr. 23.

8 Von Szentpétery: Regesta nr. 47 wurde sie für eine Fälschung gehalten, dagegen siehe Györffy Gy., Századok 92 (1958) 52.

9 Györffy Gy.: Die Nordwestgrenze des byzantinischen Reiches im XI. Jh. und die Ausbildung des „ducatus Sclavoniae‟. Mélanges de Vajay. Braga 1971. 295–313.

10 Smičiklas I.: Codex diplomaticus regni Croatiae, Dalmatiae et Slavoniae. (kurz: Smičiklas) II. 1904 –. 55, 67, 97, 100.

11 Kinnamos: CB. 248; Delaville de Roulx J.: Cartulaire général des Hôpitaliers de S. Jean de Jérusalem (1100–1310). I. Paris 1894. 222.

12 Smičiklas II. 259, 263, 264, 265.

13 Vgl. Hóman V.: Geschichte des ungarischen Mittelalters. Berlin 1940. I. 433.

14 Smičiklas II. 309.

15 Die Regesten der Urkunden der ungarischen Herzöge hat Szentpétery E. für seine „Regesta‟ (siehe Anm. 3) zusammengestellt; die Handschrift des bisher nicht veröffentlichten Heftes hat für mich als Wegweiser gedient. Fast alle Urkunden der Herzöge von „Slavonien‟ sind im Codex diplomaticus von Smičiklas I. (siehe Anm. 9) gedruckt. Die Ausgaben der Urkunden des Herzogs Andreas siehe hier Bd. II. 293, 297, 308, 309, 338, 353, 355, 357, Bd. III. 6, 17. Kritisch wurden die Urkunden bisher nicht untersucht.

16 Als gefälschte Urkunden können wir die im Landesarchiv von Zara (Zadar) aufbewahrten Originale aus dem Jahre 1198 für den Bischof von Faro (Hvar) (unkritisch ediert bei Smičiklas II. 309) und von 1200 für das Kloster der Hl. Kosma und Damian (Ebda. II. 357) betrachten, ebenso den im Cartularium des Bistums von Agram (Zagreb) (XIV. Jh.) aufbewahrten Urkundentext von 1198, vgl. Karácsonyi J., Századok 46. (1912) 11.

17 Smičiklas Bd. II. 353, 355, 357, Bd. III. 6, 17.

18 Ebda. Bd. II. 293, 308, 309.

19 Kopialbuch „Mensa Episcopalis‟ des Erzbistums Spalato (Split) Erzbischöfliches Archiv, fol. 46 v–47 r.

20 Szentpétery: Regesta Nr. 567–577; vgl. noch 1222: dux totius Sclavonie (Smičiklas Bd. III. 219).

21 Siehe die Ausgaben bei Smičiklas I. Bd. III. 258, 299, 326, 341, 346, 369, 384, 414, 422, Bd. IV. 40, 42, 102, 123 und bei Fejér G.: Codex diplomaticus Hungariae ecclesiasticus ac civilis. Budae 1829–, (kurz: Fejér) Bd. VI/2. 363; Wenzel G.: Codex diplomaticus Arpadianus continuatus, Pest-Budapest 1860–, (kurz: Wenzel) Bd. VI. 477; Történelmi Tár Bd. 1898. 338; Szentpétery: Regesta Nr. 711. – Originalurkunden: 1237 und 1240: Staatsarchiv Budapest (Magyar Országos Levéltár), Diplomatische Abteilung, Dl. 217, 243; 1229: ehemals im Familienarchiv Szentandrássy; ohne Jahr (1229) für die Stadt Spalato: früher im Staatsarchiv Wien, heute angeblich im Landesarchiv Zara (Zadar); 1240: früher im Stadtarchiv von Petrina.

22 Smičiklas Bd. IV. 170, 178, 185, 186, 192, 230–231, 233, 241, 242 ff.

23 Szentpétery: Regesta nr. 1751–1917; ders.: Századok 55 (1921) 77–87.

24 Siehe die Ausgaben bei Smičiklas I., Bd. V. 477, 478, 479, 483, 485, 489, 491, 513, 514, 516, 517, 519, 520; Fejér IV/3. 400; Theiner A.: Vetera Monumenta historica Hungariam sacram illustrantia. Romae 1859. Bd. I. 311.

25 Sein angehängtes Reitersiegel wurde im Staatsarchiv Budapest aufbewahrt, Dl. 652.

26 Wertner M.: Az Árpádok családi története. Nagybecskerek 1892. 388–389.

27 Ebenda 463–472.

28 A … gróf Zichy család … okmánytára. – Codex diplomaticus … comitum Zichy. Pest 1871. Bd. I. 5–6.

29 Wertner M. (siehe Anm. 26) 473.

30 Ebenda 501–505.

31 Fejér V/2. 471.

32 Wertner M. op. cit. 504–505.

33 Ebenda 508–510.

34 Hazai Okmánytár. – Codex diplomaticus Patrius. Budapest 1891. Bd. VIII. 431.

35 Smičiklas Bd. VII. 214, 205; Wenzel Bd. X. 213.

36 Pauler Gy.: A magyar nemzet története az Árpádházi királyok alatt. Budapest 1899. II2 466 ff.; Smičiklas Bd. VII. 63, 396.

[p. 337] Abriß der Geschichte der mährisch-markgräflichen Kanzlei der luxemburgischen Sekundogenitur

Die Kanzleiverhältnisse der mährischen Markgrafen aus dem Stamme der Přemysliden vom Ende des 12. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts entsprechen den böhmisch-mährischen Zeitverhältnissen, d.h. sie widerspiegeln bereits die Ansätze einer strafferen Organisation; sie waren auch Gegenstand diplomatischer Forschung, wobei das entsprechende Material im Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae Bd. 2 ff. modern herausgegeben und analysiert wurde. Doch war jener Zeitraum kein einheitliches Ganzes, da die direkte Regierung des böhmischen Königs, der dabei seine königliche Kanzlei benutzte, keine kontinuierliche Entwicklung der Institution zuließ. Als ausgeprägte Zeitspanne am Anfang ist vornehmlich die Regierung Vladislav Heinrichs (1197–1222) zu nennen1, während später meist der böhmische Herrscher die Markgrafenwürde trug2.

Obwohl die Regierungszeit Vladislav Heinrichs noch den Jahren angehört, in denen die meisten Urkundenausfertigungen als Empfängerarbeit zu bezeichnen sind, hat schon Gustav Friedrich nachgewiesen, daß die beiden Kapelläne, die von Zeit zu Zeit auch Notare genannt wurden, auch Kanzleigeschäfte führten. Selbstverständlich nicht kontinuierlich, so daß die „Kanzleiverhältnisse‟ als sehr bescheiden anzusehen sind; es war ja auch die Zahl der Schriftstücke recht beschränkt. Die Urkundenemission stieg dann in der Regierungszeit des Markgrafen Přemysl (1225–1239) bedeutend an, doch sind es immer nur Einzelstücke pro Jahr. Und dasselbe gilt für die Markgrafenzeit [p. 338] Přemysl Ottokars II. (1247–1253)3. Die engen Beziehungen der Kanzlei, die eher als „Kanzlei‟ bezeichnet werden sollte, zur Kapelle sind leicht zu erkennen, ebenfalls der direkte Draht zu den Kanzleieinrichtungen des böhmischen Königs4. Merkwürdig dabei ist das Privileg des böhmischen Königs Přemysl I. für den Propst der Olmützer Kirche von 12075, in dem diesem die mährische Kanzlerwürde erteilt wird, die weder Bindungen zur markgräflichen Kanzlei, noch zur königlich böhmischen aufweist. Doch ist dies von den böhmischen Herrschern bis ins 14. Jh. hinein wiederholt konfirmiert worden. Es muß also eine Art Auszeichnung dieses hohen kirchlichen Würdenträgers gewesen sein, die wahrscheinlich mit gewissen Einkünften (die nicht mehr feststellbar sind) verbunden war und die engen Verbindungen mit Prag pflegte und stärkte.

Nach weiteren rund drei Jahrhundertvierteln der direkten Unterordnung des Markgraftums Mähren unter die Prager Herrscher wurde die Markgrafenwürde 1330 von Johann von Luxemburg seinem Sohn Karl, dem späteren Karl IV. erteilt, der aber als Vertreter seines meist verreisten Vaters in dieser Würde auch in Böhmen regierte, und dessen markgräfliche Kanzlei den Grundstock seiner (ab 1346) Hofkanzlei bildete6. Diese Kanzlei fällt bereits in völlig geänderte Verhältnisse und stellt ein relativ hochentwickeltes Verwaltungs-, ja Regierungszentrum und -instrument vor, das auch mit der Kapelle kaum etwas gemeinsam hatte, und dessen Personalzusammensetzung wichtige Streiflichter auf die Geschichte von Karls Hof wirft7. Doch auch [p. 339] diese Kanzlei soll hier nicht untersucht werden, da sie aus mährischer Sicht isoliert dasteht und mit der späteren Entwicklung nichts gemeinsam hat.

Erst nach weiteren drei Jahren entschloß sich Karl, in Mähren eine luxemburgische Sekundogenitur ins Leben zu rufen, die dann in kontinuierlicher Weise in den Jahren 1350–1410 (bzw. Anfang 1411) auch – oder eher an erster Stelle – ihre Kanzlei ausbaute, die bald zu den vornehmsten der ganzen Böhmischen Krone gehörte, wie es dem Umfang der Regierung entsprach. Leider sind keine nennenswerten Forschungen über sie zu verzeichnen8, obwohl eine Rahmenevidenz des eigenen urkundlichen Materials – in ziemlich unkritischer Weise – schon lange innerhalb des Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae vorliegt9. Ihre Kanzleigeschichte zerfällt in zwei Zeitabschnitte. Den ersten bildet die Regierung von Karls Bruder Johann Heinrich (1349–1375), die zweite die seiner Söhne Jodok († 1411), Prokop († 1405) und Johann Soběslav († 1394); letzterer schied als geistlicher Fürst bald aus, und auch Prokop ist eine Randfigur geblieben. Die Brüder standen miteinander ständig in Streit, während Markgraf Jodok, der die eigentliche markgräfliche Kanzlei führte, auch verfassungsrechtlich die Schlüsselfigur bildet. Auch allgemeinpolitisch waren die Verhältnisse beider Epochen recht unterschiedlich. Der Einklang von Johanns Interessen mit denen von Karl einerseits, Wenzels ständige Streitigkeiten mit seinen Vettern anderseits prägten die äußere Geschichte des Zeitalters, was auf verschiedene Weise, wenn auch meist indirekt, auch die Kanzleigeschichte bzw. ihre Kompetenzen beeinflußte, im [p. 340] Itinerar Widerspiegelung fand und in der Zahl, Frequenz und schließlich auch im Inhalt der ausgestellten Urkunden zu merken ist.

Da sich Johann Heinrich jahrelang in den Alpenländern niederzulassen versuchte und erst in den letzten Tagen des Jahres 1349 mit der Markgrafschaft Mähren belehnt wurde10, sind die Anfänge seiner mährischen Kanzlei erst zu Beginn des Jahres 1350 zu suchen. Aber da er zuvor in Karls IV. Abwesenheit vom Königreich Böhmen dessen Verweser im Lande gewesen war und unter seinem Namen mehrere Urkunden belegt sind, ist es einleuchtend, daß er schon vorher über zumindest bescheidene Kanzleieinrichtungen verfügt haben muß. Von denjenigen aus seiner Wirkungszeit in Tirol und Kärnten (bis November 1341), die als bloße Episode bezeichnet werden muß, soll völlig abgesehen werden. Denn einerseits sind die Belege nicht sehr häufig, anderseits gehört diese Problematik eindeutig in die Zusammenhänge und den Rahmen der österreichischen Entwicklung.

Nach der Vertreibung aus den Alpenländern hält sich Johann Heinrich meist in Böhmen auf, benützt ständig seine Kärntner-Tiroler-Görzer Titulatur (freilich mit Schwankungen in der Aufzählung) und tritt in öffentlichen Angelegenheiten meist als Mitaussteller seines Vaters bzw. Bruders auf. Die Mitausstellerschaft betrifft allerdings in erster Linie staatsrechtliche Geschäfte, doch sagen diese auch einiges über seine Spezialkompetenzen bzw. Vermögensdispositionen aus, über seine konkrete Rechtsstellung erlauben sie aber kein genügend klares Bild. Erst in den Jahren von Karls längerer Abwesenheit vom Erbkönigreich, vielleicht schon in der Zeit vom Herbst 1347 bis Februar 1348, sicher während der ersten neun Monate des Jahres 1349, ist er als Karls formeller Statthalter in Böhmen bezeugt11; aus dieser Würde sind etliche seiner Urkunden abzuleiten, die die Ausübung seiner Herrschaft in mehreren Verwaltungsbereichen bezeugen, obwohl er dafür keinen förmlichen Titel benützte12. Da die Überlieferung der Stücke aus jenen Jahren [p. 341] sehr mangelhaft ist, kann man von einem Schriftvergleich vorläufig keinen Nutzen ziehen. Um so wichtiger sind deshalb vier Urkunden, die aus der Zeit vor seinem Markgrafenamt stammen, einen förmlichen Kanzleivermerk der Relationskonzeptart bringen und erste Einblicke in die Zusammenstellung seines Kanzleipersonals gewähren. Förmliche Kanzleivermerke sind in jener Zeit bei uns nur in Herrscherurkunden zu finden – auch hier in der Zeit vor 1355 noch nicht ganz regelmäßig13 –, so daß sie besonders hervorgehoben werden müssen. Sie signalisieren die enge Beziehung zur Umgebung von Karls Hofkanzlei und zugleich die Bestrebung, sich die modernen Errungenschaften der Verwaltung zu eigen zu machen. Ihre Struktur ist so, daß sie den Auftraggeber mit der ausführenden Person nennen. Als Auftraggeber ist dreimal Johann selbst bezeugt (Per d. ducem), einmal eine nicht vollständig genannte Person, deren Namen mit großem Vorbehalt mit dem Buchstaben W beginnt14. Interessanter sind die Formulationen über die ausführenden Beamten. Die erste Urkunde informiert über einen gewissen H. Cruss, die zweite und vierte über einen Beamten, dessen Sigle B lautet, die dritte schließlich über einen Kanzler ohne Namen. Ob diese Person mit einem der beiden bloß durch ihre Initialen bekannten Notare identisch ist, läßt sich nicht entscheiden, doch geht daraus klar hervor, daß es sich nun um eine förmlich geschlossene Kanzleieinrichtung gehandelt haben muß, die ihren eigenen Vorsitzenden und mindestens einen höheren Beamten besaß. Da aus jüngerer Zeit – bereits nach dem förmlichen Erwerb des mährischen Markgrafentitels – zwei Beamte mit dem Anfangsbuchstaben B ihres Vornamens nachgewiesen sind15, ist es wahrscheinlich, daß einer von ihnen mit jenem identisch ist, so daß wir wohl annehmen dürfen, daß hier eine Kontinuität existierte, deren Wurzeln irgendwohin in die Anfänge der vierziger Jahre reichen. Um die markgräflich-mährische Kanzlei handelte es sich freilich erst ab Anfang 1350, von welchem Jahre an Johann Heinrich in Brünn zu residieren und von dort aus die Landeshoheit auszuüben begann.

Der weitere Verlauf der Dinge war so, daß die Urkundenemission von Johanns Schriftstücken eine ziemlich große Wandlung durchmachte. Es sind [p. 342] aus ihr bis heute nicht ganz 200 Stücke bekannt, die überwiegend dem Anfang der fünfziger Jahre und dann der Zeit um 1360 angehörten, während im letzten Jahrzehnt von Johanns Regierung ihre Zahl erneut merklich sinkt, so daß kaum mit einer ständig kontinuierlich existierenden Kanzlei zu rechnen ist. In der Kanzlei Jodoks dagegen steigt die Zahl der enthaltenen Schriftstücke merklich und, was bedeutend ist, sie deckt die ganze Regierungszeit Jodoks in relativ kontinuierlicher Weise. Von mehr als 520 Urkunden und anderen Schriftstücken gehören rund 290 den böhmisch-mährischen Empfängern, über 160 solchen aus Brandenburg, der Lausitz und Schlesien. Die übrigen gingen an ferner Stehende.

Während der knappen Zeit, die mir zur Verfügung steht, kann selbstverständlich keine ausführlichere, ja überhaupt keine echte Diplomatik und Kanzleigeschichte der mährischen Luxemburger geboten werden. Denn wie uns die politische Geschichte belehrt, ist dabei nicht nur der mährische Bereich zu beachten, sondern es müßte mindestens ganz Mitteleuropa in Betracht gezogen werden, was eine recht umfassende Arbeit wäre. Denn Johanns ältester Sohn Jodok z. B. erwarb oder riß verschiedene andere Ämter und Rechtstitel an sich, wie etwa – zeitweise – den eines Markgrafen von Brandenburg, eines Reichsvikars von Elsaß und von Italien u.a.m., schließlich gar noch die römische Königswürde, derer er sich aber (wahrscheinlich wegen Sigismunds Feindschaft) nur sehr wenige Tage erfreute, so daß seine Diplomatik in keinen Zusammenhang mit der der römischen Könige und Kaiser treten konnte und vornehmlich im Rahmen des Territoriums Mähren blieb16. Aus allen diesen Gründen habe ich mich entscheiden müssen, eher ein Konzept oder Überlegungen über den Nutzen und die eventuellen Erträge derartiger Forschungen zu skizzieren, bzw. zu zeigen, daß die Diplomatik auf diese Weise direkt auch allgemeinere Probleme zu lösen hilft, obwohl schon die Lösung der eigenen diplomatischen Fragen solche Forschungen völlig rechtfertigt.

Den ersten Fragenkreis bildet die Kanzleigeschichte, die an erster Stelle immer auch als ein Zweig der Verwaltungsgeschichte aufzufassen ist, zugleich jedoch die Ausgangsbasis zu einem tieferen Verständnis des Geschäftsganges vorstellt. Das bedeutet, mit anderen Worten ausgedrückt, die Beamtenhierarchie herzustellen und im Morawschen Sinne des Wortes ihre Prosopographie [p. 343] herauszuarbeiten. In unserem Fall kann das auf folgende Weise konkretisiert werden: die markgräfliche Kanzlei war zwar die oberste Amtsstelle des Landes, doch stand sie nicht ganz isoliert da. Denn neben ihr war vom Anfang der Regierungszeit Karls IV. als Nachbildung der böhmischen Verhältnisse das Amt der mährischen Landtafel ab 1348 neu organisiert in Tätigkeit gesetzt worden; an diesem bestand das Amt des Landesprotonotars, das nicht selten in Personalunion mit einem der markgräflichen Hofkanzleinotare ausgeübt wurde17. Auf diese Weise bestanden auch engere Beziehungen zwischen den landesherrlichen und ständischen Einrichtungen. Aber nicht nur das: In den Händen einiger Notare flossen auch andere Ämter mit denen der eigenen Kanzlei zusammen, namentlich das Amt des Notars der markgräflichen Hofkammer, des dispensator supremus18, ja einmal wird sogar ein markgräflicher Protonotar zugleich Stadtschreiber von Brünn19, so daß die Kanzlei als eine wirklich zentrale Einrichtung betrachtet werden kann, auch wenn sich diese Kompentenzspaltung auch negativ auswirken konnte. Da aber der oben angedeuteten Emissionsschwankung auch hier Rechnung getragen werden muß, sind diese Doppelfunktionen durchaus verständlich. Wichtig erscheint vornehmlich der direkte Verbindungsfaden zur markgräflichen Kammer, die sicher schon vom Anfang an Bedeutung besaß. Man könnte sogar sagen, daß sie insbesondere zu Jodoks Zeiten gut organisiert gewesen sein muß. Anders ausgedrückt mußte sie laufend eine Art Behelfsevidenz führen (Jodok galt als einer der großen „Bankiers‟ Mitteleuropas), obwohl davon heute keine Spuren mehr zurückgeblieben sind.

Innerhalb des besprochenen Zeitraums besitzen wir Nachrichten über mehr als zwanzig Notare der markgräflichen Kanzlei bzw. Sekretäre des Markgrafen, die zwar für den direkten persönlichen Gebrauch des Markgrafen bestimmt waren, doch auch andere Kanzleiverpflichtungen erfüllen konnten, um so mehr, wenn die Terminologie schwankt20. Für die 25 Jahre der Regierungszeit Johanns sind es acht, für die übrigen 35 Jahre Jodoks mindestens zwölf Leute, Sekretäre eingerechnet. Soweit ihre Herkunftsnamen erhalten [p. 344] geblieben sind, führen sie nicht sehr weit, da es sich meist um keine echten Herkunftsnamen handelt, eher um solche, die von den im Laufe der Amtstätigkeit erworbenen Präbenden abgeleitet sind.

Im Laufe der Zeit merkt man, daß in die bisherige Alleinherrschaft der Geistlichkeit im Kanzleidienst allmählich auch das Laienelement einzudringen beginnt. Wie es mit dem anonymen unteren Kanzleipersonal aussah, ist nicht genauer festzustellen. Da die höheren Beamten jedoch meist auf Gebühren der Urkundenempfänger angewiesen waren, scheint es, daß auch hier das untere Personal eher in persönlicher Abhängigkeit von diesen höher gestellten Personen stand. Während über die Mitglieder der höheren Kanzleischicht bekannt ist, daß sie oft auch ein Universitätsstudium absolviert hatten, wissen wir kaum etwas über die übrigen. Doch verraten die Namen, vornehmlich die Prädikate (gegebenenfalls in bezug auf die Vornamen) wichtige Tatsachen. Es handelt sich um den Umstand, daß sie sowohl auf eine deutsche als auch eine tschechische Herkunft hinweisen, was um so mehr von Interesse ist, wenn man es mit dem Sprachgebrauch in den eigentlichen Urkunden in Zusammenhang bringt. Da jedoch die Kanzleivermerke leider nie als regelmäßige Begleiterscheinungen der Originalausfertigungen erscheinen, kann die Frage in dieser Hinsicht nicht näher erörtert werden. Denn die Entwicklung im Allgemeinen läuft hier ein wenig anders als in der eigentlichen Hofkanzlei. Während in Karls Kanzlei zwischen den lateinischen und deutschsprachigen Urkunden ein ungefähres Gleichgewicht herrscht (wobei ihre Verwendung bei den einzelnen Empfängern, ja selbst bei den Empfängergruppen noch lange nicht analysiert worden ist) und die Kanzlei seines Nachfolgers Wenzel ein Übergewicht deutscher Urkunden aufweist – in den Jahren 1394 und 1395 beginnt auf Druck der Gegenpartei, später recht vereinzelt auf Wunsch der Empfänger auch die tschechische Sprache zögernd zu erscheinen –, kann man von der markgräflichen sagen, daß zur Zeit Johanns das Übergewicht eindeutig auf dem Lateinischen liegt, auch z. B. in den überwiegend deutschen Städten Mährens, und daß die Lage erst in der Folgezeit in dieser Hinsicht ein wenig ausgewogener ist. Gegenüber rund 60 % lateinischer Stücke von Johanns Söhnen liegen ca. 30 % deutschsprachige und 10 % tschechische vor21.

Bevor wir zu den tschechischen Urkunden – die ein neues Phänomen darstellen – übergehen, wollen wir die Grenzen der Aussagefähigkeit der Sprachbenutzung ziehen, die oft überschätzt oder pauschalisiert wird. Denn man [p. 345] darf den Willen oder eher Wunsch des Empfängers nicht überbewerten. Auch in unserem Material kennen wir – es handelt sich um die Zeit Jodoks – einen Sprachwechsel für eine und dieselbe Stadt innerhalb kurzer Zeitspannen, wobei es weder in der inneren Stadtverwaltung zu Veränderungen gekommen war, noch eine inhaltliche Gruppierung der Urkunden möglich ist. Da es kaum vorstellbar wäre, darin ein Interesse des Markgrafen zu sehen, scheint die einzige Möglichkeit auf der Hand zu liegen, nämlich der augenblickliche Impuls des betreffenden Notars. Es mag bezeichnend sein, daß die erste tschechische Urkunde dieser Art – sie stammt aus dem Jahre 1389 – eine innerfamiliäre Angelegenheit betrifft, nämlich einen Schuldschein Jodoks an Prokop22. Mit anderen Worten: es handelt sich um eine Urkunde, die in dieser Hinsicht nicht von außen her beeinflußt worden sein kann. Und das ist auch für die Zukunft richtungsweisend. Denn in den zwanzig Jahren bis zum Jahr 1410 sind es gut 25 Stücke, die tschechisch verfaßt wurden. Zuerst tauchen sie vereinzelt auf, im zweiten lustrum des 15. Jahrhunderts sind sie schon relativ häufig, im Bereich der adeligen Empfänger so gut wie ausschließlich23. Und noch ein nicht unwichtiger Umstand: in den letzten zehn Jahren von Jodoks Regierung nimmt die relative Zahl der deutschen, auch an ausgesprochen deutsche Empfänger gerichteten Stücke zu Gunsten des Lateinischen merklich ab. Aber wir dürfen nicht allzu lange bei dieser Erscheinung verweilen, auch wenn noch weitere konkretere Beobachtungen mitgeteilt werden könnten, vornehmlich über die einzelnen Beamten der Kanzlei.

Die dürftigen Randvermerke, die Hecht vor Jahren über Johanns Kanzlei gemacht hat24, betreffen auch die alte Frage des Zusammenhanges von Kanzlei und Kapelle im alten Stil und wollen dies wichtige hochmittelalterliche Phänomen ohne weiteres als lebendige Erscheinung auf den Hof Johanns übertragen. Dieser Ansicht kann man nicht zustimmen. Denn wenn ein Notar ausnahmsweise ebenfalls als Kapellan auftritt, ist es eben im besten Fall eine Ausnahme, obwohl die Existenz der Hofkapelläne weiter fortbestand, doch mit anderer Zielsetzung25. Es stimmt hingegen, daß die Notare und [p. 346] Sekretäre, die zum direkten Dienst des Markgrafen bestimmt wurden, meist geistlichen Standes (viele gehörten dem Olmützer Kapitel an), oft graduierte Juristen waren. In einem Falle ist unter ihnen ein echter Humanist zu finden: der Dechant der Olmützer Kirche Andreas Nikolai aus Wittingau, im ausgehenden 14. Jahrhundert Protonotar der Kanzlei, erklärter Freund des Salutato Salutati aus Florenz26, was kaum überrascht, da wir über die kulturellen, ja literarischen Neigungen auch Jodoks selbst zumindest andeutungsweise unterrichtet sind27.

Wie auch sonst üblich, kann man sich aus den dürftigen Überresten der hierarchischen Nomenklatur kaum ein genaues Bild der wirklichen Zustände machen. Jedenfalls stand der Kanzlei schon vor der Erlangung der mährischen Markgrafenwürde ein Kanzler vor, auch wenn deren ununterbrochene Reihe nicht rekonstruierbar ist. Die Sache ist auch methodisch wichtig. Mit zwei zufälligen Ausnahmen, nämlich wenn in den Konzeptvermerken der Urkunden vom Jahre 1349 und dann später im Jahre 1358 ein Kanzler erwähnt wird28, stammen alle Kanzlererwähnungen des ersten Jahrzehnts aus den Brünner Steuerbüchern, die zwar die Terminologie recht exakt unterscheiden (novus cancellarius, cancellarius)29, doch als fernerstehende Instanzen für unglaubwürdig gehalten werden könnten. Das ist in unserem Fall doch nicht möglich, wenn wir wissen, wie nahe diese Stadtkanzlei dem Markgrafen stand. Da jedoch später keine Kanzlererwähnungen vorkommen, muß angenommen werden, daß diese Titulatur außer Gebrauch kam und der Kanzlei bloß ein Protonotar vorstand. Und mutatis mutandis gilt dies auch von den Notaren, die doch von Zeit zu Zeit mit Namen genannt werden und deren Titulatur ebenfalls schwankt. Die sicher häufigeren niederen Beamten (ihre größere Zahl ist dem Schriftvergleich zu entnehmen) entziehen sich unserer Kenntnis so gut wie völlig. Ob sie auch auf höhere Posten avancieren konnten, muß ebenfalls unentschieden bleiben, doch ist es wenigstens in Einzelfällen anzunehmen. Über die Besoldungsart ist schon oben gesprochen [p. 347] worden. Sie ist in den alten Gleisen geblieben. Ein Hilfspersonal ist nur teilweise vorauszusetzen, da oft Leute anderer Herkunft und Zugehörigkeit in Anspruch genommen wurden, so namentlich die Boten30. Es sei hier auch erwähnt, daß die Kanzlei nicht unbedingt alle Reisen ihres Herrn mitmachen mußte.

Es überrascht ein wenig, daß trotz der Existenz der Relationskonzeptvermerke auf den Urkunden keine Registraturvermerke zu finden sind, obwohl sich die Registrierung und Registerführung in der Reichs- und böhmischen Hofkanzlei schon den Zeiten vor dem Antritt Karls IV. durchgesetzt hatte, unter ihm dann als regelmäßig anzusehen ist31. Und nicht nur dort; auch sonst hat sie sich ab Mitte des 14. Jahrhunderts in den böhmischen Ländern auch in anderen, vornehmlich in den Aktenkanzleien32 verbreiter, so daß es fast Wunder nimmt, daß diese diplomatische Einrichtung in „unserer‟ Kanzlei nicht heimisch geworden ist. Denn nicht nur Johann Heinrich selbst hatte darüber sicher gute Kenntnisse aus der Zeit, da er sich in der zweiten Hälfte der 40er Jahre in der nächsten Nähe Karls IV. bewegte (mehrere Urkunden, die seine Mitausstellung bezeugen, finden sich bis heute nur in der Registerüberlieferung), auch Jodok muß sich als guter Hauswirt und Hausvater bei dem relativ beträchtlichen Auslauf verschiedener politisch und vornehmlich wirtschaftlich wichtiger Stücke aus seiner Kanzlei dafür interessiert haben. Wir besitzen doch z. B. eine Handschrift des aus den Registern kompilierten Formularbuches Johanns von Gelnhausen, des ehemaligen Registrators Karls IV., der eine Zeit lang in Brünn Stadtschreiber war und die Handschrift mit Dank für Jodoks Eingreifen in Sachen dieses Amtes diesem dedizierte33. Eigentlich hätte die Kanzlei Register führen müssen, doch wir hören nichts darüber, und bis zu einer unwahrscheinlichen neuen Nachricht müssen wir diese Frage im Moment verneinen. Eher kann man eine Konzeptensammlung [p. 348] bzw. -archivierung voraussetzen, die allerdings zugrunde ging. Man muß sich jedoch vergegenwärtigen, daß trotz der relativ hohen Gesamtzahl von Kanzleiausfertigungen ihr Jahresdurchschnitt ziemlich bescheiden war; und oft Wochen, ja manchmal ganze Monate verflossen, ohne daß ein einziges Schriftstück ausgestellt worden wäre, so daß die Tätigkeit der Kanzlei nicht als ständig kontinuierlich zu betrachten ist. Das ist bei jeder bloßen Auslaufkanzlei, auch von augenscheinlich großem Ausmaß, überaus verständlich. Durch diesen nicht immer kontinuierlichen – doch leicht begreiflichen – Arbeitslauf lassen sich wahrscheinlich auch etliche Doppelfunktionen mehrerer Kanzleibeamten – auf die schon oben hingewiesen wurde – erklären.

Eine weitere gewichtige Frage ist die Analyse des Itinerars des Kanzleiinhabers bzw. seiner Kanzlei, die ihm nicht unbedingt überallhin folgen mußte. Es handelt sich dabei nicht nur um eine Aufstellung primitiver Aufenthaltsrouten mit theoretischer Reisegeschwindigkeit, obwohl auch das schon ein wichtiges Arbeitsinstrument wäre, sondern um eine Deutung der betreffenden Schriftstücke in bezug auf Geschäftsart, Entfernung des Empfängerortes vom Hof im Moment der Handlung bzw. der Urkundenausfertigung und -auslieferung im Zusammenhang mit der Mobilität des Empfängers und nicht zuletzt auch um die hierarchische Ordnung der in Betracht kommenden Orte der Häufigkeit, Dauer und sonstigen Wichtigkeit nach, wozu auch der Begriff des Durchgang- und Zielortes ausgearbeitet werden muß34. Auch diese Problematik kann hier kaum angeschnitten werden, da die politischen Ambitionen beider hier behandelten Generationen so verschieden waren, daß sie sinnvoll nur ganz konkret Schritt für Schritt untersucht werden müßten, was bei Jodok wegen seines Engagements in Brandenburg und im Reich nur im ganz breiten Rahmen erfolgreich sein könnte. Sonst gilt, daß Brünn bzw. der Spielberg Hauptresidenz und auch Kanzleidomizil war. Die Aufenthaltsorte außerhalb Mährens, also vor allem in Böhmen, weniger im übrigen Ausland, signalisieren dann ganz verschiedene Tatsachen: bei Johann treue Verbundenheit mit Karl, Zusammenarbeit mit diesem bzw. Arbeit für ihn (seine eigenen Urkunden sind bei solchen Gelegenheiten ziemlich selten, so daß vorauszusetzen ist, daß ihn eine förmliche Kanzlei nicht ständig auf Reisen begleiten mußte), bei Jodok hingegen oft ein Eingreifen in Wenzels Regierungspolitik bzw. selbst gegen diesen gerichtete Aktionen.

Ebenfalls zu wichtigen Ergebnissen kann die eigentliche Analyse der Urkunden führen, die in jener Zeit allerdings sämtlich eigenes Kanzleigut sind, [p. 349] mit der Ausnahme ziemlich häufiger Mitausstellerschaft, die vornehmlich gemeinsam mit dem böhmischen König stattfand. Dagegen dort, wo der Markgraf (eigentlich nur Jodok) an erster Stelle der mit verschiedenen Landesbaronen gemeinsamen Intitulation erscheint, ist seine Kanzlei als „zuständig‟ zu bezeichnen. Ein Schriftvergleich könnte wohl verschiedene Stufen der Aktivität des mährischen Markgrafen in mehreren Hinsichten konkretisieren, er ist jedoch z. Z. leider mehr ein Programm als eine errreichte Wissenstufe.

Auch das Patze’sche Konzept der Analyse des Geschäftsgutes des 14. Jahrhunderts kann in unserem Milieu voll akzeptiert werden35. Vorerst aber sei bemerkt, daß das Formular nicht nur oft primitiv, sondern noch öfter schwankend ist, insbesondere in der Reihung der Formeln beider Protokolle, so daß es kein gutes Zeugnis für das Personal der Kanzlei bildet, was anderseits im Einklang mit den oben angeführten Angaben über die Nichtexistenz der Register ist, die sonst die wichtigste Ausgangsbasis für solche Zwecke bilden. Daher ist zu begreifen, daß die förmliche Zusammensetzung der markgräflich-mährischen Urkunden von denen der Prager Hofkanzlei oft abweicht (das betrifft z. B. die Datierungsgewohnheiten, das Arengenwesen, das zwar ebenfalls im Rücktritt ist, doch andere Formulationen benutzt, u.a.m.). Damit ist auch die Schwankung der Kanzleivermerke in Zusammenhang zu bringen. Denn trotz der zunehmenden Zahl solcher Vermerke in der Zeit Jodoks (weit über die Hälfte der Belege) sind sie nie notwendiger Bestandteil der ausgestellten Schriftstücke geworden. Im Auftragteil dieser Vermerke steht die Person des Kanzleiinhabers so sehr im Vordergrund, daß aus dem restlichen Material kaum eine festere Gruppe seiner Räte herausgearbeitet werden kann. Denn nach Mezníks Forschungen sind in über 270 Belegen nur elf derartige Personen zu verzeichnen; diese erscheinen mit zwei Ausnahmen zweimaliger Erwähnung alle nur einmal. Auch das bezeugt, zumindest indirekt, die relativ niedrige Entwicklungsstufe des Amtes.

Wenn mehr Zeit zur Verfügung stünde, könnte auch mehr zur inhaltlichen Seite der Urkunden gesagt werden, die eine Art Spezialität aufweisen, nämlich die, daß sie nur im Zusammenhang, ja im Ineinanderspiel mit den Urkunden der böhmischen Herrscher zu verstehen sind. Damit ich richtig verstanden werde: während Karls Regierung sind dessen Eingriffe ins Regierungsgebiet belegt, ja sie bilden in gewisser Hinsicht in konkreten Fällen einen Nachtrag zu den Dispositionen seines Bruders, ohne daß dies Zwistigkeiten verursacht hätte. In der Folgezeit merkt man dann eine vollkommene Absenz Wenzels in mährischen Angelegenheiten (mit Ausnahme der direkten [p. 350] Bindung an den Markgrafen und die Olmützer Kirche, die direkte lehensrechtliche Bindungen an Prag hatte), obwohl sein Aufenthalt in Mähren selbstverständlich auch belegt ist, doch nie als Selbstzweck. Umgekehrt greift Jodok mehrmals in Böhmen ein, vorwiegend in politischen, nicht in wirtschaftlichen Dingen. Auch wäre es nötig, Jodoks sonstige Aktivitäten, namentlich die in Brandenburg (woher nachweislich nur ein Notar Jodoks Kanzlei stammte), im Vergleich mit der mährischen zu untersuchen, eine eventuelle Teilnahme der dortigen Exponente eingerechnet. Da bin ich jedoch vorläufig kaum weiter gekommen, da die zuständigen Urkundenbücher nicht genügend Unterlagen und vor allem nicht genügend kritisch herausgegebenes Material enthalten36; da sie darüberhinaus auch meist sehr alt sind, ist auch eine eigene Archivforschung unumgänglich, die mir in dieser Hinsicht vorläufig noch nicht möglich war. Nur das Siegelwesen scheint z. Z. genügend erforscht zu sein, freilich nicht im integralen Zusammenhang mit dem Geschäftsgut der Markgrafen, von den Markgräfinnen ganz zu schweigen; dieser Zusammenhang erscheint wichtig, und es darf von ihm noch manches erwartet werden37.

Ich komme zum Schluß, der nur als vorläufige Zusammenfassung betrachtet werden will. Die mährisch-markgräfliche Kanzlei der luxemburgischen Sekundogenitur ist aus mehreren Gründen als Musterbeispiel einer spätmittelalterlichen landesfürstlichen Auslaufkanzlei und Diplomatik, d.h. als nicht ganz ununterbrochen arbeitenden Kanzlei zu bezeichnen. Der feste Anfangsund Schlußtermin ihrer Existenz innerhalb der rund sechzig Jahre wechselvoller Geschicke und politischer Ergebnisse, die ihre Inhaber miterlebten, ja teilweise formten, machen sie als eine Art Musterbeispiel zu einem lohnenden Objekt der Forschung. Daß diese zur Zeit immer noch eher in ihren Anfängen steckt, beweisen auch unsere bisherigen Ausführungen. Hoffentlich können sie auch als Anregung für die Zukunft gelten.


1 Darüber bis heute wichtig G. Friedrich, O kanceláři a listinách markrabí moravských Vladislava a Přemysla (1198–1239), Věstník Královské české společnosti nauk, Phil.-hist. Klasse 1896, Nr. 9. Weitere Forschungsergebnisse bei Friedrich, Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae 2, Pragae 1912, bei Einzelnummern. Von Spezialuntersuchungen jüngerer Forscher, die nicht selten weiter gekommen sind, muß hier abgesehen werden.

2 1222–1224 direkte Regierung Přemysl Ottokar I., 1239–1246 Wenzel I. ab 1253 ununterbrochen bis 1330 unter den böhmischen Königen. Vgl. auch E. Barborová, Postavení Moravy v Českém státě v době předhusitské (1182–1411), Sborník archivních prací 20, 1970, S. 346 ff.

3 Darüber J. Šebánek in J. Šebánek – S. Dušková, Panovnická a biskupská listina v Českém státě doby Václava I., Rozpravy ČSAV, Řada společenských věd 71, 1961, H. 4, S. 72–99.

4 Das geht aus dem Eindringen der markgräflichen Notare in den Königsdienst hervor (vgl. die oben zitierte Literatur).

5 CDB 2, Nr. 59: prepositure illi cancellariam nostram cum villa, que vocatur Vherchi … contulimus. Zweifellos handelt es sich um eine Kanzlei im Klewitz’schen Sinne (vgl. H.W. Klewitz, Cancellaria. Ein Beitrag zur Geschichte des geistlichen Hofdienstes, erschienen 1937, Nachdruck in H.W. Klewitz’ Ausgewählten Aufsätzen zur Kirchen- und Geistesgeschichte des Mittelalters, Aalen 1971, S. 13–48, hauptsächlich S. 41), so daß in der tschechischen Literatur nicht zu Recht von einem Kanzleramt gesprochen wird. Erst im Laufe der Zeit entstand aus der Bezeichnung cancellaria der Titel cancellarius, ebenfalls als Titularbezeichnung des angeführten Propstes.

6 Über diese Kanzlei sind mehrere Spezialuntersuchungen J. Spěváčeks zu nennen, der jedoch keine zusammenfassendere Arbeit vorgelegt hat (verzeichnet in: J. Spěváček, Karel IV. Život a dílo (1316–1378), Praha 1979, S. 597, 599 f. und 604 f.). Prosopographisch hat P. Moraw das Thema grundlegend erfaßt, doch liegt seine diesbezügliche Arbeit noch nicht im Druck vor.

7 Vgl. die in voriger Anm. angeführte Arbeit P. Moraws, zur Beziehung zur Kapelle vgl. unten.

8 Es handelt sich vorerst um zwei ungedruckte Arbeiten. Die von J. Matyska, Listiny moravských markrabat ve 14. století (1334 až 1375), eine Brünner Diplomarbeit vom J. 1957, blieb mir unzugänglich, J. Mezník verfaßte den Aufsatz Notáři markraběte Jošta. Im älteren umfangreicheren Buch F. Tadras (Kanceláře a písaři v zemích českých za králů z rodu lucemburského Jana, Karla IV. a Václava IV. (1310–1420), Praha 1892, S. 79–82) sind bloß 18 Notare der Markgrafen verzeichnet. Ein paar ziemlich primitive Bemerkungen sind auch bei Fr. Hecht, Johann von Mähren, Halle a. S. 1911, zu finden. Vgl. schließlich etliche Angaben bei B. Bretholz, Geschichte der Stadt Brünn 1, bis 1411, Brünn 1911, S. 116 f. Vgl. auch folgende Anm.

9 Das meiste Material ab 1350 liegt vor im Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae Bd. 8–15, Brünn 1874–1903, hg. von V. Brandl, die zwei letzten Bände von B. Bretholz. Brandls Vorworte bringen manche interessante Beobachtung bzw. Zusammenstellungen der Angaben teilweise auch zur Diplomatik, mehr zur Regierungspraxis, die hier ein für allemal zitiert werden (künftighin CDM). Älteres Material ist zu finden bis 1346 in J. Emlers Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae 4, Pragae 1892 und für die Regierungszeit Karls in den Bänden 5–7 vgl. die Angaben bei J. Spěváček, Karel IV. (wie Anm. 6) S. 581 (im folgenden RBM). Darüber hinaus ist darauf hinzuweisen, daß im riesigen handschriftlichen Material A. Sedláčeks (jetzt in Ústav československých a světových dějin der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften in Prag) ein bewunderungswertes Regestar der Urkunden von Johann Heinrichs Söhnen vorliegt, das noch kaum ausgewertet worden ist.

10 Es ist zu betonen, daß die Belehnung Johanns durch Karl keinesfalls als Ausdruck eines innigen Verhältnisses Karls zu seinem jüngeren Bruder aufzufassen ist (über das sonst keine Zweifel bestehen); diese Würde ist ihm nämlich schon im Testament Johanns von Luxemburg vom Jahre 1340, ja zum erstenmal schon 1325 zugesagt worden (RBM 4, Nr. 819, Absatz IX, vgl. auch J. Šusta, České dějiny II-3, Praha 1946, S. 341), so daß sich eher die Frage stellt, warum man mit der Erfüllung dieses Postulats mehr als drei Jahre gewartet hat.

11 Vgl. u.a. Hecht S. 39 ff., Šusta, České dějiny II-3 und II-4, Praha 1946 und 1948 nach Register und schließlich J. Válka in Přehled dějin Moravy, red. B. Čerešňák, Brno 1980, S. 93 ff.

12 Bloß in der Urkunde für das Trautenauer Ländchen (Volltext in Codex iuris municipalis regni Bohemiae hg. von J. Čelakovský Bd. 2, Praha 1895, Nr. 289) heißt es auctoritate invictissimi domini nostri domini Karoli…qua plenarie ex ipsius commissis fungimur.

13 Dazu vgl. I. Hlaváček, Das Urkunden- und Kanzleiwesen des böhmischen und römischen Königs Wenzel (IV.) 1376–1419, Stuttgart 1970, nach dem Register (S. 501).

14 Es handelt sich um RBM 5, Nrn. 373, 617, 630 und 636.

15 Brikcius de Rouchovany, als sein Notar wenigstens ab 19. August 1350 belegt (Monumenta Vaticana res gestas Bohemicas illustrantia 1, hg. von L. Klicman, Pragae 1903, Nr. 1279 und 1287), als ihm eine Expektanz auf Präbende im Prager Domkapitel erteilt wurde, und Benessius (de Brunna), der ab 16. Dezember 1351 bezeugt ist und für seinen Kanzleidienst die Brünner St. Jakobspfarre bekam.

16 Th. Lindner, Das Urkundenwesen Karls IV. und seiner Nachfolger (1346–1437), Stuttgart 1882, vermochte in diesem Zusammenhang nur auf sein königliches Sekretsiegel hinzuweisen (S. 65). Dazu auch O. Posse, Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige 2, Dresden 1910, Tafel 11, Nr. 6, 7 mit entsprechendem Kommentar.

17 Tadra, Kanceláře S. 81, Nr. 7 u.a. und Mezník passim.

18 In Monumenta Vaticana res gestas Bohemicas illustrantia 2, hg. von J.F. Novák, Pragae 1907, Nr. 713.

19 B. Mendl, Knihy počtů města Brna z let 1343–1365, Brno 1935, S. 120 des Vorwortes.

20 Tadra, Kanceláře S. 80 f., freilich mit Lücken im Namenbestand als auch im Zeitumfang der Beamtentätigkeit und Mezník 1. c. Nachzutragen ist u.a. Petrus Kuollonis, secretarius marchionis Moravie, der Lizenziat der Rechte war zu 1381 (Acta summorum pontificum res gestas Bohemicas aevi praehussitici et hussitici illustrantia 2, hg. J. Eršil, Pragae 1980, Nr. 1166).

21 Zum folgenden V. Uhlířová, Zur Problematik der tschechisch verfaßten Urkunden der vorhussitischen Zeit, Archiv f. Diplomatik 11/12, 1965/66, hauptsächlich S. 524.

22 CDB 11, Nr. 545. Ein Teilverzeichnis der Stücke bei J. Bartocha, Jak za starých dob čeština znenáhla stala se jazykem jednacím (úředním, diplomatickým) v zemích koruny české, Brno 1903 (Separatdruck aus Časopis Matice moravské 24), S. 24 ff. Die erste tschechische Urkunde Sigismunds vom Jahre 1400 (die zweitälteste stammt erst aus dem Jahre 1414) läßt gleichfalls mit Sicherheit Jodoks Geist erkennen, der als Mitaussteller erscheint (Bartocha, S. 27).

23 Neben beiden vorherigen Anmerkungen noch Mezník 1. c.

24 Johann von Mähren S. 49 ff.

25 Vgl. darüber I. Hlaváček, Studie k dvoru Václava IV. I. část, Folia historica bohemica 3, 1981, S. 135 ff. und 145 ff.

26 Tadra, Kanceláře S. 81, Nr. 11 und das dort zitierte Werk Voigts.

27 Vgl. V. Brandl im Vorwort zum 11. Band des CDM S. V.

28 RBM 5, Nr. 630, wobei im Orig. der Vermerk zweizeilig geschrieben ist, so daß cher Per dominum (scil. Johannem) W. cancellarius gelesen werden kann und CDM 9, Nr. 112 Nicolaus cancellarius.

29 Mendl, Knihy počtů (wie oben Anm. 19) S. 162, 182 und 225, wo sogar über Herrn von Plumlov zu lesen ist, es handle sich um summum cancellarium marchionis. Damit ist wohl Beneš von Plumlov gemeint, der am Landgericht saß, so daß es sich hier eher um eine Verballhornung des Titels handelt (ob damit camerarius gemeint ist, wie Mendl im Register meint, wage ich nicht zu entscheiden). Bretholz, Brünn, S. 116 nimmt diese Angabe kritiklos an.

30 In der eben zitierten Edition Mendl S. 162. Dasselbe ist freilich auch von anderen Institutionen zu vermuten.

31 Hlaváček, Urkunden- und Kanzleiwesen (wie oben Anm. 13) S. 293 f.

32 Aus Unkenntnis eines besseren Ausdrucks benütze ich diesen Terminus für solche Kanzleien, die vornehmlich Akten- und Amtsbuchmaterial bearbeiten (so vor allem die Stadtkanzleien bzw. Kanzleien der kirchlichen Diözesanverwaltung, zu denen sich die landesherrlichen Kanzleien meist erst später gesellen) im Gegensatz zu Auslaufkanzleien, wo im Gegenteil der Nachdruck auf den ausgestellten Urkunden lag. Aus der Struktur der letzteren geht hervor, daß sie bei aller Kontinuität der Regierung ihres Inhabers doch diskontinuierlich sein konnte. Es wäre lohnenswert, diesem Phänomen weiter nachzugehen.

33 Vgl. Collectarius perpetuarum formarum Johannis de Geylnhausen, hg. von H. Kaiser, Innsbruck 1900, S. 1 und J. Dřímal, Brněnské městské knihy, právo a listiny za písaře Jana z Gelnhausenu, Sborník archivních prací 8-1, 1958, S. 112 f.

34 Über diese Dinge habe ich schon vor Jahren beim Budapester Diplomatischen Kongreß gesprochen, so daß ich hier nicht auf Einzelheiten eingehen möchte, um so mehr, da ich eine erweiterte Fassung dieses Beitrages vorbereite.

35 Vgl. seine Neue Typen des Geschäftsschriftgutes im 14. Jahrhundert, Der Deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert I, Sigmaringen 1970, S. 9–64.

36 Hauptsächlich die Urkundenbücher Gerckens und Riedels (vgl. Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 10 – Berlin und Brandenburg, hg. von G. Heinrich, Stuttgart 1973, S. 502).

37 Vgl. M. Švábenský, Soupis pečetí moravských markrabat a markraběnek z lucemburského [a habsburského] rodu v brněnských archivech, Brněnský archivní věstník 1960, S. 9–26.

[p. 351] Das Kanzlei- und Urkundenwesen der Bischöfe von Olmütz im 14. Jahrhundert

Das Bistum von Olmütz, im böhmischen Staate das zweite neben demjenigen von Prag, war seit seiner Entstehung im Jahre 1063 suffragan gegenüber dem Erzbistum von Mainz. Im Jahre 1344 wurde es dem eben errichteten Erzbistum von Prag untergeordnet1.

Zur Zeit Brunos von Schauenburg (1246–1281) wurde im Olmützer Bistum das Lehensystem eingeführt. Die den kleinen Adeligen, quasi bischöflichen Ministerialen, verliehenen bischöflichen Lehen haben sich im Jahre 1348, in dem das Bistum Olmütz neben der Markgrafschaft Mähren und dem Herzogtum Troppau zum direkten Lehen des Königs von Böhmen geworden ist, in Sublehen der böhmischen Krone verwandelt2. Das Lehensystem hat sofort seit seinem Anfang die Struktur der schriftlich abgewickelten bischöflichen Amtsgeschäfte in ausgeprägter Form profiliert und sie unterschiedlich von den entsprechenden Amtsgeschäften einiger anderer Bistümer, z. B. desjenigen von Prag, gestaltet.

Zwischen 1303 und 1402 lösten einander auf dem Bischofsstuhl zu Olmütz insgesamt 11 Bischöfe ab, und zwar: Johann VI. von Waldstein (1303–1311), Peter Angeli, ehemaliger Kanzler des böhmischen Königs (1314–1316), Konrad (1317–1326), Heinrich von Duba (1327–1333), Johann VII. Volek (Spitzname, auf deutsch Öchslein), natürlicher Sohn Wenzels II. und Onkel Karls IV. (1334–1351), Johann VII. Očko (Äuglein) von Wlaschim (1352–1363), Johann IX. von Neumarkt, Karls Reichskanzler [p. 352] (1364–1380), Peter Jelito (Blutwurst) (1381–1387), Johann Sobieslaus, Neffe Karls IV. (1387), Nikolaus von Riesenburg (1388–1397) und Johann X. Mráz (Frost) (1398–1402)3.

Der Urkundenstoff dieser Bischöfe umfaßt ungefähr 450 Stücke. Im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts entfallen im Durchschnitt etwa 4 Stücke auf ein Jahr, später sinkt ihre Zahl auf 2–3 pro Jahr, um zur Zeit der beiden letzten Bischöfe auf 16 und 18 anzusteigen. Diesen Anstieg bringt das Bestehen des Kanzleiregisters mit sich, das eben aus der Zeit dieser beiden Pontifikate erhalten ist und eine konkrete Vorstellung davon zu bieten vermag, wieviel Material verlorengegangen sein dürfte. Das Verhältnis zwischen den erhaltenen Originalen und Abschriften auf der einen und den im Register eingetragenen Stücken auf der anderen Seite ist im Falle Bischof Nikolaus’ 36: 123, im Falle von Mráz 12: 63. Im Bereich der Spiritualien gab es einen natürlichen Rückgang der bischöflichen Urkundenproduktion, da die Bischöfe seit Heinrich von Duba einen Teil dieser Amtsgeschäfte auf ihre Generalvikare und Offiziale zu übertragen pflegten, die die Urkunden in ihren Kanzleien ausstellten. Während Heinrich 15 Urkunden selbst ausgestellt hat – gegenüber 6 von seinen Organen ausgestellten Stücken –, ist das Verhältnis bei Johann Volek 12: 17 und bei Očko 12: 18 zugunsten dieser Organe. Die bischöflichen Organe dürften ebenfalls Bücher geführt haben, und zwar die Offiziale Konsistorialgerichtsbücher, die Generalvikare Erektions- und wohl auch Investiturbücher. Davon ist uns nichts erhalten geblieben4.

Im Bereich der temporalen und Lehensgeschäfte ist umgekehrt ein mäßiger Anstieg zu verzeichnen, obwohl strittige Angelegenheiten von einem besonderen Organ, dem Lehenhof, erledigt wurden, dessen Bücher seit dem Jahre 1353 erhalten sind5. Die Streitsachen nicht betreffende Amtsgeschäfte wurden bis zum Schluß der hier betrachteten Epoche von der bischöflichen Kanzlei in Urkundenform geführt; besondere Bücher, in Protokollform geführte Lehentafeln, wurden erst nach dem Tode von Johann Mráz eingeführt6. Von den Urkunden über die nichtstrittigen Lehensangelegenheiten ist Vieles verlorengegangen. Der wahre Stand der Dinge geht wiederum aus dem Register hervor. Bei Nikolaus von Riesenburg kann man 110 Lehenurkunden, [p. 353] 36 Urkunden in temporali und 25 in spirituali zählen. Bei Mráz verzeichnet das Register 35 Lehenurkunden, 25 Temporalien und 25 Spiritualien.

Die verhältnismäßig geringe Anzahl von Urkunden gibt Anlaß, ihre Bearbeitung mit der Methode des Schrift- und Stilvergleichs zu versuchen. Im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts kann man im Grunde noch ähnlich wie im Stoff des 13. Jahrhunderts vorgehen. Bei der stilkritischen Analyse findet man allerdings eine größere Stütze in der Formulierung des Kontextes als in den Formeln des Eingangs- und Schlußprotokolls. Es gilt, vor allem Stücke von gleichem oder wenigstens verwandtem Inhalt zu vergleichen. Seit dem Pontifikat Johann Voleks vermag man allerdings nicht mehr untrüglich den individuellen Stil zu unterscheiden, doch ist es sehr gut möglich, den kanzleimäßigen Stil von dem unkanzleimäßigen zu unterscheiden7. Der Schriftvergleich macht auch weiterhin keine Schwierigkeiten.

Mit Hilfe der graphischen und stilkritischen Analyse kann man in bezug auf den Urkundenstoff der Bischöfe von Olmütz etwa zu folgenden drei Grundresultaten gelangen:

1. Unkanzleimäßige Ausfertigungen von kanzleimäßigen unterscheiden: Aus den Jahren 1303–1363 liegen in unserem Material 23 nichtkanzleimäßige Urkunden vor. Davon wurden zwei vom Kanzleinotar dem Empfängerschreiber in die Feder diktiert, drei Stücke sind gefälscht8.

[p. 354] Die beim Empfänger entstandenen Stücke kommen häufig am Anfang des Pontifikats vor, wo die bischöflichen diplomatischen Einrichtungen noch nicht ausgebaut waren. Bis auf einzige Ausnahme haben die Bischöfe niemand von dem Personal ihres Vorgängers übernommen. Als beim Empfänger entstanden kann man die ersten Urkunden der Bischöfe Konrad und Heinrich betrachten9. In einigen Fällen überließ die bischöfliche Kanzlei die Initiative dem Domkapitel von Olmütz, zu dessen Gunsten die entsprechenden Urkunden ausgestellt wurden10. Und schließlich gibt es Fälle, in denen die Bischöfe an der Ausstellung gewisser Urkunden nicht besonders interessiert waren.

Von den drei Fälschungen war eine bereits früher als solche bekannt. Es handelt sich um ein erst im 17. Jahrhundert entstandenes Stück11. Die beiden anderen, in deren Falle der Zeitpunkt ihrer tatsächlichen von jenem ihrer angeblichen Entstehung nicht dermaßen entfernt ist, vermochte man nur auf dem Wege der diplomatischen Analyse des gesamten Stoffes aufzudecken12.

[p. 355] 2. Die bischöflichen Schreiber und Notare in fremdem diplomtischen Milieu identifizieren: So ist bereits der erste Notar Johanns von Waldstein in die bischöfliche Kanzlei aus der mährischen Abteilung der königlichen Kanzlei Wenzels II. gekommen; er ist identisch mit dem Olmützer Domherrn und Propst von Schatzberg Johann13. Der zweite Notar Heinrichs von Duba, den man mit dem öffentlichen Notar Laurentius Nicolai von Dieditz identifizieren konnte, ist auch bei dem Markgrafen Karl belegt, im Kapitel zu Wissegrad, in der Kanzlei Dr. Johanns von Padua, von Heinrichs Generalvikar und sogar in der Kanzlei von Johanns Nachfolger in dieser Funktion unter Johann Volek14. In Karls markgräflicher Kanzlei kann man auch zwei Notare [p. 356] Johann Voleks erfassen. Von ihnen hat der zweite in der Reihenfolge der Notare des Bischofs noch in der Kanzlei Johanns von Luxemburg ausgeholfen und in den Jahren 1348–1350 die mährischen Landtafeln der Brünner Zude an Stelle des Brünner Propstes Hermann von Erfurt, des nominellen Landesschreibers, geführt. Dieser Schreiber war der einzige, der bei zwei Bischöfen tätig war – bei Volek und Očko. Er dürfte mit dem Hauskaplan Karls IV. Peter Larentii Wirchenblatt identisch sein15. Der vierte Schreiber Voleks war später in Karls Reichskanzlei tätig16.

3. Die personelle Zusammensetzung der bischöflichen Kanzlei und die Beziehungen zwischen den Kanzleikräften feststellen, sowie ob und welcher Art Arbeitsteilung es unter ihnen gegeben hat: Die bischöfliche Kanzlei erweist sich als ein verhältnismäßig schlichtes Gebilde, mit 2–3 Kräften ausgestattet. Es fehlt allerdings nicht an Fällen, in denen es in der Kanzlei nur einen Notar gab17, unter Konrad kann man andererseits in einem bestimmten Zeitraum gleichzeitig 4 Kräfte erfassen18. Man kann im allgemeinen drei Sorten [p. 357] von Kanzleikräften unterscheiden: Chefnotare, selbständige Notare und Hilfsschreiber. Die selbständigen Notare haben die Urkunden selbständig stilisiert und niedergeschrieben; die Hilfsschreiber dagegen haben nur nach dem Diktat der Chefnotare gearbeitet19.

Die bischöfliche Kanzlei produzierte im Bereich der Urkunden und der ihnen verwandten Schriftstücke Privilegien, Urkunden weiterer Protokollform, Urkunden engerer Protokollform, also sogenannte Nos-Formen, Konsense, Mandate, Notariatsinstrumente und Briefe. Die Privilegien waren äußerlich feierlich ausgestattet und mit der Verewigungsformel „in perpetuum‟ versehen20, die Urkunden weiterer Protokollform erhielten eine mit dem Namen des Bischofs eingeleitete Intitulation, die Adresse und Grußformel21, die gekürzte [p. 358] Form beruhte dann darin, daß die Intitulation mit dem pronomen „Nos‟ eingeleitet wurde, ihr folgte eine die allgemeine Adresse und die Promulgation ersetzende Formel und nach dem „quod‟ folgte unmittelbar die Disposition22. Konsense, Genehmigungsklauseln in fremden Schriftstücken, verhielten sich wie Nos-Formen. Mandate erinnerten an Urkunden weiterer Protokollform, entbehrten allerdings der Korroboration, und das Datum fehlte entweder überhaupt oder wurde nur durch das Jahr des Pontifikats angeführt. Das Siegel war an einem vom Blankett getrennten Pergamentstreifen durch Aufhängen befestigt23. Die Briefe wiesen die Form offener Briefe auf, die gegenseitige Position der Intitulation und der Adresse hing davon ab, ob der Empfänger eine höher oder niedriger als der Bischof gestellte Person war; sie hatten keine Korroboration24. In den Privilegien, Urkunden, Mandaten und Briefen kamen gewisse, aus den päpstlichen und kaiserlichen Schriftstücken bekannte Gepflogenheiten zur Geltung. Die Form des Notariatsinstruments wurde von der bischöflichen Kanzlei in drei Fällen gewählt. Das erste von ihnen hat der Notar von Bischof Konrad diktiert, der öffentliche Notar hat nur seine Unterschriftsformel stilisiert. Das Schriftstück gibt [p. 359] es nur in Abschrift, in der kein Notarialzeichen erwähnt wird. Die beiden anderen weisen schon die übliche form auf25.

Das aus den Jahren 1388–1402 erhaltene Kanzleiregister besteht aus drei sachlichen Abschnitten, von denen jeder den mäßig gekürzten Wortlaut der Schriftstücke ungefähr in chronologischer Reihenfolge beinhaltet26. Der erste Abschnitt enthält Urkunden über Lehensmitgifte für die Jahre 1388–1402, der zweite die Belehnungen, die übrigen nichtstrittigen Lehensangelegenheiten und Temporalien aus demselben Zeitabschnitt, der dritte dann Spiritualien nur für die Jahre 1401–1402.

Der sachlichen und zeitlichen Einteilung entspricht auch die Einteilung der Handschrift in Lagen. Während auf der ersten von ihnen, die in der Reihenfolge des Manuskripts als dritte bezeichnet ist, alle Lehensmitgifte aus der Zeit der beiden Bischöfe eingetragen sind, umfaßt der zweite Sachbereich vier Lagen, mit fortlaufenden Nummern VI–VIII bezeichnet, wobei die letzte ohen Nummer blieb. Auf der letzten, ebenfalls nummerlosen Lage, sind die Spirtitualien verzeichnet. Die ursprünglichen Kustoden weisen darauf hin, daß zwischen der dritten und sechsten Lage noch zwei fehlen, auf denen irgendein weiterer Bereich der Schriftstücke eingegliedert war, beispielsweise Spiritualien aus der Zeit des Bischofs Nikolaus, bzw. auch aus der ersten Zeit des Pontifikats von Mráz.

Für die Beurteilung des Registers ist von besonderer Bedeutung auch seine graphische Beschaffenheit. Sieht man von einigen Schreibern der Nachträge ab, so erscheinen als seine vornehmlichen Schöpfer die Schreiber A–E, von denen jeder den Stoff aus einem strikt begrenzten Zeitraum eingetragen hat, ohne Rücksicht auf Abteilungen und Lagen. Der älteste von ihnen, C, hat alles aus den Jahren 1388–1395 in den beiden ersten Abschnitten eingetragen, der nach ihm folgende, A, den Stoff seit Ende 1395 bis zum Jahre 1396 und schließlich B seit Ende 1396 bis zu Nikolaus’ Tod 1397. Den Stoff von Bischof Mráz haben dann A und E ohne gegenseitige zeitliche Abgrenzung eingetragen. Dem Register sind in der Handschrift zwei Lagen vorangestellt, auf [p. 360] die A und B eine mit der Jahreszahl 1389 bezeichnete Liste der bischöflichen Lehen aufgeschrieben haben27.

Vier von den fünf Schreibern des Registers sind als Urkundenschreiber belegt, der Schreiber A ist identisch mit dem in der Reihenfolge zehnten Schreiber des Bischofs Nikolaus, B mit dem neunten und C mit dem fünften. E ist mit dem ersten Schreiber Johanns Mráz’ identisch.

Die Schriftstücke sind in den einzelnen Abteilungen des Registers nicht in streng zeitlicher Abfolge eingetragen, ihre chronologische Folge ist im Rahmen der Zeitabschnitte der einzelnen Schreiber und insbesondere im Falle des Materials aus der Zeit Mráz’ einigermaßen durcheinandergebracht. Das Register wurde offensichtlich nicht nach den Originalen geführt, sondern aufgrund von Konzepten, die längere Zeit in der Kanzlei ihrer Registrierung harrten. Der Konzeptcharakter des Registers wird auch durch Textvergleich jener wenigen Stücke bestätigt, von denen neben dem Eintrag im Register auch das Original, bzw. eine nach dem Original angefertigte Abschrift vorliegen. Die meisten Originale bzw. Abschriften der Nikolaus’schen Urkunden sind im Register nicht erfaßt, was dessen unvollständige Überlieferung bezeugt, auch den Umstand, daß nicht alles hieher eingetragen wurde, und wohl ebenfalls Unregelmäßigkeiten in der Kanzlei.

Das Register wurde von dem Schreiber C = N 5 angelegt. Dieser hat im Jahre 1395 die Konzepte seit dem Anfang des Pontifikats von Nikolaus bis zum Jahre 1395 in das Register eingetragen. Nach einem Jahr hat eine ähnliche Arbeit der Schreiber A = N 9 geleistet, und ein Jahr später wiederum B = N 10. Das Werk wurde 1397 von den beiden letztgenannten Schreibern vervollständigt, indem von ihnen die unrichtig datierte Liste der bischöflichen Lehen angegliedert wurde. Die beiden Mrázschen Schreiber haben dann den Stoff ihres Bischofs auf einmal im Jahre 1402 eingetragen.


1 V. Medek: Osudy moravské církve (Geschicke der mährischen Kirche), Prag 1971, S. 122.

2 Über das Lehenwesen des Bistums Olmütz siehe: K. Lechner: Die ältesten Belehnungs- und Lehengerichtsbücher des Bistums Olmütz, Brünn 1902, S. VII ff.; W. Weiszäcker: Die Entstehung des böhmisch-mährischen Lehenwesens im Lichte der germanischen Forschung, ZVGMSch 21, 1917; derselbe: Olmützer Lehenwesen in den Sudetenländern, Studien zum mittelalterlichen Lehenwesen, Konstanz 1970. Über die Lehenurkunden des Bischofs Bruno jüngst M. Sovadina: Lenní listiny biskupa Bruna (Bischof Brunos Lehenurkunden), Sborník archivních prací 24, 1974, S. 426 ff.

3 V. Medek; Osudy moravské církve, S. 111–177.

4 J. Bistřický: Urkunden des Olmützer Generalvikariats in der ersten Hälfte des 14. Jh., Folia diplomatica I, Brünn 1971, S. 40 ff.

5 K. Lechner: Die ältesten Belehnungs- und Lehengerichtsbücher. S. 1 f.; V. Brandl: Manský soud biskupství olomouckého (Das Lehengericht des Bistums von Olmütz), Časopis matice moravské 15, 1891.

6 K. Lechner: Die ältesten Belehnungs- und Lehengerichtsbücher, Lehenquatern III, S. 18 ff.

7 In die Kanzlei Voleks drang ein neuer, formal humanistischer Stilisierungsgeist ein, der sich einer Flut von kunstgerecht konstruierten bombastischen Phrasen offenbarte. Neben den geläufigen rhythmischen Klauseln begann man auch die Versform, Anaphern und weitere poetische Figuren anzuwenden. Dieser Geist ging aus Karls markgräflicher Kanzlei hervor, mit der seine Träger in der Kanzlei Voleks, die Notare J VI 2 und J VI 4, in Berührung kamen.

8 Graphisch und stilistisch sind außerhalb der Kanzlei folgende Urkunden entstanden: Konrads: 1) 1317, 21. 3. Groß Meseritsch, Cod. dipl. Moraviae (CDM), VI, Nr. 111; 2) 1317, 16. 5. Prag, CDM XV, Nr. 31; 3) 1323, 8. 6. Brünn, CDM VI, Nr. 232. Heinrichs von Duba: 4) 1327, 14. 7. Olmütz, CDM VI, Nr. 345; 5) 1327, 20. 11. Merano, CDM VI, Erg. Nr. 25; 6) 1328, 4. 2. Olmütz, CDM VI, Nr. 361; 7) 1328, 5. 3. Prag, Regesta diplomatica Bohemiae et Moraviae (RBM), III, Nr. 1423; 8) 1329, 3. 9. Alt Brünn, CDM VI, Nr. 389; 9) 1332, 1. 7. Prag, RBM III, Nr. 1911; 10) 1332, 6. 11. Prag, RBM III, Nr. 1956; 11) 1333, 23. 2. Prag, RBM III, Nr. 1983. Johann Voleks: 12) 1339, 10. 4. Prag, CDM VII, Nr. 229; 13) 1339, 10. 11. Mödritz, CDM VII, Nr. 256; 14) 1343, 15. 6. Prag, CDM VII, Nr. 483; 15) 1344, 6. 3. Prag, RBM IV, Nr. 1386; 16) 1348, 14. 6. Olmütz, CDM VII, Nr. 813. Johann Očkos: 17) 1364, 18. 12. Katscher, RBM VII, Nr. 1524. In Zusammenarbeit von Aussteller und Empfänger sind folgende Urkunden entstanden: Johanns v. Waldstein: 18) 1311, 17. 6. Mödritz, Jene: Documenta Liechtensteiniana, ohne Paginieren und Bezifferung. Konrads: 19) 1323, 5. 4. Olmütz, Ex. A 2, CDM VI, Nr. 226; 20) 1325, 2. 2. Olmütz, CDM VI, Nr. 274. Fälschungen: angeblich Peters Angeli: 21) 1314, 3. 5. Mödritz, CDM VI, Nr. 93. Konrads: 22) 1321, 27. 9. Olmütz, Ed. O. Heinrichs v. Duba: 23) 1331, 24. 5. Prag, CDM VI, Nr. 422.

9 Es handelt sich um die in der vorherigen Anmerkung sub 1, 2, 4, 5 und 6 angeführten Urkunden.

10 Urkunden sub 16 und 17 in der Anm. 8.

11 Anm. 8. Urkunde sub 21. Darüber J. Šebánek: Žarošická legenda (Die Zarositzer Legende), Sborník k 60. narozeninám J.B. Nováka, Prag 1931, S. 86 ff.; J. Bistřický: K otázce geneze žarošického falza (Zur Frage der Entstehung der Zarositzer Fälschung), Od hradské cesty, 1967, S. 9 ff.

12 Urkunden sub 22 und 23 in der Anm. 8. Die Urkunde des liechtensteinischen Archivs in Vaduz, heute verschollen, bezieht sich auf die Inkorporation der Pfarrkirche in Reznowitz in das Prämonstratensernonnenkloster in Unter-Kanitz. Die Schrift ist nicht kanzleimäßig und scheint jünger zu sein; der Stil ist ebenfalls fremd und der Stilisator verging sich in grober Weise gegen die Regeln, an die sich die bischöfliche Kanzlei in der Formulierung ihrer Urkunden von weiterer oder engerer Protokollform gehalten hatte. Als Kapitelpropst wird im Kapitelkonsens ein sonst nicht bekannter Stephan angeführt, obwohl in jener Zeit, zu der sich die Urkunde bekennt, Sbor von Plavče Kapitelpropst war. Der Grund für die Herstellung dieser Fälschung findet sich in einem Passus der Urkunde, laut welchem der Pfarrer einen Teil der Einkünfte seiner Pfarre den Vorgesetzten des Klosters abzuliefern hatte und hauptsächlich auch deren Gerichtsbarkeit unterstehen sollte, was in der Olmützer Kirchenpraxis als einmaliger Fall dasteht. Die Fälschung entstand wohl im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts.

Die Fälschung 23 auf den Namen Heinrichs von Duba wurde mit Buchschrift wahrscheinlich ebenfalls im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts geschrieben. Stilistisch fußt sie indes gewissermaßen auf dem Formular für Investituren, wie es bei Heinrich durch Johann von Padua zur Anwendung gebracht wurde. Dem Formular entspricht nicht ein Absatz, der in Form eines Mandats aufweist und eine offensichtliche Interpolation in den ursprünglich echten Text vorstellt. Die Urkunde hat die Bestellung des Verwalters der St.-Nicolai-Kapelle auf dem St.-Mauritz-Friedhof in Olmütz zum Inhalt. Dem gefälschten Absatz zufolge bestand die Mitgift der Kapelle in Zinsen, mit denen einige Bürgerhäuser in Olmütz belastet waren. Da es dem Verwalter nicht bekannt ist, um welche Häuser es sich handelt, ordnete der Bischof den Olmützer Pfarrern an, den Bann über alle jene zu verhängen, die sich entweder zur Schuld nicht bekennen wollten oder die Schuldner, soweit sie ihnen bekannt wären, nicht anzeigen wüden. Über diese Urkunde vgl. J. Bistřický: Dva příspěvky ke starému olomoukkému místopisu (Zwei Beiträge zur alten Olmützer Topographie), Vlastivědný věstník moravský 29, 1977, S. 60 ff.

13 In der Kanzlei Johanns von Waldstein hat er 15 Urkunden aus den Jahren 1303–1307 niedergeschrieben und stilisiert. Außerdem ist er schon in den Jahren 1272–1276 in der Kanzlei Ottokars II. als P II 83 belegt. Vgl. dazu J. Šebánek – S. Dušková: Das Urkundenwesen König Ottokars II. von Böhmen. AD, Bd. 15, 1969, S. 277 ff. In der Kanzlei Wenzels II. hat er 20 Urkunden aus den Jahren 1291–1297 geschrieben und stilisiert. Vgl. dazu M. Pojsl – I. Řeholka – L. Sulitková: Panovnická kancelář posledních Přemyslovců Václava II. a Václava III. (Kanzlei der letzten Přemysliden Wenzels II. und Wenzels III.). Sborník archivních prací XXIV, 1974, S. 268–269, 298–303 und die Liste S. 352–365.

14 In der Kanzlei Heinrichs von Duba hat er 8 Urkunden aus den Jahren 1328–1333 niedergeschrieben. Weiter zwei Originale auf den Namen Johanns von Padua des Generalvikar und Offizial: 1332, 16. 11. Brünn, CDM VI, Nr. 446; 1333, 9. 10. Brünn, CDM VI, Nr. 466. Zwei Urkunden von Voleks Generalvikar und Offizial des Wissegrader Dekans Peter: 1334, 19. 8. Mödritz, RBM IV, Nr. 74; 1340, 17. 8. Mödritz, CDM VII, Nr. 284. Eine Urkunde Johann Očkos aus 1339, 10. 11. Mödritz, CDM VII, Nr. 256. Eine Urkunde des bischöflichen Burggrafen von Blansk Nikolaus aus 1340, 8. 4. Mödritz, CDM VII, Nr. 269. Bei Karl hat er folgende Urkunden niedergeschrieben: 1341, 15. 12. Wien, CDM VII, Nr. 369; 1342, 6. 3. Prag, CDM VII, Nr. 397; 1342, 26. 3. Brünn, CDM VII, Nr. 398; 1342, 1. 4. Olmütz, CDM VII, Nr. 399; 1342, 19. 4. Brumov, CDM VII, Nr. 405; 1342, 1. 7. Breslau, CDM VII, Nr. 423; 1342, 1. 7. Breslau, CDM VII, Nr. 425; 1342, 28. 9. Prag, RBM IV, Nr. 1171; 1342, 15. 12. Brünn, CDM VII, Nr. 453; 1343, 13. 4. Brünn, CDM VII, Nr. 467; 1343, 22. 7. Písek, RBM IV, Nr. 1300; 1344, 5. 1. Prag, RBM IV, Nr. 1367; 1344, 14. 7. Charmes, CDM VII, Nr. 547. Zwei Urkunden Johanns von Luxemburg: 1342, 3. 2. Prag, RBM III, Nr. 1080; 1344, 23. 11. Prag, RBM IV, Nr. 1470. Eine Urkunde des Königs Kasimir von Polen aus 1342, 11. 5. Krakau, RBM IV, Nr. 1123. Eine Urkunde Johanns Herzog von Schlesien aus 1342, 3. 6. Breslau, RBM IV, Nr. 1130. Eine Urkunde des Herzogs von Schlesien Ludwig aus 1342, 14. 7., RBM IV, Nr. 1154. Zwei Urkunden des schlesischen Herzogs Heinrich: 1344, 23. 11. Prag, RBM IV, Nr. 1472; 1344, 23. 11. Prag, RBM IV, Nr. 1473. Vgl. dazu J. Bistřický: Urkunden des Olmützer Generalvikariats in der ersten Hälfte des 14. Jh. Folia diplomatica I, Brünn, 1971, S. 43–44; J. Spěváček: Vavřines Mikulášův z Dědic, notář Karla IV. jako markraběte moravského (Nicolaus Laurentii von Dieditz, Notar Karls IV. als Markgrafen von Mähren), Sborník historický 20, Prag, 1973, S. 9–11.

15 Er hat 6 Urkunden Voleks aus den Jahren 1339–1349 niedergeschrieben. Weiter dann folgende: Den Brief der Äbtissin von Tischnowitz an den Bischof aus 1343, 19. 6. Brünn, CDM VII, Nr. 429. Neun Urkunden des Markgrafen Karl: 1338, 27. 7. Znaim, CDM VII, Nr. 206; 1338, 28. 7. Pulka, CDM VII, Nr. 207; 1340, 21. 6. Olmütz, CDM VII, Nr. 279; 1340, 31. 5. Kremsier, CDM VII, Nr. 274; 1340, 1. 6. Kremsier, Ed. O; 1341, 24. 8. Prag, CDM VII, Nr. 346; 1342, 13. 1. Prag. CDM VII, Nr. 380; 1342, 6. 2. Prag, CDM VII, Nr. 391; 1343, 15. 8. Prag, CDM VII, Nr. 499. Eine Urkunde Ulrichs, des Bischofs von Chur von 1341, 2 č. 8. Prag, CDM VII, Nr. 347. Eine Urkunde Johanns von Luxemburg von 1342, 6. 2. Prag, CDM VII, Nr. 392. Er hat auch die mährischen Landtafeln der Brünner Zude in Jahren 1348–1350 geschrieben.

16 In Voleks Kanzlei hat er 4 Urkunden aus den Jahren 1340–1349 niedergeschrieben. Weiter dann eine Supplik des Domkapitels an den Papst von 1350, 8. 8. Olmütz, CDM VII, Erg. Nr. 28 sowie eine Urkunde Karls IV. von 1357, 27. 3. Karlstein, RBM VI, Nr. 551.

17 Während des Pontifikats Johanns von Waldstein war sein erster Schreiber JV 1 lange Zeit der einzige, bis dann im Jahre 1306 neben ihm ein weiterer erschien. Ebenfalls Johann von Padua war bei seinem Bischof bis zum Jahre 1332 allein.

18 In den Jahren 1318–1323 wirkten in Konrads Kanzlei neben dem Chefnotar K 3 noch K 4, K 4 a und K 5.

19 Unter Johann von Waldstein war Chefnotar JV 1, wohl auch JV 2. Unter Konrad war Chefnotar bis 1323 K 3, nachher seit 1323 bis 1326 K 10, selbständiger Notar war K 2. Hilfsschreiber des Chefnotars K 3 waren K 4, K 4a, K 5 und K 9. In der Ära von K 10 waren es K 11, K 12 und K 13. In der Zeit Heinrichs von Duba war Chefnotar Doktor Johann von Padua, der als Protonotar genannt wird. Diplomatisch sind neben Johann von Padua noch zwei weitere selbständige Notare belegbar, von denen der eine mit dem Subnotar Simon identisch sein dürfte. Unter Johann Volek wirkte als Chefnotar in den Jahren 1335–1350 J VI 2, der mit Peter Wirchenblatt identisch sein dürfte. Nach seinem Diktat schrieben die zwei Hilfsschreiber J VI 7 und J VI 8. Der andere Chefnotar, der in den Jahren 1340–1350 wirkte, also z. T. zur gleichen Zeit mit J VI 2, war J VI 4. In seinem Dienst stand J VI 10 als Hilfsschreiber. Für die Ära Očkos gelang es nicht mehr, den individuellen Stil zu unterscheiden. Führende Kraft dürfte hier JO 4 gewesen sein, identisch mit J VI 2, der hier bis zum Jahre 1358 tätig war. Der Schreiber JO 2 ist mit dem öffentlichen Notar Brixi von Rouchowan identisch. Seit dem Jahre 1356 dürfte die führende Kraft JO 3 gewesen sein, wohl identisch mit dem Subnotar Karls IV, dem Domherrn von Olmütz und Brünn sowie Pfarrer in Pustimir Peter Konrads von Mödritz.

20 Privilegien sind uns aus der Zeit der Pontifikate von Peter Angeli, Heinrich, Johann Volek und Johann Očko bekannt. Aus der Zeit Johanns von Waldstein und Konrads sind keine erhalten. Durch diese Form wurden die wichtigsten Rechtsgeschäfte beurkundet, wie Inkorporationen, Immunitäten, größere Spenden sowie Verleihungen der Dorfgerichte. Äußere Merkmale der Privilegien waren: eine verzierte Initiale und an der Seidenschnur hängendes Siegel. Insofern der Bischof über zweierlei Siegel verfügte, wie beispielsweise Johann Očko, über das spitzovale Amtssiegel und das kleine Sekretsiegel, so wurde den Privilegien das große Siegel angehängt.

21 Urkunden von weiterer Protokollform sind aus der Zeit von Johann von Waldstein, Peter Angeli, Konrad, Heinrich und Volek bekannt; unter Johann Očko wurden sie nicht in Anwendung gebracht. Was das Verhältnis von Form und Inhalt betrifft, so kann für die Zeit Johanns von Waldstein keine Regel festgestellt werden; unter Konrad vertraten die Urkunden von weiterer Protokollform die Privilegien – wie wurden für Inkorporationen und Ablaßerteilungen verwendet. Zu Heinrichs Zeiten gebrauchte man sie zu Bewilligungen in spirituali, unter Volek für Investituren und Bestätigungen der Kapitelstatuten. In ihrer äußeren Ausstattung werden die weiteren Formen – mit Ausnahme der sich allen Regeln entziehenden Zeit Johanns von Waldstein – durch sorgfältiger ausgeführte Initialen und meist seidene Anhängeschnüre charakterisiert. In ihrem Formular kamen die Arengen zur Geltung.

22 In den Nos-Formen überwogen einfache Initialen und Pergamentstreifen als Anhängebänder. Mit Hilfe der Nos-Formen wurden alle für geläufig gehaltenen Angelegenheiten erledigt.

23 Mandate sind nur aus Waldsteins Zeit erhalten, sowie eins von Konrad. Meistens handelt es sich um sog. Spezialmandate, in einem Fall um ein Allgemeinmandat: es geht um eine Konfirmation, die in ein Mandat ausmündet.

24 Briefe gibt es nur drei, je einen von Waldstein, Heinrich und Volek. Der erste, Waldsteinische, ist kanonisch, er beinhaltet die Weiterführung einer Appellation im Streit um das Patronatsrecht der Kirche in Nikolsburg an das Gericht des Metropoliten von Mainz. In Anbetracht der höheren Stellung des Adressaten beginnt dieser Brief mit der Adresse und erst nach ihr folgt die Intitulation. Der weitere Brief wurde von Bischof Heinrich gemeinsam mit dessen Bruder Heinrich Berka von Duba ausgestellt. Er hat ein Gesuch an die Beamten des Landesgerichts von Olmütz um die Bestätigung einer Donation zugunsten des Olmützer Domkapitels zum Inhalt, und weist die Form eines offenen Briefes auf. Der dritte Brief, Voleks, enthält eine Supplik an Papst Benedikt XII., die Bestätigung der Inkorporation einer Pfarre in das Kloster Sedlec betreffend. Er ist im Archiv dieses Klosters aufbewahrt und weist keine Spuren dafür aus, daß er die päpstliche Kanzlei passiert hätte. Da die Angelegenheit in der Zeit von Benedikts Nachfolger Klemens VI. günstig erledigt wurde, und in dem Gnadenbrief dieses Papstes unsere Supplik ausdrücklich erwähnt wird, muß man annehmen, daß entweder sie selbst oder eher ihr zweites Exemplar in Ordnung zu ihrem Adressaten gelangt waren.

25 Notariatsinstrumente gibt es drei. Das erste wurde auf den Namen des öffentlichen Notars der Diözese von Regensburg Konrad Mertlini von Frawenrod ausgestellt. Das weitere Instrument hat der öffentliche Notar Miroslaus Wittigonis aus Písek ausgestellt. In diesem Falle wurde neben dem Notariatszeichen auch das Bischofssiegel verwendet. Ähnlich ausgestattet wurde auch das dritte Instrument aus der Zeit Johann Očkos, dessen Aussteller Brixi Bertholdi von Rouchowan war, Mitglied der bischöflichen Kanzlei.

26 Gekürzt sind die Formeln des Eingangs- und Schlußprotokolls, der Kontext wird prinzipiell in vollem Wortlaut angeführt.

27 Nach der Zeitfolge der Schreiber und auch nach der Sachanalyse kann man schließen, daß die Liste nicht dem Anfang, sondern dem Ende des Pontifikats von Nikolaus zuzurechnen wäre. Sie dürfte eine ergänzte Abschrift einer älteren Liste vorstellen, die tatsächlich in das Jahr 1389 gehörte.

[p. 361] Les origines et les premiers actes des chancelleries urbaines en Dalmatie, en particulier à Dubrovnik et Kotor (XIIIe–XIVe s.)1

Avec les Pacta conventa ou Qualiter, premier mot du document historique de 1102 Qualiter et cum quo pacto dederunt se Chroates regi Hungariae, un dualisme caractéristique s’est introduit dans l’histoire croate, spécialement dans l’histoire des institutions, dualisme dont les conséquences se sont fait sentir durant des siècles et même jusqu’à nos jours: d’une part, le sud de la Croatie (particulièrement la Dalmatie) où se trouvait le siège du premier État médiéval croate, placé sous l’influence romaine, puis italienne et surtout vénitienne; d’autre part, le nord, où fut installé le siège nouveau de l’État croate avec la ville de Zagreb pour centre religieux, culturel et politique, placé sous l’influence directe de la Hongrie et de son roi (devenu aussi, précisément à partir des Pacta conventa de 1102, roi de Croatie) et à travers lui sous l’influence germanique.

Rappelons tout d’abord qu’à la fin du VIe et au début du VIIe siècle, deux communautés distinctes se formèrent avec l’arrivée des Slaves, les Croates, sur le territoire de l’ancienne Dalmatie romaine: l’État slave des Croates occupa la plus grande partie du territoire, tandis que la pentapole (pentapolis), composée des cinq villes de Zadar, Trogir, Split, Dubrovnik et Kotor ainsi que des îles de Krk, de Rab et d’Osor (Lošinj et Cres), ne détenait qu’une étroite bande côtière. La pentapole garda l’organisation romaine des municipes urbains et ne fut pas soumise immédiatement à la domination croate. Elle trouve son origine dans la Dalmatie romaine, la Dalmatie stricto sensu, qui se forma en 751 en province ou thème de l’Empire Byzantin, organisée militairement, avec Zadar pour capitale. Ces restes de la vaste Illyrie romaine ne dépendaient que nominalement du pouvoir central, tandis que ces villes enclaves « dans la mer slave », éloignées les unes des autres, mais surtout du nouveau centre de l’État romain, Constantinople (Istanbul) jouissaient d’une autonomie totale.

L’État croate médiéval s’efforça, bien entendu, d’annexer la pentapole et y parvint parfois: en premier lieu, dans la première moitié du Xe siècle, sous le [p. 362] règne de Tomislav, le premier roi croate, qui obtint de Byzance l’administration de ces villes avec le titre de proconsul, puis surtout, durant la seconde moitié du XIe siècle, sous le règne de Petar Krešimir IV qui réussit à soumettre toute la côte orientale de l’Adriatique, d’où le nom qu’il lui donna mare nostrum.

En ce qui concerne les institutions, le thème de Dalmatie se développa d’une manière tout à fait différente de l’État croate voisin, bien qu’il acceptât la tutelle du pouvoir croate. Sur le territoire de la Dalmatie romaine, certes fort réduit, avaient cours les institutions romaines et le droit romain qui ne furent pas abolis avec la chute de l’Empire romain d’Occident en 476. La tradition romaine ne disparut pas brusquement et l’acte écrit, dont la valeur était reconnue dans les autres parties de l’Empire romain, la garda ici aussi, même après l’arrivée des Slaves. Toutefois, avec la domination croate, le caractère slave du droit s’y affirma peu à peu, pour devenir plus tard prépondérant. Ainsi, par exemple, était-il étranger à l’esprit slave primitif de pouvoir obtenir le droit de posséder un immeuble par une simple charte, malgré sa forme et son aspect solennel, sans un engagement physique à l’entrée de la propriété. Selon la conception slave, l’entrée en possession d’un immeuble impliquait, en effet, pour être complète, l’introduction de l’acquéreur dans la propriété par le « pristav » (pristaldus)2, officier du tribunal, et le parcours de celle-ci, de conserve, par les deux personnes: ce fait explique la disparition de la charte en Dalmatie à partir du Xe siècle et son remplacement par une notitia qui fut simplifiée par la suite, au point qu’une personne quelconque, sachant lire et écrire, pouvait la rédiger.

A partir du XIIe siècle, les relations sociales et économiques entre la Dalmatie et la Croatie, mais aussi entre ces régions et l’Italie, s’intensifièrent. Pour faciliter leurs échanges, Croates et Dalmates3 (ces derniers citoyens du [p. 363] thème byzantin) durent abandonner en partie leurs principes de droit public et accepter quelque peu les principes de l’autre. Les échanges commerciaux fréquents surtout lorsqu’ils concernaient l’Italie, ne pouvaient se satisfaire de la charte usitée en Dalmatie à la fin du XIe ou au début du XIIe siècle, mais demandaient un acte de forme plus accomplie.

Le renouveau de la charte en Dalmatie se fit grâce à l’introduction du notariat, emprunté à l’Italie voisine, où il était florissant déjà au commencement du XIIe siècle. En Dalmatie, l’institution des tabellions romains avait disparu et on y trouvait seulement des notaires privés, semblables à ceux de Lombardie, à l’exclusion de tout notaire public ou scribe. Cela doit être souligné, car en Italie, le notariat, comme institution de droit public, apparaît dès le milieu [p. 364] du VIIIe siècle. En Dalmatie, on en trouve quelques traces dans le premier tiers du XIe siècle (des chartes de Zadar de 1033, 1034 et 1036 indiquent qu’elles sont dues à un notaire4), puis plus rien pendant près de cent ans, probablement sous l’influence de la conception slave du droit public qui ignorait le notariat; il réapparaît vers le milieu du XIIe siècle, pour jouer par la suite un rôle important et permanent.

La plus ancienne mention de notaire en Dalmatie est celle de l’île de Krk (Veglia) de 1018: Et ego Maius diaconus atque notarius etc.5. Deux raisons empêchent, cependant, d’en tirer argument pour croire dès lors à l’existence du notariat public en ce lieu: d’abord, le document en question n’est pas conservé et, en outre, l’absence du mot iuratus dans cette mention (comme d’ailleurs dans les chartes, déjà citées, de Zadar postérieures d’une quinzaine d’années) interdit de donner au notaire la qualité d’agent public; il s’agissait seulement d’un notaire privé, d’autant plus que Krk, Zadar ainsi que les autres îles et villes dalmates (appartenant à la Dalmatie romano-byzantine) étaient alors sous la coupe des rois croates qui ignoraient le notariat en tant qu’institution de droit public.

La même remarque vaut pour la première mention attestée d’un notaire de Dubrovnik, seulement cinq ans plus tard, en 1023, à la fin de l’acte de fondation du monastère bénédictin de Lokrum (situé devant l’ancienne ville de Dubrovnik): Scriptum est per manum Petri diaconi et notarii6; ce document n’est connu que par une copie du XIIIe siècle, ce qui pourrait faire douter de son authenticité. Donc ici aussi nous sommes en présence d’un notaire privé, malgré le caractère public de l’acte. Retenons pourtant que Petrus était un clerc (diaconus) et ce fait confirme ce que nous avons déjà indiqué plus haut, à savoir que tout homme sachant lire et écrire avait le droit en Dalmatie de rédiger une charte; les prêtres, personnages les plus instruits de l’époque, étaient à l’évidence les plus qualifiés pour une telle tâche. A Dubrovnik et à Kotorles deux villes qui font spécialement l’objet de cette communication – se trouvaient des hommes qui, à la demande d’un client ou d’un représentant du pouvoir, instrumentaient non comme des agents publics, mais à titre privé. Cela confirme le fait qu’à Zadar et dans toute la Dalmatie, entre 1036 et la moitié du XIIe siècle, les notaires ne sont pas mentionnés comme auteurs des chartes. Dans une charte de Zadar de 1146 (donc postérieure de plus d’un [p. 365] siècle à celles citées plus haut), apparaît un notaire, doté d’une fonction différente, agissant non à titre privé, mais ex praecepto domini comitis7, donc sur l’ordre du prince (recteur). Pour certains, dont l’opinion est toutefois infirmée par les sources, le premier notaire public apparaîtrait à Dubrovnik en 11648; on en trouve à Split en 1176 et à Rab (Arbe) en 11789.

D’après les sources d’archives et autres, aujourd’hui conservées, on peut affirmer avec certitude que l’introduction du notariat italien en Dalmatie, exercé par des prêtres du pays, et son organisation en tant qu’institution de droit public étaient chose faite vers la fin du XIIe et au plus tard au début du XIIIe siècle10.

Le premier notaire connu de Kotor, le presbyter Junius, est mentionné en 1200 comme consilii notarius11, donc comme prêtre-notaire du conseil municipal de la commune: on doit y voir un notaire public. Quatre ans plus tard, en 1204, un notaire-prêtre de Dubrovnik souscrit ainsi une charte: Ego clericus Gutaldus et communis notarius iuratus12; c’est, à notre connaissance, le plus ancien témoignage d’un notaire public, toujours clerc, à Dubrovnik.

Par la suite, au cours du XIIIe siècle, la situation change du tout au tout à Dubrovnik. En 1205, elle passe sous la domination de Venise (héritière de Byzance au Levant), dont l’administration aristocratique particulière et la structure à la fois capitaliste et commerçante influèrent profondément sur le développement social. D’autre part, dans l’arrière-pays immédiat de Dubrovnik, se constituent et se développent les États libres de Bosnie et de Serbie qui interfèrent beaucoup sur l’essor économique de la ville. Les nobles de Dubrovnik, par leur administration habile, obtiennent rapidement que leur cité joue un rôle d’intermédiaire, presque exclusif, dans les échanges commerciaux [p. 366] entre les Balkans riches en matières premières (surtout en minerais), mais économiquement attardés, et l’Occident à l’industrie développée. A dater du début du XIIIe siècle et pour deux cents ans, Dubrovnik devait être le centre commercial et capitaliste des Balkans; elle n’avait pour concurrente que la ville voisine de Kotor, elle aussi commune urbaine autonome, dont le commerce, l’artisanat et la marine se développèrent sous la domination et le patronage des souverains serbes de Raška, de la dynastie Nemanjići (1186–1371)13.

Au cours des années 1270–1280, on assista à une transformation importante de la ville-État, de la commune de Dubrovnik, tant dans son développement que son organisation. Jusqu’alors, toutes les affaires officielles de la commune, dignes d’être gardées, de même que les ordonnances juridiques et les lois étaient transcrites séparément sous forme de chartes publiques, à l’instar des affaires de droit privé. A notre connaissance, aucune codification n’exista avant 1272, date à laquelle la noblesse de Dubrovnik, luttant contre le patriciat vénitien, réussit à rassembler ses droits dans un premier manuscrit, bien connu sous le nom de Liber statutorum civitatis Ragusii14, conservé seulement par une copie du XIVe siècle; y furent transcrites toutes les lois nouvelles promulguées par les conseils municipaux de la commune (le Grand conseil, le Petit conseil et le Conseil des Rogadi – le Sénat –), jusqu’à son remplacement par un nouveau manuscrit, dit Liber omnium reformationum (1300–1410). L’activité commerciale de Dubrovnik était alors si intense, qu’à peine trois ans plus tard, en 1275, la municipalité édicta une loi15, ordonnant que toutes les affaires de crédit d’une valeur supérieure à 10 hyperpères devaient [p. 367] être conclues par écrit en présence d’un notaire et que le débiteur devait donner sous huitaine au créancier une carta notarii. En conséquence, les affaires des notaires se multiplièrent au point que l’on dut engager un notaire professionnel laïque qui se consacrerait entièrement à ce travail, le prêtre-notaire ne pouvant suffire à la tâche. En raison de la variété des affaires, on eut besoin aussi d’un expert formé dans l’une des universités italiennes, le plus souvent à Bologne, dont la renommée était sans égale pour les études notariales.

Deux ans après la promulgation de cette loi, à la fin de 1277 ou au début de 1278 au plus tard, la municipalité de Dubrovnik prit même à son service un notaire professionnel étranger, originaire d’Italie, magister Tomasinus de Savere de Reggio en Lombardie (à qui il conviendrait, comme l’a remarqué Gregor Čremošnik16, d’ériger un monument à l’entrée des Archives historiques de Dubrovnik, car il en fut le vrai fondateur, de même qu’il fut l’auteur des premiers livres des archives17 et de minutes notariales, les plus anciens documents des Archives de Dubrovnik).

Magister Tomasinus exerça une double fonction à Dubrovnik comme ses prédécesseurs, les notaires-prêtres. Nous savons, par des documents d’archives et spécialement par le texte du serment prêté lors de leur entrée en fonction, que ces derniers étaient engagés, comme dans toutes les villes dalmates, pour remplir le rôle de scribes auprès des tribunaux, parallèlement à celui de rédacteurs de chartes de droit privé. Cependant, alors qu’ils souscrivaient les actes de droit public ou de droit privé de la formule notarius communis, Tomasinus utilisa pour ce double service le double titre de notarius et scribanus. Quelle est l’origine de ce titre modeste scribanus, employé en lieu et place du plus solennel cancellarius qu’adoptèrent d’ailleurs tous les chanceliers postérieurs? Nous ne le savons pas: en fait, on ne le trouve dans aucune ville médiévale de Dalmatie [p. 368] ou d’Italie; on peut supposer que c’est une expression locale propre à Dubrovnik, car le scribe pris obligatoirement à bord d’un bateau de quelque importance, dans la période suivante, était dénommé scribanus navis18.

Tomasinus a distingué avec précision les affaires qu’il traitait en tant que notaire et celles qu’il traitait comme scribe. En vrai expert et excellent organisateur, alors qu’il était seul à remplir ces tâches, sans l’assistance d’une autre personne quelque peu instruite, il partagea son activité énorme, dans cette ville au commerce florissant, en plusieurs domaines, affectant à chacun d’eux un volume ou livre particulier, quaternus, liber19. En raison de la masse des obligations dans une ville commerçante telle que Dubrovnik, il établit des livres [p. 369] spéciaux sous le titre Liber in quo abreviate sunt carte notarii de credenciis, debitis et colleganciis20 (livres classés, fort justement, aux Archives historiques de Dubrovnik dans une série spéciale intitulée Debita Notariae). Dans un autre livre dénommé Liber, in quo abreviate sunt carte notarii omnes, exceptis debitis (formant aussi une série spéciale aux Archives historiques de Dubrovnik sous l’appellation Diversa Notariae), Tomasinus transcrivit tous les autres actes, contrats de droit privé, documents relatifs à la vie quotidienne des commerçants et des personnes privées (contrats de vente ou d’achat d’immeubles21, donations à bail, ventes d’esclaves, reçus pour restitution de dettes, dots, obligations contractées par les apprentis à l’occasion de leur entrée dans un métier, nomination de l’officier dit procurateur22, c.à.d. de mandataire, etc.): chaque [p. 371] fois, Tomasinus instrumentait à la demande des particuliers, en tant que notaire de la commune. Dans tous ces actes, Tomasinus s’intitule seulement communis iuratus notarius23.

Comme scriba communis, Tomasinus avait pour tâche de rédiger et d’écrire les actes de droit public, ceux du recteur et des juges de la commune: il dirigeait donc la chancellerie de Dubrovnik. Au nombre des actes judiciaires, il y avait, bien sûr, la plupart des audiences, pour lesquelles Tomasinus ouvrit des livres spéciaux dits Inducia24. A côté de ces derniers, il y avait les plaintes en matière criminelle, que Tomasinus transcrivit, avec les déclarations des témoins, dans des volumes intitulés Securitates-Testificationes (appelés avec plus d’exactitude Clamores par les chanceliers postérieurs, avant que la dénomination de Lamenta ne prévalût en définitive). Par la suite, Tomasinus classa dans des volumes spéciaux les plaintes de caractère criminel sous le nom de Maleficia; dans d’autres, les sentences avec le titre Sententiae, ainsi que les testaments (Testamenta); dans d’autres volumes particuliers, prirent place les annonces de ventes et d’achats d’immeubles (Possessiones vendite et preconiçate), proclamées publiquement par le héraut de la commune (preco communis) à cause des revendications éventuelles des créanciers25 (tous ces documents ont été classés, à juste titre, aux Archives historiques de Dubrovnik dans une série spéciale dite Diversa cancellariae). Plus tard, cependant, les délits firent l’objet [p. 372] d’un recueil séparé Lamenta de foris et Lamenta de intus et les testaments de celui des Testamenta. Dans tous ces actes, ayant un caractère de chancellerie, Tomasinus souscrit en tant que notarius, une fois seulement comme notarius et scribanus26.

Les affaires relevant des fonctions de notaire et de chancelier augmentèrent à tel point dans cette ville de Dubrovnik, au commerce florissant, qu’à la fin du XIIIe siècle un homme aussi habile que Tomasinus de Savere ne parvint plus à suffire à la tâche; à compter de 1285, il conserva seulement la charge de chancelier, tandis que la fonction de notaire était confiée, selon l’habitude ancienne de Dubrovnik, à un prêtre local, en l’occurrence Ivan (Johannes) qui l’exerça jusqu’en 1292; à cette date, il fut remplacé par un autre prêtre du lieu, le chanoine Andrija Beneša qui resta en place plus de trente ans, jusqu’en 1324; à partir de cette date, tous les notaires de Dubrovnik furent des étrangers, le plus souvent des Italiens27.

Avec la seule fonction de chancelier de Dubrovnik, Tomasinus resta peu de temps en place, jusqu’en février 1286, époque probable de sa mort. Durant ces quelques mois, il rédigea fort peu d’actes, si l’on se fie à ce qui est conservé: deux originaux seulement. Il ne souscrit plus avec le titre de iuratus notarius, mais avec celui, plus solennel, de sacri palatii notarius et communis Ragusii scriba28.

Dans cette charge de chancelier de la commune de Dubrovnik, Aço, auparavant chancelier personnel du recteur de la cité, succéda à Tomasinus; son entrée en fonction eut lieu lors du départ du recteur de son poste ou, plutôt, au moment de la mort de son prédécesseur. Ses souscriptions nous permettent de reconstituer, en partie du moins, son curriculum vitae: Ego Aço quondam Jacobi de Titullo, imperialis aule notarius et nunc [notarius] predicti domini comitis [scilicet Michaelis Mauroceni] et imperiali auctoritate notarius, nunc communis Ragusii iuratus cancellarius29. La succession des chanceliers de Dubrovnik après Aço et son successeur Markward n’est pas difficile à connaître, à partir de la fin du XIIIe siècle, car on a conservé les procès-verbaux originaux des trois conseils (Grand conseil, Petit conseil, Conseil des Rogadi ou Sénat) de la commune de Dubrovnik, devenue plus tard la République de Dubrovnik, rédigés et écrits par les chanceliers, nommés par le Grand conseil, et cela jusqu’à la fin de l’indépendance du petit État de Dubrovnik (1808).

Le problème du notariat de Dubrovnik n’est pas clair après Tomasinus. [p. 373] Nous savons, bien sûr, que dans cette charge il fut remplacé par le presbyter Johannes (des documents portent la souscription presbyter Johannes, iuratus notarius communis et des obligations de la main de Tomasinus précisent facta per presbyterum Johannem, notarium communis30). Cependant, au moment même où Johannes exerçait sa fonction de notaire communal, il existait à Dubrovnik plusieurs autres notaires portant le titre de notarius communis: Pascalis, le diacre Marinus et en 1286, année de la mort de Tomasinus, le prêtre Junius (comme l’indique le titre des libri abreviaturarum presbyteri Junii31). Comme seul Johannes s’intitulait iuratus notarius communis, on peut en déduire qu’il n’y avait qu’un notaire officiel de la commune ayant prêté serment; les autres étaient des personnes quelconques, sachant lire et écrire, qui pouvaient rédiger des actes – en raison de la conception slave du droit public – pour des personnes privées et même pour le pouvoir, en cas de surcroît de travail du notaire officiel. Ainsi, par exemple, à l’époque où Tomasinus était encore notaire officiel (en 1279), le même presbyter Johannes rédigeait-il des chartes pour des clients en tant que notaire privé32. De même, sous le successeur de Johannes, le diacre Andreas de Benessa, iuratus notarius communis, le chancelier Aço de Titullo instrumentait des chartes notariales, encore conservées33; en dehors de son activité officielle, le chancelier pouvait donc s’ occuper aussi à l’occasion des affaires notariales. A coté des notarii communes officiels, on peut penser que des personnes privées, sachant lire et écrire, rédigeaient des chartes et tenaient donc le rôle de notaires.

Remarquons que tous les notaires étrangers laïques, qui remplirent la fonction de chancelier, souscrivirent, à la suite de Tomasinus, avec le titre solennel de sacri palatii et communis Ragusii iuratus notarius ou, comme Aço de Titullo, par la formule imperiali auctoritate notarius et nunc communis Ragusii cancellarius. En revanche, les notaires du lien-prêtres souscrivaient seulement avec les mots notarius communis ou iuratus notarius communis34.

La dénomination simple de notarius communis ou de iuratus notarius communis, appliquée aux notaires de Dubrovnik, recouvrait-elle la notion de service réel ou la situation professionnelle des personnes concernées et le mandat d’exercer ce service? Pour Čremošnik35, ces termes avaient cette double signification. Je ne partage pas cette opinion et avec tout le respect que je dois à un professeur si renommé, j’avance qu’ils avaient trait seulement au service [p. 374] réel et nullement à la confirmation d’une personne dans sa charge ou au mandat d’exercer la profession de notaire; autrement, il serait étonnant que pour un si grand nombre de notaires, connus par des sources d’archives, on ne dispose d’aucune nomination officielle du gouvernement de Dubrovnik (ou même d’aucune mention de désignation), fait que reconnaît d’ailleurs Čremošnik36. En réalité, tout prouve que ce dernier se trompe en affirmant que « l’existence de trois notaires à la même époque témoigne du droit de nomination des notaires exercé par la commune de Dubrovnik »37; quand magister Tomasinus eut quitté son service notarial, Dubrovnik, qui ne disposait d’aucun notaire professionnel et n’avait pas le droit de nommer à cette fonction, eut recours à des personnes quelconques, sachant lire et écrire, en général des prêtres, mais aussi des laïques (et même au chancelier Aço, rédigeant alors des actes notariés38): survivance, encore vivace à ce moment à Dubrovnik, de la conception slave du droit public, comme nous l’avons déjà noté! Précisons: la commune de Dubrovnik avait certes le droit de nommer quelqu’un à la charge de notaire, et même ne s’en privait pas, mais n’était pas qualifiée pour délivrer à une personne déterminée le titre de notaire lui permettant d’instrumenter en tout lieu; seuls en avaient la possibilité, comme l’indique aussi Čremošnik39, les papes (les notaires faisaient accompagner alors leurs titres des mentions apostolica auctoritate, apostolicae sedis ou sacri Lateranensis palatii), les empereurs (les notaires étaient dits alors notarii sacri palatii ou imperiali auctoritate notarii) et aussi par la suite les comtes palatins (les notaires s’intitulaient alors également sacri palatii notarii). Les quelques exceptions, citées par Čremošnik40, de notaires, plus récents, nommés soit par l’archevêque de Ravenne, soit par le préfet de la ville de Rome, ne changent rien à l’affaire; ce sont bien des exceptions, Čremošnik le reconnaît lui-même, sinon des abus (abusus) de pouvoir. On peut y ajouter cette mention, citée par Čremošnik, dans un acte adressé par les délégués du gouvernement de Dubrovnik au conseil municipal de Kotor, à propos de leur notaire Tomasinus de Savere: rogamus magistrum Thomasinum, notarium imperialem et domini ducis Venetorum ac communis Ragusii; il est faux, à mon avis, d’en déduire que « Tomasinus a reçu l’autorisation d’être notaire à la fois de l’empereur, du doge de Venise et de la commune de Dubrovnik »41. Non: Tomasinus a obtenu la faculté d’être notaire du pouvoir impérial, seul compétent en la circonstance, et non du doge de [p. 375] Venise ou de la commune de Dubrovnik qui lui ont uniquement permis d’exercer la charge de notaire. Pour cette raison, les notaires étrangers professionnels au service de la commune de Dubrovnik plaçaient toujours en tête de leurs titres leur qualification, puis, seulement en seconde place, la mention de leur emploi auprès de cette commune. Les délégués de Dubrovnik n’oublièrent d’ailleurs jamais de le signaler à propos de leur notaire Tomasinus. Les notaires-prêtres du crû ne pouvaient pas faire état de ce titre de notaire professionnel, qu’ils n’avaient pas obtenu, et ne mentionnaient donc que leur qualité ecclésiastique, presbyter, diaconus …; ils s’étaient contentés de se former au métier de notaire auprès de magister Tomasinus de Savere, le premier notaire professionnel de Dubrovnik, se transmettant ensuite les uns les autres leur savoir. Ainsi, je pense que la question relative au lieu de formation de ces notaires que se pose Čremošnik est sans objet; de toute manière, il est arrivé à la conclusion tout à fait juste qu’ils avaient reçu leur savoir de magister Tomasinus42.

Tout ce que nous venons de dire de Dubrovnik et de son notariat vaut aussi, mutatis mutandis, de Kotor, la ville la plus méridionale de la Dalmatie romano-byzantine médiévale. La chancellerie communale de Kotor43 n’atteignit peut-être pas l’importance de celle de Dubrovnik, pour la simple raison que la ville de Kotor ne connut pas le développement politique et économique de cette dernière; elle a pu cependant rivaliser avec elle.

Tandis que Dubrovnik parvint à organiser sa commune et à la doter d’un statut en 1272, tout en étant sous la coupe de Venise, Kotor ne s’en donna un que bien plus tard, entre 1302 et 131544. Dubrovnik se libéra du joug vénitien en 1358 pour devenir une république libre; la ville de Kotor jouissait, elle, d’une large autonomie dans le cadre de l’État serbe de Raška, sous la dynastie Nemanjići (de 1186 à 1371) et put ainsi développer, sans difficulté, son commerce et son artisanat qui concurrencèrent souvent ceux de Dubrovnik. Durant un bref laps de temps (de 1391 à 1420), Kotor fut même indépendante, si bien qu’elle mérita pleinement le titre de république. De cette époque, datent les articles particuliers de son statut médiéval intitulés: Partes captae in consiliis Catharinorum, quo tempore suis legibus et institutis regebantur ou plus brièvement: Tempore Catharinorum45.

La proximité des deux villes de Dubrovnik et de Kotor, de même que [p. 376] l’importance de leurs échanges commerciaux, maritimes et artisanaux, explique l’influence sociale et politique que chacune d’elles exerça sur l’autre; l’influence de Dubrovnik fut évidemment supérieure en raison de son plus grand développement. Ainsi le statut de Dubrovnik, plus ancien, influa sur celui de Kotor; des paragraphes entiers du premier se retrouvent ainsi mot à mot dans le second, souvent dans le même ordre; les différences que l’on peut relever viennent uniquement des circonstances spécifiques du développement de ces deux cités.

A Kotor, comme à Dubrovnik, le service notarial était exercé par des prêtres locaux. Les iurati notarii communis Cathari instrumentaient à la demande des clients et transcrivaient dans leurs libri seu quaterni toutes les affaires de droit privé: contrats, obligations, achats et ventes, testaments etc. En outre, un notaire assistait aux sessions des conseils municipaux (le Grand conseil, le Petit conseil, le Conseil des Rogadi ou Sénat), tout comme à Dubrovnik, en dressait les procès-verbaux et y apposait sa souscription; il était présent aussi aux débats du tribunal, assis au milieu des juges; il en rédigeait les procès-verbaux, lisait les lois relatives aux questions traitées, transcrivait les sentences et les autres actes judiciaires. La durée de sa charge était fixée par contrat et il était élu, semble-t-il, par le Grand conseil, comme à Dubrovnik, sur proposition du Petit.

A Kotor, il existait aussi un chancelier particulier, mais le notaire en charge en portait souvent le titre et en exerçait les fonctions. Le recteur avait son chancelier propre, alors qu’à Dubrovnik on n’en trouve un que pour des cas particuliers46.

La conception slave du droit avait une emprise encore plus forte à Kotor qu’à Dubrovnik; cela s’explique par le fait qu’à l’époque considérée Kotor était placée depuis longtemps sous la domination des rois slaves, d’abord sous celle de la dynastie serbe de Raška, les Nemanjići (1186–1371), puis sous celle des rois croato-hongrois et bosniens (1371–1391). Ainsi, les livres notariaux de Kotor, aujourd’hui conservés, mentionnent-ils dès 1326 un personnage officiel particulier, appelé auditor, inconnu à Dubrovnik comme dans les autres villes dalmates; lors de la rédaction des actes, il devait être présent, pour jouer le rôle d’interprète auprès du notaire étranger qui ignorait la langue locale, mais aussi pour contrôler le respect des ordonnances du statut communal. On pourrait penser, par conséquent, que l’auditor correspond d’une certaine manière à l’examinator des autres villes dalmates47, tout en ayant des caractéristiques [p. 377] de l’officier typiquement slave, que nous avons déjà rencontré, le pristav (pristaldus). En fait, l’auditor de Kotor n’était pas tout à fait semblable à l’examinator, simple interprète auprès du notaire étranger dans les autres cités. Cela vient de ce que les étrangers pouvaient occuper la charge de notaire plus facilement à Kotor qu’à Dubrovnik. Le statut communal de Kotor (du début du XIVe siècle) interdisait d’ailleurs l’accès du notariat aux clercs48, probablement à cause de la défiance des gens du pays envers les prêtres qui, selon le même statut, ne pouvaient être contraints à prêter serment49; pour la même raison, ils ne pouvaient pas témoigner au tribunal. Le notaire laïque, en revanche, devait prêter serment lors de son entrée en fonction.

Le notaire Petar Vitov et son fils et successeur Marko étaient, sans aucun doute, originaires de Kotor; le premier est dit de Cataro, tandis que le second a laissé un testament (transcrit dans le premier registre de notaire, encore conservé) attestant clairement qu’il était de cette ville. Cependant, plusieurs actes qui leur sont dûs mentionnent aussi l’auditor. On peut donc penser que cette institution apparut, avant que le recours à un interprète n’ait été nécessaire. En effet, l’auditor avait une compétence juridique et devait s’assurer que le notaire, étranger ou non, respectait le statut communal et ne lésait pas le droit légitime d’un de ses clients, qui aurait été mal informé de tous les articles de ce statut50. Selon Marko Kostrenčić, la tâche de l’auditor était aussi de veiller à la bonne forme matérielle de l’affaire et ses déclarations verbales, comme celles du pristav (pristaldus), revêtaient la fides publica51. Mais si ce personnage remplissait par nécessité le rôle d’interprète, il avait également une fonction plus large, comme en témoigne cet article du statut communal: « Item eligantur, ut dictum est, per sex menses, tres sufficientes auditores cartarum notarii, qui audiant chartas a notario faciendas, ut in contractibus et inter contrahentes nulla fraus de cetero committatur »52.

[p. 378] Une ordonnance de 1351, postérieure au statut, montre l’importance de l’institution de l’auditor à Kotor, en spécifiant que ce personnage devait être présent lors de la rédaction d’un acte, en même temps qu’un juge et que tous les deux devaient le souscrire, même avant le notaire: autrement, cet acte n’aurait pas été valable53. La durée de la charge d’auditor était limitée à six mois, en raison même de son importance. L’auditor, tout comme les juges, était élu parmi les nobles. Les plus éminents d’entre eux assumaient habituellement les deux fonctions, mais d’ordinaire pas en même temps; s’il arrivait que la même personne fût simultanément juge et auditor, elle n’intervenait dans un acte donné qu’au titre de l’une ou de l’autre de ces deux fonctions54.

La validité et les effets de droit d’un acte furent très faibles dans les villes dalmates en général, donc à Dubrovnik et à Kotor, en raison de l’influence de la conception slave du droit public jusqu’au début du XIIIe siècle, époque où fut introduit le notariat comme institution de droit public; en fait, c’est seulement à partir de 1370 que l’acte revêtit une grande importance. Alors, l’acte notarié (carta notarii ou publicum scriptum seu instrumentum), rédigé et soussigné par un notaire public (ainsi que par un auditor et l’un des juges à Kotor), avait une complète authenticité (fidem publicam), s’il était pourvu de tous les signes de validation, c’est-à-dire s’il était écrit dans une forme régulière avec toutes les formules habituelles. Dans la pratique, cela signifiait qu’on ne pouvait discuter la sincérité du texte, ni celle des témoins; l’ensemble du texte était considéré comme véridique. Une réclamation n’était possible qu’en cas de présomption de faux, c’est-à-dire si l’acte n’était pas rédigé et souscrit par une notaire public ou si ce dernier l’avait remanié; il pouvait alors être annulé, aboli55.

Puisque tout acte constituait une preuve, des peines très sévères étaient prévues contre les faussaires éventuels, passibles, selon les statuts de Dubrovnik et de Kotor56, d’avoir la main droite coupée.

En cas de perte de l’acte, une procédure très compliquée était prévue pour l’obtention d’une nouvelle expédition à partir du livre notarial ou catasticum (comme on l’appelait à Kotor57). Celui qui avait perdu le document et désirait [p. 379] en obtenir une copie devait adresser une demande aux juges et au Conseil de la ville (donc au Petit Conseil) et affirmer, sous serment, qu’il l’avait vraiment perdu et ignorait tout de son sort; sa demande était alors envoyée à l’évêque de Kotor, afin qu’il la publiât dans les églises et menaçât d’excommunication (poena excommunicationis) tous ceux qui, trouvant l’acte perdu, ne le restitueraient pas ou n’informeraient pas l’évêque. Alors seulement, si le document n’était pas retrouvé, les juges et le Petit conseil donnaient l’ordre au notaire de délivrer une nouvelle expédition au client, à partir du registre (catasticum) des minutes notariales (imbreviaturae).

A l’évidence, ces nombreux documents d’archives, livres notariaux et registres de chancellerie (conservés par centaines aux Archives historiques de Dubrovnik et de Kotor) représentent des sources extraordinaires pour l’histoire à la fois économique, sociale, culturelle et même politique de tous les Balkans, dont les villes de Dubrovnik et de Kotor étaient les fenêtres ouvertes sur le monde.


1 Texte français revu par Jean Dufour.

2 « Pristav » (en latin pristaldus, pristavus) désigne en droit slave, et surtout croate, une personne digne de foi, dont les déclarations en matière juridique étaient censées véridiques devant un tribunal (adiutor iudicialis fide publica instructus, assistant juridique de pleine confiance); cf. Lexicon latinitatis Medii Aevi Iugoslaviae, vol. II, Zagreb, Editio Academiae scientiarum et artium Slavorum meridionalium, 1978, p. 915, sub voce « pristavus » (plus tard, le pristav fut seulement un employé du tribunal et de l’administration avec une qualification inférieure).

3 Lorsque je parle des « Dalmates », il ne s’agit pas, bien sûr, d’une nation qui n’existe pas (ce mot a, au contraire, une signification géographique), mais des habitants du thème byzantin de la Dalmatie, que certains ont considérés à tort comme Romains (cf. par exemple Konstantin Jireček, Die Romanen in den Städten Dalmatiens während des Mittelalters, Wien, 1904 qui, en raison de son renom d’historiographe, a été suivi par de nombreux historiens). A l’époque considérée ici, il n’y avait plus de Romains en Dalmatie et en particulier ni à Dubrovnik, ni à Kotor; peut-être en restait-il quelques-uns à Kotor (cf. A. Marinović, O etničkom sastavu starog dubrovačkog društva. Proces slavizacije Dubrovnika [Sur la composition ethnique de la société ancienne de Dubrovnik. Processus de slavisation de Dubrovnik], dans la revue pour les recherches littéraires, scientifiques et sociales Dubrovnik, édition du Pododbor (sous-comité) Matice Hrvatske à Dubrovnik, n° 1–2/1962, p. 82–90). Kotor fit partie de 1186 à 1371 de l’État serbe de Raška, sous la dynastie Nemanjići, puis passa (jusqu’en 1420) sous la coupe des rois croato-hongrois et bosniens. De toute manière, il est connu que le terme « romain » ne désignait pas une nation, mais la qualité du citoyen, en tant qu’il appartenait à l’Empire romain. Après que Justinien Ier, empereur romain d’Orient, eut proclamé, au VIe siècle, que tous les citoyens libres de son empire étaient des citoyens romains, ce nom de Romain fut attribué à des nations fort diverses tant au point de vue ethnique que linguistique, aux Grecs par exemple. Tous les citoyens de Byzance (et de l’Empire romain d’Orient) jusqu’à sa chute en 1453 furent appelés Romains (

<gr>Ῥωμαῖοι</gr>
), tout comme la langue grecque était appelée langue romaine (
<gr>ῥωμαική γλῶσσα</gr>
). Pourtant personne n’aurait songé à proclamer Latins les Grecs et à faire de leur langue du latin. Il ne pouvait, bien entendu, pas en être autrement de ces villes dalmates qui formaient un thème (province militaire et administrative particulière) dépendant de Byzance. Comment d’ailleurs aurait pu survivre de 614 (date de l’invasion conjointe des Avares et des Slaves) jusqu’au VIIIe siècle et même au XIe un petit groupe ethnique, dispersé dans de petites localités (quelques villes et îles), dépourvu d’organisation politique, sans arrière-plan économique et surtout sans l’apport de l’immigration de nouveaux habitants? L’emploi du latin dans les chartes et les actes de ces prétendues villes romaines de notre côte adriatique ne prouve nullement l’appartenance de cette région au monde romain; en effet, le latin n’était pas la langue nationale ou vernaculaire, mais une langue « supérieure », usitée par tous les peuples d’Europe occidentale et aussi par les Croates de l’État voisin pour la rédaction de leurs actes et de leurs chartes. Durant le Moyen Age, des langues nouvelles, dérivées du latin, commencèrent à se différencier comme langues romanes (lingua romana) du latin classique (lingua latina); dans les villes dalmates aussi, se développa une langue dalmate particulière, distincte de la langue italienne voisine, mais issue également du latin classique. Le célèbre conflit dans l’église croate de rite latin catholique, entre le parti dit populaire et le parti dit latin, n’était pas de nature nationale ou politique mais sociale et marquait l’opposition des modes de vie des habitants des villages et des villes-municipes.

4 Ego Anfredus presbyter scripsi et roboraui; cf. M. Kostrenčić, Hrvatska pravna povijest [L’histoire du droit croate], Zagreb, s.d., p. 201.

5 Ibid.

6 La copie du XIIIe siècle de cet acte se trouve aux Archives historiques de Dubrovnik.

7 « Et ego presbyter Johannes, Jadertinus notarius ex praecepto domini comitis scripsi et roboraui »; cf. M. Kostrenčić, loc. cit.

8 Ibid.

9 Ibid.

10 Ibid.

11 Cf. Monumenta Catarensia, vol. 1, Liber notariorum Catarensium I (ab anno 1326–1335) digessit … Antonius Mayer, Zagreb, Editio Academiae scientiarum et artium Slavorum meridionalium, 1951, p. 8 et 16; cf. aussi A. Marinović, Razvitak vlasti u srednjovjekovnom Kotoru [Le développement du pouvoir à Kotor au Moyen Age], dans Historijski zbornik Povijesnog društva Hrvatske [Recueil historique de la Société de l’histoire de la Croatie], X, n° 1–4, Zagreb, 1957, p. 86.

12 Cf. Dr. G. Čremošnik, Dubrovačka kancelarija do godine 1300. i najstarije knjige dubrovačke arhive [La chancellerie de Dubrovnik jusqu’à 1300 et les plus anciens livres des Archives de Dubrovnik], dans Glasnik Zemaljskog muzeja (GZM) za Bosnu i Hercegovinu [Le messager du Museum national-terrestre de Bosnie et Herzégovine], XXXIX, Sarajevo, 1927, p. 232 (avec bibliographie).

13 Cf. A. Marinović, op. cit., p. 83–110 (avec bibliographie).

14 Liber statutorum civitatis Ragusii, compositus anno 1272 … édition critique avec une étude introductive, commentaire et index, préparée par V. Bogišić et C. Jireček, vol. IX de la collection de JAZU, Monumenta historico-iuridica Slavorum meridionalium, Zagreb, Académie yougoslave des sciences et des beaux-arts, 1904.

15 « XXII. De credenciis, ut debeant fieri per cartam notarii, et de pena contrafacientium. Anno Domini M° ducentesimo septuagesimo quinto, indicione tercia, die VIII mensis junii. Nos Petrus Teup(u)lus, illustris d. ducis filius, comes Ragusii, cum voluntate parvi et magni consilii et cum laudo populi in publica concione congregati ad sonitum campane, ut moris est, statuimus et ordinamus, quod de omnibus et singulis mercatis, que fient in credencia ad certum terminum in civitate et districtu Ragusii, de quibuscunque mercacionibus a decem yperperis supra, teneatur ille qui recipiet credenciam facere illi qui vendet cartam notarii, infra octo dies postquam factum fuerit mercatum predictum. Et ille qui vendiderit mercaciones in credencia, teneatur facere sibi fieri dictam cartam notarii infra dictum terminum. Et qui contrafecerit, tam emptor quam venditor, solvat pro quolibet et qualibet vice pro banno yperpera decem, cujus medietas sit communis, et alia medietas accusatoris » (éd. Liber statutorum civitatis Ragusii …, liber VIII, cap. XXII, p. 178).

16 Cf. Dr. G. Čremošnik, Spisi dubrovačke kancelarije [Les actes de la chancellerie de Dubrovnik], livre I, Zapisi notara Tomazina de Savere (Notae et acta cancellariae Ragusinae, vol. I, Notae et acta notarii Thomasini de Savere 1278–1282), Zagreb, Editio Academiae scientiarum et artium Slavorum meridionalium, 1951, p. VI.

17 Les anciens chroniqueurs de Dubrovnik, comme les documents historiques, mentionnent un livre notarial dans cette cité dès 1268 (donc dix ans avant l’entrée de Tomasinus au service de Dubrovnik), sous le titre Diversa Notariae; il n’est malheureusement pas conservé. Cf. Dr. Vinko Foretić, Povijest Dubrovnika do 1808. Prvi dio. Od osnutka do 1526 [L’histoire de Dubrovnik jusqu’en 1808. Première partie: Des origines à 1526], Zagreb, 1980, p. 11–14, qui a fait un exposé détaillé sur toutes les chroniques de Dubrovnik, de la plus ancienne (Miletii versus-Vers de Miletii, XIe siècle), en passant par celle considérée jusqu’alors comme la première, intitulée Hystoria Ragusii et due à Ivan (Jean) Conversini de Ravenne, notaire à Dubrovnik de 1384 à 1390, pour terminer par les œuvres de synthèse les plus récentes.

18 Cf. Dr. G. Čremošnik, Dubrovačka kancelarija …, p. 233.

19 Les affaires, en particulier commerciales, prirent un tel essor que l’on dut établir des livres publics spéciaux, pour en assurer la garantie. Grâce à ces livres tenus par les notaires, le gouvernement pouvait connaître les affaires les plus importantes et faire des vérifications en cas de contestation pour faux; il était possible aussi, éventuellement, d’expédier une nouvelle charte pour une raison quelconque (perte de l’acte généralement privé, nécessité pour le client de posséder plusieurs exemplaires du document pour plaider et faire valoir son droit …). La procédure était la suivante: le client se rendait chez le notaire qui enregistrait tout ce qu’il désirait dans un livre, dit liber ou quaternus (cf. Lexicon latinitatis Medii Aevi Iugoslaviae, vol. II, sub voce); cet enregistrement par le notaire constituait la minute (minuta, scheda notarii quae « imbreviatura » appelatur, prima praescriptio; cf. Lexicon …, vol. II), dont le texte était grossoyé sur vélin ou papier pour être remis au client; mais souvent, en raison de la surcharge de travail du notaire, le client ne pouvait pas obtenir immédiatement l’expédition de l’acte et s’assurait seulement que son droit était bien enregistré dans le livre notarial. Les livres notariaux étaient réputés authentiques et l’enregistrement que l’on y faisait des actes était une garantie juridique suffisante; si nécessaire, le client pouvait demander à tout moment au notaire une expédition à partir de la minute notariale et sa requête ne pouvait pas être rejetée. En cas d’absence ou de décès du notaire, l’acte était grossoyé par son remplaçant ou son successeur.

Avec le développement postérieur du notariat, les clients allèrent fréquemment chez le notaire pour y faire seulement inscrire (ou, comme on disait, enregistrer) les actes rédigés par eux-mêmes, en particulier les testaments (testamenta); en fait, la pratique ancienne de la transcription du testament par le notaire sous la dictée du client fit place, le plus souvent, à celle du dépôt chez le notaire du testament déjà écrit et clos, puis de son ouverture à la mort du testateur; alors seulement, était-il enregistré dans le livre notarial. Cela explique la double date donnée aux testaments; la première est celle de leur rédaction, la seconde celle de leur enregistrement. Parfois, le testateur, malade ou mourant, dictait son testament devant des témoins qui, à leur tour, allaient le dicter en présence d’un juge, pris pour témoin. A Dubrovnik, il arriva aussi que l’on apportât au notaire des chartes anciennes ou des actes établis par d’autres notaires, même dans d’autres villes, pour les faire enregistrer; ainsi, a-t-on pu conserver des chartes anciennes fort précieuses, non en original, mais avec toute la garantie de l’authenticité que leur confèrent les livres notariaux.

20 Toutes les catégories de chartes avaient une forme strictement définie. Ainsi les obligations indiquaient-elles que le débiteur répondait de sa dette sur sa personne et ses biens et qu’il s’engageait à la rembourser jusqu’au terme fixé: confiteor (alias confitemur) quod super me (alias nos) et super omnia mea (alias nostra) bona debeo (alias debemus) …; cf. Dr. G. Čremošnik, Spisi dubrovačke kancelarije …, p. XI.

21 Dans les actes d’achat et de vente, le notaire énumérait avec précision tous les biens, objets du contrat, puis avait recours toujours à la même formule pour notifier la transaction: « Vendidi et donavi X [nom de l’acheteur], ut dictus X cum Dei benedictione predictam (vineam, terram, domum, etc.) cum omnibus suis pertinentiis sine ulla contrarietate habeat et possideat ab hodie in antea et de ipsa perpetuo velle suum faciat … »; puis le notaire mentionnait le prix du bien, en utilisant la formule habituelle: « Qui X [nom de l’acheteur] predictus, ut hec venditio et donatio sit firma et stabilis in perpetuum, dedit et donavit nobis loco remunerationis yperperos [la somme d’argent] … » et terminait par la formula excalumniationis (excalumniatio, excalumpniatio, calumnia, defensio in iudicio contra alicuius accusationem; cf. Lexicon latinitatis Medii Aevi Iugoslaviae, vol. I, Zagreb, 1973, sub voce), – garantie auprès du tribunal contre une accusation éventuelle –: « Et obligo me [le vendeur] super me et super omnia mea bona dictam (vineam, terram, domum, etc.) et pertinentias cum iustitia defendere ab omnibus personis, ipsam (vineam, terram, domum, etc.) et pertinentias suas eidem X [nom de l’acheteur] per iustitiam calumpniare volentibus … »; cf. ibid., p. XI–XII.

22 Lors de son accès à un métier ou à un service, la personne concernée indiquait la durée de son engagement, assimilée, d’après le contrat, à une perte de liberté, puis continuait: « tali videlicet ordine quod ipse X [nom de l’apprenti ou du serviteur] debet ipsum Y [nom du maître] et res suas fideliter salvare et custodire et omnia servitia eundo et stando in Ragusio et extra Ragusium ad ipsius voluntatem facere »; puis venait en général la formule engageant un parent ou le tuteur de l’apprenti (ou du serviteur), en cas de fuite de ce dernier: « Et si dictus X fugeret ante dictum terminum, ego dictus Z [nom du parent ou du tuteur de l’apprenti] sum pleçarius de reducendo ipsum ad servitia dicti Y et debet stare tot diebus supra dictum terminum, quot perderet fugiendo … »; si l’apprenti ou le serviteur s’engageait seul, sans le concours de l’un des siens, cette formule devenait la suivante: « Et si fugerem ante dictum terminum, ipse Y cum curia et sine curia possit me capere et reducere ad servitia sua et debeo stare tot diebus supra dictum terminum, quot perderem fugiendo … ». Le maître s’obligeait ainsi: « Et ego dictus Y debeo dictum X docere artem meam bona fide, sine fraude, et [p. 370] ei dare victum et vestitum et calciamenta convenientia … » puis continuait: « Completis vero dictis … annis prenominatus X exeat a me liber et francus in perpetuum … », pour terminer: « Et tunc dabo ei arnisia artis que dantur secundum usum Ragusii … » Dans les quittances délivrées à l’occasion du remboursement de dettes, le notaire Tomasinus (qui fut imité par ses successeurs) fait preuve d’éloquence fertile, mais quelque peu vaine. En ayant soin de préciser l’objet de l’affaire d’après un formulaire déterminé, le notaire pouvait donner libre cours à son imagination, en fonction de son talent et de son goût pour la littérature. Tomasinus remplaçait, par exemple, la formule simple: « Unde facio dicto X [le nom du débiteur] finem et remissionem de omni debito hactenus facto … » par celle-ci, plus ornée: « Unde facio dicto X finem et remissionem, ita quod ego non possim, neque aliquis pro me possit dicto X nec alteri pro eo de aliquo debito hactenus facto petere aliquid in perpetuum … » ou par d’autres, tout en gardant un sens immuable à la phrase. Plus tard, on prit l’habitude d’abréger les formules dans les livres notariaux (d’où le terme d’abreviaturae et, chez nous, d’imbreviaturae pour désigner les minutes), en en donnant le début suivi de etc. (ou de points de suspension), parfois le début et la fin. Les quittances délivrées à l’occasion du remboursement de dettes se terminaient ordinairement par la formule: « Et si aliqua carta ab hodie retro facta pro me contra dictum X aliquo tempore apparuerit (inveniretur), volo quod nullius perpetuo sit valoris ». – Dans les chartes de nomination de procureur, le scribe de l’acte, le notaire ou le chancelier se laissait aller à un long verbiage, en écrivant, à la suite du nom du procureur, une phrase de ce style: « ad agendum, respondendum, defendendum, placitandum, testes et instrumenta producendum, reprobandum, opponendum, excipiendum, in anima ipsius cuiuslibet generis sacramentum prestandum, sententiam audiendum, appellandum et appellationem prosequendum, solutionem recipiendum, finem et remissionem et pactum de non petendo faciendum et omnia et singula faciendum, que ego possem facere, si presens essem. Et quicquid tu, dictus procurator, feceris, ratum et firmum habere promitto super me et super omnia mea bona … » Le notaire ou le chancelier abrégeait le plus souvent ce long texte des deux tiers, pour utiliser parfois une formule telle que: facio et constituo te X meum procuratorem etc. (Ibid., p. XII–XIV). Cependant le texte était transcrit in extenso dans l’expédition destinée au client et quelquefois aussi dans le registre notarial; en fait, il n’y avait pas de règle. Pourtant, on peut identifier le rédacteur d’un acte, sans connaître son écriture, en examinant sa manière d’abréger les formules, ses abréviations paléographiques et surtout sa façon d’indiquer la date. Pour ce qui est du style chronologique des chartes de Dubrovnik, les sources d’archives que nous avons dépouillées nous amènent à conclure qu’aucune ordonnance officielle n’en avait fixé un pour les documents publics ou privés. Donc chaque notaire ou chancelier était libre de recourir à celui de son choix; pour Tomasinus de Savere qui faisait débuter tous ses actes par les mots: In Christi nomine. Anno Domini millesimo …, c’était celui de la Circoncision; le chancelier Aço de Titullo, dont tous les actes commençaient par In nomine … Dei eterni. Anno Nativitatis eiusdem millesimo …, préférait celui de Noël. Remarquons toutefois que des formules telles que anno Incarnationis ou anno Nativitatis ne permettent pas de conclure toujours qu’une chancellerie utilise soit le style de l’Annonciation, soit celui de Noël. – Cf. G. Čremošnik, Kancelariski i notarski spisi 1278–1301 [Les actes des notaires et des chanceliers de 1278 à 1301], Zbornik za istoriju, jezik i književnost srpskog naroda [Recueil de l’histoire, langue et littérature du peuple serbe], Istoriski spomenici Dubrovačkog Arhiva [Monuments historiques des Archives de Dubrovnik], série III, vol. 1, Srpska Kraljevska Akademija [Ed. de l’Académie royale de Serbie], Beograd, 1932, p. 7–8.

23 Cf. Dr. G. Čremošnik, Dubrovačka kancelarija …, p. 234.

24 Les actes relatifs aux audiences judiciaires (Inducia) commençaient, après la date, par les mots: Coram domino comite et iuratis iudicibus suis …; puis venaient les noms des juges, accompagnés de l’expression omnibus quinque, si les cinq étaient présents à l’audience; ensuite, étaient donnés le sujet de l’accusation et la requête stéréotypée de l’accusé demandant le renvoi de l’audience à huitaine: « Ad que respondit dictus X [le nom de l’accusé], quod petebat inducium VIII dierum secundum usum Ragusii. Cui datum fuit dictum inducium per dominum comitem et iudices suprascriptos … » Après huit jours, l’accusé, pour remettre l’audience à plus tard, exigeait un avocat ou un second, s’il en avait déjà un, et pouvait même obtenir au total un report de deux mois. Le notaire (ou le chancelier) notait cette seconde demande et le report par la formule: « Dictus X peciit in dicta questione pro suo advocato [le nom de l’avocat]. Cui datum fuit inducium duorum mensium secundum usum Ragusii … » Enfin, l’accusé pouvait demander un dernier délai de huit jours, ce qui était noté par la formule: « Dictus X peciit in dicta questione inducium VIII dierum ultimorum. Cui datum fuit dictum inducium per dominum comitem et iudices suprascriptos … » Cf. G. Čremošnik, Spisi dubrovačke kancelarije …, p. IX–X.

25 L’annonce publique de la vente d’immeubles débutait par la formule: « (Pouerscus), preco communis, de mandato domini comitis, ad petitionem ambarum partium, per loca solita publica voce preconiçavit … » et se terminait d’habitude par les mots: « Unde si quis habet petere rationem in dictis (vineis, terris, domibus, etc.), veniat coram domino comite et sua curia infra terminum in statuto specificatum … » Ibid., p. X–XI.

26 Cf. G. Čremošnik, Dubrovačka kancelarija …, p. 235.

27 Ibid., p. 238.

28 Ibid., p. 236.

29 Ibid., p. 236–237.

30 Ibid., p. 238.

31 Ibid.

32 Ibid.

33 Ibid., p. 239.

34 Ibid.

35 Ibid., p. 239–240.

36 Ibid., p. 239.

37 Ibid.

38 Ibid.

39 Ibid.

40 Ibid.

41 Ibid., p. 240.

42 Ibid.

43 Pour plus de détails à ce propos, cf. A. Marinović, Razvitak vlasti … (avec bibliographie).

44 Ibid., spécialement p. 90.

45 Ibid., p. 102.

46 Ibid., spécialement p. 86–90.

47 Ibid., spécialement p. 87: « Examinator, esaminator, exsaminator, magistratus qui examinat, magistratus qui tabellionum chartas examinat » (cf. Lexicon latinitatis Medii Aevi Iugoslaviae, vol. I, p. 422, sub voce); « auditor cartarum notarii, examinator litterarum notarii publici – Stat. Cath. 7/13, saec. XIV: … eligantur tres sufficientes auditores cartarum notariorum, qui audiant chartas a notario faciendas ». Ibid., p. 82, sub voce.

48 « Ut clericus non possit esse notarius », Statuta Cathari, cap. 295; cf. A. Marinović, op. cit., p. 87.

49 « De testimonio clericorum non acceptando », Statuta Cathari, cap. 128; cf. aussi A. Marinović, loc. cit.

50 Ibid.

51 Cf. M. Kostrenčić, Fides publica u pravnoj istoriji Srba i Hrvata do kraja XV. vijeka [Fides publica dans l’histoire du droit chez les Serbes et les Croates jusqu’à la fin du XVe siècle], Éditions spéciales SAN (Srpska Akademija Nauka) 77, Beograd, 1930, p. 79.

52 Cf. A. Marinović, op. cit., p. 87–88; « De electione auditorum chartarum notariorum », Statuta Cathari, cap. 9.

53 « Quod iudex et auditor se subscribant in cartis, alioquin non valeant » du 25 avril 1351, Statuta Cathari, cap. 386; cf. aussi A. Marinović, op. cit., p. 88.

54 Ibid.

55 Cf. M. Kostrenčić, Hrvatska pravna povijest …, p. 207–208.

56 « De faciente cartam falsam », Statuta Cathari, cap. 291 (« Volumus, ut qui cartam falsam fecerit et per idoneos et fidedignos ac probos viros probari poterit, perdat manum dexteram »); cf. etiam Liber Statutorum civitatis Ragusii …, op. cit. liber VI, cap. 8,9; cf. aussi A. Marinović, op. cit., p. 88.

57 « De cartis publicis amissis in catastico requirendis », Statuta Cathari, cap. 294. – Sous le mot catasticum, on comprenait certainement le registre de toutes les chartes, à partir duquel un notaire faisait les expéditions pour les clients. Le même mot est employé pour désigner un cartulaire (« catastrum, catastecum, catasticum, catastich, catastum, chatasticum »; grec « 

<gr>κατὰστίχον</gr>
 »; italien « catasto »; cf. Lexicon latinitatis Medii Aevi Iugoslaviae, vol. I, p. 193, sub voce). Dans nos régions, pour désigner un cartulaire, on trouve aussi « montaneum, montanum, polichorium, topicus, platea » (cf. Lexicon latinitatis …, vol. II, p. 743, sub voce). Cf. Miho Barada, Dvije naše vladarske isprave [Nos deux chartes royales], Croatia sacra, VII, n° 13–14, p. 13. – Dans les sources historiques, cathasticum désigne aussi le cadastre; cf. Statuta Cathari, cap. 2, « Sub Domin. Venet., tempore D. Antonii da cha Pesaro », 1434. – Cf. aussi A. Marinović, op. cit., p. 88.

[p. 381] La Chancellerie des Ducs de Bourgogne de la fin du XIIème au début du XVème siècle

Le titre de duc de Bourgogne, qui a pris une signification européenne avec la dynastie issue de Philippe le Hardi, a été porté pendant plus de trois siècles par une branche de la maison capétienne qui gouvernait, jusqu’en 1330, le seul duché de Bourgogne. Puis, à partir de cette date, des héritages valent aux Capétiens de Bourgogne d’unir à leur duché les comtés d’Artois et de Franche-Comté, puis de Boulogne et d’Auvergne, commençant ainsi ce groupement de principautés qui allait être repris par les Valois. Mais la presque totalité du principat de Philippe de Rouvres (1349–1361) s’est écoulée tandis que le roi Jean le Bon gouvernait les domaines de ce dernier, son beau-fils, encore mineur. Et, de 1361 à 1364, la Bourgogne a été réunie au domaine de la couronne. Philippe le Hardi, en 1364, n’a reçu que le duché, et il n’a recueilli qu’en 1384 les comtés qui avaient appartenu à Louis de Male. Encore en a-t-il détaché successivement ceux de Nevers (1385) et de Rethel (1402) à l’intention de ses deux fils aînés. Jean sans Peur n’a hérité en 1404 que du seul duché: ce n’est qu’en 1405 que le partage intervenu entre lui et ses frères a constitué l’état bourguignon, tel que Philippe le Bon allait le recevoir avant de l’accroître de nombreux autres territoires, pour la plupart situés dans l’Empire.

Au contraire, jusqu’à ce moment, cet état bourguignon est essentiellement constitué de fiefs tenus du roi de France. La Franche-Comté elle-même, bien que terre d’Empire, avait appartenu depuis 1295 à Philippe le Bel, puis à son fils Philippe V, gravitant ainsi dans l’orbite de la royauté française. Cet arrière-plan ne doit pas être oublié.

Le point de départ de notre étude se situe au moment où, sous le gouvernement du duc Hugues III (1162–1192), on commence à entrevoir une certaine organisation d’un bureau d’écritures qui dégage peu à peu des règles pour l’élaboration des actes ducaux. Elle nous mène jusqu’à l’avènement de Jean sans Peur (1404–1419) avec lequel la chancellerie des ducs Valois a pris des contours définitifs – mais aussi où une pléiade d’historiens et de diplomatistes ont déjà consacré à cette chancellerie des travaux auxquels nous ne saurions que renvoyer1.

[p. 382] Antérieurement à l’avènement d’Hugues III, le duché capétien de Bourgogne ne paraît pas avoir connu de bureau d’écritures organisé. Sans doute se plaçait-il dans la ligne du duché constitué à partir de 880 par Richard le Justicier; mais, de cette principauté territoriale d’âge carolingien, il n’avait pas recueilli de traditions administratives – notamment de celles qui, ailleurs, ont maintenu l’existence d’un chancelier. Un acte de Robert Ier, en date du 2 février 1053, porte la souscription d’un Walo cancellarius; cette souscription est isolée, alors que des documents du même temps attestent l’existence de chanceliers, ceux des évêques, au nom desquels instrumentent des notaires2. Quant aux actes ducaux, nombre d’entre eux paraissent avoir été écrits par les destinataires3. Les actes émanant des ducs, successeurs de Robert Ier, qui ont gouverné la Bourgogne à la fin du XIème siècle et durant le XIIème, restent fidèles au type diplomatique de la charte. Le sceau ducal, dont nous connaissons des représentations dès le temps de Robert Ier4, y est d’ordinaire appendu; mais tous comportent une liste de témoins, et ne se différencient guère des actes émanant des barons du duché. Les premiers actes où ne figure plus cette liste ne sont pas antérieurs à 1190, et l’absence de la liste de témoins reste exceptionnelle jusqu’en 1201. Il est vrai que la plupart de ces actes se présentent comme la notification ou la confirmation sous le sceau ducal de donations effectuées par des tiers, où les témoins garantissent la sincérité de la concession du véritable auteur de l’acte, tandis que l’apposition du sceau ducal suffirait à attester la part que prend le duc à la confection de l’acte écrit5. Mais ce n’est [p. 383] guère avant le début du XIIIème siècle que le duc de Bourgogne a cru pouvoir se passer de l’intervention de témoins dans les actes émanant de sa chancellerie.

Le mot de « chancellerie » lui-même prend un sens au temps du duc Hugues III. Du groupe mal défini des clercs qui entourent le duc se détache un chanoine de la collégiale de Beaune, maître Hugues, qui est appelé clericus ducis, capellanus meus ou notarius meus, et qui est actif entre 1179 et 11946. Il a pour successeur un maître Nicolas, également qualifié de clericus ducis dans un acte de 1194, et qui appose sa recognitio à une charte de 11977. On ne saurait affirmer que ce dernier s’identifie au doyen homonyme de la collégiale nouvellement fondée par Hugues III à Dijon et qui fournissait au duc certains des clercs à son service; la question peut néanmoins être posée. A côté de ces deux « maîtres » on rencontre un scriba ducis, ou notarius ducis: Guillaume, en 1174–1176; Jean Aubépin de Dijon, en 1185–1190. Ceci fait penser à une imitation de la chancellerie des Thibaudiens de Champagne, « comtes palatins de Troyes », dont les actes s’achèvent par la formule Data per manum N. cancellarii. Nota N. Mais un seul des actes ducaux porte: Data per manum magistri Nicolai8.

Le successeur d’Hugues III, Eudes III (1192–1218), a regardé du côté de la chancellerie du roi de France: de même que les chartes de franchises concédées à Nuits-Aval et à Chaumont-de-Châtillon, en 1212–1213, comportent une liste des grands officiers du duché évidemment inspirée de celle qui figure dans les diplômes royaux, on y voit figurer la recognitio d’un chancelier en titre9. Ce titre est porté par un clerc de grande famille, probablement oncle de la duchesse Alix de Vergy, maître Hugues de Vergy, doyen de la cathédrale d’Autun et du chapitre Saint-Denis de Vergy, précédemment qualifié de chapelain ducal (1197), chancelier dès 1203. Sans doute l’octroi de ce titre correspond-il au moment où Eudes III lui confia le sceau ducal, qui avait été sous Hugues III commis à la garde des deux chambellans du duc10.

[p. 384] Mais, en septembre 1214, Eudes III passait un accord avec la Chapelle-le-Duc de Dijon, où il instituait quatre dignités dont l’une était celle de chancelier. Et il attribuait à celle-ci la moitié du revenu du sceau (medietatem reddituum sigilli mei) tout en partageant entre les quatre dignitaires la rente de 400 sous que percevait jusque-là Hugues de Vergy, qui venait sans doute de mourir11. L’office de chancelier ducal disparaissait, après moins de quinze ans d’existence.

A nouveau, la garde du sceau ducal était confiée au chambellan. C’est ce que confirme la charte par laquelle, en 1361, le roi Jean le Bon reconnaissait leurs privilèges aux sujets du duché de Bourgogne: il précise que le droit d’un marc d’argent, payé pour les chartes et autres grâces perpétuelles scellées sur lacs de soie, sera partagé par moitié entre la Chapelle-le-Duc et le chambellan12. Et, quand il est question du sceau apposé « en tesmoignage de vérité », il est couramment appelé le « sceau de la chambre Mgr le duc de Bourgoigne »13. Toutefois, comme l’a montré Mme Rey-Courtel, ce n’était sans doute plus le chambellan qui, sous Eudes IV (1315–1349) conservait le grand sceau par devers lui: en 1357, lorsque Philippe de Rouvres confie la garde de son sceau à Anseau de Salins, chevalier, sire de Montferrand, docteur en droit, qu’il retient en même temps comme son conseiller, il lui accorde une pension annuelle de 200 livres avec les droits dont « ses devanciers oudit office ont acoustumé d’user entour noz prédécesseurs dux de Bourgoigne ». Et, dès 1304, c’est un des clercs du duc Robert II, maître Pierre de Semur, qui met le sceau de la chambre au bas d’un acte. Sans doute en avait-il la garde14.

[p. 385] En l’absence d’un chancelier, existait-il un bureau d’écritures bien défini que l’on puisse appeler une chancellerie? Il n’est pas exclu que, pendant un temps, la Chapelle-le-Duc ait exercé un certain contrôle sur la rédaction des actes ducaux. Du moins savons-nous que, jusqu’à l’institution d’un sceau spécialisé pour la juridiction gracieuse, le doyen de la Chapelle avait apposé aux actes privés un sceau qui, associé à celui du doyen de chrétienté (l’archiprêtre) de Dijon, paraît emporter la notion d’une intervention de l’autorité ducale15.

C’est l’institution du sceau de juridiction gracieuse, lequel est en même temps celui qui authentifie les sentences rendues lors des sessions des « grands jours » du duché (1271), qui préparait la réapparition du titre de chancelier. En janvier 1275 apparaît un « garde du sceau de la cour du duc », maître Jean Guiffrey de Lyon, lequel rendait compte de l’« émolument » du sceau en question. Son successeur, Jean de Semur, institué en 1279, échangea par la suite le titre de garde du sceau contre celui de chancelier, et on donna couramment le nom de chancellerie à l’administration qui avait charge de la juridiction gracieuse. Mais ces chanceliers ne conservent pas le grand sceau, et cette chancellerie – qu’on appela dans la suite « chancellerie aux contraux » – n’expédiait pas les actes du duc, exception faite des sentences rendues en sa cour16.

Toutefois Mme Rey-Courtel a donné des raisons de penser que le personnel de cette chancellerie, c’est-à-dire les clercs du chancelier, aussi bien que ceux qui relevaient de la chapelle ducale, et certains des notaires qui instrumentaient au service de la juridiction gracieuse, sont intervenus dans la rédaction des actes du duc. Rares, malheureusement, sont les mentions qui nous permettent de découvrir la personnalité de ces « écrivains »; et, jusqu’à présent, il faut avouer que l’organisation du bureau d’écritures du duc Eudes IV garde son mystère, peut-être parce qu’elle restait très empirique17.

Dès 1234, un sceau secret apparaît. A cette date, il s’agit d’un assemblage d’intailles antiques, qui servait de contre-sceau; mais la légende SECRETVM DUCIS atteste dès lors l’usage d’un « sceau du secret »18. Sous le principat d’Eudes IV, nous découvrons l’existence d’un clerc qui portrait ce sceau, et [p. 386] dont les malversations, vraies ou supposées, provoquèrent la disgrâce, en 134219. Les possibilités qu’offrait à son porteur la détention du sceau du secret, qui avaient alors entraîné la chute de maître Hélie Bourgeoise, devaient à nouveau susciter la méfiance des conseillers ducaux au temps de Philippe le Hardi20. Mais Hélie Bourgeoise fut simplement remplacé: au temps de Philippe de Rouvres, c’est un secrétaire du duc, maître Pierre Cuiret, que nous voyons investi de la même garde du sceau du secret21.

A cette pluralité des détenteurs des sceaux, il faudrait ajouter l’existence d’un personnage qui gardait le sceau de la duchesse22. Mais la mort d’Eudes IV, la disparition prématurée de son fils Philippe et l’accession au duché d’un jeune enfant pour lequel son proche parent, le duc de Normandie et futur roi de France, Jean le Bon, devait exercer le gouvernement au nom de sa mère, qu’il avait épousée, allaient donner une autre orientation à la chancellerie ducale.

Toutefois, si Jean le Bon intervint d’emblée dans le domaine des finances, en transférant à Dijon l’atelier monétaire ducal, en instituant un receveur général [p. 387] et un clerc des comptes, il n’éprouva pas le besoin d’intervenir dans le domaine de la chancellerie. Tout simplement, émettant pour le duché dont il avait le « bail » des actes intitulés en son nom, il les faisait établir par la chancellerie royale et sceller de son propre sceau. Il en était de même pour sa femme, la reine Jeanne de Boulogne, quand celle-ci exerçait le « bail » en son propre nom; c’est le sceau de la reine de France qui authentifiait les actes concernant le duché. Du gouverneur que celle-ci nomma en Bourgogne, Olivier de Laye, seigneur de Solorjon, nous possédons des mandements, scellés de son sceau personnel: rien ne permet de supposer qu’il ait disposé d’un sceau qui aurait été un symbole de l’autorité souveraine dans le duché …23. En 1356, la reine recouvre le bail du duché, son mari étant captif; elle continue à s’intituler « Jehanne, par la grace de Dieu royne de France, haient en l’absence de Mgr le bail du duchié de Bourgoigne ». Et son grand sceau reste celui d’une reine de France. Tandis que, dès 1357–1358, son fils Philippe commence à user du grand sceau d’un duc de Bourgogne24. On ne voit pas que pendant ce véritable hiatus il y ait eu lieu de modifier les habitudes en ce qui concerne le scellement des actes. Tout au plus faut-il noter l’apparition d’un « secrétaire » attaché à la personne de la reine, puis du jeune duc, ce Pierre Cuiret que nous avons déjà rencontré. Le titre de secrétaire, jusqu’alors inusité en Bourgogne, vient évidemment de la chancellerie royale, comme Pierre Cuiret lui-même.

Un changement s’annonce avec la prise de possession de la Bourgogne par Jean le Bon. Par ses lettres de 1361, celui-ci maintient les prérogatives de la Chapelle-le-Duc et celles du chambellan en ce qui concerne l’émolument du sceau apposé aux lettres de grâce perpétuelle, sans préciser à qui il appartiendrait d’ordonner l’apposition de ce sceau; mais il précise que les autres documents seront pourvus de celui du gouverneur du duché25. Et, un peu plus tard, « Jehan Fouet de Paris, orfèvre et tailleur de seaulx demourant à Dijon » est rétribué « pour l’argent et façon d’un scel d’argent, tout pareil au scel de Mgr le lieutenant, lequel il li a fait pour ycelli laissier à maistre Jehan Chalemart, conseiller du roy nostre sire, pour l’expédicion des besoignes du duchié »26. [p. 388] Nous savons d’autre part que les pouvoirs du « lieutenant », Jean de Melun, comte de Tancarville, l’autorisaient à donner des lettres d’état à ceux qu’il retiendrait à son service, à remettre et pardonner les excès, crimes, délits et amendes, à rappeler les bannis, anoblir, légitimer, amortir, confirmer des privilèges et en accorder, donner des lettres de sauvegarde (27 juin 1362). Ainsi y aurait-il eu auprès du lieutenant du roi, ou de son locum tenens, une ébauche de chancellerie propre au duché, avec un sceau propre, existant de surcroît en double exemplaire …

L’intermède royal s’achève en 1364, et Philippe le Hardi prend possession du duché. Il semble n’avoir innové en rien. L’office de chancelier de Bourgogne continue à n’être que celui du responsable de la juridiction gracieuse; nous ignorons qui conservait par devers lui le grand sceau du duc; quant au sceau du secret, était-ce le chambellan qui le gardait, ou bien un secrétaire? Nous ne saurions le dire27.

En 1384, la mort de Louis de Male mettait le duc Philippe en possession de l’héritage de sa femme: comtés d’Artois, de Bourgogne, de Flandre, de Nevers, de Rethel, terres de Champagne, seigneuries de Salins et de Malines. Avec cet héritage, il recueillait les bureaux dont disposait le comte de Flandre. Or celui-ci, en dehors de la chancellerie propre du comté flamand, qui avait été unie à l’office de prévôt de Saint-Donatien de Bruges (un peu comme cela s’était passé en Bourgogne), disposait d’un chancelier attaché à sa personne, le « chancelier du comte ». Et M. Cockshaw a proposé de voir dans la création d’un nouvel office de « chancelier du duc de Bourgogne » l’adaptation aux circonstances nouvelles de ce qui existait en Flandre28. De fait, c’est le 15 mars 1385 que le duc instituait un chancelier, en la personne d’un avocat parisien qui avait été à la fois son conseiller et celui du roi, Jean Canard. Le duc ne supprimait ni la chancellerie de Flandre, qui restait au prévôt de Bruges, ni celle de Bourgogne, que détenait depuis 1376 Nicolas de Toulon, depuis peu évêque de Coutances et bientôt d’Autun. Mais la première restait confinée [p. 389] dans la tenue des renenghes, la seconde dans la juridiction gracieuse et le scellement des sentences du Parlement ducal. Et, vers la fin de 1387, Nicolas de Toulon cessait d’être le chancelier de Bourgogne29. Ce titre passait à Jean Canard; et le serment qui fut demandé à celui-ci et à ses successeurs restait celui des anciens chanceliers bourguignons, lesquels juraient de garder fidèlement les sceaux de la cour, de faire enregistrer les actes des particuliers et de leur rendre bonne justice30. En fait, le nouveau « chancelier de Bourgogne » se déchargeait de cette partie de ses attributions sur un « gouverneur de la chancellerie » qu’il avait le privilège de désigner lui-même31.

Avec l’institution de Jean Canard, le chancelier accédait à la garde du grand sceau ducal et au contrôle de tous les actes intitulés au nom du duc qui recevraient ce sceau. Il était placé à la tête d’une chancellerie constituée par un certain nombre de secrétaires parmi lesquels se distingue, à partir de 1413, un audiencier32. Et, en 1388, Philippe le Hardi prescrivait à ses Chambres des comptes d’entériner toute lettre ducale passée à la relation du chancelier, désormais interprète autorisé des décisions du Conseil ducal et véritable chef du gouvernement – même si le titre de « chef du conseil » fut institué pour un des conseillers ducaux à partir de 1400 –. C’est un clerc au temps de Philippe le Hardi; par la suite, le plus souvent, un laïc.

Le sceau du secret est confié à un autre qu’au chancelier. Il semble qu’en principe, cette charge appartenait au premier chambellan: quand fut institué, en 1431, un « audiencer du scel secret », c’est le chambellan qui recevait son serment. Mais le sceau en question peut se trouver effectivement entre les mains d’un valet de chambre ou d’un secrétaire. Et l’apposition du sceau secret ne paraît pas caractériser des actes émanant d’un service distinct de celui de la chancellerie: eu égard aux fréquentes absences du chancelier, on appose souvent aux lettres qui sortent de la chancellerie et qui devraient porter le grand sceau le « petit sceau », en mentionnant que celui-ci tient la place du premier.

[p. 390] Ainsi n’y a-t-il qu’un seul bureau d’écritures, celui que constituent les secrétaires du duc, dont le nombre est très inférieur à celui des secrétaires du roi de France. Assistés de clercs et de chauffe-cire, c’est eux qui assurent l’exécution matérielle des actes ducaux33.

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La validation de ceux-ci se fait donc normalement par l’apposition du sceau. Nous connaissons le sceau des ducs de Bourgogne depuis le XIème siècle, grâce à des dessins anciens étudiés par P. Gras34. Devenu équestre au temps d’Eudes Ier (1078–1102), il figurait le duc tenant une lance à bannière, type auquel se substitue durant le principat d’Hugues II (1102–1143) l’image d’un cavalier en armure brandissant une épée. C’est le type que nous rencontrons en 1150 dans la première empreinte conservée en original35.

L’écu armorié qui couvre le chevalier n’apparaît que sous Eudes III; la légende prend la forme + SIGILLVM HVGONIS (ou ROBERTI, ou ODONIS) DUCIS BURGUNDIE.

Un contresceau apparaît sous Hugues III. Mais, en réalité, il s’agit d’un deuxième grand sceau dont l’empreinte figure au revers du premier. Hugues avait épousé Béatrice, comtesse d’Albon; et, tandis qu’à l’avers figure le chevalier [p. 391] brandissant son épée avec la légende déjà citée, le revers, de mêmes dimensions, représente la ville de Vienne, dans son enceinte, l’écu au dauphin figurant dans le bas, et la légende conçue sous la forme SIGILLVM HVGONIS COMITIS ALBONII. La dissolution de l’union personnelle des deux principautés à la mort d’Hugues III mit fin à l’emploi de ce curieux sceau36. Un véritable contresceau fait son apparition avec le SECRETUM HVGONIS, de 1234, déjà cite37. Par contre, sous Robert II, le contresceau s’individualise et se distingue du sceau secret: il représente un écu de Bourgogne dans un cadre polylobé. Ce qui est un type très proche de celui du sceau secret. Aussi Eudes IV utilise-t-il en 1331 « le contre-seaul de nostre grant en l’absence du seaul de nostre secreit »38. La légende du contresceau, en 1302, porte SCDM CONTRAS … DVC. BURG; sous Eudes IV, CONTRAS. ODONIS DVCIS BVRGVNDIE39.

En 1330, les comtés d’Artois et de Bourgogne sont réunis au duché par la mort de Mahaut d’Artois qui les laisse à sa petite-fille Jeanne de France. Eudes IV ne modifie ni son sceau, ni son contresceau. Par contre Philippe de Rouvres, tout en maintenant dans le champ de l’écu les seules armes de Bourgogne, se donne dans la légende ses titres au complet: PHVS. DVX BVRGVNDIE. COMES ATTRABATENSIS ET BVRGVNDIE PALATINVS. BOLONIE ET ARVERNIE. AC DNS. DE SALINIS40.

Philippe le Hardi, à partir du moment où l’héritage de sa femme est venu grossir ses possessions, s’efforce de manifester dans le dessin du sceau la notion d’une union personnelle. Le chevalier, dans le champ, porte un écu aux armes de Valois-Bourgogne, qui ont remplacé celles de Bourgogne41; quatre autres écus sont implantés à côté de lui; ce sont ceux de l’Artois, de la Frandre, de la Comté et de Rethel. Et le contresceau associe cinq écus dans un quatrelobe42. En 1402, le duc donne à son fils Antoine le comté de Rethel; il faut briser le grand sceau et le contresceau, et refaire des exemplaires où ne figurent plus les armes de Rethel, tandis que le nom du comté disparaît de la légende [p. 392] qui, en 1384, était devenue: SIGILLVM PHILIPPI FILII FRANCORVM REGIS ET PARIS FRANCIE, DVCIS BVRGVNDIE, COMITIS FLANDRIE, ARTESII ET BVRGVNDIE PALATINI, DNI. DE SALINIS, COMITIS REGISTESTENSIS ET DOMINI DE MALINIS43.

Les duchesses ont aussi leurs sceaux. Et celui d’Alix de Vergy retient l’attention. La duchesse Alix, qui gouverna le duché pour son fils mineur de 1218 à 1229, et qui continua à jouir d’une autorité qu’atteste le nombre d’arbitrages et de confirmations où elle intervient, appose parfois son sceau à côté de celui de son fils (en 1227, celui-ci recourt au sceau de sa mère faute d’en avoir un qui lui soit propre). Elle est représentée à cheval, assise en amazone, représentation qui ne devait être reprise qu’après la mort de Charles le Téméraire, par sa fille Marie, et qui doit symboliser l’autorité dont l’une et l’autre furent investies. Les autres duchesses sont figurées debout dans un sceau en navette; Agnès et Jeanne de France rappellent leur filiation royale dans la légende44.

Le sceau du secret a adopté dès la fin du XIIIème siècle le type armorial. Les ducs portent un écu de Bourgogne dans un cadre polylobé; les duchesses, Béatrix de Champagne ou Agnès de France, utilisent une légende (SIGILLVM BEATRICIS [ou AGNETIS] DVCISSE BVRGVNDIE) alors que le petit sceau du duc est sans légende45. Philippe le Hardi, quand il était lieutenant du roi « ou duchié de Bourgoigne » en 1364, portait dans son sceau secret son écu de duc de Touraine; devenu duc, il lui substitue celui de Valois-Bourgogne. Après 1384, il adopte un nouveau type qu’on voit par exemple en 1396: un écu de Valois-Bourgogne au centre, d’autres écus l’entourant; l’écu central sommé d’un cimier fleurdelysé et accosté des lettres P et M46.

[p. 393] A l’inverse du grand sceau, du contresceau et du sceau du secret, le sceau de la cour a gardé un type immuable, mis à part la substitution des mots SIGILLVM CVRIE DVCATVS BVRGVNDIE à CVRIE DVCIS au temps de la réunion du duché par Jean le Bon; à ce moment-là aussi apparaissent une tenture et un dais, la première semée de fleurs de lys. L’image représente un personnage assis sur un banc, appuyant une main sur l’écu de Bourgogne et posant l’autre sur un livre ouvert sur un pupitre. Les armes de Valois-Bourgogne remplacent celles des ducs capétiens en 1364. On peut seulement noter des modifications dans l’exécution: ainsi, en 1387, refait-on les trois sceaux en usage à la chancellerie aux contrats « pour ce que ils estoient tuit effeciez »; « et estoient reffaiz autres scelx touz nuefz à la samblance des dessus diz … et il y a en différence ou champ entre les deux piez de l’ymaige de Mgr dues petites flours de lis ferues au tast, ou contrescel une petit flour semblable dessoubz l’escu, et au petit scel une fleur de lis dessus l’escu »47. Toutefois il faut noter que ces sceaux existent en plusieurs exemplaires (le graveur Courselin reçut en 1396 56 francs 5 sous « pour sa payne de avoir gravé XV sceaux de cuyvre, et pour les signes de la chancellerie du duchié de Bourgoingne »), des gardes du scel existant dans chaque lieutenance de la chancellerie. Le sceau aux causes lui-même n’est pas unique48.

Il convient d’ajouter l’existence du signet, que le duc portait sans doute en bague, et dont de nombreux types sont connus, sur lesquels nous nous bornerons à renvoyer à l’étude que Mme Rey-Courtel a consacrée à La chancellerie d’Eudes IV, duc de Bourgogne.

Les plus anciennes empreintes conservées des sceaux ducaux sont sur cire blanche, ou sur cire vierge: tel celui d’Eudes II, en 1150. Mais déjà la charte de commune de Dijon, accordée à cette ville en 1187, est scellée en cire verte sur lacs de soie rouge et verte, tout comme le contrat de mariage passé entre Robert II et la jeune Agnès de France. C’est en cire verte, sur lacs de soie rouge, verte et jaune, qu’est scellée la donation de l’office de gruyer de Bourgogne à Renaud de Gerland, en 1347; un acte de Robert II, de 1283, porte encore des lacs de soie verte; le testament de Philippe de Rouvres était scellé de cire verte, tandis que la lettre d’Hugues IV à Agnès de France contenant engagement [p. 394] de mariage (1272), également scellée de cire verte, emploie une cordelette de soie rouge49. La couleur de la soie semble donc n’avoir qu’une importance relative; mais celle de la cire également: l’hommage que rend Robert II au roi de France pour la châtellenie de la Perrière est scellé sur lacs de soie verte d’un sceau de cire brune50. De fait, le duc reconnaissait au doyen de la Chapelle-le-Duc et au chambellan l’émolument des lettres scellées sur lacs de soie, sans mentionner la couleur de ceux-ci, ni celle de la cire.

Et la plupart des chartes ducales sont pourvues d’un sceau de cire blanche ou brune, appendu le plus souvent à une double queue de parchemin51. Ainsi se présentait celle que les religieux de Cîteaux exhibèrent devant le duc Robert II en 1288, et qui émanait d’Eudes III; le sceau attira l’attention du singe familier du duc, qui s’empressa de l’arracher, et il fallut établir un vidimus qui relatait cet accident52.

Le sceau du secret est ordinairement apposé sur cire rouge, même dans tel acte solennel où le petit sceau du duc Eudes IV est appendu à une cordelette de soie rouge, aussi bien que quand il est plaqué53. Sous Philippe le Hardi, il devient régulier de sceller en cire rouge les actes pourvus du grand sceau, lorsqu’il ne s’agit pas d’actes solennels pour lesquels on utilise la cire verte. La cire jaune, brune ou blanche est sortie de l’usage.

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L’évolution de la titulature ducale correspond à celle des sceaux. Ici aussi, il s’agit de tenir compte du caractère composite d’un état princier issu de l’union [p. 395] personnelle de plusieurs grandes seigneuries. Jusqu’en 1330, la forme dux Burgundie (ou dux Burgondie) est seule en usage, en version latine ou française, exception faite pour la période pendant laquelle Hugues III, ayant réuni le Dauphiné à son duché, se titre dux Burgundie et Albonii comes (1183–1192) – et même une fois avec Dei gratia –. Toutefois, en 1327, traitant des conditions dans lesquelles se transfère à Auxonne l’atelier monétaire qui frappait jusque-là les deniers digenois, Eudes IV commence l’acte par « Nous Eudes, dux de Bourgoigne et cuens d’Auxonne », faisant revivre le titre des anciens comtes de Bourgogne, seigneurs d’Auxonne, à qui Hugues IV avait acheté cette place en 1237. Il s’agissait de préciser ses droits sur ce comté où il échappait à la nécessité d’observer les ordonnances royales54.

En 1330, Eudes IV adopte la titulature « duc de Bourgogne, comte d’Artois et de Bourgogne palatin, sire de Salins » – alors que, nous le savons, il garde celui de « duc de Bourgogne », seul, sur son sceau –. Philippe de Rouvres, héritier par sa mère des comtés de Boulogne et d’Auvergne, se titre « duc de Bourgogne, comte d’Artois et de Bourgogne palatin, de Boulogne et d’Auvergne, sire de Salins »55. L’état bourguignon se dissocie en 1361. Philippe le Hardi, précédemment appelé « Philippe, fils de roy de France, son lieutenant au duchié de Bourgoigne, duc de Touraine », se désigne à partir de 1364 comme « filz de roy de France, duc de Bourgoingne et lieutenant de Monseigneur le roy en la province de Lyon »56; cette dernière appellation disparaît en 1367, quand la lieutenance lui est retirée. Mais il modifie sa titulature en 1384, pour s’appeler « filz de roy de France, duc de Bourgogne, comte de Flandre, d’Artois et de Bourgogne palatin, sire de Salins, comte de Rethel et seigneur de Malines ». L’attribution de Rethel à son fils Antoine fait disparaître le nom de ce comté de la titulature ducale en 1402. Mais, à la mort du duc, son successeur, Jean, ne se dit plus que « duc de Bourgogne, comte de Nevers et sire de Donzy » (ces derniers titres étant ceux qu’il portait depuis 1385), en attendant [p. 396] que la mort de sa mère, en 1405, lui permette de reprendre la titulature des dernières années de son père – au « filz le roy de France » près57.

Pour les duchesses, il convient de noter qu’Alix de Vergy, veuve d’Eudes III et régente, est toujours qualifiée de ducissa Burgundie; après 1229, son fils étant majeur, on l’appelle d’ordinaire Alaidis ducissa mater ducis Burgundie. Yolande de Bourbon et Béatrix de Champagne sont appelées ducissa Burgundie; Agnès et Jeanne de France rappellent leur filiation royale en se disant « fille le roy de France, duchesse de Bourgoingne »; mais la première, par exemple dans un acte de 1318, se dit « Nous, Aignès, fille du saint roy Loys, duchesse de Bourgoingne »58. La seconde après la mort de sa mère, ajoute à sa titulature « comtesse d’Artois et de Bourgogne palatine, dame de Salins »59.

Quant à Marguerite de Flandre, ses titres s’énoncent ainsi: « duchesse de Bourgogne, comtesse de Flandre, d’Artois et de Bourgogne palatine, dame de Salins, comtesse de Rethel et dame de Malines » – de même que Jeanne de Boulogne, avant de se remarier avec Jean le Bon, énumérait les mêmes titres que ceux que reprit Philippe de Rouvres, son fils.

Lorsque l’auteur de l’acte exerce le gouvernement pour le duc absent, ou mineur, la chose est précisée à la suite de sa titulature, au moins au XIVème siècle. Car le futur Eudes III, remplaçant son père alors en Terre Sainte, se dit seulement filius ducis Burgundie, et Alix de Vergy, ducissa Burgundie60. La reine Jeanne, et même à l’occasion Jean le Bon61, rappellent qu’ils ont le « bail » du jeune Philippe de Rouvres. Marguerite de Flandre, remplaçant son mari dans le gouvernement du duché, ajoute à ses titres « ayant en l’absence de Monseigneur le gouvernement de ses dits duchié et conté de Bourgoigne ». On peut d’ailleurs remarquer que, dans les actes établis en cette qualité, la duchesse ne paraît guère se servir de son propre sceau, mais annonce l’emploi [p. 397] d’un sceau en l’absence, qui est souvent le petit sceau de la cour de chancellerie. Le dessin de celui-ci, en effet, représentant l’écu aux armes du duc dans un cadre polylobé, présentait une grande similitude avec celui du sceau du secret, et ceci a pu inciter à l’employer dans ce cas62.

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Est-il possible de définir des catégories d’actes ducaux antérieurement au temps d’Eudes IV? Le type dominant, aux XIIème et XIIIème, siècles, est celui de la charte, c’est-à-dire de la lettre patente scellée soit sur double queue, en cire blanche ou brune, soit sur lacs de soie, en cire verte ou en cire blanche. Une tentative se révèle, sous Eudes III, pour adapter à la Bourgogne le formulaire des diplômes royaux, avec la phrase salutem in perpetuum et le signum des grands officiers précédé de astantibus in palatio. Elle a été sans lendemain63.

Certaines chartes prétendent à un effet perpétuel: Robert II scelle sur lacs de soie, en faveur de Fontenay, un acte dont le sceau sera apposé in cujus rei testimonium et munimen perpetuum64. Mais le formulaire de cet acte ne se distingue pas autrement.

La lettre commence presque toujours sans invocation65. Le nom et la titulature du duc sont précédés ordinairement de Ego, Nos, ou leur équivalent en français; ils sont suivis d’une formule de notification avec adresse générale66. L’annonce du sceau est de règle67. On relève encore les noms de témoins, [p. 398] dont nous avons déjà signalé la disparition progressive, dans un acte de la duchesse Alix, en décembre 122868. Lorsque, par la suite, on retrouvera une liste de témoins, c’est qu’il s’agit de documents exceptionnels, qu’on peut assimiler à des contrats ou à des testaments.

Il convient de faire une place à part aux chartes ducales qui notifient des donations ou des accords émanant de tiers. En ce cas, l’annonce du sceau comporte une formule telle que ad preces dictorum, ad preces et instantiam predictorum hominum, ad instantiam predicti comitis, ad petitionem dictorum, ou bien se transforme en sigillo nostro confirmo69. S’il s’agit d’un acte proprement ducal, cette annonce, qui n’est pas stéréotypée, peut être in cujus rei testimonium presentibus litteris sigilli nostri appositione munivi, ou in cujus rei testimonium presentem paginam sigillo meo confirmavi, ou encore quod ut ratum permeneat in futurum, litteras sigillo nostro tradimus roboratas70. En français, « En tesmoing de ce » ou « En tesmoignage de vérité » sont en usage. Cette annonce du sceau est suivie de la date71.

Du formulaire de la charte se dégage, vers la fin du XIIème siècle, celui du mandement. En 1195, lorsqu’Eudes III prescrit à son prévôt de Beaune de veiller à l’exécution d’une sentence rendue en faveur du prieuré de Saint-Étienne, l’acte commence à la façon d’une lettre patente (Odo dux Burgundie omnibus ad quos littere iste pervenerint, salutem. Sciatis nobis gratum esse), pour s’achever par un ordre: Districte precipimus ne quis super eadem possessione predictam ecclesiam audeat molestare, precipientes preposito Belnensi ut72. Par la suite, c’est le nom du destinataire de l’ordre qui figure dans l’adresse, sous la forme Preposito nostro Belnensi salutem, ou Omnibus prepositis et balivis nostris salutem.

[p. 399] Les Capétiens du XIIIème siècle usent d’autres formes diplomatiques, telles que celle de la lettre missive, qu’a employée Hugues IV dans la lettre relative au mariage de Robert son fils (Illustrissime sue domine Agneti, sorori excellentissimi domini sui Philippi Dei gratia regi Francorum, salutem et se paratum ad ejus beneplacitum et mandatum). Mais cette lettre s’achève par Acta sunt hec in presentia predictorum testium rogatorum; sigillo etiam nostro sigillata sunt cum predictis in testimonio veritatis. En réalité, cette lettre a pour objet de constituer le douaire de la future duchesse, et les conseillers du duc mettent leur sceau à cet engagement73. Mais il existe d’autres actes où le sceau ducal s’associe à celui d’un prélat, ou à celui de la duchesse.

Quant à la datation, toujours exprimée dans le style de Pâques74, elle est habituellement introduite par Actum anno Domini, plus rarement, dans des actes qui se veulent solennels, par Datum et actum. Le nom du mois est donné, sans régularité, sans quantième. C’est seulement sous Robert II que s’introduit l’usage de fixer la date du jour par rapport au calendrier liturgique, peut-être à l’imitation des actes reçus par les notaires ducaux75. La datation par le quantième ne s’est imposée que dans les toutes dernières années du gouvernement d’Eudes IV.

Quant à la langue employée, c’est le latin qui est d’usage habituel jusqu’aux environs de 1260. Il cède alors la place au français, déjà utilisé dans les actes de la région à une époque antérieure. Tout en retenant des formes dialectales propres à la Bourgogne, ce français s’apparente au français littéraire dont il se rapprochera totalement au temps des Valois seulement. Quant au latin, il est encore fréquemment employé jusque sous Hugues V (1306–1315).

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La diplomatique ducale paraît donc avoir dégagé certains types d’actes au temps d’Eudes III, d’Hugues IV et de Robert II. Peut-être même certaines réformes [p. 400] (comme l’introduction de la date du jour vers 1280) ont-elles été adoptées de façon autoritaire. Mais c’est sous Eudes IV que nous assistons à une plus grande diversification, et nous ne pouvons que renvoyer ici à l’étude de Mme Rey-Courtel76.

Les lettres patentes, ou « chartes », normalement scellées du grand sceau, offrent une grande variété. Il suffit pour s’en persuader de comparer l’acte constitutif de la gruerie de Bourgogne, charge dont fut investi Renaud de Gerland, acte scellé en cire verte sur lacs de soie, à la constitution de la rente accordée à la nourrice de Philippe de Rouvres, scellée de cire brune sur double queue77. Les éléments essentiels sont les mêmes: suscription, adresse générale incluse dans la notification, dispositif assorti de clauses où se trahit l’influence de la chancellerie royale (certaine science, grace especiaul), annonce du sceau et date; mais les variations peuvent être infinies. Dans les lettres scellées sur lacs de soie, on a relevé une fois la présence de l’invocation, parfois une adresse générale suivie d’un salut, rarement un préambule, plus souvent un exposé qui peut, dans des lettres moins solennelles, se réduire au rappel de services rendus, l’emploi de verbes redondants (« donnons et octroyons », précédé de « avons donné et octroyé »), des clauses de réserve, d’obligation, de promesse, plus ou moins développées, enfin une annonce du sceau évoquant le caractère perpétuel de la concession78. Certes, le duc établit, ne fût-ce que pour des raisons de taxation, une différence entre les lettres sur lacs de soie et les autres; cette différence n’est pas nettement tranchée.

Certaines lettres sont même scellées du grand sceau sur simple queue: Mme Rey-Courtel propose d’y voir la survivance d’une forme imitée de la chancellerie royale et introduite dans le cours du XIIIème siècle.

[p. 401] A ces chartes s’opposent, de façon plus nette, les mandements, que caractérisent la validation par le sceau du secret et son apposition sur simple queue. Très souvent d’ailleurs, la languette de parchemin découpée en bas du document est repliée sur elle-même et insérée dans une fente ménagée ad hoc pour lui donner plus de solidité.

Le mandement comporte une adresse particulière, précédant un salut. On constate toutefois que telle lettre de rémission accordée par Eudes IV à un meurtrier condamné par la mairie de Dijon, si elle est bien scellée « du sceaul du secret de Mgr le duc », est rédigée à la manière d’une lettre patente, à cela près qu’elle comporte la clause que voici: « Mandons et commandons pour la tenour de ces lettres à tous noz justiciers, officiers et subgiez, prians et requerans tous aultres qui ces lettres verront, que ledit Regnault pour ledit fait ne empeschent ne molestent en aucune manière », clause dont on retrouve l’équivalent dans telle lettre patente79. Mais d’ordinaire, le mandement est mieux défini: « Eudes, dux de Bourgoigne, contre d’Artois et de Bourgoigne palazins et sires de Salins, à nostre trésorier de Salins. Salut. Nous avons … Si vous mandons que … Et tant en faites que on n’en retourneit à nous pour vostre deffaut … Donné à …, le … » Parfois, après cette conclusion, le duc a fait ajouter un nouvel élément: « Et prenez lettres dudit … et les apportez à nosdiz comptes. Donné comme dessus »80.

Certains mandements sont des lettres de commission, où les mots « vous mandons » peuvent être remplacés par « vous commettons » ou complétés par eux81. Mais, ici aussi, nous trouvons une clause du genre de « Faites tant de ces chouses que l’on ne en vaigne plux à nous »82. Et Mme Rey-Courtel a mis en évidence le caractère particulier d’autres lettres expédiées selon la même forme diplomatique, notamment en matière financière: cédules contenant reconnaissance de dette, mandats de paiement, quittances, etc.

[p. 402] Mais, qu’il s’agisse de lettres patentes ou de mandements, on voit s’introduire sous Eudes IV une particularité nouvelle: l’emploi du signet. Non seulement le duc valide par son signet, en l’absence d’autre sceau, des documents administratifs (à partir d’août, septembre ou octobre 1338), ainsi sans doute que sa correspondance personnelle; mais on voit apparaître l’usage de plaquer un signet à la fin de la teneur des actes, lorsque ceux-ci sont validés par le sceau ducal pendant. L’emploi du signet ressort, par exemple, des « estaichemens » qui accompagnent l’arrêt du compte du dépensier de l’hôtel ducal, Jean Bourgeoise, en 1342, et où il est fait référence à des pièces justificatives: « de Mgr Regnaut de Baisse, par la lettre le duc soignée dou seaul Viardot, faite l’an XLI, 24 livres cire; – de li par la lettre le duc signée dou signot Guiot Pigne, vin 1 muy et demi, mesure de Beane, avoine 2 émines 1 bichot; – de li par la lettre le duc dou signot J. Bourgeoise, 16 livres; – de li par la lettre le duc, l’an XXXIX, soignée dou seaul chapelain de Lenthenay, 35 livres 1 quarteron cire … »83. Il est fait allusion à autant de mandements ou de cédules portant, en même temps que le sceau du duc, le signet du responsable de la dépense ainsi mentionnée. Ce signet est plaqué en bas de l’acte, à la fin de la teneur84.

On trouve le même signet en bas des lettres patentes du duc de Bourgogne, où il occupe la place où, dans les lettres royaux du même temps, on cherche le seing du secrétaire responsable de la mise en forme de l’acte, ou bien des mentions hors de la teneur qui font savoir de qui émane l’ordre de rédiger celui-ci85.

Cet usage du signet se différencie donc de celui qu’on a relevé à la chancellerie royale, où le signet du roi est utilisé pour valider certains actes. Ici, ce n’est pas la validation qui est en cause: mais cette empreinte est une véritable mention de service. Et nous avons déjà eu l’occasion de signaler que l’on rencontrait dès la fin du XIIIème siècle, chez les notaires en particulier, l’habitude [p. 403] de plaquer un signet en guise de signature du rédacteur, en même temps que pour interdire toute adjonction à la fin de l’acte. Il serait donc possible que nous ayons ici affaire à l’introduction d’un usage localement assez répandu, à la faveur de l’emploi des mêmes clercs, qui remplissaient les fonctions de notaires publics, pour la rédaction des actes ducaux86.

Une formule nouvelle fait son apparition, qui trahit sans doute une influence venue de la chancellerie royale, comme le suggère Mme Rey-Courtel: ce sont les mandements, également scellés en cire rouge sur simple queue, du sceau du secret ou d’un signet, qui portent en vedette De par le duc de Bourgoigne et commencent par une apostrophe (du type « Trésorier de Dole. Nous vous mandons », ou bien « Nous voulons et vous mandons ») en s’achevant par « Donné à », suivi de la date. On en rencontre dès 1328, et ce mode de rédaction s’emploie aussi bien pour des lettres de rémission qu’en matière financière87. Il existe des lettres closes, qui sont rédigées sur ce modèle, et on a même conservé en Artois des lettres de ce genre qui sont validées par un sceau plaqué, sans que l’on puisse dire avec certitude s’il s’agit d’un usage propre à ce comté88. Si l’on ajoute à ces catégories celle des lettres missives de rédaction variée, on a l’impression que l’époque du duc Eudes IV a vu s’effectuer, au sein du bureau d’écritures ducal, un travail qui tendait à donner à la diplomatique ducale des traits particuliers. Nous ignorons si, déjà, on avait dégagé le [p. 404] type propre aux ordonnances, dont nous trouvons le premier exemple sous Philippe de Rouvres, et qui se présentent comme une lettre patente annexée à un mémorandum89.

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Un moment capital de l’évolution des institutions bourguignonnes se place à la fin du principat d’Eudes IV, avec la prise de possession du duché, en tant que « bail » de son petit-fils Philippe de Rouvres (1349–1356), puis comme héritier de ce dernier (1361–1364), par Jean le Bon90. Nous savons que ce dernier n’a pas fait confectionner de grand sceau particulier au duché; nous ignorons même dans quelle mesure, à partir de 1361, le lieutenant général, Tancarville, ou son alter ego Jean Chalemart ont usé du sceau confectionné à leur intention; leur successeur, le duc de Touraine, a usé de son sceau secret personnel pour valider ses actes en tant que gouverneur du duché. Subsiste-t-il alors une « chancellerie » bourguignonne attachée à la confection des actes intéressant la Bourgogne? On sait seulement que telle lettre patente de Jean, alors duc de Normandie, porte la mention « Par Monseigneur le duc. Fouvanz », sur le repli, ce qui atteste que Guillaume de Fouvent, qui écrivait les actes d’Eudes IV, a écrit au moins celui-là pour Jean le Bon91. Mais on perd ensuite toute trace du bureau d’écritures propre à la Bourgogne pour ne le retrouver qu’au moment où le roi Jean est captif des Anglais et où sa femme, totalement laissée en dehors du gouvernement du royaume qu’exerce l’aîné de ses beaux-fils, revient à Dijon avec ses enfants et y constitue une équipe gouvernementale, qui va se dissocier à la mort de Philippe de Rouvres91: le secrétaire Pierre Cuiret, venu de Paris avec la reine, y tient une place importante.

De l’incertitude qui règne en Bourgogne pendant ces années-là témoignent des formes hybrides. Telle cette concession à Marguerite de Perreux, intitulée [p. 405] au nom de la reine Jeanne et de son fils le duc Philippe (6 juillet 1358) qui, malgré l’emploi du grand sceau, évoque invinciblement le formulaire des actes reçus par-devant la chancellerie aux contrats92. Mais déjà se révèlent l’adoption d’usages nouveaux, dont le même Cuiret a pu encourager l’introduction.

Si l’on voit figurer dans les actes de la reine Jeanne, en mai 1359 par exemple, la mention hors de la teneur « Par la dicte royne à la relation du conseil, P. Cuiret », il est possible d’admettre que la reine de France aurait pu emprunter les services de la chancellerie royale. Mais plusieurs actes de Philippe de Rouvres contiennent des mentions analogues: « Par Mgr le duc, presens les dessus nommés. Philibert (?) »; « Par Mgr le duc, presens les dessus nommés et plusieurs autres. P. Cuiret »; « Par Mgr le duc en son conseil ou estoient … » avec la même signature93. Aussi apparaît-il que c’est bien le bureau d’écritures fonctionnant en Bourgogne, auprès de ce « conseil de Madame pour ses besognes du duché » dont nous connaissons l’existence d’autre part94, qui a rédigé ces actes. Et, dès lors, un usage « bourguignon » a disparu: celui de l’emploi du signet plaqué au bas de la teneur. Et ceci se maintient lorsque Philippe le Hardi prend la lieutenance du roi dans le duché: le secrétaire Jean Blanchet signe tel acte après y avoir écrit « Pour le roy, par Mgr le duc en son conseil »; en 1365, Philippe étant devenu duc de Bourgogne, il en fait autant après la mention « Par mandement de Mgr le duc a moi fait par ses lettres closes »95. On ne trouve la mention « Par Mgr le duc à votre relation » qu’à partir [p. 406] du moment où le chancelier porte le grand sceau96. Mais l’usage de la mention de celui qui a commandé l’acte et la signature du secrétaire sont désormais de règle97.

Un autre usage de la chancellerie bourguignonne au temps des Capétiens a également disparu: c’est l’emploi de la cire blanche ou brune pour le scellement des actes ducaux. Désormais tous sont scellés soit en cire rouge, soit en cire verte.

L’emploi du sceau de cire verte, sur lacs de soie rouge et verte, permet de reconnaître les lettres patentes à caractère solennel, auxquelles les ordonnances réservent le nom de « chartes ». Leur rédaction se conforme à un schéma que nous empruntons ici à une lettre de rémission98:

« Philippe, filz de roy de France, duc de Bourgogne. Savoir faisons à tous presens et advenir à nous de la partie de … avoir été exposé que … Nous, à icellui … vuilliens impartir nostre grace et à lui pardonner toute la coulpe qu’il peut avoir oudit fait. Pour quoy nous, considéré ce que dit est … avons quitté, remis et pardonné, quittons, remettons et pardonnons par ces presentes, de grace especial … Si donnons en mandement … Et que ce soit ferme chose et estable à tous jours, nous avons fait mettre nostre seel à ces présentes, sauf en autres choses nostre droit et l’autrui en toutes. Ce fut fait à Arraz, le XXe jour d’aoust, l’an de grace 1383. – Par Mgr le duc. J. Le Mol ». Et le copiste précise que cette lettre était « sellée du seel de feu Mgr le duc, … en laz de soye et cire vert ». Ici, la date comporte un quantième; il manque dans les lettres par lesquelles le même duc concède à la ville de Dijon le port d’un chef à ses armes99.

Les lettres moins solennelles sont scellées de cire rouge, sur double queue. On y retrouve, soit l’adresse générale suivie du salut, soit la forme « savoir faisons à tous ceux qui les lettres verront ». Le dispositif est d’ordinaire complété par « Si donnons en mandement à tous noz officiers » et par « Nonobstant toutes ordonnances, mandements, deffenses et restrinctions à ce contraires ». La formule « Car ainsi nous plait il estre fait » n’apparaît que sous Philippe le Bon100.

[p. 407] Le sceau est annoncé par « En tesmoing de ce, nous avons fait mettre notre seel en ces presentes », et, lorsqu’il y a lieu, on lit « en tesmoing de ce, nous avons fait mettre à ces lettres le petit scel de nostre cour », ou tout autre, « en absence du nostre ». La date affecte la forme: « Donné à Argilly, le vingtiesme jour de septembre, l’an de grace 1375 »101.

Les « lettres en simple queue » sont essentiellement les mandements. Ils comportent une adresse particulière, une formule de salut (souvent « salut et dilection »). La notification peut être immédiatement suivie des mots « nous vous mandons », ou ceux-ci suivre un bref exposé (ainsi Philippe le Hardi écrit le 15 septembre 1382 à ses grenetiers et contrôleurs de greniers à sel: « Nous envoions presentement nos veneurs … Si vous mandons … »102. Le dispositif s’achève d’ordinaire par « nonobstant quelconques ordonnances, mandements ou deffenses à ce contraires ». Et la date suit, sans être précédée de l’annonce du sceau, si celui-ci est bien celui qu’on s’attend à y trouver, c’est-à-dire s’il n’a pas fallu le sceller d’un « sceau en l’absence ».

Il nous semble que sous Philippe le Hardi, c’est le sceau du secret qui validait les mandements. Ainsi trouve-t-on dans le texte des instructions données sur la levée de la gabelle, en 1393: « Donné en nostre chastel de Talent soubz le petit scel de nostre court en l’absence de nostre secret »103. Mais, au début du principat de Jean sans Peur, peut-être en raisons d’abus dont le secrétaire Jean de la Vaul aurait été responsable104, les chambres des comptes ont refusé de faire exécuter les mandements ayant des conséquences financières s’ils ne portaient pas le grand sceau et n’avaient pas été passés devant le chancelier. [p. 408] En 1414, en 1417105, on précise que des mandements sont scellés « du scel du secret en l’absence du grant » et, désormais, c’est celui-ci qui leur est apposé.

C’est à la forme des mandements que se rapporte celle des ordonnances, qui sont ainsi conçues: « C’est l’ordonnance faite par nous, duc de Bourgoigne, sur les capitaines de nos chasteaux et forteresses … le VIIe jour d’aoust l’an 1374, donné à Villers le Duc soubz notre seel l’an et le jour dessus diz. – Par Mgr le duc. J. Blanchet », ou « C’est l’ordonnance faite par Mgr le duc … sur le fait et gouvernement de sa vénerie … Ceste presente ordonnance faite à Lens en Artois par Mgr, en la presence de … et de …, son maistre veneur, lequel l’a eue aggréable et promis de la tenir sans enfreindre en aucune manière, le 23e jour de juing 1405. – Fortier ». Dans les deux cas, elles sont validées par le sceau du secret, sur simple queue106.

Les lettres de sceau plaqué – ces « placards » que l’administration des Habsbourg employa avec prédilection – sont largement utilisées, et cela dès avant l’accession de Philippe le Hardi au duché107. Elles commencent par la formule « De par le duc de Bourgoigne » (la titulature ducale est souvent abrégée, mais sans régularité), placée en vedette à la partie supérieure. Une apostrophe précède le texte, qui présente souvent beaucoup de parenté avec celui des lettres en simple queue, exception faite pour le libellé souvent abrupt de l’ordre qui fait l’objet de l’acte108. C’est par le sceau du secret, plaqué en bas et à droite, que sont validés ces documents. Il n’est pas exclu que le succès de ces placards ait entraîne un certain recul de l’emploi des lettres en simple queue, lorsqu’il s’agissait de la mise en forme de décisions d’ordre administratif, et que ceci ait favorisé l’emploi exclusif du grand sceau pour les lettres en simple queue.

[p. 409] Les lettres closes ont, elle aussi, la formule « De par le duc de Bourgogne […] » en vedette. Mais, ici l’apostrophe prend la forme « Très cher et bien amé »: il n’est pas inutile de rappeler que le nom du destinataire figure au dos du document. La lettre s’achève sur un souhait (« Nostre Sire soit garde de vous »). La date s’exprime ainsi: « Escript à …, le … », sans que le millésime soit généralement précisé. Ces lettres sont ordinairement signées par un secrétaire; l’usage, pour le duc, d’y apposer également sa signature s’introduit sous Jean sans Peur109.

On aura constaté qu’aucun de ces types d’actes n’affecte une forme véritablement originale. Lettres patentes, de toute sorte, lettres de sceau plaqué, lettres closes apparaissent très semblables à celles que rédige, au temps de Charles V et de Charles VI, la chancellerie des rois de France. Lorsque Philippe le Hardi prend possession du duché, en 1364, et même quand il y était seulement lieutenant du roi, les diverses formules sont déjà en place. On ne constate pas que l’incorporation d’un nouveau personnel venu de l’entourage de Louis de Male, qui a cependant considérablement étoffé l’effectif de ce qui va devenir la chancellerie du duc, se soit accompagnée de l’introduction de formes diplomatiques qui auraient pu être empruntées à la chancellerie du comte de Flandre. C’est vraiment la rédaction des actes, telle qu’elle était pratiquée à la chancellerie royale au temps de Jean le Bon, qui s’est imposée aux secrétaires travaillant pour le nouveau duc de Bourgogne, et probablement déjà pour son prédécesseur, Philippe de Rouvres. Par contre, une évolution se dessine, qui donnera son originalité à la chancellerie bourguignonne; en partant des mêmes modèles, chancellerie royale et chancellerie ducale suivront des voies différentes.

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[p. 410] Il faut, très brièvement, évoquer les actes qui, sans être rédigés au nom du duc, n’en émanent pas moins de ses administrations et qui invoquent son autorité.

En premier lieu, il s’agit de la « cour du duc », c’est-à-dire de l’institution qui donne valeur exécutoire aux actes reçus sous son sceau. Dès les environs de 1230, le duc intervient dans ce domaine, lorsque les actes en question concernent Dijon, de façon indirecte, puisque c’est par le double sceau du doyen de la Chapelle-le-Duc et du doyen de chrétienté que sont authentifiés les contrats passés entre particuliers. Mais, dès 1271, les contractants s’obligent à respecter les conventions passées entre eux comme s’il s’agissait de sentences rendues par la cour ducale, et demandent le sceau de cette cour. En 1275, le notariat est en place, et le notaire met son nom sur l’acte. Celui-ci s’ouvre par une invocation et par la date du jour où les parties se sont présentées devant le notaire. A la fin de l’acte, celles-ci se soumettent à la juridiction de la cour du duc dont elles demandent le sceau. L’acte est alors reconnu comme passé en présence du notaire et de deux témoins, « l’an et le jour susdits ».

En fait, de bonne heure, le « sceau de la cour » a été décentralisé. Avant 1329, sans doute, le chancelier a des lieutenants dans un certain nombre de villes du duché, et chacun de ceux-ci a le pouvoir de faire exécuter les contrats et d’en délivrer des extraits: c’est à eux qu’il appartient de procéder à l’ouverture des testaments et de donner à chaque légataire la clausula qui le concerne; c’est eux, ou le garde du scel qui leur est adjoint, qui mettent le « sceau de la cour du duc » (dont, nous le savons, il existe quinze exemplaires en 1396) aux actes des particuliers. La « cour de chancellerie », cependant, n’est pas totalement distincte des grands jours du duché dont les actes reçoivent aussi le « sceau de la cour », et il semble que le sceau aux causes de celle-ci ne soit pas différent du sceau aux causes des cours de chancellerie. Le chancelier lui-même, haut personnage déjà investi de fonctions multiples sous les ducs capétiens, cède la place en 1387 à un gouverneur de la chancellerie; mais l’institution de la « chancellerie aux contrats » n’en est pas affectée110. Et le Parlement ducal, qu’on appelle aussi les grands jours, n’a pas d’autre sceau que celui de cette chancellerie.

Le conseil ducal, en principe, n’a pas d’existence propre, puisque les décisions prises « en son conseil » par le duc sont notifiées sous le sceau de ce dernier. Et nous ne connaissons pas, au temps des ducs capétiens, d’actes émis au [p. 411] nom du conseil. Par contre, la commission chargée de l’examen des comptes des gestionnaires des revenus du duc a été amenée, sous Eudes IV, à se doter d’un sceau, le sceau « des compes », dont nous avions retrouvé la mention et dont Mme Rey-Courtel est parvenue à identifier un exemplaire au bas d’un mandement du 12 mai 1345: ce sceau associe plusieurs écus (sans doute ceux du duché et des comtés recueillis par Eudes IV dans l’héritage de sa belle-mère); la légende paraît avoir comporté les mots CAMERA COMPOTORVM DVCIS111. Mais ce sceau n’a pas survécu au principat d’Eudes IV. Sous les ducs Valois, au moins à partir de l’institution de deux chambres du conseil, doublées de chambres des comptes, à Dijon et Lille (1386), c’est le conseil qui dispose d’un sceau tandis que les maîtres des comptes se bornent à apposer leurs signets individuels sur les actes qui émanent d’eux (et nous avons vu qu’il leur arrive d’intituler ceux-ci « De par les gens des comptes de Monseigneur le duc de Bourgogne »)112. Et ce sont les mêmes signets qui figurent sur les nombreuses « attaches » jointes aux lettres ducales notifiant des donations, que les gens des comptes devaient vérifier. La Chambre des comptes n’a donc pas obtenu, à l’inverse du conseil, une véritable autonomie diplomatique, alors que les ducs capétiens avaient adopté une attitude contraire.

Les institutions locales disposent de sceaux aux armes ducales: la gruerie du duc de Bourgogne à Autun a imaginé de suspendre l’écu ducal aux arbres d’une forêt113. Ceci témoigne en faveur de la prise de conscience d’une certaine spécificité de l’administration ducale, alors que la plupart des gestionnaires usent de leur sceau personnel.

Reste la question des bailliages. Les baillis, délégués du conseil ducal pour recevoir les appels des juges locaux, ont été institués en 1262. Ces personnages usent de sceaux à leur nom, et un Pierre d’Autun, bailli d’Auxois, fait renouveler le sien quand il est élevé à la chevalerie, en 1280 ou 1281. Le sceau de Girard de Sautrone, bailli de Charolais, porte pour légende S. GIRARDI D[E SA]UT [RONA BA]ILLIVI DE CHAROLAIS. Mais, pour contresceau, ce personnage use d’un sceau ad causas, et le sceau aux causes du bailliage d’Auxois, en 1356, porte les armes ducales – tout comme le sceau de la vierie d’Autun en 1326114. Un Eudes le Fort d’Autun, en 1331, lorsqu’il est amené [p. 412] à sceller un acte du sceau du bailliage dont il est titulaire, prend soin de préciser: « On tesmoignage des quelx choses, nous Eudes dessus diz, baillifz d’Ostun et de Moncenis, le seaul de nostre bailliaige, combien que ce ne soit des choses tuichanz et appartenans à nostre dit bailliaige, havons mis en tesmoignaige de veritey en ces presentes lettres »115. On ne saurait mieux dire que, malgré son caractère personnel116, le sceau du bailli apparaît comme un sceau de fonction, complété qu’il est par le « sceaul de la court de la baillie » – autrement dit le sceau aux causes – que la présence des armes ducales classe sans conteste parmi les sceaux de juridiction ducaux. De ce fait, les sentences du bailli, au formulaire si particulier117, n’entrent-elles pas dans le champ de la diplomatique ducale?

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Au début de l’époque que nous envisagions, les ducs de Bourgogne émettaient des actes qui ne se distinguaient guère de ceux des principaux seigneurs de leur duché. Au terme des quelque deux siècles considérés, les progrès réalisés par le pouvoir ducal et par la conception que s’en font les hommes se traduisent par la mise en place d’une diplomatique élaborée, qui fait place à celle d’institutions qui ne se bornent pas à faire expédier des actes sous le sceau du duc, et d’une chancellerie qui se rapproche de celle des princes les plus puissants, voire de celle des souverains eux-mêmes. Et encore les ducs de Bourgogne, entre 1364 et 1405, n’ont-ils aucune prétention à la souveraineté dans leurs états.

Les Capétiens avaient lentement dégagé des formules quelque peu originales, bien qu’ils n’aient jamais cessé de regarder du côté de la chancellerie royale. L’espèce d’interrègne qui correspond au bail de Jean le Bon, puis à sa prise de possession du duché, marque une rupture très nette avec ce passé « capétien ». La nouvelle diplomatique, celle des ducs valois, plonge ses racines dans une chancellerie royale qui lui a sans doute fourni plusieurs de ses hommes.

Une des particularités de cette histoire, c’est que le titre de chancelier n’a été repris, dans le sens qui est le sien dans la plupart des principautés, qu’en [p. 413] 1386. Et, en se dotant d’un chancelier, Philippe le Hardi a laissé subsister tant un chancelier de Flandre limité à la rédaction des actes concernant le domaine comtal, qu’un gouverneur de la chancellerie de Bourgogne qui gère la juridiction gracieuse. L’état de choses antérieur à 1364, ou à 1384, a donc laissé des traces dans une organisation qui, dans l’ensemble, s’est modelée sur celle de la chancellerie royale plus que sur celle des anciens ducs capétiens.


1 Notamment à la thèse, encore partiellement inédite, de M. Pierre Cockshaw, La chancellerie de Flandre-Bourgogne sous les ducs de Bourgogne de la maison de Valois. Thèse de doctorat, Bruxelles 1974–1975. 3 vol. dactyl., dont l’auteur a bien voulu nous donner un exemplaire et dont il a tiré le volume, cité plus loin, sur le personnel de la chancellerie. Citons aussi J.-M. Cauchies, La législation princière pour le comté de Hainaut (1427–1506), Bruxelles 1982 (Publications des Facultés universitaires Saint-Louis, 24), en particulier p. 63–180, et l’introduction restée classique de H. Nelis, Chambre des comptes de Lille. Catalogue des chartes du sceau de l’audience, Bruxelles 1915.

2 Poupardin, Recueil des actes de Saint-Germain des Prés, p. 95–96; J. Richard, La mention du chancelier dans les actes privés du XIème siècle en Bourgogne, dans Bibl. École des chartes, CXII, 1954, p. 69–80; cf. D.P. Blok, Een diplomatisch onderzoek van de oudste oorkonden van Werden, Assen, 1960.

3 Tel l’acte de 1043 pour Saint-Bénigne de Dijon, où figure le mot rare equivocus, qu’on retrouve dans un autre texte qui émane du scriptorium de ce monastère: Chevrier-Chaume, Chartes et documents de Saint-Bénigne de Dijon, II, Dijon 1943, p. 104–106. C’est dans ce texte que Robert Ier est titré dux et rector inferioris Burgundie.

4 Pierre Gras, Études de sigillographie bourguignonne, dans Annales de Bourgogne, XXIII, 1951, p. 195–199.

5 Ernest Petit, Histoire des ducs de Bourgogne de la race capétienne, t. III, catalogue, n° 829, 838, 882, 914 (sans listes de témoins); 959, 960–964, 972, 974, 979, 998 (actes ducaux avec de telles listes); 1015, 1038, 1040, 1043, 1056, 1059 (confirmations d’actes privés).

6 Bruel-Bernard, Chartes de Cluny, V, 4269; Petit, Ducs, n° 848.

7 Petit, Ducs, n° 905; J. D’Arbaumont, Cartulaire du prieuré de Saint-Étienne de Vignory, Langres 1882, n° 55.

8 Cf. J. Richard, Les ducs de Bourgogne et la formation du duché, Paris, 1954, p. 388–400.

9 J. Garnier, Chartes de communes et d’affranchissements en Bourgogne, I, p. 215–216, 329–330. A noter que la charte de Nuits est « donnée par la main du chancelier Hugues », celle de Chaumont « par la main du chapelain Oury ».

10 Robert de Touillon et Mathieu d’Étais: G. Collino, Le carte della prepostura d’Oulx, Pignerol 1908, n° 184, 185, 187. En 1201, Eudes III stipulait que le chancelier ducal devait appartenir au personnel de la Chapelle-le-Duc. Est-ce alors que ce titre fut décerné à Hugues de Vergy?

11 J. D’Arbaumont, Histoire de la Sainte-Chapelle de Dijon, dans Mémoires de la commission des Antiquités de la Côte-d’Or, VI, 1861–1864, p. 174–176.

12 Cf. J. Richard, Les ducs, p. 497, n. 3.

13 Ibid., p. 499. Sous Hugues V (1306–1315), les « juges donez par commission de part Mgr le duc de Bourgogne pour anquester sus lou fait des acquest nouveaul », ayant accordé une « absolution » à des religieux, achèvent l’acte par ces mots: « et pour que la chouse soit à perpétuel mémoire nous dovons ce passement escript et seaulé dou seaul de la chambre Mgr faire et doner esdiz religious » (Arch. Côte-d’Or, 16 H 5. – Toutes nos références d’archives, sauf autre indication, renverront à ce dépôt).

14 Anne-Lise Courtel, La chancellerie d’Eudes IV, duc de Bourgogne, dans Bibl. Ec. des chartes, CXXXV, 1977, p. 28–29. – Le compte rendu pour 1356–1359 par Anseau, retenu à partir de Noël 1356 (bien que les lettres d’institution ne soient que du 1er novembre 1357) par le duc « pour estre son conseiller et garde de son scel » ne font que très peu état de ses attributions en tant que garde du sceau, si ce n’est la mention de 15 écus dépensés « pour les arnois d’un sommier et II petiz coffres achatez à Paris pour l’office du seel » (Arch. Doubs, B 87). Anseau continua ses fonctions sous Marguerite de France et fut confirmé dans la garde du sceau par Louis de Male en 1382: cf. P. Petot, Registre du Parlement de Beaune et de Saint-Laurent-les-Chalon, p. 331.

15 J. Richard, Les ducs, p. 494–496.

16 Ibid., p. 497–514; cf. A.-L. Courtel, art. cité, p. 28–47.

17 A.-L. Courtel, art. cité, p. 47–51. Un acte de 1348, par exemple, cite un Jean, « nostre amé clerc et nostre escrivain » (Arch. Doubs, B 72; Bibl. nat., franç. 4628, f° 222). La compatibilité ducale, à cette date, ne nous est guère conservée que sous forme d’« estaichemens », c’est-à-dire d’arrêts de comptes qui ne permettent pas de connaître le détail des paiements de gages, qui auraient pu nous éclairer.

18 A.-L. Courtel, art. cité, p. 58–59.

19 J. Richard, Finances princières et banquiers au XIVème siècle: l’affaire des Bourgeoise et la réformation de 1343 en Bourgogne, dans Annales de Bourgogne, XXVII, 1955, p. 7–22.

20 Lorsqu’en 1420 Jean de la Tremoille se réfère à des lettres « sallées du scel secret dudit feu Mgr le duc Philippe et signées dudit feu maistre Jacques (Jacques du Vaul) », datées de 1381, on objecte que « lesdites lettres estoient scellées du scel secret et non pas du grant scel que le chancelier de Mgr porte » et que Jacques était suspect d’avoir « faictes et signées plusieurs lettres sans le sceu… dudit feu Mgr le duc » (B 15, f° 145 v°–146).

21 « Pour argent blanc mis en la chainne du scel du secret de Mgr que porte ledit maistre Pierre » (B 1410, f° 51 v°–52); « garde de son petit scel »: Petit, Ducs, X, n° 9485. Pierre Cuiret était secrétaire du roi dont il signe une lettre le 28 octobre 1355 (Miret y Sans, Lettres closes des premiers Valois, dans Le Moyen Age, XX, 1917–1918, p. 25–26). Il apparaît le 14 mars 1358, n.s., comme « secrétaire de Madame la Royne » (B 1405, f° 58); il scelle en qualité de secrétaire du duc, d’un sceau portant d’hermine à sept losanges, à la bordure endenchée, une quittance pour le revenu de la moitié du monnayage d’Auxonne à lui concédé par le duc (B 11207; 1359); en 1360 il est qualifié de « clerc et conseiller de Mgr le duc » (B 1408, f° 42); la soeur de ce dernier, Jeanne, fait de lui son exécuteur testamentaire, et Philippe de Rouvres, dans son propre testament, lui confirme le don, à titre héréditaire, de la terre de Gevry (Jura, con Dole: Plancher, Histoire générale et particulière de duché de Bourgogne, II, pr., p. 258 et 265). On le retrouve, en 1363, conseiller de Marguerite de France, comtesse d’Artois et de Bourgogne (B 363; B 401, f° 8); il signe à nouveau des mandements de Charles V en 1366–1368 (L. Delisle, Mandements, n° 317, 319, 325, 426, 436, 440, 471, 472). Nous remercions notre ami R. Cazelles pour les références qu’il nous a fournies.

22 A.-L. Courtel, art. cité, p. 52–53.

23 Olivier était un maître des requêtes de l’hôtel du roi, précédemment bailli dans plusieurs circonscriptions, chevalier le roi. Ses mandements dans B 390 (1352); 391 (1353). Il s’intitule « conseiller et maistre des requestes du roy monseigneur, gouverneur du duchié de Bourgoigne pour nostre dit seigneur ayant le baill et gouvernement d’icellui », ou « gouverneur du duchié de Bourgogne pour nostre très chière et redoubtée dame la royne aient à présent le gouvernement d’icelli ».

24 Cf. Plancher, II, pr., p. 250–251 (juillet 1358). L’acte du 1er novembre 1357 en faveur d’Anseau de Salins (supra, n. 14) est déjà donné sous « nostre grant seel ».

25 Recueil des édits… concernant l’administration des États de Bourgogne, Dijon, Defay, 1784, I, p. 40.

26 B 1412, f° 58. Nous possédons seulement la copie de lettres missives signées de Jean Chalemart (Bibl. nat., coll. Bourgogne, XXVI, p. 113 et suivi). On ignore tout du sceau en question.

27 Ceci ne ressort pas à l’évidence du texte de 1420 cité plus haut (n. 20) où il est dit que Jacques de la Vaul signait à l’insu du duc certaines pièces scellées du sceau secret, dont l’une intéressait le chambellan. Mais on ne dit pas qui les scellait: lui-même? ou le chambellan? Sous Philippe de Rouvres, c’est un secrétaire qui garde le « petit sceau ».

28 P. Cockshaw, Le personnel de la chancellerie de Bourgogne-Flandre sous les ducs de Bourgogne de la maison de Valois, 1384–1477, Kortrijk-Heule, 1982 (Anciens pays et assemblées d’États, LXXIX).

29 M. Cockshaw place son éviction au début de 1387. Il était encore en fonction le 30 septembre: B 356.

30 De la Barre (Dom Aubrée), Mémoires pour servir à l’histoire de France et de Bourgogne, 2ème partie, p. 295; cf. J. Richard, Les institutions ducales dans le duché de Bourgogne, dans Lot et Fawtier, Histoire des institutions françaises au Moyen-Age, I, Paris 1957, p. 224–225.

31 La première mention de ce nouvel officier est du 14 novembre 1387; le gouverneur est alors Pierre Paris de la Jaisse.

32 Cockshaw, op. cit., p. 60 et suiv.; les fonctions de l’audiencier correspondent à celles de l’officier du même nom existant à la chancellerie royale: cf. E. Lameere, Essai sur l’origine et les attributions de l’audiencier dans les anciens Pays-Bas, dans Revue de l’Université de Bruxelles, I, 1895–1896, p. 607–681.

33 La reine Jeanne a employé pour « secrétaire de Madame la royne », Jean Clabart (1353; B 6597, f° 6), Hugues de Malay (1357; B 391), Pierre Cuiret. Ce dernier et Pierre Biset « clerc et secrétaire de Mgr le duc » en 1359 (B 1407, f° 52) sont au service de Philippe de Rouvres avec ce titre, mais portent aussi celui de « clerc et conseiller de Mgr » (B 1408, f. 42). Philippe le Hardi a auprès de lui Jean Blanchet, « secrétaire du roy et du duc de Bourgogne ». Celui-ci donne quittance en 1373 au nom de « je et mes clers et varlet » (B 391). En 1374, le duc a au moins deux secrétaires; en 1386, onze d’entre eux sont dits « résidans en son hostel » (id.). Lors de la création de l’office d’audiencier, Jean de Saulx, qui ajoute ce titre à celui de secrétaire, met son clerc Thomas Bouesseau à la disposition du chancelier « pour servir ledit mon clerc et aidier en mon absence au fait de ladite audience et expédition des escriptures et des affaires de ladite chancellerie », en raison « de la grant charge et foison d’escriptures qui en cellui temps furent et ont esté faites… et aussi ou fait et charge de l’audience de nostre dite chancellerie » (id.). On trouve souvent la mention dans les comptes des « deniers baillés aux secrétaires de Mgr pour pappier et parchemin, encre et cire pour les escriptures de Mgr » (par exemple B 1570, f° 150). Sur tout ceci, Cockshaw, Le personnel, p. 118 et suiv.

34 Ci-dessus, note 4.

35 A partir de cette date, on peut recourir à A. Coulon, Inventaire des sceaux de la Bourgogne, sans perdre de vue que cet inventaire ne connaît ni les sceaux conservés aux Archives nationales (J 247, n° 7, 22, 23, 24, 27 …), recensés par Douet d’Arcq, ni ceux d’Artois, répertoriés par Demay.

36 Coulon, n° 52.

37 Arch. Nat., J 247 n° 7; Douet d’Arcq, n° 469.

38 A.-L. Courtel, art. cité, p. 57.

39 Douet d’Arcq, n° 470, 473; Coulon, n° 63, 64 bis (Hugues V a utilisé deux contresceaux, dont l’un le figure assis sur un trône, épée haute, près de son écu; son cheval et son heaume sont auprès de lui. Légende: CS. HVGONIS DVCIS BURGVNDIE).

40 Demay, Inventaire des sceaux de l’Artois, n° 33.

41 Cf. F. Salet, Histoire et héraldique. La succession de Bourgogne de 1361, dans Mélanges offerts à René Crozet, Poitiers 1966, II, p. 1307–1316.

42 Douet d’Arcq, n° 475 (1383). Le sceau de 1389 (n° 476) simplifie le précédent.

43 Le nouveau sceau est celui qui figure dans Douet d’Arcq, n° 477 (1403). La destruction des anciens sceaux et la fabrication des nouveaux sont réalisés par l’orfèvre Ernoul l’Alement (6 septembre 1402); le sceau détruit était sans doute celui pour la fabrication duquel le graveur Courselin avait utilisé en 1396 4 marcs, 4 onces et 15 grains d’argent. Cf. B 1511 f° 136; B 1532, f° 265 v° (textes relevés par P. Cockshaw, La chancellerie, III, p. 183–184). Il n’avait pas été nécessaire d’agir de même pour Nevers, car Jean sans Peur avait été gratifié du titre de comte de Nevers dès 1385. Sur les sceaux des Valois, cf. Oliverius Vredius (O. De Wree), Sigilla comitum Flandriae et inscriptiones diplomatum ab iis editorum, Bruges 1639.

44 Douet d’Arcq, n° 467, 472, 474. L’acte de 1227: Petit, Ducs, IV, n° 1873. A noter qu’en 1232 la duchesse et son fils vidiment un acte d’Eudes III sous leur double sceau (11 H 467).

45 Coulon, n° 61 bis, Douet d’Arcq, n° 472. Jeanne de France (n° 474) associe à l’écu parti qui est le sien six autres écus, dans des cercles plus petits: deux de France, deux de Comté, deux du duché.

46 Coulon, n° 73; Douet d’Arcq, n° 478 (1370); B 391 (1396).

47 B 356; Nicolas de Toulon reçoit ces nouveaux sceaux et remet au gouverneur de Bourgogne « les viez scelz de la court de Mgr le duc qui est à présent ». Sur ces sceaux, cf. P. Gras, Études de sigillographie bourguignonne, p. 109–111.

48 « Datum per copiam sub sigillo ad causas curie domini ducis Burgundie quo utitur apud Dyvionem » (1331; 11 H 467); sentence donnée « soubz le seaul es causes de la court Mgr le duc douquel l’on use à Beaune » (1323; H 1220). Ce dernier est sans doute identique au « scel es causes de nostre court » utilisé aux « jours généraux » de Beaune en 1313 (11 H 755, f° 15). Courselin: B 1511, f° 136.

49 Garnier, Chartes de communes, I, p. 15; Arch. Nat. J 247 n° 22, 24; 15 H 165; B 10416. Le testament du duc Philippe: cf. cartulaire 204, f° 2.

50 Arch. Nat. J 254, n° 7; cf. Garnier, Chartes de communes, I, p. 28, 46 (cire blanche et lacs de soie).

51 Par exemple, une donation d’Eudes III (1204) est scellée d’un sigillum integrum in cera alba (cartulaire 204, f° 3 v°). Un acte d’Eudes IV et de Jeanne de France (1er juin 1341) est décrit ainsi: « y pendent deux seaulx en doubles queues et cire vierge » (B 10440, f° 45). Nous sommes privés de beaucoup d’informations du fait de la destruction systématique des sceaux contenus dans les liasses des séries ecclésiastiques des Archives de la Côte-d’Or. Des exemplaires aux Archives Nationales: J 247, n° 7, 23, 27, etc.

52 11 H 256.

53 Traité passé entre ce duc et le comte de Savoie, scellé de leurs deux sceaux (Coulon, n° 71). Cf. Courtel, art. cité, p. 54 et p. 57, n. 3 (un acte scellé du contre-sceau, en cire rouge, ici sur simple queue). B 11 227, f° 31 v°: « quasdam litteras papireas sigillo parvo domini ducis Burgundie in cera rubea in parte inferiori sigillatas » (1324).

54 B 11 210: cf. J. Richard, Les ducs de Bourgogne, p. 467–468. Etienne III et son fils Jean de Chalon, de qui le duc avait acquis Auxonne, se titraient « comtes de Bourgogne »; mais la veuve d’Etienne, Agnès, a gardé jusqu’à sa mort le titre de comitissa Auxonie (Petit, Ducs, IV, n° 2646, 2647).

55 Le titre de « comte palatin de Bourgogne » est celui qui revient à la branche aînée des comtes de Bourgogne d’Outre-Saône, et il est porté depuis Otton, fils de Frédéric Barberousse; celui de sire de Salins vient d’Hugues de Chalon, qui avait réuni la seigneurie au comté par son mariage avec Alix de Méranie. – A noter que dans certains actes, Philippe de Rouvres ne prend pas le titre comtal de Boulogne et d’Auvergne.

56 B 397.

57 A noter que le 11 juillet 1386, Philippe – qui avait porté en 1384–1385 le titre de comte de Nevers en même temps que des autres seigneuries – précisait dans le protocole d’un acte qu’il avait « la garde et gouvernement de Jehan nostre ainsné filz, conte de Nevers et baron de Donzi, et de ses terres et possessions » (B 11 844). Cf. L. Mirot, Jean sans Peur de 1398 à 1405, d’après les comptes de sa Chambre aux deniers, dans Annuaire-Bulletin de la Société de l’histoire de France, 1938, p. 129–245. Sur la titulature ducale, à partir de 1384, cf. Vredius, op. cit.

58 Garnier, Chartes de communes, I, p. 318.

59 A.-L. Courtel, art. cité, p. 260.

60 Le fils aîné d’Hugues IV, Eudes, se titre « filz lou duc de Bourgoinne, cuens de Nevers et sires de Borbon » (Petit, Ducs, V, n° 3079, 3153 …); mais il n’a pas gouverné le duché.

61 Par exemple lorsqu’il confirme un privilège, avant son avènement au trône royal (Garnier, Chartes de communes, II, p. 35–34): « nous aïans le bail de la dicte duchié de Bourgoigne ».

62 Dans un acte du 29 septembre 1382 (B 2292, f° 1 v°) figure la mention « en l’absence du nostre » (l’acte est ordonné « par Madame la duchesse en son conseil »), ce qui est la forme courante. Mais ailleurs cette mention ne figure pas: Garnier, op. cit., I, p. 247 (1384). C’est également ce sceau qui valide, sans qu’il soit fait mention d’une « absence », une lettre du 1er février 1385 intitulée au nom de « Jehan, ainsné fils de Mgr le duc de Bourgogne et son lieutenant en son dit duchié et en son conté de Bourgogne » (Plancher, III, pr., p. 71). On voit à l’occasion le duc se servir du même sceau – ainsi à Chalon, le 21 octobre 1364 (lettre « de par le duc »): « soubz le petit scel de nostre court en absence du nostre »: B.N., collect. Bourgogne, XXVI, p. 114. « Les gens du conseil Mgr le duc estant à Dijon », en 1365, envoient une lettre, dont le formulaire est celui des lettres closes, « sous le seaul aux causes de la chancellerie de Bourgoigne »: ibid., p. 115. Sur le type de ce sceau: Coulon, planche XXX.

63 Ci-dessus, note 9.

64 15 H 163.

65 Sauf, par exemple, dans Petit, Ducs, III, n° 900 (1193).

66 Ce qui n’exclut pas des formes comme « Noverint universi quod ego Odo, dux Burgundie… » – ou bien, en 1198 (Petit, III, n° 986) « Ego Odo dux Burgundie omnibus in perpetuum. Noverint universi presentes et futuri… ».

67 Elle manque parfois, et on passe directement à la date (Petit, Ducs, III, 1023, 1045; IV, 1982, 2327).

68 Petit, Ducs, IV, 1915.

69 Ibid., IV, 2662, 2673, 2686 (Alix); 2246, 2313 (Hugues IV). Hugues IV termine ainsi la relation d’un accord réalisé devant lui, en mai 1264: « En tesmoignage de la quel chose et à plus grant fermeté, nos devant dit Hugues, dux de Bergoinne, avons mis nostre seal en ces presentes lettres et avons loé ceste chose, ceu qui a nous en affiert » (Petit, V, n° 3606).

70 Formes variées: cf. Petit, Ducs, III, 1039, 1047; IV 1915, 1942, 2237, 2238, etc. En 1257 cela devient en français (n° 2897): « Et pour que ce soit ferme chouse et estable, nous l’en havons baillié ces lettres scellées de nostre scel ».

71 Exceptionnellement la charte de commune de Dijon annonce celle-ci par Actum publice (Garnier, Chartes, I, p. 15–19); elle a inspiré les confirmations de Philippe de Rouvres (ibid., p. 67–68, 236) où figurent des listes de témoins. La cession de la vicomté de Dijon à la commune (qui comporte des clauses habituelles aux actes notariés) s’achève par l’année du règne du roi de France ([1284]; Ibid., p. 48–53) qui figure aussi dans la charte de commune de Beaune (1203; Ibid., p. 213).

72 Petit, Ducs, III, 914. Même protocole dans III 950 (1196) qui ne comporte pas de mandement.

73 Arch. Nat., J 247 n° 22 (Duchesne, Histoire généalogique des ducs de Bourgogne, pr., p. 96). Les conseillers en question sont Renaud de Grancey-Larrey, Marteau de Mailly, Guy de Chacenay, Raoul de Layer, Guillaume de Nanton, Raoul Chaissot, Guichard de Souterrain, Jean de Blanot, maître Jean Guiffreis de Lyon, maître Raoul Flaichart.

74 Cf. J. Richard, Usages chronologiques de la Bourgogne médiévale: le mois de Pâques, dans Annales de Bourgogne, XXXI, 1959, p. 46–49; le millésime change le samedi saint après l’office.

75 Ainsi Petit, Ducs, VI, 4449 et 4503 (« en tesmoing de la quel chose nous havons mis nostre seiaul en cestes lettres faites et données à Beaune le mardi après les Brandons en l’an de l’incarnation Nostre Seigneur MCC et quatre vint »). Ce changement paraît être intervenu en 1280.

76 A.-L. Courtel. La chancellerie et les actes d’Eudes IV, duc de Bourgogne, dans Bibl. École des Chartes, CXXXV, 1977, p. 256–311 (2ème article).

77 Le premier: J. Richard, La constitution d’un grand office: la gruerie de Bourgogne, dans Annales de Bourgogne, XLIV, 1972, p. 48–52 (15 août 1347). Le second, dans B 1023: « Eudes, dux et contes de Bourgoigne palatins et sires de Salins, façons savoir à touz que, pour les bons services que nostre bien amée Jehannote de Bicey la Pierre damiselle, nourrice de nostre petit fil Philippe de Bourgoigne, nous ai fait … nous li avons donné et outtroié, donnons et outtroions par la teneur de ces presentes, de nostre certaine science et grace especiaul, quarante livres tournois, lesquelles nous li assignons et promettons paier et delivrer… En tesmoing de ce nous li avons fait saaler de nostre grand scel ces presentes lettres, qui furent faites et données à Villoignes, le Xe jour dou mois de septembre, l’an de grace mil trois cenz quarante et huit ». Tous deux portent à la fin de la teneur un signet en cire rouge.

78 Dans l’acte constitutif de la gruerie: « donnons en heretage perpetuel… Et promettons en bonne foi lesdites choses tenir et avoir fermes et estables et agreables perpetuelment ».

79 Dans celle que nous venons de citer: « Mandons par la teneur de ces lettres aux vendeurs de nos bois… que ladite some paient et delivrent audit gruier »; dans une autre, du 30 octobre 1348, scellée en cire brune sur double queue: « Si donnons en mandement par la teneur de ces lettres à nos chastellains de Aisey et de Villers » (B 397). Ce sont en quelque sorte des chartes avec mandement incorporé. Lettre de rémission: B II/361.

80 B 395 (septembre 1331).

81 Cartulaire de l’église d’Autun, ed. A. de Charmasse, III, p. 259: « Nous vous mandons et à chascun de vous si comme à li appartendra et commettons » (1347).

82 Autres formules: « Et gardez que en ceu facent, ni es choses à ceu appartenant n’ait point de deffaut par vous »; « Et tant en faites que li dit chevaliers n’an retourne plus à nous et que n’en soiez repris de négligence, quar il nous en déplairoit mout »: B 351, B 358, B 11 227 f° 31 v°.

83 B 1390, f° 46 r°–v°. Mme Rey-Courtel a pu identifier certains de ces signets.

84 Un exemple dans B 358: le mandement ordonnant au trésorier de Dole de verser sa solde au capitaine d’Auxonne porte l’empreinte d’un signet (celui du trésorier des guerres Guillaume de Sauvigney, qui avait également apposé son signet sur la cédule du capitaine après vérification) et le sceau du duc sur simple queue.

85 J. Richard, Notes de diplomatique bourguignonne. L’usage du signet dans les actes d’Eudes IV, dans Annales de Bourgogne, XXXVIII, 1965, p. 276–280 (reproduction photogr., p. 273); A.-L. Courtel, art. cité, p. 61–71. Avant l’adoption de l’usage du signet, on trouve tel mandement ducal de 1339 (Arch. mun. Dijon, B 2) portant une mention hors de la teneur (« Par l’abbey de Saint Estienne et par Mgr le Thil »); la signature d’un secrétaire figure sur deux actes au moins (A.-L. Courtel, p. 47; B 10440, f° 45: acte du 1er juin 1341 « ainsi signé: Fouvanz », ce nom étant celui de Guillaume de Fouvent, qu’on retrouve en 1350 sur un acte de Jean le Bon).

86 Cf. plusieurs actes reçus par Renaud Ratier, au nom de l’official de Langres ou du doyen de Dijon, ou par Jean Piquart, notaire de la cour de Langres (1313–1314), dans B 1023. Dans le mémoire énumérant les griefs des prévôts du duc à Dijon contre le maire de la ville (B 389), chaque paragraphe se termine par l’empreinte d’un signet. Le roi de France utilise son signet (voire deux signets différents, comme le faisait Charles V selon qu’il s’agissait de lettres missives ou de lettres de don) pour certaines catégories de documents. Cf. G. Tessier, Diplomatique royale française, Paris, 1962, p. 205–206, d’après O. Morel, La grande chancellerie et l’expédition des lettres patentes … (1328–1400), Paris, 1900, p. 260–286, 446–456.

87 Cf. B II/361 (un sergent de Dijon a adressé une supplique à l’aumônier du duc au nom de la femme d’un certain Perret qui avait été condamné à être pendu pour vol): « De par le duc de Bourgogne – Maire et vous, les eschevins de Dijon. Pour Dieu et en aumonne et de grace especial, nous ouctroions et avons ouctroié et volons que Perrez le Mugniers de Chenoves pour les choses contenues en la cédule annexée en noz presentes lettres nous ne volons pas que soit panduz ne afolés. Si vous mandons et à unz chacun de vous que la grace dessus dite vous faictes et tenez. Donné à Vernol le premier jour d’octobre l’an mil CCC XXX VI ». L’administration ducale utilise le même formulaire: une lettre de janvier 1342 (B 358) est expédiée « De par les gens des compes de Mgr le duc de Bourgoigne ».

88 C’est Mme Rey-Courtel qui a retrouvé ces documents et formulé cette hypothèse, qui attire l’attention sur l’utilité qu’il y aurait à rechercher les usages diplomatiques propres à l’Artois et à la Franche-Comté, à côté de ceux propres à la Flandre, que l’on connaît mieux.

89 « Savoir faisons à touz que l’ordonnance faite sur le gouvernement de nos veneurs, contenue au roule parmi lequel ces nostres presentes sont annexées, a esté faite et ordonnée par les gens de nostre conseil nommez oudit roole. Si donnons en mandement à nostre gruier de Bourgoigne… que ladite ordonnance taigne et face tenir » (B 397; 6 mars 1361).

90 Arch. Dijon, B 2: supra, n. 85.

91 Cf. R. Cazelles, Société politique, noblesse et couronne sous Jean le Bon et Charles V, Genève et Paris, 1982; E. Petit, Histoire des ducs de Bourgogne, IX, p. 74 et suiv. (voir dans ce dernier une lettre De par la royne écrite le 7 octobre 1357 par Pierre Cuiret, p. 87–88). La reine avait déjà exercé le bail en 1351–1358, mais par l’intermédiaire d’Olivier de Laye.

92 Plancher, Histoire générale et particulière du duché de Bourgogne, II, pr. p. 250–251/ « En nom de N.S. Amen. En l’an de l’incarnation d’icellui …, nous Jehanne par la grace de Dieu royne de France, haient en l’absence de Mgr le bail du duchié de Bourgoigne, faisons savoir à tous… et nous Philippe, duc et conte de Bourgoigne dessus dis, de l’autoritey que dessus en tant comme il est besoing pour cause du bail dessus dit, faisons savoir à tous… En tesmoing de laquel chose, nous havons fait mettre nos grants seaulx en ces presentes lettres, lesquelles lettres ont esté faites et données ou chastel d’Argilly, l’an, le mois et le jour dessusdit, environ hore de tierce. Presens nobles hommes Mgr Godefroy, Mgr Arnoul de Bouloigne, Mgr Anceaul de Salins, Mgr Jehan de Musigney, chevaliers, et discretes personnes maistre Pierre Cuiret, clerc, maistre Richart de Corcelles demorant à Dijon, saige en droit, tesmoins a ce appelez et requis ».

93 Garnier, Chartes de communes, I, p. 67, 68, 500. Sur le premier de ces actes, la lecture Phelibert émane d’un copiste du XVème siècle qui a peut-être mal lu « P. Cuiret » … – La mention prend la forme « Par Monseigneur le duc, de la voulenté de la royne sa mère, en son conseil ou estoient… » dans Arch. Doubs B 87 (1er novembre 1357).

94 J. Richard, Les institutions ducales dans le duché de Bourgogne, p. 219.

95 B 359; B 395.

96 On trouve aussi « Par Mgr le duc, vous present » (lettre de sceau plaqué, signé T. Gherbode, donnée à Paris le 21 mars 1396; B 391). Certaines lettres portant la mention « Par Mgr le duc à votre relacion » sont scellées du sceau secret, ce qui paraît indiquer qu’elles l’ont été hors de la présence du chancelier (B 11 740, 25 mai 1422).

97 Cette signature est absente des lettres closes.

98 B 10 440, f° 25 v°.

99 Garnier, Chartes de communes, I, p. 87–88. A noter que c’est parfois le sceau du secret qui figure au bas des lettres scellées en cire verte: ainsi dans B 11 628 (1432).

100 Paul Bonenfant, Cours de diplomatique, 2e éd., Liège, 1948 (ronéotypé), p. 98. Cet auteur relève les tarifs à payer pour les différents types de lettres ducaux: 6 livres pour les chartes, 51 sous pour les lettres en double queue, 6 sous pour les lettres en simple queue.

101 B 397.

102 B 11 175.

103 B 11 175. Nous avons examiné un certain nombre de mandements de ce duc, qui portent bien le sceau du secret, sans que le sceau soit annoncé dans l’acte (13 décembre 1365, à Huet Hanon, dans B 397; 7 novembre 1392, à Josset de Halle, dans B 395, etc.).

104 Cf. plus haut, note 20, la contestation des lettres présentées par le chambellan Guy de la Tremoille, lesquelles, datant de 1381, étaient scellées précisément du sceau du secret, et que les conseillers ducaux refusèrent de prendre en considération en arguant des abus en question: ce texte est de 1420. Mais le 8 avril 1417, on scelle encore un mandement du sceau du secret, sans autre formalité (B 395). M. Cockshaw a pensé que l’apposition du grand sceau était de règle sur les mandements au temps de Philippe le Hardi sur la foi du texte de 1420 (Le personnel, p. 59); il nous semble que le conseil ducal a reporté à quarante ans plus tôt une pratique qu’il s’efforçait á cette date de rendre obligatoire.

105 B 395 (1414); B 11 175 (18 mars 1417).

106 B 11 827; B 397. On livra utilement l’article de Mlle A. van Nieuwenhuysen, Les ordonnances de Philippe le Hardi, dans Bulletin de la commission royale des anciennes lois et ordonnances, XXV, 1971–1972, p. 75–138, et les réflexions de M. Cauchies, dans l’ouvrage cité n. 1; les textes retenus dans le Recueil des ordonnances des Pays-Bas, 1ère série, Ordonnances de Philippe le Hardi, de Marguerite de Male et de Jean sans Peur (2 vol. parus, 1965, 1974) ne sont pas tous des ordonnances au sens diplomatique du terme.

107 B 11 735 (28 juin 1364).

108 Quelques exemples: « De par le duc de Bourgogne. Huet Hanon nostre trésorier. Nous vous mandons que, ces lettres vues, … Non obstant … Donné à Dijon soubz notre scel le 6e jour de décembre l’an de grace 1364. – Par Mgr le duc, J. Blainchet » (B 392); « De par le duc (etc.). Maistres de nostre hostel et vous, maistre et contrerolleur de nostre chambre aux deniers. Savoir vous faisons que… (1396, n. st.; B 397); « De par la duchesse de Bourgoigne, contesse de Flandre et d’Artois, etc. (sic). Les gens des comptes de Mgr à Dijon. Allouez es comptes de Regnaut des Barres… non obstant mandemens ou deffenses contraires. Donné à Dijon, le 25e jour de février, l’an de grace 1388. – Par Madame la duchesse, J. Potier » (B 397).

109 Nombreux exemples dans B 11 942. Le ms. XXVI de la collection de Bourgogne a conservé en copie le texte de plusieurs de ces lettres, reçues par le bailli de Chalon entre 1362 et 1366 (p. 113 et suiv.); on y trouve déjà des formes très proches de celles qui sont utilisées dans la suite: « De par le duc de Bourgogne. Bally de Chalon. Les gens du conte de Montbeliard nous ont ce dimenche emblée nostre ville de Pontailler. Si vous mandons … et gardez qu’il n’y ait faute. Nostre Seigneur vous guart. Donné à Argilly le 24e jour de mars. Au dos est escript: à nostre bally de Chalon, messire Girart de Longchamp, ou à son lieutenant ». Une autre: « De par le duc de Bourgogne. Lieutenant du balli de Chalon. Pour ce que…, vous mandons… et gardez surtout, quanque vous pouvez, meffaire envers nous que en ces choses n’ait deffaut. Nostre Seigneur vous ait en sa garde. Escript à Jussey, 1e 10e jour de juin. Chapelles. Au dos est escript: à nostre bien amé Geoffroy des Bordes, lieutenant de nostre balli de Chalon ». On notera qu’on rencontre encore ici la clause comminatoire, fréquente aussi dans les mandements, qui disparaît bientôt.

110 Cf. J. Richard, Les ducs de Bourgogne, p. 492–514; Jules Simonnet, Le tabellionage des ducs de Bourgogne, dans Mémoires de l’Académie de Dijon, 1864; J. Richard, La diplomatique du testament bourguignon (XIIIe–XVe s.) dans Mém. Soc. pour l’hist. du droit bourguignon, fasc. 17, 1955, p. 61–83.

111 A.-L. Courtel, art. cité, p. 67.

112 Cf. B 11 942, n° 244 bis (mandement intitulé au nom de « les gens du conseil et des comptes de Mgr le duc de Bourgoigne à Dijon », « donné soubz le scel ordonné en ladicte chambre du conseil et les signets de nous, les gens des comptes, le 3e jour de novembre, l’an 1449 »). Ce document porte la trace de l’empreinte d’un sceau et de trois signets.

113 Coulon, n° 669 et planche XXXIII.

114 Coulon, n° 695, 679, 718.

115 14 H 35.

116 Quand il sort de charge, le bailli change de sceau. Et ce peut être l’écu aux armes ducales qui figure dans le champ de celui-ci. Cf. J. Richard, Les ducs de Bourgogne, p. 477.

117 Cf. Yves Tripier, Les baillis ducaux bourguignons, leurs attributions et leur compétence judiciaire; le tribunal baillival, son organisation et son fonctionnement, Thèse pour le doctorat en droit. Université de Rennes I, 1976 (dactylographiée), p. 128–132.

[p. 415] La Chancellerie Delphinale (XIIIe siècle – milieu du XIVe siècle)

Trois maisons, ou suivant l’expression ancienne, trois races se sont succédées comme seigneurs de la région appelée Dauphiné, entre le Xe. s. et 1349 – date du transport au fils du roi de France, par le dernier dauphin Humbert II sans postérité –:

La maison d’Albon de 1030 à 1192; la maison de Bourgogne de 1192 à 1282 et la maison de la Tour du Pin de 1282 à 1349.

La formation politique du Dauphiné fut l’œuvre de ces trois maisons par une patiente politique d’accroissement qui décupla leur territoire en trois siècles.

Le Dauphiné fait partie du royaume d’Arles et de Vienne mais les empereurs n’y ont aucune possession territoriale1.

Je ne peux mieux faire qu’emprunter à la publication des sources d’histoire économique et sociale de R.H. Bautier pour cette région les termes de ma présentation:

« Pure construction féodale, comme la Savoie, conglomérat de Seigneuries mal soudées, gênées par la forte assiette temporelle des évêques et les grandes enclaves de Valentinois et Diois, cet ensemble était condamné à disparaître s’il n’avait trouvé la protection aussi forte qu’intéressée du roi de France, dès la 2e moitié du XIIIe s.2.

L’exposé qui va suivre s’appuie essentiellement sur la publication de R.H. Bautier dont je viens de parler, sur 3 des 5 volumes du Regeste dauphinois d’Ulysse Chevalier paru à Valence entre 1913 et 1915, sur la thèse d’École des Chartes d’Armance Royer en 1931 dont il ne reste qu’un sec résumé que j’ai complété dans la mesure du possible par des sondages dans les Archives de l’Isère; sur l’étude que j’ai moi-même menée à l’École des Chartes sur la Chancellerie du dernier dauphin Humbert II, publiée dans l’Archiv für Diplomatik en 1974. Enfin sur la communication de Mme Bedos Rezak sur les [p. 416] sceaux seigneuriaux du Dauphiné au dernier Congrès des Sociétés savantes à Grenoble en avril 19833.

« Chanceliers » et notaires

Le titre de « chancelier » n’a pas été porté dans la maison de Bourgogne, à l’extrême fin du XIIe s. et dans la première moitié du XIIIe s:

Parmi les familiers d’André Dauphin (1192–1237), outre le maréchal Obert Auruce, nommé en tête, on relève les noms de Pierre du Chemin, chambrier entre 1224 et 1225, de Jean chambellan-camerlencus-en 1237 et des chapelains Antelme de Miolans entre 1227 et 1237, et Pierre Tachais en 12374.

Avec Guigues VII (1237–1269) on retrouve le même maréchal delphinal et le chambrier ou camérier, Etienne Roux en 1243–1244 puis Pierre Giroud vers 1253. A leurs côtés, Guillaume Tesseire est chamarlencus entre 1246 et 1255 et Bertrand des Engellas cambarlencus5; ces deux termes, d’origine germanique, désignent le chambellan6; dans l’ordre d’énumération des témoins, le chambrier précède le chambellan. Pendant cette période, la direction de la « chancellerie » serait passée du chapelain au chambrier, puis au chambellan7.

On ne sait rien sur celui qui garde les sceaux jusqu’au tout début du XIVe s. [p. 417] où, grâce à une mention de service de 1310, on apprend que c’est le chapelain du dauphin qui en est chargé8.

A la fin de l’année 1325, Guigues VIII, sans doute par imitation de la chancellerie royale française – il est en effet le gendre de Philippe V depuis 1323 – crée un chancelier: c’est un laïque et un juriste, Jean Humbert, originaire de Gap9.

Il est très vraisemblable que le dauphin Guigues ait suivi, si je puis dire, la mode de son temps; il la suivra aussi pour son sceau comme on le verra plus loin; en effet, le titre de chancelier a reparu en France vers 1319 avant d’être officialisé en 133010. Le Comte de Savoie crée aussi un chancelier vers 133011; on voit même le seigneur de Mévouillon, Raymond, donner en 1314 le titre de chancelier dans la baronnie de Mévouillon à un notaire public12. Jean Humbert perçoit le produit de l’émolument du sceau sur lequel il règle des dépenses propres à sa charge – achats de parchemin de papier, de cire – et aussi des dépenses personnelles du dauphin – pro ludo par exemple13 – il porte le sceau et suit, en général, le dauphin, dans ses nombreux déplacements; son rôle est toutefois assez obscur. Guigues VIII n’est pas vraiment intéressé, au contraire de son père et de son frère, par l’administration de ses états; il est attiré par les armes et par le séjour en France, sans doute sous l’influence de sa femme, Isabelle de France. Les fonctions de Jean Humbert cessent au retour de Naples du nouveau dauphin Humbert qui ramène en 1333 une maison déjà organisée sur un grand pied, par imitation de la cour angevine (avec chancelier, sénéchal, grand maître, chambellan et trésorier)14.

Vers septembre 1334, sans doute par suite de la mort du 1er titulaire Barthélémy de la Balme, un nouveau chancelier est désigné, Jean de Cors, dominicain, qui est aussi confesseur d’Humbert, double fonction qu’il remplit jusqu’à son départ du Dauphiné en 134215.

Les chanceliers, des ecclésiastiques suivant la tradition ancienne, portent les sceaux, en perçoivent les émoluments et gardent les archives. Ils font partie [p. 418] de l’hôtel et des conseillers du dauphin mais le contrôle des actes est confié à un laïque, un juriste qui porte le titre de protonotaire emprunté par le dauphin à l’administration angevine. Il n’y eut qu’un seul titulaire, entre décembre 1333 et octobre 1337, Amblard de Beaumont, docteur ès-lois qui a fait ses études à Bologne16. Pendant cette période, les actes sont expédiés avec la souscription autographe du protonotaire, apposée sur une ligne laissée blanche par le notaire entre la date de lieu et celle de jour17.

La première ordonnance de l’hôtel delphinal, datée du 1er mars 1336, ne donne pas de détails sur les fonctions propres de chacun; elle est surtout consacrée au nombre des familiers de l’hôtel, à leurs gages et gratifications.

Au contraire, la deuxième ordonnance, publiée en 1340, consacre un long chapitre à la chancellerie; le rôle du chancelier y est nettement fixé par rapport à celui du juge-mage de l’hôtel delphinal et de tout le Dauphiné qui remplace le protonotaire supprimé. Le juge mage contrôle les lettres de justice, de grâce et de nomination d’officiers; lui, aussi, appose sa souscription autographe entre les dates de lieux et de jour; ses fonctions à la Chancellerie seront supprimées en 134218; le chancelier reste alors seul maître de la chancellerie; là, il commande un grand nombre d’actes avec les conseillers du dauphin qu’il préside.

Par une évolution parallèle à celle d’autres régions, les deux chanceliers d’Humbert II sont alors des laïques et des juristes, Jacques Brunier, de 1342 à 1348, est docteur ès lois; François de’ Fredulfis de 1348 à 1349, est professeur en droit civil et canon; c’est un italien originaire de Parme19.

Notaires

Le notariat public, venu sans aucun doute d’Italie du Nord, s’est établi progressivement dans le Dauphiné, dès la fin du XIIe siècle; au milieu du XIIIe s., il est connu partout20. La question de la route empruntée par la nouvelle institution est toujours entière: par les cols alpins, par les routes de la côte ou par les ports21; la réponse ne sera peut-être jamais possible mais il me [p. 419] semble que les nouveautés entrent souvent dans le Dauphiné par le Briançonnais: le cartulaire d’Oulx où l’on trouve des notaires dès la fin du XIIe s. appartient, en effet, au Briançonnais oriental et le plus ancien document sur papier connu, pour le Dauphiné, est aussi du Briançonnais, comme nous le verrons plus loin22.

A l’origine, on ne trouve que des notaires d’investiture impériale dans cette terre d’Empire; les notaires pontificaux n’apparaissent qu’au milieu du XIIIe siècle. Cette évolution est bien visible dans l’entourage des dauphins qui recourent aux services des notaires publics pour rédiger leurs actes.

Dès 1244, un notaire d’investiture impériale, Pierre Guillaume, sert Guigues VII jusqu’en 1253; il porte encore le nom archaïque de notarius sacre aule ou imperialis aule; Guillaume d’Oulx – toujours le Briançonnais – notaire impérial lui aussi, exerce entre 1257–1263; épisodiquement ces notaires s’intitulent scriptor ou notaire du dauphin mais on ne sait s’ils sont attachés continuellement à sa personne23.

Le notaire d’Humbert alors qu’il n’est encore que seigneur de la Tour, en 1277, est un clerc, Pierre Bourgarel, d’investiture non plus impériale mais pontificale. Ce choix s’explique parce qu’Humbert avait débuté comme clerc (chanoine de Paris, chantre de Lyon, puis doyen de Vienne) avant d’hériter de son frère Albert IV24.

Le nombre des actes augmente quand il devient dauphin; deux notaires au moins, lui sont alors nécessaires: l’un impérial, Albert de Brayda, originaire de Visan, entre 1292 et 1307, paraît spécialisé dans les hommages; l’autre pontifical, Aymon de Tornafol, originaire de Montluel, entre 1293 et 130325.

Jean de St Denis de Beauvoir, notaire impérial et juré de la cour du Dauphiné, succède à ce dernier; c’est le premier dont on ait gardé les registres de brèves qui remontent à 1302; on l’y voit instrumenter pour des particuliers et pour le dauphin, qu’il suit dans ses déplacements26.

C’est avec Jean II, dauphin de 1307 à 1319, que l’on connaît le mieux les notaires, car leurs noms sont indiqués non seulement dans les instruments [p. 420] publics, mais aussi parfois dans les lettres patentes (par exemple, un prénom abrégé pour terminer la dernière ligne quand elle est incomplète)27.

Albert de Brayda et Jean de St Denis continuent leurs services; André Czuppi, notaire d’investiture impériale, souvent désigné comme scriptor, clericus juratus est aussi conseiller28; il est fréquent que les notaires familiers deviennent des conseillers et accomplissent des missions particulières29. Le terme de secrétaire est même employé en 1314 pour désigner le notaire Pierre Boson30. Ainsi commence l’évolution normale, bien visible chez Humbert II, de notaire particulier à secrétaire (qui connaît les affaires secrètes)31.

Le régent Henri et Guigues VIII (1319–1333), conservent le personnel de Jean II, André Czuppi et Jean de St Denis; l’aide de ce dernier, Humbert Pilat, dont la longue carrière commence en 1325, reçoit l’investiture du roi de France en 1328. L’investiture delphinale n’apparaîtra que vers 1340, sous Humbert II; c’est bien encore un signe du pouvoir du dauphin et de son goût pour une administration bien organisée32.

Jusqu’aux ordonnances de l’hôtel d’Humbert II, la présentation du « bureau d’écriture » des dauphins se borne, on le voit, à une liste plus ou moins complète du personnel.

Par l’ordonnance de 1336, 6 notaires sont désignés, recrutés toujours parmi des notaires publics (certains sont d’anciens employés de Guigues VIII). On leur donne le nom générique de notarius et clericus dalphini, bien qu’ils ne soient pas tous clercs; deux parmi eux sont attachés au service particulier du dauphin33.

Avec l’ordonnance de 1340, en plus des 6 notaires (quatre pour la chancellerie, un pour le chancelier, un autre pour le juge-mage), sont nommés un secrétaire et son associé qui se déplacent avec le dauphin. On précise désormais la qualité de notarius ecclesiasticus ou notarius secularius; c’est une évolution comparable à celle de la chancellerie royale française. On trouve de même, un début de spécialisation entre les notaires et l’apparition d’aides occasionnels, peu à peu habilités personnellement à rédiger les lettres. Il s’agit ici d’une [p. 421] évolution parallèle, due à la fixation des institutions, plutôt que d’une imitation34.

Les sceaux

L’usage du sceau laïque s’est introduit tard dans le Dauphiné; alors que les comtes de Savoie et de Provence scellent depuis 1150, c’est Taillefer (1175–1183) premier mari de la fille de Guigues VI qui lance l’habitude de sceller en 1175; son exemple est imité aussitôt et très rapidement. On ne connaît pas d’empreinte de son sceau qui inspira, peut-être celui de son successeur, Hugues de Bourgogne (1183–1192) qui est un sceau bi-face, type très apprécié en Languedoc et en Provence. Un sceau bi-face, c’est-à-dire, un sceau dont la légende se continue de l’avers au revers, est aussi utilisé par André et Guigues VII, jusqu’à sa mort en 126735. Au revers de leurs sceaux, Hugues de Bourgogne, André, Guigues VII ont fait représenter une ville et un palais, Vienne, symbole de leur qualité de palatin.

Jean Ier en bas âge ne possède pas de sceau; sa mère Béatrix régente se fait faire un sceau de type armorial en 1271, seulement36. Une fois devenu dauphin, Humbert Ier continue les habitudes de la famille de la Tour, il utilise un sceau armorial au dauphin accosté de deux tours pour rappeler les armes de la Tour; (sceau remplacé par un autre modèle similaire en 1289) et, pour contre-sceau, son sceau secret dont on connaît 3 modèles37.

Le contre-sceau, c’est-à-dire l’empreinte d’un deuxième sceau plus petit au revers du sceau principal, était jusqu’alors très rarement utilisé dans le Dauphiné.

A partir de 1294, Humbert Ier renoue avec le sceau bi-face; son grand sceau est équestre à l’avers (les armes du Dauphiné sont dans la main droite du cavalier et sur le cimier de son heaume, ainsi que sur le cou et la croupe du cheval) et armorial au revers (les armes de la Tour); la légende commencée à l’avers se termine sur l’autre face.

Ce retour à la tradition de la maison de Bourgogne montre bien, il faut le souligner car on ne l’a pas remarqué, qu’Humbert II est, en 1294, tout à fait sûr de son autorité sur les terres apportées par sa femme. Le dauphin ne va pas jusqu’à reprendre la représentation de Vienne, bien que les rois des Romains Rodolphe et Albert lui aient confirmé la dignité de sénéchal du royaume [p. 422] d’Arles, en 1278 et 129138; c’est son petit-fils Humbert II qui franchira le pas, comme nous le verrons plus loin. Il ajoute toutefois au dessin de la tour de ses ancêtres des créneaux – trois sur la tour et quatre sur la muraille –; c’est à partir de cette date seulement que, suivant l’expression de Mme Bedos-Rezak « une sorte de fusion se produit au niveau de l’iconographie sigillaire entre le château de Vienne et la tour de la famille »39.

Avant de devenir dauphin, Jean, né vers 1279, qui a reçu en don de sa mère le Dauphiné et le Comté de Vienne et d’Albon ainsi que la terre de la Tour de son père, en 1289, possède un sceau au moins dès 1294, armorial au dauphin avec deux tours coupant la légende40.

En 1297, devenu comte de Gapençais par sa mère, il prend un sceau avec une légende en français, et un sceau secret avec légende latine41.

Une fois dauphin en 1307, Jean adopte trois sceaux comme son père, un sceau équestre vers 1309 (qui n’est pas bi-face) un sceau commun vers 1308 et un sceau secret42; c’est presque toujours le sceau secret qui est utilisé comme contre-sceau.

On a cru voir les portraits d’Humbert Ier et de Jean II dans les visages gravés sur leur sceau secret; pourtant les descriptions de ces sceaux données par les vidimus ne le précisent pas et notent seulement figura cujusdam hominis43; le sceau secret d’Humbert II est aussi orné d’une figure d’homme barbu et on n’a jamais songé à un portrait du dauphin.

Guigues VIII, toujours appelé Guigon dans les textes français, lui, rompt avec les habitudes de son père; il a un sceau avec légende française, dès 132244; il refait faire un sceau, à Paris, en 1327 et adopte la mode d’alors, un écu penché45. Il n’a pas de sceau équestre et utilise comme « grand sceau » un sceau armorial qu’il fait fabriquer à Grenoble par l’orfèvre Perronin, toujours avec une légende française46. Il possède aussi un sceau secret.

[p. 423] Humbert II (1333–1349) reprend la tradition du sceau bi-face, dont la première empreinte du 7 mai 1334 n’a que l’avers équestre; le revers, représentant la ville de Vienne, aura sans doute été gravé plus tard47. Il a fait faire son petit sceau à Naples dès octobre 1333; il est le premier à lui donner le nom de sigillum parvum. Toutes les légendes sont latines, à nouveau. Son sceau secret, qui est à proprement parler un signet, est une intaille sans doute rapportée d’Italie48; on lui donne le nom de sigillum secretum; ce n’est pas un contre-sceau comme les sceaux secrets de ses prédécesseurs: il est toujours plaqué. Le sceau secret d’Humbert II est apposé sur tous les actes ordonnant délivrance d’argent; il en était de même sous Guigues VIII, semble-t-il49.

Les sceaux secrets des dauphins du XIVe siècle ont pu être utilisés en l’absence de l’autre; on connaît quelques lettres de Jean II, en 1317, sub secreto nostro mais il n’est pas fait mention de l’absence du garde du sceau50; c’est en 1343 seulement qu’Humbert II indiquera expressément l’absence du chancelier pour expliquer l’apposition du sceau secret51.

L’emblème du dauphin est apparu dans les armes delphinales en 1237 avec Guigues VII qui imite ainsi son parent Dauphin, le comte de Clermont, qui avait choisi le dauphin comme arme parlante, dès 119952.

Cet emblème sera utilisé sans discontinuer par la suite. Le dessin des nageoires et de la barbe du poisson varie suivant les époques; on peut seulement dire que le dauphin est toujours dressé et tourné à dextre.

La couleur de la cire est fort variable; à la fin du XIIIe s., on emploie volontiers la cire vierge et la verte. Au XIVe s., la préférence va à la cire rouge. Chez Jean II surtout, le grand sceau peut ne pas être de la même couleur que le contre-sceau; chez Humbert II, l’empreinte peut être entourée d’un berceau de cire de couleur différente53.

[p. 424] Le sceau delphinal assure pleine authenticité aux actes mais il a pu arriver que les dauphins recourent à un sceau ecclésiastique en plus du leur; ainsi, en 1292, la dauphine Anne demande à l’archevêque de Vienne d’apposer son sceau pour une donation à son fils Jean54. Pourtant à la même époque, en 1278, plus au sud, dans un conflit entre Adhémar de Poitiers, comte de Valentinois et l’évêque de Valence, le comte affirme nettement la valeur, à lui seul, du sceau nobiliaire: item pretendit probare quod usus vel consuetudo est in patria Adhemari et episcopi predictorum quod nobiles et seculares habent sigilla propria et quod ea que faciunt contrahendendo inde litteras suo sigillo sigillent nec ad alias personas recurritur pro predictis litteris sigillandis … quod ad sigillum episcopi non recurritur pro sigillando contractibus qui sint in patria predicta inter nobiles et quod sigillum episcopi non creditur in predictis de consuetudine55.

Si les nobles préfèrent utiliser leur sceau plutôt que le signum des notaires56, les dauphins, eux, n’hésitent pas à confier aux seuls notaires l’authentification de leurs actes qu’à l’occasion ils font sceller.

Forme des actes

La forme des actes est assez bien fixée au XIVe s. mais la forme diplomatique adoptée ne dépend pas du contenu juridique.

Les lettres patentes solennelles d’Humbert II, sur parchemin, scellées en général du grand sceau, sur lacs de soie ou cordonnet de chanvre, de couleur variable, étaient déjà utilisées par son père Jean II, sans différence notable57.

La date est souvent étirée sur la dernière ligne ou remplie par le nom abrégé du notaire; elle est introduite par datum, rarement par datum et actum.

La formule de corroboration et d’annonce du sceau est presque toujours présente dans une proposition indépendante mais il peut y avoir simplement, à la suite de la date, la formule cum apposicione sigilli nostri.

On note, chez Jean II comme chez Humbert II, un manque de précision sur la nature du sceau; c’est le grand qui est apposé mais il n’est annoncé sous ce nom qu’à partir de 1309, pour Jean II, et à partir de 1339, pour Humbert II, sans que ce soit une règle absolue58.

D’après les sondages que j’ai pu faire pour les actes du début du principat, [p. 425] je ne suis pas sûre que ce type de lettres ait été utilisé par Humbert Ier (1282–1308) qui réserve ce mode de scellement aux instruments publics59.

La dauphine Anne, semble, elle, avoir continué ce type, connu par son père Guigues VII, pour ses actes ainsi que pour les actes intitulés conjointement à son nom et celui de son époux60.

Si cette remarque se confirme, elle pourrait montrer une certaine limitation du pouvoir d’Humbert de la Tour ou prouver des habitudes diplomatiques différentes dans la maison de Bourgogne et dans celle de la Tour. La question mériterait d’être étudiée de plus près.

Les lettres patentes sur parchemin scellées sur double queue de parchemin paraissent plus employées à la fin du XIIIe s. par Humbert Ier que par Humbert II au XIVe61.

La notification est plus développée au XIIIe, notum facimus universis presentes litteras inspecturis au lieu de notum facimus universis. Le sceau est toujours annoncé in cujus rei testimonium presentibus litteris sigillum nostrum duximus apponendum, sous Humbert Ier, alors que la formule, plus courte en général, peut manquer sous Humbert II.

De même, à la fin du XIIIe s., l’exposé est plus réduit et le dispositif plus simple qu’au XIVe s.; on y emploie un seul verbe au présent et non trois verbes synonymes ou plus au présent.

Les lettres patentes sur parchemin scellées sur simple queue sont de loin les plus nombreuses dès Humbert Ier62.

La languette de parchemin découpée à la base du parchemin est repliée pour passer par une ou deux incisions parallèlement au texte. Sous Humbert Ier, la simple queue est souvent déportée très à gauche. Ce serait une habitude germanique63.

On y trouve une notification, en général, réduite ou une adresse particulière avec salut (salutem et rei geste noticiam sous Humbert Ier).

Chez Humbert Ier, le sceau est toujours annoncé comme pour les lettres sur double queue, alors qu’il ne l’est en principe jamais chez Humbert II.

[p. 426] Les catégories de lettres suivantes ne sont connues qu’au XIVe s.

Les mandements sur papier sont appelés ainsi à cause de l’emploi régulier du verbe mandamus dans le dispositif. Avec une adresse particulière ou collective et un salut, et sans annonce de sceau, ils servent à l’administration courante.

La feuille de papier est, en général, pliée deux fois dans le sens de la hauteur et une dans le sens de la larguer; le texte se trouve ainsi à l’intérieur et le sceau est plaqué au dos du mandement sans le clore car il s’agit bien de lettres patentes. Le plus ancien mandement original connu est de 1333 mais on sait, par des vidimus, que Jean II utilisait déjà ce type d’acte; la plus ancienne mention remonte à 1311: litteram scriptam in papiro et ejus sigillo in dorso sigillatam64.

Pour la catégorie des lettres closes toutes sur papier, il existe des mandements clos, des lettres missives, et des lettres closes avec vedette, forme empruntée par Guigues VIII à la France dès 1332, c’est-à-dire une dizaine d’années après leur adoption par la chancellerie royale65.

La chancellerie delphinale emploie souvent des instruments publics rédigés par les notaires de la chancellerie qui sont aussi notaires publics. Les habitudes des notaires delphinaux sont très proches de celles des notaires méridionaux, si ce n’est au XIIIe s. la présence de 2 seings manuels, un au début et l’autre à la fin de l’acte.

Lettres patentes et instruments publics sont employés concurremment et indifféremment pour les mêmes catégories juridiques d’actes.

L’usage d’instruments publics scellés est courant dès Guigues VII (1237–1269) et se retrouve dans les régions voisines, Savoie et Provence66.

De plus, dès Jean II (1308–1319), sont utilisés des actes semblables aux instruments publics pour les caractères externes mais dont le formulaire est hybride, mêlant lettres et instruments: comme dans les lettres patentes, le dauphin s’exprime à la 1ère personne du pluriel nos; sa suscription ouvre l’acte et la date de temps est au protocole final avec la date de lieu.

Inversement, on trouve, comme dans les instruments publics, invocation verbale et notification, mention de la présence personnelle du notaire, liste des témoins et souscription du notaire avec seing manuel. Dans le corps de l’acte, le dauphin s’adresse personnellement au notaire en le tutoyant pour [p. 427] promettre de respecter la teneur de l’acte et pour donner l’ordre de mise par écrit67. Les actes hybrides peuvent être scellés.

L’hésitation de la chancellerie delphinale entre lettre patente et instrument public est elle due à l’introduction presque simultanée du sceau et du notariat public dans la région? les deux habitudes se seraient superposées sans que l’une prenne le pas sur l’autre, chez les dauphins.

Il y aurait une autre explication possible. On sait que le Dauphiné « est encore, en plein XIVe siècle, un état féodal où les liens d’homme à homme jouent un grand rôle »68; grâce à l’instrument public, chacun des comparants, le dauphin comme l’autre partie, se trouverait dans la même situation devant le notaire.

Il faut remarquer ainsi que plusieurs des traités de transport du Dauphiné à la France furent des instruments publics scellés; cette forme aurait permis de mettre sur le même pied le prince et le dauphin devant le notaire, personne publique69.

Je voudrais maintenant mettre en valeur quelques éléments des actes.

Le parchemin est seul employé jusqu’au début du XIVe s.; il est épais souvent jaunâtre, de plus petites dimensions au XIIIe s. qu’au XIVe s.

Le papier est utilisé dans la seconde moitié du XIIIe s. en Dauphiné, pour les registres, les cahiers et les notes volantes des notaires; le plus ancien, un registre de reconnaissances du Briançonnais, est de 126170, date tout à fait précoce. Le plus ancien acte sur papier à la chancellerie delphinale, à ma connaissance date de 1311; c’est un mandement avec sceau au dos, dont j’ai parlé plus haut71. Des filigranes sont visibles sur quelques pages de registres.

La langue

Les actes sont rédigés en latin qui est la langue utilisée dans l’administration en Dauphiné et qui le sera pendant tout le XVe s., à la chancellerie royale delphinale. Au XVIe s., encore, les délibérations de la communauté de ville de Grenoble sont en latin.

Le dauphin Humbert Ier (1282–1308) ignore cette langue; on trouve souvent la relation de la traduction des actes devant lui in vulgari ou in materna lingua.

[p. 428] Humbert II (1333–1349) était sans aucun doute plus savant; son père Jean II avait prévu expressément dans son testament son éducation: « si voluit idem Humbertus studere secundum decenciam persone sue et status »72. Ceci expliquerait le goût d’Humbert pour les souscriptions écrites de sa main.

Les mots de langue vulgaire sont rares; je citerai toutefois l’expression « scutum escarcaynes de armis Dalphinatus et Fucigniaci », employée pour les armes écartelées Dauphiné-Faucigny d’Hugues Dauphin, en 132373.

Le français est souvent la langue diplomatique dès la fin du XIIIe s.74.

La titulature des dauphins

A l’origine, dalphinus est un prénom en usage dans la famille d’Albon.

Dans la maison de Bourgogne, le premier prince se nomme André Dauphin 1192–1237; pourtant la légende de ses sceaux porte toujours sigillum Dalphini; le prénom d’André est passé sous silence sans doute pour marquer la continuité avec la maison d’Albon.

Dans les actes originaux que j’ai pu voir de son successeur Guigues VII (1237–1269), le prénom, entre 1260 et 1263, est toujours réduit à l’initiale G., suivie du mot au génitif Dalphini; à partir de 1265, l’initiale est suivie du mot au nominatif Dalphinus75. Cette hésitation n’est pas connue des princes voisins qui utilisent toujours le mot dalphinus comme un titre76.

L’avènement de la maison de la Tour se situe en 1282; Humbert Ier ne se décidera à prendre le titre de delphinus (et non dalphinus) qu’à partir de 1284, pour affirmer pleinement son droit sur les biens de sa femme, contre Robert II de Bourgogne qui avait obtenu l’inféodation du Dauphiné par le roi des Romains, au début de cette même année 128477.

Désormais le titre est fixé pour les dauphins. Le nom patronymique Dalphini sera gardé par les cadets de la famille.

Le nom de dalphina est rare du temps d’Anne, femme d’Humbert Ier; il sera courant pour les femmes des dauphins suivants.

La fixation des noms de terres est aussi lente; Taillefer (1175–1189) porte le nom du peuple Viennensium et Albonensium comes, comme il est courant au XIIe siècle78. Sous Hugues de Bourgogne (1183–1192), on emploie plus volontiers [p. 429] le nom de la région Albonis comes, de même sous Guigues VII (1237–1269), Vienne et Albonis comes.

Humbert Ier, lui, hésitera entre les deux formes; seul son titre dominusque de Turre est invariable. Jean II, à sa suite, emploie pendant tout son principat, la titulature Vienne et Albonis comes dominusque de Turre qui ne sera pas retenue par Guigues VIII sous qui l’on voit apparaître l’expression toute faite, inséparable, et qui aura une longue postérité dalphinus Viennensis et Albonis comes dominusque de Turre, dalphin de Vienneys, dauphin de Viennois79.

A partir de 1340, Humbert II réduira souvent la formule à dalphinus Viennensis80.

La date

Le style de l’Incarnation du 25 mars est usuel en Dauphiné, dans la maison d’Albon comme dans la maison de la Tour; à partir de Guigues VIII (1319–1333), malgré quelques hésitations, le style de la Nativité devient la règle.

Au temps de Guigues VII (1237–1269), la date de jour est indiquée suivant le comput julien ou d’après une fête religieuse sans qu’il semble y avoir de règle précise, de même sous Humbert Ier.

Les actes de Jean II se partagent entre la référence à une fête religieuse et la forme moderne, qui devient toutefois peu à peu la plus courante et est presque toujours utilisée dès la régence d’Henri Dauphin en 131981.

Les éléments de datation sont accompagnés dans les instruments publics de la liste des témoins; au début du principat d’Humbert Ier, les témoins sont aussi mentionnés dans les lettres patentes; c’est une habitude qui remonte au temps où il était seulement seigneur de la Tour, et qui sera vite abandonnée82.

Par la fréquente apparition des mêmes noms parmi les témoins des instruments publics, on peut repérer les conseillers habituels du dauphin, avant qu’on leur donne précisément ce nom dans les 1ères années du XIVe s. On remarque quelques italiens parmi eux; je citerai entre 1289 et 1296, Benvenuto de Compeisio, originaire de Pavie, professeur de droit83. Beaucoup de conseillers [p. 430] sont des juristes dont le rôle s’accroît dans l’entourage des dauphins, dès la deuxième partie du XIIIe siècle84.

L’élaboration des actes

Déterminer qui prend l’initiative de commander les actes à la « chancellerie » delphinale est difficile avant l’apparition des mentions de service. Les premières datent du tout début du principat de Jean II, en 1307; c’est une innovation et le notaire Jean de St Denis, peu habitué aux formules a corrigé, à plusieurs reprises, leur rédaction dans son registre de brèves85. En 1307, on mentionne simplement le conseil donné au dauphin par les témoins: testibus presentibus et ipsi domino assistentibus et, dès 1308, on passe à de véritables mentions hors-teneur: expedita precepto nostro orethenus facto, assistentibus nobis ou expedita a nobis orethenus, par exemple, ou encore plus développées: expedita per nos assistentibus nobis … consiliariis nostris et fuerunt predicta dictata de mandato domini per dominum G. Grinde juxta correctionem et justificationem consiliorum predictorum86.

Les actes commandés par un autre que Jean II sont très rares, ce qui montre bien l’activité et l’attention avec laquelle ce dauphin suivait les affaires; les mentions hors teneur, dans ce cas, servent au contrôle de la rédaction plutôt qu’au contrôle d’une délégation de pouvoir.

Sous Jean II aussi apparaît la signature des actes par le notaire rédacteur, dès 1310; destinée sans doute à contrôler les libéralités financières, elle est souvent celle d’André Czuppi conseiller et aussi « auditeur des comptes »87.

Jean II a-t-il emprunté ces habitudes à la chancellerie royale française où les premières mentions hors teneur datent de 128688 et les signatures sont fréquentes après 130089; c’est probable car le dauphin est un habitué de la France; en 1316, il fera même partie du conseil étroit créé à la mort de Louis X90.

Sous Guigues VIII, les mentions hors-teneur semblent moins fréquentes; quand elles existent, elles montrent la grande activité du régent, Henri Dauphin, même après la majorité de Guigues VIII; elles confirment le peu de goût de ce dernier pour l’administration.

[p. 431] Avec le développement des affaires et le plus grand nombre de délégation de pouvoir, Humbert II adoptera des formules diversifiées, fixées très strictement par son ordonnance de 134491.

On remarquera que la forme subjective des mentions de Jean II expedita a nobis est remplacée par une formule objective Per dominum chez Humbert II.

L’intervention directe de ce dernier a pu se marquer aussi par sa souscription autographe, tout au moins entre 1333 et 134092; on connaît, à la même époque, des mentions autographes, en France de Philippe V93, en Aragon de Pierre IV94; il n’y a pas imitation de ces princes mais plutôt manifestation de personnalités autoritaires.

Le sceau secret plaqué au bas du texte a servi aussi pour le contrôle direct du dauphin95.

L’enregistrement à la chancellerie au XIVe s.

L’habitude de tenir des registres fut empruntée par Humbert II à la chancellerie angevine96. On ne trouve pas trace d’enregistrement chez ses prédécesseurs. Le fragment supposé d’un registre d’enregistrement pour le temps de Guigues VIII n’est pas un enregistrement de chancellerie mais un enregistrement de titres présentés par des particuliers97. Cet enregistrement a posteriori d’actes formant titres, très fréquente au XIVe s., prouve que l’absence d’enregistrement de chancellerie était très gênante; c’est pourquoi Humbert II s’efforça d’y remédier en créant des règles.

[p. 432] Suivant une évolution assez comparable toutes proportions gardées, à celle des chancelleries de seigneurs plus puissants, la chancellerie delphinale, au milieu du XIVe siècle, est organisée de façon assez complète, grâce à la forte personnalité de ses dauphins qui surent, malgré de petits moyens, rassembler leurs possessions éparses en les accroissant et créer une administration solide.

Le Dauphiné se trouve être une région charnière entre les pays de notariat et les pays d’adoption du sceau. Illustrant la circulation vivante des idées dans le monde médiéval, il unit des habitudes méridionales et septentrionales dans une création originale.


1 Paul Fournier, Le royaume d’Arles et de Vienne, (1138–1378), Paris, 1891.

2 Robert-Henri Bautier et Janine Sornay, Les sources de l’histoire économique et sociale du Moyen-Age. Provence. Comtat Venaissin. Dauphiné. États de la maison de Savoie, Paris, C.N.R.S., 1968–1974, 3 vol., CVI-1823 p., cartes et index.

3 Chanoine Ulysse Chevalier, Regeste dauphinois ou répertoire chronologique et analytique des documents imprimés et manuscrits relatifs à l’histoire du Dauphiné des origines chrétiennes à l’année 1349 …, Valence, 1912–1926, 7 vol., abrégé R.D.

Armance Royer, Étude sur les actes des comtes d’Albon et dauphins de Viennois, dans Positions des thèses des élèves de l’École des Chartes, t. 12, 1931, p. 175–186.

Chantal Reydellet-Guttinger, La chancellerie d’Humbert II, dauphin de Viennois (1333–1349), dans Archiv für Diplomatik, t. 20, 1974, p. 241–383.

Brigitte Bedos-Rezak, Sceaux seigneuriaux et structures sociales en Dauphiné de 1170 à 1349, 108é Congrès national des Sociétés savantes, Grenoble, avril 1983 (à paraître); il est dommage que cette belle étude ait utilisé la Description des sceaux des familles seigneuriales du Dauphiné de Joseph Roman dans l’édition de 1906, alors que la seconde datée de 1913 est plus complète.

Pierre Vaillant, Les libertés des communautés dauphinoises des origines au 5 janvier 1355, Paris, 1951, 679 p. (Société d’histoire du droit. Recueil de documents relatifs à l’histoire du droit municipal en France des origines à la Révolution).

4 R.D. n° 6750, 6759, 6926, 6951, 7053, 7481, 7496. Le sceau du maréchal est connu (Joseph Roman, Description des sceaux des familles seigneuriales de Dauphiné, Grenoble, 1913, n° 629).

5 R.D. n° 8039, 8146, 8343, 8758, 8944.

6 Voir Ducange, Glossarium mediae et infimae latinitatis, à ces mots; la forme cambarlencus est signalée comme dauphinoise.

7 A. Royer, op. cit., p. 180. Le terme de chancelier se rencontre, auprès de l’archevêque de Vienne entre 1227 et 1239 (R.D., n° 6902, 7393, 7467).

8 Archives dép. Isère, B 3009, fol. 415: Expedita per nos presentibus Humberto Clareti et Perroneto Clareti, Soleymeu precipientes magnum sigillum hic apponi.

9 Il faisait déjà partie de l’entourage du dauphin Jean II; en 1317, il est son notaire à Briançon (Archives dép. Isère, B 3009, fol. 17); il n’est pas encore jurisperitus à cette date.

10 Georges Tessier, Diplomatique royale française, Paris, 1962; p. 136–137.

11 C. Reydellet-Guttinger, op. cit., p. 251.

12 Archives dép. Isère, B 3009, fol. 808.

13 Archives dép. Isère, 8 B 20, fol. 144–153; 188–189: émolument du sceau. – 8 B 116, fol. 124–132 (recettes) fol. 129–139 (dépenses).

14 C. Reydellet-Guttinger, op. cit., p. 251.

15 ibid., p. 252–254.

16 Gérard Giordanengo, Epistola Philiberti, note sur l’influence du droit féodal savant dans la pratique du Dauphiné médiéval, dans Mélanges d’archéologie et d’histoire de l’École française de Rome, t. 82, 1970, p. 846, note 3.

17 C. Reydellet-Guttinger, op. cit., p. 254–258.

18 ibid., p. 263–264; 270–272.

19 ibid., p. 264–270.

20 Gaston Letonnelier, Notice sur le notariat en Dauphiné. Introduction au répertoire des minutes de notaires conservées aux Archives du département de l’Isère, Grenoble 1930, p. VII–IX.

21 Bautier, Sornay, op. cit. t. II, p. 141.

22 Letonnelier, op. cit., p. VII, notes 21–22; Arthur Giry, Manuel de diplomatique, Paris, 1894, p. 499: papier en 1260.

23 R.D. n° 8039; 8154; 8282; 8343; 8758 etc.: Pierre Guillaume; n° 9405, 10021, 10048 etc.: Guillaume d’Oulx.

24 entre 1253 et 1270. Voir Ulysse Chevalier. Itinéraire des dauphins de la troisième race (1282–1355), Valence, 1887, p. 1. – R.D. n° 11788–11789.

25 R.D., n° 14 208, 14 401, 14 423, 14 560 etc.: Albert de Brayda; n° 14 934, 15 882, 15 910, 16 018 etc.: Aymon de Tornafol.

26 Archives dép. Isère, 3 E 14991 (1304–1308); 3 E 14992 (1309–1314).

27 Archives dép. Isère, B 3009, fol. 514 v° par exemple.

28 ibid., B 3164: par testament le dauphin lui accorde 100 l. de revenu. A. Royer, op. cit., p. 184.

29 Ainsi Albert de Brayda est commissaire de Jean II en 1318 (Archives dép. Isère, B 3009, fol. 765.).

30 R.D. n° 18 891. Le secrétaire François Nicolet, désigné en 1311 (R.D. n° 17 926) est secrétaire d’Humbert II; il collationne l’acte de 1311.

31 C. Reydellet-Guttinger, op. cit., p. 273.

32 ibid., p. 260–261; 274–276.

33 ibid., p. 259.

34 ibid., p. 273; 277–279.

35 B. Bedos-Rezak, op. cit., p. 4. Roman, Description des sceaux, n° 186, 188, 193.

36 R.D. n° 10 779 (en 1269). Roman, n° 197.

37 J. Roman, Description des sceaux…, n° 896–898 et 900.

38 ibid., n° 899; en 1301, l’avers du grand sceau fut utilisé seul, avec le sceau secret comme contre-sceau. U. Chevalier, Itinéraire…, p. 1.

39 B. Bedos-Rezak, op. cit., note 101.

40 J. Roman, Description des sceaux…, n° 911.

41 ibid., n° 912 et 913.

42 ibid., n° 914–915.

43 ibid., n° 897 et 914. B. Bedos-Rezak, op. cit., p. 13.

44 J. Roman, Description des sceaux, n° 916.

45 ibid., n° 919; Archives dép. Isère, 8 B 20, fol. 146 v°: item cum fuimus Parisius, pro duobus parvis sigillis deauratis cum cathenis argenteis ad opus domini dalphini et domine dalphine, XVI gros. tur. (entre mars et avril 1327 sans doute).

46 Archives dép. Isère, 8 B 20, fol. 172: Item pro l floreno auri deliberavit Peronino dorerio pro deaurando sigilli magni domini et pro deaurandis litteris argenti factis per eumdem Peronninum ad opus domini dalphini ad ponendum in una coca… – J. Roman, Description des sceaux…, n° 917; Roman (p. XXII) attribue à ce même « Perronet » le grand sceau d’Humbert II, sans doute par confusion avec Guigues VIII.

47 C. Reydellet-Guttinger, op. cit., p. 284–288; on pourrait supposer que la gravure équestre aurait été réalisée en Italie avant le départ d’Humbert et la représentation de la ville de Vienne dans le Dauphiné.

48 ibid., p. 289–290.

49 Archives dép. Isère, 8 B 20, fol. 133: littera sub secreto domini dalphini pour la dot de la fille du chancelier.

50 Archives dép. Isère, B 3009 fol. XXXIII–XLI.

51 C. Reydellet-Guttinger, op. cit., p. 290–291; des sceaux de lieutenance furent aussi employés (p. 293–295).

52 B. Bedos-Rezak, op. cit., p. 13; tous les comtes de Clermont, après lui, utilisent des sceaux équestres avec contre-sceau au dauphin (Douët d’Arcq, n° 401, 403, 405).

53 J. Roman, Description…, p. 364. C. Reydellet-Guttinger, op. cit., p. 284.

54 Archives dép. Isère, B 3165; autres exemples: RD n° 12 914 (en 1285), n° 17 115 (en 1307).

55 ibid., B 3536, n° 5.

56 G. Giordanengo, Epistola Philiberti, p. 836.

57 C. Reydellet, op. cit., p. 302–306.

58 Pour Jean II, voir Archives dép. Isère, B 3013, fol. 71–74: sigillo nostro magno quo in talibus utimur; pour Humbert II, C. Reydellet, op. cit., p. 284.

59 Instrument public scellé sur cordonnet de chanvre, en 1287, Archives dép. Isère, B 3543; B 3163 (1286 et 1291).

60 Guigues VII: ibid., B 3316 (1260 et 1267). Anne, seule, B 3163, en 1296; Anne et Humbert Ier, B 3163 (1286 et 1297). En 1287, un acte d’Humbert Ier sur double queue de parchemin est confirmé par Anne par un acte scellé sur cordonnet (B 3543).

61 Archives dép. Isère, B 3163, 3612, B 3543, en 1287, C. Reydellet, op. cit., p. 306–307.

62 ibid., p. 307–308. Archives dép. Isère, B 3543 (1287), B 3546 (1289), B 3612 (1293).

63 par exemple: B 4153: lettre de sauvegarde accordée à Humbert Ier par Rodolphe, roi des Romains, en 1284.

64 ibid., B 3009, fol. 472: vidimus en 1311 d’un mandement du 9 février 1310 (a. st.).

65 C. Reydellet-Guttinger, op. cit., p. 309–314.

66 ibid., p. 314–322, Archives dép. Isère, B 3316 (1263, 1267).

67 ibid., B 3009, fol. 287 v° (1309).

68 G. Giordanengo, Epistola Philiberti, p. 811–812.

69 C. Reydellet-Guttinger, op. cit., p. 321.

70 Giry, Manuel…, p. 498–500: Archives dép. Isère, B 3316 (papier avec filigrane).

71 voir p. 426.

72 Archives dép. Isère, B 3164.

73 ibid., B 3009, fol. 960.

74 par exemple, R.D. n° 13 457; 13 643 (1289–1290).

75 Archives dép. Isère, B 3316.

76 A. Royer, op. cit., p. 180.

77 U. Chevalier, Itinéraire… p. 1.

78 A. Royer, op. cit., p. 177.

79 ibid., p. 184.

80 C. Reydellet-Guttinger, p. 299–300.

81 Voir Vaillant, op. cit., catalogue des chartes, passim.

82 Archives dép. Isère, B 3543; dat. Lugduni… die dominica post festum Sancti Vincentii, presentibus… In cujus rei testimonium sigillum nostrum presentibus duximus apponendum, en 1287.

83 R.D. n° 14 711, 143 756, 14 805 etc.; deux sceaux intéressants de ce personnage nous sont parvenus (J. Roman, Description…, n° 228 et 229).

84 G. Giordanengo, Consultations juridiques de la région dauphinoise XIIIe–XIVe, dans Bibliothèque de l’École des Chartes, t. CXXIX, p. 48–81.

85 Archives dép. Isère, 3 E 14991, fol. 159 v°.

86 ibid., B 2975, fol. 719 v°–728.

87 ibid., B 3009, fol. 377, en 1316, par exemple.

88 Giry, Manuel…, p. 761.

89 G. Tessier, Diplomatique royale…, p. 165.

90 R. Cazelles, La société politique et la crise de la royauté sous Philippe de Valois, Paris, 1958, p. 37.

91 C. Reydellet-Guttinger, op. cit., p. 326–328.

92 ibid., p. 332.

93 R.H. Bautier, Critique diplomatique, commandement des actes et psychologie des souverains du Moyen-âge dans Compte-rendus de l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, janvier-mars 1978, p. 22.

94 voir note 92.

95 C. Reydellet, op. cit., p. 332.

96 ibid., p. 337–344. De même en Artois, dès la fin du XIIIe siècle, l’enregistrement fut adopté sur le modèle angevin (cf. Anne-Lise Courtel, La chancellerie et les actes d’Eudes IV duc de Bourgogne (1315–1349), dans Bibliothèque de l’École des Chartes, t. CXXXV, p. 304).

97 Archives dép. Isère, B 3322.

[p. 433] La Chancellerie des Comtes de Flandre (12e–14e Siècle)

1. Le Problème des origines et la Méthode Diplomatique

1.1. Les origines et l’évolution

Le problème le plus épineux de toute recherche diplomatique est sans conteste celui de l’origine. Il est particulièrement malaisé de prouver de façon positive qu’une chancellerie a vraiment commencé à délivrer des chartes, entièrement composées au sein même de cette institution. Pourtant, en ce qui concerne la Flandre, il y a peu de doutes quant aux moments extrêmes. Monsieur Fernand Vercauteren, qui a étudié les actes des comtes de Flandre d’avant 1128, a conclu que jusqu’en 1128 presqu’aucun acte ne porte les traces d’une confection de chancellerie, en d’autres mots que la plupart des actes étaient confectionnés par les destinataires eux-mêmes1. D’autre part peut-être dès le milieu du 13ème siècle et certainement dès le début du 14ème, pratiquement plus aucun document comtal n’est rédigé en dehors des services comtaux, et ces actes ont pris des formes totalement stéréotypées2. La période de formation de la chancellerie comtale de Flandre peut donc être située entre 1128 et 1250.

1.2. Problèmes de méthode

Comment prouver l’existence d’une chancellerie? Comment prouver que les chartes sont les produits de cette institution, ou, par contre, émanent des [p. 434] destinataires? Passons en revue quelques hypothèses, pas toujours opérationnelles, que les érudits ont proposées.

La première méthode consiste à guetter l’apparition des termes cancellarius et cancellaria. En 1080, pour la première fois, en Flandre, un vice cancellarius apparaît, et cela dans un acte comtal dont il est souscripteur3. Neuf ans plus tard, en 1089, un document exceptionnel vient nous éclairer sur le terme de cancellarius. Une charte du comte Robert le Frison établit que dorénavant la fonction de prévôt du chapitre de St. Donatien à Bruges, l’église la plus riche et la plus prestigieuse du comté de Flandre, sera immuablement liée à la charge de chancelier de Flandre4. L’institution existe donc bel et bien. La seule, mais fondamentale, question reste: les chanceliers s’occupent-ils de la confection de documents princiers, ou non. Le texte de 1089 ne souffle mot d’une activité de cette sorte. Au contraire il parle abondamment d’autres responsabilités: la direction de tout le personnel de l’administration comtale, et la recette générale des domaines comtaux et des impôts. Ce silence du texte de 1089 est confirmé par les conclusions de F. Vercauteren qui n’a trouvé dans les actes comtaux d’avant 1128 que très peu de traces d’intervention du personnel de la chancellerie. Mais il est tout aussi évident que l’acte comtal n’est juridiquement concevable que si le prince a donné l’autorisation de rédiger un texte, que s’il a scellé la pièce, et que s’il délivre plus ou moins solennellement la pièce au destinataire. De l’étude de la forme des actes on peut conclure que l’existence de la fonction de chancelier n’implique nullement la confection d’actes de chancellerie.

Certains érudits ont proposé de déduire l’existence de la confection d’actes par la chancellerie du simple fait de la présence de membres de la chancellerie et de l’administration comtale comme souscripteurs-témoins à la fin de l’acte5. Pour la Flandre au 12ème siècle cette méthode s’avère totalement inefficace6.

Une troisième méthode est plus intéressante. Dès 1136 apparaissent en Flandre des souscriptions du genre « ego … capellanus ou cancellarius scripsi et subscripsi » qui semblent bien signifier que le chancelier ou le chapelain a joué un rôle réel dans la composition de l’acte, ce qui peut signifier la rédaction ou l’écriture du net, ou les deux7. En fait pour cette époque on peut même prouver [p. 435] à plusieurs reprises, que l’employé de chancellerie signalé dans une telle souscription a écrit lui-même l’acte délivré. Après 1152 la souscription de chancellerie disparaît petit à petit et ne signifie apparemment plus rien pour ce qui est de la participation réelle du souscripteur dans l’élaboration de l’acte8.

La quatrième méthode, la plus décisive, est celle de la « Stilvergleichung » chère déjà aux érudits du XIXe siècle, comme Léopold Delisle et Theodor von Sickel9. Le principe consiste dans un rapprochement des formules protocolaires et des phrases du contexte, dans le but de retrouver des similitudes de mots et de style. Dès qu’on constate des identités formelles frappantes dans le choix des mots, dans les structures grammaticales, et dans la structure de l’acte, dans plusieurs chartes d’un seul auteur et destinées à des destinataires différents n’ayant aucun lien entre eux, on conclut à la confection par la chancellerie. D’autre part si un ensemble de formules protocolaires n’apparaît que dans les actes de cet auteur (le comte de Flandre p. ex.) pour un seul bénéficiaire, et que ces formules se retrouvent en outre dans des actes d’autres auteurs que le comte, mais destinés à ce même et unique bénéficiaire, on les attribue au centre de rédaction du destinataire.

Si le principe est simple et clair, l’application dans la pratique pose pas mal de problèmes. Nous devons admettre qu’une attribution de paternité laisse presque toujours la porte ouverte à d’autres conclusions. D’un point de vue philosophique, une similitude de forme dans deux actes juxtaposés peut être aussi bien la conséquence d’une rédaction par un seul auteur, que le résultat de l’imitation d’une formule de chancellerie par un destinataire voulant faire du beau travail. Théoriquement l’origine d’une formule ne peut jamais être établie, puisqu’il n’y a pas de véritables monopoles de phrases, et puisqu’aucune loi ni aucune tradition ne peut défendre la reprise de formules de chancellerie [p. 436] par des destinataires. Puisqu’aucun élément n’est décisif en soi, il est donc essentiel pour la technique de la « Stilvergleichung » d’accumuler les arguments, et d’espérer que la combinaison de similitudes allant dans un même sens permette d’arriver à une « probabilité maximale ».

Le problème essentiel est évidemment de déterminer par quel bout il faut s’attaquer à la constatation des similitudes. On aurait pu simplement laisser jouer les quantités statistiques, c.à.d. stocker toutes les formules, les notifications, les adresses, les saluts, les datations, et compter, éventuellement par ordinateur, les fréquences.

Nous avons cependant préféré une méthode plus sophistiquée, en combinant dès le début la notion « fréquence » et la notion « circonstances externes »10. Expliquons-nous. Nous avons sélectionné un certain nombre de groupes de chartes, dont on pouvait raisonnablement supposer que la confection pouvait difficilement avoir eu lieu ailleurs que dans la chancellerie, vu la nature spécifique de ces actes.

Il y a d’abord les lettres que le comte adresse au pape, au roi de France, etc., et dans lesquelles il leur demande quelque faveur, ou leur annonce quelque nouvelle importante. Une rédaction par le destinataire est pratiquement exclue ici, vu le caractère de ces pièces, puisque le destinataire ignore la teneur, la demande ou le commandement contenu dans la lettre jusqu’au moment de la réception11.

De même pour les chartes et lettres expédiées d’Orient par le comte de Flandre et de Hainaut Baudouin VI–IX, devenu, lors de la Quatrième Croisade, empereur de Constantinople, en faveur de communautés ou d’institutions situées en Occident. Il est en effet peu pratique pour les bénéficiaires d’aller présenter des projets de chartes, qu’il fallait souvent adapter avant la mise au net, à un prince éloigné d’eux de plus de 2000 km12.

Une troisième catégorie d’actes que nous avons considérée comme œuvre de chancellerie par définition sont les « chartes de série », c.à.d. des groupes de chartes de même date, avec à peu près la même teneur, notamment l’octroi d’une même faveur à des institutions différentes, avec les mêmes formules dans les parties protocolaires des actes. Il s’agit en effet de plusieurs expéditions d’un texte modèle, qui ne peut raisonnablement être né, comme tel, et comme idée, que dans la chancellerie, puisqu’il s’agit chaque fois de l’octroi spontané (motu proprio) de faveurs par le comte. Les comtes de Flandre ont, [p. 437] dans le dernier tiers du 12ème siècle, accordé de telles séries d’actes, au moins à quatre reprises (1177, 1181–82, 1194 et 1202)13.

Le chartes ainsi sélectionnées, comme étant certainement rédigées par le personnel comtal, nous procurent donc une belle récolte de formules dont on peut supposer qu’elles appartiennent, en partie du moins, au patrimoine de la chancellerie.

Dans « Archiv für Diplomatik » (de 1979) monsieur J. Kruisheer a réagi assez véhémentement contre cette méthode des trois groupes considérés « de chancellerie » a priori14. Nous croyons à tort. Pour les lettres il note que le comte peut aussi bien les avoir commandées à des tiers15. C’est une possibilité, en effet, mais elle importe peu dans le contexte qui est le nôtre. Que le prince s’adresse à un collaborateur permanent ou occasionnel, il s’agit toujours d’un mandat de sa part. Apparemment, la notion de chancellerie est sensiblement différente pour J. Kruisheer et pour nous. Une chancellerie est pour lui une institution à huis clos, réservée à des employés permanents et dûment nommés. Ceci est bien éloigné de la mentalité médiévale, qui accepte facilement dans toute institution (financière, p. ex.) la collaboration d’experts temporaires16. Nous les considérons pour notre part comme des éléments [p. 438] structurellement intégrés dans les cadres. Il faut d’ailleurs faire remarquer que ce même phénomène de l’emploi de collaborateurs occasionnels se rencontre à la même époque dans des chancelleries autrement mieux organisées et équipées que la chancellerie de Flandre, et notamment dans la chancellerie royale anglaise17. Monsieur Kruisheer émet aussi des doutes quant aux « chartes de série », qui peuvent être aussi bien le produit d’un homme de chancellerie, que d’un destinataire qui aurait rédigé l’ensemble18; nous n’en croyons rien, vu la caractère motu proprio du contenu: il est tout à fait improbable qu’un bénéficiaire déciderait, à la place du comte, du montant et de la façon dont le patrimoine princier devrait être amoindri.

Kruisheer fait même des réserves pour les actes établis pendant la Croisade en Orient19. Il pense que le bénéficiaire peut aussi bien se déplacer en Orient, avec une charte de destinataire préparée, qu’un officier comtal les apporter en Occident. C’est un raisonnement peu réaliste. Le bénéficiaire devrait faire deux fois 2000 km, avec le risque de voir sa requête refusée, tandis que le prince doit de toutes façons organiser des courriers permanents entre Constantinople et la Flandre pour tant d’autres communications politiques et administratives. En outre ces chartes « orientales » présentent des caractéristiques d’origine byzantine, que les destinataires flamands ne pouvaient pas ou très difficilement connaître20.

La crédibilité de l’origine des actes de ces trois groupes est surtout confirmée par le fait que leurs formules reviennent fréquemment dans l’ensemble des actes de chancellerie, identifiés sur d’autres bases.

La deuxième phase du travail d’identification consiste en effet dans la recherche [p. 439] purement statistique des fréquences significatives de formules dans tous les actes comtaux. C’est la méthode classique des diplomatistes, mais aménagée. Nous avons rassemblé les actes en plusieurs groupes (33 pour Baudouin VIII et IX), chaque groupe autour d’un élément commun, p. ex. une notification. La décision de la classification en tant qu’acte de chancellerie ne tombe qu’après plusieurs confirmations, notamment quand l’acte présente à côté d’une notification commune, également une datation revenant fréquemment, ou une corroboration commune à beaucoup d’actes comtaux21.

L’originalité de cette méthode est qu’elle envisage une certaine créativité chez les rédacteurs de chancellerie et qu’elle n’exige plus a priori un dictamen rigide, dans lequel une intitulatio A est nécessairement liée à une notificatio A pour toute une série d’actes. Avec la méthode décrite on parvient à détecter de multiples entrecroisements, où l’adresse fréquente A est six fois couplée à la corroboration fréquente A et trois fois à une autre corroboration fréquente B.

Il fallait cependant prouver que cette liberté de combiner des formules est une réalité du XIIème siècle, et pas une construction de l’esprit par l’éditeur du XXème siècle. Nous croyons en effet avoir trouvé plusieurs éléments dans la réalisation des actes de la chancellerie flamande qui soutiennent la « théorie créative ». Prenons par exemple les nos 202 et 204 de Baudouin IX, deux actes d’exemption de tonlieu pour l’ordre de Prémontré et pour l’abbaye de Thenailles, rédigés au même moment (mars 1202), au Quesnoy22. Ce sont deux frères jumeaux, mais pas du tout identiques. Le rédacteur a délibérément joué avec les mêmes idées et les mêmes mots d’une façon fort élégante, dans le but de faire deux pièces uniques, au lieu de deux pièces de confection23. Nous nous trouvons devant une mentalité toute différente de celle qui sévissait sans doute dans des centres de rédaction plus anciens, plus traditionnels et rigides. La désinvolture et la créativité ont fait naître des chartes plus personnalisées, pour ainsi dire à la tête du client. Pourtant nous ne croyons pas qu’il soit possible d’identifier des rédacteurs individuels. Il nous semble que les membres de la chancellerie se sont constamment inspiré d’une réserve collective de formules, sans que nous puissions déterminer s’il s’agit d’un formulaire traditionnel, ou simplement d’une collection de doubles des chartes expédiées, ou [p. 440] encore d’un potentiel mémorisé24. Ils ont puisé dans cette réserve, en combinant plusieurs modèles, des formules et des mots appartenant à des pièces diverses. Nous nous trouvons donc devant un patrimoine collectif, ce qui n’a pas empêché une créativité individuelle.

Le travail de classification n’est pas achevé avec cette analyse de fréquences. Nous y avons ajouté plusieurs tests de confirmation, et particulièrement deux dont Monsieur Kruisheer ne souffle mot. Ils forment pourtant la clé de voûte de la crédibilité du système. D’abord l’épreuve a contrario. Pour les actes comtaux dont les formules s’accordaient mal avec les hautes fréquences, situées dans la chancellerie, on a élaboré des contre-épreuves, en recherchant des formules dans des chartes d’autres auteurs que le comte, pour le même destinataire25. Cette méthode a permis de constater que certains éléments formels (le préambule, les sanctions) étaient inconnus dans la chancellerie à la fin du 12ème siècle, et que dans les quelques rares cas qu’ils apparaissent dans les actes comtaux, on pouvait les rattacher à des traditions locales d’abbayes ou de chapitres26.

Deuxième test: la statistique des mots. En juxtaposant le vocabulaire total d’un groupe de chartes, que nous avions attribué à la chancellerie, à celui d’un groupe d’actes que nous croyions de rédaction locale (notamment à l’abbaye de Ninove), 4200 mots au total, on a pu constater que les rédacteurs de la chancellerie et ceux de Ninove se caractérisent chacun par un style propre et par un choix de mots très particulier. 56 % des termes figurent exclusivement dans la chancellerie et 18 % à Ninove, ce qui donne un degré de hapaxlegomena (termes uniques) de presque 74 %, pourcentage très élevé selon les statisticiens. Mais, ce qui est beaucoup plus, les préférences de vocabulaire à la chancellerie [p. 441] sont fort caractéristiques: on emploie des mots qui glorifient les actions pieuses des prédécesseurs du comte, et qui justifient donc la dynastie. L’employé de la chancellerie s’identifie de façon naturelle et intime avec la personne du comte, ce qui est logique pour un homme jouant ce rôle pendant des années. Il se permet d’accompagner le nom de la comtesse de la qualification: « carissima uxor mea ». Les destinataires ne se permettent pas ces familiarités. Ce qui prouve qu’en diplomatique il ne faut pas seulement faire jouer la statistique des fréquences, mais tenir compte aussi des attitudes psychologiques des rédacteurs27.

A un autre endroit de son article Monsieur Kruisheer considère que la méthode même des fréquences significatives, dans le but d’arriver à la connaissance des règles et des usages fixes de la chancellerie serait un apriorisme28. C’est d’un pessimisme excessif, d’autant plus qu’il ne la remplace point par une voie plus fructueuse. Nous conseillerions de chercher refuge dans un dosage judicieux de plusieurs analyses (fréquences, groupes certains, autres groupes d’hypothèses, contre-épreuves de destinataire et de statistique des mots), qui peuvent se confirmer mutuellement. Il est vain de croire à des preuves absolues, mais il est permis d’espérer d’atteindre des probabilités honnêtes.

1.3. Résultats des recherches pour le 12ème siècle

Les recherches pour le 12ème siècle ont apporté les résultats suivants: avant 1128 il y eut une activité de chancellerie vraiment minime mais non complètement inexistante29; sous le règne de Thierry d’Alsace seul (c.-à.-d. jusqu’en 1157) 21 % d’actes comtaux furent rédigés par des membres de la chancellerie comtale, sous le règne conjoint du comte Thierry et de son fils Philippe (1157–1168) c’est le cas pour 17 % des actes du vieux comte et pour 31 % des actes de son fils, tandis que pour le règne de Philippe seul (jusqu’en 1191) on compte près de 50 % d’actes rédigés en chancellerie. A la fin du siècle, sous les règnes de Baudouin VIII et IX (1191–1206) ce pourcentage s’élève à 59 %30. C’est donc sans conteste sous Philippe d’Alsace que l’activité de chancellerie s’est le plus développée, comme ce fut d’ailleurs aussi le cas pour d’autres activités [p. 442] telles l’économie et la législation31. Ces résultats placent la Flandre en assez bonne posture parmi les principautés territoriales laïques occidentales. Seule la Normandie semble l’avoir précédée chronologiquement. Apparemment Normandie et Flandre au 12ème siècle furent des principautés à la pointe du progrès, non seulement au point de vue qui nous préoccupe ici, mais aussi en ce qui concerne toutes les institutions administratives et financières32.

2. Le personnel de chancellerie

Aux 12ème et 13ème siècle l’employé de chancellerie n’avait le plus souvent reçu aucune formation spécifique: il suffisait qu’il soit litteratus, c.-à-d. qu’il ait appris à lire et à écrire. Il portait rarement le titre de « maître », et il est impossible de déterminer où ceux qualifiés de ce titre avaient fait leurs études et si ils avaient obtenu autre chose qu’un diplôme ès artes. Dans la pratique la plupart des rédacteurs et scribes de chancellerie ont sans doute fréquenté les écoles capitulaires des chapitres ou le comte recrutait habituellement son personnel administratif et ils se sont ensuite perfectionnés par l’apprentissage dans le cadre de l’administration elle-même, sous la houlette des anciens. Pour le 14ème siècle la recherche en ce qui concerne la formation des clercs de chancellerie, en tant que rédacteurs d’actes, n’a pas encore abouti à plus de lumière. Même avec un éventail plus large de sources de toute nature à notre disposition, notamment le chartrier, les registres de chancellerie ou [p. 443] des documents de pratique administrative, peu d’informations précises ont filtré jusqu’à présent. Néanmoins nous constatons pendant le premier quart du 14ème siècle, jusqu’à 1330, l’appel assez fréquent à des notaires publics pour la rédaction d’actes comtaux33. Ainsi Pierre Bilre, clerc et notaire public, rédigeait et signait de sa main en 1314 un manifeste virulent du comte Robert de Béthune à l’encontre du roi de France dénonçant la politique de ce dernier à l’égard de la Flandre34. Nous retrouvons la signature de ce même Bilre dans la souscription des actes comtaux dès l’apparition de cette formule en 1322 environ. En 1330 un groupe d’au moins trois notaires du conte prend la relève. C’est ainsi qu’ils s’identifient eux-mêmes dans le registre de la chancellerie de 1330–133335. Par contre, l’utilisation des actes notariaux dans l’administration centrale ayant pratiquement disparu, nous ne connaissons pas de textes les désignant comme notaires publics. Les archives d’autres instances publiques de la même époque restent également muettes à leur sujet. Sous le comte Louis de Male un nouveau changement intervint. Au lieu des notaires de ses prédécesseurs une nouvelle fonction se développe rapidement, celle de clerc-secrétaire36. Comme d’habitude les débuts très modestes des simples clercs de la chancellerie restent dans l’ombre. En 1349 nous apprenons que Jacques de Libaufosse était déjà au service du comte Louis de Nevers, toutefois sans que nous l’ayons rencontré pendant ce règne37. La même constatation est d’ailleurs valable pour d’autres catégories de personnel politique et administratif38. En ce qui concerne l’évolution d’un personnel de chancellerie clérical à un personnel laïc, on peut esquisser le schéma suivant. A l’origine les employés de chancellerie en Flandre sont tous des clercs, soit attachés à la chapelle du prince, comme en témoigne le titre de capellanus parmi les différents noms donnés à ces employés, soit attachés à un des nombreux chapitres comtaux créés au 11ème siècle39. Mais dès le dernier quart du 12ème siècle on observe une certaine laïcisation [p. 444] dans l’administration du domaine comtal, administration fort proche et en partie identique au milieu des rédacteurs de chartes40. Au 13ème siècle la laïcisation se poursuit dans l’administration, mais même aux 14ème et 15ème siècles le clergé continue à fournir du personnel et souvent même les chefs, c.-à.-d. en premier lieu le chancelier. Il faut en effet nuancer la thèse de la laïcisation du personnel de l’administration centrale. Le personnel de la chancellerie stricto sensu, c.-à.-d. chargé de la rédaction d’actes, se composa jusqu’à la fin du 14ème siècle de clercs-notaires, ensuite de clercs-secrétaires, comme indiqué plus haut. D’autre part, s’il est vrai que dans les autres échelons administratifs, tels que l’hôtel et le conseil, les clercs ont, depuis le 13ème siècle, vu le déclin progressif de leur prépondérance quantitative, ils ont su conserver pas mal de fonctions à haut degré de responsabilité41. Ainsi le chancelier était toujours un clerc-légiste. Les chapelains-aumôniers évidemment étaient des ecclésiastiques, ainsi que très souvent les physiciens du comte42. On ne s’étonnera pas que la plupart de ces fonctions allaient de pair avec le rang ou titre de conseiller du comte. Bien que par exemple pendant le règne de Louis II de Nevers le conseil était composé de 70 % de laïcs et de 30 % d’ecclésiastiques, ces chiffres ne reflètent aucunement l’impact des clercs dans les décisions politiques. Il faut en effet tenir compte que la carrière politique d’un laïc (noble) dépendait beaucoup plus de la faveur du prince et de son appartenance à des factions souvent rivales, que celle d’un clerc qui, professionnel de l’administration, ne s’occupait en principe que des intérêts de son employeur. Pour ce qui est de l’importance politique du chancelier, c.-à.-d. du chef suprême de l’administration comtale, nous constatons l’évolution suivante. Au 12ème siècle en Flandre, comme à l’origine dans toutes les chancelleries souveraines occidentales, le chancelier s’est effectivement occupé de la confection des diplômes de son souverain. Il disposait pour ce faire d’une petite équipe de clercs, mais intervenait souvent personnellement à l’un ou l’autre stade de l’élaboration des actes. La seule différence qui caractérise le chancelier de Flandre de ces collègues étrangers est qu’il n’est pas, à l’origine, le [p. 445] garde-sceau. Cette fonction est dévolue à un fonctionnaire fidèle, le sigillarius, choisi par le comte lui-même, et non au chancelier. Cette mesure protège dans une certaine mesure le comte contre les abus de pouvoir de son chancelier, situation qui, en France, amènera le roi Philippe Auguste à laisser la fonction vacante, estimant que le chancelier était devenu trop influent. Mais dans le dernier quart du 12ème siècle le chancelier de Flandre a provisoirement conquit le droit de la garde et de l’utilisation du sceau comtal, ce qui en réalité signifie un pouvoir politique accru43. Le choix du chancelier était donc particulièrement important aux yeux du prince. Afin d’éviter que le chancelier ne devienne un contre-pouvoir dangereux, le comte a, dès les années 1120, obtenu une influence réelle sur la nomination du prévôt de Bruges, qui était automatiquement son chancelier, et a réussi à imposer aux chanoines-électeurs un homme de son choix. Au 12ème siècle le comte a, le plus souvent, fait nommer des hommes de sa famille44, notamment dès 1157 Pierre d’Alsace, fils cadet du comte Thierry; la tradition se continuera, hormis une courte interruption, jusqu’en 1262. Dans le courant du 13ème siècle le rôle éminent du chancelier-prévôt de Saint-Donatien de Bruges fut repris par un clerc de formation technique, à la fois proche conseiller du comte, en l’occurrence des comtesses Jeanne et Marguerite45. Au début du 14ème siècle se succèdent au poste de garde du sceau, un prévôt de la collégiale Notre-Dame à Bruges, Nicolas de le Pierre (de 1311 à 1317), qui soutint le comte Robert de Béthune dans sa politique anti-française46, ensuite Ottobon de Carette (en 1322–1323) qui réunit à nouveau mais de façon éphémère les titres de prévôt de Saint-Donatien/chancelier de Flandre et de garde du sceau, et Artaud Flote (en 1323–1324), abbé de Vézelay et fils du chancelier de Philippe IV le Bel Pierre Flote; il fut le tuteur politique du jeune comte de Flandre Louis II de Nevers47. A partir de 1327 un clerc de formation technique portera à nouveau le titre de cancellarius comitis renouant ainsi avec la tradition. Le choix de la personne de Guillaume d’Auxonne, un clerc-légiste, pour ce poste à ce moment précis fut sans conteste un choix politique, dicté par le roi Charles IV et par la [p. 446] cour de France. Il s’agissait en effet de contrôler la politique du comte de Flandre depuis Paris et de garantir l’alignement de sa politique extérieure sur celle de la France48.

Que peut-on dire en général du statut social du personnel de la chancellerie? Il nous semble qu’au 12ème siècle, les employés de l’administration comtale ne s’identifient pas en tant que tels mais plutôt en tant que membres du clergé. Leur prestige social ne dépend pas de leur fonction mais plutôt de leurs antécédents familiaux. Les fils des familles les plus importantes du comté obtiennent les meilleures prébendes et les plus beaux postes dans l’administration. D’un autre côté, pour certains clercs de chancellerie, la faveur comtale et les avantages financiers qui en découlent signifient sans aucun doute une promotion sociale, d’ailleurs très mal vue par les gens haut-placés, qui jalousent leur influence auprès du comte49. Caractéristique pour le 13ème siècle est l’évolution du corps des employés de l’administration comtale vers un état social propre. Les clercs deviennent des professionnels occupant des places importantes dans l’administration grâce uniquement à leurs propres talents; ils acquièrent le prestige social qui était réservé avant à la noblesse héréditaire50. Au 14ème siècle ce furent les clercs-légistes qui devinrent les conseillers les plus influents à la cour, tandis que les clercs de chancellerie se confinèrent dans leur rôle de rédacteurs d’actes. Même pour le 14ème siècle on est assez mal renseigné sur les rémunérations des employés de la chancellerie, en l’absence de ces données dans les actes de nomination51. Dans la plupart des cas des faveurs en nature s’ajoutaient aux revenus fixes52. En plus de leurs gages [p. 447] au service du comte, les clercs, surtout les légistes, tiraient des revenus substantiels de leur prébendes ou autres bénéfices ecclésiastiques53. Sous le comte Louis de Male (1346–1384) les officiers comtaux malades ou âgés reçoivent des moyens de subsistance suffisants, parfois stipulés dans l’acte de nomination54 mais le plus souvent dans des donations de fin de carrière55.

3. L’Organisation du travail à la chancellerie

La confection des chartes se fait en plusieurs phases. La phase préparatoire est caractérisée par la petitio du futur récipiendaire, l’inquisitio par le personnel de chancellerie et le consensus des parties prenantes. Nous reviendrons plus loin sur la phase rédactionnelle, ou l’intervention du personnel de chancellerie est évidemment essentielle. En Flandre, la registration ne fut sans doute pas pratiquée avant le début du 14ème siècle. Dès la fin du 13ème siècle les registres faisaient leur apparition dans les chancelleries d’Europe. Après l’Anjou-Naples, ce furent les rois de France vers 1300, le Hainaut en 1317 et les princes allemands vers 1320 qui montrèrent l’exemple56. Le plus ancien registre de chancellerie conservé pour la Flandre fut tenu entre 1330 et 133357. Bien que l’argumentation de J. Buntinx qui croyait à l’existence d’un registre-perdu-en 1328 ne soit pas valable58, d’autres preuves confirment la registration d’actes dès 1325 ou 132759. Nous soulignons que les formules « registrata est » et [p. 448] même le mot « registre » ne réfèrent pas nécessairement à la registration dans un registre de chancellerie. Au contraire les contemporains pensaient plutôt aux cartulaires ou même dénommaient ainsi un fascicule ou une rubrique d’un cartulaire. La confection des premiers registres de chancellerie à été commencée à l’initiative du chancelier Guillaume d’Auxonne. La raison paraît être un contrôle efficace de la masse de documents délivrés par l’administration comtale à l’occasion de la répression de la révolte en Flandre (1323–1328). Dès la paix d’Arques (1325) mais surtout après la bataille de Cassel (1328), ce ne furent que soumissions, amendes, confiscations, condamnations, privilèges amendés, quittances de paiements, etc. Le chancelier Guillaume organisa une refonte des cartulaires anciens dans lesquels il annota de sa main les textes toujours d’actualité en 1335 en qu’il fit copier dans une série de cartulaires simultanés avec des titres appropriés. Ensuite il en alla de même pour les registres de chancellerie déjà existants: tous les actes concernant les droits fondamentaux du comte, privilèges des villes, mutations du domaine, droits féodaux, etc., furent également recopiés dans les nouveaux cartulaires. Ainsi nous connaissons: le cartulaire de Flandre, le cartulaire de Rethel, le cartulaire de Nevers perdu, un cartulaire des villes de Flandre, le cartulaire de Malines60. La registration « au jour le jour » pouvait en fait être différée de quelques jours à 2 mois environ. Ceci ressort de l’observation des différentes mains au travail, en corrélation avec la date des documents registrés « en bloc ».

Les tâches des clercs de chancellerie étaient multiples et ne se limitaient pas à la confection des actes comtaux. En se basant sur les souscriptions on peut affirmer que les rédacteurs des actes comtaux appartiennent aux structures de l’administration centrale. Ils s’occupent successivement ou simultanément de l’administration du domaine comtal, de la comptabilité des finances centrales, des écritures liées à la justice comtale; on a calculé que la scriptio d’actes n’occupe les clercs que deux jours par mois61. Parmi ce personnel on peut distinguer une nette hiérarchie. En dessous du chef – le chancelier – l’ordre semble être au 12ème siècle dans le sens dégressif: notarius (rédacteur ou auteur intellectuel), capellanus (scribe) et clericus, au bas de l’échelle. Au 13ème siècle l’ordre est renversé: le clericus devient la fonction la plus élevée, devant le capellanus et le notarius62.

[p. 449] Quant à la répartition du travail on peut discerner les rédacteurs, c.-à.-d. les auteurs intellectuels, les scribes et un sigillarius. Il est difficile de déterminer le nombre de rédacteurs, dont un certain nombre sont occasionnels. L’écriture étant un élément beaucoup plus individualisé, on peut plus facilement évaluer le nombre de scribes comtaux: il y en eut sans doute quatre au maximum en même temps vers 120063. Pour faire la comparaison avec la chancellerie royale anglaise, celle-ci compte 4 à 7 scribes au milieu du 12ème siècle64 et la chancellerie impériale environ 20 vers 120065. Dans la plupart des cas les rédacteurs et les scribes restent des anonymes pour nous; leurs noms figurent sans doute parmi les clercs mentionnés dans les souscriptions, mais il s’est avéré impossible de les identifier concrètement, sauf dans quelques cas66. Le sigillarius ou garde du sceau a une fonction-clé, car la possession du sceau inclut un pouvoir politique important. La validation est en effet essentielle pour garantir la valeur juridique de l’acte. A partir du 12ème siècle cette validation se fera toujours par l’apposition d’un sceau pendant, pourvu ou non d’un contre-sceau. Chaque comte utilisera plusieurs types de sceaux différents tout au long de sa carrière, soit en fonction de la chronologie des successions dans ses différents états67, soit pour une utilisation simultanée d’un type précis dans un de ses états68. Au 14ème siècle, sous le gouvernement de Louis II de Nevers, trois types de sceaux furent utilisés. Le grand sceau fut le mode de légalisation le plus courant. Nous avons pu démontrer qu’il y avait, à de rares exceptions près, identité entre les formules de l’annonce des marques de validations « seellees de nostre grand seel » et « seellees de nostre seel »69. On notera [p. 450] d’ailleurs en général l’analogie frappante des formules et techniques de validation utilisées par les chancelleries royale et comtale. Ainsi le sceau « ante susceptum » fut apposé aussi longtemps que le nouveau prince n’eut pas fait hommage au roi pour les territoires dans lesquels il succédait70. La légende du sceau reflétait également les changements d’intitulation à chaque extension importante du domaine, par exemple à l’occasion de l’avènement du comte Louis dans le comté de Rethel en 1327. Le petit sceau ou sceau secret était utilisé en cas d’absence du grand avec promesse de revalidation, tandis qu’on pouvait faire appel aussi au signet, marque personnelle du comte.

Quant au lieu de travail, on a proposé de considérer Bruges comme centre fixe71. En effet les archives comtales y étaient probablement conservées depuis le début du 12ème siècle et elles y sont restées au moins jusqu’en 124272, et le chancelier était en même temps prévôt du chapitre St. Donatien de Bruges73. Mais peu de chartes portent le nom de Bruges dans les datations74. En combinant plusieurs indices on peut conclure que le comte donnait pour les cérémonies de livraisons d’actes des rendez-vous à des groupes de destinataires, en différentes villes, où sans doute avait également lieu la confection des actes. Il est fort probable que les centres administratifs comtaux, qui s’occupaient normalement de la perception des domaines, ont fonctionné comme bureaux de rédaction temporaires75. Le chancelier a profité de l’existence de ce réseau, pour confier aux employés de ces centres la mission ad hoc de rédiger des actes pour les destinataires les plus proches. Sous Baudouin IX Courtrai a été un [p. 451] des lieux préférés pour ces activités76. Sans doute les séances de la Curia comitis ont-elles également servi comme occasions pour l’octroi de chartes. La chancellerie et son personnel sont donc itinérants, ils se déplacent avec le comte, qui est constamment en voyage, d’un bout à l’autre de son territoire77. Pour le 14ème siècle l’analyse comparative des formules de souscription avec l’itinéraire du comte a démontré que le château de Male près de Bruges avait pris la fonction de « capitale » du comté. En effet, là se situait une activité continue d’un noyau d’administration centrale, surtout financière, même pendant les périodes d’absence du comte78.

4. Les produits de la chancellerie comtale: Les actes, leurs formules, leur typologie

En général la chancellerie flamande du 12ème siècle ne semble pas avoir aimé les normes trop strictes. Comme nous l’avons déjà indiqué plus haut les rédacteurs combinent un grand nombre de formules différentes consignées dans la mémoire des rédacteurs et dans les actes antérieurs conservés aux archives. La chancellerie flamande semble avoir eu dès le début du 12ème siècle une certaine répugnance pour les éléments diplomatiques du genre ecclésiastique; tels la croix, l’invocation, le préambule, les sanctions spirituelles et le Dei gratia de la suscription. Cet abandon de formalisme religieux se produit d’ailleurs en même temps en Hainaut et en France, et peut être considéré comme un symptôme de l’accroissement de la tendance bureaucratique. Par contre dans les actes comtaux préparés par les bénéficiaires, pour la plupart des institutions ecclésiastiques, l’arenga apparaît encore une fois sur trois à la fin du 12ème siècle; les éléments religieux y sont encore nombreux, à un moment où ils sont déjà refoulés des formules de chancellerie. Autre conséquence de la [p. 452] tendance bureaucratique, déjà si nette en Flandre au 12ème siècle, est une structure plus simple et une forme courte de la charte. Le symptôme le plus frappant en est le mandement79. Les produits de destinataire par contre sont souvent très longs. Quant à la documentation des rédacteurs il est presque exclu qu’un formulaire écrit ait existé au 12ème, et même au 13ème siècle. On n’en a conservé aucune trace en tout cas, et il y a trop peu d’uniformité dans les actes à quelque distance; les ressemblances sont plutôt fréquentes dans des séries d’actes plus ou moins synchrones, ce qui implique plutôt l’usage de minutes récentes. Même en France le premier formulaire n’apparaît sans doute que dans le courant du 3ème quart du 13ème siècle80.

Pour ce qui est du classement selon la forme diplomatique, la charte classique domine largement à la fin du 12ème siècle (88,8 %)81. Mais il y a quelques diplômes-lettres et surtout les mandements. Avec sa forme courte, son format réduit et son sceau sur simple queue, il est alors le prototype de la charte moderne, contenant des directives pour les officiers comtaux. En principe, car en fait, au 12ème siècle, ces pièces étaient encore souvent transmises aux bénéficiaires du contenu juridique (des abbayes p. ex.) plutôt qu’aux officiers à qui elles s’adressaient. Elles avaient la forme d’un mandat administratif, mais en réalité c’était des actes ordinaires consignant des droits de longue durée comme les autres. Quant aux autres formes externes, l’écriture est également plus progressiste dans la chancellerie que chez les destinataires. On note dans la chancellerie une cursivité toujours grandissante. A la fin du 12ème siècle six sur huits scribes connus ont des mains résolument cursivées82. Une seconde tendance est l’introduction de la minuscule gothique, remplaçant la caroline: ici également la chancellerie flamande devance les régions limitrophes (Pays-Bas septentrionaux, Brabant, Liège, Empire), ainsi que les scriptoria des destinataires83. Troisième trait caractéristique des scriptores comitis: une plus grande [p. 453] sobriété des lettres et de l’ornementation que dans les œuvres des destinataires, une plus grande simplicité que dans les actes des évêques de Liège et de Cambrai à la même époque84.

5. Les Destinataires

Une partie des chartes comtales sont des actes gouvernementaux, et des manifestations d’une ambition politique. Le comte de Flandre était habitué à jouer un rôle sur la scène politique internationale, et un nombre d’actes en témoigne, notamment les traités internationaux, les recommandations politiques ou les demandes d’appui. La politique intérieure se traduit par des actes législatifs, par des privilèges accordés aux villes et réglant l’administration de la justice urbaine, l’installation de foires. D’autres pièces encore ont eu pour but d’acheter la fidélité des sujets, par des documents opportunistes, de dons et d’affranchissements85. En d’autres cas les destinataires se manifestent. D’abord pour enregistrer des accords entre des personnes privées, des actes de juridiction gracieuse donc, où le comte figure, un peu comme les notaires plus tard, en observateur objectif. Ces démarches deviennent fréquentes au 12ème siècle, à la suite du renouveau de la charte écrite86. Ailleurs les requêtes des destinataires révèlent les demandes de faveur au prince: la consolidation de droits existants, la préservation d’accords, la caution du prince pour un accord ou une dette. Les destinataires qui préfèrent préparer eux-mêmes les actes qu’ils s’efforcent de soutirer au pouvoir comtal appartiennent surtout au clergé, particulièrement aux institutions dotées d’une solide tradition intellectuelle et d’enseignement: des abbayes vénérables comme Saint-Bertin à Saint-Omer, des chapitres traditionnels comme celui d’Harelbeke. Les jeunes abbayes et les villes du 12ème siècle ne s’y risquent pas encore souvent87. Pas mal de destinataires qui n’aiment pas laisser l’initiative aux bureaucrates de la chancellerie et qui n’ont pas les moyens techniques de rédiger eux-mêmes les actes comtaux qu’ils désirent, se sont adressés à des tiers, travaillant sur commande. [p. 454] C’est le cas de la ville de Gand qui s’adresse à l’abbaye de Saint-Bavon; c’est le cas de jeunes abbayes comme Eekhout et Saint-André à Bruges qui font travailler pour elles l’abbaye des Dunes, de vénérable tradition. Les destinataires enfin, et surtout les institutions religieuses, sont ceux à qui nous devons d’avoir conservé tant de témoins de l’activité de la chancellerie comtale primitive, car ils étaient les seuls à garder précieusement les actes que la chancellerie leur délivrait et dont cette dernière ne nous a laissé aucune trace.

Que dire pour conclure, sinon que la chancellerie des comtes de Flandre semble être le reflet fidèle de l’évolution de l’ensemble des institutions de la principauté. A la pointe du progrès aux 12ème et 13ème siècles dans un grand nombre de secteurs (administratifs, financiers, législatifs et économiques) la Flandre se laisse ensuite dépasser et influencer par ses voisins plus puissants.


1 F. Vercauteren, Actes des comtes de Flandre, 1071–1128, C.R.H., Bruxelles, 1938, pp. LIX–LXII. Les actes antérieurs à 1071 n’ont pas encore fait l’objet d’une édition systématique et n’ont par conséquent pas encore été étudiés du point de vue diplomatique, à l’exception des originaux d’avant 1100, édités et étudiés par M. Gysseling & A.C.F. Koch, Diplomata belgica ante annum millesimum centesimum scripta [Bouwstoffen en studiën voor de geschiedenis en de lexicografie van het Nederlands, I], 2 vol., Belgisch inter-universitair centrum voor Neerlandistiek, 1950.

2 C’est en tout cas l’impression qu’on a en parcourant les formules et en étudiant l’écriture des actes de la comtesse Marguerite de Constantinople (1244–1278). Mais cette période n’a pas encore été vraiment étudiée du point de vue de la diplomatique.

3 Vercauteren, o.c., p. 16, l. 17.

4 Vercauteren, o.c., pp. 23–32.

5 M. Walraet, Actes de Philippe Ier, dit le Noble, comte et marquis de Namur (1196–1212), C.R.H., Bruxelles, 1949, p. 92.

6 W. Prevenier, De oorkonden der graven van Vlaanderen (1191–aanvang 1206) I. Diplomatische inleiding, C.R.H., Bruxelles, 1966, pp. 322–331.

7 Acte de 1136: O. De Gourjault – A. Wauters, Chartes inédites du cartulaire de Saint-Nicaise de Reims, B.C.R.H., 4e série, X, 1882, p. 175.

8 Ces constations proviennent de la thèse de doctorat inédite de Thérèse de Hemptinne, De oorkonden van de graven van Vlaanderen Diederik en Filips van de Elzas. Een peiling naar de oorkondings-aktiviteit van de grafelijke kanselarij in de periode 1128–1191 op grond van een diplomatisch en paleografisch onderzoek, défendue à l’université de Gand en 1978. L’édition des actes de Thierry d’Alsace (1128–1168) par A. Verhulst et Th. de Hemptinne, étant en cours de publication par la Commission royale d’Histoire de Belgique, et ceux de son fils et successeur Philippe (1168–1191) en préparation, il faudra sans doute attendre quelques années encore pour voir la publication du détail des résultats de la recherche diplomatique concernant les actes.

9 L. Delisle, Catalogue des actes de Philippe Auguste, Paris, 1856; Th. von Sickel, Beiträge zur Diplomatik, Sitzungsberichte der phil. hist. Classe der Kaiserl. Akad., Wien, 8 vol. 1861–1882; Th. von Sickel, Acta regum et imperatorum Karolinorum, Wien, 2 vol. 1867–68. Voir également: D.P. Blok, De oudste particuliere oorkonden van het klooster Werden, Assen, 1960, pp. 4–5.

10 Prevenier, De oorkonden, I. pp. 1–7.

11 ID., o.c., pp. 16–24.

12 ID., o.c., pp. 24–31.

13 Pour la série d’actes de 1177 voir: H. Pirenne, Album belge de diplomatique, Jette-Bruxelles, 1909, pl. XXII; H. Pirenne, La chancellerie et les notaires des comtes de Flandre avant le XIIIe siècle, Mélanges J. Havet, Paris, 1895, pp. 738–739. Pour celle de 1181 concernant des donations de rente par la sœur du comte Philippe, Gertrude, voir I.L.A. Diegerick, Inventaire analytique et chronologique des chartes et documents de l’ancienne abbaye de Messines, Bruges, 1876, pp. XLII–XLVI, n° 37, charte dans laquelle sont citées toutes les institutions bénéficiaires, et la thèse inédite de Th. de Hemptinne (groupe deux des actes de chancellerie). Pour celle de 1182 concernant une rente donnée par le comte Philippe et son épouse Elisabeth de Vermandois sur leurs revenus de Crépy, voir L.P. Colliette, Mémoires pour servir à l’histoire ecclésiastique, civile et militaire de la province de Vermandois, II, 1772, pp. 417–418, charte dans laquelle sont également citées les institutions bénéficiaires, et la thèse citée plus haut (groupe trois des actes de chancellerie).

Pour les séries de 1194 et de 1202, voir: Prevenier, De oorkonden, I, pp. 7–16.

14 J. Kruisheer, Kanzleianfertigung, Empfängeranfertigung und Anfertigung durch Dritte. Methodologische Anmerkungen anläßlich einiger neuerer Untersuchungen, Archiv für Diplomatik. Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkunde, XXV, 1979, pp. 256–300.

15 Kruisheer, o.c., p. 267.

16 W. Prevenier, La chancellerie des comtes de Flandre dans le cadre européen à la fin du XIIe siècle, Bibliothèque de l’École des Chartes, CXXV, 1967, pp. 66–68. Sur les officiers financiers temporairement au service des comtes de Flandre, voir: G. Bigwood, Le régime juridique et économique du commerce de l’argent dans la Belgique du moyen-âge, I, Bruxelles, 1921, pp. 179–225; C. Tihon, Aperçus sur l’établissement des Lombards dans les Pays-Bas aux XIIIe et XIVe siècles, Revue belge de philologie et d’histoire, XXXIX, 1961, pp. 334–364; P. Rogghé, Italianen te Gent in de XIVe eeuw, Bijdragen voor de geschiedenis der Nederlanden, I, 1946, pp. 197–226.

17 Voir à ce sujet T.A.M. Bishop, Scriptores regis. Facsimiles to identify and illustrate the hands of royal scribes in original charters of Henry I, Stephen and Henry II, Oxford, 1961, p. 31.

18 Kruisheer, o.c., p. 267.

19 Kruisheer, o.c., p. 267.

20 Prevenier, La chancellerie; pp. 69–75. Voir aussi: W. Prevenier, La chancellerie de l’empire latin de Constantinople sous Baudouin Ier (1204–1205), à paraître dans les Actes du IVème Congrès International de Diplomatique, organisé à Budapest en 1973 par le Comité International de Diplomatique. Voir également: J. Longnon, Notes sur la diplomatique de l’empire latin de Constantinople, Mélanges à la mémoire de F. Grat, II, Paris, 1949, pp. 6–7. Je pense notamment à l’emploi dans les chartes impériales de Baudouin IX de la souscription sous forme de ménologe, d’une suscription imitée des empereurs byzantins, du pluriel de majesté, de l’indiction dans la date, et à la légende byzantine (es en caractères grecs) du sceau.

21 Prevenier, De oorkonden, I, pp. 37–159.

22 Prevenier, De oorkonden, II, Bruxelles, 1964, pp. 419–420 et 422.

23 Quelques exemples de ces variations délibérées: Marie karissime uxoris mee (Prémontré) et Marie comitisse, karissime consortis mee (Thenailles); ab omni theloneo et wionagio per totam terram meam ubique liberos (Premontré) et liberos penitus et quitos dimisi per totam terram meam … ab omni exactione thelonei, winagii et pedagii (Thenailles).

24 Il faut sans doute admettre que la mémoire avait alors, beaucoup plus que maintenant, une importance prépondérante. L’exercice de la mémoire ne fut-il pas l’un des aspects méthodologiques les plus constants de l’enseignement médiéval? Voir e.a. P. Riché, Éducation et culture dans l’occident barbare, VIe-VIIIe siècles [Patristica Sorboniensia, 4], Paris, 1962, pp. 517–518; Ph. Wolff, L’éveil intellectuel de l’Europe [Histoire de la pensée européenne, I], Paris, 1971, p. 199; J. Bowen, A History of Western Education, II, London, 1975, pp. 68–71.

25 Prevenier, De Oorkonden, I, pp. 178–266.

26 Deux chartes comtales par exemple pour l’abbaye de Saint-Bertin à la fois très ressemblantes entre elles et très différentes des formules de l’ensemble des actes comtaux. Hypothèse: produits de destinataires, les moines de St. Bertin. Mais la contre-épreuve décisive était la comparaison de ces deux pièces avec les chartes d’autres princes et personnes pour St. Bertin de la même époque et avec les écrits produits à l’abbaye même, tels les cartulaires, terriers ou actes de l’abbé lui-même (Prevenier, De Oorkonden, I, pp. 210–216, 252–254; voir également: Prevenier, La chancellerie, pp. 48–52).

27 Prevenier, De Oorkonden, I, pp. 279–299; Prevenier, La chancellerie, pp. 43–44; W. Prevenier, Woordstatistiek, hulpmiddel bij de auteursidentificatie van diplomatische teksten?, Anamnhcic, Gendenkboek prof. dr. E.A. Leemans, Werken uitg. door de Fac. Lett. en Wijsb., Rijksuniversiteit te Gent, 1970, pp. 291–301.

28 Kruisheer, Kanzleianfertigung, p. 280.

29 Voir plus haut, note 1.

30 Prevenier, La chancellerie, p. 41.

31 En ce qui concerne l’économie on signalera les articles de H. Van Werveke, De economische politiek van Filips van de Elzas (1157–68 tot 1191), dans: Medelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Wetenschappen, Letteren en Schone Kunsten van België, Klasse der Letteren, jg. XIV, n° 3, Bruxelles, 1952, 18 pp. et de A. Verhulst, Initiative comtale et développement économique en Flandre au XIIe siècle. Le rôle de Thierry et de Philippe d’Alsace (1128–1191), dans: Miscellanea Mediaevalia in memoriam Jan Frederik Niermeyer, Groningen, 1967, pp. 227–240, et du même Un exemple de la politique économique de Philippe d’Alsace, comte de Flandre: la fondation de Gravelines (1163), dans: Cahiers de Civilisation médiévale, X, 1, 1967, pp. 15–28; pour ce qui est de la législation, ceux de R.C. van Caenegem, dont Coutumes et législation en Flandre aux XIe et XIIe siècles, dans: Les libertés urbaines et rurales du XIe au XIVe siècle [Collection Histoire, n° 19], Bruxelles, 1968, pp. 245–279, et ses éditions de textes avec L. Milis, Kritische uitgave van de « Grote Keure » van Filips van de Elzas, graaf van Vlaanderen, voor Gent en Brugge (1165–1177), dans: Bulletin de la Commission royale d’Histoire 143, 1977, pp. 207–257, Kritische uitgave van de « Precepta » van graaf Filips van de Elzas voor de stad Gent (1178); dans: Handelingen van de Maatschappij voor Geschiedenis en Oudheidkunde te Gent, 33, 1979, pp. 99–115, et Édition critique des versions françaises de la « Grande Keure » de Philippe d’Alsace, comte de Flandre pour la ville d’Ypres, dans: Bull. Comm. royale d’Histoire, 147, 1981, pp. 1–44.

32 Voir à ce sujet l’étude de B.D. Lyon et A.E. Verhulst, Medieval finance. A comparison of financial institutions in Northwestern Europe, Providence, 1967.

33 Th. de Limburg-Stirum, Codex diplomaticus Flandriae …, 2 t., Bruges, 1879–1889, partim.

34 Idem, o.c., II, n° 307, pp. 264–278.

35 Archives départementales du Nord, Lille, B 15952.

36 Th. de Limburg-Stirum, Cartulaire de Louis de Male, comte de Flandre … (1348 à 1358), 2 t., Bruges, 1898–1901, partim.

37 Idem, o.c., I, p. 63.

38 Th. de Hemptinne et M. Vandermaesen, De ambtenaren van de centrale administratie van het graafschap Vlaanderen van de 12e tot de 14e eeuw, dans: Tijdschrift voor Geschiedenis, 93, pp. 195–197.

39 J. Dhondt, Développement urbain et initiative comtale en Flandre au XIe siècle, dans: Revue du Nord, XXX, 1948, pp. 133–156, a mis en rapport la création de chapitres dans de nombreuses villes de Flandre au 11ème siècle, avec l’élaboration d’un réseau administratif par le comte.

40 A ce sujet on verra l’introduction à l’édition du premier compte général connu par A. Verhulst et M. Gysseling, Le Compte Général de 1187, connu sons le nom de « Gros Brief », et les institutions financières du comté de Flandre au XIIe siècle, [Commission Royale d’Histoire], Bruxelles, 1962.

41 De Hemptinne et Vandermaesen, a.c., pp. 192–194.

42 Citons en exemple: Nicolas de le Pierre, conseiller, garde du sceau, devenu prévôt de la collégiale Notre-Dame de Bruges (Vandermaesen, Nikolaas van den Steen, dans: Hand. Soc. d’Emul. de Brugge, CXVII, 1980, pp. 191–201), ou encore Gauthier de Rouvroy, chanoine de Saint-Étienne à Troyes (Archives départementales du Nord, Lille, (A.D.N.), B 15952, f° 33 r°–v°).

43 De Hemptinne et Vandermaesen, a.c., p. 182.

44 A. Verhulst et Th. de Hemptinne, Le chancelier de Flandre sous les comtes de la Maison d’Alsace (1128–1191), dans: Bulletin Commission Royale d’Histoire, CXLI, 1975, pp. 267–311.

45 Th. Luykx, Johanna van Constantinopel, gravin van Vlaanderen en Henegouwen, Anvers et Utrecht, 1946, p. 467, et Idem, De grafelijke financiële bestuursinstellingen en het grafelijk patrimonium in Vlaanderen tijdens de regering van Margareta van Constantinopel (1244–1278), Bruxelles, 1961, pp. 54–55.

46 De Limburg-Stirum, Codex diplomaticus, I, p. 149.

47 M. Vandermaesen, Artaud Flote, dans: Nationaal Biografisch Woordenboek, VIII, Bruxelles, 1979, col. 317–321.

48 Idem, Guillaume d’Auxonne, dans: ibidem, col. 8–14.

49 Un bel exemple est celui de Robert d’Aire, chancelier et favori de Philippe d’Alsace, haï et jalousé par ses contemporains, auquel H. Van Werveke a consacré un article brillant, comparant sa carrière à celle de Thomas Becket: Thomas Becket, Filips van de Elzas en Robrecht van Aire, dans: Mededelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Wetenschappen, Letteren en Schone Kunsten van België, Klasse der Letteren, XXXII, n° 1, Bruxelles, 1970, 22 pp.

50 E.I. Strubbe, Egidius van Breedene (11..–1270), grafelijk ambtenaar en stichter van de abdij Spermalie [Rijksuniversiteit Gent, Faculteit Wijsbegeerte en Letteren, 94], Bruges, 1942, pp. 121–122.

51 On utilise en général la clause « a gages accoustumees ». Quelques rares exemples cependant nous sont connus: un légiste recevait 80 lb. par. par an (A.D.N., B 1566, f° 44 r°); un maître des comptes avait 50 lb. par. (A.D.N., B 1566, f° 39 v°), un clerc-secrétaire avait 72 lb. par. (A.D.N., B 1566, f° 52 r°), tandis qu’en 1351 le receveur de Flandre avait 1000 lb. par. (de Limburg-Stirum, Cartulaire, II, n° 848, pp. 121–124).

52 Par ex. facilités de logement pour le chancelier, le receveur de Flandre et les maîtres des comptes; menues faveurs telles livrée, nourriture etc.; acquisition par des clercs-secrétaires comtaux de biens confisqués par le comte, de rentes et de fiefs (de Limburg-Stirum, Cartulaire, I, pp. 63–65; 594; II, pp. 34; 52–53; 207; 401–402).

53 De Hemptinne et Vandermaesen, a.c., pp. 205–206.

54 De Limburg-Stirum, Cartulaire, II, pp. 6–7, n° 698: « et est nostre entente que pour raison de maladie ou de vielleche la rente et les choses dessusdictes ne li soient de rien amenries ».

55 Idem, Ibidem, II, p. 113, n° 838: « ad fin que le dit Richier ait desoresmais en avant honestement son vivre tant qu’il vivera »; A.D.N., B 1566, f° 43 v°: « pour li pourveoir de son vivre et de sa soustenance en ses vies jours ».

56 Voir G. Tessier, L’enregistrement à la Chancellerie royale française, dans: Le Moyen Age, 62, 1956, pp. 40–41; Idem, Diplomatique royale française, Paris, 1962, p. 289, note 1; M. Bruwier, Étude sur les cartulaires de Hainaut, dans: B.C.R.H., 115, 1950, pp. 173–217; H. Bresslau, Handbuch der Urkundenlebre für Deutschland und Italien, Berlin 1958, pp. 101–148.

57 Il est conservé aux A.D.N. à Lille, sous la cote B 15952, voir la liste des registres dans J. Buntinx, De XIV de-eeuwse kanselarij-registers, dans: B.C.R.H., 113, 1948, pp. 205–221.

58 Idem, a.c., pp. 207–208, conclusion basée sur une notice suivant un acte dans un des registres de Louis de Male (éd. de Limburg-Stirum, Cartulaire, II, n° 757, p. 344), mais référant en fait au cartulaire conservé à La Haye, sous la cote 75 D 7, f° 42 r°.

59 Références à la registration dans un « noir papier »: Diegerick, Inventaire … de la ville d’Ypres, II, n° CCCXCI, p. 20; A.D.N., Lille, B 1565, f° 69 r°; Archives de l’État à Gand, Fonds de Saint-Genois, n° 1429; A.D.N., Lille, B 1562, f° 134 r°–v°.

60 Respectivement A.D.N., Lille, B 1562, B.N., Paris, N. Acq. fr. 6366; Bibliothèque royale de la Haye, 75 D 7; A.D.N., Lille, B 1571.

61 Prevenier, La chancellerie, p. 63. Les mêmes scribes ont été mis à l’œuvre pour l’administration des comptes domaniaux, p. ex. le Gros Brief: voir Verhulst et Gysseling, Le compte général.

62 Strubbe, o.c., pp. 39–41.

63 Prevenier, La chancellerie, pp. 62–63; Prevenier, De oorkonden, I, pp. 322–325, 506–507.

64 Bishop, Scriptores regis, pp. 20 et 30.

65 W. Erben, L. Schmitz-Kallenberg, O. Redlich, Urkundenlehre, München-Berlin, 1907, I, p. 100.

66 Prevenier, La chancellerie, pp. 63–66; un exemple unique est celui du notaire comtal Gauthier de Courtrai, actif dans la chancellerie de 1199 à 1225, et dont on peut aisément juxtaposer la carrière et des exemples de son écriture (Prevenier, De Oorkonden, I, pp. 325–330; II, planches X–XIII, main F).

67 Philippe d’Alsace aura par exemple un nouveau type de sceau en 1163, lors de sa succession en Vermandois, tandis que Baudouin IX (VI en Hainaut) changera également de sceau à diverses reprises (Prevenier, La chancellerie, pp. 53–56).

68 De 1168/70 à 1180 Philippe d’Alsace aura par exemple un type de sceau utilisé pour des actes à destination de son comté de Vermandois (de Hemptinne, thèse de doctorat inédite).

69 Identité acceptée par O. Morel, La Grande chancellerie royale et l’expédition des lettres royaux de l’avènement de Philippe de Valois à la fin du XIVe siècle (1328–1400), Paris, 1900, p. 214, et par Tessier, Diplomatique royale française, pp. 192–197.

70 « … nous avons ces lettres fait seeler du seel dont nous usames avant que la conté de Flandres nous eskist », de Ghellinck d’Elseghem Vaernewijck, Chartes et documents concernant la famille de Vaernewijck, I, Gand, 1899, p. 91; Morel, o.c., pp. 211–214; Tessier, o.c., p. 203.

71 G.I. Lieftinck, De librijen en scriptoria der Westvlaamse Cisterciënserabdijen Ter Duinen en Ter Doest in de 12e en 13e eeuw en de betrekkingen tot het atelier van de kapittelschool van Sint-Donatiaan te Brugge, Mededel. Kon. Vl. Acad. Wet., Lett., Sch. K., Brussel, 1953, pp. 18 en 31.

72 E.I. Strubbe, De oorkonden uit het Vlaamsche grafelijk archief op het Sint-Donaasfonds te Brugge, Handelingen Société Emulation te Brugge, LXXVII, 1934, pp. 96–112; Galbert de Bruges raconte que les archives comtales sont conservées à Bruges (H. Pirenne, éd., Galbert de Bruges, Histoire du meurtre de Charles le Bon, comte de Flandre, Paris, 1891, p. 57; M. Vandermaesen, Het slot van Rupelmonde als centraal archiefdepot van het graafschap Vlaanderen (midden 13de–14de eeuw), B.C.R.H., CXXXVI, 1970, p. 278).

73 Pirenne, La chancellerie, p. 736.

74 Prevenier, De Oorkonden, I, p. 333.

75 Comparez la carte des centres de recette domaniaux: Verhulst et Gysseling, Le compte général, p. 90, avec celle des centres de rédaction: Prevenier, De Oorkonden, I, p. 334.

76 Prevenier, La chancellerie, p. 67; ID., De Oorkonden, I, pp. 335–336; il existait en effet des liens étroits entre le comte Baudouin IX et la ville de Courtrai en général et le chapitre de l’église N.D. de Courtrai en particulier, le comte y avait le droit de présentation de dix chanoines (sur douze) et il en a profité pour nommer plusieurs de ses clercs (J. De Cuyper, Het ontstaan van het kapittel te Kortrijk, 1199–1212, Miscellanea Historica in honorem Alberti de Meyer, Leuven-Brussel, 1946, I, pp. 173–221).

77 F.L. Ganshof, La Flandre, dans: F. Lot – R. Fawtier, Histoire des institutions françaises du moyen-âge, I, Institutions seigneuriales, Paris, 1957, pp. 378–79; H. Sproemberg, Residenz und Territorium im niederländischen Raum, Beiträge zur Belg.-Niederl. Geschichte, Berlin, 1959, pp. 232, 247–252.

78 M. Vandermaesen, Grafelijke residentie en centrale bestuursinstellingen tijdens de regering van Lodewijk II van Nevers, graaf van Vlaanderen (1322–1346), Mémoire de licence inédit, Gand, 1969.

79 Comparable au writ royal anglais, dont il s’inspire sans doute, il apparaît en Flandre en 1176 sous le comte Philippe d’Alsace. Sur le writ anglais, voir R.C. van Caenegem, Royal Writs in England from the Conquest to Glanvill. Studies in the early history of the Common Law [Selden Society, vol. LXXVII] London, 1959, pp. 128–129; W.H. Stevenson, Yorkshire Surveys and other eleventh-century Documents in the York Gospels, English Historical Review, XXVII, 1912, pp. 5–7. En Normandie il est introduit déjà en 1106: P. Chaplais, The Seals and original Charters of Henry I, English Historical Review, 1960, p. 296.

80 Tessier, Diplomatique royale française, p. 266.

81 Prevenier, La chancellerie, p. 83.

82 Prevenier, La chancellerie, p. 86; voir les planches I, VI à XVI, dans Prevenier, De Oorkonden, II.

83 Prevenier, La chancellerie, pp. 87–88; premières traces déjà en 1071–1128; Vercauteren, Actes, pp. CIX–CXII. Seule la Normandie semble plus précoce: B. Bischoff, Nomenclature des écritures livresques du IXe au XVIe siècle, Premier colloque international de paléographie latine, Paris, 1954, p. 11 (fig. 3): charte de 1067–1075 pour St. Etienne de Caen.

84 H. Nelis, La minuscule caroline en Flandre et dans le Nord de la France aux XIe et XIIe siècles, Annales Société Emulation de Bruges, LXVI, 1923, pp. 4, 9, 11 et 17. Sur la Schriftprovinz de Liège voir: J. Stiennon, L’écriture diplomatique dans le diocèse de Liège du XIe au milieu du XIIIe siècle, Paris, 1960, pp. 51–162.

85 Prevenier, La chancellerie, pp. 89–91.

86 Prevenier, La chancellerie, pp. 91–92.

87 Prevenier, La chancellerie, pp. 48–52.

[p. 455] La cancelleria e gli atti cancellereschi dei Visconti, signori di Milano dal 1277 al 1447 (Tafeln XI-XIII)

Lo studio che si presenta in questi Atti vuole essere una sintesi meditata sui risultati di ricerche precedenti, limitate nel tempo e quindi analitiche, completata con l’apporto di nuove fonti e condotta per tutto l’arco della signoria parallelamente sotto l’aspetto istituzionale e diplomatico. Essa è suddivisa pertanto in: Čancelleria e atti cancellereschi; Cancelleria della Consorte del Signore; Cancelleria del più importante organo di governo di carattere finanziario, il Magistrato delle Entrate.

Si fa presente che l’archivio centrale visconteo è andato disperso e distrutto in varie occasioni, la prima delle quali è da ricollegarsi ai tumulti che hanno fatto seguito, nel 1385, alla cattura di Bernabò e alla nomina di Gian Galeazzo a signore unico del dominio, la successiva è legata all’avvento della Republica Ambrosiana nel 14471.

Per quanto riguarda espressamente l’ufficio della cancelleria, ci sono rimasti soltanto un frammento di registro di Bernabò Visconti, un nucleo di minute e di originali per lo più incompleti dell’ultimo ventennio del ducato, un Formulario approntato per i funzionari, sempre del periodo ducale, nonché alcuni registri di notai che hanno rogato per i signori di Milano2. Pertanto le ricerche sono state effettuate quasi completamente sugli originali inviati alle città del dominio, dove venivano conservati e registrati3, e sulle missive rimaste negli archivi dei signori che erano legati ai Visconti da vincoli di amicizia o da rapporti di convenienza.

[p. 456] 1. La Cancelleria

La signoria viscontea si affermò piuttosto tardi rispetto ad altre dell’Italia settentrionale e si sovrappose ad una organizzazione politica, quale quella comunale, che aveva già compiuto una certa evoluzione nella redazione dei propri atti, in alcuni dei quali è possibile riscontrare una indipendenza dalla fede notarile ben maggiore di quella che troviamo nei più antichi documenti viscontei4.

I primi Visconti, infatti, affidarono al notaio la credibilità dei propri atti di governo e solo un cinquantennio più tardi, con la signoria di Azzone, si può rilevare l’esistenza di una cancelleria, seppure ancora in embrione: nel 1335 compare per la prima volta la qualifica di „cancellarius domini‟5, e gli atti, come si vedrà, si evolvono progressivamente dalla forma notarile a quella cancelleresca.

Fin dall’inizio appare evidente che all’ammissione presso la cancelleria non fosse estranea la fede di parte per quelle garanzie naturali che ben si affiancavano alla serietà della professione; serietà, si può aggiungere, che derivava ai funzionari dalla formazione in ambito notarile, requisito che si ritiene dovesse essere necessario per entrare in servizio nell’ufficio visconteo6. Molto spesso, inoltre, il nuovo signore rinnovava l’incarico al cancelliere, sicuro della provata [p. 457] competenza e della fedeltà verso la signoria7. Per lo stesso motivo erano attivi nella cancelleria, a volte anche contemporaneamente, più membri della stessa famiglia8.

Non essendoci rimaste disposizioni viscontee relative all’organizzazione della cancelleria9, solo il documento ci permette, come si è premesso, di risalire ai compiti del cancelliere: egli doveva preparare la minuta, scrivere l’atto, badare che venisse inserito nei registri dell’ufficio prima della spedizione e, nel caso si trattasse di minute di atti particolarmente importanti o segreti, riunirle „in filza‟10, occuparsi della convalidazione e della spedizione11, compiti che, almeno in parte, nel periodo ducale verranno affidati ai segretari o da loro diretti e controllati. Nell’espletamento di queste mansioni inerenti alle successive fasi di redazione dell’atto cancelleresco non sembra vi fosse una distribuzione di compiti fra i funzionari12, mentre è possibile accertare che ai cancellieri, [p. 458] data la fiducia di cui godevano e la preparazione notarile, incominciassero ad essere affidati incarichi di responsabilità al di fuori dell’ufficio13.

Se sotto Azzone i funzionari efficienti nella cancelleria erano sei14, sotto Giovanni e Luchino una decina15 fino alla morte di Luchino, e altrettanti nel periodo successivo di governo di Giovanni Visconti: il che sta a dimostrare che il graduale aumento del numero dei funzionari – cancellieri e notai – era proporzionale all’infittirsi delle relazioni diplomatiche dei Visconti e ad una organizzazione amministrativa più consona all’estendersi del dominio. Del resto, che durante la signoria dei due fratelli l’ufficio fosse ormai organizzato è chiaramente documentato dai ripetuti accenni, negli atti, alla conservazione e alla registrazione da tenersi nella cancelleria16. Si può aggiungere ancora che, se in un primo tempo17 era sembrato possibile che Giovanni e Luchino avessero cancellerie separate in considerazione del fatto che Giovanni Visconti era anche arcivescovo, oggi si è più propensi, dopo aver riesaminato le biografie dei funzionari e l’ambiente milanese del tempo, a ritenere che la cancelleria, per quanto riguardava il governo delle città del dominio, fosse unica per entrambi.

Con Bernabò e Galeazzo II il discorso sulla cancelleria si fa più complesso perché, a cominciare dalla loro signoria, i funzionari appongono la sottoscrizione, espressa con il solo nome proprio, sotto il sigillo18 e, successivamente, anche in calce all’atto19.

[p. 459] A questo punto per l’indagine che si sta compiendo sono necessari tre elementi, deducibili esclusivamente dall’atto cancelleresco: la sottoscrizione di cùi si è detto, il contenuto dell’atto e la data topica. Se si affiancano al nome proprio il contenuto e la data topica dell’atto, se si utilizzano per risalire al cognome e alla qualifica, che a volte viene indicata, i nominativi dei testi presenti in atti notarili rogati per i Visconti, se si consultano, infine, fonti storiche coeve, è possibile ricostruire le biografie dei cancellieri e, successivamente, al tempo di Gian Galeazzo e dei figli, anche dei segretari nonché consiglieri che, a titolo diverso, operavano nella cancelleria e, attraverso queste biografie, inquadrare nel tempo l’attività dei funzionari, assunti „ad beneplacitum‟ del signore, presso l’ufficio e fuori, quando erano inviati in missioni importanti e delicate di carattere politico diplomatico.

Nella cancelleria milanese di Bernabò Visconti erano attivi una ventina fra cancellieri e notai – non mi sembra di avere mai trovato la carica di segretario20 – abituati, quasi tutti, a seguire il signore nei suoi spostamenti e pertanto a scrivere litterae di natura politico militare in senso lato oltra a missive di carattere familiare21. Pochi erano quelli che esplicavano la propria attività solamente in sede22. Non molti neanche i cancellieri a cui Bernabò affidava incarichi [p. 460] diplomatici23: quelli, però, che godevano della sua fiducia, avevano ampia facoltà di agire in sua vece, come Francescolo Caimbasilica, impegnato per un decennio a rappresentare il Visconti nei difficili rapporti con la curia pontificia24.

Nella cancelleria di Galeazzo II, da lui spostata a Pavia insieme alla residenza intorno al 136625, furono mantenuti per circa dieci anni gli usi della cancelleria milanese; una ventina, come per Bernabò, i funzionari in servizio nell’ufficio, per lo più nominati e assunti direttamente in quella città26, che costitutuirono quel nucleo di cancellieri fedeli che rimase al seguito di Gian Galeazzo27. Dopo l’associazione del figlio nel governo, avvenuta nel 1375, incominciarono a determinarsi nella cancelleria pavese quelle condizioni che daranno luogo a modificazioni, sia nella sottoscrizione degli atti sia nella convalidazione, che diventeranno definitive quando Gian Galeazzo diventerà signore unico del dominio.

Per quanto riguarda più strettamente l’organizzazione dell’ufficio, in esso cominciava a crearsi una gerarchia di funzionari: il cancelliere poteva, infatti, passare di grado diventando segretario e quindi assumere una carica di maggior responsabilità. Nel Formulario visconteo, edito dal Natale, sono comprese anche patentes „pro secretario eligendo‟28, che nella terminologia sono ben precise circa i compiti che gli competevano. Si cita per sommi capi il testo: [p. 461] „… animadvertentes quanta cum fide, cura et diligentia iandiu in cancellaria nostra mentem corpusque exercuit …, arbitrati sumus ut ad altiores eum promoveamus honores, …, eundem … in secretarium nostrum eligendum duximus ac eligimus …, e, più sotto: … cum auctoritate quascunque litteras et scripturas nostras et nobis quomodolibet pertinentes manu sua signandi, prout et quemadmodum possunt alii nostri secretarii signare …, etc.‟29.

Gian Galeazzo, divenuto signore unico e poi duca di Milano, si preoccupò di dare a tutti gli uffici un assetto stabile e definitivo.

Circa l’organizzazione della cancelleria, svolsero in essa la propria attività una ventina fra cancellieri e segretari30. I cancellieri scrivevano e sottoscrivevano atti di varia natura, senza avere una particolare distribuzione di compiti, che probabilmente non era neppure richiesta, almeno da quanto si può dedurre dall’esame degli atti. Per contro, alcuni segretari erano tenuti in particolare considerazione, come Pasquino Capelli31, al quale dovevano rivolgersi tutte le persone che desideravano avere udienza presso il duca; nella cancelleria è probabile che avesse la responsabilità della distribuzione delle nomine nei vari uffici in quanto la sua sottoscrizione si trova apposta a litterae di questo tipo. Gli successe nell’incarico Antonio Loschi32, letterato, introdotto nella cancelleria [p. 462] da Coluccio Salutati, che lo appoggiò allo stesso Pasquino. Il Loschi era l’unico segretario che sottoscriveva con nome e cognome per esteso o con l’iniziale del nome seguita dal cognome, probabilmente per differenziare la sua posizione nell’ambito della cancelleria da quella di funzionari con lo stesso nome proprio.

L’accenno al Loschi porta inevitabilmente a ricordare – l’argomento esula dal tema – che Gian Galeazzo amava circondarsi di uomini di cultura, letterati e giuristi, che erano attivi nella cancelleria e in altri uffici, che erano sempre presenti al suo fianco e godevano di tutti i privilegi che detta vicinanza comportava. Ai nomi dei segretari cui si è accennato si possono aggiungere quelli di Andreolo Arese, amico anch’egli del Salutati, collezionista di codici, che tenne a battesimo il figlio del duca, Gabriele, e che nella cancelleria sembra si occupasse di provvedimenti di carattere finanziario33, e di Francesco Barbavara, che svolse un ruolo di primo piano come segretario e camerario ducale34. All’attività nella cancelleria questi funzionari alternavano missioni di carattere diplomatico.

In questo periodo, alla qualifica di segretario cominciò ad affiancarsi quella di consigliere, dal momento che l’una non escludeva l’altra e la seconda era a titolo onorifico. Se si osservano le biografie dei funzionari della cancelleria, si può notare, ad esempio, che Pietro de Curte appare addirittura con le tre qualifiche affiancate: „canzellarius atque secretarius et consciliarius‟35.

Alla morte di Gian Galeazzo, che aveva diviso il dominio fra i figli, la situazione del ducato si presentò tutt’altro che stabile tanto che il governo del giovane duca Giovanni Maria non riuscì a fronteggiarla. Diciassette erano i componenti del Consiglio Segreto all’epoca del testamento di Gian Galeazzo, ai quali la duchessa Caterina, tutrice dei figli Giovanni Maria e Filippo Maria, avrebbe dovuto appoggiarsi per tutte le decisioni di governo36: fra questi, Francesco Barbavara e Pietro de Curte, di cui si è parlato.

Molti i cancellieri e segretari che restarono nella cancelleria di Giovanni Maria, nella quale vediamo attivi poco più di una ventina di funzionari, di cui una metà segretari, e alcuni anche consiglieri. Oltre all’Arese, al Loschi e al Barbavara, si segnalano i nomi dei più noti, quali Giacomo Barbavara, Tommaso de Vicomercato, Filippino de Milliis, che seguivano il duca nei suoi viaggi [p. 463] ed erano responsabili di atti di varia natura37. Una figura di rilievo è quella di Uberto Decembrio38, che svolse la sua attività come segretario per quasi tutto il periodo di governo di Giovanni Maria: uomo colto, compositore di carmi latini e di trattazioni su temi morali, era padre di quel Pier Candido che divenne segretario e consigliere di Filippo Maria39.

L’impressione che si ricava dalla lettura della vita dei cancellieri e dei segretari di questo Visconti è che i più conosciuti, allo stesso modo del loro signore, ebbero vita travagliata dovuta alla situazione precaria del ducato, ma soprattutto alle condizioni di instabilità e di timore che dominavano nella corte stessa40.

Quando Filippo Maria divenne duca di Milano nel 1412, in circostanze drammatiche dopo l’uccisione del fratello, si preoccupò di ricostruire quel dominio che il padre aveva saputo costituire.

Uomo astuto, accentratore abilissimo anche se discusso41, si circondò immediatamente di persone fedeli e, non a caso, nella cancelleria rinnovò quasi completamente i funzionari42, inserendo nell’ufficio, sull’esempio del padre, cancellieri e segretari scelti con cura fra gli uomini colti che frequentavano la corte, così da trasformare la cancelleria in un luogo di incontro fra persone con gli stessi interessi, in modo da poterla considerare un „semenzaio‟43 da cui scegliere le persone più qualificate a cui affidare di volta in volta compiti della massima fiducia, quali missioni presso le signorie italiane o interventi presso gli eserciti per controllare l’opera dei capitani. I segretari impegnati in questo ruolo avevano il dovere di tenerlo al corrente di quanto succedeva nelle signorie presso le quali si recavano e di renderlo edotto delle iniziative culturali delle altre corti oltre che di portare a Milano opere letterarie in volgare, che si andavano diffondendo e che il duca si faceva leggere e commentare dal suo segretario Marziano da Tortona44. L’importanza dei funzionari inviati fuori [p. 464] dal territorio ducale si misurava dal numero dei cavalli cui avevano diritto quando viaggiavano: per quanto ci riguarda, ai consiglieri ne venivano dati dieci o dodici a seconda dell’importanza della missione, ai segretari sette o nove, ai cancellieri della cancelleria del signore quattro, ai maestri delle entrate come ai segretari se fuori dal territorio, altrimenti solo cinque o sei45.

Per rimanere nel tema della ricerca, si può rilevare che dei ventotto cancellieri che entrarono direttamente al servizio di questo duca, una quindicina erano qualificati segretari e undici anche consiglieri46. Se ad essi si aggiungono quelli che erano già al servizio del fratello e quelli che sottoscrivevano solo sotto sigillo, ci si accorge che il numero dei funzionari della cancelleria era notevolmente aumentato.

A questo punto ci si aspetterebbe di riuscire a delineare una suddivisione di lavoro: in realtà, l’esame degli atti permette, ancora una volta, di risalire alla qualifica e alla durata dell’attività nell’ufficio, ma non consente di andare oltre, almeno per quanto concerne i cancellieri.

Nel caso dei segretari si possono aggiungere alcune osservazioni: gli usi della cancelleria relativi all’apposizione della sottoscrizione negli atti e alla convalidazione ci consentono, come si vedrà alle pagine seguenti, di rilevare le norme che essi dovevano osservare; per quanto riguarda, però, una distribuzione di lavoro, si ha l’impressione che essa non ci fosse semplicemente perché la disponibilità di questi funzionari nell’ufficio era subordinata agli eventuali impegni di carattere politico diplomatico, di cui si è detto.

Patentes datate 24 settembre 1442, le uniche che siano state trovate47, presentano, [p. 465] per contro, i doveri che i segretari ducali assumevano quando erano chiamati a collaborare con il Consiglio Segreto, i cui rapporti quotidiani con la cancelleria del duca48 non permettono allo studioso di differenziare l’attività che i funzionari svolgevano nell’uno o nell’altro ufficio49.

Alcuni segretari, quasi tutti anche consiglieri, dal 1428 sembra avessero avuto da Filippo Maria una delega di poteri per sbrigare pratiche di varia natura. Queste prerogative si traducono negli atti cancellereschi nell’apposizione di due sottoscrizioni, sempre con il solo nome proprio, una a fine testo e l’altra in calce: la prima del responsabile delle disposizioni contenute in essi, la seconda dello scrittore. Sebbene si presupponga che quella a fine testo fosse apposta da un funzionario che, nel caso specifico, agiva come consigliere più che come segretario, è altrettanto documentabile che alcuni di loro sottoscrivessero, senza alcuna apparente differenza, ora a fine testo ora in calce (come è stato messo in evidenza nelle biografie): è probabile che la loro sottoscrizione fosse ben nota nella corte e fuori, e quindi constituisse di per sè una garanzia, indipendentemente dalla carica.

Nella cancelleria operava, in particolare, un funzionario al quale, oltre alla responsabilità degli atti, era affidata la responsabilità della conservazione del sigillo grande, che doveva essere apposto agli atti per i quali era richiesto e [p. 466] che da Filippo Maria era fatto apporre anche agli instrumenta di procura50. Scorrendo le minute degli atti che ci sono rimaste per l’ultimo ventennio del ducato visconteo, si trova in calce ad alcune di esse l’annotazione „Zanino Ricio, quod sigillet‟: si tratta di uno dei segretari più autorevoli, incaricato appunto di questa funzione51. Altri, dopo di lui, ebbero la stessa responsabilità: Franchino Castiglioni, consigliere52 e Corradino de Capitaneis de Vicomercato, cancelliere, segretario e consigliere per un trentennio, al quale nel 1444 vennero date dal duca istruzioni per l’apposizione del sigillo maggiore „quartillato‟53. Il sigillo piccolo, al contrario, veniva apposto da qualunque cancelliere o segretario.

Resta ancora da sottolineare che alcuni segretari54, intorno al terzo decennio del Quattrocento, incominciarono ad introdurre il volgare nella cancelleria come conseguenza logica dei contatti con altre signorie, che già l’usavano, e dell’entusiasmo che Filippo Maria dimostrava per le grandi opere toscane del Trecento, sulle quali egli dissertava con i familiari della corte. Non si può, però, dimenticare che molti dei funzionari della cancelleria erano letterati, a contatto con gli umanisti, e pertanto tenacemente legati alla tradizione latina. Ma i nominativi da elencare sarebbero troppi e pertanto si rimanda alle biografie dove sono messi in evidenza anche i rapporti fra segretari e umanisti, sono segnalate le opere che gli stessi segretari componevano e sono elencati i codici di loro proprietà, con postille di commento di loro mano.

[p. 467]

Gli atti cancellereschi

Relativamente più semplice si presenta l’indagine diplomatica condotta sul documento nel suo evolversi dalla forma notarile alla cancelleresca. Contrariamente al metodo seguito per la ricostruzione dell’organizzazione della cancelleria, per la quale si è parlato soltanto dei Visconti che hanno dato ad essa una impronta specifica, nel caso del documento si intende esaminare sistematicamente, in ordine cronologico, quelli emessi da tutti i Visconti.

***

Gli atti di Ottone, divenuto signore di Milano nel gennaio 1277, ma già arcivescovo della città da circa quindici anni, non rientrano direttamente nell’indagine sul documento signorile dal momento che, come si è avuto occasione di dimostrare in altra sede55, essi presentano le caratteristiche proprie dell’atto vescovile e in essi, anche quando trattano di materia politica, Ottone si qualifica sempre semplicemente arcivescovo.

Matteo I, nominato „dominus et rector generalis‟ dal Consiglio dei MCC nell’anno 131356, affidava la stesura dei propri atti a notai, i quali dichiaravano nella sottoscrizione di rogare per lui57.

Della signoria di Galeazzo I ci sono rimasti pochissimi documenti, alcuni dei quali non si discostano dalla forma notarile, come si può notare, ad es., in un precetto del 16 settembre 1322, sottoscritto da un „notarius domini Galeaz‟58; altri, invece, che ci sono pervenuti in forma di riassunto molto conciso attraverso un codice del sec. XV59, dove vengono qualificati litterae patentes, possono essere considerati tali, ma il loro carattere di estratto non consente una indagine diplomatica.

Quando si arriva alla signoria di Azzone, è possibile assistere ad un cambiamento strettamente legato alla formazione della cancelleria, che consiste nel passaggio dall’instrumentum al documento cancelleresco. I suoi atti di governo, infatti, che nel 1331 presentavano ancora le caratteristiche dell’atto notarile, come appare da un precetto del 21 febbraio, anche se in esso manca già l’indicazione dei testi e la subscriptio del notaio è senza segno di tabellionato60, [p. 468] si evolvono successivamente nelle forme cancelleresche tipiche delle litterae, che incominciano ad essere usate con regolarità per quasi tutti gli atti a partire dal 133361. Inoltre, come si è premesso, dal 133562 alcune patentes sono sottoscritte da un notaio che si qualifica cancelliere (Ego … canzellarius domini …): in questo caso esse sono prive della corroboratio in quanto la sottoscrizione dell’ufficiale di cancelleria era ritenuta sufficiente a convalidarle.

L’esame diplomatico delle litterae – quelle rimasteci sono patentes – permette di fissarne alcune caratteristiche: l’intitulatio è sulla stessa riga del testo, introdotta da „Nos‟ con il nome del signore e il titolo nella forma ceterata (Nos Azo Vicecomes dominus generalis, etc.)63; nel caso di atti solenni, vengono specificate le città del dominio64. A seconda dei destinatari, seguono, poi, l’inscriptio, la salutatio (nella forma „Salutem‟) nelle litterae rivolte, ad es., agli ufficiali del comune di Milano65, oppure si passa direttamente alla arenga, se indirizzate ad enti religiosi66. La narratio introduce, di norma, la dispositio. Vengono poi le formule dell’escatocollo, cioè la corroboratio, la data e, infine, le convalidazioni, che suscitano particolare interesse nel diplomatista.

La corroboratio precisa, innanzi tutto, la natura delle litterae, mentre da Bernabò Visconti in poi saranno i verbi della dispositio a chiarire il tipo di atto; in secondo luogo accenna alla scrittura e alla successiva registrazione da farsi prima della spedizione; infine indica il mezzo di convalidazione, cioè il sigillo. Essa si presenta, pur con le varianti del caso, in questa forma: „In cuius nostre absolutionis, concessionis et immunitatis testimonium has patentes conscribi iussimus et registrari nostrique sigilli munimine roborari‟67. La data topica è seguita da quella cronica, che comprende sempre anche l’indizione. Lo stile usato è quello della Natività.

[p. 469] Il sigillo è grande, in cera naturale o gialla, e viene apposto sulla destra della pergamena, in basso, mentre permane a sinistra, si può dire per tutta la durata della signoria di Azzone, la sottoscrizione del notaio, sebbene priva di segno di tabellionato (Ego … notarius prefati domini Azonis eius mandato me subscripsi)68. A volte, anche se con minor frequenza, si trova solo il sigillo, apposto „ad cautellam‟69: questa espressione viene usata anche dai notai che rogano per il signore, ed è riferita al signum che precede la sottoscrizione (… et ad maiorem cautelam signum meum consuetum apposui)70. Significativo è il fatto che gli stessi notai che sottoscrivono per Azzone litterae ed instrumenta, in questi ultimi richiamino l’attenzione sul signum, che è parte integrante ed essenziale della sottoscrizione, mentre nell’atto di cancelleria lo tralasciano dal momento che la convalidazione è affidata al sigillo.

La posizione del notaio nei confronti dei due tipi di atti é ormai differenziata.

Alla morte di Azzone la signoria passò ai fratelli Giovanni e Luchino, la cui attività politica ed amministrativa, come si è detto, è ben documentata.

Le considerazioni diplomatiche che si possono fare sono le seguenti – e l’esame è limitato, ovviamente, alle sole publicationes –: le patentes hanno l’intitulatio che si apre con „Nos‟, di cui la N è ingrandita e ornata, a cui seguono il nome o i nomi dei due signori, affiancati, con l’attribuzione generica di „domini generales‟71; in casi particolarmente importanti, quale, ad es., la fondazione del monastero della Certosa di Garegnano72, l’intitulatio precisa i nomi [p. 470] di ben sedici città del dominio. La corroboratio fa riferimento al tipo di atto73; la data non presenta variazioni rispetto ai documenti del predecessore.

Le caratteristiche esterne mettono, invece, in evidenza l’assenza, ormai definitiva, della sottoscrizione notarile e lo spostamento al centro del sigillo o dei sigilli di entrambi i signori: essi sono grandi, in cera naturale o gialla74. Nel 1353 – Luchino era già morto da alcuni anni – per la prima volta sotto il sigillo di Giovanni Visconti viene apposta la sottoscrizione del responsabile della convalidazione, espressa con il solo nome proprio, „Bonincontrus‟75.

Accanto alle patentes, ci sono rimaste di entrambi i fratelli le litterae clausae, che presentano l’intitulatio al centro in alto, staccata dal testo e ridotta agli elementi essenziali (ad es.: „Luchinus Vicecomes, etc.‟, oppure: „Domini generales Mediolani, etc.‟); il testo molto breve, la data al centro in basso, anch’essa staccata e senza l’indizione. L’inscriptio è, ovviamente, a tergo, dove è apposto il sigillo, sempre grande76; abbiamo esempi in cui compaiono a convalidazione i sigilli dei due signori, affiancati77.

La morte di Giovanni, avvenuta cinque anni dopo quella di Luchino, portò alla suddivisione del dominio fra i nipoti Matteo II, Bernabò e Galeazzo II, ai quali rimasero in comune soltanto le città di Milano e di Genova.

Pochi e non indicativi gli atti di Matteo II Visconti78, pervenutici in copia, e pochi anche quelli emessi insieme ai fratelli.

Intensa, invece, l’attività della cancelleria di Bernabò e di Galeazzo II, di cui resta un’abbondante documentazione.

Di Bernabò signore di Milano vale la pena di ricordare subito il frammento di un registro, cui si è accennato nella Premessa, recuperato all’inizio del secolo79, dove sembra venissero scritte le litterae prima della spedizione. Si tratta [p. 471] di sette ritagli in pergamena, tutti di mano di uno stesso cancelliere80, attribuiti all’anno 1364, e contenenti cinquantasei fra patenti e missive, nessuna delle quali ci è pervenuta completa81. A questo frammento se ne può aggiungere un altro, consistente in due sole carte, ritrovato, poco dopo il precedente, nell’Archivio di Stato di Milano82, molto sciupato, di tre mani diverse, riferito all’anno 1358 e contenente trentaquattro litterae83.

L’esame diplomatico degli atti dei due signori rivela che le patentes hanno molto spesso una intitulatio generica, usata da entrambi (Nos, dominus Mediolani, etc., imperialis vicarius generalis)84, la quale crea evidenti difficoltà circa l’attribuzione all’uno o all’altro, per cui si rende necessario ogni volta fare ricorso alla data topica, al nome del cancelliere che le sottoscriveva, per lo più sotto sigillo, e ad altre sottoscrizioni che si aggiungono in calce agli atti della cancelleria pavese di Galeazzo II e del figlio Gian Galeazzo. Nel caso di litterae predisposte dai due fratelli insieme, l’intitulatio indica i nomi di entrambi, affiancati, con il riferimento al vicariato imperiale; la corroboratio in questo caso preannuncia l’apposizione dei due sigilli85.

Mentre finora le patentes erano usate per tutti i tipi di atti redatti nella cancelleria del signore, dalla nomina alla „gratia‟ al decreto, sotto la signoria di Bernabò e di Galeazzo II incomincia ad apparire, accanto alle litterae con valore di decreto, il decretum nella forma tipica86.

[p. 472] Una osservazione anche sulle litterae clausae inviate ai Gonzaga: esse sono prive dell’intitulatio al centro in alto, e i nomi e i titoli del signore sono scritti in basso a sinistra87.

Infine, si può notare che gli instrumenta, che affiancano gli atti in forma cancelleresca per quei negozi giuridici per i quali era necessaria la fides del notaio, in casi particolari, quali, ad es., l’atto di emancipazione di Gian Galeazzo88 o alcune donazioni, queste ultime del periodo pavese di Gian Galeazzo associato al padre89, aggiungono ad ulteriore convalida, e probabilmente per accrescere la solennità dell’atto, il sigillo del signore (… ad maiorem roboris firmitatem iussit hoc instrumentum sui sigilli appensione muniri). Il che potrebbe testimoniare, con l’accrescersi ed il consolidarsi dell’autorità viscontea, l’esigenza, se non di subordinare la fede notarile a quella signorile, almeno di affiancare l’una all’altra90.

Ma la caratteristica esterna che differenzia le litterae di Bernabò da quelle di Galeazzo II, dopo che quest’ultimo ebbe spostato, come si è detto, la residenza a Pavia, consiste nell’essere le prime convalidate dalla cancelleria milanese sempre con il solo sigillo grande91, sotto il quale è scritto il nome dell’ufficiale responsabile della scrittura e della convalidazione92, le altre convalidate da un sigillo, per il quale esistono una serie di provvedimenti, e contraddistinte da quando Gian Galeazzo affianca il padre nel governo, dalla sottoscrizione in calce a destra di un cancelliere, espressa con il solo nome proprio93.

[p. 473] Il problema di una convalidazione che desse garanzia a chi riceveva le litterae viscontee deve aver preoccupato notevolmente la corte pavese, tanto che già dal 136894 Galeazzo II si fece premura di far introdurre una supplementare convalidazione in alcuni tipi di atti: si tratta di un sigillo piccolo, in cera rossa, indicato nella corroboratio come „buletinum secretum‟95, apposto per lo più in calce all’atto, sopra o sotto la sottoscrizione del cancelliere, e di cui Gian Galeazzo del 1378 intensifica l’uso, spiegando trattarsi di un sigillo impresso con la corniola (… per presentes nostro sigillo sigillatas nostroque bullatino secreto corniole communitas)96. Gli atti per i quali era ritenuto necessario risultano essere concessioni e provvedimenti che rientrano nelle entrate straordinarie del signore97.

Per quanto riguarda il sigillo consueto, una missiva accompagnatoria di un decreto, in data 30 settembre 137098, fa riferimento ad una convalidazione „sub sigillo novo et alio totaliter deposito‟, del quale non si è trovato un riscontro diretto che permetta di chiarirne il tipo. Dieci anni più tardi, Gian Galeazzo, in atti emessi da Milano da solo o insieme allo zio Bernabò99, si fa premura di precisare nella corroboratio che la convalidazione viene effettuata con il sigillo piccolo a causa dell’assenza del grande (… nostrique sigilli parvi ob absentia magni …) dal momento che egli si trovava fuori sede. Nel 1381, in litterae inviate al vicario e agli uomini di Varese100, ribadisce che il sigillo piccolo ha lo stesso valore del grande, tranne nel caso di concessioni di uffici e di lettere di „gratia‟: al fine di farlo conoscere, lo fa apporre sul recto delle litterae stesse101. E’ il preludio alle conosciutissime patentes con valore di decreto, in data 20 ottobre 1385102, a cui egli affida, pochi mesi dopo essere divenuto [p. 474] signore unico, le disposizioni definitive sul valore e l’uso del sigillo piccolo e del grande103.

Gli atti della cancelleria di Gian Galeazzo, signore e poi duca di Milano, sotto il profilo diplomatico non aggiungono nulla di nuovo alle forme che si erano ormai stabilizzate. Potrebbe essere interessante differenziare i tipi di litterae a seconda del contenuto, osservando i verbi della dispositio, ma si pensa sia compito del diplomatista rivolgere la propria attenzione essenzialmente alle formule del protocollo e dell’escatocollo nonchè agli elementi legati alla convalidazione104.

Le patentes hanno una intitulatio introdotta, come per i precedenti signori, da „Nos‟, con la N a volte ornata105, seguita dal nome e dal titolo (Nos dominus Galeaz Vicecomes, oppure Nos Iohannes Galeaz Vicecomes, comes Virtutum, Mediolani, etc., imperialis vicarius generalis)106; più spesso è usata la forma generica „Nos dominus Mediolani, etc. …‟107, che dopo il 1395 si modifica in „Dux Mediolani, etc. …‟108. La convalidazione è affidata ai due tipi [p. 475] di sigillo descritti sopra109, ai quali viene aggiunta, a volte, l’ulteriore convalida con la corniola segreta110. In calce a destra viene apposta la sottoscrizione, con il solo nome proprio, di un funzionario, cancelliere o segretario.

Neanche le litterae clausae presentano differenze rispetto a quelle spedite dalla cancelleria dei precedenti Visconti: l’intitulatio è al centro in alto, staccata dal testo, la data in basso, anch’essa staccata, la sottoscrizione del cancelliere è in calce a destra. La corrispondenza con i Gonzaga reca il nome del signore in basso a sinistra, come già nelle missive di Bernabò e di Galeazzo II111, consuetudine che si ritroverà anche nelle litterae di Giovanni Maria e di Filippo Maria.

Si trovano con frequenza i decreta nella forma tipica112.

Permangono gli atti notarili113 per tutti quei casi di procura, concessioni in feudo, ecc., riguardanti il governo del ducato: per questi documenti Gian Galeazzo si avvale, oltre che di notai che rogano contemporaneamente anche per privati, di notai esclusivamente al suo servizio114.

Gli atti cancellereschi relativi al decennio di governo di Giovanni Maria, che succede al padre quale duca di Milano, si presentano nello stile e nelle forme consueta: l’intitulatio subisce le modificazioni del caso e, fino al 1404115, [p. 476] comprende anche il nome della duchessa116. Patentes e missive dello stesso periodo recano in calce l’annotazione: „Cum deliberatione Consilii‟117.

Per gli anni 1402 e 1403 l’esame degli originali conservati a Pavia permette di segnalare che sotto il sigillo, anziché il nome proprio del responsabile, è scritto genericamente „cancellarius‟118.

Di Giovanni Maria ci è rimasto un Liber imbreviaturarum119, relativo agli anni 1402 e 1403, di mano del notaio e segretario Giovannolo Besozzi120, importante per il contenuto degli atti, dei quali alcuni di grande interesse per la storia del ducato e di Milano.

Quando Filippo Maria, nel 1412, diventa duca121, rinnova quasi completamente, come si è già osservato, il personale della cancelleria. E’ la prima constatazione diretta ed immediata che si ricava dall’osservazione dei nominativi che incominciano ad apparire in calce agli atti.

Attraverso l’esame della documentazione degli anni 1425–1447 – si tratta di minute, atti preparatori e originali incompleti122 – rimastaci, come si è anticipato nella Premessa, presso l’Archivio di Stato di Milano, si può notare [p. 477] che il duca esige l’osservanza del formulario nella stesura degli atti, che devono essere redatti „iuxta stillum cancellarie‟123, tanto che quando egli cambia la „forma‟ di particolari litterae, si affretta a farla conoscere ai funzionari competenti, precisando che da quel momento deve ritenersi l’unica valida124.

Allo stesso modo, la sottoscrizione apposta in calce dal segretario non rimanda solamente al responsabile dell’atto, ma è da considerarsi un elemento di convalidazione vero e proprio, accanto al sigillo: litterae in data 26 novembre 1444125 meritano di essere fatte conoscere, almeno per la parte riguardante gli usi della cancelleria relativi alle azioni del „signare‟ e del „sigillare‟. Le disposizioni al proposito sono ben precise anche perché si richiede l’uso del sigillo più grande, „quartillato‟126.

Tafel XI — I333 luglio 24 (Archivio di Stato in Milano, Fondo relig., Perg., Chiaravalle, cart. 554, Diplomata)
Tafel XII — I438 agosto 5 (Archivio Storico Civico in Milano, Fondo Acquisti e doni, cart. II, n. 22)
Tafel XIII — I40I maggion 25 (Archivio di Stato in Pavia, Lettere ducali, busta I, ad annum)

[p. 478] Per restare nell’ambito della convalidazione, si può notare che, di norma, i funzionari convalidavano con il sigillo piccolo sia nel caso che il duca fosse in viaggio sia in sede: indicativa è una missiva inviata da Lanzalotto Crotti, già segretario di Filippo Maria127, a Francesco Sforza, in data 28 dicembre 1451, con la quale egli ragguaglia il nuovo duca, su sua richiesta, circa l’uso diverso dei due sigilli al tempo dell’ultimo Visconti128. L’apposizione del sigillo grande era, inoltre, subordinata all’approvazione del contenuto delle litterae da parte di un consigliere, come si legge in una minuta in data 16 dicembre 1431, già citata prima, contenente chiarimenti a Corradino de Vicomercato e precisazioni a Franchino Castiglioni129. Permane, anche sotto Filippo Maria, l’uso di aggiungere la corniola segreta, in genere in alto al centro, in litterae riguardanti i castellani e particolari esenzioni130.

Gli atti in forma cancelleresca permettono ancora due considerazioni: dal 1428, come si è già detto parlando dei segretari ducali, alcune litterae recano due sottoscrizioni, sempre con il solo nome proprio, una di seguito al testo, l’altra in calce; la prima è del responsabile del contenuto, l’altra dello scrittore131. Inoltre, dal terzo decennio del Quattrocento, come si è visto, l’uso del volgare comincia ad insinuarsi nella cancelleria, dapprima nelle istruzioni ad ambasciatori e a familiari ducali132, successivamente, dal 1438, per lo più in missive di vario contenuto133, anche se l’intitulatio, l’inscriptio e la data permangono [p. 479] in latino, così come molto spesso avverbi e formule latine tradizionali sono mantenute nel tenor delle litterae stesse134.

Infine, una osservazione sui documenti notarili, di mano quasi sempre di notai che rogano solo per Filippo Maria e sono anche suoi segretari135: secondo una consuetudine che risale alla cancelleria di Galeazzo II e del figlio, in casi di concessioni e donazioni particolari136, ad ulteriore convalida („ex abundantia et ad maiorem roboris firmitatem‟) viene apposto il sigillo, che viene indicato come pendente137; nelle procure ad agire fuori dal territorio, viene usato quello aderente138.

2. La cancelleria della Consorte del Signore

Accanto alla cancelleria del signore funzionava un ufficio139 alle dirette dipendenze della consorte, che testimonia l’attività che essa svolgeva parallelamente al marito, insieme a lui140 o per sua delega141.

I cancellieri che operavano con continuità142 presso detto ufficio erano uno [p. 480] o due: assunti a volte direttamente dalla consorte del signore, a volte già in servizio presso di lui, rimanevano in carica per lunghi periodi143, senza avere particolari incarichi fuori dall’ambito della cancelleria, se si escludono i viaggi condotti a Mantova presso i Gonzaga per dare e ricevere notizie per lo più di carattere familiare144.

Nel caso di impossibilità, da parte loro, di occuparsi di tutti gli atti che dovevano essere predisposti e spediti, la consorte del signore ricorreva ai cancellieri del marito145.

Le litterae, patentes e clausae, riguardano concessioni di benefici a enti religiosi o a fornitori della corte, oblazioni e nomine di ufficiali, in particolare quelli dell’ufficio di Provvisione del comune di Milano e dell’ufficio delle vettovaglie e relativi notai146.

L’intitulatio è composta dal nome proprio, seguito dall’indicazione „… consors magnifici et excelsi domini …‟, oppure, dal 1395, „… ducissa Mediolani‟147. La corroboratio fa riferimento genericamente alla convalidazione con il [p. 481] sigillo, che è in cera rossa148 e fino all’epoca di Gian Galeazzo ha apposta sotto la sottoscrizione del cancelliere, secondo gli usi del tempo. Successivamente l’ufficio, adeguandosi alle nuove formalità entrate in uso presso la cancelleria del signore, relative alla sottoscrizione del cancelliere negli atti, fa sottoscrivere il funzionario, con il solo nome proprio, in calce a destra.

3. La cancelleria del Magistrato delle Entrate

Un accenno, infine, all’organo di governo che regolava l’amministrazione delle finanze viscontee, vale a dire il Magistrato delle Entrate, sulla cui data di costituzione gli storici non sono d’accordo149; già esistente, sembra, nel 1378150, diede ad esso una organizzazione definitiva Gian Galeazzo quando divenne signore unico del dominio151. Nel 1392 risulta suddiviso in due sezioni: Magistrato delle Entrate ordinarie e Magistrato delle Entrate straordinarie152. L’importanza e il potere che viene ad assumere sotto Filippo Maria Visconti inducono il duca a far compilare un Ordinamento153, in ottantaquattro capitoli, che ne fissi il funzionamento con norme ben precise.

In questa sede, l’interesse per questa magistratura è dettato dal fatto che i maestri delle entrate, oltre ad inviare missive in proprio, sottoscritte in calce a sinistra genericamente „magistri intratarum‟, senza i nomi, e convalidate con il loro sigillo piccolo154, emettono atti per i quali hanno avuto fin dall’inizio ampi poteri.

Le litterae, patentes e clausae, recano l’intitulatio del signore, del tutto identica a quella che si trova nelle litterae predisposte e spedite dalla cancelleria segreta, dalle quali si differenziano soltanto per due caratteristiche: una riferibile al contenuto – sono tutte di natura economica – e una esterna, la più importante [p. 482] per il diplomatista, caratterizzata da un numero di sottoscrizioni che varia da due a quattro, scritte una sotto l’altra, sempre con il solo nome proprio, in calce a destra.

Queste sottoscrizioni, esaminate ovviamente sugli originali, sono risultate non essere di funzionari della cancelleria del signore. Un confronto con i nominativi di ufficiali viscontei, che si ricavano per lo più da fonti edite155, ha permesso di identificare nelle sottoscrizioni proprio i nomi dei maestri delle entrate ducali, e non di loro cancellieri.

Si portano a riprova di questa tesi tre esempi: due della signoria di Gian Galeazzo e uno di Filippo Maria, rispettivamente in data 25 aprile 1399 da Milano, litterae sottoscritte da „Raymondus, Iacobinus‟156, in data 25 maggio 1401 da Belgioioso, litterae sottoscritte da „Paganus, Iacobinus, Nicholinus‟157 e, infine, in data 6 dicembre 1428, litterae da Abiate, con la sottoscrizione di Franchino, Raffaele, Lorenzo, Ambrogio158.

Inoltre, queste litterae consentono di notare come i maestri delle entrate, contrariamente a quanto afferma il Comani159, per il quale essi svolgevano la loro attività esclusivamente nella sede, seguissero il signore o lo raggiugessero per ricevere direttive o per presentare iniziative relative all’amministrazione delle finanze della signoria e, successivamente, del ducato160.

La cancelleria dei maestri delle entrate ordinarie era a Milano, nelle corte dell’Arengo, entrando a destra161; quella dei maestri delle entrate straordinarie era a Pavia162. Nella cancelleria milanese era conservato il sigillo grande, che doveva essere apposto agli atti con l’intitulatio del signore, come risulta da patentes del 5 febbraio 1398, con inserta supplica in seguito a esenzioni non concesse [p. 483] a S. Lorenzo Maggiore „quia tunc dominus Iohannes de Carnago, tunc magister intratarum in Mediolano et nunc cancellarius vester, qui tunc temporis sigillum vestrum dicti officii intratarum Mediolani tenebat, de ipso officio remotus fuit‟163.

In un lavoro precedente, ripetutamente citato164, si era promessa una ricerca sulle sottoscrizioni degli atti di questo ufficio: i risultati cui si è pervenuti, relativamente alla qualifica dei sottoscrittori, sono compresi in questo lavoro di sintesi sulle cancellerie attive contemporaneamente sotto in Visconti.


1 Su questi avvenimenti e sulle circostanze che li hanno determinati nonché su dispersioni avvenute nei secoli successivi, si veda: N. Ferorelli, L’Archivio Camerale, in „Annuario del R. Archivio di Stato in Milano nel 1912‟, p. 126; cfr. anche A.R. Natale, Stilus Cancellariae. Formulario visconteo sforzesco, Milano, 1979, p. XI e s.; C. Santoro, La politica finanziaria dei Visconti, I, Milano, 1976, p. XVI e nota 14.

2 Le fonti indicate saranno descritte nelle pagine seguenti, man mano che verranno utilizzate.

3 Questi atti sono molto interessanti, oltre che per lo studio del formulario e degli usi della cancelleria che li spediva, per le annotazioni successive, fatte dal funzionario che li riceveva e dal cancelliere che li trascriveva nei registri, a volte inserendo l’originale accanto alla copia: dette annotazioni consentono di valutare i rapporti fra la cancelleria centrale e la cancelleria delle città del dominio (Cfr. anche E. Cau, Lettere inedite viscontee. Contributo alla diplomatica signorile, in „Ricerche medioevali‟, IV–V, Pavia, 1969–70, pp. 48, 61).

4 Con queste considerazioni iniziavo nel 1977 la prima ricerca sistematica sulla formazione della cancelleria viscontea da Ottone a Gian Galeazzo, nella quale, premesse le difficoltà di ordine pratico ed esposta la metodologia seguita, analizzavo gli atti del signore dalla forma notarile alla cancelleresca, gli atti della consorte del signore e degli ufficiali, ricostruivo l’attività dei cancellieri, dei sigillatori e dei notai del signore nonché della consorte e degli ufficiali (La formazione della cancelleria viscontea da Ottone a Gian Galeazzo, in „Studi di Storia medioevale e di Diplomatica‟, 2, 1977, pp. 97–193). Quello studio veniva ad affiancarsi ad uno precedentemente realizzato, di carattere più istituzionale che diplomatico, riguardante la ricostruzione della cancelleria ducale attraverso le biografie dei cancellieri, segretari e sigillatori dei due ultimi Visconti e della duchessa (I cancellieri di Giovanni Maria e di Filippo Maria Visconti, in „Nuova Rivista Storica‟, 1966, fasc. III–IV, pp. 367–428). Il rimando continuo nelle note del presente lavoro a questi due studi è puramente di comodo: in essi infatti sono ampiamente indicate fonti e bibliografia.

5 Riferita a Ottone de Ottobellis, che sottoscrive litterae patentes in data 19 gennaio (M.F. Baroni, La formazione … cit., pp. 105, 125).

6 Si rimanda alle biografie dei cancellieri, di cui alla nota 4.

7 Se si osservano gli elenchi dei cancellieri sia per il periodo iniziale (La formazione … cit., pp. 192–193) sia per quello relativo al ducato di Gian Galeazzo e dei due figli (I cancellieri … cit., pp. 373–375) si può constatare che questa era una consuetudine, tranne nel caso di Filippo Maria, che rinnovò quasi completamente i funzionari della cancelleria.

8 Si cita solo qualche esempio: Lanfranco Arno e il figlio Ippolito sotto Galeazzo I e Azzone; Ottone de Ottobellis e il figlio Gabriele sotto Azzone; i fratelli Galeazzo e Rinaldo de Capitaneis de Vicomercato sotto Bernabò e Regina della Scala; Antoniolo Arese e il figlio Andreolo sotto Gian Galeazzo; Giacomo Barbavara sotto Gian Galeazzo e Giovanni Maria; i suoi figli Francesco e Marcolino sotto Filippo Maria; Uberto Decembrio e il figlio Pier Candido sotto Giovanni Maria e Filippo Maria; i fratelli Lanzalotto e Luigi Crotti sotto Filippo Maria.

9 Tanto che nel 1955 Francesco Cognasso scriveva „come fosse organizzata la segreteria ducale non lo sappiamo‟ (Istituzioni comunali e signorili di Milano sotto i Visconti, in Storia di Milano, ed. Treccani, VI, p. 494).

10 Per il periodo di Bernabò Visconti si citano patentes di conferma di esenzioni a monasteri in data 13 luglio 1376, estratte „a filis cancellarie‟ da Marcolo de Bripio (C. Santoro, La politica finanziaria … cit., I, p. 274, n. 360); per il periodo sforzesco si sa che in filza venivano conservate le minute della corrispondenza riservata e segreta (cfr. A.R. Natale, Stilus cancellariae … cit., p. CXXVII, nota 139; G. Vittani, Diplomatica, Milano, 1914–15, p. 73).

11 Curioso è il fatto capitato nel 1362 ad Ambrogio Crivelli, cancelliere di Galeazzo II, che fu imprigionato e condannato dal signore alla perdita del salario di un anno per essere stato troppo zelante nella spedizione di lettere di „gratia‟ ad alcuni stipendiari, lettere di cui il signore si era in seguito pentito (M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 144).

12 Del resto difficile a notarsi, e solo in pochi casi, anche sotto la signoria di Gian Galeazzo e di Filippo Maria, i quali hanno dato una impronta di stabilità e di funzionalità agli uffici, fra cui quello della cancelleria.

13 Si citano come primi esempi: Ottone de Ottobellis, procuratore di Azzone nel 1331 con l’incarico di stringere un patto con i Della Scala e altri signori italiani, e nel 1333 di fare tregua con il re di Boemia; il figlio Gabriele, inviato, nella sua qualità di cancelliere, nel 1346 da Giovanni e Luchino Visconti ai Gonzaga per trattare relativamente alla città di Parma (M.F. Baroni, La formazione … cit., pp. 123, 125).

14 Giovanni de Nuxigia, Lanfranco e Ippolito Arno di Milano, Ottone e Gabriele de Ottobellis e Giovanni de Valdetario di Piacenza (Ibid., p. 121 e ss.).

15 Molti di loro erano attivi già nella cancelleria di Azzone; quasi tutti, invece, di nuova nomina quelli al servizio di Giovanni Visconti dal 1349 al 1354 (Ibid., p. 121 e ss.). Per i notai che rogano sotto la signoria dei due fratelli, cfr. ibid., pp. 176–177.

16 Nel 1339, nella corroboratio di patentes del 16 settembre, è scritto; „Registratis presentibus in actis curie nostre‟; ai registri dell’ufficio fanno riferimento i notai che estraggono copie: „… a registro cancellarie‟ oppure „… a registro prefatorum dominorum‟ (Ibid., p. 107 e nota 46).

17 Ibid., p. 109. Di questo avviso sembra fosse anche il Cognasso (Istituzioni … cit., p. 492).

18 Vedremo, esaminando gli atti viscontei, che la prima sottoscrizione sotto sigillo è apparsa nel 1353 con Giovanni Visconti. E’ necessario fare una distinzione: in quel caso si trattava di una personalità, quale Bonincontro Morigia, letterato, il cui nome era in grado di dare autorità alla sigillazione allo stesso modo di quando, spostandosi, dopo l’associazione di Gian Galeazzo al padre nel governo, la sottoscrizione del cancelliere in calce all’atto, a dare maggiore garanzia alla convalidazione, fra il 1375 e il 1384, appongono la sottoscrizione sotto sigillo giuristi e consiglieri, quali Pinotto de Pinotis, Rizardo de Villanis, Bartolomeo Placentinus (Ibid., pp. 198–199). Nel caso di Bernabò e di Galeazzo II si tratta, invece, proprio di funzionari di cancelleria, la cui sottoscrizione sotto sigillo è relativa alla scrittura dell’atto oltre che alla convalidazione.

19 La difficoltà maggiore, in entrambi i casi, si incontra quando più cancellieri con lo stesso nome erano attivi contemporaneamente nell’ufficio: la loro sottoscrizione, in scrittura cancelleresca, a volte rende difficile l’attribuzione della responsabilità dell’atto all’uno piuttosto che all’altro funzionario. Si veda il caso di „Antoniolus‟, la cui sottoscrizione potrebbe essere attribuita a ben quattro cancellieri, attivi contemporaneamente nella cancelleria pavese di Galeazzo II e di Gian Galeazzo (Ibid., pp. 153–156), e di „Iohannes‟, cancelliere di Giovanni Maria e di Filippo Maria Visconti, la cui sottoscrizione potrebbe essere attribuita a due funzionari (M.F. Baroni, I cancellieri … cit., pp. 384–387).

20 Solo una volta Bernabò aggiunge l’appellativo di „familiaris‟ a un funzionario di cancelleria: si tratta di un caso particolare in quanto è riferito a Tommaso de Capitaneis de Vicomercato, che roga il suo testamento (M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 159 e s.). Questo cancelliere continuerà poi l’attività nell’ufficio sotto Gian Galeazzo e Giovanni Maria (M.F. Baroni, I cancellieri … cit., p. 380).

21 Si ritiene inutile elencare tutti i nomi, per i quali si rimanda alle biografie dei cancellieri e dei notai (M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 130 e ss., p. 177 e ss.).

22 Si cita Galeazzo de Capitaneis de Vicomercato, che sottoscrive sotto sigillo per lo più missive inviate ai Gonzaga (Ibid., p. 151).

23 Uomo dal carattere diffidente e collerico, Bernabò si lasciava a volte influenzare dalle circostanze, come nel caso di Albertolo Bolgarono che, stando alle cronache, venne punito con la morte per impiccagione dopo essere stato accecato a causa di alcune violenze che avrebbe usato ai Frati Minori; la stessa sorte sembra fosse toccata a Galeazzo de Carate, accusato dal signore di Milano di colpe nei suoi confronti (Ibid., pp. 137, 152).

24 Ibid., pp. 146–147.

25 Non tutti gli storici sono d’accordo su questa data (Cfr. M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 110, nota 60).

26 Fra i funzionari attivi e Pavia si possono fare i nomi di Ambrogio Crivelli, già al servizio del Visconti quando non era ancora signore: è il funzionario condannato per troppo zelo (di cui alla nota 11), che seguì Galeazzo II a Pavia, dove rimase attivo fino al 1376 (Ibid., p. 144); di Cavallino de Cavallis, oltre che cancelliere e segretario, anche ambasciatore e procuratore in delicate missioni (Ibid., p. 143); di Comolo de Clivio, che sottoscrisse una gran quantità di atti di varia natura, sia sotto Galeazzo II che sotto il figlio, tanto da far pensare che egli esplicasse la sua attività solamente nella cancelleria (Ibid., p. 162).

27 Si rimanda alle biografie dei cancellieri (Ibid., p. 143 e ss.).

28 Con un salario di venticinque fiorini al mese (A.R. Natale, Stilus … cit., p. 87, n. 58). Il segretario di cui si ha, come modello, la lettera di nomina è Francesco Barbavara: non è possibile stabilire se si tratti del segretario di Gian Galeazzo o del cugino, segretario di Filippo Maria (M.F. Baroni, I cancellieri … cit., pp. 387, 401).

29 Il Natale, a proposito del verbo signare, avverte „che spesso nelle copie l’abbreviatura del verbo viene trascritta con signavit: passando, così, la formula dalla diretta all’attestazione indiretta; il verbo signare come nell’accezione notarile e cancelleresca – e indica la duplice operazione della sottoscrizione e della sigillatura – è qui usato (si riferisce a un atto del 1386; di cui dà l’edizione) dal copista per attestare la regolare sottoscrizione del cancelliere sotto il sigillo‟ (Archivi milanesi del Trecento, in Acme, 1976, p. 280). Non si condivide tale opinione, dal momento che si è trovato il verbo nella forma signavit scritta per esteso in originali dei primi tempi in cui il funzionario apponeva il proprio nome in calce all’atto, cioè dal 1375 al 1380, mentre la convalidazione sotto sigillo era affidata ad altri funzionari: si citano come esempi litterae del 25 aprile 1378, sottoscritte in calce da Comolo nella forma „Comolus signavit‟ e sotto sigillo da „Pinotus‟, e convalidate per di più dalla corniola segreta; idem in data 14 maggio 1378; litterae dell’ 1 luglio 1378 con sottoscrizione in calce „Iohannolus signavit‟ e sotto sigillo „Pinotus‟, etc. (Archivio di Stato in Pavia, Lettere ducali già in Archivio civico, busta I, ad annum).

30 Un elenco, seppure incompleto, è stato data dalla Santoro (Gli offici del Comune di Milano e del dominio visconteo sforzesco (1216–1515), Milano, 1968, p. 245 e ss.); note biografiche di altri cancellieri vengono dalla stessa autrice inserite in margine agli atti nel volume: La politica finanziaria … cit., II, Milano, 1979. Cfr. anche M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 143 e ss; I cancellieri … cit., p. 375 e ss.).

31 M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 149. Pasquino cadde poi in disgrazia presso il duca perché sospettato di tradimento e fu fatto uccidere (Cappelli Pasquino, in Dizionario Biografico degli Italiani, ed. Treccani, XVIII, Roma, 1975, pp. 727–730).

32 M.F. Baroni, I cancellieri … cit., p. 382.

33 M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 166; I cancellieri … cit., p. 376.

34 M.F. Baroni, I cancellieri … cit., p. 387.

35 Ibid., p. 377.

36 C. Magenta, I Visconti e gli Sforza nel castello di Pavia, Milano, 1883, I, p. 297; Fr. Cognasso, Il ducato visconteo da Gian Galeazzo a Filippo Maria, in Storia di Milano, VI, p. 72.

37 M.F. Baroni, I cancellieri … cit., p. 375 e ss.

38 Ibid., p. 389.

39 Ibid., p. 400.

40 Si citano Francesco Barbavara e Uberto Decembrio, di cui alle note nn. 34 e 38.

41 Già presso i contemporanei: si veda quanto dice di lui Pier Candido Decembrio, forse spinto da risentimento personale (Philippi Marie Vicecomitis Mediolani ducis III vita, Milano, senza note tipogr. e senza anno, p. 132). Cfr. anche Fr. Cognasso, Istituzioni comunali e signorili … cit., in Storia di Milano, VI, pp. 494–495.

42 Ne rimangono solo sei di quelli già attivi nella cancelleria di Giovanni Maria e due di quelli che hanno svolto la loro attività quando Filippo Maria era conte di Pavia (M.F. Baroni, I cancellieri … cit., elenchi pp. 374–375 e relative biografie).

43 Fr. Cognasso, Istituzioni … cit., in Storia di Milano, VI, p. 494.

44 Si tratta di Marziano de Rampinis da Tortona, cancelliere e segretario dal 1412 fin verso il 1423. Uomo di vasta cultura, fu commentatore di Dante e pittore dilettante di carte da gioco: è noto il mazzo di tarocchi che egli dipinse per il duca (M.F. Baroni, I cancellieri … cit., pp. 294–295, e nota 219).

45 Così risulta da un regolamento di Filippo Maria del 6 giugno 1442 (Archivio di Stato in Milano, Missive, n. 15, c. 291 r); un altro fu fatto in data I novembre 1444, con ulteriori benefici (Ibid., c. 289 r): quest’ultimo elenca anche i nomi dei funzionari di quell’anno. V. anche F. Fossati, che pubblica questi atti e altri sforzeschi in Appendice alla Presentazione del volume. Inventari e regesti del R. Archivio di Stato in Milano, vol. II, parte II: Gli atti cancellereschi viscontei, I, Milano, 1929, in „Archivio Storico Lombardo‟, 1937, p. 369 e ss. Cfr. anche Fr. Cognasso, Istituzioni … cit., in Storia di Milano, VI, pp. 491, 495.

46 M.F. Baroni, I cancellieri … cit., elenchi e biografie.

47 Ibid., p. 368, p. 415 e nota 435. Si ritiene utile riproporle in nota a questo lavoro, anche perché vengono considerate litterae di nomina a segretario del Consiglio Segreto: „… Ea precellit non solum eloquentia dicendique venustate et iuris civilis ac artium doctrina, sed etiam modestia, equanimitate, prudentia et, quod maximi quidem facimus animi, sinceritate et fide ac pluribus aliis virtutibus et ornamentis, egregius doctor dominus Guinifortus Barzizius, civis Mediolani et secretarius noster dilectus, et nullus pene sit honor nullusve magistratus cui, si protulerimus, eum non bene ac salubriter provisum existimemus, facta de se illa iam experientia que de collaudato in integro viro fieri potest. Ipsum igitur dominum Guinifortem secretarium nostrum harum serie constituimus et deputamus in collegam egregii Marcolini Barbavarie secretarii similiter nostri, ad signandum litteras et scripturas nostras, ad legendum in Consilio nostro secreto et ad reliqua omnia faciendum, que faciebat Urbanus quondam de Iacopo et facere poterat queve secretariatus officium et natura exigit …‟.

48 Si citano due esempi: una minuta del 16 dicembre 1431, con chiarimenti al segretario Corradino de Vicomercato e aggiunte al consigliere Franchino Castiglioni affinché quest’ultimo legga e convalidi con la sua sottoscrizione prima dell’apposizione del sigillo grande; una del 27 ottobre 1440 con cui il duca incarica il suo segretario Giovanni Francesco Gallina di far esaminare e approvare dal Consiglio Segreto la scelta delle nomine dei procuratori per trattare con la comunità di Uri (Archivio di Stato in Milano, Fondo ducale visconteo, rispettivamente cart. 12 e 8; cfr. anche G. Vittani, Atti cancellereschi viscontei, Milano, 1920–29, parte II, p. 69, n. 455; parte I, p. 217, n. 1737).

49 Già nel 1408 il segretario di Giovanni Maria, Uberto Decembrio, sottoscriveva il 4 agosto un atto del duca e il giorno successivo uno emesso dal Consiglio (C. Santoro, I registri dell’Ufficio di Provvisione e dell’Ufficio dei Sindaci sotto la dominazione viscontea, Milano, 1929–32, p. 226, rispettivamente nn. 94 e 93). Che già sotto Gian Galeazzo il Consiglio Segreto avesse piena autonomia e una propria organizzazione con un ufficio di cancelleria, così come l’avevano il Consiglio di giustizia e il Magistrato delle Entrate, è già stato dimostrato da vari studiosi: si rimanda alle osservazioni fatte dal Comani (Usi cancellereschi viscontei, in „Archivio Storico Lombardo‟, 1900, p. 392 e ss.) e alla ricostruzione fatta dalla Santoro (Gli offici … cit., p. 203 e ss.).

50 Come da esempio del 30 marzo 1437, in cui, dopo l’elenco dei testi, si legge: „Post que, prefatus ill. d. d. dux fecit ad maiorem fidem et firmitatem premissorum hoc presens instrumentum sui sigilli impressione muniri‟ (Archivio di Stato in Milano, Fondo ducale Visconteo, Registri, n. 13, Giovanni Francesco Gallina, c. 177 v; cfr. anche C. Manaresi, I registri viscontei, Milano, 1915, p. 76, n. 44, p. XLIX).

51 L’autorità che Zanino Ricio esercitava su Filippo Maria era tale che si dice che nulla facesse il duca senza consultarlo, come risulta anche da una missiva inviata al suo segretario il 10 ottobre 1425 da Abbiategrasso, nella quale il duca inizia il discorso ricordando „Deliberavimus tecum …‟ (G. Vittani, Gli atti cancellereschi … cit., I, p. 159, n. 1341). Per la biografia, cfr. M.F. Baroni, I cancellieri … cit., p. 395 e ss., p. 427. V. anche alle pp. ss. e nota 126.

52 Ibid., p. 402 e ss., p. 427.

53 V. alle pp. ss. e nota 125. Cfr. anche M.F. Baroni, I cancellieri … cit., p. 392 e ss., p. 428.

54 Quali Luigi Crotti, Marcolino Barbavara e Giovanni Antonio Rambaldi. V. anche alle pp. ss. Per le biografie, cfr. M.F. Baroni, I cancellieri … cit., pp. 406, 412, 413, 419. Già nel 1427 un oratore ducale, Lodovico de Sabinis, aveva usato il volgare in missive indirizzate a Filippo Maria (L. Osio, Documenti diplomatici … cit., II, parte II, p. 286, n. CLXXI).

55 M.F. Baroni, La formazione … cit., pp. 102–103.

56 A tale data alcuni storici fanno risalire l’inizio della Signoria: altri oppongono considerazioni diverse (Ibid., p. 103, nota 24).

57 Ibid., pp. 103–104. Per quanto riguarda gli atti emessi da Matteo quando era capitano del popolo di Milano, essi ricalcano, almeno alcuni, le forme cancelleresche introdotte precedentemente in Milano (Ibid., p. 100 e s.).

58 Ibid., p. 104.

59 Biblioteca Ambrosiana in Milano, Cod. D 59 (già E.S. VI, 13).

60 Originale in Archivio di Stato in Milano, Fondo relig., Perg., Morimondo, cart. 693, n. 119. Cfr. anche M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 105.

61 Come da atto del 24 luglio (Originale in Archivio di Stato in Milano, Fondo relig., Perg., Chiaravalle, cart. 554, Diplomata. Per le edizioni, etc., cfr. M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 105, nota 38).

62 V. nota 5.

63 M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 105 e ss.

64 Si veda, ad es., una concessione di cittadinanza milanese con esenzione da oneri in data 26 settembre 1334 (Ibid., p. 106).

65 In data II maggio 1334 (Archivio di Stato in Milano, Fondo relig., Perg., Chiaravalle, cart. 554, Diplomata. Cfr. M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 106).

66 V. litterae in data 20 ottobre 1336 („Quia divine legis canonibus edocemur ut devotos et Christi fideles et presertim religiosos cum liberali dextera prosequamur‟ (Ed. L. Osio, Documenti diplomatici tratti dagli archivi milanesi, I, parte I, Milano, 1864, p. 108, n. LVI, da originale oggi disperso. Cfr. M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 106, nota 39).

67 V. nota 64.

68 V. atto del 24 luglio 1333, di cui alla nota 61. V. anche tav. I.

69 Così in patentes dell’ 11 maggio 1334 (di cui alla nota 65), nella corroboratio delle quali si precisa: „Registratis presentibus, ad cautellam nostro sigello (sic) communitis‟. Patentes in data 2 giugno 1338, invece, con il solo sigillo grande a destra, recano nella corroboratio l’espressione „Registratis presentibus a cautela‟ (Archivio di Stato in Milano, Fondo relig., Perg., Morimondo, cart. 693, s.n.). Il Natale (Lagratiavisconteo sforzesca, in „Rendiconti dell’Istituto Lombardo‟, Accademia di Scienze e Lettere, Milano, 1961, vol. 95, fasc. I, p. 207) aveva sottolineato questo uso, così che si era optato (La formazione …, cit., p. 107) per il riferimento del termine alla registrazione anche nel caso delle litterae dell’ 11 maggio 1334; in realtà il termine usato in esse, confrontato con l’uso che di esso viene fatto in atti notarli, fa pensare che, nel nostro caso, fosse riferito proprio alla convalidazione.

70 V. Giovanni de Valdetario (Cfr. M.F. Baroni, La formazione … cit., pp. 121–122).

71 Precede sempre il nome dell’arcivescovo Giovanni. V., ad es., atto del 16 settembre 1339 (Archivio di Stato in Milano, Fondo relig., Perg., Chiaravalle, cart. 554, Diplomata).

72 In data 12 dicembre 1350 (C. Santoro, La politica … cit., I, p. 57, n. 81. Cfr. anche M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 108 e nota 48).

73 V. atto dell’8 giugno 1345; si tratta di patentes con valore di decreto (In cuius nostri decreti testimonium has patentes conscribi et registrari iussimus nostrorumque sigillorum munimine roborari) (M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 109 e nota 50).

74 Sia nel caso di sigillo aderente che pendente. Per la descrizione dei sigilli dei due signori, si rimanda a G.G. Bascape’, I sigilli dei duchi di Milano, in „Archivio Storico Lombardo‟, 1943, p. 8 e tavole.

75 V. nota 18.

76 V., ad es., missiva di Luchino Visconti, in data 25 maggio 1344 (Archivio di Stato in Parma, Corrispondenza estera, Milano, n. 84; cfr. anche M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 109 e nota 53).

77 Come da missiva in data 8 giugno 1346 (Ibid., n. 80; cfr. anche M.F. Baroni, ibid., p. 109).

78 M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 110.

79 Ora in Archivio di Stato in Milano, Fondo Acquisti e Doni, cart. 16. Per la bibliografia relativa alle vicende del registro e agli atti in esso contenuti, cfr. M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 110, nota 61.

80 Recentemente sono stati pubblicati e commentati da A.R. Natale, Per la storia dello stato visconteo. Frammenti di un registro dell’Archivio signorile (Registro di Bernabò, a. 1364), in „Archivio Storico Lombardo‟, 1976, pp. 35–82.

81 Le litterae vengono registrate senza la corroboratio: dal testo si passa direttamente alla data topica e cronica. Nelle missive, a volte, è indicata anche l’ora.

82 Fa parte di un gruppo di pergamene relative alla Certosa di Pavia, acquistate dall’Archivio di Stato (Fondo Acquisti, Acquisto Cepparo).

83 E’ edito e commentato anch’ esso dal Natale (Per la storia dell’Archivio visconteo signorile. Il frammento del registro di Bernabò del 1358, in „Archivio Storico Lombardo‟, 1977, pp. 10–46).

84 Per quanto riguarda Bernabò, a proposito del vicariato imperiale merita sottolineare, riportando le parole dell’Osio, „il fatto che mentre gli scrittori asseriscono che egli per superbia non si curasse di essere confermato dall’imperatore nella carica di vicario generale imperiale, tutti gli atti suoi fino agli ultimi anni della signoria proverebbero che egli tenesse in gran conto tale titolo, dato che lo usa sempre‟ (Documenti diplomatici … cit., I, p. 239, nota 2). Cfr. anche M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 111).

85 Intitulatio: „Nos Bernabos et Galeaz fratres Vicecomites, civitatum Mediolani, etc., Sacri Romani Imperii vicarii generales‟; corroboratio: „In quorum testimonium presentes fieri iussimus et registrari nostrorumque sigillorum appensione muniri‟, in una conferma di donazione in data 29 dicembre 1357 (C. Santoro, La politica … cit., I, p. 113, n. 132).

86 La differenza consiste nel fatto che, mentre delle litterae venivano fatti più originali indirizzati direttamente alle autorità, con l’ordine di inserirle negli statuti, i decreta, per lo più senza data, venivano inviati con litterae accompagnatorie, datate e convalidate con il sigillo e, successivamente, con la sottoscrizione del cancelliere in calce, con il pericolo, pertanto, che, essendo spediti in giorno diversi alle città del dominio, venissero registrati, cosa che regolarmente accadeva, sotto la data delle litterae accompagnatorie, e quindi in data diversa da città a città (Cfr. G. Vittani, Diplomatica, cit., p. 69; F.E. Comani, Usi cancellereschi viscontei, in „Archivio Storico Lombardo‟, 1900, p. 386, nota 1. Esempi di decreta in Antiqua ducum Mediolani decreta, Milano, 1654, p. 45 e ss. Cfr. anche M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 110 e nota 56).

87 Lo stesso nelle missive inviate da Regina della Scala, consorte di Bernabò (Archivio di Stato in Mantova, Archivio Gonzaga, E. XLIX, 2, buste 1603, 1606). Molte missive sono edite dall’Osio (Documenti … cit., I, p. 136 e ss.).

88 In data 8 gennaio 1375 (C. Santoro, La politica … cit., I, p. 265, n. 344).

89 Ad es., di Gian Galeazzo a Iacopo Dal Verme, in data 21 ottobre 1378 e 2 agosto 1380 (Ibid., p. 317, n. 431, p. 362, n. 508).

90 A questa possibilità ha accennato anche il Manaresi (Registri Viscontei, Milano, 1915, p. XLIX).

91 Il termine „grande‟ è usato convenzionalmente per indicare il sigillo sotto il quale c’è la sottoscrizione del cancelliere. Almeno di tre misure erano i sigilli di questo tipo usati nella cancelleria di Bernabò (G.G. Bascape’, I sigilli … cit., p. 9).

92 V. nota 18.

93 La ragione di questo nuovo elemento, che viene a caratterizzare gli atti cancellereschi dal momento in cui Gian Galeazzo è associato dal padre nel governo, è legata, probabilmente, alla necessità di differenziare gli atti dei due signori. Comunque, è un uso che permane per tutta la durata della signoria viscontea. V. anche nota 19.

94 V. atto del 30 giugno (C. Santoro, La politica … cit., I, p. 182, n. 221. Cfr. anche M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 111).

95 „In quorum testimonium presentes fieri iussimus et registrari ac nostri sigilli nostrique boletini secreti munimine roborari‟, in litterae, di cui alla nota precedente.

96 V., ad es., patentes del 25 aprile (Archivio di Stato in Pavia, Lettere ducali, busta I, ad annum, già conservate in Archivio Civico).

97 Per esempi, v. M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 112, nota 66.

98 C. Santoro, La politica … cit., I, p. 215, n. 273. Cfr. anche M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 112.

99 V. atti datati 5 e 11 febbraio, 10 ottobre 1380 (M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 112, note 68, 69 per le fonti).

100 In data 9 settembre (Ibid., p. 112, nota 70, per fonti e bibliografia).

101 „… et ut cognoscatis sigillum parvum, ipsum imprimi fecimus in parte anteriori praesentium literarum‟ (Ibid., p. 113, anche per la parte precedente delle litterae).

102 Di cui esistono più originali. Per le fonti e le edizioni, cfr. M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 98, nota 7; v. anche p. 113.

103 Si ripubblicano tali litterae per la parte specifica: „… Volumus et vobis mandamus quatenus omnes litteras nostras, que sigilo nostro parvo sigilate fuerint, observetis ac in omnibus et per omnia executioni mandetis ac si sigilate forent solito nostro magno sigilo, exceptis tum taxative et specialiter reservatis casibus infrascriptis, videlicet: quod vigore dictarum talium litterarum nullas gentes armigeras recipiatis nisi sit causa fatiendi transitum et, isto etiam casu, in tam modica quantitate quod sine aliquo periculo dicte nostre civitatis recipi possint; item quod littere officiorum seu castellaniarum sigilate nostro parvo sigilo non valeant nec ulla eius obedientia prebeatur; item quod ipsarum vigore condemnationes alique seu banna vel processus, de quibus nos gratiam facere quoquo modo contingeret, nullatenus possint vel debeant canzellari, suspendi vel qualitercumque aliter irritari; item quod alique donationes seu concessiones, quas facere nos contingeret, non valleant nec serventur vigore dictarum talium litterarum nostrarum sigilatarum nostro parvo sigilo; item quod in littigiis, causis, compromissis, questionibus et sentenciis, tam preteritis quam pendentibus et futuris, vigore talium litterarum dicto nostro sigillo parvo sigilatarum, nullius possit iuribus derogari. In reliquis, autem, casibus dictas litteras, que nostro parvo sigilo, cuius forma presentes sigilantur, sigilate fuerint, ad plenum et sine defectu ullo seu excusatione servetis et servari faciatis …‟ (Da originale in Archivio di Stato in Pavia, Lettere ducali, busta I, ad annum; cfr. anche M.F. Baroni, I cancellieri … cit., p. 425, nota 520, con omissis). Da queste litterae appare evidente che il sigillo piccolo venisse ad assumere lo stesso valore del grande.

104 Per la distinzione dei vari atti si rimanda al Natale (Stilus cancellariae … cit.).

105 Così in data 27 agosto 1388 (C. Santoro, La politica … cit., II, p. 64, tav.).

106 Archivio di Stato in Pavia, Lettere ducali, buste I, 2; cfr. anche C. Santoro, La politica … cit., II, p. 2, n. 5, p. 11, n. 28.

107 Sia nelle patentes che nelle missive (Cfr. C. Santoro, La politica … cit., II, p. 5, n. 10, e ss.; L. Osio, Documenti diplomatici … cit., I, parte II, p. 256, n. CLXXXVIII, e ss.).

108 V. le fonti, di cui alle due note precedenti.

109 L’indicazione è generica e convenzionale, come si è detto alla nota 91. Nella cancelleria di Gian Galeazzo pare che i tipi di sigillo usati fossero quattro (G.G. Bascape’, I sigilli … cit., p. 5 e ss, e tavole).

110 V., ad es., litterae del 9 ottobre 1397 (Archivio dell’Ospedale Maggiore in Milano, Diplomi viscontei, n. 1056; cfr. anche C. Santoro, La politica … cit., II, p. 322, n. 396).

111 V. nota 87.

112 C. Santoro, La politica … cit., II, nn. 34, 62, 111, 172, etc.

113 Volutamente non è stata presa in esame nella prima parte di questo lavoro l’attività dei notai che rogano per i Visconti senza diventare funzionari di cancelleria, addetti cioè alla sottoscrizione degli atti. Si ricorda in questa nota l’esistenza presso l’Archivio di Stato in Milano (Fondo ducale visconteo) di diciassette registri, di cui quindici notarili, che sono stati descritti e presentati da Cesare Manaresi, che ha dato il regesto degli atti contenuti in ognuno di essi (I registri viscontei, cit.). I nomi dei notai sono: Catelano de Christianis, che roga per Gian Galeazzo e poi per Filippo Maria, Donato de Cisero de Herba, Lorenzo de Martignonibus e Giovanni Francesco Gallina, che rogano per Filippo Maria. Oltre al de Christianis, roga esclusivamente per il duca Filippo Maria, Giovanni Francesco Gallina, che diventa suo segretario e consigliere (M.F. Baroni, I cancellieri … cit., p. 398). Rogano contemporaneamente per la corte viscontea e per privati gli altri notai (C. Manaresi, I registri … cit., p. XLVII). Gli ultimi due registri sono formati da fascicoli cancellereschi contenenti atti politici per il periodo compreso fra il 1375 e il 1389.

114 Si tratta di Catelano de Christianis, di cui alla nota precedente.

115 Sebbene il Cognasso, a cui si rimanda per il periodo di reggenza di Caterina accanto a Giovanni Maria (Il ducato visconteo da Gian Galeazzo a Filippo Maria, in Storia di Milano, ed. Treccani, VI, pp. 72–107) sostenga che dal luglio 1403 (p. 72) scompaia dai documenti il nome della duchessa e il duca agisca da solo, gli atti esaminati recano l’intitulatio della duchessa e del duca ancora fino al 1404, quando Caterina muore (Cfr. L. Osio, Documenti diplomatici … cit., I, parte II, n. 380, n. CCLIII, e ss.: C. Santoro, La politica … cit., II, p. 498, n. 576, e ss.).

116 Con le attribuzioni di entrambi, come da atto dell’ 11 maggio 1403 (L. Osio, Documenti diplomatici … cit., I, parte II, p. 377, n. CCLI).

117 Si rimanda alle litterae, di cui alla nota 115. La stessa annotazione si trova, ovviamente, anche nelle litterae emesse dalla duchessa insieme al figlio Filippo Maria, conte di Pavia (C. Santoro, La politica … cit., II, p. 494, n. 574).

118 Archivio di Stato in Pavia, Lettere ducali, busta 2, ad annum.

119 Biblioteca Trivulziana in Milano, Cod. 143. La Santoro dà il regesto degli atti, preceduto da ampia introduzione (Il registro di Giovannolo Besozzi, cancelliere di Giovanni Maria Visconti, Milano, 1937).

120 M.F. Baroni, I cancellieri … cit., p. 378. Nella biografia non è stata sottolineata con chiarezza l’attività svolta nella cancelleria: Giovannolo sottoscrive (oltre a rogare) atti di varia natura, apponendo il nome proprio a cui aggiunge, a volte, l’iniziale del cognome (Per gli atti sottoscritti con nome e iniziale del cognome, cfr. C. Santoro, La politica … cit., II, nn. 574, 583).

121 Si tralascia di proposito l’esame degli atti da lui emessi quando era conte di Pavia, per i quali si rimanda a studi specifici (B. Pagnin, Diplomi originali inediti di Filippo Maria Visconti conte di Pavia, in „Ricerche Medievali‟, I, Pavia, 1966, pp. 35–46; M.F. Baroni, I cancellieri … cit., pp. 375, 426).

122 Vi sono anche alcuni decreti. Fondo ducale visconteo: Decreti, cart 1–5; Carteggio interno, cart. 6–8; Carteggio e atti extra dominium, cart. 9–14. Il Vittani (Gli atti cancellereschi viscontei, voll. 2, Milano, 1920–29) dà il regesto di tutti gli atti conservati in questo fondo.

123 A proposito di codici contenenti il formulario, cui dovevano attenersi i cancellieri, si rimanda al Natale (Stilus Cancellariae … cit.)

124 Come risulta da disposizioni ducali del 7 agosto 1425, inviate ai maestri delle entrate straordinarie, riguardanti le donazioni di beni confiscati (Fondo ducale visconteo, cart. 6; cfr. anche G. Vittani, Gli atti … cit., I, p. 128, n. 1077).

125 Scritte su due cc., con sottoscrizione di Giovanni Francesco (Gallina) sul verso della prima c. e sul verso della seconda traccia del sigillo deperdito con il nome del sigillatore, Corradino (de Vicomercato): riguardano disposizioni relative ad un ordine che deve essere inviato a un castellano e alla convalidazione che in esso deve essere usata. Ha numerose correzioni, fra cui il nome del castellano e quello del segretario (in un primo tempo, Giovanni Francesco Gallina), che avrebbe dovuto occuparsi della preparazione e della spedizione dell’ordine stesso. Sul recto della seconda c. è stata riportata, senza correzioni, la parte che interessa la cancelleria e che qui si pubblica: „Intentionem tamen est prefati domini ducis quod presens ordo signatus esse debeat per manum Aluysii Crotti consiliarii et secretarii sui, videlicet interius et in posteriori parte seu fondo dicti ordinis et in casu infirmitatis, absentie aut ex aliqua alia occupatione dicti Aluysii Crotti ex quibus signare non posset dictum ordinem, signatus esse debeat per manum Petri Cotte secretarii sui, videlicet interius et in dicta posteriori parte seu fondo dicti ordinis, et sigillatus sigillo maiori ipsius domini .. ducis quartillato, quod nunc tenetur per superius nominatum (nella I c.) Conradinum ex Capitaneis de Vicomercato consiliarium prefati domini ducis; qui Conradinus debeat apponere et scribere nomen suum sub dicto, et si dictus ordo signatus et sigillatus non fuerit modo predicto eique deffecerint predicta signa Aluysii Crotti aut Petri Cotte et Conradini modo superius declarato sive aliquod ipsorum, non vult prefatus dominus .. dux quod ei credatur et fides adibeatur nec quod aliqualiter observetur‟ (Archivio di Stato in Milano, Fondo ducale visconteo, cart. 8; cfr. anche G. Vittani, Gli atti … cit., I, p. 217, n. 1739).

126 Di cui era responsabile, come si è visto alla nota precedente, Corradino. D’altra parte in minute degli anni precedenti, come si è già parlato nella parte riguardante l’organizzazione della cancelleria, appare frequente l’annotazione: „Zanino Ricio, quod sigillet‟, che prima di Corradino teneva il sigillo grande ducale (V. esempi dal 1425 in poi, in Fondo ducale visconteo, cit., cart. I; cfr. anche G. Vittani, Gli atti … cit., I, nn. 31, 36, 42, 134, 137, ecc).

127 M.F. Baroni, I cancellieri … cit., p. 406.

128 In sintesi, egli scrive che al tempo del Visconti „le littere commune che tuto el di se ordeneno per lo Consilio‟ egli „non le signava né sigillava, ma le sigillava lo secretario con un sigillo minore‟, e aggiunge che „al tempo del prelibato duca passato se sigelavano del dicto sigillo grande‟ solo le lettere di grazia, le donazioni di terre o di altre cose, le lettere degli ufficiali e dei castellani. (Ibid., p. 406, nota 334). Si rimanda al Comani (Usi cancellereschi … cit., pp. 385, 405), anche per un confronto con le disposizioni emesse al proposito da Gian Galeazzo, di cui alla nota 103.

129 Si riporta nella parte che interessa: „… quia tamen recordati sumus quod sigillum nostrum maius non imponitur aliquibus litteris nec scripturis nisi prius a vobis vise et subsignate sint …‟ (Fondo ducale visconteo, cit., cart. 12; cfr. anche G. Vittani, Gli atti … cit., II, p. 69, n. 455). V. anche nota 48.

130 Cfr. G. Vittani, Gli atti … cit., I, nn. 990, 1650, 1961.

131 Questa constatazione è stata possibile solo osservando gli originali, in quanto nelle copie su registro i nomi sono scritti affiancati, senza precisazioni, e potrebbero essere del cancelliere e del sigillatore. Si rimanda alle considerazioni fatte a proposito dell’attività dei funzionari nella cancelleria. V. tav. II.

132 V., ad es., minuta in data 9 dicembre 1428 (L. Osio, Documenti … cit., II, parte II, p. 400, n. CCLXIX).

133 Sottoscritte da Luigi Crotti (Ibid., III, parte I, nn. CLXXVIII, CLXXXI). Dal 1441 al 1447 in atti sottoscritti da Marcolino, Giovanni Antonio e Giovanni Matteo (Ibid., III, nn. CCXXIII, CCXXXIV, CCLVII, CCLIX, CCCXLVIII, CCCLXVI, CCCCXI, CCCCLI).

134 Nell’ultimo decennio della signoria di Filippo Maria latino e volgare furono usati indifferentemente: la ragione del persistere dell’uso del latino è da ricercarsi non tanto nella destinazione dei documenti, quanto nella volontà conservatrice di alcuni segretari. E’ probabile che a sollecitare i cancellieri ad usare il volgare a poco a poco in tutti i tipi di atti sia stata l’autorità indiscutibile del duca, aperto a tutte le innovazioni, che venivano introdotte nella corte. Sull’argomento, si veda M. Vitale, La lingua volgare della cancelleria visconteo sforzesca nel 1400, Milano, 1953.

135 V. nota 113.

136 Come del resto si dice nelle disposizioni relative ai tipi di sigillo, emesse da Gian Galeazzo e da Filippo Maria (V. note 103 e 121).

137 Per esempi, v. C. Santoro, La politica … cit., III, nn, 2, 3, 28, 48, 52, 94, etc.

138 V. nota 50.

139 „… camera in qua exercetur officium cancellarie infrascripte illustrissime domine domine …‟ viene specificato in un atto di vendita in data 13 aprile 1380 (C. Santoro, La politica … cit., I, p. 355, n. 501).

140 Si citano, come esempio, le litterae, in data 18 novembre 1382, emesse da Bernabò Visconti insieme alla consorte: l’intitulatio comprende i due nomi affiancati, con l’indicazione „consortes‟; la corroboratio annuncia l’apposizione dei sigilli di entrambi, che vengono messi affiancati; sotto di essi, i nomi dei cancellieri, rispettivamente „Thomaxius‟ per Bernabò e „Zanottus‟ per Regina (Originale in Archivio di Stato in Milano, Diplomi e dispacci sovrani, cart. VII; cfr. anche M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 144 e nota 79).

141 Nel caso, ad es., di Regina della Scala nei confronti di Reggio (M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 114).

142 Per Regina della Scala, consorte di Bernabò Visconti, Rinaldo de Capitaneis de Vicomercato, già cancelliere del marito, e successivamente Zanotto de Morariis (Ibid., p. 181 e ss.).

Per Bianca di Savoia, consorte di Galeazzo II, Ambrogino de Capitaneis de Porta Romana (Ibid., p. 185).

Per Caterina Visconti, consorte di Gian Galeazzo e poi duchessa, Teodoro de Salis, che continua la sua attività anche nella cancelleria della consorte di Giovanni Maria e successivamente di Filippo Maria fino al 1419 (M.F. Baroni, I cancellieri …, cit., p. 421 e s.).

Per i cancellieri che hanno limitato la loro attività alla sottoscrizione di pochi atti, si rimanda agli studi citati (M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 182 e ss; I cancellieri … cit., p. 422 e ss.).

143 Come Teodoro de Salis, di cui alla nota precedente. E’ un funzionario che gode della stima dei Visconti tanto che è menzionato fra i nobili familiari della corte ducale e gli viene dato, nel 1403, un servitore per espresso ordine della duchessa (M.F. Baroni, I cancellieri … cit., p. 421).

144 E’, ad es., il caso di Zanotto de Morariis nel 1381 (M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 183).

145 Ibid., p. 181 e nota 671, p. 185 e nota 702, p. 187; I cancellieri … cit., p. 421 e ss., nonchè gli stessi nominativi fra i cancellieri ducali.

146 Per i vari tipi di atti si rimanda alle fonti e alla bibliografia citata nei due articoli, di cui alla nota 142. Per quanto riguarda le nomine, sembra che fossero affidate, come si è detto, alla consorte del signore quelle di funzionari dell’ufficio di Provvisione, come da litterae di Caterina Visconti in data 31 maggio 1391, con cui precisa che già Bianca, consorte di Galeazzo II, aveva tale prerogativa. Giovanni Maria, a sua volta, concedeva, in data 28 agosto 1409, alla moglie la facoltà, che aveva già la madre, di nominare gli ufficiali delle vettovaglie e i notai dell’ufficio (C. Santoro, I registri dell’ufficio di Provvisione e dell’ufficio dei Sindaci sotto la dominazione viscontea, Milano, 1929–32, p. 22, n. 86, p. 249, n. 226). In realtà, pare che gli ufficiali fossero, a volte, perplessi circa la scelta dei nominativi e chiedessero chiarimenti nonché l’intervento del signore (C. Santoro, Gli offici del comune … cit., p. 95 e ss.).

147 Per l’approfondimento dell’aspetto diplomatico ed istituzionale di questa cancelleria, si rimanda agli studi citati (rispettivamente pp. 113–116, 181–187; 420 e ss.).

148 Per quello di Regina della Scala, di cui ne sono rimasti alcuni integri, il Comani ha potuto stabilire che inquartasse l’arma scaligera con quella viscontea (Usi cancellereschi … cit., in „Archivio Storico Lombardo‟, 1900, II, p. 156; cfr. anche M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 115).

149 Le varie ipotesi sono state illustrate dalla Santoro (La politica … cit., I, p. XXIV; cfr. anche M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 117 e nota 98).

150 Sotto questa data di anno è stata collocata una missiva del 19 agosto, sottoscritta da Niccolò de Diversis, „magister intratarum‟ (Archivio di Stato in Pavia, Lettere ducali, busta I, ad annum; cfr. anche M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 117 e nota 100, dove per errore è scritto „sottrazione‟ anziché „sottoscrizione‟).

151 C. Santoro, La politica … cit., II, p. XXI e s.

152 Ibid., p. XXII; cfr. anche Ordini di Filippo Maria, di cui alla nota s., p. 465.

153 C. Santoro, Ordini di Filippo Maria Visconti per l’ammininistrazione delle entrate ducali, in Studi in onore di Amintore Fanfani, Milano, 1962, III, pp. 465–492.

154 Archivio di Stato in Pavia, Lettere ducali, buste 1–5.

155 Cfr. C. Santoro, I registri dell’Ufficio di Provvisione … cit., in riferimento solo alle identificazioni per gli esempi addotti come prova.

156 Archivio di Stato in Pavia, Lettere ducali, busta I, ad annum. Si tratta rispettivamente di Raimondo de Verzario e di Giacomino de Porris, maestri delle entrate ordinarie nell’anno 1400 (C. Santoro, I registri … cit., p. 114, n. 262).

157 Ibid. Si tratta dei maestri delle entrate ordinarie Pagano de Aliprandis, Giacomino de Porris e Niccolino de Becharia (Ibid., p. 124, n. 16). V. tav. III.

158 Quest’ultimo, in copia, è regestato dalla Santoro (Ibid., p. 348, n. 87). Si tratta di Raffaele de Vicecomitibus, Lorenzo de Regio e Ambrogio de Mayno, maestri delle entrate, ai quali si aggiunge il nome di Franchino Castiglioni, consigliere ducale più volte menzionato. Potrebbe aver emesso lui stesso l’atto unitamente ai detti maestri delle entrate (a meno che il suo nome non sia riferibile alla sottoscrizione sotto sigillo, cosa che non si può appurare, dato che si tratta di una copia su registro).

159 Usi cancellereschi … cit., p. 394 e ss.

160 V. le disposizioni relative al numero dei cavalli che erano dati loro quando viaggiavano (a nota 45).

161 C. Santoro, Il registro di Giovannolo Besozzi … cit., p. 47, n. 93.

162 C. Santoro, La politica … cit., II, p. 358, n. 432.

163 C. Manaresi, Due nuovi cancellieri dei Visconti, in „Archivio Storico Lombardo‟, 1917, pp. 196–197.

164 M.F. Baroni, La formazione … cit., p. 111. Cfr. anche I cancellieri … cit., p. 428.

[p. 485] I concetti di autenticità e di originalità nella documentazione della Cancelleria genovese nel Medioevo

Non molti anni orsono R.H. Bautier, in una memorabile „leçon d’ouverture du Cours de Diplomatique‟ a l’Ecole des Chartes1, ancora una volta ricordava come uno dei due grandi problemi della Diplomatica sia rappresentato dalla critica della provenienza del documento. Critica della provenienza che, a sua volta, si bipartisce in critica dell’origine di un testo e in critica della legittimità della provenienza stessa o di autenticità e che assume particolare rilievo quando, come il predetto autore suggerisce, si voglia allargare l’indagine ad ogni tipo di documentazione d’archivio in opposizione alle fonti narrative.

Con ciò egli non intendeva affatto misconoscere i preziosi frutti degli studi che, pur restringendo, in un certo senso, l’indagine a quello che il Bautier definisce come l’„acte instrumentaire‟, avevano permesso di fissare alcune definizioni fondamentali, o canoni d’interpretazione, di quella che, da allora, da „Ars Diplomatica‟ diveniva „Urkundenlehre‟, grazie alla perspicace e precisa metodologia instaurata da insigni studiosi germanici a partire dal Ficker2, dal Sickel3, dal Bresslau4, per venire al Redlich5, allo Steinacker6, al Thommen7 e via via accettata anche in Francia8 ed in Italia9.

[p. 486] Al confronto di tali posizioni la terminologia usata nei secoli precedenti doveva, per forza di cose, sembrare imprecisa e inadeguata, come osserva il Sickel10. Pare, quindi, interessante indagare come tale terminologia sia stata usata un una Cancelleria Medioevale Italiana e come siano, a mano a mano, andati formandosi i concetti di volta in volta fatti propri dai vari cancellieri, a quali concezioni di pensiero si siano ispirati e se di imprecisione od inadeguatezza si tratti o non piuttosto di rispondenza a quelli che il momento storico induceva come concetti di importanza preponderante.

Appunto a quelle indagini ed alla metodologia che ne scaturiva risalgono le definizioni più accettate di „originale‟ e, forse, la più perspicua di esse è proprio quella del Bresslau che scriveva: „quell’esemplare oppure quegli esemplari di un documento che per disposizione oppure con il consenso dell’autore hanno avuto origine e sono destinati a servire al destinatario come testimonianza del negozio noi indichiamo come originali‟11. Egli non mancava di far notare che il Sickel si era fermato solo alla prima parte di essa12 e, in effetti, una volta definito il documento – così egli scrive – come „una testimonianza scritta, redatta in forme determinate, per poter servire di prova a un fatto di natura giuridica‟13 ne consegue necessariamente che la definizione di originalità racchiude in sé anche quella di autenticità, come, del resto, lo stesso Bresslau avverte14.

Si prospettano pertanto due interrogativi:

I°) Che cosa intendevano per documento originale i medievali

II°) Quale delle due condizioni ricordate essi privilegiassero. Si cercherà di rispondere dando precisazioni che, di volta in volta, possano meglio chiarire i termini della questione. Quando nella disposizione Dioclezianea si scrive: „Sancimus ut authentica ipsa et originalia rescripta … non exempla eorum insinuentur‟15 non si cade in un pleonasmo, come potrebbe sembrare alla stregua della definizione testè ricordata, ma è semplicemente perchè il concetto di documento originale non racchiude ancora in sè quello di autentico. Si ha chiara soltanto, da un lato, la necessità della certezza della provenienza diretta senza intermediari, dall’altro, quella dell’accertamento della capacità di pubblica fede e di forza di prova come qualcosa che si può aggiungere, che arrichisce e completa il documento. Questo fatto spiega, almeno in parte, la diversa elaborazione [p. 487] che i due concetti dovevano avere sia nella tarda Romanità che nello stesso Medioevo.

Il termine privilegiato in tutto il Medioevo è quello di autentico, come meglio si vedrà in seguito, attribuendogli, tuttavia, valori semantici diversi secondo i tempi.

C’è da tener presente che la certezza della provenienza diretta dall’autore della documentazione, intesa come qualcosa di connaturato al documento e accertabile su basi grafiche e stilistiche all’infuori di elementi quali le testimonianze, prevedeva e prevede tutta una possibilità di prova difficile da raggiungere. Oggi la critica dispone di raffinati strumenti di indagine, da quelli paleografici a quelli linguistici a tutti gli altri di natura scientifica16; nel Medioevo nulla di tutto questo e, in ultima analisi, la provenienza diretta dall’estensore, nel periodo più antico, poteva provarsi con elementi esterni al documento, quali solo le testimonianze.

Nei paesi di tradizione più legata al diritto Teodosiano, come la Provenza, neppure nei secoli IX e X si fa menzione del rogatario e sono i testi a „firmare‟ il documento magari „clara voce‟.

Questa iniziale difficoltà di prova spiega anche gli sforzi compiuti dalle varie Cancellerie per dar rilievo non solo alle intitulationes, come sembra pensare il Sickel17, ma anche per fornire un’impronta grafica particolare a tutta la propria documentazione, dalle litterae coelestes alla bollatica, e, all’opposto, l’estrema diffidenza del legislatore giustinianeo nei confronti della „comparatio litterarum‟.

Non si dimentichi che la Novella 73, al capo III, recita testualmente: „Tam nos quidem existimavimus ea quae viva dicuntur voce et cum iureiurando, haec digniora fide iudicatis prudentiae simul atque religionis ut veracibus potius pro talibus credat et nos quidem secundum hoc modum existimavimus oportere probari fidelia documenta‟18.

Diffidenza che si ripete in gran parte della legislazione Longobarda, Franca e Ottoniana, e che farà sentire il suo influsso anche molto più tardi. Non è [p. 488] questa la sede per scendere ad una casistica approfondita, ma risulta subito evidente come il concetto di originalità abbia incontrato fin dal momento della sua prima formazione un grosso ostacolo in quanto si è avuto occasione di accennare.

Ben diversa elaborazione aveva avuto il concetto di autenticità che poteva allacciarsi a precise formulazioni concettuali classiche fin da quando Cicerone aveva affermato che „ad faciendam fidem auctoritas quaeritur‟19.

Altri ha efficacemente dimostrato il legame che stringe authenticum ad auctoritas e la stessa derivazione di entrambi i termini da augere, che esprime il concetto di arricchimento, di accrescimento20. Concetto senza dubbio insito in ogni struttura ove si ritenga necessario che una capacità superiore si riverberi dal di fuori sulle persone, sugli enti e sui loro atti per potenziarli, come si chiedeva all’augur un presagio, prima di intraprendere un’azione di guerra, e che il Medioevo doveva far suo tracciando coordinate culturali e sviluppando interpretazioni e transvalutazioni di grande importanza storica. Da Tertulliano ad Agostino è tutto un processo di progressiva proiezione di aucthoritas su enti e persone che, al limite, assume una caratterizzazione sacrale. Sì che Agostino poteva esclamare „Ego vero Evangelio non crederem nisi me Catholicae Ecclesiae commoveret aucthoritas‟. E l’aucthoritas, il cui culto era stato spinto fino alla deificazione del suo rappresentante nell’Impero Romano e si era elevato fino alla santificazione di un imperatore come Carlo Magno21, voluta dal Barbarossa, in quello Cristiano, irradia il suo potere su tutti coloro che godono del suo usbergo e perseguono i suoi fini nelle attività di ogni giorno. Nascono così le „authenticae personae‟ che tanto spesso si incontrano nei documenti e che intervengono a „firmare‟, nell’accezione diplomatistica del verbo, la documentazione22.

Entrano nell’area dell’aucthoritas indiscussa i dottori di cui Beda ci rivela i nomi: Ambrogio, Gerolamo, Agostino e Gregorio, ai quali Berengario di Tours si appellerà nella sua polemica con Lanfranco23. Così anche, a poco a poco, elaborata ed istituzionalizzata, emerge l’aucthoritas delle deliberazioni conciliari e delle decretali, mentre si assiste, in una sfera di più specifici interessi culturali, a tutta una ricerca teorico-filologica sul valore dei termini aucthoritas, [p. 489] auctor e authenticum, anche se la più accettata etimologia rimane quella di Everardo di Béthune, ispirata a Prisciano, per il quale „auctor ab augendo nomen trahit, ast ab agendo actor, ab authentim, quod graecum est, nascitur author‟24.

Dispute che porteranno Alano di Lilla ad affermare l’autorità della glossa25 e Roberto di Mélun a controbattere „non est glossa aucthoritas nec aucthoritati equipollens, licet ex aucthoritate assumpta videatur‟26.

Da un punto di vista teorico per chi vive in un mondo di verità predisposte e indiscutibili la sua mentalità critica non si rivolge ad indagare sul fondamento di esse, gli apparirebbe un processo tautologico, ma si appunta piuttosto sul come quelle verità gli pervengono. L’autenticità, pertanto, prevale sulla originalità. Bisogna notare, tuttavia, come tutto questo travaglio avvenga soprattutto in relazione a temi di carattere teologico e filosofico; in campo documentario, dove ogni tentativo di indagine non doveva partire, come in quello teologico-filosofico da verità superiori, riconosciute ben definite e ritenute indiscutibili, ma si risolveva in una ricerca di certezza tutta umana, anche se il principio di autenticità rimane sovrano, in assonanza con il modo di pensare dell’epoca, quello di indubbia e diretta provenienza non poteva essere dimenticato. Prova ne sia che, se pure raramente, si trova ripetuta l’espressione originale et authenticum che si è vista usata nell’Età Dioclezianea. Del resto, ma siamo già nei primi decenni del sec. XII, Abelardo, nella sua „Laus dialetticae‟ afferma: „Poichè l’ostilità degli infedeli non può essere debellata con argomenti fondati sulla autorità dei santi e neppure dei filosofi, ma solo ricorrendo ad argomenti puramente umani, ossia naturali, contro chi si appoggia ad argomenti umani abbiamo deciso di rispondere con mezzi adatti‟27.

E’ la linea rivendicata più tardi da Ruggero Bacone e da Raimondo Lullo, che, tuttavia, la Scolastica accetterà fino ad un certo punto, perchè è noto come il suo metodo si fondi sulla verifica dei testi forniti dalla tradizione secondo il loro grado di autorità, seguito dalla discussione delle diverse opinioni. A questo punto l’esame della storia di una Cancelleria, quale quella genovese, può essere interessante.

[p. 490] Dall’Annalista Caffaro sappiamo che nel 1122 prende vita un embrione di cancelleria comunale. Egli scrive infatti: „Clavari scribanique, cancellarius pro utilitate Reipublicae in hoc consulatu primitus ordinati fuerunt‟28.

Il primo Cancelliere è Bonusinfans, un notaio che nel 1133 sottoscrive un importante documento comunale relativo soprattutto alla viabilità29 e che presta, in caso di bisogno, la sua opera al Comune pur continuando a rogare per i privati. Il Comune cerca, quindi, nella professionalità del notaio lo strumento adeguato per la redazione dei documenti in cui è parte e, nello stesso tempo, che possa garantirne la credibilità. Ricorre alla prassi notarile che da quel momento sarà la base strutturale di tutta la documentazione della Cancelleria. La „publica fides‟ del notaio non è certo quella di cui potrà godere in seguito, tuttavia, la cosa non pare priva d’importanza. Nel contempo, infatti, si può notare come, fin da questi primi momenti, i notai, nella loro veste di cancellieri o di addetti alla Cancelleria, non manchino di darsi pensiero di rendere possibile il risalire all’origine del documento, in altre parole all’originalità della documentazione, sempre intesa, però, come semplice provenienza indubbia e diretta dall’estensore. Paiono rappresentativi dell’intento alcuni usi, che si potrebbero ben dire cancellereschi, risalenti proprio agli anni intorno alla metà del sec. XII, indubbiamente dettati da necessità particolari e di natura la più diversa, ma tutti con l’implicita e sottesa tensione di non transcurare alcun mezzo di prova della provenienza diretta dall’autore della documentazione.

La posizione geografica poneva il Comune in una particolarissima situazione, che si potrebbe dire di confine, tra tradizioni documentarie lontane l’una dall’altra. Così ad occidente per la „charta‟ l’autenticità veniva garantita dalla „completio‟, di prescrizione giustinianea, e più oltre, nella vicina Provenza, ancora prevalevano tradizioni di diritto teodosiano, e la stessa condizione veniva ricercata attraverso la „firmatio‟ di testi che poteva avvenire anche solo „clara voce‟, senza che neppure apparisse il nome dello scrittore del documento, avvalorata, talora, con l’apposizione del sigillo dopo la presentazione a qualche „authentica persona‟30, quasi si volesse ripetere qualcosa che ricordasse l’insinuazione, dalle stesse norme di diritto ricordate prescritta, anche se, naturalmente, non sia possibile istituire confronti con l’omonimo istituto giuridico. [p. 491] Di fronte a posizioni così lontane si presentava certamente molto difficile la convalidazione di documenti interessanti contemporaneamente parti provenienti da luoghi e da usi documentari diversi, come avveniva nel caso di convenzioni tra comuni o tra comuni e signori feudali. In queste occasioni la Cancelleria Genovese, oltre a ricorrere, in qualche caso, per opportunità, all’uso del sigillo, gradito alla controparte, di una „authentica persona‟31, fa largo uso della „charta partita‟ o „per A, B, C, divisa‟32. In questo documento se è vero che la prova dell’autenticità è affidata alla constatazione dell’esatto combaciare e prolungarsi delle parti di lettere tagliate nei due esemplari, è altresì evidente che la medesima prova è garanzia della stessa „manus‟ dell’estensore. Ed in questi casi le copie, più tardi esemplate, non mancano di precisare che le stesse sono state tratte „ex originali et authentico‟.

Altrettanto si può osservare per un altro uso dei notai quando fungono da cancellieri, uso che, a quanto consta, non trova riscontro in altri centri dell’Italia Settentrionale: il costume, cioè, di contrassegnare i documenti rogati per il Comune con un particolare signum che prenderà appunto il nome di Signum Communis33. Segno che, peraltro, differisce nettamente da quello usato normalmente dal notaio quando roga per i privati. I primi esempi di tale uso si trovano già nel più antico cartolare di imbreviature che si conosca, quello di Giovanni Scriba, risalente agli anni intorno al 115034. Qui, almeno sotto certi aspetti, è più evidente l’intento di garantire la provenienza diretta dall’estensore della documentazione, in quanto fin dai primi esempi che possediamo è facile intravvedere, nel complicato intreccio di linee, sia la preoccupazione di rendere difficile ogni falsificazione sia quella di contrassegnare in modo appropriato, costante e verificabile il documento rogato per il Comune.

Una terza circostanza induce alle stesse conclusioni. Nel 1144 una disposizione comunale prescrive che tutti i „lodi‟ consolari ed altri tipi documentari siano sottoscritti da almeno due testi, che potremmo dire testimoni giurati, in quanto debbono essere tratti da un apposito elenco predisposto e debbono prestare un particolare giuramento. Vale la pena di riprodurre testualmente le parti della disposizione che possono interessare il tema che si va discutendo: „Ianuenses consules quosdam peritos viros venustate atque legalitate fulgentes publicos testes eligere qui contractus et testamenta atque decreta manu [p. 492] notarii scripta que legalites fieri posse conspicerent eorum subscriptionibus firmarent …‟35.

Il particolare peso attribuito alle sottoscrizioni di testi giurati, conosciuti e che, pertanto, sottoscrivono in forme grafiche facilmente verificabili, non pare da sottovalutare. Va da sè che la preoccupazione principale è quella, se così si può dire, di „augere‟ la testimonianza del notaio, ma non si può non avvertire come tale precauzione porti anche a rafforzare la prova della provenienza diretta dall’estensore della documentazione, nell’unica forma che, come si è cercato di chiarire, i tempi consentivano.

In tutti questi casi non si può misconoscere l’affermarsi di un processo di chiarificazione e di razionalizzazione rispetto all’uso della scrittura, diretto a sempre meglio rendere rispondente questo mezzo al proprio fine. La grafia che indubbiamente porta in sè la facoltà di memorizzare e di trasmettere a distanza, sia nel tempo sia nello spazio, una testimonianza ed ha la possibilità, oggi lo sappiamo, di dar prova per se stessa, anche solo attraverso il tratteggio dei caratteri, della provenienza da chi l’ha scritta, non aveva avuto, come si è visto, nè nella Classicità nè nel periodo post-classico giuridicamente tale riconoscimento. Anzi, senza voler risalire a tutto il formalismo della „charta‟ altomedioevale ed alla diffidenza giustinianea e postgiustinianea, solo considerando la storia delle sottoscrizioni nei documenti tabellionici si può constatare come queste, nate per sostituire un „signum‟ – all’epoca „sigillo‟ – strettamente personale si trovassero, ben presto, svuotate di gran parte della loro intima forza da disposizioni legislative che permettevcano, in loro luogo, l’uso di simboli apposti, talora dallo stesso sottoscrittore, tal’altra da altri fattori della documentazione. Questa circostanza sarà stata certo causata dalla nota, generale incapacità di scrivere, ciononostante finiva per lacerare l’intimo legame tra scrittura e scrittore, perchè, alla fin fine, nonostante la contraria opinione del legisalatore giustinianeo, la miglior garanzia di una sottoscrizione resta pur sempre la „comparatio litterarum‟. Un incremento della razionalità doveva necessariamente portare alla ricerca di mezzi di prova che astraendo da ogni significazione simbolica potessero avere valore di controllo per se stessi, un mezzo cioè, che non facesse perno sull’evanescenza di una semplice affermazione ma fosse frutto della pressione determinata dal verificarsi di precise circostanze. Ogni formalismo, infatti, nel gioco globale del simbolismo, ove i significati rinviano circolarmente dall’uno all’altro, finisce sempre fatalmente in una circolazione fiduciaria. Questo incremento di razionalità, del resto, trovava la sua linfa in tutto il contesto culturale e sembra rappresentare l’emergere di quel potere razionale che dovrà, poi, far gran conto di sè. Per ora si manifesta [p. 493] con l’impostazione di timide possibilità di confronti che, però, sono indice di quella crisi che finirà per opporre quanti si accontentano di spiegare ogni cosa con il ricorso alla autenticità della spiegazione a chi oltre la verità di diritto tende ad una verità di fatto. Si è ancora lontani da una concezione che leghi in un sistema di referenze evidenti per se stesse il fatto con la sua testimonianza, tuttavia, la lezione di Abelardo non rimane più senza echi.

La seconda metà del sec. XII doveva assistere a Genova ad importanti mutamenti ed a sempre più precise consolidazioni di prassi nella redazione del documento, che non potevano non avere, più tardi, importanti implicazioni nella formulazione dei concetti in esame. Cade, ormai, l’uso della „charta‟ con i suoi formalismi a garanzia di autenticità, gli ultimi sporadici esempi risalgono agli anni intorno al 117536, e s’impone l’instrumentum in cui si afferma la publica fides del notaio e la scrittura con la sua sottoscrizione assume da sola sempre maggior valore. Punto, se non si va errati, di grande importanza per il progressivo accentuarsi dell’attenzione sulla indubbia origine del documento finora posta in ombra dalla legittimità garantita de elementi esterni. Elemento significativo, al riguardo, pare l’evolversi, in questo torno di tempo, della forma dello stesso signum tabellionis che abbandonando forme stereotipate ricche di reminiscenze tachigrafiche e legate agli usi del Palatium, assume forme grafiche tutte tese a porre in risalto, a Genova, il pronome ego quasi a voler porre in grande evidenza il nuovo ruolo assunto dal notaio rogatario37.

Con l’affermarsi della „fides publica‟ del notaio ed il progressivo estendersi della influenza del rinnovato studio del diritto romano nonchè della prassi documentaria dell’instrumentum, decade anche l’uso della „charta partita‟ nelle convenzioni tra Comuni o tra Comuni e signori feudali ed anche in queste risulterà sufficiente la sola sottoscrizione notarile.

Ma soprattutto occorre tener presente tutto il complesso travaglio che porta al passaggio dalla notitia dorsale, ancora in uso a Genova nei primi decenni del Millecento38, annotazioni che fin quando vengono redatte in note tachigrafiche non hanno certo valore giuridico, fino al formarsi dei veri e propri registri di imbreviature che naturalmente possono assumere, e in realtà assumono, tutt’altra importanza dal punto di vista del diritto. I primi cartolari di imbreviature che si conservano a Genova – e sono anche i più antichi del mondo – risalgono agli anni intorno al 1150 e non è chi non veda come l’introduzione del loro uso assuma particolare rilievo per le possibilità di confronto che si instaurano tra imbreviatura e mundum, sia per quanto si riferisce alla indubbia [p. 494] che alla legittima provenienza. Nè si può trascurare di far presente, fin d’ora, come la natura di scrittura precedente dell’imbreviatura, rispetto al mundum, sia, più tardi, come meglio si vedrà in seguito, occasione di interessanti dispute dottrinali proprio a proposito dell’originalità del documento.

Sempre a questo proposito, vale a dire all’importanza da attribuirsi alla minuta ed al peso che questa può avere per l’accertamento della provenienza, non si può dimenticare il fatto che non solo le imbreviature vengono conservate, a Genova, alla metà del sec. XII, ma anche che la conservazione è preoccupazione precisa del Comune, tanto che già nel 1155 si ha notizia di „cartularia iteragentium‟, tenuti a cura del notaio che seguiva i consoli nei loro spostamenti. Sta già prendendo forma, quindi, una conservazione che si costituisce in archivio.

Se pur presente e sempre più pressante risulta la necessità intellettuale di confrontarsi con l’origine della documentazione, tuttavia, la condizione più esplicitamente richiesta rimane sempre quella dell’autenticità. La stessa tendenza del pensiero medievale alla sottomissione nei confronti di un testo ritenuto autentico sembra trasferirsi, per una specie di processo di generalizzazione, su ogni altro aspetto della vita e del sapere.

Il riconoscimento dell’autorità e della sua capacità di rendere autentico quanto tocchi, si può dire rimanga la legge di ogni ricerca e di ogni discussione. L’impiego sistematico del metodo della autorità, da Donato, in campo grammaticale, ad Aristotele, in campo filosofico, è ciò che caratterizza la mentalità. La Scolastica, che pur rappresenta un notevole passo nel processo di razionalizzazione, e con ciò, come è stato giustamente notato dal Gusdorf, pone i presupposti dell’indagine scientifica39, tuttavia fonda il suo metodo, come si è seritto sulla prioritaria verifica dei testi forniti dalla tradizione secondo il loro grado di autorità, per poi passare alla esposizione ed alla discussione delle diverse opinioni.

La grammatica sembra ispirarsi ad una specie di ontologismo grammaticale: i trattati contengono lunghi elenchi di nomi astratti e concreti di cui si cerca il fondamento non tentando di ricostruire le leggi del linguaggio ma, come già aveva intrapreso Abelardo, partendo dalle loro proprietà. Perfino la curiosità non pretende di scoprire delle derivazioni storiche ma di mettere in luce delle derivazioni che ritiene logiche e analogiche del vocabolo, riuscendo, spesso, a dei risultati stranissimi, come quello famoso di voler spiegare la parola „cadaver‟ come il compendio di „caro data vermibus‟.

La stessa dottrina giuridica che, alla fine del XII e nei primi decenni del XIII secolo, aveva dato vita ad importanti formulari notarili, tra i quali hanno [p. 495] spicco particolare quelli di Salatiele e di Ranieri da Perugia, e che, intorno alla metà del secolo stesso, doveva permettere l’elaborazione della grande „Summa‟ di Rolandino, nel cercare con quest’ultimo, che pure talvolta afferma che solo l’originale può avere pubblica fede40, di formulare una definizione di documento originale, non andava oltre il seguente dettato: „genus ex quo generatur et sumitur exemplum‟41. Dove c’è indubbiamente una chiara concezione della priorità della provenienza, in quanto ogni species non può, per definizione, precedere il genus da cui discende, ma che rimane limitata a questo aspetto e non autorizza in alcun modo a pensare che nel suo autore fossero presenti altre implicazioni. Tale interpretazione è confermata, per altra via, dallo stesso Rolandino quando include nella sua „Summa‟ anche due „formae‟ della „littera testimonialis‟. E’ questo un documento finora pochissimo analizzato ma del quale l’Archivio Genovese, così ricco nella sua parte notarile, offre ampia possibilità di studio. Veniva usato sia per il documento pubblico sia per quello privato. In esso, poichè il rogatario del documento, cui la „littera testimonialis‟ era materialmente unita dato che veniva scritta sulla stessa pergamena, non era conosciuto al di fuori della zona in cui normalmente esercitava il suo ufficio, l’autorità pubblica dava garanzie sulla sua qualità giuridica, opportunamente convalidando la propria dichiarazione in genere con il sigillo. Tale „littera‟, come è facilemente comprensibile, assumeva particolare rilevanza nelle convenzioni e trattati tra Comuni, per lo più rogati, in questo periodo di tempo, da notai. Qui interessa notare come nella „littera‟ si accenni, da un lato, alla „litteratura‟ del rogatario, dall’altro, e con maggior larghezza ed insistenza, sull’autenticità della persona e dell’elaborato del notaio stesso. Non è difficile concludere, in primo luogo, che, se non si dimentica la possibilità di un esame della indubbia provenienza, grazie all’accenno alla „litteratura‟ del notaio – che non può essere altro che una analisi della sua grafia – l’accento sia posto sull’altra condizione cui si intende dare garanzia; in secondo luogo, come le due condizioni siano tenute ben separate, legando l’una soltanto alla genuinità, l’altra alla legittimità della provenienza, tanto che, in prosieguo di tempo, si potrà pervenire a due istituti giuridici diversi ancora ben vivi nella prassi e nella dottrina giuridica: la legalizzazione e l’autenticazione.

Gli è che in Rolandino permane una notevole diffidenza nei confronti della „comparatio litterarum‟, tanto che nella „Summa‟, dopo aver ripetuto le stesse considerazioni che il legislatore giustinianeo aveva condensato nella [p. 496] Novella 73, conclude: „ex semiplena colligitur fides … et est ratio quia soli comparationi non sit adhibenda plena fides quia litterarum dissimilitudinem sepe quidem tempus facit, item calami et atramenti mutatio aufert per omnia similitudinis‟42.

Del resto Baldo, che pur scrive più tardi, forse intorno al 1380, non esce dalla stessa linea interpretativa quando afferma: „originalis scriptura dicitur quae ex se oritur‟43. Definizione senza dubbio suggestiva ma come la precedente soprattutto improntata a dar rilievo alla provenienza diretta senza apparente preoccupazione alcuna degli elementi atti a dar garanzia della „publica fides‟. Interpretazione confermata dalla constatazione che in un altro dei „commentaria‟ afferma testualmente: „scias quod haec nomina equipollent scilicet originale, prothocollum, matrix, scriptura et fontalis scriptura …‟44 soprattutto se si pensa che proprio sulla possibilità di considerare originale l’imbreviatura si svilupperà, in seguito, la discussione nella dottrina. Possibilità in genere negata, per il fatto che essa non è normalemente completata da tutte le publicationes necessarie, anche contro il parere di Bartolo. Il quale ultimo, da parte sua, accettando di considerare originale l’imbreviatura, dà chiaramente a vedere di non voler ancora assumere, quale condizione indispensabile della originalità del documento, la presenza degli elementi determinanti per fargli riconoscere la pubblica fede.

Ma c’è di più. Se, come si è cercato di illustrare, è soprattutto sul concetto di autentico che si affissa l’attenzione, la ricca documentazione offerta dai „Libri Iurium‟, pubblicati finora solo in parte, permette un’altra interessante constatazione. La stessa natura dei „Libri‟, infatti, per la ricchezza delle successive trascrizioni di cui ci si preoccupa di giustificare l’attendibilità ed il variare delle convalidazioni, oltre a rendere possibile il ricostruire la tradizione del documento, permette anche di seguire la parabola del variare del valore semantico dei termini usati. Il fatto che maggiormente colpisce è costituito dalla constatazione che i cancellieri affermano di aver trascritto i documenti traendoli dagli autentici degli stessi, anche quando al moderno diplomatista risulterebbero originali. E’ utile, a questo proposito, per illustrare come i cancellieri del sec. XIII e quegli stessi del secolo seguente rimangano fedeli all’attenzione prestata alla condizione di autenticità, il confronto tra due tipiche convalidazioni; l’una così recita: „S.T. Ego Anselmus de Castro notarius hoc [p. 497] exemplum de mandato et precepto Domini Filipi Vicedomini Janue potestatis extraxi et exemplavi ab autentico publico sigillato duobus sigillis cereis predictorum dominorum Petri et Sofredi sicut in eo vidi et legi, nihil addito vel diminuto et ad ipsum corroborandum iussu dicti Potestatis me subscripsi; anno Dominice Nativitatis MCCXLIII, mense madii, indicione prima.‟45; l’altra si esprime nei seguenti termini: „S.T. Anthonius de Credentia quondam Conradi publicus imperiali auctoritate notarius et Comunis Janue cancellarius predicta omnia et singula extraxi, sumpsi, transcripsi et exemplavi de quodam publico et autentico privillegio Regie Maiestatis Ungarie non viciato, non abraso nec in aliqua sua parte suspecto, prout in eo vidi et legi, nihil addito vel diminuto quod mutet sensum vel variet intellectum nisi forte littera, sillaba, titulo seu puncto abreviationis, quod quidem privillegium munitum erat sigillo magno Regie Maiestatis Ungarie in cera alba pendenti in cauda duplici pergamene in quo quidem sigillo … etc. etc.46. Dalle convalidazioni risulta evidente che i documenti trascritti possiedono ambedue i requisiti che l’Urkundendenlehre richiede perchè si possa parlare di originale. Il documento, infatti, che porta i sigilli, descritti con accuratezza dal cancelliere trascrittore, non può essere che quello proveniente dalla „manus‟ dell’estensore. In altre parole la scrittura che il cancelliere indica come autentica è anche originale ma viene posta in rilievo solo l’autenticità.

A riprova di quanto esposto, uscendo un poco dai confini di Genova, si potrebbe aggiungere che, ad esempio, anche per il famoso „Registrum Magnum‟ del Comune di Piacenza si può pervenire alla stessa constatazione. Infatti per la quasi totalità delle convalidazioni dei documenti trascritti, i notai riferiscono di aver estratto la copia da documenti autentici, mentre il diplomatista moderno, fedele ai dettami dell’Urkundenlehre, parlerebbe certamente di originali47.

Anche in questo caso non si tratta di inesattezza o di imprecisione, come sembra pensare il Sickel, ma semplicemente dell’espressione corrispondente al pensiero dell’epoca, in cui, con tutta evidenza, il carattere dell’autenticità, per le ragioni che si è creduto di ravvisare e sommariamente descrivere, prevale ancora su quello dell’originalità.

Non stupisce, allora, che il De Unzola, uno dei famosi commentatori di Rolandino, possa pervenire alla seguente conclusione: „scriptura autem tabellionis [p. 498] tunc est authentica et fide digna quando publicationes solemnes et necessarias in ea ponuntur et quando originalis est‟48. In questa accezione il termine autentico riassume in sè quello di originale, in quanto è considerato tale il documento che porti le „solemnes publicationes‟ ma che, nel contempo, sia anche originale. Non si trascura il carattere dell’originalità ma lo si pone come corollario di quello dell’autenticità. La situazione, pertanto, potrebbe dirsi capovolta rispetto a quella prospettata dalle definizioni dell’ Urkundenlehre.

La filologia classica, partendo da ben altri presupposti, in quanto non dispone di originali ma ad essi dopo il Lachmann piuttosto tende, attraverso la complessa procedura che va dalla recensio alla emendatio, si è spesso valsa, con notevole vantaggio, di quello che comunemente viene detto l’„accessus ad auctores‟. Attraverso lo studio dei vari accessus, infatti, è possibile rendersi conto, come hanno dimostrato il Prikocki49, il Quain50 e l’Hunt51, del processo mentale che ha accompagnato il presentatore o l’editore nel suo operare.

Ora pare molto interessante avvalersi di una tale metodologia, cosa che non risulta ancora tentata, anche nei riguardi dell’ accessus usato dagli autori di opere giuridiche ed in particolare di quelle facenti capo alla „ars notaria‟ per l’epoca corrispondente agli anni in cui operano il De Credenza e lo stesso De Unzola. Si vede, allora, come Pietro Boattieri52 e lo stesso Pietro de Unzola53 usino un tipico accessus al commento alla „Summa‟ di Rolandino che, partendo dalla affermazione che l’„author primarius et immediatus‟ dell’opera è Dio stesso e che Rolandino non è che il „compositor et promulgator‟, passa ad illustrare l’„intentio‟ e „cui parti philosophiae‟ appartenga l’opera.

Dall’author, quindi, discende l’auctoritas del „promulgator‟, in perfetta identità di veduta con Giovanni Balbi da Genova che, pochi anni prima, scriveva nel suo „Catholicon‟: „authenticum id est auctoritate plenus vel fide dignum cui primo credebatur ex sua dignitate‟54.

[p. 499] Questa la situazione a Genova ancora alla fine del sec. XIV testimoniata dalle convalidazioni del ricordato cancelliere Antonio de Credenza, che roga ancora nei primi anni del Quattrocento. Si sarà notato, tuttavia, come, sia Anselmo di Castro sia Antonio di Credenza, l’uno nel secolo XIII l’altro nel XIV, pur restando costanti nel privilegiare la condizione dell’autenticità, facciano seguire o premettano all’aggettivo authenticum quello di publicum. Naturalmente qui non si tratta di un riferimento al documento publicum come testimonianza di negoziazioni di diritto pubblico in contrapposizione a negoziazioni di diritto privato, ma di documento pubblico in quanto degno di fede publica. Tale precisazione non era in precedenza usata e c’è da chiedersi anche in questo caso se i notai cadano in un pleonasmo, in quanto proprio all’autenticità è legata la pubblica fede, o se la precisazione non risponda piuttosto a qualche sollecitazione di carattere giuridico-diplomatico. Indubbiamente i rogatari, in questo periodo, devono tener conto dell’insorgere di nuovi problemi relativi alla tradizione del documento ed alla connessa indispensabile necessità di precisazione dei termini usati: si diffonde l’uso nei Comuni dei „Libri Jurium‟, dei cartulari di imbreviature dei registri per gli acta dei Comuni stessi, da cui vengono estratte copie degne di fede.

D’altra parte il travaglio dottrinale e la Scuola di Bologna fanno sentire fortemente la loro influenza in Genova, e, in questa, si ha notizia della permanenza di famosi giuristi come Martino da Fano. Nè si può trascurare l’ambiguità insita nello stesso verbo „augere‟ che sta alla base dell’astratto auctoritas e che si riflette sul sostantivo auctor e sull’aggettivo authenticum che può indicare sia l’autenticità critica sia la legittima, non avendo la lingua latina nè l’italiana una distinzione, come quella tedesca, tra authentie e authenticität.

Si può pensare, pertanto, che la precisazione ricordata intenda distinguere il documento autenticato dalla manus publica e dalla stessa anche scritto da quello degno di pubblica fede semplicemente perchè convalidato dalla mano pubblica.

Il problema si chiarisce quando si constata che Rolandino, il quale, come si è gia accennato, quando tratta „de exemplificationibus‟ accenna sempre all’exemplar, nominandolo come „originale et authenticum‟ e dando l’impressione di tenere ben distinte le due condizioni, è, invece, di una estrema precisione quando definisce l’„instrumentum publicum‟, del quale così illustra i caratteri: „Publicum instrumentum est illud quod est scriptum manu publica, [p. 500] scilicet tabellionis, si redactum est in publicam formam‟55. Dove i caratteri sono determinati, da un lato, dalla provenienza diretta e senza intermediari dall’autore della documentazione, dall’altro, dalla publica forma capace di dar prova della legittima provenienza. C’è nel riferimento alla manus della scrittura la preoccupazione dell’originalità cui si dà netto rilievo accanto a quella della „publica forma‟.

Di questo travaglio e della progressiva acquisizione di consapevolezza da parte dei cancellieri della necessità di chiarire il valore, sia diplomatico sia semantico, del termine autentico, sono anche indici, se non si va errati, le convalidazioni che essi usano quando si tratti di convalidare la trascrizione nei „Libri‟ di documenti tratti „de registro authentico Comunis‟ che attentamente distinguono dall’altra „de registro et authentico‟, quando sia palese che nel registro già sia stata trascritta una copia, come risulta evidente per il fatto che vengono coscienziosamente riprodotte le sottoscrizioni dei notai che la copia stessa hanno convalidato al momento della sua stesura56.

Solo nella prima metà del secolo XV si nota però un deciso mutamento negli usi della Cancelleria. E’ l’epoca dei grandi cancellieri, notai e umanisti, Iacopo Bracelli, Giorgio Stella. Il primo autore del „De bello Hispaniensi‟, il secondo famoso annalista e scrittore, con Giovanni, degli „Annales Genuenses‟.

Iacopo Bracelli, di cui i „Libri Iurium‟ conservano numerose convalidazioni di trascrizioni, usa normalmente, non solo per indicare il documento da cui ha tratto la copia ma anche per altri che l’odierno diplomatista considererebbe senz’altro originali, il termine „publicum‟, come risulta dalla seguente convalidazione: „S.T. Iacobus de Bracellis publicus imperiali auctoritate notarius et Excelsi Comunis Janue cancellarius hic interfui iussusque rogatus ededi hoc publicum documentum quod tamen aliena manu fideliter describi curavi et modo id ad faciendam rei geste fidem nomen ac signum meum hic aposui‟57.

In modo analogo si regola Giorgio Stella che, oltre tutto, anche nei citati „Annales‟ ha occasione di ricordare importanti convenzioni, stipulate dalla Republica in forma notarile e che, ad esempio, per quella con il Re di Francia del 1396, si esprime in questi termini: „ut de his omnibus per strumenta publica scripta manu Antonii de Credentia, Janue Cancellarii, et alterum eiusdem tenoris manu Simonis Semini ultramontani notarii …‟58.

[p. 501] Sembra quasi che questi cancellieri, che non dimenticano mai di essere notai, vogliano rifarsi, sorpassando dubbi, incertezze e indecisioni che ormai affiorano, alla purezza della dottrina Rolandiniana.

Nell’adottare la designazione di instrumentum publicum in luogo di quella di authenticum sia pure accompagnato dal publicum, pertanto, si deve riconoscere l’intento della ricerca di un maggior equilibrio tra le due condizioni di originalità e di autenticità, riconoscendo come a quest’ultima si fosse fino a quel momento dato un peso eccessivo. Una nuova filosofia apre la via alla critica storica e filologica, gli studiosi analizzando i documenti e le date si sforzano di mettere a punto anche una epistemologia della verificazione. Lorenzo Valla, nel 1440, dimostra la falsità della pseudodonazione di Costantino, ma, cosa più interessante ancora, il fatto che egli, pochi anni dopo, sia nominato segretario apostolico da Nicola V indica come sia tutta una mentalità che evolve e che autorizza la critica nascente a rimettere in causa un documento. Il centro di gravità dell’accertamento della credibilità si sposta su nuovi obiettivi, cercando di fondarsi sul presupposto dell’autonomia funzionale del documento.

Lo stesso Valla che, pur rifacendosi a Festo Pompeo, non dà una definizione molto perspicua di exemplar e di exemplum in quanto scrive: „exemplum est quod sequamur aut vitemus, exemplar ex quo simile facimus‟59, tuttavia mostra di essere consapevole di quanto, nel primo caso, possa aver importanza una pressione che venga dall’esterno, e di come, nel secondo, valga il convincimento interiore dell’interprete che è condotto ad accettare una documentazione che ritiene valida.

Gli umanisti curiosi della Religione Romana, come il Boccaccio, o che, come il Petrarca e Poggio, si appassionano per il ritorno a forme scrittorie del passato, diventano capaci di cogliere le finezze di una grafia, di pervenire a dei raffronti, di istituire un processo critico. Il desiderio di rivivere la storia attraverso il documento dà vita ad una nuova epistemologia della documentazione come volontà di enucleare e potenziare i fattori di credibilità insiti nel documento stesso e nella sua stessa struttura, al di fuori di ogni artificioso sostegno esterno, e di pervenire a descrivere la parabola della sua tradizione fin dal momento dell’origine. Di tale progressiva acquisizione di autonomia strutturale del documento, legata alla capacità di dare prova della propria indubbia, diretta e nello stesso tempo legittima provenienza, è certo consapevole Giovanni Giacomo Cane, il già ricordato autore del „De tabellionibus libellus‟60, [p. 502] il cui sguardo comincia a volgersi con più attenzione verso l’accertamento di una indubbia provenienza per cercare nella grafia, nella lingua, nelle formule, nella storia, con mezzi sia pure ancora primitivi, le prove della credibilità. E proprio l’introduzione al suo „libellus‟, scritto intorno al 1480, dà l’esatta sensazione di un netto movimento di pensiero anche in campo documentario.

L’introduzione riproduce, si potrebbe dire, nella sua struttura, l’accessus cosiddetto „delle quattro cause‟; in essa nessun accenno ad una aucthoritas superiore da cui discenda la possibilità e la capacità di affrontare il compito propostosi, ma la discussione delle finalità che l’autore intende perseguire. Non più solo una „intentio‟, che di per sè potrebbe anche essere occasionale, ma „cause‟ che rendono necessaria oltre che opportuna l’opera. Tra queste è soprattutto quella „finale‟ che spiega come sempre meglio si vadano chiarendo agli occhi stessi del dottrinario i compiti e le potenzialità della scrittura documentaria e come questa si stia svincolando, nei limiti del possibile, dalle forme fiduciarie. Scrive, infatti, G.G. Cane: „ad quem finem inventus est usus tabellionatus et mos conficiendorum instrumentorum et ista ex supradictis percipitur evidenter primum enim hoc inventum est ad cautelam praesentium et quae facilius meliusque probantur quamque per ipsos testes qui quandoque morte vel absentia seu alia difficultate subtrahuntur‟61. Dove l’accenno ai mezzi che „facilius meliusque probantur‟, più dei testimoni, appare veramente significativo e dà la sensazione della acribia con cui si tende all’autonomia del documento, come a qualcosa che possa di per sè, grazie ai propri elementi, avere la capacità di dare testimonianza e di ottenere pubblica fede. Ma, l’autonomia funzionale del documento per affermarsi e, nello stesso tempo, rispondere all’istanza di supplemento di critica avanzata dal mondo culturale, doveva necessariamente far perno sulla condizione di originalità, vale a dire sulla provenienza certa e diretta dall’autore della documentazione. Ogni provenienza indiretta, infatti, che avvenga attraverso intermediari, se pur legittima, non può mai essere autonoma in quanto necessariamente legata a precedenti e presupposti. Solo la provenienza diretta, del resto, poteva offrire certi elementi di critica esclusi, per forza di cose, nel caso della sua assenza.

Di qui la progressiva ricerca di originalità del documento nella sua funzione di testimonianza e la tendenza a riassumere nel concetto stesso anche la condizione di autenticità, qualora si intendesse riconoscere al documento fede pubblica e forza di prova.

[p. 503] Nei citati „Libri Jurium‟ i Cancellieri, alla fine del sec. XV, nelle convalidazioni, riferiscono sempre di aver trascritto documenti „originali‟ e forniscono tali descrizioni degli stessi da non lasciar dubbi sia sulla loro diretta provenienza dall’autore della documentazione sia sugli elementi atti a dar loro fede pubblica.

Si vedano, ad esempio, le convalidazioni di trascrizioni fornite da Gottardo Stella, un altro degli appartenenti alla famosa famiglia, sempre anche quando si riferiscono ad originale ch’egli stesso ha redatto in pubblica forma, come questa: „Per me Gotardum Stellam notarium et cancellarium transcriptum ex originali rogato per me fideliter‟62.

Altrettanto appare dalle convalidazioni di un altro cancelliere famoso, Benedetto da Porto, ricordato nel testamento di Cristoforo Colombo, che seguono il seguente schema: „Transcriptum est fideliter ab originali suo in pergameno cum sigillo in cera expresso in stagneo loculo incluso pendenti per me Benedictum de Porto notarium publicum et Excelsi Comunis Janue Cancellarium privilegiorum custodem‟63.

Così, poco piu tardi, il grande Annalista Agostino Giustiniani darà prova costante di saper usare esattamente i termini che l’evoluzione dottrinale e culturale gli ha ormai reso familiari. Ricordando, infatti, il famoso diploma di Corrado concedente a Genova la facoltà di battere moneta, egli scrive: „l’autentico del quale privilegio si conserva nel Registro del Comune, l’originale col sigillo d’oro fu mandato ai consoli, per più onore alla città, col proprio cancelliero‟64.

Non è che questo capovolgimento nel contenuto dei concetti, rispetto alla prima metà del sec. XIV, si sia verificato repentinamente. Deve essere necessariamente avvenuto in un certo lasso di tempo e rispecchiare un travaglio delicato e complesso. Ne è interessante indice una pagina del tante volte citato Giovanni Giacomo Cane, dove si discute, in contradditorio con Bartolo, la possibilità di considerare originale l’imbreviatura e dove si conclude che la stessa, pur essendo di provenienza diretta dal rogatario, non può essere considerata tale perchè il più delle volte mancante delle necessarie „publicationes‟, che sole possono dar fede pubblica al documento65. Come si vede per il giurista comasco l’instrumentum non può considerarsi originale ove manchi una [p. 504] delle due condizioni cui si è tante volte accennato ed il concetto di originale comprende ormai in sè anche quello di autentico. Il problema, alla sua epoca, era pertanto posto negli esatti termini in cui, tanti anni dopo, doveva riproporlo il Bresslau.

E, riallacciandosi a quanto si è avuto occasione di esporre all’inizio, ben si può dire che l’espressione usata dal Bautier di „acta instrumentaire‟ colga l’essenza del documento quale viene definito dall’Urkundenlehre, soprattutto ove si ricordi che proprio al travaglio elaborativo della dottrina dell’instrumentum ed alla Ars Notaria si deve in gran parte la definizione dei concetti di originalità e di autenticità.


1 R.H. Bautier, Leçon d’ouverture du cours Diplomatique a l’École des Chartes, in „Bibliothèque de l’Ecole des Chartes‟, t. CXIX, 1961, Paris, 1962.

2 J. Ficker, Beiträge zur Urkundenlehre, Innsbruck, 1877–78.

3 Th. Sickel, Acta regum et imperatorum Karolinorum, Wien 1861.

4 H. Bresslau, Handbuch der Urkundenlehre, I Bd. (1. Aufl. 1889, 2. Aufl. 1911).

5 O. Redlich, Urkundenlehre Einleitung, Berlin 1907.

6 H. Steinacker, Die antiken Grundlagen der frühmittelalterlichen Privaturkunde, Leipzig-Berlin 1927, in „Grundriß der Geschichtswissenschaft‟, hg. v. Aloys Meister (Ergänzungsbd. 1).

7 R. Thommen, Diplomatik, Einleitung und Grundbegriffe (1. Aufl. 1906; 2. Aufl. 1913), in „Grundriß der Geschichtswissenschaft‟, hg. v. Aloys Meister (I. Reihe, Abt. 2 Urkundenlehre, 1. Teil).

8 Si veda A. de Boüard, Manuel de Diplomatique française et pontificale, I e II, Paris, 1929, e la bibliografia ivi citata.

9 Si veda C. Paoli, Programma scolastico di paleografia latina e di diplomatica, Firenze, 1898, e la bibliografia ivi citata; cfr. anche A. Pratesi, Genesi e forma del documento medievale, Roma, 1979, e la bibliografia ivi citata.

10 Th. Sickel, op. cit., 1, pp. 13–14.

11 H. Bresslau, op. cit., 2 Aufl., I, p. 78.

12 Ivi, nota 1.

13 Cfr. nota 11.

14 H. Bresslau, op. cit., 2 Aufl., i, p. 78.

15 Cod. Iustin. I, 23, 3.

16 Si pensi, tuttavia, alle difficoltà che ancora s’incontrano, come dimostrano le acute osservazioni del Tessier relative a certe affermazioni dello stesso Mühlbacher; cfr. G. Tessier, Diplomata Karolinorum. Comparation d’écritures, in „Bibliothèque de l’École des Chartes‟, t. XCVIII, 1937, pp. 5–12; dello stesso autore, Originaux et pseudo-originaux carolingiens du chartrier de Saint Denis, ivi, t. CVI, 1945–46, 1 pp. 35–69, e ancora, Les diplomes carolingiens du chartrier de Saint Martin de Tours, in „Mélanges d’histoire du Moyen Age dédiés à la mémoire de Louis Halphen‟, Paris, 1951, pp. 682–691.

17 Th. Sickel, op. cit. 1, p. 14. nota 4.

18 Cod. Iustin., Nov. 73, cap. III.

19 Cicerone, Topica, XIX, 73.

20 M.D. Chenu, Auctor, actor, autor in Arch. Lat. Medii Aevi (Bull. Du Cange), 1927, pp. 81–86.

21 R. Folz, Le souvenir et la legende de Charlemagne dans l-Empire Germanique Médiéval, „Belles Lettres‟, 1950, p. 213.

22 A. de Boüard, op. cit., II, p. 142, nota 1.

23 De Sacra Coena, ed. W.H. Beekenkam, La Haye, 1941.

24 Everardo di Béthune, Graecismus, c. 11; cfr. J. Wrobel, E.B. Graecismus in Corpus Gram. Med. Aev. vol. I, 1887.

25 Alano di Lilla, Opera omnia, ed. C. Wisch, Paris 1855.

26 Roberto di Melun, Oeuvres, Questiones de divina pagina, ed. R.M. Martin, Louvain 1938.

27 Abelardo, Theologia Summi Boni, ed. H. Ostlender, Beiträge, XXV, Munster, 1939, pp. 29–31.

28 Archivio di Stato di Genova, Manoscritti, Caffari Historia Ianuensium, c. 9; cfr. anche trad. di C. Roccatagliata Ceccardi e G. Monleone, Genova, 1923, p. 25, e la bibliografia ivi citata.

29 Cfr. C. Imperiale di Sant’ Angelo, Codice diplomatico della Rupubblica di Genova, in „Fonti per la Storia d’Italia‟, Roma 1936, p. 81 e segg. e la bibliografia ivi citata, nonchè la tradizione documentaria.

30 A. de Boüard, op. cit., II, p. 142 e nota 1.

31 Cfr. G. Costamagna, A proposito di alcune convenzioni medioevali tra Genova e i Comuni Provenzali, in „Atti del I Congresso Storico Liguria-Provenza‟, Bordighera, 1966, p. 131 e segg.

32 Ivi, passim.

33 G. Costamagna, Il notaio a Genova tra prestigio e potere, Consiglio Nazionale del Notariato, Roma, 1970, p. 145 e segg. e la bibliografia ivi citata.

34 Ibidem.

35 Ivi, p. 55.

36 Ivi, p. 102.

37 Ivi, p. 54.

38 Ivi, p. 59 e segg.

39 G. Gussdorf, Les origines des sciences humaines, Paris, 1967, p. 239 e segg.

40 H. Bresslau, op. cit., p. 12, nota 4.

41 Rolandinus, Summa totius Artis Notariae, Venetiis, MDXLVI, t. I, f. 396 a; ed. anast., Consiglio Nazionale del Notariato, Roma 1977.

42 Ivi, f. 398 a.

43 Baldo Ubaldi Perusini, Dilucida ac subtilissima commentaria super primo Decretalium, Venetiis, 1595; ed. anast., Torino, 1931, c. 231 a, 10.

44 Ivi, c. 200 a, 23. Per la discussione cui si accenna, si veda di seguito il testo e la nota n. 65.

45 Archivio di Stato di Genova, Manoscritti, Liber Iurium VII, c. 217.

46 Biblioteca Universitaria di Genova, Liber Iurium, B-IX-3, c. 350 a.

47 Cfr. Biblioteca Comunale di Parma, Registrum Magnum Communis Placentiae, ed. A. Corna, F. Ercole, A. Tallone, Il Registrum Magnum del Comune di Piacenza, I, solo finora pubblicato, Torino, 1921, „Bibl. Soc. Stor. Subalpina‟, XCV, n.s. 1.

48 Pietro de Unzola, Apparatus Notularum, in Rolandinus, Summa …, cit., I, f. 406 a.

49 G. Prikocki, Accessus Ovidiani, Accademia Polacca delle Scienze, s. III, Cracovia, 1911, pp. 65–126.

50 E.A. Quain, The Medievalaccessus ad auctores‛, in „Traditio‟, III, 1915, pp. 215–264.

51 A.W. Hunt, The introduction to the Artes in the XII century, in „Miscellanea in onore di R. Martin‟, Bruges, s.d. ma 1951.

52 Pietro Boattieri, … Expositio in Summa Artis Notariae D. Rolandini, in Rolandinus, Summa … cit. I, f. 406.

53 Cfr. Diction. Theol. Cath., 2585.

54 Rolandinus, Summa …, cit., I, f. 352. Per il progressivo formarsi e fissarsi dei diversi valori semantici in relazione ai termini indicanti i vari aspetti della tradizione del documento in altre cancellerie, si veda anche: A. Hessel, Zur Geschichte der Regesten, in „Archiv für Urkundenforschung‟, X, 1928, pp. 217–225, e H. Zatschek, Studien zur Mittelalterlichen Urkundenlehre: Konzept, Register und Briefsammlung, Berlin-Prag-Leipzig, Wien, 1929.

55 Rolandinus, Summa …, cit. I.

56 Cfr. ad es. Archivio di Stato di Genova, Manoscritti, Liber Iurium VII, c. 251.

57 Ivi, c. 183.

58 Cfr. G. Stella, Annales Ianuenses, a cura di G. Petti Balbi, in „Raccolta degli storici italiani dal Cinquecento al Millecinquecento ordinata da L.A. Muratori‟, t. XVII, parte II, Bologna, 1975, p. 219.

59 L. Valla, De elegantia linguae latinae, edit. Basiliensis anno MDXL collecta, VI, p. 214; ed. anast., Torino, 1962.

60 I.I. Canis, De tabellionibus libellus, In Rolandinus, Summa …, cit., II, f. 100 e segg.

61 Ivi, f. 104.

62 Archivio di Stato di Genova, Manoscritti, Liber Iurium III, cc. 71, 72, 205, 206.

63 Ivi, c. 248.

64 A. Giustiniani, Castigatissimi Annali della Excelsa e Illustrissima Repubblica di Genova, 1537, c. XXXVII, cfr. anche ed. Spotorno, Genova, 1834, p. 173.

65 I.I. Canis, De tabellionibus libellus, in Rolandinus, Summa …, cit. II, f. 111 a.

[p. 505] De documentis ac de via rationeque ad ea conficienda adhibitis a Dominatibus Venetam gubernantibus Terram Firmam, antequam in Venetiarum Rem Publicam Terra ipsa affluxit

Quaestio I. De Venetae Terrae Firmae circuitu

Dubitare possumus an legitime Venetam nuncupemus regionem iacentem propemodum inter Padum flumen Alpesque et inter Adduam flumen Quarnarumque (id est Liburnicum) sinum, antequam ipsa in Venetiarum Rei Publicae gubernacula venerit. Legitime nomen hoc usurpari censemus: nam iidem fines ab Octaviano Augusto „Decima Regio Venetia et Histria‟ appellati sunt.

Deinde a transmigrantibus, et postea hic inhabitantibus, Langobardorum catervis illa regio in duas partes seiuncta est. Terrestris pars, sub Langobardorum regibus eorumque successoribus, constituta, Venetia Terrestris appellari numquam desita est; altera autem pars, id est Atrianorum paludes tantum, sub Constantinopolitanis Romanorum Imperatoribus permansit et usque Venetia appellata est, sed Maritima. Iure ergo Venetam dicimus Terram „Firmam‟ illam, quae Venetia Terrestris est, antequam in Venetiarum Rem Publicam venit, quasi nomen e terrarum descriptione servemus.

Quaestio II. De Dominatibus Venetam Terram Firmam gubernantibus. Qua de causa Aquilegensem Patriarcham omittamus

In Veneta quoque Terra Firma viri, feudalibus stirpibus nati, iam dudum in urbibus commorantibus Communique1 voluntarie subiectis, potiti nonnullis maximis iam dilabentibus Communibus, regimen condunt, quod Dominatus dicitur, cuius singulares notae propriae Dominatuum septentrionalis [p. 506] mediaeque Italiae sunt. Scripturi sumus de Dominatibus tantum, quorum caput et arx in Veneta Terra Firma erat.

Quam ob rem referemus de Scaligeris (vulgari italico sermone de la Scala appellatis), Veronam territoriaque identidem ei addita gubernantibus, et de Carrarensibus (vulgari italico sermone de Carrara nuncupatis), Paduam eiusque regionem moderantibus, et de Caminensibus (vulgari italico sermone da Camino denominatis), Tarvisium terrasque ei adiunctas regentibus.

Aquilegensem Patriarchatum merito praetermittendum opinamur, quia eius gubernandi ratio illis notis caret, quas Dominatibus peculiares esse diximus, saltem in Italia. Nam Aquilegensis Patriarchatus, cuius quamquam territoria in Venetiarum Rem Publicam ventura erant, cuius quoque caput et arx in Veneta Terra Firma fuit, neque a superioris Communis commutatione ortus est, neque, ut Commune, plerumque antiquis temporibus, regimen urbanum fuit. Praeterea Aquilegensis Patriarcha feudali iure et nomine usus est, minime imperio potitus, potestatem finitam exercuit, neque superioris regiminis speciem ac nomen immutavit, sed servavit, cum ceteri Dominatuum conditores rectoresque plane alia agerent. In Patriarchatu acer pollensque vir tum non fuit, qui progeniei constantia et proposita servaret et stabilem rem efficeret, qui infestas factiones cohibere ac subicere posset. Etenim Patriarchalis dignitatis collatio commoda Patriarchatui semper aliena explebat. Nullus Patriarcha civium ordines in subditorum ordinem, subiectorum summo arbitrio in Dominum unum congesto, convertere consecutus est. Ergo in Aquilegensis Patriarchatus gubernandi genere nihil proprii italicorum Dominatuum deprehenditur, externa omnia contra fuerunt.

Quaestio III. De difficultatibus in Dominatuum documentis reperiendis

Hominum proposita, saepius quam iacturae casusque, fere tota Dominatuum tabularia, praesertim ad rei publicae secreta pertinentia, deleverunt. Quae cum ita sint non emittentium, sed potius accipientium documenta nobis investiganda sunt tabularia: inventio igitur manca, inordinata, saepius fortuita est. Quia investigantes mutilos exitus eventusque adhuc adepti sumus, non conclusiones sed tantum ad perscrutandam ampliandamque initam viam quaedam incitamenta oblaturi sumus. Documenta tantum indubie authentica inspeximus, quae certam preaeberent regulam ad documenta, ab iisdem emittentibus prolata, diiudicanda ut authentica.

Dominatuum in Veneta Terra Firma documenta perraro pro rei diplomaticae doctrina excussa sunt. Cum vero huiusmodi inspectio peracta esset, accuratius [p. 507] extrinsecae notae pertractatae sunt, quandoque etiam intrinsecae, sed inter has praecipue quae in aperiendo et in claudendo documento rigidissimae videntur. Ex intrinsecis quoque notis quae iuridicam documenti substantiam patefaciebant pro nihilo habitae sunt, modique ipsius iuridicae substantiae verbis manifestandae eandem aestimationem consecuti sunt. Utrasque immo huiusmodi intrinsecas notas principem et perefficacem viam ad documentum ut authenticum diiudicandum existimamus. Praeterea notae ipsae, excellenti pro re diplomatica successu, comparari possunt cum rei publicae institutis, iuribus, legibus eorundem temporum locorumque, quibus documenta genita sunt.

Quamquam pleraque documenta, quae inspectavimus, sub exempli specie tantum tradita sunt, hac de causa eorundem documentorum intrinsecas notas unice perscrutari possumus, tamen, harum quoque notarum praesidio tantum, in rei diplomaticae fines nos progressuros esse pro certo habemus. Cum autem nullus nobis cognitus vir doctus neque obiter neque ex professo tractavisset qua ratione in Terra Firma Veneta Dominatuum omnium officia ad documenta expromenda conformata essent, nos e documentis ipsis aliquot notitias de processu in documentis Dominatuum absolvendis educere conati sumus. Quapropter ne de hac re quidem notitiae expletae erunt. In promptu posituri sumus tantum notas documentorum ab unoquoque Dominatu prolatorum singulariter proprias. E ceteris notis acrius perspectis comparatisque mox allaturi sumus tabellas, in quibus notae omnes documentorum Dominatuum disponentur.

Quaestio IV. De Scaligerorum documentis

Scaligerorum Dominatus Veronae caput arcemque constituit, imperium exercuit ab anno p. Ch. n. millesimo ducentesimo sexagesimo tertio usque ad annum millesimum trecentesimum octogesimum septimum: ergo Dominatuum in Veneta Terra Firma diutissime perduravit.

Eventus e quibus Domini tabularia sublata sunt non investigavimus, neque percensuimus tabellionum tabularia ut cognosceremus num tabelliones in tabulariis suis aliquot vel omnia a Dominis prodita documenta asservavissent. Aliquot veronensium familiarum tabularia, quae in veronensi Rei Publicae Tabulario reposita sunt, documentorum copiam satis ostenderunt2.

A) Ministri processusque ad documenta expromenda

Originalia missa documenta, a nobis inspecta, nihil de processu probant, quo Domini voluntas in documento defigitur. Ab iisdem documentis cancellariae [p. 508] ministros omnes tabelliones fuisse scimus. Adhuc verum minime recognovimus utrum ii in Scaligerorum cancellaria unice egissent an pro privatis quoque hominibus simul operam navassent. Qua de quaestione investigaturos nos esse speramus.

B) Documentorum genera

Inter documenta a Scaligerorum cancellaria producta genera discernere quattuor possumus.

Primum est de privilegiis, quibus cancellaria iura constituebat, saepe „speciali gratia‟. Tamen constitutio implicite fiebat etiam alio documentorum genere, de quo infra.

Secundum pertinet ad epistulas sollemnes, iis plerumque Domini decreta nuntiabantur, sed saepe eodem documentorum genere iura constituebantur. In privilegiis promulgatio e praecepti clausula unice apparet, in epistulis autem, saepenumero patentibus, praeceptum est, ex iuridici facti natura, documenti princeps propositum, cum iurium constitutio tamquam antecedens factum sit.

[p. 509] Tertium genus continet epistulas simplices: hae epistulae, rarius patentes, a Domino adhibebantur ut rei publicae interna regeret; iisdem non numquam epistulis Dominus nutum suum et ad certum et ad incertum tempus efficacem praescribebat.

Quartum de instrumentis simpliciter a tabellionibus confectis est; quibus documentis Dominus utebatur ut potestates a privato iure sibi tributas excerceret in bona plerumque sua, ut documenta e gentium iure adprobanda accipiendaque perficeret, ut praescriptiones „de Domini mandato‟ ad rem publicam administrandam conficeret.

C) Documentorum extrinsecae et intrinsecae notae

Privilegia originalia omnia quae vidimus scripta in rectis membranis, elegantissimis percultisque litteris, cereoque rubro sigillo cordulis sericis de plica pendentibus supenso obsignata sunt. Inter ea unum tantum privilegium, donationem ecclesiasticae corporationi ostendens, arengam (id est exordium) profert, quae intitulationem, more tabellionali, praecedit. Effusa est intitulatio consulto, in qua numquam „Capitaneus et Dominus generalis‟ abest, cuius amplificationes crebro commutantur, neque semper ob subactarum terrarum mutationem. Dispositio semper incipit studiose repetens iuris fontem, quo disponendi animus legitimus fit, adseverando „ex nostri capitaneatus officio et de nostra plenitudine potestatis et ex certa scientia‟. Dominus etiam Communi Veronensi, a quo ipse creatum se esse aliquando dicit, clausulam prohibitionis imponit, se illo maiorem praestans. Datatio formula „actum et datum (…) per manum‟ exprimitur. Numquam documentum se ipsum privilegium nuncupat, sed potius „series, rescriptum, gratia‟; cancellaria tamen ob formam aut ob documenti iuridicam substantiam eorum nominum quodvis adhibet.

Epistulae sollemnes quoque easdem intrinsecas notas, quas privilegia, ostendunt. Notificatio praestantem locum tenet. Documentum „litterae‟ se ipsum nuncupat, etsi conferens in perpetuum „gratiam, concessionem et donationem‟ in Dominatus territoria, semper suomet genere se „notitiam‟ aperit. Reliquae epistolarum sollemnium formulae simillimae privilegiorum sunt.

Epistulae simplices, saepe patentes, et in membranis et in xylina linteave charta descriptae sunt. In originalibus huiusmodi documentis, quae inspeximus, quorum duo adhuc inedita sunt, manus ductusque praebent perdecora. Cereum sigillum adhaerens in medio documento et proxime expletae scripturae affigitur. Sigilli forma autem non immediate super ceram imprimitur, sed inter formam et ceram inseritur quoddam xylinae linteaeve chartae fragmentum diligenter [p. 510] circumcisum. Mos apud nonnullas cancellarias servabatur: exempli gratia apud Domini Mantuani et Domini Mediolanensis cancellarias. In intitulatione tantum praestantissimus e titulis praescriptus est. Dispositio non semper potestatis principium originemque commemorat, rogatarium quandoque roboratio indicat, datatio constanter ostendit „actum et datum‟ formulam, quaevis subscriptio deest.

Quaestio V. De Carrarensium documentis

Perpauca documenta a Dominis Carrarensibus prolata supersunt. Carrarenses Paduam eiusque regionem, perbrevibus intermissis temporibus, ab anno p.Ch.n. millesimo trecentesimo duodevigesimo usque ad annum millesimum quadringentesimum quintum rexerunt.

Ut quae Carrarensium documenta supersint reperiantur, accipientium tabularia praecipue exploranda sunt. Nihilominus documenta ea ex alio copiosissimo fonte eruere possumus: idest ex instrumentorum libris a tabellionibus confectis. Quibus in libris, optimo iure cancellariae denominandis, documenta Domini iussu confecta cum documentis privatorum rogatione perscriptis commiscentur. Nam pro certo habemus tabelliones, in cancellariam ad Dominorum documenta perficienda de more vocatos, simul munus pro privatis quoque sustinuisse. Tabellionum libri a Dominis edita documenta non omnia asservant, tamen dubitare non possumus quin documenta omnia ibidem descripta authentica plane sint.

Quapropter intrinsecae Carrarensium documentorum notae, quas e tabellionum libris deprompsimus, peridonea subsidia sunt ut in posterum diiudicemus eiusdem generis documenta3.

[p. 511] A) Ministri processusque ad documenta expromenda

Nobis tandem dicendum est munus conficiendi documenta unice tabellionibus, imperiali aut apostolica auctoritate praeditis, a Dominis creditum esse. E subscriptionibus tabellionum progressum per officiorum gradus, quorum supremus protoscriba erat, persequi possumus.

[p. 512] Carrarensium tabularia saltem duas subierunt eversiones, quibus fere omnino exinanita sunt. Inter exstantia Dominorum Carrarensium documenta liber continens octingentas undeoctoginta epistulas, minime secretas, ab anno p.Ch.n. millesimo quadringentesimo secundo usque ad tertium eiusdem saeculi annum conscriptas, ceteris praestat4. Iter ad talia documenta conficienda libro ipso penitus perspicimus. In eo enim prima sola littera denotantur in cancellaria ministrantium nomina: id est et epistulam committentis, qui saepius Domini consiliarius erat, et dictantis, et emendantis, et perscribentis. Antequam originalis mittenda epistula mitteretur, cancellariae ministri eam in libro transcribendam curabant, namque in libri margine apud aliquas epistulas annotatur „non missa, refecta, cassa‟. Liber saepe etiam de epistulas transmittendi modo notitiam praebet. Insuper optimus Carrarensium documentorum fons est Chronica, quae „secunda Carrarensium‟ inscribitur, quia documenta permulta et plurimi existimanda, ex ipsorum Dominorum deperdito tabulario descripta, continet5.

B) Documentorum genera

Etiam in Carrarensium cancellaria quattuor documentorum genera perspeximus, quae minimis differentiis genera Scaligerorum documentorum fere duplicant. Plerumque cancellaria epistulis simplicibus et patentibus usa est ut officiis iudicum causas delegaret. In quibusdam tabellionum libris supplicationum exempla invenimus, quibus in margine inscriptum erat „fiat, fiat per unum annum, pro nunc suspendatur‟. Adhuc ignoramus utrum annotationes transcriptae sint in originali supplicatione ad supplicem reddenda, Papae curiae more, an documentum ad hoc perscriptum sit, ubi voluntatis annotationes claris verbis exprimerentur.

C) Documentorum extrinsecae et intrinsecae notae

Cum extrinsecis et intrinsecis notis Dominorum Carrarensium documenta simillima Scaligerorum documentis eiusdem generis sint, nonnullas tantum differentias illustrare malumus.

In privilegiis postremorum Dominorum Carrarensium intitulatio adulationibus amplificatur. Dominus, qui numquam ab Imperatore dux creatus erat, quamquam fuit „pro Romano Imperio Vicarius‟, dux appellatur, quasi callide [p. 513] „Capitaneus‟ nomen verteretur. Alibi Dominus appellatur „Magnificus et potens Dominus dominus Franciscus de Carraria, heröum domus ipsius Carrarensis, civitatis et districtus Paduae septimus Dominus et Capitaneus generalis‟.

Pertinentiae clausula ad dispositionem attinens maxima post scriptum totum evidentia ponitur et formula „Haec sunt bona‟ introducitur. Roboratio saepe minutissime sigillum pendens apponendum describit. Una tantum epistula clausa, sub originalis epistulae missae forma, reperta est, in qua intrinsecae notae perexquisite cum posteriorum epistularum in libro transcriptarum intrinsecis notis congruunt.

Quaestio VI. De Caminensium documentis

Viri Caminensium Superiorum stirpe nati Tarvisium et Tarvisinum territorium ut suum praecipuum Dominatum rexerunt per undetriginta annos tantum, ab anno p.Ch.n. millesimo ducentesimo octogesimo tertio usque ad millesimum trecentesimum duodecimum annum.

A) Ministri processusque ad documenta expromenda

Perpauca documenta a Dominis Caminensibus prolata reperta sunt, nam post Dominatus eversionem novi magistratus „non habebant aliquas scripturas, cum omnes fuerint laceratae‟ propter odium in Dominos, ut magistratus ipsi scribunt. Quod ad hunc Dominatum attinet nobis inquirenda sunt et accipientium tabularia et praesertim tabellionum tabularia, quia Tarvisini tabelliones, ut Patavini, simul pro Domino et pro privatis operam dabant6.

[p. 514] B) Documentorum genera

Unum tantum documentum cognoscimus a Domini Tarvisii cancellaria productum. Hoc, forma missi privilegii, transcriptum legimus in Libro Commemoriali Venetiarum Rei Publicae, a quo comperimus originale documentum e viridi cera sigillo obsignatum esse7. E tabellionum libris praecipue, et ex ipsis documentis missis legimus universa Caminensium documenta tantummodo et usque per tabelliones perfecta esse. Si a Domino emissum documentum iuridici negotii auctorem „in camera suorum tabellionum‟ agentem probat, cancellariam stabilem iam constitutam esse inferre nobis licet8. Quae opinio firmatur cum in cuiusdam tabellionis tabulario sit liber, perexiguus liber, octo paginis tantum compositus, tamen pretiosus valde, cui titulum „Liber gratiarum Domini‟ indere possum9. Nam, licet in tabulario cuiusdam tabellionis asservetur, nihilominus in eodem libro nonnulli tabelliones conscribunt, ita ut conicere possimus librum hunc vere Cancellariae proprium fuisse, in quo ex argumenti similitudine plures tabelliones acta inscriberent. In margine fere omnium gratiarum in libro inscriptarum littera „F.‟ annotata est, ut, meo quidem iudicio, originale mittendum documentum factum esse significaret.

C) Documentorum extrinsecae et intrinsecae notae

Praeter quod supra diximus de Caminensium privilegio inserto in Commemoriali Venetiarum Libro, nihil adicere possumus, nisi, de extrinsecis notis, sollemnissima Caminensium documenta in membranis conscripta esse. Intrinsecis e notis unam advertimus ut huius cancellariae moris propriam: et in tabellionum libris etiam in documentis missis, in tabulariis accipientium asservatis, auctoris nomen fere usque sola prima magna littera puncto breviante scribitur. Inusitatus mos, quod ad documenti auctorem pertinet, apud Dominorum Venetam Terram Firmam gubernantium cancellarias, usitatissimus [p. 515] vero in Summi Pontificis curiae epistulis fuit. Iuridici negotii nomen constanter stricteque congruit cum iuridica substantia, quam auctor vult.

Quaestio VII. De imitatione

Concordias quasdam iam animadvertimus assiduas, denotantes et documentorum praecipue coincidentia genera, et similes extrinsecas intrinsecasque notas crebro, et rogatarii eandem naturam. Quae convenientiae significare possunt, ut nobis videtur, iisdem necessitatibus potius quam mutua imitandi intentione documenta creata esse similia.

Dominatuum Venetae Terrae Firmae cancellariae neque cancellarias maximarum Potestatum, id est Papae aut Imperatoris, imitatae sunt, neque Venetiarum cancellariae mores receperunt, quamquam Venetiarum Res Publica e ceteris Principatibus proxima ac decore et clarissima celebritate praedita fuit, tamen Venetiarum Res Publica, ut Petrarca scripsit, vere „alter mundus‟ permansit10.


1 Verbo „Commune‟ significamus, ut de more, publici regiminis formam, quae praesertim in nonnullis septentrionalis mediaeque Italiae urbibus a XI p.Ch.n. saeculo ad XIV saeculum viguit.

2

Quae Scaligerorum documenta adhuc pervidimus.

Veronae. Archivio di Stato.

– Tabularium Familiae Bevilacqua Scaligeri.
– involucrum 47, dipl.11335 oct. 31
21336 dec. 16
71352 aug. 18
9 (?)1354 nov. 18
811354 aug. 19
– involucrum 99, num.1 a1292 iun. 19
b1306 iun. 28
c1321 aug. 7
31332 nov. 8
41338 nov. 21
61347 mar. 26
101369 iul. 16
– Tabularium Familiae Malaspina
– involucrum 10, num.11328 sep. 16
– Tabularium Familiae Zileri Dal Verme
– involucrum diplomatum, num.7 (ined.)1351 mar. 22
8 (ined.)1351 iul. 2
– Tabularium Monasterii Sanctae Catarinae martyris Veronae
– involucrum diplomatum, appendix, 41331 iul. 10
– Tabularium VIII: varia (probabiliter ex Tabulario Monasterii Sanctae Catarinae martyris Veronae)1351 iul. 8
3

In Carrarensium Dominorum documentis investigandis ducti doctique sumus a claris Patavinis auctoribus, qui inferius nominantur. Andrea Gloria. Intorno ai diplomi dei principi da Carrara. Padova, 1859. Idem. Sull’epistole della Repubblica di Padova e dei principi da Carrara … Ibidem, 1859. Vittorio Lazzarini. Due sigilli di Francesco Novello da Carrara. Ibidem, 1900. Non omnia documenta, de quibus auctores praedicti mentionem fecerant, invenimus, cum probabiliter collocandi ratio mutata esset. Quae documenta Carrarensium adhuc pervidimus:

Paduae

– Bibliotheca Civica
– B.P. 990 I–II. Collectanea Familiae Papafava-Carraresi documentorum.
– Archivio di Stato.
– Collectanea Diplomatica
num. 7471/A1346 iun. 10
num. 77051350 iul. 7
num. 80431360 sep. 2
num. 80691361 iul. 9
num. 85001371 mai. 19
num. 87361376 mai. 14
ad diem, hactenus extra indicem1382 iul. 6
num. 89891383 apr. 3
ad diem, hactenus extra indicem:
huius documenti cancellariae originalis breviata forma adest in Zilii de Calvi tabellionis Libro
instrumentorum V, c. 128 r.-v.1384 apr. 27
num. 90311384 aug. 25
num. 92411391 feb. 26
num. 92551391 mai. 22
num. 92601391 iul. 7
num. 95341398 mai. 18
– Collectanea Coronae
num. 25061365 iul. 8
num. 33791366 ian. 18
num. 3943/I1366 iun. 28
num. 47661370 mar. 8
num. 33921391 aug. 16
num. 34031402 iul. 7
– Tabularium Familiae Lion
– membranarum involucrum 1, num. 531399 dec. 19
– Tabularium Familiae Zabarella
– membranarum involucrum 11403 iul. 23
Tabularia non omnium tabellionum officiorumve, tempore Dominorum Carrarensium agentium, inspeximus: sed tantum eorum de quibus inferius dicimus, et tabularia haec ne in totum quidem examinavimus.
– Tabularium tabellionum
– Zilius de Calvis
– Franciscus de Fossadulce
– Iohannes de Stufa
– Bandinus de Brazzi
– Tabularium Officii Sigilli
– Tabularium Officii Draconis
Veronae
– Archivio di Stato
Tabularium Familiae Bevilacqua Scaligeri involucrum 47, dipl. 121393 apr. 16

4 Venetiis. Bibliotheca Divi Marci. Ms. lat. cl. 14 n. 93 (= 4530). Edidit integre et accuratissime: Ester Pastorello. Il copialettere della Cancelleria Carrarese. Venezia, 1915.

5 Ibidem. Ms. lat. cl. 10 n. 381 (= 2802).

6

Opus de Dominis Caminensibus optimum et unicum hactenus, quod summopere nos adiuvit est „Giovanni Battista Picotti. I Caminesi e la loro Signoria in Treviso dal 1283 al 1312. Roma, 1975. Edizione a cura di Giovanni Netto‟.

Quae Caminensium documenta adhuc pervidimus.

Tarvisii

– Archivio di Stato
– Tabularium antiqui Hospitalis
– involucrum 10, membrana 150591298 feb. 27
– involucrum 63 (olim 56) membrana 74221312 iul. 8
– Tabularium Monasterii Sancti Pauli Tervisii, involucrum membranarum 41308 feb. 8
Tabularia non omnium tabellionum monasteriorumve, tempore Dominorum Caminensium agentium, inspeximus: sed tantum eorum de quibus hic dicimus, et tabularia haec ne in totum quidem examinavimus.
– Tabularium tabellionum
– Desideratus de Franchino
– Gabrielis de Villa
– Vendraminus de Riçardo
7
Venetiis. Archivio di Stato. Libri Commemoriales I c. 146 v.1309 feb. 13

8 Tarvisii. Bibliotheca Capituli Aedis Cathedralis, membranarum involucrum 2, fasciculus 29, num. 2 (secundum: Picotti, cit., pagina 206, annotatio 2) 1308 mar. 11.

9 Tarvisii. Archivio di Stato. Tabularium tabellionum. Desideratus de Franchino, involucrum 1 (olim: 1/3 n. 5). 1303 iul. 6-sep. 26. In libro adest quoque documentum illatae gratiae forma originalis mittendi insertum et a tabellione subscriptum nomine signoque.

10 Amplissimas gratias pro collatis erga se beneficiis auctor memori animo persolvit Laurae Castellazzi, Ritae Collavo Baggio, Cunrado Corradini, Johanni Franco, Lucio Puttin, Raphaëlae Tursini.

[p. 517] Cancilleria señorial de Albarracin (1170–1294) (Tafel XIV–XX)

Este estudio sobre la „Cancilleria señorial de Santa María de Albarracin‟ se ha propuesto un ensayo sobre diplomática señorial, tema en general desatendido en la bibliografía, especialmente la española.

Se ha partido de la recopilación de documentos generalmente ya conocidos por la historiografía y que ya dio a conocer en 1959 MARTIN ALMAGRO BASCH en su Historia de Albarracin y su sierra: III El señorio de los Azagra, aunque no examinados desde la perspectiva de la diplomática.

La moderna diplomática se preocupa del encuadre de la documentación en el ambiente que la produjo, pues este en gran medida deja sus huellas en aquella, a la vez que añade a los fines específicos de la investigación del diplomatista, la valoración de los documentos como fenómeno significativo de la cultura.

Por ello al analizar la diplomática señorial de Albarracin, se ha juzgado conveniente presentar un panorama histórico que apunte la génesis del señorío y las líneas maestras de su historia durante los años en que gozó de personalidad política independiente.

De ahí las dos partes de este estudio: la primera dedicada a tales postulados históricos y que recorre las vicisitudes del señorío de Albarracin hasta su ocaso tras el gobierno de los señores de la casa Azagra; y la segunda dedicada a la documentación señorial en la que tras un detallado análisis diplomatístico de una cuarentena de documentos azagrenses acompañados de oportuna antología fotográfica de ejemplares de la tradición original, se proponen unas conclusiones definitorias de lo que dan de sí estos fondos de archivo para conocimiento de las cancillerías señoriales medievales.

I

Los Postulados Históricos
  • Génesis del señorío de Albarracín

  • El lina je de los Azagra

  • [p. 518] Pedro Ruiz de Azagra, primer señor de Albarracín (1170–1186)

  • Fernando Ruiz de Azagra, segundo señor de Albarracín (1186–1196)

  • Pedro Fernández de Azagra, tercer señor de Albarracín (1196–1246)

  • Alvaro Pérez de Azagra, cuarto señor de Albarracín (1246–1260)

  • Teresa Alvarez de Azagra, quinta señora de Albarracín (1260–1295)

Genesis Del Señorío De Albarrcín

En el macizo ibérico, en una serranía propicia a independencia se asentó desde 1010 un estado independiente musulmán, propiedad de la familia bereber de los Ibn-Razín; en 1104 sería incorporado a los dominios almorávides, hasta que expulsados estos de Valencia en 1145, reyezuelos de levante lo disputaron para recaer finalmente en poder de Abu Abdallah Mohamed ibn Merdanis, rey de Murcia, conocido por el Rey Lobo.

Este enclave entre castellanos, aragoneses y aun navarros era campo de expansión para los reyes cristianos y concretamente Alfonso I de Aragón y Navarra lo pretendía al menos desde 1122, época en que el aragonés había ocupado Molina de Aragón y el valle del Jiloca hasta Singra.

Esta tierra se llamaba Santa María de Oriente entre musulmanes, y Albarracín entre cristianos; era refugio de gentes huidas de otras tierras y poseía un núcleo de cristianos. El rey Lobo, señor de Albarracín y del Levante hispano, había nacido en Peñíscola, descendiente de familia cristiana islamizada (los Martinez o Ibn Mardanis). Pese a las apetencias aragonesas que deseaban Albarracín será un señor navarro quien ayude al rey Lobo en sus contiendas contra almohades: se trata del estellés Pedro Ruiz de Azagra quien con gentes navarras sirve en Murcia los años 1164 a 1170 los intereses del rey Lobo. Este vió en el navarro ocasión para mantener una cuña cristiana entre sus enemigos aragoneses y castellanos, y pretendió rehacer la antigua taifa árabe cediéndola al Azagra.

Albarracín cedida al señor navarro, se repoblará de gentes cristianas (de ahí los viejos linajes Ocón, Marcilla, Santacroche, Doñate, Echauri, Segura, etc.) que sirven como mercenarios al rey de Murcia contra almohades unas veces asociados a castellanos, y otras a aragoneses.

El Linaje De Los Azagra

Los antecedentes de la dinastía Azagra, señora de Albarracín se hallan en un linaje navarro, probablemente estellés, encarnado a fines del siglo XI por Lope Garcés. Este es un personaje de tiempos de Pedro I rey de Aragón y Pamplona, tenente de la honor de Ayerbe en los años 1098–1105, distinguido [p. 519] por su esfuerzo militar con posesiones en Aragón (como unas casas en Pueyo en noviembre de 1100), participante en la conquista de Velilla de Cinca por Pedro I y en sucesivas campañas militares de Alfonso I que le valieron posesiones en Tarazona, Borja y Ejea de los Caballeros, además de las que tenía en Navarra y que detalla su testamento de 1120.

De este testamento de Lope Garcés junto con su esposa María, parece desprenderse que esta era navarra por lo que dejaba propiedades del matrimonio sitas en el reino pamplonés a los monsterios de Irache y Leire y a la iglesia de Pamplona; y cabe imaginar a Lope Garcés como aragonés, oriundo de Ayerbe, aunque políticamente aparezca vinculado con Estella; no extraña así que distinga en su testamento a San Juan de la Peña, en Aragón, monasterio que elige para su sepultura. Pudo pues Maria la navarra ser la que aportó al matrimonio tierras en Grocín, Sorlada, Villatuerta, Funes y Villafranca de Navarra; y proceder de Lope el marido aragonés Marcuello, Murillo de Gállego, Agüero y Biel.

Del matrimonio Lope y María quedaron al menos dos hijos Rodrigo y Gonzalo de Azagra. Este segundo, Gonzalo, segun la documentación conocida, estuvo vinculado estrechamente con tierras navarras. Así, fue señor de las tenencias navarras de Funes (1140), Ablitas y Monteagudo (1143–1157) y Tudela (1152–1158), tenencia esta ultima que compartía con su hermano mayor Rodrigo. Casó con María de Morieta con la que tuvo varios hijos, al menos Pedro, Rodrigo, Martín y Teresa. Moría en 1158. Fue enterrado en Santa María de Tudela.

Tuvo alguna vinculacion con Aragón, al menos Ramiro II le había dado heredad en Arguedas, segun recuerda en 1147.

Pero quien nos interesa es su hermano mayor, primogénito de Lope Garcés y María, como cabeza de los sucesivos Azagra señores de Albarracín. Su tracto vital está documentado durante los años 1130 y 1156. De sus padres había recibido heredades en Aragón y en Navarra; las de Aragón se encargarían sus hijos de regalarlas a la orden del Temple, de la que era devoto, sitas en Tarazona, Borja y Ejea; las de Navarra le valdrán importante papel político durante los reinados de García Ramirez el Restaurador y Sancho VI el Sabio: así detentó tenencias como las de Valtierra (111), Estella (1143) y Tudela, estas últimas hasta el fin de su vida.

La vinculación con Castilla se debe a circunstancias bélicas: Rodrigo acompañó a García Ramirez de Navarra en la hueste contra los almorávides y Alfonso VII le premió su colaboración en la conquista de Baeza en 1147, regalándole la villa de Alcanadre (Logroño) y más tarde la de Aradón, en 1155.

Gran devoto de la orden del Temple, le regaló en vida alguna de sus propiedades: así la de Aradón y la de Alcanadre ya citadas.

[p. 520] Casado con Toda López hija de un rico hombre aragonés llamado Lope Garcez, homónimo pues de su padre, que fue señor de Pedrola y de Alagón y marido de María de Pallars (hija de Artal Mir conde de Pallars y de Lucía de La Marca), fue padre de varios hijos: Pedro, García, Martín, Gonzalo, Rodrigo y Fernando.

Pedro el mayor será el primer señor de Albarracín; García parece se vinculó a tierra de Estella, lo mismo que Martín, propietario de Desojo; pero este cayó en el área de influencia castellana. terminando como maestre de la orden de Calatrava; Gonzalo vivió en la corte castellana de Alfonso VIII; Rodrigo siguió vinculado a Navarra y Fernando será tras la muerte de su hermano mayor Pedro, el segundo señor de Albarracín.

Rodrigo Pérez de Azagra debió morir tras agosto del año 1156.

Pedro Ruiz De Azagra Primer Señor De Albarracin (1170–1186)

Esta familia casi legendaria, los Azagra, será la creadora de un señorío independiente enclavado entre poderosos reinos medievales hispanos. Fue familia que caprichosamente fue vinculada por cronistas poco documentados y amigos de lo casi legendario a sucesos de notoriedad, como el surgimiento del reino cristiano aragonés de Valencia, cuando gestaba sus primeras andaduras el conquistador Ruy Diaz de Vivar.1

Castilla y las ambiciones del arzobispado de Toledo, dieron base a la independencia de Albarracín en manos del caballero navarro Pedro Ruiz de Azagra, al menos desde 1170.

La independencia política surge al ceder la plaza el rey Lobo de Murcia, a cambio de servicios militares, al Azagra.

La personalidad eclesiástica nace en 1172 al crearse obispado de Albarracín dependiente del arzobispado de Toledo.

Nació como enclave entre Aragon y Castilla; sus soberanos se titularán „vasallos de Santa Maria y señores del Albarracin‟, manteniendo su independencia gracias a las rivalidades entre aragoneses y castellanos en su expansión hacia el sur.

Pedro Ruiz de Azagra, primer señor de Albarracín enérgico, audaz, hábil, inspirará su conducta política en el modelo de su antiguo señor el rey Lobo de Murcia y en su soberano natural el rey Sancho VI el Sabio de Navarra. Su vinculación política con este último era evidente: así durante toda su vida detentó [p. 521] la tenencia de Estella y accidentalmente la de Tudela. Sin embargo Pedro Ruiz residirá en la corte de Castilla acompañando al rey Alfonso VIII. Pues sus gustos e intereses políticos le convirtieron en señor castellano de adopción, línea de conducta que heredarían sus descendientes. Por ello el Azagra recibió distinciones y heredades del rey castellano, por ejemplo unas casas en Toledo en 1166.

Pero Alfonso II de Aragón se empeña en absorber la tierra de Albarracín: busca un aliado espiritual, el poderoso obispado de Zaragoza al que en marzo de 1170 concede la iglesia de aquel territorio y sancionando el hecho Alejandro III en enero de 1171 emplazaría al señor de Albarracìn para que diera posesión de la iglesia serrana a Pedro Torroja obispo de Zaragoza. Llama el papa al Azagra „nobili viro P. Rodriz‟. La cuestión determinó al Azagra a marchar a Roma para defender la independencia diocesana de Albarracín, logrando que Alejandro III en enero de 1172 comisione a Pedro de Artajona, prelado de Pamplona para estudiar los deseos de independencia respecto de Aragón.

Y como al parecer los deseos del Azagra parecían inalcanzables, Pedro Ruiz por orden del papa fue excomulgado por el prelado de Pamplona, caso de que se negase a entregar la iglesia de Albarracín al prelado de Zaragoza.

El rey navarro aprovecha la ocasión para atraerse al Azagra, a quien devuelve el señorío de Estella. Es todo un juego arriesgado para mantener la independencia de Albarracín. Acercamiento pasajero, porque cinco años más tarde en el mes de octubre de 1175 el Azagra pactaba con Fortún de Tena un préstamo de mil morabetinos durante un año, recibiendo en garantia de este los castillos conquenses de Huélamo y Monteagudo [de las Salinas] que en ningún caso podrían recaer en el rey de Castilla. Y Fortún de Tena a su vez prometía no vender tales castillos al rey de Aragón o súbdito de este, sin que tales compradores hicieran previo homenaje a Pedro Ruiz. En 1177 el aragonés le concedería el señorio de Daroca, sin duda en premio al desnaturamiento del Azagra de su condición navarra. Pero con otro espectacular giro del Azagra, que en 1179 milita en la órbita de Castilla y figura suscribiendo muchos documentos de Alfonso VIII desde 1179 hasta 1184: „Petrus Roderici de Azagra‟.

Este giro pro castallano había sido favorecido además porque en marzo de 1176 Cerebruno arzobispo de Toledo, declaró la consagración de la diócesis de Albarracín como Arcabricense, pero ahora reconocía que según la división del rey Vamba, debía llamarse Segobricense; por lo demás esto indica cómo la diócesis de Segorbe o de Albarracin, se consideraba adscrita a la iglesia Toledana, es decir, a Castilla.

Juego dificil el del señor de Albarracín para mantener su independencia, pues al fin Aragón y Castilla pactarán en octubre de 1185 en la villa de Berdejo un tratado de amistad, con cuyo motivo el aragonés entregaba Berdejo al [p. 522] castellano y este Ariza al aragonés; y al mismo tiempo Alfonso VIII cedía a Alfonso II el castillo de Albarracín porque Pedro Ruiz de Azagra le había mentido en el pacto hecho con él; se compromete a ayudarle para adquirirlo. Alfonso II cede al castellano cuantos castillos y heredades tiene Pedro Ruiz, para cuya adquisición le promete tambien ayuda. Si Pedro Ruiz se niega a tener tregua con el rey castellano, el aragonés accede a que este le dañe cuanto pueda. Tambien Alfonso II promete al castallano ayuda contra el rey de Navarra; y se entregan mutuas prendas en garantía de los pactos. Con todo, Albarracín mantiene su independencia política respecto de los reinos limítrofes. Y en enero de 1186, en Agreda pactan Alfonso VIII de Castilla y Alfonso II de Aragón no ayudar ni recibir a Pedro Ruiz de Azagra y parientes, exceptuado el caso de su hermano Gonzalo Ruiz vasallo de Alfonso VIII.

Es el año en que enfermo el señor de Albarracín muere un 16 de noviembre.

Fernando Ruiz De Azagra Segundo Señor De Albarracín (1186–1196)

El segundo señor de Albarracín fue Fernando Ruiz de Azagra (años 1186–1196). Pedro Ruiz su predecesor, no dejó heredero directo, pues le premurió su hijo Sancho. Así que el señorío fue heredado por el hermano de Pedro, Fernando, cuya orientación política venía determinada por su fidelidad y vasallaje al rey de Aragón.

Quedan noticias documentadas de Fernando durante los años en que su hermano mayor era señor de Albarracín: aparece en algún documento de Alfonso VIII de Castilla como confirmante, acompañando a su hermano Pedro („Ferdinandus Ruiz frater eius‟) por ejemplo en 1170 en una donación del rey de Castilla a su esposa Leonor Plantagenet; y desde 1177 parece que se cuida de las tenencias navarras de los Azagra y durante algun tiempo figura residir en Daroca.

Cuando en 1186 sucede a su hermano en el señorío de Albarracín, pese a su amistad con Alfonso II de Aragón nunca abdicará de la soberanía sobre Albarracín, del que será señor durante un decenio. Por lo demás para el rey aragonés la circunstancia de que Fernando Ruiz, sea amigo suyo, unido a sus precupaciones por los problemas ultrapirenáicos, le inducen a despreocuparse momentáneamente de sus roces con Castilla por causa de Albarracín. Las pretensiones de Castilla y Aragón sobre el señorío independiente de Albarracín, cobran cuerpo en el pacto entre Alfonso VIII de Castilla y Alfonso II de Aragón, quienes en septiembre de 1187, acuerdan en Sauquillo: que Alonso II reciba por vasallo al Azagra si este en dos años le entrega Albarracín; el aragonés comunicará al castellano la composición que haga con Azagra y dará su [p. 523] asentimiento. Queda absuelto Alfonso VIII del compromiso de auxiliar a Alfonso II contra Azagra durante dos años, y pasado este bienio deberá volver a prestarle tal auxilio. Pasados dos años sin venir a convenio Alfonso II y Azagra, el castellano cesaría en la obligación de ayudar al aragonés contra Azagra y no podrá aceptarlo como vasallo sin previo conocimiento del castellano. Tras los dos años, este pacto se quemará y el aragonés deberá ayudar al castellano contra Azagra.

En abril de 1189 distinguía a su querido vasallo Lope de Barea regalándole Santracroche y Villalba mas unas casas en Albarracín que habían sido de Homan y Juceph (probablemente dos moros); y en este documento declárase „dominante in Aragone‟ por mano de su señor el rey de Aragón desde las partes de la ciudad de Tarazona hasta las de los paganos hacia Teruel; en esta zona de Teruel dominaba precisamente el beneficiario Lope de Barea por mano de Fernando Ruiz de Azagra; documento además interesante para saber nómina de gentes de Albarracín.

Poseemos de Fernando Ruiz varios testamentos extendidos desde 1190 a 1194. El primero otorgado en Daroca en 21 de julio de 1190, muestra por su formulario, que el testador está soltero; y tiene el interés político de que cede Albarracín a la orden de Santiago, en la que se ofrece a profesar, aunque todavía no lo ha hecho, por lo que si antes de la profesión falleciera dispone lo entierren conforme a las normas de los santiaguistas.

Pero su estado cambia, pues en 1191, y antes de 13 de junio casa con Teresa Ibáñez, hija del señor navarro Juan Vélez señor de Alava, Oñate y Guevara. La predilección por los santiaguistas se asocia a los intentos de Alfonso VIII de Castilla de atraerlo a su esfera política, distanciándole de Aragón: ello explica la donación de Cubillas de Cerrato, en la provincia actual de Palencia por Alfonso VIII en 13 de junio de 1191.

Parece tener un hijo natural Pedro, al parecer donado a la orden de Uclés; su hijo legítimo y sucesor Pedro Fernández debió nacer ya en 1192. Este año y en junio, estando en Teruel otorga un segundo testamento, superado al año siguiente (22 de julio de 1193) por un tercero otorgado al parecer en Calatayud (donde manifiesta su devoción hacia Uclés). Pero el de Albarracín otorgará todavía un cuarto testamento en Teruel en 24, XII de 1194.

En 16 de mayo de 1196 estaba en Zaragoza presente en los funerales por Alfonso II y proclamación de su sucesor Pedro II. Fallecerá Fernando en 14 de junio de 1196 según obituario de la catedral de Pamplona, y le heredará su hijo Pedro, de cuatro años de edad, bajo la protección de la orden de Santiago. Tuvo al menos otro hijo legítimo, Sancho Fernández que casaría con Sancha Jordán, matrimonio muy afecto al monasterio de Piedra donde eligieron su sepultura.

[p. 524] Pedro Fernández De Azagra Tercer Señor De Albarracín (1196–1246)

Al morir en 1195 Fernando Ruiz segundo señor de Albarracín dejaba a su viuda Teresa Ibáñez con cuatro hijos: el mayor y heredero Pedro tenía cuatro años; sus hermanos se llamaban Gonzalo, Sancho y Teresa. Quedaba tambien un hijo natural anterior al matrimonio, llamado Pedro, que fue heredado en las posesiones paternas de Navarra. La madre del nuevo señor de Albarracín aun viviría en 1224.

Por el testamento último de Fernando Ruiz, su hijo y heredero Pedro quedó bajo la tutela de la orden de Santiago lo que motivó que Albarracín se mantuviese en esta menoría en el área de predominio castellano. Lo que aun afirma más la intervención en asuntos eclesiásticos del señorío de parte de prelados castellanos como Martín de Toledo y Rodrigo de Sigüenza quienes en 1210 erigían en catedral la iglesia de Albarracín. Tenía Pedro Fernández unos diez años en este 1210, y asistía a Alfonso VIII cuando este entregó a la orden de Santiago el castillo de Albarracín en cumplimiento de lo que dispusiera el anterior señor Fernando Ruiz: este acto, tenido en Cedillo del Condado (Toledo) tambien lo revalidaba con su presencia el segundo hijo de Fernando Ruiz, Gonzalo.

Los reinos de Aragón y de Navarra naturalmente no verán bien esta conexión castellanófila del nuevo señor de Albarracín y procurarán nuevos acercamientos. Así Pedro II de Aragón en abril de 1212 regalaba al arzobispo de Toledo Rodrigo varias iglesias y mezquitas (Serrella, El Cuervo, Peña de Jahya) para adscribirlas a Santa María de Albarracín. Y Sancho VII el Fuerte de Navarra establecía contactos mediante un préstamo de diez mil maravedís de oro al señor de Albarracín con la garantía de los castillos de Chodas y Peña de Zalatamor; era noviembre de 1213 y el señor de Albarracín acababa de llegar a la mayoría de edad. Este pacto y préstamo se perfeccionaba luego, mayo de 1214, en Tudela, y a la vez el segundo Azagra, Gonzalo aceptaba otro préstamo de de ocho mazmudinas del rey navarro al que daba en garantía derechos en el castillo de Ródenas y Burbáguena.

Pedro Fernández casará con Elfa, hija de García Ortiz señor de Ricla y Aranda y de Sancha Ximénez: el matrimonio engendraría a Fernando Ruiz que desde 1238 se llamó Alvaro Pérez y que heredará el señorío de Albarracin, Pedro Fernández, Garcia Ortiz, Toda y Teresa.

Se carecen de noticias del señor de Albarracín, al parecer en la guerra de los moros; y cuando reanuda su presencia en la tierra, muerto Pedro II de Aragón en 1213, parece que dejará su castellanofilia para acercarse a Aragón; cuando Jaime I salga de Monzón pronto aparecerá el Azagra desempeñando su mayordomía; [p. 525] pero muy pronto, en 1220 el aragonés y el Azagra se distancian. Pues este se niega a entregar al rey un rebelde refugiado en Albarracín, lo que motiva ataque bélico de Jaime I y sitio de Albarracín sin éxito. En esta ocasión el Azagra debió cometer alguna tropelía contra la iglesia y será excomulgado, acusado de violentador de iglesias y apresador de clérigos y de sus propedades; por ello debió marchar de nuevo a la guerra de moros. Zanjado el incidente, seguirá Azagra en la órbita de Jaime I hasta 1226.

En noviembre de 1227 Pedro Fernández por „si de mi deveniere de muert en esta carrera que io fago‟, sin duda alguna la campaña en tierra musulmana, otorga un testamento: ordena se observe el convenio firmado por su hijo Fernando Rodriguez con Nuño Sánchez; Lorenzo alcaide de Albarracin no dará poder en el castillo a sus hijos que enumera Fernando y Pedro ni a sus hijas Toda y Teresa Pérez, ni tampoco en cualquier lugar que hayan de heredar hasta que su mujer Elfa redima Chodes de la hipoteca que pesa sobre ella; señala el orden de herederos en sus bienes. Se declaran los personajes presentes al otorgamiento del testamento, y los testigos.

Venden el señor de Albarracín y esposa Elfa en marzo de 1228 a Pedro Alvarez comendador de la orden de Uclés la heredad de Cubillas de Cerrato (Palencia) por 4300 maravedís de oro alfonsís; estaba don Pedro en Toledo; su esposa que la confirma al parecer lo hizo a posteriori en Albarracín acompañada de varios caballeros de Santa María y otros hombres buenos del concejo de Albarracín.

En un llamado „privilegium‟ Pedro Fernández de Azagro dispone sepultura suya en la iglesia de Santa María de Piedra, un 24 de septiembre de 1230, anulando disposiciones anteriores sobre tal extremo; da por ello a Piedra las salinas de Alda y Noguera hasta que saquen de ellas dos mil mazmudinas con las que comprarán los monjes heredades que sean propiedad perpetua del monasterio; entonces las salinas volverán a poder de los hijos de Pedro Fernández.

Seguía la inteligencia del Azagra con Jaime I, al que secundará en la campaña militar contra Valencia y en 1236 el rey de la plaza Zeit abu Zeit o Vicente, estando en Teruel donaba varios lugares a la iglesia Segobricense „in presentia nobilis viri Petri Ferdinandi domini dictae civitatis Sante Marie de Albarracin‟; y sabemos que en 1238 seguia Zeit en Albarracín.

En este tiempo, principios de 1238, hay un acercamiento de Azagra a Navarra: así en marzo pacta Pedro von Teobaldo I el matrimonio de la princesa Elida o Inés con Alvaro Pérez primogénito del de Azagra. Vuelve pues Albarracín a buscar la órbita de Navarra.

Se da al futuro marido de la navarra la ciudad de Albarracín y Chelva, pacto a cumplimentar en cuatro años; se prevé la muerte de Alvar, que sucesivamente [p. 526] serían sustituidos por sus otros hermanos Pedro Fernández y García Ortiz.

En abril del mismo año 1238 Teobaldo I de Navarro pactaba con Sancho Fernández, hermano del señor de Albarracín que se declara vasallo del navatro, hacer guerra en tierra de moros y reconocerse por vasallo de Teobaldo por cuanto les ganase en sus guerras contra aquellos; tambien se sabe que al poco tiempo, en 24 abril del mismo año, en Tudela presente Rodrigo Ximénez de Rada primado de España, el Azagra entregará al rey navarro Castelfabid y Ademuz, cuando este lo pida, pasados cuatro años desde el préstamo que recibe Azagra del navarro de diez mil maravedís alfonsinos.

Pero muy pronto el Azagra cae en órbita y amistad con Aragón y se presta a ayudar en la conquista de Valencia. En l de agosto de 1238 en el sitio de esta ciudad se declara vasallo del aragonés y se hace „hominem vestrum ad forum Aragonum‟; está presente al pacto Vidal obispo de Huesca.

En 13 de abril de 1239, en Valencia, Jaime I pacta con Azagra las condiciones y reparto de los peajes de Teruel y Chelva que el sr. de Albarracín tenía como heredad propia suya y franca y no por el rey. Pieza de interés tambien económico por los datos hacendísticos y de moneda que se mencionan.

En 13. II. 1240 Pedro promete entregar a Jaime I en plazo de dos años los castillos y villas de Castelfabid y Ademuz, que reconoce retener en tanto como honor a fuero de Aragón y en fieldad del rey. Parece que esto se pactó en Calatayud; y el 4 de abril del mismo año el Azagra figura como fiador junto con otros aragoneses de una deuda de Sancha Pérez de Varea.

En el mes de julio de ese mismo 1240 Pedro Fernández juraba fidelidad a Jaime I, ya en Valencia; y en noviembre junto con su esposa Elfa vendía al rey aragones la alquería de Cárcer por doce mil sueldos jaqueses. Y sigue la vinculación familiar con el monasterio de Piedra al que en 5 de abril de 1241 Azagra concede cuatro mil sueldos jaqueses para pitanza en cuaresma mayor y adviento y que garantiza con unas casas y unos baños sitos en Valencia.

Esta vinculación con Aragón no es óbice para que ese abril de 1241 parta con el rey de Castilla a la guerra contra Granada de la que regresará en julio de 1242. En octubre de este año estaba en Albarracín y cedía a los aldeanos del señorío franquicia en sus hornos; le acompaña en este momento su hijo Alvaro Pérez.

En la última etapa de su vida debió expedir un documento hoy en Madrid, en el fondo de Uclés en que prometía tomar hábito de santiaguista, y que fuera enterrado en Uclés. Posiblemente esta decisión se tomó en Huélamo o en el mismo Uclés, a juzgar por los personajes que figuran en el texto.

Morirá Pedro antes de IX. 1246.

[p. 527] Alvaro Pérez De Azagra Cuarto Señor De Albarracín (1246–1260)

El cuarto señor de Albarracín, Alvar Pérez, es personalidad menos brillante que su padre, menos dado a la guerra y más a la administración de su pequeño estado; procurará con muchas cautelas mantener la independencia de su señorío, aunque naturalmente milite junto a los reyes circunvecinos según la coyuntura política hispana de cada momento.

Había nacido tras 1216, año del casamiento de su padre; y este le cita como a su primogénito en testamento otorgado en 1227, con el nombre de Fernando Ruiz en recuerdo del abuelo; pero al menos desde 1238 cambiará de onomástico recibiendo el de Alvaro Pérez, que ya no modificará. En 1243 casaría con Elida o Inés de Navarra hija de los reyes navarros Teobaldo I y Margarita de Borbón.

Cuando fallece su padre en septiembre de 1246 y recibe el señorío, tendrá que asumir fuertes deudas paternas. Así entrega a la orden de Santiago el castillo y villa de Albarracín y cuanto le dejó el padre (5, IX, 1246) que de inmediato la orden empeña a Andrés de Liñán para abonar los veinte mil maravedís alfonsís de oro de las deudas paternas y que se amortizarán a razon de tres mil alfonsís de oro cada año.

En IV 1247 se renovaban las dudas sobre los límites de la diócesis segobricense: Inocencio IV encargaba una encuesta sobre ello al abad de Iranzu, al arcediano de Guadalajara y al sacristán de Huesca. El mismo año el papa había dispuesto la unión entre la iglesia de Segorbe y la de Albarracín.

Inés de Navarra mujer del Azagra, elegía irrevocablemente sepultura en el monasterio de Piedra, estando con su marido en Calatayud en 24 de abril de 1252.

Y un año escaso después el propio Azagra hacía lo mismo (1. III. 1253) legando dos mil maravedís alfonsís de oro para una pitanza anual en cuaresma y para obra de los altares, cargados sobre frutos de Santa Eulalia, Galiel, La Serna y Gea.

En 1254 seguía en Aragon, según dos documentos de marzo y diciembre que extiende en favor del monasterio de Piedra al que recibe bajo su protección: concede franquicia en todo el señorío de Albarracín y regala una cantidad de dinero a cobrar sobre la mitad del portazgo de Calatayud.

Son años pues de residencia tranquila en Albarracín, lejos de pleitos políticos peninsulares: ni aparece en escatocolos de documentos de entonces. Son años dedicados a su señorío; confirma los fueros de Albarracín y añade al menos tres nuevos, uno de ellos suprimiendo el tributo del monedaje. Albarracín tiene ahora un nuevo status político y el señorío pasa a estado constitucional, de [p. 528] modo que los sucesivos señores no lo serán hasta que previamente hayan jurado los fueros de la tierra. Y esto se refleja en documentos del Azagra en donde figuran ahora otras autoridades como el alcalde de Santa María, los jurados y el concejo.

Sale de este alejamiento político hacia los años 1254 a 1257, en que reanuda estrechas relaciones con Jaime I y Aragón. Coincide con la muerte de Teobaldo I su suegro y advenimiento de Teobaldo II, cuando se pacta en Monteagudo la protección del rey aragonés al joven monarca navarro. Por lo que respecta al Azagra, en junio de 1254, Jaime I promete no reclamarle las cincuenta caballerías en tierras y dinero que le había concedido en tierras de Aragón, mientras dure su vida (la de don Alvaro) por lo cual el de Albarracín le promete ayuda durante toda su vida con todo su poder y súbditos suyos contra todo el mundo.

Y en mayo de 1255 Jaime I a súplica de Alvaro Pérez, concede franquicia a este y a sus habitantes en su Señorío de Albarracín, que no tendrán que pagar peajes, lezdas o costumbres por ganados, cosas de uso propio y mercancías (exención que confirmará en 1262).

Pero en 1257 el de Azagra se aleja de la amistad con el rey de Aragón: este en 28 de agosto de aquel año declaraba mantenerle en la honor que le tiene concedida (en Calatayud, Jarque, Daroca, Teruel y Ademuz) conforme a fuero de Aragón y le promete ayuda contra el rey de Castilla; el de Albarracín deja en fieldad del rey de Aragón el castillo de Albarracín.

Vuelve pues Azagra a la alianza con Castilla, de la que no se apartará hasta su muerte. De estos últimos años de su señorío está documentado que en julio de 1258 el Azagra prometía al monasterio de Piedra defensa de los intereses de este en Fuente El Buey y que en enero de 1259 concedía dehesa a los de Ródenas. Parece que pasa estos últimos años en Albarracín donde falleció a mitad de 1260.

Teresa Alvarez De Azagra Quinta Señora De Albarracin (1260–1294)

Al morir Alvaro Pérez de Azagra quedó heredada en el señorío de Albarracin su hija mayor Teresa Alvarez, que tenía unos 16 años de edad y estaba casada con Juan Núñez de Lara, llamado el Gordo o Mayor. El primer acto de la nueva señora será la confirmación de los fueros del señorío dados y jurados sucesivamente por su abuelo Pedro Fernández y su padre Alvaro Pérez, en favor de hidalgos, cristianos, moros y judíos.

Los fueros fundamentales eran: exención de pechas para los que tengan casa en Albarracín y sus vasallos; exención a los vecinos de monedaje, portazgo [p. 529] y fonsadera; exención de montazgo para los ganados de los vecinos; confirmación de cargos de gobierno con sus soldadas; reconocimiento de una deuda de 13 mil morabetinos que su padre debía al rey de Aragón por lo que desnatura de vasalleje a los vecinos mientras no se cancele la deuda; nombra heredera en el señorío, si moría sin hijos, a su hermana Elfa y si muere esta sin hijos a su tío Garcia Ortiz y en sustitución de este su otro tío Gonzalo Fernández; además comisionaba al concejo de Albarracín para tener el castillo de Santa María y los demás del señorío quien aquel designase entre caballeros naturales de su padre Alvaro.

De estos primeros tiempos debe ser la fijación de pechos a abonar por los vecinos de las aldeas del señorío de Albarracín, distinguiendo entre vecinos y medieros y moradores, estos últimos a abonar la octava parte de los primeros, dispensando de pechas por el primer año a los que vengan a poblar.

La realidad es que el señorío de hecho y documentalmente lo desempeña Juan Núñez de Lara, esposo de Teresa Alvarez.

Con la escasa documentación recogida se sabe de la estancia de este en Cuenca en V de 1263, cuando concede a Juan Ximénez de Heredia que haga dehesa en Monteagudillo (debe ser en Monteagudo del Castillo, Teruel) como juro de heredad; la imposición de penas al que atente contra ello en sueldos burgaleses podria inducir a imaginar esta dehesa en Monteagudo de las Salinas, en Cuenca.

En 1269, febrero, se halla Juan en Albarracín, y regala al monasterio de Piedra una heredad en Cabrihuel de seis yugadas de bueyes, mas veinte vasallos en Albarracín y permiso para sacar a Castilla y a Aragón ganados, queso, lana y madera, exención de montazgo para sus ganados; obliga a los de Piedra a pedir permiso para adquirir bienes en Albarracín.

Estaba tambien en Albarracín en septiembre de 1273 cuando concedió a Rodrigo de Heredia, vecino de aquella ciudad la heredad de Valmediano sita en término de Albarracín cerca de Valdecabriel; y en octubre del mismo año concedía una dehesa para bueyes en Toyuela (junto a Valverde) a García del Corral.

Ocasionalmente Juan estaba en Burgos en marzo de 1276 cuando otorgó amparo a los lugares y heredades del monasterio de Oña.

Sigue en Albarracín en agosto de 1278 en que concede a Domingo Pascual de Frías un solar en la ciudad, cerca de la puerta de Molina, en Nava Seca, por juro de heredad.

La proclividad de Juan y por tanto de Albarracín, hacia Castilla es manifiesta, por lo cual la política de Aragón le será hostil.

Pedro III pondrá sitio a Albarracín que será conquistado a Juan Núñez en septiembre de 1284. Pero Pedro III no se decide a incorporar definitivamente [p. 530] Albarracín al reino aragonés. Y Juan Nuñez seguirá autotitulándose señor de Albarracín.

Quedará ahora por algun tiempo el sr. de Albarracín refugiado en Francia y Navarra, donde permaneció hasta 1287.

En tanto Albarracín es dominado por el infante Fernando de Aragón hijo de Pedro III y su amante Inés Zapata.

En 1289 el desposeido sr. de Albarracín vuelve a la tierra y es apoyado por Sancho IV de Castilla; pero exigencias excesivas le apartan de Castilla para caer de nuevo en Navarra; pues de Castilla no ha conseguido seguridades para recuperar su dominio de Albarracín. Este deseo llevará en 1290 a tratar con el rey de Aragón Alfonso III la recuperación de Albarracín.

En 1290 se casa el heredero de Juan Núñez de Lara y Teresa Alvarez de Azagra, con Isabel hija de Blanca de Molina, lo que supuso a Juan Núñez la incorporación del señorío de Molina.

***

En 1291 entra en escena este nuevo personaje Juan Nuñez de Lara II, el Mozo, que contaba con 25 años. Muy parecido a su padre, aparece mezclado en constantes revueltas. Ese año 1291 ha muerto Alfonso III de Aragón y le sucede su hermano Jaime II, rey de Sicilia.

Juan Núñez II comienza nuevas rebeldias; marcha a Francia pero no obtiene apoyo alguno; además en 1292 muere Isabel de Molina su nuera, con lo que perderán el apoyo del señorio de Molina.

En 1294 fallecía Juan Nuñez el mayor, mes de abril, en Córdoba. El muerto y su hijo iban en expedición contra Abenjacob. El V sr. de Albarracín moría pues sin haber recuperado su señorío.

La titulator del señorío, Teresa Alvarez, sobrevivió algunos años a su marido: todavía hay noticias suyas en 1300. Es el año en que Jaime II de Aragón incorpora oficialmente Albarracin a la corona de Aragón, aunque sigue manteniendo su personalidad. Por disposición de Alfonso IV de Aragón administrará Albarracín su hijo Fernando, marqués de Tortosa habido en su matrimonio con su segunda mujer Leonor de Castilla. Estuvo en manos del marqués hasta 1363 en que es asesinado por su hermanastro Pedro IV rey de Aragón y aunque dejó viuda, Inés de Portugal, los días de Albarracin como señorío estaban contandos, y definitivamente quedaba absorbido por Aragón en 1369.

[p. 531] II

La Documentación Señorial
  • Análisis diplomático

  • Documentación de Pedro Ruiz

  • Documentación de Fernando Ruiz

  • Documentación de Pedro Fernández

  • Documentación de Alvaro Pérez

  • Documentación de Teresa Alvarez

  • Conclusiones diplomatísticas

  • Antología documental

Análisis Diplomatico

La fuentes documentales puestas a exámen en este trabajo proceden en su mayoría de los fondos reunidos en el Archivo Histórico Nacional de Madrid, ya en la sección de clero (es el caso de algunos pergaminos procedentes del monasterio bernardo de Santa María de Piedra, o el códice núm. 691 redactado por la orden del Temple de Provenza y Aragón hacia 1175) ya de la sección de órdenes militares, en particular el fondo de la de Santiago procedente del archivo general de la orden en el convento de Uclés.

Siguen en importancia algunos pergaminos conservados en el archivo de la cancillería real aragonesa, en el ACA de Barcelona, de la época de Jaime I; y la documentación suelta o copiada en el llamado Cartulario III del Archivo General de Navarra, este recopilado en el siglo XIV.

Otros documentos se encuentran en Albarracín (archivo municipal especialmente) y en el archivo de la comunidad, en el municipal de Santa Eulalia del Campo y en el Cartulario pequeño de San Salvador de la Seo de Zaragoza.

El resultado de esta prospección ha sido la recogida de cuarenta documentos emanados de los señores de Albarracín del linaje Azagra, uno del primero (Pedro Ruiz), tres del segundo (Fernando Ruiz), diez y ocho del tercero (Pedro Fernández), nueve del cuarto (Alvaro Pérez) y ocho del quinto (Teresa Alvarez y Juan Núñez de Lara). De ellos 21 se conservan en su forma original, el resto en copias más o menos coetáneas.

Para llegar a unas conclusiones diplomatísticas, se ha procedido a un exámen detallado de estas cuarenta piezas, destacando sus peculiaridades, fundamentalmente las relativas a la estructura documental y sus formas intrínsecas, de las que hay mayor información atendida la tradición documental de que se disponía.

[p. 532] Documentación De Pedro Ruiz

Solamente se conoce un documento expedido por Pedro Ruiz de Azagra por desgracia carente de data, además trasmitido en copia inserta en un cartulario de la orden del Temple (AHN, Madrid, cod. 691).

1. Se trata de una donación: el propio texto la llama „donativum‟ y es muy parca en datos diplomáticos si exceptuamos los referentes a su estructura, similar a tantas otras donaciones de cualquier otorgante. Una invocación verbal „in Christi nomine‟, seguida de intitulación personal pronominal „ego don Pedro Rodriz‟ ausente por completo de títulos y calidades personales, por lo que su condición específica de documento señorial no existe; el verbo dispositivo „dono‟; la habitual exposición motivadora „pro anima mea et pro animabus parentum meorum‟; reiteración del dispositivo „dono et concedo‟; la dirección „ad fratribus militie Templi‟; el objeto del donativo (una heredad en la villa Mezquina) con su justificación de propiedad (recibida del padre Rodrigo „en adenantanza‟ de sus hermanos); la clásica expresion del contenido patrimonial de la villa (casas, aguas, sotos, entradas y salidas); la franquicia de tal propiedad (libre de mala voz); la declaración de la facultad dominical trasmitida („per facere suam propriam voluntatem‟). Sigue la adhesión al donativo por parte de Toda, esposa del donante („adtorgo et laudo isto donativo‟). Y la expresión de las personas que reciben el don (dos freires del Temple). Se enumeran los testigos, tres, dos de ellos relacionados con la conformidad de Toda, que al parecer la dió posteriormente a su marido, en Arenzana (Lograño).

La tradición en copia de un cartulario coetáneo, de la orden del Temple, redactado antes de 1180, concede cierta autoridad al formulario recopilado: apenas proporciona datos sobre las formas extrínsecas del original copiado.

Documentación De Fernando Ruiz

La aportacion de Fernando Ruiz de Azagra, segundo señor de Albarracín, a la diplomática es tambien muy reducida. Contamos con tres documentos, de 1189, de 1190 y de 1193, los tres conservados en Madrid, AHN, fondo de Uclés, al parecer los tres en tradición original.

2.–4. Se trata de dos donaciones y de un testamento. La primera donación, de 3 abril de 1189, extendida en Teruel por el notario Rodrigo. La segunda donacion, de 21 julio 1190, extendida en Daroca en forma de carta partida. El testamento, de 22 de julio de 1193, está extendido por Domingo, notario de Fernando Ruiz.

Los tres documentos expresan en su formulario su naturaleza jurídica [p. 533] („cartam donacionis et confirmationis‟, „donacionis, concessionis et stabilitatis paginam‟, „destinamentum‟). Los tres se inician por invocación, una de ellas precedida de crismón y abecedario de carta partida de A a T mayúsculas. Las fórmulas invocativas son respectivamente: „In nomine Domini nostri Ihesu Christi‟, „In nomine Domini amen‟, „In Dei nomine‟.

La primera donación en letra carolina de trazo muy redondeado lleva signos abreviativos de tipo pontificio en la primera línea y ángulos sencillos en las restantes líneas; inicial agrandada en comienzo, llena de tinta, iniciales mayúsculas destacadas en comienzo de cada uno de los párrafos y redacción partida en cuatro secciones en cuyos finales se han trazado líneas de crucecitas para rellenar el espacio vacío hasta final del renglón. El primer cuerpo termina para dar paso a la data y mención detallada de autoridades. El tercer fragmento lo inicia la suscripción de otorgante; el cuarto está ocupado por la data y suscripción de rogatario. Destacan dos signos, el del otorgante en forma de estrella alargada de ocho puntas por intersección de un cuadrilátero y un rombo, y el del rogatario formado por el conocido y muy divulgado enlace de dos madejas de a trez hilos con cuatro picos en sus confluencias. Por desgracia está roto en su parte inferior por lo que no se sabe si llevó algun sello pendiente. Todo el documento ofrece formato de edicto.

La segunda donación, tambien original, tiene formato apaisado y como se ha indicado, va encabezada por la leyenda de abecedario que la parte. Se usa letra carolina de estilo castellano semejante a la del notario Giraldo de Alfonso VII. El crismón muy estilizado comporta las letras XPS y cruz en la intercesión de las dos primeras letras: ocupa espacio sangrado a los tres primeros renglones. La primera palabra „In‟ va en mayúsculas. Un solo bloque, que termina con la data, va seguido a su pie por un primer renglón con la suscripción del otorgante y a su pie, en dos columnas los confirmantes, que tras sus respectivos nombres la f de la abreviatura cf forma una unidad vertical común para todos. El pergamino lleva doblez inferior de donde pende sello de cera.

El testamento, extendido en pergamino y formato de edicto usa tambien escritura carolina de tipo castellano. Solo destaca una I inicial que no excede de la caja, y de trazo lleno de tinta, y una suscripción del rogatario que escribe en mayúsculas su nombre y oficio. El texto está repartido en dos cuerpos con amplio espacio entre ambos; el inferior corresponde a la data y testigos. La suscripción del rogatario en línea aparte no se separa de este segundo cuerpo. Queda agujero romboidal por donde pasaría el lemnisco del sello pendiente, hoy desaparecido.

Las cláusulas usadas en la redacción de estos documentos son las habituales. Dos de ellos tienen tras la invocación una notificación: „notum sit omnibus hominibus presentem cartam videntibus, quod‟, „notum sit cunctis [p. 534] omnibus hominibus, quia‟. El primer tipo de donación se inicia tras esta notificación por la intitulación: es interesante, pues en ella se expresa el señorío que da carta de naturaleza diplomática señorial: „Ferrandus Rodrici de Açagra, gracia Dei Sancte Marie Verracini dominus‟ (nótese el „gratia Dei‟ adosado a su dominicatura); esta intitulación será más sencilla en la otra donación limitada a „Dei gratia‟ que lleva así implícita la confesión de señorío, y en el testamento concretada a „dominus Sancte Marie Verrachenensis‟. La dirección en la donación primera lleva tras la indicación del destinatario en dativo, la declaración de voluntad del donante, a la que acompaña una exposición motivadora „libenti animo et spontanea voluntate et etiam propter plurima servicia que mihi fecistis et que feceratis et que cotidie facitis‟; en la otra donación el motivo es „pro mea anima et patris et matris mee et pro anima domno Petro Roderici‟ (se trata de su hermano, el anterior señor de Albarracín). La motivación del testamento es la habitual „iaceo in egritudine et timeo penas inferni et cupio pervenire ad gaudium paradisi‟.

En la parte dispositiva de la primera donación se citan los objetos donados (indicando en uno de ellos cual fue su anterior propietario) y la clásica enumeración del contenido (huertos, viñas, árboles, molinos, aguas, fuentes, ríos, hierbas, pastos, montes, valles, términos yermos y cultivados, entradas y salidas y cuanto es de su pertenencia); expresión análoga ofrece la segunda donación. Y en ambos casos se declara la concesión o trasmisión del derecho de propiedad („solute habeatis et iure hereditatorio possideatis vos et omnis posteritas vestra per omnia secula seculorum‟, o en la otra donación „iure hereditario vobis habendum et irrevocabiliter perpetuo possidendum‟) con anotación de la libertad de disponer el nuevo propietario de lo que recibe („et liberam etiam licentiam habeatis tam donando cuique volueritis quam alienandi, tam vendendi quam impignorandi et etiam faciendi inde vestram propriam voluntatem usque in finem mundi‟).

Tiene la segunda donación claúsula penal contra el contraventor „si quis … infringere vel in aliquo diminuere presumpserit‟ caiga sobre él la ira de Dios y sufra las penas de Judas.

La data documental en la primera donación va precedida por una larga enumeración de potestades eclesiásticas y militares y cita de autoridades y vecinos de Albarracín, y tras el intercalado de las suscripciones del otorgante y la mención de testigos viene la data cronológica. En la segunda donación la data precede a la suscripción del rogatario, para cerrar el documento la lista de confirmantes y ausencia de rogatario. Los datos sobre potestades albarracinenses y testigos o confirmantes, interesan a la historia local, sin ofrecer características especiales para lo habitual en estas fórmulas diplomáticas. En cuanto a la data, se usa era y en la primera donación el año de la Encarnación y día del [p. 535] mes por el sistema romano; la primera donación llev además un sincronismo „in anno quo Iherusalem a Salahandino rege Mohabitarum capta fuit‟.

Esa primera donación, evidentemente más compleja que la segunda, lleva la suscripción de rogatario Rodrigo notario de Fernando Ruiz, quien „ex precepto ipsius hanc cartam fecit et de manu sua hoc signum expolivit‟ (sic por „explevit‟).

Como era de rigor, el testamento tiene un amplio dispositivo en donde tras exponer los testigos que asisten a la declaración de última voluntad, siguen las mandas, primero al hijo y heredero, menor de edad, previendo la posibilidad de su óbito y nombrando sustituto heredero a otro hijo suyo, mas unas cuantas mandas a otros personajes. Para la diplomática interesa en cambio la suscripción de rogatario de Domingo, notario del otorgante que se limita a declarar esta su condición y que „scripsit‟ el documento.

Las condiciones de conservación de estos documentos impiden dar cuenta de los sellos pendientes, sin duda céreos, que originariamente poseían.

La impresión general sobre estos documentos de Fernando Ruiz es la de que siguen usos y fórmulas habituales en la cancillería real aragonesa coetánea.

Documentación de Pedro Fernández

Un lote importante de documentos de Pedro Fernández de Azagra, III señor de Albarracín, proporciona un conocimiento más amplio de la diplomática de este señorío. Son 17 documentos, de ellos, siete al menos conservados en forma original. Los demás han llegado en copias de cartularios.

5. El más antiguo es de 1210 con la cesión de un castillo y que el texto llama „memoria de pleyto‟. Es un documento narrativo, en romance, que ha llegado copiado en un cartulario (AHN, Temple, cod. 691). Su estructura actual está compuesta por notificación (hec est), nomenclatura del documento ya citada, el disponente (Pedro Ferrandez de Santa Maria de Albarracin), destinatario (al comendador don García González), mención de testigos presentes (ante el rei don Alfonso e antel maestre don Pedro Arias), lugar del convenio (en el portal de la ecclesia de Cidiello, la que es de los freires de la Orden del Hospital e es en el campo de Maidrid); sigue relato del convenio, en forma objetiva (fizo don Pedro … a tal pleyto, que deleixasse a los freires de Santiago el castiello de Sancta Maria de Albarracin, assi como don Ferrando Royz su padre lo mandó en sus cartas); mas una sancion a la contravención del acuerdo (e si esto non fiziesse que fuesse allevoso e traidor). Noticia de los testigos presentes (cuando el pleyto fue fecho estavan delant … [se citan a 12 personas]), cerrando la noticia la data (era M. CC. XL. VIIII).

[p. 536] 6. La hipoteca del castillo de Chodas y su anejo la Peña de Zalatamor que Pedro Ferrández pacta con Sancho VII el Fuerte rey de Navarra por diez mazmudinas, ha llegado en copia transcrita en el Cartulario III del Arch. Gral. de Navarra. Se trata de un formulario en latín compuesto por invocación (In Christi nomine), notificación genérica (notum sit omnibus hominibus presentibus et futuris), la intitulación (en forma subjetiva como el resto del documento) (Petrus Ferrandez, dominus sancte Marie de Alberracin), el dispositivo (mitto in pignus) exponiendo lo hipotecado (un castillo, la villa adjunta y la Peña Zalatamor) con expresión dormularia de su contenido dominical (hominibus et feminis, … montibus, vallibus … lignis et fustibus … aquis et piscisbus … erbis et pascuis … heremis et populatis … introitibus et exitibus suis … directis et pertinenciis que … pertinent, vel pertinere debent) seguido del dinereo recibido en préstamo (X mazmudinas singulas) y aclaración del motivo del préstamo „pro necesitate mea de vobis recepi‟ y la fórmula habitual sobre la bondad de la moneda (bonas de auro et de peso) y la recepción de la misma (de quibus statim in eodem loco me tenui pro bene paccato). Siguen las condiciones de la hipoteca (tali convenientia). Cierra el pacto los testigos (testes sunt huius rei visores et auditores [cuatro personas]) y en calidad de tal el rogatario: Bernardo „qui hanc cartam scripsi‟. Y cierra la data (actum est hoc apud Tutelam, mense novembre sub era M. CC. L. I).

El rogatario Bernardo debe ser persona afecta a la cancillería de Sancho VII, lo mismo que un tal Guillermo „notario existente ex mandato regis et Petrus Ferrandez‟ que actúa en una nueva versión de este pacto redactada en Tudela en mayo de 1214, tambien conservada en copia inserta en el Cartulario III del Archivo General de Navarra.

7. Otro documento prendario, otorgado por Gonzalo Fernández hijo de Fernando Ruiz, Tudela, año 1214, tiene las siguientes notas diplomáticas. Se compone de invocación (in Dei nomine), notificación genérica (notum sit cunctis presentibus et futuris), la intitulación (quod ego G.F.), la disposición (mitto in pignus), indicación de la localidad empeñada (con la fórmula genérica descriptiva de su contenido (castello et ville, … montibus et silvis … aquis, erbis … cultis et incultis … introitibus et exitibus et pertinentiis que pertinent vel pertinere debent …); indicación de la cantidad recibida en préstamo (mazmodinas bonas de auro et de peso, de quibus fui bene paccatus et integratus plenissime in die qua presens carta facta fuit, et sum inde de manifesto); siguen las condiciones del préstamo, entre ellas declaración de vasallaje a Sancho VII (facio me totum vestrum vassallum et facio vobis homenesco per bonam fidem et sine enganno); testigos (testes sunt huius rei visores et auditores (tres) y suscripción rogatario (Petrus Cristofori cancellarius regis qui ex mandato regis et Gonzalvi Ferrandez hanc cartam scrivi fecit, a Guillermo [p. 537] notario existente). Cierra la data (actum est hoc apud Tutelam sub era M. CC. LL. II). Sobre caracteres externos no ha lugar, pues se trata de copia inserta en el Cartulario III del Archivo Gral. de Navarra.

8. En su tradición original ha llegado la confirmación de dones y pactos entre la suegra de Pedro Fernández de Azagra y los Hospitalarios de San Juan. Es documento en pergamino dispuesto en forma de edicto, escritura carolina aragonesa, lengua latina, dispuesto su texto en un solo bloque de escritura con amplio hueco en blanco en la parte inferior y al pie en plica sello de cera pendiente, muy estropeado y lemnisco de cuero. Lleva intitulación (in Dei nomine), notificación genérica (notum sit cunctis hominibus tam presentibus quam futuris), intitulación („ego dompnus Petrus Ferrandez et uxor mea domna Elfa‟ y su filiación), el dispositivo (firmamus et atorgamus a bona fide … illas convinenzas … et donativo … sicut scriptas sunt in alias iamdictas cartas de illas convinenzas qui sunt scriptas et partidas per alfabeto). Siguen los testigos (Sunt testimonias qui videre et audiere et ibi presentes fuere …) en número de cinco. Sigue la data (Facta carta era M. CC. L. IIII, mense augusto). Y las suscripión del escriba (Remundus notarius) de la suegra, que „hanc cartam scripsit per mandamentum dompnus P.F. et uxor …‟.

9. En copia fidedigna incluida en el cartulario pequeño de La Seo de Zaragoza, se conserva un juramento de Pedro Fernández; forma parte del documento en que el delegado del obispo zaragozano dispone la satisfacción a dar por el de Azagra al obispo de Zaragoza que lo ha excomulgado. El juramento del Azagra está compuesto por: la intitulación (Ego Petrus Ferrandi de Azagra dominus sancte Marie de Albarracino), el dispositivo (tactis sanctis Evangeliis, iuro et promitto), el destinatario (el abad de Piedra), el contenido del juramento (me stare mandato domni S. episcopi Cesarauguste), y la nominación de fedatario. Al final del documento que tambien incluye las disposicioatnes del encargado de recibir el juramento, cierra el acta la enumeración de testigos: actum est hoc in presentia (cinco) y la data „anno gratie M. CC. .XX. II‟.

10. Una donacion conservada en forma original (hoy en la catedral de Segorbe), de 1223, presenta la estructura típica de este negocio jurídico: invocación sencilla (In Dei nomine), notificación genérica (notum sit omnibus hominibus hanc carta suspicientibus), intitulación (quod ego dominus P. Ferrandi dominus civitatis sancte Marie sanus et incolumis), dispositivo (dono et concedo libere et absolute), dirección (ecclesie Sancte Marie) regalando la trigésima parte de unos viñedos; sigue la exposición de motivos (in salutem et remissionem nostram et nostrorum defunctorum). Hay tras alguna cláusula aclaratoria del destino de estas rentas (para aceite de lámparas del altar de la Virgen), el anuncio de sanción a los contraventores (si forte aliquis contra hoc [p. 538] attemptare voluerit, gladio anathemis feriatur et iram Dei omnipotentis se noverit incursurum). Testificación (huius rei testes) de 10 personas, y anuncio de sello (et ut omnia ista melius et securius permaneat, duximus sigillo proprio hanc paginam roborandam). Cierra la data (facta carta sub era M. CC. LX. I).

11. Un primer testamento de Pedro Fernández, de noviembre de 1227, se ha conservado en forma original en el Archivo Histórico Nacional (fondo del monasterio de Piedra). Escrito en carolina aragonesa, lengua romance, forma su texto un solo bloque compacto que solo ofrece espacios en los finales de los últimos renglones (el penúltimo con la data crónica, y el segundo con la suscripción del rogatario). Este usa signo en forma de asterisco con cuatro extremos potenciados con otros tantos circulitos, y la palabra „scripsit‟ es la estampada con gran separación entre letras y todas ellas de formato mayúsculo.

La estructura del testamento es la siguiente: invocación expresa (in Christi nomine et eius gratia); notificación genérica (notum sit cunctis presentibus et futuris), intitulación (ego dompnus Petrus Ferrandi de Azagra et vasallus de Sancta Maria et sennor de Albarracín), estado fisico y psiquico (stando vivo et sano et alegre et plenament in mea memoria et andando sobre mis piedes assí como todo omme vivo faze) dispositivo (fago mi destin et mi mandamento assi como a mi conviene de fazer et establido es) con detalle de su última voluntad (quiero et mando …); anuncio de testigos (esto fue hecho en presencia de … testimonias) que son siete mas el rogatario (Andrés notario del sennor don Pedro Ferrandi). Sigue data (facta carta mense novembre sub era M. CC. LX quinta) y suscripción notarial (Signum Andree, qui hoc scripsit).

12. Una venta de marzo de 1228, escrita en Toledo por Miguel presbítero de la iglesia de Santo Tome, conservada en forma original, parece escrita en carolina castellana, ajustada en un solo bloque en forma de edicto, y al pie en otra escritura aunque coetánea de la primera, se inserta la confirmación de la venta inicial por parte de la esposa de Pedro Fernández de Azagra. Del doblez del pie del pergamino ha desaparecido lemnisco y sello pendiente que debía figurar. La estructura diplomática de la venta es la siguiente: la invocación explícita (in Dei nomine), un preámbulo (el tesoro de la remembrancia es la escriptura a la cual nos conviene de catar quantas veces nos dudamos de las conveniencias); sigue nueva invocación (en el nombre de Jhesu Cristo et per la su gracia). Una notificación genérica (conoscida cosa sea a todos los hommes que esta carta vieren e que son agora et a los que son por venir), da paso a la intitulación (como yo don Pedro Ferradi de Azagra vasallo Santa María et sennor de Albarracín, con plazer et con otorgamiento de donna Elfa mi mugier); dispositivo (vendo et otorgo de mi bona voluntad), destinatario (a vos [p. 539] …), objeto de la venta (la mi heredat …) de la que genéricamente se describe su contenido (términos o solares, poblados et por poblar … montes, … pastos … prados … rios … molinos … valles … exidos … heredades labradas e por labrar … pertenencias … voz et demanda … e derechos que nos y havemos et heredar devemos); sigue el precio y conformidad con el mismo (ond so … bien pagado de precio et de robra et que ne finca nada sobre vos de pagar); sigue la trasmisión de la propiedad (de aquí adelant finca esta heredad por mi vendida y por vuestra comprada … por juro et por heredamiento por siempre, por vender et por empennar et por dar et por enagenar et por fazer della como de vuestra voluntad … como de suyo). Una sanción (e ninguno de nos nin de mío linaje que esta vendida ni este mío fecho quisiese desromper nin quebrantar, sea con Judas en infierno dampnado et peche al rey de la tierra … V mil maravedies et otra tal heredat o meior en atal logar doblada). En el escatocolo figuran: la suscripción del otorgante (e io … otorgo esta vendida et mandé esta carta facer et mandé y poner mio seello); data (esta vendida fue fecha en Toledo en el mes de marcio en era M. CC. LX sexta). Anuncio de testigos (et desto son testigos que lo vieron et lo oyeron) en total cinco. Finalmente suscripción del rogatario (ego … qui hanc cartam scripsi).

En otra letra y al pie, hay breve confirmación de la venta por parte de la esposa del otorgante, doña Elfa.

13. Un „privilegium‟ original de Pedro Fernández, hoy en el Archivo Histórico Nacional, fondo de Piedra, escrito en pergamino, forma apaisada, escritura carolina de transición a gótica, dispuesto el texto en tres cuerpos, el segundo con los testigos y el tercero con la suscripcion del rogatario y la data, un 24 septiembre de 1230, es interesante por su estructura y fórmulas. Lo encabeza un preámbulo (quien se hace pobre no camina en tinieblas), sigue notificación general (notum sit cunctis presentibus atque futuris), intitulación (P.F. servus beate Virginis semper Dei genitricis Marie, Dei gratia dominus Albarracin, dictus de Azagra), exposición (religiosorum precibus facinora relevari), dispositivo (comendo animam … y eligo sepulturam …) y anula disposiciones anteriores sobre su sepultura; por remision de pecados entrega dos mil mazmudinas al monasterio donde desea enterrarse. Sanción (mando etiam et mandando praecipio … quod nichil de predictis pretermittatur), anuncio de sello (et ut ratim et firmius habeatir presens privilegium feci sigilli mei munimine roborari). Testificación (testes sunt … seis personas, tres frailes y tres láicos). Suscripción del rogatario (ego Petrus scriba iussu domini P.F. hoc scripsi et hoc signum posui), cuyo signo consiste en una cruz potenciada dentro de otra que la envuelve y con semicírculos en las cuatro cantoneras. Cierra el documento la data (VIII kalendas octubres era M. CC. LX. VIII).

14. En copia del cartulario III de Navarra se ha conservado el pacto de Pedro [p. 540] Fernández con Teobaldo I de Navarra sobre el matrimonio de la hija de este Elida, con el hijo de aquel Alvar Pérez. Desde el punto de vista diplomático solo cabe señalar la estructura de invocación explícita (in Dei nomine), notificación genérica (notum sit omnibus tam presentibus quam futuris), intitulación (P.F. dominus civitatis beate Marie de Albarracin), declaración del pacto „habeo conveniencias‟ y de la otra parte contratante (Teobaldo) „sicut inferius sunt anotate‟. Siguen las condiciones pactadas, la sanción de las mismas „pro quibus conventionibus complendis et tenendis ego istud iuramus super sanctam crucem et evangelium sacrosanctum‟. Cierra el documento la lista testifical (testes sunt qui viderunt et audierunt) dos caballeros y un freire de Uclés. Suscripción del rogatario (León chambelán del rey de Navarra y habitante en Caparroso). Finalmente la data (facta carta apud Tutelam, era M. CC. LXX. VI, mense marcio).

15. En pergamino original partido por ABC con restos de los sellos pendientes de Teobaldo de Navarra y del Azagra se conserva un pacto llamado „convenientia‟ con el consiguiente „pleito e homenaje‟ de Pedro Fernández de Azagra a don Teobaldo I de Navarra. Redactado el texto en castellano, salvo la data en latín. Se abre con una notificación general (sepan todos aqueillos que agora son et los que son por venir) sigue la intitulación (P.F. de Azagra, vasallo de Santa María et seinor de Albarracín), declaración del negocio (fago conveniencia a bona fe senes enganno), el destinatario (Teobaldo de Navarra), el objeto del convenio, el anuncio de testigos de la actio (esto fu feito en presencia de …), anuncio de sellos (en la cual testimoniedat … metemos nuestros sieillos pendientes … en esta carta por ABC partida), cerrando en latín-como se ha indicado- la data (actum Tudela, mense aprilis, die mercurii ante festum sancti Marchi evangeliste, anno Domini M. CC. XXX. octavo).

16. Un pacto de vasallaje de Pedro Fernández respecto de Jaime I, conservado en forma original en el ACA, redactado en latín y otorgado en 1° de agosto del año 1238, ofrece la siguiente estructura: una notificación genérica (manifestum sit omnibus quod), intitulación (ego Dompnus P. Ferrandi de Azagra vasallus sancte Marie et domnus Albarrazín), dispositivo „promitto‟ (intercalada la dirección [Jaime I]) „ero vassallus‟; roborado con el juramento de ser „hominem vestrum ad forum Aragonum‟. En una segunda parte del documento toma la palabra el rey Jaime I para sus correspondientes promesas de aceptación. Y finalmente ambos „et nos ambo predicti‟ afirman el pacto (omnia verba posita in hac carta intelligantur bona fide et decenti intellectu et sine aliqua cavillacione). Cierra la data (calendación, era), testigos y suscripción de rogatario (Scripta mandato domini regis et Petri Ferrandi per manum Guillelmi scribe, loco, die et anno prefixis).

[p. 541] 17. Un convenio entre Jaime I y P.F. de Azagra sobre los peajes propiedad del de Azagra sitos en Teruel y Chelva, motivan la redacción de documento llegado en forma original y propiamente de la cancillería de Jaime I, que interesa a la diplomática del señorío de Albarracín para algún detalle como la titulación del señor Azagra (Petrum Ferrandi de Azagra, vassallum sancte Marie) desde la óptica del monarca aragonés, el reconocimiento al de Albarracín de ciertos peajes como propios de su señorío (habet illa per hereditate sua propria atque franca) y la identificación del escriba Guillermo, adscrito a la cancillería real aragonesa detentada por el obispo de Barcelona Berenguer.

18. Una promesa de P.F. a Jaime I, datada en 1240, II, 13, conservada en forma original en el ACA, sobre pergamino, en latín, formando un bloque, perdido sello pendiente sobre doblez inferior, en letra carolina de transición a gótica: intitulación (Ego Petrus Ferrandii vassallus sancte Marie et dominus de Albarrazín), dispositivo (promitto et bona fide convenio), dirección (Jaime I), contenido de la promesa, renuncia de cuanto vaya contra lo prometido, reconocimiento de la fidelidad al rey como tenente de unos castillos; testigos de actio (testes sunt huius rei) que son dos; suscripcion de rogatario (Iohannes Sanxio scriptor concilium Calataiubi, qui de mandato … hanc cartam scripsi et hoc signum feci) cerrando la data (idus, y era hispánica, en palabra la unidad „octava‟).

19. Una venta, original, en pergamino y latín, hoy en el ACA, se compone de notificación general (notum sit omnibus), intitulación (nos dompnus Petrus Ferrandi de Azagra vassallus Sancte Marie et dominus de Albarracín) en este caso con su mujer (et dompna Elpha uxor eius); declaración de voluntad „vendimus‟, destinatario (Jaime I), la heredad que se vende con amplia indicación de su alcance (habitantes, tierras, fuentes, hornos, molinos, pertenencias, derechos, justicia, etc.), trasmisión de la propiedad (extrahimus de iure, dominio et posse nostro … in vestrum … jus, dominium et posse mittimus), alusión a la entrega „cum hoc instrumento … in corporalem possesionem mittimus‟, enumeración de derechos inherentes al propietario (haber, tener, poseer, explotar … dar, vender, prendar, enajenar, commutar, poblar …). Sigue precio recibido „in pecunia numerata‟, enumeración de renuncias a excepciones; promesa de evicción, bienes en garantía, salvedades conyugales de la esposa, juramento de cumplir lo acordado; data (actum est hoc in Valencia, idus, año del Señor). Subscripciones de los vendedores (Signum domni P.F. de Azagra, vassalli sancte Marie et domini de Albarracín; signum dompne Elphe eius uxoris jurantis que predicta laudamus, concedimus et confirmamus).

20. Una donación de 5 de abril de 1241, probablemente escrita en Valencia, conservada en forma original, ofrece un aspecto formal análogo a la documentación regia de Jaime I: un cuerpo de escritura seguido del renglón de la suscripción [p. 542] del otorgante, en un tercer cuerpo y a tres columnas los testigos y un último cuerpo con la suscripción del notario. La escritura usada pregótica aragonesa. El signo del otorgante de sabor catalán en forma de cruz con puntos en los cuatro ángulos; el escriba es notario público de Valencia que salva un añadido entre renglones.

La estructura es la habitual en donativos: notificación genérica (noverint universi quod) seguida de intitulación (nos dompnus Petrus Ferrandiz de Azagra vassallus sancte Marie et dominus de Albarrazin), exposición (bono animo et ex certa sciencia ob remedium anime mee et parentum meorum), dispositivo „instituimus‟ (se trata del abono de cuatro mil sueldos jaqueses anuales para la comida de los monjes de Piedra durante la cuaresma mayor y el adviento, cantidad garantizada sobre unas casas y baños que tiene Azagra en Valencia); sigue renuncia a cuanto vaya contra su donativo (renunciando super hiis omni iuri, rationi et consuetudini contra haec repugnantibus). Sigue la data (nonas y año del Señor). La suscripción del otorgante (Signum dompni Petri Ferrandiz de Azagra vasalli sancte Marie et domini de Albarracín qui haec firmo et concedo), los testigos (huius rei testes sunt) dispuestos a tres columnas; y como cierre la suscripción de rogatario (Guillermo Galcerán notario público de Valencia, signo y salva „hoc scripsit cum litteris suprapositis in … die et anno prefixis‟). Hoy está en Madrid, AHN monasterio de Piedra.

21. La cesión en franquicia de todos los hornos de las aldeas de Albarracín a los aldeanos, conservada en copia muy adulterada del siglo XIV. Es de sencilla estructura: notificación genérica en latín, intitulación en romance (P.F. de Azagra vasallo de santa María y senyor de Albarracin, con otorgamiento de don Alvar Perez mi fijo), el dispositivo (fago vos francos e libres a vos los aldeanos habitantes en Santa María todos los fornos de las aldeas), sanción mediante juramento de cumplir lo concedido; testigos. Data en latín por calendación y era hispánica. Suscripción notarial y anuncio sello del Azagra (Signum Guillelmi notarii jurati concilii Sancte Marie, predicti Petri Ferrandi cartam scripsit et sigillo sui munimine roboravit).

22. Curioso preámbulo para disposición de última voluntad usada en documento sin data pero cercano a 1246 en que P.F. decide tomar hábito santiaguista en Uclés: „In naufragio et exilio positi quilibet nostrum cicius debet occurrere ut ad litus perveniat, ne in pelago submergatur. Quem viam universe carnis nemo potest evadere, necesse copiosus est ut in acquirendis celestibus de terrenis aliquid relinquamus, attendentes quod in Evangelio dicitur ut vendentes omnia celeste regnum acquirere mereamur‟. Se conserva el original en pergamino y sello pendiente, con inicial de adorno, escritura castellana de astiles prolongados para s, l, d.

El documento núm. 8 de 1216 ofrece muestra de sello pendiente, en cera [p. 543] obscura, circular, pendiente de doble tira de cuero y 75 mm. de módulo. Lleva en anverso figura ecuestre con largo escudo de forma triangular al costado izquierdo, cuartelado por una cruz y sobre ella otra aspada; en mano derecha lanza en actitud de herir y con pendón; caballo galopante a izquierda con caparazón galoneado de orofrés y rematado por sueras. Al reverso imágen de la Virgen con Niño en brazos, en trono sin respaldo y asiento en dos columnitas; encuadra la imágen arco de medio punto sobre columnas bizantinas y sobre los capiteles y el arco dos torres almenadas; las leyendas casi ilegibles … FERRA … AZAGRA / DOMI … MARIE ALB … Y en el documento núm. 21 quedan restos del sello semejante al anterior pendiente de trencilla de lino tejida a colores blanco, avellanado, verde y amarillo.

Documentación de Alvaro Pérez

Quedan al menos ocho documentos emitidos por Alvar Pérez de Azagra, de ellos siete en forma original, mas un original de su esposa Inés de Navarra.

23. En vida de su padre, año 1243, estando en Santa Eulalia de Teruel, aparece el primer documento en forma original de este futuro señor de Albarracín. Se conserva en Pamplona en el Archivo de comptos, escrito en pergamino, con sellos pendientes de cera del deán de Albarracín, obispo de Segorbe - Albarracín, del padre P.F. de Azagra incompleto y de Alvaro Pérez. Redactado en romance menos la data en latín y la invocación. Tras esta (In Dei nomine), sigue la notificación (manifesta cosa sea a los que son e han por venir), intitulación (io don Alvar Pérez), dispositivo (do), dirección (a mi mujier dona Inés filla del rey de Navarra) seguida de la heredad regalada „a los buenos fueros de Aragon‟. Se añade confirmación paterna del don, noticia de las „fianças de salvo a fuero de Aragon‟, y las „testimonias hoydores et veedores desti fecho‟; se añade cláusula confirmativa anunciadora de sello (et que esto sea firme et stable confirmamos esta carta con nuesto seiello) terminando con la suscripción del rogatario (don Esteban capellano et chanceller del obispo … por mandamiento de don A.P. esta carta fiz en Sant Olalia) que concluye con la data crónica (era … anno Domini … Carta fuit facta idus julii).

24. El documento más antiguo conservado de Alvaro Pérez como señor de Albarracín, data de septiembre de 1246 (Madrid, AHN, Uclés); se trata de un pergamino original, en disposición de edicto: se compone de un cuerpo de escritura y como cierre la data, al que siguen a dos columnas testigos; en su extremo inferior las perforaciones romboidales de al menos tres sellos pendientes de cola simple, hoy desaparecidos. La escritura es castellana de albaláes, y la redacción en romance. Contiene una notificación general (conoscida cosa sea a todos los ommes que son presentes e a los que son por venir), la intitulación [p. 544] (como yo Alvaro Pérez de Azagra), dispositivo (vengo de mi fecho e otorgo) enumerando lo que se entrega mas la dirección (a don … maestre de la orden de cavaleria de Santiago e a toda vuestra orden); es entrega provisional „ata que sean quitas todas las debdas de mi padre‟; indica como garantia de su respeto al convenio que de incumplirlo „yo sea tal traidor como quien trae castillo o mata sennor e que no men poda defender nen salvar por mis armas nen por aienas‟ a lo que añade una multa. Llama al negocio otorgamiento para cuya firmeza „fiç donc fazer esta carta con testimonio et seellada del mio seello‟. Sigue la data (lugar, días andados, mes y era). Cierran el documento en doble columna hasta 16 personajes. No hay indicación de rogatario.

25. La concesión y delimitación de los términos de Santa Eulalia del Campo otorgada por Alvaro Pérez en 20. VII. 1248 y que conocemos por una copia inserta en un documento confirmatorio de 1546, solo nos ofrece datos interesantes relativos a características internas. Una notificación genérica (conocida cosa sea a todos los omes que son et son por venir), seguida de intitulación (yo don Alvar Pérez de Azagra vasallo de Santa María e señor de Albarracín), fórmula de liberalidad (con alegre cara e franca voluntad), dispositivo (do e ortorgo et confirmo), dirección (al concejo de …), objeto de la confirmación (término … que lo hayan siempre por heredamiento). Sigue la enumeración de los límites topográficos de tal término, contenido dominical de sus tierras (montes, yerbas, aguas, gepsares, pedreras, … entradas, salidas, derechos …); autoriza a vedarlo (y señala sanciones para contravenciones); concede tambien derechos en los términos de Albarracín, sancion (cualquiera que contra esta mi confirmación viniere a mi pechará mil marcos de oro e yo tomarmele al cuerpo), anuncio de sello (porque más firme sea e stable con el mío seello pendient vos lo confirmo). Sigue lista testifical (testigos que aquesto odieron e vidieron) muy numerosa. Y finalmente la data en latín (facta carta … kalendas … era) cerrando subscripción del rogatario (E yo Martín López que por mandamiento del señor A.P. esta carta fiz.).

26. A.P. confirma un documento otorgado por su esposa Inés de Navarra, conservado en original: redactado en Calatayud en 1252 por el notario de esta ciudad Domingo Pérez ofrece una presentación y estructura habitual para la época y oficina notarial: pergamino, escritura gótica aragonesa, lengua latina, único adorno la inicial del documento trazada „cum spatiis‟; es un bloque compacto salvo último renglón con la suscripción y signo notarial. Se inicia por notificación indeterminada (tenore presentium patefaciat quod), sigue la intitulación de Inés de Navarra (ego domna Agnes uxor domni Alvari Petri de Azagra), exposición motivos (precibus religiosorum attendens super omnia mea facinora relevari animam meam et corpus meum Deo et beatissima semper Virginis et specialiter dignis piiisque orationibus monachorum …), [p. 545] fórmula de voluntariedad (devotissime scienter, consulte et spontanea voluntate), dispositivo (entrega de su cadáver al monasterio de Piedra para lo que elige sepultura allí de modo irrevocable) con derogación de otra disposición que pueda tomar sobre ello „cum carta vel sine carta‟. Anuncio de sello (ut presens scriptum maius robur firmitatis obtineat sigilli domni Alvari Perez mariti mei …). Sigue la breve confirmacion de A.P. (Ego A.P. de Azagra laudo, concedo et firmo scienter); data (actum Calataiub … kal … era), testigos (testes ad hec sunt) y suscribe el rogatario (signum Dominici Petri notarii de Calataiub qui haec scripsit).

27. De características diplomáticas análogas es la disposición de A.P. firmada en Calatayud en 1. III. 1253 eligiendo sepultura en Piedra, como su mujer; al fin de cuentas extiende el documento el mismo notario que el anterior; tambien se inicia por notificación (pateat universis presentem paginam inspecturis); la intitulación dice „nos domnus Alvarus Perez de Azagra servus gloriosisime Dei genitricis Marie et dominus Albarracíni‟; la exposición de motivos es semejante a la de la esposa; fórmula de voluntariedad (non allectus nec deceptus nec in aliquo circunventus, ex certa scientia); derogación de disposiciones anteriores sobre este asunto (pretermissis omnibus destinamentis et stabilimentis de sepultura nostra usque ad hanc diem factis); dispositivo (nostram eligimus sepulturam) y la concesión o legado de cierta renta anual. Se añade en el dispositivo la renuncia a otras promesas anteriores que puedan afectar a la actual (que acompaña renuncias formularias habituales „omni auxilio et beneficio iuris‟). Añade para mayor firmeza juramento de cumplir lo que concede; se anuncia sello (sigilli nostri munimine presens scriptum spontanee roborantes). Sigue data (lugar, kalendación y año del Señor), testigos (cinco) y suscripción del rogatario (Signum Dominici Petri publici notarii de Calataiubo qui haec scripsit).

28. 29. Dos documentos, de 1254, emitidos en Calatayud por el mismo rogatario, Domingo Pérez, presentan características diplomáticas semejantes. Claro que sus dispositivos varían, pues uno de ellos es un privilegio de protección del monasterio de Piedra y otorgamiento de franquicias; y el otro es la concesión de una cantidad de dinero. Ambos están extendidos en pergaminos, formato apaisado, letra gótica aragonesa, el primero con sello pendiente hoy desaparecido, el segundo sin sello originariamente; ambos dispuesta la escritura en bloque único salvo último renglón destinado a la suscripción notarial. Analizando su estructura se observa: inicio con una notificación genérica (pateat universis, quod), una intitulación (nos en uno, ego en el otro, domnnus Alvarus Pérez de Azagra) en el primero sigue en romance „vasallo de Santa Maria de Albarracín‟, y en el segundo en latín „vasallus de Sancta Maria et dominus de Albarracíno‟. Siguen luego matices y estructuras distintas. En el [p. 546] primero, marzo de dicho año, redactado en romance se indica un expositivo de motivos (en remisión de nuestros pecados e a salut de la nuestra alma et de todos nuestros antecesores et de nuestros sucesores); se menciona el documento y validez perpetua del mismo (con esta carta por siempre jamás et por la fin del mundo valedera); dispositivo (recibidmos en nuestra comanda e en nuestro defendemiento especial) (se trata del monasterio de Piedra, monjes, propiedades, ganados, etc.) a lo que se añade franquicia en todo el señorío de Albarracín salvo en dehesas, mas dispensa de portazgos, peajes, etc. Se ordena a las autoridades del señorío observar lo dispuesto (mandantes firmement et districtament a todos los alcaides … judeces … jurados … caballeros, … concellos … de nuestro señorío); sanciones a contraventores (encorrudo de la nuestra ira et pechería mil mezcalas en coto a nos por cada vez que esto viniese); confirmación (esta carta sea por todos tiempos valedera), anuncio de sello (et a mayor firmeza siellamos esta carta con nuestro siello). Sigue en latín la data (lugar, mes y era), testigos (testes ad haec sunt) y la suscripción del rogatario (signum Dominici Petri qui haec scripsit).

El segundo documento, redactado en latín, tras la mencionada intitulación sigue el dispositivo „confiteor me debere‟ seguido de dirección (los monjes de Piedra), la cuantía de lo que les debe y la razón (in animam meam); indicando para su cobro en los ingresos del portazgo de Calatatud, con aceptación del que tiene tal portazgo. Data (lugar, calendas y era), cuatro testigos y suscripción del rogatario ya mentado en el documento anterior.

30. Un documento de guarda protegiendo los bienes del monasterio de Piedra en Fuentelbuey, está redactado por notario del concejo de Albarracín, y se conserva en forma original. Se trata de un pergamino apaisado, escrito en gótica aragonesa cuidada, y redacción romance; queda lemnisco del sello del señor de Albarracín, en cola doble. Se inicia con la notificatión genérica (conocida cosa sea a todos los ommes que aquestas presentes letras verán), seguida de intitulación (nos don Alvar Pérez de Azagra vasallo de santa María e señor de Albarracín), dispositivo „recibimos en nuestra guarda e en nuestra comienda e en nuestro defendimiento „todo lo que tiene Piedra en Fuentelbuey) ordenando prohibición de molestar en ello so pena (multa de cien morabedís y restitución duplicado del daño), lo que se comunica a todas las autoridades del señorío de Albarracín (alcayat, judez, alcaldes, jurados). Se anuncia sello (porque más estable sea aquesta present carta e por siempre jamás valedera mandámosla seellar con el nuestro seyello pendient); testigos, data en latín (kalendas y era) y suscripción del rogatario (signo de Martín López notario del conceio de Santa María que por mandamiento del señor don Alvar Pérez esta carta fiço).

31. Una concesión de dehesa a favor de Ródenas en enero de 1259, de la [p. 547] que no se conserva el documento original, mantiene las directrices diplomáticas de los documentos de esta naturaleza; la redacta un notario público de Albarracín, en romance, encabezada por la notificación genérica (conocida cosa sea a todos los homes que son et a los que son por venir), sigue intitulación (yo don Alvar Pérez de Azagra vasallo de santa María y señor de Albarracín), cláusula de voluntariedad (con alegre corazón y franca voluntad), mas la motivación (por muchos servicios agradables que … siempre fecisteis … et non cesades de facerlos cotidianamente a mi cada que yo mando et he menester), dispositivo (vos do et vos otorgo defesa) con indicación del contenido de lo que se concede (dehesa para bueyes, conejos y liebres, límites de la dehesa) y en qué condiciones (franca y libre); órden a las autoridades de que se respete, sanción al quebrantador (la nuestra ira et la nuestra saña … et de pena cincuenta maravedís alfonsís). Anuncio de sello (porque más firme e mas estable sea aquesta present carta por siempre jamás valedera, mandámosla seellar con el nuestro syello pendient). Testigos (tres) y data (feyta carta, nonas … era) y suscripción rogatario (Signo de Martín López notario público de santa María, qui por mandamiento del señor don Alvar Pérez esta carta fice).

Documentación de Teresa Alvarez

Muy escaso es el número de documentos emanados de Teresa Alvarez de Azagra y esposo Juan Núñez el mayor. De ella propiamente solo conocemos uno de 1260 que nos ha llegado en forma de copia; de ambos cónyuges uno, tambien copia sin data tópica ni cronica; de Juan Núñez seis, dos de ellos originales.

32. El documento de Teresa Alvarez, de 23. VII. 1260, llegado en una copia del siglo XVI, es una confirmación de los fueros de Albarracín, extendida en forma de carta partida por ABC según su contexto, por un tal Gonzalo en Albarracín. Redactada en romance, la inicia la notificación general (conocida cosa sea a todos los homes que son et a los que son por venir), intitulación (yo donna Teresa Alvarez de Azagra vasalla Santa María e señora de Albarracín); declaración de voluntariedad (estando sana et alegre et en mi buena memoria, non constreñida nin forzada nin engañada, mas con alegre cara et con franca voluntad); dispositivo „otorgo et do et confirmo et juro‟; dirección (todos los homes que son habitantes en Santa María et toda su tierra); contenido del dispositivo (los fueros e la buenas costumbres) que enuncia en susesivos „otorgo que‟. Se añade el otorgamiento y juramento de Juan Núñez su marido. Ambos cónyuges „mandamos ende facer dos cartas partidas por ABC que sean firmes et estables et valederas por todos tiempos‟. Siguen los testigos (que fueron en el lugar presents y oidores et veyedores‟. (eclesiásticos, [p. 548] autoridades y vecinos de Albarracín) y suscripción del rogatario (don Gonzalo que por mandamiento de doña T.A. y de don J.N. esta fizo et por ABC la partió et su signo hizo) y data (en la era … martes, VIII idus por andar de julio).

Desde ahora los documentos de Albarracín adoptan el formulario castellano y cesa la imitación del aragonés.

La intitulación conjunta de T.A. y esposo dice en la versión romance „don Juan Nuñez y doña Teresa Alvarez, vasallos de Santa María y señores de la ciudad que es dicha Santa María de Albarracín‟.

Aunque la auténtica soberana es Teresa Alvarez, los documentos del señor de Albarracin solo los intitula el consorte Juan Nuñez, al menos en los conservados.

33 y 39. Examinados seis documentos otorgados por Juan Nuñez, en los años 1263 a 1278 la mayoría en Albarracín, uno en Cuenca y otro en Burgos, resultan comunes a todos ellos algunas notas diplomáticas. Salvo este último, en forma de albalá, los demás son cartas de privilegio. Estas se componen de la notificación genérica (conocida cosa sea a todos quantos esta carta vieren, … a todos los hombres que son o que son por venir; sepan todos los honbres que esta carta vieren; sepan todos cuantos esta carta verán), seguida de intitulación (J.N. vasallo de Santa María, señor de Albarracín); dispositivo (otorgo, do, damos a vos, do et otorgo); el contenido del dispositivo (que ayades defesas por juro de heredat, heredamiento en …) con indicaciones concretas de peculiaridades de lo concedido (mojones, vasallos, salvas para ganados, descripción de la naturaleza de las tierras, etc.). Sigue la sanción (mando e defiendo que ninguno sea osado de la vos contrariar, … de venir contra esta mi carta) y la correspondiente pena (cualquiere que daño vos ficiere peche vos en penna; pechar míe en coto; habría la nuestra ira y pecharnos … de pena). Suele seguir una corroboración (e porque … esta sea firme e non venga en dubda; porque así sea guardada como de suso es dicho) y anuncio de sello (mando vos den mi carta sellada con mi sello pendiente; mandamos poner en ella nuestro siello pendient); suelen indicarse los testigos (testigos son, testigos son, testigos que fueron presentes) y suscripción del rogatario (Gil García escribano de don J.N.; Domingo Vicente notario de Santa María). Cierra la data (lugar, día del mes [postrero, días por exir, días andados] rara vez el dia de la semana, y era hispánica).

De todos estos documentos solo el de 1269 se conserva en forma original: ofrece todo un bloque de escritura aragonesa cursiva, sobre pergamino, dispuesto en forma de edicto y sello de cera pendiente.

En cuanto al albalá, extendido en Burgos en 1276, respeta las características diplomáticas de este tipo documental castellano. Recuerda pues el estilo epistolar, [p. 549] iniciándose con la intitulación „De mi don J.N…‟ seguido de dirección „a todos los míos merinos de …‟, mas la salutación (salut pora aquellos pora quien querría buena ventura). Dispositivo típico „mando vos firmemientre que …‟, sanción „et non fagades ende al por ninguna manera‟ (pago del doble) y data „dada en B. postremer día de março, era …‟.

A efectos del conocimiento de la cancillería o cancillerías notariales establecidas en Albarracín en este tiempo es notable en documento de Jaime I una apostilla posterior a 1262, en que las autoridades de Albarracín conceden traslado del mismo al vecino Sancho Juánez por un rogatario Guillermo escribano público de Albarracín, a servicio de los juez, alcaldes, jurados y concejo de Santa Maria.

Y en cuanto a la titulación de Juan Núñez, abundan citas de su personalidad política en documentos reales de Pedro III de Aragón que lo designan: „nobilis Iohannis Nunionis de Albarracino‟ o „Johanne Nunnis vassallo sancte Maríe et domino de Albarrasino‟; y en momentos en que el rey aragonés lo tiene por enemigo se limita a llamarlo „nobilis Iohannis Nunni‟ (por ejemplo en junio de 1283).

Conclusiones Diplomatísticas

Los documentos señoriales de los Azagra justifican su tratamiento monográfico por constituir expresión de una voluntad soberana actuante durante más de un siglo sobre un territorio determinado libre de la jurisdicción de las soberanías circundantes. Esa voluntad soberana se manifiesta fehaciente en las intitulaciones de los cinco Azagras que se suceden al frente del señorío como vasallos Santa María y señores de Albarracín y que alguno de ellos incluso subraya con la expresión „gratia Dei‟.

A tenor de los documentos conservados en tradición original, los Azagra expiden documentos en pergamino, por lo común de modesto tamaño, alguna vez en forma de carta partida por ABC, y al parecer son producto de escribas en general ajenos a una cancillería privativa del señorío. Bien prestan pues el rogatario los destinatarios o se recurre a escribas o notarios afincados en el lugar donde se verifica la „conscriptio‟ documental, bien las menos veces es algun escriba que se declara pertenecer a los señores de Albarracín como ocurre con Martín López durante la señoría de Alvaro Pérez o Domingo Vicente al servicio de la ciudad de Albarracín y utilizado por el consorte de Teresa Alvarez.

Considerados en una visión de conjunto estos documentos imitan los modos propios de la documentación real de cada época, con matices dominantemente navarros, aragoneses o castellanos, según las variantes políticas de los [p. 550] Azagras en sus relaciones con los estados limítrofes de su señorío. Se trata de piezas redactadas indistintamente en latín o en romance, con un formulario atípico en el que es dificil apuntar modalidades específicas del señorío de Albarracín. En todo caso llama la atención la claridad de redacción, emparentada con la clásica de cartas patentes y de mandatos de las cancillerías reales de los siglos XII y XIII en España.

Si se examina la antología de facsímiles aneja a este estudio, circunscrita a documentos conservados en tradición original, se observará la variedad de presentaciones en orden a escritura, ajuste y distribución de los textos. Es reflejo de la variedad de escribas intervinientes, en su mayor parte propios de los entes destinatarios o pertenecientes a notarios locales. Pueden tenerse por típicos de estilo castellano los núms. 1, 3 y 4 aunque los tres estén extendidos en tierras aragonesas, pero los escribas Rodrigo (del. num. 1) y Domingo notario (del num. 4) que utilizan el formato de edicto y que se declaran ser notarios del otorgante, así como el escriba anónimo del núm. 3 están en la línea de la documentación castellana de la época.

Es en cambio de factura paleográfica aragonesa el doc. núm. 8 redactado por escriba de la Almunia de doña Godina, igual que el núm. 11 escrito por Andrés al servicio del señor de Albarracín. Pero en el doc. 12 redactado en Toledo la forma de edicto y la escritura son de estilo castellano.

La mayoría de los ejemplos originales considerados a partir de 1230 son de clara naturaleza aragonesa: por una parte buena copia de ellos se relaciona con el monasterio de Santa María de Piedra, otros son obra de notarios de localidades aragonesas, otros son imitación en su estilo de los modos en boga en la cancillería de Jaime I. Solo difiere de esta tónica el doc. 22 escrito sin duda alguna en Castilla y posiblemente en la cancillería santiaguista de Uclés. Los núms. 17 y 20 imitan la disposición cancilleresca real aragonesa; los núms. 16 y 17 están escritos por Guillermo, escriba de Jaime I; se recurre, como se ha indicado, a los servicios de notarios de concejos (por ejemplo Domingo Pérez, de Calatayud núms. 26 a 29, y Juan Sancho, tambien de Calatayud núm. 18) y en algún caso a escriba notario del propio Albarracín (Martín López [núms. 25 y 30]).

Si se resumen las directrices dominantes en la estructura expuesta de la cuarentena de documentos, cabe concluir: que las invocaciones y los préambulos son rarísimos; que las intitulaciones mantienen el pronombre „ego‟ y rara vez olvidan anotar los dos apoyos de soberanía (vasallo de Santa María y señor de Albarracín). Suelen ser concisas las exposiciones y tambien los dispositivos, pese a la complejidad de algunos de estos. Las fórmulas conminatorias parecen tender a desaparecer y en el escatocolo se insiste generalmente en fórmulas corroborativas y anuncio del sello pendiente del señor. La enumeración de testigos [p. 551] al final del documento se mantiene. Las datas expresan datos correctos en general: lugar de la conscriptio, año en cuyo cómputo domina la era hispánica, data del mes por el sistema romano y muy rara indicación del día de la semana.

Suelen llevar los documentos de los Azagra sellos pendientes de lemnisco, escalfados en cera, lo que excusa de insertar suscripciones del autor; las pocas expresadas son por supuesto de mano del rogatario. Y la suscripción de este último, generalmente un notario público, con el oportuno signo manual, al modo de la documentación privada se ve reforzada por la aposición del sello del señor, elemento que diferencia el documento señorial de uno privado.

Dos suelen ser los tipos documentales en uso: el epistolar caracterizado por uso de intitulación, dirección y salutación, esta no siempre; y el tipo de carta en donde la intitulación seguida de inmediato de notificación genérica es su rasgo típico (a veces se altera el orden precediendo la notificatión). Como caso excepcional, ya se ha indicado en su lugar oportuno la existencia de un albalá (aunque la circunstancia de estar otorgado en plena Castilla y por el señor consorte Juan Núñez de Lara lo hace irrelevante).

Si atendemos a los contenidos o negocios jurídicos de estos documentos señoriales hallamos: los que recogen negocios privados con características seme jantes a los que estudia la diplomática de documentos particulares; y aquellos que envuelven disposiciones que suponen un ejercicio de señorío o soberanía si se quiere.

De los primeros dominan las donaciones (núms. 1, 2, 3, 10, 20, 23, 29, 34 y 38); hay además unas ventas (núms. 12 y 19), unas hipotecas (6, 7, 24), un convenio (núms. 17), un pacto matrimonial (núm. 14), una toma de hábito (núm. 22), una elección de sepultura (núm. 27) y unos testamentos (núms. 4 y 11). Y una confirmación (núm. 8).

De los propiamente señoriales mencionemos: fueros (núm. 32), mercedes (núms. 5, 13, 21), delimitación de términos y dehesamientos (núms. 25, 31 y 36), juro de heredad (núm. 33), fidelidad (núm. 18), vasallaje (núm. 16), pleito homenaje (núm. 15), protección y salvaguardia (núms. 28 y 30), imposición de pechas (núm. 39), cesión de castillo (núm. 5).

[p. 552] Apendice

Se reproducen siete documentos de los 39 mencionados y analizados en las notas anteriores para ilustración gráfica, todos ellos conservados en el Archivo Histórico Nacional de Madrid (AHN) en los fondos de las órdenes militares de Uclés y San Juan de Jerusalem y del monasterio de Santa María de Piedra; he aquí las transcripciones de los mismos y que en el estudio se mencionan bajo los números siguientes: 3, 8, 13, 22, 26, 27 y 30.

XIV

1190, VII, 21

Daroca

Fernando Ruiz de Azagra concede Albarracín a la Orden de Santiago

MADRID, AHN, Uclés, caja 152, núm. 2.

Christus. In nomine Domini, amen. Quoniam inter cetera pietatis opera maxime conmendatur helemosina, idcirco ego F[errandus] R[oderici] Dei gracia, dono et concedo Deo et Ordini milicie Sancti Iacobi et vobis domno Sancio Ferrandi eiusdem ordinis milicie magistro et omnibus successoribus vestris et omnibus fratribus tam presentibus quam futuris, pro mea anima et patris et matris mee et pro anima domno P[etro] R[oderici] Sancta Maria de Albarrazin cum omni iure suo et cum possessionibus et hereditatibus, cultis et incultis, desertis et populatis, cum terris, vineis, pratis, pascuis, rivis, molendinis et cum omnibus directuris, terminis et pertinenciis suis et quicquid habet et habere potest iure hereditario vobis habendum et irrevocabiliter perpetuo possidendum. Si quis huius mee donacionis, concessionis et stabilitatis paginam infringere vel in aliquo diminuere presumpserit, ira omnipotentis Dei plenarie incurrat et cum Iuda proditore penas infernales sustineat; et insuper Deo et ordini vestro corpus meum profero et professione facio; et si casu acciderit quod ante susceptum religionis habitum migravero, corpus meum sepelliendi iuxta regule preceptum potestatem habeant. Facta carta in Daroca, era Ma CCa XXa VIIIa kalendas augusti. Ego F[errandus] Roderici hanc cartam manu propria roboro et confirmo.

Petrus Pampilonensis episcopus confirmo. Petrus Martinez d’Ocarez confirmo. Iohanis de Leforin confirmo. Lop de Varea confirmo.

Prior de Ucles confirmo. Fernandus Didaci confirmo. Michael de Leforin confirmo.

[p. 553] XV

1216, VIII

La Almunia

Pedro Fernández de Azagra y esposa Elfa confirman donativos y pactos de Sancha Ximénez a la Orden del Hospital de San Juan,

MADRID, AHN, San Juan, caja 31, núm. 25.

In Dei nomine. Notum sit cuntis homnibus hominibus tam presentibus quam futuris, quod ego dopnus Petrus Ferrandeç et uxor mea donna Elfa, filia dopnus Garcia Ortiç et de donna Sancha Xemenez, firmamus et atorgamus a bona fide todas illas convinencias et todos illos donativos quod donna Sancha Xemenez habet factas con illo magistro de Emposte fratre R. de Yscles et illos alios fratres de Hospital Sancti Iohannis, de donativo, de hereditate vel de mobile et todos alios donativos et convinencias sicut scriptas sunt in alias iam dictas cartas de illas convinencias qui sunt scriptas et partidas per alfabeto. Et sunt testimonias qui viderunt et audierunt et in presente fuerunt don Pedro Pomar et don Pedro Gonçalvez, don Leindo et don Garcia de Pueio et don Adan de Turbena. Facta carta era Ma CCa La IIIIa, mense agusto. Remundus, notarius donna Sancha Xemenez, hanc cartam scripsit in Almunie, per mandamento dopnus Petrus Ferrandi et uxor eius donna Elfa.

XVI

1230, IX, 24

[Piedra]

Pedro Ferńandez de Azagra ordena su enterramiento en el monasterio de Piedra al que regala unas salinas.

MADRID, AHN, Piedra, carpeta 3.666, núm. 15.

Fastus momenti devovens sua disponens omnia votum vovens Deo Jacob, Christi sequens vestigia, heredem se constituit prudens in aula regia ad quam qui veniet non iet foras, hic qui pauper efficitur non ambulat in tenebris nec inferni voraginum penas sentit, in latebris vite lumen consequitur, habetur inde celebris hec bona qui spectas accipe tolle mortis. [Paragraphus] Notum sit cunctis presentibus atque futuris quod ego Petrus Ferdinandi servus beate Virginis semper Dei genitricis Marie, Dei gratia dominus Albarrazin, dictus de Açagra, religiosorum precibus attendens facinora relevari, comendo animam meam Deo et beatissime semper Virgini eiusdem Dei genitrici Marie et dignis oracionibus monachorum ecclesie Sancte Marie de Petra; et in dicta ecclesia de Petra corpora meo sive cadaveri pretermissis omnibus destinamentis sepulture mee que umquam usque hodie permisi fieri preter istud, eligo sepulturam; et mando firmiter et districte me alibi nullo modo sepeliri. Mando [p. 554] etiam quod omnia privilegia quicque facta fuerunt usque hodie pro sepultura mei cadaveris non valeant de cetero, sed totaliter deleantur, et istud ratum perpetuo habeatur. Mando etiam in remissione pecatorum meorum quod omnes saline mee quas habeo in Alda et in Noguera assignentur conventui et monachis ecclesie Sancte Marie de Petra statim cum eas a presenti obligatione liberas relinquerit Ferrandus Iohannis qui eas possidet obligatas et eas teneant et possideant sine contrarietate omnium hominum donec inde receperint duo milia mezmodinarum; et cum dictas mezmodinas receperint monachi prelibati emantur inde hereditates que valeant tantum quantum dicta duo milia mezmodinarum, et eas perpetuo teneat et possideat liberas conventus dicti monasterii per infinita secula in meorum criminum remissione; et cum empte fuerint hereditates prelibate salinas sibi vendicent filii mei qui eas debuerint possidere. Mando etiam et mandando precipio quod nichil de predictis pretermittatur. Et ut ratum et firmius habeatur presens privilegium feci sigilli mei munimine roborari.

Testes sunt venerabiles et religiosi viri frater Arnaldus Galardi abbas de Populeto et frater Siminus abbas de Petra et frater Benedictus et frater Fortanarius, monachi de Petra et dompnus A. de Linan et dompnus D[ominic]o Martini de Darocha et dompnus Enequs Blasci de Turolio.

Et ego P[etrus] scriba iussu dompni P[etri] Ferdinandi hoc scripsi et hoc signum posui, VIII° kalendas octubris, era Ma CCa LXa VIIIa.

XVII

[1246, circa]

Pedro Fernández de Azagra promete su entrega a la Orden de Santiago de Uclés.

MADRID, AHN, Uclés, caja 152, núm. 9.

In naufragio et exilio positi quilibet nostrum cicius debet occurrere ut ad litus perveniad ne in pelago submergatur. Quoniam viam universe carnis nemo potest evadere, necesse copiosius est ut in acquirendis celestibus de terrenis aliquid relinquamus, attendentes quod in Evangelio dicitur ut vendentes omnia celeste regnum acquirere mereamur. Unde ego dompnus P[etrus] Fernandi de Açagra, famulus Sancte Marie et dominus de Alvarracin, facio voto et promissione in manu domini G[arcie] Gonçalvez, primitus Deo et postea milicie et Ordini Beati Iacobi de Ucles, tali modo, quod nunquam ad aliam Ordinem possim accedere nec accipere, et in tali condicione, quod ubicumque migravero ad ipsam predictam domum predicti Ordinis me deberant sepeliendum. Huius rei testes: don Gil Gonçalvez comendador de Velamo. don G[arcia] Gonçalvez, don Johan Velazquez, el vestibario don G[arcia].

[p. 555] XVIII

1252, IV, 23

Calatayud

Inés, mujer de Alvaro Pérez de Azagra dispone su enterramiento en el monasterio de Piedra.

MADRID, AHN, Piedra, carpeta 1.370, núm. 18.

Tenore presentium patefiat quod ego domna Agnes, uxor domni Albari Petri de Açagra, precibus religiosorum attendens super omnia mea facinora relevari animam meam et corpus meum Deo et beatissime semper Virgini eiusdem genitrici Marie et specialiter dignis piisque oracionibus monachorum monasterii ecclesie Sancte Marie de Petra Cisterciensis ordinis devotissime scienter, consulte et spontanea voluntate comendo in ipso eodemque monasterio ex certa sciencia corpori meo sive cadaveri pretermissis omnibus destinamentis sepulture mee que usque hodie ullo unquam tempore permisi fieri, preter istud, bono animo et ulteriora voluntate ac voto solemni inde me scienter faciendo, Deum habendo pre oculis, meam eligo irregocabiliter sepulturam, sana et incolumis existens. Volo etiam et voluntarie voto solemni Ihesu Christo Filio Virginis crucifixo faciens et in animam meam promitto irrefragabiliter perpetuo statuens me alibi aliquo alio voto iuramento a me facto vel de cetero faciendo vel pacto nec alio quovismodo qui dici vel excogitari possit, nullatenus sepeliri nisi monasterio supradicto quocumque loco debitum humanitatis exvolvam. Volo etiam et solemni voto devotissime in animam meam promitto et in Deum protestor me hec omnia supradicta et singula prorsus vita et morte sine aliqua revocatione complere et nunquam per me nec per aliquam aliam personam in aliquo obviare vita nec morte nec qualibet alia ultima voluntate et omnia vota omnesque promisiones quecumque usque hodie feci simpliciter vel solemniter, cum carta vel sine carta, vel que ab hodie in anima pro sepultura mei cadaveris fecero nullius valoris existant, imo totaliter delectantur, hac electione sepulture mee in prefato monasterio de Petra prorsus in suo robore sine fine valitura. Et ut presens scriptum maius robur firmitatis obtineat sigilli domni Albari Perez mariti mei qui spontanee premisis omnibus assensu ad preces meas et devocionem prestitit feci munimine roborari. Quod omnia ego domnus Albarus Pereç de Açagra laudo, concedo et firmo scienter. Actum Calataiub VIIII° kalendas maii, era Ma CCa nonagesima. Testes ad hec sunt: frater Arnaldus abbas dicti monasterii, frater Augustinus prior, frater Petrus cellerarius, Iohannes de Almunia et Nicholaus del Vicario. Signum Dominici Petri notarius de Calataiub qui hec scripsit.

[p. 556] XIX

1254, XII, 16

Calatayud

Alvaro Pérez Azagra reconoce adeudar cuatro mil sueldos de jaqueses al monasterio de Piedra.

MADRID, AHN, Piedra, carpeta 3.672, núm. 7.

Pateat universis quod ego domnus Albarus Petri de Açagra vasallus Sancte Marie et dominus de Albarraçino, confiteor me debere vobis fratri Iohanni abbati et toti conventui monachorum monasterii de Petra quatuor milia solidorum Iacchensium usualinum in animam meam, quos vobis habendos et accipiendos assigno in medietatem portaticus de Calatayub quam hec Eximinus Petri de Yranço colligere et accipere debebat pro nobis; quam medietatem portatici ab hodie in antea tamdiu teneatis et colligatis pacifice et quiete donec de ipsis quatuor milibus solidorum Iaccensium vobis totaliter satisfaciat. Et ego teneor vobis ipsam medietatem portatici salvare et defendere et facere, habere et colligere quiete, obligans vobis ad hec omnia bona mea atque in quibus magnus et melius accipere volueritis dictos quatuor milia solidos Iacchensium si deficere vobis in aliquo premissorum. Ego autem Eximinus Petri de Iranço laudo et concedo omnia supradicta. Actum Calataiub XVII° kalendas ianuarias, era Ma CCa XCa tercia. Testes ad hec: Egidius Xemeneç, Egidius Sancheç, R[animirus] Enegueç, Iohannes Sancheç.

Signum Dominici Petri, notarii Calataiub, qui hoc scripsit.

XX

1258, VII, 24

Albarracin

Alvaro Pérez de Azagra promete defender los bienes del monasterio de Piedra en Fuente del Buey.

MADRID, AHN, Piedra, carpeta 3.673, núm. 7.

Conocida cosa sea a todos los ommes que aquestas presentes letras verán, como nos don Alvar Perez de Açagra, vassallo de Sancta Maria e senor d’Albarrazin, recebimos en nuestra guarda e en nuestra comienda e en nuestro defendimiento a todas las cosas que de los monges de Piedra fueren e ovieren en la Fuent del Buey, ommes, ganados e todas quantas cosas elos aly ovyeren, que anden salvas e seguras e sobre fe. E mandamos firmemientre que ninguno non sea osado de fazerles tuerto ninguno nin demas a elos ni a las sus cosas ni a los sus ganados; e quiquiere que lo fiziesse e contra a esta carta nuestra viniesse pesar nos ye muy de corazon por elo e demandareielo yemos muy firmemientre [p. 557] quanto que nos demandarielo pudiessemos e de mas pechar nos ye en coto C morabetinos alfonsinos e ad elos todo el dampno duplado que los ent viniesse por elo. Por ent nos mandamos firmemientre e estrecha a todo alcayat que en Sancta Maria fuere e al iudez e a los e alcaldes e a los jurados e a todo el conceio de Sancta Maria que aquesta carta que la guarden e que la enparen assin como guardarla deven e ninguno que fuerça nin demas a las cosas de los monges quiera fazer de quantas elos en la Fuent del Buey ovieren, mandamos nos al alcayat e a todo el conceio de Sancta Maria que ie lo ayuden a guardar e a defender assin como a las mis cosas proprias farien. E porque mas firme e mas estable sea aquesta present carta e por siempre jamás valedera mandámosla seellar con el nuestro seyello pendient. Testigos son d’aquesto: don Diago Perez tesurer de la eglesia de Sant Salvador, Alfonso García carrelleio, Gonçalvo Sanchez, Pedro Iranço. Facta carta VIII° kalendas julii, era Ma, CCa XCa VIa. Signo de Martin Lopez notario del conceio de Sancta Maria, que por mandamiento del senor don Alvar Perez esta carta fiço.

Tafel XIV: DOC. 3, FERNANDO RUIZ DE AZAGRA, 1190
Tafel XV: DOC. 8, PEDRO FERNÁNDEZ DE AZAGRA, 1216
Tafel XVI: DOC. 13, PEDRO FERNÁNDEZ DE AZAGRA, 1230
Tafel XVII: DOC. 22, PEDRO FERNÁNDEZ DE AZAGRA, 1246
Tafel XVIII: DOC. 26, INÉS DE NAVARRA, 1252
Tafel XIX: DOC. 27, ÁLVARO PÉREZ DE AZAGRA, 1254
Tafel XX: DOC. 30, ÁLVARO PÉREZ DE AZAGRA, 1258

1 Cfr. MARINA GONZALEZ MIRANDA y ANTONIO UBIETO ARTETA, Antecedentes familiares de don Pedro Ruiz de Azagra, señor de Albarracín, estudio premiado por la Diputacion Provincial de Teruel en 1953.

[p. 559] La Cancillería de los condes de Urgel (S. VIII–XV)1 (Tafel XXI)

EL MARCO GEOGRAFICO

Resulta difícil precisar los límites exactos del condado de Urgel debido a las variaciones que han experimentado a lo largo de su historia. Se encuentra situado en el pre-Pirineo, al norte de la actual provincia española de Lérida. Como situación geográfica general podemos decir que linda al N. con los Pirineos, al W. con el condado de Pallars y tierras de Tremp a Ager, y entre los rios Noguera Pallaresa y Noguera Ribagorzana; al E., con del condado de Ribagorza y al S. con tierras de Lérida.

EL MARCO HISTORICO

La historia del condado se remonta a los años 781–785 en que Carlomagno conquistó esta tierra juntamente con las de Gerona y Ausona a los musulmanes y restauró la vida religiosa y civil de dichos territorios abriendo el camino a la dominación franca que se concretó, unos años más tarde, en la llamada Marca Hispánica.

De los siglos VIII y IX no hay noticias ciertas e indiscutibles. Iniciaremos, pues, nuestro estudio en las últimas décadas del siglo IX cuando comienza la sucesión ininterrumpida de los condes de Urgel.

[p. 560] Terminaremos el estudio en 1414, cuando el condado, tras la derrota de Jaime II „El Dissortat‟ frente a Fernando I, nombrado por sentencia de los compromisarios de los estados de la Corona de Aragón reunidos en Caspe, pasa a manos de la corona y se integra en ella.

A lo largo de estos más de siete siglos, se suceden cuatro dinastías, o cinco si contamos a los condes nombrados por los emperadores francos: éstos, la casa de Barcelona, la dinastía de los Ermengol surgida de ella, la casa de Cabrera, y, por último, la que nace del segundogénito de Jaime II hasta la extinción de la linea de sangre.

Cada una de ellas aportará sus novedades; algunas, creación propia; otras, inspiradas en cancillerías y escribanías extranjeras con las cuales tienen contacto sus condes: otros condados, la real de Aragón, de Castilla-León, y la pontificia.

IV. Las Fuentes

Para la redacción del presente estudio, hemos partido del análisis directo de documentación archivística y de la abundante bibliografía sobre el tema.

IV. 1. Archivos

La mayor parte de la documentación consultada procede de tres grandes archivos: Corona de Aragón, Catedralicio de Urgel y Comarcal de Balaguer

  • Archivo de la Corona de Aragón

    • Cancillería Real

      • Pergaminos (Todas las series)

      • Registros. Los de Jaime II y los de las lugartenencias de Alfonso (IV) y Jaime (I de Urgel)

    • Diversos

      • Fondos patrimoniales

  • Archivo Comarcal de Balaguer

    • Pergaminos

      • Cajón de Privilegios

      • Cajón de Varia

    • Códices y Cartularios

      • LLibre de Privilegis (s. XIV)

      • Cartoral de Privilegis (s. XVIII)

  • Archivo de la Catedral de La Seu d’Urgel. Existe un inventario, obra de J.M. Marqués, y la edición de todos los documentos anteriores al s. XI por Cebrià Baraut, así como la del Cartulario de Tabèrnoles por Josefina Soler. Se han consultado:

    • [p. 561] Pergaminos

    • Liber dotaliarum Ecclesiae Urgellensis

    • Capbreu de la obra de Santa Maria

    • Cartulario de Tabèrnoles

  • Archivos de Solsona. Se han consultado el Municipal y el Catedralicio en sus series de pergaminos y su Cartoral segon

  • Archivo de Ager. La documentación relativa a este vizcondado y a sus monasterios, se halla muy repartida, quedando escasos documentos en su lugar de origen. Caresmar en el s. XVIII hizo un inventario de los mismos: Compendi de tots los instruments antichs y moderns que.s troban en lo arxiu de la molt insigne Iglesia Colegial de Sant Pere de Ager, transumptats de orde del molt illustre señor doctor don Francisco Eslava, Arxipreste de ella en lo any MDCCLXVI. Los documentos se encuentran repartidos entre la Biblioteca de Catalunya – legado Miret i Sans –, Catedral de Lérida y colecciones particulares. Sobre Ager, véase los estudios de Sanahuja y Corredera.

  • Biblioteca de Catalunya. Esta biblioteca guarda entre sus fondos, legados de distintas procedencias, llegados allí por compra o por donación. De sus fondos documentales han sido de especial interés:

    • Pergaminos de Ager

    • LLibre rational … en lo qual seran confermats tots los actes fahents per la villa d’Ager. Any 1534 (Ms. 51)

    • P. Pascual. Sacra antiquitatis Cataloniae monumenta. IX vol. (Ms. 729)

    • J. Marti. Indice de los papeles manuscritos contenidos en los diferentes volúmenes del difunto Jaime Caresmar (Ms. 783)

    • J. Caresmar. Compendi de tots los instruments … (vid. Ager) (Ms. 941)

    • Història de D. Jaime d’Aragó, comte d’Urgell. 1624 (Ms. 704)

  • Otros archivos. De entre los archivos con documentación de Urgell también consultados destacan el Histórico Nacional (Madrid), Guissona, Puigcerdà, etc.

V. Periodizacion de la Escribania-Cancilleria Urgelitana

1. La epoca oscura (de los origines al S. IX)

Período con pocos restos documentales. Los condes dependen de los emperadores francos. En muchos casos, aún hoy, es imposible juzgar sobre el carácter de autenticidad de muchos documentos. El período ha sido es tidiado por Ramón d’Abadal y por F. Valls i Taberner.

[p. 562] 2. Urgel y los condes de Barcelona (898–992)

A Vifredo el Velloso, que extendió su dominio por tierras de Urgel, le sucedió Seniofret, y a éste Borrell, el segundo de este nombre en Barcelona. Los escribanos son sin excepción, clerici formados en las escuelas catedralicias y episcopales. Muchos de ellos fueron iudici. En los documentos de caracter público, los escribanos mencionan escritura y suscripción; scripsi et suscripsi, y en los de caracter privado, mencionan la iussio: rogatus o rogitus. Usan escritura carolina llena de visigotismos y elementos merovingios.

Con Borrell II aparece en la curia o corte del conde el princeps coquorum o cocorum, que fue un precedente del senescal.

Los documentos se fechan por los reyes francos, excepto los de tipo eclesiástico.

3. La dinastía de los Ermengol (992–1231)

En la curia condal, a medida que Urgel se separa de los emperadores francos, resurgen rasgos de visigotismo: aparecen en los documentos los cargos de conestabor, dente, thiumphados, gardingi etc. Los escribanos continúan siendo clerici y iudici, presididos a partir de Ermengol II por el presbiter comitis, cargo detentado por las dignidades eclesiásticas de la catedral de Urgel, equivalente al clericus o capellanus comitis de otros condados. Con Ermengol IV aparece la voz scriptor/scriba unida a publicus, voz que se consolidará en etapas posteriores e irá unida al capellanus comitis.

Con Ermengol VI se marca la diferencia entre scriptor publicus y scriptor domini comitis, quien a veces se titulará también notarius. Con Ermengol VII aparecen los sellos de cera, creemos que por influencia castellana, que adquirirán poco a poco característica propias del condado.

Con Ermengol VIII el notarius ocupará la cúspide de la escribanía. De él dependerán los scribae domini comitis o comitisse, y los scribae curiae, es decir, los estables de la escribanía. Todos estos escribanos se titularán notarius publicus al redactar textos de particulares.

En cuanto al formulario de los documentos, durante el siglo XI se abandona el modelo Ripoll y se seguirá el formulario de Santes Creus.

En la datación, se va abandonanado el sistema de reyes francos para ir utilizando cada vez más la era cristiana en su estilo de la Encarnación hasta 1352 en que se adopta el de la Natividad como había ya adoptado la cancillería real.

4. La casa de Cabrera (1208–1314)

La escribanía sigue las directrices de la de Ermengol VIII y está presidida por el notarius comitis, quien para la redacción de documentos se valdrá de scriptores de la propia escribanía y de notarois públicos.

Parece que existieron registros para los textos públicos, y que los particulares [p. 563] de los condes quedaron registrados en los protocolos de los notarios de Balaguer y Lérida, notarios que fueron creados por los condes según ha demostrado Durán.

5. La casa real de Aragón

Deben distinguirse dos períodos en esta última etapa. El primero abarca los gobiernos de Alfonso y Jaime, hasta 1347. La escribanía carece, durante la mayor parte del periodo, de personalidad propia. Alfonso es Infante, y usa su cancillería como tal para despachar los asuntos de Urgel. Jaime llega al gobierno del condado siendo menor de edad, y Urgel es administrado por su padre el rey. A partir de la mayoría de edad de Jaime, se reinicia la historia de la cancillería autónome de Urgel.

El segundo período abarca a Pedro y Jaime II. Si la existencia de registros puede sospecharse para la casa de Cabrera, queda probada para esta etapa. La cancillería y la casa y corte se estructuran a imitación de la real. Vayamos por partes:

La Epoca Oscura (S. IX)

Pocos conocimientos seguros tenemos de este siglo. Del 819, parece, es un princeps Urgelli Borrello, al que sucede, el 820, nombrado por Luis el Piadoso, Aznar Galíndez. Destituído el 834, fue nombrado Seniofret, hijo de Bello, de Carcasona, que gobierna hasta 848. El 835 al extender su dominio sobre Barcelona, Gerona, Besalú, Cerdaña, Urgel, Narbona, Beziers, etc., se titula marqués de Gotia.

Le sucede Salomó, del que conocemos textos judiciales de 862, 865 y 868.

Vifredo el Velloso, que gobernó también en Gerona y en Barcelona comienza a gobernar Urgel el 870. Su obra y escribanía ha sido estudiada por Valls i Taberner.

Urgel y los Condes de Barcelona (898–992)

Con Vifredo el Velloso se inicia la relación de Urgel con la casa de Barcelona, que continuarán sus sucesores Seniofret y Borrell.

I. Seniofret (906–950)

Hijo de Vifredo, rigió Urgel desde el 898 (906) hasta el 22 de junio del 949. De sus documentos, al igual que de los de los titulares de otros condados coetáneos, es dificil separar los públicos, es decir, los que testimonian actos de gobierno, de los meramente privados.

[p. 564] Parece que en los actos públicos el conde estuvo asesorado por los iudices atque nobiles viri Urgellitano comitatu degentes, sin duda, una incipiente curia, cuyos cargos son reflejo de los francos de la época: Los vizcondes Ermemiro y Giscafredo; el arcediano de Urgel, Leodarius, que era capellán del conde, cargo que paulatinamente adquirirá importancia al frente de la escribanía; y el sayón Giscafredo que fue también vizconde.

Los escribanos son, sin excepción, clerici formados, o cuando menos, relacionados con la escuela catedralicia urgelitana, y rectores de parroquias rurales. Algunos de ellos – los más selectos –, son también iudici, a cuyo cargo está, aparte de la redacción de los textos judiciales, la reparatio. El título de iudex jamás se omite en las suscripciones.

Conocemos de él nueve escribanos, de los cuales Guidus y Usilus escribieron los documentos públicos del conde con la fórmula scripsi et suscripsi y el resto los privados con las de rogatus o rogitus.

II. Borrell (950–993)

Sucede a a Seniofret siendo ya conde de Barcelona. Las curias de Urgel y Barcelona se confunden. Conocemos, de las mismas la existencia de iudices, de un archisacer, de vizcondes y de un princeps cocorum.

Dieciseis escribanos hemos localizado en la documentación consultada. Los que escriben documentos de carácter público usan, como en el gobierno anterior, la fórmula suscripsit et scripsit. Borrell se intitula comes y, en ocasiones, comes et marchio, e incorpora la fórmula gratia Dei en las intitulaciones.

La Dinastia de los Ermengol

A la muerte de Borrell II, y por disposición testamentaria de éste, sucedió en Urgel su hijo Ermengol. Con él se abre una dinastía que se extinguirá en 1231 a la muerte de la condesa Aurembiaix.

La escribanía urgelitana recibe influencias diversas: del condado de Barcelona, de Aragón, de Castilla, del pontificado.

Los clerici dejarán paso a los scribae, que, al redactar documentos privados, se llamaran notarii. Los escribas dependientes de la escribanía se dividirán en dos tipos: domini comitis, los secretarios del conde, y curiae. Al frente de la curia y de la escribanía hallamos al capellanus comitis, personaje eclesiástico, pero con funciones civiles parecidas a las del futuro canciller de la monarquía catalano-aragonesa.

Los documentos siguen primero, el modelo „Ripoll‟ y después el „Santes Creus‟. Durante este período se observa el cambio de cómputo cronológico y se estabiliza la cruz como signum comitis.

[p. 565] Ermengol I (989–1010) no aporta novedades sustanciosas respecto a etapas anteriores. En su curia, aparte de los cargos anteriores de vizconde y de juez, aparecen nuevos cargos: dente y ministral.

Los escribanos siguen siendo eclesiásticos y todos ellos llevan el calificativo de Sacer o presbiter e, incluso, levita et monachus.

Escribanos del conde hemos localizado un total de seis, a los que hay que añadir otros seis de textos particulares.

En las intitulaciones figura como comes, como comes et marchio y, con cierta frecuencia, la mención del origen divino de su poder.

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Ermengol II „El Peregrino‟ (1010/1024–1038) sucedió a su padre siendo menor de edad, bajo la tutela de los condes de Barcelona Ramón Borrell y Ermessenda. En 1024 asumió el gobierno del condado.

En su corte, aparte vizcondes y jueces, aparecen dos sacricustodes.

La escribanía sigue dominada por clérigos, tanto bajo su minoría como a partir de 1024. Los cuatro de su minoría y los diez de su gobierno pleno, son sacerdos, ypodiachonus, levita et monachus, presbiter, sacer, levita. En 1037 vemos en la escribanía un presbiter comitis.

Intitulaciones y suscripciones son similares a las de su padre.

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Ermengol III (1038–1065) pocas novedades aportó a su escribanía. Siguen siendo eclesiásticos los escribas, formados en la escribanía catedralicia de la Seu d’Urgell. Los nueve escribanos localizados siguen siendo calificados, como en etapas anteriores, de sacerdos et monachus, diaconus, scolasticus, presbiter et monachus, levita.

La signatura con cruz autógrafa, que Villanueva achacó a analfabetismo a partir de una suscripción de su menor edad, va convirtiéndose en el signum comitis habitual: un texto de este conde califica tal cruz de solito signo.

Aparecen bajo este conde textos en que se habla del dictado como forma de expedición documental, sobre todo de textos judiciales.

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A Ermengol III le sucede su hijo Ermengol IV (1065–1092). Novedad curiosa de su gobierno, es la incorporación del titulo de consul de neta raigambre romana que marca un acercamiento al mundo clásico. La comitiva recoge, aparte de vizcondes, sacricustos, jueces, etc., cargos de denominación visigótica: toparcas, gardingi y tiumphadi.

Diez y seis escribanos hemos localizado en la documentación consultada, [p. 566] todos ellos, sacerdos, levita, diaconus, monachus, presbiter. Entre ellos destacaríamos a Ermengol Bernat que actúa entre 1068 y 1090.

La escribanía estuvo regida por el escolástico Pere y luego por Gilabert.

Intitulaciones y suscripciones presentan pocas novedades. Ermengol IV firmó, primero con un simple punto en la cruz puesta por el escribano, y luego, poniendo personalmente la cruz.

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Le sucedió Ermengol V (1092–1102) „de Mayurqa‟, con el que se inicia una fuerte relación con Castilla por su matrimonio con Maria, hija del castellano Pedro Ansúrez. Vivió por ello largas temporadas en tierras leonesas y castellanas, lo que explica la presencia de fórmulas castellanas en sus documentos.

Ocho escribanos tenemos localizados, todos ellos, invariablemente eclesiásticos, que se califican de forma similar a la de los escribanos de etapas anteriores. Va consolidándose la fórmula scriba que llevan tres de ellos frente al único caso del gobierno anterior.

En la curia continúan los mismos cargos. El vizconde Guerau, imitando el „consul‟ del conde, se titula proconsul.

Intitulaciones y suscripciones son similares. El conde es comes et marchio, en ocasiones gratia Dei. Suscribe con la cruz autógrafa como lo demuestran varios textos.

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A su muerte, el hijo, Ermengol VI, era menor de edad y el condado quedó bajo la regencia de su abuelo Pero Ansurez, titulándose domnus, comes o simplemente Petrus Azur. (1102–1119). Conocemos a cuatro escribanos, clérigos igualmente la mayoría.

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Ermengol VI se hizo cargo del condado en 1119 y gobernó hasta su muerte en 1154.

En la curia vemos a vizcondes, al priceps cocorum, a un senescal y a un baile.

Once escribanos conocemos, uno de ellos, Pelayo Rabadano, castellano. Al igual que en etapas anteriores, la mayoría son clérigos.

En sus documentos se observan importantes transformaciones. En primer lugar siguen claramente el modelo „Santes Creus‟. En segundo lugar, es clara y patente la influencia del modelo pre-boloñés, en que se van precisando las calificaciones jurídicas y especializándose la terminología. Se suprimen las partes retóricas del texto: arenga, aprecatio, multa etc.

[p. 567] En tercer lugar, la influencia castellana se observa claramente en la presencia, en algunas dataciones, del elemento histórico: la mención del eodem comes Ermengaudus in Balaguerio et in Urgellio, en un texto, y de regnante imperator Ildefonsus cum imperatrice Berengaria in tota Hispanis, en otro.

Las intitulaciones no presentan novedades. Ermengol VI firma simplemente añadiendo de su mano un punto en el signum, que es la cruz, puesta por el escribano.

Una última novedad, esta de carácter lingüístico: de 1131 es el primer documento localizado escrito totalmente en catalán en el condado de Urgel.

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Ermengol VII „El de Valencia‟ (1154–1184) sucede a su padre y reparte su actividad entre tierras leonesas y urgelitanas.

El estudio de la escribanía de Urgel bajo su gobierno es de gran complejidad, debido a los períodos de alternancia entre su gobierno directo y el de su esposa Dulce, durante su estancia en tierras leonesas.

Hasta 1166, año de la conquista de Bellpuig de Les Avellanes, encontramos 9 escribanos, de los que sólo cinco se califican como eclesiásticos. Se estabiliza el cargo de scriptor, calificándose de domini comitis cuando actúa en la escribanía y de notarius publicus cuando lo hace fuera de ella. En 1166 aparece en la documentación el título de notarius domini comitis que desempeñará las funciones de Jefe de la escribanía. Su función es la misma que en la barcelonesa de Ramón Berenguer IV y que en la leonesa de Fernando II. En cuanto a la expedición documental, va generalizandose la mención de la iussio con las formulas pro iussione, iussu, de mandato.

De 1167 a 1175 la condesa Dulce rige el condado. Los escribanos, cinco, todos eclesiásticos, aparecen con los calificativos ya conocidos (sacerdos, levita, etc.) y coexisten un scriptor comitis, Bernat, con un sacerdos et capellanus comitisse, Arnal. El primero no escribe documentos, figurando en ellos como testigo, en tanto que Arnal, aparte de capellán, es también escribano.

Hasta el año 1177, en que inicia una nueva estancia prolongada en León, gobierna de nuevo Ermengol (si exceptuamos unos pocos meses de 1175). Dirigidos por Bernat, el scriptor comitis, jefe de la escribanía, actúan 4 escribanos, dos de ellos claramente eclesiásticos.

Desde 1178 hasta la muerte de Ermengol, gobernó de nuevo Dulce, asesosarada por su hijo Ermengol y por el baile Joan, por Bernat, escribano y capellán del conde y por el mayordomo, quizás castellano, Pedro Berzons. Actúan en la escribanía 6 escribanos. Se titulan scriba (= autor de todo tipo de documentos), scriba comitis (= autor de textos del conde y de la condesa) y scriba curie (= personaje estable en la escribanía).

[p. 568] En las suscripciones la única novedad es la sustitución del punto autógrafo del signante por la inicial.

La gran novedad de este momento es la aparición del sello de cera. Se conservan dos ejemplares. Son sellos de dos caras, ambas ecuestres, con la distinción de que en la del anverso, el conde va armado con espada y escudo, y en el reverso, con lanza con banderola. La leyenda, del anverso, dice simplemente Ermengaudus Urgellensis comes. Ambos ejemplares son de cera de color marrón, de 71 mm. de diámetro y pend en de tira de cuero.

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Ermengol VIII (1184–1205) es el último conde de este nombre de la línea directa masculina del hijo de Borrell II.

Al frente de la escribanía figura Bernat, que ya la dirigía bajo su padre, al que sucede un Pere, también procedente de la etapa anterior. Los documentos distinguen ya entre los escribanos de la casa del conde: curie; los propios del mismo o de la condesa: scriba comitis / notarius comitisse y los eclesiásticos.

En la documentación hemos de distinguir dos etapas: una hasta 1190 en que las intitulaciones incluyen a su madre Dulce y otra posterior en que los condes aparecen solos.

Catorce escribanos y notarios tenemos localizados de su administración, entre los que cabe destacar la figura de Pere, notario-escribano de la condesa Dulce (notarius domine Dulcie, notarius Urgellensis comitisse, etc.) y scriptor curie, título que precede a los anteriores y que nos muestra su extracción. Parece ser que utilizaba el calificativo de scriptor para designarse cuando escribe textos condales y notarius en los textos de naturaleza privada.

En las suscripciones no se observa novedad alguna.

Su sello ha sido profusamente estudiado. Es ecuestre, tocado el conde con yelmo con lambrequines, empuña la lanza con la derecha y embraza el escudo con la izquierda. Su leyenda: SIGILLUM ERMENGAUDI GRATIA DEI URGELLENSIS COMITIS. Las gualdrapas del caballo llevan el ajedrezado heráldico del condado. El sello es anunciado en el escatocolo del documento.

Conocemos también el sello de su esposa Elvira, ecuestre.

La Casa de Cabrera

A la casa de Urgel sucedió la de Cabrera. Sus primeros años se desarrollan en medio de luchas y tensiones por el domino del condado entre Elvira y su hija Aurembiaix y los reyes de Aragón Pedro II y Jaime I. El condado pasó a la corona y fue cedido en feudo a Ponç de Cabrera.

Bajo el primer titular, Guerau, no hay novedades especiales en la escribanía. [p. 569] Bajo Ponç, su sucesor, encontramos contaminaciones de la cancilleria real. Incluso parece que hay un intento de registración.

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Guerau de Cabrera (1206–1228) añade al titulo de Urgel, naturalmente el de vizconde de Cabrera en las intitulaciones. Su escribanía estuvo regida por Miró, deán de la catedral de La Seu d’Urgell: Raimundus de Artesa, qui hoc scripsit iussu Mironis decani.

Conocemos cinco escribanos de este conde: Carbonell, presbítero; Ramon de Artesa, levita y escribano; Bernat „de Thorrehulianorum‟, notarius domini comitis; Bernat, diácono „del castillo de Monzón‟ y Ramon Iterii.

Su sello es de dos caras. En el anverso, el conde a caballo como titular de Urgel: GERALDI DEI GRATIA URGELLENSIS COMITIS; en el reverso, el escudo de los Cabrera, la cabra, y la leyenda, que continúa sintacticamente la anterior: ET PER EANDEM VICECOMITIS DE CAPRARIA.

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Doña Aurembiaix (1228–1231) gobernó Urgel en dos etapas: de 1208 a 1213, fechas en que no conocemos documento alguno, al término de cuyo periodo, a la muerte de Pedro II fue desposeida de su condado; y 1228–1231, en que Jaime I la repuso en el condado apoyada por las Ordenes Militares.

En la etapa en que estuvo integrada en la Orden de Santiago, observamos una novedad que continuará en los años de su posterior gobierno: muchos de sus documentos van validados simplemente por su sello.

Su intitulación varía; en el tiempo en que el condado estuvo en manos de Guerau de Cabrera, Aurembiaix hace referencia su linaje. Cuando su gobierno sea efectivo, se titulará condesa de Urgel por la gracia de Dios.

En sus suscripciones pondrá una cruz patada con punto en sus ángulos a los que trazará en ocasiones, línea desde la cruz de los brazos, adquiriendo un aspecto parecido a una estrella de ocho puntas. Como elemento personal, pone un punto o dibuja un trazo. En la fórmula de suscripción se hace mención expresa a la iussio.

Aurembiaix se valió de los escribanos de Jaime I en la época de pregobierno juntamente con los de la orden de Santiago. En su etapa como condesa de Urgel, conocemos 4 escribanos, tres de ellos claramente eclesiásticos. Los documentosde concordias y tratados con Jaime I fueron escritos por los miembros de la cancillería del monarca, Guillem Escriba y Guillem Rabaça.

De Aurembiaix conocemos una matriz de sello en bronce. Es de 49 mm. y presenta en el anverso un ajedrezado rodeado de un círculo con la leyenda: SIGILLUM [p. 570] AUREMBIAIX COMITISSE URGELLENSIS. Conocemos otro sello de 75 mm. de dos improntas: averso ajedrezado.

Pedro de Portugal, esposo de Aurembiaix, gobernó pocos meses el condado, a la muerte de su mujer, pues cambió el 1231 el condado por unos dominios en Mallorca. Jaime I se intitulará conde de Urgel hasta su muerte a pesar de que el condado estará en manos de los Cabrera.

Conocemos tan sólo tres documentos de Pedro: el acta de esponsalicio con Aurembiaix, un juramento de fidelidad a Jaime I y la permuta citada con el mismo.

De su sello hay una descripción de Monfar que nos revela un anverso ecuestre, en que el conde va armado con lanza, y un reverso „con una figura de león o lobo‟. Su leyende la declara Monfar ilegible.

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Tras largas negociaciones con Jaime I, Ponç de Cabrera (1236–1243) obtuvo el feudo el condado, el 21 de enero de 1236.

Ponç se intitula conde de Urgel, abandonando la intitulación de Cabrera.

La escribanía del conde se compone de un notarius y de scriptores, aún en su mayoría, eclesiásticos. Conocemos a cinco de ellos. El notarius/ scriptor domini comitis era el jefe de la escribanía, del que dependieron los otros escribanos: Sig (signo) num Petri de Os, scriptor, qui hanc cartam scripsi et signum feci … iussione Bernardi de Torreumorum, notarii domini comitis.

El signum comitis es el clásico: una S capital encolada a una cruz, seguida de la leyenda del conde en la que, generalmente, aparece la iussio. La aportación del conde se aprecia en el ángulo inferior de la cruz.

Respecto a la materia scriptoria, alternan papel y pergamino. Los documentos solemnes, con el signum se redactan sobre pergamino, mientras que los mandatos, guiajes, cartas, etc. se redactan indistintamente sobre papel y pergamino.

Conocemos varias improntas de su sello. El que valida los privilegios pende de una cinta amarilla y el que valida las cartas, de una tira de pergamino. Es de cera marrón, de 25 mm. y de dos improntas: anverso ecuestre y reverso heráldico. Su leyende: SIGILLUM PONCIIDEI GRATIA URGELLENSIS COMITIS.

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Ermengol IX apenas gobernó unos meses del año 1248. Su madre, la condesa María ejerció la tutela del mismo y el gobierno del condado. Conocemos apenas cinco documentos redactados por el capellán de la condesa, Bertomeu.

[p. 571] A la muerte de Ermengol IX le sucede su hermano, también menor, Rodrigo, por otro nombre más conocido, Alvaro (1248–1267), también bajo la regencia de la condesa María.

Hay dos épocas en su escribanía, o al menos, en cuanto al carácter de sus escribanos. Hasta 1260 usa escribanos propios, también, como desde hace siglos, eclesiásticos. Conocemos a seis de ellos. Pero a partir de esta fecha, cuando empiezan los problemas de su divorcio, los documentos, en su mayoría conveniencias para garantizarse el apoyo de los grandes, y textos judiciales, son redactados por escribanos públicos de Lérida y Balaguer, de los que conocemos a seis.

Intitulaciones y suscripciones no presentan novedades.

El sello de Alvaro es de 55 mm. El ejemplar conocido es de cera blanca, de tipo, naturalmente, ecuestre, con la leyenda:

S. ALVARI DEI GRATIA COMITIS URGELLENSIS

Sus dos esposas usaron también sello como condesas de Urgel. El contenido del sello de CONSTANZA de Montcada, en el único ejemplar conocido es indescifrable. No así su leyenda: S. GOSTANSA COMITISSA D’URGELL. Cecilia de Foix va a caballo, con un ramo en la derecha, cabalgando, naturalmente „a mujeriegas‟, con escudo jaquelado y palos de gules. Su leyenda: S. DOMINE CECILIE COMITISSE URGELLENSIS.

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A Alvaro le sucedió su hijo Ermengol X (1267–1314), una vez más menor de edad. Hay una especie de maldición biológica en la historia de los condes. Grandes problemas iniciaron su mandato: discordias entre los Foix y los Montcada, de donde procedían las esposas de su padre, regencia de su madre Cecilia, discordias con Jaime I quien intentará recuperar el condado, etc. En realidad, no podemos hablar de gobierno del conde hasta 1281, en que Pedro III le devuelve el condado.

Carecemos de noticias de los escribanos de la primera etapa. De la segunda, hemos localizado tres notarios del conde; Ramon de Medullo, Berenguer Pellicer y Ponç Arnau, más cinco escribanos o notarios públicos de las ciudades de Lérida y Balaguer que trabajaron para el conde: Arnau de Girona, Jaume Rabaça, Guerau de Merullo, Guillem Roig, y Arnau Vidal, los tres primeros de Balaguer y los dos últimos de Lérida.

Su casa y corte nos es bien conocida; fisicus, menescal bestiarum, savi en dret, de familia nostra, confesor, capellán, mayordomo, son los cargos detectados.

La corte de justicia estaba radicada en Balaguer y presidida por Berenguer Sala.

La intitulación no presenta novedades. La suscripción es de manos del autor [p. 572] material del documento, limitándose, como es habitual, la intervención del conde a poner un punto en el ángulo inferior derecho de la cruz.

Conocemos cuatro sellos del conde Ermengol X que corresponden a dos tipos. El primer tipo es redondo, de cera amarilla, de 46 mm. Representa, como es habitual, al conde a caballo. Uno de los ejemplares conocidos pende de cordones de seda blanco y amarillo. El segundo sello es parecido al primero, pero de 52 mm.

El anuncio del sello aparce regularmente en los documentos. Fueron selladores los tres notarius comitis citados.

La Casa Real de Aragon

Al morir Ermengol X sin hijos, y en virtud de su testamento, el condado fue vendido a Jaime II de Aragón. El testamento establecía que el condado debería pasar al segundogénito del rey; en caso de muerte del primogénito y consiguiente ascenso del segundogénito al trono, el condado debería pasar a su vez a su segundogénito: en definitiva, Ermengol pretendía impedir la absorción del condado por la monarquía.

En virtud de ello Alfonso fue investido conde de Urgel en 1314.

Debemos distinguir dos períodos en esta última etapa del condado. El primero abarca los gobiernos de Alfonso y parte del de su hijo Jaime, hasta su mayoría de edad. En este período, el condado es, en realidad, un territorio más de la corona. El segundo período empieza con la mayor edad de Jaime I, y abarca los gobiernos de éste, de su hijo Pedro y de su nieto Jaime II con quien se cierra la historia del condado de Urgel autónomo y nuestro estudio.

***

Alfonso, hijo de Jaime II, fue conde de Urgel entre 1314 y 1328. En puridad no puede hablarse de una cancillería del conde de Urgel por cuanto Alfonso-Infante usa su cancillería para resolver los problemas de Alfonso-conde de Urgel. La precedente organización cancilleresca desaparece, o, al menos, no hemos encontrado rastros de la integración de los notarii comitis de Ermengol X en la escribanía de Alfonso.

Las fuentes para el estudio de este periodo son enormemente desiguales. Abundantes para Alfonso y Jaime, pero escasísimas para Pedro y Jaime II. Aunque, repetimos, las fuentes para Alfonso y Jaime so más fuentes de la cancillería real que del condado de Urgel.

Su caracter de infante real se concreta en la amplitud de su casa. Conocemos dos mayordomos, un lugarteniente de mayordomo, un camarlengo, dos miembros de su camara, un sobrecoc, un despensero-expensor, un subrepostero, [p. 573] un escudero, dos halconeros, cinco milites, cinco personajes „de su casa‟, 10 consejeros, ocho jueces, un capellán, ocho porteros, tres correos. Respecto a su escribanía, la documentación consultada nos documenta 16 escribanos.

Lamina (Tafel XXI). Original de un privilegio de Jaime I de Urgel, guardado en el Archivio de Balaguer. Obsérvese el sello, la mención de „registrata‟ el signo condal semejante al de la case real, la cinta de la que pende el sello ajadrezada, la claudatio del notario sigilla tenens del conde, y el vidit.

No existe una escribanía autónoma para el condado ni tan siquiera, unos escribanos especializados o adscritos a la administración de Urgel.

El estudio detallado de la iussio ocuparía más páginas de las que imperativos de brevedad nos permiten ocupar. En realidad siguen las mismas directrices, tanto en la transmisión de la iussio como en las fórmulas empleadas, de las de la cancillería real coetánea que ya estudiamos en anteriores trabajos, concretamente en el estudio de las cancillerías reales presentado en el anterior Congreso y al que nos remitimos.

El signum comitis cambia, naturalmente, a tenor de su carácter de Infante. Alfonso abandona la simple cruz de sus antecesores en el condado para adoptar el signum inspirado en el real: rombo con diagonales y apotemas rematadas por cruz.

Como parte de la cancillería real, Alfonso registra sus documentos. De su lugartenencia se conservan un total de 63 registros estructurados en las habituales series de la real cancillería: Comune, Gratiarum, Sardinie, Curie, etc. Entre ellos un registro, el 346 de la serie general de los de Cancillería, lleva por título „Comitatus Urgelli‟, y contiene, basicamente, la documentación relativa a la adquisición del condado por parte de Jaime II. De entre los registros propios del Infante, queremos destacar los Gratiarum I y II (actual registro 382) que contiene la confirmación de numerosos privilegios concedidos a particulares y a grupos diversos por los antecesores en el condado, confirmación a que venía obligado el Infante por el testamento de Ermengol X. La confirmación se incicia con la transcripción de la cláusula citada, sigue el texto, y, a continuación, la confirmación propiamente dicha. Queremos hacer también hincapié en los registros de la serie Sigilli Secreti llevados por sus secretario, Climent de Salavert, uno de sus colaboradores más estrechos y a quien vemos despachando también los asuntos de Cerdeña.

Por lo que respecta a la registración en sí, no presenta novedades respecto a la real de su padre. Vemos anotaciones a la gratuidad en la expedición, menciones a errores en la serie en que el documento ha sido registrado, correcciones posteriores a la registración del mismo, etc.

Usó Alfonso dos sellos: uno como conde de Urgel y otro como Procurador General del reino.

Como conde de Urgel usa sello habitual de la nobleza catalana coetánea: la representación ecuestre como miles. En el escudo y en las gualdrapas del caballo, las armas de Urgel y Aragón cuarteladas. Alfonso venía obligado, por disposición testamentaria de Ermengol X a mantener las armas urgelitanas junto [p. 574] a las de Aragón. La leyenda: S INFANTIS ALFONSI … COM … ET VICECOMITIS AGEREN. El ejemplar conocido pende de un documento de 1319. Es de cera roja, y de 62 mm de diámetro.

Como Procurador General del Reino usa escudo heráldico con los palos de Aragón, típico de las altas magistraturas y administraciones de la monarquía. Va rodeado de bordura floreada encerrada en círculo lobulado. Entre gráfilas, la leyenda: … INFANTIS ALFON. DNI. REG. ARAG. POGETI. ET EIUS GENLIS. PCATOR. ET COITIS. URGLL. El ejemplar conocido es de 1320. Es de cera roja y de 64 mm.

Se conoce otro ejemplar de su sello como procurador de placa, de cera roja, de 70 mm. con la misma figura y leyenda que el anterior.

***

Sucede a Alfonso su hijo Jaime, una vez más menor de edad. Durante parte de su gobierno se encargó de la administración del condado su padre el rey. Dicha administración se recoge en un registro de cancillería, titulado, muy significativamente: Regestrum serenissimi domini Alfonsi … supra negotiis comitatus Urgelli et vicecomitatus Agerensis que abarca los años 1327–1335.

El condado es, en estos momentos, un territorio más de la corona. No existe, al igual que bajo Alfonso infante, ni una escribanía autónoma ni notarios específicos. La iussio recoge la actuación de 18 notarios, a muchos de los cuales vemos bajo Jaime II y bajo Alfonso Infante y veremos bajo Pedro IV. Son pues, notarios de la cancillería real.

Alcanzada la mayoría de edad, Jaime se hace, nada facilmente, con el gobierno efectivo de Urgel. Su padre Alfonso le organiza una mínima escribanía y archivo. Sabemos que el 20 de octubre de 1334 había sido ya Bernardó Urgellès, de casa del infante, deputatus et scriptus pro adiutoria in registrandis litteris scribanie infantis predicti. Sobre su archivo sabemos el interés, reflejado en cartas a diversos personajes, de que se concentre la documentación relativa a sus hijos los infantes Pedro y Jaime, y sobre todo a este último. Una de las últimas disposiciones relativas al asunto, fue la concentración de documentos en el convento de Menores de Barcelona en manos de Sancho Lopez de Ayerbe, confesor del infante Pedro, en tanto que el canciller y el infante Jaime no tomen decisión alguna sobre su definitivo destino.

Tras su mayoría de edad, las noticias se vuelven raras. Hemos logrado, no obstante, documentar la existencia de numerosos cargos de su casa y corte: cantores, clérigos, capellán de la condesa, consejeros, mayordomo, gentes de domo dicti infantis, procuradores, et.

De su escribanía sabemos la existencia de un canciller: Berenguer Vives, de un tenens sigilla, Bernat de Corrons y de un notario, Berenguer Ces-Monges. [p. 575] No obstante, a fuer de ser sinceros, dado que gran parte de los datos disponibles corresponden a la época en que el infante fue Procurador y Gobernador general de las tierras cismarinas de la corona, ignoramos si los cargos son privativos de Urgel o de sus funciones públicas.

Logicamente al imitar la organización de la cancilleria real, la de los condes de Urgel, adoptó la registración correspondiente. Los registros de Jaime, como conde de Urgel, se han perdido, pero en la documentación aparecen menciones al registro y a la revisión del mismo. Por lo menos en un documento de 9 de marzo de 1346 que concedía a los pahers de Balaguer la elección de dos prohomens que se encargaran de las obras públicas. El documento incluye: El vidit o revisión del original (Vidit B.), la iussio bajo la plica (Bernardus de Corronibus, mandato domini Infantis, et fuit sibi lecta). La mención a la comprabación del texto en el registro (probatum) y claramente, en la parte exterior de la plica, y entre los taladros de los que pende el sello, el Registrata.

De Jaime I conocemos dos sellos. El primero es ecuestre, siguiendo la tradición del condado y de la nobleza. Las armas, en las gualdrapas y en el escudo, están partidas, no cuarteladas como las de su padre. Entre gráfilas, la leyenda: INFANS IACOB … NI. REGIS ARAGON. FILS. DI. GRA. COMES UR… ET VICECOMS. AGERENS.

Mide 74 mm y de conservan diversos ejemplares del mismo.

El otro es de placa, de 16 mm de diámetro, tal vez anular. El dibujo es irreconocible y de la leyenda se puede leer: S. INFANTIS … COBI.

Jaime usa signo derivado de su condición de Infante: el conocido rombo con diagonales y apotemas rematados los ángulos por cruces.

Jaime fue también procurador de su hermano Pedro y Gobernador General de sus territorios cismarionos. Su actividad como tal se recoge en el registro 1591 de los de Cancillería del ACA que abarca los años 1342–1345.

***

A la muerte de Jaime, una vez más, le sucede un menor: su hijo Pedro (1347–1408) bajo la tutela de su madre Cecilia.

Pedro no es infante. No tiene, pues, vinculaciones funcionales con la administración ni con el poder central. Con él se reinicia la historia de un Urgel autónomo.

Pese a ello, Pedro recordará su linaje en su intitulación: Nos Petrus, incliti infantis Jacobi bone memorie filius, Dei gratia comes Urgelli et vicecomes Agerensis, y en sus suscripciones.

Su casa y corte nos es conocida basicamente a través de su testamento. Se documentan un camerarius, un capellán de la condesa, jueces, personal de camera, cocineros, reposteros, botelleros, escuderos, trompeteros, porteros y correos.

[p. 576] Respecto a su escribanía tenemos documentados un total de 12 personas con diferentes categorías y funciones; notarios, scriptor domesticus (Nicolau Domènec), scriptor domus dicti comitis, escribanos, escribanos de camara, domini comitis scriptor y notarios publicos que son, simultaneamente, escribanos del conde. Es dificil, sin embargo, precisar las funciones de cada uno.

Respecto a los documentos que emanan de su escribanía, el escaso número de originales dificulta seriamente su estudio.

Conocemos un privilegio que podríamos calificar de menor. Lo más característico es la doble signatura de validación: autógrafa del conde (lo comte d’Urgell) y signo condal. Este, abandonando el signo de infante, vuelve a ser el habitual de la dinastía: la cruz, que en este caso es patada y doble. Cierra el documento Nicolau Domènec que se limita a titularse „notario público‟ y usa un signum de tradición netamente notarial, aunque hace constar la iussio: hocque de mandato dicti domini comitis scribi feci et clausi. El documento ostenta anotaciones de expedición documental tipicamente cancilleresca.

Conocemos igualmente un documento calificado de carta en el propio texto, que se diferencia del anterior por la carencia de mención de testigos. Bajo la plica aparece la iussio y en la parte exterior de la misma plica, la mención de la registración.

Encontramos igualmente textos capitulados, en todo similares a los de la cancillería real: mención de la solicitud o propuesta y mención – plau al senyor comte – del placet condal.

Al igual que su padre y su abuelo, Pedro registra sus documentos. Y al igual que de sus citados antecesores, no disponemos de registro alguno. La mención a la registración se coloca, como en los reales, en la parte exterior de la plica entre las cintas de las que pende el sello. Pedro aporta, por lo que parece, la diferenciación de los registros en series. Bajo la plica del segundo de los documentos que hemos comentado, aparece un In gratiarum primo de inequívoco significado.

Conocemos de este conde dos sellos. El secreto mide 38 mm. Los ejemplares conservados son en cera roja y, al menos en un caso, pende de una cinta que lleva partidos los colores de Aragón, gules y oro, y los de Urgel, sable y oro ajedrezado. Es de tipo heráldico, con escudo decantado hacia la derecha y partidas las armas de Urgel de las de Aragón. Va timbrado con cimera de grifo que empuña un hacha?. A ambos lados, un elefante pequeño y una figurilla inidentificada, con una cinta. La leyenda está casi completamente perdida.

El segundo sello mide 64 mm. de diámetro. Representa al conde ecuestre galopando de derecha. En las gualdrapas y en el escudo, Aragón partido de Urgel. Mingún ejemplar permite identificar la leyenda.

***

[p. 577] Jaime II (1408–1413, † 1433) sucede a su padre a la muerte de éste. Su personalidad histórica es harto discutida. Marginado en el Compromiso de Caspe en favor de Fernando de Antequera, se levanta en armas contra éste y es derrotado y apresado. Acabó sus días en la cárcel de Xàtiva.

Dificil es rehacer su escribanía, principalmente porque la casi totalidad de la documentación que nos ha llegado viene validada por su simple firma y sello, sin mención alguna a su escribanía.

De tiempos de su padre es su canciller Matias Vidal y Nicolau Domènec, sa secretario y guardasello. Por lo demás conocemos unicamente a otros dos escribanos Pere de Rius y Francesc Ces-Monges.

Miembros de su casa y corte, pocos conocemos: su capellán y confesor (Francesc Exemeno), sus consejeros (Domingo Senard y Dalmau de Queralt, sus mílites Ponç y Ramon de Perellós, Francesc Vilanova y Dalmau Sa-Cirera y al licenciado en Leyes y miembro de su casa Tristan de Liçano.

Jaime II firma también con doble signo: autógrafo y cancilleresco. Firma él, Jaime d’Arago y su esposa La Infanta. Los signa de ambos son idénticos: la cruz tradicional en el condado. En las letras misivas firma Jayme d’Arago, comte d’Urgell o, simplemente Jayme d’Arago.

Jaime II registra también sus documentos, pero, una vez más, debemos constatar que se han perdido. Las fórmulas cancillerescas en el único privilegio a que hemos tenido acceso, son las mismas que en la cancillería real: la iussio (Mandato domini comitis. Petrus de Rius), la revisión (Probata) y la mención al registro (In gratiarum primo).

Conocemos de Jaime II un sello y tenemos noticias de otros dos. El sello conocido es el pendiente, de 80 mm de diámetro de tipo ecuestre con contrasello. Jaime cabalga a izquierda, aunque el escudo se muestra al expectador. En él, los palos de Aragón partidos de los jaqueles de Urgel como es habitual. Incorpora algunos motivos emblemáticos de su padre, como el casco supera’ do de una cimera con dragón alado que empuña hacha y elefantes y figuras con cinta en el campo. El contrasello es heráldico, redondo, de 29 mm.

Conocemos por textos la existencia de un sello secreto y de un sello de anillo.

BIBLIOGRAFIA

La presente bibliografia se divide en los mismos apartados que en el texto amplio. Se incluyen aquí las obras básicas con documentación sobre el tema estudiado. Remitimos para las demás al expresado estudio.

a) Colecciones documentales

ABADAL, R. Els comtats de Pallars i Ribagorça. Barcelona, 1955

[p. 578] BARAUT, C. Les actes de consagracions d’esglesies del bisbat d’Urgell, „Urgellia‟, I (1978) pp. 11–182

Id. Els documents del segles IX–XI conservats a l’arxiu capitular de la Seu d’Urgell. „Urgellia‟ II (1979), III (1980), IV (1981)

BOFARULL, P. Colección de Documentos Inéditos del Archivo de la Corona de Aragón, Barcelona, 1847–1910

FONT RIUS, J.M. Cartas de población y franquicia de Cataluña, Barcelona, 1969–1983

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SOLER, J. El cartulario de Tavèrnoles, Castellón de la Plana, 1954

VILLANUEVA, J. Viaje Literario a las Iglesias de España, Madrid-Valencia, 1807–1852

b) Estudios históricos sobre condes

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BELTRAN, Prim. Donacions de la comtessa Dolça d’Urgell als Ordres religiosos (1184–1210), „Analecta Sacra Tarraconensia‟ XLIX-L (1976–1977), pp. 41–50

Id. Dolça, comtessa d’Urgell i els origens del monestir de Les Franqueses, „Urgellia‟ I (1978), pp. 291–300

CALMETTE, J. Notes sur les premiers comtes caroligiens d’Urgell, „MAHEFR‟ XXII (1902)

CORREDERA, E. Noticia de los condes de Urgel, Lérida, 1973

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MATEU, Felipe. La iconografía y la heráldica de los condes de Urgel en la sigilografía y la numismática, Lérida. 1967

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MONFAR, P. Historia de los condes de Urgel, Barcelona, 1953

SAGARRA, F. Sigillografía dels comtes d’Urgell, Barcelona, 1908

VILLANUEVA, J. Memorias cronológicas de los condes de Urgel, Barcelona, 1976

c) Archivos y documentos

BOHIGAS, P. La sección de fondos documentales de la Biblioteca Central de la Diputación de Barcelona, „Biblioteconomía‟ XIII (1956) pp. 78–88

COROMINES, M. Notes sobre el archivo de la catedral de Lérida, „Biblioteconomía‟ XII (1955) pp. 60–63

[p. 579] CORREDERA, E. El archivo de Urgel y Caresmar, Balaguer, 1978

LLORENS, A. El cartoral segon de l’arxiu de Santa Maria de Solsona i el castell de Gerb, „Ilerda‟ XXXV (1973) pp. 297–308

MARTORELL, F. Manuscrits del PP. Caresmar, Pasqual i Martí a la Biblioteca del convent de Franciscans de Balaguer, „Estudis Universitaris Catalans‟, XII (1927) pp. 178–240

Memoria del Ayuntamiento de Balaguer: 1940–1945, Balaguer, 1946

MIRET, J. LasMemories cronologiquesde los condes de Urgel por don Jaime Villanueva, „Boletín de la Real Academia de Buenas Letras de Barcelona‟, V (1909–1910) pp. 415–427

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SANAHUJA, P. Les fronteres del antic comtat d’Urgell, „Vida Lleidetana‟ C (1930)

TRENCHS, J. Las escribanías catalano-aragonesas de Ramon Berenguer IV a la minoría de Jaime I, „Folia Budapestina‟. Zaragoza, 1982

Id., ARAGÓ, A., CONDE, R. Las cancillerías catalano-aragonesas de Jaime I a la muerte de Juan II, „Folia Parisiensia‟ I Zaragoza, 1983

VILLANUEVA, J. Memorias cronológicas de los condes de Urgel, Barcelona, 1976

d) Historiografía local

FONT RIUS, J.M. El antiguo derecho local de la ciudad de Balaguer, „Anuario de Historia del Derecho Español‟ LII (1982) pp. 5–110

Id. Historia de la vila d’Ager, Barcelona, 1971

SANGUES, D. Recull de documents del segle XI referents a Guissona i a la seva plana, „Urgellia‟ III (1980), pp. 195–305

VALLS, F. Franqueses i usances de la casa d’Urgell, „Estudis Universitaris catalans‟ XII (1927) pp. 163–167

SANAHUJA, P. Historia de la ciutat de Balaguer, Barcelona, 1965


1 La presente ponencia es un resumen de un texto más amplio en el que se analiza toda la documentación conocida de los condes de Urgel. Este texto, ya en prensa, va acompañado de ilustraciones y notas a pie de página, en las que se justifican las afirmaciones vertidas en éste y a las que nos remitimos.

El reducido espacio asignado a esta ponencia nos ha obligado a condensar sustancialmente los casi doscientos folios del texto amplio. Por ello se separan mediante asteriscos los diferentes condes y sus aportaciones al desarrollo de su cancillería-escribanía.

A pesar de todo en el presente estudio se señalan todas las novedades aparecidas en la documentación. Se suprimen, naturalmente, las largas relaciones de escribanos y de curiales, que se podrán consultar en el mencionado texto amplio.

[p. 581] La Escribanía Señorial Navarra de San Juan1

Aparte de la cancillería real, no hubo ninguna otra cancillería en el reino de Navarra durante la Baja Edad Media. Ni los príncipes y miembros de la familia del rey, ni los obispos y dignatarios eclesiásticos, ni los señoríos laicos, disponen de un órgano propio para la expedición de sus documentos. Por ello resulta una excepción muy significativa la existencia, aproximadamente de un siglo, de una escribanía creada al servicio de la expedición de documentos de un señorío eclesiástico.

San Juan de Jerusalén es el señorío eclesiástico más brillante del reino. Y esto no solo por su extensión, quizá comparable con la del que le sigue en importancia, Roncesvalles; sino también por la extraordinaria personalidad de sus señores, algunos priores de los siglos XIV y XV que son auténticos príncipes, aun cuando no sean de sangre real. Basta citar, como ejemplos, las figuras de frey Monteolivo de Laya, Gobernador, Lugarteniente General del reino en la época de Carlos II; o la de frey Juan de Beaumont, fundador del monasterio del Crucifijo, miembro de una de las más ilustres familias nobiliarias, sobresaliente en la política y en las guerras del siglo XV. No hay señorío laico comparable a los mencionados.

Llama poderosamente la atención el hecho de que, mientras los príncipes laicos y eclesiásticos del reino de Navarra se sirven del notariado concejil, real o del tribunal de la Cort para la expedición de sus documentos, el priorado de San Juan sea la única entidad que crea y tiene una escribanía propia.

Y esta se halla perfectamente documentada. Un millar de documentos conservados [p. 582] (557 de los siglos XII y XIII, 398 del XIV), numerosos códices y otros libros administrativos del referido priorado, sirven para descubrir en ellos testimonios indiscutibles de la prolongada existencia de la escribanía prioral, que funcionó entre 1212 y 1316.

Naturalmente, no todos los documentos y libros del priorado son obra de miembros de la escribanía; incluso se puede afirmar que los que se conservan y son atribuibles a ella ni siquiera constituyen mayoría. Pero los documentos subsistentes permiten dibujar con suficiente precisión histórica los perfiles más acusados de la génesis, desarrollo y extinción de la escribanía.

Los priores de Navarra de la Orden de San Juan en cuya época funcionó la escribanía son:

Jimeno de Murieta1196–1214
Frontin de Aldava1215–1223
Ramiro de Falces1225–1231
García Artiga1232–1234
Juan Iñiguez1233–1237
García Artiga (Gran Comendador)1234–1240
Juan Martínez de Mañeru1240–1250
Diego Pérez1251
Juan Jiménez de Obanos1252–1269
Pedro Sánchez de Igúzquiza1269
Ramón de Crebayn1270
Pedro Miguel de Iriberri1270
Enrique de Vervilla1273–1283
Pedro Miguel de Iriberri1284
Juan de Nancin1285–1286
Ramón de Crebayn1287–1291
Pedro Miguel de Iriberri1291–1297
Jordan de Chalderach1297–1302
Guy de Severach1302–1312
Pedro de Chalderach1312–1316
Artal de Echavano1317–1332

Esta es la nómina de notarios de la escribanía prioral:

Pedro Jiménez1215–1222
Fortunio de Arózpide1226–1230
García Arnald1231
Martín Pérez de Estella1232–1233
García López1243
Deusaiuda1246
Juan López1248–1251
Pedro Martín de Salinas de Monreal1252–1290
Salvador Martínez de Jaca1292–1294
Juan Ibánez de Echavarri1298–1303
Juan Ibáñez de Ganuza1307–1316

[p. 583] La escribanía funcionó entre 1212 y 1316, según acreditan los documentos. Desaparece en los comienzos del siglo XIV, cuando, paradójicamente, la Orden vive uno de los más esplendorosos momentos de su existencia como señorío en el reino y cuando crea en Rodas, su sede central, una cancillería propia.

1. La expedición de documentos en el siglo XII.

Es muy dificil saber el procedimiento que siguen los priores y comendadores de Navarra en el siglo XII, para emitir sus documentos. Del examen de los 103 documentos conservados resulta que son muy pocos los que conservan la mención de su autor material. De ellos, hay 13 en que el prior figura como otorgante o autor jurídico; solo en 3 hay suscripción de escriba, que son:

GPN n°FechaSuscripción
291163 eneVileumus capellanus hanc cartam dictando scripsit
601189 abr 27Silvester Stelle me scripsit
62(1189)Raimundus scriptor

La escueta suscripción no permita saber si se trata de escribanos laicos o eclesiásticos, miembros de la Orden o ajenos a ella.

A estos escribas hay que sumar otros dos autores materiales de documentos relativos a encomiendas del priorado, que parecen ser miembros de la Orden:

GPN n°FechaSuscripción
691192 junPetrus Arnaldi, capellanus in Calcetas, hanc cartam scripsit
1021199 dic 21Garsias scriba de Çiçur me scripsit

Ningún dato permite establecer relaciones entre estos escribas y los autores materiales de las numerosísimas donaciones de esta época a favor del Hospital, la mayor parte de cuyos nombres son desconocidos.

Tampoco la validación del documento sirve para aclarar la cuestión. Como es habitual en la documentación de la época, las signatures de los otorgantes, la mención de „fianzas‟, o de „testigos‟, el uso de la fórmula del „regnante‟, semejante en todos los documentos, no permite deducir ninguna conclusión2.

[p. 584] Si hubiera que reparar en algún pormenor, aun siendo insignificante, cabría indicar la presencia de un capellán del Hospital entre los testigos de un documento; alguna mención de „freires‟ en la fórmula del „regnante‟; y la aparentemente creciente preferencia por las sedes de encomienda como data tópica en la redacción de documentos3.

Los primeros años del siglo XIII, con documentos más abundantes, no difieren de los anteriores en características del tenor diplomático, especialmente en lo referente a suscripciones y validación.

Aunque el prior Jimeno de Murieta utiliza para la redacción de sus documentos a notarios públicos conocidos, como Miguel de Siscar o Pedro Forcii4, dos documentos suyos fueron redactados por Lope Martínez de Cizur Menor, sacerdote, que es posible fuera freire de San Juan:

GPN n°FechaSuscripción
1311205Et ego Lupus Martineiç qui scripsi hanc cartam
1401210 novSacerdos Dei gratia Lupus Martineiç de Ciçur Minor scripsit

2. Los primeros escribas del prior.

La primera mención de un escriba de prior es del año 1212 y corresponde a Pedro Jiménez, notario del prior Jimeno de Murieta, y de su sucesor Frontin.

Desde esa fecha hasta 1240, él y otros tres escribas sucesores suyos, redactan documentos de los priores Ramiro de Falces, García Artiga y Juan Iñiguez: son los escribas Fortunio de Arózpide, García Arnald y Martín Pérez de Estella. Cierra la primera mitad del siglo XIII el priorado de Juan Martínez de Mañeru, que utilizó tres escribas: García López, Deusaiuda y Juan López.

Pedro Jiménez. Comienza a utilizar el título de escriba de prior en suscripciones de documentos del priorado de Jimeno de Murieta (1196–1214) y continúa siéndolo en el priorado de Frontin de Aldava (1215–1223). Estos son los documentos priorales del iniciador de la escribanía:

[p. 585] GPN n°FechaSuscripción
1461212Petrus Eximini, escriba prioris
1511213Domnus Petrus Eximini, notarius
1521214(sin mención de escriba)
1551215 junPetrus Eximini, notarius prioris Hospithalis in regno Nauarre, iussu predicti domni Guomiz et iamdicte domne Tirasie et predictorum fratruum Hospithalis, hanc cartam scripsit
1581215 dicPetrus Eximini, notarius prefati prioris, iussione P. Guillelmi Palmarii et iussione omnium filiorum, hanc cartam scripsit
1591215 dic(sin mención de notario)
1641217 febEt ut hec donacio firmior teneretur in posterum, Petrus Eximini, iamdicti prioris notarius, ex mandato Iohannis de Vara et prioris prenominati, hanc cartam scripsit et per alphabetum diuisit
1651217 junPetrus Eximini scripsit
1661219 marPetrus Eximini, iamdicti prioris notarius, hanc cartam scripsit
1821222 febEt P. Eximini notario nostro (entre los testigos)
1851223 may(sin mención de notario)

En la suscripción, Pedro Jiménez se intitula „notarius prioris‟ y hace constar la „iussio‟ de los otorgantes de los documentos de compraventa o de las frecuentes donaciones a la Orden. En el documento de febrero 1217 aparece for primera vez la fórmula de carácter confirmativo de la „iussio‟ prioral y el anuncio de validación, que serán, como más adelante se expondrá, las notas características de la redacción de documentos por la escribanía.

En el documento de febrero de 1222, última referencia documental del notario Pedro Jiménez, aparece entre los testigos el capellán del prior, Fortunio, que será su sucesor en la escribanía. Siendo todavía notario del prior Pedro Jiménez, Fortunio es el autor material de un documento prioral de concesión de franquicias a los collazos de la Orden en Zufia:

GPN n°FechaSuscripción
1761221 may 17Facta carta per manum fratris Fortunii, nostri uidelicet capellani

[p. 586] Fortunio de Arózpide. Segundo titular de la escribanía, capellán del prior, sacerdote, ejerce de „exarator‟ durante el priorado de Ramiro de Falces. Desde 1230 deja la escribanía al ser nombrado comendador de Bargota; más tarde los documentos lo mencionan como capellán del prior y en 1240 como comendador de Cizur5.

Aparte de los citados, estos son los documentos que de él conocemos:

GPN n°FechaSuscripción
194–1951226 abr 25Presentibus … fratre Fortunio, capellano dicti prioris, qui de mandato nostro presentem paginam exarauit
1971226Actum est hoc sub era Ma CCa LXa IIIIa, a fratre Fortunio de Arozpide
2031227Fr. Furtunii capellani (entre los freires otorgantes de un censo)
2181229Frater Fortunius de Arozpide, qui hunc fermem accepit
2191229Frater Fortunius de Arozpide (entre los freires que reciben una donación a Bargota)
2211230 eneFrater Fortunius de Arozpide, qui dictos fermes accepit presentemque paginam exarauit
223–2241230 marFrater Fortunius de Arozpide (entre los testigos)
2251230 abrFratre Fortunio de Arozpide, qui presentem paginam exarauit
2261230 abr 13Frater Fortunius de Arozpide qui istos fermes accepit in uoce Hospitalis superius nominati
2301230 jul 20Frater Fortunius sacerdos (entre los testigos que declaran en un pleito)

García Arnald. En el documento de 20 jul 1230, última cita de Fortunio de Arózpide, declara también como testigo „Garsias Arnaldi, testis iuratus‟, que será su sucesor en la escribanía.

Esta es la única referencia documental conservada:

GPN n°FechaSuscripción
2331231 feb 19Garcia Arnald, scriptor dicti prioris, presentem paginam memorie comandauit

[p. 587] Martín Pérez de Estella. Autor material del único documento conservado y con indicación de su procedencia de la escribanía prioral de García Artiga:

GPN n°FechaSuscripción
241(1232–1234)Martinus Petri de Stella, notarius dicti prioris, presentem cartulam scripsit

Del priorado de Juan Iñiguez, de la segunda época de García Artiga (Gran Comendador) e incluso de los primeros años del priorado de Juan Martínez de Mañeru, no muy abundantes en documentos, no se conserva ninguna referencia a la escribanía, como puede verse en los documentos priorales:

GPN n°FechaSuscripción
2621235(sin mención de notario)
2911240 sep(sin mención de notario)
2921240 oct(sin mención de notario)
2931240 oct(sin mención de notario)
2941241 ene(sin mención de notario)
2961242 ene(sin mención de notario)
2991242(sin mención de notario)

Desde 1243 se reanuda la sucesión de escribanos, con los tres del priorado de Juan Martínez de Mañeru:

García López, del que solo hay una referencia documental:

GPN n°FechaSuscripción
3011243 jul 20Et Garcia Lupi, notarius dicti prioris, qui de mandato dicti prioris preçentem paginam exarauit

Deusaiuda, algo más documentado; única signatura de la escribanía:

GPN n°FechaSuscripción
3071245 dic 3Frater Deusaiuda, scriba nostro
3091246 abr 25Fraire Deusaiuda, nuestro escriuano
3101246 jun 3Ego frater Deusaiuda de mandato domni prioris et rogatu vicinorum de Taxonar hanc cartam scripsi et hoc signum feci (signo)

Juan López. Frente a los tres documentos que son obra de la escribanía, hay siete en que no consta su autor material. El último de los recogidos corresponde ya al priorado de Diego Pérez:

[p. 588] GPN n°FechaSuscripción
3161247(sin mención de notario)
3171247(sin mención de notario)
3201248 may 27(sin mención de notario)
3211248 jun 21Et ego J. Lupi, qui hanc cartam scripsi de mandato predicti prioris, cuius sum scriptor
3241249 mar 1(sin mención de notario)
3251249 abrEt ego J. Lupi, scriptor prefati prioris, qui de mandato suo et aliorum fratrum hanc cartam scripsi die et anno prefixis
3271249 jul 1(sin mención de notario)
3291249(sin mención de notario)
3331250 abr 22(sin mención de notario)
3361251 mar 6Et io, Johan Lopez, escriuano del deuantdito prior, qui por mandamiento de amas las partidas estas cartas por a b c partidas escriui

3. El apogeo de la escribanía: Pedro Martín de Salinas.

El nombre de este notario de prior aparece en 65 documentos, comprendidos entre los años 1246 y 1290, de los cuales daremos inmediatamente la lista. Es autor material de 55 de ellos, el primero fechado en 1252, por lo que ejerció el oficio de escribano durante 38 años. Los documentos restantes lo mencionan como testigo, receptor de „fermes‟ para el Hospital, o como notario.

Los documentos en cuestión están escritos en romance, excepto dos de ellos6, latinos. Por su contenido se pueden clasificar así:

  • 7 documentos de donaciones a la Orden7

  • 4 documentos de donados y paniaguados8

  • 20 documentos de censales9

  • 10 documentos relativos a collazos de la Orden10

  • 3 documentos de reconocimiento de pago de deudas11

  • 3 documentos de permuta12

  • 2 documentos de testamento13

  • 1 documentos de convenio o acuerdo14

  • 1 documentos de reconocimiento prioral de una fundación15

  • 1 documentos de donación hecha por el prior16

  • 1 documentos de recepción de fiadores17

  • 1 documentos de autorización prioral a un comendador18

  • 1 documentos de entrega de tierras para cultivo a medias19

  • 55 documentos redactados por Pedro Martín de Salinas

[p. 589] De la misma época hay 21 documentos priorales sin mención de notario o expedidos por otros notarios (7 censales20, 3 de collazos21, 2 de compraventa22, 5 permutas23, 3 acuerdos o convenios24 y 1 donación hecha por el prior25). He aquí la lista de todos ellos (el 2° grupo con numeración romana):

Documentación de la época de la escribanía de Pedro Martín de Salinas

GPN
Fecha
13121246 dic 25
23401252 mar 4
I3491253
3362¿1254?
43631255
53681255 nov 7
II3691256 ene 20
63721257 abr 1
73751257 nov
83761257
III3791258 may 13
93821259 ago 29
IV3841260 abr 23
103851260 may 14
113861260 ago
V3871260 nov 22
VI3891261 feb 6
123911261 may 22
VII3931262 feb 19
133941262 mar 4
VIII3951262 sep 24
143961262 dic 5
[p. 590] IX3981263 feb 7
X3991263 mar
154011264 mar 21
164131269 mar 27
174151269 oct 25
184171270 ago 1
194181272 may 11
204191273 feb 15
21422(1273–1274)
XI4241274 ene 18
224251274 ene 18
234271274 may 2
244281274 sep 1
254291274 sep 7
264301275 jun 27
274331276 ene 27
284341276 feb 6
294351276 may 15
XII4361276 jun 3
304371276 jul 22
XIII4391276 oct 19
XIV445¿1277?
314461278 ene 12
XV4471278 ene 18
324481278 mar 12
XVI4491278 may 16
334501278 jun 1
344511279 mar 5
354531279 nov 10
364541279 nov 18
374571280 may 17
384591281 oct 26
394601281 dic 27
404621282 abr 13
414691282 oct 5
424701282 nov 18
434731283 may 1
444751283 jul 10
454761283 sep 27
464771284 ene 19
474791284 feb 19
484811284 jul 1
XVII4821284 sep 1
494831285 mar 23
504841285 sep 18
514881286 mar 28
524911287 ene 29
534921287 jul 1
544971288 dic 23
554991289 ene 6
565001289 ene 9
575021289 may 11
585061289 nov 28
595071289 dic 1
605111289 dic 27
615151290 may 5
XVIII5161290 may 27
625171290 jul 12
XIX5181290 jul 12
635201290 oct 16
645211290 nov 19
XX5221290 nov 19
XXI5231290 nov 25
655291291 ago 16

1° = Documentos referentes a Pedro Martín de Salinas

2° = Documentos de otros notarios o sin mención de ellos

Todas las referencias de este capítulo 3 se hacen a la numeración de los documentos de la lista precedente.

[p. 591] Menciones de Pedro Martín de Salinas en documentos no escritos por él

  • N° 1 = Petrus Martini de Salinis testis

  • N° 22 = Pedro Martin de Saillinas qui priso el ferme deuandito en uoç del Hospital de San Johan

  • N° 27 = Don Pero Martinez escriuano del prior (entre los testigos)

  • N° 34 = Don Pero Martinez de Salinas cerqua Monreal (entre los testigos)

  • N° 41 = E don Pero Martinez de Salinas (entre los testigos)

  • N° 48 = E don Pero Martineiz, escriuan paneaygat en Ciçurr (entre los testigos)

  • N° 57 = Don Pero Martinez de Sayllinas (entre los testigos)

  • N° 63 = Don Pero Martin (entre los testigos)

  • N° 64 = E don Pero Martinez de Salinas (entre los testigos)

  • N° 65 = segunt se muestra por la carta que yo tiengo, feita por mano de don Pero Martiniç de Salinas, notario del dito don freire Remon, seeyllada con el seyeyllo pendient de don Gerin de Amplepuys, Gouernador de Nauarra, e con los seyellos de los comendadores; que por la dita carta que don Pero Martiniç fizo se muestra …

Documentos contemporáneos priorales, sin mención de escribano o de otros notarios

  • N° I = Sin mención de escribano

  • N° II = Sin mención de escribano

  • N° III = Et io Rodrigo, cappellano de Bargota, por mandamiento del dito comendador e de los frares de suso nomnados, escriui esta present carta en testimoniança de las deuanditas cosas

  • N° IV = Sin mención de escribano

  • N° V = Garcia Periç, publico scriuano en Calchetas e jurado de conçello

  • N° VI = Pero Xemeniz de Calchetas, publico scriuano jurado del concello de Tudela

  • N° VII = Petrus Bernardi, publicus et iuratus notarius Tutele

  • N° VIII = Garci Periz, publico scriuano en Calchetas

  • N° IX = Garci Periz, publico scriuano

  • N° X = Io don Pero Garçiz d’Arbeiça et de Çufia, morant capellan en Echaverri, escriui estas cartas por a b c partidas por testimoniança

  • N° XI = Sin mención de escribano

  • N° XII = Sin mención de escribano

  • [p. 592] N° XIII = Sin mención de escribano

  • N° XIV = Sin mención de escribano

  • N° XV = Sin mención de escribano

  • N° XVI = Sin mención de escribano

  • N° XVII = Sin mención de escribano

  • N° XVIII = Johan Semeneiç, notario publico e jurado del concello de Olit

  • N° XIX = Pedro Ortiz de Artajona, notario publico de la Cort y el Obispado de Pamplona

  • N° XX = Salvador Martínez de Jaca, notario publico de la Cort y Obispado de Pamplona

  • N° XXI = Salvador Martínez de Jaca, notario público de la Cort y Obispado de Pamplona

Nuestro notario suele ser nombrado Pero Martin, Pedro Martínez, Pedro Martín de Salinas. Su procedencia, Salinas de Monreal, consta en cinco documentos26. Fué escribano paniaguado de Cizur27: no constituye ninguna novedad encontrar capellanes, donados o paniaguados del Hospital ejerciendo las funciones de escribanos de la Orden28.

En la suscripción notarial de sus documentos se titula veintiocho veces escriuano del prior, frente a las trece en que usa el título de notario29. Las dos primeras menciones como notario son de los años 1252 y 1272; desde 1285 y correspondiendo con el priorado de frey Juan de Nancin, usa exclusivamente el título de notario.

La suscripción lleva casi siempre el verbo escriui30; son menos frecuentes exaraui, scripsi o subscripsi31. En alguna ocasión hace constar la manu propria en [p. 593] la redacción de los documentos32. Solo una vez aparece la expresión predictis interfui, así como la salva de una enmienda o su calidad de rogatus33.

Algunas veces indica en la suscripción notarial el carácter testimonial de la conscriptio, que ordinariamente suele figurar acompañando a la iussio prioral34. Y especialmente desde 1273 casi siempre concluye la suscripción con la data del documento.

Siendo el escribano del que relativamente se ha conservado un mayor número de documentos, y por el largo período en que desempeñó el oficio de la escribanía, parece justificado analizar como representativa de esta la documentación redactada por Pedro Martín de Salinas, para establecer así las más señaladas características diplomáticas de la misma.

Del examen de los documentos se desprende que, salvo en cuatro de ellos35, en que no intervienen el prior ni los miembros de la Orden, todos los demás tienen como peculiariedades diplomáticas la iussio prioral para su expedición y el anuncio de validación a cargo del escribano.

3. 1. La iussio prioral.

Se inicia con una expresión formularia indicativa de la finalidad probatoria de la conscriptio (3. 1. 1.); pueden seguir previsiones contra los infractores de lo dispuesto en el documento (3. 1. 2.); y se expresa en una cláusula iniuntiva cuyo sujeto es el prior (3. 1. 3.)

3. 1. 1. La fórmula introductoria más frecuente es:

„Et por que todas las cosas deuanditas firmament sean tenudas et complidas por todos los tiempos.‟

Acreditan su empleo muchos documentos36. Otros introducen pequeñas variantes, como

„Et por tal que todas estas cosas que son de suso contenudas mas firmament sean tenudas‟37; „Et por que sea firme por todos los tiempos‟38; „Et por que esto firmament sea tenudo‟39; „Et por que … sean tenudas et gardadas firmament por todos los tempos‟40; „Et por tal que todas estas cosas sobreditas [p. 594] uos sean mas firmes et mas vallederas por todos los tiempos mas‟41; „Et por que … sea firme et valeduera por todos los tenpos (per secula seculorum)‟42.

Los documentos latinos usan estas fórmulas iniciales: „Ut autem donatio predicte domus atque conditionis memoria stabilis et incomutabilis permaneat in eternum‟43; „Ut autem omnia premissa robur obtineant firmitatis‟44. Parecen destacar más el carácter corroborativo de la fórmula, lo mismo que las expresiones en romance „Et por maior fimança‟ o „Et por maior firmeça desto‟45.

En todos los casos la puesta por escrito del texto (conscriptio) reitera la vigencia de los términos de su contenido. Su finalidad probatoria aparece con claridad en expresiones como: „Et por tal que nula contienda non pueda moberse d’aqui adelant contra las cosas deuantditas‟, o „Et por que … todas las cosas sean tenidas et complidas asi como se contiene de suso‟46.

3. 1. 2. La redacción por escrito ha de tener virtualidad para prevenir posibles infracciones futuras de lo dispuesto o acordado. Por ello la cláusula inicial se puede completar con expresiones como: „et ninguno d’aqui adelant non las pueda quassar‟47; „et por que ninguno non pueda a uos … embargar ni emparar en cuanto uos damos de suso‟48; „et ninguno non pueda d’aqui adelant demandar uos‟49; „et ninguno non pueda venir contra eyllas‟50; „et por que otrosi a uos … ninguno non uos pueda toiller‟51.

3. 1. 3. El prior es quien ordena la expedición del documento. Son inequívocas expresiones como: „mandamos fer (escriuir) estas cartas por a b c partidas‟52, o „presentem cartam diuisam per alphabetum scribi iussimus‟53.

La expresión más frecuente tiene cierto carácter iniuntivo y va dirigida al destinatario del documento: „damos esta carta partida por a b c‟54; „nos … [p. 595] damos la present carta‟55; „nos … uobis … presentem cartam diuisam per alphabetum concedimus in testimonium premissorum‟56. En ellas el escribano funde la iussio prioral para la redacción del documento, que ha recibido, con la entrega del mundum al destinatario del mismo.

La iussio prioral suele ser recogida también en la suscripción del escribano, quien actúa „por mandamiento del prior deuandito‟57; „por mandamiento deil‟58; „de mandato‟59; o incluso citando su nombre60.

En dos documentos61 es un comendador el autor de la iussio. Otros muchos indican en la suscripción del escribano que este actúa „por mandamiento deil (del prior) et de los comendadores‟62, o „por mandamiento deil et de los frayres de suso nomnados (deuanditos)‟63.

La suscripción del escribano suele expresar, además, la iussio de los otorgantes o de intervenientes64; de fermes y fiadores65, cabezaleros66, y testigos67, utilizando siempre la expresión „por mandamiento‟. Solo en dos ocasiones68 aparece el escribano como rogatario („por pregaria‟, „rogatus‟).

3. 2. La validación y su anuncio.

La misma cláusula que desarrolla la iussio prioral indica los medios de validación del escrito que se entrega al destinatario: la mayor parte de los documentos son cartas partidas por a b c y selladas por el prior. La validación mediante sello tiene valor testimonial y confirmativo de la conscriptio.

3. 2. 1. La fórmula „damos uos esta carta, por a b c partida‟, que emplea el prior, anuncia la validación del documento por ese medio, esa categoría de carta, tan corriente en documentos sinalagmáticos de la época69. En los documentos latinos la fórmula es equivalente: „presentem cartam diuisam per alphabetum [p. 596] concedimus‟, o „presentem cartam diuisam per alphabetum scribi iussimus‟70.

Algunos documentos especifican más, indicando el destino de los dos ejemplares iguales que se redactan: „reteniendo la una en poder del Hospital et la otra en poder de los clerigos et infançones et lauradores de Çufia‟, o „et retenemos en poder del Hospital la otra que es su companiera‟71.

Los documentos que carecen de iussio prioral llevan ese anuncio de validación en la suscripción del escribano72.

3. 2. 2. Dicha fórmula se completa con el anuncio de validación mediante sello pendiente: „sigillada con nostro sigillo pendient‟, „seyllada con nostro seyllo pendent‟, „seyllada con nostros seyllos pendientes‟73.

Otras veces el anuncio de validación mediante carta sellada sustituye esta forma objetiva de redacción por una declaración del autor jurídico del documento, expresiva de que lo valida poniendo en él su sello: „metemos nostro sigillo pendient en esta carta‟74; „sigillis nostris sigillauimus in testimonium premissorum‟75; „et las seyllo con mio seyllo pendent‟76; „yo, prior deuandito, pus mio seyello‟77; „ponemos nuestro (nuestros) seyllo (seyllos)‟78.

El escribano, por mandamiento del prior, pone el sello de este como medio de validación: „et por mandamiento del prior et de don Remiro et de sua muiller deuanditos, puse los sieyllos del prior et de don Remiro deuanditos en eilas‟79. Aun siendo forma subjetiva, las declaraciones „pongo mio seyllo pendent‟, „ponemos nuestros sieillos pendientes‟80 indican implícitamente el mismo procedimiento, que sería observado también cuando el prior del Hospital se dirige al arcediano de Eguiarte, diciendo: „pregamos a uos … que metades uostro sigillo en esta carta‟, y respondiendo este: „Et nos … aitorgamos esta carta et confirmámosla con nostro sigillo pendient, en testimoniança perdurable‟81.

[p. 597] La inmensa mayoría de los documentos fue validada mediante el sello del prior82; uno lleva el del Gran Maestre d’aquent mar de la Orden83; otros, además del prioral, llevan sellos de diversos intervenientes (otorgantes, comendadores, etc.)84.

3. 2. 3. El anuncio de validación mediante sello pendiente se hace en una fórmula que tiene carácter testimonial y es continuación, como se ha expuesto, de la que contiene la iussio prioral. El carácter testimonial se indica en expresiones como: „En testimoniança perdurable‟85; „En testimoniança de las cosas deuanditas‟86; „In testimonium premissorum‟87; „En testimoniança desto‟88.

A este valor testimonial se añade un carácter confirmativo, de manifiesto en cláusulas como: „Por testimoniança et por confirmança de todas las cosas que son de suso verbeadas (contenidas)‟89; „Et por mayor firmança (firmeça) desto‟90; „En confirmança de las cosas deuanditas‟91; „En testimoniança et firmança de las cosas deuanditas‟92.

El valor confirmativo de la aposición del sello pendiente aparece inequívocamente subrayado en cartas en las que se dice: „las quales confirmamos … con nuestros siellos pendientes‟93.

4. El declive de la institución (1290–1316)

Los dos últimos priores de Navarra del siglo XIII, de los que se conserva una documentación no muy abundante, han dejado pocos testimonios de la actividad de la escribanía. Por otra parte, desde 1290 todos los documentos expedidos por orden de los comendadores del priorado de Navarra utilizan para su redacción los servicios de escribanos públicos de concejo. La costumbre se va extendiendo progresivamente a los documentos otorgados por los priores, [p. 598] donde cada vez es más frecuente encontrar como autores materiales a escribanos públicos del reino.

El prior Pedro Miguel de Iriberri (1291–1297) utilizó como escribano o notario a Salvador Martínez de Jaca; su sucesor, Jordán de Chalderach, tuvo como escribano a Juan Ibáñez de Echavarri.

Salvador Martínez de Jaca. Antes de ser escribano o notario del prior, era notario de la Cort y Obispado de Pamplona. Como tal suscribió tres documentos, que hemos recogido anteriormente94, cuya suscripción es:

„E yo, Saluador Martinez de Jacca, notario publico e jurado en la Cort e en lo Obispado de Pomplona, en todas las cosas sobredichas fue present, e a rogarias e a mandamiento de todos los dichos, este present instrument publico con mi mano propia escriui e en testimoniança de todas las cosas sobredichas fiz este mi sig (signo) no acostumpnado‟.

Sabemos también que el clérigo Salvador de Jaca interviene como procurador de don García de Deza en la toma de posesión de este como arcediano de la Tabla de Pamplona, según documento de 1302 mar 2395. Parece, pues, que la presencia de este notario en la escribanía prioral fue simplemente interina.

Esta es la documentación prioral de los años en que la desempeñó:

GPN n°FechaSuscripción
5301291 nov 22Bartolomé, notario público de Cabanillas
5311292 abr 29La qual yo, Saluador Martinez de Jacca, notario del dito don freyre Pero Miguel, por su mandamiento e do don Pero Garceyz e de los comendadores sobreditos, la escriui en …
5331293 mar 8La qual Saluador Martinez de Jacca, nuestro escriuano, por mandamiento nuestro et de todos los sobreditos, la escriui et es testigo.
5361294 sep 24Juan Jiménez, notario público y jurado del concejo de Olite.
5371294 oct 3Juan Jiménez, citado. Entre los testigos: „Saluador Martiniz de Jaca‟.

Juan Ibáñez de Echavarri. Fue escribano del prior Jordán de Chalderach (1297–1302) y de Guy de Severach (1302–1312).

Estos son los documentos priorales del primero de ellos:

[p. 599] GPN n°FechaSuscripción
5461298 sep 19Sanz de Iracheta, notario público de Pamplona.
5471298 oct 18E yo, Johan Yuaynes de Echauarri, escriuano, escriui por mandamiento del seynor prior sobredicho.
5491299 mar 16Johan Bon, escribano jurado del concejo de Puente la Reina.
5521299 sep 14Et yo, Johan Yuaynnes de Echauerri, escriuano del sobredicho prior, por mandamiento deyll et de los sobredichos freyres e de los dichos lauradores e collaços, escriui esta carta partida por a b c.

Del priorado de Guy de Severach, dos escrituras fechadas el 27 de marzo y el 12 de julio de 130396 llevan la suscripción de Juan Ibánez de Echauerry, que figura como escribano del prior. Pero al lado de ellas, en los primeros años del siglo XIV, hay una veintena de documentos priorales extendidos por Miguel Jiménez, Ferran Sánchez, Sancho Jiménez y Miguel Pérez, notarios de Tudela; Juan de Bassessarri, de San Sebastián; Rodrigo, de Bueñuel; Bartolomé Gil, de Estella; Pascual Martínez, de Tafalla; García Martínez, de Aoiz; Gil Fernández, de Morentin; Pedro Martínez, de Los Arcos; o los pamploneses Miguel López de Zandio y Martín Garcés de Ezcaba; suscripciones que prueban la frecuencia con que los priores utilizen los servicios del notariado del reino97.

Juan Ibáñez de Ganuza. Es el último titular de la escribanía prioral. Fue notario de los priores Guy de Severach (1302–1312) y Pedro de Chalderach (1312–1316):

  • 1307 ago 20. En Capítulo General celebrado en Calchetas, el prior de la enfermería de la casa de Bargota al donada Sancho Ortiz de Azanza. Suscribe: „Juan Ibáñez de Ganuza, notario del sobredicho prior‟98.

  • 1316 sep. 1. El Capítulo General de la Orden pide licencia al prior, Pedro de Chalderach, para la compra de Azut. „Yo Johan Yuaynnes de Ganuça, procurador de la dicha Horden, la escriui‟

  • 1316 oct 16. El prior Pedro de Chalderach de a Pedro Sánchez de Leache [p. 600] una heredad censera en Peralta. Suscribe „Juan Ibáñez de Ganuza, procurador del Hospital, escribano‟99.

Sin embargo, como se ha indicado antes, buen número de documentos priorales de esta época son expedidos por notarios públicos del reino. Incluso hay dos de principios de siglo suscritos por Martin Sanchiz, donado de la casa de Cizur, por mandamiento del prior100.

En 1317 Juan Ibáñez de Ganuza fué constituido procurador de la Orden por el prior Artal de Echavano101. Desde esa fecha, los documentos lo mencionan como procurador, sea aislada, sea conjuntamente con frey Juan Sánchez de Ejea102; pero no vuelve a encontrarse en la documentación el título de notario o escribano del prior.

[p. 601] Pudo ser un escribano laico; al menos, si no lo fué, no consta en ningún documento su pertenencia a la Orden. Puede despertar dudas un documento de 1314 en que el Gran Maestre, Fulco de Vilareto, nombra a un Juan Ibáñez comendador de la casa del Hospital en Olite103. No se encuentran documentos de la primera mitad del siglo que puedan aclarar la cuestión. En cambio, a partir de 1350 están perfectamente documentados un Juan Ibáñez de Ganuza, notario público y jurado del reino, que lo fue de la Cort (1350–1386) y un Juan Ibáñez de Cizur Menor, capellán del Hospital, que vivió en Bargota (1354–1383)104.

La identificación no resulta fácil. Suponer que se trate de la misma persona, significa aceptar que Juan Ibáñez de Ganuza desempeñó el oficio de notario durante 79 años (1307–1386): si nuestro escribano es el capellán del Hospital, durante 76 años (1307–1383). Cabe conjeturar que el notario Juan Ibáñez de Ganuza (1350–1386) fuera hijo y homónimo del procurador de la Orden en 1317. Resulta llamativo que, salvo dos menciones de 1369 y seis de 1385–1386, una de ellas un recibo autógrafo, ni los documentos sueltos ni los registros de Comptos conserven ningún documento redactado por ese notario. [p. 603] Los cinco redactados por él que se conservan están en fondos del archivo de la Orden, lo que permite pensar en cierta vinculación con ella del repetido notario de la Cort, quizá debida a su posible filiación.

Es un hecho que Juan Ibáñez de Ganuza deja de titularse escribano o notario del prior al ser nombrado procurador de la Orden. No ocurre así en Roncesvalles. Si se compara la documentación de este señorío eclesiástico con la del de San Juan, contrasta la abundante documentación de la escribanía de este con la práctica inexistencia de la de aquel, limitada a un solo testimonio:

– 1279 jun. 8. Suscripción: „E uos, Lope Yenneguetz, scriuano del prior e procurador de la Orden de Ronçasuaylles‟105.

El dato, única referencia de una posible escribanía del señorío de Roncesvalles, parece indicar que no existe incompatibilidad entre la representación de la Orden como procurador y el ejercicio del oficio de escribano. Las causas, pues, de la extinción de la escribanía de San Juan hay que buscarlas en otro orden de cosas.

Las circunstancias que rodean el fin de la escribanía.

Si la creación de la escribanía prioral pudo deberse al gran aumento de la documentación emitida por el priorado y sus encomiendas, y a la necesidad de dotar a los documentos probatorios de los derechos de la Orden de una forma diplomática con características comunes, su extinción pudo ser determinada por la importancia creciente de las cancillerías pontificia y reales, que a principios del siglo XIV fueron objeto en todas partes de profundas transformaciones.

En Francia, el „custos sigilli‟ deja paso a una nueva figura de canciller por cuyas manos pasa toda la documentación real de carácter dispositivo; lo cual coincide con la progresiva desaparición de la categoría diplomática „diploma real‟106. El cambio, concluido ya entre 1317 y 1320, no fue solamente debido [p. 604] a disposiciones reales, como las adoptadas por Felipe el Largo; nuevos usos diplomáticos, nuevas costumbres en la expedición de documentos influyeron en él107.

No hay que alvidar que Juan XXII (1316–1334) „centralizó administrativamente la Curia aviñonesa y en su decisión influyó el haber desempeñado, con anterioridad a su elección como pontífice, importantes cargos en las Cancillerías de Carlos II y Roberto de Anjou‟108. Y quizá siguiendo el ejemplo de la Cancillería pontificia, la propia Orden de San Juan crea su cancillería: en 1316, siendo Gran Maestre Fulco de Vilareto, aparece el primer canciller de la Orden, Pedro de l’Ongle; el primer título de canciller fue expedido por el Gran Maestre a favor de Pedro de Imola109.

Hay, pues, una transformación en la expedición de documentos pontificios y reales, que ocurre en todas partes entre 1316 y 1320. MOREL110 atribuye el cambio en Francia al desarrollo del notariado laico; colaboraría también la nueva organización del notariado y la cancillería dada por Felipe el Largo en las ordenanzas de febrero de 1321111. En la documentación pontificia, „La Cámara Apostólica, Organismo encargado de las finanzas de la Iglesia, expidió – además de la documentación de tipo administrativo que le era propia – bulas y cartas secretas, absorbiendo así funciones que habían correspondido antes a la Cancillería‟112.

Algo semejante ocurre en el reino de Navarra, y no solo por el hecho de ser Felipe el Largo rey de Francia y de Navarra. Recientemente he destacado la importancia que desde principios del siglo XIV tienen en el reino de Navarra los notarios de la Cort, organismo de carácter judicial, que, con independencia [p. 605] de la redacción de documentos de ese carácter, absorbe progresivamente la expedición de documentos que antaño era cometido de la Cancillería113. El paralelo entre las nuevas funciones de la Cort navarra y de la Cámara Apostólica es evidente. En ambos casos aparece inequívocamente la transformación de funciones de la cancillería, invadida por instituciones nuevas al servicio de la expedición de documentos.

También es semejante la evolución del notariado. En 1317 abr 20, Felipe el Largo concedió al clérigo Pedro Bertrán facultad para instituir y destituir notarios en el reino de Navarra, ordenando „nec permittant … in toto regno nostro Nauarre aliquos auctoritate nostra notarios uti officio, nisi per dictum clericum nostrum vel deputatum ab eo fuerint instituti, decernentes aliorum instrumenta carere omni robore et firmitate‟114. Pedro Bertran era canciller de la reina de Navarra en 1317–1318115; aunque, como ocurre en Francia, no sea factor decisivo en el cambio116, resulta significativo que la fecha de ese documento coincida con el nombramiento de Juan Ibáñez de Ganuza, último notario de prior, como procurador de la Orden. Ya no volverá a utilizar su anterior título de escribano, certificando con ello la extinción de la escribanía prioral.


1

Siglas empleadas en este estudio:

  • ACP = Archivo Catedral de Pamplona.

  • AGN = Archivo General de Navarra. Pamplona.

  • AHN = Archivo Histórico Nacional. Madrid.

  • CAGN = Catálogo del Archivo General de Navarra, por. J.R. CASTRO y F. IDOATE, Pamplona 1952 y ss. 50 vol.

  • CM = Clero y Monasterios (Sección del AGN)

  • GPN = El gran priorado de Navarra de la Orden de San Juan de Jerusalén, S. GARCIA LARRAGUETA, Pamplona 1957. 2 vol.

  • OM = Ordenes Militares (Sección del AHN)

2 Signo del prior del Hospital y del Cabildo de Tudela, GPN n° 45, de 1173 ago; mención de fianzas, GPN n° 52, de 1183 oct; mención de testigos, GPN n° 68, de 1192 feb 24; n° 71, de 1192; n° 96, de 1198 jul; fórmula del regnante, GPN n° 57, de 1187; n° 74, de 1194; n° 94, de 1198.

3 Capellán del Hospital entre los testigos, GPN n° 57, de 1187 oct; de varios freires entre los testigos, GPN n° 96, de 1198 jul; menciones de freires en la fórmula del regnante, GPN n° 74, de 1194. Datas tópicas: „Facta carta in domum Hospitalis de Cizur‟, GPN n° 71, de 1192; „Et ista carta fuit afirmata in Capitulo Generali in Exauerri‟, GPN n° 75, de 1194; „Coram Generali Capitulo‟, GPN n° 98, de 1198.

4 Miguel de Síscar, GPN n° 135, de 1207 mar; „P., Forcii, notarius Pampilonensis de Burgo veteri‟, GPN n° 145, de 1212 oct.

5 Comendador de Bargota, GPN n° 231 y 232; capellán del prior, GPN n° 241, 244, 262, 293; comendador de Cizur, GPN n° 288, 292 y 293.

6 Lista de documentos de la pág. 9, n° 2 y 19.

7 Ibidem, n° 3, 5, 11, 12, 16, 21 y 40.

8 Ibidem, n° 14, 19, 25 y 61.

9 Ibidem, n° 2, 13, 18, 20, 24, 28, 29, 33, 36, 38, 42, 43, 47, 49, 50, 52, 53, 54, 55, 60.

10 Ibidem, n° 6, 10, 17, 31, 32, 35, 39, 51, 56, 62.

11 Ibidem, n° 4, 44 y 58.

12 Ibidem, n° 15, 45 y 46.

13 Ibidem, n° 9 y 22.

14 Ibidem, n° 8.

15 Ibidem, n° 23.

16 Ibidem, n° 26.

17 Ibidem, n° 30.

18 Ibidem, n° 37.

19 Ibidem, n° 59.

20 Ibidem, n° III, VI, X, XI, XII, XIII, XVIII.

21 Ibidem, n° I, XV, XVII.

22 Ibidem, n° XX, XXI.

23 Ibidem, n° V, VII, VIII, IX, XIV.

24 Ibidem, n° II, IV, XIX.

25 Ibidem, n° XVI.

26 Ibidem, n° 2, 3, 5, 9, 34.

27 Ibidem, n° 48.

28 Así Pedro Arnal, en 1192: „Petrus Arnaldi, capellanus in Calcetas, hanc cartam scripsit‟ (GPN n° 69); Lope Martínez, 1205–1210 (cf. pág. 5); Fortunio de Arózpide, 1226–1230 (cf. pág. 6); Rodrigo, capellán de Bargota, en 1258 (cf. pág. 10); Pedro Garcés de Arbeiza y de Zufia, capellán de Echavarri, en 1263 (cf. pág. 10); Martín Sanchiz, donado (cf. pág. 16).

29 Escribano: n° 3, 4, 5, 6, 7, 15, 20, 21, 23, 25, 26, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 42, 43, 44, 47, 50; notario, n° 2, 19, 49, 51, 52, 53, 54, 56, 58, 60, 61, 62, 65.

30 N° 3, 4, 5, 6, 7, 8, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 20, 21, 23, 24, 25, 26, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 58, 59, 60, 61, 62.

31 Exaraui, n° 2; scripsi, n° 19; subscripsi, n° 8.

32 N° 2, 8, 11 y 19.

33 Predictis interfui, n° 19; salva de enmienda, n° 11; rogatus, n° 8.

34 N° 4, 7, 10, 11, 15 y 17. La expresión que utiliza es: „en testimoniança de las cosas deuanditas‟, o „en testimoniança perdurable de las cosas que son susodichas contenidas‟.

35 N° 9, 10, 11 y 14.

36 N° 12, 18, 20, 23, 24, 25, 33, 38, 39, 42, 47, 49, 53, 55, 56, 59, 61.

37 N° 3, 4, 5, 6, 17.

38 N° 45, 54.

39 N° 13.

40 N° 32.

41 N° 62.

42 N° 35, 51, 52, 60

43 N° 2

44 N° 19

45 „Et por maior firmança‟, n° 15, 28, 43; „et por maior firmeça desto‟, n° 36.

46 N° 7 y 58, respectivamente.

47 N° 3

48 N° 31

49 N° 35

50 N° 39, 47, 56.

51 N° 50.

52 N° 7, 8, 12, 23, 24, 25.

53 N° 19

54 N° 4, 6, 13, 15, 17, 18, 20, 30, 31, 32, 33, 35, 36, 38, 39, 42, 43, 45, 46, 47, 49, 50, 51, 52, 54, 55, 56, 59.

55 N° 3, 5, 60, 62.

56 N° 2.

57 N° 8, 12, 13.

58 N° 3, 5, 6, 7, 15, 21, 23, 28, 29, 30, 37, 39, 40, 49, 51, 52, 53, 60.

59 N° 19.

60 N° 46, 54, 59.

61 N° 2 y 45.

62 N° 7, 18, 19, 24, 25, 26, 31, 32, 50, 56, 58, 61, 62.

63 N° 4, 13, 16, 20, 33, 35, 36, 42, 43, 44, 46, 59.

64 N° 7, 8, 12, 16, 18, 20, 24, 25, 26, 30, 31, 33, 44, 45, 50.

65 N° 16, 18, 25, 44.

66 N° 9, 14.

67 N° 12, 14, 61.

68 N° 6 y 8 respectivamente.

69 N° 4, 6, 7, 8, 13, 15, 17, 20, 23, 24, 25, 26, 28, 30, 31, 32, 33, 35, 36, 38, 39, 42, 43, 45, 46, 47, 49, 50, 51, 52, 54, 55, 56, 59, 61.

70 N° 2 y 19 respectivamente.

71 N° 8 y 18 respectivamente.

72 N° 9, 10, 11, 16.

73 Respectivamente, n° 3, 5, 6, 13, 52; n° 4, 15, 17, 18, 20, 21, 30, 31, 32, 33, 35, 36, 38, 39, 42, 43, 46, 47, 49, 51, 54, 55, 56, 59, 60, 62; n° 45.

74 N° 8.

75 N° 19.

76 N° 23.

77 N° 37.

78 N° 18, 20, 26, 28, 40, 44, 53, 58, 61, 62.

79 N° 12.

80 Por ejemplo, n° 18, 20, 62.

81 N° 8.

82 N° 3, 4, 5, 6, 7, 8, 12, 13, 15, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 58, 59, 60, 61, 62.

83 N° 4.

84 N° 7, 8, 12, 16, 18, 19, 20, 24, 25, 26, 44, 45, 58, 61, 62.

85 N° 8.

86 N° 12 y 18.

87 N° 2 y 19.

88 N° 20, 26, 30, 31, 37, 44, 62.

89 N° 3 y 5.

90 N° 28, 36, 40, 43, 53.

91 N° 29.

92 N° 58 y 60.

93 N° 7, 8, 16, 24, 25.

94 N° 64, XX y XXI.

95 ACP, C 26. Cf. GOÑI GAZTAMBIDE, Historia de los obispos de Pamplona, Pamplona 1979, I, pág. 735.

96 AHN, OM, carp. 883 n° 191 y 193.

97 Cf. GARCIA LARRAGUETA, La Orden de San Juan de Jerusalén en Navarra. Siglo XIV. Coloquio franco-español sobre las Ordenes Militares, Madrid, mayo de 1983.

98 AHN, OM, carp. 895 n° 94 (perg. 360 × 250 mm, falto de sello).

99 AHN, OM, carp. 939 n° 31 (perg. 265 + 38 × 230 mm).

100 1303 mar 28. Artal de Echavano, lugarteniente del prior Guy de Severach, da a Pedro Sanz de Paternain una heredad en Larraya („Martin Sanchiç de Çiçurr, donado de la dita casa de Çiçurr, por mandamiento del dito freyre Artal et de los freyres sobreditos la escriui‟), AHN, OM, carp. 883 n° 192; 1310 may 20. Guy de Severach, prior, da a don Pascual de Imarcoain unas heredades censeras en esa localidad. AHN, OM, carp. 883 n° 201.

101 Carta de procuración del prior Artal de Echavano ante el Gobernador de Navarra, Pedro de Morentayna, a favor de Juan Ibáñez de Ganuza. Inserta en un acuerdo del prior con los concejos de Puente la Reina y Zubiurrutia sobre términos. AGN, CM, Crucifijo, leg. 8 n° 141 (cuadernillo de 6 fol. dobles de papel: reg° en Inventario nuevo de 1784, fol. 21, n° 108, en AGN, CM, Crucifijo, leg. 11 n° 161).

102

Los documentos en que figura como procurador de la Orden son:

  • 1316 sep. 1. Petición de licencia para la compra de Azut. AHN, OM, carp. 884 n° 208.

  • 1322 may 5. Juicio ante el Gobernador de Navarra en pleito entre el Hospital y el concejo de Aberin. AHN, OM, carp. 919 n° 48.

  • 1325 abr 28. Los comendadores de Cogullo-Melgar y Aberin, con el procurador de la Orden, Juan Ibáñez de Ganuza, dan a los labradores de Olejua una heredad a censo perpetuo, y acuerdan la presentación del abad de la iglesia de Santiago. Confirma el prior Artal de Echavano en Aberin 27 dic 1326. Miguel Periz de Eslava, notario del concejo de Estella. AHN, OM, carp. 694 n° 56; AGN, CM, Crucifijo, leg. 5 n° 43.

  • 1327 mar 10. Sentencia de Pedro Ramón de Rabastencx, Gobernador de Navarra, en pleito por la colación de la bailía de Pedriz a Fortún Pérez de Agorreta. Inserta carta de procuración del Hospital a favor de fr. Juan Sánchez de Ejea y de Juan Ibáñez de Ganuza, fechada en Cahués 6 mar 1326. AHN, OM, carp. 925 n° 36.

  • 1327 mar 11. Artal de Echavano, prior, con los procuradores de la Orden, fr. Juan Sánchez de Ejea y Juan Ibáñez de Ganuza, acuerda con Fortún Pérez de Agorreta la responsión que este debe por la bailía de Pedriz, 20 libras. AHN, OM, carp. 682 n° 27. No hay noticias suyas posteriores; sí de fr. Juan Sánchez de Ejea, que sigue siendo procurador y lugarteniente de comendador de Casanueva en 1345 y 1346 (AHN, OM, carp. 920 n° 63; carp. 872 n° 22; carp. 886 n° 249; leg. 682 n° 30 y 31); así como de su sucesor como procurador, Juan de San Julián, desde 1346 (AHN, OM, carp. 939 n° 33) y hasta 1377.

103 Documento de 3 nov 1314, en AHN, OM, carp. 859 n° 5.

104

Documentación de Juan Ibáñez de Ganuza, notario de la Cort:

  • 1350 jun 3. Ferrant Martiniz, vecino de Morentin, se entrega como donado al Hospital. Suscribe: Juan Ibáñez de Ganuza, notario público y jurado del reino. AHN, OM, carp. 920 n° 64.

  • 1360 may 31. En Capítulo General celebrado en Aberin el Hospital hace un acuerdo con los procuradores del concejo de Ribaforada. Suscribe: Juan Ibáñez de Ganuza, notario de la Cort. AHN, OM, carp. 896 n° 109; carp. 910 n° 26; leg. 663 n° 22.

  • 1362 mar 24. Juan Ibáñez de Ganuza, procurador de don Juan Ramírez de Arellano, señor de Arellano y mariscal del rey. AGN, Registro 104, fol. 102 v.

  • 1363 mar 24. Juan Ibáñez de Ganuza, procurador de don Juan Ramírez de Arellano, mariscal del rey. AGN Registro 107 fol. 141 v.

  • 1364 oct 18. Juan Ibáñez de Ganuza, recibidor de Estella. AGN, Registro 111, fol. 45 r.

  • 1368 abr 6. Juan Ibáñez de Ganuza, enviado por el rey a Aragón, con don Juan Ramírez. AGN Registro 127 fol. 92 r.

  • 1369 jul 5 y oct 26. Juan Ibáñez de Ganuza, procurador de don Juan Ramírez de Arellano, señor de Cameros. AGN, Registro 211, fol. 8; y Registro 135 fol. 42 (CAGN, L, n° 602 y 611).

  • 1372 may 23. Monteolivo de Laya, prior del Hospital, da a fr. Aymeric de Clarmont las casas y bailías de Fustiñana, Casanueva y Ribera de Ebro. Suscribe: Juan Ibáñez de Ganuza, notario de la Cort. AHN, OM, carp. 886 n° 263.

  • 1377 mar 30. Gaucelme Hugo se entrega como donado al Hospital. Suscribe: Juan Ibáñez de Ganuza, notario de la Cort. AHN, OM, carp. 920 n° 66.

  • 1377 mar 30. Martín Sánchez de Noain, escudero, se entrega como donado al Hospital. Suscribe: Juan Ibáñez de Ganuza, notario de la Cort. AHN, OM, carp. 869 n° 27.

  • [p. 602] 1385 may 6. Carlos II ordena al recibidor de la merindad de Estella que pague 20 cahices de trigo anuales concedidos a Juan Ibáñez de Ganuza, notario. AGN, Comptos, caj. 49 n° 25 (CAGN, XV, n° 889).

  • 1385 may 7. Juan Ibáñez de Ganuza, notario de la Cort, reconoce haber recibido 10 libras de carlines por sus expensas de algunos dias en la ciudad de Pamplona, por negocios al servicio del rey. AGN, Comptos, caj. 49 n° 26 V (CAGN, XV, n° 891).

  • 1385 may 10. Carlos II ordena a los Oidores de Comptos que deduzcan de las cuentas de la Cámara de los dineros el dono de 10 libras concedido a Juan Ibáñez de Ganuza, notario de la Cort. AGN, Comptos, caj. 49 n° 26 VI (CAGN, XV, n° 895).

  • 1385 may 29. Carlos II ordena deducir de la recepta de Michelet de Mares la cantidad de 10 libras por las expensas de ciertos dias que estuvo en Pamplona Juan Ibáñez de Ganuza, notario de la Cort. AGN, Comptos, caj. 49 n° 38 III (CAGN, XV, n° 941).

  • 1385 jun 24. Carlos II ordena deducir de la recepta de Michelet de Mares la cantidad de 20 libras, dadas a Juan Ibáñez de Ganuza, además de otras 20 que se le entregaron en dos partidas. AGN, Comptos, caj. 49 n° 43 IV (CAGN, XV, n° 982).

  • 1385. Juan Ibáñez de Ganuza recibe un dono real por una vez de 20 libras. AGN, Registro 183, fol. 35 r y 39 v.

  • 1385. Juan Ibáñez de Ganuza recibe un dono real por una vez de 10 libras, en dos partidas. AGN, Registro 184, fol. 52 r, 57 v, 191 r, 192 r y v, 195 v.

  • 1386 abr 18. Juan Ibáñez de Ganuza, notario de la Cort, reconoce haber recibido 20 cahices de trigo, de su dono anual, del recibidor de la merindad de Estella. AGN, Comptos, caj. 53 n° 30 VI (con su suscripción autógrafa) (CAGN, XVI, n° 187).

  • 1386 may 6. Dono a voluntad concedido en carta real a Juan Ibáñez de Ganuza, notario, por ciertas consideraciones. AGN, Registra 189, fol. 126 r.

  • 1386. Juan Ibáñez de Ganuza recibe un dono a volunta d del rey, de 19 cahices de trigo, concedido por carta real de 6 mayo 1385; por segunda vez recibe 20 cahices de trigo, el 6 mayo 1386. AGN, Registro 190, fol. 154 r.

Documentación de Juan Ibáñez de Cizur Menor:

  • 1354 abr 129 El prior Austorgius de Caslucio nombra sacristán de Bargota a Juan Ibáñez. AHN, OM, carp. 896 n° 107.

  • 1360 may 31. El prior Monteolivo de Laya da a María Ibáñez, hermana del capellán de Bargota Juan Ibáñez, una pecha en Cahués, ya que su hermano había dado a Bargota unas tierras en Puente la Reina. AHN, OM, carp. 896 n° 109; AGN, CM, Crucifijo, leg. 11 n° 161 (Inventario nuevo, fol. 138 n° 17).

  • 1361 abr 9. El Gran Maestre Roger de Pins ordena al prior Monteolivo de Laya que aumente la responsión de Juan Ibáñez de Cizur Menor, capellán y donado de Cahués, su hermana María Ibáñez y su prima Tota Martínez, seroras de la Orden, por haber „opus unum et artificium fieri faceret ad irrigandum ipsius domus, blada et vineas‟. AHN, OM, carp. 859 n° 11.

  • sine data. Juan Ibáñez recibe ciertos bienes en Zulueta. AGN, CM, Crucifijo, leg. 12 n° 163 (Inventario, fol. 277–278).

  • 1374 oct 18. Fortún López de Zabalegui reconoce deber 44 libras a Juan Ibáñez de Cizur, morante en Bargota. AHN, OM, carp. 896 n° 114.

  • 1383 feb 3. Juan Ibáñez de Cizur, capellán, regidor y administrador de Bargota, compra unas viñas para dos freiras de Bargota. AHN, OM, carp. 896 n° 115.

  • 1383 dic 5. A súplica de Juan Ibáñez, capellán de Bargota, el rey ordena al notario Pedro Periz de Cirauqui engrosar un testamento que recogió en nota el notario Pero Macua de Cirauqui. AHN, OM, leg. 722–724 n° 94.

105 Publ: OSTOLAZA, Colección diplomática de Santa María de Roncesvalles, 1127–1300, Pamplona 1978, n° 278.

106 Cf. MOREL, La Grande Chancellerie Royale, Paris 1900: „La fonction (du chancelier) avait pris une importance considérable, car tous les actes de l’autorité royale passaient par les mains de celui qui dirigeait la chancellerie‟ (pág. 8–9). „Sous les fils de Philippe le Bel les diplômes deviennent de plus en plus rares, pour s’éteindre fort probablement sous Philippe le Long‟ (pág. 10). „Le premier officier de la chancellerie est réellement redevenu chancelier en titre, et on ne verra plus apparaître dans les actes l’appellation de garde du sceau‟ (pág. 10–11; en nota, dice: „Voyez p.e. les deux lettres de 1317 et de 1320, pièces justificatives n° 1 et 3, dans lesquelles on trouve les deux épithètes: custos sigilli et ille qui sigillum regium custodit. Je ne crois pas qu’aprés 1320 on puisse citer un seul exemple de ce genre‟).

107 Cf. TESSIER, Diplomatique royale française, Paris 1962, pág. 136–137: „Dans l’intervalle compris entre 1319 et 1330, une décision expresse et consciente de l’autorité royale soit intervenue? A notre sentiment, aucun acte positif n’a transformé la garde du sceau en chancelier, et ne lui a rendu un statut qui n’avait jamais fait l’objet d’aucune définition … La physionomie du chancelier de deuxième formation s’est fixée peu à peu sous l’influence de la coutume‟.

108 Cf. TRENCHS, Diplomatario del Cardenal Gil de Albornoz, Barcelona 1976, pág. XXXVIII–XXXIX.

109 Cf. LUTTRELL, Notes on the Chancery of the Hospitallers of Rhodes, 1314–1332, Byzantion, Bruxelles, XL, 1970, 408–420.

110 O. c. pág. 55: „Ce ne fut guère, semble-t-il, que sous Philippe le Bel ou Philippe le Long que les laïques commencèrent à être admis dans le corps de notaires … Je ne puis déterminer d’une façon trés precise la date de ce changement; en tout cas des 1320 … on trouve signalé un secrétaire laïque parmi trois secrétaires attachés à la personne du roi‟.

111 MOREL, o.c., pièces justificatives, n° 6, pág. 490–493.

112 TRENCHS, o.c., pág. XXIII.

113 Las cancillerías y el documento regio navarro, en Boletín de la Sociedad Castellonense de Cultura, LVIII, 1982, pág. 443 y nota 118 especialmente.

114 AGN, Comptos, caj. 5 n° 81 (CAGN, I, n° 748).

115 CAGN, I, n° 763, 764 y 779.

116 GARCIA LARRAGUETA, Las cancillerías …, pág. 451–454.

[p. 607] Expedicion de Documentos: Vizcondado de Vilamur (1126–1381)

La principal fuente para realizar este estudio ha sido el Archivo Ducal de Medinaceli1 y en memor grado los Archivos de la Corona de Aragón en Barcelona2 y el capitular de la Seu de Urgell3.

Cronológicamente la documentación abarca desde 1126 hasta 1381, año en que el vizcondado deja de pertenecer a la casa condal de Pallars para pasar e ser un título y una posesión más de la casa de Cardona.

La mayoría de los documentos conservados son originales, aunque también hallamos copias, certificadas o simples, más o menos coetáneas.

La explicación de que estos documentos intitulados por los vizcondes se hallen en el A.D.M. podría ser, entre otras razones, triple: una, porque muchos son del tipo ABC, de los cuales una parte restaba en poder del interesado; otra, porque hacen referencia a actos de la vida cotidiana – testamentos, dotes, pactos matrimoniales, etc. … –, y en último lugar porque la copia – coetànea – sustituía al registro, el cual, como es sabido, en la época estudiada era patrimonio de la casa real – rey o infantes – y de la iglesia.

El presente trabajo se divide en los siguientes puntos:

  • La casa vizcondal

  • Notariado

  • Proceso de elaboración documental

  • Marcas de expedición

  • Estructura diplomática

  • Tipología documental

  • Conclusiones

1. LA CASA VIZCONDAL

El vizconde era el representante de una autoridad superior – el conde –, de quien era delegado político, administrativo y judicial. Aunque en un principio [p. 608] no estaban adscritos a un territorio determinado4 y ello se reflejaba en que los títulos adoptados no iban ligados a sus dominios5, al hacerse hereditario el cargo, éste irá siempre acompañado de la mención de las tierras que gobernaba y adoptará como título el nombre del castillo más importante.

Estas notas previas nos sirven para enmarcar los orígenes y evolución del vizcondado de Vilamur, que estaba ubicado en el sector occidental de la zona pirenaica, en el Pallars – Jussá y Sobirá –, comarca de la actual provincia de Lérida.

En sus inicios tomaron el título de vizcondes de Siarb o Siarbensis6, pero desde 1110 el de vizconde de Vilamur fue adoptado sin interrupción. Así pués las primeras noticias ciertas y continuadas son del siglo XII en adelante. Desde estas fechas hasta finales del siglo XIV se sucederán los vizcondes – casi todos Pedro de nombre – en la detentación y gobierno de esta casa nobiliaria. El último vizconde, finado sin descendencia en 1381, dejó como heredero del vizcondado a Ramón de Anglesola7 y éste a su vez lo donó el 24 de septiembre de 1381 al primer conde de Cardona, Hugo Folch II8. Desde entonces el vizcondado de Vilamur ha pertenecido a la casa de Cardona9.

2. NOTARIADO

Al tratarse de un vizcondado sin una cancillería propria tal y como hoy entendemos la palabra, éste se valió para la expedición de sus documentos de escribanos [p. 609] y notarios, ya eclesiásticos, ya públicos. Ello entra de lleno en la historia del notariado catalán del que existen abundantes estudios10. Un notariado que tuvo un pronto desarrollo y se encontraba establecido en estas tierras aun antes de la llegada de las doctrinas boloñesas.

El paso del scriptor al notarius también se refleja en nuestros documentos y presenta las mismas características que en el resto de Cataluña.

En una primera etapa, hasta mediados del siglo XIII, los escribanos de los documentos fueron eclesiásticos: sacer11, presbiter12, levita13 y magister14. Estos eclesiásticos actuaron casi siempre sub rogacione o iussu del capellán de Vilamur o de su lugarteniente15, que también suscribía los documentos. Ello nos muestra con claridad que existía una jerarquía escrituraria: el capellán dicta o escribe la minuta y el rogatario redacta el mundum. Un sistema paralelo al de la escribanía real y al de los centros catedralicios como Barcelona o Tarragona.

Apoyándonos en Sagarra16 se comprueba que hasta el siglo XII el estamento eclesiástico fue, seguramente, el único que emanó textos documentales.

En esta época junto al nombre de los escribanos, aparece el lugar donde desempeñan su magisterio pastoral, muchas veces el mismo Vilamur y su iglesia de Santa María17; los documentos por ellos emanados no presentan diferencias entre los de naturaleza particular o feudal: carta de baiulia, conveniencia, cesión del derecho de alberga o bien testamento, donación y prenda.

[p. 610] A partir de la segunda mitad del siglo XIII el panorama notarial se complica, quizás por la presencia de las nuevas corrientes legalistas, y por ello los vizcondes de Vilamur se valdrán de todas las clases de notarios que en la Cataluña de esta centuria y la siguiente tienen potestad y autoridad para dar fe pública al documento, esto es: de creación real, comunal y señorial, laica o episcopal18.

La voz notarius aparece por primera vez en un texto de 1235 procedente de la Seu de Urgell:

notari sedis Urgellensis19

y años más tarde – 1242 – en otro de la misma sede episcopal20.

A partir de aquí estudiaremos los distintos tipos de notarios que aparecen en los documentos:

a) Notarios señoriales

Los notarios creados y establecidos por los condes, vizcondes o señores catalanes están sobradamente atestiguados, aunque falten estudios especializados sobre ello21. Estos – los señores – nombraban notarios públicos para todo el territorio condal o domanial en general o bien para una localidad o villa en especial22.

En sus suscripciones estos notarios expresan la autoridad señorial:

Iacobus Tolrani, publicus vallis de Villamuro notarius auctoritate nobilis Sibilie de Villamuro scribi fecit23.

O bien simplemente se denominan notarios del territorio en cuestión:

Et ego Bernardus de Soregaria, notarius publicus uallis de Uillamuro qui hanc cartam scripsi24

Ego Iacobus Pintor, notarius publicus ualle de Uilamuro, qui hec scripsi25

En alguna ocasión el carácter eclesiástico del notario y la autoridad señorial se unen en una misma persona:

Sig(signo)num mei Petri Iohannis, rectoris ecclesie de Betea et notarius publicus uallis de Betea auctoritate nobilis viri domini viçecomitis de Vilamuro … scribi feci26

[p. 611] La primera suscripción de un notario vizcondal es de 1264 y éste, prior de Vilamur, se intitula scriptor publicus27 del valle de Vilamur, dejando a su vez constancia de la iussio señorial:

Et ego frater Bartholomeus, prior de Uillamuro, scriptor publicus vallis Villamuri, hiis interfui et mandato domini Petri de Uillamuro hec scripsi28

Hasta finales del siglo XIII, los tres notarios señoriales que hay no indican la autoridad vizcondal, indicación que no falta en los que pertenecen a la centuria siguiente. Los negocios jurídicos que documentan son: conveniencia, carta de franquicia, sentencia señorial, carta de poder, donaciones y testimonios notariales.

b) Notarios eclesiásticos

Dentro de los notarios de creación eclesiástica hay que distinguir entre los episcopales y los rurales.

Respecto a los primeros, éstos pertenecen a la sede de Urgel, circunstancia lógica porque este vizcondado dependía eclesiásticamente de esta sede catalana. En Urgel, al igual que en otros obispados catalanes como Gerona, Solsona, Vich o Tarragona, los notarios eran de creación episcopal29:

Ego Petrus de Bellopodio, notarius publicus ciuitatis sedis Urgellensis … scripsi30

Respecto a los segundos – los rurales –, éstos lo son de pequeñas villas o castillos que pertenecen al vizcondado.

En las localidades menores, las notarías estaban adscritas a los rectores o párrocos de las iglesias, bien por concesión real o episcopal31. Lo más frecuente es que éstos delegasen el officium notariae a los vicarios u otras personas que desempeñaban dichas funciones en nombre de los rectores. Así lo constatamos en la documentación por ellos emitida:

Sig(signo)num mei Petri Domenech, notarii publici de Vallibus pro venerabile Bernardo de Campis, rectore ecclesie eiusdem ville, qui hoc clausi32

Sig(signo)num mei Bernardi Textoris, presbiteri diocesis Urgellensis, vicarius et notarius publicus totius parrochie de Seguro, qui auctoritate domini Arnaldi Crocii, rectoris eclesie beati Micahelis de Seguro, clausi et signavi et de [p. 612] mandato domini Petri de Salas, canonicus et officialis Trempi feci hoc, prout inveni in protocolla Gillaberti, rectoris quondam de Seguro, bene et fideliter33

Según se desprende de esta última suscripción, la notaría de Segur, localidad dependiente de la villa de Tremp, estaba unida a la parroquia de San Miguel de dicha localidad, cuyo rector la tenía delegada a un vicario, a la vez éste notario y presbítero de la diócesis urgellense.

Otras veces es el propio rector y notario el que suscribe el documento, pero indicando que ha sido un sustituto el que la ha realizado:

Raymundus Cerqueda, rector ecclesie de Malmercat et notarius publicus eius dicti loci, qui hec instrumentum receptum fieri discretum fratrem Bernardum Puy, priorem de Villamuro, in dicto loco de Malmercat substituti a me … scribi feci, clausi34

Todos los documentos realizados por estos notarios rectorales son del siglo XIV y los tipos diplomáticos son: testimonios notariales, carta de poder y carta de franquicia.

c) Notarios reales y comunales

Entre los primeros35, los hay generales, sin adscripción local y con competencia en todo el territorio:

Francisci Pellicerii, auctoritate domini regis Aragonum notarii publici per totam terram et dominacionem suam … scribi feci et clausi36

Y aquellos que están incardinados a una ciudad o localidad determinada, pero con competencia al mismo tiempo en todos los lugares del reino:

Rodrigo Alfonso de Pero justicia, notario publico de la ciudat de Caragusta et per auctoridat del senyor rey de Aragon por toda su tierra e senyoria … scriui fiz … et cerre37

Entre los notarios de villas reales contamos con uno de Lérida de 1275, ciudad que consiguió mediante un privilegio real de 1282 la propia creación de sus notarios38, aunque en este documento al no consignar la autoridad real, pudiera ser simplemente de creación comunal.

Añadimos al final de este estudio la relación completa de todos los notarios que aparecen en la documentación del vizcondado de Vilamur.

[p. 613] 3. PROCESO DE ELABORACION DE LOS DOCUMENTOS

Las distintas etapas por las que pasa el documento para su elaboración y expedición no siempre han sido explícitamente determinadas y la mayoría de las veces la neta distinción entre la actio y la conscriptio no es posible.

3.1. Petitio

Este primer paso en la génesis documental, existente, entre otros, en tipos documentales de concesión, no viene reflejada en la documentación, excepción hecha de un documento judicial, una sentencia, en la que el expositivo alude a cierta petición realizada a la vizcondesa de Vilamur para que ésta adiministrase justicia:

visa dicta peticione39

3.2. Interventio

La existencia de un consejo asesor formado por familiares, por los probi homines del territorio y por amigos refleja la intervención de personas cercanas a la autoridad vizcondal, bien por recomendación del que realiza la petición, bien por requerimiento del señor:

Sedentes pro tribunali … consilio habito40

De consensu et voluntate et auctoritate venerabilis domini Poncii de Villamuro, archiachoni in ecclesia Ilerdense, fratris nostri presentis et asencientis et cum consilio et aliorum amicorum nostrorum et proborum hominum terre nostre41

3.3. Iussio o rogatio

Uno u otro se reflejan en la confección del documento, ya en la suscripción del otorgante, ya en la del autor material. Es más frecuente el ruego del intitulante al escriba o notario para que éste ponga por escrito el hecho jurídico, que el mandato. No obstante esta orden sí se refleja en documentos de últimas voluntades y sobre todo en aquellos, no en todos, que podríamos denominar feudales como una conveniencia, una carta de baiulia y una cesión del derecho de alberga; pero si bien en la suscripción vizcondal se refleja esta iussio, en cambio en la notarial se expresa como rogatio:

Sig(signo)num Petro de Uilamur et sua mulier Agnes et filiis suis, qui ista carta rogauerunt scribere et testibus firmare42

[p. 614] Guillermus, presbiter d’Arcalis, cappellanus de Sancta Maria de Uillamur, de unam partem uel de aliam rogatus fuit de hanc cartam conuencionis et scripsit et hoc (signo) signum fecit die que supra43

Sig(signo)num Petrus de Uilamur, uicecomite, qui istam iussit scribere et testibus firmare44

Et ego frater Bartholomeus, prior de Uillamuro, scriptor publicus vallis Villamuri, hiis interfui et mandato domini Petri de Uillamuro hec scripsi et sig(signo)num meum aposui die et anno prefatis45

3.4. Minutatio

En los fondos consultados no hemos encontrado ninguna minuta, sí hay constancia, no obstante, en ciertas suscripciones notariales de la existencia de una nota previa, para a partir de ella redactar el documento en pública forma; es la misma expresión que Du Cange en su Glossario recoge como recipere in notam46:

Sig(signo)num Iacobi Talua, notarii de Vilamuro auctoritate nobilis domine Sebilie de Vilamuro, hec recepi et in formam publicam redigi cum litteris suprapositis47

3.5. Grossatio o mundatio

A través de las suscripciones notariales podemos comprobar cómo en los siglos XII y XIII una única persona es la que escribe y cierra el documento:

Petrus de Sancti Genesii, rogatus, scripsit et hoc singun fecit (signo) die et anno quo supra48

y cómo ya en el siglo XIV son al menos dos personas las que intervienen en la confección del documento: un notario que da la orden y un escribano que efectivamente lo escribe. El primero es generalemente quien suscribe el documento y por su autoridad lo cierra y le da validez, haciendo constar, cuando las hay, las salvas o menciones de errores y tachaduras. La escritura en este caso del texto no coincide como es de suponer con la de la suscripción notarial:

Iacobus Tolrani, publicus vallis de Villamuro notarius, qui hec recepi auctoritate nobilis domine Sibilie de Villamuro scribi fecit cum supraposito in VII-Ia linea vbi dicituruel habenti ius in eodemet clausit49

[p. 615] 3.6. Recognitio

Las suscripciones autógrafas de los notarios que cierran los documentos, las expresiones como scribi feci e et clausi y la salva de enmiendas y errores del texto señalan este otro paso en la expedición documental, es decir, señalan la verificación de contenido y forma del documento redactado ya en limpio.

La comprobación del vizconde no era necesaria desde el momento en que el notario confería al documento su fe pública, si podía – y de hecho lo hacía – corroborar o confirmar el contenido como otorgante y autor jurídico del mismo:

Sig(signo)num nos domino Raymundo, Dei gratia uiçecomes de Villamuro, qui hanc donacionem facimus, firmamus et concedimus et testes firmare rogamus50

3.7. Validatio

Además de las suscripciones de intitulantes y testigos, la validación se realizaba esencialmente mediante el signo y suscripción notarial por una parte y mediante el sistema de signos gráficos en las llamadas cartas partidas por ABC o litterae divisae por la otra.

Esta segunda forma de validación se da preferentemente en documentos del siglo XIII y en algunos del siglo XIV, para aquellos que contienen negocios bilaterales, es decir, contratos sinalagmáticos en los cuales se establecen obligaciones recíprocas. Este sistema se ha utilizado para validar una donación sub condicione51, una prenda52, una devolución53, una promesa54 y en documentos de índole feudal como varias conveniencias55, concordias56 y una cesión del derecho de alberga57. Las letras, agrupadas de tres en tres y dispuestas en la parte central y en los laterales del pergamino, se extienden a lo ancho del mismo. A veces, en el texto se anuncia esta forma de validación:

In quorum omnium testimonium presens publicum instrumentum vobis fieri mandamus diuisum per alphabetum per notarium infrascriptum58

Pero desde finales del siglo XIII y a lo largo de la centuria siguiente es la suscripción notarial con su signo específico y singular la única forma de validar el documento.

[p. 616] Otro sistema de validación del cual sólo tenemos constancia a través de un testamento vizcondal de 1275 es el sello, que según se desprende se trataría de un sello de placa y que serviría para cerrar el documento, lo que no se puede establecer es si sería un sello mayor o un anular:

duas cedulas papireas clausas et sigillatas sigillo Petri, vicecomitis quondam de Vilamur59

4. MARCAS DE EXPEDICION

4.1. Soporte

El soporte gráfico es el pergamino, variable en tamaño y forma. Por lo general es rectangular y de dimensiones medianas. La calidad del pergamino tampoco es uniforme, depende del tratamiento a que haya sido sometido; en unos casos ha sido tratado con una pátina de cera y adquiere mayor suavidad, en otros se presenta áspero al tacto y mǎs oscuro de color. El pautado es excepcional.

La disposición de la escritura forma un todo sin ninguna separación, a excepción de la suscripción del autor material del documento, que sí viene destacada al final del mismo.

4.2. Lengua

El latín, con las peculiaridades propias del latín medieval, es la lengua utilizada en esta documentación, con algunas excepciones en que los documentos han sido redactados en catalán. Es frecuente encontrar palabras, nombres propios o frases en catalán dentro de diplomas en latín. Incluso nos encontramos que, en un mismo documento, las fórmulas iniciales y finales han sido expresadas en latín y el texto, con la descripción del objeto y demás cláusulas condicionales en catalán60. Ello podría indicarnos la existencia de un formulario en la redacción de los contratos y demás instrumentos públicos, pero también sería indicador de la importancia de la lengua romance como la normalmente utilizada en la vida diaria.

4.3. Escritura

Teniendo en cuenta el período estudiado (1126–1381), dos son los tipos de escritura utilizados: carolina y gótica. Los documentos más antiguos han sido ejecutados en escritura carolina y los últimos en gótica cursiva, pudiendo distinguirse, en un período de transición, una carolina gotizante, es decir, una [p. 617] carolina en la que se observa la presencia de claros elementos góticos, y una carolina gotizada en la que ya predominan éstos últimos61.

Cronológicamente la escritura carolina abarca el siglo XII; el período de transición poco más de la mitad del siglo XIII y la gótica a partir de esta fecha.

Abundan las abreviaturas haciendo uso de los signos y sistemas abreviativos normales de la Edad Media.

5. ESTRUCTURA DIPLOMATICA

5.1. Invocación

La presencia de esta fórmula en la documentación de Vilamur no es frecuente y ésta, cuando aparece, es siempre verbal, ninguna monogramática, excepción hecha de una concordia intitulada conjuntamente por el conde de Pallars y el vizconde de Vilamur62. Da inicio siempre al protocolo mediante expresiones muy sencillas referidas al nombre de Dios:

In Dei nomine63

In nomine Domini64

y también al de Cristo:

In Christi nomine65

En un testamento de mediados del siglo XIV, la invocación alude al misterio de la Trinidad:

In Dei nomine et indiuidue Trinitatis, Patris et Filii et Spiritus Sancti. Amen66

Aparecen estas invocaciones en varias donaciones67, en un testamento68, una conveniencia69, una carta de baiulia70, una cesión del derecho de alberga71, una definición72 y en una sentencia73.

[p. 618] 5.2. Intitulación vizcondal

Su ubicación en el documento varía ligeramente. Tras la notificación o invocación, cuando hay, y unida a los anteriores por partículas introductorias como qualiter, ideo y sobre todo por el relativo quod.

Se inicia con el pronombre personal ego74 o, para algunas intitulaciones conjuntas, su plural nos75. Desde finales del siglo XIII, el vizconde de Vilamur hace uso normalmente del tratamiento mayestático del pronombre nos76. El título de vicecomes o vicecomitissa es casi general, no así el tratamiento de dominus, que es excepcional77. La expresión de derecho divino es al principio infrecuente, tan sólo se generaliza cuando se extiende el uso del mayestático, es decir, a fines del siglo XIII. Algunas intitulaciones conjuntas terminan con una locución indicadora de éste su carácter plural:

nos in simul78

ad invicem79

La expresión de dominio presenta algunas variaciones a lo largo de este período cronológico. La más antigua es la de vizconde de Siarb, título originario que prontamente fue sustituído por Vilamur:

Ego Petrus Arnaldi, Dei gratia vicecomes Sisarbensium80

Hasta mediados del siglo XIV, las expresiones más frecuentes son las siguientes:

Ego Petrus de Uillamur, uicecomite81

Nos Raimundus, Dei gratia vicecomes de Vilamuro82

Nos Raimundus, Dei gratia vicecomes de Vilamuro, et Petrus, eius filius primogenitus83

A partir de esta fecha, los vizcondes añaden en su intitulación el lugar de Juneda:

Nos Petrus, Dei gratia vicecomes de Vilamuro et dominus de Juneda84

[p. 619] 5.3. Dirección

Esta fórmula viene situada generalmente tras el verbo dispositivo, bien en dativo introducida por el pronombre vobis o tibi, bien precedida de ad. Las hay individuales, conjuntas y colectivas. Es frecuente que finalicen con una alusión a los familiares o valedores del destinatario:

et vestris vel cui volueritis85

posteritate vestre86

et valitoribus vestris87

Las direcciones colectivas se refieren de una parte a un lugar o zona concreta del vizcondado88 y a instituciones religiosas de la otra89.

5.4. Preámbulo

Encontramos esta fórmula en tres testamentos, cada uno perteneciente a una centuria distinta: el primero es del siglo XII – 1126 –, el segundo lo es de la centuria siguiente – 1227 – y el tercero de mediados del siglo XIV – 1354–. La diferencia cronológica incide en la temática y extensión de cada uno.

En el primer preámbulo se recoge una cita neotestamentaria90 acerca de los discípulos de Cristo91; en el siguiente se menciona la ineludible pérdida de la vida92; en el último, con mucha más prolijidad que en los dos anteriores, se apela a la misericordia divina de una parte y de la otra a la necesidad de testar para evitar cualquier litigio93.

5.5. Notificación

La fórmula notificativa, muy frecuente en la documentación, es por general la fórmula iniciadora de cada diploma, a excepción de aquellos que presentan invocación y entonces la notificación va tras ella.

Son dos las expresiones que se repiten con ligeras variantes. La primera hasta finales del siglo XIII:

Notum sit cunctis94

Notum sit cunctis omnibus hominibus tam presentibus quam futuris95

[p. 620] La segunda es invariable ya en todos los documentos desde los últimos años del siglo XIII:

Noverint universi96

Noverint universi presentem paginam inspecturi97

5.6. Expositivo

Según su contenido se pueden agrupar en varios tipos, relacionados éstos con la naturaleza del hecho documentado. Los hay referidos a la espontaneidad y voluntad del otorgante en la realización del hecho jurídico, sobre todo en aquellos documentos que implican una libre disposición de bienes, como pueden ser las donaciones:

scienter atque consulte spontanea ac gratuita uoluntate98

non inductis ui, neque dolo nec circunuentus in aliquo, immo spontaneus et consultus et certus de iure meo99

Los hay de tipo expiatorio y religioso en testamentos y en alguna donación a establecimientos religiosos:

propter amorem Domini mei Ihesu Christi et propter remedium anime mee100

iacens ingratitudinem timeo penas inferni et ad paradisi gaudio cupio perueninere101

Por último están los que hacen referencia a hechos muy concretos que justifican y hacen necesario u obligatorio el acto jurídico. En una concordia, por ejemplo, se alude a la guerra entre las partes:

racione nostre guerre102

attendentes contentionem motam103

En documentos calificados como prendas se especifica la deuda pecuniaria que obliga al intitulante a empeñar determinados lugares o posesiones104 y en los que son promesas de pago, se reconoce la existencia de dicha deuda105.

[p. 621] 5.7. Dispositivo

El contenido del documento condiciona el verbo dispositivo utilizado.

En las donaciones, al verbo dispositivo le sigue el objeto, más o menos detallado, el modo de cesión, las condiciones de ésta cuando las hubiere y las fórmulas de traspaso de dominio:

donatores sumus106

damus titulo perffecte donacionis inter uiuos107

damus, tradimus seu quasi cedimus et concedimus libere titulo pure donacionis inter uiuos facte ac irreuocabiliter publico108

En los testamentos, tras la orden o voluntad que se expresa en el verbo dispositivo son especificadas las distintas disposiciones testamentarias: elección de sepultura, legados pro anima y legados a los sucesores:

Et ideo mando meum testamentum scribere109

Meum facio testamentum110

Nostrum facimus ac eciam ordinamus testamentum et disposicionem omnium bonorum nostrum111

En las prendas el objeto va en acusativo y tras éste se expone el motivo de la misma – una deuda pecuniaria – y su modo de disolución:

mitimus … in pignora112

impignoramus113

En los documentos que expresan acuerdos de voluntades y relaciones señoriales o feudales, las expresiones dispositivas se adecuan también a los negocios:

facimus carta de conuenenzas nos inter nos simile114

venimus ad perpetuum finem et amicabilem concordiam115

accipimus … in nostra guarda et baiulia116

asequramus117

facio carta franquitatis et libertatis118

[p. 622] 5.8. Sanciones

Asimismo las cláusulas finales o sanciones dependen en cierta medida del hecho jurídico concreto que acompañan y complementan.

La cláusula iusiva es usual en tipos documentales diversos como donación, testamento, carta de franquicia, concordia y promesas. El tono inyuntivo viene dado por la utilización del verbo mandare y esta orden puede ser general o singular:

Unde nos … mandamus predictis sub eadem pena predicta omnia et singula ab eisdem per omnia obseruari119

Mandantes nichilominus omnibus baiulis, officialibus et aliis nostris hominibus per hanc paginam vicem epistole gerentem120

Item volumus, ordinamus atque mandamus omnibus et singulis castellanis et omnibus nostris tam generosis quam aliis vicecomitatus de Vilamuro et aliis locorum nostrorum et specialiter dicte vallis de Vilamuro quod … atendant … et obediant …121

Las renuncias que apoyan el hecho documentado son a veces muy prolijas. En donaciones se renuncia por ejemplo, la libertad de poder revocarlas, la ley de usura y si quien otorga el documento es una mujer, ésta menciona las leyes que contemplan sus privilegios, como el beneficio del senado-consulto Velleyano, de la dote … En promesas de pago y apocas, las renuncias mencionan las excepciones de fraude y engaño y la no recepción de la cantidad prestada o adeudada; los fiadores por su parte renuncian a la epístola del emperador Adriano. Casi todas las cláusulas renunciativas finalizan con una alusión general a la ley:

Renunciantes … iuribus dicentibus donacionem propter ingratitudinem reuocari, posse et interesse cedere loco usurarum122

Renunciamus specialiter et expresse cerciorata de iure nostro iure ypothecarum nostrorum racione dotis et sponsalicii et generali omni iuri, legum ac canomum ac consuetudinum seu priuilegiorum mulieribus competencium123

Renunciantes a la exceptio de frau et de engan et de non contada et non liurada a nos et en poder nuestro la dita pecunia124

En la cláusula de obligación se puede diferenciar entre aquella en la que el intitulante mismo se constituye en garante y defensor del cumplimiento del [p. 623] negocio jurídico de una parte y de la otra en la institución de unos fiadores para dicha garantía:

Et nos … erimus legales guarentes et defenssores contra cunctas personas125

Et insuper ut tucior inde sitis, damus uobis fideiussores per omnibus supradictis seruandis, complendis et atendendis126

La cláusula de promesa se da en casi todos los tipos documentales con expresiones muy similares:

Ego iamdictus Petrus sub religionem dicti iuramenti in bene et fideliter seruare promito127.

Muchas veces esta promesa se refuerza con un juramento ante Dios y los evangelios:

Et hoc iuro super sancta crucem Domini et IIII° Euangelia coram me posita tactis cum manibus quod hoc atendam128

La cláusula penal, por último, aparece tan sólo en cuatro documentos: dos donaciones, una conveniencia y una carta de baiulia. Dos son materiales y dos espirituales. Las primeras se elevan al doble129 o al triple130 del daño causado y las segundas amenazan al infractor con la excomunión y las suertes de Datán, Abirón, Ananías, Sáfira y Judas131.

5.9. Corroboración

La cláusula de corroboración, como locución final del texto, reitera en esencia la parte dispositiva e implica mayor firmeza en el hecho documentado. Constituye un modo de garantizar o dar confianza al destinatario por parte del otorgante del cumplimiento de dicho dispositivo.

Dentro de estas locuciones, las hay que reiteran de una manera amplia y desarrollada el contenido132; para otras sin embargo se utiliza una breve fórmula:

Et postea firma sit133

Et non disrrumpatur134

Las hay también que indican expresamente el empeño e interés en su realización:

[p. 624] Et hoc sit factum bono intellecto, sine omni fraude, sicut melius dici uel scribi uel intelligi potest135

En un testamento se menciona el derecho que tiene cada persona para testar:

Et hec est ultima voluntas quod volumus valere iure testamenti et nostre vltime voluntatis136

Los negocios jurídicos en que aparece esta cláusula son variados: donaciones, conveniencias, carta de baiulia, cesión del derecho de alberga, carta de franquicia y testamentos. Es decir, en aquellos que tienen como objeto bienes raíces y en los que se refieren a relaciones de vasallaje o de dependencia.

5.10. Data

En la documentación estudiada esta fórmula utiliza varios incipit. Predomina la expresión: actum est hoc137 o bien quod est actum138; le sigue la de factum139 o facta140, seguida ésta por la palabra carta141 y por la calificación jurídica del documento142. En su forma romanceada es feyt143 o feyto144.

Durante los siglos XII y XIII la expresión de la data tópica es poco usual, con regularidad la encontramos exclusivamente bien entrado el siglo XIV:

in ciuitate Sedis Urgellensis in hospicio episcopali145

in castro de Vilamuro146

Barchinona147

Data de tipo personal en ningún diploma. En una publicación sacramental, esta fórmula incluye el tiempo transcurrido desde la muerte de la testadora hasta la realización de dicha publicación, ya que el Liber Iudiciorum establecía un plazo máximo de seis meses para ello148:

[p. 625] in secundo mense post obitum huius defuncte149

En la data crónica, la expresión de los días sigue el sistema de la calendación romana. Para el año se han utilizado varios cómputos: el de los reyes francos para los documentos más antiguos y el de la era cristiana para los siguientes, según dos estilos: el de la Encarnación hasta 1351 y desde esta fecha el de la Natividad150.

El cómputo de los reyes francos es el habitual en la documentación condal catalana más antigua151. En ambos casos se refiere al monarca Luís VI (3 de agosto de 1108-1 de agosto de 1137). Las expresiones utilizadas son las siguientes:

anno XVII° regnante Ledouici152

anno regnante Leudico rege153

El estilo utilizado hasta mediados del siglo XIV es, como hemos dicho, el de la Encarnación, éste según el modelo florentino, como es normal en la documentación catalana154:

anno ab Incarnacione Domini155

anno Dominice Incarnacionis156

anno Domini157

anno Christi158

anno Incarnacionis Christi159

[p. 626] A partir de 1351 se repite invariablemente la expresión anno a Nativitate Domini en todos los documentos160, con una excepción en un documento de 1368 que utiliza el estilo anterior161.

5.11. Suscripción
5.11.1. Suscripción vizcondal

No va separada del texto y no presenta ninguna diferencia con una suscripción de particular. Va precedida de la palabra signum, dividida ésta por una cruz. Además del nombre viene expresado el título y las relaciones de parentesco, siendo poco usual – como en la intitulación – el tratamiento de dominus. Muy pocos añaden la calificación jurídica. En algunos casos y sobre todo en los documentos más antiguos, se recoge la iussio162 o rogatio163 del intitulante al autor material del documento. En la fórmula se añade normalmente la confirmación o aprobación del hecho documentado, así como el ruego a los testigos para que éstos lo firmen:

Sig(signo)num nostre Elionoris, vicecomitisse predicte, que predicta iuramus, conçedimus et firmamus testesque firmare rogamus164

El vizconde no tiene un signo propio y característico, sí se pueden detectar, como en otras suscripciones de testigos y confirmantes, huellas autógrafas del mismo; tan sólo en un testamento, el documento más antiguo de la sección, hay una suscripción y signo autógrafos165:

Ego Arnaldus, uicecomes, laudo et confirmo cum mea mano (signo)

5.11.2. Suscripción de testigos y confirmantes

A continuación de las suscripciones de los intitulantes aparecen la de los testigos y en algún caso también de confirmantes con idéntica estructura que las primeras. Su número oscila entre dos y cinco, pero el normal es el de tres testigos. [p. 627] En muchos se puede apreciar tambíen huellas autógrafas en el signo, como una cruz o la inicial del nombre en uno de los cuadrantes de la cruz:

Las expresiones que señalan la presencia de los testigos son similares y bastante simples:

testium166

isti sunt testes167

isti sunt testes et insuper quod uoluerunt et laudauerunt et auctorizauerunt168

La categoría social o el cargo de las personas que testifican no es muy usual, entre ellos: miles, baiulus, magister, presbiter, scutifer, frater.

5.11.3. Suscripción notarial

La suscripción del autor material valida y cierra documento. Como dijimos anteriormente, hasta mediados del siglo XIII pertenecen al estamento eclesiástico: sacer, presbiter, cappellanus, levita. A partir de esta fecha es el notarius, con algunas excepciones, el que ejecuta el hecho documentado.

Además de su nombre y de la autoridad de la cual dependen, señalan el carácter de su intervención: rogato o sub rogacione o bien mandato o sub iussione. Cuando las hay mencionan las enmiendas y letras sobrepuestas. Finalizan su suscripción con la indicación del acto de la escritura y de su signo personal:

Petrus, sacer, rogatus scripsit et hoc sig (signo) num fecit die et anno quo supra169

Iacobus Tolrani, publicus vallis de Villamuro notarius qui hec recepit auctoritate nobilis domine Sibilie de Villamuro, scribi fecit et clausit die et anno quo supra170

Los signos personales adoptan formas variadas: geométricas o de entrelazados de mayor o menor complicación. He aquí una muestra de los signos de distintos autores materiales:

[p. 628]
[p. 629]

6. TIPOLOGIA DOCUMENTAL

La institución condal y el feudalismo son los puntos de partida para comprender el panorama que presentan los documentos emanados por los vizcondes de Vilamur. Nos encontramos ante una documentación señorial reflejo de las obligaciones y beneficios que conllevan las relaciones de vasallaje. Una documentación que no presenta una neta distinción entre el otorgante actuando como persona privada o en el ejercicio de sus funciones públicas. Una documentación, por último, que no procede de una cancillería organizada, aunque sí con elementos cancillerescos.

Según ello y sin entrar a detallar la estructura diplomática y el negocio jurídico que encierra la documentación por nosotros estudiada y conjugando los distintos criterios que un diplomatista se puede plantear a la hora de establecer una clasificación, encontramos los siguientes tipos diplomáticos171:

  • Dispositivos públicos172:

    Carta de baiulia173

    Carta de franquicia174

    [p. 630] Cesión del derecho de alberga175

    Concordia176

    Confirmación177

    Conveniencia178

    Definición179

    Sentencia180

  • Dispositivos privados:

    Apoca181

    Carta de poder182

    Donación183

    Pacto matrimonial184

    Prenda185

    Promesa186

    Testamento187

  • Probatorios:

    Publicación sacramental188

    Testimonio notarial189

7. CONCLUSIONES

Según el análisis llevado a cabo y dado que el objeto de este Congreso es el estudio de las cancillerías señoriales, llegamos a las siguientes conclusiones:

  • Los vizcondes de Vilamur no contaban con una cancillería organizada, es decir, con una oficina de expedición y registración de sus propios documentos, aunque sí se detectan ciertos elementos cancillerescos en los mismos:

    • [p. 631] Contaban con notarios que estaban bajo su cargo y a los cuales le conferían su autoridad para todo el territorio vizcondal.

    • Se servían asimismo para la redacción de sus documentos, como cualquier particular, de los notarios – reales y eclesiásticos – que tenían fe pública.

    • Tenían un sello vizcondal para validación de documentos.

    • Contaban con un consejo asesor formado por familiares, amigos y probi homines del vizcondado.

    • Existían asimismo oficiales, bailes y domésticos vinculados a la casa vizcondal.

  • Cronológicamente se observa una neta distinción en la documentación:

    • En el autor material de los documentos:

      • en los siglos XII y primera mitad del siglo XIII: rogatarios, fundamentalmente eclesiásticos.

      • en la segunda mitad del siglo XIII y en el siglo XIV: notarios públicos.

    • En la estructura diplomática y en la expresión de determinadas fórmulas, por ejemplo:

      • notificación: para el primer período: Notum sit cunctis; para el segundo: Noverint universi.

      • intitulación: en la expresión de dominio, en la de derecho divino, en el pronombre mayestático …

      • data: distintos cómputos: el de los reyes francos para los más antiguos; el de la era cristiana para los siguientes: según el estilo de la Encarnación hasta 1351 y desde esta fecha el de la Natividad.

    • En la escritura utilizada:

      • carolina en el siglo XII.

      • gótica cursiva desde la segunda mitad del siglo XIII en adelante.

      • un período de transición – la primera mitad del siglo XIII – en el que se detecta el paso de un tipo de escritura al otro.

  • La tipología diplomática está por una parte en función de las obligaciones y beneficios que conllevan las relaciones feudo-vasalláticas y por otra parte de los actos de la vida cotidiana de una persona

INDICE DE NOTARIOS

Arnallus, sacer (1227) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 3

Bartholomeus, prior de Uillamuro, scriptor publicus vallis Villamuri (1264) – A.C.U., perg. s. XIII, carp. 11

Bernardus, leuita (1108–1137) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 150

[p. 632] Bernardus Alamanni, notarius publicus Barchinone (1377) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 50.

Bernardus Alberola, Villanoua Mediani et publicus notarius auctoritate et creatione illustrisimi domini regis Aragonum per totam Cathaloniam (1338–1352) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 19, 54

Bernardus Puy, prior de Villamuro, substitutus Raymundi Cerqueda (1377) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 124

Bernardus de Selapont, rector et notarius publicus Vloni (1328) – A.D.M., Sec. Vil., leg. 2, núm. 127

Bernardus de Soregaria, notarius publicus uallis de Uillamuro (1289) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 80

Bernardus Textori, presbiter diocesis Urgellensis et notarius publicus totius parrochie de Seguro (1336) – Font Rius, J.Ma, doc. 372, págs. 551–555

Bernardus de Uilanoua (1250) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 11

Bertrandus Hugueti, notarius publicus Ilerdensis (1275) – A.C.U., perg. s. XIII, carp. grande

Durandus, magister (1241) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 7

Figibert, notarius publicus de Anasens (1301) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 14

Franciscus Formosii, auctoritate regia notarius publicus Barchinone et scribe curie vicarii Barchinonensis et Vallensis (1372) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 26

Franciscus Pellicerii, auctoritate illustrissimi domini regis Aragonum notarius publicus per totam terram et dominacionem (1379) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 30, 31; leg. 3, núm. 163

Guillermus, presbiter d’Arcalis, cappelanus de Sancta Maria de Uillamur (1244) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 8

Guillermus, sacer (1226) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 1

Guillermus de Capdela, notarius publicus (1282) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 51; A.C.A., canc., perg. Pedro II, núms. 334, 335, 336, 337, 338 notarius publicus d’Altarriba (1292) – A.D.M., sec. Vil., leg. 3, núm. 153

Guillermus de Espluga, notarius publicus de Segu (1292) – A.D.M., sec. Vil., leg. 3, núm. 153

Guillermus d’Ezforatz (1224) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 140

Guillermus Granel, notarius publicus Ripacurtiae et Paylars (1282) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 51; A.C.A., canc., perg. Pedro II, núms. 334, 335, 336, 337, 338

Guillermus Oliuerii, secretarius domine regine Aragonensis et auctoritate illustrissimi Aragonum regis notarius publicus per totam terram et dominacionem eiusdem (1372) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 26

Guillermus Ruberti, notarius sedis Urgellensis (1235) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 26

Guillermus de Sancto Ilario, auctoritate regia notarius publicus Barchinone (1369) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 23

Iacobus Chobals, publicus vallis de Villamuro notarius auctoritate nobilis domine Sibilie de Villamuro (1372) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 24

Iacobus Pintor, notarius publicus valle de Villamuro (1301) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 66

Iacobus Talua, notarius de Vilamuro auctoritate nobilis domine Sebilie de Vilamuro (1368) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 106

Iacobus Tolrani, publicus valis de Villamuro notarius auctoritate nobilis domine Sibilie de Villamuro (1373–1377) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núms. 121, 122, 123

[p. 633] Iohannes Morelli, vicarius Ilerdensis publicusque per totam terram et dominacionem illustrissimi domini regis Aragonum notarius (1377) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 27

Martinus, presbiter (1224) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 151

Martinus d’Eschard (1200) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 59

Petrus, sacer (1174) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 73

Petrus, sacer (1202) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 149

Petrus de Bellopodio, notarius publicus ciuitatis sedis Vrgellensis (1302) – A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1

Petrus Domenech, notarius publicus de Uallibus (1369) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 107

Petrus Iohannis, rector ecclesie de Betea et notarius publicus uallis de Betea auctoritate nobilis viri domini viçecomitis de Vilamuro (1377) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 144

Petrus de Montelano, notarius domini episcopi Urgellensis (1242) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 10

Petrus de Nelia, notarius publicus de Ortoneda (1268) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 82

Petrus d’Olb, presbiter de Uilamur (1241) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 137

Petrus de Ripoll, publicus notarius vallis de Betesa (1292) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 134

Petrus Roqueti, notarius publicus Montis albi (1369) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 3214

Petrus de Sancti Genesii (1179) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 130

Petrus de Sancto Saturnino, publicus Trempi notarius (1258) – A.C.U., perg. s. XIII, carp. 7

Reymundus Cerqueda, rector ecclesie de Malmercat et notarius publicus eius dicti loci (1337) – A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 124

Raimundus de Rubione (1199) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 2

Rodrigo Alfonso, notario publico de la ciudat de Caragusta (1381) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 32, 32

Sancto Martinez de la Peyra, notario publico de la ciudat de Çaragoça (1381) – A.D.M., sec. Vil., leg. 1

[p. 634]

1 A.D.M., sec. Vilamur, legs. 1, 2, 3.

2 A.C.A., cancillería, pergaminos de Pedro II.

3 A.C.U., pergaminos siglo XIII, carpetas 7, 11 y carp. grande; siglo XIV, carp. 1.

4 SOBREQUES, S., Els barons de Catalunya, Barcelona, 1970, pág. 36.

5 VALLS TABERNER, F., Historia de Catalunya, t. I, pág. 107.

6 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 1. Este mismo título aparece por primera vez en el acta de consagración de la catedral de la Seu de Urgell en el año 819 (cfr. ROCAFORT, C., Provincia de Lleyda, pág. 730, apud „Geografía de Catalunya‟ dirigida por CARRERAS CANDI, F.)

7 En la donación de Ramón de Anglesola a Hugo de Cardona se expresa: „… qui quidem dictus nobilis Petrus de Vilamuro, quondam vicecomes de Villamuro, nos sibi heredem instituit vniuersalem cum eius testamento facto decimanona die mensis augusti anno a Natiuitate Domini millesimo trecentesimo septuagesimo primo, et clauso per Iohannem de Fontelonge, rectorem et notarium publicum loci Campo rellarum Ripacurcie …‟ (A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 34).

8 Nos Raimundus de Angularia, miles, dominus de Pulcro Podio … donamus et ex causa donacionis concedimus vobis dicto nobili viro Hugoni, Dei gratia comiti Cardone, … totam hereditatem nobili viri Petri de Vilamuro, quondam Dei gratia vicecomitis de Villamuro … (A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 34).

9 La casa de Cardona en 1653 por el enlace matrimonial de Catalina de Aragón, hija de Luis Folch de Cardona y de Mariana Gómez de Sandoval, con Juan de la Cerda, VIII duque de Medinaceli, marqués de Cogolludo y conde del Puerto de Santa María, entroncó con la casa ducal de Medinaceli.

10 Vid. BONO, J., Historia del Derecho Notarial Español, 2 vols., Madrid, 1979–1982. – CARRERAS CANDI, F., Desenrotllament de la Institució notarial a Catalunya en el segle XIII, „Miscelánea histórica catalana II‟ (Barcelona, 1918). – DURAN, F., Notas para la historia del notariado catalán, „Estudios Históricos y Documentos de los Archivos de Protocolos‟, III (Barcelona, 1955) págs. 71–214; El notariado en Lérida y sus comarcas, „Ilerda‟, XIX (Lérida, 1955) págs. 139–164. – GARCIA, H., El notariado en Vich durante la Edad Media, „La Notaría‟ (Barcelona, 1947) págs. 69 y ss. – TRENCHS ODENA, J., El pas d’escrivà a notari en Catalunya (en prensa); Bibliografía del Notariado en España (siglo XX), „Estudios Históricos y Documentos de los Archivos de Protocolos‟, IV (Barcelona, 1974) págs. 193–237.

11 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 1, 3; leg. 2, núms. 73, 149.

12 Ibidem, leg. 1, núm. 8; leg. 2, núms. 137, 151.

13 Ibidem, leg. 2, núm. 150.

14 Ibidem, leg. 2, núm. 7. El magister es un cargo proveniente de la Baja Romanidad y que a través de Alcuino y Carlomagno pasa a las catedrales y colegiatas donde cuidaba del segundo ciclo de la enseñanza para jóvenes de 16 a 25 años, enseñando retórica y las artes, por ello signa la mayoría de los documentos emitidos por estos centros (Cfr. TRENCHS, J., La enseñanza en Cataluña en los siglos X y XI, „Estudios de Paleografía‟, IV).

15 A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núms. 73, 150.

16 Vid. SAGARRA, F., Sigillografia catalana, t. I, pág. 16.

17 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 7, 8; leg. 2, núms. 73, 151.

18 Vid. BONO, J., Historia del Derecho Notarial español, t. II, págs. 132 y ss.

19 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 4.

20 Ibidem, leg. 1, núm. 10.

21 Vid. BONO, J., Op. cit., t. II, págs. 135 y 193.

22 Ibidem, pág. 192.

23 A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núms. 121, 122, 123.

24 Ibidem, leg. 2, núm. 80.

25 Ibidem, leg. 2, núm. 66.

26 Ibidem, leg. 2, núm. 144.

27 Denominación usual, señala Bono, en el área de Gerona, Besalú y Rosellón, de origen sudfrancés y que desde mediados del siglo XIII fue cambiada por la de notarius (Cfr. BONO, J., Historia del Derecho Notarial español, t. II, págs. 130–131).

28 A.C.U., perg. s. XIII, carp. 11.

29 Vid. BONO, J., Op. cit., t. II, pág. 135.

30 A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

31 Vid. BONO, J., Op. cit., t. II, págs. 136 y 190–191.

32 A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 107.

33 Edit. FONT RIUS, J.M., Cartas de población y franquicia de Cataluña, 2 t., Barcelona, 1969, doc. 372, págs. 551–555. – SANAHUJA, P., en Colección diplomática ilerdense, „Ilerda‟, VIII, págs. 75–85.

34 A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 124.

35 Vid. BONO, J., Op. cit., t. II, págs. 132–134.

36 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 30, 31 y leg. 3, núm. 163.

37 Ibidem, leg. 1, núms. 32, 32+.

38 Cfr. BONO, J., Op. cit., t. II, págs. 133–134.

39 A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 123.

40 Ibidem.

41 A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

42 A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 150.

43 Ibidem, leg. 1, núm. 8.

44 Ibidem, leg. 2, núm. 149.

45 A.C.U., perg. s. XIII, carp. 11.

46 Cfr. CANGE, CH. du Fresne du, Glossarium mediae et infimae latinitatis, t. VII, pág. 45 y t. V, pág. 610.

47 A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 106.

48 Ibidem, leg. 2, núm. 130.

49 Ibidem, leg. 2, núm. 121.

50 Ibidem, leg. 2, núm. 80.

51 Ibidem, leg. 2, núm. 66.

52 Ibidem, leg. 2, núm. 140.

53 A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

54 Ibidem, perg. s. XIV, carp. 1.

55 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 59; leg. 2, núm. 134.

56 Ibidem, leg. 1, núms. 4, 54.

57 Ibidem, leg. 2, núm. 149.

58 A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

59 Ibidem, perg. s. XIII, carp. grande.

60 A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 66.

61 Cfr. STIENNON, J., Paléographie du Moyen Age, pág. 108.

62 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 4.

63 Ibidem, leg. 1, núms. 8, 19, 28; leg. 2, núms. 123, 150, 151; A.C.U., perg. s. XIII, carp. 7.

64 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 26; leg. 2, núm. 149.

65 Ibidem, leg. 1, núm. 27; leg. 2, núm. 137.

66 Ibidem, leg. 1, núm. 22.

67 Ibidem, leg. 1, núms. 26, 27, 28; leg. 2, núms. 137, 150.

68 Ibidem, leg. 1, núm. 22.

69 Ibidem, leg. 1, núm. 8.

70 Ibidem, leg. 2, núm. 151.

71 Ibidem, leg. 2, núm. 149.

72 A.C.U., perg. s. XIII, carp. 7.

73 A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 129.

74 Ibidem, leg. 1, núms. 1, 2, 3, 8, 59; leg. 2, núms. 82, 130, 140, 149, 150, 151. – A.C.U., perg. s. XIII, carp. 7; carp. grande.

75 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 4, 7, 10; leg. 2, núm. 137; leg. 3, núm. 153. – A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

76 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 11, 22, 23, 24, 26, 27, 50, 54; leg. 2, núms. 66, 80, 107, 108, 123, 134; leg. 3, núm. 163. – A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

77 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 8, 32; leg. 2, núm. 80.

78 Ibidem, leg. 2, núm. 130.

79 Ibidem, leg. 1, núm. 4.

80 Ibidem, leg. 1, núm. 1.

81 Ibidem, leg. 2, núm. 149.

82 Ibidem, leg. 2, núms. 66, 80, 134; leg. 3, núm. 153.

83 A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

84 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 54; leg. 3, núm. 163.

85 Ibidem, leg. 2, núms. 66, 80.

86 Ibidem, leg. 2, núm. 150.

87 Ibidem, leg. 1, núm. 4.

88 Ibidem, leg. 2, núms. 82, 134, 149.

89 Ibidem, leg. 1, núm. 7; leg. 2, núm. 137.

90 Mateo, 10, 37.

91 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 1.

92 Quam nullis in carne positus potest euadere mortem (A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 3).

93 Ibidem, leg. 1, núm. 22.

94 Ibidem, leg. 1, núms. 3, 4, 8, 10, 11; leg. 2, núms. 80, 140.

95 Ibidem, leg. 1, núms. 7, 14, 59; leg. 2, núms. 82, 137, 140. – A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

96 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 19, 23, 24, 26, 27, 28, 30, 31, 50, 51; leg. 2, núms. 66, 106, 107, 123, 124, 134; leg. 3, núms. 153, 163. – A.C.A., canc., perg. Pedro II, núms. 334, 335, 336, 337, 338.

97 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 54. – A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

98 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 24; leg. 3, núm. 153.

99 A.C.U., perg. s. XIII, carp. 7.

100 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 1.

101 Ibidem, leg. 1, núms. 3, 22.

102 Ibidem, leg. 1, núm. 4.

103 Ibidem, leg. 1, núm. 54.

104 Ibidem, leg. 2, núm. 140.

105 Ibidem, leg. 1, núms. 31, 32.

106 Ibidem, leg. 2, núm. 150.

107 Ibidem, leg. 3, núm. 153.

108 Ibidem, leg. 1, núm. 27.

109 Ibidem, leg. 1, núm. 1.

110 Ibidem, leg. 1, núm. 3. – A.C.U., perg. s. XIII, carp. grande.

111 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 22.

112 Ibidem, leg. 2, núm. 130.

113 Ibidem, leg. 2, núm. 140.

114 Ibidem, leg. 1, núm. 8.

115 Ibidem, leg. 1, núm. 4.

116 Ibidem, leg. 2, núm. 153.

117 Ibidem, leg. 2, núm. 134.

118 Ibidem, leg. 2, núm. 82.

119 Ibidem, leg. 1, núm. 4.

120 A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

121 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 22.

122 Ibidem, leg. 3, núm. 153.

123 Ibidem.

124 Ibidem, leg. 1, núm. 32.

125 Ibidem, leg. 1, núm. 7.

126 Ibidem, leg. 3, núm. 153.

127 Ibidem, leg. 2, núm. 82.

128 Ibidem, leg. 1, núm. 7.

129 Ibidem, leg. 2, núm. 150.

130 Ibidem, leg. 2, núm. 151.

131 Ibidem, leg. 1, núm. 7.

132 Ibidem, leg. 2, núm. 80, 82.

133 Ibidem, leg. 1, núms. 7, 8; leg. 2, núms. 140, 149, 150.

134 Ibidem, leg. 1, núm. 1; leg. 2, núm. 151.

135 Ibidem, leg. 2, núms. 134, 137.

136 Ibidem, leg. 1, núm. 22.

137 Ibidem, leg. 1, núms. 1, 3, 4, 7, 8, 11, 14, 23, 26, 30, 31, 51, 59; leg. 2, núms. 66, 82, 130, 149; leg. 3, núms. 153, 163. – A.C.U., perg. s. XIII, carp. 7; carp. grande; perg. s. XIV, carp. 1.

138 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 10, 19, 22, 24, 27, 50, 54; leg. 2, núms. 80, 106, 107, 134, 137, 140. – A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

139 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 2.

140 Ibidem, leg. 2, núms. 150, 151.

141 Ibidem, leg. 2, núm. 151.

142 Ibidem, leg. 2, núm. 150.

143 Ibidem, leg. 2, núm. 82.

144 Ibidem, leg. 1, núms. 32, 32+.

145 A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

146 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 54; leg. 2, núm. 123.

147 Ibidem, leg. 1, núms. 23, 30, 31; leg. 3, núm. 163.

148 Liber Iudiciorum, II, 5, 12.

149 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 2.

150 Pedro IV en las Ordenanzas del 16 de diciembre de 1350 ordena que la datación se realice exclusivamente por el estilo de la Natividad (Vid. A.C.A., canc., reg. 1065 fol. 2 v. – SEVILLANO COLON, F., Apuntes para el estudio de la Cancillería de Pedro IV el Ceremonioso, „Anuario de Historia del Derecho Español‟, XX (Madrid, 1950), págs. 196–198).

151 Vid. FELIU I MONFORT, G., La cronología según los reyes francos en el condado de Barcelona, „Anuario de Estudios Medievales‟, VI (Barcelona, 1969) págs. 441–463; MARAVALL, J.A., Sobre el sistema de datación por los reyes francos en los diplomas catalanes, „Revista de Archivos, Bibliotecas y Museos‟, LX, 2 (1954) págs. 361–374; MUNDO, A.M., La datació de documents pel rei Robert (996–1031) en Catalunya, „Anuario de Estudios Medievales‟, IV (Barcelona, 1967) págs. 13–34.

152 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 1.

153 Ibidem, leg. 2, núm. 150.

154 Vid. UDINA MARTORELL, F., El Archivo Condal de Barcelona en los siglos IX–X, Barcelona, 1951, pág. 45.

155 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 3.

156 Ibidem, leg. 1, núm. 59; leg. 2, núms. 130, 137, 149. – A.C.U., perg. s. XIII, carp. 7.

157 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 2, 8, 10, 14, 51; leg. 2, núms. 66, 80, 82, 134, 140, 153. – A.C.U., perg. s. XIII, carp. grande; perg. s. XIV, carp. 1.

158 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 4, 7, 11.

159 A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

160 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 19, 22, 23, 24, 26, 27, 28, 30, 31, 32, 50, 54; leg. 2, núms. 107, 121, 122, 123, 124, 144; leg. 3, núm. 163.

161 Ibidem, leg. 2, núm. 106.

162 Ibidem, leg. 1, núms. 1, 8; leg. 2, núms. 149, 151. – A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

163 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 3; leg. 2, núms. 130, 150.

164 Ibidem, leg. 1, núm. 27.

165 Ibidem, leg. 1, núm. 1.

166 Ibidem, leg. 2, núm. 134.

167 Ibidem, leg. 2, núm. 130.

168 Ibidem, leg. 2, núm. 149.

169 Ibidem, leg. 2, núm. 149.

170 Ibidem, leg. 2, núm. 123.

171 Vid. OSTOS SALCEDO, P., Documentación del vizcondado de Vilamur en el Archivo Ducal de Medinaceli (1126–1301). Estudio diplomático y edición, „Historia, Instituciones, Documentos‟, 8 (Sevilla, 1982) págs. 267–384.

172 El concepto de público o privado atiende, no a la condición del autor del documento, sino a la actuación del mismo haciendo uso o no de su „autoridad‟ sobre las personas que están jurídicamente bajo ella.

173 A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 151.

174 Ibidem, leg. 2, núms. 82, 106. – FONT RIUS, doc. 372 y 551–555.

175 A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 149.

176 Ibidem, leg. 1, núms. 4, 54.

177 Ibidem, leg. 2, núms. 107, 150.

178 Ibidem, leg. 1, núms. 8, 11, 59; leg. 2, núm. 134.

179 Ibidem, leg. 1, núm. 30. – A.C.U., perg. s. XIII, carp. 7, 11; perg. s. XIV, carp. 1.

180 A.D.M., sec. Vil., leg. 2, núm. 123.

181 Ibidem, leg. 1, núms. 14, 32+.

182 Ibidem, leg. 1, núms. 23, 24, 50.

183 Ibidem, leg. 1, núms. 7, 26, 27; leg. 2, núms. 66, 80, 137, 150; leg. 3, núm. 153.

184 Ibidem, leg. 1, núm. 10.

185 Ibidem, leg. 2, núms. 140, 150.

186 Ibidem, leg. 3, núm. 163. – A.C.U., perg. s. XIV, carp. 1.

187 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núms. 1, 3, 22. – A.C.U., perg. s. XIII, carp. grande.

188 A.D.M., sec. Vil., leg. 1, núm. 2.

189 Ibidem, leg. 1, núms. 19, 28, 51; leg. 2, núms. 121, 122, 124, 127, 144. – A.C.A., canc., perg. Pedro II, núms. 334, 335, 336, 337, 338.

[p. 637] La Cancillería del Condado de Prades (1341–1358)

El condado de Prades es un señorío laico y catalán nacido en la primera mitad del siglo XIV, una de las etapas más críticas en las relaciones de la monarquía barcelonesa y la alta nobleza del Reino de Aragón. El rey Jaime II (1291–1327) y Alfonso III (1327–1336) fueron artífices de una política paulatina y diplomática tendente a sustituir a los antiguos condes y señores feudales por nuevos príncipes de sangre y educación real. Estos son los que ostentarán en efecto, los condados de Prades, Ampurias, Ribagorza y Urgel1. Estas casas condales, muy enraizadas en la Corona, dieron a luz un nuevo tipo de magnate y señor que conllevaba un tono de vida y una fastuosidad cortesana, acorde con corrientes prerrenacentistas ultrapirenaicas2.

El primer conde de la casa de Prades fue el infante Ramón Berenguer (1324–1341), el menor de los hijos de Jaime II, habidos con Blanca de Anjou, hija del rey Carlos de Nápoles y Sicilia. En 1341 cambió o permutó el condado de Prades por el de Ampurias, a su hermano el infante Pedro, que tras esta permuta además de conde de Prades será conde de Ribagorza – por donación [p. 638] del rey Jaime II en 1322 – y barón o señor de varias villas en el reino de Valencia. Para esta comunicación sobre cancillerías señoriales a nosotros nos interesa este infante Pedro, II conde de Prades, en los años 1341–1358, hijo de Jaime II y tío de Pedro IV el Ceremonioso. Trataremos de bosquejar algunos rasgos de su personalidad y vicisitudes históricas que la acompañan, que pueden iluminar las características de su oficina cancilleresca.

Este Pedro de Prades fué sin duda el hijo de Jaime II de más acusada personalidad y el que más atención ha merecido por parte de los historiadores, excepción hecha de su hermano Alfonso por su condición de titular real3. Como tratadista político el infante escribió el conocido tratado „De vita, moribus et regimine Principum‟, donde esboza el arquetipo de un príncipe ideal. También ha pasado a la historia como un singular homo librarius, que abandona el mundo para retirarse a la vida conventual, acompañado de su biblioteca. Así lo redacta en su testamento del año 1358:

Item dimittimus dicto conuentui fratrum minorum Barchinone omnes libros quos nunc habemus in latino seu etiam quos habebimus in futuris cum cofris necessariis4.

En lo que respecta a los hechos de su vida que más tocan a la actividad cancilleresca, lo más tarde que sepamos, en la segunda década del siglo XIV, el infante, como el resto de sus hermanos, ya tenía organizada una oficina de cancillería para el gobierno de sus tierras y administración de las rentas, tanto por su condición de infante, como por su titularidad del condado de Ribagorza – año 1322 –, señorío de villas en el reino de Valencia (Gandía, Gallinera, Palma, Denia, Guadalest, …) – a partir de 1323 –, y condado de Ampurias, en 1325. Al frente de dicha cancillería o ejerciendo en ella como escribanos, encontramos nombres como Bernat Pallares, Jaume De Besanta, y Raimon Resta, que en el año 1341, se integrarían como componentes muy importantes en la cancillería del condado de Prades en Falset (Tarragona)5.

Por otro lado el 14 de octubre de 1336, Pedro IV de Aragón, designa al infante Pedro de Ribagorza, y futuro conde Prades, como canciller real6, hecho muy importante para el tema que nos ocupa. De modo que al obtener en 1341, por permuta el condado de Prades, establece en Falset (Tarragona) su propia cancillería con un ámbito territorial amplio, desde Aragón, por Cataluña hasta Valencia: La cancillería servía a los condados de Ribagorza, Prades, [p. 639] y baronía de Valencia7. El año 1358, marca el final de esta situación, cuando el infante Pedro abandona el mundo y hace testamento. En éste se produce una división territorial, de mucha influencia para el organigrama de la cancillería, que proporciona al primogénito Alfonso, los condados de Ribagorza y las villas de Guadalest, Denia, Crevillente, Gandía, … y a su segundo hijo, Juan, el condado de Prades. La cancillería de este tercer conde de Prades ha sido estudiada por mí en la tesis doctoral. Razones de unidad temática y concreción nos han centrado sólo en el período 1341–1358, para esta comunicación al congreso de Munich.

Fuentes

No hemos encontrado Ordinacions u Ordenanzas de cancillería específicas para el condado de Prades. Dudamos mucho que existieran escritas, y más bien nos inclinamos a pensar que dadas las circunstancias del linaje real directo de Pedro, II conde de Prades, y las relaciones de éste y sus escribanos con la cancillería real, fueron mutatis mutandis las mismas Ordinacions o su filosofía de su sobrino el rey Pedro IV, las que a escala menor inspiraron los usos de la oficina8.

Tampoco nos hemos encontrado con el libro registro Oficialium donde pudieron asentarse los nombramientos de los oficiales de la cancillería, ni tampoco las listas que podrían encontrarse en los libros del scriva de porcio. Este libro existió en la curia condal de Prades – hemos encontrado referencias documentales – pero el archivo no los conservó hasta nuestros días. Al referirnos a archivo lohacemos con especial hincapié en el de los Duques de Medinaceli, sito en la famosa casa de Pilatos de Sevilla. En uno de sus fondos „Prades‟, organizado ya desde el año 1358 en dos grandes series: registros de cancillería, por un lado, y escrituras y protocolos, por otro9, se encuentran noticias y alusiones que bien sintetizadas pueden revivir la actividad de los escribanos, sus incidencias personales, procedencias, lenguajes y usos de la conscriptio documental. Estas fuentes del fondo „Prades‟ se convierten en incalculables de valor cuando se trata de los libros registros de cancillería del infante don Pedro, II conde [p. 640] de Prades (1341–1358). Estos constituyen la fuente más completa de documentos expedidos por el conde de Prades en el ejercicio de su gestión y jurisdicción, y a pesar de sus limitaciones diplomáticas, como copias in origine, permiten por su naturaleza seriada (Gratiarum, Secrets, Justicie, Expensorie, Compotorum) y su secuencia cronológica continua de días, meses y años, una visión muy completa del funcionamiento y estructura de la cancillería, y sentar las bases y paradigmas de un esquema de tipos y formas diplomáticas. Aspecto muy difícil de conseguir en los documentos originales, que una vez expedidos por la cancillería llegan a múltiples destinatarios, que o muy rara vez tenían archivo o al menos no han llegado hasta nuestros días, salvo instituciones como la realeza (Archivo de la Corona de Aragón), arzobispados (Tarragona y Barcelona), municipios o universitats, etc. Esta dispersión de lugares y suertes convierten a los originales en fuentes de difícil uso.

También los registros de cancillería del fondo de „Prades‟ han constituido un transmisor accidental de minutas, mundum y originales no expedidos, voluntaria o involuntariamente dejados entre sus folios por los escribanos. Estos ejemplares, sobre todo las minutas y los mundum, son irrepetibles en ningún otro legajo del archivo o archivos.

La división por series de los registros de Prades es un uso que entronca con la tradición cancilleresca real aragonesa. Tradición que se perfila en la época de Pedro el Grande, proviene muy probablemente de la cancillería pontificia a través de Sicilia, acentuándose las coincidencias con los registros Vaticanos a partir de Jaime II10. Las series de la cancillería de Prades se separan y constituyen por funciones administrativas (Gratiarum, Expensorie, Deffinitionum, Justicie …) desdibujándose totalmente en ellas tanto el criterio de divisiones territoriales – montañas de Prades, baronía de Entenza, condado de Ribagorza, y baronía de Valencia – o también el criterio diplomático o de tipos documentales. Bernardo José Llobet al organizar el archivo con criterios territoriales se vió ante los registros forzado a ponerlos bajo la apelación de „cartas comunes‟, pues cada ejemplar abarca indistintamente cualquier villa o dominio11.

La denominación que hemos dado a las series se ha fundamentado en los siguientes criterios: 1° El título o fórmula de apertura que el registro puede llevar en su inicio o portada, circunstancia que no es muy usual. 2° Las notas de cancillería referentes a la registración que aluden en concreto a la existencia [p. 641] de tales series: Por ejemplo: Non debet hic registrari, set in registro Expensorie. 3° La existencia reiterativa y exclusiva en determinados registros de a) un tipo documental, como – es el caso de la charta et littera deffinitionis compotorum que nos ha llevado a denominarlos Deffinitionum compotorum, b) un modo de validación, tal el del sello secreto en los registros Secrets. c) una forma de intitulación característica de todos sus documentos: Lugartenencia de la Guerra con Castilla, tutorías testamentarias, …

Vamos a presentar un cuadro de las series de registros con sus fechas extremas y ubicación en el Archivo Ducal de Medinaceli en la época del infante don Pedro (1341–1358):

SerieAńosLegajoNúmero
Gratiarum1342–1346Prades 8183
1346–1354Prades 10185
1355–1358Prades 14193
Expensorie1343–1345Prades 9184
1349Prades 16200
1352–1354Prades 13201
1354–1357Prades 13192
1357–1358Prades 15196
Iusticie1345–1348Prades 11186
1348–1354Prades 12189
1355–1357Prades 14195
1358Prades 15198
Deffinitionum1341–1364Prades 7182
Secrets1347Prades 11187
1347–1350Prades 11188
1351–1352Prades 12190 B
Filiorum domini infantis1348–1354Prades 16199
Tutorie1350–1358Prades 12190 A
Guerra de Castilla1357Prades 15197
Lugartenencia General1354–1355Prades 14194

Bajo la denominación Gratiarum se registran documentos de concesión de mercedes y nombramientos a instituciones religiosas, a universitats o concejos, a oficiales condales, y súbditos de todo el arco social del condado. Así encontramos [p. 642] cartas de naturaleza a judíos, exenciones de tributos, asignación de salarios, privilegios, exenciones de cargas y tributos, alargamientos de deudas, guiatges y nombramiento de notarios.

La serie Expensorie se caracteriza porque sus asientos más reiterados son mandatos del tesorero (expensor), o cobradores de rentas (collectores reddituum) para que ejecuten libranzas sobre fondos pecuniarios del erario condal; o cualquier otro tipo de documento que en momento dado sirva para justificar un pago (poderes y misivas). En los registros Iusticie se recogen los documentos producidos en el ejercicio de la jurisdicción civil y criminal: cartas de comisión para el ejercicio de una función judicial, arbitrajes sobre pleitos, mandatos ejecutivos, y resoluciones judiciales.

La función específica que justifica la existencia del registro Deffinitionum es la rendición de cuentas por los oficiales y personas administradoras de las rentas condales (officials e altres personas que en res nos sien obligats) El documento eje del registro es la charta deffinitionis o de aceptación y finiquito del cómputo de las rentas en un período cronológico determinado. Y alrededor de ésta, los mandatos para requerir la rendición de cuentas, y las órdenes de pagos (littera debitoria) o reconocimiento y obligación deudas.

El nombre de secrets o de secretos nos parece el más apropiado para otra serie en que la documentación más abundante es la littera clausa o cerrada, cuyo modo de validación, anunciado en el tenor del texto, es el sello de cierre o secreto.

El registro de la Guerra de Castilla recoge los documentos emitidos por el infante don Pedro en el ejercicio de Lugarteniente del rey Pedro IV en los asuntos tocantes a la guerra con el rey Pedro I de Castilla. La serie Tutorie responde a los documentos emitidos e intitulados por el infante don Pedro, como tutor testamentario nombrado por la reina María, esposa de Pedro IV, para las infantas Constanza y Juana. El registro Filiorum domini infantis recoge capitulos de embajadas, informaciones y epístolas misivas sobre los matrimonios de los hijos del infante Pedro: de Alfonso con Violante d’Arenòs, hija de Gundisalvo Didaz, señor de Arenòs, en el año 1348; de Leonor, con Pedro de Lusignan, hijo del rey de Chipre; y las de Juan futuro conde de Prades, con Samneta, hija también del sobredicho señor de Arenos.

Organización y funcionamiento de la cancillería

Los estamentos o escalafones que integran la cancillería condal son el notario guardasellos (notarius sigilla tenens), los escribanos de manament (scriptores mandati) y los escribanos ayudantes (scriptores coadiutores).

[p. 643] a) El notario guardasellos.

Este escribano es el único con título de notarius en la cancillería y el que ostenta la jefatura. No asume pues como jefe el título de cancellarius, como sucedía en la cancillería real aragonesa coetánea, quizás porque se trataba de una cancillería menor y también porque el título de notarius, siguiendo la tradición aragonesa desde tiempos de Jaime I12 era el adecuado a su función técnica de escribano mayor, director del resto de escribanos de cancillería. Había pues un dilectus notarius domini comitis sobre una plantilla de los scriptores domini comitis.

El notario guardasellos en tiempos del infante Pedro, II conde de Prades, se intituló también consiliarius, auditor compotorum, doctor in legibus, y notarius publicus per totam terram et dominationem regis Aragonum, según fuerapreciso en el ejercicio de sus variadas funciones anejas a la principal de jefe de cancillería.

Las dos personas que ejercieron el cargo fueron Bernat Pallares (1341–1348) – no hizo sino continuar en el mismo cargo que ejercía cuando el infante era conde de Ampurias y Ribagorza antes de la permuta con el condado de Prades – y Jaume de Besanta (1348–1358). Fueron personajes que convivieron muchos años junto al conde de Prades, pues si Bernat Pallares, ya aparece como escribano del infante Pedro en 1325, cuando era conde Ribagorza y Ampurias, y Jaume de Besanta, en 1320, como escribano pues en una carta de finiquito fechada en 1358, el infante le reconoce: circa triginta annorum spatium nobis assidue seruisse fideliter, utiliter adque bene13.

Las funciones del notario guardasellos fueron: 1a La iniciativa y control de la forma de los documentos. 2a La custodia y tenencia de los sellos condales. 3a El examen de la idoneidad y suficiencia de escribanos y notarios públicos de la jurisdicción condal. 4a La responsabilidad del archivo condal. 5a La audición de las cuentas condales. Y 6a la participación como miembro permanente en el Consejo condal. Quizás esta acumulación de funciones en el jefe de la cancillería sea una de las características más específicas de las cancillerías menores.

[p. 644] 1a) La iniciativa y control de la forma de los documentos. Los tiene como responsable mayor del modelado y articulación de las fórmulas en el derecho y razón – control jurídico –, y en el realce retórico y estilístico – control estilístico (stylum curie) – para realce de la majestad condal. Así Bernat Pallares y Jaume de Besanta aparecen en los libros de registro de cancillería ejerciendo funciones de legere, videre, aptare, ordinare, dictare y corrigere indistintamente, ya en las minutas ya en los documentos in mundum, preparados para ser sellados y expedidos. Véamoslo en ejemplos concretos:

Bernardus Paylares, mandato domini infantis, qui eam legit14. – Guillermus de Palacio, mandato domini infantis, facto per Bernardum Pallarensem, qui eam vidit15. – Guillermus de Palacio, mandato domini infantis, facto per Bernardum Pallarensem, qui eam aptauit16. – Bernardus de Fabrica, mandato domini infantis, facto per Bernardum Pallares, qui ordinauit17. – Petrus Ferraterii, mandato domini infantis, facto per Iacobum de Besanta, notarium et con siliarium, qui eam dictauit, et uidit eam Petrus Ferraterii iurisperitus18. – Iohannes de Figerola, mandato domini infantis, facto sibi per Iacobum de Besanta, notarium et consiliarium, qui eam sibi tradidit iam dictatam19. –

Algunos documentos que llegaron incluso a registrarse no pasaron el control del notario guardasellos y hubieron de ser repetidos bajo otra forma:

Non fuit expedita sub ista forma, set inferius fuit melius registrata20

2a) La custodia y tenencia de los sellos condales. La función se adscribe al personaje que más alto escalafón ocupaba en la cancillería, porque su impresión en las cartas y lletres es causa de cumplimiento, respeto y obediencia21.

[p. 645] La aposición del sello iba seguida del cobro de las tasas (taxatio, computatio) de vital importancia para el funcionamiento de la cancillería. Del derecho del sello (ius sigilli) el notario guardasellos detraía la decima para los escribanos. Las notas de libros de registros sobre tasas son abundantes, explícitas y claras para las franquías o exenciones, pero guardan un casi absoluto silencio en cuanto a las cantidades pagadas en los demás casos no – exentos. Cuando se señala el pago en los registros aparecen notas de este tenor:

S – oluit X s – olidos22.

Digamos en primer lugar que las franquías – francha es la palabra usada en la cancillería condal, frente al gratis de la pontificia – se separan en dos grandes grupos:

a) Exenciones por orden expresa del conde. Estas exenciones podían ser provistas por escrito, o verbalmente, y abarcaban ya la totalidad de la decima y ius sigilli, o ya sólo el segundo. Cuando el conde no accedía a la franquía, el mandato condal especificaba que se cobrase lo justo (provisio iusta). Veamos un elenco de estas notas:

Francha de iure sigilli, mandato domini infantis, et de decima23. – Francha mandato domini infantis de eius parte; dominus dimisit eius partem24. Francha de omnibus mandato domini infantis25. Prouisio iusta mandato domini infantis26.

b) Exenciones por uso y reglamentación de la curia condal. Frente a la tasación normal (prouisio iusta) existen documentos que no son tasados por ser para el servicio de la curia, o a instancia oficial (Pro curia; provisio curie)27. Tambien existía el uso de eximir en razón del estado o condición social de las personas (nobles, eclesiásticos y pobres). Véase en las siguientes notas:

Prouisio curie, francha28. Quia ex prouisione, sine iure sigilli29 Francha ex officio curie30. –

Francha quare inops31. Quia mendicantes sine iure sigilli32.

[p. 646] Francha quare nobilis est presens in curia33. – Francha quare religiosus presens in curia34.

Por las características gráficas de tinta y tipos de letras, deducimos que estas notas se ponían en el momento anterior al sellado, cuando se comprobaba el registro con el original por el notario guardasellos o jefe de cancillería.

Incluso el notario guardasellos negó la entrega del documento al destinatario cuando éste se negó al pago de la tasa:

Non fuit expedita quare rustici renuerunt pro iure sigilli35.

3a) Examen de la idoneidad y suficiencia de escribanos y notarios públicos de la jurisdicción real. – En la cancillería condal ante el notario guardasellos, los notarios públicos condales prestaban juramento de ejercer bien y legalmente su oficio. Previamente, allí también habían probado su idoneidad y habilidad mediante exámenes reglamentarios36. Tras ello el conde les concedía facultad para confeccionar instrumentos públicos y los correspondientes liber notularum en un ambito limitado a la jurisdicción condal. Pues esta autoridad, y no la real, es la que conferirá que las escrituras tengan la credibilidad y firmeza de la fides pública37.

4a) La custodia y responsabilidad del archivo condal. Esta función aparece explícitamente atribuida al notario guarda – sellos. El es el responsable de que el flujo de la documentación desde las mesas u oficios de gestión hasta el archivo, se haga limpia e integramente para salvaguarda presente y futura de los derechos condales. Tanto la documentación expedida por la cancillería de la curia, sobre todo en forma de registros (registra perfecta et completa), como en la documentación recibida (privilegia, instrumenta) se depositaban bajo su responsabilidad [p. 647] en el castillo de Falset o en el palacio condal de Gandía. Así el infante Pedro, reconoce formalmente a Jaume de Besanta, su notario guardasellos, que no hurtó ni restó al archivo, ni él ni los escribanos ayudantes, documento alguno:

Necnon etiam recognoscentes omnia registra completa seu perfecta scribanie nostre, et omnia privilegia, instrumenta et alias scripturas publicas quam privatas nobis et nostre curie pertinentes seu pertinentia, ac pro nobis ac comitatibus acque terris et subditis quovis modo facientia seu facientes, et que ad manus vestras et dicti Guillermi de Puteo et aliorum scriptorum et coadiutorum vestrorum usque n nunc quomodolibet parebunt repositos, de nostro speciali mandato … quo de predictis nichil penes uos seu dictum Guillermum de Puteo uel aliquem loco vestri est actenus remansit38.

5a) La audición de las cuentas condales (officium auditoris compotorum curie). He aquí una novedad en la cancillería condal con relación a la real: el oficio de notario guardasellos y jefe de escribanía llevó anexa la función de la auditoría y recepción de las cuentas, tanto con Bernat Pallares, como con Jaume de Besanta. De ahí que ambos asuman el título de auditor compotorum domini comitis. La razón de esta acumulación de funciones precisamente en el notario – guardasellos estriba en la menor complejidad administrativa de una curia condal con respecto a la real. En esta estaba perfectamente separado el control de las finanzas para el Maestre Racional, y ajeno por tanto para el canciller, vicecanciller y protonotario39.

De hecho la función del notario guardasellos era hacer una relación completa (relatio plena), acompañada de documentos comprobantes (cum cautelis necesariis) de las cuentas rendidas a la curia por los oficiales condales o por cualquier otro que rigiera algo del conde de Prades40.

6a) Participación como miembro del consejo condal. En las fuentes se atestigua la existencia de un Consejo, organismo en la cumbre de la curia condal, y que sobrentendía en la solución de diversos problemas de gobierno, gracia y justicia, junto con el conde, examinando, leyendo y proveyendo peticiones y resoluciones41. Estaba formado por consellers (consiliarii), entre los cuales los más constantes y asiduos son los notarios guardasellos, además del tesorero, mayordomo y jurisperitos. El título de consiliarius es aplicado en exclusividad al notario guardasellos, pues ningúń escribano de cancillería lo ostentó, a [p. 648] excepción del jurisperito Pere Ferrater. Téngase en cuenta que por otras funciones anexas el jefe de la cancillería era no sólo un experto en la dictatio de los documentos, sino también en leyes – doctor legum – y muy conocedores de las finanzas condales – auditores compotorum –, cuestión muy fundamental en el gobierno de un señorío. Esta posición privilegidda, consecuencia de su rango, convierte al notario guardasellos en auténtico eslabón entre el actum del conde y el Consejo, y la conscriptio de la cancillería42.

b) Escribanos de mandamiento.

Estamento importante, tanto por su número – existieron hasta siete simúltáneamente – como por su calidad técnica. A estos escribanos se les conoce en los documentos de la cancillería como scriptores domini comitis o scriptores nostri. Sólo añadían, en ocasiones muy contadas, el título de notarii publici per totam terram et dominationem regis Aragonum en determinados documentos en los que era legalmente preciso confesar además de la autoridad condal, la real de la que también estaban investidos por la cancillería real aragonesa43. Se les llama escribanos de mandamiento o manament porque es una circunstancia que siempre apostillan en sus suscripciones: la conscriptio mandato domini infantis.

¿ De quién y cómo reciben los escribanos de manament la orden de redactar un documento?

A menos de un modo formal, hemos de decir que siempre partió del conde. El mandatum domini infantis es universal en la fórmula de suscripción de estos escribanos y en todos los registros. Esa orden podía hacerse por escrito sellado y cerrado:

Bernardo de Suria mandato domini infantis, facto per litteram, ei directa sigillo secreto sigillata44.

O bien, escribiendo al dorso o margen de una súplica dirigida al conde, el decreto para que se realice la conscriptio de un modo determinado:

Jacobus de Besanta, mandato domini infantis ex petitione manu sua provisa45.

O bien el escribano asistía a las sesiones del consejo condal, a modo de secretario, y allí recibía del conde la iussio:

Guillermus de Puteo, mandato domini infantis facto in presentia consilii46.

[p. 649] También el escribano podía tener una orden general para la expedición de un determinado tipo de documentos, concretamente en asuntos financieros se le da a Guillem Dezpou:

Guillermus de Puteo, ex generali mandato47.

En los documentos más ordinarios en la gestión condal, el modo de mandato queda expresado de un modo tan conciso como este dirigido a Bernat de Fabrega:

Bernardus de Fabrica, mandato domini infantis48.

Un número de siete esccribanos de manament dentro de la cancillería del infante Pedro, requería ciertamente una especialización funcional entre ellos. Algo paralelo a lo que afirma J. Trenchs con respecto a la cancillería de Jaime I, cuando afirma que el rey – en nuestro caso sería el conde Prades – nombraba a los notarios y les concedía atribuciones específicas para actuar en cargos o parcelas determinadas de cancillería y curia, o les encargaba asistir a determinadas autoridades, estamentos o clases de personas49. De los siete escribanos de mandamiento que existieron en la cancillería condal, sabemos y documentamos por lo menos tres, una especialidad concreta y pareja con su labor específica de escribanos: Guillem Dezpou era lugárteniente del oidor de de cuentas (locum tenens auditoris compotorum domini comitis)50 Guillem Cervià, lugarteniente del tesorero (locum tenens expensoris domini comitis)51, y por fin, Pere Ferrater, que a su título de scriptor domini comitis, añade con frecuencia el de jurisperito, encargado del fondo jurídico de los documentos con funciones de videre y legere52. Aunque menos documentada existe también la especialización de Bernat de Fabrega y Jaume de Besanta, éste antes de ejercer de guardasellos, en la redacción de privilegios y documentos solemnes.

Lo que también resulta evidente al releer las series de libros registros es que todos los escribanos suscribientes demostraron su capacidad de expedir cualquier tipo documental fuese en latín o en catalán. No puede esto extrañar pues su reclutamiento se hizo entre escribanos que poseían ya la auctoritas notarie tras el examen en la cancillería real de Barcelona. De modo que los siete escribanos del conde Prades, junto al título de scriptor domini infantis Petri ponían o podían poner, cuando era preciso el de notarius publicus auctoritate illustrissimi [p. 650] domini regis Aragonum, habiendo sido incluso alguno de ellos escribanos en la cancillería real53.

c) Escribanos ayudantes

En las Ordenanzas de Pedro IV se consagraba con nitidez la función principal de estos escribanos en orden principalmente a registrar las actas emanadas de la cancillería, para suprimir – según se dice en ellas – la ocasión de mudar la substancia perdurable de las mismas54. En efecto, aunque los escribanos de manament y el mismo notario guardasellos no renunciaban a registrar de su puño y letra ciertos asientos, existen tipos de letra más redondos y de trazado elegante, cuyas cracterísticas gráficas difieren de las suscripciones y correcciones del escribano de manament. Pero la documentación misma certifica otras funciones. En efecto hemos encontrado minutas con tipo de letra distinto en los tachados y añadidos, más desenvueltos estos que el resto del texto55. Por otro lado si comparamos dos originales cuya dictatio correspondió a dos escribanos de manament distintos cada uno – Pere Barners y Pere Tost – la escritura es la misma: Esta unidad la daba el escribano ayudante autor de la grossatio56. De modo que podemos concluir que estos escribanos tenían tres misiones: redactar el primer proyecto de la minuta, hacer la grossatio o puesta en limpio del documento, y por fin asentarlo en el libro registro. Por tanto, como dice su nombre, constituían una ayuda, a la que en ocasiones los escribanos de manament podían renunciar. Abstracción hecha de las características personales de su grafismo, estos escribanos ayudantes no dejan marcas, o suscripciones acreditativas de su personalidad. Los nombres y la existencia de algunos de ellos nos consta sólo por su presencia como testigos en privilegios y poderes emanados de la cancillería. Tal es el caso de Berenguer Folch, Bernat Ferrior y Francesch Resta, que no son consignados como scriptores domini comitis, así se llaman los de manament sino como simples testigos de scribania domini comitis57; o un tal Guillermo Drago, que por orden del notario guarda sello, Jaume de Besanta, copia un cartulario con los principales documentos del condado de Prades y Baronía de Entenza58.

[p. 651] Formas diplomáticas y tipología de los documentos de la cancillería de Prades.

En nuestra investigación sobre esta cancillería hemos tratado de señalar las formas diplomáticas, cuya articulación y formulario constituyen el marco expresivo de los documentos emanados. El asunto contenido en ellos condicionan la tipología documental y por tanto la forma en que se reviste el documento. La realidad documental que nos ofrece la cancillería del conde de Prades es inicialmente muy simple en lo referente a una primera distribución que creemos necesario hacer: nos encontramos, por una, parte con documentos que contienen un asunto jurídico, y otros que no contienen asunto de tal naturaleza59.

a) Formas y clasificación de los documentos que contienen asunto jurídico.

No es totalmente necesario pero acaso sea conveniente recordar que las fórmulas o formas diplomáticas y su articulación para expresar el contenido del documento constituyen el tenor documental, y tradicionalmente se le vienen denominando caracteres internos del documento60. En el – tenor documental se distinguen unos que expresan escuetamente el hecho documentado y que son el núcleo central y – de necesidad existente en el documento. Se le denomina texto. El texto va precedido de otras fórmulas introductorias, cuyo conjunto se denomina protocolo, y otras que le siguen y que cierran el texto, y que se denominan escatocolos. Así hemos analizado un muestrario de documentos expedidos por la cancillería, y los hemos dividido en fórmulas según la función que en torno al texto desempeñan61:

PROTOCOLO INICIAL

  • Invocación

  • Intitulación

  • Dirección.

  • Salutación.

[p. 652]
[p. 653]
[p. 654]
[p. 655]
[p. 656]

TEXTO

  • Preámbulo.

  • Notificación.

  • Exposición.

  • Dispositivo.

  • Sanciones.

  • Corroboración.

PROTOCOLO FINAL O ESCATOCOLO

  • Data.

  • Suscripción.

Del cotejo de las fórmulas documentales de la cancillería de Prades con las que contiene el „Formulaire d’actes des rois d’Aragon Alphonse IV et Pierre IV62, que como se sabe recoge documentos de los dos monarcas citados, recopilados en 1386, hemos deducido a las claras la dependencia e interrelación de nuestra cancillería con la real.

La atenta comparación de los paradigmas o ejemplares formularios ha sido el punto de partida para establecer la clasificación diplomática de los documentos en la cancillería. Y decimos clasificación porque el fundamento taxonómico o criterio organizador de grupos va a ceñirse precisamente a las formas o fómulas que documentan los hechos jurídicos, y que aparecen desglosados en el cuadro que presentamos. La X señala la existencia de una fórmula, el subíndice primero hace referencia al orden de articulación de la misma en el texto documental. Y por fin, el subíndice segundo relaciona la fórmula con el formulario general que inductivamente he llegado a confecciónar de la cancillería.

A tenor del cuadro precedente podemos establecer el cuadro de clasificación siguiente:

  • DOCUMENTOS SUSCRITOS:

    • Iniciados por la invocación (paradigmas n° 1, 3, 5, y 7, con los negocios jurídicos del margen correspondiente)

    • Iniciados por la intitulación pronominal o precedida de Nos (paradigmas 2 y 6)

    • Iniciados por la notificación (paradigmas 4, 9, 10, 11, 12 y 13)

  • [p. 657] DOCUMENTOS NO SUSCRITOS

    • Iniciados por la intitulación pronominal o Nos. (Paradigmas números 14–41)

    • Iniciados por la intitulatión nominal (Paradigmas 42–51) con un tracto inicial de intitulación, dirección y salutación.

    • Iniciados por la intitulación articulada (Lo comte) (Paradigmas 55–56)

    • Iniciados por la notificación (Paradigmas 52 y 53)

    • Iniciados por la dirección (Paradigma 54)

A simple vista del cuadro, los documentos suscritos aparecen como los más solemnes documentos expedidos. En efecto sólo ellos tienen preámbulos, invocaciones, y notificaciones, junto con mayor número de suscripciones. Y además del sello llevan un sistema de validación prolijo, o de tres suscripciones.

Sin embargo, los no suscritos, resultan de menor empaque formulario, de modo que el número de formas es oscilante entre 5, 6, 7, 8 y 9. En los suscritos las formas os cilaban en números de 9 a 14. –

La cancillería denominaba a los documentos suscritos en formas como ésta: charta nostra y/o publicum instrumentum y/o privilegium nostrum o carta privilegïi. – En los documentos no suscritos desaparece el apelativo instrumentum publicum y se denominan charta o littera nostra, indistintamente. Tampoco faltan alusiones al modo de expedición o presentación externa del documento: littera patens in dorso sigillata o littera clausa.

b) Formas y clasificación de los documentos que no contienen asunto jurídico.

Nos inclinamos con preferencia por el criterio expuesto por R.H. Bautier de extender el concepto de documento como objeto de la Diplomática a todas las „piezas de archivo‟, y por tanto hemos incluido en el estudio las formas diplomáticas y tipos documentales de todos los tipos. Aunque entren de lleno en las formas típicas de la epistola63.

Un muestreo bibliográfico examinado en nuestra Tesis Doctoral nos permite afirmar la influencia de los maestros del Ars Dictandi en los territorios catalanes, conjeturar la formación de escuelas de raigambre italiana en dichos territorios, y la hipótesis de que tales formularios estuvieran en vigencia en la cancillería de los condes de Prades.

La epístola idealmente establecida en los tratados del Ars Dictandi, presuponía una división en partes distintas que son la salutación, la narración, la [p. 658] petición y la conclusión. En estas partes fundamentales se superponía e incluía a veces la captatio benevolentie64.

Hemos observado la ausencia de salutación en las epístolas misivas del conde de Prades, y creemos que la explicación es simple: Las cartas iban cerradas y por tanto la dirección y la intitulación se escribían al dorso, para ser vistas tras el cierre. Resultaba reiterativo y poco práctico repetirlo con la salutación en el texto, la cual no aparece ni en el recto ni en el verso.

Por lo demás el resto de las fórmulas y su clasificación en las misivas se acomodan a lo afirmado por S. Capdevila y M. Olivar65.

Sellos y marcas. –

El espacio de una comunicación no nos permite desglosar la sigilografía de los condes de Prades, pero sí decir que su variedad y uso, deducidos de los pocos sellos conservados y de la multitud de noticias sobre ellos que aparecen en en aperturas y cierres de las copias de documentos de cancillería, donde se anuncian los caracteres externos, nos permite descubrir las concomitancias con la cancillería real, excluido claro está el sello de plomo. La variedad es así menos compleja: sólo el sello pendiente de cera, el mayor placado, y el menor o secreto.

El sistema de las marcas de expedición (suscripciones, menciones de servicio), marcas que eran sólo comprensibles para el personal de la cancillería y que llegaban a ocultarse bajo la plica o el sello, o en un sistema abreviativo apocopado y de siglas difíciles, dentro de la peculiaridad de la cancillería de Prades, es de una mecánica y engranaje paralelo al de la cancillería real. Y el estudio de la lengua y escritura de los documentos no nos ha permitido considerarlas como fenómenos singulares de la lengua y escritura catalana, sino que al igual que sucedía con los usos y fórmulas, son una faceta más que se integra en el todo catalano aragonés.

Conclusión

El análisis general de esta cancillería señorial laica ha marcado unas conclusiones repartidas en cada apartado de esta comunicación, y que tienen en común la dependencia de la cancillería real aragonesa – por geografía y proximidad de linaje del titular del condado de Prades – y la peculiaridad de ser una cancillería menor, con todo lo que esto conlleva de reducciones en usos y formas diplomáticas.


1 Sobre la erección del condado de Prades y anexión al mismo de la baronía de Entenza, véase el privilegio concedido por Jaime II a su hijo el infante Ramón Berenguer el 6 de mayo de 1324: A.D.M. (= Archivo Ducal de Medinaceli) „Prades‟, leg. 1, doc. núm. 1. – El estudio exhaustivo de este documen to está hecho por Pilar LAZARO DE LA ESCOSURA, El condado de Prades. Contribución al estudio de sus documentos. „Historia, Instituciones, Documentos‟ 3 (1976) p. 349–396. – Sobre los condados de Ampurias, Ribagorza y Urgel remitimos al estudio de S. SOBREQUES, La nobleza catalana en el siglo XIV, „Anuario de Estudios Medievales‟ (1970–1971) p. 493–531. – En la pág. 517 afirma que Jaime II no crea en esta centuria ningún título nuevo, salvo los concedidos a los – vástagos reales. – J. MARTINEZ FERRANDO, Jaime II. Su vida familiar., vol. I, passim proporciona un estudio compilativo donde con gran prolijidad se estudian los casos delos infantes Alfonso (conde de Urgel), Pedro (Ampurias y Ribargorza), y Ramón Berenguer (Prades). – F. VALLS TABERNER compara esta política de Jaime II con la de san Luis, rey de Francia, que también dió a sus hijoslos condados de Valois, Alençon y Clermont (Vid. El tractatDe regimine principumde l’infant fra Pere d’Arago. „Estudis Franciscans‟ 39 (1927) p. 104–110 y 215–279).

2 Vid. S. SOBREQUES VIDAL, Els barons de Catalunya, Barcelona 1970, p. 139. –

3 Vid. J. MARTINEZ FERRANDO, Jaime II. Su vida familiar. Barcelona, 1948, vol. I, p. 158.

4 Vid. F. SEVILLANO COLOM, Apuntes para la historia de la cancillería de Pedro IV el Ceremonioso.Anuario de Historia del Derecho Español‟ XX (1950) p. 154.

5 ??

6 Vid. A.D.M. (Archivo Ducal de Medinaceli), leg. 1, doc. núm. 12.

7 Vid. J.E. MARTINEZ FERRANDO, Jaime II. Su vida familiar, op. cit. vol. I, pág. 161. – A. IVARS, Testamento de fray Pedro de Aragón. op. cit. p. 102–103. – Los registros de la cancillería del conde de Prades, conservados en el Archivo Ducal de Medinaceli, y para el período 1341–1358 son una fuente histórica para la zona valenciana y el condado de Ribagorza.

8 Vid. Ordinacions de Pere el Ceremonios. „Colección de documentos inéditos del Archivo General de la Corona de Aragón‟. t. V, Barcelona, 1850. –

9 Vid. A.D.M. Prades, leg. 7, doc. núm. 182, f. 180.

10 Vid. A.M. ARAGO-J. TRENCHS ODENA, Los registros de cancillería de la Corona de Aragón (Jaime I y Pedro II) y los registros pontificios. „Annali delle Scuole speciale di archivisti e bibliotecari dell’Università de Roma‟ XII (1972) p. 39. –

11 Vid. B.J. LLOBET, Recopilación e inventario de los autos y otras escrituras de la Baronia de Entenza y condado de Prades. Falset, 1667 (está en el A.D.M.) p. 182–217.

12 Vid. J. TRENCHS ODENA, Jaime I, cancilleres y escribanos. „Studi in onore di Giulio Batelli‟, Roma, 1979, p. 114. En cierto mo do el protonotaria real ejercía una jefatura de escribanía regia, tenía a sus ordenes a los escribanos de manament, a los de registro, a los selladores y correos. Por lo tanto la autentica y real jefatura de la cancillería, tradicionalmente en la Corona de Aragón se atribuyó al notario guardasellos. F. SEVILLANO COLOM designa al protonotario como jefe de personal de la escribanía regia (Vid. Cancillerías de Fernando I y Alfonso V. „Anuario de Historia del Derecho Español‟ XXXV (1965) p. 188).

13 Vid. A.D.M. leg. 14, doc. núm. 193, f. 107 v°.

14 Vid. A.D.M. Prades, leg. 7, doc. núm. 182. f. 40. ibidem leg. 15, doc. núm. 198.

15 Ibidem leg. 7, doc. núm. 182, f. 39 r.

16 Ibidem leg. 8, doc. núm. 183, f. 52 r.

17 Ibidem f. 53 r.

18 Ibidem leg. 15, doc. núm. 198.

19 Ibidem leg. 12, doc. núm. 189.

20 En ocasiones aparecen fórmulas como ésta al margen de un asiento de registro. Pero nos llamó la atención comprobar en A.D.M. Prades, leg. 11, doc. núm. 188, con letra autógrafa de Besanta al margen las expresiones: Fuit registrata in registro expensorie ubi debebat melius registrari. Y en ibidem: Lacerata quare fuit in expensoris mutata. O esta otra expresión: Non fuit expedita sub ista forma, set inferius fuit melius registrata (Ibidem) leg. 8, doc. núm. 183, f. 104.

21No ab menor sollicitut es per nos perpensador que a custodia e guarda dels nostres segells, en los quals la nostra real majestat es presentada, e per la impressio dels quals les dites cartes e lletres son obeydes‟ (Vid. Ordinacions op. cit. p. 114.). – En una nota de cancillería de un registro de Prades aparece claramente la misión del notario guardasellos, Jaume de Besanta: „Dominus infans mandauit Jacobo de Besanta quod hic apponeret suum sigillum‟ (Vid. A.D.M. Prades, leg. 10, doc. núm. 185, f. 54 v).

22 Vid. A.D.M. Prades, leg. 10, doc. núm. 184 f., 29 v° y f. 60.

23 Vid. A.D.M. Prades, leg. 8, doc. núm. 183 f. l.

24 Vid. A.D.M. Prades, leg. 9, doc. núm. 184, f. 22.

25 Ibidem leg. leg. 9, doc. núm. 184 passim.

26 Ibidem f. 76 v°.

27 Ibidem leg. 8, doc. núm. 183 passim.

28 Ibidem leg. 10, doc. núm. 185 f. 79 v.

29 Ibidem leg. o, doc. núm. 183, f. 74–75.

30 Ibidem leg. 17, doc. núm. 202 passim.

31 Ibidem leg. 10, doc. núm. 185, f. 124 v°; leg. 10, doc. núm. 185 f. 76 v.

32 Ibidem leg. 11, doc. núm. 186 passim.

33 Ibidem leg. 7–17 passim. Leg. 14, doc. núm. 195.

34 Ibidem leg. 10, doc. núm. 185 f. 122 v.

35 Ibidem.

36 La charta notarie es un documento expedido en la escribanía condal, cuyo dispositivo es la concesión de la auctoritas notarie a una determinada persona que ha demostrado su idoneidad y suficiencia para el cargo y prestado juramento ante la cancillería condal. En dicho documento se reconoce al beneficiario que es „ydoneum ad tabellionatus officium exercendum prestito per uos in scribania nostra sacramento quod bene et legualiter uos habebitis in exercendo officio prelibato‟ (Vid. A.D.M. Prades, 1 g. 10, doc. núm. 185, f. 75 v°).

37 En efecto en la concesión por parte del conde de Prades de la autoridad condal a todas las escrituras legalmente confeccionadas, con el signo y suscripción del notario, junto con la confesión de la autoridad condal: Nos enim ipsis atestationibus factis, sententiis, iusticiis et aliis scripturis publicis et auctenticis per uos bene et legualiter recipiendis, conficiendis et scribendis ac scribi faciendis, auctoritatem nostram impendimus, et decretum … (Vid. Ibidem).

38 Vid. ibidem leg. 7, doc. n. 182, f. 180.

39 Vid. Ordinacions … op. cit. p. 109–115, y 152.

40 Vid. A.D.M. Prades, leg. 7, doc. núm. 182, f. 38, 37 v. y 50.

41 Vid. L.G. VALDEAVELLANO, Hostoria de las Instituciones, p. 569.

42 Vid. Ordinacions … op. cit. p. 111.

43 Vid. A.D.M. Entenza, leg. 1, doc. núm. 33 y núm. 791. A.H.N. (Archivo Histórico Nacional) Sellos 53/4.

44 Vid. A.D.M. Prades leg. 13, doc. núm. 192, passim.

45 Ibidem, leg. 12, doc. núm. 189.

46 Ibidem leg. 7, doc. núm. 182 passim.

47 Ibidem f. 132 v.

48 Ibidem leg. 7–17. –

49 Vid. J. TRENCHS ODENA, Jaime I. Cancilleres y escribanos op. cit. p. 117.

50 Vid. A.D.M. Prades, leg. 7 doc. núm. 182, donde las noticias de esta lugartenencia son muy abundantes.

51 Ibidem leg. 16 doc. núm. 201.

52 Ibidem leg. 1, doc. núm. 52.

53 Fueron escribanos de las dos cancillerías, la real y condal, Joan Figuerola, Marti Gil y Jaume de Besanta. Vid. L. D’ARIENZO, Gli scrivani della cancelleria aragonese all’epoca di Pietro il Ceremonioso Padua, 1974, p. 189–190.

54 Vid. Ordinacions op. cit. p. 119.

55 En un capítulo de nuestra tesis doctoral inédita hacemos alusión a las múltiples noticias que proporcionan los registros sobre la actuación de estos escribanos.

56 Vid. A.D.M. Entenza, leg. 16, doc. núm. 700. y en A.H.N. Sellos, leg. 53/4.

57 Vid. A.D.M. Prades, leg. 8, doc. núm. 183, f. 22. A.C.A. Cartas reales diplomáticas, 14, núm. 2717.

58 Vid. A.D.M. Prades, leg. 16, doc. núm. 200.

59 Esta distinción nos llevará en último extremo a plantear la cuestión de la ampliación del concepto y contenido de la Diplomática, que no es necesario explicitarlo aquí, ha experimentado una nueva perspectiva desde la concepción de Theodor von SICKEL sobre el documento diplomático. Son cuestiones que entran dentro de la Diplomática General.

60 La dinstinción entre caracteres internos y externos en el documento se debe a los autores del Nouveau Traité de Diplomatique de R.P. TASSIN y Ch. TOUSTAIN, t. I, p. 442.

61 Vid. TH. VON SICKEL, Beiträge zur Diplomatik, p. 106 y ss.

62 M. USON SESE, Un formulario latino de la cancillería real aragonesa „Anuario de Historia del Derecho Español‟ VI (1929) p. 329–408.

63 Vid. L. ROCKINGER, Briefsteller und Formelbücher … Munich 1863. – Una puesta al día de la bibliografía fundamental en J. BONO, Historia del Derecho Notarial Español, Madrid, 1979. –

64 Vid. L. ROCKINGER, op. cit. p. 421 y 949 y ss.

65 Vid. S. CAPDEVILA, Lapractica dictaminisde Llorens d’Aquileia en un codex de Tarragona. „Analecta Sacra Tarraconensia‟ VI (1930) p. 207–229. – M. OLIVAR, Notes entorn la influencia del l’Ars Dictaminis sobre la prosa catalana de cancilleria de finals del segle XIV. – „Homenatge Rubió‟ (1936) p. 631–644.

[p. 659] Scribes and writing offices: the charters of the counts of Angoulême before the late 13th century

I must begin with an apology for the somewhat rambling title I have taken for my communication to this Congress. Instead of discussing the Chancery of the counts of Angoulême, its development and place in comital administration, the various responsibilities of its personnel and the nature of its products, I must repeat what other speakers have said for other regions of what is now France: there is little sign of any institution in the county which might be graced with this name in the 12th century or earlier, and its existence has to be inferred rather than described in the 13th.

The rulers of Angoulême can in no way be compared with the counts of Flanders, dukes of Brittany or dukes of Burgundy as regards territorial power and methods of government. While not a poor region, the Angoumois was overshadowed politically and economically by Poitiers, La Rochelle, Bordeaux and even Saintes in the 12th and 13th centuries. The sources for the period are comparatively meagre – not as good as Brittany but better than Gascony – and this may be in some way a reflection of its position.

I mention this at the outset to stress the fact that I am dealing with relatively few comital charters, certainly an extremely restricted number when compared with those of the counts of Flanders, for example. Given this state of affairs, I think it better to make a series of observations about the charters rather than to undertake a detailed exposition of their changing nature, observations which will, I hope, without being too incoherent, throw some light on how they were produced and what form they took.

My credentials for talking about the subject derive from a doctoral dissertation which took as its theme the fortunes of comital government and authority in the Angoumois from the 9th to the mid 13th century, that is to say the period from which Carolingian monarchs ceased to exercise any effective control over this part of western France to the time when the kings of France again made comital government subject to their immediate authority and answerable to it. The defeat in 1242 of Hugh of Lusignan, count of La Marche and Angoulême, and his wife Isabel, widow of king John of England and last survivor of a long line of independent counts of Angoulême, is probably [p. 660] the best known event in this latter development. An extended appendix to this dissertation provided a list of over 270 comital charters dating from 882 to 12461. I want initially to make a few points about the history of the county which are, I think, of relevance to a discussion of comital charters.

The first point concerns the poverty of the Carolingian inheritance, as much as regards institutions of government and the archival legacy associated with them, as the rights which the counts could appropriate to consolidate their authority. This was no doubt a reflection of unsettled conditions in the Charente valley from the late 9th century. From their stronghold in Angoulême, the counts appear to have been unable to extend their authority substantially in the area until they took part in the expansion of the power of the dukes of Aquitaine, counts of Poitiers, in the first half of the 11th century. The only known Carolingian grant for any institution in the county was the diploma of Charles the Bald of 852 for the abbey of St Cybard. It is worth mentioning that royal diplomas of this date did not include the term cancellarius itself; this document was much copied and interpolated in the 11th and 12th centuries, and the absence of reference to the office of ‘Chancellor’ in [p. 661] the county before its reversion to the Crown in 1308 may in part be attributed to the fact that the word itself was not in circulation2. Carolingian institutions of government functioned in Angoulême up to the mid 10th century – up to this date we find a series of viscounts, apparently not related, operating in the city, as specified by Carolingian legislation, and also a court that can be approximated to the mallus. After the mid 10th century, these things disappear3.

Another point about the history of the county concerns its ‘provincialism’. This dangerous and subjective term has its use in characterising the rulers of which I am speaking. Comital power expanded in the wake of that of the counts of Poitiers, termed increasingly dukes of Aquitaine after 965, but the dukes inherited no rights over the county deriving from the Carolingian period. Angoulême was not, as is sometimes assumed, a satellite to centres of ducal authority but an independent region in which traditions peculiar to the area could flourish. Thus as regards diplomatic, the distinctive and unusual practice of beginning the year for dating purposes on 1 March was used until the mid 13th century. From a political point of view, the independence of Angoulême is reflected in the choice of its bishop as papal legate in 1108, as operating from a centre free from direct ducal intervention, or its use by the bishop elect of Poitiers in 1141 as a refuge from the wrath of the duke, Louis VII4.

My final point about the county’s history concerns its small size. Government could be carried out by energetic perambulation and military activity on the part of the count; there was little need to develop sophisticated institutions since problems could be solved by direct reference to the count. Names of comital officials appear from time to time in 12th & 13th century sources, [p. 662] but the chief executive arm of government seems to have been provided by individual knights from the count’s household who carried out a variety of tasks on an ad hoc basis. Only under the Lusignan counts in the 13th century do we find a more specialized apparatus of government, but even then we can find grounds for concurring with the conclusion of Jean Burias, who held that ‘administration médiocre’ was among the factors weakening comital authority in the 13th century and leading to the confiscation of the county by Philippe le Bel in 13085.

I come now to the charters of the counts, which are, of course, among our chief sources in studying the nature and development of comital authority.

The earliest documents that mention the counts, whether drawn up in his name or bearing his subscription, occasionally mention the names of scribes, and these can, with one exception, be shown to be the scribes attached to the public court over which the count or his officials presided. (The court corresponds to the mallus, though it was never given this name.) The activities of these scribes can be traced from the late 9th to the 10th century. Most, if not all, were clerics. We find the terms sacerdos, presbyter and levita used to describe them, though they also appear without any title. They produced documents for secular parties appearing before the court as well as in cases where either the cathedral or the abbey of St. Cybard were parties6. The position in Angoulême, then, parallels that in Poitiers, where scribes named Emmo and Adalbertus were attached to the mallus under Ebles, count of Poitiers from 902 to 934/5, and drew up documents for a variety of parties including the count7.

The phraseology and structure of these instruments bear a general family resemblance to those found in the Formulae Andecavenses or Formulae Turonenses of the Carolingian period. It is worth noticing that the scribes did not give themselves any title such as notarius. On one occasion the scribe Adalbertus, who ended documents dating from 908 to 923/45 with the phrases Adalbertus [p. 663] rogitus scripsit, or Adalbertus sacerdos rogitus scripsit, described himself as cancellarius, and the fact that this was in a comital privilege may show that such documents were considered deserving of a more pompous phraseology8. This is the only occasion I have met the term in a document in which a count of Angoulême was involved up to 1308.

Scribes of this kind, and the documents with which they are associated, disappear with the mallus and other institutions of government inherited from the Carolingian period. A document of 978 from the cathedral archives recording a private donation ends with the phrase Signum Walterio [sic] humillimus et indignus literator scripsit, which may stand as an example of the religious rhetoric that invades our phraseology henceforth9.

Documents drawn up in the name of the counts in the 11th century were all the products of beneficiary institutions. For the 11th century only one original survives, a privilege of count Geoffrey for St. Cybard datable to 1031/4310. Of a large size, measuring some 360 by 540 mm. and cut to a regular rectangular shape, it is written in a neat 11th century book-hand, not markedly different from the script used by Ademar of Chabannes, monk of both St. Cybard and St. Martial de Limoges before his death in 1034, or that found in late 10th century documents from the latter abbey, whose abbot was also abbot of St. Cybard at that time. The text bears a number of features taken from the Abbey’s 10th century muniments, though with long preambles before and after the suscription. Copies of a number of diplomas of this kind are to be found in the cartulary of St. Cybard, all of them dating from before the reform of the abbey in 1076/87, serve to show that this comital document was written by the beneficiary, the déstinataire.

The same can be said for all charters drawn up in the name of the counts of Angoulême before the mid 12th century, at least. Fluidity and variety of diplomatic forms is characteristic of much documentation of 11th century France, and this is particularly true of a region where the abbeys and ecclesiastical institutions producing archives and documents had among their own muniments few products of papal or royal chanceries to use as models. Many of the documents that relate to our counts in the 11th and early 12th century do not hide their character as ex post facto accounts of a transaction or series of transactions drawn up some time after it or they had taken place. The [p. 664] production of a written instrument does not seem to have been an essential part of comital decisions; as late as 1120/27, a comital judgment of some import was mentioned only in passing in an account of a protracted dispute11. Incidental reference to comital endowments of St. Cybard between 1187 and 1120 found in private charters of the period makes it conceivable, I think, that such endowments were made orally, especially since the 12th century cartulary of the abbey seems to contain a comprehensive account of the abbey’s muniments at this time. I say this with some diffidence, but since there is some indication that proceedings in the comital court were largely oral at this period, we must allow it as a possibility. In 1120/40 the monks of the poitevin abbey of Charroux prevailed on count Vulgrin to record in a sealed charter a gift made at least 33 years earlier by his grandfather; we do not necessarily have to conclude that the earlier gift had been recorded in writing, any more than we do when we find a document from the abbey of Baignes of 1101/20 referring to comital endowments made between 1047 and 108712.

If, in the 11th century, comital documents that we have were drawn up by ecclesiastical beneficiaries, we have to focus our attention on the changing nature of ecclesiastical documentation if we are to understand the changes in the form of comital charters. In Angoulême, ecclesiastical administration was more developed than that of the count in the 12th century, a state of affairs which can be paralleled elsewhere in ‘provincial’ France – we see this in the appearance of officials in the episcopal household; it is also reflected in the well drawn up documents made for legal and administrative purposes, whether charters or specialised registers such as that made under bishop Hugh in the mid 12th century recording the mortgaging of land13. The episcopal chancery was the innovative force in 12th century Angoulême, and not that of the count. Written documents played an increasing part in judicial proceedings in the bishop’s court. Bishop Ademar (d. 1101) used an antique gem as a seal – I say this on the authority of a collection of seal casts made by a 19th century antiquarian14. His successor, bishop Gerald, papal legate from 1108, certainly had a seal, as one would expect. A numbers of charters associated with him show his efforts to improve the way legal proceedings were conducted. [p. 665] I take as an example an account of a dispute between the monks of St. Florent de Saumur and those of Tournus, which came under Gerald’s jurisdiction as papal legate. He rejected a document produced by the latter party, describing it as no more than a narratio … que nec sigillo munito erat nec titulo alicuius persone titulata erat15.

The relevance of all this for the charters of the counts of Angoulême is that church courts were laying down standards for the drawing up of charters, and that those drawn up in the name of the counts would have to conform to these standards. The development of an efficient legal administration in which properly drafted instruments had a part is no doubt behind the remarkable growth of the gracious jurisdiction of the bishop and chapter of Angoulême apparent from shortly after 1150, a growth which culminated in the establishment of a deputed seal ad causas under the dean after 121316.

I have assumed hitherto that there was no comital chancery or writing office from the early 12th century which created a measure of standardisation in the diplomatic structure of comital charters. It seems fairly clear that the majority of comital charters for which a text survives were drawn up by scribes from the institutions to which they were issued. However, it is also clear that the counts had their own secretarial facilities, which indicates that they could issue their own charters. The first appearance of a comital seal is under Vulgrin, count from 1120 to 114017. It is during the same period that a comital chaplain is first mentioned, one Itier Calva, who fulfilled the same function under Vulgrin’s son William, count from 1140 to 1179. A comital charter of 1120/40 mentions an Ademar scriba in a list of witnesses, who may have been a scribe working for the count18.

[p. 666] There are more explicit references from the late 12th century. Charters from the abbey of St. Cybard in the name of count Ademar, count from 1186 to 1202, mention one Helias, notarius of the count, in a list of witnesses, and he is probably the same individual as the Helias scriptor mentioned among the witnesses of a comital privilege for St. Ausone dated 119719. A comital charter of 1189 from the abbey at Bassac mentions another individual, William Gualant, scriptor of the count, acting as a witness for count Ademar20. Rather than indicating some specialization of function, the use of the terms scriptor and notarius seem to indicate the lack of any formal office in the count’s household, each beneficiary institution describing the function with a different title.

The term ‘writing office’ seems more useful to describe the secretarial arrangements that these titles imply, rather than ‘chancery’ with its implication of a formal hierarchy of officials and established working procedures. I am saying nothing new if I suggest that men referred to as notarius or scriptor need not have been uniquely or even principally concerned with the drawing up of the count’s acta; the keeping of accounts, or dispatching correspondence may have been their major concern. The fact that they were called on to witness the charters of count Ademar indicate involvement with comital administration, even if they appear in only 4 of the 24 or so known texts of charters in Ademar’s name (household knights occur much more frequently acting as witnesses).

Hugh of Lusignan, according to a document of 1200 from Nouaillé in Poitou, expressly handed a charter to his notarius, William Amelot, for sealing, allowing us to conjecture that the notarius of the count of Angoulême was similarly responsible for his master’s seal21. It is probably more than a coincidence that references to a comital chaplain, the most likely candidate for custodian of the count’s seal, cease when the comital notarius appears in our sources.

[p. 667] There are no surviving examples of a comital seal from the time of count Vulgrin. However, a 16th century description refers to a comital charter of 1120/36 as ‘scelé de cire blanche en lacs de cuir; au sel il y a un hom figuré au cheval tenant une epée en une des mains’22. In 1199, the charter recording count Ademar’s treaty with Philip Augustus bore the impression of an equestrian seal (a fragment survives), the impression being in white wax23. The 17th century inventory of Dupuy described the seal as portraying ‘un homme à cheval qui tue un lion’, but it is not possible to show whether this subject was also the theme of earlier designs on comital seals. The surviving fragment of the 1199/1200 seal bears the impression of a counter-seal, a ‘secretum’, which bore as arms a shield lozengy. The use of a counter-seal provides evidence for specialization of function in the comital ‘writing office’.

It is difficult to say how consistently the counts used their seal from the time of count Vulgrin (1120/40). Of the 6 charters of this count for which a text survives (there are no originals), only 3 mention sealing in the text. But original charters from later in the century make it clear that sealed documents did not always have a sealing clause. What is worth remarking is that considerable weight is given in the texts of comital charters to autograph subscription by the count; of some 14 charters whose text we know in the name of count William (1140–1187), all but one refer to comital subscription whereas only 9 refer to sealing. Comital subscription, which originals show to have taken the form of a sign of the cross, virtually disappears under count Ademar (1186–1202), only 2 charters out of some 24 referring to it; some 15 charters bear his seal and have a sealing clause together with a list of witnesses. Until the time of Ademar, it appears that comital subscription was considered as essential as the impression of the comital seal to validate comital acta.

The most obvious question to ask about these charters is whether their structure conforms to a ‘house style’ that might debote the workings of a comital chancery. This is difficult to answer because we have anyway a movement towards uniformity in the language and structure of charters, and possibly a greater sense of what language and phraseology was appropriate to express the workings of comital authority.

There are groups of comital documents from the 12th century that bear evident marks that they were drawn up by beneficiaries. A number from St. Amand de Boixe have pious preambles that echo those found in the earlier [p. 668] muniments of the house; another feature that they have in common is that they lack dating clauses24. Three charters of count Ademar for the abbey of St. Cybard in Angoulême, very efficiently drafted documents, share virtually the same clause to announce the seal, a clause whose phraseology is not found in other comital documents25. A comital privilege for La Couronne of 1155/79 bases its calligraphy and diplomatic form on a papal bull, while another from this house of 1186/1202 gives Ademar the style dei gracia comes, unique for this count and best explained as a loan from the style of episcopal charters of the day – the only other instance of this form comes in a comital privilege of 1158 for St. Florent de Saumur where the count was permissione divina comes Engolismensis26. It is worth noticing in parenthesis about La Couronne that alone of the abbeys of the Angoumois it seems to have renewed comital privileges of a general nature with each new count, much as it renewed and updated its papal privileges on the advent of each new Pope in the 12th century; the same house is also remarkable in Angoulême for obtaining letters of protection from both king John of England when he ruled Aquitaine, and Philip Augustus in 121027. If the initiative to have documents of this kind came from the abbey, it is perhaps not surprising that it should have drawn up those in the counts’ names itself.

[p. 669] The most promising candidate for consideration as a product of the comital writing office is an original charter of 115728. It has a totally secular provenance, and probably found its way to Paris – it is now in the Archives Nationales – when the comital archives were removed there in the early 16th century. The document records a concord between the count and a feudatory, Helias Popellum, establishing the amount of an entry fine (acaptamentum). It has features which can be paralleled in a number of documents deriving from a variety of ecclesiastical archives. The count’s style, for instance, Willelmus Tallafer, comes Engolismensis, filius Vulgrini comitis, can be found in comital charters for La Couronne, St. Amand de Boixe, and the cathedral of Angoulême, as can the notification clause, presentibus et futuris notum fieri volo. In our charter of 1157, the exposition clause that follows succinctly expresses the opposing arguments of the count and his feudatory; once the concord is described, the count confirms it in a clause beginning Complacuit mihi … Witnesses are introduced with the phrase Huic concordie interfuerunt …, after which the sealing and comital subscription are announced. The date is in the form Factum est hoc dominice incarnationis anno M.C.LVII, and ends with reference to Louis as king of France, and Henry as King of England, count of Anjou and Duke of Aquitaine.

The structure and phraseology of this charter are very similar to one drawn up in the name of the same count for St. Amand de Boixe in 1154, the most significant differences being in the style – William is not said to be son of count Vulgrin – and in the final clauses, where the dating clause precedes the annunciation of sealing and comital subscription with which the text ends29.

One would leap to the conclusion that both documents were written by a scribe working for the count were it not for the fact that strikingly close parallels of language and structure can be found in episcopal documents of this date30. The charter of 1157 is a chirograph, though the text does not refer to the fact. I think it possible that this practice, where charters in the count’s name were concerned (at least 7 out of 24 such charters between 1186 and 1202 were chirographs), was adopted under the influence of the episcopal [p. 670] court, chirographs being frequently mentioned in proceedings before the bishops of Angoulême, especially in the first half of the century.

A cathedral canon witnessed the charter of 1157, and the charter of 1154 records a gift made in the presence of the bishop. The former charter was drawn up in the count’s name; a similar concord between count and feudatory of 1178, which we know from a text that survives again with a totally secular provenance, was recorded in a charter drawn up in the name of the bishop of Angoulême31. Given these facts, I think it possible that we are dealing with a situation in which the count prevailed upon a clerical scribe to act for him on an ad hoc basis, or in which scribes in comital service had spent part of their career in the episcopal or other ecclesiastical chancery.

Despite the increasing standardization of structure and phraseology in comital charters under Ademar (1186–1202) – the regular address, notification and dating clauses, witness lists, etc. – I must leave the 12th century with a negative point: we have insufficient evidence to deduce the workings of a chancery. The counts certainly had secretarial facilities and arrangements for custody of the comital seal, allowing us to use the term ‘writing office’. But even in the late 12th century, the stress is on the symbolic actions that accompanied a gift or grant rather than on the tenor of the privilege expressed in the clear language that betokens the routine product of the chancery clerk. Some of our late 12th century comital charters may well be the work of scribes in the count’s service, but what survives does not allow us to be categorical about any particular specimen.

From 1202 until after the death of John, King of England and husband of count Ademar’s daughter Isabel, Angoulême was ruled by agents of the English Crown. On her return to Angoulême in 1218, Isabel appears to have suppressed institutions inherited from Angevin government, retaining only that of seneschal. We have only one document dating from the period when she ruled the county alone, dated 121832. A 16th century copy of this document refers to it as ‘scellé à lacs de soye rouge, de cire verte’; on the seal was ‘une femme couronné’. This seal may not have been modified on her marriage to Hugh of Lusignan in 1220, since the sole surviving impression of her seal, appended to a document of 1246, does not refer to Hugh or to La Marche despite the inclusion in her style of the words ‘countess of La Marche and Angoulême’33. [p. 671] The seal used in 1246 fits the description of that mentioned in 1218: on the observe a lady standing and wearing a crown with a legend referring to her as Queen of England and domina of Ireland, on the reverse a similar lady without the crown with a legend referring to her as Duchess of Normandy and Aquitaine and countess of Anjou (Angoulême and La Marche are not mentioned). By 1243, Isabel also had a smaller seal that was kept with her, the other seal presumably being held by an official of her household. In a document of this date she referred to her sigillum parvum, which she was obliged to use quia sigillum quod consuevimus habere non habebamus. The impression of this small seal was again made in green wax34.

What evidence is there for a comital chancery after Isabel’s marriage in 1220? The couple evidently faced very different administrative problems from those of their predecessors since their lands stretched like a patchwork over the west of France. The word ‘chancellor’ or ‘chancery’ is not found in any document relating to the counts in the 13th century. Hugh of Lusignan, like his predecessor, count Ademar, had a notary attached to his household: Aimery Vignau was variously described as magister, dilectus et specialis clericus noster, and notarius noster between 1222 and 1226. His importance in the count’s administration is reflected in a large grant made to him of comital rights over a priory of St. Cybard at Nersac35. His successor, Filiquatus, is mentioned in 122736. Thereafter, the abandoning of long witness clauses in most surviving charters means that references to this official – and to others – cease.

We are fairly safe in regarding Hugh’s notary as the head of a writing office on which the count relied to govern his far-flung lands. The notary was certainly peripatetic with the count’s household at least some of the time in the 1220s, since he is mentioned in documents dated both inside and without the Angoumois. The personnel of the writing office was probably called on to provide a variety of documents. The bulk of what survives today for the period before Isabel’s death in 1246 comes down to us in ecclesiastical archives and involves disputes between the count and various ecclesiastical bodies, grants, renunciation of rights and so on. Before seeing what we can [p. 672] deduce about the workings of the comital writing office from these charters, I would like to refer to classes of document whose production was likely to have dominated the work of the office.

No example survives of the letters by which the count communicated with his servants, though they are referred to in the aveux he received from his subjects – these were obliged, for instance, to make their castles available to the count or suo certo mandato deferenti suas patentes litteras (a common enough provision in 13th century aveux)37. Letters of 1236 from count Hugh to one of his knights must stand as an example of letters of this sort. In it, the knight is informed that a gift made by a third party to the abbey of Charroux which he, the count, had previously vetoed could now be made. The form is brief. Hugh is given his style, count of La Larche and Angoulême, and the address is simply dilecto et fideli suo A. de Bernezay, milite; the notification is in the form noveritis quod, and there is no hint of any command. The letters end with a dating clause, ‘Given on the Friday after the feast of St. Matthew, anno gracie M.CC.XXX.XI’. How such a letter was sealed is not known: we have only an 18th century copy of a 15th century transcript to reconstitute the text38.

Another kind of letter is represented by those sent to Henry III of England by Hugh and Isabel. Here the name of the addressee precedes that of the sender, and there is no dating clause39. Their size is regular – a typical example would measure some 60 by 150 millimetres – and the seal was on a tongue, sur queue simple; it was folded once horizontally and three times vertically. Letters of this kind are written in good cursive charter hands, usually executed very neatly, that contrast with the book hands found in most 12th century comital documents. Letters of this kind are, of course, typical of those used for correspondence in the 13th century and later. It is difficult not to suppose that Isabel had scribes capable of producing them in her household when in England, and retained them in her service when she returned to Angoulême.

Whether scribes in comital service wrote out the aveux which were then sealed by comital feudatories in the count’s court is not made clear. There are [p. 673] copies of some 24 such documents, dating from 1222 to 1246, of which 16 expressly mention that the aveu was made before the count in his court40. The form and vocabulary used are very similar for each – and similarities are easy to find with other comital charters – but this reflects the work of trained lawyers as much as adherence to conventions of a particular chancery since they are similar to the aveux, for example, made to Alphonse of Poitiers as count of Poitou.

The registers of aveux compiled for the counts of Angoulême in the 13th century were presumably produced by men with legal training of some kind. We have only the barest glimpses of these registers, which probably went to Paris with the rest of the comital archive in the early 16th century and may have perished in the fire that decimated the royal Chambre des Comptes in 1737 or been lost subsequently. However, extracts were made from them (and from a number of other documents) when the registers were held in ‘la tour au chambre des comptes de … la comtesse d’Angoulême en son chastel à Couignac’ in 1475. We have references to 4 registers that date from the 13th century. One, entitled Iste liber est scriptus de redditibus et homagiis que debentur domino comiti Marchie et Engolisme, contained a copy of a document of 127841; another, headed more simply ‘Le registre des aveux des fiefs du comte d’Angoulême’, ended with a transcript of a document dated 1261 and had the last 17 of its 48 folios blank (it was said to be of paper, but we may be dealing with a late medieval copy of an earlier register)42. The other two registers are of uncertain date, though evidently ante-date the annexation of the county by the crown in 1308; to ascribe them to the servants of Hugh and Isabel is a matter of conjecture43. What these registers do make clear, however, is that the count’s ‘writing office’ was amassing some kind of archive in the 13th century44.

The only register of which we have a complete text survives in a 17th century copy, the original having been once in the royal Chambre des Comptes with other archives of the counts45. It contains transcripts of a variety of [p. 674] documents – from political agreements with the French and English crowns in the 1230s and 1240s, and charters by which comital property passed from one feudatory to another, to comital endowments of the church and a privilege for the inhabitants of Bellac. The material concerns La Marche as much as Angoulême and appears to have been put together before c. 1290. In no way can it be seen as a register of documents issued by the count; rather, it was a copy made of a number of files with incidental material added. The impression given by its lack of internal organization and by, for example, the inclusion of a large number of inspeximus versions of comital documents issued by bishops and others seems to show that record keeping was not highly developed in the comital administration.

This, then, is the sum of what can be discovered about the products of the comital writing office, other than what comes down to us in ecclesiastical archives. It appears meagre in the extreme when compared to the accounts, administrative correspondence and registers which abound in the rich archive of Alphonse of Poitiers. We have no insight into the institution that created and kept the records of comital government. But I think the point worth making that the counts did have a writing office of some kind, and that they produced the same kinds of record as other seigneurial administrations of the day.

What of the charters drawn up in the names of Hugh and Isabel that have come down to us with the muniments of ecclesiastical institutions? The 13th century is, of course, a period where fairly standard types of document gained general acceptance; the background to this is beyond the scope of my contribution. I think it probable that many of the charters issued in the name of the count or countess were written by scribes working for them rather than for the beneficiary, though one would need a greater number of original documents before one could become dogmatic on this point. I have found some 60 texts of documents in the name of Hugh and Isabel as rulers of Angoulême and La Marche, of which 28 are originals (of these, 17 are from the Trésor des Chartes and are likely to have been written by scribes not in comital service).

I want to say something about a small group of charters which throw some light on the operations of the comital writing office. They are close in date – 1225/6, 7 August 1226 at Angoulême, 1226 at La Couronne, and 1226 – and were drawn up for St. Amand de Boixe, La Couronne and the Cathedral of Angoulême46. We get a standard suscription and style, Hugh of Lusignan, [p. 675] count of La Marche and Angoulême, and Isabel, his wife, by the grace of God Queen of England, countess of La Marche and Angoulême. There follows an address to either universis christi fidelibus or omnibus as quos presentes litteras pervenerint, followed by a salutation. Common to all is the notification clause, universitati vestre sub huius scripti testimonio innotescat quod; final clauses in 3 are of the type ut autem huiusmodi factum plenum ac firmum robur obtineat perpetue firmitatis, and all have long witness lists.

I think it likely that these similarities indicate that comital scribes were using the drafts of charters recently issued to provide a model for the next charter required – this is a feature which has been noticed in the chancery of the counts of Flanders in the early 13th century47.

Despite their general uniformity, there are some small features in a number of comital documents which seem to denote groups drawn up by scribes other than those in comital service. Many of the documents recording agreements between the comital couple and Louis VIII and Louis IX lack clauses announcing the seal, and were probably the work of royal scribes. A charter of 1227 in the name of Isabel is demonstrably written by a scribe in royal service, since his work is found elsewhere in the archives of the Trésor des Chartes on documents not related to Hugh or Isabel48.

What can be said about the sealing of these charters? Of the 28 originals that I mentioned, all but three are sealed on a parchment tag through a turn-up, i.e. sur double queue, or on laces. It is difficult to perceive any consistency in the use of the colour for the wax on which the impression of the seal was made. The majority surviving are on green wax; those made on brown wax are all on documents recording agreements with the king or with Alphonse of Poitiers, the one exception being the brown seal on the testament of Hugh and Isabel issued in Angoulême in 1243. A comital privilege for the abbey of Grobosc dated 1267 was said to be sealed with white wax, a fact which reinforces the notion that colour was not used consistently for different kinds of document49.

As I mentioned earlier, there is no reference to any official who had custody of Hugh’s seal apart from his notarius, mentioned between 1224 and 1227. [p. 676] The seal itself represents a change from that of his father-in-law, count Ademar (d. 1202). The obverse, which referred to Hugh of Lusignan as count of Angoulême, showed the Lusignan arms, a figure on a horse with a hunting horn around his neck and holding a small dog on the horse’s hindquarters. On the reverse, Hugh of Lusignan was styled count of La Marche, and the arms were a shield baruly on a field of arabesque ornament50.

I want to end with a few remarks about the production of documents in the course of comital administration in the 13th century other than those drawn up in the name of the counts.

The head of comital government was the seneschal. The office was instituted when the county was under Angevin control, earliest references to it dating from 1214, and although Isabel drove the incumbent from the county on her return, the office itself was retained. In 1264, the seneschal was described as holding the locum et vicem domini comitis in the county; with references to servientes senescalli and homines senescalli, we find a clericus senescalli mentioned in 1224 and 126251. This is the only evidence we have for the secretarial arrangements at the seneschal’s disposal. No examples survive of the documents which, we may suppose, were used to convey orders to other officials such as the prévôt established in lordships throughout the county. The earliest known seneschal employed by Hugh of Lusignan, Anchius de Viron, probably came from near Chizé in Poitou52. One may conjecture that he communicated with his subordinates in much the same way as another official in Lusignan service, the prévôt of Lusignan itself. Among the Nouaillé muniments is a small letter of 1231 sealed sur double queue drawn up in the name of ‘S. prepositus’ and addressed ‘dilecto suo. pedagiario de Castro Novo.’ The recipient is told of Nouaillé’s exemption from péage (Significo vobis quod …), and ordered not to levy the toll (Unde vobis mando …). The order ends with the word Valete, after which is a dating clause53.

[p. 677] The seneschal of Angoulême used his personal seal on comital business throughout the 13th century. The earliest example I have found of a document in his name and once bearing his seal dates from 125054. (At an earlier date Hugh of Lusignan’s seneschal of La Marche, Audebert, Lord of La Trimouille, used his personal seal on a document of 1236 concerning comital rights)55. There were no deputed seals for the seneschal of Angoulême as there were for the seneschal of Gascony and his court after the 1250s and the vicarius of Toulouse after 125556. I may say in parenthesis that a lordship within the county, that of Marcillac, had a deputed seal: in 1274, Adam, lord of Beaumont and seneschal of Marcillac for its lord, Maurice de Belleville, issued letters sealed sigillo nostre proprie una cum sigillo senescallie de Marciliaco57.

The only deputed seals of the counts within the county in the 13th century were those associated with the exercise of gracious jurisdiction. As I mentioned earlier, the bishop of Angoulême had regularised this aspect of his activities in 1213 with the establishment of a dean among whose attributes was in causis tractandis jurisdictionem plenam. The court of this official and his seal became, in the 13th century, the chief resort for those establishing contracts and conveying property in the county – this follows a pattern common to much of France58. The count’s exercise of gracious jurisdiction is rarely made [p. 678] apparent in surviving sources: documents of 1229 and 1240 show letters patent in the count’s name and under his seal describing transactions that had taken place in his court in which he had no material interest59. At a later date, a series of contract seals were established in lordships in the county. The earliest I have found comes from Villebois and was appended to a document of 127560. The Sadoux collection of seal casts in the Archives Départementales de la Charente includes a cast of this seal: on the obverse is a shield baruly (the arms on the reverse of the second seal of count Hugh XII, where the legend describes him as count of Angoulême) and on the reverse a small shield charged with a sprig of oak leaves, probably the arms of Villebois. The arms of the obverse are also found on the Angoulême contract seal, to which the earliest reference I have found is datable to 1280/961. There was a similar seal in Bouteville from at least 128262, and one was one apparently established for Cognac and Merpins when the counts recovered these lordships in 128963. The comital contract seal at Aubeterre is first evidenced in 128864.

Though most of these seals appear in the 1280s, it seems likely that they were in fact instituted in most cases at about the time that the Villebois seal [p. 679] is seen to be in operation, that is to say in the 1270s. This latter date accords well with the appearance of similar seals in Poitou, if the sample to be found in Eygun’s Sigillographie de Poitou can be taken as representative65. The contract seals in the Angoumois appear at the same time as the earliest instruments drawn up by public notaries – the earliest such document I have come across is dated 127366.

The documents on which the comital contract seal was appended are all private charters drawn up in the name of one of the parties involved in the transaction. The use of the contract seal is mentioned always in the final clauses; the seal was brought forward at the plea of the parties concerned. It was rarely used on its own, usually being found with the seal of some other authority (most commonly the dean or an archpriest) and those of the parties concerned. Comital contract seals do not appear to have been widely used; certainly, they never rivalled that of the dean of the Cathedral at Angoulême. This situation changed with the seal instituted by the king in the county after 1308.

Who held the contract seal in each lordship? The clauses announcing the seal in most 13th century documents where it is found all refer to its production by the count: Nos comes … sigillum nostrum predictum [i.e. quod utitur in castellania de X in diversis contractibus] duximus apponendum. A document of 1290, however, mentions that the prévôt of Cognac and Merpins produced the seal of those castellanies de mandato domini comitis. The Angoulême contract seal appears in a document of 1299 as in the prévôt’s control, though at about the same time we have a reference to one Rannulf Curami, custos sigilli [quod apud Engolism’ utitur ad contractus], presumably a member of the prévôt’s staff. In Bouteville in 1307 a gerens sigillum is mentioned, though this may represent an innovation connected with countess Beatrice’s acquisition of the lordship. For Villebois there is no mention of a prévôt, but in 1303 the castellanus de Villaboe is seen producing a seal; a prévôt is similarly absent in Aubeterre, [p. 680] and the contract seal there appears to have been in the charge of one Itier Peudritz, miles tenens locum … comitis Engolisme in castris et castellanis de Albaterre, de Montemorello et de Blanziaco, in 1288 at least67.

The court to which each contract seal was attached had other officials by the late 13th century. The most explicit reference comes in a document of 1312. The custos et exequtor sigilli novi ad contractus in Villebois, recently instituted by the king, sealed a document on the fidelem relationem of a clerk named William de Pini; this clerk was said to have been the auditor sigilli quod in castro … de Villaboe … olim utebatur ad contractus, that is to say he was the auditor of the former comital contract seal68. On an aveu of 1290, the words ‘Guillelmus Baudoyni audivit pro utroque sigillo’ are written on the turn-up, referring to the Villebois contract seal and the seal of the prior of Peyrat, archpriest of Goz. We find here a practice reminiscent of that obtaining in the royal administration in the Île de France, developed by the celebrated établissement of Philip le Hardi promulgated in the spring of 128169.

The contract seals of the counts of Angoulême appear to reflect the influence of royal administrative practices. They were perhaps set up in response to facilities available not far from Angoulême in lands governed by Alphonse of Poitiers until his death in 1271 and by the king thereafter – this is suggested by the activities in the county of the auditor of the royal seneschal’s seal at Parcoul in the Saintonge70.

I end this account of comital institutions relevant to the production of written documents with these deputed seals. Lack of reference to any chancery in the 13th century does not indicate that the kind of secretarial facilities which characterise other princely and seigneurial governments of the period did not flourish.


1 R.C. Watson, ‘The counts of Angoulême from the 9th to the mid 13th century’, Ph. D., University of East Anglia, 1979 [henceforth referred to as: Watson, ‘Counts of Angoulême’]. In preparing this thesis, I was not able to use the unpublished École des Chartes thesis of Paul Cravayat, ‘Les Institutions du comté d’Angoulême de Bougrin I (866) à Guiard (1308)’, of which a résumé was published in the Positions des thèses de l’École des Chartes for 1943. I did not see this thesis until 1981; the catalogue of acta of the counts before 1202 which formed part of Cravayat’s work I saw first in December 1983, and I would like to express my sincere thanks to Mme Cravayat of Bourges for generously allowing me to use her late husband’s manuscript. Cravayat’s catalogue, unlike my own, contained only documents drawn up in the counts’ names, though he added a few known only from brief descriptions. His sequence runs from I to LXXXV. My impression is that Cravayat knew his catalogue to be incomplete, though material in it is edited to the highest standards. Two comital charters from Dalon are mentioned in notes added subsequently to his text (Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. nos. 154, 177), and a text from Moissac is in his ‘pièces justificatives’ rather than his catalogue (Ibid., cat. no. 23). Charters appearing in his catalogue overlooked in my thesis are his numbers LV and LVII, descriptions of comital grants to St. Martin de Bouteville of 1140/79 (Archives Départementales de la Charente, H 12, 1, fols. 376, 268 v), and his no. LXXX, a comital charter of 1199 (Paris, Bibl. Nat., Coll. Duchesne, vol. 68, fol. 140). Cravayat’s numbers LII, LXI, LXVII and LXXIII are forgeries. My own catalogue includes a number of documents not known to Cravayat. His approach is very much based on that of Luchaire in his manual on royal institutions (how far this is fruitful for a minor ruler in an unsettled area may be questioned), and is particularly detailed for the late 13th century. I have reduced references to my thesis to a minimum; I hope to publish it with its catalogue once the latter is revised and recast.

2 G. Tessier, Recueil des Actes de Charles II le Chauve, Chartes et Diplômes relatifs à l’Histoire de France (1943–1955), no. 149; Tessier, Diplomatique royale française (1962), p. 95. The term cancellarius crops up in 11th century France referring to people acting on behalf of a number of rulers but without always seeming to indicate any settled institution of government as such; see O. Guillot, Comte d’Anjou au XIe siècle (1972), vol. I, pp. 419–20; M. Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie de 911 à 1066 (1961), p. 41; A. Richard, Histoire des comtes de Poitou (1903), vol. I, p. 378; J. Martindale, ‘The origins of the duchy of Aquitaine and the government of the counts of Poitou’, D. Phil. thesis, Oxford University, 1968, p. 167.

3 Watson, ‘Counts of Angoulême’, pp. 167–9, 179–81. The chronicle of Ademar of Chabannes has to be used with great caution for the 10th century.

4 Watson, ‘Counts of Angoulême’, pp. 66–9, 111–14; Cravayat, ‘Du style usité en Angoumois au moyen age (XIe–XIIIe siècles)’, Bulletin Philologique et Historique du Comité des Travaux Historiques, années 1944–5, pp. 165–172.

5 Géographie historique du comté d’Angoulême (1308–1531), Mémoires de la Société Archéologique et Historique de la Charente, année 1955 (1957), p. 44.

6 These documents are all in the cartularies of the Cathedral and St. Cybard of Angoulême; see Cartulaire de l’Église d’Angoulême, ed. Nanglard, Bulletin de la Société Archéologique et Historique de la Charente, année 1899, and Cartulaire de St. Cybard d’Angoulême, ed. P. Lefrancq (1930), the latter a partial edition containing only material the editor thought written before 1171. The Aimeritus who wrote a comital document of 902 is not known from any other reference, and was probably attached to the same court as the other scribes.

7 A. De Bouard, Manuel de Diplomatique … II. L’Acte privé (1948), pp. 131, 135; J. Martindale, ‘Origins of the duchy of Aquitaine’, p. 3.

8 Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. no. 12 (Cartulaire de St. Cybard, no. 200).

9 Cartulaire de l’Église d’Angoulême, no. IV.

10 Watson ‘Counts of Angoulême’, cat. no. 54 (Cartulaire de St. Cybard, no. 224; for a facsimile, see Babinet de Rencogne, ‘Documents Paléographiques’, Bulletin de la Société Archéologique et Historique de la Charente, année 1870, after p. 392).

11 Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. no. 130.

12 Ibid., pp. 9–10, and references given there. See also F. Rousseau, Actes des comtes de Namur, 946–1196 (1936), p. CXXXV.

13 ‘Fragments d’un cartulaire de l’évêché d’Angoulême, XIIe siècle, MS. Ottoboni 687’, ed. L. Auvray, Mélanges Julien Havet (1895), pp. 389–94.

14 A collection of seal casts made by M. Sadoux was bought by the Archives Départementales de la Charente in 1910. The origin of each seal is not given.

15 Chartes poitevines de St. Florent de Saumur, ed. P. Marchegay, Archives Historiques du Poitou, II (1873), no. XVI. Work on bishop Gerald is not as extensive as his significance for the west of France in the 12th century warrants. H. Claude, ‘Un légat pontificale au XIIe siècle: Girard d’Angoulême. Essai sur l’histoire d’une légation permanente’, thesis for a doctorate in theology, Lille University, 1949, is useful.

16 The document setting up the office and court, drawn up in the name of the archbishop of Bordeaux, is printed in Gallia Christiana, ed. D. Sainte Marthe, revised P. Piolin (1870–7), vol. II, Instr., cols. 451–2. For the seal of this court, see below, n. 58.

17 Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. nos. 133 (Arch. Départ. Charente, G 424/2), 136 (Cartulaire de St. Cybard, no. 43), 139 (Chartes … de l’abbaye de Charroux, ed. P. de Monsabert, Archives Historiques du Poitou, vol. XXXIX (1910), no. XXXI) are the earliest comital charters to mention a seal.

18 Ibid., cat. nos. 136 (Cartulaire de St. Cybard, no. 43), 174 (Cartulaire de l’Église d’Angoulême, no. CLXXVI).

19 Ibid., cat. nos. 204, 205 (Arch. Départ. Charente, H 1, 1, fols. 28, 28 v–29), 192 (Arch. Départ. Charente, H 3, 93). The latter charter I knew only from 16th and 17th century descriptions when working for my thesis; the text of the original I first came across in Cravayat’s work. I am grateful to Mme Ducluzeau, Director of the Archives Départementales at Angoulême, for sending me a copy of the original. The verb notare was used in a comital charter to signify the writing of a document: eam [quitationem] constitui notari litteris (Ibid., cat. no. 193– Cartulaire … de St. Amand de Boixe, ed. A. Debord, no. 299).

20 Ibid., cat. no. 183 (Poitiers, Bibliothèque Municipale, Coll. Fonteneau, vol. I, p. 209).

21 Chartes de l’abbaye de Nouaillé, ed. P. de Monsabert, Archives Historiques du Poitou, vol. XLIX (1936), no. 226.

22 Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. no. 133 (see note 17).

23 M. Douët d’Arcq, Collection de Sceaux, Archives de l’Empire, Inventaires et Documents, vol. I (1863), no. 833.

24 Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. nos. 182, 190, 193 (Cartulaire de l’abbaye de St. Amand de Boixe, ed. A. Debord (1982), nos. 253, 311, 315, 299). See also the remarks of Debord, ibid., p. 76. Other comital charters from this house are drafted in more concise language, but it would be hazardous to conclude that they were the productions of a different writing office.

25 Ibid., cat. nos. 196, 204, 205 (Arch. Départ, Charente, H 1, 175; above, n. 17). The clauses read: Et ne super huiusmodi quitacione (a me?) facta possit in posterum dubitari, presentis scripti cartulam per cirografum divisam sigillo meo feci communiri (cat. no. 196); Et ne super huiusmodi facto meo posse in posterum aliqua dubitatio provenire, presentis scripti cartulam per cyrographum divisam sigillo meo feci communiri (cat. nos. 204, 205).

26 Ibid., cat. nos. 176 (Arch. Départ. Charente, H 2, 29), 203 (ibid.), 162 (Chartes Saintongeaises … de St. Florent près Saumur, ed. P. Marchegay, Archives Historiques de la Saintonge et de l’Aunis, vol. IV (1877), no. XXXII).

27 Freedom from all comital impositions granted to La Couronne by count Vulgrin (1120–1140) was mentioned in a similar privilege given by his son count William in 1155/79; count Ademar’s privilege to the same effect is datable only to 1186/1202 (Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. nos. 144, 176, 203; the latter is printed in Chronique Latine … de La Couronne, ed. Castaigne, Additamenta no. VIII). For John’s privilege, see Rotuli Chartarum … 1199–1216, ed. T.D. Hardy (Record Commission, 1837), col. 97 b. Philip Augustus’s privilege is mentioned only in the Chronique Latine … de La Couronne, p. 74 (Recueil des Actes de Philippe Auguste, Chartes et Diplômes relatifs à l’Histoire de France, vol. III, 1966, no. 1161); no trace of it has been found in the abbey’s muniments.

28 Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. no. 161. I knew this document only from an 18th century copy until I consulted the thesis of P. Cravayat; the original is in Paris, Archives Nationales, K 1144, no. 17. The 18th century copy (Bibl. Nat., Coll. Périgord, vol. LIII, fol. 233) referred to the original as in the ‘Archives du Royaume, carton coté Mélanges’.

29 Ibid., cat. no. 160 (Cartulaire de … St. Amand de Boixe, ed. A. Debord, no. 277).

30 The dating and sealing clauses in particular can be found in episcopal charters of this period, as can the business-like arrangement of the clauses, each short and to the point.

31 Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. no. 173 (Cartulaire Comitum Marchie et Engolisme, ed. G. Thomas (1934), no. XXXV).

32 Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. no. 209 (Babinet de Rencogne, ‘Nouvelle chronologie des maires … d’Angoulême’, Bulletin de la Société Archéologique et Historique de la Charente, années 1868–9, pp. 640–1).

33 Douët d’Arcq, Collection de Sceaux, no. 10010.

34 Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. no. 268 (Le Livre des Fiefs de Guillaume de Blaye, ed. Nanglard (1906), pp. 32–6).

35 Ibid., cat. nos. 212 (Chartes … de St. Maixent, ed. A. Richard, Archives Historiques du Poitou, vols. XVI–XVII (1886), no. CCCCXX), 219 (Cartulaire … de St. Amand de Boixe, ed. A. Debord, no. 304), 221 (ibid., no. 303), 223 (Arch. Départ. Charente, H 1, 175).

36 Cartulare Comitum Marchie et Engolisme, ed. G. Thomas, no. XXIX.

37 Cartulare Comitum, ed. G. Thomas, no. LVIII (dated 1246); Paris, Archives Nationales, P 721, fol. 5 (dated 1243).

38 Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. no. 252 (Chartes … de Charroux, ed. P. de Monsabert, no. LXXVII).

39 The original letters, of which most are published in Royal and other historical letters … of the reign of Henry III, ed. W.W. Shirley, 2 vols., Rolls Series, no. 27 (1862–6), are in the Public Record Office in London, S.C. 1, vols. I–IV.

40 These are contained in a volume of extracts made from comital archives in 1475, now P 720 in the Archives Nationales in Paris.

41 Archives Nationales, P 720, fol. 2; P. 513/1, no. XXVI.

42 Archives Nationales, P 720, fol. 9 v.

43 Archives Nationales, P 720, fols. 1, 10 v.

44 Apart from the transcripts in P 720 and P 721, there are some 30 original documents dating from before 1308 with the comital archives, though medieval copies of, and references to, 13th century documents are more common.

45 Cartulaire Comitum, ed. G. Thomas (see n. 31).

46 Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. nos. 221 (Cartulaire … de St. Amand de Boixe, ed. A. Debord, no. 303), 224 (Paris, Archives Nationales P 1405/1, no. CCCIII, and Arch. Départ. Charente, G 424/6), 225 (Chronique Latine … de La Couronne, ed. J.F.E. Castaigne, Addit., no. IX), 226 (Cartulaire … de St. Amand de Boixe, ed. A. Debord, no. 301).

47 Prevenier, ‘La chancellerie des comtes de Flandre … à la fin du XIIe siècle’, Bibliothèque de l’École des Chartes, vol. CXXV (1967), p. 78.

48 Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. no. 228 A (Layettes du Trésor des Chartes, ed. A. Teulet, no. 1924); Archives Nationales, J 622, no. 1965, an aveu dated Feb. 1227 of Bertrand de Gourdon.

49 Arch. Départ. Charente, H 5, 37 (16th century copy).

50 Douët d’Arcq, Collection de Sceaux, no. 834.

51 Archives Nationales, P 721, fols. 3 v–4 v; Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. no. 219 (Cartulaire … de St. Amand de Boixe, ed. A. Debord, no. 304); Paris, Bibliothèque Nationale, MS Latin 13913, p. 55, printed in Martène and Durand, Veterum scriptorum …amplissima collectio, VII, 148 et seq.

52 A man of this name held property at Viron (commune Brulain) and was prévôt of Chizé in the first half of the 13th century (Censif de Chizé, ed. A. Bardonnet, Archives Historiques du Poitou, vol. VII (1878), pp. 122, 123).

53 Archives Départementales de la Vienne, 1 H 5, liasse 1, no. 215. The text reads as follows: S. Prepositus Lezigniacen’. Dilecto suo. Pedagiario de Castro Novo Salutem. Significo vobis quod abbas de Nobiliaco vel aliquis de corpore abbacie sue nullatenus darit pedagium in honore Castri Novi. Unde vobis mando quatinus ab ipsis vel eorum quadrigariis vel nunciis de cetero nullum pedagium exigatis. Val’. Dat’ in crastinum nativitatis beati Johannis. anno gracie. M. CC. XXX. primo.

54 Arch. Départ. Charente, G 15. Seneschals were, of course, knights and thus would have a personal seal. The association of seal and knighthood is mentioned in an aveu made by Helias of Mareuil, sealed with the seal of the lord of La Roche-beaucourt quia sigillum proprium non habebam, et quamcito miles fuero, litteras meas sigillo meo proprio sigillatas dare teneor comiti Engolisme (Archives Nationales, P 720, fol. 10 v–11).

55 Archives Départementales de la Vienne, 1 H 1, liasse 8.

56 P. Chaplais, ‘Le sceau de la Cour de Gascogne’, Annales du Midi, vol. LXVII (1955), pp. 19–29; J.B. Trabut-Cussac, L’Administration anglaise de Gascogne … 1254–1307 (1972); C. De Vic & J. Vaissete, Histoire général de Languedoc, vol. III (1737), cols. 517–18. The royal prévôt of Paris had an official seal from the 1230 s (R.-H. Bautier, ‘Origine et diffusion du sceau de juridiction’, Académie des Inscriptions et Belles Lettres, Comptes Rendus, année 1971, p. 309), and a similar seal was set up by the royal administration in Béziers at about the same time (A. Friedlander, ‘Le premier sceau de juridiction gracieuse dans le Midi: le “sigillum Curie Biterris” (1233)’, Bibliothèque de l’École des Chartes, vol. 141 (1983), pp. 23–35).

57 Arch. Départ. Charente, G 177/6. In a lordship beyond the county held by the count, Ruffec, we find a document sealed in 1264 sigillo vicarie de Roffiaco (Archives Nationales, P 721, fol. 9 r).

58 See n. 16. The earliest reference to the dean’s seal that I have discovered is dated 1223 (Arch. Départ. Charente, H 1, 2 [BBB cartulary], fo. 363 r, no. 376). The court’s auditor causarum was mentioned in 1269 (H 1, 132).

59 Watson, ‘Counts of Angoulême’, cat. nos. 233 (Arch. Départ. Charente, H 12, 58), 261 (Arch. Départ. Charente, H 2, 29).

60 Babinet de Rencogne, ‘Notes et chartes extraites des archives du château du Repair’, Bulletin de la Société Archéologique et Historique de la Charente, année 1882, nos. XI, XIV; nos. XVI (1279), XVII (1281), XXII (a testament of 1299), and XXV (1301) from this publication are also documents once bearing the Villebois contract seal. I give here details of documents I have found that used the seal: Paris, Bibliothèque Nationale, MS. Latin 9234, no. 8 (1290); Arch. Départ. Charente, H 1, 260 (1305), H 2, 112 (1285 and 1296), H 5, 46 (1303), H 3, 103 (1304). A high proportion of these documents also bear the seal of the prior of Peyrat, archpriest of Goz.

61 Arch. Départ. Charente, H 1, 2, fol. 239, no. 217 [Cartulary BBB of St. Cybard]. For other documents with the Angoulême seal, see Archives Nationales, P 1405/1, CCCXXIIII (1299) and CCCXVI (1309); Arch. Départ. Charente, H 1, 190 (1289); H 1, 13/245 (1307); H 3, 40 (1294); H 3, 54 (1295); H 3, 73 (1306); H 3, 71 (no date).

62 Paris, Bibl. Nat., MS. Latin 9234, nos. 4 (1282), 14 (1307) and 15 (1307); Archives Nationales, P 1404/1, CLXXI (1282). The seal was often used with that of the archpriest of Bouteville.

63 Archives Nationales, P 1404/2, LII (1290, printed in F. Marvaud, Études historiques sur la ville de Cognac, Niort, 1870, vol. II, pp. 331–4); there are references to documents under the seal dating from c. 1289 to 1305 in a 16th century inquest into the ‘port saulnier’ at Cognac (P 1404/1, CLXXI).

64 Arch. Départ. Charente, H 1, 250 (1288 and 1298). For the status of the lordships mentioned in this paragraph, see the work of J. Burias mentioned in n. 5 above; coverage of the 13th century is patchy and can on occasion be supplemented by the Cartulare Comitum, ed. G. Thomas (1934).

65 See the index on pp. 472–3 of ‘Sceaux aux contrats’. The earliest Lusignan seal is here dated to ‘XIIIe siècle’. The earliest use I have found of it dates from 1281 (Archives Historiques du Poitou, vol. LVII, no. 57) and there is a drawing of the seal taken from a document of 1286 made by Fonteneau (Poitiers, Bibl. Municipale, Coll. Fonteneau, vol. LXXXII, fol. 14, no. 42) – the arms are a shield baruly, as they are on the Villebois and Angoulême contract seals.

66 The earliest instrument I have come across in Angoulême is dated Sunday before the feast of St. Luke, 1273; the sale involved is also sealed by the purchaser. The notary was William de Grasso Campo, clericus Albaterre, auctoritate apostolica tabellio deputatus (Arch. Départ. Charente, H 1, 230). In 1276, Peter de Podio Moysso, cleric of the diocese of Angoulême, was auctoritate apostolica publicus notarius (Ibid., G95/2). Instruments by public notaries were never widely used in the Angoumois in the 13th century.

67 See notes 60–64 above.

68 Babinet de Rencogne, ‘Notes et chartes … du château du Repair’, no. XXIX; Paris, Bibl. Nat., MS Latin 9234, no. 8.

69 See the article by Bautier mentioned in n. 56, and L. Carolus-Barré, ‘L’Ordonnance de Philippe le Hardi et l’organisation de la juridiction gracieuse’, Bibliothèque de l’École des Chartes, vol. XCVI (1935), pp. 5–48.

70 Documents under the seal of the royal seneschal of the Saintonge concerning the Angoumois date back to the 1280 s (see, for instance, Arch. Départ. Charente, H 1, 131). In 1304 a sale under the Villebois contract seal was confirmed under the royal seal at Parcoul per manum Jaques de Chessy, custos sigilli, ad relationem Guillelmi Guinebaudi presbiteri comisarii mei [i.e. of Jaques de Chessy] et jurati qui nomine meo confessionem premissorum … audivit et recepit (Arch. Départ. Charente, H 3, 103).

[p. 681] The Chancery of the Duchy of Brittany from Peter Mauclerc to Duchess Anne, 1213–1514 (Tafel XXII–XXIX)1

The Breton chancery fulfilled the same function as chanceries in other late medieval states by serving primarily as the writing office for letters issued in the name of the ruler. Such letters were normally authorised by the duke and his councillors – either by that small semi-permanent group of advisers who handled the day-to-day affairs of the duchy or by larger bodies called together for a particular purpose like Parlement or the États (which assembled fairly frequently from the late fourteenth century) or by informally summoned groups called to advise on special issues2. By the fifteenth century the letters issued could cover every matter of business from great matters of state down to the most insignificant administrative detail; the duke exercised in this respect [p. 682] full sovereign powers over his subjects within the duchy. He corresponded and entered into treaties with foreign princes as an equal. At the head of his administration – both of the small ducal council and of the chancery itself – was the chancellor. It was under his authority that clerks and secretaries wrote the letters and the appropriate seals were attached. The two administrative organs of council and chancery, for long directly linked in the position of the chancellor, were in the end officially joined in the last ordonnance (1498) concerning the chancery in its late medieval phase and served between them as the chief guardians of the duke’s rights3.

Misunderstandings could arise. When in 1404 secretaries were reminded not to ‘escrire lettres qui puissent grever ou porter dommage au royaume ne duchie de Bretaigne, ne autres lettres de grand pois pour envoier hors desdiz royaume et duchie sans deliberation de conseil’ or when in 1459 it was decided ‘touchant les lettres que le duc en a escript a Paris, il convient que le duc escripve a son procureur et gens de son conseill a Paris que la cause soit porseue o diligence, non obstant quelxconques lettres que le duc par inoportunes requestes inadvertment ou sans deliberacion de son conseil’ had issued, we can see this friction. The chancery, just like the council, might act on its own authority. Individual clerks might be persuaded to issue letters unknown to council; the chancellor himself, as some charges in 1463 allege, might collude with them for private gain4. But in normal circumstances council and chancery cooperated to protect ducal interests and this role was not purely defensive. It involved the active preparation of what would now be called propaganda to promote those interests. Their reciprocal functions, even common personnel (for at any one moment other councillors besides the chancellor also worked in the chancery) can be emphasised at the outset. The chancery gave public expression to decisions taken in council.

What is known about the chancery’s records, organisation and personnel in Brittany during this period? First, its position, like that of the council, becomes progressively clearer as the period unfolds. When Jacques Levron catalogued the letters of Peter Mauclerc, ruler of the duchy between 1213–37, including documents in which Peter’s name occurred, not simply limiting himself to those apparently issued by the chancery during his reign, he listed 283 entries. But of these he cited only 19 as still surviving originals relating to [p. 683] Peter’s rule, whilst the name of the chancellor who seems to have served for most of his reign appears just once in this catalogue5. Léon Maître compiled a similar catalogue for Charles de Blois and his wife, Jeanne de Penthièvre, who ruled for a comparable period (1341–64) just over a century later, listing just 59 documents6. It is true that this was a time of civil war and there may be some truth in the claim that their successor, John IV (1345–99), deliberately attempted to destroy the documentary evidence of his predecessors’ rule7. It is also unfortunately true that Maître’s catalogue is woefully inadequate as a survey of the surviving ducal letters of this period8. Yet the contrast with the next reign is startling. In my recent edition of the letters of John IV for the period 1357–99, I have listed over 1200 entries. Whereas for Blois the names of 23 secretaries or clerks have been brought to light, the identity of his chancellors still remains obscure. But in the case of John IV, over 50 chancery clerks are known by name and a reasonably reliable sequence of chancellors can be constructed9. A keeper of the ducal archives (trésor des chartes) was appointed and in 1395 he compiled the first, still surviving, inventory of the ducal records10.

This advance in available evidence continues with the next reign. There is an ordonnance issued jointly in 1404 by Philip the Bold, duke of Burgundy, and his ward John V (1399–1442), which throws some light on the organisation of the chancery and payments to its staff11. For a brief moment between [p. 684] 1404–8, fragments from two series of overlapping registers have been conserved in their original form or later transcripts12. These provide for the first time summaries of considerable numbers of letters issued from the chancery, with the result that for a reign of comparable length to that of his father, John V’s collected letters number some 2700 in the remarkable edition of René Blanchard, even though the editor unfortunately omitted the letters issued during the minority (1399–1405). The names of over 160 chancery clerks are known for this period13. The records of the next three short-lived dukes (Francis I, 1442–50; Peter II, 1450–7; Arthur III, 1457–8) have been less well preserved14. But from 1462 there survives a broken series of original registers covering some 20 of the last 52 years of the period in detail, while eighteenth-century transcripts or publications provide some indications of the contents of now lost registers for a further four years15.

From them can be obtained a comprehensive view of ducal government at work as it expressed itself through the formal work of the chancery or, in the case of the register for 1490–1, of an administration in crisis during the last days of the independent duchy. From February 1491, in particular, this register shows increasing disorder in the enrollment of documents. There are many blanks for letters which were to be written up subsequently but never were. Folios have been misplaced or lost and office routine as a whole appears to have collapsed almost entirely between March and July. Only the siege of Nantes in 1487 had provoked similar irregularities on an earlier occasion on such a scale16. Subsequently, when Brittany came into the hands of Charles VIII of France, he officially suppressed the post of chancellor and replaced it with a governor of the chancery. Letters were issued largely in the King’s name, omitting mention of his wife, the former duchess Anne, and no registers [p. 685] have survived17. At present the series recommences with the register for 1503 – Queen Anne, acting in her own right as duchess, had re-established the chancery two days after the death of her husband in April 149818 – and only two registers are missing for the last ten years of her reign. In comparison with entries in the registers of Francis II or in those of the first years of her own reign, their content is now much more formal, though it is unfair to say that they only contain remissions in full as one recent commentator has stated19. Clearly, however, with the disappearance of the independent Breton state after 1491, most of the political and diplomatic material which predominated when Brittany was still at war with France also disappears. From Anne’s reign, too, there are a number of documents throwing light on the functioning of the chancery like a unique fragment of a daily register of fees, collected on behalf of the chancellor, for the issue of letters between October 1489 and 1 February 1490 and other material relating to the payment of secretaries, especially between 1498 and 151220. There are the two important ordonnances – that relating to the abolition of the chancery by Charles VIII in 1493 and that to its re-establishment in 1498 – which add considerably to a precise knowledge of its personnel. In addition important efforts were made to provide suitable accommodation for the preservation of the records at Nantes both by Charles VIII and Anne. In the early sixteenth century the archives were placed in wooden boxes (cassettes) in cupboards (armoires) and given a reference number which served to identify them until the compilation of the Inventaire sommaire in the nineteenth century. The original boxes still survive, whilst the contemporary reference numbers on documents which have been scattered since the early sixteenth century have enabled archivists to identify several formerly kept at Nantes21. As a result the reign of Anne is by far the best documented in the period under study, though as the records relating to the inquiry into the alleged misconduct of Chancellor Guillaume Chauvin in 1463 show, a penetrating light can occasionally be thrown onto chancery practices at earlier periods.

[p. 686] Despite this increasing wealth of evidence and considerable interest in all aspects of the history of the duchy during the later middle ages, studies of diplomatic and the systematic edition of ducal letters have not advanced as quickly as might have been expected given the fundamental work on the Breton chancery done with admirable thoroughness by Blanchard almost a century ago in his monumental edition of the letters of John V. He included a survey of the earlier history of the chancery and its archives. He paid particular attention to the origins of registration which, in some form, he traced back to the thirteenth century22. He also provided a full description of the diplomatic of documents for John V’s reign, which with some modification also seems to hold good for earlier periods too23. It would be futile to attempt to emulate that description here, but it should also be noted that in addition Blanchard kept detailed notes on ducal acta from other reigns and that these notes, together with those of his literary executor, Abbé Bordeaut, himself a very competent historian, still form a remarkable source of information on Breton diplomatic. Both fichiers are now deposited at the Archives départementales de la Loire-Atlantique24. A few additional letters of John V have been discovered since Blanchard’s day but general studies of the Breton chancery have advanced little25. The ill-fated Marcel Planiol, a near contemporary of Blanchard, provided some useful pages on the chancery in his Histoire des institutions de la Bretagne, but unfortunately neither Levron nor Maître in their later catalogues attempted a serious study of the diplomatic of their respective dukes’ chanceries26. Although a welcome start has been made to calendaring the late fifteenth-century registers in diplomas undertaken by students at the University of Nantes (a series which is currently being revived under M. Jean Kerhervé at the University of Western Brittany at Brest), by [p. 687] their nature these studies of a single annual register preclude a serious comparative approach to the diplomatic of the period27. The main addition to the corpus of available material has been the recently completed edition of the letters of John IV, in which parallels and contrasts with his son’s reign have been commented upon briefly. More particular attention has been devoted to the seals of that duke which have been shown to display a hitherto unsuspected richness of variety, form and symbolism which is in line with the increasingly independent aspirations of the duke as a ruler28. Although this variety cannot be matched in the seals of any other rulers of the duchy, comparative studies of sigillography in Brittany will in future be considerably assisted by the compilation at the departmental archives at Nantes of a photographic record, now available for consultation, of all the surviving seals in that repository.

To sum up the results of a hundred years’ labours, the letters of two dukes have been edited or calendared in their entirety, those of two others have been listed (one very inadequately), but ten out of the fourteen rulers of the duchy between 1213–1514 still await definitive editions of their letters which would enable a sound comparative study of diplomatic and of the development of the chancery to be written. The lack of serious studies of the letters of John I (1237–86), Francis II (1458–88) and Anne (1488–1514) – who briefly issued letters jointly with her first husband, Maximilian, king of the Romans – are especially regrettable29.

We may now turn to the organisation and role of the chancery. The period from 1213 to the mid-fourteenth century is a dark age about which little is, [p. 688] or perhaps can be, certainly known, for the separate existence of a chancery cannot be definitely established. The succession of a Capetian cadet in 1213 seems to have coincided with a number of changes in diplomatic practice. It was, perhaps, natural that Levron, who first directed attention to these (which he viewed favourably), should have attributed them largely to the influence of a French cleric who accompanied Mauclerc to Brittany and became his chancellor, Rainaud, future bishop of Quimper. ‘Aux usages anglais, he wrote, qui étaient jusque-là observés dans la rédaction des actes, il substitua des règles françaises. Sous sa direction, les scribes de la cour ducale adoptèrent des habitudes d’ordre, de clarté. Rainaud imposa même ces pratiques aux chancelleries secondaires (monastères et petites cours féodales)30.’ These views have been repeated by subsequent writers, although they now seem to be largely misconceived31. It is true that in comparison with charters dating from the period of Plantagenet domination in the duchy (c. 1156–1206), there are some grounds for arguing that a majority of Mauclerc’s letters are somewhat simpler in form, technically more ordered and their latinity clearer32. But it is at a cost.

Those interested in administration or in diplomatic will regret the absence of witness lists, a paucity of details on the circumstances of issue, often imprecise dating clauses, a dearth of indications on the type and mode of attachment of the seal, failure by the scribes responsible for the documents to append their names and an absence of other useful additional notes in comparison with both earlier Breton documents and those issued later. It is, in fact, the loss of just such features which makes study of the Breton proto-chancery and its organisation during the thirteenth century such a barren one at present – rather like that of the royal chancery at a slightly earlier period33. Evidence for personnel from the chancellor downwards is almost entirely lacking34. [p. 689] In the absence of any paleographical studies, the identity of different ducal clerks and their hands is unknown, and not until some aid is afforded by financial accounts late in the century may we guess some names. For it was not until the reign of Charles de Blois (1341–64) that it became normal practice for clerks to sign their names again, whilst lists of witnesses only begin to re-appear consistently from c. 1330. Warranty notes such as ‘Par le conseil’ or more detailed references to the circumstances of issue or on the seal used only appear at all regularly from the end of the thirteenth century35. At that period, and indeed for the rest of the Middle Ages, advantage was particularly taken of formal meetings like Parlement, sessions of the Chambre des Comptes and also of the États to publicise grants and privileges36.

It may be gathered from all of this that in the thirteenth century Breton chancery practices, in keeping with other aspects of the rudimentary administration of the duchy, lagged considerably behind the much more sophisticated chanceries of France or England37. To take the example of the missing clerk’s signature; already in Edward I’s reign in England the legal manual Fleta had stated as axiomatic that every royal writ ‘had to bear the name of the scribe who wrote it, so as to engage the scribe’s responsibility towards the purchaser of the writ38.’ In French royal letters, likewise, the addition of the name of the clerk became a feature of late thirteenth century documents and [p. 690] from this period separate lists of royal notaries begin to survive39. This similarly was to become a rule in the Breton chancery – the letters enrolled on the surviving registers all bear the name of the clerk responsible for them – but the practice does not begin to operate until c. 1342, perhaps as an innovation by Blois’s French clerks40.

It is thus not just on the grounds that Levron’s views are simplistic, nor his evident prejudice against the supposed ‘English practices’ of the Plantagenets, nor his touching faith in the ability of Rainaud to impose standard practices not only on the Breton chancery but on other scriptoria in the duchy, that I would now judge his opinions inadequate. Rather, it is clear that the changes he observed, whilst owing something to the installation of a new régime – and one manifestly much influenced by Capetian example – were also part of a general movement in Western Europe. This was fuelled by growing literacy and familiarity with written records, their increasing number and the need to streamline and standardize office procedure. ‘La grande nouveauté du règne (de Philippe Auguste), it has recently been argued, est précisement le recours constant à l’écrit41.’ It was a time of experiment in documentary forms in response to pressures which demanded more business-like, precise and unambiguous official records though, conversely, in the course of development, there was a period when some records temporarily became less precise, too simplified, lacking authenticating detail. Something of the same process may be seen at work in the royal chancery as standardization occurred42.

In other words, although some of the changes which happened in the thirteenth-century Breton proto-chancery may be attributable to the deliberate decision of the chancellor and his staff to adopt certain specific practices in imitation of other influential chanceries – notably the French, but one might suspect the English and papal chanceries as well – or because of increasing familiarity with Roman law and notarial practice, many usages seem to have crept in gradually, even surreptitiously, over long periods. It was surely by a similar process of imitation, rather than at the behest of the chancellor, that [p. 691] letters written elsewhere in the duchy adopted similar forms. The result was that certain formulae were favoured (or ignored) for a period before being replaced (or omitted) by slightly different forms. Thus the relaxation of precise detail on dating, notable in Mauclerc’s letters, is gradually replaced in John I’s reign by more informative clauses; conversely John I’s early letters make only the most sparing references to the seal which was attached, frequently, indeed, omitting all mention of it43. Yet the overall appearance of ducal letters, like royal ones from the 1190s, remained fairly constant from one reign to the next44.

As far as we can tell, at this stage the duke made regular use of only two seals – the great seal (with a counter seal) and a secret seal45. In the fourteenth century, dukes from Charles de Blois began to use privy seals and signets much more freely and, from early in John V’s reign, a seal of majesty, a unique usurpation of sovereign rights by a French prince46. As in other chanceries there developed a close connection between the particular seal used, its mode of attachment, the colour of the wax and the type of letter to which it was appended. In the thirteenth century the dukes used white or yellow wax for solemn grants (later considered a royal prerogative), and by the late fourteenth century it was normal to use green wax for grants in perpetuity (appended to the most solemn and elaborate letters on multi-coloured silk laces) and red wax for other business. Any deviation from the usual routine was noted on the document as an added precaution – the use of a departmental or institutional seal, a seal of absence, a particular signet or privy seal. A final authenticating feature was the autograph of the duke. John IV seems to have been the first duke to have annotated his letters extensively (from 1372), not [p. 692] merely with his signature. His successors were usually less free with their holograph comments, but all continued to sign throughout their rule. In contrast to the royal practice by which certain clerks imitated the royal sign manual, Francis II in 1483 took advantage of the introduction of printing to have his normal signature engraved on a block for application to routine financial documents to lessen the burdens of government47.

The most obvious external change to occur in the form of thirteenth-century Breton documents was the way in which French was adopted as a new language for charters from the late 1240 s. This innovation may be considered not as a deliberate act of state, an early anticipation of the ordonnance of Villers-Coterêts, but one brought about largely by a natural geographical diffusion of that language in written sources. At first used only for documents relating to the affairs of the ducal family and great nobles, it reflected the spoken language of the Breton court and, presumably, the desire of the parties involved to be as fully informed as possible on their legal position. Then documents in French rapidly began to appear across the whole duchy between c. 1250–80, even in the remotest western districts, until they were even used for transactions between religious houses involving no lay parties48. The language’s advance in Brittany came a generation or more after French had begun to be employed regularly for similar transactions in north-eastern France, about twenty years after its incursion into Saintonge, Poitou and the Charentais, but only a few years after its appearance in documents issued in the Middle Loire region – Anjou, Touraine and Berry49. Royal and princely chanceries had been remarkably conservative, even resistant to the use of the vulgar tongue in France, but it is interesting to note that the first royal letters issued in French by Louis IX in 1254 involved John I of Brittany as one of the parties50.

[p. 693] A superficial survey of protocol in letters issued by Mauclerc and his successors (in the notification, address, salutation or ducal title and the dating clauses) reveals that there were certain, limited, standard forms which continued in use from reign to reign, subject only to necessary modifications dependent on personal circumstances – the addition or omission of an extra territorial title, a particularly solemn form of address, the conventional reversal of the normal word order to show deference to a superior party51. So that although no early formularies have been discovered – the first register which may have had that purpose was compiled by Master Hervé le Grant at the beginning of the fifteenth century52 – it is plain that there were established and regularly followed forms practised by Breton clerks throughout the period with which we are dealing. Ducal letters and grants were no longer written up, as they had once been in Brittany as elsewhere, by the beneficiaries, but in the chancery. Apart from the change from Latin to French as the normal language for the vast majority of documents written from c. 1280, the formulae used by John III (1312–41) or Francis II differed little from those used by Mauclerc. The introduction of new formulae – the phrase ‘par la grace de Dieu’ into the ducal title by 1417, for instance – thus had a deliberate political significance. It was a further step in the duke’s increasing assertion of his own independent sovereignty which marks the rule of all the late medieval dukes53.

[p. 694] The implication of these last few remarks is that there was tradition and continuity, the maintenance of archives and the training of clerks in the particular forms of letters issued in the duke’s name, even though little can be directly learnt of all this before 1341. As more records survive, so the range of business covered also expands until, inter alia, we find the duke exercising the whole range of powers which royal officials were anxious to reserve solely to the sovereign. He ennobled, enfranchised, legitimised, amortised, created notaries, fairs, markets and warrens, authorised fortifications, controlled taxation, struck money (including gold from the reign of Charles de Blois), enjoyed regalian rights during ecclesiastical vacancies, issued safe-conducts and pardons, even by the later middle ages, claimed the jurisdiction of cases of lèse-majesté54. And although the expansion of the political ambitions of the duke is sometimes signalled by the exercise of a right revealed by a new form of letter from time to time – John V, for example, particularly exercised his powers of ennoblement and promotion of those already within the ranks of the nobility – it would be wrong automatically to assume, in the absence both of diplomatic studies and of the fragmentary survival of the documents, that previous dukes had never exercised similar privileges55. But of the internal organisation of the chancery which produced this diverse range of records, at least before 1341, little is known.

We may presume that there was a succession of chancellors after Rainaud though the example of Burgundy where there was a break between c. 1210–70 may make us equally wary. The likelihood is that they were clerics but there is no definite evidence until mention of Macé le Bart, canon of Dol and Rennes, as chancellor in 1319. There is a tradition that he served John III for 15 years and that he had a hand in the compilation of La très ancienne coutume de Bretagne56. Later on there was Gautier de St-Pern, bishop of Vannes, who [p. 695] seems to have served under Charles de Blois for whom a number of other names have also been suggested as chancellors57. The habit of referring to the chancellor as ‘Vois’ in the list of witnesses from c. 1361 is a complicating factor since it deprives us on many occasions of certainty as to the identity of the chancellor concerned58. For this reason, when the duchy was still divided by civil war, we cannot be sure who it was who served John IV as chancellor – possibly John de Locminé, archdeacon of Vannes. But after 1364 other evidence is available and it is notable that at least three of John IV’s next six chancellors were laymen, signalling the end of a long clerical monopoly in the fourteenth century in Brittany as in other contemporary administrations. Though the post was to be held again by clerics in the first half of the fifteenth century, thereafter it reverted to laymen. Jean, vicomte de Rohan, in the fourteenth century and Louis de Rohan, sire de Guéméné and Philippe de Montauban, sire de Sens, in the fifteenth came from some of the most distinguished families in the duchy, though in the latter two cases they were from cadet branches, but the other lay chancellors emerged from more obscure backgrounds. Silvestre de la Feuillée and Jean de la Rivière were minor nobles and the latter was also a ‘maistre en medecin’59; others came from bourgeois families or from those of very recent noble status and owed their advance to their professional expertise in the law. They had often acquired their training by attending university and holding other administrative posts.

Once acquired the post might be filled for a long period: Jean de Malestroit was chancellor for thirty-five years from 1408–43, Guillaume Chauvin for 22 (1459–81) and Philippe de Montauban for almost thirty years (1487–1514), though he had a rival early in his appointment and was deprived of the title during Charles VIII’s reign. All three have attracted attention because of their important political role – John, duke of Alençon, considered Malestroit so influential with John V that he captured him in 1431, provoking a small war. The long-standing rivalry of Chauvin with Pierre Landoys, [p. 696] Francis II’s treasurer, has given rise to much discussion, particularly since their feud involved matters of principle over conflicting foreign policies. It ended in the cruel death of Chauvin, imprisoned at Landoys’ behest, and in the violent end of the treasurer himself in 1485, events which are part of the general history of the fifteenth-century duchy60. The story of Montauban’s career would also be worth telling in more detail. He first appeared in ducal service as a man-at-arms in the ordonnance companies in 1465 and he can be traced through other military and civil ranks until he became chancellor in September 1487. The next few years were especially hectic as he tried to protect Duchess Anne from the rival baronial cliques who wanted to use her as a pawn in a complex diplomatic game as the final war of independence was fought against France. He survived both personal misfortunes and considerable financial losses in the duchess’s cause, provoking after 1491 the hostility of royal councillors like Cardinal Guillaume Briçonnet by his uncompromising stand for Breton rights. But he emerged again as chancellor of the duchy in 1498, when he was able to rebuild his fortunes. His final solemn service to his mistress was his central role in the burial of her heart in the Carmelites’ church in Nantes in 1514 amidst much pomp. However, on his death shortly afterwards the position of chancellor of Brittany was amalgamated with that of the chancellor of France61. And what of other, lesser known, chancellors like François Chrestien, allegedly a pawn of Landoys, appointed to replace Chauvin, but who in 1485 refused to seal letters in which Landoys accused his enemies of lèse-majesté? He was, said the chronicler Alain Bouchart, who [p. 697] had probably served under him, ‘un homme simple et paisible’62. It would be interesting to know more about him and the other chancellors as influential political figures. Here, however, we must limit ourselves to a few further remarks on the role of the chancellor.

By the fifteenth century something of the dignity of his office can be gathered from his place on ceremonial occasions. In the funeral procession for Francis II, for instance, the seals of the duchy were borne before the chancellor on a square of velvet. Other members of the chancery, too, including no less than 24 secretaries received black cloth for mourning robes63. Montauban was similarly accompanied by the full chancery staff, maîtres des requêtes and secretaries in the vast procession to bury Anne’s heart. Elsewhere, in Parlement and at the États, chancery officials had their special positions. It was the chancellor who normally gave the speech from the throne on the latter occasions. It was he who summed up council discussions and gave the decisive opinion64. Among his most important public appearances in the later middle ages came to be the speech which he made on behalf of the duke at the ceremony where he rendered homage to the king of France. In the thirteenth century this homage was indisputably liege but from 1366 every effort was made by the duke to avoid pronouncing the, by now, distasteful words acknowledging his inferiority. When John IV first refused, royal officials were outraged as they continued to be as the same charade (as it has been called) continued to be re-enacted at every homage ceremony until Louis XI’s reign65. In the interim it was the chancellor who was called upon to justify his master’s refusal and his speech on these occasions needed to be a masterpiece of tact. Of course a compromise formula was reached – the duke performed homage ‘as his predecessors had done’ without specifically mentioning that it was liege homage. This usually satisfied both parties. But it was always a [p. 698] stern test and in preparation for it, as council minutes in 1461 make clear, careful arrangements had to be made beforehand to ensure that the duke’s case was not mishandled66. It was at these moments that the value of the chancery’s staff became apparent in providing the necessary briefs and actual documents to be displayed.

By this time, of course, the chancery was highly organised with a hierarchy of officials, including a vice-chancellor (first named in 1415), maîtres des requêtes and conseillers ordinaires (their role was described in the 1498 ordonnance succinctly for they were to serve ‘par quartier et signeront les lettres et mandemens en queue qui y seront deliberez et expediez’), a group of senior clerks, specifically called ducal secretaries, of whom one was sometimes singled out as the first secretary, a keeper of the seals and a keeper of the archives, other clerks and greffiers, normally between 20–30 officers in all67. But two hundred years earlier things were very much less formal. It may be presumed that c. 1300 the chancellor normally held the great seal (as he did later in the century), that his remuneration was chiefly from fees charged for the issue of letters, that the records of chancery were deposited in various ducal residences or religious houses and that for normal business there were a few scribes in attendance on the duke. Accounts occasionally reveal the names or numbers of the resident clerks in the household – seven are listed in a document of 1305 – and it may be suspected that these were the principal chancery officials at that moment68.

[p. 699] Numbers grew only slowly; in the late fourteenth century there were probably six or eight clerks simultaneously writing ducal letters, of whom three or four might specifically be called secretaries69. Amongst these latter there were also by this stage some important members of the duke’s entourage, councillors who went on diplomatic missions and held other posts in the administration, which clearly left them little time to work daily in the chancery. As a result the numbers of secretaries and clerks tended to inflate, a tendency which continued modestly through the fifteenth century. In the household regulations of 1404 two secretaries had ‘bouche à cour’ and 50 l. p.a., Guillaume Bruneau, ‘secretaire et controlle’ had ‘bouche à cour’ for himself and his clerk and 80 l. p.a. whilst two other secretaries ‘de la chancellerie’ received 40 l. p.a.70. A few years later Blanchard found that ten or twelve clerks were already at work concurrently in the chancery and the same picture emerges from the first surviving registers when between 12 and 15 clerks, on average, seem to have been authorised to issue and enroll letters at any one period71. Nevertheless a few stand out for the regularity and volume of letters they wrote72. As with other household positions, chancery clerks sometimes [p. 700] worked a rota system, whereby some remained in the chancery for a set period – three months seems to be an average stint – before being relieved73. This need for duplication would account for the 24 named chancery clerks in the beguin of Francis II in 148874. On the other hand, the first secretary and some other leading officials, the keeper of the seals, for example, appear to have remained on duty almost constantly. Among the reforms proposed by Charles VIII in 1493 was the reduction in the number of secretaries to eight. In 1498 Anne authorised ten and in the early sixteenth century the numbers of chancery employees remained fairly constant, though two men or more could on occasion share one salary75.

By this period the council and chancery were normally expected to perform their duties chiefly in Nantes and Rennes (Anne’s ordonnance stipulated alternating periods of a year at each location) though both could still be peripatetic as is evidenced by their activities when accompanying Anne in her pilgrimage and triumphal tour of the duchy in 150576. At earlier dates most chancery work was performed in the normal administrative centres of the duchy – Nantes, Rennes and Vannes – often in houses owned or hired by the chancellor for the purpose, though by the late fifteenth century the majority of records seem to have been moved principally to the castle at Nantes77. The house in which Jean de Malestroit lived as chancellor in Vannes – Château [p. 701] Gaillard – still stands, whilst Guillaume Chauvin occasionally delivered letters at his manor house just outside Nantes and Philippe de Montauban frequently despatched business at his manor of Bois de la Roche78. Sometimes the absence of the ducal household or of the chancellor was useful as an excuse to delay the issue of letters79. On the other hand both the chancellor and vice-chancellor might take advantage of visits to different parts of the duchy to issue letters on the spot80. Naturally the duke acted in the same fashion wherever he was within or outside the duchy.

In the absence of registers before 1462 there has been some speculation on the volume of ducal letters issued in relation to the proportion now surviving. Blanchard thought that on average six or seven letters a day were issued from John V’s chancery, which led him to calculate that some 90,000 might thus have been written in the course of that reign81. However this figure probably ought to be revised downwards, perhaps by as much as a half, for the annual enrollment in Francis II’s early registers totals about 1000 letters while the fragment of the daily register of letters for which fees were charged for the period 24 October 1489 – February 1490, shows that not such a large percentage of letters as was once thought escaped registration. The registers also show that normally sessions were not held daily for the issue of letters but every two or three days or even after longer intervals – in 1506, for example, there were less than 100 sessions at which letters were authorised. This leads me to suggest that an average of 4 or 5 a day seem to have been issued in the late fifteenth century, hardly an intolerable workload for the dozen or [p. 702] so leading clerks and an added reason, perhaps, for Charles VIII’s desire to reduce their numbers82.

Whether the Breton chancery clerks developed any form of collegiality or received any corporate privileges like the royal notaries and secretaries, we cannot say at the moment. As individual figures chancery clerks only begin to emerge from their anonymity during Charles de Blois’s reign. In addition to signing letters, a number of them gave evidence at the hearings intended to establish his sanctity, held at Angers in 137183. From this testimony, in addition to personal information of considerable interest, it is clear that many features of the chancery’s activities which can only be easily documented from a later period, were already well established. For example, in normal circumstances and in conformity with other contemporary chanceries, fees were exacted for letters of grace and justice and it was from these that the chancellor was rewarded84. Later there is evidence that he was often also in receipt of a pension, which either supplemented or recompensed him for these fees, and of an allowance for daily attendance in the chancery and council85. Henri le Barbu, chancellor from 1386–96, received 1000 l. a year as a pension, but it could be a smaller sum86. A hundred years later, Philippe de Montauban received a pension and fees which sometimes amounted to as much as 4000 l. [p. 703] p.a.87. By then the normal pension of the vice-chancellor was 600 l. p.a., maîtres des requêtes received 300 l. p.a., whilst secretaries could usually expect annual salaries (in addition to robes) in the range 40–200 l. depending on seniority, figures which seem to have remained fairly stable throughout the century, though Master Henri Milet as first secretary to Francis II received the exceptional sum of 240 l. p.a. Conversely, after 1498 the normal pay of a secretary fell to 100 l. p.a.88. Of course there were other rewards as well, since the clerks were in a position to promote their own interests, but the payment of salaries was not always guaranteed. Towards the end of Francis II’s reign a proportion only of the salary – ten months, six months or even no wage at all on occasion – might be paid as desperate attempts were made to meet all the duke’s commitments89. Like civil servants in other administrations who faced similar demands, they were sometimes called upon even to make loans to the duke90. However, when the annual income of many Breton gentlemen [p. 704] and lesser nobles was often less than 100 l. a year, the regular financial and other rewards of service in the chancery must nevertheless have appeared attractive enough during the latter half of our period. For the higher officials, there were other opportunities, too, to accumulate modest fortunes. The total wage bill for the chancery between 1498–1512 came to 91,270-11-7 d, approximately 6300 l. p.a.91.

To return to the chancery in the mid-fourteenth century: according to some witnesses in 1371, the volume of business was already considerable. Guillaume André alone claimed, in exaggerated fashion, that he had written over 10,000 letters during his time as secretary92. He and others testified with surprising approbation that a number of office rules had been broken by order of the duke when it was a matter of rendering justice to his poverty stricken subjects. We thus hear of Charles de Blois waiving fees, issuing letters freely to paupers (some of whom received their letters on the spot after accosting the duke in the countryside, his clerks having to dismount there and then to write the orders), getting his secretaries to write letters outside normal hours by night and even dipping into his own pocket to provide parchment and, significantly, paper for his clerks93. All of which speaks highly of the flexibility of this group of civil servants in accepting the foibles of their eccentric and saintly master. It was a similar flexibility that some of them showed when they transferred their allegiance after his death in the battle of Auray, 29 September 1364, to his rival and successor, John IV. Among those who made this transition was Master Guillaume Paris, reputedly once chancellor [p. 705] for Blois, later certainly dean of Nantes and one of the leading councillors of the new duke94.

What of the quality and experience of these fourteenth century clerks? Most of those named in 1371 were, of course, in religious orders. Virtually all those who styled themselves secretary had been to university, though there were some who seemed either to have been trained within the ducal administration or to have had notarial training. A good example is Rolland Poencé, from Goudelin in the diocese of Tréguier, aged 53 when he gave his testimony. He had known Blois since his marriage to Jeanne de Penthièvre in 1337. He had served successively as a clerk and notary ‘in curia senescallorum’ for fifteen years, then as alloué (a chiefly legal post) and lieutenant to the seneschal of Guingamp, followed by another spell of fifteen years up to Charles’s death as one of his secretaries, a position which he held simultaneously for the last four years with that of seneschal of Cornouaille95. Similar career patterns can be established from this point for many of Poencé’s colleagues. Of the 15 clerks whose signatures appear at the foot of Blois’s letters in Maître’s catalogue, four testified in 1371 as did the brother of a fifth, while the names of three additional ducal clerks and secretaries can be added if the details of the testimonies can be trusted96. They and others like them, who began their careers in other ducal courts – the later registers reveal the names of scores of such clerks and notaries who never rose above these minor jurisdictions – might expect employment once within the chancery for thirty years and more97. Guillaume André, originally from Le Mans, had known Blois for 31 years and spent the last 24 with him as a notary98. Geoffroy le Fèvre, who first comes to attention in the court at Morlaix in 1346, was still in ducal service in the mid 1380 s99. The same pattern continues through the fifteenth century. The social origins of these clerks was mixed, with a preponderance, not surprisingly, of bourgeois and lesser nobles, and the network of brothers, [p. 706] fathers and sons, uncles and nephews soon becomes all too apparent. Frequently success led to ennoblement in the fifteenth century of those lacking noble lineage.

Charles de Blois rewarded some of his servants in the traditional fashion by helping them to obtain ecclesiastical benefices or by providing them with pensions. Alain Raoul had been a scholar at Paris before becoming a secretary for three years before Blois’s death; in 1371 he was rector of Plouzévedé in the diocese of Léon100. Master Rolland de Coestelles, a graduate in arts and law, who had spent twenty years with Blois and his children ‘tam serviendo in capella … et instruendo dictos liberos in scienciis litterarum quam in officio secretarii’, including several years with Blois during his English capitivity, was now a canon of the cathedrals of Nantes, St-Pol de Léon and Angers101. Yet others might move on to different administrations like Mr Jean Vitreari who claimed in 1371 to be a royal secretary after spending five years with Blois102. Whilst yet others were considered influential enough with their master to warrant a pension from a foreign prince like two secretaries of John IV, Richard Clerk, who received one from Louis, duke of Anjou103, and Master Robert Brochereul, one of the chief negotiators of the duke’s third marriage to Juana of Navarre. Her father, Charles II, gratefully acknowledged his services by granting him 500 Aragonese florins a year104. As in other administrations a bishopric was the ultimate reward for a few of the outstanding secretaries. Among the clerks of John IV were Gacien de Monceaux, later bishop of Quimper (1408–16) and Master Alain de la Rue, later bishop of St-Brieuc (1419–24), where he succeeded Chancellor Malestroit105. Later Guy du Boschet and Guillaume Gueguen had served Francis II as secretaries before becoming vice-chancellors. Boschet was elected bishop of Quimper (1480–4) and [p. 707] Gueguen after a prolonged battle, bishop of Nantes (1500–06)106. But lesser dignities were not spurned; Macé Louët, one of the leading chancery officials at the turn of the fifteenth century became archdeacon of Vannes and then also of Dreux107.

Increasingly, however, many clerks were not simply satisfied by the rewards of celibacy but married and established families. An early example is that of Pierre Poulard, one of Blois’s leading advisers108. Like those royal notaries and secretaries in the later middle ages whose careers, social advance and family connections have in recent years been so remarkably traced by MM. Lapeyre and Scheurer, or the councillors of the fifteenth-century dukes of Burgundy studied by M. John Bartier, within the more limited context of Brittany’s history similar success stories can be described109. One example, which will have to serve for many, is that of Master Robert Brochereul just cited.

Little is known of his family background before he emerged as a member of the ducal administration in the early 1380 s. Possibly of bourgeois stock from Nantes, certainly a minor landholder in the Pays de Rays and a graduate in law from the university of Angers, he held a succession of important offices such as seneschal of Nantes and Rennes before becoming chancellor from 1396–9. Though his name does not appear amongst those of the clerks signing ducal letters, he is styled ducal secretary in documents connected with his mission to Navarre in 1386 and he undertook many other confidential missions, to the English and French courts in particular110. As his status rose, [p. 708] so did his material fortunes and although he left only daughters, his eldest married into the prestigious Montauban family and was grandmother of the last chancellor of the duchy111. Though replaced as chancellor on John IV’s death in 1399, Brochereul continued to sit in John V’s council till 1410 at least112.

Throughout the fifteenth century the network of family alliances between the duke’s servants in all the offices of his administration – council, chancery, chambre des comptes and the local legal and financial offices – became ever denser113. Master Hervé le Grant, the prime organiser of the late fourteenth-century ducal records, married into the Mauléon family who were to prove one of the major bureaucratic families of the fifteenth century114. The names of Breil, Carné, Chapelle, Chauvin, Coëtlogon, Coglais, Ferron, Gibon, Lespervier and Mauhugéon, to name but a few families in this tangled network, constantly reappear amongst the chancery clerks and other office holders from this point115. Nor were relations limited simply to the duchy, but stretched to the royal and other princely administrations like the case of Master Henri Milet, for long first secretary to Francis II. His father, Jean, a royal clerk, had been ennobled by Charles VI before 1419 and lived until 1463. His other sons included Jean, bishop of Soissons, Eustache, a councillor in the Parlement of Paris, and Pierre, who served the duke of Burgundy116. Henri first comes to attention in the service of the Constable, Arthur de Richemont (the future Arthur III) in 1439 and from then until his death in 1477 he was at the centre of Breton politics117. Latterly he was particularly responsible for coordinating the diplomatic correspondence of Francis II and his allies against Louis XI. [p. 709] I treasure a reference to the king and his agents in 1471 in true cloak and dagger fashion piecing together the charred remains of some incriminating coded letters discovered after one of Milet’s secret journeys to Guyenne to Charles, Louis’s brother, as evidence for this world of intrigue into which the formal records of the chancery so infrequently allow us to penetrate118. That Henri took his chancery duties seriously may be gathered from the fact that he acquired the legal books and working papers of Master Jean Lespervier in 1473, when this member of another established bureaucratic family, defected to Louis XI119. A prosopographic study of the fifteenth-century chancery clerks would reveal many similarly intriguing connections and enable us to plot more exactly their place in the social structure of the duchy, their intellectual interests and attainments, the range of their religious and artistic patronage120. But we must return to the central political role of the chancery in Brittany during the later middle ages.

It had long been realised that defence of ducal rights, both against his own subjects, but more importantly against the claims of the king of France, his sovereign, might be more effectively countered by the production of documents supporting the ducal point of view. Even before the civil war began in 1341, there is evidence that claims based on both actual records and legendary materials were coming to play a part in the thinking of the duke and his council in the preparation of legal defences121. Once formulated the arguments [p. 710] could be valuable to future ducal governments and the details revised or reinforced by further evidence. It was chiefly the responsibility of the chancellor and his staff to produce such evidence from their records. Given the initially unpopular victory of the Montfortists (aided by the English) in the civil war and the shaky position of the ducal administration for much of John IV’s reign, it is not surprising that he and his advisers should seek to make full use of this relatively cheap form of propaganda. They attempted to build up quite deliberately an image of an independent identity for the duchy of Brittany which would appeal to local pride, stimulate loyalty to the Montfort dynasty and limit the authority of the king of France within the duchy122. Its worth has already been glimpsed in connection with the question of the duke’s homage; by the 1380 s it was being put to similar use to justify other pretensions. In particular a group of chancery clerks, headed by two ducal secretaries, Master Guillaume de Saint-André and Master Hervé le Grant, seem to have coordinated literary and administrative moves to create a Montfortist mythology which was to serve the rulers of the duchy until its incorporation in the kingdom of France. Saint-André’s major literary contribution was a eulogistic biography in verse of John IV to demonstrate triumph over adversity and his writings show that he had an abiding interest in the mutations of fortune123. As for Hervé le Grant, his well-established role as the organizer of the ducal archives has already been touched upon. Besides his inventory of 1395, he compiled a formulary (c. 1407–8), a similar collection of papal bulls and either undertook himself, or had copied under his supervision, other copies of important documents. Some of these were of considerable antiquity like the ordonnance of John I in 1240 expelling the Jews from Brittany which Le Grant attested in a public instrument in 1397 or the fine copy of the Livre des Ostz of 1294, together with documents relating to the duke’s homage, which he had copied at much the same time as his formulary124. He was to hold the position of ‘tresorier et garde des lettres et chartes’ [p. 711] until 1416 and one frequently comes across documents endorsed with notes like ‘Doyt estre et a portee a mestre Herve’ and other indications of documents confided to his keeping125.

As a result it is not surprising, perhaps, that in recent years opinion has been swinging strongly to the view that Hervé le Grant is the most likely author of an ambitious although incomplete history of the duchy, for long inaptly entitled the Chronicon Briocense126. Its tone can be gauged from a recent comment that it was written by ‘un fougeux patriote breton, chez qui l’amour du pays s’accompagnait d’un violent sentiment xenophobe à l’égard des Anglais et des Français.’ Whoever the author was, he was an expert on Breton and was an ardent defender of the church. ‘Il regrettait la scission au moment du Grand Schisme d’Occident. Ses sympathies allaient aux clémentistes, mais plus encore à l’Église universelle127.’ He was also someone who had easy access to the ducal archives – no fewer than 34 ducal letters and 5 papal bulls are cited verbatim in the chronicle – and also had inside knowledge of the workings of the ducal council and a familiarity with notarial practices. No one better fills this description than Le Grant, a native of the diocese of Quimper and a graduate of Angers, who entered ducal service in 1379 at the beginning of the great schism128. He was a qualified notary, and a man who throughout his professional career came to have an intimate knowledge of [p. 712] the ducal archives and of the family affairs of John IV129. A frequent member of diplomatic missions, closely associated with all aspects of ducal policy, no one would have known better where to find the documents which have been summarized, quoted verbatim or invented in the Chronicon Briocense, which provides a classic statement of the Montfortist view of Breton History130. Hervé would have been by no means a unique example of a princely archivist in the fifteenth century who put his expert knowledge to good use in writing history – the house of Foix employed several such figures as the value of records for propaganda purposes became more widely appreciated131. Whilst in Brittany itself another burst of similar and more distinguished literary activity in the late fifteenth century was again spearheaded by two ducal secretaries, Pierre le Baud and Alain Bouchart, both of whom were fully aware of the political value of their histories to the defence of Breton interests132.

The Breton court, more particularly the chancery, as a centre of historical studies in the later middle ages seems a well established fact now. But chancery clerks did not spend all their time composing or inventing history. It is tempting to link Hervé le Grant’s name with an important step in enabling the administration to keep track of its records for more prosaic purposes, that is the introduction of registration. Given his orderly mind and notarial training (unfortunately no Breton notarial registers survive until the late fifteenth century)133 and the fact that it was during his period as keeper of the archives that registration seems to have first been extensively practised, it may seem logical to see Hervé’s hand in this innovation. However, another candidate as originator of the idea may have been Hervé’s one-time senior, Henri le Barbu, chancellor of the duchy from 1386–96. For it was shortly after Le Barbu transferred from Vannes to the see of Nantes in 1404 that he ordered the [p. 713] compilation of baptismal registers throughout his diocese134. But whoever promoted the idea, both the fragmentary chancery registers of John V and the parochial registers of Nantes (curiously the first full surviving registers from both series now begin in 1462 and 1464 respectively) testify to the systematizing surge that was sweeping over the duchy c. 1400. Their value was increasingly appreciated whilst at fairly regular intervals throughout the rest of the century, inventories of the archives were prepared which enabled appropriate records to be produced for envoys going to defend the duke in Paris or elsewhere135. From the mid-century in particular diplomatic bags containing lists, originals or copies, dossiers which could be revised almost immediately, stood ready for use and were quickly brought out in emergencies. A case in point was the quarrel over the régale at Nantes in 1462 which M. Contamine has recently investigated136. There he found that the royal administration on this occasion, unlike its ducal counterpart, had virtually to start from scratch to find the documentary justification for its position, whereas the duke began with a long tradition of defending his claims which had resulted in the creation of a whole archive of records to be brought into the argument137. When royal commissioners were sent to gather information in the duchy, they were accompanied round it by ducal servants anxious to gather yet further material for their own dossier138. Another contentious issue which had resulted in a similar file was the disputed jurisdiction of the Breton marches discussed over [p. 714] the years by a succession of commissions139. Yet another, of course, was the question of homage. On the eve of his journey to Tours in 1461, the council not only discussed ‘que sont a besoigner touchant le voiage’ but prepared statements on what Francis II was to say to Louis XI and what documentary evidence he wae to display, ‘et a servir a cest article le tresor des lettres baillera au vichancelier les lettres et instruments des precedentes hommages tant de la part du duc que de la part du roy140.’ Over the years, under the obvious guidance of ducal councillors, as in two great inquiries in 1392 and 1455, other testimonies had been gathered around the duchy on what the duke was pleased to call his own ‘regalities’ with a view to providing a suitable defence of his exercise of these rights141. Within the chancery whenever the word was mentioned there was an almost pavlovian reaction and a standard recitation of what this meant in practice was produced automatically. Themes first elaborated in John III’s reign were thus constantly repeated, refined or expanded by chancery officials in defence of the duchy142.

By the fifteenth century, then, the Breton chancery was highly organised with professional personnel, clearly established office procedures, carefully following its own rules for the formulation of letters, the application of seals and registration, and it played a crucial role in the defence of the duchy’s political stance. Though it had not developed many distinctively different procedures from those practised in other French chanceries, its letters had their own characteristics, idiosyncrasies of language and style and decoration143. [p. 715] Apart from recourse to public instruments – a particular characteristic of John IV’s reign, but one also practised by other dukes for a wide range of business – the competence of the chancery to handle all forms of document was unquestionable144. From time to time efforts were made to tidy up aspects of its administration – the ordonnances in 1404, 1493 and 1498 are reasonably well documented – some attempted reforms in the mid-1450 s less so. In a brief and still too little understood reign, Peter II undertook an almost complete overhaul of the duchy’s administration145. In the case of the chancery he confirmed the traditional fees for the issue of letters. These were halved briefly by his successor, Arthur III, but returned to their usual level in Francis II’s reign146. As a further sign of the tightening up of the administration from the mid-century, in the chancery as in some other departments, continuous appointments can be traced to offices which had lapsed or been left vacant in the recent past. Thus regular appointments of vice-chancellors, keepers of the seals and other subsidiary posts within the chancery begin again147. Posts were now normally filled only on the death or resignation of the previous occupant. By the late fifteenth century great care was often taken to ensure the safety of the seals, with elaborate rituals developing for their handover or guardianship148. The registers contain many notes on the particular circumstances of the issue or cancellation of letters, use of seals of absence and fees to [p. 716] be exacted149. The signatures of others members of the administration who had come to chancery to collect particular records, to note their delivery or return, and so on, also occasionally appear. At the end of each session’s business the presiding officer – the chancellor or his deputy – now added his own signature to conclude the day’s work and to ensure against unauthorised enrollment150. The neat business-like registration of letters and his concern for minutiae encourages a generally favourable impression of the efficiency onf the chancery at this stage.

But it would be remembered that appearances can be deceptive sometimes. The witnesses in the 1371 inquiry at Angers were unanimous in praising the concern of Charles de Blois to appoint just officers in all levels of his administration151. But there were occasional lapses in probity. It has already been seen that the duke might inadvertently grant letters with contradicted earlier ones, appointing two men to the same office, for instance, and one can occasionally suspect an element of bribery, other pressures or simple ignorance152. More seriously, an inquiry into the misconduct of Chauvin and his staff in 1463, shows how relatively easy it was for chancery clerks to engage in fraudulent practices. In this instance they had apparently conspired to issue blank safeconducts which were then sold to English and German merchants wishing to trade in the duchy in contravention of a general prohibition by Louis XI. It is impossible here to unravel all the intricacies of the plot which involved some of the most senior members of the chancery, possibly the chancellor himself153. Public confidence had been shaken and morality outed, it was alleged, by these events. Olivier du Breil, the proctor-general, called [p. 717] for a searching investigation, a powerful commission was appointed and eventually many serious charges about the breach of chancery practices were layed against the chancellor154. It was even claimed that through his actions the very safety of the prince and duchy had been imperilled, that he had indeed committed crimes which amounted to lèse-majesté155. But for reasons about which we cannot be clear, Francis II chose to forgive most of those involved with the plot. Giles de Cresolles, the chancery clerk most deeply involved (homme feable, said Jacques Raboceau, his senior) is no longer found signing the register but no one else was dismissed, despite incriminating confessions; blank letters and letters with windows as they were picturesquely called, were later still used for some kinds of business156. But it was an episode which rankled and Chauvin’s reputation as chancellor never entirely recovered, for although he survived this first serious assault on his position, the charges were to be resurrected many years later in 1482 by his bitter rival, Landoys, to justify his ultimate dismissal157.

Tafel XXII
Tafel XXIII
Tafel XXIV
Tafel XXV
Tafel XXVI
Tafel XXVII
Tafel XXVIII
Tafel XXIX

[p. 718] As for the technical competence of the fifteenth-century chancery there is another minor incident which may be used to show it up in rather poor light. It was normal for original letters to be produced before the council when privileges needed to be checked. In the surviving minutes for 1459–63 this procedure can be observed on several occasions as in November 1459, when the rights of the abbey of St-Melaine to enjoy certain privileges in the forest of Rennes were inspected. A number of original ducal letters were exhibited including those of Conan III (1128), Duchess Constance (1193), John III (1333) and one of 1379 ‘contenant une sentence’158. A year later the countess of Laval displayed letters of John IV (1395) to support claims in a dispute with the duke over her possession of the barony of Vitré and she followed this up with even older letters of 1235, whilst the ducal proctor countered with a whole series of aveux ‘estans ou tresor dou duc’159. But the ability of the councillors to apply their critical faculties to the examination of some of these letters must be called into question when, in December 1462, the lord of Derval produced before them one of the most handsome forgeries in a duchy renowned for such productions in the later middle ages160. These were allegedly letters of Arthur II ‘soeant en nostre general parlement o la solemnipte de nos troes estas’ by which he granted to his kinsman Bonabé, lord of Derval (by a mythical descent from ‘nostre feu oncle Salmon jadis conte de Nantes’) the right to include two plain quarters of ermine in his family arms161. According to the secretary, who wrote the council minutes – probably Pierre Raboceau, one of those implicated in the scandal of 1463 – these letters supposedly granted on Monday after St Mark’s day, 1306, were ‘saines et entieres en escripture, signe et seel’. They bore a seal on silk laces displaying the arms of Dreux with an ermine quarter (Brittany) and the legend ‘S. Parlamenti Britanie’162. Although the attention of any alert chancery clerk should have been immediately aroused by letters which began ‘A tous les oeans et voeans ces presentes, Artur par la grace de Dieu duc et prince de Bretaigne …’ no comment is made on their authenticity. It is unfortunate that the laconic minutes do not provide further detail on the context for the production of these letters in council. The evidence is that they had been forged in [p. 719] the very recent e, possibly at much the same time that Peter II promoted Jean, lord of Derval, to the rank of one of the nine ancient barons of Brittany in 1451, in order to explain the appearance of the ermines of Brittany in the Derval arms163. Perhaps the fact that this original forgery still survives in the former ducal archives should be taken as indicating that someone in the council meeting in December 1462 was not quite so credulous as his colleagues164. And to be fair, it must be pointed out that other forgeries were detected and measures were frequently taken to try to end fraudulent practices in the fifteenth-century duchy165. The duke enjoyed the confiscated property of convicted forgerers. Prosecutions did occur, though he also exercised clemency towards offenders166. There continued to be a certain ambivalence in the attitude of officials; after all there were occasions when the ability to fabricate documents might be useful to the state as the work of the chancery historians shows! It is thus doubtful whether in the end he Breton administration was in this respect any different, more corrupt and inefficient, than other contemporary administrations.

It is perhaps right that this survey of the history of the Breton chancery should conclude with some remarks on the strengths, weaknesses and failings of its personnel. The registers show how well placed its members were to forward their own private interests, sometimes at the expense of the state. More often their rewards were considered legitimate perquisites – the registration of letters on their behalf, taking advantage of the fact that they were often the first to learn that an office was vacant, a plot of land available, the farm of [p. 720] a lucrative source of revenue about to be renewed. The first grant in the first surviving register is to the chancellor, Guillaume Chauvin or, more probably, a namesake167. He was in a position also to speed the prosecution of those who infringed his rights like those caught fishing his lakes in 1464, to register a grant of a fair at St-Leger in 1473 or the enfranchisement of properties or to forward his claims to other inheritances168. And what the chancellor could arrange, mutatis mutandis, so could his subordinates169. Whilst those outside the chancery knew that its employees were influential and their cooperation essential if certain titles were to be established. Only more prolonged study of its personnel will reveal the parameters of acceptable behaviour, the baffling and dense family connections and the extent to which the chancery was the lynchpin of the duchy’s administration, the source of its political propaganda in the struggle with the crown, the ultimate guardian of Breton liberties.

After more than two centuries of continuous existence described briefly here, the first half of the sixteenth century saw the disappearance of the chancery as it had been developed in the service of the dukes of Brittany. The first ominous indications of what was to be royal policy had manifested itself in the suppression of the chancellor’s title between 1493–8. There followed a brief Indian summer after 1498 and while Anne lived her council and chancery in Brittany still had an important role in the affairs of the duchy. But with her death on 9 January 1514 and that shortly afterwards of her devoted chancellor, Philip de Montauban, the tightening grip of the royal administration became apparent. There was room in France now for only one chancellor; the office in Brittany was merged with that of chancellor of France. A non-Breton from one of the most powerful royal bureaucratic dynasties, Jean Briçonnet, was appointed vice-chancellor and it was he who now directed the Breton council and chancery170. As late as 1539 Francis I once more confirmed the chancery’s existence but the fundamental political role which council and chancery had played under the Montfort dukes had long since ceased. Finally in November 1552 its judicial duties were taken over by the présidiaux courts [p. 721] and the Parlement de Bretagne assumed responsibility for the registration of public acts171. But as far as the late medieval phase of the chancery’s history is concerned this ended symbolically on 19 March 1514 when in the church of the Carmelites at Nantes ‘led. chancellier print le cueur de ladicte dame (Anne) et au devant de luy le roy darmes Bretaigne … descendirent soubz celle voulte … et la fut pose le cueur de la magnanime dame en ung coffre dacier fermant a clef entre son pere et mere …’172.

[p. 722] Appendix I: A provisional list of chancellors of Brittany, 1213–1514

NameActingOther postsReferences
Rainaud d. 1245By March 1214–1236 at leastBishop of Quimper 1219–45Levron, no. 9 (1214); Bib. nat. MS. 9035 fo. 6 no. 2 (1219); Bull. diocésain… Quimper, 1911, 249 no. 35 (1236).
Macé le Bart28 March 1319Canon of Dol, Rennes and St Martin de Tours, scholastic of Nantes (1321–3), chanter of Dol (1323–40)G. Mollat, Études et documents sur l’histoire de Bretagne, Rennes 1907, pp. 54–5.
Gautier de St-Pern173 d. 1359Between 30 April 1345 – 14 May 1346 at leastBishop of Vannes 1346–59Arch. dép. Pyrénées-Atlantiques E 624 no. 1 fos. 5–8
Jean de Locminé d. 1365Between 8 Feb. 1361 – 4 May 1365Archdeacon of VannesRecueil Jean IV, i. nos. 8, 33, 43–5.
Hugues de Montrelais d. 28 Feb. 1384By 27 Jan. 1366 – 28 Nov. 1372 at leastBishop of Tréguier 1354–7; bishop of St-Brieuc 1357–84; Cardinal 1372Recueil Jean IV, i. no. 66; Lettres secrètes de Grégoire XI, no. 1010.
Jean, vicomte de Rohan d. May 1396By 26 Sept. 1379 – 5 May 1384Recueil Jean IV, i. no. 320; ii. 493
Silvestre de la Feuillée d. after Oct. 13928 June 1384 – 6 June 1385 at leastRecueil Jean IV, ii. nos. 511, 521, 546.
[p. 723] Henri le Barbu d. 27 April 1419Probably by 19 May 1386 – 18 July 1395 at leastAbbot of Prières (1381); bishop of Vannes 1383–1404; bishop of Nantes 1404–19Recueil Jean IV, ii. 582; Bib. Nat. MS. français 22319 p. 154.
Robert Brochereul d. after May 14141 August 1396 – Nov. 1399 at leastSeneschal of Nantes and RennesRecueil Jean IV, ii. no. 1063; Preuves, ii. 697, 699.
Mr Etienne Ceuret d. 6 Dec. 1429July 1401 – before 7 Jan. 1404Bishop of Dol 1405–29Lettres de Jean V, no. 734.
Anselme de Chantmerle d. 1 Sept. 14277 Jan. 1404 – at least 18 May 1404Bishop of Rennes 1390–1427ibid., no. 2; Preuves, ii. 740.
Hugues Lestoquier d. 10 Oct. 1408By 18 Nov. 1404 – April 1408Bishop of Tréguier 1403–4; bishop of Vannes 1404–8Lettres de Jean V, nos. 20, 1025
Jean de Malestroit d. 14 Sept. 1443Between 9 April / 20 June 1408–1443Bishop of St-Brieuc 1405–19; bishop of Nantes 1419–43ibid., nos. 1027, 1029, 1034, 1251
Louis de Rohan, sire de Guéméné d. 14571445–50Preuves, ii. 1395; Mathieu d’Escouchy, Chronique, iii. 247; E. Cosneau, Le connétable de Richemont, Paris 1886, p. 388.
Jean de la Rivière, chevalier d. after 1461By 3 Nov. 1450 – before 27 Sept. 1457Preuves, ii. 1545, 1554, 1605–6, 1671, 1686, 1708, 1725; iii. 38.
Mr Jean du Cellier d. by 9 Aug. 146827 Sept. 1457–1458Seneschal of Rennes; alloué of Vannesibid., ii. 1710, 1733.
[p. 724] Guillaume Chauvin d. 1484By 28 Feb. 1459–5 Oct. 1481Trésorier de l’épargne; trésorier général; président de BretagneBib. Nat. MS. français 11549 fo. 134; Preuves, ii. 1741.
Mr François ChrestienJune 1484–1485ALA, E 212 no. 17 fo. 6r; Preuves, iii. 446, 461–3.
Mr Jacques de la Villeon d. by 19 Sept. 1487Sept. 1485–1487Procureur de Lamballe; seneschal of RennesPreuves, iii. 484, 577; ALA, E 2–9 no. 23 fo. 12.
Philippe de Montauban174 d. 151620/23 Sept 1487–1514Seigneur de Sens et du Bois de la Roche; captain of Montauban and RennesPreuves, iii. 541, 694, 757, 923–4.

[p. 725] Appendix II

A. Types of letters issued according to the register of fees from 24 Oct. – 1 Dec. 1489 (ALA, E 212 no. 21).
OctoberNovemberDecemberTotal
2427282930312367911121314161718202122252627281
Mandement3411255725141324134411174
Institution1111121212114
Rémission1214
Sauvegarde451311171222111134
Commission11114
Saufconduit1913111320
Congé1611327111125
Décharge11
Confiscation11114
Respit112
Excuse224
Donation112116
Déport11
Rabat11
Evocation11
Relèvement1113
Sourcéance123
Maintenue11
Ordonnance11
Sûreté11
Restitution11
Prorogation11
Change11
4131913799311269383756722696632207
[p. 726] B. Types of letters issued according to the chancery register from 24 Oct. – 1 Dec. 1489 (ALA, B 12).
OctoberNovemberDecemberTotal
24272829303121754679101214161718202223252627281
Mandement33113557249312413512166
Institution111111221112
Donation1211117
Rémission1214
Sauvegarde55131116222311135
Commission1113
Saufconduit110231121223
Evocation112
Congé432712120
Décharge11
Respit213
Excuse213
Dépot123
Rabat11
Relèvement112
Sourcéance11
Maintenue112
Ordonnance11
Sûreté1124
Prohibition11
Prorogation11
Restitution11
513181388931025832857823397523196

[p. 727] Appendix III.

Francis II orders the chancellor and the other officers who preside in his council to accept letters sent to them by Guyon Richart and Guillaume Gueguen, secretaries, to which the duke’s signature has been added by means of an engraved stamp, Nantes, 6 May 1483 (ALA, E 128 no. 6 (anc. N.H. 31), original parchment, 350 × 219 mm, formerly sealed on a tongue, with a tying thong).

Francoys, par la grace de Dieu, duc de Bretaigne, conte de Montfort, de Richemont, d’Estampes et de Vertus, a noz bien amez et feaulx conseillers, noz chancelier, vichancelier et autres qui ont preside et presideront en nostre conseil, salut. Comme par cy devant depuis lavenement a nostre principaulte pour les faiz et affaires de nous, noz subgetz et du bien de la chose publique de nostre pais, nous ait este necessaire et expedient continuellement vacque a lexpedicion de grant nombre de lettres et mandemens patens et autres, tant de grace, de justice que dautre nature et quallite et icelles signer et expedier de nostre seign manuel, a quoy le temps passe avons porte et eu de grans ennuyz, pour la grant multitude et habundance desdites lettres et pluseurs importunes requestes avons faictes de signer et expedier icelles lettres et soit ainsi que presentement chacun jour et plus que jamais nous surviennent pluseurs matieres tant pour nous, nosdiz subgetz que pour les exprez affaires de nostre pays. Pour lexpedicion desquelles et les vallider et auctoriser soit besoign y apposer le seign de nostre main a quoy ne pourrions vacquer ne satisfaire ainsi que bien requis seroit obstant pluseurs autres grans occupacions enquoy suymes bien souvant, et pour ceste cause ayons nagueres fait faire engraver et inprimer nostre signet le plus conforme que possible a este sans y avoir fait inprimer le chiffre que avons acoustume a faire et apposer apres nostre nom aux lettres, mandemens et estaz de finance, rolles et descharges et autres qui doresenavant seront expediez soubz nostre dit signe manuel duquel ainsi inprime avons desja use en aucunes lettres, mandemens, rolles, estaz et descharges, et depuis en ayons fait faire engraver et inprimer ung autre ouquel avons fait inprimer le chiffre que avons acoustume de faire et apposer apres nostre nom et desdiz deux signetz tant en mandemens, patens, rolles, estaz et descharges de finances et autres que lettres missives entendons de cy enavant nous en aider et user. Et pour ce vous mandons et commandons expressement que lesdites lettres et mandemens, patens tant estaz, rolles et descharges de finance que avons ja soit signer et expedier soubz nostredit signe dinpression depuis environ le premier jour de fevrier mil quatre cens quatre vingtz et deux et que doresenavant ferons expedier desdiz signetz qui sont et seront signez de nostre contrerolle general Guyon Richart et Maistre Guillaume Gueguen, noz secretaires, de nostre commandement, vous les passez, seellez et expediez en ce qui [p. 728] sera a faire en nostre chancellerie ainsi que silz estoint signez de nostre main, et a ce faire vous avons auctorisez et auctorisons par ces presentes et voullons que esdites lettres ainsi expediees et signees soit garde estat et autant de foy et effect estre adjoustez comme si icelles lettres et mandemens, estaz, rolles et descharges de finance estoint signez de nostre main car tel est nostre plaisir, non obstant quelxconques choses a ce contraires. Donne en nostre ville de Nantes le vjme jour de May lan mil cccc quatre vingtz et troys.

FRANCOYS (autograph with a flourish, the chiffre noted above) Par le duc de son commandement G. Gueguen

Dorse: Lettre de limpression du signe du duc Francois deuxieme de ce nom (and various later sixteenth century additions).


1

The following abbreviations have been used throughout:

ABret.Annales de Bretagne
ALAArchives départementales de la Loire-Atlantique
BECBibliothèque de l’école des chartes
B. m.Bibliothèque municipale
BSAFBulletin de la société archéologique du Finistère
Lapeyre & ScheurerA. Lapeyre and R. Scheurer, Les notaires et secrétaires du roi sous les règnes de Louis XI, Charles VIII et Louis XII, 2 vols. Paris 1978.
Lettres de Jean VLettres et mandements de Jean V, duc de Bretagne, 1402–1442, ed. R. Blanchard, 5 vols. Nantes 1889–95.
Monuments, ed. PlaineMonuments du procès de canonisation du bienheureux Charles de Blois, duc de Bretagne, ed. F. Plaine, St-Brieuc 1921.
MSHABMémoires de la société d’histoire et d’archéologie de Bretagne
PlaniolMarcel Planiol, Histoire des institutions de la Bretagne, new edition, 5 vols. Mayenne 1981–4.
PreuvesDom P-H. Morice, Mémoires pour servir de preuves à l’histoire ecclésiastique et civile de Bretagne, 3 vols. Paris 1742–6 (réimpression 1968).
Recueil Jean IVRecueil des actes de Jean IV, duc de Bretagne, 1357–1399, ed. Michael Jones, 2 vols. Paris 1980–3.

2 Planiol, iii. 105–53, 411–25; B.A. Pocquet du Haut-Jussé, Les faux états de Bretagne et les premiers états de Bretagne, BEC, lxxxvi (1925), 388–406; idem, Le conseil du duc en Bretagne d’après ses procès-verbaux, ibid., cxvi (1958), 136–69.

3 Preuves, iii. 791. The ordonnance is transcribed at the beginning of Jean Regnier’s accounts as paymaster of the chancery from April 1498–September 1512 (Nantes, B. m., MS. 1336 fos. 2 r–4 v).

4 ALA, E 5 no. 3 (= Preuves, ii. 737, 1404); E 131 fo. 25 r (1459); E 198 nos. 23–39 (cf. Preuves, iii. 38–40) and below p. 716 for 1463.

5 J. Levron, Catalogue des actes de Pierre de Dreux, duc de Bretagne, MSHAB, xi (1930), 173–266. But it should be noted that Levron did not track down all surviving originals (for e.g. those of nos. 35 and 149, cited after Preuves, i. 831–2 and 869, can be found in Nantes, B.M., MS. 1691). For the single letter given ‘per manum Ran’ cancellarii’ cf. no. 9 (March 1214), published in Recueil d’actes inédits des ducs et princes de Bretagne (XIe, XIIe, XIIIe siècles), ed. A. de la Borderie, Rennes 1889, no. LXXXV.

6 L. Maître, Répertoire analytique des actes du règne de Charles de Blois, Bulletin de la société archéologique de Nantes, xiv (1904), 247–73. Maître made similar répertoires for the other dukes which still remain in manuscript (ALA, 14 J 2–15).

7 Planiol, iii. 23.

8 I have notes on at least a further 40 letters not in Maître’s list; cf. also ALA, 7 JJ 22, papiers de René Blanchard for a more complete répertoire of Blois’s letters.

9 Recueil Jean IV, i. 35–7. For a provisional list of chancellors see below Appendix I.

10 ALA, E 238, ‘Cest linventoire des lettres de monseignour le duc de Bretaingne baillees en garde de Maistre Herve le Grant en la Thesaurerie de la Tourneuve de Nantes ou moys de Juign lan mil troiscens quatrevins et quinze.’ The oldest records date from the mid-thirteenth century, but the majority come from the reign of John IV himself. 839 articles are listed.

11 ALA, E 5 no. 3 (= Preuves, ii. 735–40; Lettres de Jean V, no. 2).

12 cf. Lettres de Jean V, i. pp. c-cxvi for a description; ALA, B 1, 12 March–22 July 1407 fragments.

13 Identified in the index by the note ‘acte signé par lui.’

14 Extracts from the lost register of Arthur III are in Preuves, ii. 1709–18.

15 ALA, B 2–21 covering 1462–3, 1466–8, 1473, 1477, 1480, 1486–8, 1489–91, 1503, 1505–6, 1508–11, 1513. Preuves, iii. 321–4 (1477), 538–41 (1486–7), 574–83 (1487–8), 662–4 (1489–90) for published extracts; ibid., 238–9 (1472), 281–3 (1474–5) and 456–8 (1484) for extracts from now lost registers.

16 Between 12 March–23 July 1491 there are no entries (ALA, B 13 fos. 126 r–128bis v). Many documents from this register have been printed in Choix de documents inédits sur le règne de la duchesse Anne de Bretagne, ed. A. de la Borderie, Rennes 1902. ALA, B 10 fos. 187 et seq. for the confusion at the time of the siege in 1487 when there was a complete break in registration from 7–31 July.

17 Preuves, iii. 757–8. Maître lists only two grants made in Anne’s name between her marriage to Charles VIII in December 1491 and her widowhood in April 1498 (ALA, 14 J 15).

18 Preuves, iii. 791.

19 H. de Berranger, Guide des Archives de la Loire-Atlantique, 2 vols. Nantes 1962–4, i. 18.

20 ALA, E 212 no. 21 shows 717 écus were collected; for a breakdown of the types of letters issued, see below Appendix II; Nantes, B. m., MS. 1336, payments.

21 L. Delisle, Pièces soustraites au trésor des chartes des ducs de Bretagne, BEC, liv (1893), 413–7; lviii (1897), 379–80. The best account of the development of the trésor des chartes is in Lettres de Jean V, i. p. iii et seq.

22 ibid., p.c. He claimed that the word Scripta on the dorse of letters of John I in 1275 was contemporary. However similar notes, in a hand and ink which appear identical, occur on a number of documents widely separated in date (e.g. ALA, E 151 nos. 7 [1294] and 10 [1371]) and suggest that many of these notes were later cataloguing marks, possibly c. 1400 when the ducal archives were first seriously inventoried (see below p. 710 and cf. A.-L. Courtel, La chancellerie et les actes d’Eudes IV, duc de Bourgogne [1315–1349], BEC, cxxxv [1977], 304). For the additional R or Registrata on letters of John IV and John V, cf. Recueil Jean IV, p. 34.

23 cf. ibid., 23–34.

24 There is a typescript inventory (ALA, 7 JJ); see in particular 7 JJ 20, notes on diplomatic by Blanchard.

25 cf. F. Merlet, Cinq actes inédits de Jean V, duc de Bretagne, Association bretonne, 1933, pp. 109–19.

26 Above notes 5, 6 and 8; cf. Planiol, iii. 115–21.

27 J-P. Dupuis, Les activités de la chancellerie du duc de Bretagne en 1466, DES Nantes 1964; J-J. Dubreuil, Les activités … en 1468, DES Nantes 1965; A. Lescouzières, Les activités … en 1477, Mémoire de maîtrise, Nantes 1968. Copies of these are deposited at ALA.

28 Recueil Jean IV, i. 40–5 and more fully Michael Jones, The Seals of John IV, duke of Brittany, 1364–1399, The Antiquaries Journal, lv (1975), 366–81.

29 Anne was married by procuration to Maximilian on 19 December 1490 and is styled Queen for the first time in the registers on 4 January 1491 (ALA, B 13 fo. 100 r), though letters of 28 December 1490 refer to her by that title (Preuves, iii. 682). The usual address of their joint letters was ‘Maximilian et Anne, par la grace de Dieu, roy et royne des Romains, duc et duchesse de Bretaigne, a touz ceulx qui cestes presentes lettres verront, salut’ (cf. Choix de documents, ed. La Borderie, nos. LXVIII–LXX). The latest letters in that form that I have seen are dated 28 September 1491 (ALA, B 13 fos. 141 v–2 v), though as late as 15 November letters issued earlier were still being registered with that title (ibid., fos. 143 r–4 r). Anne married Charles VIII by a contract of 6 December 1491 (Paris, Bibliothèque nationale MS. Nouv. acq. française 11339, cf. Preuves, iii. 711–8).

30 Levron, MSHAB, xi (1930), 175.

31 J.L. Montigny, Essai sur les institutions du duché de Bretagne à l’époque de Pierre Mauclerc, Paris 1961, p. 51 simply plagiarises Levron.

32 cf. Recueil, ed. La Borderie, nos. LXXXIII–CII. Most of the original charters of Mauclerc which I have seen are of modest dimensions (200 × 100 mm or less), sometimes in a very contracted hand and lacking decorative features, characteristics to be observed in the diplomatic of other regions of the west in this period.

33 cf. M. Nortier, Les actes de Philippe Auguste: notes critiques sur les sources diplomatiques du règne, in La France de Philippe Auguste. Le temps des mutations, ed. R.H. Bautier (Actes du Colloque international organisé par le C.N.R.S., Paris 29 septembre–4 octobre 1980), Paris 1982, pp. 429–51.

34 In addition to the letter cited in note 5, Rainaud delivered judgement in 1219 as ‘R. dei gratia Corisopitensis electus Britannie cancellarius’ (Paris, Bibl. nat., MS. latin 9035 fo. 6 no. 2) and was still called chancellor by Gregory IX in 1236 (Abbé Peyron, Actes du Saint-Siège concernant les évêchés de Quimper et de Léon, Bulletin diocésain d’histoire et d’archéologie de Quimper, 1911, p. 249 no. 35). But no other thirteenth-century chancellors are known. In 1293 Bertrand de Chaveigne, alloué at Rennes, described himself as ‘lator sigilli ipsius ducis tunc temporis’ (Cartulaire de l’abbaye de Saint-Georges de Rennes, ed. P. de la Bigne Villeneuve, Rennes 1876, appendice no. XLIV) but this may simply have meant that he held the seal of contracts of the court of Rennes rather than the ducal great seal.

35 The name Yvon de Noial appears at the foot of a letter in 1274 (Preuves, i. 1033 cf. Cartulaire du Morbihan, ed. L. Rosenzweig, Vannes 1895, no. 356) but it is a unique case; for a letter authorised ‘Par nostre bon conseil’ in 1318 see Preuves, i. 1281; cf. Courtel, BEC, cxxxv (1977), passim for remarkable parallels with Burgundian practice.

36 Preuves, i. 1084–5, 1090, 1361, 1369; Nouveau recueil d’actes inédits des ducs et princes de Bretagne (XIIIe et XIVe siècles), ed. A. de la Borderie, Rennes 1902, nos. XII and XIII; Planiol, iii. 135 et seq.

37 cf. Michael Jones, Ducal Brittany, 1364–1399, Oxford 1970, pp. 22 et seq.

38 P. Chaplais, English Royal Documents, King John – Henry VI, 1199–1461, Oxford 1971, p. 20.

39 Lapeyre & Scheurer, i. x et seq. ‘Mentions hors teneur’ only occur in Burgundian letters from c. 1331 (Courtel, BEC, cxxxcv [1977], 295).

40 Preuves, i. 1345, 1431.

41 R.H. Bautier, La place du règne de Philippe Auguste dans l’histoire de la France médiévale, La France de Philippe Auguste, p. 17 and cf. M. Clanchy, From Memory to Written Record. England 1066–1307, London 1979, pp. 29–59.

42 A comparison with the letters of Louis VI, Louis VII and Philip Augustus is instructive in this respect, whilst the splendid exhibition Die Fürstenkanzlei des Mittelalters, München, 25. Oktober–18. Dezember 1983 organised by the Staatlichen Archive Bayerns provided admirable evidence for a similar evolution in Germany.

43 Dating by the Easter style was generally adopted in Brittany in the early thirteenth century (cf. A. Oheix, Recherches sur le commencement de l’année civile en Bretagne au Moyen Age, Le Moyen Age, xxvii [1914], 215–32). From about 1250 John I made occasional references to his seal but still exceptional for their detail are letters issued at Rome on 7 April 1256 (Preuves, i. 963–4) in making his submission to Alexander IV, where the close supervision of the papal chancery may be felt.

44 M. Nortier’s introduction to the Recueil des actes de Philippe Auguste, 4 vols., ed. H. Fr. Delaborde, Ch. Petit-Dutaillis, J. Monicat, J. Boussard and M. Nortier, Paris 1916–79, will contain an important discussion of diplomatic.

45 Tafeln XXII–XXIX provide a few examples of ducal seals.

46 ALA, E 176 no. 5 (1353) has an impression of Blois’s small armorial seal and Public Record Office, London, E 30 no. 74 (1356) for an impression of his signet. 10 examples of John V’s first seal of majesty were known to Blanchard, dating from 18 May 1405–4 June 1408 (Lettres de Jean V, i. p. lxxxvi). It replaced a large privy seal of John IV which showed the duke as a standing, armed figure (cf. The Antiquaries Journal, lv [1975], 375–6).

47 Recueil Jean IV, i. 29–31 and Lettres de Jean V, i. p. lxxiii for the holograph of John IV and John V; ALA, E 128 no. 6 (1483), printed below p. 727.

48 Preuves, i. 940–2 (1249) for the earliest ducal letters in French. Many documents exchanged by John I and Hervé, vicomte de Léon, were in French (Recueil, ed. La Borderie, pp. 238–74). The first ducal ordonnance in French was the Assise des Pledeours (1259) though Planiol believed the text to be a translation of a lost Latin original (La très ancienne coutume de Bretagne, Rennes 1896, p. 331, cf. Preuves, i. 971). I have noted letters in French amongst ecclesiastical archives from 1255 (abbey of Bocquen), 1257 (St-Malo de Dinan), 1262 (abbey of St-Aubin des Bois), 1264 (abbey of Geneston), 1272 (priory of Montonac), 1275 (abbey of Buzay), 1277 (St-Magloire de Lehon), etc.

49 A. Giry, Manuel de diplomatique, Paris 1903, pp. 467–70.

50 Paris, Arch. Nat., J 198 no. 97 (= Preuves, i. 985), cf. G. Tessier, Diplomatique royale française, Paris 1962, p. 239.

51 Whether they actually enjoyed possession or not, all dukes in this period from Mauclerc usually included the title ‘earl of Richmond’ (Comes Richemondie, conte de Richemont) in their style, unless the county was held by a cadet. Among other titles used by more than one duke were those of viscount of Limoges, and count of Montfort, Étampes and Vertus, whilst Mauclerc was briefly lord of La Garnache, Charles de Blois and Jeanne de Penthièvre were lord and lady of Avaugour, Guyse and Mayenne, John IV was lord of the Rape of Hastings and of Rays, and Arthur III, lord of Parthenay and constable of France.

52 ALA, E 236, containing letters dated between 1220–1407, a splendid manuscript bound in red leather boards, roughly 300 × 340 mm. ‘(C) y ensuit la tenour par vidimus et copie de pluseurs des lettres de tres excellent prince et segnour monseignour le duc de Bretaingne que Maistre Herve le Grant tresorier et garde dicelles a fait escripre en cest livre pour lutilite et profit de mondit seignour des quelles ensuit les rebriches en la forme si apres contenantes …’ (fo. 5 r). The majority were copied by Jean Halouart and Jamet Lamouroux, notaries.

53 Lettres de Jean V, i. p. xxxiv, where an example of 1408 is also discussed. In letters drawn up by a notary, but bearing the duke’s own autograph signature, agreeing to marry Juana of Navarre (13 April 1385) John IV is styled ‘Jehan, par la graice de Dieu, duc de Bretaingne’, the only such case I have come across (Archivo general de Navarra, Caj. 49 no. 20, cf. Recueil Jean IV, i. 27). Although listed in the supplement to that Recueil, no. 540 B, a full text arrived too late for inclusion. See now MSHAB, lxi (1984), 101–2.

54 Michael Jones, ‘Bons Bretons et bons Francoys’: The Language and meaning of treason in later medieval France, Transactions of the Royal Historical Society, 5th series, 32 (1982), 91–112; idem, Trahison et l’idée de lèse-majesté dans la Bretagne du quinzième siècle, Actes du 107 e Congrès national des sociétés savantes, Brest 1982 (forth-coming).

55 A single letter ennobling lands survives for John IV (Recueil Jean IV, ii. no. 773). In Burgundy the duke had been exercising this right since 1371 and in the Bourbonnais since 1334 (A. de Barthélemy, Étude sur les lettres d’anoblissement, Revue historique nobiliaire, 1869; see also R.H. Lucas, Ennoblement in Late Medieval France, Mediaeval Studies, xxxi [1977], 239–60).

56 B.A. Pocquet du Haut-Jussé, Mahé le Léal ou Macé le Bart, l’un des auteurs de la Très Ancienne Coutume de Bretagne, Revue historique de droit français et étranger, 4ème sér., iv (1925), 445–53.

57 Arch. dép. Pyrénées-Atlantiques, E 624 no. 1, accounts for the viscounty of Limoges show various payments to Gautier as chancellor of Brittany in 1345–6. Witnesses at the 1371 canonisation inquiry (Monuments, ed. Plaine, p. 118; Preuves, ii. 20) mention Auffroy le Voyer and Guillaume Paris as chancellors but I have been unable to confirm this.

58 Recueil Jean IV, i. 35–6. There is an original letter of Blois in the bottom right hand corner of which there is the note ‘Vo’ with a contraction which could be extended as Vous or voir, possibly indicating the chancellor’s presence (Nantes, B. m., MS. 1707 no. 2, 24 Feb. 1347), otherwise the earliest example of the practice is Recueil Jean IV, i. no. 8 (8 Feb. 1361). The chancellor did not use a visa in Brittany.

59 Arch. dép. Ille-et-Vilaine, 1 F 1116, fragments of accounts of Arthur III.

60 P. Thomas-Lacroix, Jean de Malestroit, chancelier du duc Jean V, Bulletin de la société archéologique et historique de Nantes et de Loire-Atlantique, cxv (1978), 135–93; B.A. Pocquet du Haut-Jussé, François II, duc de Bretagne, et l’Angleterre (1458–1488), Paris 1929.

61 Preuves, iii. 124, 238, 388, 427, 462 (military career). Promoted to chancellor through the influence of the duke of Orléans and prince of Orange (according to Alain Bouchart, Les Grands Croniques de Bretaigne, ed. H. Le Meignen, Nantes 1886, fo. 235 v) in September 1487 (ALA, B 10 fo. 246bis r; Preuves, iii. 541), an attempt to replace him by Gilles de la Rivière, a former vice-chancellor, was made in January 1489 (ibid., 617) but he kept Anne’s favour and was her staunchest defender in the next few years (B.A. Pocquet du Haut-Jussé, La politique d’Anne de Bretagne. Inspirateurs et intentions, MSHAB, xxvii (1947), 1–16; idem, Les débuts du gouvernement de Charles VIII en Bretagne, BEC, cxv (1957), 138–55). He drew up his will on 27 June 1514 (Preuves, iii. 923–4). Unfortunately there is no surviving register for 1514 to show when he last sat as chancellor. For his role at the burial of Anne’s heart see below p. 721 and note 172.

62 Bouchart, fos. 226 v, 231 v; ALA, E 212 no. 17 fo. 6 r, ‘A maistre Francois Chrestien chancelier de Bretaigne institue aud. office environ le premier jour de Juign (1484) derrain pour ses gaiges jouira du sceau de la chancellerie.’

63 Documents inédits sur le Complot Breton de M. CCCC. XC. II, ed. A. de la Borderie, Nantes 1884, no. XLVII at pp. 85–7.

64 Pierre Choque, Brittany Herald, Commemoracion et advertissement de la mort de … madame Anne (edited by L. Merlet and Max. de Gombert as Récit des funérailles d’Anne de Bretagne, Paris 1858); I have used the copy for a princess of the house of Bourbon (Nantes, B. m., MS. 653); Pocquet du Haut-Jussé, BEC, cxvi (1958), 154 after ALA, E 131, the surviving minutes of the council, 1459–62.

65 P. Jeulin, L’hommage de la Bretagne, ABret., xli (1934), 380–473; B.A. Pocquet du Haut-Jussé, Une idée politique de Louis XI: la sujétion éclipse la vassalité, Revue historique, no. 460 (oct.–déc. 1961), 383–98; Jones, Ducal Brittany, pp. 19, 46–7.

66 See below p. 714 and note 140. Bouchart, fos. 208 v–9 v has elaborated with considerable skill themes from the speech of Mr Jean du Cellier in 1458 (cf. Preuves, ii. 1729), by quoting earlier documents at length.

67 Preuves, iii. 791. The beguin of Francis II in 1488 names 13 councillors and maîtres des requêtes, 22 other officers ‘extraordinaire’, 24 secretaries and 2 huissiers of the chancery, 61 names in all, under the general heading ‘Gens du Conseil’ (Complot Breton, ed. La Borderie, pp. 85–7).

68 Nouveau recueil, ed. La Borderie, p. 149, cf. Preuves, i. 1189 and 1196. Unfortunately La Borderie who claimed that he had published all the articles in a series of accounts c. 1289–1311 (ALA, E 20) ‘qui ont un interêt historique’, omitted a number of items which might have thrown light on the functioning of the chancery, e.g. in 1311 the notary Jamet de Vern was paid 100 s ‘pour escripture … et dut faire quatre instrumenz publique pour covenance faite o lui de linventoire de la Tour nue’ (E 20 no. 16 fo. 2). These inventories were probably like three he drew up in 1315–6 of John II’s jewels and other goods at Nantes (E 23 nos. 65–7). In 1311 Mr Guillaume Gaumont was paid 6 l. for services ‘en deffendant les privileges mons. contre les personnes deglise’ and there is a later payment ‘Pour parchemin, cire et encre et pour .iij. clefs pour les huches du tresor des chartes les freres de Vanes, xxiij s.’ (E 20 no. 16 fo. 3). The whole series would probably repay study.

69 Recueil Jean IV, i. 38–40.

70 Preuves, ii. 737–8 (ALA, E 5 no. 3).

71 Lettres de Jean V, i. p. lxxxix. In 1451–2 there were 14 secretaries (Preuves, ii. 1605–6); nine are mentioned in 1454–5 but there were also ‘autres secrétaires pour la chancellerie’ (ibid., 1686) and 9 secretaries and two former secretaries are listed in 1457–8 (ibid., 1726). I have noted the regular signatures of 12 clerks in 1462 (ALA, B 2), 10 in 1464 (B 3), 11 in 1466 (B 4), 9 in 1467 (B 5), 10 in 1468 (B 6), 16 in 1473 (B 7), 12 in 1477 (B 8), 14 in 1480 (B 9), 17 in 1489–90 (B 12), 15 in 1490–1 (B 13), 11 in 1506 (B 16) and 10 in 1513 (B 21).

72

The following list gives details of the numbers of letters signed by the leading clerks of John V (after Lettres de Jean V).

Jean Rocher, secretary127
Jean Mauléon, secretary108
Jean Cador, secretary93
Pierre Ivette89
Jamet Godart83
Alain Coaynon, secretary76
Guillaume Bily73
Jean Fresero46
Ph. de Marois, secretary43
René Pasquier42
Bertrand Huchet37
Robert Cador, secretary35

Among the clerks of Francis II early in his reign the most hardworking secretaries by this crude measure were Robert le Gouz, Henri Milet, Guyon Richart, Robert Marc, Jacques and Pierre Raboceau (ALA, B 2–6).

73 An impression which might be modified by more thorough study. Girard de Billy was called resident secretary in 1477 (ALA, B 8 fo. 167 v).

74 Above note 67.

75 Nantes, B. m., MS. 1336 fo. 31 v shows that three huissiers ‘qui ne font que deux quant ausd. gaiges en ensuivant lesd. lettres de chartre’ (of 1498) received only 80 l. a year between them.

76 ALA, B 15. In July and August sessions were held at Auray, Quimper, Lesneven and St-Pol, during September at Morlaix (3), Guingamp (13), St-Brieuc (16), Dinan (19), St-Malo (20), Dol (22), St-Aubin du Cormier (24) and Vitré (28); cf. A. de la Borderie and B. Pocquet, Histoire de Bretagne, 6 vols., Paris and Rennes 1896–1914, iv. 601–3.

77 ALA, E 240, ‘Inventaire de lettres du tresor rendu par Yves evesque de Vennes’, a composite volume, containing various lists of documents in the keeper’s charge or delivered to various envoys between 1450–6, shows that most of the records were then already in armoires at the Tourneuve, Nantes, but some important records were also at Vannes. In 1490 Mr Jean Blanchet took various documents from the trésor at Nantes to Rennes. These were returned in 1506 (ALA, E 242 no. 2). A petition seeking the transfer of the records of the chambre des comptes from Vannes to Nantes was made in 1492 (Paris, Bibl. nat., MS. français 15541 fo. 81, published in BEC, cxv [1957], 150–2) although they were not finally moved until 1501.

78 Congrès archéologique de France, lxxxie session, Brest et Vannes, 1914, Paris 1918, pp. 429–30 for Château Gaillard, now the home of the Société polymathique du Morbihan and its collections. ALA, B 7 fo. 91 r (1 July 1473) for Chauvin at Bois; ibid., B 16 shows that Montauban despatched business at Bois de la Roche from 2 January–15 February, for a few days after 5 March and on 4 April and 25 May 1506, but that apart from a brief trip to Ploërmel, for the rest of the year he divided his time between Rennes and Nantes, apart from 12 September–6 October when he was at Vannes, or en route between these three centres.

79 ALA, E 131 fo. 12 v (15 June 1459) for a case where the chancellor used the absence of the duke and the greater part of his council to delay publishing certain royal letters.

80 ibid., fo. 104 r (23 Oct. 1460) shows the council sitting at Fougères. On 5 March 1462 Chauvin was at Malestroit, at la Chezé on 9 March, Josselin (10–13 March) and at Vannes by 17 March (ALA, B 2 fos. 19 v–27 r). Some business was transacted in his absence at Nantes on 22–24 March before he himself returned there on 25 March (ibid., fo. 29 r).

81 Lettres de Jean V, i. p. xxvii.

82 The total number of letters registered in 1462 is 949 (ALA, B 2), 998 in 1466 (B 4), 993 in 1468 (B 6) and 1008 in 1477 (B 8). A comparison of the accounts for the ‘produit de la chancellerie’ and the corresponding section of the register for the same period shows that very few letters for which fees were charged escaped registration, though they might be referred to under different headings in the two records (ALA, E 212 no. 21 and B 12). The average number issued per day at this point was 5 (cf. Appendix II). Letters issued by the Chambre des comptes should also be remembered in any total of documents issued in the duke’s name.

83 Monuments, ed. Plaine, passim.

84 ibid., p. 41. A scale of fees to be charged in local courts for sealing contracts etc. between 1334–41 may be found in La très ancienne coutume, ed. Planiol, pp. 348–9.

85 Preuves, ii. 738 (1404), ‘L’evesque de Rennes chancelier a M. l. de pension et se paiera sur le profit et revenu des sceaux, se tant peuvent monter et valoir et se non le parsur luy sera fourni et seront mis les sceaux au prix que estoient ou vivant de feu Mons. et Madame, et en outre lad. pension, aura pour chacun jour qu’il sera mande par monsieur pour aller hors de son hostel ou de la ville de Rennes pour les affaires et besoignes de Monsieur, Cs. par jour.’

86 Arch. dép. Ille-et-Vilaine, 1 F 1111, accounts for 1393; Lettres de Jean V, i. p. lxxxv (after Preuves, ii. 900) indicates that in 1416 the chancellor was receiving only 600 l.

87 Nantes, B.m., MS. 1336 fos. 20 r–1 r show that from 1 April 1498–31 December 1506 he was paid 2000 l. breton p.a., from 1 January 1506 he had received an increase of 400 l. p.a. on his pension, together with another 1200 l. p.a. to recompense him for revenues from the seals which he used to draw and that from 1 January 1507–30 September 1512 he received 4000 l. p.a., a total of 40, 500 l. in all.

88 Jean de Rouville received 600 l. in 1465–6 as vice-chancellor (Preuves, iii. 145, 166–7) as did Guy du Boschet, bishop of Quimper, in 1481–2 (ALA, E 212 no. 16 fo. 10 r). In 1465–6 Milet was receiving 200 l. (Preuves, iii. 145), which had been raised to 240 l. by 1468 (ALA, B 6 fo. 188 v). The États de finance for 1481–5 show that Guyon Richart and Mr Guillaume Gueguen were the highest paid secretaries at 150 l. p.a., raised in the latter case to 200 l. in 1484 (ALA, E 212 nos. 16–19). Mr Jean Blanchet as garde des chartes got 120 l. In 1491 ten secretaries received between 20 l. and 120 l. p.a. (ALA, E 214 no. 41 fo. 6 r). From 1498–1512 there were normally six maîtres des requêtes and eight secretaries in office at 300 l. and 100 l. p.a. respectively (Nantes, B.m., MS. 1336), together with one extra secretary and two (or three huissiers) on the normal strength of the chancery. But many of these must have employed juniors of whom we hear little save for Guillaume Vaillant, secretary to Vicechancellor Gueguen, to whom an ex gratia payment of 25 l. was made ‘pour ses paines davoir durant cinq ou six annees grossoyer et mynuter les estaz des debtes de Bretaigne tant generaulx que particulier dont il avoit eu la garde durant lad. temps et faict plusieurs expeditions et escriptures’ (fo. 32 v). Jean Regnier, receiver of the chancery, was a royal secretary by 1501 (Lapeyre & Scheurer, no. 573).

89 ALA, E 212 nos. 17–19. Around 1500 Laurens Maczault claimed he was still owed 523 l. 15 s for diplomatic missions to England and Maximilian, king of the Romans, before the loss of Breton independence, and other secretaries like Jean Mauhugéon and Roland Scliczon claimed debts outstanding since the days of Francis II (E 209 no. 23 fos. 2 r, 5 r, 12 r–v).

90 cf. J. Bartier, Légistes et gens de finances au XV e siècle. Les conseillers des ducs de Bourgogne, Philippe le Bon et Charles le Téméraire, 2 vols., Brussels 1955–7.

91 Nantes, B.m., MS. 1336 fo. 34 v. By 1534 the bill was 8584 l. 16 s t. (Preuves, iii. 1014).

92 Monuments, ed. Plaine, p. 98.

93 ibid., p. 136. Paper was already being used in the duchy for accounts by 1342 (ALA, 7 JJ 143/2). The earliest ducal letter on paper known at present dates from 1364 (Recueil Jean IV, i. no. 34) but it would be unwise to consider this date as final in the absence of diplomatic studies for earlier dukes. ALA, E 238 fo. 79 r (1395 inventory) mentions ‘le papier de celx qui doyvent host au duc de Bretaingne et est ledit papier en parchemin’ – a reference to the famous muster at Ploërmel in 1294 (Preuves, i. 1110–5). From this ambiguous reference it is not clear whether the manuscript of the Livre des Ostz still surviving at Nantes is meant (ALA, E 132). In the crisis conditions of 1490 the president and members of the Chambre des comptes were ordered to accept various quittances on paper presented by Mr Pierre Becdelièvre for payments by Guillaume de Forestz on the extraordinary revenues ‘neantmoins le stille et usement de lad. chambre soit de apparaistre lesd. quittances en parchemin’ (ALA, B 13 fo. 18 r).

94 Paris was serving Blois in 1355 (Nantes, B.m. MS. 1707 no. 1). For his career under John IV cf. Recueil Jean IV, s.n. As dean of Nantes he accepted the second treaty of Guérande in 1381 (Arch, Nat., J 242 no. 5818; Preuves, ii. 280) and he was still dean in 1390 (ALA, E 163 no. 32).

95 Monuments, ed. Plaine, pp. 135–40.

96 ibid., 93–8 (G. André), 56–60 (G. Berengar), 71–7, 351–3 (P. de la Chapelle), 44–6 (R. de Coestelles), 135–40, 330–2 (R. Poencé), 147–9, 332–4 (R. Poulard), 84–9 (A. Raoul) and 174–6 (J. Vitreari).

97 At least eight secretaries for local courts were instituted in 1462 (ALA, B 2), 5 in 1464 (B 3), 7 in 1468 (B 6) etc.

98 Monuments, ed. Plaine, pp. 93–8.

99 Recueil Jean IV, i. 38 n. 150.

100 Monuments, ed. Plaine, pp. 84–9.

101 ibid., 44–6.

102 ibid., 174–6; his name does not appear in Mandements et actes divers de Charles V (1364–1380), ed. L. Delisle, Paris 1874.

103 Journal de Jean le Fèvre, évêque de Chartres, chancelier des rois de Sicile, Louis I et Louis II d’Anjou, ed. H. Moranvillé, Paris 1887, p. 4, ‘Item, une lettre seellee par laquele monsegneur retient en secretaire maistre Richart … secretaire du duc de Bretaingne’ (c. Aug. 1381).

104 Archivo general de Navarra, Caj. 54 no. 38 iv, Pamplona, 6 May 1387, quittance from Brochereul for 300 florins out of 500.

105 Recueil Jean IV, ii. nos. 985, 998, 1006, 1026, 1107, 1110, 1163; B.A. Pocquet du Haut-Jussé, Les statuts synodaux d’Alain de la Rue, évêque de Saint-Brieuc (1421), Mémoires de la société archéologique d’Ille-et-Vilaine, xlvii (1920).

106 B.A. Pocquet du Haut-Jussé, Les papes et les ducs de Bretagne, 2 vols. Paris 1928, ii. 877 et seq. for Gueguen’s election in 1487.

107 ALA, E 126 no. 2 (1397) as archdeacon of Vannes; P.R.O., C. 76 no. 90 mm. 7, 11, 22; no. 91 mm. 18, 22, as archdeacon of Dreux (1406). Richard Clerk (above note 103) had briefly been treasurer of Vannes and archdeacon of Poher (Preuves, ii. 446) but later became chanter of Nantes.

108 Poulard married Constance de Kerraoul and his will mentions three sons, Jean already dead, Guillaume (bishop of Rennes, 1357–9, and of St-Malo, 1359–66) and Roland (Preuves, i. 1554–5, 14 July 1362). His brother Roland gave evidence in 1371 (above note 96).

109 M. Jean Kerhervé is currently studying the analogous group of Breton gens de finance; see especially, Une famille d’officiers de finances bretons au XVème siècle: les Thomas de Nantes, ABret., lxxxiii (1976), 7–33 and Jean Mauléon, trésorier de l’épargne, Une carrière au service de l’État breton, Actes du 107 e Congrès national des sociétés savantes, Brest 1982 (forthcoming).

110 Preuves, ii. 379, 450, 555, 576, 580; Recueil Jean IV, Index s.n. and Archivo general de Navarra, Caj. 60 no. 7, 29 May and 2 September 1386 for his diplomatic career. See also Michael Jones, Mon pais et ma nation: Breton identity in the Fourteenth Century, War, Literature and Politics in the Late Middle Ages, ed. C.T. Allmand, Liverpool 1976, p. 159 for his career at Angers.

111 Lettres de Jean V, no. 1934 cf. Père Anselme, Histoire généalogique et chronologique de la maison royale de France, 3rd ed., 9 vols. Paris 1726–33, iv. 82.

112 Lettres de Jean V, no. 1104. In 1413–4 he was exchanging various rents and lands with the lords of Rays and La Suze (Cartulaire des sires de Rays, ed. R. Blanchard, Archives historiques du Poitou, xxviii [1898] and xxx [1900], nos. CXLIX–CLII).

113 cf. in addition to his studies cited in note 109, J. Kerhervé, Les trésoriers de l’épargne du duché de Bretagne au XVe siècle, paper read at the University of Bielefeld, 1982.

114 B.A. Pocquet du Haut-Jussé, La dernière phase de la vie de Du Guesclin. L’affaire de Bretagne, BEC, cxxv (1967), 145.

115 For Carné and Gibon see Michael Jones, The Breton Nobility from the Civil War of 1341–64 to the Late Fifteenth Century, The Crown and Local Communities in England and France in the Fifteenth Century, ed. J.R.L. Highfield and Robin Jeffs, Gloucester, pp. 60–1.

116 Lapeyre & Scheurer, no. 471.

117 E. Cosneau, Le connétable de Richemont, Paris 1886, pp. 582–3. Milet was dead by 8 March 1477 (ALA, B 8 fo. 47 r).

118 Lettres de Louis XI, ed. E. Charavay, J. Vaesen and B. de Mandrot, 11 vols. Paris 1883–1909, iv. no. DXC and pièces justificatives x and xi. His incriminating correspondence had been discovered by Olivier le Roux, a former colleague as secretary of the Constable (Arch. Nat., K 69 no. 8 = Cosneau, pp. 652–3), who had to flee the duchy on the accession of Francis II (ALA, E 131 fo. 33 v) and became a leading adviser of Louis XI (Lapeyre & Scheurer, no. 423, where his Breton antecedents are ignored). Milet had also acted as secretary and controller general of finances in Normandy for Charles (H. Stein, Charles de France, frère de Louis XI, Paris 1920, pp. 524, 653). On 23 September 1467 he entered the chancery to collect certain secret letters of alliance (ALA, B 5 fo. 11bisr).

119 ibid., B 7 fo. 67 r. Lespervier had first fallen under suspicion in 1470 though no charges were preferred against him after investigation (ALA, E 198 no. 14). He later became First President of the Parlement de Paris (Lettres de Louis XI, viii. no. MCCCXCIII [1479], MCCCCXXXII [1480]; ix, p.j. xii).

120 Many ducal officers had known each other since student days at Angers, Orléans, Paris or, after 1461, Nantes (cf. Jones, War, Literature and Politics, ed. Allmand, pp. 157–60 and idem, Education in Brittany during the later Middle Ages: a survey, Nottingham Mediaeval Studies, xxii [1978], 58–77).

121 Some documents relating to the disputed succession to the duchy of Brittany, 1341, ed. Michael Jones, Camden Miscellany, xxiv, (Royal Historical Society, Camden Fourth Series 9, London, 1972), 1–78.

122 J. Kerhervé, Aux origines d’un sentiment national: Les chroniqueurs bretons de la fin du moyen âge, BSAF, cviii (1980), 165–206 is a fine survey of the literary aspect.

123 C’est le livre du bon Jehan, duc de Bretaigne, ed. E. Charrière as an appendix to the Chronique de Bertrand du Guesclin par Cuvelier, 2 vols. Paris 1839, ii. 421–560, omitting 1200 lines (cf. F. Lecoy, Guillaume de Saint-André et son ‘Jeux des échecs moralisés’, Romania 67 (1942), 491–503). It was dedicated to the author’s son.

124 ALA, E 55 (bulls); E 236 (formulary); E 126 no. 2 (Jews – for a photograph of the original letters of John I, 10 April 1240, see La Borderie and Pocquet, Hist. de Bretagne, iii. 336–7); E 132 (Livre des Ostz), 22 fos., 160 × 230 mm., bound in the same red leather boards and written and decorated in much the same style as the formulary.

125 ALA, E 172 no. 18 (1399 – Doyt estre … Herve), whilst ibid., no. 20 also has a note that it is to be taken to him; Preuves, i. 1216, ‘Cet instrument (concerning the confiscation of the goods of the Templars, 1308) fut trouve chez les Freres Mineurs de Nantes en la huche du sire de Septmaisons le Jeudi 13 de Janvier 1406 et donne a Herve le Grant, Tresorier des lettres de Bretaigne’; Lettres de Jean V, no. 1222 (1416); for other examples of his public instruments see Arch. dép. Côtes-du-Nord, 1 A 1 nos. 4 (1383), 8 and 9 (1391); ALA, E 8 nos. 2 and 3 (1392), E 166 no. 8 (1389), E 72 no. 10 (1397), E 138 no. 24 (1385), E 172 no. 7 (1383); E 159 no. 14 (1410) is in a different hand from his earlier instruments.

126 Pocquet du Haut-Jussé, BEC, cxxv (1967), 145; Kerhervé, BSAF, cviii (1980), 205–6. Chronicon Briocense. Chronique de Saint-Brieuc, ed. G. Le Duc and C. Sterckx, vol. i, Paris 1972, provides a text down to the year 640, but the edition is both incomplete and sadly deficient; Preuves, i. 7–102 continues the text in extracts. The main manuscripts are Paris, Bibl. nat., MS. latin 6003 and 9888, together with some important additions in Pierre le Baud’s notes (Arch. dép. Ille-et-Vilaine, 1 F 1003).

127 Kerhervé, BSAF, cviii (1980), 205–6.

128 Recueil Jean IV, i. no. 322 (29 September 1379). As Herveus le Grant clericus Corisopitensis he witnessed a grant in 1388 (Preuves, ii. 548) and in 1397 a sentence of excommunication on him for obtaining the office of chanter of Nantes was raised (ALA, E 38 no. 11). It is not known whether he had married before or after this event.

129 He drew up copies of the mutual donation between John IV and Juana of Navarre in 1387 (Arch. dép. Ille-et-Vilaine, 1 E 2 no. 1), was particularly busy at Tours in 1392 when the terms for the marriage of the future John V and Jeanne de France were drafted (ALA, E 8 nos. 2 and 3) and acted as the duchess’s secretary on several occasions (e.g. Arch. dép. Ille-et-Vilaine, 1 E 10, 1394). His notarial sign included ermines, the ducal arms, as did St-André’s (ALA, E 151 no. 14 [1384], for a joint instrument).

130 cf. Preuves, i. 7–102.

131 Guillaume Leseur, Histoire de Gaston IV, comte de Foix, ed. H. Courteault, 2 vols. Paris 1893–6, i. pp. xxvi–xxvii; J. Richard, Les archives et les archivistes des ducs de Bourgogne, BEC, cv (1944), 123–69, for the more routine activity of archivists.

132 Kerhervé, BSAF, cviii (1980), 202–4.

133 ALA, E 1071–4, cf. R-H. François, Les activités d’un notaire rural de Saint-Philbert de Grandlieu à la fin du XVe siècle, Mémoire de Maîtrise, Nantes 1968.

134 Preuves, ii. 770; A. Croix, Nantes et le pays nantais au XVIe siècle. Étude démographique, Paris 1974, pp. 18–19.

135 ALA, E 239–242 for most of the surviving inventories, cf. Lettres de Jean V, i. pp. iv–v.

136 P. Contamine, The Contents of a French Diplomatic Bag in the Fifteenth Century: Louis XI, Regalian Rights and Breton Bishoprics 1462–1465, Nottingham Medieval Studies, xxv (1981), 52–72.

137 ALA, E 59–60, cf. E 240 fo. 110 r–111 v (c. 1450), ‘Touchant les Regaeres’.

138 ALA, E 241 no. 2, a cahier of 30 fos., includes on fos. 1–12 r a list of documents collected at St-Malo, Rennes and Dol and at the abbeys of Tronchet, Rillé, Montfort and Paimpont in May 1464; cf. no. 10, ‘Memoire daucunes lettres trouvees aux abbays de Bretaigne’, a similar cahier of 9 fos. with lists of letters and extracts from manuscripts, breviaries, chronicles etc. gathered at the same time. This latter had subsequently been handed to royal officials who annotated the margins with demands for the production of the originals or authenticated copies. Ibid., no. 11, a cahier of 20 fos., includes fos. 9 r–14 v another list: ‘Cest inventoire des lettres livrees rapportez de Paris qui touchent les regales, les fondacions et droitz de Bretaigne’, also probably dating from 1464–5.

139 Nantes, B.m., MS. Dugast-Matifeux 223, including a list of documents (23 May 1459) for delivery to Mr Bertran de Coëtanezré, vice-chancellor, about to go to the royal court, and a ‘Memoire des materes desquelles mons. le vichancelier doibt avoir souvenance’.

140 ALA, E 131 fo. 168 r (5 Dec. 1461), cf. E 241 no. 9, a cahier of 12 fos. of ‘Lettres des redevances faitz par les ducs de Bretaigne aux roys de France et de leurs aliances ensemble’ and no. 5, 27 fos., ‘Lettres royalles touchant les libertez et previleges de Bretaigne’, both produced c. 1461.

141 cf. Preuves, ii. 595–7, 1651–8.

142 Jones, War, Literature and Politics, ed. Allmand; cf. ALA, E 240 fos. 109 r–112 v, ‘Des lettres que Reverend Pere en Dieu Missire Yves evesque de Vennes a baille du commendement du duc et de son conseill a Olivier de Coetlogon, conseiller et contrerolleur de la meson du duc pour le voyage de Paris’ (1456), which includes the sectional headings ‘Touchant les Regaeres’ and ‘Touchant le Parlement de Bretaigne’ and the marginal note ‘Dei gratia’ to signify three main topics of discussion.

143 cf. Recueil Jean IV, i. 23–34 and Lettres de Jean V, i. pp. xxxi et seq. Decoration of ducal letters was normally limited, extremely rare in the thirteenth century, less so later. The initial letter (or letters), sometimes a few words of the address or ducal title, were normally written in a larger hand and sometimes enlivened by allusions to the duchy’s arms (ermines) or its connection with the sea (the initial J was frequently in the form of a fish). I have seen no highly decorated letters like those produced in contemporary royal chanceries.

144 Recueil Jean IV, i. 13, 40; a study of Breton notaries is a desideratum. Courtel, BEC, cxxxv (1977), 290 remarks that the use of public instruments by the dukes of Burgundy, common in the thirteenth century had become rare by the fourteenth.

145 La Borderie and Pocquet, Hist. de Bretagne, iv. 396–400.

146 Preuves, iii. 38. In 1463 Robert Marc gave particularly detailed evidence on the chancery practice with regard to sealing during Peter II’s reign (ALA, E 198 no. 33).

147 Two vice-chancellors have been traced between 1415–26 (Lettres de Jean V, i. pp. lxxxv–lxxxviii) but the next known holder of the office is Yves de Pontsal, bishop of Vannes, vice-chancellor from 1450–7. He was succeeded by Messire Jean Inisan (1457–8), Messire Bertrand de Coëtanezré (1458–61), Mr Jean de Rouville (1461–71 or later), Mr Guy du Boschet (by 1474–82), Gilles de la Rivière (1486–7) and Mr Guillaume Gueguen (1488–1506); cf. Planiol, iii. 117.

148 ALA, B 9 fo. 88 v, ‘Aujourduy xiije jour de may lan mil iiijc iiijxx la poche des seaulx de la chancelerie qui paravant avoit este close soubz le signet de monsgr. le Vichancelier a este apportee par Jehan de Cerisy, conterolle general et garde desd. seaulx devant monsgr. le Chancelier close soubz le seel de secret du duc. Et a dit led. conterolle que le duc avoit en sa presence fait ouvrir lesd. seaulx et fait seeller une lectre de laquelle le registre est cy apres escript. Et apres avons fait clorre lesd. seaulx soubz led. seel de secret lesd. seaulx avoint este clos soubz le signet de monditsgr. le Vichancelier des le quart jour de cedit moys de May. Et depuis en cedit xiije jour de May ont este lesd. seaulx apportez devant monditsgr. le Vichancelier clos soubz led. seel de secret, lequel les fist ouvrir, et apres avoir seelle aucunes lettres de justice les clouyt soubz son signet, presens a ce Maistre Pierre le Boteiller, Robert Marc et Jacques Raboceau’ and signed with flourished ‘P. Le Bouteiller, present soit. R. Marc. J. Raboceau’.

149 cf. ALA, B 2 fos. 17r, 19v, 71r, 83v; B 3 fo. 133r; B 4 fos. 11r, 17v; B 5 111bisr; B 6 fos. 12v, 74v, etc.

150 ALA B 7 fo. 139v (19 Oct. 1473), Pierre Landoys signed to acknowledge receipt of a quittance from Francis II to Louis XI for 30,000 l.t.; B 9 fo. 147v (2 Oct. 1480), Gilles de Rivière, archdeacon of Rennes,and Etienne Millon, papal protonotaries, signed the register. The practice of the chancellor or his deputy signing had begun by 1503.

151 Monuments, ed. Plaine, pp. 41, 46, 56, 59, 66-7 etc.

152 ALA, E 131 fo 25r, cf. B 5 fo. 39v (2 April 1467), a pardon for murder granted (according to a marginal note) under pressure from Odet d’Aydie, lord of Lescun. On 19 Nov. 1490 a grant of rachat on the death of the lord of Molac to the lord of La Roche had to be revoked because Molac was still alive (B 13 fo. 55r).

153 ALA, E 198 nos. 24–39 (briefly summarized in Preuves, iii. 38–40); see Pocquet du Haut-Jussé, François II et l’Angleterre, pp. 61–9.

154 ALA, E 198 no. 38, ‘Ensuit aucune remonstrance pour lentendement du mal commis et perpetre par Guillaume Chauvin, chancelier, ses clercs, commis et depputez en la maniere devoir baille les sauffconduiz es ennemis’.

155 Ibid.; this case is not discussed in the two articles on treason cited in note 54, though it adds significantly to the arguments advanced there.

156 ALA, E 198 no. 23 (18 June 1463), commission to the Grand Maître (Tanguy du Chastel), president of Brittany (Jean Loisel), the vice-chancellor (Rouville), the seneschals of Rennes and Tréguier (Pierre Ferré and Pierre le Cozic) and Olivier de Coëtlogon to inquire into the abuses, including the issue of letters ‘les ungs seelles en blanc, les autres a fenestres pour y mettre et emploier telz port de navires, nombre de gens, pour les conduyre, le date, nombre et noms de marchans que bon leur sembleroit’; cf. B 4 fo. 81 v (22 June 1466), ‘ont este scellees vignt lettres decharge que ont este baillees en blanc au regart des noms a Jamet Thomas qui doit rendre du seau icelles lettres’; Ph. de Commynes, Mémoires, ed. J. Calmette and G. Durville, 3 vols. Paris 1921–5, i. 15.

157 La Borderie and Pocquet, Hist. de Bretagne, iv. 500–2, but cf. Bouchart, Croniques, fos. 225 v et seq. for whom Chauvin remained renowned for his just administration. Little survives of the documents in his case but an interesting discussion took place in the ducal council on 22 June 1482 in the presence of Guy Boschet, vice-chancellor, and others, in which the proctor-general (Guillaume de la Lande) asked about the status of Chauvin’s lands during his imprisonment: ‘Apres avoir apporter veu et leu aucuns livres de droit faisans mencion delad. matiere pour icelle plus meurement veoirs et estudier, que le duc ne devoit selon raison pendant le proces contre led. Chauvin et par avant santence et condempnacion despouiller ne deposseder reellement led. Guillaume Chauvin de lexercice de lad. jurisdicion de sesd. terres … aincoys que lad. jurisdicion devoit estre exercee ou nom dud. Guillaume Chauvin mays les fruiz, revenus et esmolumens dicelle jurisdicion aussi bien comme des terres et autres heritaiges dud. Chauvin devoint estre mys en sauvegarde’ (ALA, E 198 no. 40). Two months later Louis XI tried to evoke his case (ibid., no. 41i).

158 ALA, E 131 fo. 46 v.

159 ibid., fos. 90–95 v.

160 cf. B.A. Pocquet du Haut-Jussé, Les faussaires en Bretagne, Bulletin philologique et historique (jusqu’à 1715), années 1951 et 1952, Paris 1953, pp. 95–102.

161 ALA, E 131 fo. 225 v.

162 Though Parlement is known to have had a seal, no fourteenth century impressions survive (cf. Jones, Antiquaries Journal, lv [1975], 377).

163 Preuves, ii. 1560–1. In the fourteenth century the Derval-Châteaugiron line, of which Jean was the representative, bore Quarterly, 1 and 4, Gules, a cross patée argent, 2 and 3, gules, two fasces argent, arms used as late as 1416 (Preuves, ii. Planche 11, no. CLXXXIV) but Jean bore Quarterly, 1 and 4, Ermines (3, 2, 3), 2 and 3, argent, two fasces gules, arms which appear on his many manuscripts (J. Dupic, Un bibliophile breton du XVe siècle, Jean de Derval, Trésors des bibliothèques de France, xix [1935], 157–62).

164 ALA, E 152 no. 1, where the date given is 30 April 1302.

165 ALA, E 131 fo. 147 r–8 r (10 July 1461), condemnation of a forger to be pilloried at Nantes, Rennes and Vitré ‘un chapeau de papier paint sur la teste ou soint les personnaiges desd. faulsonneries et une escripture que on face mancion’; B 8 fo. 48 v (23 March 1477).

166 ALA, B 7 fo. 68 v (10 May 1473), remission to Olivier le Pelotier and his wife ‘davoir induit Roland Riou et Alain du Launay a faire et passer par faulczonnerie ung certain contract du nombre de xii s. de rente entre ilz et feu Jehan le Mestrier sans que pour lad. remission ilz seront aucunement restituez a leur bonne renommee’. Riou was also given a remission but the moveable goods of all four were given by the duke to Pierre de la Mote, sire de Kergoët.

167 ALA, B 2 fo. 1 r, ‘Respit a ung an pour Guillaume Chauvin habitant de la ville de Nantes’.

168 ALA, B 2 fo. 99 r; B 3 fo. 169 r; B 4 fo. 61 v; B 8 fo. 137 v etc.

169 ibid., B 125–129, individual letters of ennoblement and enfranchisement, contain many obtained by ducal secretaries for themselves or their relatives and friends.

170 ALA, B 22 fo. 56 v (18 April 1515) for Briçonnet’s first appearance in the chancery. He is not listed with other members of his family in Lapeyre & Scheurer, nos. 97–105.

171 Berranger, Guide des archives de la Loire-Atlantique, i. 18.

172 Nantes, B. m., MS. 653 fo. 35 r–v.

173 The names Auffroy le Voyer and Guillaume Paris have been suggested as chancellors of Blois (Preuves, ii. 20); also that of Henry du Bois but without serious reference.

174 Mr Gilles de la Rivière was named chancellor on 24 Jan. 1489 as a rival to Montauban (Preuves, iii. 616–7).

175 Dated 12 November in register.

[p. 729] Die Urkunden und Kanzleien der skandinavischen Herzöge1

In den skandinavischen Ländern, Dänemark, Schweden und Norwegen benutzte man augenscheinlich zuerst das Wort dux als lateinische Wiedergabe des nordischen Jarls, der innerhalb eines größeren Bezirks oder eines ganzen Landesteils nicht vollständig bekannte Amtsfunktionen ausübte2. Saxo nannte sie praefecti oder satrapae3. Der bekannteste unter ihnen ist Knud Lavard, der im Jahr 1115 von dem König Niels (Nicolaus) als praefectus in Sønderjylland (Iutia) eingesetzt wurde4, die gleichzeitigen Historiker Sven Aggesen5 und Helmold und die Annales Nestvedienses6 nennen ihn aber dux. Erst unter den späteren Königen Waldemar I., dem Großen, und Waldemar II., dem Sieger, ist der Herzogtitel endgültig im Gebrauch gekommen.

Aus der Zeit des Königs Waldemar I., des Großen, ist nur eine einzige Herzogsurkunde vorhanden, das ist die Urkunde des Herzogs Buris von Jütland, 1163 am 24. März ausgestellt, die Stiftungsurkunde des Zisterzienserklosters Tvis in der Nähe von Holstebro7. Leider ist aber die Originalurkunde verschollen, nur die Übersetzung in das Dänische 1544 erhalten. Das Kloster ist teilweise von seinem Vatererbe gestiftet, und der Herzog, der Stifter, [p. 730] redet den Empfänger, den Abt Peter, der zusammen mit seinen Mönchen aus dem schonischen Kloster Herrevad kommt, mit einem Du an. Die Urkunde ist im Gegensatz zu den späteren Herzogsurkunden nach demselben Muster wie dem der derzeitigen dänischen Königsurkunden abgefaßt. Das Protokoll enthält eine Invokation, eine Intitulatio mit ego (jeg) eingeleitet, eine Adresse und salutatio. Der Kontext fängt mit einer zusammengewebten Arenga und narratio an, unmittelbar an die Disposition anknüpfend. Es folgt eine detaillierte Pertinenzformel, und in diesem Zusammenhang finden wir die Auskunft, daß die Empfänger aus dem schonischen Kloster Herrevad stammen. Nach einer sanctio im pluralis maiestatis folgt die corroboratio ebenso im pluralis maiestatis, und sie endet mit einer Anrede an König Waldemar in zweiter Person pluralis, daß er die Stiftung an seine Nachkommen empfehlen werde. Nun folgen die Unterschriften, an erster Stelle die des Königs, dann die zweier Bischöfe, dreier Äbte, acht Laien und an letzter Stelle die zweier Männer des Herzogs Buris. Zum Schluß detaillierte Datierung mit Jahr, Indiktion, Epakt, Konkurrent, Tag und Regierungsjahr des Königs und eine apprecatio.

Die Buris-Urkunde enthält keine Auskunft über Personen, denen man irgendeine Kanzleifunktion zuschreiben kann. Es gibt keinen Kapellan oder Notar des Herzogs unter den Unterschreibenden und auch nicht den Kanzler des Königs. Es bleibt also ungewiß, wer die Urkunde konzipiert hat. Da sie aber ausdrücklich den Namen des Abts in Tvis in der Adresse nennt, könnte sie vielleicht eine Empfängerausfertigung eher als eine Ausfertigung der königlichen Kanzlei sein.

Der nächste Herzog von Jütland (lateinisch: Jucia) ist der spätere König Waldemar II., der Sieger. 1183 war er vollmündig und tritt als Zeuge in einer Urkunde vom 27. August auf8, aber sein Herzogtum Jucia (Sønderjylland oder später Schleswig) verwaltete tatsächlich laut einer ein wenig späteren Auskunft9 sein unehelicher Vetter Waldemar, der später um 1187–88 zum Bischof von Schleswig erwählt wurde10. Keine Urkunde von diesen beiden aus der Zeit vor 1200 ist bekannt, solche Urkunden könnten jedoch ausgestellt worden sein, denn zweimal wird ein Kapellan des Herzogs genannt, das erste Mal 1186, in welchem Jahr Egidius, capellanus ducis, wie der König Knud VI. und sein Bruder Herzog Waldemar dem Kloster zu Ringsted die Hälfte seines [p. 731] Erbes gibt11, das zweite Mal zehn Jahre später 1196 magister Oluf, capellanus ducis, der zusammen mit dem Herzog und anderen Geistlichen in einer Urkunde des Königs Knud über das Michaelis-Kloster in Schleswig als Zeuge auftritt12. Aus dem Hildesheimer Formelbuch wissen wir, daß Herzog Waldemar um 1188–1189 eine Urkunde an Herzog Heinrich von Sachsen richtete13, es ist aber nicht auf diese Urkundenformel fußend etwas über die eventuelle Kanzlei des Herzogs Waldemar zu sagen, da die betreffende Urkunde ganz sicher am Anfang und am Ende abgekürzt ist.

Nach seiner Thronbesteigung 1202 als Nachfolger seines Bruders Knud VI. behält Waldemar als König auch den Titel dux Iutie, Herzog von Jütland, zusammen mit dem Glied dominus Nordalbingie, und danach lautet seine ganze intitulatio Waldemarus Danorum Sclauorumque rex dux Iutie dominus Nordalbingie bis zum Jahre 121414, in welchem Jahre Kaiser Friedrich II. einen Bund mit Waldemar schließt und das Land nördlich der Elbe und Elde an den König abtritt15. Danach gibt der König auf, sich als dux zu bezeichnen.

1215 wurde der älteste Sohn des Königs namens Waldemar zum Mitkönig erwählt, und 1216 wurde Erik, der zweitälteste Sohn geboren16. Ihm übertrug Waldemar des Herzogtum Sønderjylland (Jucia, Jütland), also, wie man häufig gesagt hat, eine formale Secundogenitur17. Dieser Erik, von dem als Herzog keine Urkunde bekannt ist, wurde nach dem Tode des ältesten Sohnes 1231 zum Mitkönig erwählt, und der jüngere Sohn des Königs namens Abel übernahm das Herzogtum Jütland 1232. Die beiden Söhne geben kurz danach dem Benediktinerkloster in Odense je eine Urkunde18. Beide Urkunden benutzen eine ältere Urkunde des Vaters, König Waldemars, als Vorlage19. Die Urkunde Eriks ist eine wörtliche Wiederholung der ganzen Urkunde des Vaters, die Urkunde Abels ist viel kürzer; nach seiner selbständigen intitulatio wiederholt sie nur die Disposition der älteren Urkunde. Es [p. 732] fehlt jede Datierung in den beiden Urkunden ebenso wie in der Urkunde des Vaters. Nur noch acht Urkunden Herzog Abels sind bekannt. Sie stammen alle aus der Zeit nach der Heirat Abels mit Mechthilde von Holstein. Davon ist nur eine als Originalurkunde überliefert, die nämlich, in welcher Abel und sein jüngster Bruder Kristoffer, Herr zu Falster und Lolland – also nicht Herzog –, ein Abkommen mit ihrem ältesten Bruder, dem König Erik über die Erbschaft nach dem Grafen Albrecht von Orlamünde mit genauer Beschreibung des Erbteils des Königs abgeschlossen haben20. Es gibt zehn Zeugen, alle Laien mit dem Schenk des Königs an erster Stelle. Die Schreiberhand ist sonst nicht bekannt, und es fehlt jede Auskunft über Kanzlei und Kanzleipersonal. Unter den 7 abschriftlich überlieferten Urkunden Abels ist ein Urkundenpaar, das am 3. August 1240 über gewisse Freiheiten des Bischofs von Ripen ausgestellt und als Abschrift um 1290 in der Handschrift Avia Ripensis eingetragen ist21, interessant wegen der Auskunft über Kanzleiverhältnisse. Nach der intitulatio dux Iucie, Adresse, salutatio, publicatio, dispositio und corroboratio folgt die Datierung per manum domini Petri, prepositi de Withe a (im Bistum Schleswig), tunc notarii, und die Zeugen, der Kantor von Ripen, vier Laien, davon zwei der Zeugen der Originalurkunde von 1245, der stabularius des Bischofs (von Ripen), Thrugillus, der Diakon des Herzogs, und noch zwei Geistliche. Hier gibt es also einen höheren Grad von Kanzleimäßigkeit als bisher gesehen, die zweite Ausfertigung aber hat eine einfachere Datierung ohne datum per manus-Formel, und es folgen die Zeugen, der Kantor von Ripen, der Propst von Withe a, Herr Thrugillus, hier als Domherr von Schleswig bezeichnet, und zuletzt drei Laien und viele andere. In diesem Fall besteht möglicherweise irgendeine kanzleimäßige Verbindung zwischen dem Kapitel zu Schleswig und der Umgebung des Herzogs. Ungefähr die Hälfte der Laien finden wir auch in der Originalurkunde als Männer Abels. Außerhalb der Umgebung des Herzogs finden wir einen Ka. (wohl = Karolus), Notar des Herzogs als Zeuge einer Schlichtungsurkunde des Erzbischofs Uffe von Lund für das Bistum Århus in 124522. Weitere Auskünfte über mögliche Kanzleibeamten finden wir nicht. Die vier restlichen abschriftlich überlieferten Urkunden bieten nicht viel. Ein Zollprivilegium von 1241 für Hamburg ist eine Bestätigung älterer Privilegien und während der Zeit [p. 733] Abels als Vormund der Söhne des holsteinischen Grafen ausgestellt23. Der Wortlaut aber ist nicht von den älteren Urkunden abgeleitet. Die Datierung ist nach Inkarnationsjahr wie im Urkundenpaar für Ripen und ebenso in der Schutzurkunde für Kloster Løgum von 124024; in der zweiten Urkunde für Kloster Løgum von 124925 benutzt man anno domini auf dieselbe Weise wie in der Schutzurkunde für Kloster Esrom auf Seeland vom 28. April 124926, nur zwei Monate später. Diese Urkunden haben alle eine verschieden formulierte Arenga über das Thema: „Die Urkunde als Hilfe der Erinnerung an die Geschehnisse der Zeit‟. Vermutlich haben verschiedene weitere Schreiber mitgewirkt, wir können es aber nicht feststellen.

Nach dem Tod oder nach der Tötung des Königs Erik 1250 bestieg Abel als König den dänischen Thron, und wie sein Vater König Waldemar II. benutzt er immer während seiner zweijährigen Regierungszeit dux Iucie nach Danorum Slauorumque rex in seinem Titel27.

Zu der Zeit, wo König Abel 1252 in Nordfriesland getötet wurde, waren seine Söhne Waldemar und Erik im Ausland, Waldemar in Paris, und unter diesen Umständen bestieg Abels Bruder Kristoffer I. den dänischen Thron. Erst 1254 wurde Waldemar zum Herzog von Jütland ernannt, ist aber bereits 1257 verstorben. Wir kennen nur eine einzige Urkunde Waldemars, die 1256 über das Patronatsrecht für die Kirche in Brede nördlich von Tondern zugunsten Kloster Løgum ausgestellt und leider nur als Abschrift überliefert ist28. Es wäre sehr schön, wenn die Originalurkunde vorhanden wäre, weil der Wortlaut mit dem Wortlaut anderer Urkunden über die Kirche in Brede ziemlich nahe verwandt ist. Diese Urkunden, unter welchen es auch eine Urkunde Herzog Eriks I., des Bruders und Nachfolgers Waldemar, gibt, im Jahr 1260 ausgestellt29, sind vermutlich von dem späteren Bischof Esger von Ripen konzipiert. Dieser Herzog Erik besaß das Herzogtum Jütland bis zu seinem Tod 1272, und rund 25 Urkunden aus dieser Zeit sind erhalten, davon 7 Originalurkunden, die von 7 verschiedenen Schreibern geschrieben sind30. [p. 734] Die Empfänger sind Kiel, Schleswig, Bremen, Herr Nicolaus von Werle, und außerdem gibt es zwei Verträge mit Bischof Bonde von Schleswig. Der Schreiber der Urkunde für Nicolaus von Werle hat auch eine Privaturkunde geschrieben, in welcher Peter Jensen seinen Besitz an Herzog Erik übertrug31. Unter den Zeugen finden wir Johannes Hwidding, der bereits 1263 und später 1271 der Truchseß des Herzogs war32. Es gibt keine Verwandtschaft des Wortlauts in diesen Urkunden, und wir finden keine Auskünfte über Kanzleipersonal und kennen auch keine anderen Verwaltungsbeamten als den eben genannten Truchseß bis zum Tode des Herzogs Erik 1272.

Bis zum Jahre 1283 trat der dänische König als Vormund für dessen unmündigen Sohn Waldemar Eriksen auf, in diesem Jahr aber wurde Waldemar als Herzog von Jütland anerkannt. Die früheste Originalurkunde ist eine Geleitsurkunde für Bremen von 1284, die nächste vom 29. Dezember 1284 eine Bestätigung des Stadtrechtes von Flensburg, geschrieben von zwei verschiedenen Schreibern, die erste Urkunde ohne, die letzte mit 7 Zeugen, darunter zuletzt Tuko (Abildgaard), dem Truchseß des Herzogs33. Danach gibt der Herzog 1286 auf einem Herrentag in Nyborg kund, daß er alle seine Verpflichtungen als Herzog dem König von Dänemark gegenüber einhalten werde34. Diese Urkunde, die leider nur abschriftlich überliefert ist, ist von fünf Bischöfen, dem Fürsten von Rügen, den Grafen von Holstein und Hoya besiegelt, da Herzog Waldemar sein Siegel nicht mitgebracht hatte, er versprach aber, sehr schnell die Urkunde zu besiegeln. Am 30. November 1286, 31. Juli 1287 und 30. November 1287 sind drei Urkunden gegeben, die von demselben Schreiber geschrieben sind35, das heißt neue Privilegien für Stadt Schleswig, ein Handelsgeleit für Lübeck, worin datum … presentibus domino Sleswicensi ac consiliariis nostris melioribus, und eine Urkunde über die Heirat seiner Schwester Margrete mit dem Grafen Helmold von Schwerin. Unter den Bürgen auf der Seite des Herzogs finden wir wieder den Truchseß Tuko. Am 28. Dezember 1289 ist eine Bestätigungsurkunde des Herzogs von einem Schreiber geschrieben, der auch eine Herzogsurkunde für Kiel und eine Verkaufsurkunde für Kloster Hiddensee geschrieben hat. Nach einer Pause sehen wir diesen Schreiber wieder im Dienst des Sohnes Herzog Eriks des Zweiten, indem er 5 Urkunden für verschiedene Empfänger in den Jahren 1314 bis 1325 schrieb [p. 735] und noch später 2 im Dienste Herzog Waldemars III., er nennt aber nie seinen Namen36. Die Urkunde von 131437, eine Bestätigung des Flensburger Stadtrechtes, zählt unter den Zeugen den Truchseß des Herzogs, Thomas Alsing, und seinen Kanzler Nicolaus Degn. Außerdem gibt es eine weitere Originalurkunde des Herzogs Erik für Kloster Løgum von 1324 über das Patronatsrecht der Kirche in Brede, worin Herr Peter Alsing, unser beliebter Notarius, als letzter Zeuge angeführt wird38.

Herzog Erik starb im Frühling 1325 und hinterließ einen 12jährigen Sohn, der bereits am 24. Juni dieses Jahres zwei Urkunden für Flensburg ausstellte und mit seinem Siegel besiegelte39. Zeuge ist Troels Pedersen, der Vorsitzende des herzöglichen richterlichen Dinges. Das Vorbild dieser Institution ist ganz sicher das Dinggericht des dänischen Königs. 1326 finden wir auch einen Marschall des Herzogs als Zeuge in einer Urkunde für Schwerin40. In diesem Jahr wird er übrigens von dem Grafen von Holstein im Bund mit einer Gruppe dänischer Adeligen zum Gegenkönig gegen den dänischen König Kristoffer II. eingesetzt. Die Urkunden dieses Zwischenspiels bis zum Jahre 1330 gehören jedoch nicht zu den Herzogsurkunden. Sie sind von ganz anderen Schreibern geschrieben und gehören zu der dänischen Königskanzlei, aus welchem Grunde wir sie in diesem Zusammenhang außer Betracht lassen. Der Einfluß des holsteinischen Grafen war jedoch weiterhin stark. Am 1. Oktober 133041 bestätigt der Herzog zusammen mit dem Grafen von Holstein die Privilegien der Kirche zu Ripen, die Zeugen sind 2 Holsteinische und 2 Herzögliche, und am 18. Oktober 133040 bestätigt er die Privilegien des Heiligengeisthauses zu Flensburg, presente Gerhardo tutore nostro, aber erst 1336 gibt er dem Grafen eine Quittung ohne Zeugen für dessen Vormundschaft42. Seine letzte Verabredung mit dem Grafen 1339 ist von elf Vasallen der beiden Herren bezeugt, davon wohl vier des Herzogs43. Noch rund 20 Urkunden aus den Jahren 1330 bis 1339 gibt es, leider aber ohne jede Auskunft über Kanzleiorganisation, nur dann und wann mit der Bemerkung in presentia nostra, [p. 736] und außerdem eine Urkunde über das jus patronatus der Kirche in Sörup, presentibus 9 Rittern und 3 Knappen, den Räten des Herzogs44.

Nach der Tötung des Grafen Gerhard 1340 und der Thronbesteigung des Königs Waldemar IV. Atterdag, der zu derselben Zeit Helvig, die Schwester Herzog Waldemars heiratete, und bis zum Tode des Herzogs Waldemar 1364 sind noch rund 40 Herzogsurkunden erhalten, nur zum Teil Originalurkunden. Die interessantesten sind die des herzöglichen Gerichts, weil sie fast ohne Ausnahme auf die Formel teste domino NN iusticiario nostro ausgehen45. Diese Institution oder Abteilung der herzöglichen Kanzlei ist nach dem Vorbild der dänischen Königskanzlei aufgebaut, ob sie aber wie die dänische Kanzlei in Abwesenheit des Herzogs Urkunden in dessen Namen ausstellen konnte, läßt sich nicht ermitteln. Die Kanzleiverhältnisse bleiben übrigens während der Regierungszeit des Sohnes Heinrich, des letzten Herzogs des Abelstammes unverändert, nur ein Truchseß wird 1366 genannt46.

Otto, der ältere Bruder des späteren Königs Waldemar IV. hat während seiner kurzen Zeit als Herzog von Estland und Lolland in den Jahren 1333 und 1334 acht Urkunden ausgestellt, vier auf Latein, vier auf Niederdeutsch. Die drei lateinischen Urkunden aus dem Jahre 1333 sind über die Mitgift der Schwester Margareta abgefaßt47. Sie weisen eine vollständigere Kanzleimäßigkeit als die obengenannten Herzogsurkunden auf. Nach einem Protokoll mit invocatio, intitulatio, Adresse und salutatio, folgen Arenga, dispositio und corroboratio. Zeugen sind der Truchseß Dänemarks, Konrad Preen, der Propst von Ærø und Tåsinge, Sigfred von Oreby, der Hofmarschalk des Herzogs, und 3 andere Laien. Der Propst von Ærø und Tåsinge ist zusammen mit einem Domherrn von Ripen als Bevollmächtigter des Herzogs in zwei der niederdeutschen Urkunden angeführt, und endlich auch als Zeuge in der niederdeutschen Pfandurkunde über der Insel Mors zusammen mit Herrn Ige, dem Kanzler des Herzogs48. Hier sehen wir möglicherweise eine kleine Herzogskanzlei mit ständigeren Rahmen, deren Funktion aber jäh abgebrochen wurde, als Otto am 6. Oktober 1334 in der Schlacht von Taphede von dem holsteinischen Grafen geschlagen und gefangengenommen, und sein Versuch, das zersplitterte Königreich Dänemark wiederherzustellen, scheiterte.

[p. 737] Kristoffer, der Bruder des Königs Erik VI. Menved, wurde 27 Jahre alt, 1303 für 6 Jahre mit dem Herzogtum Estland belehnt49, aber bereits 1307 hat er statt dessen das Herzogtum Halland und Samsø als Lehen erhalten50. Erst aus dieser Zeit des zweiten Herzogtums kennen wir einige Urkunden, davon 3 Originale, von drei verschiedenen Schreibern geschrieben. Die älteste Originalurkunde ist 1307 in Gegenwart des Herzogs und dessen Truchseß ausgestellt worden51. In demselben Jahre bevollmächtigte der Herzog Kristoffer seinen Truchseß und seinen Kapellan, eine Verabredung mit dem Grafen von dem nördlichen Halland zu schließen52; da aber diese Urkunde nur abschriftlich vorhanden ist, kann man nichts darüber sagen, ob es einen kanzleimäßigen Zusammenhang zwischen diesen beiden Urkunden gibt.

Nach dem Tode des Königs Erik Menved am 13. November 1319 ändert Kristoffer seinen Titel und nennt sich dux Dacie. Das sehen wir aus zwei Originalurkunden vom 2. und 16. Dezember53, nämlich Privilegienbestätigungen für Lübeck und Stralsund, die von zwei verschiedenen Schreibern geschrieben sind. Da sie in Greifswald und Stralsund ausgehändigt sind, kann man nicht völlig ausschließen, daß es hier zwei örtliche Schreiber gibt. Es ist also auch ziemlich schwierig, etwas über seine Herzogskanzlei deutlich klarzulegen.

Kristoffer, der letzte Herzog von Lolland, war der einzige Sohn des Königs Waldemar IV. Atterdag. Er hat während der Jahre von 1360 bis 1363 einige wenige Urkunden ausgestellt, davon vier in Vereinigung mit seinem Vater54. Seine älteste Urkunde von 136055 ist eine wortgetreue Wiederholung der älteren Privilegien für die Geistlichkeit Lollands aus dem Jahre 1330. Die vier Urkunden in Vereinigung mit dem Vater sind alle in der dänischen Königskanzlei konzipiert und sagen nichts über die Verhältnisse am Hof des Herzogs. Ein Herzoghof hat sich wohl in der Burg Aalholm auf Lolland befunden. Ein Ritter, Herr Kristian Kule, wird als Hofmeister des Herzogs 1363 genannt56, das heißt im letzten Lebensjahr des Herzogs. Damit ist das dänische Material erschöpft.

[p. 738] Auch in Schweden wird anfangs in den lateinischen Quellen jarl mit dux übersetzt57. So nennt sich der bekannte Birger Jarl in den Urkunden aus den Jahren vor 1252 bis 1268 Birgerus dux. Sein Sohn Magnus führte 1275 den Titel dux Sweorum und besaß – wie bisher angenommen – die Landschaft Södermanland als Herzogtum. Nur 2 Originalurkunden sind aus diesem Jahr überliefert58, kurze Zeit vor seiner Machtübernahme als König, als er seinen Bruder entthronte. Erhatte drei Söhne, Birger, geboren im Jahr 1280, König 1290 mit dem Marschalk Torgils Knutsson als Vormund, Erik, in Verbindung mit der Krönung Birgers am 2. Dezember 1302 seit der Jahreswende 1302–03 dux Swecie oder Sweorum, und Waldemar, ebenso seit der Jahreswende 1302–03 dux Finlandie. Zu derselben Zeit wurde Abjörn Sixtensson zum Truchseß des Herzogs Erik ernannt. Die beiden Herzöge wurden als Mitglieder in den Reichsrat aufgenommen. Dadurch versuchte man eine mögliche Zersplitterung des Königreichs zu verhindern. Bereits am 30. April 1304 versprachen die beiden Herzöge, nichts gegen den König und Bruder zu unternehmen59. Als letzten unter den Zeugen, und in der Reihefolge nach den Räten, finden wir den secretarius des Herzogs, namens Thrugillus clericus. Bald danach flohen sie und nahmen zuletzt Aufenthalt in Norwegen. Eine Versöhnung mit dem König Birger fand 1305 in Kolasetter in Norwegen statt, und am 14. September dieses Jahres bestätigen die Herzöge, daß Magnus, der erstgeborene Sohn König Birgers, zum König von Schweden gewählt worden ist, und versprechen ihm Treue60. Die in Schonen im Kloster Herrevad von den Herzögen darüber ausgehändigte Urkunde ist noch als Original vorhanden. Sie ist von einem dänischen Schreiber geschrieben, der in dem Zeitraum von 1298 bis 1318 für den dänischen König 37 Urkunden geschrieben hat61. In der Herzogsurkunde sind keine Zeugen angeführt. Die Aussöhnung zwischen den Brüdern dauerte jedoch nicht lange. Am 29. September 1306 werden König Birger und seine Familie von den Herzögen gefangengenommen, das ist das bekannte „Spiel von Håtuna‟ (Håtunaleken)62. Damit haben sie [p. 739] sich die wirkliche Macht über das ganze Königreich angeeignet. Sie haben gemeinschaftlich als dux Swecie und dux Finlandie mehr als 30 kurze Urkunden, meistens Privilegien und Donationen für Klöster und Kapitel, ausgestellt. Leider sind sie fast alle ohne Zeugen, und daher geben sie keine Auskunft über Kanzlei und Kanzleipersonal. Einige andere Urkunden über politische Verabredungen zwischen Norwegen, Dänemark und Schweden sind jedoch ein wenig aufschlußreicher. 1307 schließen die beiden Herzöge einen Bund mit dem Herzog Kristoffer von Halland und Samsø und nehmen 12 Ritter mit dem Truchseß an erster Stelle als Garanten auf, und am 17. Dezember in demselben Jahr versprechen sie König Håkon von Norwegen, unter gewissen Bedingungen den König von Dänemark anzugreifen63. Hier finden wir wieder die Räte der Herzöge als Zeugen, und zwar den Bischof von Linköping, den Truchseß, fünf Ritter und zuletzt den Kleriker Herr Thrugillus, nostri secretarii, wie auch früher im Jahre 1304. Am Ende des Jahres 1307 sehen wir einen Karolus, clericus des Herzogs Erik, als Mitaussteller einer Vidimation64. Im Gegensatz dazu gibt der Friedensvertrag der beiden Herzöge mit König Birger aus dem Jahre 1310, in welchem sie dem König rund ein Drittel des Königreichs Schweden als seinen Machtbereich überlassen, keine Auskunft über Räte oder Kanzleipersonal65. Noch ein Bund zwischen dem Herzog Erik und dem dänischen König über das Schicksal Norwegens nach dem potentiellen Tod König Håkons wurde 1314 in Kolding in Dänemark abgeschlossen66 – der Herzog hatte nämlich die Tochter des norwegischen Königs geheiratet. Ein ähnlicher Vertrag mit dem Bruder Herzog Waldemar ist 1728 durch den Brand Kopenhagens verlorengegangen und heute nur durch kurze Erwähnung von Hvitfeld zusammen mit anderen Urkunden aus den Verhandlungen in Kolding bekannt67. Nach diesem Zeitpunkt sind nur ganz wenige Urkunden gemeinschaftlich von den beiden Herzögen ausgestellt worden, unter welchen wir eine finden, worin die beiden Herzöge mit fünfjähriger Gültigkeit die herzöglichen Besitztümer in Schweden unter sich verteilen68. Herzog Erik schied sich politisch von seinem Bruder Waldemar, der sich in einen Streit mit dem Erzbischof von Uppsala über Zehnt und andere [p. 740] Abgaben verwickelte69. Ein schwacher Kompromiß wurde erreicht, aber neue politische Konstellationen und Drohungen näherten sich. Noch am 4. Oktober 1317 bezeugt Herzog Waldemar, daß sein Bruder Erik dem Kloster Vreta 30 Mark schuldig ist70, aber in der Nacht zwischen dem 10. und 11. Dezember 1317 wurden die beiden Herzöge auf Gebot des Königs Birger gefangengenommen – das bekannte „Gastmahl von Nyköping‟ (Nyköpings Gästabud)71. Bald danach kamen sie ums Leben, und damit verschwinden die schwedischen Herzöge.

Auch in Norwegen sehen wir, daß anfangs der Titel jarl mit dux übersetzt wird. Skule Jarl sendet dreimal während der Jahre 1222 und 1223 Briefe an den englischen König Henrico dei gratia regi Anglie und bezeichnet sich selbst S(culius) eadem gratia dux Norwegie salutem et dilectionis sinceritatem72. Hier deckt sich der Begriff Herzog mit Jarl, da der König Håkon erst 1237 Skule den Herzogtitel gab (gaf hónum hertuga nafn). that tignar-nafn hafdi eingi fengit fyrri í Noregi. „Den Würdenträgernamen hatte keiner früher in Norwegen bekommen73.‟ 1240 wurde er jedoch ermordet, ohne daß er vordem neue Urkunden herausgegeben hatte.

Mit dem Hirdskrá (Gefolgschaftsordnung) von 1273 wurde der Herzogsbegriff sozusagen in Norwegen kodifiziert, und König Magnus Lagaböter ernannte seinen dreijährigen jüngeren Sohn Håkon, der später im August 1284 vollmündig war, zum Herzog. Er benutzt den Titel dux Norwegie in den Urkunden auf Latein. Wir kennen nur drei solcher Art, und in der ältesten von diesen gibt er das Jahr als anno suscepti regiminis ducatus nostri secundo an74. Die beiden anderen gehören dem Zeitraum von 1290 bis 1293 und sind beide ohne direkte Jahresangabe an den englischen König Edward gerichtet.

Die Urkunden in westnordischer Sprache bieten jedoch mehr Auskunft über die Kanzleiverhältnisse. Sieben Originale und drei abschriftlich überlieferte Urkunden gehören in die Jahre 1289 bis 1298, bevor Håkon 1299 als [p. 741] Håkon V. König von Norwegen wurde75. Der Herzogtitel ist immer Noregs hertoge son Magnus konongs hin koronada, Herzog von Norwegen, Sohn des gekrönten Königs Magnus. Eine sehr kurze publicatio führt zu der dispositio weiter, und der Kontext schließt in einigen Fällen mit einer corroboratio. Danach folgt die Datierung mit Jahr nach Geburt des Herrn, Tagesbezeichnung liturgischer Art und fortfahrend mit Jahr des Herzogtums und zuletzt zum Beispiel „Herr Erlendr, unser Kanzler hängte das Siegel an (inciglade), und Gabriel Kleriker schrieb‟ (ritade). Er hat in den Jahren 1289 bis 1290 drei Urkunden besiegelt76, und diese drei Urkunden haben alle eine corroboratio ok til vitnisburdar tha gafom ver honom thetta vart bref oc insigli her firir „und zum Zeugnis gaben wir ihm diese unsere Urkunde mit Siegel hierunter.‟ Der Kleriker Gabriel hat noch drei Urkunden aus den Jahren 1292 und 1293 geschrieben77, davon ist eine als Original erhalten. Diese drei sind alle ohne Korroboration, und der Schluß lautet ok insighlat sialfum oss hiauerandom en Gabriel klærcker var ritade, „und das Siegel angehängt in unserer Gegenwart, und Gabriel Kleriker schrieb‟. Aus dem Zeitraum 1294 bis 1295 sind keine Herzogsurkunden erhalten, aber aus den Jahren 1296 bis 1298 kennt man vier Originalurkunden78, drei Gerichts- und eine Donationsurkunde, alle mit der früher erwähnten Titulatur: Herzog, Sohn des gekrönten Königs Magnus, und zum Schluß nach dem Jahr des Herzogtums mit dem Satz Herra Ake kanceler war inciglade – und Biorn af Markurum ritade oder Bardr Petersson ritade. „Herr Ake, unser Kanzler hängte das Siegel an‟, und „Biorn von Markurum‟ oder „Bardr Petersson schrieb‟. Es fehlt der Schreiber in einer Urkunde dieser Gruppe79. Der Kanzler Ake hat auch selbst einen Befehlsbrief auf Latein ausgestellt, der gegen den Bischof von Bergen in einer Zehntfrage gerichtet ist, und hier finden wir das gewöhnliche lateinische Formelsystem80. Herr Ake verblieb als Kanzler, auch nachdem Herzog Håkon nach dem Tode seines Bruders Erik 1299 König wurde. Er hatte seinen Sitz in Oslo, wurde zugleich Propst an der Marienkirche und Vorstand eines Priesterkollegs. Während Håkons Königszeit bestätigte der Papst 1308, daß die Apostelkirche, die Mariakirche und 12 andere Kirchen außerhalb Oslo unter [p. 742] der Leitung des Propstes als magister capellarum regis vereinigt wurden, und später hat der König vorgeschrieben, daß Kanzler und Propst der Marienkirche eine und dieselbe Person sein sollte81. Es war eine konsequente Weiterentwicklung der Bestimmungen in König Magnus Lagaböters Hirdskrá von 1273 über Kanzler und Hirdprest, worin festgesetzt wurde, daß der Kanzler Urkunden ausfertigen und selbst das Königssiegel, das er in Bewahrung hat, an sie hängen lassen soll. Der herzöglichen norwegischen Kanzlei war damit mit Bezug auf die Urkunden in westnordischer Sprache ein weit festerer Rahmen gegeben, der seine deutlichen Spuren in den Urkunden hinterlassen hat.


1 Abkürzungen: „Atlas‟ = Corpus Diplomatum regni Danici, auspiciis societatis linguae et litterarum Danicarum ediderunt Franz Blatt et C.A. Christensen, I–VII. Hauniae 1938. (Lichtdruckwiedergabe 1122 Originalurkunden aus der Zeit bis 1340). – D.D. I, II, III = Diplomatarium Danicum 1. Reihe (bisher Band 1–6), 2. Reihe (Band 1–12) und 3. Reihe (Band 1–9). København 1938–82. – SRD. = Scriptores rerum Danicarum, ed. J. Langebek u. a. I–IX. Hafniæ 1772–1878.

2 vergl. Poul Johs. Jørgensen, Dansk Retshistorie (2. Ausg. Kopenhagen 1947) p. 210–11, 286–87.

3 Saxonis Gesta Danorum II (Kopenhagen 1957), Index verborum col. 635 und 732.

4 vergl. neuestens Niels Skyum-Nielsen, Kvinde og Slave (Kopenhagen 1971) p. 68 und Anm. 6, worin eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich des Jahres betont wird.

5 Scriptores historiæ Danicae minores I, ed. M. Cl. Gertz (Kopenhagen 1917–18, Neudruck 1971) p. 131.

6 Annales Danici, ed. Ellen Jørgensen (Kopenhagen 1920) p. 71, und Danmarks middelalderlige Annaler, ed. Erik Kroman (Kopenhagen 1980) p. 83.

7 D.D. I Band 2 (Kopenhagen 1963) Nr. 152.

8 D.D. I Bd. 3 (Kopenhagen 1976–77) Nr. 112.

9 König Waldemar II. an Papst Innozenz III., D.D. I Bd. 4 (Kopenhagen 1958) Nr. 101.

10 vergl. D.D. I Bd. III Nr. 146 Einleitung.

11 D.D. I Bd. 3 Nr. 135.

12 ibid. Nr. 216.

13 ibid. Nr. 161.

14 D.D. I Bd. 4 Nr. 53 Einleitung.

15 D.D. I Bd. 5 Nr. 48, vergl. auch Niels Skyum-Nielsen, Kvinde og Slave p. 278–79.

16 Annales Danici p. 101–02, und Niels Skyum-Nielsen p. 314–15.

17 Noch grundlegend M. Mackeprang, De danske Fyrstelen i Middelalderen (in: Historisk Tidsskrift 6. Reihe Bd. VI (Kopenhagen 1895–96)) p. 139–204, besonders p. 158–59. Auch Niels Skyum-Nielsen p. 314–15.

18 D.D. I Bd. 6 Nr. 148 (Erik) und 149 (Abel).

19 D.D. I Bd. 4 Nr. 56.

20 1245 22. Oktober, Lichtdruckwiedergabe: „Atlas‟ Nr. 33.

21 Druck: Oluf Nielsen, Samling af Adkomster, Indtægtsangivelser og kirkelige Vedtægter for Ribe Domkapitel og Bispestol, kaldet „Oldemoder‟ (Kopenhagen 1869) p. 9–10 Nr. 15–16.

22 Lichtdruckwiedergabe in Corpus codicum danicorum medii aevi II: Liber capituli Arusiensis (Hafniae 1960) p. 56–58. Druck: SRD. VI 402.

23 Hamburgisches Urkundenbuch I (Hamburg 1842) 444 Nr. 524 – Böhmer-Fikker-Winkelmann, Regesta Imperii V Nr. 11370.

24 SRD. VIII (Hauniæ 1834) p. 18.

25 ibid. p. 182.

26 Oluf Nielsen, Codex Esromensis (Kopenhagen 1880–81) p. 61 Nr. 44.

27 vergl. D.D. II Bd. 1 (Kopenhagen 1938) passim.

28 ibid. Nr. 190, vergl. auch Niels Skyum-Nielsen, Kongens Kancelli i 1250’erne (Festskrift til Astrid Friis (Kopenhagen 1963)) p. 236 und 244.

29 ibid. Nr. 314, vergl. auch Niels Skyum-Nielsen, Kongens Kancelli i 1250-erne p. 233.

30 „Atlas‟ Nr. 82, 87, 99, 107, 135, 138 und 142 (1260–72).

31 1272 25. Februar, D.D. II Bd. 2 Nr. 172, „Atlas‟ Nr. 142, und D.D. II Bd. 1 Nr. 139, „Atlas‟ Nr. 1016.

32 D.D. II Bd. 1 Nr. 393 und 2 Nr. 160.

33 ibid. II Bd. 3 Nr. 100 und 120, „Atlas‟ Nr. 222 und 229.

34 ibid. 3 Nr. 170.

35 „Atlas‟ Nr. 237, 248, 251, gedruckt D.D. II Bd. 3 Nr. 223, 257 und 264.

36 „Atlas‟ Nr. 267, 276, 364, 538, 581, 652–53, 726, 967 und 1056, gedruckt D.D. II Bd. 3 Nr. 380, 4 Nr. 8, 5 Nr. 203, 7 Nr. 142, 205 und 426, 8 Nr. 376–77, 9 Nr. 202, 12 Nr. 119.

37 D.D. II Bd. 7 Nr. 205.

38 ibid. 9 Nr. 139.

39 ibid. 9 Nr. 198–99.

40 ibid. 9 Nr. 251.

41 ibid. 10 Nr. 245 und 249.

42 ibid. 11 Nr. 278.

43 ibid. 12 Nr. 138.

44 ibid. 12 Nr. 108.

45 z. B.D.D. III Bd. 3 Nr. 332 und 4 Nr. 323.

46 D.D. III Bd. 7 Nr. 449.

47 D.D. II Bd. 11 Nr. 70–72.

48 D.D. II Bd. 11 Nr. 83, 84 und 145.

49 ibid. 5 Nr. 283–84.

50 ibid. 6 Nr. 47.

51 ibid. 6 Nr. 71, „Atlas‟ Nr. 438. Die zwei anderen Originale „Atlas‟ Nr. 562 und 580.

52 ibid. 6 Nr. 52.

53 „Atlas‟ Nr. 620–21, gedruckt D.D. II 8 Nr. 159 und 162.

54 D.D. III Bd. V Nr. 344, 6 Nr. 69, 180 und 249.

55 ibid. 5 Nr. 282.

56 ibid. 6 Nr. 339.

57 vergl. hierzu Birgitta Fritz, Jarladömet – sveahertigdömet (in Historisk Tidskrift, utg. av svenska historiska föreningen, Band 91 (Stockholm 1971) p. 333–50), und Birgitta Fritz, Hus, land och län I (Stockholm 1972) p. 89 und II (ibid. 1973) p. 21; früher auch Jerker Rosén, Striden mellan Birger Magnusson och hans bröder (Lund 1939) p. 32 ff.

58 Diplomatarium Suecanum I (Stockholm 1829) Nr. 596–97.

59 ibid. II (1837) Nr. 1426, vergl. Rosén, op. cit. p. 31–32, 37.

60 „Atlas‟ Nr. 1088, gedruckt D.D. II 5 Nr. 388.

61 Niels Skyum-Nielsen, Dansk brevvæsen 1250–1305 (ungedruckte Preisabhandlung, maschinenschriftlich, 1946) p. 293–94 und Anm. 102.

62 vergl. Rosén, op. cit. p. 108–14.

63 D.D. II Bd. 6 Nr. 62 und 95, beide Urkunden nur abschriftlich überliefert.

64 ibid. Nr. 97.

65 ibid. Nr. 288, vergl. auch die Urkunde des Königs Birger, Nr. 287, nur als dänische Übersetzung erhalten. Zum Sachverhalt Rosén, op. cit. p. 224–57.

66 „Atlas‟ Nr. 536, gedruckt D.D. II Bd. VII Nr. 179.

67 ibid. Nr. 183, vergl. Nr. 180–82.

68 Diplomatarium Suecanum III (Stockholm 1842–50) Nr. 2032, vergl. Rosén, op. cit. 246–47.

69 Rosén p. 253–56, 263–64, 270–80.

70 Dipl. Suecanum III Nr. 2124.

71 Rosén p. 282–99.

72 neuestens Grethe Authén Blom, Samkongedømme – enekongedømme – Håkon Magnussons hertugdømme (Det kongelige norske videnskabers selskab. Skrifter No. 18. Trondheim-Oslo 1972. Mit deutscher Zusammenfassung), besonders p. 23–27 mit Anmerkungen, und Diplomatarium Norvegicum XIX (Oslo 1905), Nr. 140, 142 und 152.

73 Blom, op. cit. p. 38–39.

74 Dipl. Norvegicum V (Christiania 1861) Nr. 15, XIX Nr. 350 und 386.

75 eine tabellarische Übersicht findet sich in Johan Agerholt, Gamal brevskipnad (Oslo 1929–32 = Meddelelser fra det norske riksarkiv III) mit à jour geführten Archivhinweisen.

76 Dipl. Norvegicum II (1852) Nr. 25, 26, 27.

77 ibid. I (1849) Nr. 80, III (1855) Nr. 33, XI (1884) Nr. 3.

78 ibid. I Nr. 84, 86, III Nr. 41 und IV (1858) Nr. 19.

79 ibid. III Nr. 41.

80 ibid. IV Nr. 15.

81 Herman Schück, Kansler och capella regis under Folkungtiden (Historisk tidskrift Band 83 (Stockholm 1963) p. 133–85 mit deutscher Zusammenfassung) p. 156 und 172 mit Anmerkungen.

[p. 743] The Chanceries of the Earls of Gloucester and Other Marcher Lords (XIIIth and XIVth Centuries)

In view of the abundant materials available for the study of the English state and government in the later middle ages, it is disappointing that little has survived to illuminate the history of magnate chanceries. The royal chancery, as perhaps the busiest and most highly organized of all the central departments of state, has received expert critical attention in the past half-century, inspired by the magisterial work of T.F. Tout1; and Professor C.R. Cheney has written the definitive account of the origins and early growth of episcopal chanceries2. Private chanceries, on the other hand, are few in number and poorly documented for the most part. Every lord, of course, had his own seal and the need for some sort of writing-office, for the issuance, the warranting, or the recording of charters, deeds, letters, and other administrative matters; but formal, organized chanceries, so termed, were confined to those few lords who could claim palatine or Marcher powers, and to certain members of the royal family who usually held such palatine lordships and whose household administrations are better described as subordinate or subsidiary royal, rather than as purely private and non-royal, organizations. Such figures include the future King Edward I, prior to his accession in 12723, but more extensive treatment, made possible by greater surviving evidence, has been accorded [p. 744] his own son and heir, Edward of Carnarvon, Prince of Wales4, and also two of the sons of King Edward III, namely Edward the Black Prince (d. 1376), and John of Gaunt, Duke of Lancaster (d. 1399)5. These studies reveal some variations in cancellarial practice and organization, but point at least to a degree of specialized and standardized activity that is impossible to obtain or to ascertain for other magnates.

The difficulties are both evidentiary, and terminological. For the earlier period (the twelfth century) the nature and organization of even the royal chancery are matters of some obscurity and controversy, while on the episcopal side to speak of formal chanceries prior to the thirteenth century is, in Cheney’s words, “to dignify the secretariat by a title it did not employ6.” For private magnates such as the earls of Gloucester, the uncertainties and ambiguities are even more acute. The term “chancery” is not found before the middle of the thirteenth century, and even after that date its use is rare, and geographically limited to marcher, as distinct from English, holdings. The Earldom of Gloucester charters prior to 1217 have been superbly edited by Professor R.B. Patterson, who has argued vigorously for sufficient regularity of scribal practices to justify the term scriptorium, or at least the slightly less formal term secretariat, for writing arrangements7; but Dr. M.T. Clanchy has countered this by pointing to the relatively small number of acta, and to the lack of continuity of specialized scribal personnel8. In either case, the term chancery is neither found, nor, strictly speaking, is it permissible. While royal and episcopal cancellarial practices, and chanceries as such, come into sharp focus in the thirteenth and fourteenth centuries, private ones within England simply do not. Apart from the Clares, who inherited the earldom of Gloucester [p. 745] estates and title in 1217, the household organizations of Isabella de Fortibus, countess of Devon and Aumale (d. 1293), and of Thomas, earl of Lancaster (d. 1322), are among the very few in this period for which sufficient private archives have survived to permit systematic study. The exhaustive analyses of them, by N. Denholm-Young for the former and Dr. J.R. Maddicott for the latter, while revealing elaborate and busy administrations, make no mention of the existence of chanceries9. The conclusion would seem to be that for lay estates within England, private writing-offices exhibit the same characteristics, mutatis mutandis, as those noted for the twelfth century earls of Gloucester; and that when the term chancery does appear by the later thirteenth century, the authority of the monarchy restricted its use – apart from members of the royal family, who constitute a separate and special class – to some, by no means all, of the lords of the Welsh March, where the dignity and nature of marcher, quasi-royal status could only be enhanced by the existence of such an office10.

For the earls of Gloucester, therefore, it is to their marcher lordship of Glamorgan that one must look for any mention of the structure and operation of a chancery. In many ways, however, the privilege seems to have been as much, if not more, a matter of style and of nomenclature as of substance. Explicit references to the chancery or a chancellor are few and widely scattered, and the surviving documentation does not in aggregate prove the existence of secretarial practices or procedures, or specialized personnel, essentially different from the arrangements of magnates within the English kingdom proper. Indeed, for the Clare lords of Glamorgan, for their fourteenth century successors the Despensers and the Staffords, and for the rulers of neighboring lordships such as Pembroke, surviving references indicate that the chancellorship itself is, on balance, a relatively minor office.

The earliest references tend merely to establish the existence of chanceries in certain lordships, and shed little light on the actual composition or inner workings of the institution, but for Glamorgan at least do suggest conclusions of wider descriptive and interpretive value. The first mention of a chancellor [p. 746] for Pembroke is found in a charter ca. 1240 of Lady Isabel Marshal, which includes a certain Philip the Clerk (Phillipus Clericus), cancellarius, among the witnesses. While the lordship had a regular chancery continuously after this date, if not before, almost nothing survives to indicate its personnel and organization under its subsequent Valence lords, and it is possible that not until the mid-fourteenth century was there even a regular series of chancellors with custody of the seal11. For Haverford, the chancery is attested in a letter from its lord in 1256, which indicates that the office was functioning before that date but which establishes nothing further about the role of the chancellor or the scribal personnel, and indeed is addressed not to a chancellor at all, but to the constable of Haverford concerning the issuance of chancery writs12. The first known Clare chancellor comes from 1247, when a certain Master Robert de Ebrioic’ (?Evreux or York), as witness to a deed of Earl Richard, was styled “tunc cancellari(us),” but this only compounds the uncertainties: there is no indication that he drafted, or supervised the drafting of, the document, which in any event, a further puzzle, did not relate to the earl’s lordship of Glamorgan13. Fortunately, two further Clare chancellors are mentioned by name, Master Henry de Llancarfan and Master Richard de Clare, both in the early fourteenth century; and here we can enter upon more solid, if still largely speculative, grounds. Master Henry’s Glamorgan credentials are impressive and abundantly documented. Only once, however, is he styled chancellor, being found most frequently as treasurer of the lordship and as a member of the earl’s council when it was resident in Glamorgan. Master Richard also figured prominently in comital service, but is associated particularly with the English estates rather than the March14. Further, Master Henry seems to have served as both treasurer and chancellor simultaneously, at least in 1307 if not in other years as well. In 1347, under the Despenser lords of Glamorgan, John de Coventry likewise held both offices; and John de Coventry also represents the only instance of a chancellor, eo nomine, in witness lists [p. 747] in surviving later thirteenth and fourteenth century charters and deeds15. In general, therefore, it would seem that the role of chancellor was distinctly secondary in the overall administrative service of the lordship. Never does he assume the prominence and importance of the sheriff, most of whom are known by name, and who in earlier centuries had himself kept the seal and who continued to maintain direct responsibility for judicial and administrative records16. If Master Robert was indeed chancellor of Glamorgan in 1247, the only reference establishes him with the earl’s household in England, rather than resident in Glamorgan dealing with that lordship’s business; Master Richard’s career suggests that cancellarial service in Glamorgan was a minor and temporary, one might almost say casual, aspect of his duties; and for Master Henry, and presumably for John de Coventry as well, the office and duties of treasurer clearly predominated over those of the chancellorship. The existence of the chancery cannot be doubted; but the references provide no clue or insight into its structure. The chancellor as such almost never appears in the documents, and seems to have been able easily to combine his duties with other, apparently more continuous or demanding financial and administrative matters. Is this pattern irregular, the product of peculiar circumstance and/or chance survival of records? Or are its features found commonly elsewhere as well? The answer seems to be the latter.

The evidence surveyed thus far establishes the existence of chanceries by the mid-thirteenth century in such major marcher lordships as Glamorgan, Pembroke, and Haverford. Other lordships that can with certainty be added to this list after this date include Gower, Abergavenny, Holt, and Chepstow or Strigoil17. When Glamorgan was partitioned among the Clare heirs in 1317, the hitherto subordinate lordship of Newport now instituted its own chancery under the Staffords as well18. There is nothing, however, to indicate any significant departure from the patterns already noted. Secretarial and other, primarily fiscal, functions seem to have overlapped or often been combined; there are many lordships whose secretariats are not formally styled as [p. 748] chanceries, and, conversely, lordships with chanceries but without any known or named chancellors. It is entirely possible that not only was the chancellorship as such a relatively minor office, but perhaps even as a title not everywhere employed. Given the apparently close and common connection between financial and secretarial function, the most reasonable assumption to make is that the treasurer or the receiver – universally major figures in marcher lordship administrations – might often have taken on the added responsibility of heading up the writing-office, with or without the designation of chancellor; and that, in the absence of a designated or specialized chancellor, the seneschal or sheriff, or perhaps the constable (as for Haverford in 1256) maintained custody of the seal19.

The internal arrangements and procedures of the marcher chanceries are obscure, and also give rise to doubts about them as highly differentiated organizations. To be sure, chanceries are common institutions on the March by the mid- or later thirteenth century, but it does not automatically follow that they were staffed by large, specialized, and permanent secretariats, much less that the chief supervisory official was always and everywhere termed a cancellarius. Scribal staffs may well have been very small indeed, and their business infrequent, modest, or routine enough to permit clerical personnel – not to mention the (putative) chancellor himself – to devote themselves to other duties, and to permit the filling of cancellarial positions in essentially ad hoc ways. An early fourteenth century charter from Gower lordship includes among its witnesses, besides the seneschal, a certain Martinus Clericus, identified as “castle scribe” (scriptor castri), prompting the speculation not only that he drafted this particular charter, but also that he perhaps represented the entire cancellarial staff. In Newport lordship by the fifteenth century a singular official termed “clerk of the court” seems to have been primarily, if not exclusively, responsible for secretarial activities, in all likelihood including the drafting and issuance of writs from the chancery to the sheriff for the (infrequent) holding of the Great Sessions20. Surviving thirteenth and fourteenth century Glamorgan charters strengthen the impression of demands, and therefore of scribal arrangements, moderate or modest in scale. The charters reveal [p. 749] complete continuities with the basic formulae standardized as early as the twelfth century with respect to opening phraseology (e.g., the form “sciant omnes [tam] presentes [quam] futuri”), sealing and dating clauses (or the lack of dating clauses), and the like. Only in one respect, indicative of more refined or specialized procedure, is a novelty introduced, when in the fourteenth century the lords of Glamorgan devised a special chancery seal and included the phrase sigillum cancellarie nostre in sealing clauses. The total number of such charters, however, even when allowing generously for destruction or loss, is quite small; and procedural routine, rather than innovation – much less overwork – remains the dominant characteristic of the charter evidence as a whole21. Dr. Clanchy’s caveat is wise and worth recalling, at least insofar as the matter of drafting and issuing charters is concerned: secretarial responsibilities, while undoubtedly important in the qualitative sense, were not likely to have been exercised, quantitatively speaking, except on an intermittent basis, and do not by any means require us to conjure an image of demanding workloads or of numerous and highly specialized personnel22.

Problems of staff size apart, charter evidence is not the major criterion by which to gauge the significance and essential work of marcher chanceries. The place of the chancery, both in principle and in practice, in the overall structure of marcher governance is large, and this because of its role in judicial administration. The chancery replaced and replicated the royal chancery for the issuance of writs in the lord’s name and under his personal, or more frequently under his lordship or his special chancery, seal. While the king’s own writ did not run in the March, the Clares and the other marcher lords had, from the beginning of the thirteenth century or slightly before, adopted royal writs and procedure under and for their own authority. The most impressive array or set of references to chanceries are all explicitly and wholly concerned with judicial business initiated and/or authenticated under seal. In 1256 the lord of Haverford commanded his constable not to issue further writs from chancery concerning matters that apparently properly belonged to [p. 750] Pembroke courts. In 1305 the lord of Gower promised he would not delay or obstruct tenants seeking writs from his chancery. In 1325 the then royal keeper of Haverford complained that the lapse of the chancery seal meant that the flow of chancery business, and hence of jurisdiction in general, were in abeyance. The sheriff of Glamorgan in 1358 had the chancery seal used to authenticate the records of judicial business he had just conducted. The Great Sessions, a new and important feature of marcher jurisdiction in the fifteenth century, were initiated under chancery writ, to judge from the example of Newport in 143223. Hence if heavy workloads and elaborate arrangements are to be found anywhere, they are to be found in the context of this sort of wide-ranging legal administration, although unfortunately the details of personnel and procedure remain hidden. At least it can be said with full certainty that this function and this characteristic impart to the marcher chancery its standing and its essential raison d’être. The authority to issue writs under seal distinguished a marcher secretariat from its counterpart within England, even if nothing else did, and was undoubtedly the basic reason that both prompted and permitted its lord to designate it – clearly without royal objection – as a cancellaria. To a marcher lord, as Dr. Davies has expressed it, “his lordship was, administratively speaking, a kingdom in miniature,” and as such his chancery was a prominent and, nominally at least, quite formal and differentiated institution24.

One must avoid, nonetheless, the temptation to exaggeration. The precise scale of activity, the exact numbers of writs actually prepared and issued, are impossible to ascertain. Only a minority of lordships had institutions officially designated as chanceries, and it remains a puzzle, and worth further investigation, why this was so. The aggregate evidence strongly suggests that chancery staffs were indeed modest in size, perhaps not continuously employed in the (largely routine) business of issuing writs, and certainly rarely engaged in the drafting of charters. If all this is in fact the case, this would help explain the frequent or common practice of assimilating or conjoining secretarial and fiscal duties, and the meagre significance of chancellors, named and identified by that title, in the surviving records. Like their staffs, most if not all of the few known chancellors seem to have devoted themselves to the more continuous or onerous financial and other administrative-supervisory aspects of marcher governance, as distinct from explicit chancery business per se. Such multifunctional officials, however, are not truly analogous to the king’s own [p. 751] chancellor, for everywhere on the March the private chancellor, however styled, is clearly subordinate to the chief executive officer of the lordship, the sheriff or the seneschal. On balance, therefore, the very paucity of the evidence is indication of cancellarial arrangements and personnel that are at once more flexible, far more modest, and even perhaps more discontinuous than the monarchical institution upon which they were modelled and named.

Professor Van Caenegem has succinctly defined a chancery as “a writing office where by a regular and specialised staff the acts of government sensu lato of a person with public authority are put down in formal, authenticated documents which are to serve as notification and/or testimony25.” Do the Glamorgan chancery under the earls of Gloucester and the other marcher chanceries meet these criteria? The answer is, not entirely, but essentially. Regular and specialized staffs may have existed, but the evidence does not permit such a conclusion and would in fact seem to argue against it, and the term cancellarius to denote or define the head of the writing-office is found in only a few lordships and only occasionally even there. But there are cancellariae, with that appellation, in Glamorgan and in other lordships; they did have continuous existence; they did issue writs and charters under seal and authenticate judicial business; and they did both implement the commands, and exemplify the public, quasi-regal authority, of the lords of the March. When Haverford lordship temporarily escheated to the king in 1325, the keeper reported that “the men of the district complain strongly” about the lapse of the chancery seal “for the making of writs both for demanding land as also for trespass and many other things which pertain to the little lordship.” Clearly, in even the smallest of lordships, not only the lord, but his subjects as well, both desired and valued his chancery26. However modest in fact such chanceries may have been when compared to the size, complexity, work, and formality of the royal chancery, their significance is not diminished thereby, either as an institution of marcher governance or, in particular, as a symbol of the specially enhanced, quasi-royal status of their holders.


1 T.F. Tout, Chapters in the Administrative History of Medieval England (6 vols., Manchester, 1920–1933; new ed. 1937). The royal chancery under King Edward II is a major subject of T.F. Tout, The Place of the Reign of Edward II in English History (Manchester, 1914; 2nd ed. 1936), and J. Conway Davies, The Baronial Opposition to Edward II (Cambridge, 1918). For the reign of Edward III, the definitive work is that of B. Wilkinson, The Chancery under Edward III (Manchester, 1929). A convenient general survey is provided by S.B. Chrimes, Introduction to the Administrative History of Medieval England (Oxford, 1952; 3rd ed. 1966).

2 C.R. Cheney, English Bishops’ Chanceries, 1100–1250 (Manchester, 1950), with supplementary detail in C.R. Cheney, Notaries Public in England (Oxford, 1972).

3 Tout, Chapters, i. 256, 322; F.M. Powicke, King Henry III and the Lord Edward (2 vols., Oxford, 1947), i. 233.

4 Tout, Chapters, ii. 178–180; Hilda Johnstone, Edward of Carnarvon (Manchester, 1946), 84.

5 Margaret Sharp, “The Administrative Chancery of the Black Prince Before 1362,” Essays in Medieval History Presented to Thomas Frederick Tout, edd. A.G. Little and F.M. Powicke (Manchester, 1925), 321–333, and for Lancaster see the introductions to John of Gaunt’s Register, edd. Sydney Armitage-Smith, Eleanor C. Lodge, and Robert Somerville (4 vols., Camden Society, Third Series, vols. XX–XXI, LVI–LVII, London, 1911–1937) and Robert Somerville, History of the Duchy of Lancaster, I (London, 1953).

6 T.A.M. Bishop, Scriptores Regis (Oxford, 1961); R.C. van Caenegem, Royal Writs in England from the Conquest to Glanvill (Selden Society, vol. LXXVII, London, 1959), 135–139; Cheney, English Bishops’ Chanceries, 99.

7 R.B. Patterson, Earldom of Gloucester Charters (Oxford, 1973), 25–30.

8 M.T. Clanchy, From Memory to Written Record: England 1066–1307 (Cambridge, Massachusetts, 1979), 40–41.

9 M. Altschul, A Baronial Family in Medieval England: the Clares, 1217–1314 (Baltimore, 1965); N. Denholm-Young, Seignorial Administration in England (Oxford, 1937); J.R. Maddicott, Thomas of Lancaster 1307–1322 (Oxford, 1970).

10 Sidney Painter, Studies in the History of the English Feudal Barony (Baltimore, 1943), 113; A.J. Otway-Ruthven, “The Constitutional Position of the Great Lordships of South Wales,” Transactions of the Royal Historical Society, 5th Series, vol. VIII (1958), 1–20; R.R. Davies, Lordship and Society in the March of Wales 1282–1400 (Oxford, 1978), 149–228 passim.

11 Baronia de Kemeys, ed. T.D. Lloyd (Cambrian Archaeological Association, London, 1861), 26; J.R.S. Phillips, Aymer de Valence, Earl of Pembroke 1307–1324 (Oxford, 1972), 247–252, and cf. list of officials, ibid., 291–294, which includes no mention of anyone entitled “chancellor;” Otway-Ruthven, “The Great Lordships,” 8. Under the Hastings family the lordship did have a chancellor by that title by 1341: Calendar of Ancient Correspondence Concerning Wales, ed. J. Goronwy Edwards (Board of Celtic Studies, University of Wales, History and Law Series, no. 2, Cardiff, 1935), 222.

12 Cal. Ancient Correspondence Wales, 211.

13 Cartulary of the Priory of St. Gregory, Canterbury, ed. Audrey M. Woodcock (Camden Society, Third Series, vol. LXXXVIII, London, 1956), 81.

14 Altschul, The Clares, 236, 239–240, 266–267.

15 Ibid., 266, 268; Cartae et Alia Munimenta quae ad Dominium de Glamorgancia Pertinent, ed. G.T. Clark (6 vols., 2nd ed., Cardiff, 1910), iv. 1266.

16 Cartae … de Glamorgan, vi. 2277–2278; Altschul, The Clares, 261–264; T.B. Pugh, ed., Glamorgan County History, vol. III, The Middle Ages (Cardiff, 1971), 63–65 and list of sheriffs ibid., 689–691.

17 Davies, Lordship and Society, 200; Otway-Ruthven, “The Great Lordships,” 7–8; Denholm-Young, Seignorial Administration, 20.

18 Altschul, The Clares, 268; A. Compton Reeves, Newport Lordship 1317–1536 (Ann Arbor, 1979).

19 Davies, Lordship and Society, 151–152, 200–201; Otway-Ruthven, “The Great Lordships,” 7–9; Phillips, Aymer de Valence, 247; Cal. Ancient Correspondence Wales, 160, 211. The Stafford chancellors ca. 1500 served essentially in England as keepers of the privy purse and ducal agents, with little or no connection to Newport or other marcher holdings of the family: Carole Rawcliffe, The Staffords, Earls of Stafford and Dukes of Buckingham 1394–1521 (Cambridge, 1978), 90.

20 Cartae … de Glamorgan, iii. 1081; Reeves, Newport Lordship, 77–78, 81.

21 Cartae … de Glamorgan, iii.–iv. passim, and for the specific use of the chancery seal, ibid., iii. 1058, iv. 1217, 1224, 1226, 1244, 1261, 1266, 1292 (in French), 1298, 1300, 1334, 1410–1411, 1415–1416, 1426. Special chancery seals existed also for Pembroke, Haverford, and Newport, inter alia: Cal. Ancient Correspondence Wales, 160, 222; The Marcher Lordships of South Wales 1415–1536: Select Documents, ed. T.B. Pugh (Board of Celtic Studies, University of Wales, History and Law Series, no. 20, Cardiff, 1963), 214.

22 Clanchy, From Memory to Written Record, 41. While Dr. Clancy has the situation ca. 1200 in mind, there is no reason to dismiss the applicability or force of his remarks for this later period.

23 Cal. Ancient Correspondence Wales, 160, 211; Cartae … de Glamorgan, iii. 994, iv. 1297; Marcher Lordships; Select Documents, ed. Pugh. 78–79.

24 Davies, Lordship and Society, 200.

25 Van Caenegem, Royal Writs from the Conquest to Glanvill, 136.

26 Cal. Ancient Correspondence Wales, 160.

[p. 753] Chancellerie de la Valachie et de la Moldavie aux XIVème–XVIème siècles

La recherche sur l’évolution de la chancellerie princière en Valachie et en Moldavie est rendue difficile par les grandes pertes subies par le trésor documentaire du pays du fait des vicissitudes du temps. Le résultat des hostilités depuis toujours a été le manque d’information sur les documents émis au temps des voïvodats de Litovoi et de Séneslau, formations d’État roumaines dont on fait mention dans la bulle du roi de l’Hongrie en 12471, quoique le premier a utilisé aussi un emblème qui a été inclus aux armoiries européennes constituées à la fin du XIIIème siècle (où son possesseur été désigné comme étant « le roi de Blaqui » – Valachie)2.

Aucun document n’a été conservé depuis la période des premiers princes régnants de Valachie3 et de Moldavie4 qui, sans doute, en leur qualité de chefs d’états indépendants, ont dû émettre des documents, entretenir une correspondance. La première information sûre concernant un document émis par la chancellerie valaque remonte à 1352. Conservée sous forme d’une mention dans le document du 13 Novembre 1618, cette mention atteste que pendant l’espace de temps entre le 1er Septembre 1351 et le 31 août 1352 le voïvode Nicolae Alexandru a fait don du village Bǎdeşti à l’église de Cîmpulung5. Nous apprenons par les lettres du patriarche oecuménique de 1359 que le prince régnant de Valachie mentionné plus haut a envoyé aux représentants de la [p. 754] Grande Église de Constantinople plusieurs lettres sollicitant l’envoi d’un dignitaire religieux en Valachie6, mais nous ignorons complètement leur contenu et leur aspect.

En ce qui concerne le document de chancellerie le premier qu’on connaît de Valachie, c’est le privilège commercial octroyé en 1368 par Vladislav Ier (le Prince Vlaicu, 16 Novembre 1364–1377) aux commerçants de Braşov7. Le deuxième document interne de la chancellerie valaque conservé jusqu’à l’époque que nous traversons remonte à 1374 et est aussi un privilège, le prince régnant que nous avons mentionné faisant don des villages Jidovstita, Vodiţa Mare et Tarovǎţul à sa fondation, le monastère de Vodiţa8. Le premier document de la chancellerie de Moldavie conservé remonte au 1er Mai 1384 et concerne les dons faits par le Voïvode petru (Petru Muşat, 1375–1391) à l’église Saint Jean Baptiste de Tîrgu Siret, église édifiée au frais de sa mère Margareta, avec le revenu de la douane de ce bourg9.

Quoique les sources documentaires sont pauvres pour le XIVème siècle, celui-ci est l’intervalle de temps pendant lequel la chancellerie princière des deux pays roumains a été instituée.

Comme organisme de gouvernement, la chancellerie est une institution d’administration publique chargée de la rédaction, l’écriture et la validation des documents qui lui sont demandés par l’autorité qu’elle sert10. La chancellerie de la Valachie et de la Moldavie11, ayant comme base la conception féodale sur l’institution suprême, était destinée à assurer du point de vue administratif l’exécution des fonctions du pouvoir, déterminées par la forme de l’organisation [p. 755] d’État d’une époque à l’autre (fiscalité, justice, défense de l’État)12. Le fait qu’il s’agit dès le XIVème siècle d’une chancellerie qui fonctionnait avec toutes les attributions connues pour une telle institution est indiqué par la forme de ses différentes catégories de documents, par la manière de les grouper (d’après la nature juridique et diplomatique de chaque document) en éléments du discours diplomatique.

Nous considérons que l’apparition, au début du XVème siècle, de documents complexes du point de vue de la rédaction diplomatique (documents qui, probablement, ont été rédigés aussi au XIVème siècle, mais n’ont pas été conservés) est le résultat de l’évolution de la chancellerie du prince régnant dès le XIVème siècle et des accumulations qualitatives qui se sont lentement produites pendant l’époque antérieure.

Insistant succinctement sur les éléments du discours diplomatique, nous constatons dans le document de Vladislav, en 1374, l’existence des formules suivantes: Invocation symbolique et intitulation, narration, disposition, appel aux successeurs, clause injonctive, sanction spirituelle et souscription non-autographe. Le plus ancien document qu’on connaît de Moldavie renferme les formules diplomatiques suivantes: titre, narration, disposition, formule des témoins, date.

Nous constatons du contenu des actes et des documents émis à la fin du XIVème siècle et pendant les premières années du siècle suivant, que toutes les formules du discours diplomatique ont été utilisées dans les chancelleries des deux pays roumains13, l’intitulation obtenant une forme spéciale, l’arenga, qui peut être assimilée quelque fois à la création littéraire féodale, la narration et la disposition – formules dont le contenu renferme des toponymes14 et des formes grammaticales qui transmettent des données sur l’évolution de l’écriture et de la langue roumaines15. Les formes de validation ont pris une ampleur spéciale, où l’on distingue le sceau, la souscription non-autographe, les témoins, le nom du scribe, le nom du chancelier et, ultérieurement, la signature du prince régnant aussi16.

[p. 756] L’analyse de l’évolution de l’intitulation mérite une attention toute spéciale. Si avec le premier document valaque auquel nous nous sommes rapportés (1374) il s’agit d’une intitulation restreinte (Io, Vladislav Voïvode, bien fidèle au Christ mon Dieu, par la grâce de Dieu prince régnant de tout le pays de la Vlachie), peu à peu la formule devient complète. Les éléments de l’intitulation des princes régnants roumains provenant dans une grande mesure de la chancellerie byzantine et slave du sud ont trouvé une forme d’expression spécifique à la chancellerie roumaine. Pendant le règne de Mircea le Vieux, l’intitulation est directement impressionnante, exprimant l’autorité toute spéciale du prince régnant. Dans le document du 23 Novembre 140617, émis pour le monastère de Tismana, l’intitulation comporte l’attribut théocratique (Io), le nom (Mircea), le titre (Grand Voïvode, seul souverain) la formule de dévotion (par la grâce de Dieu prince régnant), la qualité (prince souverain et régnant sur tout le pays de la Vlachie et des régions au-delà des monts et encore des régions tartares et de l’Amlaş et de Fǎgǎraş, duc et prince régnant du Banat et du Severin, et des deux côtés et de toute la Podunavia, et encore jusqu’à la Grande Mer et régnant sur la cité Dârstor).

La souscription non-autographe, spécifique aux documents valaques, a été réalisée sous forme d’un monogramme. Renfermant l’invocation symbolique et le titre restreint du voïvode18, la souscription non-autographe a été écrite avec des caractères plus hauts que le reste du texte, en utilisant tous les systèmes d’abréviation connus (le sigle, la contraction, la ligature, la surécriture, le retranchement). Au début simplement représentée en une chromatique identique à l’écriture du texte, peu à peu, la souscription non-autographe, écrite à l’encre de Chine rouge19, couleur réservée aux chancelleries princières20, devient outre un élément de validation, un vrai ornement du document. Outre le soin pour la disposition symétrique des mots qui la composent (Io, Alexandru [p. 757] Voïvode, par la grâce de Dieu prince régnant)21, l’écriture élégante des lettres et leur arrangement en une forme ordonnée, la souscription non-autographe est représentée avec des fleurs, des ornements géométriques ou zoomorphes. Ce procédé est développé jusqu’à finir par, au XVIIème siècle, se présenter comme une vraie miniature (sous ce rapport, les documents émis par la chancellerie du prince régnant de Valachie, Matei Basarab, sont représentatifs)22.

La langue utilisée couramment dans la Chancellerie de la Valachie et de la Moldavie pendant les XIVème–XVème siècles a été la langue slave de rédaction roumaine. A cause des conditions de son utilisation, cette langue est fondamentalement différente des autres langues slaves des peuples des alentours et a été dénommée slavo-roumaine. A la suite de l’adoption de cette langue par l’église orthodoxe et des liens culturels avec Byzance et les pays au sud du Danube, l’alphabet cyrillique et la langue slavo-roumaine ont rempli la fonction d’alphabet et de langue officielle dans les deux pays roumains.

Pourtant, dans les chancelleries susmentionnées, pendant cet intervalle de temps des documents en langue latine ont été aussi écrits. Le fait est intéressant que, petit à petit, les informations attestant que pendant l’époque antérieure à l’introduction de la langue slavone dans les chancelleries roumaines on a utilisé la langue latine s’élargissent23. Pendant la seconde moitié du XVIème siècle, les documents commencent à être rédigés en langue roumaine (mais écrits avec l’alphabet cyrillique), leur pourcentage augmentant et arrivant à être prépondérant pendant le siècle suivant24.

Le fait que l’utilisation de la langue latine dans la chancellerie de Valachie et de Moldavie pendant le Moyen-Age a été un usage relativement courant est prouvé par le contenu de l’acte émis le 25 Novembre 1369 par Vladislav, le voïvode de la Valachie. Par cet acte le prince régnant s’adressait « aux citoyens et au peuple de n’importe quelle nationalité et langue, qui observent le rite et les usages de la sainte église roumaine et se trouvent en Valachie » leur demandant de recevoir avec honneur un évêque catholique25. Afin de faire face [p. 758] au besoin de connaître le latin26, le prince régnant de Moldavie, Jacob Eraclid Despot a fondé en 1563 une école latine à Cotnari27.

Malgré le fait qu’aucune sorte de données concernant l’organisation des chancelleries princières ou la manière dont les actes étaient conçus, finalisés et émis n’ont pas été conservées, nous pouvons détacher des informations intéressantes concernant ces aspects par l’investigation du contenu des documents qui se sont maintenus en bon état.

Le premier moment dans la genèse des actes c’est la pétition, la demande adressée par le bénéficiaire au prince régnant, le plus souvent, probablement, verbalement. Nous surprenons cette formule dans le document de Mircea le Vieux du 11 Mai 1409, où l’on mentionne qu’il a émis cet acte « à la sollicitation et demande de mes très honorables boyards, Baldovin, le chancelier et le seigneur Serban et le Radu de Stan »28.

Dans l’acte daté du 30 Juillet 1401, émis dans la chancellerie de Moldavie, l’intervention est mentionnée sous la forme suivante: « ce vrai Ohanes, évêque arménien, est arrivé chez nous, chez notre résidence de Moldavie et s’est présenté devant nous avec des documents en règle »29.

En recevant la pétition, le prince régnant appelait un haut dignitaire comme responsable pour effectuer les recherches et réaliser le document, dignitaire qui portera le nom de chancelier. La disposition du prince régnant pour la rédaction de l’acte a été exprimée dans la chancellerie de Valachie par le mot « ispravnic » intendant30 (correcteur) et en Moldavie par le terme de « pisati » (écrire) et « privisati » (mettre le sceau). Généralement, l’ordre pour la rédaction de l’acte est donné au chancelier, au chef de la chancellerie princière et, seulement pour des cas tout à fait spéciaux, à quelques scribes ou copistes. Pour des cas particuliers – à plusieurs boïards. La personne à laquelle on avait assigné la tâche de réaliser l’acte effectuait des vérifications, se rendait sur les lieux, en cas d’un procès de démarcation, étudiait les documents présentés par [p. 759] les parties adverses, soumettait les témoins à un interrogatoire, prenant des notes sur les faits qui pouvaient apporter une contribution à la solution du cas.

Quand le haut dignitaire respectif menait à bien tout ce qui est dû, le prince régnant rassemblait le conseil princier. En présence de ses membres, l’intendant rapportait le résultat de ses investigations. Les boïards délibéraient et ensuite le prince régnant prononçait l’arrêt.

Après quoi, le haut dignitaire – intendant de l’acte transmettait à la chancellerie princière l’ordre de réaliser le document. Quand le chancelier lui-même était le bénéficiaire du document, c’est un fait significatif que l’ordre pour la rédaction de cet acte était donné à un scribe ou copiste, justement pour le besoin d’observer les normes juridiques du temps. Ainsi, l’ordre de composer l’acte du 24 Février 1442, le chancelier étant l’une des parties intéressée, a été donné au scribe Paşco: « et pour une plus grande légalité de tout ce qui a été écrit plus haut j’ai donné l’ordre à notre serviteur Paşco d’écrire et de suspendre le sceau à ce document »31.

Dans le document du 10 Septembre 1428 de Dan le II-nd, l’ordre de réaliser l’acte par l’un des fonctionnaires de la chancellerie princière a été consigné par les mots: « et le chancelier m’a dit »32. Dans l’acte émis par la chancellerie de Moldavie le 15 Juillet 1445 on précisait, relativement à la réalisation du document, « et pour une plus grande force de tout ce qui a été écrit plus haut j’ai ordonné à notre très fidèle boïard le chancelier Mihail d’écrire et de suspendre notre sceau à ce document. Écrit par Şandru, le scribe »33. Le 31 Janvier 1500 on consignait en un acte émis « par l’ordre du prince régnant Radu Voïvode, ce document a été rédigé par le très misérable Teodor, et le très misérable Ban l’a écrit, corrigé et scellé »34.

Quelque fois le chancelier est aussi le scribe de l’acte.

L’écriture de l’acte comporte l’arrangement sur un support (parchemin, papier) de texte initialement préparé sous forme d’un brouillon, l’importance due étant accordée aux formes graphiques, à la représentation des lettres initiales, au système de validation.

Les données des documents prouvent que l’acte a été écrit quelque fois un certain temps après le prononcé de la décision princière dans le cas respectif. Ainsi, la formule de conclusion de l’acte émis dans la chancellerie de Vlad le [p. 760] Diable le 8 Septembre 143935 précise: « prononcé en Argeş mais écrit à Tîrgovişte », donc quelques jours après la prononciation de la décision princière.

Quand l’acte était finalisé, le chancelier le vérifiait du point de vue de la correction de l’écriture, de l’exactitude des données insérées et de la manière d’englober les formules diplomatiques, le tout ayant comme but d’éviter les vices de forme et de fond du document. Quand on constatait des fautes, et surtout des omissions, on ajoutait à l’encre de Chine rouge sur le bord du support ou au-dessus de la ligne écrite les mots ou les lettres destinés à permettre la correction du texte. C’est l’intendant qui devait effectuer cette action de réexamen du document et, quand il était absent, l’un des scribes avait aussi la mission de contrôle et de validation.

La dernière opération concernant la composition de l’acte était sa légalisation. Le plus important système de validation, l’application du sceau, était concrétisée en fonction du caractère du document. Pendant le XIVème et XVème siècles, les documents étaient authentifiés avec des sceaux en cire attachés par une ganse ou une bande de parchemin, ou avec des sceaux timbrés36. Quoique l’application du sceau était une part des attributions du chancelier, il est hors de doute que la préparation de cette opération était réalisée par un fonctionnaire de la chancellerie. Probablement, ils fixaient la ganse (c’est un fait connu que le noeud de fixation de la ganse doit rendre impossible toute intention de changer le sceau), confectionnaient la casse, de sorte que le chef de la chancellerie avait seulement la tâche d’appliquer la matrice du sceau sur la cire rouge. Nous considérons que l’opération pour l’application du sceau, surtout pour les documents d’une grande importance, constituait un moment solennel. De ce point de vue, les informations qui nous ont été transmises concernant l’inauguration de la matrice du grand sceau du prince régnant de Moldavie, Stefan le Grand, sont significatives. D’après les témoignages de ses contemporains, le document du 18 Février 1458, par lequel ce prince illustre faisait don du village de Baloteşti au monastère de Neamţ, a été scellé par le prince lui-même « quand Stefan Voïvode a fait son premier grand privilège et a mis son sceau grand et neuf »37.

Quand cette dernière opération était remplie, le document était prêt pour être remis au bénéficiaire. La remise du document impliquait le payement des [p. 761] taxes dues pour le travail des différents fonctionnaires de la chancellerie qui se sont occupés de la rédaction, l’écriture et la validation du document38.

Quoique nous avons peu de données relativement à ces aspects, nous savons qu’au XVIème siècle on donnait un boeuf pour l’écriture d’un document (30 Avril 1555).

Jusqu’à présent on a cumulé peu de données relativement à l’organisation interne de la chancellerie princière. En étudiant les documents émis par ces institutions qui avaient un rôle spécial dans la hiérarchie féodale, on peut quand même se rendre compte de quelques choses en relation avec ce problème.

Les chancelleries princières de Moldavie et de Valachie étaient dirigées par un haut dignitaire laïque, appelé grand chancelier (en Moldavie, jusqu’à la fin du XVIème siècle, celui-ci a été appelé seulement chancelier, l’adjectif de grand étant ajouté ultérieurement ici aussi).

La fonction de ce haut dignitaire princier est évidemment remarquée dans le documents dès la seconde moitié du XIVème siècle (par la formule « et pour la foi de ce qui a été écrit plus haut j’ai ordonné qu’on écrive et qu’on suspende le sceau à ce document ») mais le terme qui l’individualisera avec cette attribution (logofăt = chancelier) est apparu pour la première fois en 1391, le 27 décembre, en Valachie (Baldovin le chancelier y est mentionné)39 et le 28 Juin 1401, en Moldavie (Bratei le chancelier)40.

Nous mentionnons qu’en la chancellerie moldave, le chancelier était quelque fois appelé par le mot latin « canteler » et dans les actes écrites en latin il était désigné par le terme « cancelarius ».

Comptant parmi les plus remarquables dignitaires du pays (pendant le XIVème et XVème siècles le chancelier occupait la seconde place, après le vornic, et ensuite il passe à la première place de la hiérarchie des fonctionnaires princiers) le chef de la chancellerie princière avait des tâches multiples.

En qualité de membre du conseil du prince régnant, le logofăt (le chancelier) prenait part aux débats où l’on décidait les problèmes importants du pays, cherchait les informations nécessaires et exprimait son opinion concernant les diverses questions qui étaient soulevées et délibérées dans l’assemblée délibérante du prince régnant. En sa qualité de chef de la chancellerie, le grand chancelier était celui qui dirigeait le travail pour la rédaction des documents. [p. 762] Il recrutait et préparait le personnel, vérifiait les travaux des scribes et des copistes, en certain cas spéciaux écrivait lui-même le texte des documents. Étant le gardien de la matrice du grand sceau princier, le grand chancelier validait les documents41. Parmi les tâches de ce haut dignitaire se trouvaient aussi les expéditions de la correspondance du prince régnant.

Le développement sans cesse des activités sociales a déterminé l’augmentation des documents qui devaient être rédigés, le résultat étant une réorganisation des responsabilités du personnel dirigeant la chancellerie du prince.

Par conséquent, vers le milieu du XVème siècle apparaît le II-nd chancelier, et à la fin de ce siècle le IIIème chancelier aussi. Dans les conditions de l’approfondissement des fonctions de l’état féodal, le grand chancelier s’occupait spécialement des affaires générales du pays, le IInd chancelier des procès pour des propriétés foncières, et le IIIème chancelier avait le rôle de diriger l’activité de la chancellerie princière. Il était le gardien de la matrice du petit sceau du prince, qu’il appliquait sur les actes de moindre importance.

Certaines conditions étaient, sans doute, nécessaires pour occuper la fonction de chancelier, en premier lieu il devait avoir des connaissances spéciales juridiques et linguistiques, parler bien certaines langues étrangères, être habitué aux exigences de la rédaction et de l’écriture des documents, être familier des formules diplomatiques, dont l’utilisation correcte assure la complète légalité du document.

Les chanceliers, appartenant à la noblesse du pays, détenaient des propriétés foncières et étaient souvent l’objet de l’indulgence du prince régnant qui leur offrait en don des terres. La place importante de ce haut fonctionnaire princier est prouvé par les appréciations qu’on trouve insérées en certains documents relatifs aux différents chanceliers.

En ce sens nous remarquons les documents du 9 Octobre 1492, et du 2 Septembre 149342, où le prince régnant de Valachie nomme le seigneur Stanco chancelier « le premier conseiller de ma souveraineté ». En l’acte daté le 16 Mars 1494, le grand chancelier était désigné par le nom « vlastelin » (le plus grand)43. En certains cas, comme celui du dignitaire susmentionné, Stanco (Stancu), le grand chancelier arrive à devenir parent du voïvode du pays.

Quoiqu’en conformité avec les anciens usages du pays les hautes fonctions étaient réparties parle prince régnant pour une année (on sait qu’à la fin de chaque année les fonctionnaires du prince, qui avaient comme marque caractéristique un bâton, venaient à la cour princière, laissaient les bâtons et, au début [p. 763] de la nouvelle année, le prince régnant les distribuait aux dignitaires qu’il considérait dignes pour l’une ou l’autre des hautes fonctions) les chanceliers maintenaient d’habitude leur fonction pour un intervalle de temps plus long. Les connaissances spéciales exigées par cette fonction et le rôle de l’expérience pour mener à bien les tâches qui lui incombent ont déterminé une plus grande stabilité de cette haute fonction. On connaît des chanceliers qui ont servi sous plusieurs princes régnants. Beaucoup de documents on été conservés par lesquels les chanceliers étaient récompensés pour leur service. Par le contenu du document du 17 Juillet 143644, les voïvodes de Moldavie Ilie et Stefan remettaient plusieurs propriétés au grand chancelier attestant que « notre sincère serviteur et fidèle boïard seigneur Oancea, le chancelier, a servi auparavant notre saint défunt père sincèrement et fidèlement et aujourd’hui il est aussi à notre service ».

Le contenu de certains documents indique la division du travail entre les fonctionnaires dirigeants de la chancellerie princière, marquant la précision du titre du chancelier. Ainsi, le 10 Septembre 1428, dans le document de Dan, on mentionne comme témoin « le premier chancelier » Coica45, tandis que dans le contenu de l’acte du 5 Juin 1494 on mentionne « Zlate, petit chancelier »46.

Quand il était révoqué de sa fonction, le chancelier continuait à conserver ce titre, mais en lui ajoutant le particule biv (ex).

En ce qui concerne le personnel exécutant utilisé dans les chancelleries princières, on n’a pu déterminer que très rarement leur nombre47 et l’on n’a pas pu se rendre compte de la hiérarchie qui a existé sans doute. Dans les documents ce personnel est désigné par les termes de copistes, scribes, secrétaires, enregistreurs. Ces fonctionnaires exécutants avaient des connaissances de langage et d’écriture et faisaient partie de la catégorie des boïards, et quelque fois étaient remarqués pour le service rendu par le prince régnant qui leur faisait don des terres. Le 19 Février 1412, Alexandre le Bon, prince régnant de Moldavie, fait don à Roman, le scribe, fils de Stanislav de Neamţ « parce qu’il a servi auparavant nos saints précurseurs défunts d’un service sincère et fidèle, et aujourd’hui il nous sert d’un service sincère et fidèle »48.

[p. 764] Par un acte émis approximativement entre 1438 et 1442, la chancellerie de Moldavie concédait plusieurs villages au scribe Mihail Oţăl pour son service sincère et fidèle49.

Des cas ont existé où les scribes et les copistes ont reçu la tâche de s’occuper de la rédaction des actes, étant donc des « intendants » surtout quand le chancelier était le bénéficiaire de l’acte.

Ainsi, dans le document de Alexandu voïvode du 20 Juin 145350 donné au « très fidèle et sincère seigneur Mihail, le chancelier, notre fonctionnaire », l’ordre pour la réalisation du document est précisé dans la formule « j’ai donné l’ordre à notre scribe Tador d’écrire et de suspendre notre sceau à notre document ». Quelque fois les chanceliers étaient recrutés du rang des scribes: on connaît le fait que Stefan le Grand a élevé en 1475 le scribe Ioan Tăutu au rang de chancelier51.

Des situations ont existé où les copistes ont fait partie de l’assemblée princière. Ainsi, le 8 Mai 1438, le « copiste Bogdan » comptait parmi les membres du conseil princier de Moldavie52, et le 6 Mars 1443, nous rencontrons sur la liste des témoins parmi les grands dignitaires du plays le scribe, seigneur Sendrică, aussi »53.

Le fait qu’une certaine hiérarchisation existait parmi les fonctionnaires exécutants de la chancellerie princière peut être prouvé par l’existence d’un « secrétaire de la femme du prince régnant », attesté par le document du 29 Juillet 1428 émis par le prince régnant de Moldavie54.

Le 4 Janvier 1432 le texte du document a été écrit par « Paşco, le copiste de Cupcici » (chancelier)55.

Le fait qu’il existait des règles précises en ce qui concerne la rédaction des documents est prouvé par les explications introduites dans leur contenu lors d’une situation spéciale. Ainsi, en 1609, pour un acte dont l’intendant était le grand chancelier Stroici, on a introduit la précision suivante: « en l’absence de Stroici, le grand chancelier, le chancelier Ivaşco a signé ».

Ce sont quelques aspects seulement concernant le développement des chancelleries princières des pays roumains. L’importance toute spéciale de ces institutions [p. 765] comme émetteurs de documents et organes de gouvernement, leur rôle pour la diffusion de la culture, imposent l’exécution d’investigations plus profondes permettant la connaissance des diverses étapes de l’évolution, la collections des informations nécessaires pour interpréter certaines expressions des documents, lta facteurs qui attestent l’interférence des aires de culture et des contributions originales concernant les éléments du discours diplomatique.


1 Il s’agit de la bulle du roi de l’Hongrie, Bela IVième émise en 1247 Juin 2. Voire Georgius Pray, Dissertationes historico-criticae in annales veteres hunorum, avarum et hungarorum, Vindobonae, P. 134–137.

2 L’Amorial Wijnbergen. Voir par rapport à la création de cet armorial, Michel Pastoureau, Traite d’héraldique, Paris, 1979, p. 226–227.

3 La Valachie est devenue indépendante en 1330. Le premier prince régnant, Basarab I, a régné jusqu’en 1352, date à la quelle monta sur le trône Nicolae Alexandru.

4 La Moldavie a conquis son indépendance en 1359. Le trône à été successivement occupé jusqu’à Roman, par Bogdan Iere (1359–1365) et Laţcu (1365–1375).

5 Documenta Romaniae Historica (D.R.H.), B., Ţara Româneasca (La Valachie) vol. I, p. 11.

6 Documente privind istoria Ramâniei (Documents concernant l’histoire de la Roumanie) D.I.R. B, Ţara Româneasca (La Valachie), XIII–XIV, XV, siècle, p. 14–15. La lettre du Patriarche de Constantinople, publiée par Fr. Miklosich, Acta patriarchatus Constantinopolitani, Vienne, 1860, p. 386–388.

7 Archives d’État Braşov, collection Privilèges nr. 7.

8 Archives d’État Bucarest, collection Section Historique, nr. 1. – Voir D.R.H., B., La Valachie, vol. I., p. 17–19.

9 D.R.H., A, La Moldavie, vol. I., p. 1–2.

10 C’est la définition donnée à la chancellerie par les membres de la Commission Internationale de Diplomatique.

11 Pour quelques aspects de leur mode de fonctionnement voir Nicolae Gramada, Cancelaria domneasca a Moldovei pîna la domnia lui Constantin Macrocordat, (La chancellerie princière de Moldavie jusqu’au règne de Constantin Macrocordat), dans « Codrii Cosminului », IX, 1935, p. 131–232; Leon Simancschi, Georgeta Ignat, Constituirea cancelariei statului feudal moldovenesc. (La création de la chancellerie de l’État féodal moldave), dans Anuarul Institutului de istorie şi arheologie « A.D. Xenopol », Iaşi, IX, 1972, p. 107–131, X. 1973, p. 123–149.

12 Voir aussi Nicolae Iorga, Notes de diplomatique roumaine, dans « Bulletin de la section historique de l’Académie Roumaine », vol. XVII, 1930, p. 114–141.

13 Pour l’apparition des différentes formules diplomatiques voir Damian P. Bogdan, Diplomatica slavo-româna (Diplomatique slavo-roumaine), dans DIR, Introducere (Introduction), vol. II, Bucarest, 1956.

14 Ibidem.

15 Voir Damian P. Bogdan, Glosarul cuvintelor româeşti din documentele slvo-române (Glossaire des mots roumains dans les documents slavo-roumains), Bucarest 1946.

16 Olimpia Guţu, Ana Cristina Halichias, Note privitoare la scrisul în limba româna înainte de 1550 (Notes concernant l’écriture en langue roumaine avant 1550), dans « Revista Arhivelor » (Revue des Archives) an LX, vol. XLVI, nr. 4, 1983, p. 390–401.

17 Archives d’État Bucarest, Collection Section Historique, nr. 11. D.R.H., B., La Valachie, vol. I., p. 70–71.

18 Pour la premier fois nous rencontrons cette formule dans le parchemin de Vladislav, en 1374.

19 Premièrement on a utilisé l’encre de Chine rouge, pour écrire la souscription non-autographe, pendant le règne de Dan II-ème, (Privilège accordé en 1431 janvier 30, au négociants de Braşov). Archives d’État Braşov, collection Privilèges nr. 768.

20 En ce qui concerne la signification des couleurs utilisées pour l’écriture et l’ornement des documents voir Emil Vîrtosu, Paleografia româno-chirilica (La Paléographie roumaine-chirilique), Bucarest, 1968, p. 88–92, et Maria Dogaru, Contribuţii la cunoaşterea heraldicii Tarii Românesţti. Primele steme reprezentate în culcori (contribution à la connaissance de l’héraldique de Valachie. Les premiers blasons représentés en couleurs), dans « Revista Arhivelor », an LX, vol. XIV, nr. 3, p. 288–292.

21 C’est la souscription qui individualise le voivode Alexandru Aldea (le parchemin de 1436 juin 25). Archives d’État Bucarest, collection Section Historique, nr. 32.

22 Voir les parchemins mis par ce prince régnant inclus dans l’album réalisé par Maria Soveja, Ioana Burlacu, Ion Opriş, Marturii ale trecutului (Les témoignages du passé), Bucarest, 1981, p. 92, 94.

23 La légende des sceaux de quelques centres urbains existe avant la fondation des États féodaux indépendants, c’est une preuve de plus pour soutenir cette idée.

24 Voir Emil Vîrtosu, op. cit. (le chapitre « La chancellerie princière créatrice de textes roumains en chirilique »), p. 48–58.

25 D.R.H., B., La Valachie, vol. I., p. 12–13.

26 Radu Manolescu, Scrierea latina în Moldova şi Tara Româneasca în evul mediu (L’écriture latine en Moldavie et en Valachie au Moyen Age), dans « Revista Arhivelor », an IX, nr. 2, 1966, p. 67–82.

27 Stefan Bîrsanescu, « Schola latina » de la Cotnari (« Schola latina » de Cotnari), Bucarest, 1957.

28 Archives d’État Bucarest, Collection Historique, nr. 16 (D.R.H., B., La Valachie, vol. I, p. 75–77).

29 D.R.H., A., La Moldavie, vol. I., p. 14–15.

30 Premièrement le terme d’intendant indiquait la responsabilité de la réalisation de l’acte, ultérieurement signifiait le dignitaire qui avait effectivement l’acte. Il y a des cas où l’acte est émis seulement à l’ordre du prince, situation précisée par les termes « mêmes les dires du prince a ordonné » ou « le prince lui même a ordonné ».

31 D.R.H., A., La Moldavie, vol. I. 307.

32 Archives d’État Bucarest, collection Section Historique, nr. 28.

33 D.R.H., A., La Moldavie, vol. I, p. 360–361.

34 La Musée d’Histoire du municipe Bucarest, nr. 39371.

35 Nicolae Gramada, op. cit., p. 163.

36 Voir concernant le différents types de scellage l’ouvrage de Maria Dogaru, Sigiliile, marturii ale trecutului istoric (Les sceaux témoignages du passé historique), Bucarest, 1976.

37 D.I.R., A., La Moldavie, XIII–XIV–XV siècles, p. 293.

38 En ce qui concerne les revenus du personnel de la chancellerie princière, voir le travail de Nocolae Gramada, mentionné plus haut, et l’étude de Damian Bogdan, La diplomatique slavo-roumaine, p. 38.

39 D.R.H., B., La Valachie, vol. I, p. 36–38.

40 Archives d’État Iassy, collection Documents, CCCL/2.

41 Archives d’État Bucarest, collection Sceaux, II, 206.

42 Ibid., collection Acquisitions Nouvelles, nr. CXIX/1.

43 Ibid., collection Section Historique, nr. 91.

44 D.R.H., A., La Moldavie, vol. I, p. 218–220.

45 Archives d’État Bucarest, collection Section Historique, 28.

46 Le Musée l’histoire du municipe Bucarest, nr. 30387.

47 On connaît le fait que dans la chancellerie de Valachie, en 1451, se trouvaient au moins cinq copistes.

48 D.R.H., A., La Moldavie, vol. I, p. 47.

49 Archives d’État Iassy, collection Documents, CCCXL/1; CCXL/I.

50 D.R.H., A., La Moldavie, vol. II, p. 44–47.

51 Nicolae Gramada, op. cit., p. 209.

52 Archives D’État Bucarest, collection, Sceaux II/5.

53 D.R.H., A., La Moldavie, vol. I, p. 314–316.

54 Archives d’État Bucarest, collection Sceaux, I, nr. 115.

55 Archives d’État Suceava, fond Monastere Suceviţa, I/1.